<div type="section-group" id="less_2_SonOst">
<app>
<lem><div type="section" id="less_section_2sonacho">
<head type="main"><pb type="sp" n="635" edRef="#a" id="less_635"/>
<pb edRef="#b" n="614"/>
<pb edRef="#c" n="631"/>
<choice>
<orig>Evangelium am zweiten Sontage nach Ostern.</orig>
<supplied reason="toc-title">2. Sonntag nach Ostern (Joh 9,39 –
10,18)</supplied>
<supplied reason="column-title">2. Sonntag nach Ostern (Joh 9,39
– 10,18)</supplied>
</choice></head>
<head type="sub"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:9:39" to="Joh:10:18"><hi>Johannis</hi> 9, 39 – 10,
18.</citedRange></bibl></head>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Nie</hi></hi> hat die Welt einen Regenten
gesehen, auf den das durch Alterthum, Unschuld und Reiz so
ehrwürdige und anmuthige <ptr target="#sonost2_erl_2" type="editorial-commentary"/>Bild <hi>eines Hirten</hi> besser
gepasset, als auf <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesum</hi></persName>. Er ist der
einzige ächte Hirte, der uns durch alle Krümmungen und Irrwege
dieses Lebens, auf die gesunde und reiche Weide füret; und endlich
durch das dunkle <index indexName="subjects-index">
<term>Tal des Todes</term>
</index>Thal des Todes, und das <index indexName="subjects-index">
<term>Schattenreich des Grabes</term>
</index>Schattenreich des <app>
<lem>Grabes,</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">Grabes</rdg>
</app> hin in die <index indexName="subjects-index">
<term>Lichts, Gefilde des</term>
</index>Gefilde des Lichts, in die seeligen Wohnungen des Himmels
leitet!</p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:9"><app>
<lem>Johannis</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">Joh.</rdg>
</app> 9.</citedRange></bibl></seg>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<app>
<lem><persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><persName ref="textgrid:255cd"><hi><hi rend="spaced-out">Jesus</hi></hi></persName></rdg>
</app> hatte einen Blindgebohrnen auf der Stelle geheilet. Die Sache
war unleugbahr. Der hohe <hi>Rath</hi> zu <hi>Jerusalem</hi>, das
höchste Gericht der Nation, diese so mächtigen als abgesagten Feinde
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, hatten die
Eltern des Blindgebohrnen, und ihn selbst gerichtlich verhört, und
den leztern gar die Sache beschwören lassen. Der Blindgebohrne war
also auf der Stelle, durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> Machtspruch
geheilt. Und der <index indexName="subjects-index">
<term>gesunder Menschenverstand</term>
</index>gesunde Menschenverstand lehret, daß dies nicht ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Wunderwerk</term>
</index>Wunderwerk geschehen kan. Dennoch blieben sie, Feinde <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, dennoch
verwarfen sie seine Religion. Und warum? – <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>, sagten
sie, habe den Elenden, am <hi>Sabbat</hi>
<app>
<lem>geheilt.</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">geheilt,</rdg>
</app> Am Sabbat aber heilen, – also, die Menschen <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>, für die der Sabbat ist, beglücken – sey eine so schwere
Sünde, daß nur ein Bösewicht dergleichen thun könne. Man weiß <pb edRef="#b" n="615"/>
<pb edRef="#c" n="632"/> nicht, ob man mehr über den Unsinn, oder
die Bosheit dieser Heuchler erstaunen soll! – Da nun <pb n="636" edRef="#a" id="less_636"/> sprach <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<app>
<lem><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName></rdg>
</app> zu ihnen. <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:9:39" to="Joh:10:6"><app>
<lem>Johannis</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">Joh.</rdg>
</app> 9, 39 – 10, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Zur Rechtsprechung bin ich in die Welt gekommen: auf daß
diejenigen welche nicht sehen, sehend; und diejenigen welche
sehen, blind werden.</hi> – „Damit diejenigen, die <hi>ihre
Blindheit erkennen</hi>, sehend werden; diejenigen aber, die
<hi>sich für sehend halten</hi>, von ihrer Blindheit <app>
<lem>überfüret</lem>
<rdg wit="#b" type="v">überführet</rdg>
</app> werden.“ Zu diesem scharfsinnigen Ausdruck nahm <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> Anlaß,
durch den <hi>Blinden</hi> den er eben geheilet hatte, und über den
die Juden mit ihm stritten. – <hi>Als das die gegenwärtigen <index indexName="subjects-index">
<term>Pharisäer</term>
</index>Pharisäer höreten, sprachen sie, Sind wir denn gar,
Blinde?</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>
<hi>antwortete, wäret ihr Blinde, so würdet ihr nicht in eurer
Bosheit beharren. So aber sprecht ihr, wir sehen; dergestalt
dauert eure Bosheit fort.</hi> „Wenn ihr eure Blindheit recht <app>
<lem>erkennetet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erkenntet</rdg>
</app>, so würdet ihr nicht mit solcher Bosheit die Wahrheit von
euch stossen; sondern bei mir Hülfe wider eure Blindheit, suchen und
finden. So aber haltet ihr euch für Sehend. So bleibt ihr <app>
<lem>Sclaven</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sklaven</rdg>
</app> der Sünde.“ – <hi>Ich versichre euch, wer nicht zur Thür, in
den Hoff der Schaafe hineingehet, sondern anderswo einsteiget,
der ist ein Dieb und Räuber.</hi> – <ptr target="#sonost2_erl_1" type="editorial-commentary"/>Bei den Juden, und überhaupt im
<index indexName="subjects-index">
<term>Morgenland</term>
</index>Morgenlande, sind <hi>Vorhöfe</hi> vor den Häusern. Und in
diesem <hi>Vorhofe</hi>, sind auch die Schaafe. Zu den Schaafen
gehet man also, durch eben die <hi>Thür</hi>, welche ins Haus füret.
An dem Eingange des <hi>Vorhofes</hi>, ist der Thürhüter. – –
<hi>Der Hirte</hi>
<pb edRef="#b" n="616"/>
<pb edRef="#c" n="633"/>
<hi>der Schaafe aber, gehet durch die Thür. Ihm thut der Thürhüter
auf, und die</hi>
<pb n="637" edRef="#a" id="less_637"/>
<hi>Schaafe kennen seine Stimme. Er aber ruft die Schaafe mit
Nahmen, und füret sie aus. Und wenn er sie hinausgelassen, gehet
er vor ihnen her. Und die Schaafe folgen ihm nach, denn sie
kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht,
sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen die Stimme des Fremden
nicht. – Dieses Gleichniß trug</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>
<hi>vor. Sie aber verstunden nicht, was er damit sagen
wolte.</hi></p>
<p><index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi><hi rend="spaced-out">Jesus</hi></hi></persName>
<hi>fuhr also fort.</hi> – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:10:7" to="Joh:10:18">vers <app>
<lem>7–18</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">7–18.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Ich versichere euch, ich bin die Thür für die Schaafe</hi> (die
Thür, wodurch die Schaafe zur Weide, und denn wieder, in ihre <app>
<lem><choice>
<sic>Wvhnung</sic>
<corr type="editorial">Wohnung</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b #c">Wohnung</rdg>
</app> gehen.) <hi>Alle diejenigen welche kommen,</hi> (nämlich,
nicht durch die Thür, sondern durch andre Orte <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:1"><hi>vers</hi>
1</citedRange></bibl>) <hi>sind Diebe und Räuber. Aber die
Schaafe folgen ihnen nicht.</hi> „Menschen, die meiner Religion
widersprechen, und Lehren vortragen, wie die eurigen, die sind nicht
ein Seegen, sondern <ptr target="#sonost2_erl_3" type="editorial-commentary"/>eine Pest der Welt. Siehe <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:5" to="Mt:7"><hi>Matthäi</hi> 5–7.</citedRange></bibl> oben Seite <app>
<lem><ref target="textgrid:259rn#less_79">79</ref></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v"><choice>
<sic>79</sic>
<corr type="editorial">80</corr>
</choice></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und <app>
<lem><ref target="textgrid:259rq#less_107">107</ref></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v"><choice>
<sic>107</sic>
<corr type="editorial">108</corr>
</choice></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<hi><hi rend="spaced-out">Aber</hi> redliche</hi> durch mich besser
unterrichtete folgen euch nicht.“ – <hi>Ich bin die Thür: wer durch
mich eingehet, der wird gesund werden, und sicher seyn, und gute
Weide finden.</hi> „Meine Lehre füret gerade und sicher, zum <app>
<lem>Glück.“</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Glück.<supplied>“</supplied></rdg>
</app>
<hi>Der Dieb komt nur, zu stehlen, zu würgen und zu zerstören. Ich
komme, daß sie volles Glück empfangen. Ich bin</hi>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">DER</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>DER</hi></rdg>
</app>
<hi>gute Hirte.</hi>
<ptr target="#sonost2_erl_5" type="editorial-commentary"/>(der von <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> verheissen worden, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jes:40"><hi>Jesaiä</hi>
40.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ez:34"><hi>Ezechiel</hi> 34</citedRange></bibl>) <hi>Dieser
gute</hi>
<pb edRef="#b" n="617"/>
<pb edRef="#c" n="634"/>
<hi>Hirte waaget auch sein Leben für die Schaafe. Der Miethling
aber, der nicht Hirte ist,</hi>
<pb n="638" edRef="#a"/>
<hi>dem die Schaafe nicht zugehören, siehet den Wolf kommen, alsbald
verläßt er die Schaafe, und fleucht; und der Wolf zerreißt, und
zerstreuet die Schaafe. Der Miethling aber fleucht; denn er ist
ein Miethling, darum sorgt er nicht für die Schaafe. Ich
bin</hi>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">DER</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>DER</hi></rdg>
</app>
<hi>gute Hirte, und liebe meine Schaafe, und werde von den meinen
geliebet: so wie mich der Vater liebet, und ich hinwiederum den
Vater liebe. Ja, mein Leben lasse ich für die Schaafe. Und ich
habe noch andre Schaafe, die nicht aus diesem Hofe sind. Auch
diese muß ich herbeileiten, und sie werden meiner Stimme folgen.
Dergestalt wird nur Eine Heerde, und Ein Hirte seyn. – Darum
liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse. (Doch werde ich
es wieder nehmen) Niemand kan es mir nehmen, sondern ich lasse
es freiwillig. Ich habe die Macht es zu lassen, und habe auch
die Macht, es wieder zu nehmen. – – Diesen Auftrag habe ich von
meinem Vater!</hi> (nämlich, für die Beglükkung der Welt zu
Sterben, und denn zu ihrem Glück wieder zu Leben.)</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Ein</hi></hi> jeder <hi>Christ</hi>,
welcher weis was, <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> für die
Welt gethan, und seine Lehre, <hi>aus Erfahrung</hi>
<app>
<lem>kent</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kennt</rdg>
</app>, wird hier mit wallendem Herzen, und Thränen des Danks,
dieses entzückende Bild, Zug vor Zug in der Person <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> erblicken. –
<hi><hi rend="spaced-out">Er</hi></hi> ist <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:10:11" to="Joh:10:14">vers <app>
<lem>11–14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">11–14.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>der Gute Hirte</hi>; das heißt, „der rechte, <pb edRef="#b" n="618"/>
<pb edRef="#c" n="635"/>
<hi>Gütige</hi>, von <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> verheissene <hi>König der Menschen</hi>.“ (Siehe <ptr target="#sonost2_erl_4" type="editorial-commentary"/><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ez:34:23"><hi>Ezechiel</hi> 34, 23</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice>
<pb n="639" edRef="#a"/>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ez:34:24">vers
24.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jer:23"><hi>Jeremiä</hi>
<choice>
<sic>22, 23</sic>
<corr type="editorial">23</corr>
</choice></citedRange></bibl>. <ptr target="#sonost2_erl_6" type="editorial-commentary"/>Auch sonst, werden bei den <index indexName="subjects-index">
<term>Schriftsteller, alte</term>
</index>alten Schriftstellern, Könige, Regenten, sehr häufig, unter
dem Bilde des <hi>Hirten</hi> vorgestellt) – <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Er</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Er</hi></rdg>
</app> ist <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:7 Joh:10:9"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">v.</rdg>
</app> 7. 9.</citedRange></bibl></seg>
<hi>die Thür</hi> für <hi>die Schaafe</hi>; das heißt, „Seine Lehre
füret uns sicher zum Glück: sie macht uns zu guten, und glücklichen <app>
<lem>Menschen.<supplied>“</supplied></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Menschen.“</rdg>
</app> – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:16"><app>
<lem><app>
<lem>vers</lem>
<rdg wit="#b" type="v">v.</rdg>
</app> 16</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">v. 16.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Auch</hi> die Schaafe</hi>
<app>
<lem><hi>aus</hi></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v"><hi>auf</hi></rdg>
</app>
<hi>dem andern Hofe, hat Er zur Weide gefüret, und sie zu Einer
Heerde, unter Einem Hirten verbunden.</hi> „Auch die
<hi>Heiden</hi> hat er zu seiner Religion aufgenommen, und sie
nebst den Juden, unter Ein Haupt verbunden, und zu Einerlei Glück
bestimt.“ Siehe oben <app>
<lem><hi>Seite</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Seite</rdg>
</app>
<app>
<lem><ref target="textgrid:259rf#less_22">22</ref></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v"><choice>
<sic>22</sic>
<corr type="editorial">20</corr>
</choice></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:16"><app>
<lem><app>
<lem>vers</lem>
<rdg wit="#b" type="v">v.</rdg>
</app> 16</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">v. 16.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Auch</hi></hi> wir alle, meine Leser,
gehören zu den Schaafen aus dem andern Hofe. Was würden wir seyn
ohne <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>? Elende
Gözendiener, ein Raub der Betrüger, ein Opfer unsrer sündlichen
Leidenschaften: geschändet durch <index indexName="subjects-index">
<term>Aberglaube</term>
</index>Aberglauben, und durch Laster gefoltert! So laßt uns denn,
diese unaussprechliche Wohlthat <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>, mit Dank und Gehorsam brauchen; und Ihn täglich bitten, daß
Er sie, allen unsern <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenmensch</term>
</index>Nebenmenschen schenke, sie alle, – zu Einer Heerde und Einem
Hirten mache.</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">So</hi></hi> muß das Betragen <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> unsre
Dankbahrkeit <index indexName="subjects-index">
<term>anfeuern</term>
</index>anfeuren! Und, – denn Erlösete und Schüler eines
<hi>Solchen</hi> Heilandes, müssen mehr <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>alr</sic>
<corr type="editorial">als</corr>
</choice></rdg>
</app> Gemeine Menschen seyn – unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index><app>
<lem><hi>Menschen Liebe</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Menschen-Liebe</hi></rdg>
</app>
<hi>auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Gipfel der Großmut</term>
</index>Gipfel der <hi rend="spaced-out">Grosmuth</hi></hi>
erheben. <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:14 Joh:10:15"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg wit="#b" type="v">v.</rdg>
</app> 14. <app>
<lem>15.</lem>
<rdg wit="#b" type="v">15</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Ich liebe meine Schaafe, wie mich der Vater liebet. Und lasse
mein Leben für die Schaafe.</hi> – So müssen auch wir, wenn <pb edRef="#b" n="619"/>
<pb edRef="#c" n="636"/> uns das <index indexName="subjects-index">
<term>gemeines Bestes</term>
</index>Gemeine Beste dazu auffordert, alles Irrdische, selbst
Gesundheit und Leben waagen, und <pb n="640" edRef="#a"/> hingeben.
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:3:16">1
<hi>Johannis</hi> 3, 16</citedRange></bibl>. Siehe oben
<hi>Seite</hi>
<app>
<lem><ref target="textgrid:259s4#less_186">186</ref></lem>
<rdg wit="#b" type="v">177</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<sic>177</sic>
<corr type="editorial">192</corr>
</choice></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Ich</hi> bin kommen, den Menschen volles
Glück zu geben!</hi>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:10"><hi>vers</hi> 10.</citedRange></bibl> – <ptr target="#sonost2_erl_8" type="editorial-commentary"/><app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Ich</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Ich</hi></rdg>
</app>
<hi>liebe die Menschen,</hi>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">wie</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>wie</hi></rdg>
</app>
<hi>mich der Vater liebet!</hi>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:14"><hi>vers</hi> 14.</citedRange></bibl> – <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Ich</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Ich</hi></rdg>
</app>
<hi>lasse mein Leben für die Schaafe!</hi>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:15"><hi>vers</hi> 15.</citedRange></bibl> – <hi><hi rend="spaced-out">Niemand</hi> nimt mein Leben, ich lasse es
freiwillig für die Menschen. <hi rend="spaced-out">Das ist der
Auftrag meines Vaters</hi>!</hi>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:18">vers
18.</citedRange></bibl> – – Wer kan diese Aussprüche hören,
oder lesen, ohne sich zu <app>
<lem>Allem</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">allem</rdg>
</app> was Groß und Edel ist, erhaben zu <index indexName="subjects-index">
<term>fühlen, sich erhaben</term>
</index>fülen! – So sey gesinnet, so handele, Christ! <app>
<lem>Alsdenn</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">alsdenn</rdg>
</app> ist dein Glück gemacht! Denn hier ist die Zusage <app>
<lem>unsers</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>nnsers</sic>
<corr type="editorial">unsers</corr>
</choice></rdg>
</app> Gütigsten Regenten! <ptr target="#sonost2_erl_7" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:10:27" to="Joh:10:30">vers <app>
<lem>27–30</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">27–30.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Meine Schaafe folgen mir, und ich gebe ihnen – <hi rend="spaced-out">ein Ewiges Glück</hi>! Und nie werde ich
sie verliehren. Und niemand soll sie meinen Händen entreissen.
–</hi>
<app>
<lem><hi>Denn,</hi></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v"><hi>Denn</hi></rdg>
</app>
<hi>der Vater, der sie mir gegeben hat, – ist Mächtiger als
Alles!</hi></p>
</div></lem>
<rdg type="om" wit="#z"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_1"><label>Bei den
Juden und überhaupt im Morgenlande, sind Vorhöfe vor den Häusern [...] ist
der Thürhüter.</label>
<p>Auch diese Bemerkung zur vorderasiatischen Architektur der Antike (vgl. <ref target="textgrid:259sb.5#less_258">a258f.</ref>) gehört zum exegetischen
Handbuchwissen des 18. Jh.s.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_2"><label>Bild
eines Hirten [...] in die seeligen Wohnungen des Himmels leitet</label>
<p>Vgl. v.a. Ps 23.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_3"><label>eine
Pest der Welt</label>
<p>Personen als „Pest“ zu bezeichnen, ist ein bereits in der antiken Rhetorik
weit verbreitetes Stilmittel (vgl. z.B. Cic. Dom. 5 [III] <foreign lang="lat"><hi>funesta rei publicae pestis</hi></foreign>; Cic. Rab.
Perd. 2 [I] <foreign lang="lat"><hi>pestem [...]
civitatis</hi></foreign>; dazu Apg 24,5 <foreign lang="grc">εὑρόντες
γὰρ τὸν ἄνδρα τοῦτον λοιμὸν</foreign>).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_4"><label>Ezechiel
34, 23 vergl. vers 24. Jeremiä 23</label>
<p>Bei „Jeremiä 23“ handelt es sich um eine Korrektur von „Jeremiä 22, 23“ (vgl.
<hi>Editorische Korrekturen</hi>, z. St.). Der Grund dafür liegt darin,
dass Jer 23,1–8 zu den klassischen Vergleichstexten zu Ez 34 zählt. Unter
Umständen könnte anstelle von Jer 22,23 auch Jer 22,22 gemeint sein. Dort
wird – von Leß vielleicht als Gegenbild zum „guten Hirten“ verstanden – kurz
erwähnt, dass die Hirten des im Alten Testament durchweg als schlecht
charakterisierten Königs Jojakim „der Sturmwind [<foreign lang="hbo">רוּחַ</foreign>] weidet“, d.h., sie werden als Gottlose zerstreut (vgl.
Ps 1,4). In Frage kommt natürlich auch eine Korrektur zu Jer 22f.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_5"><label>(der von
Gott verheissen worden, Jesaiä 40. Ezechiel 34)</label>
<p>Vgl. Jes 40,11; Ez 34,11–23.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_6"><label>Auch
sonst, werden bei den alten Schriftstellern, Könige, Regenten, sehr häufig,
unter dem Bilde des Hirten vorgestellt</label>
<p>Die Bezeichnung <foreign lang="grc">ποιμὴν λαῶν</foreign> für einen König
findet sich seit Homer (vgl. z.B. Hom. Il. II 243; dazu die Übersetzung
Quint. Inst. VIII 6,18 <foreign lang="lat"><hi>pastor
populi</hi></foreign>).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_7"><label>{vers
27–30}</label>
<p>Wiedergegeben wird Joh 10,27–29.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonost2_erl_8"><label>Ich
liebe die Menschen, wie mich der Vater liebet! vers 14</label>
<p>D.i. genau genommen Joh 10,14.15a, doch scheint es Leß am Ende dieses
Sonntagsevangeliums eher um die Zusammenfassung von „Kernsprüchen“ (vgl.
<ref target="textgrid:25dg1.5#less_258">a548f.</ref>) zu gehen, die aus
Gründen der Eindrücklichkeit einzelnen Versen zugeordnet werden.</p></note>
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