<div type="section-group" id="less_9_SonTr">
<app>
<lem><div type="section" id="less_section_9">
<head type="main"><pb edRef="#a" n="121" type="sp" id="less_121"/>
<pb n="121" edRef="#b"/>
<pb n="121" edRef="#c"/>
<ptr target="#sontr9_erl_4" type="editorial-commentary"/><choice>
<orig>Evangelium am 9 Sontage nach Trinitatis.</orig>
<supplied reason="toc-title">9. Sonntag nach Trinitatis (Lk
16,1–15)</supplied>
<supplied reason="column-title">9. Sonntag nach Trinitatis (Lk
16,1–15)</supplied>
</choice></head>
<head type="sub"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:16:1" to="Lk:16:15"><hi>Lucä</hi> 16, <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#b #c">vers</rdg>
</app> 1–15.</citedRange></bibl></head>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:7:28 Mt:7:29"><app>
<lem>Matth.</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Math.</rdg>
</app> 7, 28. <app>
<lem>29</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">29.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Mächtig</hi> war der Unterricht</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>; und nicht
<hi>wie das</hi>
<app>
<lem><hi>Trokene</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Trockene</hi></rdg>
</app><hi>, Unschmakhafte,</hi>
<app>
<lem><hi>kraftlose</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>kraftloose</hi></rdg>
</app>
<hi>Geschwäz der <index indexName="subjects-index">
<term>Pharisäer</term>
</index>Pharisäer!</hi> – Nicht allein trug er die allerreinsten
und wichtigsten Wahrheiten vor; gesäubert von allen Irtümern, und
unaussprechlich heilsam für die Welt. <ptr target="#sontr9_erl_5" type="editorial-commentary"/>Er trug sie auch auf die beste Art
vor. So klar, ohne Dunkelheit und <index indexName="subjects-index">
<term>Rätsel</term>
</index>Rätsel: so kurz, ohne ermüdende
Umschweife: so angenehm; <app>
<lem>unterhaltend,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unterhaltend:</rdg>
</app> und besonders so herablassend zu den Fähigkeiten auch des
Schwächsten! <hi>Menschen</hi> sind nicht bloß Geist, sondern auch
Körper: man muß daher nicht bloß zu ihrem <hi>Verstande</hi>,
sondern auch zu ihren <hi>Sinnen</hi> sprechen. <ptr target="#sontr9_erl_1" type="editorial-commentary"/>Darum sind
die Reden <hi>Jesu</hi> voll von Geschichten, Erzälungen,
Gleichnissen, <index indexName="subjects-index">
<term>Exempel</term>
</index>Exempeln, und Bildern; womit er die unsichtbaren Wahrheiten,
uns gleichsam vor die Augen stellet, und durch Hülfe der Sinne, tief
in die Seele drückt.</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">So</hi></hi> lehret diese <app>
<lem>Gleichnis-Rede</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Gleichniß-Rede</rdg>
</app>, oder Erzälung <hi>von dem <ptr target="#sontr9_erl_6" type="editorial-commentary"/>listigen <index indexName="subjects-index">
<term>Haushalter</term>
</index>Haushalter</hi>
<ref type="note" target="#less_9_SonTr_note1"><app>
<lem>*</lem>
<rdg type="v" wit="#c">*)</rdg>
</app></ref>, oder <pb n="122" edRef="#a" id="less_122"/>
<pb n="122" edRef="#b"/>
<pb n="122" edRef="#c"/> vielmehr, sie <hi>mahlet</hi> uns das
grosse Stück der Weisheit <hi>ab</hi>; worin der <hi>weise Gebrauch
der <index indexName="subjects-index">
<term>irdische Güter</term>
</index>irrdischen Güter bestehe</hi>? – <hi>Die Irrdischen
Güter müssen wir brauchen, um uns Gott zum Freunde zu
machen</hi>: wie unterhaltend, und kräftig wird diese Wahrheit,
durch die Erzälung <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem><hi>Jesu</hi>,</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Jesu</hi></rdg>
</app></persName> unserm Verstande und Herzen übergeben, <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">und</rdg>
</app> gleichsam eingeflösset!</p>
<note id="less_9_SonTr_note1" place="bottom"><milestone n="121*" edRef="#a" unit="fn-break"/>
<milestone n="121*" edRef="#b" unit="fn-break"/>
<milestone n="121*" edRef="#c" unit="fn-break"/>
<app>
<lem><label>*</label></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><label>*)</label></rdg>
</app>
<hi><hi rend="spaced-out">Nicht</hi></hi> die
<hi>Ungerechtigkeit</hi>, sondern die <app>
<lem>
<hi>Verschlagenheit</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Verschlagenheit</hi>,</rdg>
</app> die List, ist der Haupt-Zug in diesem <index indexName="subjects-index">
<term>Gemälde</term>
</index>Gemälde. Das ist die Eigenschaft dieses <milestone n="122*" edRef="#b" unit="fn-break"/>
<milestone n="122*" edRef="#c" unit="fn-break"/> Haushalters, worauf
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Jesus</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Jesus</hi></rdg>
</app></persName>, die <hi>Moral</hi> der Erzälung bauet. Es ist
also nicht genau geredt, wenn man dies, die Parabel vom <app>
<lem><hi>Ungerechten</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b">Ungerechten</rdg>
</app> Haushalter <app>
<lem>nent</lem>
<rdg type="v" wit="#c">nennt</rdg>
</app>.</note>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:16:1" to="Lk:16:8"><app>
<lem>vers 1–8</lem>
<rdg type="pp" wit="#b #c">v. 1–8.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Es</hi> war ein reicher</hi>
<app>
<lem><hi>Mann</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Mann</hi>,</rdg>
</app>
<hi>der hatte einen Haushalter; welcher bei ihm angegeben</hi>
<app>
<lem><hi>ward</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>ward</hi>,</rdg>
</app>
<hi>daß er seine Güter durchbringe. Der Herr forderte ihn also vor,
und sprach zu</hi>
<app>
<lem><hi>ihm</hi>:</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>ihm</hi>,</rdg>
</app>
<hi>Was höre ich da von dir? Thue Rechnung von deiner</hi>
<app>
<lem><hi>Verwaltung</hi>:</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Verwaltung</hi>,</rdg>
</app>
<hi>denn du kanst nicht ferner mein Haushalter seyn. Der Haushalter
aber überlegte bei</hi>
<app>
<lem><hi>sich</hi>:</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>sich</hi>,</rdg>
</app>
<hi>was soll ich nun thun? Mein Herr nimmt mir die Verwaltung. Das
Land bauen? Dazu bin ich nicht stark genug. Und zu betteln
schäme ich mich. – Doch! ich weis schon was zu thun! Ich will es
so einrichten, daß mich die Schuldner meines</hi>
<app>
<lem><hi>Herren</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Herrn</hi></rdg>
</app>
<hi>in ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Haus und Kost</term>
</index>Haus und Kost nehmen, wenn ich von der Verwaltung
abgesezt worden. – Nun berief er einen jeden der Schuldner
seines</hi>
<app>
<lem><hi>Herren</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Herrn</hi></rdg>
</app><hi>; und sprach zu dem</hi>
<app>
<lem><hi>Ersten</hi>:</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Ersten,</hi></rdg>
</app>
<hi>wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete, hundert
Tonnen Oel. Und</hi>
<pb n="123" edRef="#b"/>
<pb n="123" edRef="#c"/>
<hi>der Haushalter sprach; nimm hier deine <index indexName="subjects-index">
<term>Handschrift</term>
</index>Handschrift, seze dich</hi>
<app>
<lem><hi>hin</hi></lem>
<rdg type="om" wit="#b #c"/>
</app>
<hi>und schreibe hinein, Funfzig. Darnach fragte er den</hi>
<app>
<lem><hi>andern</hi>:</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>andern,</hi></rdg>
</app>
<hi>und du, wie viel bist du schuldig? Er antwortete, hun</hi><pb n="123" edRef="#a"/><hi>dert Malter Weizen. Und der Haushalter
sprach; hier hast du deine Handschrift, schreibe hinein,
Achtzig.</hi> – Ein <app>
<lem>schändliches</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>schändliches</hi></rdg>
</app> Verfahren! Aber <app>
<lem>listig</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>listig</hi></rdg>
</app>! Er brauchte die Güter seines Herren, um sich Freunde zu
machen. – <hi>Und sein Herr lobte den ungerechten</hi> (treulosen)
<hi>Haushalter:</hi> – und warum lobte er ihn? <app>
<lem>Etwa,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Etwa</rdg>
</app> wegen seiner Treulosigkeit? Vielmehr wird ihm diese
vorgeworfen: „er lobte, heißt es, den <hi>Treulosen</hi>
Haushalter.“ Oder weil sein Betrug fein ersonnen war? <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">Aber</rdg>
</app> Handschriften verfälschen, ist gewiß kein feiner Betrug. Er
lobte ihn, wie <app>
<lem>man</lem>
<rdg type="v" wit="#c">mann</rdg>
</app> die Voraussicht eines Betrügers <app>
<lem>lobt<supplied>.</supplied></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">lobt.</rdg>
</app> – <hi>Daß er klüglich gehandelt hatte</hi>; daß er mit
Vorsicht für die Zukunft <app>
<lem>gesorget</lem>
<rdg type="v" wit="#c">gesorgt</rdg>
</app>. <hi>Denn, die Kinder dieser Welt,</hi> (diejenigen welche in
den irrdischen Gütern ihr Glück suchen, die <index indexName="subjects-index">
<term>Irdisch-Gesinnter</term>
</index><app>
<lem><hi>Irrdisch-Gesinte</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Irrdisch-Gesinnten</hi></rdg>
</app>) <hi>sind klüger als die <index indexName="subjects-index">
<term>Lichts, Kinder des</term>
</index>Kinder des Lichts</hi> (die
Christen, <index indexName="subjects-index">
<term>Erleuchtete</term>
</index><hi>Erleuchtete</hi>, welche das <index indexName="subjects-index">
<term>Licht des Evangeliums</term>
</index>Licht des Evangelii haben. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:5:7 Eph:5:8"><hi>Ephes.</hi> 5, 7. <app>
<lem>8</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl>) <hi>in ihrem Geschlecht.</hi>
(Art des Verfahrens, in ihrem Betragen.) – „Die <app>
<lem><hi>Irrdisch-Gesinte</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Irrdisch-Gesinnten</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>beweisen</term>
</index>beweisen in ihrem Betragen mehr Klugheit, als so manche
Christen.“ Sie beweisen so viel Sorgfalt und Verstand in Wahl und
Gebrauch der Mittel, ihre <app>
<lem>irrdische</lem>
<rdg type="v" wit="#c">irrdischen</rdg>
</app> Absichten zu erreichen, als viele Christen zur Erlangung
ihrer grossen, ewigen Zwecke nicht beweisen. Mit solcher <pb n="124" edRef="#b"/>
<pb n="124" edRef="#c"/> Voraussicht dachte der <app>
<lem>treulose</lem>
<rdg type="v" wit="#c">treuloose</rdg>
</app> Haushalter an die Zukunft. So bedachtsam wich er den Gefahren
aus. So ernstlich sann er auf die Mittel, seinen künftigen bequemen
Unterhalt sich zu <app>
<lem>sichern.</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">sichern,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:3">vers
3.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:16:4" to="Lk:16:7">4–7.</citedRange></bibl> Ein Geldgeiziger, wie
studirt er auf allerlei An<pb n="124" edRef="#a"/>schläge Geld zu
machen? <app>
<lem>wie</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Wie</rdg>
</app> unermüdet ist er Tag und Nacht seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Geldgeiz</term>
</index>Geldgeiz zu befriedigen? Und wie viel bessere Christen würde
die Welt sehen, wenn alle <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#b #c">die,</rdg>
</app> die diesen Nahmen <app>
<lem>füren</lem>
<rdg type="v" wit="#c">führen</rdg>
</app>, mit gleicher <app>
<lem>Einsicht</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Einsicht</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Anstrengung</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Anstrengung</hi></rdg>
</app> für ihre Tugend sorgten!</p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:9"><app>
<lem>vers 9</lem>
<rdg type="pp" wit="#b #c">v. 9.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Und</hi> ich sage euch auch:</hi> – dies
ist also die <hi>Lehre</hi>, die Moral, der Gleichnis-Rede, –
<hi>Machet euch Freunde</hi>, (der Freund, von dem hier <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christus</hi></persName> redet,
ist <hi>Gott</hi>. Denn nur dieser kan in die <app>
<lem>ewige</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ewigen</rdg>
</app> Wohnungen aufnehmen, nur dieser gebiethet über das ewige
Schicksahl des Menschen, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:12:4 Lk:12:5"><hi>Lucä</hi> 12, 4. <app>
<lem>5</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">5.</rdg>
</app></citedRange></bibl>) <hi>mit</hi> (durch) <hi>den
ungerechten</hi>
<app>
<lem>(treulosen)</lem>
<rdg type="v" wit="#c">(treuloosen)</rdg>
</app>
<ptr target="#sontr9_erl_7" type="editorial-commentary"/><hi>Mammon:</hi> (ein syrisches Wort, welches, <hi>Geld,
<index indexName="subjects-index">
<term>Reichtum</term>
</index>Reichthum</hi>, bedeutet) <hi>damit <ptr target="#sontr9_erl_8" type="editorial-commentary"/>wenn ihr
nun darbet,</hi> (richtiger, <index indexName="subjects-index">
<term>sterben</term>
</index><hi>sterbet</hi>. Das Wort beim <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelist</term>
</index>Evangelisten <app>
<lem>heißet</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">heisset</rdg>
</app>, das <hi>Leben verlassen</hi>, ein sanfterer, feinerer
Ausdruck des <index indexName="subjects-index">
<term>Tod</term>
</index>Todes.) <hi>sie euch aufnehmen</hi>, (man euch aufnehme)
<hi>in die</hi>
<app>
<lem><hi>ewige</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>ewigen</hi></rdg>
</app>
<hi>Hütten.</hi> – – Nach einer <app>
<lem>genaueren</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">genauern</rdg>
</app> Uebersezung lautet dieser Denkspruch unsers Heilandes so:
„Machet euch durch den <index indexName="subjects-index">
<term>Reichtum, treuloser</term>
</index><app>
<lem><hi>Treulosen</hi> Reichthum Gott</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Treuloosen</hi> Reichthum,
<hi>Gott</hi></rdg>
</app> zum Freunde: damit <app>
<lem>er</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Er</hi></rdg>
</app>, nach eurem Tode, euch in die <app>
<lem>ewige</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ewigen</rdg>
</app> Wohnungen aufnehme.“ – <app>
<lem><hi>Treulos</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Treuloos</hi></rdg>
</app> nent Er den Reichthum. Nichts <app>
<lem>druckt</lem>
<rdg type="v" wit="#c">drückt</rdg>
</app> die Natur der irrdischen Güter kräftiger aus, als <pb n="125" edRef="#b"/>
<pb n="125" edRef="#c"/> dieses einzige Wort. Der
Reichthum, und alle Güter der Erde, erfüllen <app>
<lem>niemals</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">niemahls</rdg>
</app> die Hofnung ihrer Besizer. Wir schmeicheln uns alsdenn
<hi>recht glücklich</hi> zu seyn, wenn wir nur grosse Summen und
hohe Ehrenstellen besizen. Sie werden uns zu Theil. Aber nicht lange
darnach werden wir ihrer <pb n="125" edRef="#a"/> gewohnt, und
verliehren den <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack daran; und nun sind wir im Schoos des <app>
<lem>Reichtums</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Reichthums</rdg>
</app> und Ansehens, eben so <app>
<lem>freudenlos</lem>
<rdg type="v" wit="#c">freudenloos</rdg>
</app>, so unruhig und unzufrieden als vorher. Eben diese irrdische <app>
<lem>Güter</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Güter,</rdg>
</app> die uns heute freundschaftlich anlachen; wie <app>
<lem>treulos</lem>
<rdg type="v" wit="#c">treuloos</rdg>
</app> verlassen sie uns ofte, schon nach wenig Tagen? Und endlich,
beim Tode, verlassen sie uns gewiß, und auf ewig. – <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Treulos</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi><hi rend="spaced-out">Treuloos</hi></hi></rdg>
</app> sind alle Güter der Erde! Was kan nun weiser seyn, als uns
damit <app>
<lem><hi rend="spaced-out">Den</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi><hi rend="spaced-out">Den</hi></hi></rdg>
</app> zum Freunde machen, dessen Freundschaft <hi>Ewig</hi> wäret,
und <hi>Unaufhörlich</hi> beglücket!</p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:16:10" to="Lk:16:13"><app>
<lem>vers 10–13</lem>
<rdg type="pp" wit="#b #c">v. 10–13.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Wer</hi> im Geringsten Treu ist, der ist
auch im Grossen Treu. Und wer im Geringsten Unrecht</hi>
<app>
<lem>(Treulos</lem>
<rdg type="v" wit="#c">(Treuloos</rdg>
</app>) <hi>ist, der ist auch im Grossen</hi>
<app>
<lem><hi>Treulos</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Treuloos</hi></rdg>
</app>. <hi>Wenn ihr nun in dem Ungerechten Mammon</hi> (beim Besiz
des <app>
<lem>treulosen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">treuloosen</rdg>
</app>, unbeständigen, flüchtigen Reichthums) <hi>nicht Treu</hi>
seyd: <hi>wer wird euch das Wahrhafte</hi> (beständige, dauerhafte)
<hi>anvertrauen?</hi> „Wenn ihr beim Besiz der
<hi>geringeren</hi> Güter, der Güter dieser Erde nicht treu
seyd: so könnt ihr nie hoffen die <hi>grösseren</hi>, die Güter der
Ewigkeit, zu erlangen.“ – <hi>Und wenn ihr in dem Fremden nicht Treu
seyd, wer wird euch geben dasjenige was Euer ist?</hi> „Wer <pb n="126" edRef="#b"/>
<pb n="126" edRef="#c"/>
<hi>Fremdes</hi> ihm Anvertrautes Gut verschwendet, der wird gewiß
noch weniger spahren, wenn er sein <hi>Eigenes</hi> erhält! So auch,
wenn ihr die <hi>Güter der Erde</hi>, wo ihr nicht zu Hause, nur
Reisende seyd, nicht wohl anwendet: so hoffet ihr vergebens, die
<hi>Güter des Himmels</hi>, der euer <index indexName="subjects-index">
<term>Vaterland</term>
</index><app>
<lem>Va<pb n="126" edRef="#a" id="less_126"/>terland;</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Vaterland,</rdg>
</app> eure Bestimmung ist, zu erhalten.“ – <ptr target="#sontr9_erl_9" type="editorial-commentary"/><hi>Kein
<index indexName="subjects-index">
<term>Hausknecht</term>
</index>Hausknecht</hi> (im Hause gebohrner <app>
<lem><hi>Sclave</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Sklave</hi></rdg>
</app>. Ein <app>
<lem><hi>Sclave</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Sklave</hi></rdg>
</app> gehörte, ganz, mit seinem Vermögen, seinem Leibe, seiner Frau
und Kindern, dem <app>
<lem>Herren</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Herrn</rdg>
</app>. Er muste also seinem <app>
<lem>Herren</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Herrn</rdg>
</app>, nicht bloß einige Dienste leisten; wie unsre Bediente,
welche eben darum, gar wohl auch <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">zwei</rdg>
</app> und mehreren Herren, und mit aller Treue dienen können.
Sondern <hi>mit allen seinen Kräften</hi> muste er ihm dienen.)
<hi>kan</hi>
<app>
<lem><hi>zweyen</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>zweien</hi></rdg>
</app>
<hi>Herren dienen.</hi> (mit allen Kräften dienen, wie ein <app>
<lem>Sclave</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Sklave</rdg>
</app> thun <app>
<lem>muß</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">muß.</rdg>
</app>) <hi>Entweder er wird Einen hassen,</hi> (weniger lieben)
<hi>und den Andern lieben; oder wird Einem anhangen und den
Andern verachten</hi>
<app>
<lem><app>
<lem>(vernachlässigen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">(vernachläßigen</rdg>
</app>.)</lem>
<rdg type="v" wit="#b">(vernachläßigen).</rdg>
</app> „Immer wird er den Einen weniger und den Anderen mehr lieben;
dem Einen anhangen und den Andern <app>
<lem>vernachlässigen</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">vernachläßigen</rdg>
</app>.“ <hi>Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen.</hi>
<seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:22:37"><app>
<lem>Matth. <choice>
<sic>32,</sic>
<corr type="editorial">22,</corr>
</choice> 37</lem>
<rdg type="pp" wit="#b #c">Math. 22, 37.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> „Wie könnt ihr Gott,
<hi>als Gott</hi>, das heißt, mit <hi>allen Kräften</hi> dienen;
wenn ihr das Herz zwischen <app>
<lem>Ihn</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Ihn</hi></rdg>
</app> und den Reichthum <app>
<lem>theilet?<supplied>“</supplied></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">theilet?“</rdg>
</app></p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:14 Lk:16:15"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">v.</rdg>
</app> 14. <app>
<lem>15</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<app>
<lem><choice>
<sic><hi><hi rend="spaced-out">Dios</hi></hi></sic>
<corr type="editorial"><hi><hi rend="spaced-out">Dies</hi></hi></corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b #c"><hi><hi rend="spaced-out">Dies</hi></hi></rdg>
</app> alles höreten auch die <hi>Pharisäer, welche Geizig waren;
und spotteten über ihn. Er aber sprach zu</hi>
<app>
<lem><hi>ihnen:</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>ihnen,</hi></rdg>
</app>
<hi>Ihr</hi>
<app>
<lem><hi>seyds</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>seyds,</hi></rdg>
</app>
<pb n="127" edRef="#b"/>
<pb n="127" edRef="#c"/>
<hi>die ihr euch selbst <ptr target="#sontr9_erl_10" type="editorial-commentary"/>rechtfertiget vor den
Menschen.</hi> (Genauer; „ihr rümet euch vor den Menschen“ <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:6:1" to="Mt:6:5"><hi>Matth.</hi> 6, 1–5.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:23"><hi>Kapitel</hi> 23</citedRange></bibl>. Das Wort des
Evangelisten bedeutet auch, Rümen, Loben.) <hi>Aber Gott kennt eure
Herzen. Denn,</hi> (Ja! <app>
<lem>Sicherlich!<supplied>)</supplied></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Sicherlich!)</rdg>
</app>
<hi>was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor
Gott</hi>. <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> redet hier
bloß zu den <hi>Pharisäern</hi>, welche vor den <pb n="127" edRef="#a"/> Menschen mit ihrer Tugend prahlten, und auch
wirklich die Gözen des Volks waren. Man muß demnach diesen
Ausspruch, ja nicht von allem verstehen was hoch, angesehen ist
unter den Menschen. Gerade das Gegentheil lehret die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion Jesu</term>
</index>Religion <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Jesu</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Jesu</hi></rdg>
</app></persName>, welche will daß wir auch nach dem streben
sollen, was Ehre, Achtung bei den Menschen bringt. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:14:18"><hi>Römer</hi> 14, 18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:4:8 Phil:4:9"><hi>Philipp.</hi> 4, 8. 9.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> Der Sinn ist – – „Ihr Geizige heuchlerische Pharisäer, die
ihr vor der Welt Geehrt, Angebetet <app>
<lem>seyd,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">seyd;</rdg>
</app> bei <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> seyd ihr ein Greuel!“ – Und warum? Nicht, weil sie in der
Welt Geehrt und hoch angesehen: sondern, weil sie <app>
<lem>Heuchler</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Heuchler</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Lasterhafte</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Lasterhafte</hi></rdg>
</app> waren!</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Nichts</hi></hi> kan Weiser seyn, als
dieser Unterricht <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> von den <hi>Gütern
der Erde</hi>. Wie behutsam und sicher wält Er auch hier die
rechte <index indexName="subjects-index">
<term>Mittelstraße</term>
</index>Mittel-Strasse, zwischen jener <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophie, unnatürliche</term>
</index><hi>Unnatürlichen</hi>, so <app>
<lem>genanten</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">genannten</rdg>
</app>, <hi>Philosophie</hi>, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>welch</sic>
<corr type="editorial">welche</corr>
</choice></rdg>
</app> ihnen <hi>allen</hi> Werth abspricht, sie schlechterdings für
nichts erklärt; oder der <ptr target="#sontr9_erl_11" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
<term>Mönchsmoral</term>
</index><hi>Mönchs-Moral</hi> die sie gar für Sünde hält: und – dem
<hi>niederträchtigen Unsin</hi>, welcher sie für das höchste Gut
des <app>
<lem>Men<pb n="128" edRef="#b"/><pb n="128" edRef="#c"/>schen
ansiehet</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b"><choice>
<sic>Men<pb n="128" edRef="#b"/> ansiehet</sic>
<corr type="editorial">Men<pb n="128" edRef="#b"/>schen
ansiehet</corr>
</choice></rdg>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Men<pb n="128" edRef="#c"/> ansiehet</sic>
<corr type="editorial">Men<pb n="128" edRef="#c"/>schen
ansiehet</corr>
</choice></rdg>
</app>! – 1) <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:9 Lk:16:11"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">v.</rdg>
</app> 9. 11.</citedRange></bibl></seg>
<hi>Der Reichthum</hi>, wie alle <app>
<lem>irrdische</lem>
<rdg type="v" wit="#b">irrdisch</rdg>
</app> Güter, <hi>ist</hi>
<app>
<lem><hi>Treulos</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Treuloos</hi></rdg>
</app>: <hi>Unzulänglich</hi> uns zu <app>
<lem>beglücken,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">beglücken;</rdg>
</app> und noch dazu so äusserst <hi>Unbeständig</hi>, und Flüchtig.
Immer täuscht er die <ptr target="#sontr9_erl_12" type="editorial-commentary"/>sanguinischen Hofnungen seiner
Besizer: die <app>
<lem>Freude</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Freude,</rdg>
</app> die er giebt, ist nur leicht, sie lässet immer ein grosses
Leere in der Seele. Tausend und aber tausend <index indexName="subjects-index">
<term>Zufall</term>
</index>Zufälle können ihn uns
jeden Augenblick rauben. Und endlich nach wenig Jahren müssen wir
ihn ge<pb n="128" edRef="#a"/>wiß verlassen, und auf ewig verlassen.
– 2) <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:12 Lk:16:13"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">v.</rdg>
</app> 12. 13.</citedRange></bibl></seg>
<hi>Ein Weiser muß daher sein Glück nie im Besiz der irrdischen
Güter suchen.</hi> Sie sind so wenig für unsern Geist gemacht,
als dieser für sie <app>
<lem>gemacht ist</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app>. Sie sind nicht <hi><hi rend="spaced-out">Unsre</hi></hi>,
für Menschen, <index indexName="subjects-index">
<term>Seele, unsterbliche</term>
</index>Unsterbliche Seelen, bestimmte, <hi>Güter</hi>. <app>
<lem>(vers</lem>
<rdg type="v" wit="#c">(Vers</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:12">
12.</citedRange></bibl>) – 3) <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:9"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">v.</rdg>
</app> 9.</citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Doch</hi> sie sind ein Mittel, uns Gott
zum Freunde zu machen.</hi> Es ist also eben so wenig weise, sie
als ganz nichtswürdig zu verachten. <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Tim:4:1" to="1Tim:4:5">1 <app>
<lem>Timoth.</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Tim.</rdg>
</app> 4, 1–5.</citedRange></bibl></seg> Es ist unweise,
und <app>
<lem>Gottlos</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Gottloos</rdg>
</app>, sie für Sünde zu erklären, <hi>Welt</hi>, irrdische Güter,
und <hi>Gott</hi> entgegen zu stellen; gleich als wären sie <index indexName="subjects-index">
<term>Satan, Geschöpfe des</term>
</index>Geschöpfe des Satans. Sie sind zwar nicht <hi>Alles</hi>,
aber doch <hi>Viel</hi>
<app>
<lem>Werth</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>werth</hi></rdg>
</app>. – 4) <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:9 Lk:16:12"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">v.</rdg>
</app> 9. <app>
<lem>12</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Aber</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Aber</hi></rdg>
</app>
<hi>nicht der</hi>
<app>
<lem><hi>blosse</hi></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b"><choice>
<sic><hi>hlosse</hi></sic>
<corr type="editorial"><hi>blosse</hi></corr>
</choice></rdg>
</app>
<hi>Besiz, sondern der Gottgefällige Gebrauch, machet sie für uns zu
Glück.</hi> Reich seyn, ist kein Vorzug, keine Ehre, kein Glück.
Tausende der niederträchtigsten, schändlichsten Menschen,
Bösewichter <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">so</rdg>
</app> gar sind Reich: und Tausende sind bei allem <app>
<lem>Reichthum</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Reichthum,</rdg>
</app> immer unzufrieden und misvergnügt. Nichts als der
<hi>Gottgefällige Gebrauch</hi> der irr<pb n="129" edRef="#b"/><pb n="129" edRef="#c"/>dischen Güter, machet sie für uns zu
Ehre und Glück. An <hi>sich selbst</hi>, ohne Verbindung mit der
Tugend betrachtet, sind sie <hi>Nichts</hi>: aber in Verbindung mit
der Tugend, sind sie <hi>viel</hi> Werth; sind sie <hi>Mittel, uns
Gott zum Freunde zu machen.</hi> – – So <hi>mache denn durch den
vergänglichen Reichthum, dir Gott zum Freunde!</hi> So <hi>wird
Er dich, wenn du stirbst, in die</hi>
<app>
<lem><hi>Ewige</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Ewigen</hi></rdg>
</app>
<hi>Wohnungen aufnehmen.</hi> – Dies ist die Lehre, die Moral dieser
Erzälung <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:9"><hi>Vers</hi>
9.</citedRange></bibl></p>
<p><pb n="129" edRef="#a" id="less_129"/>
<app>
<lem>„<hi><hi rend="spaced-out">Wie</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c">„<hi>Wie</hi></rdg>
</app> aber müssen wir <app>
<lem>denn,</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> die <app>
<lem>irrdischen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>irrrdischen</sic>
<corr type="editorial">irrdischen</corr>
</choice></rdg>
</app> Güter brauchen, um uns dadurch, <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> zum Freunde zu machen?“ – – Das lehret <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>, Selbst und
durch seine Apostel, <app>
<lem>an</lem>
<rdg type="v" wit="#c">und</rdg>
</app> andern Orten. – <hi>Nicht</hi> Stolz seyn, sich nicht
thöricht brüsten mit dem hinfälligen Reichthum: <app>
<lem><hi>Nicht</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Nicht</rdg>
</app> in Ihm, sondern lediglich, in dem <app>
<lem>Ewigen Gott</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Ewigen Gott</hi></rdg>
</app>, unser Glück suchen: <hi>Ihn</hi> mit inniger Dankbarkeit
gegen <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app>, den Geber desselben und herzlicher Freude über <app>
<lem>Ihn</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Ihn</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>genießen</term>
</index>geniessen: <hi>Damit</hi> wohlthun, <hi>Reich</hi> an Edlen
Thaten werden; Freigebig seyn, und <index indexName="subjects-index">
<term>gesellig</term>
</index>Gesellig. – – Sehet hier, nach Erklärung der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Tim:6:17" to="1Tim:6:19">1 <hi>Timoth.</hi> 6, <app>
<lem>17–19</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">17–19.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, das Mittel, uns durch den
hinfälligen Reichthum, <hi>Gott zum Freunde zu machen</hi>, oder
<ptr target="#sontr9_erl_13" type="editorial-commentary"/>nach
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:251kf"><hi>Pauli</hi></persName> Ausdruck, <app>
<lem><hi>eine sichere Handschrift für</hi></lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app>
<hi>das Rechte, Ewige Leben zu verschaffen</hi>. Denn, der ächte
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index><hi>Glaube an</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesum</hi></persName>, diese
einzige Bedingung der Seeligkeit, wirket unausbleiblich,
<hi>himmlischen Sinn</hi>
<app>
<lem>und</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>und</hi></rdg>
</app>
<hi>herzliche Liebe zu allem was</hi>
<pb n="130" edRef="#b"/>
<pb n="130" edRef="#c"/>
<hi>Mensch ist</hi>. <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:6:19" to="Mt:6:23"><hi>Matth.</hi> 6,
19–23.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:5:6 Gal:5:13 Gal:5:14"><hi>Galat.</hi> 5, 6. 13.
14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:13:34 Joh:13:35"><hi>Johannis</hi> 13, 34. 35.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere </expan>
</choice></p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:6:18">1 <app>
<lem>Timoth.</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Tim.</rdg>
</app> 6, <app>
<lem>18</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">18.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Wohl</hi>-thun sollen wir mit dem
Reichthum.</hi> Folglich nicht bloß geben; sondern <hi>mit
Weisheit</hi> geben; so daß die Gabe, unserm <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenmensch</term>
</index>Neben-Menschen, wirklich zum Glück, nicht aber zum Schaden
und Unglück gereiche. <ptr target="#sontr9_erl_3" type="editorial-commentary"/>Gesunden Armen, die nicht arbeiten
wollen; oder Bettlern auf der Strasse, geben; das ist keine <hi><hi rend="spaced-out">Wohl</hi></hi>that. Gebet ihnen auch
grosse Summen: sie nuzen ihnen nichts, denn sie verschwenden sie
alsbald. Das ist <app>
<lem><hi>wahre</hi>,</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>wahre</hi></rdg>
</app> und <hi>grosse <hi rend="spaced-out">Uebel</hi>-That</hi>.
<pb n="130" edRef="#a"/> Man begehet dadurch eine
<hi>dreifache</hi> Ungerechtigkeit, <app>
<lem>Unbarmherzigkeit</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Unbarmherzigkeit,</rdg>
</app> und Grausamkeit. 1) <app>
<lem>An</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>An</hi></rdg>
</app>
<hi>dem Armen dem man giebt</hi>: denn man stürzet ihn in <app>
<lem>Müssiggang</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Müßiggang</rdg>
</app> und Laster; raubt ihm also das tausendfache <app>
<lem>Vergnügen</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Vergnügen,</rdg>
</app> welches ihm <index indexName="subjects-index">
<term>Arbeitsamkeit</term>
</index>Arbeitsamkeit und Tugend schaffen würde; sezt ihn gar in
Gefahr um das <app>
<lem>Ewige</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">ewige</rdg>
</app> Glück zu kommen. 2) <app>
<lem>An</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>An</hi></rdg>
</app>
<hi>den wirklich-Armen, <ptr target="#sontr9_erl_14" type="editorial-commentary"/>Preshaften Personen</hi>.
Diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Almosen</term>
</index>Allmosen den wir an den <app>
<lem>Müssiggänger</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Müßiggänger</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Schwelger</term>
</index>Schwelger verschwenden, entziehen wir <ptr target="#sontr9_erl_15" type="editorial-commentary"/>jenem
Elenden <app>
<lem>Nebenmenschen</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Neben-Menschen</rdg>
</app>, der auf seinem harten Lager, ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Arznei</term>
</index>Arzenei, ohne Stärkung, ohne <app>
<lem>Hülfe</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Hülfe,</rdg>
</app> und Pflege schmachtet! 3) <app>
<lem>An dem</lem>
<rdg type="pp" wit="#b #c"><hi>An dem</hi></rdg>
</app>
<hi>ganzen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index><app>
<lem><hi>Publico</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Publiko</hi></rdg>
</app>; denn diesem entziehet man Arbeitsame und Nüzliche
Mitglieder; und belastet es hingegen mit <app>
<lem>Müssiggängern</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Müßiggängern</rdg>
</app>, Schwelgern und <index indexName="subjects-index">
<term>Landstreicher</term>
</index>Landstreichern. – Heißt das <hi><hi rend="spaced-out">Wohl</hi></hi>-Thun? Sich <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app>
<hi>zum Freunde</hi> machen? Oder vielmehr, was kan
<hi>Uebel</hi>-That seyn, was kan uns <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> zum <hi>Feinde</hi> machen: wenn es nicht eine solche unkluge
Ver<pb n="131" edRef="#b"/><pb n="131" edRef="#c"/>wirrung und
Störung der Wohlfarth <app>
<lem>Seines</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Seines</hi></rdg>
</app> Reichs <app>
<lem>thut. –</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">thut?</rdg>
</app>
<hi><hi rend="spaced-out">Wohl</hi></hi>-Thaten unweise angelegt,
sind <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Uebel</hi>-Thaten</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Uebel-Thaten</hi></rdg>
</app>!</p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:6:18">1 <app>
<lem>Timoth.</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Tim.</rdg>
</app> 6, <app>
<lem>18</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">18.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Reich</hi></hi>
<app>
<lem><hi>werden</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">werden</rdg>
</app> sollen wir, an <hi>Edlen Thaten</hi>. Also nicht bloß
Allmosen-Geben; sondern auch, mit gutem Rath, und freundlichem
Zuspruch das Vergnügen und Glück anderer befördern; die unterdrückte
Unschuld <app>
<lem>vertheidigen;</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">vertheidigen:</rdg>
</app>
<ptr target="#sontr9_erl_2" type="editorial-commentary"/>verlassene
Waisen zu nüzlichen Bürgern auferziehen; dem Laster den Eingang
unter unsern Neben-Menschen verschliessen; <hi>jede</hi> Noth zu
erleichtern und zu endigen, <hi>jede</hi> Freude zu sichern und zu
er<pb n="131" edRef="#a"/>höhen trachten; mit einem Wort, unserm <app>
<lem>Allmächtigen Vater</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Allmächtigen Vater</hi></rdg>
</app> gleich, nur im <hi>Vergnügen</hi> und <hi>Wohlthun</hi>
unsere Ehre und Freude suchen. – Es giebt nur <hi>Eine</hi> Tugend:
alle die einzelnen Tugenden, sind nur Zweige, nur verschiedene
<index indexName="subjects-index">
<term>Beweis</term>
</index>Beweise der im Herzen herrschenden <hi>dankbaren Liebe zu
Gott</hi>, zu Allen <app>
<lem>seinen</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Seinen</hi></rdg>
</app> Gebothen, und Allen <app>
<lem>Seinen</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Seinen</hi></rdg>
</app> Menschen. Wenn wir nur ein <hi>Einziges</hi>
<app>
<lem><app>
<lem>Gebot</lem>
<rdg type="v" wit="#b">Geboth</rdg>
</app> Gottes</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Geboth <hi>Gottes</hi></rdg>
</app> wissentlich und vorsäzlich übertreten: so sind Allmosen, auch
zu Tausenden gegeben, nur <index indexName="subjects-index">
<term>Geldkastens, Tugenden des</term>
</index>Tugenden unsers <app>
<lem>Geld-kastens</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Geld-Kastens</rdg>
</app>, nicht aber unsers Herzens. <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Jak:2:10" to="Jak:2:12"><app>
<lem><hi>Jacobi</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Jakobi</hi></rdg>
</app> 2, 10–12.</citedRange></bibl></p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:8"><app>
<lem>vers 8</lem>
<rdg type="pp" wit="#b #c">v. 8.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Für</hi></hi> diese ächte, christliche
Tugend <hi>müssen wir denn, mit eben der Klugheit sorgen, wie
die</hi>
<app>
<lem><hi>Irrdisch-Gesinte</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Irrdisch-Gesinten</hi></rdg>
</app>
<hi>für ihre sündliche und <index indexName="subjects-index">
<term>irdische Neigungen</term>
</index>irrdische Neigungen arbeiten</hi>. Alle Hindernisse aus
dem Wege zu räumen suchen: auf die Wahl der schicklichsten Mittel
mit Ernst <pb n="132" edRef="#b"/>
<pb n="132" edRef="#c"/> denken: und diese wohl <app>
<lem>ausgedachte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ausgedachten</rdg>
</app> Mittel mit aller Anstrengung gebrauchen. So überlegt der
Geld-Geizige die Sache von allen Seiten, ehe er einen Handel
schließt; sinnet mit grosser Anstrengung und Feinheit den
zuträglichsten aus bei dem er am meisten gewinnet; wartet <app>
<lem>ofte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">oft</rdg>
</app> Monathe, ehe er einen entscheidenden Entschluß fasset; und
keine Mühe, keine Gefahr, keine Enthaltung wird ihm schwer, womit er
eine Summe erkaufen kan. Der <hi>Ehrgeizige</hi> ruhet <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">weder</rdg>
</app> Tag <app>
<lem>und Nacht nicht</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">noch Nacht,</rdg>
</app> um seinen Plan auszufüren: aufmerksam auf alles, immer
wachsam, immer auf seinen Zweck gerich<pb n="132" edRef="#a"/>tet. –
Sollen denn <app>
<lem>nun</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> die <app>
<lem>Kinder der Welt</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Kinder der Welt</hi></rdg>
</app>, in ihrem Betragen klüger seyn, als die <app>
<lem>Kinder des Lichts</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Kinder des Lichts</hi></rdg>
</app>? Soll der <app>
<lem>Geldgeizige</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Geld-Geizige</rdg>
</app>, für seine <app>
<lem>haabsüchtige,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">haabsüchtige;</rdg>
</app> der Ehrsüchtige, <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">für</rdg>
</app> seine <app>
<lem>stolze,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">stolze;</rdg>
</app> der Rachbegierige, <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">für</rdg>
</app> seine <app>
<lem>boshafte,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">boshafte;</rdg>
</app> der Unzüchtige, für seine <index indexName="subjects-index">
<term>viehisch</term>
</index>viehische Absichten, mit mehr <app>
<lem>Treue</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Treuer</sic>
<corr type="editorial">Treue</corr>
</choice></rdg>
</app>, Vorsicht und Eifer arbeiten? als wir Christen, für – <hi>den
Beifall Gottes, und eine Ewigkeit voll Glück</hi>?</p>
</div></lem>
<rdg type="om" wit="#z"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_1"><label>Darum
sind die Reden <hi>Jesu</hi> voll von Geschichten, Erzälungen, Gleichnissen,
Exempeln, und Bildern</label>
<p>Vgl. auch die Ausführungen <ref target="textgrid:257vt.5#less_1">a1</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_2"><label>verlassene Waisen zu nüzlichen Bürgern auferziehen</label>
<p>In diesem Zusammenhang (vgl. auch <ref target="textgrid:259s4.5#less_188">a188</ref>. <ref target="textgrid:259sk.5#less_355">a355</ref>) ist
darauf hinzuweisen, dass die Theologische Fakultät der Universität Göttingen
Träger eines Waisenhauses war (vgl. M. Meumann, Universität und
Sozialfürsorge zwischen Aufklärung und Nationalsozialismus. Das Waisenhaus
der Theologischen Fakultät in Göttingen 1747–1938, 1997) Während Johann
Peter Miller (1725–1789) als Dekan der Fakultät 1777 das allgemeine Ziel
ausgab, die Waisen zu Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft zu erziehen
(vgl. Die neun und zwanzigste Nachricht, von dem göttingischen Waisenhause
[1776/1777], 1–18), wollte sein Vorgänger Leß unter allem Umständen
vermeiden, dass die Ständegesellschaft (vgl. dazu die <hi>Einleitung</hi>,
XXV) in Gefahr gerät, weil allzu viele Kinder unterer Stände
aufgrund der im Waisenhaus erworbenen Bildung in die oberen drängen könnten
(vgl. Die fünf und zwanzigste Nachricht von dem Göttinigischen Waisenhause
[1772/1773], 3f.). Zur biblischen Begründung der Waisenfürsorge vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rf.5#sontr2_erl_8"/>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_3"><label>Gesunden
Armen, die nicht arbeiten wollen; oder Bettlern auf der Strasse</label>
<p>Aufgrund der andernorts von Leß angesprochenen Teuerung (vgl. dazu <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rv.5#sontr12_erl_10"/>) werden Arme
und Bettler auch in Göttingen zum normalen Stadtbild gehört haben. Sein
hartes Urteil über Bettler ist nicht unkommentiert geblieben (vgl. D. J. F.
Teller, Anekdoten für Prediger und Priester zur Unterhaltung 4 [1780],
329f.), und auch die Absage an „jene Härte welche sich gegen das Elend des
Lasterhaften versteinert, ihn gar mit den bittersten Vorwürfen kränket“
(<ref target="textgrid:259rs.5#less_146">a146</ref>) will nicht recht zu
den „gesunden Armen“ passen. Zudem hat auch „der Bettler der von Lumpen
flattert, [...] eine ebensolche Seele [...] wie wir“ (<ref target="textgrid:25dfr.5#less_468">a468</ref>). Hintergrund dieser
Einlassung ist die christliche Arbeitsamkeit, die für Leß zu den
wesentlichen Sozialpflichten eines wahren Christen gehört (vgl. G. Leß,
Christliche Moral, 1777, 244–249 [= § 162–165]; ders., Die christliche Lehre
von der Arbeitsamkeit und Geduld in zwölf Predigten nebst einem Anhang,
1773), „das Pabstthum hingegen prediget Faullenzen, Betteln“ (G. Leß,
Christliche Wahrheit, <hi rend="superscript">4</hi>1776, 211f.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_4"><label>Evangelium am 9 Sontage nach Trinitatis.</label>
<p>Zum hier herauspräparierten Thema „Christliches Verhalten in Absicht der
Reichthümer und zeitlichen Glücks“ vgl. G. Leß, Christliche Moral, 1777, 217
(= § 147) (dort mit Verweis auf dieses Sonntagsevangelium und den 1. Sonntag
n. Tr. [<ref target="textgrid:257vt.5#less_1">a1–12</ref>]).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_5"><label>Er trug
sie auch auf die beste Art vor [...] tief in die Seele drückt.</label>
<p>Zu Jesu Lehrart vgl. auch <ref target="textgrid:257vt.5#less_1">a1f.</ref></p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_6"><label>listigen
Haushalter</label>
<p>Die in der dazugehörigen Fußnote geäußerte Kritik, nicht wie allgemein
verbreitet vom „ungerechten“, sondern besser vom „listigen“ Haushalter zu
sprechen, wird in einer zeitgenössischen Rezension als Ablenkungsmanöver
wahrgenommen und „[d]amit Hr. Dr. Leß doch nur etwas zu tadeln hat. Denn
wenn er nicht hin und wieder ohne allen Grund andre tadelte, so würde man in
seiner ganzen Paraphrase weiter nichts besonders und neues finden“ (D. J. F.
Teller, Anekdoten für Prediger und Priester zur Unterhaltung 4 [1780], 326f.
Anm. *).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_7"><label>Mammon:
(ein syrisches Wort, welches, Geld, Reichthum, bedeutet)</label>
<p>Lk 16,9.11 <foreign lang="grc">μαμωνᾶς</foreign> (auch Mt 6,24 [vgl. <ref target="#less_126">a126</ref>; dazu <ref target="textgrid:259s6.5#less_209">a209</ref>) ist ein von dem
eytmologisch unsicheren aramäischen (von Leß hier gleichbedeutend als
„syrisch“ bezeichneten) Begriff <foreign lang="hbo">מׇמוֹן</foreign>
(<hi>status emphaticus</hi>
<foreign lang="hbo">מׇמוֹנׇא</foreign>)
stammendes Lehnwort (vgl. <hi>Bauer-Aland</hi>, z. St.; dazu auch
<hi>Grimm</hi>, „Mammon“).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_8"><label>wenn ihr
nun darbet</label>
<p>Hierbei handelt es sich um ein eindrückliches Beispiel für die
unterschiedlichen Lesarten des neutestamentlichen Textes: Tatsächlich liest
Lk 16,9 in der von Leß zugrunde gelegten Gestalt nicht ὅταν ἐκλίπῃ, sondern
ὅταν ἐκλίπητε (vgl. <hi>Wettstein</hi>, z. St.; dazu <hi>Luther</hi> [1545],
z. St.), d.h., Subjekt ist nicht der Mammon, sondern die hier angesprochenen
Jünger. In diesem Sinne übersetzt Leß im Anschluss auch „nach <hi>eurem</hi>
Tode“ (Hervorh. BL).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_9"><label>Kein
Hausknecht [...] Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen.</label>
<p>Vgl. Mt 6,24.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_10"><label>rechtfertiget [...] Das Wort des Evangelisten bedeutet auch, Rümen,
Loben.)</label>
<p>D.i. Lk 16,15 δικαιόω (zur Übersetzung des dazugehörigen Substantivs <foreign lang="grc">δικαιοσύνη</foreign> vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rn.5#sontr6_erl_17"/>).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_11"><label>Mönchs-Moral</label>
<p>Die unter verschiedenen Bezeichnungen thematisierte (vgl. <ref target="textgrid:259s6.5#less_208">a208</ref> „Mönchs-Sinn“; dazu z.B.
auch J. A. Nösselt, Anweisung zur Bildung angehender Theologen, hg. von A.
Beutel, B. Lemitz u. O. Söntgerath [BdN VI], 2019, 383.452) „Mönchsmoral“
mit ihren Hauptelementen Ehelosigkeit, Gehorsam, Armut und Enthaltsamkeit
ist in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s zwar ein gängiges Lehrstück der
christlichen Sittenlehre, doch wird sie durchaus kritisch gesehen (vgl. <ref target="textgrid:25dg1.5#less_545">a545</ref>. <ref target="textgrid:25dfq.5#less_456">a456</ref>. <ref target="textgrid:25dgh.5#less_686_c">c686</ref>).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_12"><label>sanguinischen Hofnungen</label>
<p>Im Rahmen seiner in der <hi>Anthropologie in pragmatischer Hinsicht</hi>
(1798) (= AA VII, 117–333) entfalteten Temperamentenlehre (vgl. AA VII,
286–291) fasst Immanuel Kant (1724–1804) das sanguinische (leichtblütige)
und das melancholische (schwerblütige) Temperament als einander
gegenüberstehende Temperamente des Gefühls zusammen. Danach gibt ein
Sanguiniker „seine Sinnesart an folgenden Äußerungen zu erkennen. Er ist
sorglos und von guter Hoffnung; giebt jedem Dinge für den Augenblick eine
große Wichtigkeit, und den folgenden mag er daran nicht weiter denken. Er
verspricht ehrlicherweise, aber hält nicht Wort: weil er nicht vorher tief
genug nachgedacht hat, ob er es auch zu halten vermögend sein werde. Er ist
gutmüthig genug anderen Hülfe zu leisten, ist aber ein schlimmer Schuldner
und verlangt immer Fristen. Er ist ein guter Gesellschafter, scherzhaft,
aufgeräumt, mag keinem Dinge gerne große Wichtigkeit geben (Vive la
bagatelle!) und hat alle Menschen zu Freunden. Er ist gewöhnlich kein böser
Mensch, aber ein schlimm zu bekehrender Sünder, den etwas zwar sehr reuet,
der aber diese Reue (die nie ein Gram wird) bald vergißt. Er ermüdet unter
Geschäften und ist doch rastlos beschäftigt in dem, was blos Spiel ist: weil
dieses Abwechselung bei sich führt und das Beharren seine Sache nicht ist“
(aaO 287f.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_13"><label>1
Timoth. 6, 17–19 [...] nach Pauli Ausdruck, eine sichere Handschrift für das
Rechte, Ewige Leben zu verschaffen</label>
<p>Mit „Handschrift“ übersetzt Leß eigentlich Lk 16,6f. <foreign lang="grc">γράμματα</foreign> (vgl. <ref target="#less_122">a122f.</ref>). 1Tim
6,19 liest hingegen das Verb <foreign lang="grc">ἀποθησαυρίζω</foreign>,
d.i. „sich einen Schatz sammeln“. Tatsächlich ist diese Stelle für einen
Druckfehler gehalten worden (vgl. D. J. F. Teller, Anekdoten für Prediger
und Priester zur Unterhaltung 4 [1780], 329).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_14"><label>Preshaften Personen</label>
<p>D.i. „mit einem Gebrechen des Leibes oder der Seele behaftet“
(<hi>Adelung</hi>, z. St.) (vgl. auch <ref target="textgrid:259rs.5#less_148">a148</ref>)</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr9_erl_15"><label>jenem
Elenden Nebenmenschen, der auf seinem harten Lager [...] schmachtet!</label>
<p>Vgl. z.B. Joh 5,1–9.</p></note>
</div>