<div class="split"><div type="section-group" id="c_tp_1">
<app>
<lem/>
<rdg type="ptl" wit="#c"><ab type="half-title" id="titlepage_1_1_c">
<hi rend="center-aligned"><pb edRef="#c" type="sp" n="1"/> Anweisung
<lb/>zur <lb/>Bildung angehender Theologen. <lb/>Erster Theil.</hi>
</ab>
<pb edRef="#c" type="sp" n="2"/>
</rdg>
</app>
</div><div type="introduction" id="part_1_1">
<head><pb edRef="#a" type="sp" n="1"/>
<pb edRef="#b" type="sp" n="1"/>
<pb edRef="#c" type="sp" n="3"/>
<choice>
<orig>Einleitung.</orig>
<supplied reason="toc-title">Einleitung</supplied>
<supplied reason="column-title">I. Einleitung</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="section_1_1-23">
<div n="1" type="section" id="section_1_1">
<head>1.</head>
<p>Wenn die <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung des Menschen und das höchste Ziel seiner Wünsche, wahre
und dauerhafte Glückseligkeit, nicht auf dieses Erdenleben eingeschränkt
ist; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn er, als ein vernünftiges Wesen, dieses Ziel anders nicht
erreichen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, als durch Weisheit und Tugend; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion <app>
<lem>beide</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beyde</rdg>
</app> lehrt, <app>
<lem>unterhält,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unterhält</rdg>
</app> und dazu die kräftigste Ermunterung giebt, ja ohne <app>
<lem>sie,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sie</rdg>
</app> Weisheit, nicht wahre Weisheit, Tugend, nicht beständige <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend seyn <app>
<lem>kan: <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann:</rdg>
</app> so giebt es für den <app>
<lem>edlen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">edeln</rdg>
</app> Geist des Menschen keine würdigere Beschäftigung, als das Bestreben, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app> Religion aufs überzeugendste <app>
<lem>kennen zu lernen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>kennen zu lernen</hi></rdg>
</app> und aufs willigste <app>
<lem>auszuüben</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>auszuüben</hi></rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="2" type="section" id="section_1_2">
<head>2.</head>
<p><app>
<lem>Man kan bey der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sofern die</rdg>
</app> Religion <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ein Gegenstand der <hi>Erkenntniß</hi> ist, kann
man bei ihr</rdg>
</app>, wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen andern Gegenständen, einen Unterschied zwischen einer
<hi>gemeinen</hi> und einer <hi>philosophischen</hi> Kennt<pb edRef="#a" n="2"/>niß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">derselben</rdg>
</app> machen. Letztere findet nur <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">da</rdg>
</app> statt, <app>
<lem>wenn ich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wo</rdg>
</app> eine Sache im <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">vollständigen</rdg>
</app> Zusammenhange mit <app>
<lem>einer</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> andern, <app>
<lem><choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> so erkenne,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wie sie der Grund <app>
<lem>oder,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">oder</rdg>
</app> die Folge <app>
<lem>von der andern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">derselben</rdg>
</app> ist, oder, mit andern Worten, wenn <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> sie <app>
<lem>mit meiner Vernunft erkenne; und sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wissenschaftlich erkannt wird. Sie</rdg>
</app> ist in dem Grade <app>
<lem>vollkommner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vollkommener</rdg>
</app>, je mit meh<pb edRef="#b" n="2"/>rern Dingen <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> sie so verbunden <app>
<lem>denke</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denkt,</rdg>
</app> und je mehrere <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solcher</rdg>
</app> Verbindungen <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zwischen denselben <app>
<lem>einsehe</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eingesehen werden</rdg>
</app>.</p>
<note place="end"><pb edRef="#c" n="4"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index><hi>Zusammenhang</hi> wird hier nicht von jeder Verbindung genommen,
als welche eben so wie die Vorstellung dieser Verbindung, zufällig und <app>
<lem>willkürlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkührlich</rdg>
</app> seyn <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Nur <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> ist eine Erkenntniß <hi>philosophisch</hi>, wenn <app>
<lem>ich <app>
<lem>einsehe,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">einsehe</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man einsieht,</rdg>
</app>
<app>
<lem>wie</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>wie</hi></rdg>
</app> etwas von dem Andern Grund oder Folge ist, oder wenn <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> das <app>
<lem>Eine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eine</rdg>
</app> aus dem <app>
<lem>Andern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andern</rdg>
</app> erklären <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</note>
</div>
<div n="3" type="section" id="section_1_3">
<head>3.</head>
<p><app>
<lem>Eine solche eigentlich zusammenhängende oder philosophische
Kenntniß irgend einer Art von Gegenständen, macht eben den <index indexName="subjects-index">
<term>Kunstverständiger</term>
</index><hi>Kunstverständigen</hi> in weiterer Bedeutung aus, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> er von dem bloß gemeinen Kenner, dem Studierten <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">im weitesten Sinne</rdg>
</app> (homme de <app>
<lem>lettres,)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lettres),</rdg>
</app> dem bloß mechanisch Handelnden oder Arbeitenden unterschieden
wird, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sodann jener Name</rdg>
</app> eben sowohl den <app>
<lem>Gelehrten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gelehrten</hi></rdg>
</app> als den <app>
<lem>wahrhaftigen Künstler</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Künstler</hi></rdg>
</app> bezeichnet. Denn eigentliche <hi>Kunst</hi> (<foreign lang="grc">Τεχνην</foreign> oder Artem) legt man doch nur dem <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>, der seine Kenntnisse in <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">irgend</rdg>
</app> einer Art von Dingen nicht bloß Andern abgelernt oder nur aus
Beobachtung geschöpft, sondern auch darüber selbst gedacht, ihren
Gründen und Folgen oder möglichen Anwendung nachgeforscht, sich eben
sowohl feste und sichere <app>
<lem>Regeln</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Regeln,</rdg>
</app> und überhaupt allgemeine Kenntnisse, als deutliche Begriffe
von der Art seiner <app>
<lem>Beschäftigungen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beschäftigungen</rdg>
</app> erworben hat. <app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app> muß er <hi>historische</hi> und <hi>philosophische</hi>
Kenntnisse davon zugleich besitzen. <hi>Historische</hi>, oder einen
ansehnlichen <pb edRef="#b" n="3"/> Vorrath und Stoff, den er
hernach verarbeiten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, oder dessen er zur Verarbeitung seiner Kenntnisse bedarf,
das heißt: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_3_1"/>er
muß <hi>Vieles</hi> und davon <hi>Viel</hi> wissen (multa et
multum). Aber eben so nothwendig ist, daß er, was er weiß,
<hi>gut</hi> wisse, und besonders im <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhange oder <hi>philosophisch</hi> einsehe, weil
davon selbst die immer mehrere Vollständigkeit <pb edRef="#c" n="5"/> der Kenntniß einer Sache, und noch mehr die Sicherheit und rechte
Anwendung derselben, abhängt. – Nicht minder unterscheidet man
selbst unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Kunstverständige</term>
</index>Kunstverständigen den eigentlichen <hi>Gelehrten</hi> von
dem <hi>Nichtgelehrten</hi>; und dieser Unterschied scheint sich auf
den <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> nächsten Zweck zu gründen, wonach man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Erwerbung einer gewissen Art von Kenntnissen trachtet. Dieser
Zweck besteht immer in der Befriedigung gewisser Bedürfnisse oder
des Gefühls von dem Werth gewisser <app>
<lem>Kenntnisse,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kenntnisse;</rdg>
</app> und diese Bedürfnisse können entweder <hi>sinnliche</hi> oder
<hi>geistige</hi> seyn, <app>
<lem><choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">d. i.,</rdg>
</app>
<hi>entweder</hi> den Körper und <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Verhältnisse betreffen, in welchen wir gegen irgend Etwas
stehen, was <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> uns ist, und auf unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit <app>
<lem>ein</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Einfluß haben kann, als Gesundheit, Nahrung, Sicherheit,
Hülfe von Andern, Vergnügung der Sinne <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. g.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app>, <hi>oder</hi> die Vollkommenheit des Geistes, Kenntniß des
Wahren, Nützlichen, Guten und Schönen, nebst der Bildung des ganzen
Charakters, <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Denk- und Handlungsart, befördern. Dienen nun
<hi>zusammenhängende</hi> Kenntnisse einer gewissen Art von <app>
<lem>Gegenständen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gegenständen</rdg>
</app>
<hi>zunächst</hi> zur Befriedigung <hi>geistiger</hi>
<app>
<lem>Bedürfnisse:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bedürfnisse,</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="4"/> so macht der Inbegriff <hi>solcher</hi>
Kenntnisse eine <hi>Wissenschaft</hi>
<app>
<lem>aus. Zielen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">aus; zielen</rdg>
</app> sie aber <hi>zunächst</hi> auf Befriedigung
<hi>sinnlicher</hi> Bedürfnisse <app>
<lem>ab:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ab,</rdg>
</app> so würde der Inbegriff solcher Kenntnisse eine <hi>Kunst</hi>
<app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heißen</rdg>
</app> müssen. Will man also den eigentlichen Gelehrten von dem
Nichtgelehrten <app>
<lem>unterscheiden:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unterscheiden,</rdg>
</app> so würde derjenige verdienen ein <hi>Gelehrter</hi> genannt
zu werden, der vorzügliche zusammenhängende Kenntnisse in irgend
einer <hi>Wissenschaft</hi> besitzt, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> dergleichen Kenntnisse von solchen Gegenständen, die
zunächst geistige Bedürfnisse befriedigen sollen; und
<hi>Gelehrsamkeit</hi> wäre dann <app>
<lem>vorzügliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gründliche</rdg>
</app> Bekanntschaft mit <pb edRef="#c" n="6"/> Gegenständen der so
eben beschriebenen Art; da hingegen alle diejenigen <app>
<lem>müßten</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zu den <hi>Nichtgelehrten</hi> gerechnet werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">müßten</rdg>
</app>, denen es an Kenntnissen gewisser <app>
<lem>Arten von Sachen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Art</rdg>
</app> ganz fehlt, oder die davon keine vorzügliche, oder keine
zusammenhängende Kenntnisse (in dem vorhin angegebenen Sinne des
Wortes) haben, oder deren Kenntnisse Gegenstände betreffen, welche
zunächst nur sinnliche Bedürfnisse <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">betreffen und</rdg>
</app> befriedigen.</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">Um dieses zu können, muß man theils eine
Kenntniß von vielen Dingen haben, theils von dem, was man erkennt,
vieles wissen (multa et multum), oder eine ausgebreitete und
ausführliche, mit einem Wort, eine weitläuftige Kenntniß, besitzen.
In diese setzt man gemeiniglich den Begriff von <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index><hi>Gelehrsamkeit</hi>; und freylich kan diese ohne jene
nicht statt finden. Aber liegt denn weniger daran, daß man etwas
<hi>gut</hi> weiß? und dazu gehört auch die gegründete und
fruchtbare Erkenntniß, die aber desto gegründeter und fruchtbarer
ist, je mehr man einsieht, wie etwas aus einem andern folgt oder
etwas andres verursacht. Nur denn verdient also eine Erkenntniß
<hi>gelehrt</hi> zu heissen, wenn sie sowohl weitläuftig als
philosophisch ist.</rdg>
</app></p>
<note n="1" place="end"><pb edRef="#a" id="noe_1_1_3_page" n="3"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 1. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> dem so sehr <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Sinn, in welchem <hi>Gelehrsamkeit</hi> genommen <app>
<lem>wird,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird</rdg>
</app> und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den so schwankenden Begriffen davon, war es wenigstens nöthig, einen
bestimmten Begriff anzugeben, an den man sich in der Folge halten <app>
<lem>könnte; und der hier angegebene scheint mit dem Sprachgebrauch am
meisten <app>
<lem>überein zu kommen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">übereinzukommen</rdg>
</app>, weil dadurch wirklich der <hi>Gelehrte</hi> nicht nur von
dem ganz Unwissenden, von dem gemeinen Mann und dem Handwerker,
sondern auch von dem viel gebildetern Künstler, dem Geschäftsmann
und <app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bloßen</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="5"/> Homme de lettres unterschieden wird. Wer bloß
mechanisch, oder nur durch Aufmerksamkeit und Uebung, gewisse,
selbst vorzügliche Kenntnisse erlangt hat, oder so seine Geschäfte
treibt, oder, mit andern Worten, der bloß routinirte Mann, heißt,
nach dem Sprachgebrauche, so wenig ein Gelehrter, als <app>
<lem>bloße,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bloße</rdg>
</app> selbst <app>
<lem>bildende,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bildende</rdg>
</app> Künste, ökonomische, Finanz- und Handelskenntnisse oder
Fertigkeiten, zu <app>
<lem>gelehrten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>gelehrten</hi></rdg>
</app> Beschäftigungen gerechnet werden. Was unterscheidet aber den
bloß Routinirten von dem eigentlichen Kunstverständigen, wohin auch
der Gelehrte gehört, als daß jener, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Erwerbung oder Anwendung seiner Kenntnisse mechanisch, dieser
aber philosophisch verfährt? und was anders, zieht die Gränzlinie
zwischen gelehrten und andern Beschäftigungen, als der Unterschied
zwischen <app>
<lem>innerer,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">innerer</rdg>
</app> geistiger, und zwischen <app>
<lem>äusserlicher Cultur</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">äußerlicher Kultur</rdg>
</app>? Nur muß man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem <app>
<lem>letztern Unterschied</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">letzteren Unterschiede</rdg>
</app> nicht übersehen, ob eine Beschäftigung jene oder diese
<hi>zunächst</hi> zur Absicht <app>
<lem>habe. Denn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">habe; denn</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="7"/> sonst können ja gelehrte Beschäftigungen, als
Sprachstudium, Mathematik, Geschichte <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> getrieben werden, um unsere oder Anderer <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Nothdurft, Bequemlichkeit und Vergnügen, so wie mechanische
und bildende Künste, um Bildung des Geistes zu befördern. <list>
<item><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_3_2"/><hi>Philosophische Blicke auf Wissenschaften und
Menschenleben</hi>,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:24kqr"/> von <index indexName="persons-index">
<term>Heinzelmann, Johann Christian Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kqp">Heinzelmann</persName></hi> und <app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Voss, Christian Daniel</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kqn">Voss</persName></hi>, Band.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Voß</persName></hi>, Band</rdg>
</app> 1. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 10 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></item>
</list>
</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">könnte. Er hat den <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch so gut für sich als jede andere Erklärung
davon, für deren Vorzug sich nichts Mehreres sagen läßt als für die
hier gegebene, die dem Grundsatz folgt, den man in einer Anweisung
zur Bildung eines Gelehrten immer folgen sollte: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_3_3"/>Par est omnes
omnia experiri, qui res magnas et magno opere expetendas
concupiuerunt; - - prima enim sequentem, honestum est in secundis
tertiisque consistere. <index indexName="classics-index">
<term><persName>Cicero</persName>
<title>orat.</title>
<measure>I.</measure></term>
</index><persName ref="textgrid:24gxq">Cicero</persName> Orator. <choice>
<abbr>cap.</abbr>
<expan>caput</expan>
<expan>capitulum</expan>
</choice> 1.</rdg>
</app></note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 2. Auf den <app>
<lem>Unterschied</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unterschiede</rdg>
</app> der <hi>gemeinen</hi> und der <hi>gelehrten</hi> Kenntniß der <app>
<lem>Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religion,</rdg>
</app> beruht der <pb edRef="#b" n="6"/> bekannte Unterschied, den man
zwischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index><hi>Religion</hi> und <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index><hi>Theologie</hi> macht. Letztere, als Eigenschaft betrachtet, ist
eine gelehrte Kenntniß der Religion, und ein <hi>Theologe</hi> ist daher, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#noe_corr_1">
<sic>er</sic>
<corr type="authorial">der</corr>
</choice></rdg>
</app> eine <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>solche</hi></rdg>
</app> Kenntniß von der <hi>Religion</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> von den Begriffen und Lehren besitzt, welche Gott und das
gegenseitige Verhältniß zwischen Gott und den Menschen betreffen; so wie <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Theologie</hi></rdg>
</app>, als Wissenschaft genommen, der Inbegriff der Religionswahrheiten
ist, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> diese auf eine gelehrte Art <app>
<lem>erkennt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erkannt</rdg>
</app> werden. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_3_4"/><hi>Subtilior religionis expositio</hi>,
comprehenso simul omni eruditionis apparatu, quem subtilitas illa
postulat, nach <index indexName="persons-index">
<term>Morus, Samuel Friedrich Nathanael</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h4j">Morus</persName></hi>.
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_3_5"/>Corpus
placitorum religionis christianae, erudite et subtiliter expositum,
et in artis formam redactum, nach <index indexName="persons-index">
<term>Reinhard, Franz Volkmar</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25063">Reinhard</persName></hi>.}</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> mein Programm de <app>
<lem>diuersitate</lem>
<rdg wit="#c" type="v">diversitate</rdg>
</app> studiorum, quibus Theologum decet ceteris Ecclesiae
doctoribus <app>
<lem>praestare,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">praestare.</rdg>
</app> Halae 1767.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:24kqt"/> in 4. – Einen Theil der
<hi>Theologie</hi> macht <hi>Philosophie über Religion</hi> aus, <app>
<lem>nehmlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nämlich</rdg>
</app> im <app>
<lem>Unterschied</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unterschiede</rdg>
</app> von gelehrten <hi>historischen</hi> Kenntnissen, welche auch
die Religion aufklären können. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_3_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Töllner, Johann Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kqv">J. G. Töllners</persName>
theologische Untersuchungen</hi>, <app>
<lem><choice>
<abbr>B.</abbr>
<expan>Band</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>Bd.</abbr>
<expan>Band</expan>
</choice></rdg>
</app> 1. Stück 1. die 9te Abhandlung.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_3_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Herder, Johann Gottfried von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kqz">Herder</persName></hi>
von Religion, Lehrmeinungen und Gebräuchen. 1787.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:24kr1"/> {<index indexName="persons-index">
<term>De Wette, Wilhelm Martin Leberecht</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kr2">De Wette</persName></hi>
über Religion und Theologie. Berlin 1815.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:24kr4"/>}</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_3_1">
<label>er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum)</label>
<p>Vgl. I § 48.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_3_2">
<label>Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben, von
Heinzelmann und Voss, Band. 1. S. 10 f.</label>
<p>In den von Johann Christian Friedrich Heinzelmann (1762–1830) und
Christian Daniel Voss (1761–1821) herausgegebenen <hi>Philosophische[n]
Blicke[n] auf Wissenschaften und Menschenleben für reifende
Jünglinge</hi> I (1789), 1–22 findet sich der von Nösselt verfasste
Beitrag <hi>Ueber den wahren Begriff der Gelehrsamkeit. Als eine
Vorbereitung zur Untersuchung des Wahns dass sie nicht gemeinnützig
sey</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_3_3">
<label>Par est omnes omnia […] Cicero Orator. cap. 1</label>
<p>In der als Brief an Brutus verfassten Abhandlung <hi>Orator</hi> entwirft
Cicero das Bild des idealen Redners. In Cic. orat. I 1 [4] heißt es:
„Doch ist es billig, daß alle diejenigen alle Versuche unternehmen,
welche große und erstrebenswerte Ziele anstreben. […] Wer den ersten
Rang anstrebt, der darf in Ehren auch beim zweiten oder dritten
innehalten (<hi>sed par est omnes omnia experiri, qui res magnas et
magno opere expetendas concupiverunt. […] prima enim sequentem
honestum est in secundis tertiisque consistere</hi>)“ (Text und
Übers. nach Tusculum [Ed. Kytzler], Düsseldorf/Zürich <hi rend="superscript">4</hi>1998, 6.7.8.9).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_3_4">
<label>Subtilior religionis expositio, comprehenso simul omni eruditionis
apparatu, quem subtilitas illa postulat, nach Morus</label>
<p>Dieses Zitat stammt aus Samuel Friedrich Nathanael Morus'
<hi>Epitome theologiae christianae</hi> (z.B. <hi rend="superscript">2</hi>1791, 11).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_3_5">
<label>Corpus placitorum religionis christianae, erudite et subtiliter
expositum, et in artis formam redactum, nach Reinhard</label>
<p>Dieses Zitat stammt aus Franz Volkmar Reinhards <hi>Vorlesungen über die
Dogmatik</hi> (z.B. <hi rend="superscript">4</hi>1818,
20).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_3_6">
<label>J. G. Töllners theologische Untersuchungen, B. 1. Stück 1. die 9te
Abhandlung</label>
<p>Das erste Stück des ersten Bandes von Johann Gottlieb Töllners
(1724–1774) zweibändigen <hi>Theologische[n] Untersuchungen</hi> ist
1772 erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_3_7">
<label>Herder von Religion, Lehrmeinungen und Gebräuchen. 1787</label>
<p>Diese Schrift ist 1798 erschienen.</p></note>
</div>
<div n="4" type="section" id="section_1_4">
<head><pb edRef="#c" n="8"/> 4.</head>
<p>Daß die <app>
<lem>gelehrte</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>gelehrte</hi></rdg>
</app> Erkenntniß der Religion an sich einen <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Vorzug vor der <app>
<lem>gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>gemeinen</hi> oder blos
<hi>populären</hi></rdg>
</app> habe, wird niemand <app>
<lem>leugnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">läugnen</rdg>
</app>, wer nicht glaubt, Unwissenheit <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> besser als <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntniß</term>
</index>Kenntniß, mangelhafte Kenntniß besser als vollkommnere. Aber die,
welche die gelehrtere Erkenntniß in der Religion für unnöthig oder gar für
gefährlich <app>
<lem>halten –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">halten,</rdg>
</app> wenn <pb edRef="#a" n="4"/> sie dies nicht aus Trägheit oder
Eigendünkel <app>
<lem><app>
<lem>behaupten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">behaupteten</rdg>
</app> –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">behaupten,</rdg>
</app> haben entweder nie den Nutzen und <app>
<lem>gewissermassen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewissermaßen</rdg>
</app> die Unentbehrlichkeit einer solchen Kenntniß recht überdacht, oder
stehen in dem <pb edRef="#b" n="7"/> Wahn, daß <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchem Streben nach weiterer <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung, die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion selbst, sowohl die Kenntniß und der Glaube an sie, als die
gottselige Gesinnung, <app>
<lem>leiden möchte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">leide</rdg>
</app>. Gegen jene müßte also der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Nutzen</hi></rdg>
</app>, gegen <app>
<lem>diese,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">diese</rdg>
</app> die <app>
<lem>Unschuld</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Unschuld</hi></rdg>
</app> der <app>
<lem>Gelehrsamkeit,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gelehrsamkeit</rdg>
</app> gezeigt werden.</p>
<note place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Wiewohl es</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anmerk.</hi> Es wird</rdg>
</app> immer schwer halten <app>
<lem>wird</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, eigentliche Verächter der <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index>Gelehrsamkeit <app>
<lem>selbst,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">selbst von ihrem Werthe</rdg>
</app> zu überzeugen. Denn davon überzeugt zu werden, bedarf es schon selbst <app>
<lem>einiger</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>einider</sic>
<corr type="editorial">einiger</corr>
</choice></rdg>
</app> Gelehrsamkeit. Wem es daran fehlt, oder wer nur nach der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_4_1"/><app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>einem</sic>
<corr type="editorial">einen</corr>
</choice></rdg>
</app> Art gelehrter Erkenntniß, dem Vielwissen, nicht nach der andern, der
philosophischen Erkenntniß (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_3">3</ref></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><ref target="#section_1_3">3.</ref></rdg>
</app>) <app>
<lem>getrachtet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">getrachtet</rdg>
</app> oder <app>
<lem>nicht immer nach dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_4_2"/>Cui bono? gefragt, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nicht immer <app>
<lem>unpartheyisch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unparteiisch</rdg>
</app> nachgesucht hat, welchen Werth, welchen Einfluß <app>
<lem>hat jedes</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">jedes hat</rdg>
</app>, was wir erkannt <app>
<lem>haben?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben;</rdg>
</app> oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wer</rdg>
</app> wenigstens nicht um eine anschauende Erkenntniß dieses Werthes und
Nutzens bekümmert gewesen ist: der ist auch schwerlich einer Ueberzeugung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dieser Frage über den Werth der Gelehrsamkeit in der Religion, <app>
<lem>und gewiß so weit noch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wenigstens</rdg>
</app> nicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">in dem Grade</rdg>
</app>, <app>
<lem>fähig,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fähig</rdg>
</app> daß diese Ueberzeugung den scheinbaren Vorurtheilen dawider das
Gleichgewicht halten könnte. Man <app>
<lem>kan hienach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann hiernach</rdg>
</app> beurtheilen, ob er ein befugter Richter in dieser Sache <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_4_3"/><hi>Komm</hi>
und <hi>Siehe!</hi> ist hier der sicherste Weg zur Ueberzeugung. <pb edRef="#c" n="9"/> Den umgekehrten Weg können nur die geführt werden,
die noch nicht gegen Gelehrsamkeit eingenommen sind.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_4_1">
<label>einen Art gelehrter Erkenntniß, dem Vielwissen</label>
<p>D.i. das barocke Gelehrsamkeitsideal der Polymathie bzw. Polyhistorie
(vgl. I § 7.11).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_4_2">
<label>Cui bono?</label>
<p>Diese Formulierung findet sich erstmals in den Reden des Cicero (vgl.
Cic. S. Rosc. 30 [84]. 31 [86]; Mil. 12 [32]; Phil. II 35; dazu Sen.
Med. 500f.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_4_3">
<label>Komm und Siehe!</label>
<p>Vgl. Joh 1,46; 11,34 (Sg.); 1,39; 4,29 (Pl.); dazu 2Kön 6,13; 10,16. – Zu
bemerken ist, dass der <hi>textus receptus</hi> bis in das 18. Jh.
hinein in Offb 6,1.3.5.7 <foreign lang="grc">ἔρχου καὶ
βλέπε</foreign> liest, Griesbachs NT-Edition (z. B. <hi rend="superscript">2</hi>1796/1806) bietet (mit Ausnahme von Offb
6,3 <foreign lang="grc">ἔρχου</foreign>) wie in Joh 1,46; 11,34 die
Lesart <foreign lang="grc">ἔρχου καὶ ἴδε</foreign>.</p></note>
</div>
<div n="5" type="section" id="section_1_5">
<head><pb edRef="#a" n="5"/>
<pb edRef="#b" n="8"/> 5.</head>
<p>Wie <hi>nützlich</hi> und selbst wie <hi>unentbehrlich</hi> unter gewissen
Umständen gelehrte Erkenntniß der Religion <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, läßt sich am besten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> zur Bildung eines angehenden Theologen dienlichen Wissenschaften
zeigen. <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
</app> ist die Ursach, warum es in dieser Anleitung bis dahin verschoben
wird. Hier <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> es <app>
<lem>genug</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genug,</rdg>
</app> im Allgemeinen zu <app>
<lem>bemerken:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bemerken,</rdg>
</app> daß es <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jeder rechten Kenntniß einer Wahrheit, also auch jeder Lehre in der
Religion, auf <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Stücke ankomme: daß man sie – recht <hi>verstehe</hi> – recht
<hi>beurtheile</hi> und – recht <hi>anwende</hi>. Das dritte setzt das <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app>, so wie das <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app> das erste voraus. Wo es an einem dieser <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Stücke fehlt, <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß dieser Lehre nie das seyn, was sie seyn <app>
<lem>soll, Mittel</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">soll: Mittel,</rdg>
</app> zur <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>W ahrheit</sic>
<corr type="editorial">Wahrheit</corr>
</choice></rdg>
</app>, <app>
<lem>und,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">und</rdg>
</app> durch <app>
<lem>diese,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">diese</rdg>
</app> zur <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit zu gelangen. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> Angabe des Nutzens <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Theile der Gelehrsamkeit in der Religion, müßte also stets ihr
Einfluß auf diese <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Stücke in Anschlag genommen werden.</p>
</div>
<div n="6" type="section" id="section_1_6">
<head>6.</head>
<p><app>
<lem>Wenn denn aber nun</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Doch wie – wenn</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index>Gelehrsamkeit für die Religion <hi>gefährlich</hi>
<app>
<lem>wäre?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wäre? –</rdg>
</app> Das ist sie gewiß <app>
<lem>nicht; und wer dies gleichwohl meint, macht sich entweder von
Gelehrsamkeit, oder Religion, oder von dem, was gefährlich ist,
falsche Begriffe. Ohne Wegräumung dieses <app>
<lem>dreyfachen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dreifachen</rdg>
</app> Mißverstandes wird man</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nicht. Aber allem Mißverstand vorzubeugen und
die richtige Beurtheilung der einzlen Vorwürfe zu befördern, möchte
es nicht unnöthig seyn, sich immer folgende Fragen vorzulegen, ohne
deren genaue Bestimmung,</rdg>
</app> wider und für die Unschuld der Gelehrsamkeit mit gleichem Glück <app>
<lem>streiten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gestritten</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">streiten,</rdg>
</app> und die Sache <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wird</rdg>
</app> unverglichen bleiben <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">wird</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="7" type="section" id="section_1_7">
<head><pb edRef="#a" id="noe_1_1_6_page" n="6"/>
<pb edRef="#b" n="9"/>
<pb edRef="#c" n="10"/> 7.</head>
<p><app>
<lem><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Echte</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index><hi>Gelehrsamkeit</hi>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> reicht <app>
<lem>sowohl</lem>
<rdg type="v" wit="#c">theils</rdg>
</app> den nöthigen <app>
<lem>Stoff</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Stoff</hi></rdg>
</app> zur Erkenntniß und Beurtheilung einer <app>
<lem>Sache,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sache</rdg>
</app> dar, <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">theils lehrt sie</rdg>
</app> die <app>
<lem>Regeln</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Regeln</hi></rdg>
</app>, wonach dieser beurtheilt, gewürdigt und richtig angewendet
werden <app>
<lem>muß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_3">3.</ref>).</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_3">3.</ref>)</rdg>
</app> Sie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> also, <app>
<lem>ihre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihrer</rdg>
</app> Natur nach, dem Wahren und Guten nicht nachtheilig seyn; und
wenn sie es <app>
<lem>wird:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird,</rdg>
</app> so liegt der Grund davon entweder in unvollständigen oder
unrichtigen Kenntnissen und <app>
<lem>Regeln</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Grundsätzen</rdg>
</app>, wonach man verfährt, oder in dem Gelehrten selbst, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> er von richtigen Kenntnissen und <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln keinen genugsamen und rechten Gebrauch macht. In <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> Fällen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> der entstehende Schade nicht der Gelehrsamkeit <app>
<lem>beygemessen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigemessen</rdg>
</app> werden, sondern im <app>
<lem>erstern,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ersteren</rdg>
</app> dem Mangel der Gelehrsamkeit, im <app>
<lem>letztern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">letzteren</rdg>
</app> aber entweder dem Vorurtheil, nach welchem der Gelehrte von
der Gelehrsamkeit Alles erwartet, da sie doch nur den Verstand
aufklären und leiten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, um dadurch den Weg zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung des Herzens zu bahnen, oder der Gleichgültigkeit
gegen das Gute, die zum Theil selbst aus jenem Vorurtheile, zum
Theil aus der Macht sinnlicher Neigungen und Leidenschaften
entspringt. <ref type="note" target="#noe_2_1_7_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">Was ist <hi>Gelehrsamkeit</hi>? wahre meine
ich. Gewiß, weder bloß historische Kenntniß von vielerley Sachen und
Meinungen, noch Gewohnheit nach willkührlichen oder unausgemachten
Voraussetzungen zu entscheiden, sondern ausgebreitete Kenntniß aller
uns zu erkennen möglichen Sachen, die bey der Untersuchung einer
andern zum Grunde liegen müssen, eine auf sorgfältigere Prüfung
gegründete Ueberzeugung von ihrer Wahrheit oder Falschheit sowohl
als von ihrem Werth, und Geschicklichkeit sie mit Behutsamkeit
bestmöglichst zu benutzen. Eine solche kan ihrer Natur nach nicht
schädlich seyn; wird sie es gleichwohl, so ists Zufall, <choice corresp="#noe_corr_2">
<sic>für der</sic>
<corr type="authorial">für die</corr>
</choice> keine menschliche Weisheit, die weder allwissend noch
untrüglich ist, bürgen kan.</rdg>
</app></p>
<app>
<lem><note n="1" id="noe_2_1_7_note1" place="end">*) <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_7_1"/><hi>Vertraute</hi>
<app>
<lem><hi>Briefe</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Briefe</hi>,</rdg>
</app>
<hi>die Religion</hi>
<app>
<lem><hi>betreffend</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>betreffend</hi>,</rdg>
</app> (von <index indexName="persons-index">
<term>Spalding, Johann Joachim</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2506m">J. J.
Spalding</persName></hi>), vornehmlich im 4ten und 7ten
Briefe.</note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_7_1">
<label>Vertraute Briefe die Religion betreffend (von J. J. Spalding),
vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe</label>
<p>Johann Joachim Spaldings <hi>Vertraute Briefe, die Religion
betreffend</hi> liegen in drei Auflagen vor (<hi rend="superscript">1</hi>1784; <hi rend="superscript">2</hi>1785; <hi rend="superscript">3</hi>1788; vgl. <hi>Spalding Kritische
Ausgabe</hi> [SpKA] I/4). Da die Erstauflage nur sechs Briefe
enthält, kann es sich an dieser Stelle nur um einen Verweis auf eine der
beiden folgenden Auflagen handeln.</p></note>
</div>
<div n="8" type="section" id="section_1_8">
<head>8.</head>
<p>Was ist <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index><hi>Religion</hi>? – Sind es wahre, gegründete, die strengste
Prüfung aushaltende, Gott <pb edRef="#b" n="10"/> und das Verhältniß
zwischen <app>
<lem>ihm</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihn</rdg>
</app> und den Menschen betreffende Sätze? – Oder sind es <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Meinungen und menschliche Einfälle, <pb edRef="#c" n="11"/> Zusätze
zur Religion, an welchen wir <app>
<lem>mit</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>mir</sic>
<corr type="editorial">mit</corr>
</choice></rdg>
</app> Zuversicht und Ergebenheit <app>
<lem>hängen;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hängen,</rdg>
</app> weil sie uns <app>
<lem>entweder</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> von Jugend auf geläufig worden, wir aber das Gegentheil als wahr zu
denken <app>
<lem>ungewohnt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ungewöhnt</rdg>
</app> sind, oder <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#a" type="v">es,</rdg>
</app> nur als wahr zu vermuthen und zu prüfen, uns nicht einmahl in den
Sinn kommt; <app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> weil das Ansehen frommer oder in der Welt vielgeltender Lehrer uns
für ihre Richtigkeit Gewähr zu leisten scheint; oder weil wir sie <pb edRef="#a" n="7"/> behaglich finden, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, daß sie uns <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> Untersuchung und Mühe ersparen, oder wir <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> keine nachtheilige, <app>
<lem>oft</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auch</rdg>
</app> wohl gar <app>
<lem>gute,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gute</rdg>
</app> Folgen für <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Frömmigkeit und Gemüthsruhe bemerken? – Oder betreffen <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sie,</rdg>
</app> ihrer Natur nach, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und uns
eigentlich, weder mittel- noch unmittelbar, gar nicht; scheinen sie uns
vielmehr nur dahin zu gehören, weil wir sie in ehrwürdigen Büchern neben und
mit <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten gefunden haben, oder unsre Einbildungskraft sie
mit diesen Sätzen der Religion <app>
<lem>einmal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einmahl</rdg>
</app> so verknüpft hat, daß wir befürchten, <app>
<lem>eins</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Eins</rdg>
</app> müsse mit dem <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> stehen oder fallen? – Im <hi>ersten</hi> Fall <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> Gelehrsamkeit der Religion nicht nachtheilig seyn; sie bewährt sie <app>
<lem>eben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eben</rdg>
</app> und hilft jene wahren Lehren von den erdichteten und falschen
absondern. Hilft sie im <app>
<lem><hi>zweyten</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zweiten</hi></rdg>
</app> Fall <app>
<lem>unächte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unechte</rdg>
</app> Zusätze zerstören, so ist sie für die wahre Religion wohlthätig und
vertilgt das Unkraut, unter dem wahre Religion ersticken würde. Im <app>
<lem><hi>dritten</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>dritten</hi>,</rdg>
</app> raubt sie dem Menschen we<pb edRef="#b" n="11"/>nigstens nichts von
Religion; aber sie macht auch den Gebrauch solcher fremden Lehren, wenn sie
ja noch Wahrheit enthalten, für die Religion unschädlich, und zieht den
Fleiß der Menschen von <app>
<lem>entbehrlichern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entbehrlicheren</rdg>
</app> Beschäftigungen <app>
<lem>ab,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ab</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">lenkt ihn</rdg>
</app> auf solche, die wichtig und heilsam <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sind, hin</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="9" type="section" id="section_1_9">
<head><pb edRef="#c" n="12"/> 9.</head>
<p>Was ist <index indexName="subjects-index">
<term>gefährlich</term>
</index><hi>gefährlich</hi> für Religion? Sicherlich nicht, was jene eben
erwähnte <app>
<lem>unächte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unechten</rdg>
</app> oder <app>
<lem>fremde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fremden</rdg>
</app> Zusätze zerstört oder absondert, <app>
<lem>hingegen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hingegen</rdg>
</app> wahre Religionslehren als <app>
<lem>wahre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">solche</rdg>
</app> darstellt, bestätigt, <pb edRef="#a" n="8"/>
<app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> Zweifel setzt, und nützlicher anwenden lehrt. Zwar <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> Gelehrsamkeit, wie zugestanden wurde (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_7">7</ref></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><ref target="#section_1_7">7.</ref></rdg>
</app>), durch Zufall und Mißbrauch gefährlich und eine Quelle neuer Uebel
werden. Aber – <app>
<lem>was giebts</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">giebt es</rdg>
</app> irgend <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">etwas</rdg>
</app>, das nicht <app>
<lem>dergleichen werden <hi>kan</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gemißbraucht, nicht gefährlich werden, nicht
ausarten <hi>kann</hi></rdg>
</app>? Empfindlichkeit, selbst Vernunft, <app>
<lem>der edlere Theil des</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">das Edelste im</rdg>
</app> Menschen, selbst Gottseligkeit, <app>
<lem>machen uns eben so fähig und aufgelegt zu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">erzeugen eben sowohl unter gewissen
Umständen</rdg>
</app> Mißvergnügen, Sorgen und <app>
<lem>Kummer,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kummer;</rdg>
</app> wovon die <app>
<lem>Thiere und </lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Thiere, wovon</rdg>
</app> leichtsinnige Menschen nichts oder wenig <app>
<lem>empfinden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">empfinden;</rdg>
</app> als sie auf der andern Seite <app>
<lem>Quelle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Quellen</rdg>
</app> des höhern und reinern <index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügens, <app>
<lem>nothwendiges</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nothwendige</rdg>
</app> Mittel <app>
<lem>zur <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu Vollkommenheiten</rdg>
</app> sind, die das Thier und der Leichtsinnige oder Gleichgültige weder
begreift noch <app>
<lem>erreicht; und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">erreicht. Und</rdg>
</app> wer mag mit diesen tauschen? wer lieber hungern als essen, aus <app>
<lem>Furcht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Furcht,</rdg>
</app> seine Gesundheit zu verderben? – Unwissenheit, eingeschränkte
Einsichten, Mangel des reifern Ueberlegens sind <hi>ihrer Natur nach</hi>
<app>
<lem>schädlich,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schädlich;</rdg>
</app> wahre Gelehrsamkeit nie. Nur durch zufällige <pb edRef="#b" n="12"/>
Umstände können jene unschädlich, diese nachtheilig werden. Aber nicht der
Zufall, nur die <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur ist der rechte Maaßstab, den Werth der Dinge zu bestimmen. –
Endlich läßt sich doch <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">der</rdg>
</app> Mißbrauch, <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">und es lassen</rdg>
</app> sich <app>
<lem>neue</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jene</rdg>
</app> Uebel<app>
<lem>, so viel an uns ist,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> verhüten, wenn wir <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">uns, so viel an uns ist,</rdg>
</app> feste und <app>
<lem>sichere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sichre</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln machen, wonach wir untersuchen; wenn wir in Bestimmung
dessen, was wahr und falsch, nützlich oder schädlich ist, nicht weiter <app>
<lem>gehn,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehen</rdg>
</app> als der Stoff <app>
<lem>(die data)</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, den wir zu verarbeiten, oder wonach wir zu urtheilen <app>
<lem>haben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="13"/> und <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Kräfte reichen; wenn wir unsere Urtheile von dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Maaße</rdg>
</app> unserer Kräfte und von dem <app>
<lem>Werth</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Werthe</rdg>
</app> der Dinge in eben <pb edRef="#a" n="9"/> dem Verhältnisse berichtigen
und verbessern, in welchem sich unsere Einsichten erweitern. <ref type="note" target="#noe_2_1_9_note1">*)</ref> Aber um alles dieses zu
können, müssen wir <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
</app> wissen und viel geprüft <app>
<lem>haben;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben,</rdg>
</app> wir werden also in dem Grade gegen Mißbrauch gesichert seyn, in
welchem wir gesucht <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben,</rdg>
</app> immer gelehrter zu werden. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_9_1"/>Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott, der
auch <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Fehltritte zum Besten zu lenken weiß!</p>
<note n="1" id="noe_2_1_9_note1" place="end">*) <app>
<lem>Siehe</lem>
<rdg type="v" wit="#a">S.</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Salzmann, Christian Gotthilf</term>
</index><persName ref="textgrid:2506q"><hi>C. G.</hi>
<app>
<lem><hi>Salzmanns</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Salzmann's</hi></rdg>
</app></persName> Vorrede zu der Schrift: <app>
<lem><hi>über</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Ueber</hi></rdg>
</app>
<hi>die wirksamsten</hi>
<app>
<lem><hi>Mittel</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Mittel,</hi></rdg>
</app>
<hi>Kindern Religion</hi>
<app>
<lem><hi>beyzubringen</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>beizubringen</hi>.</rdg>
</app> Leipzig 1780.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2506s"/>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_9_1">
<label>Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott</label>
<p>Derartige Formulierungen (vgl. Vorrede a [XVI]) finden sich in der
Aufklärungszeit häufig. In seinen <hi>Sontags-Evangelia</hi> (vgl. BdN
IV) legt etwa Gottfried Leß (1736–1797) Lk 21,18.34–36 exakt in diesem Sinne
aus (vgl. aaO <hi rend="superscript">1</hi>1776, 374). Bereits die
klassische Antike kannte ähnliche Vorstellungen (vgl. Hor. carm. I, 9,9
<hi>permitte divis cetera</hi>), und auch Sir 11,20–23 fordert zu
einem solchen Gottvertrauen auf. Im 16. Jh. formuliert Martin Luther in
seiner <hi>Genesisvorlesung</hi> (1535–1545) <hi>Fac tuum officium, et
eventum Deo permitte</hi> (WA 44 [1915], 78) (vgl. Erasmus v.
Rotterdam, <hi>Supputationes errorum in censuris Bedae</hi> [1527], 111
[fehlerhafte Paginierung]).</p></note>
</div>
<div n="10" type="section" id="section_1_10">
<head>10.</head>
<p><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_10_1"/>„Aber das <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Wissen</term>
</index>Wissen blähet auf.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Wissen blähet auf</hi>!</rdg>
</app>“ – <app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app>, wenn Wissen <app>
<lem>(<foreign lang="grc">γνωσις</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, wie es der Apostel nimmt (<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:8:1">1 Kor. 8, <app>
<lem>1),</lem>
<rdg wit="#a" type="v">1)</rdg>
</app></citedRange></bibl> so viel ist, als die Meinung, daß man
woran recht thue, verbunden mit der Meinung, daß man es <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> auch thun dürfe, ohne <app>
<lem>Rüksicht</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Rücksicht</rdg>
</app> auf unsern <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>unaufgeklärter</term>
</index>unaufgeklärtern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schwächern</rdg>
</app> Nächsten, den <pb edRef="#b" n="13"/> wir durch unser <app>
<lem>unvorsichtiges</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unfürsichtiges</rdg>
</app>
<app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> verleiten, etwas uns nachzuthun, was er nicht für <app>
<lem>recht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Recht</rdg>
</app> erkennt; und überhaupt als unreife oder übel angewendete
Wissenschaft. Nicht so, wahre Gelehrsamkeit <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_7">7</ref>)</rdg>
</app>, die, weil sie uns <app>
<lem>unsre Schwächen, Lücken der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schwächen und Lücken unsrer</rdg>
</app> Erkenntniß, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app> Verschiedenheit der Ueberzeugung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> verschiedenen Menschen, und Schwierigkeiten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Untersuchungen fühlbar macht, eben sowohl Bescheidenheit als Schonung
des Nächsten befördert.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_10_1">
<label>„Aber das Wissen blähet auf.“</label>
<p>Vgl. 1Kor 8,1. – Die Herkunft der den folgenden Paragraphen in
Anführungszeichen vorangestellten Leitsätze (I § 11–14; vgl. I §
125.126) ist nicht eindeutig nachzuweisen. Vielmehr werden Sprichwörter
und Allgemeinplätze aufgegriffen, die in dieser oder ähnlicher Form weit
verbreitet waren. Bemerkt sei, dass die in den betreffenden Paragraphen
angestellten Überlegungen ohne explizite Nennung Nösselts nahezu
wortwörtlich in der einflussreichen fünfbändigen <hi>Pastoral-Anweisung
nach den Bedürfnissen unsers Zeitalters</hi> (1805–1808) des
österreichischen katholischen Pastoraltheologen und Kirchenmannes
Andreas (Andre) Reichenberger (1770–1854) wiedergegeben werden (vgl. aaO
I/1, 71–73).</p></note>
</div>
<div n="11" type="section" id="section_1_11">
<head>11.</head>
<p>„Viel Wissen, oder Trachten danach, zer<pb edRef="#a" id="noe_1_1_10_page" n="10"/>streut; wir vergessen die Anwendung
aufs Herz; was bloß Mittel seyn <pb edRef="#c" n="14"/> sollte, wird zum
Zweck <app>
<lem>gemacht.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gemacht!</rdg>
</app>“ – <app>
<lem>Müßiggang, oder nicht genugsame oder unnütze <app>
<lem>Beschäftigung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beschäftigung,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice corresp="#noe_corr_3">
<sic>Müßiggang</sic>
<corr type="authorial">Müßiggang, oder nicht genugsame
Beschäftigung</corr>
</choice></rdg>
</app> zerstreut auch und läßt Verstand und Herz <app>
<lem>leer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">leer.</rdg>
</app> (<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:12:44 Mt:12:45">Matth. 12, 44. <app>
<lem>45).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">45.)</rdg>
</app></citedRange></bibl> Eingeschränkte Kenntniß, wonach man doch
immer urtheilen und handeln muß, macht verlegen und verursacht entweder
Zeitverlust und unnöthige Zerstreuung über dem Suchen desjenigen, was man
nicht zu finden weiß, oder gebiert Leichtsinn und Gewissenlosigkeit. Wo
nicht <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app> im <app>
<lem>Kopf</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kopfe</rdg>
</app> ist, läßt sich auch nicht <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app>, wenigstens nicht recht, anwenden. <app>
<lem>Bloß <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app> wissen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Bloße <hi>Vielwisserei</hi></rdg>
</app> ist nicht <app>
<lem>Gelehrsamkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gelehrsamkeit.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_3">3</ref>). Bildet</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_1_3">3.</ref>) Bilde man
nur</rdg>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Wissen</term>
</index>Wissen zu dem aus, was wahre Gelehrsamkeit ist (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_2">2</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_3">3</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_2">2.</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_1_7">7</ref></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><ref target="#section_1_7">7.</ref></rdg>
</app>), und der Vorwurf fällt von selbst weg. Je mehr man in wahrer <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index>Gelehrsamkeit fortrückt, desto mehr lernt man sich sammlen, verhütet
Zerstreuung, und lernt <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Alles</rdg>
</app> besser anwenden.</p>
</div>
<div n="12" type="section" id="section_1_12">
<head><pb edRef="#b" n="14"/> 12.</head>
<p>„Aber man <app>
<lem>glaubt</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>glaubt</hi></rdg>
</app> um so weniger, je mehr man <app>
<lem>weiß</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>weiß</hi></rdg>
</app>; und Gelehrsamkeit ist eine reiche Quelle von <app>
<lem>Zweifeln.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweifeln!</rdg>
</app>“ – Aber wer viel glaubt, wird auch viel betrogen; dagegen sichert
demnach nichts besser, als daß man <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app> und daß man es gut <app>
<lem>wisse</lem>
<rdg wit="#a" type="v">weiß</rdg>
</app>; also setzt uns wieder Gelehrsamkeit in den <app>
<lem>Stand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Stand,</rdg>
</app> zu wissen, wo man glauben dürfe oder nicht? <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Der Gelehrte zweifelt <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">allerdings</rdg>
</app> mehr wie der Ungelehrte. Aber <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel sind nicht immer schädlich; sie sind ein kräftiger Antrieb
zur Untersuchung, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> man immer gewinnt; sie sind sogar das einzige natürliche Mittel, von
Vorurtheilen und <pb edRef="#a" n="11"/> Irrthümern zurückzukommen. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Und in dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Maaße</rdg>
</app>, wie man in der Gelehrsamkeit wächst, nehmen auch die Kenntnisse zu,
um den Ungrund schädlicher Zweifel einzusehen, und es wächst die Fertigkeit,
sie aufzu<pb edRef="#c" n="15"/>lösen; denn Zweifel entstehen aus <app>
<lem>Unwissenheit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unwissenheit</rdg>
</app> und werden nur schädlich, wenn man mit ihnen nicht umzugehen
weiß.</p>
</div>
<div n="13" type="section" id="section_1_13">
<head>13.</head>
<p>„Gleichwohl lehrt <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung und <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte, daß es eben Gelehrte waren, die Irrthümer aufbrachten,
die die Religion von ihrer Einfalt zurückführten, die sie ihrer Geheimnisse
zu berauben <app>
<lem>suchten.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">suchten!</rdg>
</app>“ – Wenn dies Gelehrte gethan haben <app>
<lem>sollten:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sollten,</rdg>
</app> so müßte erst, ehe man sie verdammen wollte, das ausgemacht werden,
was oben §. <app>
<lem><ref target="#section_1_8">8</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_8">8.</ref></rdg>
</app> erinnert ist. Aber gewiß sind jene <app>
<lem>vorgeworfene</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Verderbnisse der Religion <app>
<lem>mehr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">weit häufigere</rdg>
</app> Folgen der Un<pb edRef="#b" n="15"/>wissenheit, des Mißverstandes,
der <app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
</app> oder des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_13_1"/>aftergelehrten Dünkels, <app>
<lem>welchen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">welchem Fehler</rdg>
</app> eben <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Gelehrsamkeit <app>
<lem>entgegen arbeitet</lem>
<rdg wit="#a #c" type="pp">entgegenarbeitet</rdg>
</app>.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_13_1">
<label>aftergelehrten Dünkels</label>
<p><hi>After</hi> ist eine veraltete deutsche Präposition, die bereits zu
Nösselts Zeiten nur noch in Komposita Verwendung fand und in etwa dem
Präfix <hi>pseudo-</hi> entspricht. Unter <hi>aftergelehrt</hi> ist
demnach eine falsche oder Scheingelehrsamkeit zu verstehen.</p></note>
</div>
<div n="14" type="section" id="section_1_14">
<head>14.</head>
<p>„Indessen <app>
<lem>erschweret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erschwert</rdg>
</app> doch die <app>
<lem>Gelehrsamkeit,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Gelehrsamkeit</rdg>
</app> und die davon abhängende eingeführte <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Schulsprache</term>
</index>Schulsprache,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Schulsprache</rdg>
</app> die Kenntniß der <app>
<lem>Religion.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religion!</rdg>
</app>“ – Wenn sie sonst nöthig oder nützlich <app>
<lem>ist:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist,</rdg>
</app> so müssen uns die Schwierigkeiten nicht abschrecken, sie in <app>
<lem>unsere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsre</rdg>
</app> Gewalt zu bekommen. Kann sie aber jemand ohne Nachtheil der Wahrheit
und Gründlichkeit, oder muß er sie, nach seinen Umständen, <app>
<lem>entbehren:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entbehren,</rdg>
</app> so <app>
<lem>überlaße</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlasse</rdg>
</app> er, ohne Verachtung oder Verun<pb edRef="#a" n="12"/>glimpfung, das,
was <app>
<lem>er</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>er</hi></rdg>
</app> entbehren kann, <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>dem</hi></rdg>
</app>, der dessen fähig und bedürftig ist.</p>
</div>
<div n="15" type="section" id="section_1_15">
<head>15.</head>
<p>Denn so sehr es allgemeine Pflicht eines jeden Menschen ist, sich um Religion
zu bekümmern, und nach Gottseligkeit zu trachten; so nöthig es ist, nicht
nur zu lernen, sondern auch das, was man von der Religion weiß, zu er<pb edRef="#c" n="16"/>halten, fester zu <app>
<lem>gründen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">begründen</rdg>
</app>, zu vermehren, zu berichtigen, lebhafter und eindrücklicher zu
machen, und von Zeit zu Zeit zu erwecken und anzufrischen: so <app>
<lem>fehlts</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fehlt's</rdg>
</app> doch dem größten Theil der Menschen an Fähigkeit, Hülfsmitteln, <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app>, und daher auch mit an Uebung in der <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß und <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit. Um so geläufiger und wirksamer sind <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den meisten Unwissenheit oder seichte Kenntnisse in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, <pb edRef="#b" n="16"/> Vorurtheile und grobe oder nach
jedes Leidenschaften gebildete Vorstellungen von Gott und unsichtbaren
Dingen überhaupt, wodurch ihnen alles Ungewohnte befremdlich, jeder
aufsteigende oder gehörte Zweifel aber eine neue Nahrung des Leichtsinns
oder der Aengstlichkeit wird. Wie sehr darunter erleuchtete
Gewissenhaftigkeit und davon abhängende gute Gesinnung und Betragen eines
Menschen sowohl als seine wahre Gemüthsruhe leiden müsse, ist leicht zu
begreifen.</p>
</div>
<div n="16" type="section" id="section_1_16">
<head>16.</head>
<p>Es wäre also <app>
<lem>großes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosses</rdg>
</app> und <app>
<lem>seliges</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sich selbst belohnendes</rdg>
</app> Verdienst, wenn, wie in allen andern menschlichen Angelegenheiten,
die, so mehr vermögen, den Schwächern <pb edRef="#a" n="13"/> oder
Zerstreutern, auch hierin zu Hülfe kämen. Und wenn sie durch ihre Umstände
in den Stand gesetzt würden, sich ganz diesem Geschäfte zu widmen; wenn sie
durch ihre vorzüglichern Kenntnisse, durch die sorgfältigste Anschmiegung an
Anderer Bedürfnisse, durch die zärtlichste Sorge für deren Gewissen und
Gemüthsruhe, durch Klugheit, durch tugendhaftes und gottseliges <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> und durch das auf <app>
<lem>dieses</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dies</rdg>
</app> alles gegründete innerliche Ansehen, Weisheit, Tugend und <app>
<lem>Religion,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religion</rdg>
</app> nicht nur lehrten, sondern auch <app>
<lem>empfählen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">empföhlen</rdg>
</app>; wenn sie dadurch Lehrer, Leiter und Muster für das <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen der <pb edRef="#c" n="17"/> übrigen Menschen würden: <app>
<lem>was und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wie wirksam <hi>könnten</hi> sie <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">dann</rdg>
</app> für menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit <app>
<lem>seyn?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden!</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="17" type="section" id="section_1_17">
<head><pb edRef="#b" n="17"/> 17.</head>
<p>Wenn nun in der menschlichen Gesellschaft die, welche es einsehen, daß sie
selbst <hi>den</hi> Fleiß nicht auf Religion und Bildung ihres Verstandes
und Herzens danach wenden können, den sie <app>
<lem>sollten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">solten</rdg>
</app> und wünschten (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_15">15</ref></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><ref target="#section_1_15">15.</ref></rdg>
</app>), diese Angelegenheit und die ganze Sorge für ihre geistliche
Wohlfahrt oder <app>
<lem>ein</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einen</rdg>
</app> Theil dieser <app>
<lem>Sorge, andern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sorge Andern</rdg>
</app> übertrügen, welchen sie am meisten die <app>
<lem>vorerwähnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorerwähnten</rdg>
</app> Eigenschaften (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_16">16</ref></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><ref target="#section_1_16">16.</ref></rdg>
</app>) zutrauten: so entstünden dadurch in der Gesellschaft die, welche man
in Beziehung auf den Unterricht in der <app>
<lem>Religion,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religion</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index><hi>Prediger</hi>, in Rücksicht auf die Anwendung derselben nach
jedes besondern <app>
<lem>Gemüthsbedürfnissen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemüthsbedürfnissen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Seelsorger</term>
</index><hi>Seelsorger</hi>, und überhaupt <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index><hi>Lehrer der Religion</hi> zu nennen pflegt. Ein höchst nützlicher
und <app>
<lem>respectabler</lem>
<rdg wit="#c" type="v">achtungswerther</rdg>
</app> Stand, der nur dem verächtlich oder gleichgültig scheinen <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>, <app>
<lem>wer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="14"/> ihn entweder nicht aus diesem <app>
<lem>Gesichtspunkt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesichtspunct</rdg>
</app> betrachtet, oder <app>
<lem>wem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der für</rdg>
</app> Tugend, Gewissen und Religion, so weit es nicht in seine <app>
<lem>eigennützige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigennützigen</rdg>
</app> Absichten schlägt, <app>
<lem>nichts ist</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">keinen Werth hat</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="18" type="section" id="section_1_18">
<head>18.</head>
<p>Selbst dem <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index>Staat</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Staate</rdg>
</app>, wenn er seine Pflichten, Vortheile und Rechte kennt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> dieser <hi>Stand</hi>, man mag ihn den <app>
<lem><hi>geistlichen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>geistlichen</hi>,</rdg>
</app> oder wie man <app>
<lem>will</lem>
<rdg wit="#c" type="v">will,</rdg>
</app> nennen, so wenig gleichgültig seyn, als <app>
<lem>die Sorge</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, wie er besetzt wird. – Die Rechte der Menschheit, und unter diesen
sind die Rechte des Gewissens die höchsten, können durch keine Art von
Verbindungen und Gesetzen aufgehoben <app>
<lem>werden:</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">werden;</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="18"/> und wer die Regierung eines Staats übernimmt, der
übernimmt <pb edRef="#c" n="18"/> auch, ausdrücklich oder stillschweigend,
die Pflicht, die Tugend und Religion seiner Unterthanen nicht nur nicht zu
kränken, sondern sie auch, so viel er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, zu <app>
<lem>befördern <ref type="note" target="#noe_2_1_18_note2">*)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">befördern. <ref type="note" target="#noe_2_1_18_note2">*)</ref></rdg>
</app> – Je mehr und je allgemeiner wahre Religion erkannt, je <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">mehr sie</rdg>
</app> für <app>
<lem>wohlthätiger</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wohlthätig</rdg>
</app> und <app>
<lem>unentbehrlicher sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unentbehrlich</rdg>
</app> zur <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit gehalten, je angelegentlicher und genauer sie befolgt
wird: desto weniger geschieht den Gesetzen und guten Anstalten, ohne welche
keine Gesellschaft bestehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, öffentlicher oder heimlicher Abbruch; desto williger thut jeder,
auch ungesehen und unerinnert, <app>
<lem>Gutes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gutes</rdg>
</app> und wirkt desto eifriger zum gemeinen Besten; desto mehr ersetzt sich
das, was der <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend an bürgerlicher Ermunterung abgeht, durch Zufriedenheit des
Gewissens, und noch weit mehr durch die Vorstellung des Wohlgefallens Gottes
<pb edRef="#a" n="15"/> und seiner, selbst über die Gränzen dieses
Lebens reichenden, Belohnung.</p>
<app>
<lem><note n="1" place="end"><list>
<item><hi>(<index indexName="persons-index">
<term>Spalding, Johann Joachim</term>
</index><persName ref="textgrid:2506m">J. J.
Spalding</persName>) über die Nutzbarkeit des
Predigtamts und deren Beförderung</hi>, zweyte Auflage,
Berlin 1773.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2506v"/> 8. im ersten Abschnitt,
sonderlich <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<app>
<lem>33.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">33</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>folgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></item>
</list></note></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<note n="2" id="noe_2_1_18_note2" place="end"><list>
<item>*) <index indexName="persons-index">
<term>Eberhard, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgtf">J. A.
Eberhard's</persName></hi>
<hi>neue Apologie des</hi>
<index indexName="classics-index">
<term><persName>Sokrates</persName></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2528d">Sokrates</persName></hi>,
Band 2, Berlin 1778.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2508g"/> in 8. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 117 <choice>
<abbr>folgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></item>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><seg type="item"><milestone type="structure" unit="line" edRef="#c"/><hi>(<index indexName="persons-index">
<term>Spalding, Johann Joachim</term>
</index><persName ref="textgrid:2506m">J. J.
Spalding</persName>) über die Nutzbarkeit des
Predigtamts und deren Beförderung</hi>, zweite Auflage,
Berlin 1773.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2506v"/> 8. im ersten Abschnitt,
sonderlich <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 33 <choice>
<abbr>folgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></seg>
<seg type="item"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_18_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Lüdke, Friedrich Germanus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2508j">F. G.
Lüdke</persName></hi> über die Abschaffung des
geistlichen Standes, nebst Untersuchung, ob derselbe dem
Staate entbehrlich und sogar schädlich sei. Berlin 1789.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2508t"/>
<choice>
<abbr>Vergl.</abbr>
<expan>Vergleiche</expan>
<expan>Verglichen</expan>
</choice> mit <index indexName="persons-index">
<term>Gerard, Alexander</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25091">A.
Gerard</persName></hi> Rechtfertigung des
Predigerstandes gegen <index indexName="persons-index">
<term>Hume, David</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:255cc">Hume</persName></hi>. Aus dem Englischen. Berlin
1787.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25093"/></seg></rdg>
</app>
</list></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_18_1">
<label>F. G. Lüdke über die Abschaffung des geistlichen Standes, nebst
Untersuchung, ob derselbe dem Staate entbehrlich und sogar schädlich
sei. Berlin 1789</label>
<p>Friedrich Germanus Lüdkes (1730–1792) <hi>Gespräche über die Abschaffung
des geistlichen Standes</hi> stammen aus dem Jahr 1784.</p></note>
</div>
<div n="19" type="section" id="section_1_19">
<head>19.</head>
<p>Unmöglich <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion ihrer Natur nach <index indexName="subjects-index">
<term>schädlich</term>
</index>schädlich seyn. Sie wird es bloß durch Mißverstand, <app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
</app> und ausschweifende Leidenschaften. Dieses zu verhüten und den <app>
<lem>unent<pb edRef="#b" n="19"/>behrlichen seligen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beseligenden</rdg>
</app> Einfluß der Religion auf die ge<pb edRef="#c" n="19"/>meine und
besondere Wohlfahrt zu befördern, sind in dem <app>
<lem>Staat</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Staate</rdg>
</app> Anstalten nöthig, wodurch immer richtigere Begriffe von Sittlichkeit
und Religion <app>
<lem>sowohl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sowohl,</rdg>
</app> als wirksamster <app>
<lem>Antrieb</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Antrieb,</rdg>
</app> sie auszuüben, oder tugendhafte und gottselige <app>
<lem>Gesinnung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesinnungen</rdg>
</app>, allgemeiner gemacht werden. Weil aber die, welche fähig seyn
möchten, <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend und Religion <app>
<lem>richtigst</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auf das richtigste</rdg>
</app> und <app>
<lem>nachdrücklichst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nachdrücklichste</rdg>
</app> zu lehren und zu empfehlen, schwerlich dieses <app>
<lem>Geschäfte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Geschäft</rdg>
</app> angelegentlich genug treiben werden, wenn sie sich ihm nicht ganz und
unzerstreut widmen können; <app>
<lem>andere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> hingegen, die genug Eifer haben möchten, nicht immer die dazu
erforderlichen Fähigkeiten oder Kenntnisse besitzen, und in diesem Fall der
Religion und dem <app>
<lem>Staat</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Staate</rdg>
</app> mehr schädlich als nützlich werden: <pb edRef="#a" n="16"/> so macht
dies nicht nur, wie zu andern öffentlichen Angelegenheiten, einen besondern
Stand nöthig, dergleichen man auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen nur <app>
<lem>einigermassen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einigermaßen</rdg>
</app> gesitteten Völkern <app>
<lem>findet,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">findet;</rdg>
</app> sondern der <index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index>Staat hat auch die Pflicht und das Recht, für dessen würdigste
Besetzung und für Einrichtungen zu sorgen, wodurch das innerliche Ansehen
der dazu bestimmten Personen (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_16">16.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_16">16</ref></rdg>
</app>) durch <app>
<lem>äusserliches</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliches</rdg>
</app>
<app>
<lem>verstärkt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verstärkt</rdg>
</app> und <app>
<lem>jeder</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jede</rdg>
</app> derselben in den Stand gesetzt werde, mit <app>
<lem>gehöriger Angelegenheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gehörigem Eifer</rdg>
</app> und aufs wirksamste die <app>
<lem>ihm obliegende</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ihr obliegenden</rdg>
</app> Pflichten zu erfüllen.</p>
<note place="end"><app type="structural-variance">
<lem><seg id="var_1_19_p1">Alles bisher <app>
<lem>gesagte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesagte</rdg>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_1_15">15</ref>–<ref target="#section_1_19">19</ref>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_1_15">15</ref>–<ref target="#section_1_19">19.</ref>
kann</rdg>
</app> dazu dienen, angehenden Theologen Liebe und Achtung gegen
den Stand, dem sie sich widmen, <app>
<lem>einzuflössen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">einzuflößen</rdg>
</app>, und sie von ihrer wahren Bestimmung zu belehren.</seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><seg id="var_1_19_p2">{Dieß ist um so mehr
gleich bei dem Anfang des theologischen Studiums zu
wünschen, da so viele, fast die meisten, durch bloßen
Zufall, die Bestimmung ihrer Aeltern, die Beschränktheit
ihrer Lage, die sie von kostbareren Studien
zurückschreckt, bewogen werden, sich einem Berufe zu
widmen, über den sie nie nachgedacht, und dessen hohe
Be<pb edRef="#c" n="20"/>deutung sie nie erkannt
haben. Noch viel weniger haben sie sich geprüft, ob sie
auch geistig und selbst physisch diesem Stande gewachsen
seyn werden.} <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></seg></rdg>
</app></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><p copyOf="#var_1_19_p1"/>
<p copyOf="#var_1_19_p2"/></rdg>
</app></note>
</div>
<div n="20" type="section" id="section_1_20">
<head><pb edRef="#b" n="20"/> 20.</head>
<p>Diese <app>
<lem><app>
<lem>einmal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einmahl</rdg>
</app> würdig zu leisten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Pflichten</rdg>
</app> und die <app>
<lem>wichtigen Absichten zu erfüllen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hohen Zwecke</rdg>
</app>, wozu der geistliche Stand da ist, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">einst würdig zu erfüllen,</rdg>
</app> dazu gehört die gewissenhafteste <index indexName="subjects-index">
<term>Prüfung</term>
</index>Prüfung, ob man <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">überhaupt</rdg>
</app> dazu fähig und fest entschlossen <app>
<lem>sey, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei, so wie</rdg>
</app> ein ununterbrochenes Bestreben, immer <app>
<lem>dazu</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> fähiger und <app>
<lem>geneigter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geschickter</rdg>
</app> zu werden. Eine solche Vorbereitung erfordert, daß man <app>
<lem>wisse: –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wisse: 1)</rdg>
</app> welche Arten von <app>
<lem>Kenntnissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kenntnissen</hi></rdg>
</app> nützlich oder unentbehrlich sind, um sich zu <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einen</rdg>
</app> künftigen Lehrer der Religion zu <app>
<lem>bilden –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bilden; 2)</rdg>
</app> welche <app>
<lem>Fähigkeiten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Fähigkeiten</hi></rdg>
</app> nöthig sind, um diese zu erlangen und auf das nützlichste zu Anderer
Besten <app>
<lem>anzuwenden – und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">anzuwenden; 3)</rdg>
</app> welche Hülfsmittel und Uebungen dazu dienen.</p>
</div>
<div n="21" type="section" id="section_1_21">
<head><pb edRef="#a" n="17"/> 21.</head>
<p>Alles, was ein künftiger Lehrer der Religion in Absicht auf <app>
<lem>Kenntnisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kenntnisse</hi></rdg>
</app> zu thun <app>
<lem>hätte, vereiniget</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat, vereinigt</rdg>
</app> sich in <app>
<lem>drey <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptbeschäftigungen</term>
</index>Hauptbeschäftigungen, – daß und wie er</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">drei Hauptbeschäftigungen. Er muß</rdg>
</app> sie <app>
<lem>zu <hi>sammlen</hi> –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auf die rechte Art zu <hi>sammlen</hi>,
sie</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>anzuordnen</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>anzuordnen</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>oder zusammen zu stellen –</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> und für <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>
<hi>anzuwenden</hi>
<app>
<lem>habe. –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wissen.</rdg>
</app> Um sich den nöthigen <hi>Vorrath</hi> zu einer <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> wohlgegründeten Kenntniß und Ueberzeugung von der Religion zu
verschaffen, <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> er <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> vor allen Dingen <app>
<lem>um</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nach</rdg>
</app> Kenntniß der Natur überhaupt <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu streben</rdg>
</app>, und <app>
<lem><app>
<lem>besonders</lem>
<rdg wit="#a" type="v">besonders,</rdg>
</app> nach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">besonders, bei</rdg>
</app>
<hi>seiner</hi> Bestimmung zum Lehrer der Religion, <app>
<lem>um die Kenntniß der Natur Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sich zu bemühen haben, über <hi>Gott</hi>, so
weit es der endliche Verstand vermag,</rdg>
</app> und <app>
<lem>der geistigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">über die geistige</rdg>
</app> Natur des Menschen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">richtig denken</rdg>
</app> zu <app>
<lem>bekümmern haben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">lernen</rdg>
</app>, weil ohne diese Kenntniß, welche die <hi>Philosophie</hi> darreicht,
weder eine recht überzeugende Erkenntniß von dem <index indexName="subjects-index">
<term>Verhältniß</term>
</index>Verhältniß <pb edRef="#b" n="21"/> zwischen Gott und den Men<pb edRef="#c" n="21"/>schen, womit sich die Religion beschäftigt, erhalten,
noch ein richtiger Gebrauch der Vernunft <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen Untersuchungen gemacht werden <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="22" type="section" id="section_1_22">
<head>22.</head>
<p><app>
<lem>Und weil</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Da sich aber</rdg>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auf die nähere <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung Gottes in der heiligen Schrift gründet; diese aber in
der hebräischen oder chaldäischen und griechischen Sprache zu uns gekommen
ist; und <app>
<lem>erstre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erstere</rdg>
</app> wenigstens ohne Bekanntschaft mit den verwandten Dialekten nicht
gründlich verstanden werden <app>
<lem>kan; ausserdem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann; außerdem</rdg>
</app> auch die heilige Schrift <app>
<lem>theils sich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sich theils</rdg>
</app> auf viele historische Umstände bezieht, theils manche historische
Kenntnisse <app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zu</rdg>
</app> Beurtheilung <pb edRef="#a" n="18"/> der Glaubwürdigkeit der heiligen
Bücher überhaupt oder in einzelnen Stellen erfordert werden: so <app>
<lem>würd'</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> er nach <app>
<lem>ausgebreiteter und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> genauer <hi>Kenntniß der hebräischen</hi> und <hi>griechischen</hi>, <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">und</rdg>
</app> der mit jener <hi>verwandten <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachen</term>
</index>Sprachen</hi>, <app>
<lem>nach einiger Kenntniß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">desgleichen</rdg>
</app> der alten <hi>Geschichte</hi> und <app>
<lem>anderer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andrer</rdg>
</app>
<hi>historischen <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfswissenschaften</term>
</index>Hülfswissenschaften</hi> trachten, auch sich durch <app>
<lem>sichere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sichre</rdg>
</app>, auf Vernunft und Beobachtung der Natur gedachter Sprachen, wie sie
in der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift gebraucht sind, gegründete <hi>Regeln</hi> und fleißige
<hi>Uebung</hi> in <hi>Erklärung alter Schriften</hi> zu einem
gründlichen Ausleger bilden müssen.</p>
</div>
<div n="23" type="section" id="section_1_23">
<head>23.</head>
<p>So würde auch eine pragmatische Kenntniß der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index><hi>Geschichte</hi> überhaupt, und besonders der <pb edRef="#b" n="22"/> Veränderungen, die mit der Religion und der darauf gegründeten
Kirche vorgegangen sind, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> dem schon erwähnten Nutzen, einen mächtigen Eindruck von dem <app>
<lem>so weisen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Gang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gange</rdg>
</app> der göttlichen Fürsehung geben, der zur Erweckung der Aufmerksamkeit
<pb edRef="#c" n="22"/> auf die Religion und ihren unaussprechlichen
Werth <app>
<lem>sowohl,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sowohl</rdg>
</app> als auf die ganze <app>
<lem>gute</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Gesinnung gegen Gott so unentbehrlich ist. Sie würde den <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einfluß der gebrauchten oder <app>
<lem>vernachläßigten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigten</rdg>
</app> Vorerkenntnisse <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Religion und dem Christenthum, die seligen Folgen einer durch <app>
<lem>bescheidnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bescheidenen</rdg>
</app> und regelmäßigen Gebrauch der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und der heiligen Schrift aufgeklärten Religion und ihrer
gewissenhaften Befolgung, so wie die traurigen Folgen des Gegentheils <app>
<lem>lehren</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, einleuchtend <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">machen</rdg>
</app> und da<pb edRef="#a" n="19"/>durch <app>
<lem>eindrücklich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kräftig</rdg>
</app> zu jenem <app>
<lem>ermuntern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ermuntern,</rdg>
</app> und <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> diesem warnen. Sie würde auch zeigen, wie weit man in der gründlichen
und heilsamen Erkenntniß der Religion <app>
<lem>vor- oder rückwärts gekommen sey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vorwärts oder zurückgekommen sei</rdg>
</app>, und dadurch zu erkennen geben, was man von <app>
<lem>Vorarbeiten in der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">früheren, auf</rdg>
</app> Religion <app>
<lem>benutzen oder wegräumen und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Beziehung habenden Vorarbeiten, benutzen,</rdg>
</app> verbessern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">oder wegräumen</rdg>
</app> müsse.</p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_1_24-43">
<div n="24" type="section" id="section_1_24">
<head>24.</head>
<p>Um die dazu nöthigen Hülfsmittel sicherer gebrauchen zu können, <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> nicht nur zum <app>
<lem>Theil</lem>
<rdg wit="#a" type="v">theil</rdg>
</app> die Kenntniß der <app>
<lem>vorhinerwähnten <hi>Sprachen</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">vorhin erwähnten <hi>Sprachen</hi></rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">vorhin erwähnten <hi>biblischen
Grundsprachen</hi>,</rdg>
</app> sondern auch die <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Kenntniß</rdg>
</app> der <hi>lateinischen</hi> sehr <app>
<lem>nöthig, vielleicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nothwendig,</rdg>
</app> auch <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="v">selbst</rdg>
</app>
<hi>einiger</hi>
<app>
<lem><hi>andern</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>neueren</hi> Sprachen</rdg>
</app> nützlich seyn; wenigstens in so <app>
<lem>fern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fern,</rdg>
</app> als <app>
<lem>jene,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">jene</rdg>
</app> die unter Gelehrten am meisten zum Vortrag gelehrter Sachen ge<pb edRef="#b" n="23"/>brauchte <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, in diesen aber <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">vieles geschrieben ist, was</rdg>
</app> erhebliche <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärungen</term>
</index>Aufklärungen über manche Theile der Theologie <app>
<lem>mitgetheilt sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">enthält</rdg>
</app>. Daß eine genaue Bekanntschaft und <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Fertigkeit in der <index indexName="subjects-index">
<term>Muttersprache</term>
</index><hi>Muttersprache</hi> aus eben diesem Grunde und noch weit mehr zur <app>
<lem>nutzbarsten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fruchtbarsten</rdg>
</app> Mittheilung der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionskenntnisse</term>
</index>Religionskenntnisse an <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andre</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>, unentbehrlich <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, scheint so wenig einer Erinnerung zu bedürfen, als daß zur Erlangung
aller bisher erwähnten <pb edRef="#c" n="23"/>
<app>
<lem>Kenntnisse,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kenntnisse</rdg>
</app> und überhaupt zur Benutzung dessen, was uns von <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> vorgearbeitet worden, <hi>Kenntniß der besten Bücher</hi>, sonderlich
der in allen Theilen der Theologie geschriebenen, nöthig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="25" type="section" id="section_1_25">
<head>25.</head>
<p><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> dem Studium der Sprachen, Lesung <pb edRef="#a" n="20"/> und
Auslegung alter Schriften, Beurtheilung der Quellen, woraus man Religions-
und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Kenntnisse schöpfen soll, und überhaupt zu <app>
<lem>der,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <app>
<lem>Religion,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religion</rdg>
</app> so nöthigen Unterscheidung des <app>
<lem>Aechten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echten</rdg>
</app> und <app>
<lem>Unächten, würde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Unechten, ist ferner</rdg>
</app> die Kenntniß und Fertigkeit in der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index><hi>Kritik</hi>, nichts weniger als entbehrlich seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Kritik</hi> unentbehrlich</rdg>
</app>. Eben dieses gilt von den <hi>schönen Wissenschaften</hi>, die sich
mit Bildung des <app>
<lem>guten</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Geschmacks beschäftigen, der auf die Unterscheidung des Schicklichen
und Unschicklichen, auf das <app>
<lem>nützliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geistvolle</rdg>
</app> Studium alter Schriften und <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Sprachen, auf die gleich weite Entfernung von <app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
</app> und Spitzfindigkeit, und auf das Empfehlende des Vortrags, ja selbst
des Betragens, einen <app>
<lem>sehr wichtigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">so wesentlichen</rdg>
</app> Einfluß hat.</p>
</div>
<div n="26" type="section" id="section_1_26">
<head><pb edRef="#b" n="24"/> 26.</head>
<p><app>
<lem>Mit alle dem wäre dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Dieß alles ist jedoch</rdg>
</app> eigentlich nur <app>
<lem>Vorbereitung</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Vorbereitung</hi></rdg>
</app> auf das Studium der <app>
<lem>Theologie,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Theologie</rdg>
</app> und durch Hülfe jener Kenntnisse und Uebungen <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müste</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> sich erst eine wohl <hi>zusammenhängende</hi> gründliche <hi>Kenntniß
der theoretischen und <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehren</term>
</index>Religionslehren</hi> bilden. <app>
<lem>Sollte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Solte</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Soll</rdg>
</app> diese auf <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> gewissenhaftesten Ueberzeugung <app>
<lem>beruhen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beruhen,</rdg>
</app> so <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> man selbst die einzeln erlangten Kenntnisse mit einander verglichen,
durch einander geläutert, bestimmt und bestätigt haben müssen. Immer würden
aber auch <app>
<lem>Anderer abgehende</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die dann abgehenden</rdg>
</app> Vorstellungen <app>
<lem>davon</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Einzelnen</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>sowohl,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sowohl</rdg>
</app> als die Erklärung der <app>
<lem>Gesellschaft</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kirchlichen <hi>Gesellschaft</hi></rdg>
</app>, zu der man sich, <pb edRef="#c" n="24"/> nach <app>
<lem>vorhergegangener Ueberzeugung,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">vorhergegangner Ueberzeugung</rdg>
</app> daß sie unter allen andern der Vernunft und heiligen Schrift am
nächsten komme, bekennt, mit in <pb edRef="#a" n="21"/> Anschlag zu <app>
<lem>nehmen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bringen</rdg>
</app> seyn. Auf diese Art <app>
<lem>entstünde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entsteht</rdg>
</app> die Nothwendigkeit der Kenntniß von <hi>thetischer Theologie,</hi>
<app>
<lem><hi>theologischen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>theologischer</hi></rdg>
</app>
<hi>Moral, Polemik</hi> und <hi>Symbolik</hi>.</p>
</div>
<div n="27" type="section" id="section_1_27">
<head>27.</head>
<p><app>
<lem>Und nun die fruchtbarste</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nun erst kann von der fruchtbarsten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Mittheilung</term>
</index><hi>Mittheilung</hi> und Empfehlung der erlangten
Religionskenntnisse an <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> durch <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiel</term>
</index>Beyspiel; das gesammte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Beispiel, und von dem gesammten</rdg>
</app> Betragen eines Religionslehrers gegen <app>
<lem>die,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app>
<app>
<lem>so</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welche</rdg>
</app> sich seiner Leitung <app>
<lem>anvertrauen. Hiezu bedürfte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">anvertrauen, die Rede seyn. Hierzu bedarf</rdg>
</app> es der Kenntniß, wie der Vortrag aufs lehrreichste und
eindrücklichste einzurichten <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app>, sowohl der an einander hängende in Predigten, als der mehr
zerstückte in Gesprächen über die Religion, <app>
<lem>kurz,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kurz</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="25"/> Kenntniß der <hi>Homiletik</hi> und <app>
<lem><hi>Katechetik</hi>. Ferner, der Kenntniß des ganzen <app>
<lem>vorsichtigen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fürsichtigen</rdg>
</app>, weisen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Katechetik</hi>; desgleichen die Einsicht in
das ganze vorsichtige, weise</rdg>
</app> und <app>
<lem>erbaulichen Verhaltens</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">erbauliche Verhalten</rdg>
</app> eines Lehrers und Seelsorgers, oder <app>
<lem>der sogenannten <hi>Pastoral-Theologie</hi>. Und endlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in die sogenannte <hi>Pastoraltheologie</hi>,
verbunden mit</rdg>
</app> der Kenntniß geistlicher Rechte und Kirchengesetze, oder der
<hi>geistlichen Rechtsgelahrtheit</hi>.</p>
</div>
<div n="28" type="section" id="section_1_28">
<head>28.</head>
<p>Schon die Menge und der <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">große</rdg>
</app> Umfang gedachter Wissenschaften <app>
<lem>eröffnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eröfnen</rdg>
</app> dem angehende Theologen ein <app>
<lem>unermeßliches</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sehr großes</rdg>
</app>
<app>
<lem>Feld,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Feld</rdg>
</app> und erfordern keine gemeine Fähigkeiten, Uebungen und Hülfsmittel,
wenn man es darin zu einiger Vollkommenheit bringen will. <app>
<lem>Ueberdies</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ueber dies</rdg>
</app> wird jede dieser Wissenschaften von Zeit zu Zeit reicher und
weitläufiger. Und noch ist nicht <app>
<lem>einmal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einmahl</rdg>
</app> in Anschlag <pb edRef="#a" n="22"/> gebracht worden, daß man auch aus
diesem Stande gemeiniglich die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer in Schulen <pb edRef="#c" n="25"/>
<app>
<lem>nimmt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nimmt</rdg>
</app> und die Forderungen an sie bis zum <app>
<lem>Ungebührlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ungebürlichen</rdg>
</app> häuft; daß auch noch <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Wissenschaften sehr nützlich und nothwendig sind, die entweder nicht,
wie die vorhin berührten, einen unmittelbaren Einfluß in das Studium der
Theologie haben, oder von dem Lehrer der Religion, nicht als von einem
solchen, verstanden zu werden brauchen; und daß es eben so schwer, wo nicht
noch schwerer ist, das Falsche und <app>
<lem>Ueberflüßige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ueberflüssige</rdg>
</app> in diesen Wissenschaften zu entdecken und zu vergessen, als das Wahre
und <index indexName="subjects-index">
<term>Nützliches</term>
</index>Nützliche zu lernen.</p>
</div>
<div n="29" type="section" id="section_1_29">
<head><pb edRef="#b" n="26"/> 29.</head>
<p><app>
<lem>Aeusserst schädlich und vergeblich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gerade wegen dieses großen Umfangs</rdg>
</app> würde es <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">theils schädlich, theils vergeblich</rdg>
</app> seyn, wenn man es darauf anlegen wollte, alle diese Wissenschaften,
die den <app>
<lem><choice>
<sic>angehende</sic>
<corr type="editorial">angehenden</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">angehenden</rdg>
</app> Theologen bilden können, wenigstens mit <app>
<lem>gleichem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gleicher Anstrengung des</rdg>
</app> eigenen <app>
<lem>Fleisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleißes</rdg>
</app>, zu <app>
<lem>studieren;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">studiren;</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">studieren:</rdg>
</app> ein Unternehmen, wozu man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gefühl vorzüglicher Kräfte und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> herrschender Liebe zu den Wissenschaften, oft auch aus Eitelkeit,
leicht versucht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Denn <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nur wenige Menschen besitzen <app>
<lem>ausserordentliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außerordentliche</rdg>
</app> Fähigkeiten, und auch diese haben sie nur vorzüglich zu gewissen
Arten von Kenntnissen und Wissenschaften. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Nur wenige werden durch günstige Umstände der <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app> und hinlänglicher Hülfsmittel unterstützt, um jenen Vorsatz, <app>
<lem>wenns</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wenn's</rdg>
</app> ihnen auch nicht an Kräften und <app>
<lem>rastlosen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">rastlosem</rdg>
</app> Fleiß fehlte, <app>
<lem>einigermassen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einigermaßen</rdg>
</app> durchsetzen zu können. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Niemals</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Niemahls</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> auch eine solche ins Unbestimmte gehende <index indexName="subjects-index">
<term>Wißbegierde</term>
</index>Wißbe<pb edRef="#a" n="23"/>gierde und einiger <app>
<lem>glückliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">glücklicher</rdg>
</app> Fortgang derselben <app>
<lem>anders,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anders</rdg>
</app> als auf Unkosten der Gründlichkeit und Reife der <app>
<lem>Einsichten –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Einsichten,</rdg>
</app> anderer oft noch theurer <app>
<lem>Pflichten – und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Pflichten, ja selbst</rdg>
</app> der Leibes- und <app>
<lem>Gemüthskräfte geschehen; überhaupt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">höheren Gemüthskräfte, geschehen.
Ueberhaupt</rdg>
</app> aber <app>
<lem>niemand</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann es</rdg>
</app> sich <app>
<lem>eine solche Absicht beygehen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kaum jemand im Ernst beigehen</rdg>
</app> lassen, es in <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
</app> Wis<pb edRef="#c" n="26"/>senschaften zur <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit zu bringen, <app>
<lem>wer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wenn er</rdg>
</app> den Umfang der <app>
<lem>Wissenschaften</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wissenschaft</rdg>
</app>, die <app>
<lem>Größe</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grösse</rdg>
</app> und Schwierigkeiten der <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> nöthigen Beschäftigungen, und das eingeschränkte oder sehr
erschöpfliche Maaß der menschlichen Kräfte kennt.</p>
</div>
<div n="30" type="section" id="section_1_30">
<head>30.</head>
<p>Doch unendlich seltner ist dieser Fehler des <pb edRef="#b" n="27"/> zu <app>
<lem>vielen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vielen</rdg>
</app>, als der entgegenstehende Hang und das Vorurtheil, daß man, die
Pflichten eines würdigen Lehrers der Religion zu erfüllen, nur wenig <app>
<lem>brauche;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">brauche:</rdg>
</app> ein Vorurtheil, das, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> unrichtigen Begriffen von dem Umfang und Zusammenhang der
Gelehrsamkeit und ihrem Einfluß auf gründliche und lebendige
Religionskenntnisse, <ref type="note" target="#noe_2_1_30_note1">*)</ref>
durch flüchtiges und seichtes <app>
<lem>Studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Studiren</rdg>
</app> auf Schulen, durch Liebe zur <index indexName="subjects-index">
<term>Gemächlichkeit</term>
</index>Gemächlichkeit, durch das <app>
<lem>Studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Studiren</rdg>
</app> um guter Tage willen, manchmahl auch durch natürliche Muthlosigkeit,
und noch mehr durch <app>
<lem>üble</lem>
<rdg wit="#c" type="v">üble,</rdg>
</app> aber mit Ansehen und Reichthümern belohnte <app>
<lem>Beyspiele Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Beispiele Anderer</rdg>
</app>, sehr unterstützt wird.</p>
<note n="1" id="noe_2_1_30_note1" place="end">*) <app>
<lem>Vergleiche</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> dergleichen in</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_30_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Jacobi, Johann Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25097">Joh. Friedrich
Jacobi</persName></hi>
<app>
<lem><hi>vermischte</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>vermischten</hi></rdg>
</app>
<hi>Abhandlungen</hi>, <app>
<lem><hi>zweyte</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>zweyter</hi></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zweite</hi></rdg>
</app> Sammlung, Hannover 1764,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25099"/> in 8., im fünften, sechsten und siebenten
Aufsatz, <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<app>
<lem>93 – bis 213.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">93–213. verglichen</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">93–213.</rdg>
</app> mit den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_30_2"/><hi>Briefen über die <index indexName="persons-index">
<term>Jacobi, Johann Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:25097">Jacobischen</persName></hi>
<app>
<lem><hi>Gedanken</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gedanken</hi>,</rdg>
</app>
<hi>die Erziehung der Geistlichkeit und die Gelehrsamkeit</hi> betreffend,
Lübeck und Leipzig 1768.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:24gwz"/> 8. <app>
<lem>und: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_30_3"/><hi>Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel zur
Beförderung der Industrie</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<hi>Erstes</hi>
<app>
<lem>Fragment</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fragment,</rdg>
</app> von <index indexName="persons-index">
<term>Campe, Joachim Heinrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h24">J. H.
Campe</persName></hi>, Wolfenbüttel 1786.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2509d"/> in 8. im
2ten Aufsatze, mit den in der <hi>allgemeinen deutschen
Bibliothek</hi>,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3c0t1"/> Band 84. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<app>
<lem>592.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">592</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<app>
<lem>beschriebenen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angezeigten</rdg>
</app> Schriften und der in dem <hi>Journal</hi> für <app>
<lem>Prediger<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253qq"/></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Prediger,</rdg>
</app> Band 19. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<app>
<lem>129.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">129</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> befindlichen Beurtheilung.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_30_1">
<label>Joh. Friedrich Jacobi vermischte Abhandlungen, zweyte Sammlung,
Hannover 1764, in 8., im fünften, sechsten und siebenten Aufsatz, S. 93
– bis 213</label>
<p>Der fünfte Aufsatz titelt <hi>Gedanken über die gewöhnliche Erziehung
junger Geistlichen</hi> (aaO 93–153), der sechste <hi>Wahre
Geschichte meiner Bemühungen ein Polyhistor, ein Vielwisser zu
werden</hi> (aaO 153–188) und der siebente <hi>Bescheidene
Beantwortung einiger Zweifel wider die vorhergehende Geschichte und
wider meine Gedanken von der Erziehung junger Geistlichen</hi> (aaO
189–213).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_30_2">
<label>Briefen über die Jacobischen Gedanken die Erziehung der Geistlichkeit
und die Gelehrsamkeit betreffend, Lübeck und Leipzig 1768</label>
<p>Die anonym erschienenen <hi>Briefe über die Jacobischen Gedanken</hi>
stammen von dem v.a. als Büchersammler hervorgetretenen Philologen und
Schulmann Johann Nicolaus Niclas (1733–1808).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_30_3">
<label>Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel […] und der in
dem Journal für Prediger Band 19. S. 129. f. befindlichen
Beurtheilung</label>
<p>Der Titel des zweiten Aufsatzes lautet <hi>Eine zweckmäßigere
Vorbereitung derer, welche bestimmt sind, Landprediger zu
werden</hi> (aaO 26–84). Im Rahmen der umfangreichen Besprechung in
der <hi>Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek</hi> 84 (1789), 581–602
werden aaO 592–594 insgesamt zehn Schriften aufgelistet, die, wie auch
der im <hi>Journal für Prediger</hi> 19 (1787), 129–196 abgedruckte
Beitrag <hi>Ueber die Bildung und Bestimmung des Landpredigers</hi>,
unmittelbar auf Campes <hi>Fragmente</hi> reagieren.</p></note>
</div>
<div n="31" type="section" id="section_1_31">
<head><pb edRef="#a" n="24"/>
<pb edRef="#c" n="27"/> 31.</head>
<p><app>
<lem>Allein, so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">So</rdg>
</app> verschieden <app>
<lem>die Absichten sind, wozu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der Wirkungskreis ist, dem</rdg>
</app> ein angehender Geistlicher bestimmt werden <pb edRef="#b" n="28"/>
<app>
<lem>kan;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">kann;</rdg>
</app> so verschieden daher <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
</app> der Grad der Vollkommenheit ist, der, nach jener besondern
Bestimmung, von ihm gefordert werden <app>
<lem>mag;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mag,</rdg>
</app> und so billig ein Unterschied zwischen einem <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index><hi>Prediger</hi> und einem eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Theologe</term>
</index><hi>Theologen</hi> gemacht wird, von welchen <app>
<lem>jener</lem>
<rdg type="v" wit="#a">jener,</rdg>
</app> Ungelehrte belehren und leiten, <app>
<lem>dieser,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieser selbst</rdg>
</app> Lehrer <app>
<lem>selbst</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> bilden soll: so ist es <app>
<lem>– zuvörderst</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">doch, zunächst</rdg>
</app>
<app>
<lem>wenigstens,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenigstens</rdg>
</app> nicht immer gewiß, wozu <app>
<lem>man einmahl</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">ein Jeder dereinst</rdg>
</app> bestimmt werden <app>
<lem>wird; und es</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">möchte. Nächstdem</rdg>
</app> ist <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">es</rdg>
</app> nicht nur für die <app>
<lem>Gelehrsamkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gelehrsamkeit</rdg>
</app> sondern auch für die Religion selbst sehr nachtheilig, wenn die, so
sich ein sehr kleines Ziel setzten, und deswegen wenig lernten, <app>
<lem>hernach</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">dennoch</rdg>
</app> zu <app>
<lem>ansehnlichern</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c" type="v">ansehnlicheren</rdg>
</app> Stellen <app>
<lem>befördert werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gelangen</rdg>
</app>, wo sie künftige Lehrer <app>
<lem>bilden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auf geraden oder krummen Wegen bilden,
prüfen</rdg>
</app> oder befördern <app>
<lem>sollen. Die Folge davon ist alsdann, daß sie, als Schul- oder
akademische <app>
<lem>Lehrer,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrer</rdg>
</app> Andern</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sollen, und entweder andern</rdg>
</app> nicht mittheilen können, was sie selbst nicht <app>
<lem>haben; daß sie das als entbehrlich</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">haben,</rdg>
</app> oder <app>
<lem>verächtlich vorstellen, was sie eigentlich und vornehmlich lehren <app>
<lem>sollten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sollen</rdg>
</app>; daß sie durch <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> gelehrte <app>
<lem>Anstalten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anstalten</rdg>
</app> in <app>
<lem>blosse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bloße</rdg>
</app> Volksschulen oder Anstalten für den künftigen Handwerker oder
Geschäftsmann verwandeln, und sie, wie die Gelehrsamkeit selbst,
immer mehr vernichten helfen. Sind sie aber als Obere anderer <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer angestellt, so sehen sie sich, als selbst
Versäumte,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ungern <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">sich</rdg>
</app> von <app>
<lem>denen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andern</rdg>
</app>, die in der bürgerlichen <app>
<lem>oder kirchlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Gesellschaft <app>
<lem>unter ihnen stehen, übertroffen; fordern</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">niedriger gestellt sind, übertroffen
sehen,</rdg>
</app> daher auch <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">mehr, als sie selbst besitzen,</rdg>
</app> von ihnen <app>
<lem>das nicht, was sie selbst nicht besitzen; können nicht mit
Weisheit</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nicht fordern</rdg>
</app>, oder <app>
<lem>wollen nicht</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zu ungeschickt sind,</rdg>
</app> mit <app>
<lem>Gerechtigkeit,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Gerechtigkeit</rdg>
</app> jedem seine Bestimmung, nach dem Maaß seiner mehrern <pb edRef="#c" n="28"/> oder mindern <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit anweisen; <pb edRef="#b" n="29"/> werden oft <app>
<lem>verleitet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verleitet,</rdg>
</app> ihre Gewalt zu mißbrauchen, um die, welche ihnen an
Kenntnissen überlegen sind, zu unterdrücken oder nieder zu <app>
<lem>halten;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">halten:</rdg>
</app> und so sind sie, selbst ihres höhern Postens unwürdig, oft
Werkzeuge, fähigere Männer an Ausführung guter Absichten zu hindern,
und gute Anstalten, über deren Erhaltung und immer steigenden Flor
sie wachen sollten, zu Grunde zu richten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Vollkommenheit, anzuweisen</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="32" type="section" id="section_1_32">
<head>32.</head>
<p>Hiernächst ist der <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit, wonach jeder, wonach besonders der ringen <app>
<lem>sollte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">solte</rdg>
</app>, wer <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>
<app>
<lem>leiten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">leiten</rdg>
</app> und für sie Muster seyn will, nichts so nachtheilig, als wenn man
sich das Ziel so <pb edRef="#a" n="25"/> kurz steckt, nach welchem man
laufen will. Es verräth schon wenig Trieb, wenig Gefühl seiner <app>
<lem>Kräfte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kräfte</rdg>
</app> und wenig Entschlossenheit, folglich auch wenig <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Beruf</rdg>
</app> sich vor <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> auszuzeichnen, wenn man sehr eingeschränkte Absichten hat. Je <app>
<lem>kürzeres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kürzer</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">je</rdg>
</app> leichter zu <app>
<lem>erreichendes</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">erreichen das</rdg>
</app> Ziel, desto weniger <app>
<lem>Anstrengung.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anstrengung!</rdg>
</app> Natürliche Trägheit und <app>
<lem>aufstoßende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eintretende</rdg>
</app> Hindernisse ziehen ohnehin <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Viele</rdg>
</app> vom Fleiß ab. – Und warum bestimmen wir, was und wie viel jemand
lernen soll, nur nach Beschaffenheit des <index indexName="subjects-index">
<term>Amt</term>
</index><hi>Amts</hi>, nicht auch eben so sehr nach jedes <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Fähigkeit</term>
</index><hi>Fähigkeit</hi> und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Fähigkeit</hi>, die</rdg>
</app>
<hi>darauf gegründete <index indexName="subjects-index">
<term>Neigung</term>
</index>Neigung</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und die angebotene <hi>Gelegenheit</hi></rdg>
</app>? Dieses giebt doch eigentlich den wahren göttlichen Beruf zu einer
Beschäftigung, worin wir es am weitesten <app>
<lem>bringen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bringen</rdg>
</app> und womit wir gerade am nützlichsten werden können. Wenn denn auch <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Umstände uns auf einen andern Posten <app>
<lem>stellen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">stellen,</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="30"/> so hört doch die Verbindlichkeit nicht auf, jene mit
und neben <app>
<lem>unsern äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unserm äußerlichen</rdg>
</app> Beruf zu treiben, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, uns auf <pb edRef="#c" n="29"/> einen andern Stand, der unsern
Fähigkeiten und Neigungen <app>
<lem>angemeßner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angemessner</rdg>
</app> ist, vorzubereiten, oder, weil doch die eigentliche Theologie von <app>
<lem>mehrern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mehreren</rdg>
</app> Wissenschaften Licht und Unterstützung erhalten <app>
<lem>kan, <hi>die</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann, die</rdg>
</app> Wissenschaften dazu zu benutzen, wodurch <hi>wir</hi> ihr die meiste
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung und den meisten Eingang verschaffen können.</p>
</div>
<div n="33" type="section" id="section_1_33">
<head>33.</head>
<p>Unausprechlichen Schaden thun <app>
<lem>hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hiebei</rdg>
</app> besonders <app>
<lem>übelverstandne</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>übelverstande</sic>
<corr type="editorial">übelverstandne</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="v">übelverstandene</rdg>
</app> Begriffe von <index indexName="subjects-index">
<term>Gemeinnützigkeit</term>
</index><hi>Gemeinnützigkeit</hi>, die wenigstens so oft zur Decke der
Unwissen<pb edRef="#a" n="26"/>heit, der Trägheit, der Verachtung
unerreichbarer <app>
<lem>Kenntnisse,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kenntnisse</rdg>
</app> und des eingeschränkten Eigendünkels dienen müssen. –
<hi>Gemeinnützig</hi> soll doch wohl das <app>
<lem>heißen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">heissen</rdg>
</app> was für Jedermann, was also selbst für den <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Haufen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Haufen</rdg>
</app> nutzbar <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> oder doch nutzbar gemacht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>; <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und,</rdg>
</app> wenn man darauf dringt, der Lehrer der Religion solle nur das
Gemeinnützige <app>
<lem>lehren,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lehren</rdg>
</app> und darauf <app>
<lem>studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">studiren</rdg>
</app>: so will man ohne Zweifel, er solle theils weiter <app>
<lem>nichts</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nicht</rdg>
</app> von der Religion vortragen, als was Jeder <app>
<lem>fassen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fassen</rdg>
</app> und wovon Jeder <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen haben könne, theils darauf bedacht <app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn</rdg>
</app> es <app>
<lem>so</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zu lehren, daß es auch Leuten von den gemeinsten Fähigkeiten
einleuchte und nutzbar werde; brauche denn auch weiter nichts zu <app>
<lem>lernen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lernen</rdg>
</app> als jene Jedem faßliche und nützliche <app>
<lem>Wahrheiten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wahrheiten</rdg>
</app> und die <app>
<lem>Kunst,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kunst</rdg>
</app> sie <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Jedem nutzbar zu machen; wonach man seinen Fleiß <app>
<lem>ohngefähr</lem>
<rdg type="v" wit="#a">ohngefehr</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="31"/> auf die nothdürftigsten Kenntnisse der Glaubens- und
Sittenlehre und auf Homiletik und Katechetik einzuschränken pflegt.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Die folgende ausführliche Bestreitung der Beschränkung
alles, besonders <hi>theologischen</hi> Studiums auf das
<hi>Gemeinnützige</hi>, wurde, als sie der Verfasser zu<pb edRef="#c" n="30"/>erst niederschrieb, recht vorzüglich durch
den damals sich nachtheilig äußernden und verbreitenden Geist der
Oberflächlichkeit und Ungründlichkeit veranlaßt, woran die durch
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_33_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Basedow, Johann Bernhard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25094">Basedow</persName></hi>
und die <hi>philanthropische Schule</hi> beabsichtigte
Erziehungsreform vorzüglichen Antheil hatte, und namentlich in viele
gelehrte Schulen die Realien einführte und die Sprachen verdrängte,
deren gründliche Erlernung <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_33_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Trapp, Ernst Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2s">Trapp</persName></hi> in
dem <index indexName="persons-index">
<term>Campe, Joachim Heinrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h24">Campischen</persName></hi> Revisionswerk sogar für den größten
Theil der Studierenden für höchst überflüssig erklärte. Indeß hat
sich glücklicherweise dieser Geist nicht lange behauptet. Man hat
bald genug eingesehen, wohin er führe, und welche allgemeine
Seichtigkeit des Willens entstehen müsse, wenn man bei jedem
Gegenstande des Lernens erst ökonomisch berechnen wollte, wozu man
ihn im folgenden Leben gebrauchen könne. Gewiß würde der Verfasser
jetzt freudig bemerken, wie in unsern gelehrten Schulen, wie in den
Vorschriften auch unsers Staates über die Prüfung anzustellender
Lehrer, die Strenge wieder hervortrat, und die Forderungen, fast bis
zur Uebertreibung, gesteigert sind. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_33_1">
<label>Basedow und die philanthropische Schule beabsichtigte
Erziehungsreform</label>
<p>Der von orthodoxen Kreisen angefeindete Theologe und Reformpädagoge
Johann Bernhard Basedow (1724–1790) wurde nach seiner Entlassung aus
dänischen Diensten 1771 nach Dessau berufen und gründete dort im Jahre
1774 das <hi>Philanthropinum</hi>, eine Lehranstalt, in der seine
konsequent aufgeklärte, auf Nützlichkeit und Lebenspraxis zielende
Pädagogik über Stände und Konfessionen hinweg verwirklicht werden
sollte. Zwar wurde das <hi>Philanthropinum</hi> aufgrund innerer
Probleme bereits 1793 wieder geschlossen, doch wirkten Basedows Ideen
durch Weggefährten wie Joachim Heinrich Campe (1746–1818), Ernst
Christian Trapp (1745–1818) und Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811)
sowie durch die Gründung weiterer Philanthropine nach.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_33_2">
<label>Trapp in dem Campischen Revisionswerk</label>
<p>Gemeint ist die in insgesamt 16 Teilen von Joachim Heinrich Campe
(1746–1818) herausgegebene <hi>Allgemeine Revision des gesammten Schul-
und Erziehungswesens von einer Gesellschaft praktischer
Erzieher</hi> (1785–1792). Der von Ernst Christian Trapp (1745–1818)
verantwortete elfte Band aus dem Jahr 1788 trägt den Untertitel
<hi>Ueber den Unterricht in Sprachen</hi> und wird in der
<hi>Anweisung</hi> immer wieder angeführt.</p></note>
</div>
<div n="34" type="section" id="section_1_34">
<head>34.</head>
<p>Daß man <app>
<lem>dieses schlechterdings treiben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vor allen Dingen mit dem <hi>Material</hi> alles
<index indexName="subjects-index">
<term>Religionsunterricht</term>
</index>Religionsunterrichts, welches die <hi>Glaubens-</hi> und
<hi>Sittenlehre</hi> enthält, bekannt seyn, und die
Geschicklichkeit besitzen</rdg>
</app> müsse, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">es zu verarbeiten und mitzutheilen;</rdg>
</app> daß auch der geringste <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der Religion diese Kenntnisse und Geschicklichkeit nicht
entbehren könne, wenn er auch <app>
<lem>nun einigermaßen ein würdiger Lehrer seyn wolle,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nur einigermaaßen seinen Beruf erfüllen
will:</rdg>
</app> wer mag das <app>
<lem>leugnen? und wer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">läugnen? Wer</rdg>
</app> nicht zugeben, daß das <app>
<lem>übrige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Uebrige</rdg>
</app> nicht in den Vortrag vor dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Haufen gehöre? Daß der Lehrer aber <app>
<lem><hi>weiter nichts</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">weiter nichts</rdg>
</app> brauche; daß er seinen wichtigen Pflichten ein Genüge thue, wenn er <app>
<lem><hi>nur</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">nur</rdg>
</app> in dem angegebenen Ver<pb edRef="#c" n="31"/>stande gemeinnützig <pb edRef="#a" n="27"/> zu werden suche; daß er selbst für den gemeinen Mann
damit <app>
<lem><hi>hinlänglich</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">hinlänglich</rdg>
</app> sorge; daß, um dieses gewissenhaft leisten zu können, <app>
<lem><hi>wenige</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenige</rdg>
</app> Kenntnisse erfordert <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app> und eigentliche Gelehrsamkeit entbehrlich <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> – wer dies behaupten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, möchte wohl über seine <app>
<lem>Pflichten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Pflichten</rdg>
</app> und über die Mittel sie zu erfüllen, wenig nachgedacht <app>
<lem>haben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben</rdg>
</app> oder <app>
<lem>wenig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenig,</rdg>
</app> davon zu <app>
<lem>urtheilen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">urtheilen</rdg>
</app> im Stande seyn.</p>
</div>
<div n="35" type="section" id="section_1_35">
<head>35.</head>
<p>Denn <app>
<lem>1)</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erstlich</rdg>
</app> ist <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">es</rdg>
</app> doch <app>
<lem>unleugbar</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbar</rdg>
</app>, daß die Religion unsäglichen Schaden <app>
<lem>leide,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">leidet</rdg>
</app> und wenigstens <app>
<lem>bey weiten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei weitem</rdg>
</app> den heilsamen Eindruck nicht <app>
<lem>mache</lem>
<rdg wit="#a" type="v">macht</rdg>
</app>, den sie machen <app>
<lem>könnte –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnte,</rdg>
</app> wenn der geistliche <app>
<lem>Stand,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Stand</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">Stand überhaupt,</rdg>
</app> oder <app>
<lem>wenn Lehrer der Religion verachtet sind,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">viele Glieder desselben <hi>verachtet</hi>
sind;</rdg>
</app> und der wird mit aller Arbeit wenig oder nichts fruch<pb edRef="#b" n="32"/>ten, der nicht seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Stand</term>
</index>Stande Ehre zu <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">machen</rdg>
</app> und diesen selbst in Achtung zu erhalten weiß. So lange die, welche
von ihm <app>
<lem>Belehrung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Belehrungen</rdg>
</app> oder Erinnerungen annehmen sollen, denken, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> nichts <app>
<lem>leichter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">leichter,</rdg>
</app> als ein Prediger zu werden – ein Vorurtheil, das sehr leicht <app>
<lem>entsteht,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">entsteht</rdg>
</app> und sich bestärkt, wenn sie sehen, wie <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viele</rdg>
</app> Unwürdige, die nichts <app>
<lem><app>
<lem>gelernet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gelernt</rdg>
</app> haben,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gelernt haben</rdg>
</app> und sich selbst nicht <app>
<lem>einmahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einmal</rdg>
</app> zu regieren vermögen, die es auch wohl selbst nicht <app>
<lem>verheelen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verhehlen</rdg>
</app>, wie bald sie mit ihrer sogenannten Vorbereitung und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ihren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Amtsverrichtungen</term>
</index>Amtsverrichtungen fertig werden können, ins Amt <app>
<lem>kommen;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kommen</rdg>
</app> – so lange sie sich einbilden, das <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was sie von ihm lernen <app>
<lem>sollten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">solten</rdg>
</app>, wüßten sie schon – und das werden sie <app>
<lem>destomehr</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">desto mehr</rdg>
</app> glauben, wenn der Lehrer weiter nichts als das <pb edRef="#a" n="28"/>
<app>
<lem>Gemeine weiß; –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Gemeine</hi> weiß –;</rdg>
</app> so lange sie ihm <app>
<lem>vorwerfen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verwerfen</rdg>
</app> können, er spreche <app>
<lem>bloß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bloß,</rdg>
</app> wie er von <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> gelernt habe, und es mit Unwillen <app>
<lem>glauben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußern</rdg>
</app>, <pb edRef="#c" n="32"/> daß <app>
<lem>er bey Andrer sauren Arbeiten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">er, indeß Andere im Schweiß ihres Angesichts ihr
Brod mühsam erwerben</rdg>
</app>, für wenige Stunden Unterricht und einige <app>
<lem>Krankenbesuche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">leichte, fast mechanisch werdende
Amtsgeschäfte</rdg>
</app>, in Gemächlichkeit das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_35_1"/><index indexName="subjects-index">
<term>Fett</term>
</index>Fett des Landes <app>
<lem>genieße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniesse</rdg>
</app>: so lange bleibt er, und mit ihm sein Stand und seine Beschäftigung,
verachtet. Es ist nicht abzusehen, was ihn, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> dem <app>
<lem>Bestreben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bestreben</rdg>
</app> sich <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderen</rdg>
</app> nützlich zu machen, gegen dieses Vorurtheil <app>
<lem>schützen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schützen</rdg>
</app> oder dieses von ihm ablehnen könne, als vorzügliche Einsichten,
wodurch <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> von seiner Ueberlegenheit gewiß werden. In so fern ist ihm
Gelehrsamkeit nöthig, verächtlichen Vorurtheilen zu entgehen, sich das so
nöthige Vertrauen zu <app>
<lem>verschaffen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verschaffen</rdg>
</app> und selbst im Stande zu <app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn</rdg>
</app> sein Ansehen wirklich geltend zu machen.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_35_1">
<label>Fett des Landes</label>
<p>Vgl. Gen 45,18 (vgl. Ps 81,17; 147,14).</p></note>
</div>
<div n="36" type="section" id="section_1_36">
<head><pb edRef="#b" n="33"/> 36.</head>
<p>Und schränkt sich denn <app>
<lem>2)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> seine ganze <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht bloß auf den <app>
<lem>allgemeinen Unterricht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>allgemeinen Unterricht</hi></rdg>
</app> ein? Ist nicht die Sorge für das geistliche Beste <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Menschen, die ihm anvertraut sind, eine eben so wichtige, wo nicht
wichtigere, wenigstens noch mühsamere Pflicht? Wenn er nun <app>
<lem>gelehrtere,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelehrtere</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">gelehrte,</rdg>
</app> oder, wie sehr zu wünschen ist, nachdenkende <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer hat; wenn diese auf dunkle Stellen oder Zweifel in der
Religion <app>
<lem>stossen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">stoßen</rdg>
</app> – ein <app>
<lem>Fall,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fall</rdg>
</app> der sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einigem <app>
<lem>Nachdenken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nachdenken,</rdg>
</app>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> Anwendung des Gelernten auf <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unseren</rdg>
</app> Gemüthszustand, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der immer gemeiner werdenden <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung und <app>
<lem>Lectüre,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Leserei, bei</rdg>
</app> den <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Religionsstreitigkeiten</term>
</index>Religionsstreitigkeiten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Streitigkeiten</rdg>
</app>, in die sich selbst der gemeine Mann <app>
<lem>mehr,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mehr</rdg>
</app> wie <app>
<lem>sonst,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sonst</rdg>
</app> mischt, <pb edRef="#a" n="29"/> und der überhand nehmenden <index indexName="subjects-index">
<term>Irreligion</term>
</index>Irreligion, gar nicht selten ereignet –; wenn <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> ihm dergleichen Zweifel oder <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissensfälle</term>
</index>Gewissensfälle <app>
<lem>vorlegen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorlegt</rdg>
</app>, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, ihn auf die Probe zu <app>
<lem>stellen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">stellen</rdg>
</app> oder wirklich Belehrung und Gewissensruhe zu <pb edRef="#c" n="33"/>
erhalten: <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wird er, ich sage nicht bloß, sein Ansehen erhalten, sondern auch für
ihre Seele wirklich sorgen können, wenn ihm nicht Gelehrsamkeit, selbst in
Sprachen, in Philosophie, <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Geschichte, zu Hülfe kommt, und er <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">durch seine Unwissenheit</rdg>
</app> genöthigt <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> sie mit allgemeiner Versicherung seines Mißfallens, mit Warnungen <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vor der leidigen</rdg>
</app> Vernunft <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">oder den</rdg>
</app> Nachstellungen des bösen <app>
<lem>Feindes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Feindes</rdg>
</app> und mit Forderung eines blinden Glaubens mehr <app>
<lem>abzuweisen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">abzuweisen</rdg>
</app>
<app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dadurch</rdg>
</app> sich verächtlich, die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion selbst aber <app>
<lem>verdächtig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verdächtig,</rdg>
</app> zu <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">machen</rdg>
</app> als ihnen die Zweifel zu benehmen, und ihr Gewissen zu <app>
<lem>leiten,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">leiten</rdg>
</app> oder zu beruhigen? Oder gehört nicht schon Gelehrsamkeit dazu, um
ihnen <pb edRef="#b" n="34"/> nur begreiflich zu machen, warum sich keine
nähere Belehrung geben lasse, oder daß die wahre und <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktische Religion <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> nichts <app>
<lem>einbüße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einbüsse</rdg>
</app>, wenn die Zweifel gar nicht, oder doch den Fragenden <app>
<lem>nicht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nicht</rdg>
</app> benommen werden können?</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/>Vielleicht war in früheren Zeiten mit
dem gemeinen Wissen allenfalls für den Prediger auszukommen. Seit
aber wahre oder falsche <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung und Bildung, sich durch die so sehr vermehrte
Leserei unter alle Stände verbreitet hat, ist die Lage anders. Es
ist sehr betrübt, wenn oft der Gutsbesitzer, Oekonom, Gerichtshalter
mehr von Literatur und dem was in der gelehrten Republik vorgeht,
weiß, als der Prediger. Und doch – wie oft ist dieß nicht der Fall?
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
</div>
<div n="37" type="section" id="section_1_37">
<head>37.</head>
<p>Warum soll denn auch <app>
<lem>3)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Gemeinnütziges</term>
</index><hi>Gemeinnützige</hi> den Maaßstab hergeben, <app>
<lem>wornach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wonach</rdg>
</app> man den Werth eines Mannes oder einer Kenntniß schätzen, und worauf
man am meisten sehen müsse, wenn man sich einer besonderen Beschäftigung
widmen wolle? Gott hat die <index indexName="subjects-index">
<term>Gaben</term>
</index>Gaben und Neigungen sehr <pb edRef="#c" n="34"/> mannigfaltig
ausgetheilt, ohne Zweifel in der weisen Ab<pb edRef="#a" n="30"/>sicht, daß,
weil nicht jeder <app>
<lem>alles kan,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Alles kann</rdg>
</app> einer mit seinen <app>
<lem>besondern Gaben,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">besonderen Gaben</rdg>
</app> dem, der <app>
<lem>dergleichen wozu nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">weniger empfangen</rdg>
</app> hat, in die Hände arbeiten solle. Und es zeigt sich die Weisheit
dieser Einrichtung dadurch, daß, wenn <app>
<lem>alle Einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Alle Einerlei</rdg>
</app> darum trieben, weil es das Gemeinnützigste wäre, nicht nur unendlich
viel Nützliches entbehrt, sondern auch viel Gemeinnütziges gar <app>
<lem>nicht,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nicht</rdg>
</app> oder nur sehr unvollkommen erhalten werden würde, wenn nicht das
minder Nützliche zu dem Wichtigern <app>
<lem>mitwürkte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mitwirkte</rdg>
</app>, ja sogar das Gemeinnützige, der Ackerbau <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>, ungemein viel von seinem <app>
<lem>Werth bey andern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Werthe bei Andern</rdg>
</app> verlieren <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müste</rdg>
</app>, wenn sich <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alle</rdg>
</app> darauf <app>
<lem>verstünden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verstünden</rdg>
</app> oder <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alle</rdg>
</app> damit beschäftigten. Man muß daher den <index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth einer Beschäftigung nicht nach <app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihrem</rdg>
</app> ausgebreitetern oder auffallendern unmittelbaren Nutzen, sondern nach
den <app>
<lem>größern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössern</rdg>
</app> Fähigkeiten und der Mühe, die sie kostet, <pb edRef="#b" n="35"/>
<app>
<lem>und <app>
<lem>man muß</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eben daher auch</rdg>
</app> den Werth eines Mannes nicht nach dem beurtheilen, <app>
<lem><hi>womit</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">womit</rdg>
</app> er sich beschäftigt, sondern nach dem <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index><hi>Fleiß</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fleiß</rdg>
</app> den er darauf verwendet hat, um es darin zur möglichsten
Vollkommenheit zu bringen. Es ist eine unverantwortliche Empörung gegen
Gottes weise <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ordnung,</rdg>
</app> die wir doch überall zum Muster nehmen <app>
<lem>sollten –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sollten,</rdg>
</app> mit Verachtung auf das herabzusehen, was nicht so gemeinnützig als
etwas <app>
<lem>Andres scheint – zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Anderes scheint, zumal</rdg>
</app> wenn das Gemeinnützige anders nichts <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> als was zur unmittelbaren Befriedigung körperlicher oder zeitlicher
Bedürfnisse dient; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> dadurch den mannigfaltigen Fleiß zu ersticken, und gerade gegen das
am ungerechtesten zu werden, was die seltensten Talente voraussetzt, die <app>
<lem>größeste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größte</rdg>
</app> Anstrengung und Ge<pb edRef="#a" n="31"/>nauigkeit erfordert, und
meistens die wenigste Ermunterung oder Belohnung findet.</p>
</div>
<div n="38" type="section" id="section_1_38">
<head><pb edRef="#c" n="35"/> 38.</head>
<p>Sorgt man aber auch <app>
<lem>4)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in der That selbst für den gemeinen Mann hinlänglich, wenn man sich
bloß auf das vermeinte <index indexName="subjects-index">
<term>Gemeinnütziges</term>
</index>Gemeinnützige in der Religion einschränkt? – Nicht zu gedenken, daß
es einen großen Unterschied unter dem <app>
<lem>sogenannten</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>gemeinen Mann</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>gemeinen</hi> Manne</rdg>
</app><app>
<lem>, und noch mehr unter denen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> giebt, <app>
<lem>die keine Gelehrte von Profession sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> mancher darunter mehr Fähigkeit und natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheitssinn</term>
</index>Wahrheitssinn (sensus communis) hat, als sich der Lehrer einbildet:
sollen wir nur immer seine gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen? uns nur
immer an seine <app>
<lem>jetzige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jetzigen</rdg>
</app> Fähigkeiten anschmiegen? <pb edRef="#b" n="36"/> ihn nie <app>
<lem>weiter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">empor</rdg>
</app> heben? <app>
<lem>nie</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> schlafende Fähigkeiten <app>
<lem>erwecken? und,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wecken? Und</rdg>
</app> wenn wir vorhersehen können, daß er, durch unsre Belehrung <app>
<lem>erweckt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geweckt</rdg>
</app>, bald mehr bedürfen werde, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sollen wir</rdg>
</app> nicht schon <app>
<lem>zum</lem>
<rdg wit="#c" type="v">im</rdg>
</app> voraus dafür sorgen, daß Bedenklichkeiten, die gegen das Vorgetragene
entstehen könnten, mehr schon durch den Unterricht abgeschnitten, als <app>
<lem>veranlaßt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">veranlaßt</rdg>
</app> und <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> erst mit Mühe gehoben werden; und daß, wenn er <app>
<lem>einmahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einmal</rdg>
</app> weiter gerückt seyn werde, und <hi>unsre</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Belehrung</term>
</index>Belehrung nicht mehr haben könne, ihm doch gleichwohl schon fürs
Künftige geholfen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>?</p>
</div>
<div n="39" type="section" id="section_1_39">
<head>39.</head>
<p>Wenn man nun vollends <app>
<lem>5)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> gar nicht <app>
<lem>einmahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einmal</rdg>
</app> im Stande wäre, das Gemeinnützige Andern <app>
<lem><hi>gemeinnützig mitzutheilen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gemeinnützig mitzutheilen</rdg>
</app>, ohne vorher recht <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
</app>, selbst was man gar nicht vorzutragen hat, und <pb edRef="#a" n="32"/> ohne es recht gut gelernt zu haben? – <hi>Zuerst</hi> muß der Lehrer doch
für sich, und er muß gewissenhaft <index indexName="subjects-index">
<term>lernen</term>
</index>lernen, so daß er von <app>
<lem>dem,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> was er <app>
<lem>Andre <app>
<lem>lehren,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lehren</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Andere lehren</rdg>
</app> und ihnen empfehlen will, selbst wahrhaftig <pb edRef="#c" n="36"/>
<app>
<lem>überzeugt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überzeugt</rdg>
</app> und dafür eingenommen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wie wird er sonst zu <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Ueberzeugung und mit Wärme reden können? Aber dazu gehören viele
Kenntnisse, aus <app>
<lem>welchen, zusammengenommen,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">welchen zusammengenommen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung entsteht, viele <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen und <app>
<lem>viele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mannigfaltiger</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Uebung</rdg>
</app>
<app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, auch das Entferntere, auf das Herz und zur Bildung seiner <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> guten <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung anzuwenden. Und ein Lehrer muß <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
</app> sich bekannt machen, was gar nicht für seine Zuhörer <app>
<lem>gehört,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gehört</rdg>
</app> oder, nach der gewöhnlichen Sprache, nicht <pb edRef="#b" n="37"/>
gemeinnützig ist, um <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">in</rdg>
</app> sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">selbst</rdg>
</app> gewiß zu seyn, daß, was er auch ihnen, wegen ihrer Unfähigkeit, nicht
beweisen kann oder <app>
<lem>darf,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">darf</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> gewisse Erklärungen von Stellen der heiligen Schrift, er ihnen
gleichwohl sicher und auf sein bloßes Ansehen vortragen könne. Es ist auch
ganz etwas anders, mit <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Augen sehen, als bloß auf <app>
<lem>Andrer Credit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Anderer Glauben</rdg>
</app> annehmen; und, wenn gleich der gemeine Christ das <app>
<lem>letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app> thun darf und muß <app>
<lem>(§. <app>
<lem><ref target="#section_1_15">15</ref>):</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_15">15</ref>),</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">(§ <ref target="#section_1_15">15.</ref>):</rdg>
</app> so ists doch dem Lehrer, der <app>
<lem>Andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderen</rdg>
</app> vordenken soll, wenn er sich durch sich selbst <app>
<lem>wovon</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von etwas</rdg>
</app> überzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, nicht zu <app>
<lem>verzeihen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verzeyhen</rdg>
</app>, daß er sich nur mit dem <app>
<lem>begnügt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begnügt</rdg>
</app> was <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> ihm vorgedacht haben. Ja, selbst wenn er auch Anderer Vorarbeit
benutzen <app>
<lem>will:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">will,</rdg>
</app> so muß er's doch gewissenhaft thun, also, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der so <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">großen</rdg>
</app> Verschiedenheit der Meinungen, beurtheilen können, was das Richtigste <app>
<lem>sey; und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei. Aber</rdg>
</app> wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#c" type="v">das,</rdg>
</app> ohne <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sich zuvor</rdg>
</app> viele dazu <app>
<lem>gehörige,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gehörige</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> philologische und historische Kenntnisse <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">erworben zu haben</rdg>
</app>?</p>
</div>
<div n="40" type="section" id="section_1_40">
<head><pb edRef="#a" n="33"/> 40.</head>
<p>Soll er <hi>ferner</hi> nur das Gemeinnützige <app>
<lem>lehren:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lehren,</rdg>
</app> so muß er die gehörige <app>
<lem>Wahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Wahl</hi></rdg>
</app> zwischen dem zu treffen wissen, <pb edRef="#c" n="37"/> was er zu
sagen hat oder nicht. Diese <index indexName="subjects-index">
<term>Wahl</term>
</index>Wahl erfordert, daß er mehr <app>
<lem>wisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wisse,</rdg>
</app> als er zu sagen braucht, sonst <app>
<lem>läst</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">läßt</rdg>
</app> sich nicht <app>
<lem>wählen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wählen;</rdg>
</app> und daß er den <index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth desjenigen, was er vortragen könnte, zu würdigen verstehe,
sonst <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> er nicht das Gemeinnützige ausheben. Er wird vielmehr entweder aus
Armuth an Sachen, was er weiß, ohne Unterschied <app>
<lem>vortragen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vortragen</rdg>
</app> und dadurch die <index indexName="subjects-index">
<term>Gemeinnützigkeit</term>
</index>Gemeinnützig<pb edRef="#b" n="38"/>keit aufgeben, oder das
Alltägliche vortragen <app>
<lem>müssen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müssen</rdg>
</app> und dadurch die Zuhörer <app>
<lem>ermüden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ermüden</rdg>
</app> oder dem <app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app> nicht das Unterhaltende geben können. – <hi>Endlich</hi> ist das
Schwerste, gemeinnützige Sachen auch <app>
<lem>gemeinnützig,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gemeinnützig</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">d. i.,</rdg>
</app> so zu sagen, daß es auch <app>
<lem>Unverständigern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unverständigeren</rdg>
</app>, Trägen, Eingenommenen und Gleichgültigen einleuchtend, wichtig und
rührend werde. Dazu gehört wieder nicht nur viele, selbst feine, Kenntniß
des menschlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzens, um zu wissen, wo und wie man jeder Art <app>
<lem>Zuhörer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von Zuhörern</rdg>
</app> am besten <app>
<lem>beykomme</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beikomme</rdg>
</app>, sondern auch die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Geschicklichkeit</term>
</index>Geschicklichkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Geschicklichkeit</rdg>
</app>
<app>
<lem>alles auf mehrern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Alles von mehreren</rdg>
</app> Seiten <app>
<lem>anzusehn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">an zu sehn,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">anzusehen:</rdg>
</app> eine Sache, die sich wieder ohne Mannigfaltigkeit und Reichthum der
Erkenntniß nicht erreichen läßt.</p>
<app>
<lem><note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 1. Schon das ist sehr übereilt, und, wenn man es besser weiß
oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">besser</rdg>
</app> wissen könnte, ungerecht, daß man immer das <app>
<lem>Gemeinnützige</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gemeinnützige</hi></rdg>
</app> sogenannten <app>
<lem>Speculationen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Speculationen</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>gelehrten Kenntnissen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>gelehrten Kenntnissen</hi></rdg>
</app> oder Untersuchungen <app>
<lem>entgegen setzt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entgegensetzt</rdg>
</app>, und <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> für einander hinderlich und unvertragbar ausgiebt. Dieser
Wahn setzt schon das voraus, was eben erst untersucht werden müßte,
daß gelehrte und speculative Kenntnisse nicht gemeinnützig seyn oder
werden könnten; er verwechselt zum Theil das <hi>Gemeinbekannte</hi>
oder Jedermann <app>
<lem>erkennbarere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erkennbarere</rdg>
</app> mit dem <hi>Gemeinnützigen</hi>; er schlägt den Werth des <app>
<lem><hi>äusserlichen Wohl's</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>äußerlichen Wohls</hi></rdg>
</app>, mit Vernachlässigung der eigentlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Geistes-Cultur</term>
</index>Geistes-Cultur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Geisteskultur</rdg>
</app>, zu hoch an, oder bringt es allein in An<pb edRef="#c" n="38"/>schlag; er hält sich nur, oder zu sehr, an das, was
<hi>unmittelbar</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>nützlich</term>
</index>nützlich ist, und übersieht was <hi>mittelbar</hi>, was auf
eine entfern<pb edRef="#b" n="39"/>tere und weniger in die Augen <app>
<lem>fallende</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>fallenlende</sic>
<corr type="editorial">fallende</corr>
</choice></rdg>
</app> Art wirkt, aber oft sehr weit reichende Wirkungen
hervorbringt. Haben nicht sehr oft Bemerkungen und Versuche, die
anfangs <app>
<lem>Spielerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Spielerei</rdg>
</app> oder <app>
<lem>Spitzfündigkeiten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Spitzfindigkeiten</rdg>
</app> zu seyn schienen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> in der Naturwissenschaft und Mathematik, auf sehr wichtige
und <app>
<lem>äusserst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerst</rdg>
</app> gemeinnützig gewordene Entdeckungen geführt? <app>
<lem>Und was anders, als</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Haben nicht oft</rdg>
</app> gelehrte und <app>
<lem>spitzfündig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">spitzfindig</rdg>
</app> scheinende <app>
<lem>Untersuchungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Untersuchungen,</rdg>
</app> willkührlich <app>
<lem>angenommne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angenommene</rdg>
</app> Sätze, die sich bloß durch ihren Nutzen empfahlen,
berichtigt, genauer bestimmt, bestätigt, und aus unzuverlässigen in <app>
<lem>sichre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sichere</rdg>
</app> und feste verwandelt?</note></lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Eben den unsäglichen Schaden, den die falschen Begriffe von
<hi>Gemeinnützigkeit</hi> thun, stiftet auch der <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">mißverstandene</rdg>
</app>
<app>
<lem>Name</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nahme</rdg>
</app> eines <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index><hi>Predigers</hi>, oder vielmehr das leidige Vorurtheil, daß ein
Lehrer der Religion nur ein guter <hi>Prediger</hi> zu seyn <app>
<lem>brauche,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">brauche</rdg>
</app> und daß dazu sehr <pb edRef="#a" n="34"/> wenig gehöre. Wäre dies,
und reichten mäßige praktische Kenntnisse der Religion nebst den sogenannten
<index indexName="subjects-index">
<term>Kanzelgaben</term>
</index>Kanzelgaben dazu hin, so ist nicht abzusehen, warum ein besonderer
Stand der Prediger nöthig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>; ein frommer Laie von <app>
<lem>gutem gesunden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gutem, gesundem</rdg>
</app> Verstande könnte eben dies und <app>
<lem>könnt'</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könnte</rdg>
</app> es in mancher Absicht noch besser thun. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><ref type="note" target="#noe_3_1_40_note3">*)</ref></rdg>
</app> Das Schlimmste ist nur, daß man den <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Haufen <app>
<lem>der Studierenden</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, der keinen andern innerlichen Beruf zu diesem <app>
<lem>Stand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Stande</rdg>
</app> als die <app>
<lem>Hoffnung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hofnung</rdg>
</app> des <app>
<lem>bequemern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bequemeren</rdg>
</app> Fortkommens hat, nie davon überreden wird, weil es ihm an Sinn dazu
fehlt, und daß von dem Nutzen solcher Sachen, die nur mittelbar nützlich
sind, oder sich erst nach <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Versuchen und Erfahrungen bewähren, wie <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> von Sprachen, erst <pb edRef="#b" n="40"/> nach langer Uebung eine
anschauende und wirksame Ueberzeugung entstehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Anfänger haben also um so mehr <app>
<lem>Ursache,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ursach</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Ursach,</rdg>
</app> dem Rath und Urtheil derer, die <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen Sachen hergekommen sind, mehr zu <app>
<lem>trauen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">trauen</rdg>
</app> als den Vorspiegelungen der Unwissenden, die, unbekümmert um den <app>
<lem>Schaden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schaden</rdg>
</app> den <pb edRef="#c" n="39"/> sie, auch ohne ihr Denken, der Religion
selbst thun, das, was sie nicht verstehen, gern für entbehrlich
ausgeben.</note>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" n="3" type="ptl"><note place="end" id="noe_3_1_40_note3">*) Ob gerade ein jeder praktischer Religionslehrer um einer
kleinen, oft von aller Literatur weit entfernten <index indexName="subjects-index">
<term>Landgemeine</term>
</index>Landgemeine recht nützlich zu werden, den Weg durch das
ganze Gebiet der theologischen Gelehrsamkeit machen müsse, ob sich
nicht für <hi>eine gewisse</hi> Klasse eine zweckmäßigere Bildung
und Vorbereitung denken ließe als die unser akademisches Triennium
giebt und geben kann, wäre allerdings noch der Untersuchung werth.
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
</div>
<div n="41" type="section" id="section_1_41">
<head>41.</head>
<p>Zwischen <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> bisher erwähnten Abwegen des zu vielen oder zu wenigen Lernens (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_29">29</ref>–<ref target="#section_1_40">40</ref>) gehet</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_1_29">29.</ref>–<ref target="#section_1_40">40.</ref>) geht</rdg>
</app> die rechte <app>
<lem>Straße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Strasse</rdg>
</app> mitten durch; und die würde man halten <app>
<lem>können –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">können,</rdg>
</app> wenn man sich den Zweck, Inhalt, <app>
<lem>Umfang</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Umfang,</rdg>
</app> und Einfluß einer jeden Wissenschaft oder Art von Kenntnissen auf <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>, vorläufig recht bekannt machte; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man <app>
<lem>danach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">danach,</rdg>
</app> und nach <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>unparteyisch</term>
</index>unparteyischer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheyischer</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">unparteiischer</rdg>
</app> Prüfung seiner Fähigkeiten und Umstände, genau untersuchte, <pb edRef="#a" n="35"/> worauf man sich hauptsächlich zu legen hätte; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> von den übrigen Wissenschaften so viel <app>
<lem>lernte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lernte</rdg>
</app> als zur gründlichen Kenntniß dessen, was man vorzüglich treiben will,
unentbehrlich ist; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man sich um die besten Hülfsmittel in jeder Wissenschaft
bekümmerte, um diejenigen Wissenschaften, welche man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat bei</rdg>
</app> Seite <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> müssen, nachholen, und die, welche man bereits getrieben, noch
vollständiger lernen zu können; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man endlich, um sich Zeit zu <app>
<lem>sparen,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">sparen</rdg>
</app> und <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> aufs vortheilhafteste zu treiben, die <pb edRef="#b" n="41"/> beste
Art kennen zu lernen suchte, wie man, mit <app>
<lem>Beyseitsetzung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beiseitsetzung</rdg>
</app> des Unnöthigen oder Mindernöthigen, <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> aufs kürzeste und sicherste lernte.</p>
</div>
<div n="42" type="section" id="section_1_42">
<head><pb edRef="#c" n="40"/> 42.</head>
<p><app>
<lem>Hiezu würde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Hierzu kann</rdg>
</app> eine allgemeinere Anleitung, wie sich ein angehender Theologe oder <app>
<lem>künftige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">künftiger</rdg>
</app> Lehrer der Religion zu bilden <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat, oder eine <hi>Methodenlehre des
theologischen Studiums</hi>,</rdg>
</app> sehr dienlich <app>
<lem>seyn, und diese müßte <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">seyn. Diese muß</rdg>
</app> von den Kenntnissen handeln, die er erlangen, von den <app>
<lem>Fähigkeiten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fähigkeiten</rdg>
</app> die er haben, und von den <app>
<lem>Hülfsmitteln</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Hülfsmitteln, die er gebrauchen,</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
</app>
<app>
<lem>Uebungen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Uebungen</rdg>
</app> die er <app>
<lem>brauchen müßte (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_20">20.</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_20">20.</ref>)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">anstellen muß.</rdg>
</app></p>
<app>
<lem><note place="end">Eine solche Anleitung ist weder mit einer
theologischen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Encyclopädie</term>
</index><hi>Encyclopädie</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Enkyklopädie</hi></rdg>
</app> noch <hi>Methodologie</hi> zu verwechseln. <hi>Erstre</hi>
giebt mehr einen kurzen Auszug aus allen Theilen der <app>
<lem>Theologie,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Theologie</rdg>
</app> und dient zur allgemeinern Uebersicht des Inhalts einer jeden
Wissenschaft. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_42_1"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Quintilian (Quinctilian)</persName>
<title>inst.</title>
<measure>I, 10</measure></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gwt">Quinctiliani</persName></hi> Institut. orator. <choice>
<abbr>lib.</abbr>
<expan>liber</expan>
</choice> I. <choice>
<abbr>c.</abbr>
<expan>caput</expan>
<expan>capitulum</expan>
</choice> 10. <pb edRef="#a" n="36"/> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_42_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Wowern, Johann von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2509g">Jo.
Wowerii</persName></hi> tractation. de Polymathia, 1665.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2509j"/> in 8. <app>
<lem><choice>
<abbr>Cap.</abbr>
<expan>Caput</expan>
<expan>Capitulum</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>cap.</abbr>
<expan>caput</expan>
<expan>capitulum</expan>
</choice></rdg>
</app> 2. <hi>Letztre</hi> zeigt mehr die <app>
<lem>Art,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Art</rdg>
</app> wie sie und ihre einzle Theile am besten getrieben werden
können, und ist in so <app>
<lem>ferne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fern</rdg>
</app> ein Theil der hier gemeinten Anleitung.</note></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_42_1">
<label>Quinctiliani Institut. orator. lib. I. c. 10</label>
<p>Bei der <hi>Institutio oratoria</hi> des in der zweiten Hälfte des 1.
Jh.s wirkenden römischen Rhetorikers Quintil[l]ianus (seltener
Quinctil[l]ianus) handelt es sich um eines der maßgeblichen Lehrbücher
der antiken Redekunst. Die Grundlegung der Rhetorik bei den Griechen
(Demosthenes, Isokrates u.a.) wird in vollem Umfang gewürdigt, der
Schwerpunkt liegt jedoch bei den Römern, überragende Bedeutung wird v.a.
Cicero beigemessen. Neben der Rhetorik wird in der <hi>Institutio</hi>
zudem eine allgemeine erzieherische Absicht deutlich. Von den Humanisten
geschätzt, gehörte Quintilians Lehrbuch auch zum Bildungsgut der
darauffolgenden Jahrhunderte. In <hi>inst.</hi> I 10 geht Quintilian von
den grammatischen u.ä. (vgl. I § 55) zu den weiteren Grundlagen des
Rhetorikunterrichts (d.i. Musik, Geometrie und Astronomie) über, „um den
Kreis derjenigen Fächer zu vollenden, den die Griechen
<hi>Enzyklopädie</hi> nennen“ (Quint. inst. I 10,1 <hi>ut efficiatur
orbis ille doctrinae, quem Graeci</hi>
<foreign lang="grc">ἐγκύκλικος παιδεία</foreign>
<hi>vocant</hi>). Bei dieser Stelle handelt es sich um eine der
prominentesten Überführungen des griechischen Enzyklopädiebegriffs in
den lateinischen Sprach- und Bildungszusammenhang.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_42_2">
<label>Jo. Wowerii tractation. de Polymathia, 1665</label>
<p>Hier handelt es sich um die posthum in Leipzig erschienene zweite Auflage
von Johann von Wowerns (1574–1612) <hi>De polymathia tractatio</hi>. Die
Erstauflage erschien bereits 1603 in Basel.</p></note>
</div>
<div n="43" type="section" id="section_1_43">
<head>43.</head>
<p>Eine solche Anleitung <app>
<lem>müßte –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat,</rdg>
</app> in Absicht auf <hi>Kenntnisse</hi> oder Wissenschaften, <app>
<lem>gleichsam wie eine Landcharte,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gleich einer Generalcharte, zu</rdg>
</app> zeigen, welche Wissenschaften zur Theologie <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#c" type="v">an</rdg>
</app> sich oder als nothwendige <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfswissenschaften</term>
</index>Hülfswissenschaften gehören; welchen Umfang, welchen <pb edRef="#b" n="42"/> Nutzen oder Einfluß eine jede auf die andere hat; wie weit eine
jede bisher bebaut ist; wo und welche Lücken in ihr sind; wie <app>
<lem>sie könnten <app>
<lem>ergänzt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ergänzt</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diese zu ergänzen sind</rdg>
</app> und wie überhaupt jede, oder <app>
<lem>wodurch,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wodurch sie</rdg>
</app> noch <app>
<lem>vollkommner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vollkommener</rdg>
</app> werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">könnte</rdg>
</app>. – <app>
<lem>Bey den nöthigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Bei der Betrachtung der zu dem Studium
erforderlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Fähigkeiten</term>
</index><hi>Fähigkeiten</hi>
<app>
<lem>müßten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sind</rdg>
</app> ihre Nothwendigkeit, ihre <app>
<lem>Kennzeichen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kennzeichen</rdg>
</app> und die beste <app>
<lem>Art,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Art</rdg>
</app> sie möglichst zu ersetzen und zu verbessern, <app>
<lem>angegeben, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">anzugeben.</rdg>
</app> – <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index><hi>Hülfsmitteln und</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Uebungen</term>
</index><hi>Uebungen</hi>,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Uebungen</hi> sind</rdg>
</app> die besten Bücher, die sichersten <app>
<lem>Regeln,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Regeln</rdg>
</app> jede Wissenschaft zu <app>
<lem>studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">studiren</rdg>
</app>, und die vortheilhafteste Art der Uebung <app>
<lem>vorgestellt werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">anzuführen und ins Licht zu setzen</rdg>
</app>.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 1. Zu den <app>
<lem>Hülfswissenschaften</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Hülfswissenschaften</hi></rdg>
</app> werden hier nur diejenigen gerechnet, welche <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Materialien und</rdg>
</app> Grundsätze zu der Theologie <app>
<lem>hergeben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">liefern</rdg>
</app>, oder deren man <app>
<lem>bey der Theologie zur</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu ihrer</rdg>
</app> gründlichen Kenntniß gar nicht entbehren <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</note>
<note n="2" place="end"><pb edRef="#a" n="37"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 2. Die Kenntnisse selbst bedürfen ihres Umfangs wegen <app>
<lem>der weitläufigsten <app>
<lem>Vorstellung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Behandlung</rdg>
</app>,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die weitläufigste Vorstellung</rdg>
</app> und meistens können <pb edRef="#c" n="41"/> die <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> nöthigen Hülfsmittel und Uebungen gleich mit angegeben werden. Jene
müssen auch erst bekannt seyn, ehe man die dazu erforderlichen Fähigkeiten
bestimmen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Hiernach <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app> die im <app>
<lem>Folgenden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">folgenden</rdg>
</app> beobachtete Ordnung und die verhältnißmäßige Ausführlichkeit <app>
<lem>beurtheilt werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu beurtheilen</rdg>
</app>.</note>
<note n="3" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 3. <app>
<lem>Theologische Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Theologische Bücher</hi></rdg>
</app> werden hier eigentlich nicht erwähnt, weil ich sie in einem andern <app>
<lem>Buch, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_43_1"/>Anweisung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Werke: „Anweisung</rdg>
</app> zur Kenntniß der besten <app>
<lem>allgemeinern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allgemeineren</rdg>
</app> Bücher in allen Theilen der Theologie, <app>
<lem>dritte</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>zwote</hi></rdg>
<rdg wit="#c" type="v">vierte</rdg>
</app> vermehrte Auflage, Leipzig <app>
<lem><app>
<lem>1790<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:24gvk"/></lem>
<rdg wit="#a" type="v">1780<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250c5"/></rdg>
</app> 8.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1806.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250c6"/> 8.“</rdg>
</app> angegeben <app>
<lem>habe.</lem>
<rdg wit="#c" type="ppl">habe, {womit <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_43_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Niemeyer, David Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250c7">D. G.
Niemeyer's</persName></hi> Bibliothek für Prediger und
Freunde der theologischen Literatur, 1ster–4ter Theil, Halle
1797–1812,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2546w"/> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_43_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Fuhrmann, Wilhelm David</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250ck">Fuhrmann's</persName></hi> Anleitung zur Kenntniß der für
Kandidaten und Prediger nützlichsten Bücher, Leipzig 1801<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250cn"/>, zu
verbinden ist}.</rdg>
</app> Doch sollen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
</app> hier die besten <app>
<lem>Handbücher und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Handbücher</hi> für den angehenden
Theologen, sowohl für eigentliche Theologie als</rdg>
</app> die <pb edRef="#b" n="43"/>
<app>
<lem>besten aus andern Wissenschaften</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">für die Hülfswissenschaften brauchbarsten,</rdg>
</app> nicht übergangen werden.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_43_1">
<label>Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen
Theilen der Theologie, dritte vermehrte Auflage, Leipzig 1790</label>
<p>Nösselts sog. <hi>Bücherkenntniß</hi> (vgl. Vorrede a [X]) war, wie auch
Niemeyer in seiner Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) I,
164.242f. herausstellt, bei Zeitgenossen ein hochgeschätztes Werk. Aus
dem Rauchschen Auktionskatalog und dem Hauptbuch Reimer (vgl.
<hi>Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe</hi> [KGA] I/15, 781 [Nr.
1384]) sowie aus einem Brief an Joachim Christian Gaß vom 06.09.1805
(vgl. <hi>Fr. Schleiermacher's Briefwechsel mit J. Chr. Gaß</hi> [1852],
29) geht hervor, dass auch Friedrich Schleiermacher (1768–1834) diese
Ausgabe besessen hat. Über die Auflagen der <hi>Anweisung</hi> hinweg
wird jeweils auf die aktuellste Ausgabe der <hi>Bücherkenntniß</hi>
verwiesen. Die in der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi>
nachgetragene vierte Auflage der <hi>Bücherkenntniß</hi> stammt aus dem
Jahr 1800. Unter dem Titel <hi>Literatur der Theologie hauptsächlich des
neunzehnten Jahrhunderts</hi> ist 1813 eine von Christian Friedrich
Liebegott Simon (geb. 1774) besorgte Fortsetzung der
<hi>Bücherkenntniß</hi> erschienen. Zum Verhältnis von
„gelehrte[r] oder Literargeschichte“ und Bücherkenntnis vgl. I § 245ff.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_43_2">
<label>D. G. Niemeyer's Bibliothek für Prediger und Freunde der
theologischen Literatur, 1ster–4ter Theil, Halle 1797–1812</label>
<p>Die auf Grundlage von Nösselts <hi>Bücherkenntniß</hi> entstandene
<hi>Predigerbibliothek. Oder beschreibendes Verzeichnis der
brauchbarsten Schriften für Prediger und künftige Geistliche</hi>
I–III (1782–1784) David Gottlieb Niemeyers (1745–1788) ist wenig später
von seinem jüngeren Bruder August Hermann Niemeyer und
Heinrich Balthasar Wagnitz (1755–1838) unter dem Titel <hi>Bibliothek
für Prediger und Freunde der theologischen Literatur</hi>
(1796–1812) neu bearbeitet und um einen vierten Teil ergänzt
herausgegeben worden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_43_3">
<label>Fuhrmann's Anleitung zur Kenntniß der für Kandidaten und Prediger
nützlichsten Bücher, Leipzig 1801</label>
<p>Als Anhang zu Wilhelm David Fuhrmanns (1764–1838) <hi>Anleitung zur
Kenntniß der den Theologie studirenden, den Candidaten des
Predigtamts und den Religionslehrern in den Städten und auf dem Lande
wesentlich nothwendigen und geprüft nützlichsten Bücher</hi> (1801)
erschien 1802 die <hi>Handbibliothek für junge Theologen und
Religionslehrer</hi>. Beide Bände sind später zum
<hi>Handbuch der theologischen Literatur</hi> (1818/1819.1821)
(vgl. III § 79 c) bzw. dem <hi>Handbuch der neuesten theologischen
Literatur</hi> (1836) umgearbeitet worden. Nösselt und Niemeyer
zählen zu Fuhrmanns Lehrern.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_1_44-52">
<div n="44" type="section" id="section_1_44">
<head>44.</head>
<p><app>
<lem>Sonach würde dergleichen Anleitung einen <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen haben, der zugleich zu erkennen <app>
<lem>gäbe</lem>
<rdg wit="#a" type="v">giebt</rdg>
</app>, nach welchem <index indexName="subjects-index">
<term>Gesichtspunct</term>
</index>Gesichtspunct man die Theologie oder <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Theile derselben <app>
<lem>studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">studiren</rdg>
</app> müsse. In so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Der große Nutzen, welchen eine solche Anleitung
gewähren kann, läßt sich leicht von mehreren Seiten darthun.
Insofern</rdg>
</app> sie <app>
<lem>zeigte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zeigt</rdg>
</app>, was und wie viel zu einem würdigen Lehrer der Religion <app>
<lem>gehörte, würde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gehört, wird</rdg>
</app> sie <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jeden</rdg>
</app> in den Stand setzen, <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sich</rdg>
</app> gewissenhaft zu <app>
<lem>prüfen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">prüfen</rdg>
</app> ob <app>
<lem>wir</lem>
<rdg wit="#c" type="v">er</rdg>
</app> dazu fähig seyn <app>
<lem>möchten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">möchte</rdg>
</app> oder nicht. Diese <index indexName="subjects-index">
<term>Prüfung</term>
</index>Prüfung <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nie sorgfältig genug seyn. <app>
<lem>Wie kan man</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Wer kann</rdg>
</app> immer mit wahrer Zufriedenheit auf seine <app>
<lem>getroffne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">getroffene</rdg>
</app> Wahl <app>
<lem>zurück sehen, – wenn man</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zurücksehen, der</rdg>
</app> nicht überzeugt ist, daß <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihn</rdg>
</app>
<hi>Gott</hi> zu <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dem</rdg>
</app> gewählten <app>
<lem>Stand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Stande</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>berufen</term>
</index>berufen hat, daß <app>
<lem>wir uns</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">er sich</rdg>
</app> seines Wohlgefallens und Segens <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> getrösten <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könne</rdg>
</app>, daß <app>
<lem>wir uns</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">er sich</rdg>
</app> nicht <app>
<lem><hi>dem</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Stand</term>
</index>Stand</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dem Stande</rdg>
</app> entzogen <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">habe</rdg>
</app>, den er <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihm</rdg>
</app> durch das Maaß der geschenkten Kräfte und der darauf gegründeten
Neigungen angewiesen <app>
<lem>hatte? –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hatte? Womit soll man sich beruhigen,</rdg>
</app> wenn man <pb edRef="#a" n="38"/> sieht, wie unnütz man ist, <pb edRef="#c" n="42"/> wenigstens wie <app>
<lem>bey weiten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei weitem</rdg>
</app> nicht so <index indexName="subjects-index">
<term>nützlich</term>
</index>nützlich man <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">in dem gewählten Stande</rdg>
</app> für die Welt seyn <app>
<lem>kan in dem gewählten <app>
<lem>Stande,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Stande</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann,</rdg>
</app> als in einem <app>
<lem>andern,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andern;</rdg>
</app> und wie lästig man denen fallen muß, die durch uns gezüchtigt <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app> und uns <app>
<lem>äusserlicher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlicher</rdg>
</app> Umstände wegen behalten <app>
<lem>müssen,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">müssen; ja</rdg>
</app> wie hinderlich <app>
<lem>zugleich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> für <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>, mit welchen ihnen weit besser gerathen <app>
<lem>wäre? –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wäre? oder</rdg>
</app> wenn man hinterher gewahr wird, daß man nicht nur oft selbst seinem
zeitlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glücke</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Glück</rdg>
</app> im Lichte gestan<pb edRef="#b" n="44"/>den, sondern – <app>
<lem>welches</lem>
<rdg wit="#c" type="v">was</rdg>
</app> noch schlimmer ist – daß <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die Beschäftigungen dieses <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Berufs schwer und <app>
<lem>verdrießlich werden,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">lästig werden;</rdg>
</app> daß man, statt Zutrauen zu haben, verachtet <app>
<lem>wird,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird;</rdg>
</app> daß man auch wohl oft, wegen gebrauchter <app>
<lem>schlechten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schlechter</rdg>
</app>
<app>
<lem>Mittel,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mittel</rdg>
</app> sich <app>
<lem>äusserlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlich</rdg>
</app>
<app>
<lem>fortzubringen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fort zu bringen</rdg>
</app> oder wegen bloß zeitlicher Absichten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Wahl seines Berufs, mit Abscheu an sich selbst denken muß?</p>
</div>
<div n="45" type="section" id="section_1_45">
<head>45.</head>
<p>Wie nun eine solche Anleitung <app>
<lem>hiedurch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierdurch</rdg>
</app> den, der keinen Beruf zu einem Lehrer der Religion hätte, noch zu
rechter Zeit erinnern könnte, sich einer andern Beschäftigung zu widmen, der
er mehr gewachsen <app>
<lem>wäre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wäre</rdg>
</app> und wodurch er, nach Gottes Absichten, Andern nützlicher werden
würde: so könnte sie hingegen den, der sich wirklich aufgelegt dazu <app>
<lem>fühlte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fühlte</rdg>
</app> und seiner ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht, als ein solcher Lehrer, Genüge thun wollte, den Umfang
dieser Pflichten und die beste Art sie zu erfüllen, lehren. Die Vorstellung
dieses <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Umfangs <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> ihn nicht niederschlagen. Denn, wo ihm Schwie<pb edRef="#a" id="noe_1_1_39_page" n="39"/>rigkeiten <app>
<lem>aufstießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufstiessen</rdg>
</app>, <app>
<lem>kämen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kommen</rdg>
</app> sie ihm nicht unerwartet; er <app>
<lem>kennte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kennt</rdg>
</app> denn auch schon <app>
<lem>durch diese Anleitung</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die <app>
<lem>Mittel,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mittel</rdg>
</app> sie zu <app>
<lem>überwinden;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überwinden:</rdg>
</app> und dies <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> ihn, nebst dem erkannten Nutzen und Einfluß einer Wissenschaft und
Beschäftigung auf die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>, <app>
<lem>sogar</lem>
<rdg wit="#a" type="v">so gar</rdg>
</app> zu desto <app>
<lem>mehrern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größerem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß ermuntern.</p>
</div>
<div n="46" type="section" id="section_1_46">
<head><pb edRef="#c" n="43"/> 46.</head>
<p>Da indessen Niemand <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> mit gleichem <index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß und gleich glücklichem Erfolg treiben <app>
<lem>kann: so würde <pb edRef="#b" n="45"/> sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann und soll (§. <ref target="#section_1_29">29.</ref>), so hat eine zweckmäßig gegebene Anleitung</rdg>
</app> jedem <hi>die</hi> Beschäftigungen <app>
<lem>anweisen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">anzuweisen</rdg>
</app>, welche nach seinen Fähigkeiten und Neigungen eigentlich für <app>
<lem><hi>ihn</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>ihm</hi></rdg>
</app> gehörten, um sich nicht zu sehr zu zerstreuen, und, indem er seinen
Fleiß <app>
<lem>theilte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">theilt</rdg>
</app>, in keinem Theil der Theologie etwas <app>
<lem>einigermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eingermassen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Vollkommnes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vollkommenes</rdg>
</app> zu leisten. <app>
<lem>Sie würde ihn <app>
<lem>demnach</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#noe_corr_4">
<sic>dennoch</sic>
<corr type="authorial">demnach</corr>
</choice></rdg>
</app>, da er</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Da er indeß</rdg>
</app> keinen Theil der Theologie zu seiner Hauptbeschäftigung ganz
entbehren <app>
<lem>kan,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann, wird sie ihn</rdg>
</app> auch <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> lehren <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">haben</rdg>
</app>, wie viel er daraus zu seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptzweck</term>
</index>Hauptzweck <app>
<lem>bedürfte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bedürfe</rdg>
</app>; wie und wodurch er sich am besten darin forthelfen, und, wenn er
etwas hätte <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Seite <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> müssen, das er hinterher noch brauchte, wie er <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erst</rdg>
</app>, nach seinen Bedürfnissen, nachholen <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könne</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="47" type="section" id="section_1_47">
<head>47.</head>
<p>Endlich <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> sie ihm Zeit, Mühe und Kosten ersparen helfen. Denn man hat schon
viel gewonnen, wenn man <app>
<lem>weiß,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">weiß:</rdg>
</app> was <app>
<lem>für uns nothwendig und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nothwendig,</rdg>
</app> entbehrlich oder minder wichtig <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>; was <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> schon gut <app>
<lem>vorgearbeitet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorgearbeitet</rdg>
</app> oder <app>
<lem>was</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>was er</sic>
<corr type="editorial">was</corr>
</choice></rdg>
</app> zu ergänzen und zu verbessern ist; in welcher <index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung <pb edRef="#a" n="40"/> man jedes aufs Beste vornehmen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>; welche <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index>Hülfsmittel zu jeder Zeit, <app>
<lem>beym</lem>
<rdg type="v" wit="#c">beim</rdg>
</app> Anfang oder Fortgang, die dienlichsten sind. Und über dieses alles
soll uns eine solche Anleitung unterrichten.</p>
</div>
<div n="48" type="section" id="section_1_48">
<head>48.</head>
<p>Noch einleuchtender wird ihre Nothwendigkeit, wenn man einen Blick auf die
jetzige Verfassung oder vielmehr den Verfall <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Schulen</term>
</index>Schulen und <index indexName="subjects-index">
<term>Universitäten</term>
</index>Universitäten wirft. – Unstreitig eilt man <pb edRef="#b" n="46"/>
jetzt viel früher als sonst, und im Gan<pb edRef="#c" n="44"/>zen <app>
<lem>genommen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genommen</rdg>
</app> viel unbereiteter, von jenen auf diese. Mag's seyn, daß man durch die
neuerliche Einrichtung unsrer Schulen mehr auch für den Ungelehrten, für die
Bildung des guten <index indexName="subjects-index">
<term>Bürger</term>
</index>Bürgers, für Abschneidung vieler Umwege <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem>Studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Studiren</rdg>
</app>, gesorgt <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat:</rdg>
</app> für die, welche sich den eigentlichen Wissenschaften widmen sollen,
hat man gewiß, <app>
<lem>im gleichen Maaß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in gleichem Maaße</rdg>
</app>, nicht gesorgt. Wer dieses Urtheil einer Unbilligkeit zeihen will,
den <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man <app>
<lem>auffordern –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auffordern,</rdg>
</app> wenn er unsre meisten Schulen <app>
<lem>kennt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kennt</rdg>
</app> und weiß, was zur gründlichen Kenntniß der Wissenschaften <app>
<lem>gehört – <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>unparteyisch</term>
</index>unparteyisch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheyisch</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gehört, unparteiisch</rdg>
</app> die Fragen zu beantworten: <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_48_1"/>Treibt man nicht
jetzt zu <app>
<lem><hi>Vielerley</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Vielerlei</hi></rdg>
</app> auf Schulen? <app>
<lem>– zu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Zu</rdg>
</app> viele sinnliche <app>
<lem>Beschäftigungen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Beschäftigungen</rdg>
</app> und zu wenig solche, die zur eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung des <index indexName="subjects-index">
<term>Geist</term>
</index><hi>Geistes</hi> dienen? <app>
<lem>– unter</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Unter</rdg>
</app> den <app>
<lem>Wissenschaften</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wissenschaften,</rdg>
</app> diejenigen zu wenig, welche zur <index indexName="subjects-index">
<term>Vorbereitung</term>
</index><hi>Vorbereitung</hi> auf die übrigen nöthig sind, <app>
<lem>Sprachen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Sprachen</hi></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>, und die hingegen, welche schon mehr <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Kenntnisse voraussetzen, und den <app>
<lem>höhern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">höheren</rdg>
</app> Schulen vorbehalten <pb edRef="#a" n="41"/> werden sollten, zu früh
oder zu viel? <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Sieht man eben so sehr darauf, daß etwas <hi>recht gut und
gründlich</hi>, als daß <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app> gelernt <app>
<lem>werde,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werde;</rdg>
</app> und <app>
<lem>ists</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist's</rdg>
</app> besser, weniger und gut, oder <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">vieles</rdg>
</app> und obenhin, zu lernen? <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Wird die Jugend auch genug <hi>geübt</hi>, und zu <app>
<lem><hi>eignem</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenem</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nachdenken</term>
</index>Nachdenken und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><hi>eigenen</hi></rdg>
</app> Arbeiten, auch wenn sie <hi>beschwerlich</hi> sind, angehalten? –
Wird sie genug gegen Zerstreuung, Flüchtigkeit und <app>
<lem>Dünkel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Dünkel,</rdg>
</app> verwahrt?</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_48_1">
<label>Treibt man nicht jetzt zu Vielerley auf Schulen? […] und ists besser,
weniger und gut, oder Vieles und obenhin, zu lernen?</label>
<p>In den von Niemeyer im Rahmen seiner Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg.
c XIf.) II, 3–46 herausgegebenen <hi>Fragmenten einer
Selbstbiographie</hi> beschreibt Nösselt den Unterricht in der
Bauerschen Privatschule in Halle. Nach dem Grundsatz <hi>Non multa, sed
multum!</hi> habe er hier nicht viel, den Stoff jedoch umso genauer
gelernt (vgl. aaO II, 21). Zu dem für den Gelehrten geltenden Grundsatz
<hi>multa et multum</hi> vgl. I § 3.</p></note>
</div>
<div n="49" type="section" id="section_1_49">
<head><pb edRef="#b" n="47"/> 49.</head>
<p>Wenn in <index indexName="subjects-index">
<term>Schulen</term>
</index>Schulen nicht genug <app>
<lem>auf</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Universitäten</term>
</index>Universitäten vorbereitet <app>
<lem>wird:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird,</rdg>
</app> so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> vieles auf diesen gar nicht von den Lernenden verstanden, ja <app>
<lem>es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ihnen nicht <app>
<lem>einmahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einmal</rdg>
</app> die <pb edRef="#c" n="45"/> Nothwendigkeit mancher <app>
<lem>Kenntnisse,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kenntnisse</rdg>
</app> und wie viel zur <index indexName="subjects-index">
<term>Gründlichkeit</term>
</index>Gründlichkeit des Wissens gehört, recht einleuchtend gemacht werden.
Selten verstattet dies, nebst dem Mangel des <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmacks an Wissenschaften und ihrer gründlichen Kenntniß, dem
Mangel der Zeit, und der Menge <app>
<lem>dessen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dessen</rdg>
</app> was sie erst, oder was sie <app>
<lem>besser,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besser</rdg>
</app> lernen sollen, das Versäumte nachzuholen; <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> wenn sie nicht gewöhnt worden sind, sich selbst zu treiben. Eilen sie <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app>, wie gewöhnlich, zu schnell wieder von Universitäten weg; finden, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einer <app>
<lem>übelverstandnen Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">übelverstandenen Freiheit</rdg>
</app>, mehr Geschmack an Vergnügungen als <app>
<lem>an</lem>
<rdg wit="#c" type="v">am</rdg>
</app>
<app>
<lem>Studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Studiren</rdg>
</app>; und kommt die <index indexName="subjects-index">
<term>Einbildung</term>
</index>Einbildung dazu, daß sie vieles nicht erst zu lernen <app>
<lem>bedürften</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bedürfen</rdg>
</app>, oder gar der Kitzel, sich bald hören zu <app>
<lem>laßen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">lassen,</rdg>
</app> und sich <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> für reif genug zum <index indexName="subjects-index">
<term>Amt</term>
</index>Amte zu halten: – was wäre <app>
<lem><hi>da</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">da</rdg>
</app> auszurichten?</p>
<note place="end"><pb edRef="#a" n="42"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_49_1"/>Parentes
(Praeceptores, oder was man statt dessen setzen <app>
<lem>will,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">will</rdg>
</app>) obiurgatione digni sunt, qui nolunt liberos suos <app>
<lem>seuera</lem>
<rdg type="v" wit="#c">severa</rdg>
</app> lege proficere. Primum enim, sicut omnia, spes quoque suas ambitioni
donant; deinde cum ad vota properant, cruda adhuc studia in publicum
propellunt, et eloquentiam (sacram), qua nihil esse maius confitentur,
pueris induunt adhuc nascentibus. Quod si paterentur laborum gradus fieri, <app>
<lem>vt</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ut</rdg>
</app> studiosi <app>
<lem>iuuenes</lem>
<rdg type="v" wit="#c">iuvenes</rdg>
</app> lectione <app>
<lem>seuera</lem>
<rdg type="v" wit="#c">severa</rdg>
</app> mitigarentur, <app>
<lem>vt</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ut</rdg>
</app> sapientiae praeceptis animos componerent, <pb edRef="#b" n="48"/>
<app>
<lem>vt</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ut</rdg>
</app> verba atroci stilo effoderent, <app>
<lem>vt</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ut</rdg>
</app>, quod vellent imitari, diu audirent, sibi nihil esset magnificum quod
pueris placeret: iam illa grandis oratio haberet <app>
<lem>maiestatis</lem>
<rdg wit="#a" type="v">majestatis</rdg>
</app> suae pondus. Nunc pueri in scholis ludunt, iuvenes ridentur in foro
(templis), et quod <app>
<lem>vtroque</lem>
<rdg type="v" wit="#c">utroque</rdg>
</app> turpius est, quod quisquis perperam discit, in senectute confiteri
non vult. <index indexName="classics-index">
<term><persName>Petron</persName></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gwr">Petronius</persName></hi> im
Anfange <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>sein</expan>
</choice> Satyr.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_49_1">
<label>Parentes (Praeceptores, oder was man statt dessen setzen will,) […]
in senectute confiteri non vult. Petronius im Anfange s. Satyr.</label>
<p>Zitiert wird aus dem <hi>Satyricon</hi> des römischen Senators und
Romanautors Titus Petronius Arbiter (1. Jh.). Unter Kenntlichmachung der
Unterschiede zur modernen Textgestalt heißt es in Petron. 4,1–4: „Die
Eltern sind es, die Vorwürfe verdienen, weil sie nicht wollen, daß ihre
Kinder in strenger Zucht weiterkommen. Denn erstens legen sie, wie
überhaupt alles, auch ihre persönlichen Aussichten dem Ehrgeiz zu Füßen.
Wenn sie sodann in Eilmärschen auf das gewünschte Ziel zustreben, hetzen
sie die noch unfertigen Talente auf das Forum (<hi>in forum
impellunt</hi> anstelle von <hi>in publicum propellunt</hi>) und
ziehen den Talar der Eloquenz, den sie für das Allerhöchste ausgeben,
Buben an, die noch in der Entwicklung stehen. Wenn sie sich aber damit
abfänden, daß man stufenweise arbeitet, damit den jungen Leuten im
Studium mit strenger Lektüre der Boden gedüngt wird
(<hi>irrigarentur</hi> anstelle von <hi>mitigarentur</hi>), damit
sie nach den Vorschriften der Philosophie ihr Wesen bilden, damit sie
mit attisch (<hi>Attico</hi> anstelle von <hi>atroci</hi>) geschultem
Griffel Worte aufkritzeln, damit sie lange hören, was sie nachahmen
wollen, wenn jene sich also klarmachten, nichts habe wahre Größe, was
Buben gefalle (<hi>si persuaderent sibi nihil esse magnificum quod
pueris placeret</hi> anstelle von <hi>sibi nihil esset magnificum
quod pueris placeret</hi>) – dann brächte jene ‚bedeutende‘ Rede
ihre Hoheit zu voller Wirkung. Jetzt treiben die Buben in den Hörsälen
nur Possen, die jungen Leute machen sich auf dem Forum lächerlich, und
was schlimmer ist als beides: wer etwas falsch gelernt hat
(<hi>didicit</hi> anstelle von <hi>discit</hi>), will es, so alt
er wird, nicht zugestehen“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed.
Müller/Ehlers], Darmstadt 1995, 12.13). Durch dem Petronius-Text in
Klammern beigefügte Zusätze wendet Nösselt dieses Zitat auf die
theologische Ausbildung an.</p></note>
</div>
<div n="50" type="section" id="section_1_50">
<head><pb edRef="#c" n="46"/> 50.</head>
<p>Die einzige Hülfe – wo sie noch möglich <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ist</rdg>
</app> – könnte für die, welche Theologie <app>
<lem>studieren</lem>
<rdg type="v" wit="#a">studiren</rdg>
</app> wollen, von einem <app>
<lem>Unterrichte</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Unterricht</rdg>
</app> über den Umfang der Wissenschaften, die Erfordernisse und Hülfsmittel <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> der Theologie, erwartet werden. Er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app> doch die so nöthige <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstkenntniß</term>
</index>Selbstkenntniß <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> denen, die noch nicht, oder nicht ganz, verdorben sind, und die
Kenntniß befördern, wie viel dazu gehöre, um mit <index indexName="subjects-index">
<term>Würde</term>
</index>Würde den <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf eines Lehrers der Religion zu führen. Und, <app>
<lem>–</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> wenn Universitäten die eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Pflanzschulen</term>
</index>Pflanzschulen künftiger Lehrer sind; <app>
<lem>–</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> wenn man da am sichersten und <app>
<lem>vollständigsten</lem>
<rdg type="v" wit="#a">vollständig</rdg>
</app> erfahren <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, wie weit bis jetzt das Feld der Theologie bebaut ist; <app>
<lem>–</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> wenn so viel davon abhängt, daß <pb edRef="#a" n="43"/> man gleich im
Anfang seine <app>
<lem>akademischen</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Akademischen</rdg>
</app> Studien gut <app>
<lem>einrichte;</lem>
<rdg type="v" wit="#c">einrichte,</rdg>
</app> daß man sich nicht durch Mode oder <app>
<lem>durch</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> selbst noch Rathsbedürfige oder aus Leidenschaften Rathende, sondern
durch Verständigere und der Sachen Kundige leiten lasse; daß man frühzeitig
lerne, <app>
<lem>was? warum?</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">was, warum,</rdg>
</app> und <app>
<lem>wie?</lem>
<rdg type="v" wit="#c">wie</rdg>
</app> man auf Universitäten hören <app>
<lem>müsse:</lem>
<rdg type="v" wit="#a">müsse;</rdg>
</app> – so wird eine solche Anweisung immer nicht nur eine gute <app>
<lem>Vor<pb edRef="#b" n="49"/>bereitung</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Vorbereitnng</sic>
<corr type="editorial">Vorbereitung</corr>
</choice></rdg>
</app> auf das übrige <app>
<lem>Studieren</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Studiren</rdg>
</app>, sondern auch eine große <app>
<lem>Beyhülfe</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beihülfe</rdg>
</app> auf das künftige weitere Fortschreiten nach vollendeten <app>
<lem>Universitätsjahren</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Universitäts-Jahren</rdg>
</app> seyn.</p>
</div>
<div n="51" type="section" id="section_1_51">
<head>51.</head>
<app type="structural-variance">
<lem><p><seg id="var_1_51_p1_1">Unter den Büchern, die einen solchen <app>
<lem>Unterricht,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Unterricht</rdg>
</app> oder vielmehr einige <app>
<lem>Beyträge</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beiträge</rdg>
</app>
<app>
<lem>dazu,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dazu</rdg>
</app> enthalten, <app>
<lem>und wovon die allermeisten</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">sind zwar viele ältere</rdg>
</app> entweder <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unseren</rdg>
</app>
<app>
<lem>Zeitbedürfnissen,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Zeitbedürfnissen</rdg>
</app> oder der <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung, den Grundsätzen und der Verfassung <app>
<lem>evangelischer</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Evangelischer</rdg>
</app></seg>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen, gar nicht angemessen sind, verdienen,
wiewohl in sehr verschiedner Absicht, verglichen zu
werden:</lem>
<rdg type="ppl" wit="#c"><seg id="var_1_51_p1_2">Kirchen
nicht mehr angemessen, jedoch enthalten sie zum Theil
noch treffliche Winke. Noch weniger fehlt es an neueren,
welche <pb edRef="#c" n="47"/> jene benutzt und das
Bedürfniß der Gegenwart zugleich berücksichtigt
haben.</seg>
<milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><seg id="var_1_51_p2_1">Unter den älteren sind vorzüglich
schätzbar:</seg></rdg>
</app>
<list>
<item id="var_1_51_p2_item1"><index indexName="persons-index">
<term>Erasmus, Desiderius</term>
</index><persName ref="textgrid:24h47">Desid.
<hi>Erasmi</hi> Roterod.</persName>
<app>
<lem>Ratio</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> s. methodus (Compendium) verae Theologiae, <app>
<lem><app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> seiner <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg type="v" wit="#c">zweiten</rdg>
</app> Ausgabe des griechischen neuen Testaments,
von 1519,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250dd"/> und nachher</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> oft aufgelegt; in der neuesten Ausgabe recensuit et <app>
<lem>illustrauit <index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><hi>Jo.</hi></lem>
<rdg type="pp" wit="#c">illustravit <hi>Io.</hi></rdg>
</app>
<hi>Sal. <persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName></hi>, Halae 1782.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250dv"/>
<app>
<lem>in</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8.</item>
<item id="var_1_51_p2_item2">De recte formando <app>
<lem>Theologiae</lem>
<rdg type="v" wit="#c">theologiae</rdg>
</app> studio (oder unter dem Titel: de Theologo s. de
ratione studii theologici) libri quatuor, <index indexName="persons-index">
<term>Hyperius, Andreas</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h4h">Andr.
Hyperio</persName></hi> auctore, am neuesten
aufgelegt Basileae <app>
<lem>(1582.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250f1"/></lem>
<rdg type="v" wit="#a">(1582</rdg>
</app>) in 8.</item>
<app>
<lem><app>
<lem><seg type="item"><hi><persName ref="textgrid:250f3">Jo. Gerhardi</persName></hi>
Methodus Studii theologici, Jenae 1654.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250f5"/> in 8. und schon vorher
mehrmals gedruckt.</seg></lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>
<seg type="item"><pb edRef="#a" n="44"/> Traité des
études monastiques – – par <index indexName="persons-index">
<term>Mabillon, Jean</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250f6">Jean
Mabillon</persName></hi>, etwas verändert wieder
gedruckt à Paris 1692<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250f9"/> in zwey Bänden in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 12. und hernach <app>
<lem>mehrmals</lem>
<rdg type="v" wit="#a">mehrmahls</rdg>
</app>.</seg>
<seg type="item"><pb edRef="#b" n="50"/> Methode pour
étudier la Theologie (von <index indexName="persons-index">
<term>Du Pin, Louis Ellies</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250h7">L. E. du
Pin</persName></hi>,) <app>
<lem>a</lem>
<rdg type="v" wit="#a">à</rdg>
</app> Paris <app>
<lem>1716.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">1716</rdg>
</app> in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 12.</seg></lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app>
<item id="var_1_51_p2_item3"><index indexName="persons-index">
<term>Buddeus, Johann Franz</term>
</index><persName ref="textgrid:250hr"><app>
<lem><hi>Jo.</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Io.</hi></rdg>
</app>
<hi>Franc. Buddei</hi></persName> Isagoge
historico-theologica ad Theologiam <app>
<lem>vniuersam</lem>
<rdg type="v" wit="#c">universam</rdg>
</app> singulasque eius partes, Lipsiae <app>
<lem>1727.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250ht"/></lem>
<rdg type="v" wit="#a">1727</rdg>
</app> in 4. mit den Supplementen oder der Historia
Theologiae litteraria continuata <app>
<lem>(1730.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250hw"/></lem>
<rdg type="v" wit="#a">(1730</rdg>
</app>) in 4.</item>
<app>
<lem><seg type="item"><index indexName="persons-index">
<term>Koecher, Johann Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250hx">Jo.
Christ. Koecheri</persName></hi> Conspectus
Theologiae vniuersae, Guelpherb. <app>
<lem>1749.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250j0"/></lem>
<rdg type="v" wit="#a">1749</rdg>
</app> in 8.</seg>
<seg type="item"><index indexName="persons-index">
<term>Walch, Johann Georg</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250j1">Joh.
Georg Walchs</persName></hi> Einleitung in die
theologische Wissenschaften, zweyte und vermehrte
Ausgabe, Jena <app>
<lem>1753.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250j3"/></lem>
<rdg type="v" wit="#a">1753</rdg>
</app> in 8.</seg></lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app>
<app>
<lem><seg type="item"><app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c"><milestone unit="p" type="structure" edRef="#c"/><seg id="var_1_51_p3_1">Unter den
Neueren:</seg></rdg>
</app>
<milestone unit="line" type="structure" edRef="#c"/><seg id="var_1_51_p3_item1"><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><persName ref="textgrid:250j4"><hi>Joh.
Lorenz von</hi>
<app>
<lem><hi>Mosheims</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Mosheim</hi></rdg>
</app></persName> kurze Anweisung, die
Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum
Druck befördert von <index indexName="persons-index">
<term>Windheim, Christian Ernst von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250j5">Christian Ernst von Windheim</persName></hi>,
Helmstädt 1756.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250j7"/> in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8.</seg></seg></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<item id="var_1_51_p3_item2"><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds"><hi>Joh. Sal.</hi>
<app>
<lem><hi>Semlers</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Semler's</hi></rdg>
</app></persName> Versuch einer nähern Anleitung zu
nützlichem <app>
<lem>Fleiße</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Fleisse</rdg>
</app> in der ganzen <app>
<lem>Gottesgelehrsamkeit</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Gelehrsamkeit</rdg>
</app>, Halle <app>
<lem>1757.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250j9"/></lem>
<rdg type="v" wit="#a">1757</rdg>
</app> in 8.</item>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="ptl"><seg type="item"><milestone type="structure" unit="line" edRef="#a"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><hi><persName>Joh. Lorenz von
Mosheim</persName></hi> kurze Anweisung die
Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum
Druck befördert von <index indexName="persons-index">
<term>Windheim, Christian Ernst von</term>
</index><hi><persName>Christian Ernst von
Windheim</persName></hi>, Helmstädt 1756 in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8., und</seg></rdg>
</app>
<item id="var_1_51_p3_item3">Briefe, das Studium der
Theologie <app>
<lem>betreffend,</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">betreffend</rdg>
</app> (von <index indexName="persons-index">
<term>Herder, Johann Gottfried von</term>
</index><persName ref="textgrid:24kqz"><hi>J. G.</hi>
<app>
<lem><hi>Herder</hi>,</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><hi>Herder</hi></rdg>
</app></persName>) Weimar 1780 und <app>
<lem>81.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250jc"/></lem>
<rdg type="pp" wit="#a">81 bisher</rdg>
</app> in 4 Theilen in 8. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">(auch in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_51_2"/>dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und
10ter Theil.)</rdg>
</app></item>
<app>
<lem/>
<rdg type="ptl" wit="#c"><seg type="item" id="var_1_51_p3_item4"><milestone type="structure" unit="line" edRef="#c"/><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_51_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Planck, Gottlieb Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2505r">G. F.
Plank</persName></hi> Einleitung in die
theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil,
Leipzig 1794. 95.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250jt"/> und der Auszug zu
Vorlesungen 1806.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:254bz"/></seg>
<seg type="item" id="var_1_51_p3_item5"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_51_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Schmidt, Johann Ernst Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250jw">Schmidt</persName></hi> Lehrbuch der
theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen
1810.</seg></rdg>
</app>
</list></p></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><join result="p" scope="branches" target="#var_1_51_p1_1 #var_1_51_p1_2"/>
<p><seg copyOf="#var_1_51_p2_1"/>
<list>
<item copyOf="#var_1_51_p2_item1"/>
<item copyOf="#var_1_51_p2_item2"/>
<item copyOf="#var_1_51_p2_item3"/>
</list></p>
<p><seg copyOf="#var_1_51_p3_1"/>
<list>
<item copyOf="#var_1_51_p3_item1"/>
<item copyOf="#var_1_51_p3_item2"/>
<item copyOf="#var_1_51_p3_item3"/>
<item copyOf="#var_1_51_p3_item4"/>
<item copyOf="#var_1_51_p3_item5"/>
</list></p>
</rdg>
</app>
<app>
<lem><note place="end">Die meisten andern Schriften, die hieher zu gehören
scheinen möchten, sind entweder gar zu dürftig, und zeugen zu sehr
von zu weniger Bekanntschaft mit diesen Wissenschaften selbst, oder
mit unsern Zeitbe<pb edRef="#b" n="51"/>dürfnissen; oder betreffen,
wie die <hi>Summe von Erfahrungen und Beobachtungen zur Beförderung
der Studien etc.</hi> von <index indexName="persons-index">
<term>Schlegel, Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250jd">Gottlieb
Schlegel</persName></hi>, Riga 1786.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250jg"/> in 8. mehr
die Zubereitung auf Schulen und Universitäten; oder enthalten, wie
der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_51_1"/><hi>Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer
Zeiten</hi>, Leipzig 1790. in 8. mehr
Erklärungen über einige neulich in Anspruch genommne Kirchenlehren
und das rechte Benehmen dabey, als daß sie sich auf Darstellung des
Zwecks theologischer Wissenschaften und die beste Art sie zu
treiben, einlassen sollten.</note></lem>
<rdg type="om" wit="#a #c"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_51_1">
<label>Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer Zeiten,
Leipzig 1790</label>
<p>Dieses dem Untertitel nach <hi>in Briefen an einen angehenden
Theologen</hi> verfasste Werk wird entweder Erdmann Kolb
(1762–1827), ab 1802 Pastor in Suhl, oder dem Königsberger Theologen und
Orientalisten Johann Gottfried Hasse (1759–1806) zugeschrieben (vgl.
<hi>Neuer Nekrolog der Deutschen</hi> Jg. 5, 1827 [1829], 251 bzw. Doering,
Heinrich, <hi>Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und
neunzehnten Jahrhundert</hi> I [1831], 639). </p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_51_2">
<label>dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter
Theil</label>
<p>Johann Gottfried Herders (1744–1803) <hi>Sämmtliche Werke</hi> I/9
(Tübingen 1808) besteht aus den ersten drei Teilen der <hi>Briefe, das
Studium der Theologie betreffend</hi> (nach der zweiten Ausgabe
1785), der Band I/10 (ebd.) trägt den Titel <hi>Vom Studium der
Theologie und dem Christlichen Predigtamt</hi> und enthält den
vierten Teil der <hi>Briefe</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_51_3">
<label>G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und
2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806</label>
<p>Bei dem <hi>Auszug</hi> handelt es sich um Gottlieb Jakob Plancks
(1751–1833) <hi>Grundriß der theologischen Encyklopädie zum Gebrauche
bey seinen Vorlesungen</hi> (1813), der heute nicht mehr nur als
bloßes Exzerpt der <hi>Einleitung</hi> – neben Nösselts
<hi>Anweisung</hi> die zweite große neologische Enzyklopädie –
betrachtet wird.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_51_4">
<label>Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie.
Gießen 1810</label>
<p>Johann Ernst Christian Schmidts (1772–1831) <hi>Lehrbuch</hi> ist zwar
angekündigt worden (vgl. <hi>Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen
Literatur-Zeitung</hi> Nr. 31 [1810], 243), doch ist sein Erscheinen
nicht nachweisbar. Ein Jahr später ist in demselben Gießener Verlag, der
das <hi>Lehrbuch</hi> angekündigt hatte, jedoch Schmidts
<hi>Theologische Encyclopädie. Für seine Vorlesungen</hi> (1811)
herausgekommen.</p></note>
</div>
<div n="52" type="section" id="section_1_52">
<head><pb edRef="#c" n="48"/> 52.</head>
<p>Alles, was man in einer solchen Anleitung mit Recht erwarten <app>
<lem>kan, betrift</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann, betrifft, wie schon bemerkt (<ref target="#section_1_42">42.</ref>)</rdg>
</app>
<hi>entweder</hi> die <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntnisse</term>
</index>Kenntnisse, die ein angehender Lehrer der Religion zu erlangen
suchen, <hi>oder</hi> die <index indexName="subjects-index">
<term>Fähigkeiten</term>
</index>Fähigkeiten, die er <pb edRef="#a" n="45"/> besitzen, <hi>oder</hi>
die Uebungen, die er anstellen muß <app>
<lem>(§. <ref target="#section_1_42">42</ref>)</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>. Und weil alle zu seiner Bildung, als eines <app>
<lem>Religionslehrers</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Religions-Lehrers</rdg>
</app>, nöthige Kenntnisse oder Wissenschaften <hi>entweder</hi>
Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften sind, <hi>oder</hi> die eigentliche <app>
<lem>Theologie,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Theologie</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> die Lehren der Religion und die richtigen Vorstellungen davon
selbst, nebst den dazu nöthigen <app>
<lem>Beylagen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Quellen</rdg>
</app>, enthalten, <hi>oder</hi> die Mittheilung derselben an <app>
<lem>Andre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Andre</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Andere,</rdg>
</app> und die ganze weise und nutzbare Führung des Lehramts betreffen: so
wird die folgende Anleitung vier Theile begreifen: <list>
<item><pb edRef="#b" n="52"/>
<app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1)</rdg>
</app> Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften.</item>
<item><app>
<lem>2.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Von den Theilen der sogenannten <app>
<lem>systematischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Systematischen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Theologie,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Theologie</rdg>
</app> und ihren <app>
<lem>Beylagen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Quellen</rdg>
</app>, der <app>
<lem>exegetischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Exegetischen</rdg>
</app> und <app>
<lem>historischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Historischen</rdg>
</app> Theologie.</item>
<item><app>
<lem>3.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Von der Anweisung zur würdigen und zwecksmäßigen Führung des
Lehramts, und</item>
<item><app>
<lem>4. von</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">4) Von</rdg>
</app> den Fähigkeiten und <app>
<lem>allgemeinern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allgemeineren</rdg>
</app>
<app>
<lem>Anstalten und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Uebungen, wodurch ein angehender Lehrer gebildet werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</item>
</list></p>
<note place="end"><app>
<lem><hi>Besondre</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Von den besondern</rdg>
</app> Uebungen, die zu <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Theilen der Theologie gehören, <app>
<lem>werden bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wird bei</rdg>
</app> der Abhandlung dieser <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Wissenschaften gleich <app>
<lem>mitgenommen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mit gehandelt werden</rdg>
</app>.</note>
</div>
</div>
</div></div>