<div type="chapter" id="chapter_1_4">
<app>
<lem><head><pb edRef="#b" n="310"/>
<choice>
<orig>Vierter Abschnitt. <lb/>Schöne
Wissenschaften.</orig>
<supplied reason="toc-title">Vierter Abschnitt.
<hi>Schöne Wissenschaften</hi></supplied>
<supplied reason="column-title">I.4. Schöne
Wissenschaften</supplied>
</choice></head></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<div type="pseudo-container" id="var_3_4_abschnitt">
<div type="section-group" id="section_1_262-266">
<div n="262" type="section" id="section_1_262">
<head><app>
<lem>262</lem>
<rdg wit="#a" type="v">264</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">261</rdg>
</app>.</head>
<p>Wir kommen zu den sogenannten <hi>schönen Wissenschaften</hi>, wohin man <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">in der gewöhnlichen Bedeutung</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Redekunst</term>
</index><hi>Redekunst</hi> und <index indexName="subjects-index">
<term>Dichtkunst</term>
</index><hi>Dichtkunst</hi> zu rechnen pflegt. – <app>
<lem>Was haben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Frägt man zuerst, was</rdg>
</app> diese <app>
<lem>vor</lem>
<rdg type="v" wit="#c">von</rdg>
</app> andern Wissenschaften und Künsten <pb edRef="#c" n="278"/>
<app>
<lem>eignes? – Darin</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">als eigenthümlich unterscheidet, so</rdg>
</app> ist man wohl <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">darin</rdg>
</app> eins, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Redner</term>
</index>Redner und <index indexName="subjects-index">
<term>Dichter</term>
</index>Dichter nicht bloß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">etwas</rdg>
</app> vorstellen, <app>
<lem>bloß</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> lehren oder erzählen, sondern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">es</rdg>
</app> dergestalt vorstellen wolle, daß er für oder wider die Sache
einnehme, Gefallen an der dargestellten <app>
<lem>Sache,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sache</rdg>
</app> oder <app>
<lem>Mißfallen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Mißfallen, oder <hi>Interesse</hi></rdg>
</app> errege. Dieses läßt sich <hi>entweder</hi> durch die Sachen selbst
bewirken, (die schon in so fern gefallen, als sie <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Thätigkeit <app>
<lem>beschäftigen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beschäftigen</rdg>
</app> und <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wißbegierde</term>
</index>Wißbegierde <app>
<lem>befriedigen,)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befriedigen),</rdg>
</app>
<hi>oder</hi> durch die <app>
<lem>Art,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Art</rdg>
</app> wie man sie vorstellt. Dieses <app>
<lem>letztre kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Letztere kann</rdg>
</app> wieder <hi>entweder</hi> durch Verdeutlichung <hi>oder</hi> durch
Versinnlichung geschehen. Jenes ist der Zweck der <hi>strengern</hi>, <ref type="note" target="#noe_2_1_262_note2">*)</ref> dieses der <hi>schönen
Wissenschaften und Künste</hi>. Die <hi>schönen Wissenschaften</hi>
gehen darauf hinaus, vermittelst der <index indexName="subjects-index">
<term>Rede</term>
</index>Rede, also vermittelst willkührlicher, und nur durch den Gebrauch
gebilligter <pb edRef="#a" n="261"/> Zeichen, die gedachte Absicht
auszuführen; die <hi>schönen Künste</hi> aber, durch natürliche Zeichen, <pb edRef="#b" n="311"/> wodurch eine Vorstellung der <app>
<lem>Sachen bewirket</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gegenstände bewirkt</rdg>
</app> werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. Jene werden daher auch die <hi>redenden</hi>, wie diese die
<hi>bildenden</hi> Künste <app>
<lem>genannt. Aber</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">genannt, und</rdg>
</app> diese Benennung scheint <hi>Künste</hi> und <hi>Wissenschaften</hi>
zu vermengen. <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Dieß</rdg>
</app> kommt daher, weil Griechen und Römer die Wörter <foreign lang="grc">τέχνη</foreign> und ars von jeder regelmäßigen Fertigkeit
und von jedem <app>
<lem>Ingebriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Inbegrif</rdg>
</app> der Regeln zu gewissen Verrichtungen brauchten, dergleichen Regeln <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Wissenschaften sowohl als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Künsten statt finden; wiewohl <app>
<lem>sie noch <app>
<lem><hi>freye</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>freie</hi></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">man hernach die <hi>freyen</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Künste</term>
</index><hi>Künste</hi> (artes liberales, <foreign lang="grc">ἀβάναυσοι
τέχναι</foreign>) von <app>
<lem>solchen unterschieden, die mehr Hand- als Geistes-Uebungen
erforderten, und daher unter jenem Namen meistens eigentliche
Wissenschaften begriffen. In neuern Zeiten hat man
<hi>Wissenschaften</hi> und <hi>Künste</hi>, und unter den
letztern <hi>schöne</hi> und <hi>mechanische</hi>
<app>
<lem>Künste</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Künste</hi></rdg>
</app> mehr unterschieden. <pb edRef="#c" n="279"/> Der Unterschied
der <hi>Wissenschaften</hi> und <hi>Künste</hi> scheint darauf zu
beruhen, daß jene <hi>zunächst</hi> zur Befriedigung
<hi>geistiger</hi>, diese zunächst zu Befriedigung
<hi>sinnlicher</hi> Bedürfnisse dienen (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_3">3</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_3">3.</ref></rdg>
</app>). Diese <hi>sinnlichen</hi> Bedürfnisse sind
<hi>entweder</hi> nur <hi>körperliche</hi>, und die zu ihrer
Befriedigung abzielenden Künste sind bloß zur Befriedigung der <app>
<lem><hi>äusserlichen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>äußerlichen</hi></rdg>
</app> Sinne bestimmt, <hi>oder</hi> die Bedürfnisse nähern sich
mehr den geistigen, und durch gewisse Künste soll mehr der <app>
<lem><hi>innre</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>innere</hi></rdg>
</app> Sinn und die <index indexName="subjects-index">
<term>Einbildungskraft</term>
</index><hi>Einbildungskraft</hi> befriedigt werden. Die von der
<hi>erstern</hi> Art scheint man durch den Namen der
<hi>mechanischen</hi>, die von der <hi>letztern</hi> aber durch
den <pb edRef="#b" n="312"/> Namen der <hi>schönen</hi> Künste zu
bezeichnen. Man vergleiche nur Philosophie, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_262_1"/><index indexName="subjects-index">
<term>Tonkunst</term>
</index>Tonkunst oder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Malerey</term>
</index>Malerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Malerei</rdg>
</app>, und eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Handwerker</term>
</index>Handwerker mit einander, um sich von der Richtigkeit dieses
Unterschiedes der Wissenschaften, der schönen und der mechanischen <app>
<lem>Künste</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Künste,</rdg>
</app> zu überzeugen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den <hi>mechanischen</hi> unterschieden hat,
deren Zweck Befriedigung bloß körperlicher, wie jener, zugleich oder
allein Befriedigung geistiger Bedürfnisse ist</rdg>
</app>.</note>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 2. Hienach läßt sich vielleicht der Unterschied zwischen
<hi>Wissenschaften</hi> und <hi>Künsten</hi> etwas bestimmter
angeben, und erklären, woher die so schwankenden Begriffe von dem
Unterschied derselben kommen. Alle Kenntnisse dienen zur
Befriedigung der <index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfnisse</term>
</index>Bedürfnisse, <hi>entweder</hi> der Seele, die sie belehren,
überzeugen oder bewegen sollen, <hi>oder</hi> des Körpers,
<hi>oder</hi> beyder zugleich. Nimmt man nun Wissenschaften und
Künste (objectiue) für den zusammenhängenden Inbegrif gewisser einen
gemeinsamen Gegenstand betreffenden Kenntnisse: so entstehen im
angegebnen ersten Fall <hi>Wissenschaften</hi>, im zweyten
<hi>mechanische</hi>, im dritten <hi>schöne Künste</hi>. Diese
letzten sind mit den <hi>freyen</hi> Künsten der Alten einerley,
sofern man bey diesen, welches die Alten nicht thaten, Künste noch
von eigentlichen Wissenschaften unterscheidet; sie bringen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<pb edRef="#a" n="262"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Mahlerey</term>
</index>Mahlerey und <index indexName="subjects-index">
<term>Tonkunst</term>
</index>Tonkunst, zunächst angenehme Bewegungen im Körper oder den
äusserlichen Sinnen, zugleich aber auch angenehme Empfindungen des
innern Sinnes hervor. Weil nun die <hi>schönen</hi> Wissenschaften
und Künste die Hervorbringung dieser letztern angenehmen
Empfindungen mit einander gemein haben; so läßt sich leicht
einsehen, wie man habe in Versuchung gerathen können, sie
beyderseits unter die <hi>freyen Künste</hi> zu
rechnen.</note></rdg>
</app>
<note n="2" id="noe_2_1_262_note2" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>Anm.</hi> 3.</rdg>
</app> *) <hi>Strengere</hi> Wissenschaften sind <app>
<lem>hier</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> in diesem §. nicht mit den Wissenschaften im <hi>strengsten</hi>
Verstande zu verwechseln, als welche letztere nur solche Wissenschaften
sind, deren <app>
<lem>Inhalt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Innhalt</rdg>
</app> aus der Natur der <app>
<lem>Sachen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Sache</rdg>
</app> selbst bewiesen werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und die <app>
<lem>hier</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hier,</rdg>
</app> als eine Art (species) mit unter den <hi>strengern</hi>
<app>
<lem>Wissenschaften,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wissenschaften</rdg>
</app> im Gegensatz gegen <hi>schöne</hi> Wissenschaften, begriffen sind.
Auch ist <index indexName="subjects-index">
<term>Verdeutlichung</term>
</index><hi>Verdeutlichung</hi> hier, im Gegensatz gegen <index indexName="subjects-index">
<term>Versinnlichung</term>
</index><hi>Versinnlichung</hi>, im weitern Verstande genommen, so daß sie
nicht nur die Entwickelung desjenigen, was in einem <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app>
<app>
<lem>liegt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">liegt</rdg>
</app> (intensive <app>
<lem>Verdeutlichung)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verdeutlichung),</rdg>
</app> sondern auch die ausführlichere Vorstellung der Sachen (extensive
Verdeutlichung) in sich faßt. <choice>
<abbr>Vergl.</abbr>
<expan>Vergleiche</expan>
<expan>Verglichen</expan>
</choice> §. <app>
<lem><ref target="#section_1_223">223</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_223">226</ref></rdg>
</app>.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_262_1">
<label>Tonkunst</label>
<p>D.i. die Kunst des Komponisten, nicht die des Töpfers.</p></note>
</div>
<div n="263" type="section" id="section_1_263">
<head><app>
<lem>263</lem>
<rdg wit="#a" type="v">265</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">262</rdg>
</app>.</head>
<p>Sonach sind die <hi>schönen Wissenschaften</hi> solche, welche lehren, wie
man den <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag versinnlichen, und dadurch an <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> Sachen selbst Gefallen oder Mißfallen erregen soll. Sie beschäftigen
sich also 1) nur mit Bildung des <hi>Vortrags</hi> oder des Ausdrucks der
Sachen durch Worte. <pb edRef="#c" n="280"/> 2) Ihr Zweck ist, <index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index><hi>Vergnügen</hi>, oder das Gegentheil, an den vorgetragenen
<hi>Sachen</hi> zu <pb edRef="#a" n="263"/>
<pb edRef="#b" n="313"/> erwecken, welches übrigens die Belehrung nicht
ausschließt, nur daß diese nicht der nächste Zweck ist. Diesen Zweck suchen
sie 3) durch die <hi>Form</hi> der Vorstellung oder die Art des
<hi>Vortrags</hi> und die <hi>Einkleidung</hi> der Sachen zu befördern,
indem sie dadurch 4) die Sachen <index indexName="subjects-index">
<term>sinnlich</term>
</index><hi>sinnlich</hi> darstellen, welcher Vortrag eben durch dieses
Sinnliche gefallen, und daher auch Gefallen an den Sachen erwecken soll.
Durch das erste Stück unterscheiden sie sich von den schönen Künsten; durch
die <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> letztern von den <app>
<lem>strengern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">strengen</rdg>
</app> Wissenschaften. – Da sie aber, abgesehen von der Rede, die sie als
Mittel zu jener Absicht bilden sollen, <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> allgemeine Regeln mit den schönen Künsten enthalten: so läßt sich
eine allgemeinere Wissenschaft entwerfen, welche die Regeln für schöne
Wissenschaften und Künste zugleich, oder die <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln der Vollkommenheit sinnlicher Erkenntniß und ihres Ausdrucks
in sich faßt. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_263_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Alexander Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253rx">A. G. Baumgarten</persName></hi>
hat ihr den Namen der <index indexName="subjects-index">
<term>Aesthetik</term>
</index><hi>Aesthetik</hi> gegeben.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. Man nennt <hi>schön</hi> im <hi>weitern</hi> Verstande <app>
<lem>alles</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Alles</rdg>
</app>, was vollkommen ist, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">sofern</rdg>
</app> diese <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit sinnlich erkannt <app>
<lem>wird, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wird;</rdg>
</app> in einem <hi>engern</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Verstande</rdg>
</app>, was, seiner sinnlich erkannten <index indexName="subjects-index">
<term>Form</term>
</index><hi>Form</hi> nach, vollkommen ist. <hi>Schöne Wissenschaften</hi>
<app>
<lem><hi>und</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c">und</rdg>
</app>
<hi>Künste</hi> lehren nicht nur, Sachen, als vollkommen, sinnlich
darstellen, sondern auch dieses durch die Art des Ausdrucks, also durch die
Form, <app>
<lem>bewirken; daher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bewirken. Daher</rdg>
</app> haben sie ihren Namen bekommen.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2. Da schöne Wissenschaften und Künste zeigen sollen, wie Sachen, die
nicht selbst dargestellt <pb edRef="#b" n="314"/> werden können, <app>
<lem>vermittelst</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>vermittest</sic>
<corr type="editorial">vermittelst</corr>
</choice></rdg>
</app> des Ausdrucks, <pb edRef="#a" n="264"/> es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> durch Wörter oder natürliche Zeichen, <app>
<lem>vergegenwärtiget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vergegenwärtigt</rdg>
</app> werden müssen: so lehren <app>
<lem>sie,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sie</rdg>
</app> für die <index indexName="subjects-index">
<term>Einbildungskraft</term>
</index><hi>Einbildungskraft</hi> arbeiten, die nichts anders ist, <pb edRef="#c" n="281"/> als das Vermögen der Seele, sich Dinge, die nicht
selbst da sind, durch Vorstellungen zu vergegenwärtigen.</note>
<note n="3" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 3. Wenn <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> uns durch Darstellung gewisser <app>
<lem>Sachen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sachen,</rdg>
</app> vermittelst gewisser <index indexName="subjects-index">
<term>Zeichen</term>
</index>Zeichen Wohlgefallen erweckt <app>
<lem>wird:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird,</rdg>
</app> so empfinden wir dieses <hi>entweder</hi> über die Art der
Darstellung, <hi>oder</hi> über die so dargestellten Sachen selbst. Jenes <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> zwar wieder ein Mittel <app>
<lem>werden</lem>
<rdg type="v" wit="#c">werden,</rdg>
</app> dieses zu befördern, es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> aber auch allein da seyn ohne dieses. Nur gar zu oft schränkt man den
Zweck der schönen Wissenschaften und Künste bloß auf die Hervorbringung
jenes Wohlgefallens ein, und erniedrigt dadurch, daß man sie zum <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Werkzeug der Belustigung macht, ihren Werth und <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzbarkeit</term>
</index>Nutzbarkeit unglaublich. <app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app> ist ihre Absicht, durch die Art der Darstellung geradezu Vergnügen zu <app>
<lem>erwecken,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwecken;</rdg>
</app> aber was ist dieser Kitzel der Einbildungskraft werth, wenn das
Vergnügen darüber nicht wieder eine Quelle <app>
<lem>des</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eines höhern</rdg>
</app> Wohlgefallens an den Sachen selbst wird?</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_263_1">
<label>A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik gegeben</label>
<p>Vgl. I § 177.</p></note>
</div>
<div n="264" type="section" id="section_1_264">
<head><app>
<lem>264</lem>
<rdg type="v" wit="#a">266</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">263</rdg>
</app>.</head>
<p>So schwer es ist, die Gränzen bestimmt anzugeben, wo sich Werke der <index indexName="subjects-index">
<term>Redekunst</term>
</index>Rede- oder <index indexName="subjects-index">
<term>Dichtkunst</term>
</index>Dichtkunst <app>
<lem>scheiden:</lem>
<rdg type="v" wit="#c">scheiden,</rdg>
</app> so läßt sich doch der Hauptcharakter von <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg type="v" wit="#c">beiderlei</rdg>
</app> Werken <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> einiger Aufmerksamkeit nicht verkennen. Offenbar nähern sich jene
mehr <pb edRef="#b" n="315"/> den Werken der strengern <app>
<lem>Wissenschaften,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Wissenschaften</rdg>
</app> (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_264_1"/>§. <app>
<lem><ref target="#section_1_262">262</ref>)</lem>
<rdg type="v" wit="#a"><ref target="#section_1_262">264</ref>)</rdg>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_1_263">262.</ref>),</rdg>
</app> diese, den Werken der schönen Künste. Der Charakter <index indexName="subjects-index">
<term>dichterisch</term>
</index>dichterischer Werke <app>
<lem>ist:</lem>
<rdg type="v" wit="#a">ist,</rdg>
</app>
<app>
<lem>alles</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Alles</rdg>
</app> so gegenwärtig als möglich darzustellen, die Vorstellungen davon <pb edRef="#a" n="265"/> so lebhaft zu machen, als es immer die Natur der
Sache und der Rede erlaubt, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> viele klare oder solche Merkmale der Sachen, die eine Menge von
<index indexName="subjects-index">
<term>Nebenvorstellungen</term>
</index>Nebenvorstellungen erwecken, wodurch die Sachen selbst <app>
<lem>klärer</lem>
<rdg type="v" wit="#c">klarer</rdg>
</app> oder <app>
<lem>anzüglicher</lem>
<rdg type="v" wit="#c">anziehender</rdg>
</app> werden, <hi>auf einmal</hi> zum Uebersehen darzustellen. Sie ziehen
also oft selbst dunkle Vorstellungen mit ins Spiel; Werke der <index indexName="subjects-index">
<term>Redekunst</term>
</index>Redekunst hingegen suchen die <app>
<lem>nemliche</lem>
<rdg type="v" wit="#a">nehmliche</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">nämliche</rdg>
</app> Wirkung mehr <hi>nach</hi>
<app>
<lem><hi>und</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c">und</rdg>
</app>
<hi>nach</hi> hervor<pb edRef="#c" n="282"/>zubringen, legen das, was zur
klaren Vorstellung der Sachen gehört, mehr aus einander, nehmen deutliche
Vorstellungen so weit zu Hülfe, als es ohne Schwächung der sinnlichen
Darstellung geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>. Gleichwohl haben <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg type="v" wit="#c">beiderlei</rdg>
</app> Werke den Zweck, durch <app>
<lem>sinnliche Darstellung</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>sinnliche Darstellung</hi></rdg>
</app> der <app>
<lem>Sachen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Gegenstände</rdg>
</app> Gefallen an <app>
<lem>den Sachen</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">ihnen</rdg>
</app> selbst zu erregen, und, da dieses anders nicht als durch <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, auch zu belehren. Demnach <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app> wohl der wesentliche Unterschied zwischen den Werken der Rede- und
der <index indexName="subjects-index">
<term>Dichtkunst</term>
</index>Dichtkunst am sichersten nach dem Zweck bestimmt werden, der in <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg type="v" wit="#c">beiderlei</rdg>
</app> Werken am meisten <app>
<lem>hervorsticht;</lem>
<rdg type="v" wit="#c">hervorsticht:</rdg>
</app> und dieser ist, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> Werken der Redekunst, <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Belehrung</term>
</index>Belehrung,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Belehrung</rdg>
</app> oder extensive <index indexName="subjects-index">
<term>Deutlichkeit</term>
</index>Deutlichkeit (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_264_2"/>§. <app>
<lem><ref target="#section_1_262">262.</ref></lem>
<rdg type="v" wit="#a"><ref target="#section_1_262">264.</ref></rdg>
<rdg type="varying-target" wit="#c"><ref target="#section_1_263">262.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>2.),</lem>
<rdg type="v" wit="#a">3.)</rdg>
</app> wozu Lebhaftigkeit der Darstellung nur als Mittel gebraucht <app>
<lem>wird, bey</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">wird; bei</rdg>
</app> dichterischen Werken aber, Lebhaftigkeit, und Belehrung nur so weit,
als sie Lebhaftigkeit befördern <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>. <app>
<lem><list>
<item><pb edRef="#b" n="316"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_264_3"/>Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von <index indexName="persons-index">
<term>Engel, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dcp">J. J.
Engel</persName></hi>), <hi>Erster</hi> Theil,
Berlin 1783.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dcr"/> 8. im ersten
Hauptstück.</item>
</list></lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app></p>
<note n="1" place="end"><pb edRef="#a" n="266"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. Die Schwierigkeiten in genauer Absonderung <app>
<lem>beyder</lem>
<rdg type="v" wit="#c">beider</rdg>
</app> schönen Wissenschaften, und die Gewohnheit, bald Sylbenmaaß, bald
Erdichtung, bald das Ungewöhnlichere des Ausdrucks, als den unterscheidenden
Charakter der <index indexName="subjects-index">
<term>Poesie</term>
</index>Poesie anzunehmen, rühren wohl <app>
<lem>daher:</lem>
<rdg type="v" wit="#c">daher,</rdg>
</app> daß, weil dichterische Werke meistens metrisch sind, man Verse und
Poesie, <app>
<lem>ungebundne</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ungebundene</rdg>
</app> Rede und Prose, als ganz <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg type="v" wit="#c">einerlei</rdg>
</app> angenommen hat; daß Poesie nicht zu allen Zeiten und überall gleich
vollkommen war, oft Nebenzwecke, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Verse zum Gesang, manchmal nur zum bessern Behalten der Gedanken
zu brauchen, den Hauptzweck verdrängt haben; hauptsächlich aber, daß, nach
gewissen besondern Arten rednerischer und dichterischer Werke, Redekunst an <app>
<lem>Poesie</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Poesie,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> in rührenden Reden, und, wie im Lehrgedichte oder poetischen
Erzählungen, Poesie an Redekunst streift. <app>
<lem/>
<rdg type="ptl" wit="#c"><list>
<item><pb edRef="#c" n="283"/>
<milestone edRef="#c" type="structure" unit="line"/>Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von <index indexName="persons-index">
<term>Engel, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dcp">J. J.
Engel</persName></hi>), <hi>Erster</hi> Theil,
Berlin 1783.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dcr"/> 8. im ersten
Hauptstück.</item>
</list></rdg>
</app></note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2. Aus dem hervorstechenden Zweck <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> poetischen Werken läßt sich erklären, warum einförmiges <app>
<lem>Sylben-</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Sylben-,</rdg>
</app> Zeilen- und Strophenmaaß, Erdichtung, und <app>
<lem>bilderreicher,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">bilderreicher</rdg>
</app> oder überhaupt von dem gewöhnlichen sich entfernender Ausdruck, in
dergleichen Werken gebraucht wird; weil <app>
<lem>nemlich</lem>
<rdg type="v" wit="#c">nämlich</rdg>
</app> alles dieses die Lebhaftigkeit <app>
<lem>befördert;</lem>
<rdg type="v" wit="#c">befördert:</rdg>
</app> daher es auch wegfallen muß, wenn die zweckmäßige Lebhaftigkeit schon
ohne dieses erhalten werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, oder gar durch diese Dinge gestört werden würde. Es ist <pb edRef="#b" n="317"/> hieraus zugleich begreiflich, warum Gedichte mehr
Reitz haben als Werke der Prose.</note>
<note n="3" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 3. Man könnte die beschriebene Art der sinnlichen Darstellung, die in
dichterischen Werken hervorsticht, <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">die</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>sinnlich</term>
</index><hi>sinnlich lebhafte</hi>, und die, welche in rednerischen Werken
herrscht, die <hi>sinnlich deutliche</hi> nennen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_264_1">
<label>§. 262</label>
<p>Gemeint ist I § 261 c.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_264_2">
<label>§. 262. Anm. 2</label>
<p>Gemeint ist I § 261 c Anm. 2.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_264_3">
<label>Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von J. J. Engel),
Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück</label>
<p>Das erste Hauptstück trägt den Titel <hi>Von dem Gedicht überhaupt</hi>.
Der Autor Johann Jakob Engel wird auf dem Titelblatt nicht
genannt (vgl. I § 256). In der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi>
werden die <hi>Anfangsgründe</hi> unter dem Titel <hi>Poetik</hi> erneut
angeführt (vgl. I § 279 c).</p></note>
</div>
<div n="265" type="section" id="section_1_265">
<head><pb edRef="#a" n="267"/>
<app>
<lem>265</lem>
<rdg type="v" wit="#a">267</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">264</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Hienach würde</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Hiernach wird</rdg>
</app> der den Namen eines <index indexName="subjects-index">
<term>Redner</term>
</index><hi>Redners</hi> (Orator) verdienen, der die Geschicklichkeit <app>
<lem>besäße</lem>
<rdg type="v" wit="#a">besässe</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">besitzt</rdg>
</app>, durch einen sinnlich deutlichen, <app>
<lem>und</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> der <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">aber</rdg>
</app> den <app>
<lem>Namen</lem>
<rdg type="v" wit="#a">eines</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">eines</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Dichter</term>
</index><hi>Dichters</hi>, welcher die Geschicklichkeit <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">hat</rdg>
</app>, durch einen sinnlich lebhaften Vortrag <app>
<lem>Sachen annehmlich</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Gegenstände anziehend</rdg>
</app> darzustellen. Die Anweisung zu <hi>diesem</hi> Vortrag <app>
<lem>würde</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ist</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Poetik</term>
</index><hi>Poetik</hi> oder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Dichtkunst</term>
</index>Dichtkunst</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Dichtkunst</hi></rdg>
</app> (als Wissenschaft oder <app>
<lem>Innbegriff</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Innbegrif</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">Inbegriff</rdg>
</app> von Vorschriften genommen); die Anweisung aber zu <app>
<lem><hi>jenem</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#a"><hi>jenen</hi></rdg>
</app> Vortrag, die <index indexName="subjects-index">
<term>Redekunst</term>
</index><hi>Redekunst</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Rhetorik</term>
</index>(Rhetorik) <hi>im weitern</hi>
<app>
<lem><hi>Verstande</hi>,</lem>
<rdg type="v" wit="#a"><hi>Verstande</hi></rdg>
</app> oder <hi>Theorie der</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beredsamkeit</term>
</index><hi>Beredsamkeit</hi> seyn</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Beredtsamkeit</hi></rdg>
</app>.</p>
<note place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app>
<hi>Redekunst</hi> im weitern <app>
<lem>Verstande; welche</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Verstande, erstreckt</rdg>
</app> sich also über den ganzen prosaischen <app>
<lem>Vortrag und Schreibart erstreckte, so fern</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Vortrag, sofern</rdg>
</app> er mehr als deutlich seyn soll, er <app>
<lem>möchte</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">mag nun</rdg>
</app> in Lehr- oder Geschichtsbüchern, in Briefen oder <app>
<lem>Gesprächen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Gesprächen,</rdg>
</app> oder eigent<pb edRef="#c" id="noe_3_1_284_page" n="284"/>lichsten
Reden gebraucht werden. Gemeiniglich, und zumal <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> Griechen und Römern, wird <hi>Redekunst im engern Verstande</hi>
genommen für die <app>
<lem>Anweisung</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Anweisung,</rdg>
</app> eine eigentliche Rede, oder Ausführung eines Hauptsatzes auf die <app>
<lem>erwähnte</lem>
<rdg type="v" wit="#a">erwehnte</rdg>
</app> Art, <pb edRef="#b" n="318"/> abzufassen und zu halten, und darauf
die <app>
<lem>Beredsamkeit</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beredtsamkeit</rdg>
</app> eingeschränkt. (Die Anweisung zum Halten einer <app>
<lem>Rede,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Rede</rdg>
</app> oder zum mündlichen Vortrag (Declamatio), gehört doch mehr den
schönen Künsten als Wissenschaften zu.) Indessen, da der gute Prosaist sich
der Sprache <app>
<lem>bedienet</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bedient</rdg>
</app>, und dadurch Vorstellungen erwecken will, welche aufs wirksamste
belehren und bewegen sollen: so bedarf er eben sowohl der <index indexName="subjects-index">
<term>Grammatik</term>
</index>Grammatik und <index indexName="subjects-index">
<term>Logik</term>
</index>Logik als der <index indexName="subjects-index">
<term>Rhetorik</term>
</index>Rhetorik. Der Dichter braucht die Grammatik auch, bedarf aber mehr
<pb edRef="#a" n="268"/> des Unterrichts in schönen Künsten, als in den
strengen Regeln der Logik.</note>
</div>
<div n="266" type="section" id="section_1_266">
<head><app>
<lem>266</lem>
<rdg type="v" wit="#a">268</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">265</rdg>
</app>.</head>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Schönheit</term>
</index>Schönheit wirkt auf jeden Menschen mit unwiderstehlicher Gewalt, und
die schöne Gestalt, unter der eine Sache erscheint, nimmt uns für die Sache
selbst ein. Man verweilt gern mit seiner Betrachtung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> solchen Gegenständen, und man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app> sicher auf Eindruck <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> Andern rechnen, wenn man das, womit man Eindruck machen will,
bekleidet mit diesen Reitzen darzustellen weiß. Schon <app>
<lem>dies</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dieß</rdg>
</app>
<app>
<lem>könnte</lem>
<rdg type="v" wit="#a">könte</rdg>
</app> jeden überzeugen, wie nöthig es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">sei</rdg>
</app>, das zu studieren, was wirklich schön ist, und wie man einer Sache
diese Gestalt geben könne; wäre es auch nur 1) um <app>
<lem>unsre eigne</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">unsere eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufmerksamkeit</term>
</index>Aufmerksamkeit zu fesseln, <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unsere</rdg>
</app> Seele zu einer angenehmen Unterhaltung mit gewissen Sachen zu
stimmen, <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg type="v" wit="#a">unsren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß zu ihrer Untersuchung zu erregen und zu erhalten; noch <app>
<lem>mehr,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">mehr</rdg>
</app> um nur vorerst <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Andere</rdg>
</app> dahin zu bringen, daß sie uns hören, und, wenn <pb edRef="#b" n="319"/> sie dahin gebracht sind, eben den Antheil an der Sache nehmen, den wir
ihnen <app>
<lem>einflößen</lem>
<rdg type="v" wit="#a">einflössen</rdg>
</app> wollen.</p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_1_267-285">
<div n="267" type="section" id="section_1_267">
<head><pb edRef="#c" n="285"/>
<app>
<lem>267</lem>
<rdg type="v" wit="#a">269</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">266</rdg>
</app>.</head>
<p>Und ist denn 2) <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unsere</rdg>
</app> sinnliche <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß weniger wirksam als die deutliche? Bedarf sie der
Erweiterung, der Berichtigung, der Leitung, weniger als diese? Wir urtheilen
und handeln doch häufiger nach <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindung</term>
</index>Empfindung als nach <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Ueberlegung</term>
</index>Ueberlegung,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Ueberlegung;</rdg>
</app> müssen <pb edRef="#a" n="269"/> selbst oft, wenn es uns an Zeit oder
hinlänglichen Gründen der Entscheidung fehlt, <app>
<lem>den</lem>
<rdg type="v" wit="#a">dem</rdg>
</app> Ausspruch der Empfindung <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">überlassen</rdg>
</app>. Empfindung spricht gemeiniglich stärker als <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, letztre</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Vernunft; letztere</rdg>
</app> wenigstens weit stärker für oder wider eine Sache, wenn sie durch das
Urtheil der Empfindung unterstützt wird. Sinnliche Vorstellungen sind auch
die Grundlage der vernünftigen; wo jene ganz mangeln, fehlt es auch an
diesen; wo jene irren, theilt sich der Irrthum auch diesen mit. Jene können
oft mißleiten; nur die Vernunft sichert den Menschen dagegen, nur sie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app> die Gesetze entwerfen, wonach die <index indexName="subjects-index">
<term>Sinnlichkeit</term>
</index>Sinnlichkeit eingeschränkt und gelenkt werden muß; diese bedarf also
sowohl als der Verstand einer regelmäßigen Bearbeitung, Pflege und Richtung.
Und wenn der Mensch zwischen den Thieren und <app>
<lem>den Engeln</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">höheren Geistern</rdg>
</app> in der Mitte steht, nicht bloß gröbern Empfindungen, wie jene, folgen
darf, und nicht bloß vernünftigen Vorstellungen folgen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#a">kan,</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">kann,</rdg>
</app> wie diese: was ist zu seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung nöthiger, als die Bildung feinerer Empfindungen, in welchen
sinnliche und deutliche Vorstellungen gleichsam in einander schmelzen?</p>
</div>
<div n="268" type="section" id="section_1_268">
<head><pb edRef="#b" n="320"/>
<app>
<lem>268</lem>
<rdg type="v" wit="#a">270</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">267</rdg>
</app>.</head>
<p>Mag es 3) seyn, daß <index indexName="subjects-index">
<term>Genie</term>
</index><hi>Genie</hi> und <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index><hi>Geschmack</hi> mehr als alle Regeln der <index indexName="subjects-index">
<term>Kunst</term>
</index>Kunst vermag, daß ohne <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beides</rdg>
</app> weder ein schönes Werk hervorgebracht, noch auch einmal geschätzt
werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app> doch jenes ausschweifen, und dieser verdorben werden, oder schon
verdorben seyn. <app>
<lem>Beydes</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beides</rdg>
</app> be<pb edRef="#c" n="286"/>darf <pb edRef="#a" n="270"/> wenigstens
Uebung und Nahrung. Wenn nun <hi>Genie</hi> nichts anders ist als
vorzügliche Stärke der <index indexName="subjects-index">
<term>Seelenkräfte</term>
</index>Seelenkräfte, und wenn dazu eine vorzügliche Aufgelegtheit zu sehr
lebhaften oder sehr deutlichen Vorstellungen, sowohl als eine vorzügliche
Reitzbarkeit des Geistes zu dergleichen Vorstellungen gehört: so wird ein
Mann von Genie weit mehr Bedürfnisse fühlen als ein <app>
<lem>Andrer,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">andrer,</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">Anderer;</rdg>
</app> er wird nicht mit dem Gemeinen zufrieden seyn, sondern nach <app>
<lem>den</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommneres</term>
</index>Vollkommnern dürsten, und, ist er zu sehr lebhaften Vorstellungen
aufgelegt, so wird er gerade sinnlicher Vorstellungen der Vollkommenheit <app>
<lem>bedürfen; daher</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">bedürfen. Daher</rdg>
</app> werden eben Werke der schönen Künste das seyn, was dem Genie die
meiste Nahrung giebt, weil sie ganz eigentlich dergleichen Vorstellungen
gewähren. Weil aber ein lebhafter und reitzbarer Geist auch leichter
hingerissen <app>
<lem>wird:</lem>
<rdg type="v" wit="#c">wird,</rdg>
</app> so wird eben darum das fleißige Studium fester Regeln zur
Beurtheilung des Schönen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> der sinnlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit, ihn gegen Ausschweifungen verwahren, und seinen
<hi>Geschmack</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> seine sinnliche Beurtheilungskraft, bilden.</p>
<note place="end"><pb edRef="#b" n="321"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> Wenn man durch die Gründe, die <app>
<lem>hernach</lem>
<rdg type="v" wit="#a">unten</rdg>
</app> sollen angegeben <app>
<lem>werden (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_268_1"/>§. <app>
<lem><ref target="#section_1_270">270</ref>–<ref target="#section_1_274">74.</ref></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_1_271">270</ref>–<ref target="#section_1_274">274.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit Theil 3. §. <ref target="#section_3_105">105.</ref>
<app>
<lem><ref target="#section_3_96">96</ref></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_3_96">96.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>)</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">werden,</rdg>
</app> von dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg type="v" wit="#a">grossen</rdg>
</app> Einfluß des Geschmacks und der Bildung desselben, auf die
Denkungsart, den Charakter und die Handlungen der <app>
<lem>Menschen,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Menschen</rdg>
</app> überzeugt seyn wird: so wird sich auch ergeben, daß der Einfluß der
schönen Wissenschaften und Künste viel weiter reiche, und beträchtlicher <app>
<lem>sey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">sei</rdg>
</app>, als sich die <app>
<lem>meisten</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Meisten</rdg>
</app> vorstellen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_268_1">
<label>§. 270–274</label>
<p>Gemeint ist I § 269–274 c. I § 271 fehlt in der dritten Auflage der
<hi>Anweisung</hi> (s.u.).</p></note>
</div>
<div n="269" type="section" id="section_1_269">
<head><pb edRef="#a" n="271"/>
<app>
<lem>269</lem>
<rdg type="v" wit="#a">271</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">268</rdg>
</app>.</head>
<p>Von den schönen Wissenschaften und <index indexName="subjects-index">
<term>Künste</term>
</index>Künsten können auch 4) viele <app>
<lem>andre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">andere</rdg>
</app> Wissenschaften <app>
<lem>große</lem>
<rdg type="v" wit="#a">grosse</rdg>
</app> Vortheile ziehen. Sie führen uns, wenn man sie fleißig <app>
<lem>studieret</lem>
<rdg type="v" wit="#c">studiert</rdg>
</app>, auf viele feine Beobachtungen über die Kräfte, Triebfedern und
Ver<pb edRef="#c" n="287"/>änderungen der menschlichen Seele, und
erweitern dadurch nicht nur die Kenntniß der <index indexName="subjects-index">
<term>Psychologie</term>
</index>Psychologie, sondern leiten uns auch auf Grundsätze, viele, zum
Theil widersprechend scheinende, Erscheinungen zu erklären. <app>
<lem>Hiedurch</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Hierdurch</rdg>
</app> gewinnt die Aesthetik, die Logik, das feinere Sprachstudium, die
Geschichte, sofern sie pragmatisch behandelt wird, die Moral, in Absicht auf
neue oder neubestimmte Pflichten, auf neue Bewegungsgründe, auf <app>
<lem>bessre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bessere</rdg>
</app> Art die Ausübung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unserer</rdg>
</app> Pflichten zu befördern, und eben dadurch selbst die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion. Wie weit anziehender sind selbst alle diese Wissenschaften <app>
<lem>worden</lem>
<rdg type="v" wit="#c">geworden</rdg>
</app>, und haben die <index indexName="subjects-index">
<term>Lernbegierde</term>
</index>Lernbegierde selbst der Ungelehrten erregt, seitdem man ihnen durch
<pb edRef="#b" n="322"/>
<app>
<lem>Hülfe der schönen Wissenschaften</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">den Einfluß des veredelten Geschmacks</rdg>
</app> ein gefälligeres Gewand gegeben hat?</p>
</div>
<div n="270" type="section" id="section_1_270">
<head><app>
<lem>270.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">272.</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">269<supplied>.</supplied></rdg>
</app></head>
<p>Was hilft auch 5) alle Erkenntniß, wenn sie nicht <index indexName="subjects-index">
<term>wirksam</term>
</index>wirksam ist? <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Dieß</rdg>
</app> wird sie aber, je lebhafter, und überhaupt je sinnlicher sie uns die <app>
<lem>Sachen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Gegenstände</rdg>
</app>, die wir begehren oder verabscheuen sollen, <app>
<lem>darstellt;</lem>
<rdg type="v" wit="#c">darstellt:</rdg>
</app> und diese Klarheit und Lebhaftigkeit den Vorstellungen zu geben, ist
ganz eigent<pb edRef="#a" n="272"/>lich der Zweck, worauf die schönen
Wissenschaften arbeiten. Ihr Studium benimmt der <index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart das Trockne und Einförmige, das so wenig reitzt und <app>
<lem>unterhält,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unterhält;</rdg>
</app> benimmt dem Charakter das <app>
<lem>Rauhe,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Rauhe</rdg>
</app> und macht ihn geschmeidiger, stimmt die Seele zu sanftern
Empfindungen, macht sie theilnehmender an <app>
<lem>allem</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Allem</rdg>
</app>, was den Menschen <app>
<lem>interessiren</lem>
<rdg type="v" wit="#a">intereßiren</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, veredelt unsre ganze Natur. Wie sehr es daher <app>
<lem>–</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> 6) auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Leidenschaften</term>
</index>Leidenschaften wirke, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">sei</rdg>
</app>, sie zu mildern und einzuschränken, oder sie in Bewegung zu setzen,
wie sehr <app>
<lem>–</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> 7) auf die Beförderung aller <index indexName="subjects-index">
<term>Tugenden</term>
</index>Tugenden, bedarf keiner Ausführung. Wer fühlt die Macht der wahren <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beredsamkeit</term>
</index>Beredsamkeit</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beredtsamkeit</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Dichtkunst</term>
</index>Dicht<pb edRef="#c" n="288"/>kunst nicht? <app>
<lem>und was</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Was</rdg>
</app> hat von jeher jeden noch so rohen Menschen oder <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">jede</rdg>
</app> Nation biegsamer und menschlicher gemacht, als Werke der <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">Kunst und des Geschmacks, in welchen die</rdg>
</app> Schönheit <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">idealisirt ist</rdg>
</app>? – Selbst von den höhern Wirkungen abgesehen, die alle dergleichen
Werke hervorbringen können, abgesehen also davon, daß sie die Fähigkeiten
des Menschen veredeln, sei<pb edRef="#b" n="323"/>nen thätigen Fleiß in
Bewegung setzen und unterhalten, ihn lehren und antreiben, durch <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Thätigkeit</term>
</index><hi>Thätigkeit</hi></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic><hi>Thätigtigkeit</hi></sic>
<corr type="editorial"><hi>Thätigkeit</hi></corr>
</choice></rdg>
</app> nach der <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit zu ringen, – selbst die <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit <app>
<lem>der</lem>
<rdg type="v" wit="#a">des</rdg>
</app> Menschen auf <index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index><hi>Genuß</hi> und <app>
<lem>bloßes</lem>
<rdg type="v" wit="#a">blosses</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index><hi>Vergnügen</hi>
<app>
<lem>eingeschränkt: veredlen</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">eingeschränkt, veredeln</rdg>
</app> sie doch schon dieses <app>
<lem>Vergnügen,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Vergnügen;</rdg>
</app> sie machen es <app>
<lem>unschädlicher,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unschädlicher;</rdg>
</app> sie verhindern <app>
<lem>die</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> zu frühe Sättigung und <app>
<lem>Uebermaaß,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Uebermaaß;</rdg>
</app> sie befördern mehr den <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack an <hi>geistigen</hi> Vergnügungen, der nie den Menschen
so tief sinken <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg type="v" wit="#c">läßt,</rdg>
</app> als der Geschmack <app>
<lem>am gröbern Vergnügen</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">an den gröberen</rdg>
</app>, der doch <app>
<lem>auch</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> den Geist immer mit beschäftigt, der ihm eher die Rückkehr zum
Besin<pb edRef="#a" n="273"/>nen und den Verstand <app>
<lem>zu Gegenvorstellungen</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">für die Reflexion</rdg>
</app> offen erhält.</p>
</div>
<div n="271" type="section" id="section_1_271">
<head><app>
<lem>271</lem>
<rdg wit="#a" type="v">273</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">270</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn die Werke der schönen Wissenschaften und <index indexName="subjects-index">
<term>Künste</term>
</index>Künste, oder diese selbst, diese <app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app> Vortheile nicht wirklich gewähren, oder wenn sie gar den Geist, das
Herz und die Sitten verderben helfen: so liegt die Schuld nicht an ihnen,
sondern an dem Mißbrauch, den man mit ihnen treibt. Eigentlich sollte <index indexName="subjects-index">
<term>Schönheit</term>
</index>Schönheit der Kunst, wie Schönheit in der Natur, nur dazu dienen,
durch erregtes <index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen die Seele zu erheitern, zu stärken, und die Fähigkeiten
des Menschen zur Thätigkeit, zum Streben nach <app>
<lem>größrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größerer</rdg>
</app> Vollkommenheit, zu spannen; seine Aufmerksamkeit und seine Neigungen
auf das, was wahr, was nützlich, was sittlich <pb edRef="#c" n="289"/> gut
ist, zu lenken. Es sollte alle sinnliche Erkennt<pb edRef="#b" n="324"/>niß
und Neigung des mit höhern Fähigkeiten gezierten, zu höhern Absichten
bestimmten Menschen, unter der Regierung seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft stehen, diese, nicht nur die Wahl, das Maaß, das Ziel aller
sinnlichen Vergnügungen bestimmen, sondern <app>
<lem>auch,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auch</rdg>
</app> als Begleiterin der <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindung</term>
</index>Empfindung, allgemeinere Gesetze zur Beurtheilung des Schönen
entdecken und festsetzen, das <index indexName="subjects-index">
<term>Genie</term>
</index>Genie und den <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack regelmäßig machen, und den, der schöne Werke studierte,
wenn ihm dazu die Talente nicht versagt sind, zur Verfertigung ähnlicher
schönen Werke bilden. Fehlt es an diesen <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app> Stücken; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> begnügt man sich mit dem Vergnügen, das die Werke der schönen Kunst
erwecken; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> überläßt man sich bloß den <pb edRef="#a" n="274"/> sinnlichen <app>
<lem>Eindrücken,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Eindrücken;</rdg>
</app> studiert man diese Werke nicht nach Regeln, zieht daraus nie das
Allgemeinere, was uns in ähnlichen Fällen leiten könnte: so wundere man sich
nicht, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> steter Beschäftigung mit schönen Werken, doch nie durch diese an
Verstand, an Geschmack, an Herzen, an Sitten und <app>
<lem>im</lem>
<rdg wit="#a" type="v">in</rdg>
</app> guten Vortrag gebildet wird; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man, von dem Geist dieser Werke entwöhnt, bloß an <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">äußerlichen</rdg>
</app> Verzierungen hängen bleibt, in <app>
<lem>Tändeleyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Tändeleien</rdg>
</app> seine Nahrung sucht, wichtigere Pflichen darüber vergißt, nach und
nach den Geschmack an allem Ernsthaften, an aller deutlichen Kenntniß, an <app>
<lem>allem</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Allem</rdg>
</app>, was nicht geschmückt ist, oder keinen Schmuck verträgt, verliert;
und <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man, indem es uns an Genie oder Geschmack zu <app>
<lem>wahrhaftig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wahrhaft</rdg>
</app> schönen Werken fehlt, den Empfindler oder Gecken spielt, oder, hat
man jene Talente, <pb edRef="#b" n="325"/> selbst den Reitz der Schönheit zu
Verstellung der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit und Empfehlung der Laster, wenigstens feinerer
Ausschweifungen, mißbraucht.</p>
</div>
<div n="272" type="section" id="section_1_272">
<head><pb edRef="#c" n="290"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_272_1"/><app>
<lem>272</lem>
<rdg wit="#a" type="v">274</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">272[!]</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Schöne Wissenschaften</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Schöne Wissenschaften</hi></rdg>
</app> und das Bestreben, sich zum <app>
<lem>anzüglichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anziehenden</rdg>
</app> und gefälligen <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag zu bilden, sollten keinem Gelehrten, am wenigsten dem
gleichgültig seyn, der künftig ein <app>
<lem>Lehrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Lehrer</hi></rdg>
</app> der <app>
<lem>Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Religion</hi></rdg>
</app> werden will. – Mag es seyn, daß Wahrheit, daß deutliche Einsicht und
Ueberzeugung, der <app>
<lem>Haupt-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Haupt-,</rdg>
</app> oder vielmehr der nächste <index indexName="subjects-index">
<term>Zweck</term>
</index>Zweck der Wissenschaften <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, daß die überzeugende und eindringliche Kraft der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit selbst ihr <app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beifall</rdg>
</app> verschaffe, daß es oft genug <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, diesen durch deutliche Darlegung der <pb edRef="#a" n="275"/> Gründe
zu befördern: so liegen doch in denen, die man überzeugen will, Hindernisse
genug, welche dieser Ueberzeugung und dem <app>
<lem>Eindruck</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Eindrucke</rdg>
</app> den Zugang <app>
<lem><choice>
<sic>versperrren</sic>
<corr type="editorial">versperren</corr>
</choice>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">versperren</rdg>
<rdg wit="#c" type="typo-correction">versperren,</rdg>
</app> oder die Ueberzeugung nicht zur <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Entschließung</term>
</index>Entschließung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Entschliessung</rdg>
</app>, die <app>
<lem>Entschließung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Entschliessung</rdg>
</app> nicht zur That kommen <app>
<lem>laßen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">lassen;</rdg>
</app> und der Eindruck, den die Wahrheit macht, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> doch immer durch den Vortrag verstärkt werden. Wenn daher ein Lehrer
der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion alles <app>
<lem>Mögliche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mögliche</rdg>
</app> thun muß, um ihr und allem Guten Eingang zu <app>
<lem>verschaffen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschaffen,</rdg>
</app> so muß er nichts <app>
<lem>vernachläßigen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vernachläßigen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigen,</rdg>
</app> was seinen Vortrag eindringlich und annehmlich machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Ein trockner oder geschmackloser Vortrag erweckt Widrigkeit gegen
Sachen selbst, oder verhindert doch den Antheil, den man daran nehmen
sollte. Ein Vortrag, der <pb edRef="#b" n="326"/> sich durch seine
Annehmlichkeit empfiehlt, erregt die Aufmerksamkeit, und unterhält sie,
macht den Zuhörer <app>
<lem>geneigt</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">geneigt,</rdg>
</app> das <app>
<lem>Vorgetragne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vorgetragene</rdg>
</app> zu untersuchen, und das <app>
<lem>Empfohlne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Empfohlene</rdg>
</app> zu versuchen, bricht dadurch die Macht der Gleichgültigkeit, der
Vorurtheile und bösen Gewohnheiten, theilt den Antheil, den der Lehrer an
den Sachen verräth, auch dem Zuhörer mit, verstärkt wenigstens durch seine
Reitze den <index indexName="subjects-index">
<term>Eindruck</term>
</index>Eindruck noch mehr, den die Wahrheit und das Gute <pb edRef="#c" n="291"/> an sich, und die Gründe dafür in der Seele erregen können.
Wenn ein Lehrer keine Fähigkeit, Hülfsmittel oder <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app> hätte, sich ausgebreitete und ganz deutliche Erkenntniß zugleich mit
der Geschicklichkeit im Vortrag zu <app>
<lem>erwerben:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwerben;</rdg>
</app> so wäre es verzeihlicher, sich mit einer guten aber mäßigen
Erkenntniß zu begnügen, und desto mehr Fleiß auf den Vortrag zu wenden, <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#a" type="v">als,</rdg>
</app>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem eifrigen Bestre<pb edRef="#a" n="276"/>ben nach Weitläufigkeit
und Deutlichkeit der Erkenntniß, diesen zu <app>
<lem>vernachläßigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigen</rdg>
</app>.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Je <app>
<lem>ausgebreiteter</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>ausgebreiter</sic>
<corr type="editorial">ausgebreiteter</corr>
</choice></rdg>
</app> das Gefühl für das <index indexName="subjects-index">
<term>Schönes</term>
</index>Schöne und der gute <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack unter denenjenigen ist, auf die man wirken will, je mehr
Leichtsinn oder Gleichgültigkeit unter ihnen herrscht, und je mehr <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihnen das Ansehen der Vernunft und Religion gesunken, und das
Interesse dagegen gering ist: je nöthiger ist <app>
<lem>es,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">es</rdg>
</app> auf den guten und anziehenden Vortrag bedacht zu seyn.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_272_1">
<label>272</label>
<p>In der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> fehlt I § 271. Auf I § 270
folgt I § 272.</p></note>
</div>
<div n="273" type="section" id="section_1_273">
<head><pb edRef="#b" n="327"/>
<app>
<lem>273</lem>
<rdg wit="#a" type="v">275</rdg>
</app>.</head>
<p>Und gewiß hat doch auch der Lehrer, der selbst eines gewissen <app>
<lem>Ansehens</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehns</rdg>
</app> und guten Vorurtheils bedarf, um die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion wirksamer empfehlen zu können, Ursach genug, sich dieses
durch feinere Sitten zu erwerben und zu erhalten. Aber der <app>
<lem>vernünftigere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vernünftige</rdg>
</app> Theil der gesitteten Welt schätzt und erwartet diese nach derjenigen
Art von Ausbildung, die der Charakter und Beruf eines Gelehrten oder Lehrers
mit sich zu bringen scheint, das ist, nicht nur nach ausgebreitetern und
gründlichern Kenntnissen, die ihn über <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> erheben, sondern auch nach der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschicklichkeit</term>
</index>Geschicklichkeit, diese aufs wirksamste mitzutheilen. Bemerkt man
diese Geschicklichkeit an einem Lehrer, und sieht man, daß er sie
geflissentlich zu erwerben und zu benutzen suche: so giebt dieses den
Zuhörern die <pb edRef="#c" n="292"/> Ueberzeugung, daß es ihm nicht
gleichgültig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, ihnen zu gefallen, sich zu ihnen <app>
<lem>herabzulaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">herabzulassen</rdg>
</app>, ihnen auf dem Wege <app>
<lem>beyzukommen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beizukommen</rdg>
</app>, wo sie am liebsten mit ihm wandeln; welches nothwendig mehr Zutrauen
und Liebe erwecken muß, als wenn man wahrnimmt, daß ihm das Wohlgefallen der
<index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer an seinem <app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app> gleich<pb edRef="#a" n="277"/>gültig, und ihm <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> für diese Zuhörer gut genug scheine.</p>
</div>
<div n="274" type="section" id="section_1_274">
<head><app>
<lem>274</lem>
<rdg wit="#a" type="v">276</rdg>
</app>.</head>
<p>Sogar um sein selbst willen sollte ein Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in Bildung seines <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrags nicht <pb edRef="#b" n="328"/>
<app>
<lem>nachläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nachlässig</rdg>
</app> seyn. Denn wenn das wahr ist, was oben (§. <ref target="#section_1_59">59</ref>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>) über den Einfluß der Sprache auf die Bildung des Verstandes und
Herzens gesagt <app>
<lem>wurde:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wurde,</rdg>
</app> so wird seine Erkenntniß weit <app>
<lem>klärer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">klarer</rdg>
</app>, lebhafter und lebendiger werden, wenn er sie aufs <app>
<lem>möglichste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Möglichste</rdg>
</app> zu <index indexName="subjects-index">
<term>versinnlichen</term>
</index>versinnlichen sucht, so weit es immer ohne Nachtheil der <app>
<lem>deutlichen Erkenntniß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Deutlichkeit derselben</rdg>
</app> geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Dazu dient aber das Studium der schönen Wissenschaften (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_274_1"/>§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_1_262">262.</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="varying-target"><ref target="#section_1_263">262.</ref></rdg>
</app>
<app>
<lem><ref target="#section_1_263">263</ref></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_1_264">263.</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_1_262">264.</ref>
<ref target="#section_1_263">265.</ref></rdg>
</app>); und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> praktischen Wissenschaften, wie die Religion ist, die er eigentlich
<index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktisch vortragen muß, sind die <app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app> Eigenschaften der <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß, wo nicht noch wichtiger, doch wenigstens eben so
wichtig, als <app>
<lem>deutliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Deutlichkeit</rdg>
</app> und <app>
<lem>bestimmte Erkenntniß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">höchste Bestimmtheit</rdg>
</app>. – Und wenn die immer mehrere Ausbreitung des guten <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmacks, wie unten erhellen wird, sehr viel zur <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung in der Religion und zur Läuterung der <index indexName="subjects-index">
<term>Frömmigkeit</term>
</index>Frömmigkeit <app>
<lem>beytragen kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beitragen kann</rdg>
</app>: sollte nicht der Lehrer der Religion auch mit dahin arbeiten, daß
selbst durch sein <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app>, in dem Kreise wenigstens, wo Er wirken <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, auf einer Seite der gute Geschmack <app>
<lem>allgemeiner,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allgemeiner</rdg>
</app> und somit der Anhänglichkeit an <app>
<lem>unfruchtbaren</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unfruchtbare</rdg>
</app> Untersuchungen, der <app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwär<pb edRef="#c" n="293"/>merei</rdg>
</app> und dem Geiste der Kleinigkeit oder Sonderlichkeit, den verächtlichen
Begriffen von Religion und Frömmigkeit <app>
<lem>gesteuret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesteuert</rdg>
</app>, auf der andern aber der Geschmack mehr veredelt würde, mehr
Festigkeit und eine bessere Richtung <pb edRef="#a" n="278"/> auf dasjenige
bekäme, was wahrhaftig gut und des vernünftigen Menschen würdig ist, wenn er
angefangen <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat,</rdg>
</app> sich <app>
<lem>zu nichtswürdigen Dingen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">auf nichtswürdige Dinge</rdg>
</app> und <pb edRef="#b" n="329"/> zur Weichlichkeit oder gar zur
Empfehlung <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">von</rdg>
</app> Ausschweifungen zu neigen?</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_274_1">
<label>§. 262. 263</label>
<p>Gemeint ist I § 261.262 c.</p></note>
</div>
<div n="275" type="section" id="section_1_275">
<head><app>
<lem>275</lem>
<rdg wit="#a" type="v">277</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn aber die schönen Wissenschaften so leicht dem Mißbrauch unterworfen <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sind;</rdg>
</app> wenn die Beschäftigung mit ihnen so manchen guten Kopf, so manches
gute Herz verdorben, für die Welt unbrauchbar, wenigstens minder brauchbar
gemacht hat: <hi>wie weit</hi> wäre das Studium derselben, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">wenigstens dem künftigen Lehrer der
Religion,</rdg>
</app> wenigstens dem zu empfehlen, der nicht <app>
<lem>ausserordentliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außerordentliche</rdg>
</app> Anlagen zum <index indexName="subjects-index">
<term>Redner</term>
</index>Redner oder <index indexName="subjects-index">
<term>Dichter</term>
</index>Dichter hat, der nicht ganz eigentlich <hi>dazu</hi> geboren zu seyn
scheint? – Vorausgesetzt, daß es jemandem nicht ganz an <app>
<lem>Fähigkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fähigkeit</rdg>
</app> sich ordentlich <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszudrücken</rdg>
</app>, und von dem, was er vortragen will, mit Antheil zu sprechen, fehlte
– denn ohne dieses hat er zu einem künftigen Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion gar keinen <app>
<lem>Beruf:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beruf</rdg>
</app> – so sollte man 1) nie eher an die <app>
<lem>Verschönerung</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Verschönerung</hi></rdg>
</app> des Vortrags denken, ehe man nicht <app>
<lem>ordentlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>ordentlich</hi></rdg>
</app> denken, und 2) <app>
<lem>rein</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>rein</hi></rdg>
</app> sich <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszudrücken</rdg>
</app> gelernt hätte. <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit und Richtigkeit der Gedanken soll doch nur durch Schönheit
empfohlen werden; <index indexName="subjects-index">
<term>Schönheit</term>
</index>Schönheit ohne Wahrheit ist ein bloß betrügliches <app>
<lem>Blendwerk;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Blendwerk:</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung ist unentbehrlicher als Zierlichkeit; und es ist gar zu
ungereimt, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zuerst</rdg>
</app> auf <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_275_1"/>Verzierung des Hauses, <app>
<lem>hernach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dann</rdg>
</app> erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festig<pb edRef="#c" n="294"/>keit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen. <pb edRef="#a" n="279"/> Wer also
noch nicht deutlich und ordentlich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> denken <pb edRef="#b" n="330"/>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vermag</rdg>
</app>, wer sich noch nicht selbst versteht, wer noch nicht einmal rein und
den Sachen gemäß lesen, sprechen und schreiben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, der müßte <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">noch gar</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>schon etwas</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> schön <app>
<lem>ausarbeiten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schreiben</rdg>
</app>, er müßte nicht einmal schöne Werke, als solche, studieren wollen. Er
würde sich sonst zum schönen Unsinn gewöhnen, seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack und <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand verderben, wenigstens <app>
<lem>sich gewöhnen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dahin kommen</rdg>
</app>, nach <app>
<lem>bloßem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Vergnügen zu haschen, und der Schönheit die weit wesentlichern <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten des Wahren und Guten, der Verständlichkeit und
Ordnung, aufzuopfern.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_275_1">
<label>auf Verzierung des Hauses, hernach erst, oder vielleicht gar nicht,
auf Festigkeit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen</label>
<p>Hier ist auf die Begriffe <hi>firmitas</hi> (Festigkeit),
<hi>utilitas</hi> (Nützlichkeit) und <hi>venustas</hi> (Schönheit)
angespielt (vgl. I § 211), die seit Vitruvs (1. Jh. v. Chr.) <hi>De
architectura libri decem</hi> als Grundprinzipien der Architektur
gelten (vgl. Vitr. I 3,2).</p></note>
</div>
<div n="276" type="section" id="section_1_276">
<head><app>
<lem>276</lem>
<rdg wit="#a" type="v">278</rdg>
</app>.</head>
<p>Ueberhaupt ist das <app>
<lem><app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>bloße Vergnügen</hi></rdg>
</app> kein <app>
<lem>genug</lem>
<rdg type="v" wit="#c">hinreichend</rdg>
</app> edler Zweck für die Würde des Menschen, der immer nach <app>
<lem>größerer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit streben soll. Das Vermögen zu angenehmen Empfindungen
ist uns nur <app>
<lem>gegeben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gegeben</rdg>
</app>
<app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Seele zu erheitern, <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> erschlafften Kräfte zur Vollkommenheit wieder zu <app>
<lem>spannen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">spannen</rdg>
</app> und in Thätigkeit zu setzen. Selbst das edlere, geistige Vergnügen,
das den Menschen den Vorzug vor den Thieren giebt, läßt sich ohne Wahrnehmen
und Gefallen an Wahrheit, Ordnung, Deutlichkeit und aller Vollkommenheit
unseres Geistes, die daraus entsteht, nicht denken. Daher <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> auch 3) alle Beschäftigung mit schönen Wissenschaften und Werken, die
nicht mit auf jene höhere Vollkommenheit geht, oder den Fleiß vermindert,
den wir auf das Wachsthum in dieser wenden sollen, nicht anders als
verderb<pb edRef="#b" n="331"/>lich seyn. Sie ist eine <app>
<lem>Schwelgerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwelgerei</rdg>
</app>, die uns um <pb edRef="#a" n="280"/> die gesunde Nahrung des Geistes
bringt, die Auszehrung der vernünftigen Seele.</p>
</div>
<div n="277" type="section" id="section_1_277">
<head><pb edRef="#c" n="295"/>
<app>
<lem>277</lem>
<rdg wit="#a" type="v">279</rdg>
</app>.</head>
<p>Auch <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man nicht oft genug sagen, wie nöthig es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, mit Unterschied und Ueberlegung (Discretion) <index indexName="subjects-index">
<term>Schönheiten</term>
</index>Schönheiten in schönen Werken aufzusuchen, und in seinen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Arbeiten anzubringen. Es ist nicht jedem leicht, <hi>das <index indexName="subjects-index">
<term>Schickliches</term>
</index>Schickliche</hi> wahrzunehmen und <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">auszudrücken</rdg>
</app>. Nicht zu gedenken, daß es auch einen besondern Geschmack giebt,
welchen nachzuahmen vielleicht, nur unter ähnlichen Umständen mit einem
Meister eines schönen Werks, erlaubt seyn möchte: so hört Schönheit auf,
Schönheit zu seyn, wenn sie am unrechten Orte angebracht wird, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Sachen, die ihrer Natur nach eigentlich keiner Verschönerung,
wenigstens nicht ohne Nachtheil der Deutlichkeit, fähig sind, oder die der
<index indexName="subjects-index">
<term>Verschönerung</term>
</index>Verschönerung nicht bedürfen, oder durch Verschönerung mehr
zerstreuen, und von der Hauptsache, die empfohlen werden soll, die
Aufmerksamkeit zu sehr abziehen, mit <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Einem</rdg>
</app> Wort, wo sie unnatürlich, zwecklos, oder gar zweckwidrig seyn würde.
Auch sollte man nicht <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was man selbst schön findet, und wirklich schön seyn mag, in seinen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Arbeiten Andern wieder mittheilen wollen; man sollte vielmehr durch
das Studieren schöner Werke seinen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack so zu bilden suchen, daß man <pb edRef="#b" n="332"/> das
Gefühl des Schicklichen immer mehr zur Reife brächte, und <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> man lernte, nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen derer, vor wel<pb edRef="#a" n="281"/>chen wir zu reden oder zu schreiben haben, die Wahl
und den Gebrauch des Schönen zu bestimmen.</p>
<note place="end"><app>
<lem>In so fern kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Insofern kann</rdg>
</app> gerade das Lesen der schönsten <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> bewundertsten Schriftsteller, <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> Dichter, für <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> Prediger, dem es <app>
<lem>am Verstande</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">an richtigem <hi>Verstande</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Gefühle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gefühl</rdg>
</app> des Schicklichen fehlt, am verderblichsten werden. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_277_1"/>Der Ton <pb edRef="#c" n="296"/> der sogenannten guten Gesellschaft und der <index indexName="subjects-index">
<term>Schauspiele</term>
</index>Schauspiele darf nicht der Ton der <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzel</term>
</index>Kanzel <app>
<lem>werden; was</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden. Was</rdg>
</app> dem erlaubt ist, der lauter oder <app>
<lem>meistens</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größtentheils</rdg>
</app> Zuhörer von sehr <app>
<lem>gebildeten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebildetem</rdg>
</app> Geschmack hat, ist dem nicht erlaubt, der meistens vor <app>
<lem>Zuhörern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Zuhörer</rdg>
</app> ganz <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Art <app>
<lem>redet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">redet,</rdg>
</app> und selbst jene, wenn sie wirklich gebildeten Geschmack haben, werden
es abgeschmackt finden, da, wo Belehrung und Würde des Ausdrucks erfordert
wird, Glanz und Schimmer oder gesuchte Schönheit anzutreffen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_277_1">
<label>Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der Schauspiele darf
nicht der Ton der Kanzel werden</label>
<p>Vgl. III § 66.</p></note>
</div>
<div n="278" type="section" id="section_1_278">
<head><app>
<lem>278</lem>
<rdg wit="#a" type="v">280</rdg>
</app>.</head>
<p>Eben deswegen kommt viel darauf an, <hi>wie</hi> man die schönen
Wissenschaften treibt? – Wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Studium der Sprachen (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_68">68</ref></lem>
<rdg type="varying-target" wit="#c"><ref target="#section_1_68_c">68</ref></rdg>
</app>), so würde auch <app>
<lem>hier,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hier</rdg>
</app>
<hi>Theorie, Lesung guter Schriftsteller</hi> und <app>
<lem><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigene</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index><hi>Uebung</hi> zu verbinden seyn. – Ich setze 1) immer voraus, daß
man nicht eher nach <index indexName="subjects-index">
<term>Schönheit</term>
</index><hi>Schönheit</hi> des Ausdrucks trach<pb edRef="#b" n="333"/>ten
sollte, ehe man nicht <hi>richtig</hi> denken, und sich <hi>gut</hi>
<app>
<lem>ausdrucken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausdrücken</rdg>
</app> gelernt hätte. Die Theorie des vernünftigen Denkens, Uebung in
Bemerkung der Wahrheit, der Ordnung und der Deutlichkeit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einem Schriftsteller, Uebung in der Ausarbeitung wohl durchdachter,
zusammenhängender, gut geordneter, verständlich und bestimmt <app>
<lem>geschriebner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geschriebener</rdg>
</app> Aufsätze, <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> immer <app>
<lem>vorangehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorangehen</rdg>
</app>; und <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachrichtigkeit</term>
</index><hi>Sprachrichtigkeit</hi> in der Sprache, worin man Schrif<pb edRef="#a" n="282"/>ten lesen, oder Aufsätze verfertigen will, <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> man vor allen Dingen in seiner Gewalt haben.</p>
</div>
<div n="279" type="section" id="section_1_279">
<head><app>
<lem>279</lem>
<rdg wit="#a" type="v">281</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Hätte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hat</rdg>
</app> man <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> das Glück, unter Anleitung eines Mannes von <app>
<lem>reifem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">reifen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack, gute Schriftsteller lesen zu <app>
<lem>können:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">können,</rdg>
</app> so <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> 2) dieses Lesen unstreitig vor aller eigent<pb edRef="#c" n="297"/>lichen <index indexName="subjects-index">
<term>Theorie</term>
</index>Theorie vorhergehen müssen. Denn es ist anziehender und
unterhaltender als trockne Theorie, die, wenn sie deutlich und praktisch
werden soll, ohnehin <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> durch <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> erläutern muß, welche man immer besser im Zusammenhange beurtheilen
und schätzen <app>
<lem>lernt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lernt</rdg>
</app> als in <app>
<lem>abgerissenen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">abgerißnen</rdg>
</app> Stücken. <app>
<lem>Vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vornehmlich</rdg>
</app> befördert dieses Lesen die Aufmerksamkeit und das eigne <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index>Gefühl des Schönen, und lehrt uns, ob wir dieses haben, ohne welches
man sonst auf schöne Wissenschaften Verzicht thun müßte. – Sollte man aber
eine solche Aufsicht und Anleitung eines guten Führers nicht <app>
<lem>genießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniessen</rdg>
</app>
<app>
<lem>können:</lem>
<rdg type="v" wit="#c">können,</rdg>
</app> so wäre wohl eher zu rathen, daß man <pb edRef="#b" n="334"/> sich
die Grundsätze der schönen Wissenschaften und des guten Geschmacks aus guten
Schriften bekannt machte, welche in der Absicht geschrieben sind, um durch <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> der Schönheit und darüber gemachte Bemerkungen den Anfänger zu
bilden. <app>
<lem>Für die Dichtkunst würden vorzüglich <index indexName="persons-index">
<term>Engel, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dcp">Engels</persName></hi>
Anfangsgründe einer <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_279_1"/>Th. der Dichtungsarten (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_264">264</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_264">266</ref></rdg>
</app>), für die Redekunst ein Buch wie die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_279_3"/>Principes
pour la lecture des Orateurs, à Paris <app>
<lem>1754<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dfb"/></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">1754. in drey Bänden</rdg>
</app> in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice>
<app>
<lem>12, und noch weit mehr <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_279_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Eschenburg, Johann Joachim</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2537d">J. J.
Eschenburg's</persName></hi> Anhang zu dessen
Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend
eine Beyspielsammlung aus den besten Schriftstellern in
alten und neuen Sprachen, Berlin, 1788–1791<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dfd"/> in
6 Bänden <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">12.</rdg>
</app> zu empfehlen seyn.</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app></p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><p><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Für die <hi>Redekunst</hi> gehören dahin: <list>
<item><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_279_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Priestley, Joseph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dg2">J.
Priestley's</persName></hi> Vorlesungen über
Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von <index indexName="persons-index">
<term>Wackerbarth, August Joseph Ludwig von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dfx">Wackerbarth</persName></hi>. Berlin 1797.</item>
</list></p>
<p>Ganz vorzüglich <list>
<item><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_279_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Blair, Hugh</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250cw">Hugo
Blair's</persName></hi> Vorlesungen über Rhetorik
und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von <index indexName="persons-index">
<term>Schreiter, Carl Gottfried</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250cx">Schreiter</persName></hi>, 4 Theile. Leipzig
1785<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250d0"/>
<choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice> Dann auch:</item>
<item><index indexName="persons-index">
<term>Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253nz">J. G.
Maaß</persName></hi> Grundriß der allgemeinen, und
besonders reinen Rhetorik. Halle 1798.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dgp"/></item>
<item><index indexName="persons-index">
<term>Adelung, Johann Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251qp">J. C.
Adelung</persName></hi> über den deutschen Styl, 2
Theile. Berlin 1800.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dgq"/></item>
</list></p>
<p>Für die <hi>Dichtkunst</hi>
<list>
<item><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_279_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Engel, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dcp">J. F.
Engel's</persName></hi> Poetik. Berlin 1806.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dgs"/></item>
<item><index indexName="persons-index">
<term>Clodius, Christian August Heinrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dgt">C. A. H.
Clodius</persName></hi> Entwurf einer
systematischen Poetik, 2 Theile. Leipzig 1804.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dgw"/></item>
</list></p>
<p><pb n="298" edRef="#c"/> Als Beispielsammlung würde aber <list>
<item><index indexName="persons-index">
<term>Eschenburg, Johann Joachim</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2537d">J. J.
Eschenburg's</persName></hi> Anhang zu dessen
Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften,
enthaltend eine Beispielsammlung aus den besten
Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin
1788–1791.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dfd"/> 6 Bände, <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8., zu empfehlen seyn.</item>
</list></p></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_279_1">
<label>Th.</label>
<p>D.i. Theorie.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_279_3">
<label>Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754</label>
<p>Bei dem Autor handelt es sich um den Enzyklopädisten Edmé-François Mallet
(Abbé Mallet) (1713–1755), alle drei Bände dieses Werkes stammen aus dem
Jahr 1753. Hier könnte ein Nachdruck genannt sein.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_279_4">
<label>J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen
Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung […] Berlin, 1788–1791
in 6 Bänden</label>
<p>Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820) <hi>Beispielsammlung zur Theorie
und Literatur der schönen Wissenschaften</hi> ist in insgesamt acht
Bänden (1788–1795) erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_279_5">
<label>J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem
Englischen von Wackerbarth. Berlin 1797</label>
<p>Den Titel <hi>Vorlesungen über Redekunst und Kritik</hi> trägt Joseph
Priestleys (1733–1804) <hi>A course of lectures on oratory and
criticism</hi> (1777) in der 1779 in Leipzig erschienenen
Übersetzung Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820). August Joseph Ludwig
von Wackerbarths (1770–1850) Übersetzung ist dagegen als <hi>Vorlesungen
über schriftlichen und mündlichen Vortrag</hi> (1793) erschienen und
1797 erneut aufgelegt worden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_279_6">
<label>Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus
dem Englischen von Schreiter, 4 Theile. Leipzig 1785 ff.</label>
<p>Bei dem Übersetzer handelt es sich um den Leipziger Philosophieprofessor
Carl Gottfried Schreiter (1756–1809), die vier Teile sind zwischen 1785
und 1789 in Leipzig und Liegnitz erschienen (vgl. III § 57).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_279_7">
<label>J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806</label>
<p>Hier handelt es sich im Wesentlichen um Johann Jakob Engels
bereits zuvor (vgl. § 264) angeführte, unvollendet gebliebene
<hi>Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten</hi> (1783), die
unter dem Titel <hi>Poetik</hi> als elfter Band (1806) seiner
<hi>Schriften</hi> erneut herausgegeben wurden.</p></note>
</div>
<div n="280" type="section" id="section_1_280">
<head><pb edRef="#a" n="283"/>
<app>
<lem>280</lem>
<rdg wit="#a" type="v">282</rdg>
</app>.</head>
<p>Aber nach einer solchen Anweisung müßte man 3) sogleich zum Lesen der besten
Schriftsteller fortschreiten, weil auf die anschauliche Erkenntniß des
<index indexName="subjects-index">
<term>Schönes</term>
</index>Schönen so viel <app>
<lem>ankömmt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ankommt</rdg>
</app>, und Theorie mehr den <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack <app>
<lem>bessert,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bessert</rdg>
</app> und den guten befestigt, als hervorbringt und ernährt. <hi>Wie</hi>
diese, in Rücksicht auf Schönheit, in ihrem ganzen Umfange zu lesen wären,
ist schon oben (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_84">84</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_84">84.</ref></rdg>
</app>) gesagt. Hier möchten noch folgende <app>
<lem>Räthe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Rathschläge</rdg>
</app> nicht am unrechten Orte stehen.</p>
</div>
<div n="281" type="section" id="section_1_281">
<head><pb edRef="#b" n="335"/>
<app>
<lem>281</lem>
<rdg wit="#a" type="v">283</rdg>
</app>.</head>
<p>Hat man <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zuvörderst</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>musterhaft</term>
</index>musterhafte Schriftsteller in seiner <app>
<lem>eignen Sprache:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigenen Sprache,</rdg>
</app> so verdienten <app>
<lem>4) diese –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diese 1)</rdg>
</app> in <app>
<lem><hi>der</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">der</rdg>
</app> Art <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">von</rdg>
</app> Schriften, wo sie <app>
<lem>musterhaft,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">musterhaft</rdg>
</app> und <app>
<lem>fremden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ausländischen</rdg>
</app> gleich <app>
<lem>sind – vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sind, vornehmlich</rdg>
</app> studiert zu werden. Denn in <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Muttersprache</term>
</index>Muttersprache denken und schreiben wir doch meistens, und sollten
uns in ihr gut und schön zu denken und vorzutragen vorzüglich <app>
<lem>bilden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bemühen</rdg>
</app>. (§. <ref target="#section_1_92">92</ref>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>) Selbst verstehen können wir die feinern eigenthümlichen
Schönheiten und Anspielungen <app>
<lem>der Fremden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fremder Werke</rdg>
</app> weniger als die unsrigen; und jede Nation hat ihren <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Geschmack, der, so fern er auch in seiner Art gut ist, doch nur mit
Ueberlegung und Vorsicht in den unsrigen überzutragen wäre, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">um</rdg>
</app> nicht die gute Originalität des unsrigen durch <app>
<lem>auswärtige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auswärtig</rdg>
</app> erborgte Schönheiten, wenn sie uns <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> nicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eben</rdg>
</app> so natürlich sind, zu verdrängen. (<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice></rdg>
</app> §. <ref target="#section_1_104">104.</ref>)</p>
</div>
<div n="282" type="section" id="section_1_282">
<head><pb edRef="#c" n="299"/>
<app>
<lem>282</lem>
<rdg wit="#a" type="v">284</rdg>
</app>.</head>
<p>Ob man <app>
<lem>5)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> eher und <app>
<lem>mehr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">häufiger</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Dichter</term>
</index>Dichter oder <index indexName="subjects-index">
<term>Prosaisten</term>
</index>Prosaisten studieren <app>
<lem>sollte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solle</rdg>
</app>? ist eine Frage, worüber die <pb edRef="#a" n="284"/> Stimmen sehr
getheilt seyn möchten. Wahr ists, Dichter gefallen meistens mehr, weil sie <app>
<lem>näher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mehr</rdg>
</app> auf Vergnügen als Belehrung <app>
<lem>arbeiten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hinarbeiten</rdg>
</app>, und weit mehrere Arten der Schönheit <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">in sich</rdg>
</app> vereinigen können als der Prosaist; <app>
<lem>überdies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überdieß</rdg>
</app> sind ihre Schönheiten hervorstechender, und also für den Anfänger
bemerkbarer. Allein – <index indexName="subjects-index">
<term>Belehrung</term>
</index>Belehrung ist doch noch wichti<pb edRef="#b" n="336"/>ger als
Vergnügen, und führt ihr <app>
<lem>eignes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenes</rdg>
</app> Vergnügen mit sich, ohne es erst von der Einkleidung erborgen zu
müssen. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Eben das hervorstechende Schöne in den Werken der Dichtkunst verwöhnt
auch den Geschmack eher, und verursacht, daß hernach das wirklich aber
weniger auffallende Schöne der prosaischen Werke nicht genug Reitz für uns
hat, und überhaupt der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack an natürlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Schönheit</term>
</index>Schönheit, über der Liebe zur Schönheit der Kunst und des <app>
<lem>Ausserordentlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Außerordentlichen</rdg>
</app>, geschwächt wird, wo nicht <app>
<lem>verlohren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verloren</rdg>
</app> geht. – Endlich bedürfen wir der Prose häufiger als der <app>
<lem>Dichtkunst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Poesie</rdg>
</app>, da wir mehr in jener, seltner aber als Dichter denken, empfinden und <app>
<lem>reden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">reden:</rdg>
</app> und wenn die meisten guten Köpfe gute Prosaisten werden können, so
sind doch nur wenige, die Fähigkeiten haben, gute Dichter zu werden.</p>
</div>
<div n="283" type="section" id="section_1_283">
<head><app>
<lem>283</lem>
<rdg wit="#a" type="v">285</rdg>
</app>.</head>
<p>Vorzüglich sollte man <app>
<lem>6)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> die, auch in Absicht auf den <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Vortrag</hi></rdg>
</app>, besten Schriftsteller studieren, die in <app>
<lem><hi>dem</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> Fach gearbeitet haben, <app>
<lem>welchem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> wir uns eigentlich <app>
<lem>widmen. Denn</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">widmen: denn</rdg>
</app> es verräth doch entweder <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Unverstand, oder beweiset, daß man schöne Schriften nur zum Vergnügen
und nicht <pb edRef="#c" n="300"/> zu höhern Absichten lese, wenn <app>
<lem>einer, der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der, welcher</rdg>
</app> sich zum künftigen Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion bilden soll, sich mit Lesung <pb edRef="#a" n="285"/>
<app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">von</rdg>
</app> Romanen, <app>
<lem>der Schauspiele,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schauspielen</rdg>
</app> und <app>
<lem>überhaupt der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ähnlichen</rdg>
</app> Schriften<app>
<lem>, die ihre <app>
<lem>größeste</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größte</rdg>
</app> Schönheit von der Erdichtung haben,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> weit mehr <app>
<lem>beschäftigt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beschäftigt</rdg>
</app> als mit solchen, welche eigentlich die <app>
<lem>Religion, <app>
<lem>Kenntniß,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kenntniß</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Religion</hi>, Kenntniß</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="337"/> der Menschen, <app>
<lem>zumal derer, mit denen wir zu thun haben, ihre wirkliche
Beschaffenheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ihrer wirklichen, nicht bloß idealisirten
Natur</rdg>
</app>, Denk- und <app>
<lem>Handlungsart</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Handlungsweise</rdg>
</app>, und was am meisten auf sie wirkt, betreffen. <app>
<lem>Mögen diese gleich weniger</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Weniger</rdg>
</app> Reitz und Unterhaltung <app>
<lem>für die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">würde sie nur denen</rdg>
</app> gewähren, welche entweder für <app>
<lem>Alles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alles</rdg>
</app>, was ernsthaft und vernünftig ist, oder die Angelegenheiten der Seele <app>
<lem>betrift</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betrifft</rdg>
</app>, keinen Sinn, oder ihren Geschmack durch stetes Haschen nach
sinnlichen Vergnügen verwöhnt <app>
<lem>haben: so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">haben. Für ernsthaft Studierende</rdg>
</app> sind sie <app>
<lem>doch</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> nicht nur <app>
<lem>wichtiger zur wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit des Menschen als jene</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">lehrreicher und bildender</rdg>
</app>, sondern sie sind auch eben sowohl der <app>
<lem>sinnlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ästhetischen Behandlung und</rdg>
</app> Darstellung fähig<app>
<lem>, die das Wesen der <index indexName="subjects-index">
<term>Schönheit</term>
</index>Schönheit im Vortrag ausmacht</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>. Aber es giebt <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Arten und Grade der Schönheit, und man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nicht eben dieselben von dem Prosaisten wie von dem Dichter, von dem
geistigen wie von dem sinnlichen Gegenstande, fordern. Ein Vortrag, der sich
durch <app>
<lem>natürliche Schönheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Natürlichkeit</rdg>
</app>, durch <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">edle</rdg>
</app> Einfalt, durch klare Bestimmtheit, durch lichtvolle Ordnung, durch
anständige Würde empfiehlt, der die Sachen dem schlichten Menschenverstande
von annehmlichen Seiten vorstellt, der sanfte Empfindungen erregt, der mehr
belehrt als hinreißt, mehr das Herz erwärmt als erhitzt, ist gewiß auch
schön. Solche Wirkungen sind, wenn gleich minder lebhaft, doch heilsamer und <app>
<lem>dauerhafter,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dauerhafter;</rdg>
</app> und es zeigt von einem weit feinern <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index>Gefühl des wahrhaftig Schönen, wenn man <pb edRef="#a" n="286"/>
diese <app>
<lem>verborgnern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verborgenern</rdg>
</app>, als wenn man nur die hervorstechenden Schönheiten empfinden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Und haben wir nicht auch <app>
<lem>unsre <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250j4">Mosheims</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2726p">Jerusalems</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Spalding, Johann Joachim</term>
</index><persName ref="textgrid:2506m"><app>
<lem><hi>Spaldinge</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Spaldings</hi></rdg>
</app></persName><hi>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Teller, Wilhelm Abraham</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2541s">Tellers</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Eberhard, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgtf">Eberharde</persName>,</hi>
<pb edRef="#b" n="338"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Doederlein, Johann Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2chmv">Döderleins</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Niemeyer, August Hermann</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gvf">Niemeyers</persName></hi>
und andre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unsere <hi><persName>Mosheim</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Zollikofer, Georg Joachim</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:255h9">Zollikofer</persName>,</hi>
<hi><persName>Jerusalem</persName>,</hi>
<hi><persName>Spalding</persName>,</hi>
<persName><hi>Tel</hi><pb edRef="#c" n="301"/><hi>ler</hi></persName><hi>,</hi>
<hi><persName>Eberhard</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Lavater, Johann Caspar</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:271sx">Lavater</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Reinhard, Franz Volkmar</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25063">Reinhardt</persName></hi>, und so viele andere noch
<hi>lebende</hi></rdg>
</app>, denen man selbst feinere Schönheiten des Vortrags<app>
<lem>, mit Discretion,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> ablernen <app>
<lem><app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>? – der treflichen Schriftsteller, <app>
<lem>unserer <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Gellert, Christian Fürchtegott</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2541j">Gellerte</persName></hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">unsrer
<hi><persName>Gellerts</persName></hi></rdg>
</app><hi>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_12"/><index indexName="persons-index">
<term>Lessing, Gotthold Ephraim</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dnd">Leßings</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_13"/><index indexName="persons-index">
<term>Mendelssohn, Moses</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251kb">Mendelsohns</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_14"/><index indexName="persons-index">
<term>Garve, Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253n1">Garvens</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_15"/><index indexName="persons-index">
<term>Engel, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dcp">Engels</persName></hi>
und andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann, ohne sie und ihre Eigenthümlichkeit
sclavisch nachzuahmen, – der trefflichen älteren und neueren
Prosaisten, wie <index indexName="persons-index">
<term>Gellert, Christian Fürchtegott</term>
</index><hi><persName>Gellert</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Lessing, Gotthold Ephraim</term>
</index><hi><persName>Leßing</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Mendelssohn, Moses</term>
</index><hi><persName>Mendelsohn</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Garve, Christian</term>
</index><hi><persName>Garve</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Engel, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName>Engel</persName></hi> und anderer</rdg>
</app> nicht zu gedenken, die, wenn gleich nicht alle in Schriften über die
Religion, doch in andern eigentlich dogmatischen, den Ruhm der <app>
<lem>classischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">claßischen</rdg>
</app> behaupten.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Ein brauchbares Hülfsmittel zu ihrer Kenntniß ist unter
andern: <list>
<item><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_283_16"/><index indexName="persons-index">
<term>Schaller, Karl August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dmt">L. A.
Schaller's</persName></hi> Handbuch der klassischen
Literatur und Dichtkunst von <index indexName="persons-index">
<term>Lessing, Gotthold Ephraim</term>
</index><persName ref="textgrid:25dnd">Leßing</persName> bis
auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dmw"/></item>
</list></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_1">
<label>Mosheims</label>
<p>Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) wurde nach dem Studium in Kiel 1723
Professor in Helmstedt, zunächst für Kontroverstheologie, später für
Kirchengeschichte, 1747 wechselte er an die noch junge Universität
Göttingen. Wissenschaftlich ist Mosheim v.a. als Kirchenhistoriker, aber
auch im Bereich der Homiletik hervorgetreten (vgl. auch II § 204 c) und
wird aufgrund seines pragmatisch-anthropozentrischen
Kirchengeschichtsverständnisses nicht selten als Vater der neueren
Kirchengeschichtsschreibung angesprochen. Daneben bekleidete er
zahlreiche kirchen- und hochschulorganisatorische Ämter und war ein
bedeutender Prediger. Insgesamt zählt Mosheim zu den prägenden Theologen
in der ersten Hälfte des 18. Jh.s.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_2">
<label>Jerusalems</label>
<p>Nach dem Theologiestudium in Leipzig und Wittenberg sowie einem
zweijährigen Bildungsaufenthalt in Holland übernahm Johann Friedrich
Wilhelm Jerusalem (1709–1789) 1734 die Stelle eines Hofmeisters in
Göttingen. Hier als Professor vorgesehen, unternahm er zunächst eine auf
fast drei Jahre ausgedehnte Englandreise. Zurückgekehrt entschied er
sich jedoch gegen eine Professur und für eine Stelle als Hofprediger und
Erzieher des jungen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) am
Braunschweiger Hof, den er entscheidend mitprägte (z.B. Gründung des
<hi>Collegium Carolinum</hi>). 1749 wurde er Abt von Marienthal und
1752 von Riddagshausen. Jerusalem, 1748 in Helmstedt zum Dr. theol. und
1787 in Göttingen <hi>honoris causa</hi> promoviert, war ein führender
Aufklärungstheologe, als Hauptwerk sind die unvollendeten, mehrfach
aufgelegten und übersetzten <hi>Betrachtungen über die vornehmsten
Wahrheiten der Religion</hi> (1768) zu nennen. Erwähnt sei, dass der
Selbstmord seines Sohnes Karl Wilhelm (1747–1772) als Vorlage für
Goethes <hi>Werther</hi> (1774) diente.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_3">
<label>Spaldinge</label>
<p>Johann Joachim Spalding (1714–1804) gehört zu den bedeutendsten Gestalten
der deutschen Aufklärungstheologie, sein Werk <hi>Die Bestimmung des
Menschen</hi> (1748) markiert den Beginn der Neologie, er selbst ist
ihre große Kulminationsgestalt. Aus dem kirchlichen Dienst heraus –
Spalding hat (trotz zweifachen Rufes nach Greifswald) nie eine Professur
bekleidet, sondern war nach der Erlangung des philosophischen
Doktorgrades im Jahre 1736 zunächst Hilfsprediger in seiner Heimatstadt
Tribsees, später Pastor in Lassan und Barth und schließlich
Oberkonsistorialrat und Propst an der Berliner Nikolai-Kirche – konnte
er neben seinen Schriften v.a. als Prediger eine große Breitenwirkung
entfalten und so maßgeblich zur Überführung des protestantischen
Christentums in die Moderne beitragen. Seine Schriften und Predigten
liegen mittlerweile in kritischer Edition vor (SpKA). Nicht zufällig
spielt die <hi>Anweisung</hi> gleich im ersten Satz auf Spaldings
epochemachende <hi>Bestimmung</hi> aus dem Jahr 1748 an (vgl. I §
1).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_4">
<label>Tellers</label>
<p>Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Wilhelm Abraham
Teller (1734–1804) 1761 zunächst Professor in Helmstedt. Seine v.a. im
<hi>Lehrbuch des christlichen Glaubens</hi> (1764) vertretenen
neologischen Positionen führten hier jedoch zu heftigen Reaktionen
seitens der Orthodoxie, so dass Teller 1767 als Propst und
Oberkonsistorialrat nach Berlin übersiedelte. Dass auch das Woellnersche
Religionsedikt (1788) nichts an Tellers aufklärerischen Standpunkten
änderte, zeigt sein positives Votum über den als „Zopfschulz“ bekannt
gewordenen Johann Heinrich Schulz (1739–1823), auf das hin Teller im
Erscheinungsjahr seines Spätwerks <hi>Die Religion der Vollkommnern</hi>
(1792) ohne Gehalt für drei Monate suspendiert wurde. Neben zahlreichen
gedruckten Predigten (vgl. III § 65 c) ist sein bis 1805 mehrfach
aufgelegtes <hi>Wörterbuch des Neuen Testaments</hi> (1772)
hervorzuheben (vgl. II § 147), das im Rahmen der <hi>Bibliothek der
Neologie</hi> ediert wird (BdN IX).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_5">
<label>Eberharde</label>
<p>Johann August Eberhard (1739–1809) wurde nach dem Studium in Halle
zunächst Lehrer und Prediger in Halberstadt, wechselte 1774 als Prediger
nach Charlottenburg und kam hier mit der Berliner Aufklärung in Kontakt.
1778 kehrte er als Professor für Philosophie nach Halle zurück, erhielt
den philosophischen Doktorgrad und hat als wichtiger Vertreter der
halleschen Schulphilosophie Leibniz-Wolff'scher Prägung und Kritiker
Kants u.a. auf den Studenten Friedrich Schleiermacher (1768–1834)
gewirkt. Sein umfangreiches, in der <hi>Anweisung</hi> breit rezipiertes
Werk ließ ihn 1786 zum auswärtigen Mitglied in die Berliner Akademie der
Wissenschaften, 1805 zum Geheimrat und 1808 auch zum Doktor der
Theologie werden. Hervorzuheben sind die <hi>Neue Apologie des
Sokrates</hi> (1772), der später ein zweiter Band folgte (vgl. I §
18), die <hi>Allgemeine Geschichte der Philosophie</hi> (1788) und
<hi>Der Geist des Urchristenthums</hi> (1807–1808) (vgl. I § 214 c),
zudem war Eberhard auch Herausgeber kantkritischer philosophischer
Magazine (vgl. I § 213). Zu seinen sprachwissenschaftlichen Arbeiten
vgl. I § 100 c.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_6">
<label>Döderleins</label>
<p>Der als „Melanchthon seiner Zeit“ bezeichnete Johann Christoph Doederlein
(1746–1792), nach dem Studium zunächst Hauslehrer und Diakon, ab 1772
Professor in Altdorf, ab 1783 in Jena, ist v.a. durch
alttestamentlich-exegetische, aber auch durch dogmatische und
moralphilosophische Arbeiten hervorgetreten. Mit den <hi>Fragemente[n]
und Antifragmente[n]</hi> (1778/1779) hat er sich in den sog.
Fragmentenstreit eingeschaltet, bedeutend ist seine mehrfach aufgelegte
<hi>Institutio Theologi Christiani</hi> (1780/1781), der nach der
dritten Auflage der <hi>Christliche Religionsunterricht nach den
Bedürfnissen unserer Zeit</hi> folgte (vgl. II § 174). Zudem gab
Doederlein die <hi>Auserlesene Theologische Bibliothek</hi> (Leipzig
1780–1792) heraus. Die in nur einem Stück erschienenen <hi>Materialien
zum Kanzelvortrag</hi> (1774) setzen sich äußerst kritisch mit
Spaldings <hi>Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes</hi> (1772) und der
auch von Johann Gottfried Herder (1744–1803) kritisierten Forderung nach
einer dogmenfreien Predigt auseinander, empfehlen aber doch Spaldings
Predigtstil. Nicht gemeint ist der Pietist Christian Albrecht Döderlein
(1714–1789).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_7">
<label>Niemeyers</label>
<p>Als Urenkel August Hermann Franckes (1663–1727) besuchte August Hermann
Niemeyer (1754–1828) das Pädagogium in Halle, studierte anschließend
ebenda Theologie und wurde nach der 1777 erfolgten Promotion zunächst
Privatdozent und 1784 schließlich ordentlicher Professor. Zusätzlich
übernahm Niemeyer, in Verbindung mit weiteren Ämtern, die Leitung der
Franckeschen Stiftungen und des theologischen Seminars und richtete
außerdem ein pädagogisches Seminar ein. Im Zuge der Eroberung Halles
durch Napoleon (1806) nach Frankreich verschleppt, wurde er nach seiner
Rückkehr Kanzler und <hi>rector perpetuus</hi> der Universität.
Hervorgetreten ist Niemeyer v.a. als bedeutender Pädagoge, sein Ansatz
wird im <hi>Handbuch für christliche Religionslehrer</hi> (1795/96; <hi rend="superscript">7</hi>1829) und besonders in den über mehrere
Auflagen teils massiv umgearbeiteten <hi>Grundsätze[n] der Erziehung und
des Unterrichts</hi> (1796) ansichtig, die ihren Autor zum
Mitbegründer der akademischen Erziehungswissenschaft werden ließen (vgl.
BdN V). Als ergebener Schüler Nösselts hat Niemeyer zudem nicht nur die
dritte Auflage der <hi>Anweisung</hi> besorgt, sondern auch eine
umfassende Biographie seines Lehrers und väterlichen Freundes verfasst
(vgl. Vorrede Hg. c XIf.). Aufgrund seiner <hi>Predigerbibliothek</hi>
(Halle 1782–1784), die später u.a. von August Hermann Niemeyer
bearbeitet wurde (vgl. I § 43 c), könnte an dieser Stelle auch an dessen
älteren Bruder David Gottlieb Niemeyer (1745–1788) gedacht
sein.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_8">
<label>Zollikofer</label>
<p>Der im schweizerischen St. Gallen geborene Georg Joachim Zollikofer
(1730–1788) übernahm nach dem zuletzt in Utrecht absolvierten Studium ab
1754 kirchliche Anstellungen in Murten, Monheim und Neu-Isenburg, bevor
er 1758 eine Stelle als Pfarrer der reformierten Gemeinde in Leipzig
antrat, die er bis zu seinem Tod versah. Hier anvancierte Zollikofer,
der mit zahlreichen Gelehrten seiner Zeit in Briefkontakt stand, zu
einem über Stadt und Gemeinde hinaus gefeierten Prediger (die nach
seinem Tod herausgegebenen <hi>Sämmtliche[n] Predigten</hi> [1789–1804]
umfassen 15 Bände) und trug v.a auf diesem Wege zur Verbreitung einer
aufgeklärten Theologie bei. Daneben ist Zollikofer auch als
Kirchenlieddichter und Gesangbuchherausgeber (Leipzig 1766; <hi rend="superscript">8</hi>1786) sowie als Übersetzer englischer und
französischer Schriften hervorgetreten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_9">
<label>Lavater</label>
<p>Gemeinsam mit dem Theologen Felix Hess (1742–1768) und dem Maler Johann
Heinrich Füssli (1741–1825) unternahm Johann Caspar Lavater (1741–1801)
1763 nach dem Studium am Zürcher <hi>Collegium Carolinum</hi> und der
Ordination eine Bildungsreise nach Norddeutschland, auf der er
bedeutende Zeitgenossen, allen voran Johann Joachim Spalding,
kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Zürich war Lavater zunächst
literarisch tätig und versah ab 1769 unterschiedliche kirchliche Ämter.
Dem neuen aufklärerischen Gedankengut gegenüber durchaus kritisch
eingestellt, vollzog er bereits 1768 eine tiefgreifende theologische
Umorientierung, durch die Christus als Vermittler eines völlig
transzendenten Gottes in den Mittelpunkt seines Denkens rückte und die
Lavater v.a. aufgrund seiner Wundergläubigkeit zunehmend den Vorwurf der
Irrationalität einbrachte. Lavater hat ein umfangreiches Gesamtwerk
hinterlassen, besondere, europaweite Bekanntheit erlangte er durch das
vierteilige Werk <hi>Aussichten in die Ewigkeit</hi> (1768–1778), das
ohne sein Wissen veröffentlichte <hi>Geheime Tagebuch</hi> (1771/1773)
und die ebenfalls vierteiligen <hi>Physiognomische[n] Fragmente</hi>
(1775–1778).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_10">
<label>Reinhardt</label>
<p>Nach dem Studium in Wittenberg stieg Franz Volkmar Reinhard (1753–1812)
nach der 1777 ebenda erfolgten Habilitation für Philosophie und
Philologie zum Professor der Theologie und 1790/1791 auch zum
Universitätsrektor auf. 1792 wurde er zum Oberhofprediger in Dresden
berufen und als Vizepräsident des Oberkonsistoriums 1810 mit der
Visitation und Revision der sächsischen Universitäten und Fürstenschulen
beauftragt. Mit sonntäglich bis zu viertausend Zuhörern gilt Reinhard
als einer der erfolgreichsten Prediger der späten Aufklärung und blieb
im deutschsprachigen Raum über seinen Tod hinaus stilbildend. Seine
Predigten (einige auch ins Französische, Niederländische, Dänische,
Schwedische und Englische übersetzt) sind in insgesamt 42 Bänden
(1815–1821) veröffentlicht, aus seinen übrigen Werken sei v.a. das
mehrfach aufgelegte und weitverbreitete <hi>System der christlichen
Moral</hi> (vgl. II § 204 c) hervorgehoben. Eigens erwähnt sei
Reinhards Aufmerksamkeit erregende Reformationspredigt des Jahres 1800,
in der er den Abfall der Kirche von Luther und seiner
Rechtfertigungslehre beklagte und damit wesentliche Fragen nach dem Kern
des protestantischen Christentums aufwarf.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_11">
<label>Gellerte</label>
<p>Der Pfarrerssohn Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) studierte
Theologie und Philosophie in Leipzig und war, nachdem er sich vergeblich
als Prediger versucht hatte, zunächst als Privatlehrer tätig. Nach
Erlangung des Magistergrads im Jahr 1743 und einer mit der Habilitation
1744 verbundenen Vorlesungstätigkeit an der Leipziger Universität wurde
Gellert 1751 ebenda Extraordinarius für Dichtkunst und Beredsamkeit.
Eine freigewordene ordentliche Professur für Philosophie wie auch Rufe
nach Hamburg und Halle lehnte er ab. Aus dem umfangreichen Werk des
bereits zu Lebzeiten hochverehrten Dichters sind v.a. seine Fabeln, aber
auch seine Kirchenlieder hervorzuheben. Zudem ist Gellert auch als
Moralphilosoph hervorgetreten. Insgesamt gehört Gellert zu den
meistgelesenen und bildungsgeschichtlich bedeutsamsten Autoren seiner
Zeit.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_12">
<label>Leßings</label>
<p>Nach dem Studium in Leipzig und Wittenberg ließ sich Gotthold Ephraim
Lessing (1729–1781) zunächst in Berlin nieder, war später als Sekretär
in Breslau und als Dramaturg am Nationaltheater in Hamburg tätig und
wurde im Jahre 1770 schließlich Bibliothekar an der <hi>Herzog August
Bibliothek</hi> in Wolfenbüttel. In diese Zeit fallen so berühmte
Werke wie <hi>Emilia Galotti</hi> (1772) oder <hi>Nathan der Weise</hi>
(1779). In der <hi>Anweisung</hi> wird auf die gemeinsam mit den
Berliner Freunden Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn herausgegebenen <hi>Briefe, die Neueste Litteratur
betreffend</hi> verwiesen (vgl. I § 285), zudem ist auf Lessings
berühmte <hi>Erziehung des Menschengeschlechts</hi> angespielt (vgl. II
§ 44).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_13">
<label>Mendelsohns</label>
<p>Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729–1786) gilt als der bedeutendste
Vertreter der jüdischen Aufklärung (Haskala). Nach erster sorgfältiger
Ausbildung in seiner Heimatstadt Dessau folgte der hochbegabte
Mendelssohn seinem Lehrer David Fränkel (1707–1762), der als
Oberrabbiner nach Berlin berufen worden war, im Jahre 1742 nach. Hier
wurde er nach dem Studium zunächst Privatlehrer im Haushalt eines
Seidenhändlers, in dessen Fabrik er sich bis zum Teilhaber
emporarbeitete. Daneben führte seine Freundschaft mit Lessing (auch
Johann Wilhelm Ludwig Gleim [1719–1803] gehörte zu seinen engen
Freunden) zur Mitarbeit an Friedrich Nicolais <hi>Briefe, die Neueste
Litteratur betreffend</hi> (vgl. I § 285), so dass Mendelssohn
überdies zu einem einflussreichen Literaturkritiker avancierte. Bekannt
ist die Auseinandersetzung mit Johann Caspar Lavater, der
ihn aufforderte, entweder das Christentum zu widerlegen oder zu
konvertieren. Mendelssohn war Ehrenmitglied der
<hi>Mittwochsgesellschaft</hi> und soll auch dem
<hi>Montagsclub</hi> angehört haben, die Aufnahme in die
<hi>Preußische Akademie der Wissenschaften</hi>
scheiterte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_14">
<label>Garvens</label>
<p>Der von Zeit- und Fachgenossen hochgeschätze (teilweise aber auch als zu
seicht empfundene) Aufklärungsphilosoph Christian Garve (1742–1798)
kehrte nach dem Studium in Frankfurt/Oder und Halle (v.a. bei Semler und
Nösselt) 1767 zunächst in seine Heimatstadt Breslau zu seiner ihm
äußerst eng verbundenen Mutter zurück. Kurz darauf übernahm er eine
außerordentliche Professur für Philosophie in Leipzig, doch zog es ihn
bereits 1772 erneut nach Breslau, wo der seit seiner Jugend kränkelnde
Garve, mittlerweile Mitglied der Preußischen Akademie der
Wissenschaften, über zwei Jahrzehnte später starb. Hinterlassen hat
Garve ein v.a. moralphilosophisches, essayistisch angelegtes (vgl. III §
95) Werk, zudem ist er als Kommentator und Übersetzer etwa von Cicero
(vgl. I § 200 a; II § 204) und Alexander Gerard (1728–1795) (vgl. III §
105) hervorgetreten. Bekannt ist Garves Auseinandersetzung mit Kant, die
mit seiner von Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) (vgl. I § 213)
abgeänderten Rezension der <hi>Kritik der reinen Vernunft</hi> (1781)
begann.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_15">
<label>Engels</label>
<p>Gemeint ist der Philosoph und Schriftsteller Johann Jakob Engel
(1741–1802), der nach der Verleihung des philosophischen Doktorgrades in
Bützow in Leipzig ein Theologiestudium aufnahm, sich jedoch schnell
philologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien
zuwandte und erste Bühnenstücke veröffentlichte. 1776 übernahm er eine
Professur für Philosophie und die Schönen Wissenschaften am
Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und war gleichzeitig als
Privatlehrer – als prominenteste Schüler dürfen der spätere Friedrich
Wilhelm III. (1770–1840) und Wilhelm von Humboldt (1767–1835) gelten –
tätig. Daneben verfasste er weiter erfolgreich Bühnenstücke und wurde
unter Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) schließlich Direktor des
Berliner Nationaltheaters. Engel gilt als repräsentativer Vertreter der
Berliner Aufklärung und Verfechter einer moralisierenden,
popularphilosophisch durchsetzten Schriftstellerei, aus den
theoretischen Arbeiten sind die zweibändigen <hi>Ideen zu einer
Mimik</hi> (1785/86) und seine unvollendet gebliebenen
<hi>Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten</hi> (1783) (vgl.
I § 264; I § 279 c) hervorzuheben.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_283_16">
<label>L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst
von Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816</label>
<p>Der Name des Autors lautet Karl August Schaller (gest. 1819), der Titel
des ersten, die poetische Literatur enthaltenden Bandes lautet
<hi>Handbuch der neuern deutschen klassischen Literatur von Lessing
bis auf gegenwärtige Zeit</hi> (1811), der des zweiten, die
philosophische Literatur umfassenden Bandes <hi>Handbuch der klassischen
Literatur der Deutschen von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit</hi>
(1816). Von dem zweiten Band ist nur die erste, die
spekulativ-philosophische Literatur enthaltende Abteilung
erschienen.</p></note>
</div>
<div n="284" type="section" id="section_1_284">
<head><app>
<lem>284</lem>
<rdg wit="#a" type="v">286</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>7) Die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">4) Tiefere Ergründung der</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aesthetik</term>
</index><hi>Aesthetik</hi> (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_284_1"/>§. <app>
<lem><ref target="#section_1_263">263</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_263">265</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_264">263.</ref></rdg>
</app>), oder <app>
<lem>der Theil</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">des Theils</rdg>
</app> derselben, <app>
<lem>der sich mit der Schönheit der sinnlichen Erkenntniß
beschäftigt,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">welcher</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_1_177">177</ref>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 2)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_a_1_174">174</ref>
Anm.)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_1_177">177.</ref> Anm.
2.)</rdg>
</app>
<hi>die Theorie der schönen Wissenschaften und</hi>
<app>
<lem><hi>Künste</hi>, ist freylich nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Künste</hi> betrifft, ist</rdg>
</app> ihrem ganzen <app>
<lem>Umfang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Umfange</rdg>
</app> nach, und in Absicht auf die Beobachtungen und Regeln feiner <index indexName="subjects-index">
<term>Schönheiten</term>
</index>Schönheiten, <app>
<lem>jedem zu wissen nöthig, <app>
<lem>der</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>der der</sic>
<corr type="editorial">der</corr>
</choice></rdg>
</app> sich nicht vorzüglich diesen Wissenschaften widmen <app>
<lem>will. Sie</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">will; sie</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gerade nicht von jedem zu fordern. Sie</rdg>
</app> ist auch, weil sie sich mit dem <app>
<lem>dunklern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dunkleren</rdg>
</app> Theil der Seele, mit den <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen, beschäftigt, und ein sehr feines Studium der <app>
<lem>Seele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Psychologie</rdg>
</app> erfordert – wenn sie anders den Charakter wahrer Philosophie
behaupten <app>
<lem>und deutlich erklären soll,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">soll</rdg>
</app>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht jedem zugänglich. Die <app>
<lem>meisten</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Meisten</rdg>
</app> könnten sich daher wohl mit den allgemeinen Grundsätzen der
Schönheit, sonderlich der Schönheit der Rede, <app>
<lem><hi>ohngefähr</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>ohngefehr</hi></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>ungefähr</hi></rdg>
</app> so wie sie in den <app>
<lem>alten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Werken der</rdg>
</app> Griechen und <pb edRef="#a" n="287"/>
<app>
<lem>Römern, vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Römer, vornehmlich</rdg>
</app> in den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_284_2"/><app>
<lem>hieher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierher</rdg>
</app> gehörigen Schriften des <index indexName="classics-index">
<term><persName>Aristoteles</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:24h0d"><hi>Ari</hi><pb edRef="#c" n="302"/><hi>stoteles</hi></persName><hi>,</hi>
<index indexName="classics-index">
<term><persName>Cicero</persName></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gxq">Cicero</persName></hi> und <index indexName="classics-index">
<term><persName>Quintilian (Quinctilian)</persName></term>
</index><app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:24gwt">Quintilian</persName></hi>,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi><persName>Quintilian</persName></hi></rdg>
</app> vorgetragen sind, und mit dem fleißigen Studieren schöner Schriften
begnügen. Aber <pb edRef="#b" n="339"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index>Grundsätze und <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln überhaupt machen doch auf manches unerkannte und unmerkliche
Schöne des Vortrags <app>
<lem>aufmerksam,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">aufmerksam;</rdg>
</app> und so gewiß es ist, daß der fleißige Beobachter des Schönen in
schönen Werken sich selbst <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app> Regeln <app>
<lem>des Schönen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">desselben</rdg>
</app> abziehen <app>
<lem>kan,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann;</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">kann,</rdg>
</app> so erleichtern doch bewährte <app>
<lem>Regeln</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Grundsätze</rdg>
</app> feiner Beobachter diese Beschäftigung gar sehr. <app>
<lem>Vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vornehmlich</rdg>
</app> aber verbessern dergleichen Regeln den <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack, leiten ihn <app>
<lem>sichrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sicherer</rdg>
</app>, und geben ihm mehr Festigkeit.</p>
<note place="end"><app>
<lem>Vorzügliche Schriften, die dergleichen Theorien über den ganzen
Umfang oder über <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Theile der schönen Wissenschaften enthalten, können, nach dem
Zweck dieses Buchs, nicht angeführet werden.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Als schätzbare Handbücher sind zu betrachten:</rdg>
</app>
<app type="structural-variance">
<lem><milestone type="structure" unit="line" edRef="#c"/><seg id="var_1_284_item1">Die Theorie der schönen <app>
<lem>Künste und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Wissenschaften,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wissenschaften</rdg>
</app> von <index indexName="persons-index">
<term>Eberhard, Johann August</term>
</index><persName ref="textgrid:2sgtf"><app>
<lem><hi>Joh. Aug.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>J. A.</hi></rdg>
</app>
<hi>Eberhard</hi></persName>, <app>
<lem><app>
<lem>dritte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zweyte</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Aufl.</abbr>
<expan>Auflage</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Halle <app>
<lem>1790.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dn0"/></lem>
<rdg wit="#a" type="v">1786.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dq7"/></rdg>
</app></seg>
<app>
<lem>in 8.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><milestone type="structure" unit="line" edRef="#c"/><seg id="var_1_284_item2"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_284_3"/><hi>Desselben</hi> Handbuch der Aesthetik für
gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle
1809.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dn4"/></seg></rdg>
</app>
<milestone type="structure" unit="line" edRef="#c"/><seg id="var_1_284_n_p1">und der</seg>
<milestone type="structure" unit="line" edRef="#c"/><seg id="var_1_284_item3">Entwurf einer Theorie und Literatur der
schönen Wissenschaften von <index indexName="persons-index">
<term>Eschenburg, Johann Joachim</term>
</index><app>
<lem><hi>Joh.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>J.</hi></rdg>
</app>
<hi>Joachim</hi>
<app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:2537d">Eschenburg</persName></hi>, <app>
<lem>Neue <choice>
<abbr>Aufl.</abbr>
<expan>Auflage</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Eschenburg</persName></hi>.</rdg>
</app> Berlin <app>
<lem>1789.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dn2"/></lem>
<rdg wit="#a" type="v">1783.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dq8"/></rdg>
</app></seg>
<app>
<lem>in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8. sind zwar nur zu Vorlesungen bestimmt, also dem
Anfänger ohne diese nicht ganz verständlich und brauchbar.
Sie verdienen aber vor allen andern hier angeführt zu
werden, weil sie sich nicht nur durch den zusammengedrängten
Reichthum der Sachen, die Gründung der Regeln auf die
feinsten Beobachtungen der besten Köpfe und die Natur des
Schönen selbst, und durch sorgfältige Bestimmtheit
empfehlen, sondern auch die auserlesenste Literatur und
Anzeige der besten zu den schönen Wissenschaften gehörigen
Schriften enthalten.</lem>
<rdg wit="#c" type="ppl"><milestone type="structure" unit="line" edRef="#c"/><seg id="var_1_284_n_p2">desgleichen <list>
<item><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_284_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Bouterwek, Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253pn">F.
Bouterweck</persName></hi> Aesthetik, 2 Theile.
Leipzig 1816.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dn6"/></item>
<item><index indexName="persons-index">
<term>Pölitz, Karl Heinrich Ludwig</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:252dt">K. H.
L. Pölitz</persName></hi> Aesthetik für gebildete
Leser, 2 Theile. Leipzig. 1807.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dn8"/></item>
<item><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_284_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Schreiber, Alois Wilhelm</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dn9">Al. W.
Schreiber's</persName></hi> Lehrbuch der
Aesthetik. Lübeck 1809.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dnc"/></item>
</list></seg></rdg>
</app></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><list>
<item copyOf="#var_1_284_item1"/>
<item copyOf="#var_1_284_item2"/>
</list>
<seg copyOf="#var_1_284_n_p1"/>
<list>
<item copyOf="#var_1_284_item3"/>
</list>
<seg copyOf="#var_1_284_n_p2"/></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_284_1">
<label>§. 263</label>
<p>Gemeint ist I § 262 c.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_284_2">
<label>hieher gehörigen Schriften des Aristoteles, Cicero und
Quintilian</label>
<p>Zu den rhetorischen Werken des Aristoteles und des hier in der gängigen
Schreibweise genannten Quintilian vgl. I § 146 bzw. I § 42. Die
rhetorischen Schriften Ciceros stellen einen gewichtigen Teil seines
Gesamtwerkes dar (vgl. I § 60). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang
v.a. das Frühwerk <hi>De inventione</hi>, <hi>De oratore</hi>, der
<hi>Orator</hi>, die <hi>Partitiones oratoriae</hi>, die kurze
Schrift <hi>De optimo genere oratorum</hi> sowie der <hi>Brutus</hi>.
Ein besonderer Fall ist die bereits in der Antike Cicero zugeschriebene
<hi>Rhetorica ad Herennium</hi>. Während man die Autorschaft Ciceros
heute nahezu ausschließt, wird die <hi>Rhetorica</hi> im 18. Jh. noch
immer Cicero zugerechnet (vgl. Bibl. Nöss. 400 Nr. 272).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_284_3">
<label>Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen
Ständen, 4 Theile. Halle 1809</label>
<p>Ob die erste (1803–1805) oder die zweite Auflage (1807–1820) gemeint ist,
ist nicht zu entscheiden. Der zweite Band der zweiten Auflage stammt aus
dem Jahr 1809.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_284_4">
<label>F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816</label>
<p>Die beiden Bände der Erstauflage sind 1806 erschienen, zudem findet sich
eine in Göttingen erschienene, berichtigte und völlig umgearbeitete
zweite Ausgabe aus dem Jahr 1815.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_284_5">
<label>Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809</label>
<p>Aloys Wilhelm Schreibers (1763–1841) <hi>Lehrbuch</hi> ist in Heidelberg
erschienen.</p></note>
</div>
<div n="285" type="section" id="section_1_285">
<head><pb edRef="#a" n="288"/>
<pb edRef="#b" n="340"/>
<app>
<lem>285</lem>
<rdg wit="#a" type="v">287</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn man sich <app>
<lem>8)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app> in Abfassung solcher Aufsätze üben will, die sich auch von der Seite
des schönen <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrags empfehlen <app>
<lem>sollen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sollen,</rdg>
</app> so muß man nie vergessen, die strengste Kritik <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app>, die davon wirklich zu urtheilen im Stande sind, zu Rathe zu <app>
<lem>ziehn,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ziehen</rdg>
</app> und zu benutzen. <app>
<lem>Kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kann</rdg>
</app> man dergleichen Richter nicht <app>
<lem>finden:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">finden,</rdg>
</app> so wird uns selbst das <app>
<lem>unbefangne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unbefangene</rdg>
</app> Urtheil gemeiner Leser oder Zuhörer, für deren <pb edRef="#c" n="303"/> Bedürfnisse man einen solchen Aufsatz bestimmt hat, und denen es, auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> geringem Grade der Ausbildung, nicht an <app>
<lem>gesunden</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">gesundem</rdg>
</app> Menschenverstande und Gefühl des Verständlichen, Schönen,
Schicklichen und <app>
<lem>Eindrücklichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kräftigen</rdg>
</app> fehlt, von <app>
<lem>großem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Vortheil seyn. Je mehr man Schriften studiert, die eine genaue und
scharfe <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik schöner Werke enthalten, <app>
<lem><app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> worin die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_285_1"/><app>
<lem>Briefe,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Briefe</rdg>
</app> die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dnh"/> in 24
Theilen in 8, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_285_2"/>Bibliothek der schönen Wissenschaften <app>
<lem>und freyen Künste</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, Leipz. <app>
<lem>1757–65<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dpx"/> in 12 Bänden, nebst 2 Anlagen
und einem Hauptregister,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">1757 <choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></rdg>
</app> und die <app>
<lem>Neue</lem>
<rdg wit="#a" type="v">neue</rdg>
</app> Bibliothek der schönen <app>
<lem>Wissenschaften <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> Leipz. 1766–91<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:25dq0"/> bisher in 43 Bänden in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Wissenschaften, die noch
fortdauert,</rdg>
</app> vorzügliche Muster <app>
<lem>sind: –</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sind;</rdg>
</app> je</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">desto</rdg>
</app> mehr wird man selbst zu einer solchen Kritik gebildet werden. <app>
<lem>Uebrigens bedarf es kaum der Erinnerung, daß bey diesen eignen
Uebungen die obigen Anmerkungen §. <app>
<lem><ref target="#section_1_278">278</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_278">280</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_1_283">283.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_283">285</ref></rdg>
</app> nie <app>
<lem>sollten</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> vergessen werden <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#a">sollten</rdg>
</app>.</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app></p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Hierzu kann die Lesung solcher kritischer Schriften und so
gründlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Recensionen</term>
</index>Recensionen, wie früherhin die <hi>Briefe die neueste
Literatur betreffend</hi>, dann die <hi>Bibliothek der schönen
Wissenschaften</hi>, späterhin mehrere der bekannten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_285_3"/><hi>Allgemeinen Literaturzeitungen</hi>, neben vielen
oberflächlichen enthielten, allerdings sehr nützlich seyn, wenn man
Zeit hat, langsam und prüfend zu lesen. Nicht minder aber sind
eigene praktische Uebungen, zumal unter dem Auge eines kritischen
Lehrers, oder wenigstens kritischen und talentvollen Freundes, schon
auf der Universität sehr zu empfehlen. Ueberhaupt aber sollte auch
der Theologe und Prediger den Werken des Geschmacks nie fremd
werden. Sie sind vorzüglich geschickt, den Geist vor der Erstarrung
oder dem Herabsinken in das Niedrige und Gemeine zu bewahren, was
leider an so vielen Mitgliedern dieses Standes wahrgenommen und
beklagt werden muß. Man <choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_285_4"/>meine
<hi>Briefe an christliche Religionslehrer</hi>, 3te Sammlung, <choice>
<abbr>Br.</abbr>
<expan>Brief</expan>
</choice> 23. 24. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi>
</note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_285_1">
<label>Briefe, die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24
Theilen</label>
<p>Die <hi>Briefe, die Neueste Litteratur betreffend</hi> 1 (1759)–23/24
(1765/1766) stammen von Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und
Friedrich Nicolai (1733–1811).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_285_2">
<label>Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz.
1757–65 […] Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc. Leipz.
1766–91 bisher in 43 Bänden</label>
<p>Die zwölfbändige <hi>Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen
Künste</hi> (Leipzig 1757–1765) wurde von Friedrich Nicolai
(1733–1811) und Moses Mendelssohn, ab dem fünften Band von Christian
Felix Weiße (1726–1804) herausgegeben. Wohl bis zu Bd. 35 (1788)
verantwortete Weiße als Nachfolgeorgan auch die <hi>Neue Bibliothek der
schönen Wissenschaften und der freyen Künste</hi> 1 (1765/66) – 72
(1806), die der Leipziger Verleger Johann Gottfried Dyck (1750–1815)
danach allein fortführte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_285_3">
<label>Allgemeinen Literaturzeitungen</label>
<p>Gemeint sind etwa die <hi>Allgemeine Literatur-Zeitung</hi> (Jena/Leipzig
bzw. Halle 1785–1849), von der sich die im Vergleich zu ihrem halleschen
Pendant bald bedeutendere <hi>Jenaische Allgemeine Literaturzeitung</hi>
(Jena 1804–1841) abspaltete, die 1739 als <hi>Göttingische Zeitungen von
Gelehrten Sachen</hi> gegründeten und bis heute erscheinenden
<hi>Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen</hi> oder die zum Zeitpunkt
des Erscheinens der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> bereits
eingestellte <hi>Allgemeine deutsche Bibliothek</hi> (Berlin/Stettin
1765–1806) (ab 1793 unter dem Titel <hi>Neue allgemeine deutsche
Bibliothek</hi>).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_285_4">
<label>meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, Br. 23.
24</label>
<p>August Hermann Niemeyers <hi>Briefe an christliche Religionslehrer</hi>
sind in zwei Auflagen erschienen. Die drei Bände der ersten Auflage
(1796–1799) sind als <hi>Sammlungen</hi> erschienen, die zwei Bände der
zweiten Auflage (1803) als <hi>Theile</hi>, wobei der zweite Teil die
dritte Sammlung enthält. Hier kann nur die zweite Auflage gemeint sein,
da die Erstauflage der dritten Sammlung mit dem 22. Brief
endet.</p></note>
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