<div type="chapter" id="chapter_2_3">
<head><pb edRef="#a" n="448"/>
<pb edRef="#b" id="noe_2_2_181_page" n="181"/>
<pb edRef="#c" n="157"/>
<choice>
<orig>Dritter <app>
<lem><choice corresp="#noe_corr_12">
<sic>Theil</sic>
<corr type="authorial">Abschnitt</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Theil</sic>
<corr type="editorial">Abschnitt</corr>
</choice></rdg>
</app>. <lb/>Systematische Theologie.</orig>
<supplied reason="toc-title">Dritter Abschnitt.
<hi>Systematische Theologie</hi></supplied>
<supplied reason="column-title">II.3. Systematische
Theologie</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="section_2_132-143">
<div n="132" type="section" id="section_2_132">
<head><app>
<lem>132</lem>
<rdg wit="#a" type="v">419</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn wir einen Blick auf die Lehren werfen, die <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus Christus</persName> und seine
Apostel ausbreiteten, und auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">deren</rdg>
</app> sie sich <app>
<lem>dabey bedienten:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dabei bedienten;</rdg>
</app> so zeigt sich bald, daß sie das, was sie zu sagen hatten, immer
gelegentlich und nach den <index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfnisse</term>
</index>Bedürfnissen ihrer jedesmaligen Zuhörer oder Leser vortrugen. – An
<index indexName="subjects-index">
<term>Verständlichkeit</term>
</index><hi>Verständlichkeit</hi> konnte es diesem Vortrag damals nicht <app>
<lem>fehlen. Denn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fehlen; denn</rdg>
</app> sie richteten sich immer nach dem <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch derer, mit welchen sie redeten; sprachen mit dem
Volke, als <app>
<lem>Volke</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Volk</rdg>
</app>, in Sentenzen und Bildern, die diesem vor Augen, oder geläufig waren;
mit den Gelehrteren, nach ihrer <app>
<lem>Denk-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Denk-,</rdg>
</app> Beweis- und Sprachart. Blieb ja noch etwas dunkel, oder mußten sie,
wegen Neuheit der Sachen, gewissen Ausdrücken neue Bedeutungen unterlegen:
so gab der Zusammenhang, in dem sie sprachen, es gaben die Umstände, unter
denen, und in Beziehung auf die sie redeten, den Ausdrücken die nöthige
<index indexName="subjects-index">
<term>Deutlichkeit</term>
</index>Deutlichkeit; und was dieser ja abgehen <app>
<lem>mochte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mochte</rdg>
</app> das konnte man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen Lehrern selbst, man konnte es <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihren Schü<pb edRef="#a" n="449"/><pb edRef="#b" n="182"/>lern leicht
erfragen. – Die <index indexName="subjects-index">
<term>Gewißheit</term>
</index><hi>Gewißheit</hi> von dem, was sie als Gottes Gesandten vortrugen,
gründete sich, für den Anfang, zum Theil auf die Wunder, wodurch sie sich
als solche gezeigt hatten, zum Theil, und <app>
<lem>bey allen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei Allen</rdg>
</app>, die sie einmal willig hören wollten, <pb edRef="#c" n="158"/> auf
die Beruhigung und Besserung, als die <app>
<lem>ohnfehlbaren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unfehlbaren</rdg>
</app> Wirkungen, wodurch sich die göttliche Wahrheit ihrer Lehren <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem rechtfertigte, der diesen <app>
<lem>Lehren folgte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">redlich folgte.</rdg>
</app> (<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:7:17">Joh. 7, <app>
<lem>17).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">17.)</rdg>
</app></citedRange></bibl> Daher führten sie auch weiter keine
<index indexName="subjects-index">
<term>Beweise</term>
</index>Beweise für ihre Wahrheit, als da, wo gewisse Vorurtheile, Zweifel, <app>
<lem>Laster</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Laster,</rdg>
</app> oder Unachtsamkeit und Leichtsinn ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer eine nähere Ueberzeugung nöthig machten; <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> bezogen sie sich entweder auf Sätze der gesunden Vernunft, oder auf
Stellen der heiligen Schrift, je nachdem es die Fähigkeit der Zuhörer
zuließ, oder das Bedürfniß derselben <app>
<lem>erforderte.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erforderte</rdg>
</app> – Uebrigens suchten sie <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> richtige Kenntnisse in der Religion zu <app>
<lem><hi>gründen</hi>,</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>gründen</hi></rdg>
</app> und <hi>eindrücklich zu machen</hi>. Die nähere <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index><hi>Anwendung</hi> auf die jedesmaligen Angelegenheiten der Zuhörer
mußten sie diesen selbst <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlassen</rdg>
</app>, eben so wie das <hi>Fortbauen</hi> auf diesen gelegten <app>
<lem>Grund:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Grund;</rdg>
</app> denn daß sie dieses Fortbauen voraussetzten und verlangten, läßt sich
schon sowohl aus der Bestimmung des Christenthums für <app>
<lem>allerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerlei</rdg>
</app> Völker und für die künftigen Zeiten, als aus den Fähigkeiten des
Menschen, immer <app>
<lem>vollkommner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vollkommener</rdg>
</app> zu werden, <app>
<lem>schliessen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schließen</rdg>
</app>, wenn sie auch nicht ausdrücklich darauf drängen (<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:13:12">Matth. 13,
12.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:25:14" to="ff">25, 14 <app>
<lem><choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:25:14" to="f"><choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Kor:3:11" to="ff">1 Kor.
3, 11 <app>
<lem><choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:3:11" to="f"><choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:4:12" to="f">Eph. 4,
12 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Hebr:5:11" to="f">Ebr. 5,
11 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>)</p>
</div>
<div n="133" type="section" id="section_2_133">
<head><pb edRef="#a" n="450"/>
<pb edRef="#b" n="183"/>
<app>
<lem>133</lem>
<rdg wit="#a" type="v">420</rdg>
</app>.</head>
<p>Was jene Stifter des Christenthums über die christlichen Lehren gesagt und
geschrieben haben, ist auch für die folgenden Zeiten in den Büchern des
neuen Testaments aufbehalten worden. In dieser spätern Zeit mußten sich, wie
es die Sache mit sich bringt, nothwendig in der Erkenntniß der Christen <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Veränderungen ereignen, man mag auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Verständlichkeit</term>
</index><hi>Verständlichkeit</hi> jenes Unterrichts <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und <pb edRef="#c" n="159"/> seiner Apostel, oder auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Gewißheit</term>
</index><hi>Gewißheit</hi> von den in der heiligen Schrift <app>
<lem>enthaltnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">enthaltenen</rdg>
</app> Lehren, oder auf ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index><hi>Anwendung</hi>, oder auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Erweiterung</term>
</index><hi>Erweiterung</hi> und <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index><hi>Aufklärung</hi> dieser Erkenntniß sehen.</p>
</div>
<div n="134" type="section" id="section_2_134">
<head><app>
<lem>134</lem>
<rdg wit="#a" type="v">421</rdg>
</app>.</head>
<p>Nach dem Tode der Apostel und ihrer nächsten <app>
<lem>Schüler</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schüler,</rdg>
</app> traten immer weniger <app>
<lem>Juden</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Juden</hi></rdg>
</app> zum Christenthum <app>
<lem><app>
<lem>über;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">über,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">über. Wie sie überhaupt gegen die Heiden nur die
kleine Zahl überall ausmachten, so waren auch natürlich, als sich
das Christenthum erst mehr ausbreitete,</rdg>
</app> die <app>
<lem>meisten</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>neuen Christen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>waren</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der Mehrzahl nach</rdg>
</app> bisherige <app>
<lem>Heiden, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Heiden</hi>, folglich</rdg>
</app> des jüdischen und morgenländischen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauchs <app>
<lem>unkundig. Die</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">unkundig; die</rdg>
</app> Kenntniß der Umstände, unter welchen jene Stifter geredet hatten,
verlor sich; <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nachfragen konnte man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den ersten Lehrern nicht <app>
<lem>mehr. Die</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">mehr; die</rdg>
</app> griechische Sprache <app>
<lem>litte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">litt</rdg>
</app>, wie alle Sprachen, in Dingen, die ihrer Natur nach nicht nothwendig
sind, viele <app>
<lem>Abänderungen. Die</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Abänderungen; die</rdg>
</app> Begierde, was man in der Religion für wahr hielt, auch in der
heiligen Schrift zu finden, verursachte, daß man einen ganz fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn <app>
<lem>hineintrug. Selbst</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hineintrug; selbst</rdg>
</app> die <pb edRef="#a" n="451"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebertragung</term>
</index>Uebertragung der biblischen Ausdrücke und Be<pb edRef="#b" n="184"/>griffe in <app>
<lem>andere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andern</rdg>
</app> Sprachen, und, wenn man auch nicht auf ungeschickte oder flüchtige
Uebersetzer zu rechnen hätte, die Unmöglichkeit, biblische Ausdrücke ohne
Mißverstand in fremde Sprachen zu übersetzen, <app>
<lem>machte,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">machte</rdg>
</app> die heilige Schrift zu <app>
<lem>verstehen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verstehen</rdg>
</app> schwerer, und die Verschiedenheit in der Auslegung nothwendig. – Auch
die Art des von den Stiftern des Christenthums zu ihrer Zeit so weislich
gebrauchten <hi>gelegentlichen</hi> und <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index><hi>populären</hi>
<app>
<lem>Vortrags</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrags,</rdg>
</app> trug das Ihrige dazu <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>. Der <hi>populäre</hi> Vortrag ist <app>
<lem>fasslicher</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">faßlicher</rdg>
</app> und <app>
<lem>eindrücklicher,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eindrücklicher</rdg>
</app> als der gelehrte, und <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> zu <pb edRef="#c" n="160"/>
<app>
<lem>werden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden,</rdg>
</app> war die Absicht jener Stifter; aber was er an jenen Eigenschaften
gewinnt, verliert er an Bestimmtheit, und ist daher eine reichere Quelle des
Mißverstandes. Was man <hi>gelegentlich</hi> sagt, das sagt man in Beziehung
auf die Bedürfnisse der jedesmaligen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer. Waren</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Zuhörer; waren</rdg>
</app> diese, oder die Absicht <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihrer Belehrung, verschieden, so <app>
<lem>erklärten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erklären</rdg>
</app> sich auch jene <app>
<lem>erste christliche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ersten christlichen</rdg>
</app> Lehrer über eben dieselbe Sache sehr verschieden; und so entstanden
nothwendig scheinbare <index indexName="subjects-index">
<term>Widersprüche</term>
</index>Widersprüche in der Bibel, die der Eine Leser so, der <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> anders zu heben suchte, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> dem Einen diese, dem Andern jene Behauptung der heiligen Schrift
deutlicher oder wichtiger <app>
<lem>schien <ref type="note" target="#noe_2_2_134_note1">†)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">schien. <ref type="note" target="#noe_2_2_134_note1">*)</ref></rdg>
</app> So konnte es an einer <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Verschiedenheit der Vorstellungen von dem <hi>Sinn</hi> der heiligen
Schrift nicht fehlen.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_134_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *)</rdg>
</app> Man <app>
<lem>vergleiche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vergl.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:5:23">Joh. 5, <app>
<lem>23.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">23</rdg>
</app></citedRange></bibl> mit <app>
<lem><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:14:28">14,
28.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:3:23" to="f">Röm. 3,
23 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> mit <app>
<lem><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:2:6" to="f">2, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#a" type="v">6.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:6"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<app>
<lem>6.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">6</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:1:25">Jak. <pb edRef="#a" n="452"/> 1, <app>
<lem>25.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">25</rdg>
</app></citedRange></bibl> auch <choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:2">2.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:2:4">1 Tim. 2, <app>
<lem>4.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">4</rdg>
</app></citedRange></bibl> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:20:16">Matth. 20, 16.</citedRange></bibl></note>
</div>
<div n="135" type="section" id="section_2_135">
<head><pb edRef="#b" n="185"/>
<app>
<lem>135</lem>
<rdg wit="#a" type="v">422</rdg>
</app>.</head>
<p>Die <index indexName="subjects-index">
<term>Gewißheit</term>
</index><hi>Gewißheit</hi> der <app>
<lem>christl.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">christlichen</rdg>
</app> Erkenntniß war einer ähnlichen Revolution ausgesetzt. Es ist recht,
und sogar Pflicht, nach der uns möglichsten Gewißheit zu streben, weil von
der Festigkeit der Ueberzeugung auch der Eifer, nützliche Wahrheit weiter
auszubreiten, und die Willigkeit, ihr zu folgen, abhängt. Nach dem <app>
<lem>Abschied</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Abschiede</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und seiner
nächsten <app>
<lem>Schüler</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schüler,</rdg>
</app> konnte man weder, wie zu ihrer Zeit, sie in der Verlegenheit
befragen, noch Zeuge ihrer Wunder seyn. Man hatte <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> ihre Lehren und Thaten in der heiligen Schrift; <app>
<lem>aber,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">aber</rdg>
</app> daß es <hi>ihre</hi> Schriften, daß diese durchaus in der Lehre
<hi>unverfälscht</hi>
<app>
<lem>wären, dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wären: dieß</rdg>
</app> forderte, wenn es <app>
<lem>zuverläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverlässig</rdg>
</app> seyn sollte, Beweise, und das um so mehr, da es schon in den ältesten
Zeiten Leute gab, die das <pb edRef="#c" n="161"/> Eine oder das Andere
bezweifelten, oder selbst den Aposteln falsche Schriften unterschoben. War
aber diese <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Aechtheit</term>
</index><hi>Aechtheit</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Echtheit</hi></rdg>
</app> ihrer Aussprüche auch gewiß genug: so konnte man doch mit Recht immer
mehr Ueberzeugung von ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index><hi>Wahrheit</hi> suchen, immer mehr <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> und fremde Erfahrungen von ihren heilsamen Wirkungen, und somit von
ihrem göttlichen Werthe, <app>
<lem>sammlen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sammlen,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">sammeln;</rdg>
</app> alle weitere Fortschritte in der Kritik, in Sprachen, in der
Philosophie, in der Geschichte und andern Wissenschaften zur stärkern
Ueberzeugung <app>
<lem>benutzen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">benutzen,</rdg>
</app> die christlichen Lehren mit andern Grundsätzen und Kenntnissen <pb edRef="#a" n="453"/> in eine immer nähere Uebereinstimmung bringen, um
dadurch die sonst aufsteigenden oder von Andern <pb edRef="#b" n="186"/>
erregte Zweifel zu entkräften. Und hätte man auch alles dieses nicht selbst
bedurft: so wäre es um <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> willen nöthig gewesen, wenn man diese heilsamen Lehren, und richtige
Begriffe oder Ueberzeugung von ihrer Wahrheit, mittheilen, und sie gegen
falsche Vorstellungen oder Zweifel verwahren wollte.</p>
</div>
<div n="136" type="section" id="section_2_136">
<head><app>
<lem>136</lem>
<rdg wit="#a" type="v">423</rdg>
</app>.</head>
<p>Selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index><hi>Anwendung</hi> der christlichen Lehren auf sich selbst oder <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere,</rdg>
</app> mußte manche Verlegenheit, mußten sehr <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Meinungen eintreten. Ist dieses oder jenes (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:19:21">Matth. 19,
21.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:15:20">Apostelgesch. 15,
20</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>) auch uns, oder ist es nur den damaligen Schülern <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> gesagt? und in
jenem Fall, wie <app>
<lem>ferne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fern</rdg>
</app>? Ist der mir vorkommende Fall eben der, auf den der oder jener
biblische Ausspruch (<app>
<lem><choice>
<abbr>z. E.</abbr>
<expan>zum Exempel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:6:25">Matth. 6,
25.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:3:19">1 Kor. 3,
19.</citedRange></bibl>) geht? und wenn mehrere solche Aussprüche,
die doch einander nicht wirklich widersprechen können, nicht zugleich können
in <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Absicht wahr seyn (<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> die <choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> zu §. <app>
<lem><ref target="#section_2_134">134</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_134">421</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_134">134.</ref></rdg>
</app>), wie fern ist jeder wahr? wie <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> sie sich mit einander ver<pb edRef="#c" n="162"/>einigen? oder, wenn <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app> Gebote nicht zugleich können gehalten werden (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:7:6">Matth. 7,
6.</citedRange></bibl> und <choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:10:27">10, <app>
<lem>27</lem>
<rdg wit="#c" type="v">27.</rdg>
</app></citedRange></bibl>), welches geht vor? oder, wie weit <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> beobachten? – <app>
<lem><hi>Erweiterten</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nun <hi>erweiterten</hi></rdg>
</app> sich <app>
<lem>nun</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überdieß</rdg>
</app> vollends, mit fortgehender Zeit, <app>
<lem>allerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerlei</rdg>
</app> Arten der mensch<pb edRef="#a" n="454"/>lichen Kenntnisse und <index indexName="subjects-index">
<term>Wissenschaften</term>
</index>Wissenschaften, die entweder in eine Art von <index indexName="subjects-index">
<term>Widerspruch</term>
</index>Widerspruch mit den biblischen Aussprüchen zu kommen, oder diese
<index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufzuklären und zu bestätigen <pb edRef="#b" n="187"/>
<app>
<lem>schienen; fing man an</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">schienen. Man fing an,</rdg>
</app> mit eben dem Fleiß über diese Aussprüche, wie über die Sätze in
andern Wissenschaften, <app>
<lem>nachzudenken – und dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nachzudenken. Dies</rdg>
</app> machte selbst der Widerspruch gegen manche, <app>
<lem>nebst den verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">so wie die Verschiedenheit der</rdg>
</app> Vorstellungen von ihrem Sinn und ihrer Ausdehnung, <app>
<lem>nothwendig, wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nothwendig. Auch waren</rdg>
</app> diese Aussprüche <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> schon <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">an</rdg>
</app> sich einer solchen weitern <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung werth <app>
<lem>gewesen wären</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, die man nicht anderwärts her, als aus dem fleißigen Studium des
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauchs der Bibel und aus klaren Sätzen der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, nehmen <app>
<lem>konnte –: so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">konnte. Nothwendig</rdg>
</app> mußten sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">also</rdg>
</app> auch die Kenntnisse vom Christenthum erweitern, noch mehr befestigen,
und bestimmter und zusammenhängender werden. Wie endlich diese Masse von
Kenntnissen immer mehr zunahm, eine Läuterung derselben zur <index indexName="subjects-index">
<term>Scheidung</term>
</index>Scheidung des Wahren und Falschen nöthig wurde, nach und nach <index indexName="subjects-index">
<term>Lehranstalten</term>
</index>Lehranstalten aufkamen, wo man, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> angehenden Lehrern der Religion, eine allgemeinere Uebersicht des
Ganzen geben, und diese mannichfaltigen Kenntnisse vom Christenthum durch
ihren innern Zusammenhang, durch ausgesuchtere, bewährtere Beweise und die
nöthigen Bestimmungen befestigen wollte: so entstand natürlich eine mehr <app>
<lem>wissenschaftliche Form</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>wissenschaftliche Form</hi></rdg>
</app> christlicher Kenntnisse.</p>
</div>
<div n="137" type="section" id="section_2_137">
<head><pb edRef="#a" n="455"/>
<pb edRef="#c" n="163"/>
<app>
<lem>137</lem>
<rdg wit="#a" type="v">424</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Hier haben wir den</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Aus dem allen erklärt sich nun der</rdg>
</app> Ursprung der <hi>systematischen Theologie</hi>, oder der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index><hi>Theologie</hi>, im Unterschiede von der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Religion</hi></rdg>
</app> (<app>
<lem>Theil 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_1_3">3</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_3">3.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>2),</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2.)</rdg>
</app> im eigentlichsten und engsten Verstande (<app>
<lem><choice>
<abbr>Th.</abbr>
<expan>Theil</expan>
</choice>
<app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2.</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<pb edRef="#b" n="188"/> §. <app>
<lem><ref target="#section_2_1">1</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_1">288</ref></rdg>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_1">1.</ref></rdg>
</app>), <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> des zusammenhängenden <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Inbegrif</term>
</index>Inbegrifs</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Inbegriffs</rdg>
</app> gelehrter Kenntnisse von der Religion. Man könnte, wenn Religion, wie
hier, von der christlichen genommen wird, diese Theologie durch eine
Wissenschaft (oder den <app>
<lem>Inbegrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Inbegriff</rdg>
</app> der Wissenschaften) erklären, worin die in der heiligen Schrift
zerstreuten Lehren erklärt, in einen <app>
<lem>ordentlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">regelmäßigen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhang gebracht, durch einander bestimmt und eingeschränkt,
bestätigt, und weiter <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufgeklärt werden.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Wenn mehrere Lehrsätze, die mit einander zusammenhängen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> deren einer mit und durch <app>
<lem>den</lem>
<rdg type="v" wit="#a">dem</rdg>
</app> andern <app>
<lem>besteht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besteht</rdg>
</app> (oder mit dem andern zugleich und um seinetwillen wahr <app>
<lem>ist,)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist),</rdg>
</app> zusammen genommen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> zu Einem Zweck verbunden werden, so entsteht ein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><hi>System</hi>; und, sind <app>
<lem>diese</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">dieses</rdg>
</app> Lehrsätze der Religion, ein <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Religions-System</term>
</index><hi>Religions-System</hi>; folglich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Religions-System</hi>. Folglich</rdg>
</app> ist <hi>systematische Theologie</hi> der Inbegriff aller
Religionslehren, die in einem <hi>solchen</hi> Zusammenhange erkannt oder
vorgetragen werden. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> ihr kommt demnach <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> auf <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Stücke an: 1) daß man die <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Lehrsätze verstehe oder erkläre, 2) sie mit einander verbinde, und
zwar 3) so, daß einer mit und durch <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> andern bestehe.</note>
</div>
<div n="138" type="section" id="section_2_138">
<head><app>
<lem>138</lem>
<rdg wit="#a" type="v">425</rdg>
</app>.</head>
<p>Man darf nur auf die bisher <app>
<lem>beschriebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beschriebene</rdg>
</app> Art Acht geben, wie systematische Theologie ent<pb edRef="#a" n="456"/>standen ist, und über die Natur derselben nachdenken, um sogleich
überzeugt zu werden, wie nützlich es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, daß man die christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehren</term>
</index>Lehren in ein solches <pb edRef="#b" n="189"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System gebracht habe. Wer sich einer christ<pb edRef="#c" n="164"/>lichen Kenntniß, und noch mehr einer Ueberzeugung von ihrer Wahrheit
rühmen, oder sie anwenden will, muß doch 1) wenigstens sie <index indexName="subjects-index">
<term>verstehen</term>
</index><hi>verstehen</hi>. Dazu ist zwar die Kenntniß des biblischen
Sprachgebrauchs unentbehrlich; aber, wenn dieser Gebrauch mehr als Einen
Sinn <app>
<lem>zuläßt;</lem>
<rdg type="v" wit="#a">zuläßt,</rdg>
</app> oder wenn ein Satz, den wir zu verstehen glauben, mit einem andern
biblischen Satz nicht bestehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>: so muß ich den Satz, von dessen Sinn die Frage ist, mit dem
Zusammenhang, in dem er in der Bibel vorkommt, mit der Absicht des
Schriftstellers, mit seinen anderweitigen Erklärungen, vergleichen, um zu
finden, welcher <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn, allein oder am meisten, damit übereinstimme; oder, scheinen <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app> biblische Sätze einander zu widersprechen, wie fern und in welchem
Sinn jeder wahr <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, und mit dem andern bestehen könne. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_138_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_138_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> Hier ist offenbar die versuchte <index indexName="subjects-index">
<term>Verbindung</term>
</index>Verbindung eines <app>
<lem>zweydeutigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweideutigen</rdg>
</app> Satzes mit dem Zusammenhange, der Absicht des Schriftstellers und den
Parallelstellen, oder mit andern eben so biblischen Sätzen, das Mittel,
hinter dessen wahren Sinn zu kommen. Ja eben dieser Versuch, einen <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index><hi>Zusammenhang</hi> zu finden, leitet <app>
<lem>mich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sehr</rdg>
</app> oft auf die Entdeckung des wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauchs, indem er <app>
<lem>mich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">darauf</rdg>
</app> aufmerksam macht, anderweitigen <app>
<lem>Beyspielen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beispielen</rdg>
</app> von <hi>dem</hi> Sprachgebrauch nachzuforschen, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <pb edRef="#a" n="457"/>
<app>
<lem>ich</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> allein <app>
<lem>den</lem>
<rdg type="v" wit="#c">der</rdg>
</app> Satz <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">als</rdg>
</app> denkbar <app>
<lem>finde <ref type="note" target="#noe_2_2_138_note2">††)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">erscheint. <ref type="note" target="#noe_2_2_138_note2_c"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> Oft finde <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sich</rdg>
</app> auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Sinn eines biblischen Satzes gar kein Bedenken, und <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man kann</rdg>
</app> daher einen wirklich falschen Sinn für wahr annehmen, bis <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> ihn <pb edRef="#b" n="190"/> erst – wie eben in dem System geschieht
– mit andern biblischen Sätzen <app>
<lem>zusammenstelle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zusammenstellt</rdg>
</app>, und dadurch von <app>
<lem>meinem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seinem</rdg>
</app> Irrthum in der Erklärung überzeugt, dadurch genöthigt werde, <app>
<lem>mich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sich</rdg>
</app> nach <app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einem</rdg>
</app> richtigern Sinn umzusehen. Schon <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> ist also ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Vortheil, den <app>
<lem>mir dieses</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ein solches</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenstellen</term>
</index>Zusammenstellen und der Versuch, <pb edRef="#c" n="165"/> die
biblischen Sätze in ein System zu bringen, gewährt, daß <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> dadurch <app>
<lem>den wahren</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der wahre</rdg>
</app> Sinn dieser Sätze <app>
<lem>entdecken kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entdeckt werden kann</rdg>
</app>, ohne welchen alle <app>
<lem>meine</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Erkenntniß aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel keinen festen Grund haben würde.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_138_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> So <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>
<app>
<lem>es scheinen, als wenn die Stelle</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:5:12" to="f">Röm. 5,
12 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> die Lehre <app>
<lem>enthalte: daß wir selbst zugleich mit unserm ersten Stammvater, und
dadurch, daß er sündigte, gefallen wären; es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> diese Stelle wenigstens</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">von unsrem eignen Falle mit der ersten
Versündigung <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>, oder
doch</rdg>
</app> eine eigentliche Zurechnung seines Falls <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> seinen Nachkommen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> den Satz zu enthalten scheinen, daß wir <hi>um</hi> jenes Falls
willen <hi>bestraft</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">würden</rdg>
</app>, wohl gar mit dem <hi>ewigen Tode</hi>
<app>
<lem>bestraft würden. Es ist auch bekannt genug, daß sie so <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> verstanden worden</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Aber eben sowohl <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>
<foreign lang="grc">ἁμαρτάνειν</foreign>, <app>
<lem>wie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auch</rdg>
</app> von solchen verstanden <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app> die nicht <hi>gesündigt</hi>, sondern nur ein gleiches
<hi>Schicksal</hi> mit <app>
<lem>andern Verbrechern</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ihnen</rdg>
</app> haben; <app>
<lem><foreign lang="grc">θανατος</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">θάνατος</foreign></rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> den <hi>leiblichen</hi> Tod bedeuten; und <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> eine ganz natürliche Veränderung, die auch ohne Verbrechen erfolgt
seyn würde, nach einer <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den <app>
<lem>Hebräern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ebräern</rdg>
</app> gewöhnlichen Art zu reden, als eine <hi>Strafe</hi> beschreiben, wenn
sie gleich keine, sondern ihr nur (materialiter) ähnlich ist, wie <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gen:3:14 Gen:3:16">1 Mos. 3,
14. 16.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gen:3:17" to="Gen:3:19">17–19.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gen:9:12" to="f"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 9, 12 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> und in vielen Stellen, die aus dem
alten Testament im neuen, <pb edRef="#b" n="191"/> nicht nach ihrer
eigentlichen Absicht, sondern <pb edRef="#a" n="458"/> wegen einer
Aehnlichkeit, angeführt werden. Vergleiche ich nun den biblischen Ausspruch
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ez:18:20">Ezech. 18, <app>
<lem>20</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">20.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, den sogar der gemeine Menschenverstand
als recht billigt; erkenne ich die deutliche Anspielung der Worte des
Apostels auf <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gen:2:17">1 Mos.
2, <app>
<lem>17,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">17.</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gen:3:19"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, <app>
<lem>19</lem>
<rdg wit="#c" type="v">19.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; finde <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ich,</rdg>
</app> daß <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_138_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">P.</persName> im Zusammenhang nur
bloß den <hi>Tod</hi>
<app>
<lem>erwähnt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnt</rdg>
</app>, und weder ihn <hi>Strafe</hi> nennt, noch von einer andern Strafe <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> dem Tode <app>
<lem>redet;</lem>
<rdg type="v" wit="#a">redet,</rdg>
</app> vornehmlich aber, daß er unser Schicksal nicht von <app>
<lem><hi>unsrer</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>unserer</hi></rdg>
</app>, von <hi>vieler</hi> Menschen Sünde herleitet, sondern in allen
Versen von <hi>Eines</hi> Sünde <choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gen:3:15 Gen:3:16 Gen:3:17 Gen:3:18 Gen:3:19">15. 16. 17. 18. <app>
<lem>19;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">19,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">19.;</rdg>
</app></citedRange></bibl> und daß er endlich den <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> vergleicht,
<hi>mit</hi> oder <hi>in</hi> wel<pb edRef="#c" n="166"/>chem letztern
wir ja nicht recht gehandelt haben, sondern nur <hi>seinetwegen</hi> als
Gerechte von Gott <hi>behandelt</hi> werden: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man vernünftiger Weise an der Richtigkeit der letztern Erklärung
nicht zweifeln. – So scheint auch <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:3:6">1 Joh. 3, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:3:9"><app>
<lem>9</lem>
<rdg wit="#c" type="v">9.</rdg>
</app></citedRange></bibl> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:1:8"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 1, <app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl> zu streiten, und man hat <app>
<lem>allerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerlei</rdg>
</app> Arten, den Sinn jener Stelle zu mildern, versucht. <index indexName="persons-index">
<term>Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t3">Johannes</persName> hebt doch selbst
allen Mißverstand, da aus <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:5:18"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 5, <app>
<lem>18</lem>
<rdg wit="#c" type="v">18.</rdg>
</app></citedRange></bibl> augenscheinlich wird, <foreign lang="grc">μὴ ἁμαρτάνειν</foreign>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> so viel als <foreign lang="grc">τηρεῖν ἑαυτὸν</foreign>,
<hi>sich</hi>
<app>
<lem><hi>für</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>vor</hi></rdg>
</app>
<hi>Sünden zu hüten suchen</hi>.</note>
<app type="structural-variance">
<lem><note n="2" id="noe_2_2_138_note2" place="end"><seg id="var_2_138_note_p1"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> gedachter Stelle <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:3">1 Joh. 3.</citedRange></bibl>
und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen, wo es scheint, daß Gott für die Ursach des Bösen
ausgegeben werde; welcher in die Augen fallende Mißverstand
gänzlich gehoben wird, wenn <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> aus ähnlichen Redensarten <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:13:29">Apostelgesch. 13, <app>
<lem>29</lem>
<rdg wit="#c" type="v">29.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:1:18"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 1, <app>
<lem>18</lem>
<rdg wit="#c" type="v">18.</rdg>
</app></citedRange></bibl> gelernt <app>
<lem>habe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app>, daß die Ebräer von jeder entfernten, selbst mit
Mißfallen verknüpften <pb edRef="#b" n="192"/>
<hi>Veranlassung</hi> einer Handlung, <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c" type="v">gerade</rdg>
</app> wie von einer <hi>Ursach</hi> derselben reden.</seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><seg id="var_2_138_note_p2">{Ob freilich
die strenge Bestimmtheit und Consequenz bei so populären
und selbst im Schreiben ungeübten Schriftstellern, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_138_2"/><foreign lang="grc">ἰδιώταις λόγου</foreign>,
wie die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_138_3"/>V. des neuen Testaments
waren, überall angenommen und vorausgesetzt werden
dürfe, ist eine andere Frage. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end" id="noe_2_2_138_note2_c"><p copyOf="#var_2_138_note_p1"/>
<p copyOf="#var_2_138_note_p2"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_138_1">
<label>P.</label>
<p>D.i. Paulus.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_138_2">
<label><foreign lang="grc">ἰδιώταις λόγου</foreign></label>
<p>Vgl. 2Kor 11,6.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_138_3">
<label>V.</label>
<p>D.i. Verfasser.</p></note>
</div>
<div n="139" type="section" id="section_2_139">
<head><pb edRef="#a" n="459"/>
<app>
<lem>139</lem>
<rdg wit="#a" type="v">426</rdg>
</app>.</head>
<p>Zur Ueberzeugung von der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index><hi>Wahrheit</hi> der biblischen <app>
<lem>Sätze</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sätze,</rdg>
</app> müssen uns zwar schon die Aussprüche der heiligen Schrift selbst
zureichend seyn; aber die <index indexName="subjects-index">
<term>Gewißheit</term>
</index>Gewißheit davon wächst doch noch mehr 2) dadurch, wenn wir sie mit
andern Sätzen, die uns gewiß sind, in <index indexName="subjects-index">
<term>Verbindung</term>
</index>Verbindung bringen; es mögen diese andern Sätze biblische, oder
anderwärtsher gewisse seyn. Denn, so wie diese Gewißheit der Sätze leidet,
wenn wir sie nicht mit solchen andern zu reimen wissen: so wird sie
befestigt, wenn sie aus diesen <app>
<lem>fließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fliessen</rdg>
</app>, <pb edRef="#c" n="167"/> oder diese ohne jene nicht bestehen <app>
<lem>können <ref type="note" target="#noe_2_2_139_note2">†)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">können. <ref type="note" target="#noe_3_2_139_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> Indem <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> sie ferner mit andern Sätzen <app>
<lem>zusammenhalte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zusammenhält</rdg>
</app>, so <app>
<lem>sehe ich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sieht man</rdg>
</app> 3) wie einer den andern bestimmt und einschränkt, <app>
<lem>füge</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fügt</rdg>
</app> also im <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System diese Einschränkungen hinzu, und <app>
<lem>verhüte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verhütet</rdg>
</app> dadurch theils die Mißdeutung dieser Sätze, theils Zweifel und
Vorwürfe gegen sie; wodurch Irrthümer abgeschnitten werden, und der richtige
Verstand derselben sowohl wieder befördert, als die Gewißheit der Sätze aufs
neue verstärkt <app>
<lem>wird <ref type="note" target="#noe_2_2_139_note3">††)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wird. <ref type="note" target="#noe_2_2_139_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note id="noe_3_2_139_note1" n="1" place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> Dies ists, was vornehmlich der deutlichen und gelehrten Kenntniß vor
der undeutlichen und gemeinen, dem Vortrag der erstern Art vor dem <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populären, den Sätzen im System vor den abgerissenen Sätzen, einen
so <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Vorzug giebt. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> Köpfen, die zum Nachdenken aufgelegt und an deutliche Begriffe <pb edRef="#b" n="193"/> gewöhnt sind, ist systematische Kenntniß der
Religion unentbehrlich, und dahin, in seinem Maaß, zu trachten, Pflicht
eines jeden Christen, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers, <pb edRef="#a" n="460"/>
<app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> in <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärter</term>
</index>aufgeklärtern Zeiten. Siehe den sehr lesenswürdigen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_139_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Teller, Wilhelm Abraham</term>
</index><persName ref="textgrid:2541s"><app>
<lem><hi>tellerischen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Tellerischen</hi></rdg>
</app></persName> Excursus III. hinter <index indexName="persons-index">
<term>Burnet, Thomas</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0tc">Th. Burneti</persName></hi>
<choice>
<abbr>lib.</abbr>
<expan>liber</expan>
</choice> de fide et offic. <app>
<lem>Christianorum</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Christianorum,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 290 <choice>
<abbr>sqq.</abbr>
<expan>sequentes</expan>
</choice></note>
<note n="2" id="noe_2_2_139_note2" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> So wird die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_139_2"/>Lehre von Unentbehrlichkeit der Gnade Gottes zu allem Guten und von seiner
schonenden Erbarmung, gewiß in dem Grade überzeugender <app>
<lem>erkannt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erkannt,</rdg>
</app> als die Ueberzeugung von unserer Ohnmacht und unserm Verderben auf
einer, und von dem, was wir wohl könnten, wenn wir wollten, auf der andern
Seite, stark ist; und die wahre Lehre der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift von der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_139_3"/>Versöhnung durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> ist <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einer richtigen Vorstellung von der Gerechtigkeit Gottes weit weniger
Zweifeln ausgesetzt, als ohne diese.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_139_note3" place="end"><app>
<lem>††) <index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiele</term>
</index>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">3) Beispiele</rdg>
</app> giebt hier die Vergleichung der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_139_4"/>biblischen Lehre, daß der Glaube ein Geschenk <app>
<lem><hi>Gottes</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottes</rdg>
</app>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, mit anderen Stellen, die doch den Mangel des Glaubens dem <app>
<lem><hi>Men</hi><pb edRef="#c" n="168"/><hi>schen</hi> selbst Schuld
geben</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Menschen zum Vorwurf machen</rdg>
</app>; der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_139_5"/>Lehre,
die den Glauben an <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesum Christum</persName> als
nothwendig zur Seligkeit fordert, mit der Lehre <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:2:11" to="Röm:2:15">Röm.
2, 11–15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:2:26 Röm:2:27">26. <app>
<lem>27</lem>
<rdg wit="#c" type="v">27.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; der Lehre, die Gott als den vorstellt,
der allen Menschen wolle geholfen wissen, und <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß er</rdg>
</app> durch sein Wort oder Lehre die Menschen selig mache, mit dem
Erfahrungssatz, daß doch die wenigsten Menschen Gelegenheit <app>
<lem>gehabt haben, die christliche Lehre</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, selbst viele nicht einmal Fähigkeit <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">gehabt haben, die christliche Lehre</rdg>
</app>, eine natürliche <app>
<lem><choice>
<sic>Roli<pb edRef="#b" n="194"/>gion</sic>
<corr type="editorial">Reli<pb edRef="#b" n="194"/>gion</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">Religion</rdg>
</app> kennen zu lernen; der Lehre von Vergebung der Sünden, und hingegen
der <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung, daß natürliche Strafen nach unsern Vergehungen nicht
ausbleiben.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_139_1">
<label>tellerischen Excursus III. hinter Th. Burneti lib. de fide et offic.
Christianorum p. 290 sqq.</label>
<p>Der 1786 von Wilhelm Abraham Teller besorgten Ausgabe des mehrfach
aufgelegten Werkes <hi>De fide et officiis Christianorum</hi> (1722) des
englischen Theologen Thomas Burnet (1635–1715) sind drei Exkurse
angehängt. Der dritte Exkurs trägt den Titel <hi>De usu argumentorum
veritatis Christianismi ex miraculis et vaticiniis in ecclesia
adulta</hi> (aaO 282–296), auf den angegebenen Seiten bespricht
Teller das Verhältnis von <foreign lang="grc">πίστις</foreign> und
<foreign lang="grc">γνῶσις</foreign>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_139_2">
<label>Lehre von Unentbehrlichkeit der Gnade Gottes zu allem Guten</label>
<p>Zum Verhältnis von göttlicher Gnade und menschlichem Zutun vgl. II §
115.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_139_3">
<label>Versöhnung durch Christum</label>
<p>Vgl. I § 61; II § 170.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_139_4">
<label>biblischen Lehre, daß der Glaube ein Geschenk Gottes sey</label>
<p>Zu den reformatorischen Grundsätzen <hi>sola fide</hi> und <hi>sola
gratia</hi> vgl. II § 83 (vgl. Eph 2,8 u.a.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_139_5">
<label>Lehre, die den Glauben an Jesum Christum als nothwendig zur Seligkeit
fordert</label>
<p>Im Blick ist das reformatorische <hi>solus Christus</hi> (vgl. Apg 15,11;
1Tim 2,5f. u.a.).</p></note>
</div>
<div n="140" type="section" id="section_2_140">
<head><pb edRef="#a" n="461"/>
<app>
<lem>140</lem>
<rdg type="v" wit="#a">427</rdg>
</app>.</head>
<p>Eben diese richtige und bedächtige <index indexName="subjects-index">
<term>Vergleichung</term>
</index>Vergleichung der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehren</term>
</index>Lehren unter einander und die Bestimmung der einen durch die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>, zeigt auch 4) den verhältnißmäßigen Werth oder <app>
<lem>dergleichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auch</rdg>
</app> Entbehrlichkeit einer Lehre. Diese Würdigung <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> sehr viel <app>
<lem>beytragen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beitragen, theils</rdg>
</app> zur Bestimmung, ob gewisse Lehren oder Vorstellungen <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eben sowohl</rdg>
</app> in den gemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht, <app>
<lem>oder nur</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">als</rdg>
</app> für <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrtere</term>
</index>Gelehrtere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gelehrte</rdg>
</app> gehören; <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">theils</rdg>
</app> zur Beruhigung <app>
<lem>unsrer selbst</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, wenn wir uns von gewissen Lehren nicht überzeugen, sie nicht so
sehr, als wir es wünschten, uns <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufklären, nicht alle Zweifel dagegen heben können; <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">theils</rdg>
</app> zur billigern Beurtheilung derer, die über gewisse <app>
<lem>Lehren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Punkte</rdg>
</app> anders denken als wir; <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">endlich</rdg>
</app> zur Absonderung unnützer oder entbehrlicherer Untersuchungen. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_140_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_140_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> Und wie viele neue Aufschlüsse gewährt 5) eine solche Vergleichung
und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenstellung</term>
</index>Zusammenstellung?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zusammenstellung,</rdg>
</app> die so viele Vorurtheile, Irrthümer und Zweifel verdrängen <app>
<lem><app>
<lem>können.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">können!</rdg>
</app> Denn</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">können; denn</rdg>
</app> wodurch anders gelangen wir zu solchen erweiterten und mehr
geläuterten Einsichten, als durch Vergleichung mehrerer Sätze, und ihrer
Bestandtheile, mit einander? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_140_note2">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_140_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_140_note1" place="end"><pb edRef="#c" n="169"/>
<app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> Man denke hier an den so <app>
<lem>äusserst zweydeutigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">äußerst zweideutigen</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_140_1"/>Streit über <index indexName="subjects-index">
<term>Grundartikel</term>
</index><hi>Grund- und <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenartikel</term>
</index>Nebenartikel</hi> des christlichen Glaubens (articulos
fundamentales primi und secundi ordinis und non fundamentales), und an den
unverständigen höchst schädlichen Eifer, der menschliche Vorstellungen von
christlichen Lehren mit <pb edRef="#b" n="195"/> diesen selbst, der
Wichtigkeit nach, in <app>
<lem>eine Classe</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Eine Klasse</rdg>
</app> setzte, auf einer, <app>
<lem>wie</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und</rdg>
</app> auf der andern Seite, an die Kälte und <pb edRef="#a" n="462"/>
Gleichgültigkeit gegen gewisse Lehren, sowohl als an den Unverstand, eine
Lehre selbst zu verwerfen, wenn eine Vorstellungsart davon verwerflich ist.
Die Lehren von dem göttlichen Ansehen der heiligen Schrift und ihrer <app>
<lem>göttlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unmittelbaren</rdg>
</app> Eingebung; von dem moralischen Verderben der Menschen, der Erbsünde
und der Zurechnung des Falles <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>, und so viele <app>
<lem>andre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">andere</rdg>
</app>, mit den <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen davon, die keinesweges zusammen stehen und fallen,
können hier zum <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> dienen.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_140_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Gute und schlechte <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung christlicher Lehren sind bekannt genug. Wie ärmlich und <app>
<lem>willkührlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkürlich</rdg>
</app> sieht die Lehre von der Eingebung der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift vor der letztern <app>
<lem>Zeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hälfte</rdg>
</app> des vorigen Jahrhunderts aus, gegen die Gestalt, die sie <app>
<lem><choice>
<sic>seltdem</sic>
<corr type="editorial">seitdem</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">seitdem</rdg>
</app>, zumal in den neuesten Zeiten, <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice></rdg>
</app> in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_140_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Töllner, Johann Gottlieb</term>
</index><persName ref="textgrid:24kqv"><app>
<lem><hi>Töllners</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Töllner's</hi></rdg>
</app></persName> Buch von der göttlichen Eingebung, gewonnen hat? Wie
ganz anders erscheinen uns jetzt die Lehren von der wahrhaftigen
Göttlichkeit des Christenthums, von der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_140_3"/>Deutlichkeit der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg type="v" wit="#c">heiligen</rdg>
</app> Schrift, von der göttlichen Vorhersehung der <app>
<lem>freyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freien</rdg>
</app> Handlungen der Menschen, von der göttlichen <app>
<lem>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>, von den göttlichen Strafen, von der Versöhnung <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und seinem
thätigen und leidenden Gehorsam, von der wahren Besserung des Menschen, und
dem, was <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> Gottes und des Menschen ist, von dem Glauben und der möglichen
Seligkeit derer, die keine Gelegenheit gehabt <app>
<lem>haben</lem>
<rdg type="v" wit="#c">haben,</rdg>
</app> das Christenthum kennen zu lernen, <pb edRef="#b" n="196"/> von der
steten Fortdauer der Strafen nach dem Tode, und mehrere <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>? die alle so laut für den <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der systematischen Untersuchungen sprechen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_140_1">
<label>Streit über Grund- und Nebenartikel des christlichen Glaubens
(articulos fundamentales primi und secundi ordinis und non
fundamentales)</label>
<p>Im Zusammenhang der Glaubensartikel (<hi>articuli fidei</hi>) kennt das
18. Jh. folgende Einteilung: Hinsichtlich des Erkenntnisgrundes wird in
reine, d.h. allein aus dem biblischen Zeugnis erkannte, Artikel
(<hi>articuli puri</hi>) und vermischte, d.h. aus der Bibel und der
Vernunft erkannte, Artikel (<hi>articuli mixti</hi>) unterschieden.
Hinsichtlich der Wichtigkeit oder Entbehrlichkeit für die biblisch
geoffenbarte Heilsordnung wird mit Grund- (<hi>arcticuli
fundamentales</hi>) und Nebenartikeln (<hi>articuli non
fundamentales</hi>) gerechnet. Zu den Nebenartikeln gehört z.B. die
Höllenfahrt Christi, die Grundartikel werden weiter in Artikel erster
und zweiter Ordnung (<hi>articuli fundamentales primi</hi> bzw.
<hi>secundi ordinis</hi>) aufgeteilt. Während die auch als
<hi>articuli constituentes</hi> oder <hi>consecutivi</hi>
bezeichneten Artikel erster Ordnung von wesentlicher Bedeutung für die
Heilsordnung sind (z.B. die Lehre von Gott, von Christus, von der
Gnadenwahl), hängen die auch als <hi>articuli conservatorii</hi> bzw.
<hi>conservativi</hi> bezeichneten Artikel zweiter Ordnung notwendig
mit denen der ersten zusammen und beschreiben entweder als <hi>articuli
antecedentes</hi> deren Voraussetzungen (z.B. die Lehre von der
Schöpfung, vom Fall) oder als <hi>articuli consequentes</hi> deren
Folgen (z. B. die Lehre von der Kirche, von der letzten Dingen). Im
Gegensatz zu den nicht heilsnotwendigen Nebenartikeln (<hi>qui salva
salute et ignorari et negari possunt</hi>), ist die Kenntnis und die
Zustimmung zu den Grundartikeln erster Ordnung unbedingt heilsnotwendig
(<hi>qui salva salute nec ignorari nec negari possunt</hi>), die
Kenntnis um die Grundartikel zweiter Ordnung ist zwar nicht unbedingt
heilsnotwendig, doch dürfen diese auch nicht abgelehnt werden (<hi>qui
salva salute ignorari, sed non negari possunt</hi>).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_140_2">
<label>Töllners Buch von der göttlichen Eingebung</label>
<p>Gemeint ist Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) Werk <hi>Die göttliche
Eingebung der heiligen Schrift</hi> (1772), in dem, nach einem
historischen Abriss, unterschiedliche Grade der Eingebung bestimmt
werden. Töllner zufolge ist durchaus mit einer göttlichen Eingebung zu
rechnen, jedoch sei diese nicht wortwörtlich geschehen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_140_3">
<label>Deutlichkeit der heil. Schrift</label>
<p>Vgl. II § 21.</p></note>
</div>
<div n="141" type="section" id="section_2_141">
<head><pb edRef="#a" n="463"/>
<pb edRef="#c" n="170"/>
<app>
<lem>141</lem>
<rdg wit="#a" type="v">428</rdg>
</app>.</head>
<p>Alle diese Vortheile <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> die systematische Theologie, zur bessern <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß des Christenthums, leisten. Sie erleichtert aber auch das
gründliche Studium der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, besonders angehenden <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen. <app>
<lem>Denn</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> 6) <app>
<lem>schon</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schon</rdg>
</app> für den langsamen Kopf, und eben so sehr für jeden, der noch zu wenig
Bekanntschaft mit der heiligen Schrift und deren rechtem Verstande, mit
Philosophie, mit Geschichte der Lehre und den so vielfältigen Versuchen
gelehrter Theologen, das Christenthum <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufzuklären, noch zu wenig feste Grundsätze und Uebung im Denken,
und <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> reifer, nüchterner Prüfung, hat, ist es ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Vortheil, wenn ihm <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> darin mit Sammlung dessen, was am bewährtesten <app>
<lem>erfunden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">befunden</rdg>
</app> worden, mit <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Untersuchung</term>
</index>Untersuchung, vorarbeiten, ihm durch ihr eigenes <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiel</term>
</index>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> die rechte Art zeigen, wie er, aufs sicherste und überzeugendste,
Untersuchungen über die Religion und das Christenthum anstellen müsse, ihn
dadurch <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> Dünkel und zu rascher Entscheidung einerseits, und <app>
<lem>andererseits</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anderseits</rdg>
</app>
<app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> Trägheit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem einmal Gelernten, verwahren. 7) Er bekommt dadurch eine
allgemeinere und geschwindere <index indexName="subjects-index">
<term>Uebersicht</term>
</index>Uebersicht des Ganzen, an die er hernach viel leichter seine übrigen
erlangten Kenntnisse und Untersuchungen knüpfen und ordnen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>. 8) Er wird durch ein wohleingerichtetes <pb edRef="#b" n="197"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System von dem Leichtern zum Schwerern fortgeführt, oder doch, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der zusammenhängenden Stellung der Lehren, durch das Vorhergehende
<pb edRef="#a" n="464"/> zu dem Nachfolgenden <app>
<lem><choice>
<sic>zubereiten</sic>
<corr type="editorial">zubereitet</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">zubereitet</rdg>
</app>. Er gewöhnt sich, durch einen solchen erläuternden und mit Beweisen
unterstützten Commentar über die biblischen Lehren, gleich anfangs zu
deutlichen und bestimmten <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen, die ihn gegen seichte Erkenntniß, Ausschweifungen der
Phantasie, halbwahre Zweifel, und <pb edRef="#c" n="171"/> mehrere
dergleichen Uebel, sichern. 9) Der stete <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhang, verbunden mit solchen deutlichen Begriffen, gewährt
einem <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstdenkender</term>
</index>Selbstdenkenden und nach gründlicher Kenntniß Durstenden ein <app>
<lem>großes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosses</rdg>
</app> Vergnügen, macht ihm das Studium der Religion selbst interessanter,
und befördert dadurch zugleich seinen Fleiß. Auch drückt sich 10) das, was
man so <app>
<lem>im</lem>
<rdg wit="#c" type="v">in</rdg>
</app> Zusammenhang gebracht hat, viel tiefer ein, und setzt uns in den
Stand, das leichter zu behalten, und sich <app>
<lem>dessen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> eher wieder zu erinnern, als was man nur einzeln und stückweise
gelernt hat.</p>
</div>
<div n="142" type="section" id="section_2_142">
<head><app>
<lem>142</lem>
<rdg wit="#a" type="v">429</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app> führt dieser systematische Vortrag des Christenthums auch manches
Unbequeme mit sich, und veranlaßt oft genug Uebel, die der rechten
Erkenntniß <app>
<lem>desselben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">derselben</rdg>
</app> nachtheilig werden. – Die Bequemlichkeit, die er verschafft, und das
Vertrauen auf <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Vorarbeit, verleitet sehr leicht zur Trägheit, hemmt den Trieb zu <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> Untersuchung, und zieht blinde Anhänglichkeit an <pb edRef="#b" n="198"/> dem System nach sich. – Nur zu oft wird darüber das Schöpfen
aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Quelle</term>
</index>Quelle, das Studium der heiligen Schrift, <app>
<lem>vernachläßigt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigt</rdg>
</app>; man be<pb edRef="#a" n="465"/>gnügt sich mit Beweisen aus der Natur
der Sache und aus dem Zusammenhang der Lehren, und, anstatt das <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System nach der heiligen Schrift zu bilden, trägt man aus jenem den
Sinn in diese hinein; wenigstens hindert die stete Rücksicht auf das System,
wogegen man nicht <app>
<lem>verstoßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verstossen</rdg>
</app> will, das recht <app>
<lem>unbefangne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unbefangene</rdg>
</app> Forschen in der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel. – Und da man in dem System, nebst den christlichen Lehren,
auch menschliche Vorstellungen davon vorträgt: so wird man gar leicht
verführt, <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Gewißheit und Wichtigkeit diesen wie jenen <app>
<lem>beyzulegen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beizulegen;</rdg>
</app> und dies verursacht wieder den Schaden, daß die oft gerechten <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel gegen solche <pb edRef="#c" n="172"/> menschliche Begriffe,
zur Bestreitung der christlichen Lehren selbst gebraucht werden. – Endlich
scheint <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Fruchtbarkeit</term>
</index>Fruchtbarkeit und das eigentlich <index indexName="subjects-index">
<term>Praktisches</term>
</index>Praktische der Religion, nebst der <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index>Anwendung des Christenthums auf <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und <index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index>Beruhigung, zu leiden. Denn je mehr Fleiß auf die Speculation
verwendet wird, <app>
<lem>je</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desto</rdg>
</app> mehr wird gemeiniglich die Anwendung, und, über dem Streben nach
<index indexName="subjects-index">
<term>Deutlichkeit</term>
</index>Deutlichkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Gewißheit</term>
</index>Gewißheit, die Beförderung des Eindrucks, den die Lehren machen
sollten, vergessen. Und, weil die Untersuchungen in dem System durch
Streitigkeiten über <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Lehren und durch die Umstände der Zeit, wo sie für nothwendig
befunden wurden, veranlaßt worden sind: so sind viele, zum Theil wichtigere,
Untersuchungen ganz versäumt, viel Un<pb edRef="#b" n="199"/>nützes,
wenigstens für uns Entbehrliches, in das System getragen, auf Vieles ein
Gewicht gelegt worden, was ihm nur die Zeitumstände <pb edRef="#a" n="466"/>
und Leidenschaften der Menschen gaben, und das Christenthum ist durch die
Ideen gewisser Schulen, Völker und Zeiten so <app>
<lem>verstellt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstellt</rdg>
</app>, der Vortrag so dürre, und durch den Gebrauch der <index indexName="subjects-index">
<term>Schulausdrücke</term>
</index>Schulausdrücke so unverständlich <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
</app>, daß man oft Mühe hat, die einfältige Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> darin wieder zu
finden.</p>
</div>
<div n="143" type="section" id="section_2_143">
<head><app>
<lem>143</lem>
<rdg wit="#a" type="v">430</rdg>
</app>.</head>
<p>Alles dieses ist <app>
<lem>wahr;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wahr,</rdg>
</app> ob es gleich von den Feinden der systematischen Lehrart und eines
besondern <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>Systems selbst, sehr übertrieben, und zu gar zu einseitiger
Beurtheilung derselben angewendet wird. – Billig fordern solche Gegner, daß
sie gehört, daß die Fehler gebessert werden, die dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart und einem besondern System ankleben. Aber eben so gerecht
ist die Forderung, die <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Vortheile dieser Lehrart nicht zu <app>
<lem>verleugnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verläugnen</rdg>
</app>, die vorhin dargestellt wurden, und das nicht zu verkennen, was
selbst die syste<pb edRef="#c" n="173"/>matische Behandlung der christlichen
Lehren zur Beförderung desjenigen <app>
<lem>beytragen kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beitragen kann</rdg>
</app>, wovon man sich einbildet, daß es durch diese Behandlung verhindert <app>
<lem>werde <ref type="note" target="#noe_2_2_143_note1">†)</ref>.
Ja</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werde. <ref type="note" target="#noe_2_2_143_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref>
Ja,</rdg>
</app> diese Forderung ist <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Systemen um so gerechter, je mehr man wahrnimmt, daß die Meisten,
welche sie so schnell verurtheilen, sich nicht einmal die Mühe gegeben
haben, den wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn gewisser Vorstellungen und die Einschränkungen zu <app>
<lem>studieren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">studiren</rdg>
</app>, mit <pb edRef="#b" n="200"/> welchen man sie in dem System <app>
<lem>behauptet <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_143_note2">††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_143_note2">††)</ref>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">behauptet; <ref type="note" target="#noe_2_2_143_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> als wozu eine viel ausgebreitetere <index indexName="subjects-index">
<term>Belesenheit</term>
</index>Belesenheit, <pb edRef="#a" n="467"/> eine weit <app>
<lem>größere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössere</rdg>
</app> Biegsamkeit der Seele, um sich in <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Vorstellungen hineinzudenken, mehr bedachtsame Prüfung und weit mehr
historische, philologische und philosophische Kenntnisse gehören, als diese
zu raschen Richter verrathen. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_143_note3">†††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_143_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_143_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> So vermindert <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die systematische Behandlung des Christenthums nicht nothwendig
den <index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß, den man auf das Studium der Bibel wendet. Vielmehr, wenn man
aus dem System sieht, wie getheilt die Christen über gewisse Stellen und
Lehren der Bibel gewesen sind: so wird man nicht nur auf manchen Sinn
geführt, der uns vorher gar nicht <app>
<lem>einfiel;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einfiel,</rdg>
</app> man wird auch ermuntert, recht genau die Bibel zu studieren, um unter
so <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen zu entscheiden, und eine recht feste, auf allen Seiten
wohl verwahrte, Ueberzeugung von dem richtigen Sinn und dessen Gründen zu
erhalten. Und wenn man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem System findet, wie sehr <app>
<lem>Ein</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ein</rdg>
</app> Satz <app>
<lem>dem Andern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den andern</rdg>
</app> einschränke, und auf wie grobe Irrthümer oder unauflösliche Zweifel
man gerathen würde, wenn man die biblischen Sätze so gerade nähme, wie sie
sich uns zuerst darstellen: so wird man ja viel vorsichtiger, <app>
<lem>nicht geradezu</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> einen gutscheinenden Sinn <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">nicht geradezu</rdg>
</app> zu billigen, und keine Ideen an gewisse Sätze der Bibel zu hängen,
die hernach diese Sätze mit andern in Widerspruch bringen. Was <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> uns von dem so verführerischen Vorurtheil: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_143_1"/>man müsse sich
einfältig an den Buch<pb edRef="#c" n="174"/>staben der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift halten, <pb edRef="#b" n="201"/> und einfältig <app>
<lem>glauben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">glauben –</rdg>
</app> was <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> uns davon abbringen, als eben die Bemerkung, die das System so
augenscheinlich macht, zu was <app>
<lem><choice>
<sic>fär</sic>
<corr type="editorial">für</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">für</rdg>
</app> Irrthümern und Widersprüchen uns die Befolgung dieses Grundsatzes
verleite?</note>
<note n="2" id="noe_2_2_143_note2" place="end"><pb edRef="#a" n="468"/>
<app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Zum <app>
<lem>Beyspiel kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Beispiel kann</rdg>
</app> hier die Lehre der evangelischen Kirchen von der Versöhnung der
Menschen mit Gott durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesum Christum</persName>, und von
der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_143_2"/>Rechtfertigung
allein durch den Glauben, dienen, gegen welche viele noch immer den Vorwurf
erneuern, daß sie die Sicherheit der Menschen <app>
<lem>befördre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befördere</rdg>
</app>, und der Nothwendigkeit der Heiligung Eintrag thue; desgleichen die
Fragen: von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_143_3"/>Nothwendigkeit der guten Werke (der Tugend) zur Seligkeit, und des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_143_4"/>Glaubens an <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesum Christum</persName> zu jeder
guten <app>
<lem>That,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">That;</rdg>
</app> von der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_143_5"/>Seligkeit derer, die das Christenthum nie gekannt haben, und <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app> Satz, daß ihre Tugenden splendida vitia wären <app>
<lem>(Fehler</lem>
<rdg wit="#a" type="v">(Fehler,</rdg>
</app> oder Mängel, die besser zu seyn scheinen, als sie sind). – In diesem
Fehler liegt der Grund zu aller Verketzerung<app>
<lem>, der sich übereilte und halbgelehrte Reformatoren eben so leicht
schuldig machen, als im Gegentheil Andere, die steif an den
gewohnten Vorstellungen von gewissen Lehren hängen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_143_note3" place="end"><app>
<lem>†††) Denn, was</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">3) Was</rdg>
</app> man <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System <app>
<lem><hi>überhaupt</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">überhaupt</rdg>
</app> nennt – <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denn</rdg>
</app> die obigen Einwürfe sind ja gegen <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> gerichtet, was so heißt – ist nicht <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> mit dem <app>
<lem><hi>besondern</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">besondern</rdg>
</app> System einer gewissen Kirche oder eines besondern Lehrers. Wer also <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzele</rdg>
</app> Lehren, wie sie philosophisch und im Zusammenhange mit andern
vorgestellt worden sind, beurtheilen will, muß nicht <pb edRef="#b" n="202"/> bloß Eine oder <app>
<lem>Eine</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eine</rdg>
</app> und die <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Vorstellung, sondern eigentlich alle Versuche kennen, die man zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung einer Lehre gemacht <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
</app> und dazu gehört keine geringe Belesenheit, Scharfsinn, Fähigkeit,
sich in <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Gedanken zu versetzen <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> Welch eine ganz andere schrift- und vernunftmäßige Gestalt haben
gewisse Lehren unter den Händen gelehrter und scharfsinniger <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer bekommen, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> je nachdem durch Streitigkeiten nähere <app>
<lem>Veranlaßung</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Veranlassung</rdg>
</app>, darüber weitere Unteruchungen anzustellen, entstanden war! <pb edRef="#c" n="175"/> Wie groß erscheint <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_143_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Leibniz, Gottfried Wilhelm</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:327kf">Leibnitz</persName></hi> auch in
den Erklärungen, die er über gewisse hergebrachte und angefochtene <pb edRef="#a" n="469"/>
<app>
<lem>Vorstellungen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>stellungen</sic>
<corr type="editorial">Vorstellungen</corr>
</choice></rdg>
</app> in der Theologie, gelegentlich in seinen Schriften eingestreuet
hat!</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_143_1">
<label>man müsse sich einfältig an den Buchstaben der heil. Schrift
halten</label>
<p>Vgl. II § 21; II § 70.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_143_2">
<label>Rechtfertigung allein durch den Glauben</label>
<p>Zu den reformatorischen Grundsätzen <hi>sola fide</hi> und <hi>sola
gratia</hi> vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_143_3">
<label>Nothwendigkeit der guten Werke</label>
<p>Zu den <hi>bona opera</hi> vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_143_4">
<label>Glaubens an Jesum Christum zu jeder guten That</label>
<p>Vgl. II § 139.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_143_5">
<label>Seligkeit derer, die das Christenthum nie gekannt haben, und der
Satz, daß ihre Tugenden splendida vitia wären</label>
<p>Der Grundsatz <hi>omnes virtutes paganorum splendida vitia sunt</hi>
(Alle Tugenden der Heiden sind glänzende Sünden) war im 18. Jh. als
Zitat des Kirchenvaters Augustin verbreitet, doch hat er ihn in dieser
Form nie gebraucht (vgl. Aug. civ. XIX 25).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_143_6">
<label>Leibnitz</label>
<p>Der bereits in jungen Jahren durch besondere philosophische,
mathematische und juristische Begabung aufgefallene und später als
<hi>lebendige Enzyklopädie</hi> bezeichnete Universalgelehrte
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) gehört zu den prägendsten Denkern
des deutschen Barock, verfügte durch seine Reisetätigkeit und als
Mitglied der bedeutendsten wissenschaftlichen Gesellschaften über gute
Kontakte zu den namhaftesten europäischen Gelehrten seiner Zeit
(Spinoza, Huygens, Malebranche, Bayle u.a.) und war zudem auch als
Wissenschaftsorganisator, Bibliothekar und Diplomat tätig. Im Hinblick
auf sein vielschichtiges Werk, zu dem u.a. auch die Erfindung einer
Rechenmaschine gehört, sei hier auf die in seiner <hi>Theodizee</hi>
(1710) vorgetragene Sichtweise, trotz allen Übels habe der gute, weise
und allmächtige Gott die <hi>beste aller möglichen Welten</hi>
erschaffen, sowie auf die posthum 1720 erschienene <hi>Monadologie</hi>
verwiesen.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_144-153">
<div n="144" type="section" id="section_2_144">
<head><app>
<lem>144</lem>
<rdg wit="#a" type="v">431</rdg>
</app>.</head>
<app type="structural-variance">
<lem><p><seg id="var_3_144_p1"><app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app> sind alle menschliche Werke unvollkommen, und die besten
Unternehmungen dem Mißbrauch ausgesetzt: soll man aber deswegen
lieber nichts versuchen, weil es doch immer nur <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_144_1"/>Stückwerk
seyn wird? <app>
<lem>Oder</lem>
<rdg type="v" wit="#a">oder</rdg>
</app> haben die Gegner der systematischen Theologie nicht auch
schon einmal ihre <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Partey</term>
</index>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> genommen, ohne die Sachen <app>
<lem>aufs</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auf's</rdg>
</app> Neue nach der heiligen Schrift zu untersuchen? <app>
<lem>Haben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben</rdg>
</app> sie nicht auch <app>
<lem>Ihr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihr</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System, das sie oft in die heilige Schrift hineintragen? <app>
<lem>Und</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und</rdg>
</app>, wenn die Natur eines Systems zu gewissen besondern
Fehlern leicht <app>
<lem>verführt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verführt:</rdg>
</app> giebts nicht wieder <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> gleich schädliche Fehler, in die man um so eher verfällt,
je weniger man gewisse Sätze im System versteht? <app>
<lem>verworrne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verworrene</rdg>
</app> Begriffe <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<pb edRef="#b" n="203"/> und daher entstehende <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Zweydeutigkeit</term>
</index>Zweydeutigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeit</rdg>
</app>, falsche damit einschleichende <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenvorstellungen</term>
</index>Nebenvorstellungen, Widersprüche, welchen man die Lehren
aussetzt <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">u. d. gl.?</rdg>
</app> – <app>
<lem>Und jenen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Jenen</rdg>
</app> Fehlern des Systems, nebst dessen zufälligem Mißbrauch
läßt sich doch abhelfen, wenn man <app>
<lem>folgende</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nur die itzt näher
anzudeutenden</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln nicht aus den Augen <app>
<lem>läßt:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">läßt.</rdg>
</app></seg></p>
<note place="end"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="no-p"/><seg id="var_3_144_p2"><app>
<lem>Die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sie können</rdg>
</app> zugleich dienen <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, <hi>theils</hi> den Werth <app>
<lem>besondrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besonderer</rdg>
</app> Systeme, und der Verfahrungsart <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Aufklärung <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Lehren zu bestimmen; <hi>theils</hi> Vorsichtigkeit zu
befördern, wenn man sich selbst sein System <app>
<lem>macht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">macht –</rdg>
</app> eine Pflicht, die jeder auf sich hat, wer <app>
<lem>eine gewissenhafte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nach einer gewissenhaf<pb edRef="#a" n="470"/>ten</rdg>
</app> Erkenntniß der Religion, und wer überall eigne
Ueberzeugung <app>
<lem>sucht;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sucht; –</rdg>
</app>
<hi>theils</hi> gerechter und billiger von denen zu urtheilen,
die über gewisse Lehren oder deren Erweislichkeit anders <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">als wir</rdg>
</app> denken <app>
<lem>wie wir</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>.</seg></note></lem>
<rdg wit="#c" type="varying-structure"><join result="p" target="#var_3_144_p1 #var_3_144_p2" scope="branches"/></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_144_1">
<label>Stückwerk</label>
<p>Vgl. 1Kor 13,9f.</p></note>
</div>
<div n="145" type="section" id="section_2_145">
<head><pb edRef="#c" n="176"/>
<app>
<lem>145</lem>
<rdg wit="#a" type="v">432</rdg>
</app>.</head>
<p><hi>Zuerst</hi>
<app>
<lem>müßte man überall bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist bei</rdg>
</app> einem christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">überall</rdg>
</app> die heilige Schrift zum Grunde <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> legen. Es kommt aber <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> so viel auf die Art an, <hi>wie</hi> dieses geschieht, und es werden <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> so manche unerkannte Fehler begangen, so manche Sätze und Beweise für
biblisch ausgegeben, die nichts weniger als <index indexName="subjects-index">
<term>biblisch</term>
</index>biblisch sind, daß es sehr der Mühe werth ist, diesen
<hi>rechten</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gebrauch</term>
</index>Gebrauch der heiligen <app>
<lem>Schrift,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schrift</rdg>
</app> zu <hi>dieser</hi> Absicht etwas bestimmter anzugeben. <app>
<lem>Hier müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Es muß</rdg>
</app> 1) <app>
<lem><choice>
<sic>znvörderst</sic>
<corr type="editorial">zuvörderst</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">zuvörderst</rdg>
</app> ausgemacht seyn, ob das zur heiligen Schrift, wie sie <hi>hier</hi>
gebraucht werden soll, gehöre, was man dahin rechnet. Denn es versteht sich
a) von selbst, wenn eine Leseart <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> gedruckten Bi<pb edRef="#b" n="204"/>beln falsch oder unsicher, und
eine Stelle <app>
<lem>unächt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unecht</rdg>
</app> ist, daß man darauf auch im System nichts bauen <app>
<lem>dürfe <ref type="note" target="#noe_2_2_145_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dürfe. <ref type="note" target="#noe_2_2_145_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_24">24</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_24">311.</ref>).</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_24">24.</ref>)</rdg>
</app> b) Eben so viel aber, und noch weit mehr, kommt darauf an, daß man
überzeugt <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, was in der heiligen Schrift als <index indexName="subjects-index">
<term>Quelle</term>
</index><hi>Quelle der <index indexName="subjects-index">
<term>Belehrung</term>
</index>Belehrung für Christen</hi> angesehen werden müsse. Denn wenn
man <app>
<lem><app>
<lem>erwegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwägt</rdg>
</app>: –</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">erwegt,</rdg>
</app> daß Gott seine in der heiligen Schrift <app>
<lem>enthaltnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erhaltenen</rdg>
</app> nähern <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarungen</term>
</index>Offenbarungen nach und nach und immer <app>
<lem>stufenweise</lem>
<rdg wit="#a" type="v">stuffenweise</rdg>
</app> deutlicher bekannt gemacht habe; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> und seine <pb edRef="#a" n="471"/> Apostel <app>
<lem>selbst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">selbst,</rdg>
</app> theils von den Offenbarungen im alten <app>
<lem>Testament</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Testament,</rdg>
</app> als von einem noch <app>
<lem>unvollkommnen <app>
<lem>Untericht</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unterricht</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unvollkommenen Unterricht,</rdg>
</app> sprechen, theils ganz <app>
<lem>andre <app>
<lem>Gesinungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesinnungen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">andere Gesinnungen</rdg>
</app> von Christen fordern, als sich zu den Zeiten des alten Testaments
fanden (<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:9:54" to="Lk:9:56">Luc. 9, 54–56.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:1:17">Joh. 1,
17.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:3:23" to="Gal:3:25">Gal. 3, 23–25.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:4:9" to="f">4, 9 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:8:6">Ebr. 8,
6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Hebr:12:18" to="Hebr:12:24">12, 18–24</citedRange></bibl>); – daß das alte
Testament doch eigentlich für Israeliten, als ein <app>
<lem>besondres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besonderes</rdg>
</app> Volk Gottes, bestimmt war, und augenscheinlich nach israelitischen
Nationalumständen und Bedürfnissen eingerichtet <app>
<lem><app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sey</rdg>
</app>
<ref type="note" target="#noe_2_2_145_note2">††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist; <ref type="note" target="#noe_2_2_145_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß hingegen die eigentliche Belehrung für <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName></hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Schüler</term>
</index>Schü<pb edRef="#c" n="177"/>ler in dem Unterricht ihres Stifters und
Herrn und seiner unmittelbaren Schüler gesucht werden müsse, und diese Reden
in den Schriften des neuen Testamentes vorkommen: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> der <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied zwischen den Büchern <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">des</rdg>
</app> neuen und alten Testamentes, als einer <app>
<lem>Quelle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erkenntnißquelle</rdg>
</app> und als eines für Christen unmittelbar verbindlichen Unterrichts,
nicht <app>
<lem>geleugnet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geläugnet</rdg>
</app> werden.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_145_note1" place="end"><pb edRef="#b" n="205"/>
<app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:11">Röm. 8, <app>
<lem>11.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">11</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">διὰ τοῦ</foreign>
<app>
<lem><choice>
<sic><foreign lang="grc">ἐνοικοῦντο ς</foreign></sic>
<corr type="editorial"><foreign lang="grc">ἐνοικοῦντος</foreign></corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c"><foreign lang="grc">ἐνοικοῦντος</foreign></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">πνεύματος ἐν ὑμῖν</foreign> statt der bessern
<foreign lang="grc">διὰ τὸ ἐνοικοῦν πνεῦμα</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_145_1"/><foreign lang="grc">ἐ. ὑ.</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:5:22">Matth. 5, <app>
<lem>22</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">22.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">εἰκῆ</foreign>. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:5:4">Joh. 5, <app>
<lem>4</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice></note>
<note n="2" id="noe_2_2_145_note2" place="end"><app>
<lem>††) <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> Die Schriften des A. T. nach ihrem Inhalt und Zweck
bearbeitet - - von <index indexName="persons-index">
<term>Hufnagel, Wilhelm Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:327kg">W. F.
Hufnagel</persName></hi>, Erstes Bändchen, Erlangen 1784.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:327kj"/> 8.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2) Mehr hierüber bei §. <ref target="#section_2_147">147</ref>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_145_1">
<label><foreign lang="grc">ἐ. ὑ.</foreign></label>
<p>D.i. erneut <foreign lang="grc">ἐν ὑμῖν</foreign>.</p></note>
</div>
<div n="146" type="section" id="section_2_146">
<head><app>
<lem>146</lem>
<rdg wit="#a" type="v">433</rdg>
</app>.</head>
<p>Nur aus den Zeugnissen der ältern jüdischen und christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">können wir</rdg>
</app> wissen <app>
<lem>wir allein</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, <pb edRef="#a" n="472"/> welche Bücher von solchen Männern
herrühren, die, als göttliche <app>
<lem>Gesandten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesandte</rdg>
</app>, die Lehren der göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung im alten und neuen Testament zuerst bekannt gemacht <app>
<lem>haben; und in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">haben. <ref type="note" target="#noe_3_2_146_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref>
– In</rdg>
</app> dieser zwiefachen Kirche hat es <app>
<lem>unleugbar verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">aber unläugbar verschiedene</rdg>
</app> Meinungen über das göttliche Ansehen <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Bücher gegeben, aus welchen man die erste Kenntniß jener <app>
<lem>Lehre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehren</rdg>
</app> schöpfen könne, ohne daß man jemanden, der darüber anders als <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> dachte, des Namens eines Juden oder Christen unwürdig gehalten hätte,
– <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> da nie ein <app>
<lem>göttliches</lem>
<rdg wit="#a" type="v">göttlich</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zeugniß</term>
</index>Zeugniß diese Frage entschieden hat. So gewiß es auch ist, daß
einige Bücher der heiligen Schrift (als die Bücher <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName>, die Evangelien, und
manche Briefe des neuen Testaments) in der Absicht geschrieben worden sind,
die Lehren der den Juden und Christen mitgetheilten göttlichen Offenbarung
zuerst schriftlich bekannt zu <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">machen</rdg>
</app> und für die Nachwelt zu erhalten: so wenig läßt <app>
<lem>sichs</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sich's</rdg>
</app> doch von andern, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_146_1"/>historischen,
bewei<pb edRef="#c" n="178"/>sen, die aber deswegen immer glaubwürdig
sind, auch in <pb edRef="#b" n="206"/>
<app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Stellen solche Lehren enthalten, und, wenn sie auch nicht eigentlich
in jener Absicht geschrieben <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wurden</rdg>
</app>, doch von Gott als ein Mittel gebraucht werden konnten, die
Aufschlüsse, die er den Menschen über die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion geben wollte, auszubreiten und fortzupflanzen. Da aber
viele dieser <app>
<lem>Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bücher,</rdg>
</app> oder die darin erzählten Reden der göttlichen Gesandten, an gewisse <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Arten von Lesern oder Zuhörern gerichtet, und nach deren besondern
Fähigkeiten, <pb edRef="#a" n="473"/> Kenntnissen und Bedürfnissen
vorgetragen, folglich, nur <app>
<lem>den</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dem</rdg>
</app>
<hi>Inhalt</hi> nach, auch für <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Arten von Lesern, hingegen, der <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index><hi>Einkleidung</hi> nach, oft nur für die damaligen Leser oder
Zuhörer bestimmt sind: so läßt sich hieraus, so wie aus dem Uebrigen vorher
Gesagten, <app>
<lem>schließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schliessen</rdg>
</app>, daß weder alle <hi>Bücher</hi> der heiligen Schrift, noch alle
<hi>Stellen</hi> derselben, noch <app>
<lem>vielweniger</lem>
<rdg type="v" wit="#a">viel weniger</rdg>
</app> alle <hi>Worte</hi>, geradezu als ein Grund angesehen werden können,
worauf sich die ungezweifelte Erkenntniß des Christenthums bauen läßt. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><ref type="note" target="#noe_3_2_146_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end" id="noe_3_2_146_note1"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1) Neben den Zeugnissen der Kirche ist allerdings auch die
<index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik als Prüfungsmittel zu nennen, wiewohl neuerdings
besonders die <hi>sogenannte höhere</hi> sich oft mehr anmaßt, als
sie billig sollte, besonders wo die kirchliche Ueberlieferung sie
behutsam machen müßte. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note place="end" id="noe_3_2_146_note2"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">2)</rdg>
</app> Was hier nur ganz im Allgemeinen gesagt ist, soll die Vorsichtigkeit
in der Wahl des Beweises der göttlichen Lehren empfehlen, und die <app>
<lem>Zweydeutigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeit</rdg>
</app> des Begriffs von dem, was <hi>biblisch</hi> ist, begreiflich <app>
<lem>machen;</lem>
<rdg type="v" wit="#a">machen,</rdg>
</app> welcher Begriff eben sowohl nur von dem gebraucht wird, was in der
Bibel <hi>steht</hi>, als von dem, was uns <hi>Gott</hi> darin über seinen
Willen <hi>geoffenbart</hi> hat. Die Gränzen näher zu bestimmen, wo sich <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> scheidet, verdiente gar sehr eine <pb edRef="#c" n="179"/> recht
genaue und vorsichtige Bestimmung, wozu hier der Ort nicht ist.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_146_1">
<label>historischen</label>
<p>Vgl. II § 63.</p></note>
</div>
<div n="147" type="section" id="section_2_147">
<head><pb edRef="#b" n="207"/>
<app>
<lem>147</lem>
<rdg wit="#a" type="v">434</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn ausgemacht ist, daß etwas in dem §. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_145">145</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_145">432</ref></rdg>
</app> angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_2_145">145.</ref>
angegebenen</rdg>
</app> Sinn zur heiligen Schrift gehöre: so tritt die <app>
<lem>2te</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app> Hauptfrage (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_145">145</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_145">432</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_145">145.</ref></rdg>
</app>) ein: wie nun die Kenntniß der Lehren aus der heiligen Schrift zu
schöpfen <app>
<lem>sey? Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei? Dieß</rdg>
</app> gründet sich auf die richtige <index indexName="subjects-index">
<term>Erklärung</term>
</index><hi>Erklärung</hi> der heiligen Schrift, und diese lediglich auf
ihren erweislichen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch. Man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> daher das früh<pb edRef="#a" n="474"/>zeitige Studium der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel und ihres Sprachgebrauchs nicht genug empfehlen, um so mehr,
als sonst auch das unbefangenste Gemüth durch einen bereits empfangenen
systematischen Unterricht gar zu leicht verstimmt und verleitet werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, gewisse Lehren in der Bibel zu <hi>suchen</hi>, anstatt sie, ohne
Rücksicht auf ein vorgefaßtes <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System, so aus der Bibel <hi>anzunehmen</hi>, wie man sie darin
<hi>findet</hi>. Was über das Auffinden des wahren biblischen
Sprachgebrauchs zu sagen wäre, ist überhaupt schon oben <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der exegetischen Theologie angegeben. Hier nur einige Anmerkungen
über die Auffindung <hi>des christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegriff</term>
</index>Lehrbegriffs in der Bibel</hi>, und einige <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> gar zu oft übersehene Fehler.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Hier ist noch viel zu leisten übrig, und die Sache ist für den
christlichen Lehrbegriff von <app>
<lem>äusserster</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerster</rdg>
</app> Wichtigkeit, wenn man nicht <app>
<lem>auf</lem>
<rdg type="v" wit="#c">aufs</rdg>
</app> Gerathewohl handeln, oder der Bibel seine <app>
<lem>eigene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eigne</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Begriffe unterschieben, und wenn man das viele <app>
<lem>willkührliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkürliche</rdg>
</app> Gerede über <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>reinbiblisch</term>
</index>reinbiblische</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>rein-biblische</hi></rdg>
</app> Theologie gehörig sichten will. Nie können die wichtigsten
Streitigkeiten <pb edRef="#b" n="208"/> über biblische Lehren aus dem Grunde
gehoben <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden;</rdg>
</app> nie werden harte Urtheile über <app>
<lem>Dissentirende</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Dissentirede</sic>
<corr type="editorial">Dissentirende</corr>
</choice></rdg>
</app> aufhören, ehe man diese Begriffe nicht vorsichtig und nach festen
Regeln aus der Bibel auffindet und klar macht, wie weit, <pb edRef="#c" n="180"/> und warum man nicht weiter in Bestimmung der biblischen
Begriffe gehen dürfe. Noch enthält unsre <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Hermenevtik</term>
</index>Hermenevtik</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hermeneutik</rdg>
</app> keine solche hinlängliche <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Regeln;</rdg>
</app> aber man hat einige sehr gute Versuche über <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> biblische Begriffe. Ich muß mich sehr irren, oder ältere christliche
Theologen haben hierin gar nichts <app>
<lem>geleistet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geleistet,</rdg>
</app>
<app>
<lem>unsre ältere sprachkundige protestantische</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unsere älteren sprachkundigen
protestantischen</rdg>
</app> Theo<pb edRef="#a" n="475"/>logen etwas weniges mehr, aber nur wenig, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> über den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_147_1"/>Begriff der <foreign lang="grc">δικαιωσεως</foreign>; viel mehr einige
Theologen <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Zeit. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_147_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">Ernesti</persName></hi> hat in
seiner <app>
<lem>vortreflichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vortrefflichen</rdg>
</app> Institutione interpretis N. T. und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_147_3"/>seiner theologischen Bibliothek zuerst die Bahn <app>
<lem>geöfnet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geöfnet,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">geöffnet;</rdg>
</app> weiter sind nur wenige, meistens einige seiner würdigen Schüler,
gegangen, besonders <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_147_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Teller, Wilhelm Abraham</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2541s">W. A. Teller</persName></hi>,
(zum Theil auch einige, <app>
<lem>die gegen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die, wie <index indexName="persons-index">
<term>Campe, Joachim Heinrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h24">Campe</persName></hi>,
über</rdg>
</app> sein Wörterbuch geschrieben <app>
<lem>haben,)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben),</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_147_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Morus, Samuel Friedrich Nathanael</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h4j">Morus</persName></hi> (selbst in
Absicht <app>
<lem><choice>
<sic>anf</sic>
<corr type="editorial">auf</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">auf</rdg>
</app>
<app>
<lem>Regeln)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Regeln),</rdg>
</app> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_147_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Tittmann, Johann August Heinrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:327tp">Tittmann</persName></hi>, in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> kleinen <app>
<lem>Schriften</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schriften, so wie Alle, die das Temporelle und
Lokale in der Schriftlehre, desgleichen den Unterschied zwischen
Hauptlehren und Introductionslehren des Christenthums näher erörtert
haben</rdg>
</app>. Ich gebe hier einen schwachen Versuch, der jedem bessern und
vollständigern gern Platz machen will.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_147_1">
<label>Begriff der <foreign lang="grc">δικαιωσεως</foreign></label>
<p>D.i. Rechtfertigung (<foreign lang="grc">δικαίωσις</foreign>) (vgl.
Röm 4,25; 5,18) (vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_147_2">
<label>Ernesti hat in seiner vortreflichen Institutione interpretis N.
T.</label>
<p>Vgl. II § 51.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_147_3">
<label>seiner theologischen Bibliothek</label>
<p>Kurz nach seinem Wechsel an die Theologische Fakultät in Leipzig gründete
Johann August Ernesti eine Rezensionszeitschrift, die zunächst als
<hi>Neue theologische Bibliothek</hi> (1760–1769) in zehn und später
als <hi>Neueste theologische Bibliothek</hi> (1771–1777) in vier Bänden
erschien. Viele der ohne Verfasserangabe veröffentlichten Beiträge
stammen laut der Mitteilung von Zeitgenossen von ihm selbst.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_147_4">
<label>W. A. Teller, (zum Theil auch einige, die gegen sein Wörterbuch
geschrieben haben,)</label>
<p>Wilhelm Abraham Tellers <hi>Wörterbuch</hi> (vgl. I § 283) sah sich
unterschiedlicher Kritik ausgesetzt, die bis hin zu lexikalischen
Gegenentwürfen reichte. So ist Friedrich Christoph Oetingers (1702–1782)
<hi>Biblisches und emblematisches Wörterbuch</hi> (1776) dem
Untertitel nach <hi>dem Tellerischen Wörterbuch und Anderer falschen
Schrifterklärungen entgegen gesezt</hi>, außerdem hat Tellers Bruder
Johann Friedrich Teller (1739–1816) ein zweibändiges, dem
lutherisch-orthodoxen Lehrbegriff verpflichtetes <hi>Wörterbuch des
Neuen Testaments</hi> (1775) vorgelegt, das sich nicht zuletzt auch
gegen das <hi>Wörterbuch</hi> seines Bruders richtete. In der dritten
Auflage der <hi>Anweisung</hi> ist dann nicht mehr von Autoren die Rede,
die <hi>gegen</hi>, sondern schlicht <hi>über</hi> Tellers
<hi>Wörterbuch</hi> geschrieben haben. Zu diesen zählt der u.a.
durch sein <hi>Wörterbuch der deutschen Sprache</hi> (vgl. I § 99 c)
hervorgetretene Joachim Heinrich Campe (1746–1818), der sich als Student
in Helmstedt öffentlich zu seinem Lehrer Teller bekannt und daraufhin
sein Stipendium verloren hatte. Eine eigene Schrift hat Campe Tellers
<hi>Wörterbuch</hi> nicht gewidmet, doch bezeichnet er es in seiner
1793 erschienenen, u.a. im <hi>Wörterbuch zur Erklärung und
Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden
Ausdrücke</hi> (<hi rend="superscript">2</hi>1813) erneut
abgedruckten Berliner Preisschrift <hi>Grundsätze, Regeln und Grenzen
der Verdeutschung</hi> als <hi>vortrefflich</hi> (aaO
43).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_147_5">
<label>Morus (selbst in Absicht auf Regeln)</label>
<p>Da Samuel Friedrich Nathanael Morus' zweibändige <hi>Hermeneutik</hi>
erst um die Jahrhundertwende erschienen ist (vgl. II § 56 c) und bereits
die erste Auflage der <hi>Anweisung</hi> den Hinweis auf seine Bedeutung
für die Formulierung hermeneutischer Regeln enthält, dürften diese den
bis 1786 erschienenen Schriften zu entnehmen und im Wesentlichen an der
Hermeneutik seines Lehrers Ernesti orientiert sein.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_147_6">
<label>Tittmann, in einzelnen kleinen Schriften</label>
<p>Der zwischen Rationalismus und Supranaturalismus einzuordnende Johann
August Heinrich Tittmann (1773–1831) rückte nach außerordentlichen
Professuren der Philosophie und Theologie bis 1818 bis zur ersten
theologischen Professur in Leipzig auf, übernahm daneben weitere Ämter
(Frühprediger an der Leipziger Universitätskirche, Domherr in Meißen,
Vorsitz des Leipziger Missionshilfsvereins, der Bibelgesellschaft und
des Taubstummeninstituts) und war zudem auch politisch tätig
(Verhandlungen mit Napoleon, Teilnahme am Wiener Kongress u.a.). In
Vorlesungen und Veröffentlichungen hat Tittmann nahezu alle
theologischen Disziplinen in den Blick genommen, an
dieser Stelle sind jedoch insbesondere die Programme <hi>De causis praecipuis
contortarum interpretationum Novi Testamenti</hi> (1800) und <hi>De
scriptorum Novi Testamenti diligentia grammatica recte
aestimanda</hi> (1813) zu nennen. Bemerkt sei, dass als Ausweis
seiner oft gerühmten rhetorischen Fähigkeiten auch im Lateinischen immer
wieder auf Tittmanns Rede anlässlich des fünfzigjährigen
akademischen Jubiläums August Hermann Niemeyers im Jahre 1827 verwiesen
wird.</p></note>
</div>
<div n="148" type="section" id="section_2_148">
<head><app>
<lem>148</lem>
<rdg wit="#a" type="v">435</rdg>
</app>.</head>
<p>Da sich die heilige Schrift so oft über unsichtbare und geistige Sachen
<index indexName="subjects-index">
<term>sinnlich</term>
</index>sinnlich <app>
<lem>ausdruckt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausdrückt</rdg>
</app>, so <app>
<lem>wäre I)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist I.</rdg>
</app> vor allen Dingen zu untersuchen, ob die <app>
<lem>Wörter</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Wörter</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Redensarten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Redensarten</hi></rdg>
</app>, worauf man bauen will, <index indexName="subjects-index">
<term>eigentlich</term>
</index>eigentlich oder <index indexName="subjects-index">
<term>uneigentlich</term>
</index>uneigentlich zu nehmen <app>
<lem><app>
<lem>wären</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sind</rdg>
</app>. <pb edRef="#b" n="209"/> Denn</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wären; denn</rdg>
</app>
<app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app> das <app>
<lem>Letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app>, so würde man, wenn man sie eigentlich nähme, Sätze der heiligen
Schrift <app>
<lem>beylegen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beilegen</rdg>
</app>, die gar nicht darin behauptet wären, <app>
<lem>und wäre das Erstere,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">im ersteren Fall aber</rdg>
</app> Sätze übersehen, die sie wirklich hätte lehren wollen. Sehr oft läßt
sich <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> gleich unterscheiden, wenn entweder die Natur der Sache die
eigentliche Bedeutung nicht <app>
<lem>zuläßt <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zuläßt, <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> oder durch <app>
<lem>beystehende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beistehende</rdg>
</app> Anzeigen <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_148_note2">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_148_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> oder Anspielungen <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_148_note3">†††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_148_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> zu <pb edRef="#c" n="181"/> erkennen gegeben wird, ob es eigentlich
oder uneigentlich gemeint <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Giebt aber <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Bedeutung einen denkbaren <app>
<lem>Sinn:</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Sinn,</rdg>
</app> so muß der Vorzug des einen vor dem andern entschieden <pb edRef="#a" n="476"/> werden, nach der <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Erklärung der heiligen Schrift in der Stelle selbst und in ihrem <app>
<lem>Zusammenhang <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note4">*)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Zusammenhang, <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app> oder in offenbar ähnlichen <app>
<lem>Stellen <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note5">**)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Stellen, <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
</app> oder nach dem Zweck eines <app>
<lem>Ausspruchs <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note6">***)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"> Ausspruchs, <ref type="note" target="#noe_2_2_148_note6"><hi rend="superscript">6</hi>)</ref></rdg>
</app> oder nach dem Sinn des Wortes in ähnlichen Verbindungen, und dem <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den letztern üblichen eigenthümlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch der heiligen Schriftsteller. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_148_note7">****)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_148_note7_c"><hi rend="superscript">7</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_148_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> zur rechten Hand Gottes sitzen; theilhaftig werden der göttlichen
Natur <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Petr:1:4">2 Petr. 1, <app>
<lem>4.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4.,</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<app>
<lem><choice>
<abbr>desgl.</abbr>
<expan>desgleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:5:27">Ephes. 5, 27</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:5:30">30.</citedRange></bibl></note>
<note n="2" id="noe_2_2_148_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:22 Eph:4:14">Ephes. 2, 22. 4,
14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:3:17"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, <app>
<lem>17</lem>
<rdg wit="#c" type="v">17.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, <choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:1:15">2 Tim. 1, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:3:16">Koloss. 3, 16.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:12:1">Röm. 12, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:13:15">Ebr. 13, 15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:2:11">Kol. 2, 11</citedRange></bibl>.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_148_note3" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> So <app>
<lem><foreign lang="grc">θάνατος</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">θανατος</foreign></rdg>
</app> eigentlich <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:12">Röm. 5, <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl> wegen Anspielung auf <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gen:2:17 Gen:3:19">1 Mos. 2, 17. 3, <app>
<lem>19</lem>
<rdg wit="#c" type="v">19.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; hingegen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:8:44">Joh. 8, <app>
<lem>44</lem>
<rdg wit="#c" type="v">44.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ἀνθρωποκτόνος</foreign>, und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:2:14">Ebr. 2, <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">τὸ κράτος ἔχων τοῦ θανάτου</foreign> uneigentlich,
wegen der Anspielung auf <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gen:3">1 Mos. 3</citedRange></bibl>.</note>
<note n="4" id="noe_2_2_148_note4" place="end"><pb edRef="#b" n="210"/>
<app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app> So ist <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:5:8">1 Petr. 5, <app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl> uneigentlich zu nehmen, weil es <index indexName="persons-index">
<term>Petrus</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t8">Petrus</persName>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:5:9"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app>
<app>
<lem>9.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">9</rdg>
</app></citedRange></bibl> durch <foreign lang="grc">παθήματα</foreign> erklärt; hingegen <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:5:21" to="f">Joh. 5, 21 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> die Auferweckung der Todten
eigentlich, wegen der Verbindung mit dem Gericht <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:5:22"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 22</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 22.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und den <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:5:28"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 28</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 28.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app> Gräbern. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:6:8">Röm. 6, <app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl> ist so wenig als <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:10 Röm:8:11"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 8, <app>
<lem>10 und 11</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">10. u. 11.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, oder <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Eph:2:5" to="f"><app>
<lem>Eph.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ephes<supplied>.</supplied></rdg>
</app> 2, 5 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> von Hoffnung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> künftigen Auferstehung gesagt, sondern von der geistlichen
Auferstehung und dem Leben zur Ehre Gottes, weil es der ganze Zusammenhang
giebt. So zeigt auch die ausdrückliche Erklärung <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:6">2 Kor. 4, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> warum <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:4"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 4</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 4.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">εἰκὼν</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">τοῦ</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">του</foreign></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">Θεοῦ</foreign>
<app>
<lem>heisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiße</rdg>
</app>, und daß es da im uneigentlichen Sinn zu nehmen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, <choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice>
<app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:3 2Kor:4:4">3 und 4</citedRange></bibl>.</note>
<note n="5" id="noe_2_2_148_note5" place="end"><pb edRef="#a" n="477"/>
<app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:6:6">Röm. 6, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl> zum <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app>, <app>
<lem><choice>
<abbr>desgl.</abbr>
<expan>desgleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:6:12"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:6:13"><app>
<lem>13</lem>
<rdg wit="#c" type="v">13.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:7:24">K. 7, <app>
<lem>24 kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">24. kann</rdg>
</app></citedRange></bibl> man unmöglich <app>
<lem>leugnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">läugnen</rdg>
</app>, daß <app>
<lem>da,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">da</rdg>
</app> nicht vom sterblichen Körper, sondern von den Tod bringenden <pb edRef="#c" n="182"/> (ins Verderben stürzenden) Lüsten die Rede <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wenn man nicht nur den ganzen Zusammenhang vergleicht, sondern auch
findet, daß <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:3:5">Kol. 3, <app>
<lem>5</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">τὰ μέλη</foreign> durch <foreign lang="grc">πορνείαν</foreign>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> erklärt, und damit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:5:29">Matth. 5, 29</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:5:30"><app>
<lem>30</lem>
<rdg wit="#c" type="v">30.</rdg>
</app></citedRange></bibl> zusammenhält.</note>
<note n="6" id="noe_2_2_148_note6" place="end"><app>
<lem>***)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6)</rdg>
</app> So würde, wenn es nicht schon das so eben Gesagte lehrte, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:5:29">Matth. 5, <app>
<lem>29</lem>
<rdg wit="#c" type="v">29.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:5:30"><app>
<lem>30</lem>
<rdg wit="#c" type="v">30.</rdg>
</app></citedRange></bibl> nicht anders als uneigentlich können
genommen werden, weil, wenn man es eigentlich nehmen wollte, der Zweck, wozu
dieses Mittel vorgeschlagen wird, dem Zweck <app>
<lem>dieser Regel <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht <app>
<lem>entspräche,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entspräche;</rdg>
</app> verglichen mit <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> eignen Worten
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:5:28"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 28</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 28.</rdg>
</app></citedRange></bibl> am Ende.</note>
<app type="structural-variance">
<lem><note n="7" id="noe_2_2_148_note7" place="end"><seg id="var_2_148_p1"><app>
<lem>****)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">7)</rdg>
</app> Die Juden sprachen <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> von allem Unglück und Sünden so, vermuthlich wegen
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gen:3">1 Mos. 3</citedRange></bibl>, <pb edRef="#b" n="211"/> als wenn der Teufel dieses alles in die
Welt gebracht hätte, so wie sie alles Gute und alles Glück Gott <app>
<lem>beylegten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beilegten</rdg>
</app>. Diese Art zu reden behält die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> von Gott, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:8:1">2 Kor. 8, 1</citedRange></bibl> und
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:8:16">16</citedRange></bibl>. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:9:14"><app>
<lem><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<app>
<lem>14;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.;</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">9, 14,</rdg>
</app></citedRange></bibl> vom Teufel <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:2:14">Ebr. 2, 14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:13:2">Joh. 13, 2.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:5:3"><app>
<lem>Apostelgesch.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Apostelgesch<supplied>.</supplied></rdg>
</app> 5, 3.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:12:7">2 Kor. 12, 7</citedRange></bibl>
<app>
<lem><choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">etc.,</rdg>
</app> legt <app>
<lem>ihr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihm</rdg>
</app> aber ohne Zweifel einen uneigentlichen Sinn unter, wie <app>
<lem><choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Tode, als einer natürlichen Veränderung des Menschen, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Sünden der Menschen, die sonst nicht ihnen könnten
zugerechnet werden, und aus <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:5:8">1 Petr. 5, <app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#a" type="v">8,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:5:9"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>9</lem>
<rdg wit="#c" type="v">9.</rdg>
</app></citedRange></bibl> offenbar ist. Wegen dieses
beständig uneigentlichen Sprachgebrauchs in solchen Redensarten,
würde man sie in andern Redensarten eben derselben Art eben so
<hi>uneigentlich</hi> erklären müssen, wie man im Gegentheil
die Versöhnung der Menschen mit Gott durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> immer
von seinen Leiden und <app>
<lem>Tode</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Tod</rdg>
</app>, nicht von seiner Lehre, also <hi>eigentlich</hi>,
erklären muß, weil die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift so beständig <pb edRef="#a" n="478"/> diese
Versöhnung dem Tode und Blute <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>,
niemals <app>
<lem>seiner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seine</rdg>
</app> Lehre, zuschreibt. Nach eben dieser Bemerkung würde ich
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:5:4"><app>
<lem>Apostelgesch.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Apostelgeschichte</rdg>
</app> 5, <app>
<lem>4</lem>
<rdg wit="#a" type="v">4:</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">4.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ἐψεύσω τῷ</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">Θεῶ</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Θεῷ</foreign></rdg>
</app>
<app>
<lem>nicht eigentlich von Gott, sondern</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> uneigentlich von den Aposteln, als Gottes Gesandten,
erklären müssen, weil es in ähnlichen Redensarten so geschehen
<pb edRef="#c" n="183"/>
<app>
<lem>muß,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß;</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. E.</abbr>
<expan>zum Exempel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:7:51">Apostelgesch. 7, <app>
<lem>51</lem>
<rdg wit="#c" type="v">51.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ἀντιπίπτειν τῷ</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">Πνεύματι</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Πνεύματι</foreign>,</rdg>
</app> welches durch <foreign lang="grc">διώκειν</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">τοὺς</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">τὰς</foreign></rdg>
</app>
<app>
<lem><foreign lang="grc">προφήτας</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">προφέτας</foreign></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:7:52"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>52</lem>
<rdg wit="#a" type="v">52.</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 52.</rdg>
</app></citedRange></bibl> erklärt wird.</seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><seg id="var_2_148_p2">{Ob ich gleich
gestehe, daß mir nicht jede dieser Erklärungen
einleuchtet, so habe ich doch Bedenken getragen, dem <choice>
<abbr>sel.</abbr>
<expan>selig</expan>
</choice> Verfasser meine Ansichten unterzuschieben,
oder hier darüber zu streiten. Die Hauptregel steht
fest, wenn auch nicht jedes Beispiel für sie beweiset.
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end" id="noe_2_2_148_note7_c"><p copyOf="#var_2_148_p1"/>
<p copyOf="#var_2_148_p2"/></note></rdg>
</app>
</div>
<div n="149" type="section" id="section_2_149">
<head><app>
<lem>149</lem>
<rdg wit="#a" type="v">436</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Doch – welches ist</rdg>
</app> nun <app>
<lem><hi>den</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>der</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index><hi>Sinn</hi> solcher <index indexName="subjects-index">
<term>uneigentlich</term>
</index>uneigentlichen <app>
<lem>Ausdrücke.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ausdrücke? –</rdg>
</app> Dieser ist oft schon mitgefunden, <pb edRef="#b" n="212"/> wenn man
den Grund gefunden hat, warum ein <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdruck</term>
</index>Ausdruck uneigentlich zu nehmen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wenigstens in den Fällen, wo man dieses <app>
<lem>Letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app> aus den <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Erklärungen der heiligen Schriftsteller, aus dem Zusammenhang oder
der Absicht eines Satzes, oder aus dem uns bekannten jüdischen Gebrauch,
erkannt hat. Ueberhaupt aber darf man nur immer <app>
<lem>auf</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Erklärungen der heiligen <app>
<lem>Schriftsteller <ref type="note" target="#noe_2_2_149_note1">†)</ref>, und,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schriftsteller, <ref type="note" target="#noe_2_2_149_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref>
und</rdg>
</app> wo die nicht gleich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>, oder im Zusammenhang sich finden, auf ähnliche <app>
<lem>Stellen <ref type="note" target="#noe_2_2_149_note2">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Stellen, <ref type="note" target="#noe_2_2_149_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> Acht haben. Schwerlich wird sich irgend ein tropischer Ausdruck
finden, der die christliche Lehre angeht, welchen man nicht auf diese Art
aus der Bibel selbst könnte verstehen lernen. Indessen haben manche <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solcher</rdg>
</app> uneigentliche Ausdrücke <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bedeutungen</term>
</index>Bedeutungen, aus welchen man das herausziehen muß, was sie mit
einander gemein haben. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_149_note3">†††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_149_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> Hat man einmal einen <index indexName="subjects-index">
<term>Trope</term>
</index>Tropen verstehen <app>
<lem>gelernt:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gelernt,</rdg>
</app> so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man da<pb edRef="#a" n="479"/>nach <app>
<lem>ähnliche <ref type="note" target="#noe_2_2_149_note4">*)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ähnliche, <ref type="note" target="#noe_2_2_149_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app> und eben so die mit ihm in einer Stelle verbundenen, erklären.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_149_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> So ist der <app>
<lem><hi>innre</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>innere</hi></rdg>
</app>
<hi>Mensch</hi>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:7:22">Röm. 7, <app>
<lem>22</lem>
<rdg wit="#c" type="v">22.</rdg>
</app></citedRange></bibl> gewiß anders nichts, als <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:7:23"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 23</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 23.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ὁ νοῦς</foreign>, <app>
<lem>der Verstand,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> so fern er Gottes Gesetze erkennt; <hi>Friede mit Gott</hi>
<app>
<lem><hi>haben</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>haben</hi>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:1"><app>
<lem>Römer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Röm.</rdg>
</app> 5, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.</rdg>
</app></citedRange></bibl> eben so viel, als <hi>keine Strafen
von</hi>
<app>
<lem><hi>ihm</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>ihn</hi></rdg>
</app>
<hi>fürchten</hi>
<app>
<lem><hi>dürfen</hi>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:9"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>9;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">9,</rdg>
</app></citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>dürfen</hi>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:9">V. 9.;</citedRange></bibl></rdg>
</app> und aus eben diesem Zusam<pb edRef="#c" n="184"/>menhang, oder
vielmehr <app>
<lem>aus</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName> Erklärungen, läßt
sich der wahre Begriff von <index indexName="subjects-index">
<term>Versöhnung</term>
</index><hi>Versöhnung der Menschen mit Gott durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName></hi>
abnehmen. Denn <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:10"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 10 heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 10. heißen</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">καταλλαγέντες</foreign> eben die, welche <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:9"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app>
<app>
<lem>9.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">9</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">δικαιωθέντες</foreign>
<app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heißen</rdg>
</app>, oder solche, die nicht mehr als Strafwürdige von Gott behandelt
werden, so wie sie vor <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Tod <pb edRef="#b" n="213"/>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:8"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app> 8.</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:10"><app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ἁμαρτωλοὶ</foreign>
<app>
<lem>(Strafwürdige)</lem>
<rdg wit="#a" type="v">(Strafwürdige<supplied>)</supplied></rdg>
</app> und <foreign lang="grc">ἐχθροὶ</foreign> (Feinde) <app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heißen</rdg>
</app>. Aus diesem Letztern ist zu ersehen, warum <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> das Wort
<hi>Versöhnen</hi> brauche, <app>
<lem>nemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nämlich</rdg>
</app> weil man dieses von denen sagt, die vorher als Feinde angesehen <app>
<lem>wurden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wurden:</rdg>
</app> und demnach liegt in diesem uneigentlichen Ausdruck der
<hi>Versöhnung</hi> weiter kein <app>
<lem>andres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderes</rdg>
</app> Bild <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> Aehnlichkeit, als <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app>, daß Gott uns, wegen des Todes <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, nicht als <app>
<lem>Strafwürdige</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Strafwürdige</hi></rdg>
</app> oder Feinde behandeln <app>
<lem>wolle</lem>
<rdg wit="#a" type="v">will</rdg>
</app>.</note>
<note id="noe_2_2_149_note2" n="2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Der so eben angegebene Begriff von <hi>Versöhnung</hi>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> wird durch ähnliche Stellen augenscheinlich <app>
<lem>bestätiget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bestätigt</rdg>
</app>. Denn <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5">2 Kor. 5.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heißen</rdg>
</app> die <hi>Versöhnten</hi>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:19"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>19,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">19</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 19.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> Gerechtigkeit <app>
<lem>Gottes,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gottes</rdg>
</app> (Gerechte vor <app>
<lem>Gott,) <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:21"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 21</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gott), <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:21">V. 21.</citedRange></bibl></rdg>
</app>, und <hi>Gott versöhnte die Welt durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> mit</hi>
<app>
<lem><hi>sich</hi>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:19"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 19</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>sich</hi>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:19">V. 19.</citedRange></bibl></rdg>
</app> erklärt <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> gleich durch: er
rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:11:15">Röm. 11, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl> wird <foreign lang="grc">καταλλαγὴ</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">Κόσμου</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">Κοσμου</foreign></rdg>
</app> durch <foreign lang="grc">ζωὴν ἐκ νεκρῶν</foreign> erklärt (<choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> vermöge dieses Gegensatzes, die Heiden waren
<hi>Todeswürdige</hi>, und ihnen ist nun das <hi>Leben</hi> zugesprochen);
hingegen <app>
<lem>heis<pb edRef="#a" n="480"/>sen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:11:28"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 28</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">heißen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:11:28">V. 28.</citedRange></bibl></rdg>
</app> die <app>
<lem>Juden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Juden</rdg>
</app>
<app>
<lem>Feinde,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Feinde</rdg>
</app> (gerade wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:10">Röm. 5, <app>
<lem>10)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.),</rdg>
</app></citedRange></bibl> im Gegensatz gegen <hi>Beliebte</hi>
(denen Gott wohl will); <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und sie sind <hi>versöhnt</hi>, sobald dieß
Wohlgefallen anders möglich ist;</rdg>
</app> also können <hi>Feinde</hi> nicht seyn die Gott hassen, und
Versöhnung <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>Besserung bedeuten,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Besserung</hi> bedeuten;</rdg>
</app> sondern <hi>Feinde</hi> sind, an welchen Gott keinen Wohlgefallen
haben <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>. – So sind <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:1">Ephes. 2, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:5"><app>
<lem>5</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<hi>Todte</hi> nicht: ganz Unfähige zu allem Guten, sondern Strafwürdige,
nicht nur, weil sie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:3"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 3</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 3.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">τέκνα ὀργῆς</foreign>
<app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heißen</rdg>
</app>, sondern auch, weil <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:2:13">Kol. 2, <app>
<lem>13</lem>
<rdg wit="#c" type="v">13.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<hi>Lebendigmachen</hi> durch <hi>Sünde vergeben</hi> erklärt wird.</note>
<note id="noe_2_2_149_note3" n="3" place="end"><pb edRef="#c" n="185"/>
<app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Ein <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> ist der Name <hi>Kinder Gottes</hi> (<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_149_1"/><app>
<lem>mein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">das</rdg>
</app> Programm de nomine filiorum Dei, in <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Opusculis <app>
<lem>Fascicul. II. <choice>
<abbr>No.</abbr>
<expan>Numero</expan>
</choice>
<app>
<lem>13.).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">13.)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice> II.).</rdg>
</app> Dieser bedeutet <pb edRef="#b" n="214"/>
<hi>bald</hi> den, der Gott gleich gesinnt <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:5:45">Matth. 5, 45.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:2:29">1 Joh. 2, <app>
<lem>29</lem>
<rdg wit="#c" type="v">29.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, <hi>bald</hi> den, der das für wahr
annimmt, was göttliche Wahrheit <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:4:6">1 Joh. 4, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, <app>
<lem>bald</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>bald</hi></rdg>
</app> den, der eben so selig ist wie <app>
<lem>er</lem>
<rdg wit="#c" type="v">er,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:3:1">1 Joh. 3, 1.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:17">Röm. <app>
<lem>8, 17</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">8., 17.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; also überhaupt, wer ihm <hi>ähnlich</hi>
ist.</note>
<note id="noe_2_2_149_note4" n="4" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app> Nach der vorstehenden Anmerkung wäre also klar, was das <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>: <hi>der göttlichen Natur theilhaftig</hi>
<app>
<lem><hi>werden</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>werden</hi>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Petr:1:4">2 Petr. 1, <app>
<lem>4</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, welches selbst die <app>
<lem>beygefügte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigefügte</rdg>
</app> Erklärung <app>
<lem>lehrt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lehrt:</rdg>
</app>
<hi>von oben her geboren</hi>
<app>
<lem><hi>werden</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>werden</hi>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:3">Joh. 3, <app>
<lem>3</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; <hi>das Reich Gottes als ein Kind
annehmen</hi>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:10:15">Marc. 10, 15.</citedRange></bibl> – Weiß man
einmal, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:14:23">Joh. 14, <app>
<lem>23 heisse</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">23. heiße</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<hi>Gott wohnt</hi>
<app>
<lem><hi>bey</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>bei</hi></rdg>
</app>
<hi>uns</hi>, so viel, als: er unterrichtet, belehrt <app>
<lem>uns,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">uns</rdg>
</app> (wie aus <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:14:22"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app> 22</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:14:26"><app>
<lem>26</lem>
<rdg wit="#c" type="v">26.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, <choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:14:16"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app> 16</citedRange></bibl> und <app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:14:17">17</citedRange></bibl>,
desgleichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:14:17">17.,</citedRange></bibl> desgl.</rdg>
</app> aus <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:15:7"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 15, 7.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:3:16">Kol. 3, <app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Eph:3:17" to="Eph:3:19">Ephes. 3, <app>
<lem>17–19</lem>
<rdg wit="#c" type="v">17–19.</rdg>
</app></citedRange></bibl> offenbar ist): so weiß man auch, daß
<foreign lang="grc">μένειν ἐν Θεῷ</foreign> oder <app>
<lem><foreign lang="grc">Χριστῶ</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Χριστῶ</foreign>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:15:3 Joh:15:7">Joh. 15, 3. <app>
<lem>7</lem>
<rdg wit="#c" type="v">7.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und anderwärts, nichts anders <app>
<lem>heisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiße</rdg>
</app>, als: sich an diese Belehrung <app>
<lem>halten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">halten;</rdg>
</app> und danach ist die ganze Allegorie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Joh:15:1" to="f">Joh. 15, 1 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> zu verste<pb edRef="#a" n="481"/>hen; <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_149_2"/>Programm über diese Stelle in <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">meinen</rdg>
</app> Opusc. <app>
<lem>Fasc. II. <choice>
<abbr>N.</abbr>
<expan>Numero</expan>
</choice> 2.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice>
<choice>
<sic>II.)</sic>
<corr type="editorial">II.</corr>
</choice></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_149_1">
<label>mein Programm de nomine filiorum Dei, in den Opusculis Fascicul. II.
No. 13</label>
<p>Nösselts <hi>De vera vi nominis filiorum Dei disputatio</hi> ist in
<hi>Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus
II</hi> (1787), 333–350 (XIII.) abgedruckt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_149_2">
<label>Programm über diese Stelle in den Opusc. Fasc. II. N. 2</label>
<p>In <hi>Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus
II</hi> (1787), 25–62 (II.) findet sich Nösselts <hi>Interpretatio
grammatica capitis XV et XVI. Evangelii Ioannis</hi>.</p></note>
</div>
<div type="section" n="150" id="section_2_150">
<head><app>
<lem>150</lem>
<rdg wit="#a" type="v">437</rdg>
</app>.</head>
<p>Hiernächst (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_148">148.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_148">435</ref></rdg>
</app>) <app>
<lem>müßten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">müssen</rdg>
</app> wir uns <app>
<lem>II)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">II.</rdg>
</app> sowohl <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen <index indexName="subjects-index">
<term>uneigentlich</term>
</index>uneigentlichen als überhaupt <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen und Sätzen der heiligen <app>
<lem>Schrift dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schrift, dieß</rdg>
</app> zur allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Regel</term>
</index>Regel machen, niemals einen Begriff unterzulegen, er <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>
<hi>an sich</hi> so wahr, oder <hi>unserm</hi>, gemeinen oder gelehrten,
Sprachgebrauch so gemäß, als er wolle; wenn wir nicht beweisen können,
dieser Begriff <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> wirklich in der Bibel an ein gewisses Wort oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eine</rdg>
</app> Redensart <pb edRef="#b" n="215"/> geknüpft, und zwar in der Stelle,
wo derjenige <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdruck</term>
</index>Ausdruck vorkommt, worauf wir bauen. Denn es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> etwas wahr, und doch von <app>
<lem>jemand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jemandem</rdg>
</app> nicht ge<pb edRef="#c" n="186"/>meint; es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> eine Bedeutung in der Bibel üblich seyn, und doch ist sie in einer
gewissen Stelle nicht gebraucht; es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> etwas nach <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprachart</term>
</index>Sprachart gewöhnlich seyn, und ists doch in der Sprache der Apostel
nicht; es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ein Begriff sogar allen Sprachen gemein seyn, und doch <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er von einem besondern Schriftsteller eine nähere Einschränkung oder
Erweiterung bekommen haben. Wenn wir von der heiligen Schrift
<hi>lernen</hi>
<app>
<lem>sollen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sollen,</rdg>
</app> so müssen wir auch nur <hi>sie</hi> hören, und nicht das
unterschieben, was sich zu <app>
<lem><hi>unsrer</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>unserer</hi></rdg>
</app> Art zu reden und zu <hi>unsern</hi> Urtheilen am meisten reimt. Wo
diese Regel aufhört, da hört auch das <index indexName="subjects-index">
<term>Biblisches</term>
</index><hi>Biblische</hi> auf, da fangen <app>
<lem><hi>unsre</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>unsere</hi></rdg>
</app> Zusätze an. So ungereimt es <pb edRef="#a" n="482"/> ist, so
gewöhnlich ists doch, <app>
<lem>dies Beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieß Beides</rdg>
</app> zu verwechseln: dieses <hi>steht</hi> in der Bibel, und es <hi>steht
in dem Sinn</hi> darin, wie wirs nehmen; man begnügt sich nur zu oft mit
dem Erstern, und vergißt das <app>
<lem>Letztere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Letztre</rdg>
</app>, worauf es doch hier allein ankommt.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Zu den Vergehungen gegen diese Regel gehört: <list>
<item>1. wenn man den biblischen Wörtern <index indexName="subjects-index">
<term>Bedeutungen</term>
</index>Bedeutungen giebt, die sie überall in der Bibel nicht <app>
<lem>haben;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben:</rdg>
</app> als, daß <foreign lang="grc">χάρις</foreign> von
übernatürlichen Wirkungen Gottes in den Menschen (von gratia <app>
<lem>inhaesiva)</lem>
<rdg wit="#a" type="v">inhaesiua)</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">inhaesiva),</rdg>
</app> im Gegensatz gegen natürliche Kräfte des Menschen, gebraucht
werde, da doch <foreign lang="grc">χάρις</foreign> stets in der
Bibel entweder von Gottes <app>
<lem>freyer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freier</rdg>
</app> Güte, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:5">Ephes. <pb edRef="#b" n="216"/> 2, <app>
<lem>5</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:4"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>4</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, oder von seinen Wohlthaten
überhaupt gebraucht wird; <app>
<lem>desgl.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c" type="v">desgleichen</rdg>
</app> daß <foreign lang="grc">διαθήκη</foreign> einen
eigentlichen Vertrag bedeute, worauf man die ganze Föderaltheologie,
die Lehre von Zurechnung des Falls <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>, von <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb"><app>
<lem>Adam</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Adam,</rdg>
</app></persName> als <app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einem</rdg>
</app> Repräsentanten des menschlichen Geschlechts, <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> gebaut hat; daß <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:2:14">1 Kor. 2, <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">πνευματικοὶ</foreign> und <foreign lang="grc">ψυχικοὶ</foreign>, Wiedergeborne und
Unwiedergeborne sind <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></item>
<item><pb edRef="#c" n="187"/> 2. Wenn man Bedeutungen in eine Stelle
trägt, die sie in <app>
<lem><hi>der</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">der</rdg>
</app> Stelle nicht haben, woraus man etwas beweisen will; als in <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> Stelle <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Röm:5:12" to="f">Röm. 5, 12 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> den gewöhnlichsten Begriff <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">die</rdg>
</app> Zurechnung, worauf hernach die Lehre von einer <hi>mit</hi>
und <hi>in</hi> Adam <app>
<lem>begangnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">begangenen</rdg>
</app> Sünde, von schon daher rührender Strafwürdigkeit der Menschen <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> gegründet wird; oder in das Wort <app>
<lem><foreign lang="grc">αἰώνιος</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">αἰωνιος</foreign></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:46">Matth. 25, <app>
<lem>46</lem>
<rdg wit="#c" type="v">46.</rdg>
</app></citedRange></bibl> den Begriff von <hi>nicht
immer</hi>, sondern nur <hi>lange</hi> dauernden Strafen, weil
man dieses besser mit Gottes unendlicher Güte, oder vielmehr die
gewöhnlichen falschen <hi>Begriffe</hi>
<pb edRef="#a" n="483"/> von eigentlicher Ewigkeit der Strafen,
nicht mit dieser Güte zu reimen weiß, so sehr auch für die <app>
<lem>erstre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erstere</rdg>
</app> Bedeutung der Gegensatz in der Stelle selbst (<foreign lang="grc">ζωὴ</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ἀιώνιος</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">αἰώνιος</foreign></rdg>
</app>) und die Stelle <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:9:46">Marc. 9, <app>
<lem>46</lem>
<rdg wit="#c" type="v">46.</rdg>
</app></citedRange></bibl> spricht.</item>
<item>3. Wenn man einen Unterschied zwischen biblischen Ausdrücken
erdichtet, den sie, wenigstens in den Stellen, wo man diesen
Unterschied anbringt, nicht haben; als zwischen <foreign lang="grc">ἐκπορεύεσθαι</foreign> und <foreign lang="grc">ἐξέρχεσθαι</foreign>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:15:26">Joh. 15, <app>
<lem>26</lem>
<rdg wit="#c" type="v">26.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> die doch <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:16:28"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 16, <app>
<lem>28</lem>
<rdg wit="#c" type="v">28.</rdg>
</app></citedRange></bibl> gleichgültige Ausdrücke sind;
desgleichen zwischen den Wörtern <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:22:37">Matth. 22, 37.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Gal:5:19" to="f">Gal. 5, 19 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></item>
<item><pb edRef="#b" n="217"/> 4. Wenn man gewöhnliche <app>
<lem>und,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und</rdg>
</app> der Sache selbst <app>
<lem>nach,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nach</rdg>
</app> richtige Abtheilungen in Stellen trägt, wo gar nicht zu
beweisen ist, daß die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schriftsteller diese <index indexName="subjects-index">
<term>Verschiedenheit</term>
</index>Verschiedenheit im Sinn gehabt haben; als die Abtheilung in
das rituelle und moralische Gesetz <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Röm:3:20" to="f">Röm. 3, 20 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>, den Unterschied zwischen
Gott- und Menschheit <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> den Unterschied zwischen <hi>Wieder-</hi> und
<hi>Unwiedergebornen</hi>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Röm:7:14" to="f">Röm. 7, 14 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></item>
<item>5. Wenn man an die Wörter <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenbegriffe</term>
</index>Nebenbegriffe hängt, wovon keine Spur im Wort oder dem Texte <app>
<lem>liegt;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">liegt,</rdg>
</app> als <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:6:44">Joh. 6, <app>
<lem>44</lem>
<rdg wit="#c" type="v">44.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> von <hi>unmittelbaren</hi> oder
<hi>übernatürlichen</hi> Wirkungen, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5">Röm. 5.</citedRange></bibl> von unserm
Tode als <hi>Strafe</hi>
<app>
<lem>u. d. gl.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">und dergleichen.</rdg>
</app></item>
</list></note>
</div>
<div type="section" n="151" id="section_2_151">
<head><pb edRef="#c" n="188"/>
<app>
<lem>151</lem>
<rdg wit="#a" type="v">438</rdg>
</app>.</head>
<p>Doch hier ist nicht sowohl die Frage, wie man <app>
<lem>hinter</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch der heiligen Schrift überhaupt <app>
<lem>komme,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">komme</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">entdecken könne</rdg>
</app> (davon ist schon oben geredet worden), sondern wie <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> den <hi>bestimmten</hi> Sprachgebrauch, <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> in Rücksicht auf <pb edRef="#a" n="484"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegriffe</term>
</index>Lehrbegriffe, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> wie <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> finde, welche Erweiterung oder Einschränkung die heiligen
Schriftsteller ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdrücke</term>
</index>Ausdrücken gegeben haben, um weder zu wenig noch zu viel aus ihren
Ausdrücken zu nehmen? Nun ist doch offenbar, daß sie dieselben nicht überall
nach <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Umfang nehmen (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<foreign lang="grc">πίστις</foreign>, <foreign lang="grc">μετάνοια</foreign>, <foreign lang="grc">βασιλεία τοῦ Θεοῦ</foreign>,
<foreign lang="grc">τοῦ Χριστοῦ</foreign>, <foreign lang="grc">τῶν
οὐρανῶν</foreign>), daß sie bisweilen nur Einen Theil, Eine Eigenschaft
einer Sache, Einen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gesichtspunct</term>
</index>Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
</app>
<app>
<lem>erwähnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnen</rdg>
</app>, woraus man sie ansehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="218"/> daß sie bisweilen genauer, bisweilen
unbestimmter davon reden <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice> Daher müssen diese Ausdrücke <hi>erst</hi> in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Stellen untersucht, <hi>hernach</hi> diese <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">einzelnen</rdg>
</app> Stellen verglichen, und mit einander verbunden werden, um den ganzen
Umfang desjenigen zu erkennen, was sie von den Lehren durch ihre Ausdrücke
anzeigen wollen. In <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> Fällen würde man sowohl auf die <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Wörter und Redensarten, als auf die Sätze sehen <app>
<lem>müßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">müssen</rdg>
</app>, worin sie einen Begriff mit einem andern verbinden.</p>
</div>
<div type="section" n="152" id="section_2_152">
<head><app>
<lem>152</lem>
<rdg wit="#a" type="v">439</rdg>
</app>.</head>
<p>Worauf hätte man also <app>
<lem>III)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">III.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_150">150.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_150">437</ref></rdg>
</app>) zu sehen, um zu finden, in welchem Umfang die mit biblischen <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdrücke</term>
</index>Ausdrücken <app>
<lem>verbundne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verbundenen</rdg>
</app> Begriffe in <app>
<lem><hi>einzelnen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>einzlen</hi></rdg>
</app> Stellen genommen werden? Hier <app>
<lem>müßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">müssen</rdg>
</app> wir 1) untersuchen, welche <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung oder Umfang haben die von den heiligen Schriftstellern
gebrauchten Ausdrücke schon in der Sprache, <pb edRef="#c" n="189"/> der sie
sich bedienten, besonders in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_152_1"/><app>
<lem><app>
<lem>ebräischgriechischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ebräisch-<pb edRef="#a" n="485"/>griechischen</rdg>
</app>
<ref type="note" target="#noe_2_2_152_note1">†)</ref>?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ebräisch-griechischen? <ref type="note" target="#noe_2_2_152_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> 2) Bekommen sie in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Stellen von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> oder den heiligen
Schriftstellern eine nähere Bestimmung, oder nicht? und, wenn jenes ist,
welche? Denn oft <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app> sie, wie es in dem <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populären Vortrag gewöhnlich ist, die Ausdrücke nicht nach der
strengen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Bedeutung</term>
</index>Bedeutung <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_152_note2">††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_152_note2">††)</ref>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Bedeutung; <ref type="note" target="#noe_2_2_152_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> sie legen ihnen gereinigtere Begriffe <app>
<lem>unter <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_152_note3">†††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_152_note3">†††)</ref>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unter; <ref type="note" target="#noe_2_2_152_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> sie verengen oder erweitern die mit den Ausdrücken <app>
<lem><app>
<lem>verbundene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verbundne</rdg>
</app> Begriffe <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_152_note4">*)</ref>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_152_note4">*)</ref>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verbundenen Begriffe; <ref type="note" target="#noe_2_2_152_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app> sie geben nicht nur die Sachen an, sie erklären sie auch <app>
<lem>näher <ref type="note" target="#noe_2_2_152_note5">**)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">näher. <ref type="note" target="#noe_2_2_152_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
</app> Wie dieses alles in <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einer</rdg>
</app> Stelle <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, das <app>
<lem>müßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">müssen</rdg>
</app> die <pb edRef="#b" n="219"/> schon oft genannten Hülfsmittel, die
ausdrückliche Erklärung, der Zusammenhang, der Zweck der Rede und die
eigentlichen Parallelstellen lehren.</p>
<note id="noe_2_2_152_note1" n="1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> So brauchen die griechischen Uebersetzer, Symmachus <app>
<lem><choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">z. B.,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ijob:36:10">Hiob 36, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Jes:30:15">Jes. 30, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">μετανοεῖν</foreign>
<app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>nd</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">μετάνοια</foreign> statt des hebräischen <foreign lang="hbo">שׁוב אל יהוה</foreign> oder <foreign lang="hbo">שׁובה</foreign>, und dieses <app>
<lem>Letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app>, welches sie <foreign lang="grc">ἐπιστρέφειν πρὸς τὸν
Θεὸν</foreign> übersetzen, wird <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Dtn:30:10">5 Mos. 30, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl> offenbar erklärt durch: der Stimme des
Herrn gehorchen, und seine Gebote befolgen; daher heißt <foreign lang="grc">μετάνοια</foreign> nach dem hebräischen Sprachgebrauch
gewiß die gänzliche Besserung des <app>
<lem>Menschen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Menschen,</rdg>
</app> und <app>
<lem><hi>Buße</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Busse</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>(<foreign lang="grc">μετανοια</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v">(<foreign lang="grc">μετάνοια</foreign></rdg>
</app>) und <hi>Bekehrung</hi> (<foreign lang="grc">ἐπιστροφὴ</foreign>)
ist gewiß <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app>. <foreign lang="grc">Φόβος</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_152_2"/><foreign lang="grc">κ. τρόμος</foreign>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phil:2:12">Phil. 2, 12.</citedRange></bibl> ist nicht
<hi>Furcht und Zittern</hi>, sondern <hi>Achtung, Scheu,
Bescheidenheit</hi>, wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:3:15">1 Petr. 3, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Petr:2:10">2 Petr. 2, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:2:2">1 Kor. 2, <app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:10:10">2 Kor. 10, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, fordert also keine Aengstlichkeit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Besserung, die ohnehin, nach <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:15">Röm. 8, <app>
<lem>15,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">15</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">15.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> dem Geiste des Christenthums zuwider
ist.</note>
<note id="noe_2_2_152_note2" n="2" place="end"><pb edRef="#a" n="486"/>
<app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wie in den Redensarten, die Gott <app>
<lem>scheinen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zum Urheber des Bösen zu <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">machen scheinen</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_138">138.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_138">425</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>††</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2.</rdg>
</app>); in <foreign lang="grc">πεπραμένος ὑπὸ τὴν ἁμαρτίαν</foreign>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:7:14">Röm. 7, <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:12"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 8, <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; in <foreign lang="grc">ἀδύνατον</foreign>, was sehr schwer, nicht, was unmög<pb edRef="#c" n="190"/>lich ist, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:6:4">Ebr. 6, <app>
<lem>4.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">4</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">4.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <foreign lang="grc">κατάρας</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ἐγγὺς</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">ἐγγύς</foreign>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:6:8"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:19:26">Matth. 19, <app>
<lem>26.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">26</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">26.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:19:23"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app> 23.</citedRange></bibl></note>
<note n="3" id="noe_2_2_152_note3" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> der <app>
<lem><foreign lang="grc">βασιλείᾳ</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">βασιλειᾳ</foreign></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">τοῦ Χριστοῦ</foreign>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:18:36">Joh. 18, <app>
<lem>36</lem>
<rdg wit="#c" type="v">36.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:1:15">Marc. 1, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, wenn sie es auch nicht immer
ausdrücklich sagen, wie <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Christus</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Christus,</rdg>
</app></persName>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Apg:1:7" to="f">Apostelgesch. 1, <pb edRef="#b" n="220"/> 7 <app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">f.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> in seiner Antwort; den jüdischen
Redensarten vom Satan oder Teufel, womit sie offenbar in vielen Stellen alle
Hindernisse des Guten bezeichnen, es mögen Irrthümer oder Laster, oder <app>
<lem>Unglück,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unglück</rdg>
</app> oder feindselige Menschen seyn, wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:14:30">Joh. 14, <app>
<lem>30</lem>
<rdg wit="#c" type="v">30.</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:16:33">16, <app>
<lem>33</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">33.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:10:18 Lk:10:19">Luc. 10, 18. <app>
<lem>19</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">19.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:16:20">Röm. 16, <app>
<lem>20</lem>
<rdg wit="#c" type="v">20.</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:16:17"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app> 17</citedRange></bibl>.</note>
<note n="4" id="noe_2_2_152_note4" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>D. i.</abbr>
<expan>Das ist</expan>
</choice> sie geben ihnen entweder einen Nachdruck oder <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenbegriff</term>
</index>Nebenbegriff, den die Ausdrücke an sich nicht haben, wie dem
<hi>Auferwecken</hi>, nämlich zur Seligkeit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:6:39">Joh. 6, <app>
<lem>39</lem>
<rdg wit="#c" type="v">39.</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:6:37"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>37</lem>
<rdg wit="#c" type="v">37.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, der <foreign lang="grc">γνῶσει
τοῦ</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">Θεου</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Θεοῦ</foreign>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:2:3">1 Joh. 2, <app>
<lem>3</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:4:6"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, dem <foreign lang="grc">μεριμνᾶν</foreign>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:6:25">Matth. 6, <app>
<lem>25</lem>
<rdg wit="#c" type="v">25.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; <hi>oder</hi> nehmen die mit den Worten
gewöhnlich <app>
<lem>verbundnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verbundenen</rdg>
</app> Begriffe bald weiter, bald enger, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<foreign lang="grc">πίστις</foreign>, <foreign lang="grc">νόμος</foreign>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. dgl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note n="5" id="noe_2_2_152_note5" place="end"><app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app> So erklärt <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:15:11" to="f">Luc. 15, 11 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> was zur <foreign lang="grc">μετανοίᾳ</foreign>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:15:10"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<app>
<lem>gehöre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gehöre</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:14">Joh. 3, <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> was er <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:15"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:16"><app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl> für einen <hi>Glauben an sich</hi>
verstehe, und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Joh:6:44" to="Joh:6:46">Joh. 6, <app>
<lem>44–46</lem>
<rdg wit="#c" type="v">44–46.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> daß er von keiner gewaltsamen Besserung
rede, sondern von <app>
<lem>einer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einer,</rdg>
</app> die durch Unterricht, und zwar durch mittelbaren Unterricht,
geschieht.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_152_1">
<label>ebräischgriechischen</label>
<p>Vgl. II § 72.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_152_2">
<label><foreign lang="grc">κ.</foreign></label>
<p>Phil 2,12 liest <foreign lang="grc">καὶ</foreign> (vgl. II §
67).</p></note>
</div>
<div n="153" type="section" id="section_2_153">
<head><pb edRef="#a" n="487"/>
<app>
<lem>153</lem>
<rdg wit="#a" type="v">440</rdg>
</app>.</head>
<p>Eben darauf muß man 3) <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Sätze</term>
</index>Sätzen Acht geben, und ihre Ausdehnung darnach bestimmen. Von <app>
<lem>wem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">welchen Personen</rdg>
</app> reden sie <app>
<lem>allein</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> in einer Stelle? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_153_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_153_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> wie weit legen sie ihnen etwas <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>, oder fordern es von ihnen? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_153_note2">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_153_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> 4) Haben sie <pb edRef="#b" n="221"/> aber einen <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn oder die Beschaffenheit und <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdehnung</term>
</index>Ausdehnung eines Begriffs oder Satzes nicht näher <app>
<lem>angegeben:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegeben,</rdg>
</app> so muß es nach dem verstanden werden, was sie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihren Zuhörern oder Lesern, nach ihren Umständen, aus der ihnen <pb edRef="#c" n="191"/> bekannten Natur der Sache, oder dem sonst bekannten
Sprachgebrauch, oder Gewohnheiten, oder anderweitigen Unterricht derselben,
voraussetzen <app>
<lem>konnten <ref type="note" target="#noe_2_2_153_note3">*)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">konnten. <ref type="note" target="#noe_2_2_153_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> Indessen müßte man sich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> bescheiden, daß, wenn dieses, was <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> und seine Apostel <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> denen, mit welchen sie sprachen, voraussetzen konnten, uns nicht ganz
gewiß bekannt ist, daß <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app>, was wir <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> denken müssen, nur wahrscheinlich <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, und weder den Grad von <index indexName="subjects-index">
<term>Gewißheit</term>
</index>Gewißheit noch <index indexName="subjects-index">
<term>Verbindlichkeit</term>
</index>Verbindlichkeit haben könne, als das, was sie selbst deutlich
irgendwo erklärt haben.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_153_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> So wird <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:18:6">Matth. 18, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl> ganz falsch auf den Glauben der kleinen
Kinder, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:9">Röm. <app>
<lem>9</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">9.</rdg>
</app></citedRange></bibl> auf die Seligkeit der Menschen (<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_153_1"/>1ste
und 6ste Abhandlung in den Opusculis <choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice> I.), <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phil:2:12">Phil. 2, <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl> auf die Sorge für <app>
<lem><hi>unsre</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>unsere</hi></rdg>
</app> Seligkeit gezogen. So reden viele Stellen offenbar nur von den
Aposteln, als <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Joh:14" to="Joh:16">Joh. <app>
<lem>14–16</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">14–16.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:20:22 Joh:20:23">Joh. 20, 22. <app>
<lem>23</lem>
<rdg wit="#c" type="v">23.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:3:5">2 Kor. 3, <app>
<lem>5</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, die man fälschlich auch auf <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> gezogen hat, wenigstens nicht, ohne <pb edRef="#a" n="488"/> weitere
Untersuchung, gleich hätte auf <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> ziehen sollen.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_153_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> So erlaubt doch die <app>
<lem>Veranlaßung</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Veranlassung</rdg>
</app> der Rede <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Christi</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Christi,</rdg>
</app></persName>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:18:3">Matth. 18, <app>
<lem>3</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> nur an die Pflicht der Demuth zu <app>
<lem>denken;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denken,</rdg>
</app> und daß <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:5:3" to="f">Matth. 5, 3 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> von leiblicher Armuth und Traurigkeit
zu <app>
<lem>verstehn sey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verstehen sei</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="222"/> und die Prädicate nur von denen <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">gelten</rdg>
</app>, die um des Christenthums willen in Dürftigkeit und traurige Umstände
gerathen, zeigt die Stelle <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:6:20" to="Lk:6:26">Luc. 6, <app>
<lem>20–26</lem>
<rdg wit="#c" type="v">20–26.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:19:23">Matth. 19, 23</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:19:29"><app>
<lem>29;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">29.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> so wie nach dem <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:19:22">Matth. 19, <app>
<lem>22</lem>
<rdg wit="#c" type="v">22.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app> Umstand, <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Worte daselbst
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:19:21"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 21</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">V. 21.</rdg>
</app></citedRange></bibl> keine allgemeine Pflicht
enthalten.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_153_note3" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Wie fern <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift (<choice>
<abbr>A.</abbr>
<expan>Alt</expan>
</choice>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Test.</abbr>
<expan>Testament</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>T.</abbr>
<expan>Testament</expan>
</choice></rdg>
</app>) <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:3:16">2 Tim.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>3, 16</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_153_2"/><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:4:16">4, 16.</citedRange></bibl></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">θεόπνευστον</foreign> nenne, erklärt er weiter nicht;
ists also bloß <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> mit <foreign lang="grc">ἱερὰ γράμματα</foreign>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:3:15"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app> 15</citedRange></bibl>? oder, wenn es mehr ist, geht es auf
alle Bücher? (denn <foreign lang="grc">πᾶσα</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">γραφὴ</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">γραφή</foreign></rdg>
</app>, nicht <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_153_3"/><app>
<lem><foreign lang="grc">π.</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<foreign lang="grc">ἡ γραφὴ</foreign>, heißt doch nur <hi>eine jede</hi>
Schrift, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_153_4"/><foreign lang="grc">θεοπν.</foreign> ist), und wenn auch <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app>, wie weit dehnt <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_153_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">P.</persName>
<app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">da<pb edRef="#c" n="192"/>bei</rdg>
</app> die Eingebung aus? – Schließt <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:28:19">Matth. 28, <app>
<lem>19</lem>
<rdg wit="#c" type="v">19.</rdg>
</app></citedRange></bibl> auch <index indexName="subjects-index">
<term>Kindertaufe</term>
</index>Kindertaufe mit in sich? <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:28:20"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>20</lem>
<rdg wit="#c" type="v">20.</rdg>
</app></citedRange></bibl> entscheidet nichts dagegen, denn sie
konnten hinterdrein unterrichtet werden über <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Gebote, wie
mehrere damalige Erwachsene, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:2:37 Apg:2:38">Apostelgesch. 2, 37. <app>
<lem>38</lem>
<rdg wit="#c" type="v">38.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:2:42"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app> 42</citedRange></bibl>. Schwerlich aber konnten die Apostel
diese Worte anders als auf die Kindertaufe auch mit <app>
<lem>ziehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ziehen</rdg>
</app>, weil sie hörten, durch die Taufe sollte jemand ein Schüler <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> werden, und
wußten, daß die Beschneidung, wodurch jemand unter das Volk Gottes
aufgenommen wurde, auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Kindern befohlen war.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_153_1">
<label>1ste und 6ste Abhandlung in den Opusculis Tom. I</label>
<p>In <hi>Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus
I</hi> (<hi rend="superscript">2</hi>1785), 1–28 (I.) bzw. 139–212
(VI.) abgedruckt sind die 1770 von Gotthelf Wilhelm Waltsgott (Breslau)
verteidigte <hi>Ad orationem Christi Matthaei XVIII, 6sqq. de offendendo
contemnendoque nullo minimorum qui credunt in eum disputatio</hi>
sowie die 1761 von Wilhelm Gottlieb Jütting (Leer) verteidigte
<hi>Interpretatio grammatica capitis VIIII epistolae D. Paulli ad
Romanos</hi>. In beiden Fällen hatte Nösselt den Vorsitz, beide
Respondenten sind darüber hinaus nicht weiter hervorgetreten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_153_2">
<label>4, 16</label>
<p>Gemeint ist 2Tim 3,16.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_153_3">
<label><foreign lang="grc">π.</foreign></label>
<p>D.i. erneut <foreign lang="grc">πᾶσα</foreign> (hier mit Artikel in
prädikativer Stellung).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_153_4">
<label><foreign lang="grc">θεοπν.</foreign></label>
<p>Hier ist der Nominativ <foreign lang="grc">θεόπνευστος</foreign> zu
lesen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_153_5">
<label>P.</label>
<p>D.i. Paulus.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_154-164">
<div n="154" type="section" id="section_2_154">
<head><pb edRef="#a" n="489"/>
<app>
<lem>154</lem>
<rdg wit="#a" type="v">441</rdg>
</app>.</head>
<p>Weil es nun aber <app>
<lem>IV)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">IV.</rdg>
</app> zur <index indexName="subjects-index">
<term>Entdeckung</term>
</index>Entdeckung des wahren christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegriff</term>
</index>Lehrbegriffs nöthig ist, mehrere oder eigentlich alle Stellen zu
Rathe zu <app>
<lem>ziehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ziehen</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="223"/> die darüber einiges Licht geben können (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_152">152</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_152">439</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_152">152.</ref></rdg>
</app>): so müßte man 1) alle Stellen <app>
<lem>sammlen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sammeln</rdg>
</app>, wo entweder eben dieselben oder gleichbedeutende <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdrücke</term>
</index>Ausdrücke gebraucht <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden;</rdg>
</app> wo von eben den Sachen, wenn gleich mit andern Umständen, geredet,
oder das Verhalten <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> und seiner Apostel
erzählt wird, welches man als einen praktischen Commentar über ihre Lehren
ansehen <app>
<lem>kan <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note1">†)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann. <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> 2) Fände sich überall derselbe bestimmte <index indexName="subjects-index">
<term>Begriff</term>
</index>Begriff mit einem Ausdruck <app>
<lem>verknüpft:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verknüpft,</rdg>
</app> so müßte man auch <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">diesen</rdg>
</app> durchaus daran <app>
<lem><app>
<lem>binden <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note2">††)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">binden. <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> Wären</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">binden <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note2">††)</ref>; wären</rdg>
</app> aber 3) diese Begriffe in <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Stellen verschieden <app>
<lem>angegeben:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegeben,</rdg>
</app> so müßte diese Verschiedenheit bemerkt, und der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gesichtspunct</term>
</index>Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
</app> aufgenommen werden, unter welchen der Begriff bald <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="v">diese</rdg>
</app>, bald eine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Bestimmung <app>
<lem>bekommt <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note3">†††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bekommt; <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> doch müßte man 4) das aufsuchen, was diese <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Begriffe mit einander gemein haben, und dadurch einen allgemeinen
Begriff bilden, unter den sie sich alle bringen <app>
<lem><app>
<lem>ließen</lem>
<rdg type="v" wit="#a">lassen</rdg>
</app>
<ref type="note" target="#noe_2_2_154_note4">*)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ließen; <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app> und 5) nach diesen gefundenen bestimmten <app>
<lem>Begriffen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriffen</rdg>
</app> das, was von ihnen gesagt wird, erklären und <app>
<lem>bestimmen <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note5">**)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bestimmen; <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
</app> 6) nirgends <pb edRef="#c" n="193"/> aber, weder die von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> und seinen Aposteln
erst stufenweise <app>
<lem>gegebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gegebene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung und genauere Bestimmung, noch den Unterschied
dererjenigen aus den Augen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, mit <pb edRef="#a" n="490"/> welchen und nach deren Bedürfnissen sie <app>
<lem>reden <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_154_note6">***)</ref><supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_154_note6">***)</ref>.</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">reden. <ref type="note" target="#noe_2_2_154_note6"><hi rend="superscript">6</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_154_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName>
<app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:18:23">Joh. 18, <app>
<lem>23</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">23.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:16:37">Apostelgesch. 16, <app>
<lem>37</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">37.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Phil:3:4" to="f">Phil. 3, 4 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> um zu zeigen, wie weit Erduldung des
Unrechts gehen, und man auf Ehre halten dürfe; wodurch selbst der Miß<pb edRef="#b" n="224"/>verstand allgemeiner Lehrsätze, als <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:5:39" to="f">Matth. 5, 39 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> gehoben wird. Doch dieser (gehörig
eingeschränkte) Gebrauch der <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> fällt von selbst in die Augen; <app>
<lem>weniger,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">weniger</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen für <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung dogmatischer Sätze. Indessen läßt sich, was <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> zur wahren Besserung der Menschen gehört, eben so, und fast noch
besser, aus dem Verhalten <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> und seiner Apostel in
Bearbeitung derselben, abnehmen, als aus eigentlichen <app>
<lem>Lehrstellen.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrstellen</rdg>
</app> (<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_154_1"/>allgemeine deutsche <app>
<lem>Bibliothek<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3c0t1"/></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bibliothek,</rdg>
</app> Band <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">12.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>St.</abbr>
<expan>Stück</expan>
</choice> 2. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 142 <app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice><supplied>)</supplied></lem>
<rdg wit="#c" type="v">f.)</rdg>
</app>; und wer gegründete Begriffe von der Eingebung der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift sucht, <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> sie allein aus Wahrnehmung des Verfahrens der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schriftsteller in ihren Schriften sicher erkennen, und sich <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> dadurch überzeugen, wie ungegründet die Hypothesen sind, daß Gott
ihnen <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> dictirt habe, und sie sich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> bloß leidentlich verhalten, daß sie stets die allerbeste Ordnung und
Ausdrücke gewählt haben <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> Eben so <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Lehre von der Deutlichkeit der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_154_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> So redet die Bibel stets von der <app>
<lem>Versöhnung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Versöhnung,</rdg>
</app> als durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Tod, niemals als
durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Lehre, geschehen.
So versteht sie unter den <foreign lang="grc">ἀπίστοις</foreign>, denen
sie die Seligkeit abspricht, niemals die, so keine Gelegenheit zur
Erkenntniß der christlichen Lehre gehabt, noch sich von deren Wahrheit
überzeugen <app>
<lem>gekonnt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">können</rdg>
</app>, sondern welche jene Gelegenheit und die Mittel zur Ueberzeugung
nicht <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app> wollen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<pb edRef="#a" n="491"/>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:16:16">Marc. 16, <app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:16:11"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app> 11.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:18">Joh. 3, <app>
<lem>18</lem>
<rdg wit="#c" type="v">18.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:19"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">V.</rdg>
</app> 19.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:20:27"><app>
<lem>20, 27</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">20. 27.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:19:9">Apostelgesch. 19, <app>
<lem>9</lem>
<rdg wit="#c" type="v">9.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></note>
<note n="3" id="noe_2_2_154_note3" place="end"><pb edRef="#b" n="225"/>
<app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> So der sehr <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Begriff von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Christo</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Christo,</rdg>
</app></persName> als einem König und von seinem Reich. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_154_2"/><app>
<lem>meine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> Abhandlung de <pb edRef="#c" n="194"/>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> homine regnante im
2ten Bande der Opuscul. ad interpret. SS. <app>
<lem><app>
<lem>Script<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Script.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>N.</abbr>
<expan>Numero</expan>
</choice> 14.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Script.</rdg>
</app></note>
<note n="4" id="noe_2_2_154_note4" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app> Ganz anders <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> wird der Gegenstand des in der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift <app>
<lem>empfohlnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">empfohlenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index><hi>Glaubens</hi>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:11:1">Ebr. 11, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, anders <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:1:15">Marc. 1, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:16"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:28:20">Matth. 28, <app>
<lem>20</lem>
<rdg wit="#c" type="v">20.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, anders <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:21:21">Matth. 21, <app>
<lem>21</lem>
<rdg wit="#c" type="v">21.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, anders <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:8:5" to="f">Matth. 8, 5 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>, anders <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:16">Joh. 3, <app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:14"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>14,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">v. 14</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:3:25">Röm. 3, </citedRange></bibl><app>
<lem><app>
<lem>25</lem>
<rdg wit="#c" type="v">25.</rdg>
</app> angegeben. Eben</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">25, angegeben; eben</rdg>
</app> so ist <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:11">Ebr. <app>
<lem>11</lem>
<rdg wit="#a" type="v">11.</rdg>
</app></citedRange></bibl> in einigen <app>
<lem>Beyspielen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispielen</rdg>
</app>, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Abraham</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6sz">Abrahams</persName>, gewiß der <app>
<lem>Glaube,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Glaube</rdg>
</app> Vertrauen, in andern nur <app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beifall</rdg>
</app>, oder <app>
<lem>Für wahr <app>
<lem>halten;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">halten,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Fürwahrhalten;</rdg>
</app> so wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:14:2 Röm:14:22 Röm:14:23">Röm. 14, 2. 22. <app>
<lem>23</lem>
<rdg wit="#c" type="v">23.</rdg>
</app></citedRange></bibl> Ueberzeugung von <app>
<lem>dem,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> was recht, was zu thun oder zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> ist. Alle diese Bedeutungen geben den allgemeinsten Begriff: Glauben <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei,</rdg>
</app> etwas für wahr oder recht halten, der <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Stellen eine nähere Bestimmung bekommt, entweder in Absicht des
Gegenstandes, als Gottes, <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, des Todes <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> für uns, solcher
Dinge, die ihrer Natur nach nicht gewiß sind <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">u. d. gl.</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</rdg>
</app> oder in Absicht der Art, die immer nach den Umständen jeder Stelle zu
nehmen ist, ohne den einen, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> häufigern Begriff, überall hinzutragen. So ist <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:15:25" to="Mt:15:28">Matth. 15, <app>
<lem>25–28</lem>
<rdg wit="#c" type="v">25–28.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Joh:9:35" to="Joh:9:38">Joh. 9, <app>
<lem>35–38</lem>
<rdg wit="#c" type="v">35–38.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:9:16"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl> gewiß <app>
<lem><hi>die</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#a">die</rdg>
</app> Art des Glaubens sehr von der gewöhnlichen, in der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift <app>
<lem>empfohlnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">empfohlenen</rdg>
</app>, verschieden, und <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> viel Licht auf die Lehre vom Glauben werfen, die gemeiniglich zu sehr
verengt wird.</note>
<note n="5" id="noe_2_2_154_note5" place="end"><pb edRef="#b" n="226"/>
<app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> was die sogenannte Unterwerfung <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> unter Gott <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:28">1 Kor. 15, <app>
<lem>28</lem>
<rdg wit="#c" type="v">28.</rdg>
</app></citedRange></bibl> sagen wolle, oder <pb edRef="#a" n="492"/> die <app>
<lem>dunkle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dunkele,</rdg>
</app> oft durch <index indexName="subjects-index">
<term>Mystik</term>
</index>Mystik verunstaltete Stelle <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:3:18">2 Kor. 3, 18.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_154_3"/>schon <app>
<lem>erwähnte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnte</rdg>
</app> Abhandlung de <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> regnante, und eine
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_154_4"/><app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> über <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:6">2 Kor. 4, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl> in dem 2ten Bande der Opusculorum ad
interpr. SS. Script. <app>
<lem><choice>
<abbr>N.</abbr>
<expan>Numero</expan>
</choice> 7.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></note>
<note n="6" id="noe_2_2_154_note6" place="end"><app>
<lem>***)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6)</rdg>
</app> Denn vieles ist doch <hi>theils</hi> erst durch später <app>
<lem>aufgetretne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">aufgetretene</rdg>
</app> Propheten, durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesum</persName>, und, da selbst
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> noch <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vieles</rdg>
</app> unbestimmt ließ, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:16:12">Joh. 16, <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, durch seine Apostel aufgeklärt und
bestimmt <app>
<lem>worden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">worden;</rdg>
</app>
<hi>theils</hi> erforderten <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">oder widerriethen</rdg>
</app> die Umstände der Zuhörer und Leser, sonderlich der Juden, manche
Bestimmung, die nur für <app>
<lem><hi>sie</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">sie</rdg>
</app> nöthig, oder <app>
<lem>wider<pb edRef="#c" n="195"/>riethen manche nähere
Bestimmung,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die <app>
<lem><hi>ihnen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihnen</rdg>
</app> nicht zuträglich war. Wer also die heilige Schrift, zur <index indexName="subjects-index">
<term>Aushebung</term>
</index>Aushebung des christlichen Lehrbegriffs daraus, mit weiser
Vorsichtigkeit studieren will, wird sich auf der einen Seite hüten, keine
solche Bestimmung in Schriftstellen sogleich für allgemeine christliche
Lehre anzunehmen, wenn sie sich nirgends als in gewissen Arten von heiligen
Büchern, oder in besondern Reden an eine gewisse Art von Lesern und Zuhörern
findet, und auf der andern Seite, sie von dieser Lehre für alle Christen
<hi>bloß darum</hi>
<app>
<lem>auszuschließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszuschliessen</rdg>
</app>, weil sie nur in einigen Stellen oder Büchern vorkommt.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_154_1">
<label>allgemeine deutsche Bibliothek Band 12 St. 2. S. 142 f.</label>
<p>In der von Friedrich Nicolai (1733–1811) herausgegebenen
<hi>Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek</hi> 12 (St. 2) (1770),
136–156 (XIII.) findet sich eine Rezension zu Siegmund Jacob Baumgartens
<hi>Ausführliche[m] Vortrag der Theologischen Moral mit einer
Vorrede Herrn D. Joh. Salomo Semlers</hi> (1767), die nach dem von
Nicolais Enkel Gustav Parthey (1798–1872) besorgten
<hi>Mitarbeiterverzeichnis</hi> (1842) von Friedrich Gabriel
Resewitz (1729–1806) verfasst wurde. Resewitz geht an der hier benannten
Stelle auf die Lehrart Jesu und der Apostel ein, die sich immer nach dem
bei den Menschen Vorfindlichen gerichtet habe.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_154_2">
<label>meine Abhandlung de Christo homine regnante in 2ten Bande der
Opuscul. ad interpret. SS. Script<supplied>.</supplied> N. 14</label>
<p>Gemeint ist die 1773 unter dem Vorsitz Nösselts von Johann Heinrich
Sigismund Koblanck (1751–1834) verteidigte <hi>Dissertatio theologica de
Christo homine regnante in qua de ea re dicta in Sacris Scripturis
et explicantur et inter se conciliantur</hi>. Erneut in den
<hi>Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus
II</hi> (1787), 351–384 (XIV.) abgedruckt, bezeichnet sie Nösselt ab
der zweiten Auflage der <hi>Anweisung</hi> als sein Werk. Nachdem
Koblanck Halle verlassen hatte, wurde er zunächst als Nachfolger Campes
Lehrer im Hause von Humboldt und später Prediger in Berlin.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_154_3">
<label>schon erwähnte Abhandlung de Christo regnante</label>
<p>S.o.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_154_4">
<label>andre über 2 Kor. 4, 6 in dem 2ten Bande der Opusculorum ad interpr.
SS. Script. N. 7</label>
<p>Hier handelt es sich um die <hi>Disputatio <foreign lang="grc">ΠΕΡΙ
ΤΟΥ ΦΩΤΙΣΜΟΥ ΤΗΣ ΓΝΩΣΕΩΣ ΤΟΥ ΘΕΟΥ ΕΝ ΠΡΩΣΩΠΩΙ ΙΗΣΟΥ
ΧΡΙΣΤΟΥ</foreign> ad locum 2 Corinth. IV, 6.</hi> in
<hi>Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus
II</hi> (1787), 157–182 (VII.).</p></note>
</div>
<div n="155" type="section" id="section_2_155">
<head><app>
<lem>155</lem>
<rdg wit="#a" type="v">442</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn man nun von dem ganzen Lehrvortrage der heiligen Schrift, nach dem
bisher Ge<pb edRef="#b" n="227"/>sagten, 1) alles das absondert, was
entweder <app>
<lem>bloßes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosses</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Bild</term>
</index>Bild <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note2">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Bild, <ref type="note" target="#noe_3_2_155_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> oder aus <app>
<lem>Herablaßung</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Herablassung</rdg>
</app> zu den besondern Lesern oder Zuhörern, und nach den ihnen geläufigen
Vorstellungen und Ausdrücken, gesagt ist <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_155_note3">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_155_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> – denn dieses <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> gehört doch <pb edRef="#a" n="493"/> offenbar nur zur <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index>Einkleidung der <app>
<lem>Lehre –;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Lehre; –</rdg>
</app> wenn man 2) das <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Seite, oder zur gelehrtern Untersuchung aussetzt, was die heilige
Schrift selbst nicht näher angegeben und bestimmt <app>
<lem>hat <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_155_note4">†††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_155_note4">†††)</ref>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat; <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> und wenn man 3) gefunden hat, daß viele Ausdrücke in der That nur <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Begriff und Sache, und welche <app>
<lem>sie? bezeichnen <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note5">*)</ref>:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sie bezeichnen: <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app> so gelangen wir <hi>theils</hi> zu gewissen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Hauptbegriffe</term>
</index><hi>Hauptbegriffen</hi>
<ref type="note" target="#noe_2_2_155_note6">**)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Hauptbegriffen</hi>, <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
</app>
<hi>theils</hi> zu gewissen <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptsätze</term>
</index><hi>Hauptsätzen</hi>, die aus solchen Begriffen <app>
<lem>bestehn <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note7">***)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bestehen, <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note6"><hi rend="superscript">6</hi>)</ref></rdg>
</app> welche das ganze in der heiligen Schrift <app>
<lem>angegebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebene</rdg>
</app> Verhältniß zwischen Gott und uns, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> unser <app>
<lem>Elend und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">moralisches</rdg>
</app> Verderben, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">dann</rdg>
</app> die Anstalten Gottes zu unserm Besten, <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> daraus <app>
<lem>entstehende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstehenden</rdg>
</app> Pflichten und Erwartungen, im Ganzen vorlegen. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><ref type="note" target="#noe_2_2_155_note7"><hi rend="superscript">7</hi>)</ref></rdg>
</app> Diese Begriffe und Sätze sind das eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum, als <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre</term>
</index>Lehre <app>
<lem>genommen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genommen;</rdg>
</app> und wer diese für wahr annimmt, der ist (seiner <pb edRef="#c" n="196"/> Erkenntniß oder der Lehre nach) ein Christ, so sehr seine
Vorstellungen von dem Uebrigen auch von den <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> abgehen <app>
<lem>mögen <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note8">****)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mögen; <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note8"><hi rend="superscript">8</hi>)</ref></rdg>
</app> und diese Hauptbegriffe und Sätze sind es auch, nach welchen alles <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> beurtheilt, und auf eine ihnen angemessene Art erklärt werden <app>
<lem>muß <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note9">*****)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">muß. <ref type="note" target="#noe_2_2_155_note9"><hi rend="superscript">9</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" place="end" id="noe_3_2_155_note1"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_155_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Morus, Samuel Friedrich Nathanael</term>
</index><persName ref="textgrid:24h4j"><hi>Sam.</hi>
<app>
<lem><hi>Friedr</hi><supplied><hi>.</hi></supplied></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><hi>Friedr.</hi></rdg>
</app>
<hi>Nath. Morus</hi></persName>
<app>
<lem>trefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">treffliche</rdg>
</app> Disp. de notionibus <app>
<lem>universis</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vniuersis</rdg>
</app> in Theologia,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:327wm"/> und, von dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Nutzen dieser Begriffe, dessen Programm de utilitate notionum <app>
<lem>universarum</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vniuersarum</rdg>
</app> in Theo<pb edRef="#b" n="228"/>logia,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:327wp"/>
<app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
</app> Lips. <app>
<lem>1772,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1772.</rdg>
</app>
<app>
<lem>4. Sie sind wieder aufgelegt in <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>sein</expan>
</choice> Dissertatt. theolog. et philologicis, Lips. <app>
<lem>1787<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:327wq"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1787.</rdg>
</app> 8.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">4to.</rdg>
</app></note>
<note n="2" id="noe_2_2_155_note2" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> Feuer und die danach gebildeten Redensarten, <hi>brennen, nicht
verlöschen</hi>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> von <pb edRef="#a" n="494"/> künftigen Strafen; Menschen sind
<hi>Feinde Gottes, liegen unter seinem Zorn</hi>, sind mit ihm
<hi>ausgesöhnt</hi>, von dem hergestellten guten Vernehmen mit Gott und
von <app>
<lem>unsrer <app>
<lem>Seligkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Seligkeit;</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unserer Seligkeit;</rdg>
</app> als ein <hi>Kind</hi> ins Reich Gottes <app>
<lem>gehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehen</rdg>
</app>, ein <hi>neuer</hi> Mensch, <hi>wieder-</hi> oder <hi>von oben her
geboren</hi> werden, von Besserung des Menschen <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice> So auch die Ausdrücke: Gott giebt die Menschen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">hin</rdg>
</app> in einen verkehrten <app>
<lem>Sinn,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sinn;</rdg>
</app>
<app>
<lem>giebt ihnen Augen,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Augen</rdg>
</app> daß sie nicht <app>
<lem>sehen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sehen;</rdg>
</app> bestimmt sie zum ewigen Leben <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</rdg>
</app> von <app>
<lem>bloßer <app>
<lem>Zulaßung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zulassung</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blosser Zulassung</rdg>
</app> oder Anstalten, die zu einem gewissen Verhalten der Menschen
Gelegenheit geben.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_155_note3" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Wie augenscheinlich <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:12:43" to="Mt:12:45">Matth. 12,
43–45.</citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Tob:8:3">Tob. 8, <app>
<lem>3</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">3.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Jes:13:21 Jes:13:22">Jes. 13, 21. <app>
<lem>22</lem>
<rdg wit="#c" type="v">22.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:8:11">Matth. 8, 11.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:11:14">11, 14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:18:10">18, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:7:37 Joh:7:38 Joh:14:30">Joh. 7, 37. 38. 14,
30.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Petr:2:4">2 Petr. 2, <app>
<lem>4,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">4.</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">4.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> im Brief an die <app>
<lem>Hebräer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ebräer</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gal:4">Gal. 4.</citedRange></bibl> und in <app>
<lem>unzählichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unzählich</rdg>
</app> andern Stellen.</note>
<note n="4" id="noe_2_2_155_note4" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> den Begriff von <foreign lang="grc">θεόπνευστος</foreign>, die
Beschaffenheit und Umstände der künftigen Auferstehung, das Allgemeine <app>
<lem>ausgenommen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ausgenommen,</rdg>
</app> daß wir einen wirklich bessern, als den <app>
<lem>irdischen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">irdischen</rdg>
</app> Körper haben werden <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">
<choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note n="5" id="noe_2_2_155_note5" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice>
<app>
<lem><foreign lang="grc">Θεὸς</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Θεός</foreign></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">ἐμφανίζει ἑαυτὸν ἡμῖν</foreign>, <foreign lang="grc">ἔρχεται πρὸς ἡμᾶς</foreign>, <foreign lang="grc">μονὴν
ποιεῖ παρ' ἡμῖν</foreign>, <foreign lang="grc">μένει</foreign>,
<foreign lang="grc">περιπατεῖ</foreign>, <foreign lang="grc">ἐν</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ἡμῖν;</foreign></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic><foreign lang="grc">ήμῖν</foreign></sic>
<corr type="editorial"><foreign lang="grc">ἡμῖν</foreign></corr>
</choice>,</rdg>
</app> und <pb edRef="#c" n="197"/> von <app>
<lem>den Menschen:</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">uns</rdg>
</app>
<foreign lang="grc">μένειν ἐν Θεῷ</foreign>, <foreign lang="grc">ῥήματα</foreign>
<pb edRef="#b" n="229"/>
<foreign lang="grc">αὐτοῦ ἐν</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_155_2"/><app>
<lem><choice>
<sic><foreign lang="grc">᾿ἡμ.</foreign></sic>
<corr type="editorial"><foreign lang="grc">ἡμ.</foreign></corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c"><foreign lang="grc">ἡμ.</foreign></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">μένουσι</foreign>, <foreign lang="grc">θεοδίδακτοι</foreign>, <foreign lang="grc">κοινωνίαν ἔχειν μετ'
αὐτοῦ</foreign>, <foreign lang="grc">ἄγεσθαι πνεύματι Θεοῦ</foreign>;
<foreign lang="grc">ὁ κόσμος</foreign>, <foreign lang="grc">οἱ
ἄπιστοι</foreign>, <foreign lang="grc">τὸ σκότος</foreign>, <app>
<lem><foreign lang="grc">ἔχθροι</foreign>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">ἔχθροι</foreign>;</rdg>
</app>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ἀντικείμενοι</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">ἀντικειμενοι</foreign></rdg>
</app>, <foreign lang="grc">ἐκ τοῦ πονηροῦ ὄντες</foreign>, <foreign lang="grc">οὗτος ὁ αἰών</foreign>; <foreign lang="grc">μετανοεῖν</foreign>, <foreign lang="grc">ἐπιστρέφεσθαι</foreign>,
<foreign lang="grc">ἀνανεοῦσθαι</foreign> und viele <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>.</note>
<note n="6" id="noe_2_2_155_note6" place="end"><app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6)</rdg>
</app> Als <foreign lang="grc">σωτὴρ</foreign> und <app>
<lem><foreign lang="grc">μεσίτης</foreign>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">μεσίτης</foreign>,</rdg>
</app>
<foreign lang="grc">ἁμαρτία</foreign> und <app>
<lem><foreign lang="grc">ἐπιθυμία</foreign>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">ἐπιθυμία</foreign></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">χάρις</foreign>, <foreign lang="grc">σωτηρία</foreign>, <app>
<lem><foreign lang="grc">δικαιοσύνη</foreign>,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<foreign lang="grc">ἐπίγνωσις τοῦ Θεοῦ</foreign>, <foreign lang="grc">πίστις</foreign>, <app>
<lem><foreign lang="grc">μετάνοια</foreign>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">μετάνοια</foreign>,</rdg>
</app>
<foreign lang="grc">ζωὴ</foreign> und <foreign lang="grc">θάνατος</foreign>, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><foreign lang="grc">σωτηρία</foreign>,
<foreign lang="grc">δικαιοσύνη</foreign></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice></note>
<note n="7" id="noe_2_2_155_note7" place="end"><pb edRef="#a" n="495"/>
<app>
<lem>***)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">7)</rdg>
</app> Als <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:16">Joh. 3, <app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:5">Ephes. 2, <app>
<lem>5</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">5.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:3:23 Röm:3:24">Röm. 3, 23. <app>
<lem>24</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">24.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:1:12 Kol:1:13">Koloss. 1, 12. <app>
<lem>13</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">13.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Joh:1:5" to="1Joh:1:7">1 Joh. 1, <app>
<lem>5–7</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5–7.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
</note>
<note n="8" id="noe_2_2_155_note8" place="end"><app>
<lem>****)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8)</rdg>
</app> Daher auch die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schriftsteller in den Stellen, wo sie den Inhalt des Christenthums
zusammen nehmen, mehr nicht angeben, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Thess:1:9 1Thess:1:10">1 Thess. 1, 9. <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Tit:2:11 Tit:2:12">Tit. 2, 11. <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Tit:3:4 Tit:3:7"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, 4. <app>
<lem>7</lem>
<rdg wit="#c" type="v">7.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, und noch kürzer <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:3:11">1 Kor. 3, <app>
<lem>11</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">11.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:5:1">1 Joh. 5, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">1.</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:28:20">Matth. 28, 20</citedRange></bibl>.</note>
<note n="9" id="noe_2_2_155_note9" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<sic>****)</sic>
<corr type="editorial">*****)</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a">*****)</rdg>
</app> Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">9) Dieß</rdg>
</app> sind die wahren <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_155_3"/>notiones directrices des ganzen <app>
<lem>Christenthums,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Christenthums;</rdg>
</app> und in der <index indexName="subjects-index">
<term>Uebereinstimmung</term>
</index>Uebereinstimmung damit besteht die wahre Analogia fidei oder
doctrinae.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_155_1">
<label>Sam. Friedr<supplied>.</supplied> Nath. Morus trefliche Disp. de
notionibus universis in Theologia […] wieder aufgelegt in s. Dissertatt.
theolog. et philologicis, Lips. 1787</label>
<p>Sowohl <hi>De notionibus universis in theologia</hi> als auch <hi>De
utilitate notionum universarum in theologia</hi> sind 1782
erschienen. Mit <hi>De notionibus</hi> hat Morus den theologischen
Doktorgrad erworben, bei <hi>De utilitate</hi> handelt es sich um Morus'
Antrittsvorlesung als ordentlicher Professor der Theologie in Leipzig.
Der Überschrift nach findet sich <hi>De notionibus</hi> im ersten Band
der <hi>Dissertationes theologicae et philologicae</hi> (1787), 239–307
(VIII.), ab 284ff. ist jedoch fortlaufend der Text von <hi>De
utilitate</hi> angefügt worden. Im <hi>Journal für Prediger</hi> 24
(1791), 275–334 bzw. 417–445 und dem ersten Band von Morus'
<hi>Kleine[n] Schriften theologischen und philologischen
Inhalts</hi> (1794), 193–282 ist eine deutsche Übersetzung
abgedruckt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_155_2">
<label><foreign lang="grc">ἡμ.</foreign></label>
<p>D.i. erneut <foreign lang="grc">ἡμῖν</foreign>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_155_3">
<label>notiones directrices</label>
<p>Laut Christian Wolff ist eine <hi>notio directrix</hi> ein zur
Richtschnur dienender oder Leitbegriff.</p></note>
</div>
<div n="156" type="section" id="section_2_156">
<head><app>
<lem>156</lem>
<rdg wit="#a" type="v">443</rdg>
</app>.</head>
<p>Nun erst, wenn der Grund der christlichen Lehre aus der heiligen Schrift
gelegt ist, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man <app>
<lem><hi>hernach</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">hernach</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_145">145</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_145">432</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_145">145.</ref></rdg>
</app>) darauf bauen, oder über diese christlichen Lehren <app>
<lem><app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>philosophiren</term>
</index>philosophiren <ref type="note" target="#noe_2_2_156_note1">*)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">philosophiren. <ref type="note" target="#noe_2_2_156_note1">*)</ref></rdg>
</app> Und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">philosophiren <ref type="note" target="#noe_2_2_156_note1">*)</ref>, und</rdg>
</app> wer sich an dieses Wort oder an die Sache selbst stößt, weil er
besorgt, dadurch werde das <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum nach Philosophie geformt und umgeändert, und der ganze
Wust menschlicher Einfälle in das Chri<pb edRef="#b" n="230"/>stenthum <app>
<lem>gebracht:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gebracht,</rdg>
</app> der hat zwar <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> genug <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor</rdg>
</app> sich, die seine Besorgniß bestätigen, wie es <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> keiner einzigen Sache in der Welt an Mißbräuchen <app>
<lem>fehlt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fehlt,</rdg>
</app> aber er ist entweder zu kurzsichtig, oder nicht gerecht genug. Denn <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nothwendig ist dieser verkehrte Gebrauch der Philosophie nicht. –
Philosophie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> entweder in so fern gebraucht werden, als sie die <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln alles <pb edRef="#c" n="198"/> vernünftigen <index indexName="subjects-index">
<term>Denken</term>
</index>Denkens, oder <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> sie unwidersprechliche <app>
<lem>Vernunftsätze</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Vernunfsätze</sic>
<corr type="editorial">Vernunftsätze</corr>
</choice></rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="496"/> enthält. Jene muß man überall, muß man ja selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erklärung</term>
</index>Erklärung und <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index>Anwendung der heiligen Schrift, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Beweis ihres göttlichen Ansehens, befolgen; diese, wenn sie
wirklich <index indexName="subjects-index">
<term>unwidersprechlich</term>
</index>unwidersprechlich sind, sind die Grundlage aller richtigen
Erkenntniß, und, wenn gleich nicht überall <index indexName="subjects-index">
<term>zureichend</term>
</index><hi>zureichend</hi> zur Entdeckung der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit, doch in so fern der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Prüfstein</term>
</index>Prüfstein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Prüfestein</rdg>
</app> aller <app>
<lem>Wahrheit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wahrheit</rdg>
</app> als nichts wahr seyn <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, was sich nicht mit ihnen <hi>verträgt</hi>. Wer <app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
</app> nicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">will</rdg>
</app> für das <app>
<lem>will</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> gelten <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, was uns <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> aller Untersuchung leiten muß, und sich auf die Schwäche und
Trüglichkeit der menschlichen Erkenntniß beruft, der überlegt nicht, daß man
sich ja auch trügen <app>
<lem>könne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>, wenn man etwas für göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung hält, daß man sich auch in ihrer Erklärung irren <app>
<lem>könne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>, daß man also entweder eine allgemeine Ungewißheit aller menschlichen
Erkenntniß annehmen, oder zugeben <app>
<lem>müsse</lem>
<rdg wit="#a" type="v">muß</rdg>
</app>, es müssen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index>Grundsätze</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Grundgesetze</rdg>
</app> überall vorausgehen, die <app>
<lem>mir</lem>
<rdg wit="#c" type="v">da</rdg>
</app> zeigen, <hi>wie</hi> und <hi>wonach</hi>
<app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> Wahrheit, auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Prüfung einer angeblich göttlichen Offenbarung <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">und</rdg>
</app> ihres Sinnes, <app>
<lem>finde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu finden sicher sei</rdg>
</app>.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_156_note1" place="end"><pb edRef="#b" n="231"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>†)</sic>
<corr type="editorial">*)</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>†)</sic>
<corr type="editorial">*)</corr>
</choice></rdg>
<rdg type="typo-correction" wit="#c">*)</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_156_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Töllner, Johann Gottlieb</term>
</index><persName ref="textgrid:24kqv"><app>
<lem><hi>Töllners</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Töllner's</hi></rdg>
</app></persName> theologische Untersuchungen, Band 1. <choice>
<abbr>St.</abbr>
<expan>Stück</expan>
</choice> 2. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 264 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_156_1">
<label>Töllners theologische Untersuchungen, Band 1. St. 2. S. 264
f.</label>
<p>Das zweite Stück des ersten Bandes von Johann Gottlieb Töllners
(1724–1774) zweibändigen <hi>Theologische[n] Untersuchungen</hi>
(1772–1774) ist 1773 erschienen.</p></note>
</div>
<div n="157" type="section" id="section_2_157">
<head><app>
<lem>157</lem>
<rdg wit="#a" type="v">444</rdg>
</app>.</head>
<p>Haben wir nun eine Menge <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> von <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen und <index indexName="subjects-index">
<term>Sätze</term>
</index>Sätzen, die wirklich, nach richtigen <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln der <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung, aus der heiligen Schrift <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">selbst</rdg>
</app> geschöpft <app>
<lem>sind</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app>, <hi>theils</hi> von vernünftigen Regeln und Sä<pb edRef="#a" n="497"/>tzen, die unwidersprechlich sind: so können jene mit diesen letztern, oder
unter einander, zu streiten scheinen; und daher ist das <hi>erste</hi>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Bildung eines theologischen <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>Systems, die Vereinigung derselben unter einander, daß sie mit
einander bestehen können. Wirk<pb edRef="#c" n="199"/>lich <index indexName="subjects-index">
<term>unwidersprechlich</term>
</index>unwidersprechliche Sätze der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und wirklich <index indexName="subjects-index">
<term>geoffenbart</term>
</index>geoffenbarte Sätze können einander nicht wirklich widersprechen;
wenn sich also ein <index indexName="subjects-index">
<term>Widerspruch</term>
</index>Widerspruch <app>
<lem>zeigt:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zeigt,</rdg>
</app> so muß <hi>entweder</hi> ein Satz der Vernunft, den man für
unwidersprechlich hält, nicht unwidersprechlich <app>
<lem>wahr <ref type="note" target="#noe_2_2_157_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wahr, <ref type="note" target="#noe_2_2_157_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app>
<hi>oder</hi> der biblische Satz muß unrecht <app>
<lem>verstanden <ref type="note" target="#noe_2_2_157_note2">††)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verstanden, <ref type="note" target="#noe_2_2_157_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app>
<hi>oder</hi> unrecht bestimmt seyn, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> man muß etwas hineingeschoben haben, was nicht darin liegt, oder
etwas in demselben übersehen <app>
<lem>haben <ref type="note" target="#noe_2_2_157_note3">†††)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">haben, was darin lag. <ref type="note" target="#noe_2_2_157_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> Nur durch Entdeckung eines oder mehrerer dieser Fehler <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man den Widerspruch heben, und bewirken, daß die Sätze mit einander
bestehen.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_157_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> Wenn <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift die Anstalt Gottes, die er mit <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und durch ihn zum
Besten der Menschen gemacht hat, überall von Gottes <hi>Liebe</hi> zu uns
herleitet, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:16">Joh. 3, <app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, und sogar ihm <pb edRef="#b" n="232"/>
diese Liebe <hi>vor</hi> der Versöhnung der Menschen durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>
<app>
<lem>beylegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beilegt,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:5:8">Röm. 5, <app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; was aber aus <hi>Liebe</hi> und
<hi>Gnade</hi> geschieht, nicht seiner Natur nach geschehen <app>
<lem><hi>muß</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>muß</hi>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:4:4">Röm. 4, <app>
<lem>4</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4.</rdg>
</app></citedRange></bibl>: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> es kein unwidersprechlicher Satz der Vernunft seyn, daß Gott habe die
Menschen, oder einen von ihnen an ihrer <app>
<lem>Statt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Stelle</rdg>
</app>, strafen <hi>müssen</hi>, so wie alle angebliche Demonstrationen
dieses Satzes auf <app>
<lem>willkührlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkürlichen</rdg>
</app> und undenkbaren Voraussetzungen beruhen, und mit allem <app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihrem</rdg>
</app> Gott und das Christenthum <app>
<lem>entehrendem Gefolge</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entehrenden Gefolge,</rdg>
</app> von <pb edRef="#a" n="498"/> einem erzürnten und <hi>erst</hi> durch
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> befriedigten Gott <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> wegfallen. Gegen wie viele Hypothesen und vermeintliche
Demonstrationen a priori hätte <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">bloß</rdg>
</app> das <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> fleißige Studium der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift sichern können! Wenn man <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> zusammengenommen hätte, daß die heiligen Schriftsteller so klar in
ihren <app>
<lem>Schriften</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schriften,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phlm:9">Philem. 9.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:2:1" to="f">1 Kor. 2, 1 <app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">f.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> von sich selbst und von Gott, als einem <app>
<lem>dritten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dritten</rdg>
</app>, <app>
<lem>reden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">reden,</rdg>
</app> Gebete an Gott <app>
<lem>richten;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">richten,</rdg>
</app> erzählen, woher sie ihre Nachrichten genommen haben, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:1:2">Luc. 1, <app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">2.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:19:35">Joh. 19, <app>
<lem>35;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">35,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">35.;</rdg>
</app></citedRange></bibl> einander scheinbar <app>
<lem>widersprechen;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">widersprechen,</rdg>
</app> zusammengehörige Begebenheiten <pb edRef="#c" n="200"/>
verschiedentlich stellen<app>
<lem>, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:4">Matth. 4.</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:4">Luc. <app>
<lem><app>
<lem>4;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">4.</rdg>
</app> einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">4.; einerlei</rdg>
</app></citedRange></bibl> Reden <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> mit ganz <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Worten <app>
<lem>ausdrucken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausdrücken</rdg>
</app>: wie hätte man darauf fallen können, die heiligen Schriftsteller
hätten sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Abfassung ihrer Schriften ganz leidentlich verhalten, nicht sie,
sondern Gott <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">hätte</rdg>
</app> durch sie <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> geschrieben <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app>?</note>
<note n="2" id="noe_2_2_157_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> So scheint der Satz <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:3:24">Röm. 3, <app>
<lem>24</lem>
<rdg wit="#c" type="v">24.</rdg>
</app></citedRange></bibl> nicht nur gegen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Jak:2:14" to="f">Jak. 2, 14 <app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">f.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> sondern auch gegen das stete Dringen der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift auf Heiligkeit und <app>
<lem>Tu<pb edRef="#b" n="233"/>gend</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Tugend,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:2:7">Röm. 2, <app>
<lem>7</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">7.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:10">Ephes. 2, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> zu streiten. <app>
<lem>Letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app> Stellen leiden keinen <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Sinn, also liegt <index indexName="subjects-index">
<term>Mißverstand</term>
</index>Mißverstand im ersten Satz, und <foreign lang="grc">ἔργα</foreign> oder <foreign lang="grc">ἔργα</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">νόμου</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">νομου</foreign></rdg>
</app> sind entweder nur <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Beobachtungen des mosaischen Gesetzes durch Gebräuche, Opfer <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> oder, mir wahrscheinlicher, was wir nach Gottes Gesetz thun
<hi>sollten</hi>, aber nicht thun, verglichen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:13"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 2, <app>
<lem>13</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">13.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:3">Röm. 8, <app>
<lem>3</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">3.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Röm:7:14" to="f"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 7, 14 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>; denn <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> heißts doch <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:2:15"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 2, <app>
<lem>15,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">15.</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">15.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> wie <foreign lang="grc">ἔργον</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_157_1"/><foreign lang="grc">τ. Θεοῦ</foreign>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:6:29">Joh. 6, <app>
<lem>29;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">29,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">29.;</rdg>
</app></citedRange></bibl> und im ganzen Zusammenhang wird <foreign lang="grc">νόμος</foreign> niemals vom Gesetz der Gebräuche (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:2:15">Ephes. 2, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl>), sondern stets von der nähern göttlichen
Offenbarung gebraucht, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:6:19">Vers 19</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:6:31">31</citedRange></bibl>.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_157_note3" place="end"><pb edRef="#a" n="499"/>
<app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Wenn man es <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> unverträglich mit Gottes allgemeiner und <app>
<lem>unparteyischer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheyischer</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">unparteiischer</rdg>
</app> Liebe findet, <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alle</rdg>
</app>, die keine Gelegenheit, das Christenthum kennen zu lernen, gehabt
haben, oder <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alle</rdg>
</app>, die nicht getauft sind, zu verdammen, wegen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:4:12">Apostelgesch. 4, <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:5:12">1 Joh. 5, <app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">12.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:5">Joh. 3, 5</citedRange></bibl>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</rdg>
</app> oder es wenigstens für bescheidner hält, nichts darüber zu <app>
<lem>entscheiden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entscheiden</rdg>
</app> (also es auch <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">lassen</rdg>
</app> dahin gestellt seyn <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, ob Gottes Liebe allgemein und <app>
<lem><app>
<lem>unparteyisch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheyisch</rdg>
</app> sey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unparteiisch sei</rdg>
</app>?) so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ja schon 1) der gemeine Menschenverstand lehren, daß alle allgemein
klingende Sätze den Fall voraussetzen, daß man etwas <hi>könne</hi> oder
<hi>wisse</hi>, wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Thess:3:10">2 Thess. 3, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Joh:1">2 Joh. 1</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> 2) <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Daß</rdg>
</app> die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift nur die <foreign lang="grc">ἀπίστους</foreign> verdamme,
und nur die so nenne, die etwas wissen und wovon überzeugt werden <app>
<lem><hi>konnten</hi> (§. <ref target="#section_2_154">154.</ref>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2.)</rdg>
</app>;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>konnten</hi>,</rdg>
</app> und 3) daß sie sogar wahren Glauben denen <app>
<lem>beylege</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beilege</rdg>
</app>, die keine Versicherung, vielmehr das Gegen<pb edRef="#b" n="234"/>theil, vor sich hatten, wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:15:28">Matth. 15, <app>
<lem>28</lem>
<rdg wit="#c" type="v">28.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> ver<pb edRef="#c" n="201"/>glichen <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:15:24"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>24</lem>
<rdg wit="#c" type="v">24.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; keine nähere Kenntniß von ihm <app>
<lem>besaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">besassen</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:9:16">Joh. 9, <app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#c" type="v">16.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Joh:9:35" to="Joh:9:38"><app>
<lem><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>35–38</lem>
<rdg wit="#c" type="v">35–38.</rdg>
</app></citedRange></bibl>; und weder getauft waren, noch sich <app>
<lem>äusserlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlich</rdg>
</app> zu den Christen <app>
<lem>hielten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hielten,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mk:9:38" to="Mk:9:42">Marc. 9,
38–42</citedRange></bibl>. Und so würde man jene zuerst angeführten
Stellen nicht auf bloß des Christenthums Unkundige <app>
<lem><app>
<lem><choice>
<sic>ausdehneu</sic>
<corr type="editorial">ausdehnen</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a">ausdehnen</rdg>
</app>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ausdehnen:</rdg>
</app> man würde einen allgemeinern und <index indexName="subjects-index">
<term>unentwickelt</term>
</index><hi>unentwickelten</hi> Glauben von einen <index indexName="subjects-index">
<term>ausdrücklich</term>
</index><hi>ausdrücklichen</hi> oder bestimmten unterscheiden, nicht von
eben demselben Glauben im alten, wie im neuen Testament, und dessen
Nothwenigkeit, <app>
<lem>reden,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">reden</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice> – Hingegen ist ein <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> von <hi>falschen</hi>, Widerspruch veranlassenden,
<hi>Bestimmungen</hi>, wenn, wider alle klare <app>
<lem>Schriftstellen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schriftstellen,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Tim:3:4">1 Tim. 3, <app>
<lem>4</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">4.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Tim:4:10"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:2:2">1 Joh. 2, 2</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice>, in allen Sätzen von Gottes Bereitwilligkeit, <hi>alle</hi>
Menschen selig zu machen, <app>
<lem><hi>alle</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#a">alle</rdg>
</app> nur <hi>alle Auserwählte</hi>
<app>
<lem>heissen sollen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">heißen sollten</rdg>
</app>. Und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Anstößigen, das die wirkliche Lehre der heiligen Schrift von
<hi>ewigen</hi> Strafen nach dem Tode giebt, hängt sicherlich das
Anstößige da<pb edRef="#a" n="500"/>von ab, daß man sich zum Begriff der
<hi>Verdammniß</hi>, die gänzliche Unmöglichkeit der Besserung, und zu
<hi>ewig fortgehenden</hi> (protensive ewigen) Strafen, ins <app>
<lem><hi>unendliche</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Unendliche</hi></rdg>
</app>
<hi>zunehmende</hi> (intensive ewige) <hi>hinzudenkt</hi>.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_157_1">
<label><foreign lang="grc">τ.</foreign></label>
<p>Joh 6,29 liest <foreign lang="grc">τοῦ</foreign>.</p></note>
</div>
<div n="158" type="section" id="section_2_158">
<head><app>
<lem>158</lem>
<rdg wit="#a" type="v">445</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem><hi>Ausser</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Außer</hi></rdg>
</app>
<hi>dem</hi>
<app>
<lem><supplied>(</supplied>§. <ref target="#section_2_157">157</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">(§. <ref target="#section_2_157">444</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">(§. <ref target="#section_2_157">157.</ref></rdg>
</app>) bleibt noch übrig, die <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe durch <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Erklärungen</term>
</index>Erklärungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Erklärungen</hi></rdg>
</app> oder <app>
<lem>Beschreibungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Beschreibungen</hi></rdg>
</app> deutlicher und bestimmter zu machen, um allen <index indexName="subjects-index">
<term>Mißverstand</term>
</index>Mißverstand und falsche <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenvorstellungen</term>
</index>Nebenvorstellungen <pb edRef="#b" n="235"/> zum voraus
abzuschneiden, und dadurch die Quelle fast aller <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten zu verstopfen – die Lehren selbst immer mehr, durch
Vergleichung unter einander, und mit andern richtigen Kenntnissen,
aufzuklären, und ihnen noch mehr Licht, Stärke und Anwendbarkeit zu geben –
zuletzt sie so zusammen zu stellen, wie eine zur Kenntniß und Ueberzeugung
von der andern vorbereiten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Wie weit man hierin gehen müsse, <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app>
<app>
<lem>müssen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">muß</rdg>
</app> die <pb edRef="#c" n="202"/>
<hi>Absicht</hi> solcher Untersuchungen, das <hi>Maaß</hi>
<app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Kräfte und Kenntnisse, und <app>
<lem>unsre eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unsere eigenen</rdg>
</app> oder dererjenigen <hi>Bedürfnisse</hi> zeigen, für die wir
dergleichen Untersuchungen anstellen.</p>
</div>
<div n="159" type="section" id="section_2_159">
<head><app>
<lem>159</lem>
<rdg wit="#a" type="v">446</rdg>
</app>.</head>
<p>Denn die <index indexName="subjects-index">
<term>Absicht</term>
</index><hi>Absicht</hi>
<app>
<lem>dabey kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dabei kann</rdg>
</app>
<hi>entweder</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Verbesserung</hi></rdg>
</app> der Erkenntniß, <hi>oder</hi> des <app>
<lem>Willens</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Willens</hi></rdg>
</app> seyn, so wie das Christenthum Erkenntniß der Wahrheit zur <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit ist. Der Hauptzweck aller solcher <pb edRef="#a" n="501"/> Untersuchungen muß also stets seyn, den Menschen glücklich zu
machen, seine <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und <index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index>Beruhigung zu befördern, und was überall dazu nicht <app>
<lem>beyträgt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiträgt</rdg>
</app>, ist keiner Untersuchung <app>
<lem>werth;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werth,</rdg>
</app> es ist sogar schädlich, und veranlaßt, seine Kräfte unnütz zu
verschwenden, die man zu etwas Besserm <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app> könnte. Aber ohne überzeugende Kenntniß desjenigen, was uns bessern
und beruhigen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ist keines von <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beiden</rdg>
</app> möglich. Kenntniß der göttlichen Wahrheiten und Eindruck aufs Herz
ist also gleich nöthig; man schadet dem Einen, wenn man es auf Kosten des
Andern erhebt oder treibt.</p>
</div>
<div n="160" type="section" id="section_2_160">
<head><pb edRef="#b" n="236"/>
<app>
<lem>160</lem>
<rdg wit="#a" type="v">447</rdg>
</app>.</head>
<p>Indessen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nicht jeder <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> oder <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> gleich gut leisten; das <index indexName="subjects-index">
<term>Maaß</term>
</index><hi>Maaß</hi> der <index indexName="subjects-index">
<term>Gaben</term>
</index><hi>Gaben</hi> und der <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntnisse</term>
</index><hi>Kenntnisse</hi> ist sehr verschieden ausgetheilt; und der <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf, in den Gott jeden gesetzt hat, erfordert die Anwendung der
Kräfte zu gewissen Zwecken, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> man nicht mit eben der Anstrengung das <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> eben so <index indexName="subjects-index">
<term>Nützliches</term>
</index>Nützliche treiben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Ein jeder muß sich daher mit der Art von Untersuchung und Uebung am
meisten beschäftigen, wozu er die meiste Fähigkeit, Kenntnisse, und
äusserlichen Beruf hat, und das Uebrige zwar nie <app>
<lem>vernachläßigen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">vernachlässigen</rdg>
</app>, aber doch vorzügliche <app>
<lem>Beschäftigungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Beschäftigung</rdg>
</app> damit denen <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlassen</rdg>
</app>, die dazu geschickter sind, und mehr <pb edRef="#c" n="203"/> durch
die Umstände, unter welchen sie leben, dazu aufgefordert werden.</p>
<note place="end"><pb edRef="#a" n="502"/>
<app>
<lem>Sehr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> So</rdg>
</app> viel hängt hier von den <index indexName="subjects-index">
<term>Zeitumstände</term>
</index>Zeitumständen ab, unter welchen gewisse Wissenschaften mehr <app>
<lem>wie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">als</rdg>
</app> sonst <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufgeklärt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufgeklärt,</rdg>
</app> und von unsern besondern Umständen, wodurch wir glücklicher Weise auf
Entdeckungen geführt werden, an die <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> nicht dachten. <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
</app> sind Winke der göttlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>, denen wir mehr als andern folgen müssen, denn sie weisen jedem, der
dazu Fähigkeit hat, gerade dasjenige an, was er bearbeiten soll. <app>
<lem><app>
<lem>Vergleiche Theil</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Vergl. Th.</rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <ref target="#section_1_37">37.</ref></note>
</div>
<div n="161" type="section" id="section_2_161">
<head><app>
<lem>161</lem>
<rdg wit="#a" type="v">448</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vornehmlich</rdg>
</app> ist das <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index>Gefühl desjenigen, was wir selbst, oder was die <index indexName="subjects-index">
<term>bedürfen</term>
</index><hi>bedürfen</hi>, die wir belehren, bessern und beruhigen sollen,
immer das, <pb edRef="#b" n="237"/> was uns anweiset und ermuntert, etwas
vor andern aufzusuchen, und mit vorzüglicher Aufmerksamkeit zu treiben. Mag
es seyn, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß besser ist, als das Aufsuchen desjenigen, was <app>
<lem>ich geniessen will,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man genißen will;</rdg>
</app> daß jenes Zweck, dieses nur Mittel <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist;</rdg>
</app> daß also <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index>Anwendung <app>
<lem>meiner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß <app>
<lem>zu meinem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zum eignen</rdg>
</app> oder Anderer Besten wichtiger ist, als die Erkenntniß selbst: so ist
doch jenes ohne dieses nicht möglich, und <app>
<lem>ich kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man kann</rdg>
</app> entweder gar nicht, oder nicht ohne <app>
<lem>größern</lem>
<rdg type="v" wit="#a">grössern</rdg>
</app> Schaden, <app>
<lem>genießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniessen</rdg>
</app> oder anwenden, wenn <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> das, was <app>
<lem>ich brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man gebrauchen</rdg>
</app> will, noch nicht erlangt <app>
<lem>habe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app>, oder es erst sichern und erhalten, oder erst wissen muß, ob <app>
<lem>mir</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> es gut ist, ob <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> nicht über dem Genuß das <app>
<lem>mir</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, dermalen wenigstens, <index indexName="subjects-index">
<term>Nützlicheres</term>
</index>Nützlichere verliere. Darum <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> hier, wenn die Frage von dem ist, was <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> jedesmal <pb edRef="#a" n="503"/> vorzüglich suchen müsse, nicht das
entscheiden, was <hi>überhaupt</hi> das <hi>Nützlichste</hi>, sondern was
das <hi>Dringendste</hi> ist (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:26:11">Matth. 26, <app>
<lem>11);</lem>
<rdg wit="#a" type="v">11),</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">11.);</rdg>
</app></citedRange></bibl> und wenn <app>
<lem>meine</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index><choice>
<sic>Beruhignng</sic>
<corr type="editorial">Beruhigung</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Beruhigung</rdg>
</app> auf der <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung gewisser Sätze, auf Ueber<pb edRef="#c" n="204"/>zeugung
von ihrer Wahrheit, auf Wegräumung gewisser Zweifel beruht: so wird die
Untersuchung auch dessen, was sehr geringfügig scheint, <app>
<lem>mir,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> unter diesen Umständen, wichtiger seyn müssen, als was überhaupt
wichtiger <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">genommen</rdg>
</app> seyn mag.</p>
</div>
<div n="162" type="section" id="section_2_162">
<head><app>
<lem>162</lem>
<rdg wit="#a" type="v">449</rdg>
</app>.</head>
<p>Dieses <app>
<lem>mein größres</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">größere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfniß</term>
</index>Bedürfniß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eines Jeden</rdg>
</app>, und auch das Bedürfniß derer, für die wir, in Absicht auf Religion,
arbeiten müssen, wird offenbar durch <pb edRef="#b" n="238"/> die <index indexName="subjects-index">
<term>Zeitumstände</term>
</index><hi>Zeitumstände</hi> bestimmt. So wie jede Zeit <hi>ihr</hi> Gutes
und <hi>ihre</hi> Mängel hat, jede in einem besondern Verhältniß gegen das
Ganze und gegen Gottes Absichten steht, jedes Glied des großen Körpers in
seinem Maaß und seiner Lage zum Besten des Ganzen arbeiten muß: so müssen
wir für <hi>die</hi> Zeit leben und arbeiten, in die uns Gott gesetzt hat
(<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:12:14" to="f">1 Kor. 12, 14</citedRange></bibl>
<app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">f.)</rdg>
</app> Was</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">f.); was</rdg>
</app> diesen Zeitumständen gemäß ist, <app>
<lem>interessirt</lem>
<rdg type="v" wit="#a">intereßirt</rdg>
</app> uns auch mehr, und setzt <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Kräfte mehr in Thätigkeit, erleichtert den Gebrauch <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Kräfte, ist für das Ganze von einem wirksamern Erfolg. Selbst unser
Herr und seine Gesandten arbeiteten recht eigentlich und am meisten für
<hi>ihre</hi> Zeit und deren Bedürfnisse. (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_132">132</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_132">419</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>) – Jede Zeit hat ihre <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Angelegenheiten</term>
</index>Angelegen<pb edRef="#a" n="504"/>heiten, die am meisten zur
Untersuchung <app>
<lem>anziehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anziehen</rdg>
</app>, und so allgemein <app>
<lem>bey allen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei Allen</rdg>
</app>, denen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion theuer ist, der <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptzweck</term>
</index>Hauptzweck, <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und <index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index>Beruhigung der Menschen bleibt: so verschieden <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind,</rdg>
</app> zu <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Zeiten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Zeiten,</rdg>
</app> die Beschäftigungen mit den <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Sachen, die <app>
<lem>dazu</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dazu,</rdg>
</app> als <app>
<lem>Mittel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mittel,</rdg>
</app> etwas <app>
<lem>beytragen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beitragen</rdg>
</app> können. Was Eine Zeit erfindet, das gährt in der <app>
<lem>Andern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andern</rdg>
</app>, in der folgenden setzt sichs, und das Klare scheidet sich von den
Hefen. So arbeitet, nach der <app>
<lem>göttlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">göttlichen,</rdg>
</app> allezeit weisen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>, jede Zeit für die folgende, und diese <app>
<lem>letztere</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<pb edRef="#c" n="205"/> sollte nicht das Vorbereitete <app>
<lem>benützen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">benutzen</rdg>
</app>, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wieder</rdg>
</app> für die <app>
<lem>wieder</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> folgende arbeiten?</p>
</div>
<div n="163" type="section" id="section_2_163">
<head><app>
<lem>163</lem>
<rdg wit="#a" type="v">450</rdg>
</app>.</head>
<p>Selbst die glücklichen <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">oder die</rdg>
</app> mißlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Zeitumstände</term>
</index>Zeitumstände sind eine Aufforderung Gottes, Gutes zu <pb edRef="#b" n="239"/> stiften. – Wenn die weitere <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung und Ausbreitung der Wissenschaften, namentlich derer, die
mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in der nächsten Verbindung stehen, auf einer Seite
Untersuchungen in der Religion rege macht, und auf der andern sie befördert;
wenn die Wißbegierde, auch in der Religion, allgemeiner wird, und selbst das
Volk nach Aufklärung dürstet; wenn die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Freyheit</term>
</index>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> der Untersuchung nicht durch Einschränkung gelähmt, sondern vielmehr
ermuntert wird; wenn alte heftige Streitigkeiten verraucht, und die Gemüther
zur <app>
<lem>kühlblütigern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kaltblütigern</rdg>
</app> Untersuchung derselben gestimmt sind; wenn der öffentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack mehr zur Liebe des <index indexName="subjects-index">
<term>Praktisches</term>
</index>Praktischen, auch in der Re<pb edRef="#a" n="505"/>ligion, gebildet
ist; wenn selbst die <app>
<lem>größere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössere</rdg>
</app> Gefahr für die Religion, die aus Zweifeln entsteht, diejenigen, die
überall den wichtigen Einfluß der Religion zu schätzen wissen,
bereitwilliger macht, auch das Neuentdeckte, das ihnen sonst bedenklich war,
darum anzunehmen, weil es die Zweifel löset, und die Ehre der Religion
befestigt; wenn man also auch geneigter ist, Mißverstand <app>
<lem>beyzulegen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beizulegen</rdg>
</app>, und, so weit es ohne Nachtheil der Wahrheit geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, sich zum Frieden die Hände zu bieten: – <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> ist es Dankbarkeit gegen Gott, Pflicht gegen Wahrheit und Frieden,
diese <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände zur nähern Untersuchung zu <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app>, und das von uns oder Andern <app>
<lem>Gefundne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gefundene</rdg>
</app> mit Weisheit auszubreiten.</p>
</div>
<div n="164" type="section" id="section_2_164">
<head><pb edRef="#c" n="206"/>
<app>
<lem>164</lem>
<rdg wit="#a" type="v">451</rdg>
</app>.</head>
<p>Und wenn eben diese günstigen <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände, durch eine anderwärtshin <app>
<lem>genommne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genommene</rdg>
</app> Wendung, <pb edRef="#b" n="240"/> Gelegenheit zu <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
</app> Angriffen auf die Religion, wenigstens zu mehrern Zweifeln, zur
Beeinträchtigung der Wahrheit und zur Verminderung ihres Werthes und
Einflusses auf die Menschen, geben; wenn sich gerechtscheinende Klagen der
Besorgniß eines immer weiter um sich greifenden Schadens erheben; wenn diese
die weitere Untersuchung, zu der selbst die anscheinende Gefahr auffordern
sollte, hemmen, und durch Verdächtigung ihren Nutzen vernichten oder
einschränken, den edlern Theil der <pb edRef="#a" n="506"/> nach Wahrheit
und gegründeter Ruhe <app>
<lem>durstenden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Durstenden</rdg>
</app> des Mittels seiner Befriedigung berauben, und den Feinden der
Religion, die nicht durch Klagen, sondern nur durch <index indexName="subjects-index">
<term>Untersuchung</term>
</index>Untersuchung entkräftet werden können, die Freude über ihren
vermeinten Sieg in die Hände spielen: <app>
<lem>– alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">alsdenn</rdg>
</app> wäre es unchristliche Muthlosigkeit, Unglaube gegen Gott, oder
Versuchung desselben, <app>
<lem>Verrätherey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verrätherei</rdg>
</app> gegen die göttliche Wahrheit, <app>
<lem>offenbare</lem>
<rdg wit="#a" type="v">thätige</rdg>
</app> Gleichgültigkeit gegen die Ruhe, die der Mensch mit so <app>
<lem>großem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossem</rdg>
</app> Rechte in der Religion sucht, nicht immer weiter untersuchen, die
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung der Menschen von ihr nicht auf einen immer festern
<index indexName="subjects-index">
<term>Grund</term>
</index>Grund setzen, ihren unaussprechlichen Werth nicht immer
einleuchtender und dringender darlegen zu wollen.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Es ist eines verständigen Christen ganz unwürdig, über solche
Untersuchungen, und das, was dadurch entdeckt wird, als über <index indexName="subjects-index">
<term>Neuerungen</term>
</index><hi>Neuerungen</hi> zu klagen, auf seine Meinungen, weil sie alt
sind, stolz zu <pb edRef="#b" n="241"/> thun, und alles Neue mit <app>
<lem>bloßer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosser</rdg>
</app> Verunglimpfung von der Hand zu weisen. – <app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app> fassen alte Schläuche den neuen Wein nicht (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:5:37" to="f">Luc. 5, 37 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>); aber es ist doch Undank gegen Gott,
Einschläferung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Kräfte, mit denen wir zum <pb edRef="#c" n="207"/> Guten, wenigstens
durch Sichtung, mitwirken könnten, Versündigung gegen den, der Hülfe bedarf,
und gegen den, der ihm helfen will, nicht nur selbst nichts zu thun, und
nichts zu <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app>, was <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> statt <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> thun, sondern auch selbst <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> davon abzuhalten, und ununtersucht den guten Keim, den Gott aufgehen
läßt, wie <app>
<lem>Unkraut</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unkraut,</rdg>
</app> zu zertreten. – Rotte das Unkraut aus, weil <pb edRef="#a" n="507"/>
es <hi>Unkraut</hi>, nicht weil es <hi>neu</hi> ist; du möchtest eine sehr
heilsame Pflanze vertilgen, von der du nur vorher noch nichts gehört <app>
<lem>hattest</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hast</rdg>
</app>. Doch vergiß auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Ausjäten des Unkrautes das nicht, was unser Herr sagt <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_164_1"/>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:13:39">Matth. 13,</citedRange></bibl>
<app>
<lem>39</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:13:29">29</citedRange></bibl></rdg>
</app>. – Allerdings giebts nur Einen Grund, auf den wir bauen müssen, der,
daß <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> der Christ <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei.</rdg>
</app> (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:3:11">1 Kor. 3, <app>
<lem>11).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">11.)</rdg>
</app></citedRange></bibl> Auf den hat man hölzerne und steinerne
Häuser <app>
<lem>gebaut</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebaut.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:3:12"><app>
<lem>(<choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">(v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>12).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12.)</rdg>
</app></citedRange></bibl> Sind alle alte dieser, und alle neue
jener Art? Die Zeit wirds klar machen, sagt der Apostel <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:3:13"><app>
<lem>(<choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">(v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>13</lem>
<rdg wit="#c" type="v">13.</rdg>
</app></citedRange></bibl>); aber wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> sie <app>
<lem>dir</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem><hi>das</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">das</rdg>
</app>, wenn alles Neue, was die Zeit lehrt, schon <app>
<lem><hi>darum</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">darum</rdg>
</app> das Zeichen der <app>
<lem><hi>Verwerfung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verwerfung</rdg>
</app> trägt, weil es neu ist? – Die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit ist ewig, aber sie wird oft erst spät erkannt. Wer das
bisher Unerkannte ans Licht bringt, der sagt <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> etwas Neues; aber verdient er die schnöde Verachtung, er, den Gott
vielleicht zum Werkzeug <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app> will, dich zu erleuchten? – <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Eph:4:11" to="Eph:4:15">Ephes. 4,
11–15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:13:9" to="f">1 Kor. <pb edRef="#b" n="242"/> 13,
9 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Hebr:5:12" to="Hebr:5:14">Ebr. 5,
12–14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:3:21" to="f">1 Kor. 3, 21 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> – Es ist wohl kaum nöthig zu sagen,
daß wer darum nicht das Neue will weggeworfen wissen, weil es neu ist, damit
keinesweges <app>
<lem>alles Neue</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>alles Neue</hi></rdg>
</app> billigt, eben <app>
<lem>weil es neu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>weil es neu</hi></rdg>
</app> ist. Ob etwas neu oder alt <app>
<lem>ist?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> muß gar nicht, ob es wahr <app>
<lem>sey?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sey,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">sei?</rdg>
</app> muß allein in Anschlag kommen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_164_1">
<label>Matth. 13, 39</label>
<p>In Übereinstimmung mit der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> ist Mt
13,29 gemeint.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_165-175">
<div n="165" type="section" id="section_2_165">
<head><app>
<lem>165</lem>
<rdg wit="#a" type="v">452</rdg>
</app>.</head>
<p>Auf die beschriebene Art sollte sich ein jeder <index indexName="subjects-index">
<term>selbstdenkend</term>
</index>selbstdenkender Christ, der alle dazu erforderliche Fähigkeit und <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app> hätte, wenigstens jeder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Lehrer</hi></rdg>
</app>, sein christliches <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System bilden; und <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> wäre es Zeit, auch <hi>Ande</hi><pb edRef="#c" n="208"/><hi>rer</hi>
Vorstellungen zu hören. Denn <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> der <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Selbstforscher</term>
</index>Selbstfor<pb edRef="#a" n="508"/>scher urtheilt gar zu leicht
einseitig, und läßt sich von geheimen Vorurtheilen, aufgefaßten <app>
<lem>Gesichtspuncten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkten</rdg>
</app>, wohin er <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> allein zieht, und selbst Leidenschaften, beschleichen. – Da uns über
dies so viele, denen gewiß <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Aufspürung</term>
</index>Aufspürung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Auffindung</rdg>
</app> des wahren Christenthums <index indexName="subjects-index">
<term>Herzensangelegenheit</term>
</index>Herzensangelegenheit war, und denen es nicht an den nöthigen
Fähigkeiten und Kenntnissen fehlte, vorgearbeitet <app>
<lem>haben:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben,</rdg>
</app> warum sollten wir ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Vorarbeit</term>
</index>Vorarbeit nicht <app>
<lem>benutzen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">benützen</rdg>
</app>, ihnen wenigstens nicht danken, daß sie <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Aufmerksamkeit auf <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
</app> lenken, was ihr <app>
<lem>entwischt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entgangen</rdg>
</app> ist, und uns zeigen, was und wo es noch weiterer Untersuchung
bedürfe? – Wollen wir <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aber selbst</rdg>
</app> vollends als <app>
<lem>Lehrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Lehrer</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>Anderer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Andrer</rdg>
</app>
<app>
<lem>auftreten:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auftreten,</rdg>
</app> so erfordert die gesellschaftliche <index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung, uns zu einer gewissen kirchlichen Gesellschaft zu halten,
deswegen die <pb edRef="#b" n="243"/> Vorstellungen in der Religion, die sie
von ihren Mitgliedern erwartet, kennen zu lernen, und zu prüfen, ob wir sie
mit Ueberzeugung fortpflanzen, wenigstens öffentlich unbestritten <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> können. Es erforderts auch die <app>
<lem>Weisheit und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Gerechtigkeit gegen <app>
<lem>Andre, unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Andere, so wie die Lehrweisheit, unsere</rdg>
</app> Kenntnisse vom Christenthum möglichst ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen, wenn sie nicht schädliche Irrthümer sind, <app>
<lem>anzuschmiegen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anzuschmiegen,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">anzubequemen;</rdg>
</app> ihres, wenn gleich oft irrenden, Gewissens zu <app>
<lem>schonen;</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">schonen,</rdg>
</app> und nicht durch Unvorsichtigkeit oder <app>
<lem>Allgenügsamkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Allgenugsamkeit</rdg>
</app> ein Mißtrauen oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eine</rdg>
</app> Abneigung zu erregen, <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#c" type="v">die</rdg>
</app> einen Lehrer der Religion so sehr hindert, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Andern Gutes zu stiften. Alles dieses führt die Pflicht mit sich, uns
um <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Vorstellungen zu bekümmern, und auf diese, wenigstens eine prüfende,
<index indexName="subjects-index">
<term>Rücksicht</term>
</index>Rücksicht zu nehmen.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end">{<choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> So urtheilt auch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_165_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Fichte, Johann Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2541c">Fichte</persName></hi> in
dem System der Sittenlehre: „Der Diener einer Kirche muß davon
ausgehen, worüber Alle einig sind, vom <hi>Symbol</hi>. – Er muß
darauf <pb edRef="#c" n="209"/> hinausgehen, worüber Alle einig
werden sollen. Er muß sonach weiter sehen, als die Einzelnen; das
beste und sicherne Resultat der moralischen Cultur des Zeitalters in
der Gewalt haben: und zu diesem hat er sie zu führen. – Alle sollen
einig werden; sie sollen aber auch, während ihres Fortschreitens,
einig bleiben; mithin muß er stets so gehen, daß man ihm folgen
kann. – Sobald er in <hi>seinem</hi> Vortrage zu sehr der Cultur
seiner Zuhöhrer voreilt, sobald redet er nicht mehr zu Allen (einer
Gemeinde) <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice>“ – Ausführlicher habe ich den Begriff und die Natur der
Lehrweisheit, welche schon eine gründliche Kenntniß des Systems
voraussetzt, entwickelt in den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_165_2"/>Briefen an christliche Religionslehrer,
3te Sammlung. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_165_1">
<label>Fichte in dem System der Sittenlehre: „Der Diener einer Kirche […]
sobald redet er nicht mehr zu Allen (einer Gemeinde) u. s. w.“</label>
<p>Wiedergegeben wird Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) <hi>System der
Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre</hi> (1798),
472.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_165_2">
<label>Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung</label>
<p>Hier dürfte die zweite Auflage (1803) gemeint sein (vgl. I § 285
c).</p></note>
</div>
<div n="166" type="section" id="section_2_166">
<head><pb edRef="#a" n="509"/>
<app>
<lem>166</lem>
<rdg wit="#a" type="v">453</rdg>
</app>.</head>
<p>Diese <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen <app>
<lem>Andrer sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Anderer, haben</rdg>
</app>
<hi>entweder</hi>
<app>
<lem>solche, welche</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> in einer besondern <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche eine Art von <app>
<lem>gesetzmäßigem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gesetzmäßigen</rdg>
</app> Ansehen erlangt <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, <hi>oder</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">es sind bloß</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Privatgedanken</term>
</index>Privatgedanken und Resultate solcher Untersuchungen, die von <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> gelehrten Männern angestellt sind. Die <hi>erstern</hi> verdienen <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genaue</rdg>
</app> Kenntniß und Prüfung, nicht nur weil sie <app>
<lem>das Vorurtheil vor</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wenigstens das für</rdg>
</app> sich haben, daß sie nach <app>
<lem>öftrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">öfterer</rdg>
</app> Untersuchung vieler redlichen, verständigen und gelehrten Christen
bewährt befunden worden, sondern noch <app>
<lem>vielmehr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielmehr,</rdg>
</app> wegen der so eben (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_165">165</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_165">165.</ref></rdg>
</app>) erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_2_165">452</ref>)
erwehnten</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gründe</term>
</index>Gründe für einen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gründe, von Seiten des</rdg>
</app> öffentlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrers</rdg>
</app>. Die <hi>letztern</hi> hingegegen scheinen noch mehr wichtige
Aufschlüsse <pb edRef="#b" n="244"/> über Religion und Christenthum zu
versprechen, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> wenn sie den <app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beifall</rdg>
</app> der <app>
<lem>gelehrtesten und untersuchendsten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gelehrtesten, unermüdet forschenden</rdg>
</app> Männer <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor</rdg>
</app> sich haben. Denn <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen besondern Untersuchungen <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Lehrsätze <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man mehr eigentlichen Fleiß und neue <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung erwarten; man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> erwarten, daß dergleichen Männer weniger durch die Fesseln eines
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchensystem</term>
</index>Kirchensystems oder eingeschränkter <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrfreyheit</term>
</index>Lehrfreyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrfreiheit</rdg>
</app> zurückgehalten worden, <app>
<lem>freye</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freie</rdg>
</app> Untersuchungen anzustellen; der <pb edRef="#c" n="210"/>
<app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beifall</rdg>
</app>, mit dem man ihre Untersuchungen aufgenommen, hat weniger den
Verdacht wider sich, daß er durch kirchliches Ansehen oder Schonung des
Hergebrachten gestimmt <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>; und, wenn solche Untersuchungen von <app>
<lem>Männern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gelehrten</rdg>
</app> herrühren, denen man, neben wahrer Bescheidenheit, vorzügliche
Bekanntschaft mit den Hülfsmitteln zur <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung <pb edRef="#a" n="510"/> der Theologie, wenigstens in den
Theilen, woran sie gearbeitet haben, und vorzügliche <index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung in solchen <app>
<lem>Untersuchungen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Unteruchungen</sic>
<corr type="editorial">Untersuchungen</corr>
</choice></rdg>
</app> nicht absprechen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>: so <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> man sicherlich mehr von ihnen lernen, als von denen, die nur der
gebahnten <app>
<lem>Heerstraße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Heerstrasse</rdg>
</app> folgen.</p>
</div>
<div n="167" type="section" id="section_2_167">
<head><app>
<lem>167</lem>
<rdg wit="#a" type="v">454</rdg>
</app>.</head>
<p>Indessen <app>
<lem>ist <index indexName="subjects-index">
<term>eigen</term>
</index><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bleibt <hi>eigene</hi></rdg>
</app> Untersuchung doch immer das Nöthigste. Was ist wahr? was ist
Christenthum? <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> ist doch eigentlich die Hauptsache, <hi>davon</hi> muß man <app>
<lem>wollen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> im <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System unterrichtet seyn <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wollen</rdg>
</app>; was der oder jener, diese oder jene Kirche, geglaubt <app>
<lem>hat, <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#a" type="v">das</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat: dieß</rdg>
</app> zu wissen, ist, wenn es nicht Gelegenheit giebt, <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit zu finden, fast von <pb edRef="#b" n="245"/> gar <app>
<lem>keinem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">keinen</rdg>
</app> Werth. Sammlungen von Meinungen, wenn sie nicht geprüft, sondern der
Wahl eines jeden <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlassen</rdg>
</app> werden, verwirren nur, und stimmen die Seele zum ewigen Schwanken
zwischen menschlichen Einfällen. Und wie? wenn unter <app>
<lem>allem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Allem</rdg>
</app>, was bisher <app>
<lem>worüber</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">über eine Lehre</rdg>
</app> gesagt ist, gerade die rechte Vorstellung noch fehlte? <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><ref type="note" target="#noe_3_2_167_note1">*)</ref></rdg>
</app> – Was übrigens zur Bildung eines immer vollkommnern Systems geschehen
müsse, ist schon oben gesagt. Hier nur noch etwas über den bessern Vortrag
desjenigen, was man, nach oben <app>
<lem>erwähntem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehntem</rdg>
</app>
<app>
<lem>Verfahren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verfahren,</rdg>
</app> von dem Christenthum gefunden hat, oder besser, gefunden zu haben
glaubt.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end" id="noe_3_2_167_note1"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *) Eine <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index><hi>Dogmatik</hi>, die in eine bloße <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmengeschichte</term>
</index>Dogmengeschichte verwandelt wird, hört auf, da sie ihren
eigenthümlichen <pb edRef="#c" n="211"/> Charakter, <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenslehre</term>
</index><hi>Glaubenslehre</hi> und <hi>Untersuchung der Lehre</hi>
zu seyn, verliert, <hi>Dogmatik</hi> zu seyn, und wird ein Theil der
<hi>historischen</hi> Theologie. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
</div>
<div n="168" type="section" id="section_2_168">
<head><pb edRef="#a" n="511"/>
<app>
<lem>168</lem>
<rdg wit="#a" type="v">455</rdg>
</app>.</head>
<p>Allerdings bleibt <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit immer Wahrheit, und <app>
<lem>es ist übel gesprochen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man drückt sich wenigstens unbequem und
unrichtig aus</rdg>
</app>, wenn man sagt, daß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app> Wahrheit leiden, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in Gefahr kommen könne, obgleich die Ueberzeugung der
Menschen davon, und die Achtung und Liebe zu ihr leiden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Auch nutzt sich die Wahrheit nie ab, daß man auf Erfindung einer
andern denken müßte. Da auch die christliche Theologie sich auf die heilige
Schrift gründet, diese aber einen bestimmten Umfang hat: so <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> sich eigentlich neue <index indexName="subjects-index">
<term>Entdeckungen</term>
</index>Entdeckungen über christliche Lehren selbst nicht machen, wenn man
nicht <app>
<lem>bessere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beßre</rdg>
</app> Erklärung <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Stellen, die mehrere Entwickelung desjenigen, was in der heiligen
Schrift liegt, die weitern Aussichten, die aus Vergleichung der christlichen
Lehren unter einander, und mit natür<pb edRef="#b" n="246"/>lich bekannten
Sätzen, entstehen, und die Wegräumung falscher Vorstellungen, dahin rechnen
will. Aber man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index><hi>Ueberzeugung</hi> der Menschen von der Wahrheit und von dem
Christenthum, oder der rechten Vorstellung davon, durch neue Gründe, und den
bessern <index indexName="subjects-index">
<term>Eindruck</term>
</index><hi>Eindruck</hi> derselben, durch neue Anwendung befördern.</p>
</div>
<div n="169" type="section" id="section_2_169">
<head><app>
<lem>169</lem>
<rdg wit="#a" type="v">456</rdg>
</app>.</head>
<p>So wie sich alle Wissenschaften durch neue <index indexName="subjects-index">
<term>Entdeckungen</term>
</index>Entdeckungen oder gründlichere Einsicht des bereits Bekannten
erweitern, namentlich Sprachkunde und Philosophie: so ist kein Zweifel, daß
da<pb edRef="#a" n="512"/>durch auch für die Religion und das
Christenthum neue Bestätigung möglich wird, und daß, wenn <pb edRef="#c" n="212"/> die <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung der Wissenschaften immer fortgeht, und Geschmack und
Denkungsart mehr gebildet wird, allerdings auch auf neue oder neu geschärfte
und einleuchtender gemachte <index indexName="subjects-index">
<term>Beweise</term>
</index><hi>Beweise</hi> der Lehren gedacht werden müsse. – Noch mehr findet
dieses <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index><hi>Anwendung</hi> der Lehren statt. Die <index indexName="subjects-index">
<term>Willigkeit</term>
</index>Willigkeit, sich an die christlichen Lehren, zur Beförderung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Gemüthsruhe, zu halten, und dieselben treulich zu befolgen, hängt
offenbar von dem Werth ab, den man auf diese Lehren legt, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> auf den deutlich und lebhaft erkannten Einfluß derselben auf <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit. Diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Einfluß</term>
</index><hi>Einfluß</hi> müßte man <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> klar machen, und diesen recht <app>
<lem>darstellen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">darstellen;</rdg>
</app> das ists, wie mich dünkt, eigentlich, was man <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index><hi>praktischen</hi> Vortrag nennen sollte.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_169_note1" place="end"><pb edRef="#b" n="247"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Es ist ein sehr gewöhnlicher Mißverstand, das <index indexName="subjects-index">
<term>Praktisches</term>
</index><hi>Praktische</hi> mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Moralisches</term>
</index><hi>Moralischen</hi> zu verwechseln, und die Folge davon ist nur zu
oft Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was nicht <app>
<lem><hi>unmittelbar</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">unmittelbar</rdg>
</app> das <hi>Thun</hi> und <app>
<lem><hi>Laßen</hi></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Lassen</hi></rdg>
</app> der Menschen <app>
<lem>betrift</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betrifft</rdg>
</app>. <hi>Praktisch</hi> ist <app>
<lem>doch alles</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">im Grunde Alles</rdg>
</app>, was auf die menschliche Glückseligkeit anwendbar ist. Nun beruht
diese Glückseligkeit 1) keinesweges bloß auf unserm Thun und <app>
<lem>Laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Lassen</rdg>
</app>, oder der Beobachtung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Pflichten, sondern auch auf <hi>Gemüthsruhe</hi>, die zwar auch von
dem guten Gewissen abhängt, aber eben so sehr von der <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung, daß <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was uns begegnet, wirklich für uns gut ist, und daß wir uns zu Gott
und dessen Regierung immer des Besten versehen können. Diese <app>
<lem>letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">letztere</rdg>
</app> Ueberzeugung <pb edRef="#a" n="513"/> ist zu <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Glückseligkeit unumgänglich nothwendig, in Absicht auf solche
Veränderungen, die nicht in <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Gewalt stehen, wohin auch diejenigen gehören, die wir nicht können
ungeschehen machen, <app>
<lem>namentlich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> vielfältigen Vergehungen, und die daher <app>
<lem>entstehenden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">entstehende</rdg>
</app> Folgen. 2) <app>
<lem>Kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Es kann aber</rdg>
</app> der Einfluß eines Satzes auf <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Glückseligkeit eben sowohl mittelbar als <pb edRef="#c" n="213"/>
unmittelbar seyn, und wir urtheilen wie Kinder, wenn wir das Nutzbare, auch
in <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Religion, bloß auf das Letztere (auf das materialiter <app>
<lem>oder unmittelbar</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Praktische) einschränken, <app>
<lem>ohnerachtet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungeachtet</rdg>
</app> uns die ganze Einrichtung der physischen und moralischen Welt so
deutlich an den auch sehr entfernten Einfluß gewisser Ursachen auf unser
Wohl und Weh erinnert. Daher ist <app>
<lem>jeder</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jeder,</rdg>
</app> noch so <app>
<lem>speculative <app>
<lem>Satz,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satz</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">spekulative Satz</rdg>
</app>
<hi>praktisch</hi>, wenn er <app>
<lem>1)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">a)</rdg>
</app> die zu <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Gemüthsruhe unent<pb edRef="#b" n="248"/>behrliche Ueberzeugung von
Gottes allezeit weisen und gütigen Anstalten und Fügungen zu unserm Besten
überhaupt und in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Fällen, auf eine nähere oder entferntere Art, befördern, irgend einen
Beweis dafür geben, irgend einem Zweifel dagegen zuvorkommen, oder ihn <app>
<lem>heben kan. 2) Wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">heben; wenn</rdg>
</app> er <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">b)</rdg>
</app> irgend einen Grund zu einer Pflicht enthalten, irgend eine
Ermunterung dazu, irgend eine Erleichterung derselben in der <app>
<lem>Ausübung,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ausübung</rdg>
</app> geben <app>
<lem>kan. Und einen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann. Einen</rdg>
</app> Satz <hi>praktisch</hi>
<app>
<lem>machen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">machen,</rdg>
</app> ist <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">demnach</rdg>
</app> nichts anders, als zeigen, welchen <index indexName="subjects-index">
<term>Einfluß</term>
</index>Einfluß derselbe auf unser Bestes haben könne, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> auf die eine oder die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> so eben angegebene Art; welches auch dadurch geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wenn wir ihn so erklären, so bestimmen, in eine solche Verbindung
mit andern stellen, daß <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> diesen Einfluß leicht einsehen, und die Anwendung desselben auf ihre
Gemüthsruhe oder Besserung leicht machen können. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Dieß ist die wahre Idee, die Allen, welche die
<hi>praktische Theologie</hi> im Gegensatz der
<hi>Schultheologie</hi> verarbeitet haben, vorgeschwebt
hat.}</rdg>
</app></note>
</div>
<div n="170" type="section" id="section_2_170">
<head><pb edRef="#a" n="514"/>
<app>
<lem>170</lem>
<rdg wit="#a" type="v">457</rdg>
</app>.</head>
<p>Zu <app>
<lem>diesem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einem</rdg>
</app> guten <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrage der systematischen Theologie gehört auch der weise Gebrauch <app>
<lem>gewisser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewisser,</rdg>
</app> dem <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System <app>
<lem>eigenthümlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenthümlicher</rdg>
</app> Ausdrücke, welche man gemeiniglich mit dem Namen der <index indexName="subjects-index">
<term>Schulsprache</term>
</index><hi>Schulsprache</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">(termini technici)</rdg>
</app> belegt, und welche viele aus dem Vortrag der Religion wollen
entfernt, an ihrer Statt aber <app>
<lem>biblische</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>biblische</hi></rdg>
</app>, zum Theil <app>
<lem>auch mystische</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wohl gar <hi>mystische</hi></rdg>
</app>, oder Ausdrücke aus der Sprache des gemeinen Le<pb edRef="#c" n="214"/>bens, eingeführt <app>
<lem>wissen <ref type="note" target="#noe_2_2_170_note1">†)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wissen. <ref type="note" target="#noe_2_2_170_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> Wahr ist es, <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdrücke</term>
</index>Ausdrücke sind gleichgültig, wenn sie nur die Sachen verständlich
und ohne Irrthümer bezeichnen, wenn sie also nur, falls sie dunkel oder <app>
<lem>zweydeutig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweideutig</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="249"/> sind, erklärt werden, daß man dadurch wirklich die
Sachen verstehen <app>
<lem>lernt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>, und gegen falsche Vorstellungen gesichert wird; wahr ist es auch,
daß, wo man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app> nicht sowohl deutliche und genaue Einsicht, als vielmehr <index indexName="subjects-index">
<term>Eindrücke</term>
</index>Eindrücke der Religion, selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> undeutlicher Erkenntniß derselben, befördern will, die <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">gelehrte</rdg>
</app> Schulsprache völlig entbehrt, und der Gebrauch unbestimmter und
sinnlicher Ausdrücke selbst nützlicher werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, weil sie durch <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenbegriffe</term>
</index>Nebenbegriffe den Eindruck befördern; wahr ist es, daß man die
Absicht der Schulsprache oft ohne sie erreichen <app>
<lem>kan <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_170_note2">††</ref>;</lem>
<rdg type="v" wit="#a"><ref type="note" target="#noe_2_2_170_note2">††)</ref>;</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann; <ref type="note" target="#noe_2_2_170_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> wahr <app>
<lem>ists</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist's</rdg>
</app> endlich, daß die gelehrte Sprache in der Theologie manche
Unbequemlichkeit mit sich führt. Denn durch sie wird die Erlernung der
Theologie erschwert; der Vortrag wird trocken, und, weil sie die Sachen bloß
dem Verstande, nicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Einbildungskraft</term>
</index>Einbildungskraft, <app>
<lem>darstellet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">darstellt</rdg>
</app>, so wird <pb edRef="#a" n="515"/> die Anwendung der Sachen auf sich
selbst und auf das <app>
<lem>Herz</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Herz,</rdg>
</app> weniger einleuchtend oder nahe gelegt; sie ist dem größten Theil der
Zuhörer entweder unverständlich, oder erweckt eben sowohl falsche <app>
<lem>Nebenbegriffe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Nebenbegriffe,</rdg>
</app> wie <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Arten der <app>
<lem>Sprache <ref type="note" target="#noe_2_2_170_note3">*)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sprache, <ref type="note" target="#noe_2_2_170_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> und, was <app>
<lem>beynahe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beinahe</rdg>
</app> das Schlimmste ist, sie verbindet gewisse menschliche, zum Theil
irrige, Vorstellungen so <app>
<lem>inniglich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">innig</rdg>
</app> mit den <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eigentlichen</rdg>
</app> Lehren des Christenthums, daß jene eben das Ansehn wie diese
erhalten, und so lange nicht ausgerottet werden können, als man an dieser
Schulsprache hängt. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_170_note4">**)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_170_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_170_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die, den Gegenstand sehr einseitig
fassende, Schrift:</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_170_1"/><hi>Gründe
für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen
Systems</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gründe für die gänzliche Abschaffung der
Schulsprache des theologischen Systems</rdg>
</app>, Berlin 1772.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:32dw1"/> 8.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_170_note2" place="end"><pb edRef="#b" n="250"/>
<pb edRef="#c" n="215"/>
<app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app>
<hi>Entweder</hi> wenn man <index indexName="subjects-index">
<term>uneigentlich</term>
</index>uneigentliche, sinnliche, und überhaupt <app>
<lem>unbestimmte</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>unbestimmmte</sic>
<corr type="editorial">unbestimmte</corr>
</choice></rdg>
</app> Ausdrücke mit gemeinbekannten eigentlichen vertauscht, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> statt <hi>Vergebung der</hi>
<app>
<lem><hi>Sünden</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Sünden</hi></rdg>
</app> Verschonung mit Strafen, statt <hi>Wiedergeburt</hi>, gänzliche oder <app>
<lem>Herzenbesserung,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Herzensbesserung, oder Sinnesänderung</rdg>
</app> setzt; <hi>oder</hi> sich durch wohlgewählte Umschreibungen,
Beschreibungen und <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> erklärt, wie <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> in seinen Parabeln,
als <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:15:11" to="f">Luc. 15, 11 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:18:10" to="f">18, 10 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<app>
<lem><choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">etc.</rdg>
</app>
<hi>oder</hi> wohlerklärte, und durch <app>
<lem>weitre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weitere</rdg>
</app> Erläuterungen sonst schon den Zuhörern bekannte Hauptbegriffe und
Hauptsätze (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_155">155</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_155">442</ref></rdg>
</app>) beybehält</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_2_155">155.</ref>)
beibehält</rdg>
</app>.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_170_note3" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice>
<hi>Person</hi> in der <app>
<lem>Gottheit;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottheit,</rdg>
</app> an welches Wort die <app>
<lem>meisten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Meisten</rdg>
</app> gar nicht den metaphysischen Sinn knüpfen, worin es <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Theologen wollen genommen wissen, und daher entweder gar nichts <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>, oder grobe Begriffe von Theilbarkeit, menschlicher Gestalt, oder,
wie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_170_2"/>einige in der
<pb edRef="#a" n="516"/> ältern Kirche <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Wort <foreign lang="grc">πρόσωπον</foreign>, <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Verhältnisse <app>
<lem>hinzu denken</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hinzudenken</rdg>
</app>.</note>
<note n="4" id="noe_2_2_170_note4" place="end"><app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app> Als eben <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Wort <app>
<lem><hi>Person</hi>; <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Ausdruck</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>Person</hi>,</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_170_3"/><app>
<lem><hi>Entäusserung</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Entäußerung</hi></rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><app>
<lem><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, dem man den
falschen Begriff von einem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><persName>Christi</persName> für</rdg>
</app>
<app>
<lem>unterlaßnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unterlassenen</rdg>
</app> Gebrauch göttlicher <app>
<lem>Eigenschaften untergelegt hat; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_170_4"/><app>
<lem><hi>Genugthuung</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Genugthuung</hi>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Eigenschaften, <hi>Genugthuung</hi>,</rdg>
</app> wenn es nicht in gut lateinischem Verstande genommen <app>
<lem>wird;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird,</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_170_5"/>Caput <app>
<lem>morale</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">morale, foederale,</rdg>
</app> von <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName> gebraucht <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_170_1">
<label>Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des
theologischen Systems, Berlin 1772</label>
<p>Über den Zusatz <hi>von dem Verfasser der Schrift: Was für einen Werth
kann man – den schnellen Bekehrungen – zueignen, u.s.w.</hi> lässt
sich Gotthilf Samuel Steinbart (1738–1809), dessen <hi>System der reinen
Philosophie oder Glückseligkeitslehre des Christenthums</hi> (<hi rend="superscript">1</hi>1778–<hi rend="superscript">4</hi>1794) im
Rahmen der <hi>Bibliothek der Neologie</hi> ediert wird (BdN VIII), als
Autor ermitteln. Steinbarts <hi>Gründe</hi> haben Johann Leonhard Frisch
(1737–1795), der 1781 auch als Opponent der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> hervorgetreten ist, sowie August
Friedrich Brackmann (1753–1830) zu Gegenschriften herausgefordert (1775
bzw. 1778).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_170_2">
<label>einige in der ältern Kirche bey dem Wort πρόσωπον, bloße Verhältnisse
hinzu denken</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_170_3">
<label>Entäusserung Christi, dem man den falschen Begriff von einem
unterlaßnen Gebrauch göttlicher Eigenschaften untergelegt hat</label>
<p>Gemeint ist die <hi>Kenosis</hi> (<foreign lang="grc">κένωσις</foreign>) Christi, wie sie im Philipperhymnus (Phil
2,5–11) grundgelegt ist (Phil 2,7 <foreign lang="grc">ἑαυτὸν
ἐκένωσεν</foreign>). Vor dem Hintergrund der Lehre von der
<hi>communicatio idiomatum</hi> kam es in diesem Punkt Anfang des
17. Jh.s zum sog. <hi>Kenosis-Krypsis</hi>-Streit zwischen den
Fakultäten Gießen und Tübingen. Während man in Gießen (wie zuvor Martin
Chemnitz) der Meinung war, Jesus habe sich der mit seiner göttlichen
Natur einhergehenden Eigenschaften entäußert (<hi>Kenosis</hi>), vertrat
man in Tübingen (wie zuvor Johannes Brenz) die Auffassung, Jesus habe
diese Eigenschaften weiterhin besessen, jedoch (mit Ausnahme der
Fähigkeit, Wunder zu bewirken) verhüllt (<hi>Krypsis</hi>). Unter
veränderten Vorzeichen erlebte diese Frage im 19. Jh. eine Neuauflage
(„Kenotiker“).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_170_4">
<label>Genugthuung […] lateinischem Verstande genommen wird</label>
<p>D.h. im Sinne von <hi>satisfactio</hi> (vgl. I § 61).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_170_5">
<label>Caput morale von Adam</label>
<p>Im Hintergrund steht die in der <hi>Anweisung</hi> immer wieder
aufgegriffene Lehre von der Zurechnung der Sünde Adams. Insbesondere
nach dem pelagianischen Streit (vgl. II § 88) und im Anschluss an die
Prädestinationslehre Augustins (vgl. II § 113) gilt Adam als
Repräsentant der gesamten Menschheit. In imputationstheologischer
Perspektive hat Gott die Schuld des Sündenfalls (vgl. Gen 3) mitsamt der
Strafe seinen Nachkommen zugerechnet, da der Mensch <hi>der Möglichkeit
nach</hi> bzw. <hi>als Same</hi> in Adam bereits existiert habe. In
föderaltheologischer Perspektive hat Gott den Bund stellvertretend mit
Adam geschlossen, so dass der Bundesbruch auch dessen Nachkommen
betrifft (vgl. II § 150).</p></note>
</div>
<div n="171" type="section" id="section_2_171">
<head><app>
<lem>171</lem>
<rdg wit="#a" type="v">458</rdg>
</app>.</head>
<p>Dieses <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> beweiset aber <app>
<lem>nur:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nur,</rdg>
</app> daß dergleichen gelehrtere Sprache nicht <app>
<lem>überall</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>überall</hi></rdg>
</app> nöthig, oft, und in <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dem</rdg>
</app> gemeinen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Vortrage insbesondere</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="251"/> unschicklich <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>; daß man sich also hüten müsse, allein darin zu denken und
vorzutragen; daß sie noch, besonders die eingeführte <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchensprache</term>
</index>Kirchensprache, mancher Verbesserung bedürftig <app>
<lem>sey;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei:</rdg>
</app>
<app>
<lem>lauter</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Vorwürfe, die man den andern Arten der <app>
<lem>Sprache, welche</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">Sprache die</rdg>
</app> man statt dieser gebraucht wünscht, und die man jeder eigenthümlichen
Sprache in irgend einer Wissenschaft und <app>
<lem>Kunst,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kunst</rdg>
</app> mit eben dem Recht und Unrecht <app>
<lem>machen kan,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wie dieser <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">machen kann</rdg>
</app>. Hingegen beweiset <pb edRef="#c" n="216"/> alles dieses nicht, daß
sie <hi>gar nicht</hi>, daß sie auch selbst nicht in dem systematischen <app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app>, daß nicht nur ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Gebrauch</term>
</index>Gebrauch nicht, sondern auch nicht einmal ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntniß</term>
</index>Kenntniß nöthig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Vielmehr hat sie und ihre Kenntniß allerdings, in der systematischen
Theologie, wenn sie nur gehörig erklärt, und mit Weisheit gebraucht wird,
sehr <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Vortheile, die ganz <app>
<lem>verlohren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verloren</rdg>
</app> gehen würden, wenn man sie abschaffen wollte. Sie ist 1) einmal da,
und nicht nur in vielen, ja <pb edRef="#a" n="517"/> gerade in den <app>
<lem>gründlichsten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gründlichsten</rdg>
</app> theologischen Schriften, sondern auch selbst in öffentlichen
Bekenntniß- und <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbücher</term>
</index>Lehrbüchern eingeführt, die man also ohne die Kenntniß dieser
Sprache nicht verstehen, vielweniger beurtheilen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Und wenn man sich über seine Unbekanntschaft mit ihr damit trösten
will, daß solche Schriften nicht brauchten gelesen zu werden, und bald nur
noch zur Geschichte der Lehre nöthig seyn würden: so überlegt man nicht, daß
doch <index indexName="subjects-index">
<term>symbolisch</term>
</index>symbolische Schriften nicht so nach eignem Gutbefinden können <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Seite gelegt werden, oder dem Lehrer, der sich zu einer gewissen
Kirche bekennt, unbekannt oder unverständlich bleiben <pb edRef="#b" n="252"/> dürfen; daß mit Wegschaffung der in der <index indexName="subjects-index">
<term>Schulsprache</term>
</index>Schulsprache <app>
<lem>geschriebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geschriebenen</rdg>
</app> Schriften ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Schatz von Kenntnissen und Bestimmungen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">verloren gehen</rdg>
</app> würde <app>
<lem>verlohren gehen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>; daß die Kenntniß der Schulsprache doch immer unentbehrlich bleibe,
wenigstens <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">um</rdg>
</app> theologische Streitigkeiten und Irrthümer ganzer Kirchen zu verstehen
und zu beurtheilen.</p>
</div>
<div n="172" type="section" id="section_2_172">
<head><app>
<lem>172</lem>
<rdg wit="#a" type="v">459</rdg>
</app>.</head>
<p>Indessen mag dieses der kleinste Vortheil seyn, den wenigstens die
<hi>historische Kenntniß</hi> der theologischen <index indexName="subjects-index">
<term>Schulsprache</term>
</index>Schulsprache mit sich führt; aber selbst der <index indexName="subjects-index">
<term>Gebrauch</term>
</index><hi>Gebrauch</hi> dieser Sprache ist sehr nützlich. Denn <app>
<lem>2)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">es</rdg>
</app> lassen sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">2)</rdg>
</app> manche <pb edRef="#c" n="217"/> Begriffe gar nicht, oder doch nicht
so kurz <app>
<lem>ausdrucken</lem>
<rdg type="v" wit="#a">ausdrücken</rdg>
</app>, als durch Hülfe dieser <app>
<lem>Sprache <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_172_note1">†)</ref>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_172_note1">†)</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sprache; <ref type="note" target="#noe_2_2_172_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> und die reichhaltige Kürze kommt doch nicht nur dem Gedächt<pb edRef="#a" n="518"/>niß zu Hülfe, und befördert die leichtere Uebersicht
der <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Menge von Sachen, sondern sie befördert auch die Schnelligkeit im
Denken, und führt auf neue Begriffe. 3) Hauptsächlich ist sie zu der so
unschätzbaren <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmtheit</term>
</index>Bestimmtheit der <app>
<lem>Begriffe,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriffe</rdg>
</app> wenigstens da unentbehrlich, wo Bestimmtheit mit Kürze vereinigt
werden soll. Sie hebt die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Zweydeutigkeit</term>
</index>Zweydeutigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeit</rdg>
</app> der Begriffe und Sätze, die der Grund des Mißverstandes und der daher
entstehenden Streitigkeiten <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> und wenn alles <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> durch die gelehrte Sprache sogar zum voraus <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> verhütet werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">kann</rdg>
</app>, wie viele unnütze Untersuchungen und Zweifel erspart sie uns? <app>
<lem>aus</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Aus</rdg>
</app> wie <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
</app> Verwirrung hilft sie, welche die <pb edRef="#b" n="253"/> Quelle
aller Ungewißheit ist? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_172_note2">*)</ref> 4)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref type="note" target="#noe_2_2_172_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> Sie befördert selbst die Einsicht des <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhangs der Lehren, und giebt ihnen ein gewisses Licht und
eine Stärke, die sie ohne diese Sprache würde entbehren müssen. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_172_note3">**)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_172_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_172_note1" place="end"><app>
<lem>†) Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1) Bei</rdg>
</app> den so schwierigen Fragen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> von Mitwirkung Gottes <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> sündlichen <app>
<lem>Handlungen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Handlungen,</rdg>
</app> von den Absichten, die Gott hat, und nicht <app>
<lem>erreicht;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erreicht,</rdg>
</app> von der Seligkeit derer, die keine Gelegenheit zur <app>
<lem>Erkenntniß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kenntniß</rdg>
</app> des Christenthums gehabt <app>
<lem>haben;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben,</rdg>
</app> welche Fragen mit Gottes Heiligkeit und Weisheit, und mit der
Nothwendigkeit des Glaubens an <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>, worauf die
heilige Schrift dringt, so sehr in Widerspruch zu stehen scheinen, giebt der
Unterschied zwischen dem Materiellen und Formellen der <app>
<lem>freyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freien</rdg>
</app> Handlungen, <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_172_1"/>voluntate absoluta
und inabsoluta Dei, dem ausdrücklichen und unentwickelten <app>
<lem>Glauben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Glauben</rdg>
</app> sehr kurze und bestimmte Entscheidung.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_172_note2" place="end"><pb edRef="#a" n="519"/>
<app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Man weiß, welche Unbestimmtheit und <app>
<lem>Zweydeutigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeit</rdg>
</app> in der gemeinen Sprache liegt, und wie oft an den Ausdrücken
derselben <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenbegriffe</term>
</index>Nebenbegriffe hängen, die mit derselben in <pb edRef="#c" n="218"/>
die Erkenntniß der Religion übergehen, und Irrthümer verursachen (<app>
<lem>Theil 1</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c" type="pp">Th. 1.</rdg>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_1_61">61</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_61">61.</ref></rdg>
</app>), oder doch von dem festen <app>
<lem>Gesichtspunct bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gesichtspunkt bei</rdg>
</app> einer Untersuchung ableiten, und auf Nebensachen führen, welchem
Fehler man <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> nur durch eine bestimmtere Sprache zuvorkommen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – <app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app> mag diese Sprache bisweilen zarten Ohren widrig klingen, und <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> stehts <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem, sie durch besser gewählte Ausdrücke harmonischer zu <pb edRef="#b" n="254"/>
<app>
<lem>machen. Sonst</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">machen; sonst</rdg>
</app> aber ist nicht abzusehen, warum man die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_172_2"/>Ausdrücke von fide
quae und fide qua, von der Rechtfertigung durch den Glauben <app>
<lem>correlatiue</lem>
<rdg wit="#c" type="v">correlative</rdg>
</app> ad <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>, <app>
<lem>von der Rechtfertigung im medicinischen und juristischen
Verstande,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> mißbilligen will, wenn man die dadurch <app>
<lem>ausgedruckte</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">ausgedrückte</rdg>
</app> Sache versteht, und sie selbst nicht mißbilligt. – Selbst durch
bestimmte Ausdrücke und Erklärungen der biblischen <app>
<lem>Begriffe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriffe,</rdg>
</app> wird die Abhandlung der Sachen ungemein <app>
<lem>abgekürzt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">abgekürzt</rdg>
</app> und unnöthige Untersuchung verhütet; wie man aus Vergleichung <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">derjenigen</rdg>
</app> Lehrbücher sehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, die aus der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_172_3"/>Lehre von den sogenannten <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Aemtern <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, von Erleuchtung,
Bekehrung, <app>
<lem>Buße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Busse</rdg>
</app>, Wiedergeburt, Heiligung, mystischer Vereinigung <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> besondere</rdg>
</app> Artikel machen, wenn man sie mit andern vergleicht, wo sie
zusammengenommen sind, weil man fand, daß ein und dieselbe Sache nur durch <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Tropen</term>
</index>Tropen <app>
<lem>ausgedruckt</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">ausgedrückt</rdg>
</app> war, die alle durch Einen bestimmten Ausdruck vereinigt
werden.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_172_note3" place="end"><app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> So wird man schwerlich den Zusammenhang zwischen Gottes höchster
Seligkeit, Gütigkeit, Heiligkeit und Gerechtigkeit, wenigstens schwerlich
ohne Weitläufigkeit, populär zeigen können. <pb edRef="#a" n="520"/> Aber
man nehme die vorher wohl erklärte Terminologie vom <app>
<lem><hi>bono</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">bono</rdg>
</app> physico und morali zu Hülfe, und denke sich die Sache so: Gott will
allezeit was bonum (oder vielmehr optimum) ist, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> sich und <app>
<lem>bey Andern,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei Andern;</rdg>
</app> das bonum aber ist <hi>entweder</hi> physicum <hi>oder</hi> morale;
folglich will Gott aufs höchste 1) das bonum physicum <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> sich, 2) das bonum mo<pb edRef="#b" n="255"/>rale <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> sich, 3) das bonum physicum <app>
<lem>bey Andern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei <hi>Andern</hi></rdg>
</app>, und 4) das bonum morale <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Andern (<app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> versteht sich, die dessen fähig sind). Was ist das <app>
<lem><hi>erste</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erste</rdg>
</app> anders, als die höchste <hi>Seligkeit</hi>, das <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweite</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="219"/> die höchste <hi>Heiligkeit</hi>, das <app>
<lem>dritte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dritte</rdg>
</app> die höchste <hi>Gütigkeit</hi>, das <app>
<lem>vierte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vierte</rdg>
</app> die höchste <hi>Gerechtigkeit</hi>? So fällt der Unterschied dieser
Eigenschaften, der nothwendige Zusammenhang unter ihnen, und zugleich der
wichtige Umstand in die Augen, daß Gottes Gerechtigkeit <app>
<lem>nichts</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nichts,</rdg>
</app> anders als seine höchste Gütigkeit <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, so fern sie das bonum morale <app>
<lem>bey freyen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei freien</rdg>
</app> Geschöpfen als Mittel zu deren bono physico will. Wenn auch nichts
als dieser allein würdige Begriff von Gottes <hi>Gerechtigkeit</hi> durch
diese <index indexName="subjects-index">
<term>Terminologie</term>
</index>Terminologie <app>
<lem>gewonnen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gewonnen, wenigstens mehr ins Klare
gebracht</rdg>
</app>
<app>
<lem>würde:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">würde,</rdg>
</app> zu wie viel herrlichen Folgen würde diese führen, sowohl uns über <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">alles</rdg>
</app> unser Schicksal zu beruhigen, als uns Gottes Gesetze werth, und uns
zu ihrer Befolgung willig zu machen? welches <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem gewöhnlichern Begriff von Gottes Gerechtigkeit, die man als
abgesondert von der Liebe, oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">gar</rdg>
</app> als ihr entgegengesetzt denkt, gar nicht zu erhalten ist.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_172_1">
<label>voluntate absoluta und inabsoluta Dei</label>
<p>Gemeint ist die dogmatische Unterscheidung zwischen der <hi>voluntas
absoluta Dei</hi> und der <hi>voluntas conditionata</hi> bzw.
<hi>ordinata Dei</hi>. Unter der <hi>voluntas absoluta</hi> ist der
Wille Gottes zu verstehen, insofern er nicht an außer ihm liegende Bedingungen
geknüpft ist (Schöpfung, Wunder); die <hi>voluntas conditionata</hi>
bzw. <hi>ordinata</hi> meint dagegen den Willen Gottes, der von
bestimmten äußeren Bedingungen abhängt (<hi>sub certa conditione</hi>)
oder in Absicht auf eine bestimmte Ordnung (<hi>certum ordinem</hi>)
geschieht. Während sich der Mensch der ersten <hi>voluntas</hi> nicht
entziehen kann, ist dies im Falle der zweiten <hi>voluntas</hi> durchaus
möglich (vgl. z.B. Mt 23,37). Bedeutsam wurde diese Unterscheidung
insbesondere in der reformatorischen Auseinandersetzung um die
Prädestination, da sich der Mensch nach der calvinistischen Lehre von
der doppelten Prädestination (vgl. II § 113) der unbedingten Gnadenwahl
als Akt der göttlichen <hi>voluntas absoluta</hi> nicht widersetzen
kann, wohingegen er die Gnadenwahl nach lutherischer Vorstellung als Akt
der <hi>voluntas conditionata</hi> oder <hi>ordinata</hi> Gottes im
Glauben annehmen muss.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_172_2">
<label>Ausdrücke von fide quae und fide qua</label>
<p>D.i. die auf Augustin zurückgehende Unterscheidung zwischen der <hi>fides
qua creditur</hi>, d.h. dem Glauben, <hi>durch den</hi> geglaubt wird
(Glaubensakt), und der <hi>fides quae creditur</hi>,
d.h. dem Glauben, <hi>der</hi> geglaubt wird (Glaubensinhalt).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_172_3">
<label>Lehre von den sogenannten drey Aemtern Christi</label>
<p>Nach der Lehre der drei Ämter (<hi>munus triplex</hi>) hat Christus das
prophetische (<hi>munus propheticum</hi>), das priesterliche (<hi>munus
sacerdotale</hi>) und das königliche Amt (<hi>munus regium</hi>)
inne.</p></note>
</div>
<div n="173" type="section" id="section_2_173">
<head><app>
<lem>173</lem>
<rdg wit="#a" type="v">460</rdg>
</app>.</head>
<p>Die Beschwerden, welche man schon längst gegen den <index indexName="subjects-index">
<term>Gebrauch</term>
</index>Gebrauch der gelehrteren Sprache in der Theologie, wie gegen den
gelehrteren Vortrag des Christenthums überhaupt, erhoben hat, <pb edRef="#a" n="521"/> rührten <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> wohl am meisten von der Besorgniß her, daß dadurch das <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum zu sehr eine Sache des <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes, und zu wenig Sache des Herzens werden <app>
<lem>möchte; ob man gleich</lem>
<rdg wit="#c" type="ppl">möchte, daher sie auch häufig, wie die
Geschichte der Kirche in allen Zeiträumen lehrt, gerade von denen
erhoben sind, denen das Praktische in der Religion Hauptsache war,
und am meisten am Herzen lag. Man darf</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="256"/> von der Billigkeit dieser Gegner erwarten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, daß sie <app>
<lem>würden</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> milder geurtheilt haben <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">würden</rdg>
</app>, wenn sie mehr Bekanntschaft mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index>Gelehrsamkeit, sonderlich der <app>
<lem>Philosophie,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Philosophie</rdg>
</app> und ihrem Werth, gehabt, mehr diese gelehrte <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache und die dadurch bezeichneten Sachen verstanden, <app>
<lem>mehr,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mehr</rdg>
</app> aus eigner Uebung im Nachdenken über die Lehren des Christenthums und
ihre Verbin<pb edRef="#c" n="220"/>dung unter einander, die <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Vortheile der philosophischen Behandlung dieser Lehren, auch in
Absicht auf den Ausdruck, gekannt hätten. Diese letzteren Ursachen, nebst
dem Gefühl der Unschicklichkeit des Gebrauchs dieser Sprache und <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart in <app>
<lem>jeder</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>jeder</hi></rdg>
</app> Art des Vortrags, auch vor den Ungelehrten, mögen wohl <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Andern die Beschwerden darüber veranlaßt <app>
<lem>haben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben;</rdg>
</app> und diese Klagen mußten nothwendig mehr Eindruck machen, nachdem man
hauptsächlich zu <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Zeit angefangen hatte, die Nothwendigkeit einer Absonderung des
gelehrten und gemeinen Vortrags <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Christenthum einzusehen.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Die <app>
<lem>Vernachläßigung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vernachlässigung</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Volksunterricht</term>
</index>Volksunterrichts überhaupt; die bald unter den Christen <app>
<lem>eingerissene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eingerißne</rdg>
</app> Gewohnheit, das Volk mehr durch <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der Kirche, als durch verständliche Lehren und durch Ueberzeugung, zu
regieren; und der größre Werth, den man, auch sehr frühzeitig unter
Christen, auf Beobachtung äusserlicher Disciplin, mehr als auf wirkliche
Erkenntniß des Christen<pb edRef="#a" n="522"/>thums, gelegt, mögen wohl am
längsten, die Nothwendigkeit dieses Unterschieds einzusehen, verhindert
haben. Da nun <pb edRef="#b" n="257"/> vollends das <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der Kirche eine gewisse gelehrte Sprache im Christenthum <app>
<lem>geweyht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geweiht</rdg>
</app>, und auf die Nothwendigkeit, diese <app>
<lem>geweyheten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geweiheten</rdg>
</app> Ausdrücke <app>
<lem>beyzubehalten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beizubehalten</rdg>
</app>, eben so sehr, als auf den rechten Glauben selbst, gedrungen hatte:
wie schwer mußte es da werden, diese Sprache, selbst wenn sie unbequem, wenn
sie am unrechten <app>
<lem>Ort, bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Orte, bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem>Volk</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Volke</rdg>
</app>, gebräuchlich war, mit einer schicklichern zu vertauschen?</note>
</div>
<div n="174" type="section" id="section_2_174">
<head><app>
<lem>174</lem>
<rdg wit="#a" type="v">461</rdg>
</app>.</head>
<p>Diese eingesehene Nothwendigkeit hat den Unterschied zwischen der sogenannten
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_174_1"/><app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>scholastisch</term>
</index><hi>scholastischen</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>scholastischen</hi></rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_174_2"/><index indexName="subjects-index">
<term>akroamatisch</term>
</index><hi>akroamatischen</hi> oder <hi>gelehrten</hi>, und zwischen der
<index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index><hi>populären</hi> oder <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_174_3"/><index indexName="subjects-index">
<term>katechetisch</term>
</index><hi>katechetischen Theologie</hi> hervorgebracht, wel<pb edRef="#c" n="221"/>cher auf der Verschiedenheit des Vortrags der Religion beruht. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<hi>Jene</hi> ist für den <app>
<lem>Gelehrtern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gelehrteren</rdg>
</app> bestimmt. Sie braucht also alle Hülfsmittel der <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index>Gelehrsamkeit, die Lehren der heiligen Schrift, als solche,
vorzulegen, und sie <app>
<lem><choice>
<sic>in in</sic>
<corr type="editorial">in</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">in</rdg>
</app> einen <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhang zu stellen, in welchem eine der andern noch mehr Licht
und Stärke ertheilt. Sie arbeitet ganz eigentlich für den Verstand und für
Deutlichkeit und Gründlichkeit der Erkenntniß, um durch eine solche Art der
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung aufs Herz zu wirken. Sie erfordert deswegen auch eine
strengere Lehrart, eine bestimmtere Sprache, und Untersuchungen, die zur
weitern <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung der Religion für den scharfsinnigern Denker gehören. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<hi>Diese</hi> hingegen, <pb edRef="#a" n="523"/> weil sie für den <app>
<lem>Ungelehrtern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ungelehrteren</rdg>
</app> bestimmt ist, übergeht <app>
<lem>alles</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Alles</rdg>
</app>, was ohne gelehrte Kenntniß nicht be<pb edRef="#b" n="258"/>greiflich
gemacht werden <app>
<lem>kan;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">kann;</rdg>
</app> schränkt sich bloß darauf ein, aus den deutlichen Stellen der
heiligen Schrift die Lehren <app>
<lem>vorzustellen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorzustellen;</rdg>
</app> sie mehr aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung und aus Sätzen, die der gemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenverstand</term>
</index>Menschenverstand begreifen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, als durch scharfsinnige Beweise und Erläuterungen einleuchtend zu
machen, und, wo sie etwas nicht ohne alle Gelehrsamkeit deutlich machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, legt sie mehr das Resultat gelehrter Untersuchungen vor, als daß sie
dergleichen selbst vor denen, die sie unterrichtet, anstellen sollte. Ihr
Hauptzweck ist <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Fasslichkeit</term>
</index>Fasslichkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Faßlichkeit,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Faßlichkeit</hi>;</rdg>
</app> und <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> sie deutliche Vorstellungen der Lehren nicht <app>
<lem><app>
<lem>fasslich</lem>
<rdg wit="#a" type="v">faßlich</rdg>
</app> machen:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">faßlich machen,</rdg>
</app> so begnügt sie sich, für die Einbildungskraft und den gemeinen
Menschenverstand zu arbeiten, und dadurch den Lehren Eindruck aufs Herz zu
geben. Sie enthält sich daher eben sowohl der <app>
<lem>gelehrtern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gelehrteren</rdg>
</app> Sprache, als aller Untersuchungen, die nicht nothwendig sind, um die
Wahrheit und den Einfluß der Lehren auf die menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit, auf die gedachte Art einleuchtend zu machen, und <pb edRef="#c" n="222"/> Zweifeln zuvor zu kommen, oder sie zu heben, auf
die auch der nachdenkende Ungelehrte leicht gerathen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Kurz, <app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
</app> Arten der Theologie sind nach ihrem <index indexName="subjects-index">
<term>Zweck</term>
</index><hi>Zweck</hi> verschieden, und nach der darnach sich richtenden
<hi>Wahl</hi> der Sachen und der Art sie vorzutragen.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> So, scheint es, könnte man die Gränzen am richtigsten <app>
<lem>bestimmen;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bestimmen,</rdg>
</app> ob sie gleich gemeiniglich nicht ganz, weder im mündlichen noch <pb edRef="#a" n="524"/> schriftlichen Vortrage beobachtet werden, auch es
nicht immer <pb edRef="#b" n="259"/> können, weil man <app>
<lem>bey beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei beiderlei</rdg>
</app> Vortrag sehr oft Leser und Zuhörer von überaus <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Fähigkeiten und Kenntnissen in Absicht auf Gelehrsamkeit hat. Doch
noch eher <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man sich in <app>
<lem><hi>Schriften</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schriften</rdg>
</app> eine gewisse <app>
<lem>Classe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Klasse</rdg>
</app> von Lesern denken, für die man arbeiten will, und, da man unter den
sehr weit ausgedehnten Namen der <app>
<lem>Ungelehrten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ungelehrten,</rdg>
</app> eben sowohl Leser von ganz gemeinen Fähigkeiten, als solche begreifen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, die höhere Fähigkeiten, und die sie, wo nicht durch <app>
<lem>hieher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierher</rdg>
</app> gehörige <app>
<lem>Lectüre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lektüre</rdg>
</app>, doch durch Nachdenken und Uebung in scharfsinnigen Untersuchungen,
gebildet haben: so ist es sehr gut, für <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Arten von sogenannten Ungelehrten durch <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app>, nach ihren <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Bedürfnissen eingerichtete, Schriften zu sorgen. Man findet die <app>
<lem>besten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besseren</rdg>
</app> in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_174_4"/><hi>Anweisung</hi> zur Kenntniß der besten theologischen Bücher §. <app>
<lem>228–230. erwähnt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">228–30 erwehnt</rdg>
</app>. Zu der letztern Art <app>
<lem>gehören</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gehöret noch</rdg>
</app> vorzüglich: <app>
<lem>das Handbuch der Religion von <index indexName="persons-index">
<term>Hermes, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:337fh">Joh. Aug.
Hermes</persName></hi>, <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app> vermehrte Ausgabe, Berlin <app>
<lem>1780</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1780.</rdg>
</app><ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:337fm"/> in <app>
<lem>zwey Bänden in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zwei Bänden,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8.; und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_174_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Doederlein, Johann Christoph</term>
</index><hi>Johann</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>Joh.</hi></rdg>
</app>
<hi>Christoph</hi>
<persName ref="textgrid:2chmv"><app>
<lem><hi>Döderleins</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Döderlein</hi></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Döderlein's</hi></rdg>
</app></persName> christlicher Religionsunterricht nach den Bedürfnissen <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Zeit, wovon zu Nürnberg <app>
<lem><app>
<lem>1785–1791<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:338mz"/></lem>
<rdg wit="#c" type="v">1785–1791.</rdg>
</app> zeither erst fünf</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">1785 und 86 erst zwey</rdg>
</app> Theile in 8. erschienen sind; so wie <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">der Zweck von</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Griesbach, Johann Jakob</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5h7"><hi>Joh. Jak.</hi>
<app>
<lem><hi>Griesbachs</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Griesbach's</hi></rdg>
</app></persName> Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, <app>
<lem>zweyte <app>
<lem>Ausgabe</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ausg.</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zweite Ausgabe,</rdg>
</app> Jena <app>
<lem>1786<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:33c0f"/>
in</lem>
<rdg wit="#a #c" type="pp">1786.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice>
<app>
<lem>8.,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">8. schon aus dem Titel erhellt.</rdg>
</app>
<app>
<lem>zwar die rechte Wahl zwischen gelehrter und populärer Theologie
lehren soll, zugleich aber wirkliche Darstellung der populären
Dogmatik ist.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c" type="ppl">und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_174_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Niemeyer, August Hermann</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gvf">A. H.
Niemeyer's</persName></hi> populäre und praktische
Theologie, 5te Auflage, Halle 1805.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:33c0j"/> verbunden mit <hi>Desselben
Briefen</hi> an christliche Religionslehrer, als eine Art von
Commentar über einzelne Materien, 1ster und 2ter Theil.</rdg>
</app></note>
<note n="2" place="end"><pb edRef="#c" n="223"/>
<app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
</app> Der Name der <hi>scholastischen</hi> Theologie ist daher entstanden,
daß die Scholastiker der mit<pb edRef="#b" n="260"/>lern Zeit vorzüglich
diese Vortragsart in Vorstellung der Theologie gebraucht haben; und der Name
der <hi>akroamatischen</hi>
<app>
<lem>(eigentlich <hi>akroatischen</hi>)</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> ist aus der Schule des <index indexName="classics-index">
<term><persName>Aristoteles</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:24h0d">Aristoteles</persName> entlehnt; <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_174_7"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Gellius</persName>
<title>noct. att.</title>
<measure>XX, 5</measure></term>
</index><persName ref="textgrid:2553z">Gellii</persName> noctes Att. <app>
<lem>XX,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">XX.</rdg>
</app> 5. <hi>Katechetische Theologie</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">bezeichnet die Materialien des ersten
Religionsunterrichts für Anfänger, und</rdg>
</app> ist nicht mit der <hi>Katechetik</hi>, oder der Anweisung zu <app>
<lem>dergleichen Vortrage,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dem Vortrage derselben</rdg>
</app> zu verwechseln.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_174_1">
<label>scholastischen</label>
<p>Vgl. II § 19.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_174_2">
<label>akroamatischen</label>
<p>D.i. nur zum Hören bestimmt (griech. <foreign lang="grc">ἀκροαματικός</foreign>), ein Austausch zwischen Lehrer und Schüler
ist bei dieser Lehrart nicht vorgesehen. Wie am Ende der zweiten
Anmerkung erwähnt, bezeichnet dieser Begriff die aus Vorträgen
entstandenen philosophischen Schriften des Aristoteles.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_174_3">
<label>katechetischen</label>
<p>Einen Gegensatz zur akroamatischen Methode (s.o.) bildet die
erotematische oder dialogische Lehrweise. Hier besteht der Unterricht in
gezielten Fragen des Lehrers (griech. <foreign lang="grc">ἐρωτηματικός</foreign>) und den betreffenden Antworten des Schülers
(vgl. III § 10). Bisweilen wird dieses Vorgehen auch als sokratische
(mäeutische) bzw. im religiösen Zusammenhang auch als katechetische
Methode bezeichnet (vgl. I § 122 c).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_174_4">
<label>Anweisung zur Kenntniß der besten theologischen Bücher §.
228–230</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_174_5">
<label>Johann Christoph Döderleins christlicher Religionsunterricht […]
wovon zu Nürnberg 1785–1791 zeither erst fünf Theile in 8. erschienen
sind</label>
<p>Dieses Werk entstand als Bearbeitung der mehrfach aufgelegten
<hi>Institutio theologi christiani in capitibus religionis
theoreticis nostris temporibus accommodata</hi> (1780/1781). Die
ersten fünf Teile wurden von Doederlein selbst besorgt (1785–1791), nach
seinem Tod im Jahre 1792 ließ Christian Gottfried Junge (1748–1814)
sieben weitere Teile folgen (1796–1803).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_174_6">
<label>A. H. Niemeyer's […] verbunden mit Desselben Briefen an christliche
Religionslehrer, als eine Art von Commentar über einzelne Materien,
1ster und 2ter Theil</label>
<p>Bei der <hi>Populäre[n] und praktische[n] Theologie oder Methodik und
Materialien des christlichen Volksunterrichts</hi> handelt es sich
um den ersten Teil von Niemeyers mehrfach aufgelegtem <hi>Handbuch für
christliche Religionslehrer</hi> (1790/1792). Die drei Sammlungen
der ersten Auflage der <hi>Briefe an christliche Religionslehrer</hi>
tragen zwar den verwandten Untertitel <hi>Ueber populäre und praktische
Theologie</hi>, doch dürfte, da hier von <hi>Teilen</hi> die Rede
ist, die zweite Auflage gemeint sein (vgl. I § 285 c).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_174_7">
<label>Gellii noctes Att. XX, 5</label>
<p>In <hi>Noctes Atticae</hi> XX 5 berichtet Aulus Gellius (2. Jh.),
Aristoteles habe sich zwei unterschiedlicher Unterrichtsmethoden
bedient: einer allgemein fasslichen und an alle Hörer gerichteten für
die äußeren (<foreign lang="grc">ἐξωτερικά</foreign>) Lehrgegenstände
(rhetorische Übungen, Logik etc.) und einer für den nur ausgewählten
Zuhörern vorbehaltenen (<foreign lang="grc">ἀκροατικά</foreign>
oder <foreign lang="grc">ἐσωτερικά</foreign>) höheren Unterricht
(v.a. vertiefte Kenntnis der Philosophie). Entsprechend habe Aristoteles
auch seine den Unterrichtsstoff beinhaltenden Schriften in exoterische
auf der einen und akroatische oder esoterische Werke auf der anderen
Seite eingeteilt.</p></note>
</div>
<div n="175" type="section" id="section_2_175">
<head><pb edRef="#a" n="525"/>
<app>
<lem>175</lem>
<rdg wit="#a" type="v">462</rdg>
</app>.</head>
<p>Es ist ganz unnütz, über den Vorzug der einen Art vor der andern streiten zu
wollen, welches Niemand in den Sinn kommen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, der den wahren Zweck <app>
<lem>beyder</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beider</rdg>
</app> Arten kennt, und nicht aus Unwissenheit, aus Verwechslung zufälliger
und nothwendiger Fehler, oder aus Vorliebe zu Einer Art, die <hi>seinen</hi>
Fähigkeiten und Umständen <app>
<lem>angemessener</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angemeßner</rdg>
</app> ist, gegen die Vortheile der andern ungerecht wird. Die <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index><hi>populäre</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie ist unstreitig gemeinnütziger, und für die allermeisten <app>
<lem>zuträglicher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zugänglicher</rdg>
</app>; es ist auch nichts weniger als leicht, sich selbst zu den gemeinsten
Fähigkeiten <app>
<lem>herabzulaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">herabzulassen</rdg>
</app>; es muß dem noch schwerer werden, der sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Treibung der Wissenschaften an die gelehrtere Art gewöhnt hat. Daher
bleibt es eine sehr wichtige Pflicht für den künftigen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer des <index indexName="subjects-index">
<term>Volk</term>
</index>Volks, sich ja mit dem ersinnlichsten Fleiß zu üben, um diese
wirklich <app>
<lem>seltne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seltene</rdg>
</app> Fertigkeit zu erlangen, sich die Lehren der Religion so zu denken,
und sie so vorzutragen, wie es der Zweck der populären Theologie
erfordert.</p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_176-209">
<div n="176" type="section" id="section_2_176">
<head><pb edRef="#b" n="261"/>
<app>
<lem>176</lem>
<rdg wit="#a" type="v">463</rdg>
</app>.</head>
<p>Auf der andern Seite ist die <index indexName="subjects-index">
<term>scholastisch</term>
</index><hi>scholastische</hi>, so wie sie vorhin beschrieben wurde (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_174">174</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_174">461</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_174">174.</ref></rdg>
</app>), in ihrer Art eben so <app>
<lem>nothwendig,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nothwendig:</rdg>
</app>
<hi>erstlich</hi>, weil es eben sowohl scharfsinnige <pb edRef="#c" n="224"/> Köpfe giebt, die anders als durch eigentlich deutliche Gründe nicht
können befriedigt, und gegen <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel be<pb edRef="#a" n="526"/>waffnet, oder davon <app>
<lem>befreyet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befreiet</rdg>
</app> werden, die auch nicht auf menschliches Ansehen und <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Versicherung glauben, so lange die Natur der Sache erlaubt, deutliche
Gründe für solche Versicherungen anzugeben; <app>
<lem><hi>hernach</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>dann</hi></rdg>
</app>, weil eine recht überzeugende Kenntniß vom Christenthum doch nicht
ohne alle gelehrte Kenntnisse möglich ist. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_176_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_176_note1">*)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_176_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *)</rdg>
</app> Schon zur <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Ueberzeugung, daß 1) etwas der heiligen Schrift gemäß <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, gehört Kenntniß ihres Sinnes; und Ueberzeugung von dessen
Richtigkeit erfordert Sprach- und andere gelehrte Kenntnisse. 2) Eben so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ohne alle Kenntniß von Geschichte und Philosophie nicht die
Glaubwürdigkeit und Göttlichkeit der heiligen Schrift oder ihres Inhalts
überzeugend und zur Wegräumung aller Zweifel dagegen eingesehen werden. Und
ist jemand 3) in solchen Umständen, wo er <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsvorstellungen</term>
</index>Religionsvorstellungen <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Menschen oder <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> vergleichen muß, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> wenn er Religionsschriften von verschieden Denkenden gelesen hat,
oder unter Leuten lebt, die ihn durch scheinbare Gründe zu ihrer <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> zu bringen suchen: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er wenigstens ohne alle historische Kenntnisse schwerlich, was das
Beste <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, beurtheilen. – Wahr ists, wer <pb edRef="#b" n="262"/> sich geradezu
an die wesentlichen Lehren des Christenthums hält, und sie durch die
Erfahrung zu seiner Besserung und Gemüthsruhe <app>
<lem>bewähret</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">bewährt</rdg>
</app> findet, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> immer sicher genug seyn, daß er in der <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptsache</term>
</index>Hauptsache <app>
<lem><choice>
<sic>nichr</sic>
<corr type="editorial">nicht</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">nicht</rdg>
</app> fehlen werde; und was er ja von gelehrten Kenntnissen braucht, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Gelehrtern erfragen, wo <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> der <app>
<lem>nothwendige</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> Glaube an ihre Einsicht die Stelle des Beweises und der <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung vertritt. Allein <hi>erstlich</hi> ist es doch ganz
etwas anders, wenn <app>
<lem>ich wovon</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man von etwas</rdg>
</app>
<hi>überzeugt</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> aus <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> Kenntniß und Unter<pb edRef="#a" n="527"/>suchung davon gewiß <app>
<lem>bin</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app>, und wenn <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> etwas auf <hi>Glauben</hi> an dasjenige <app>
<lem>annehme</lem>
<rdg wit="#c" type="v">annimmt</rdg>
</app>, was <pb edRef="#c" n="225"/>
<app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Menschen wissen, oder zu wissen <app>
<lem>meinen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">meynen</rdg>
</app>; und es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> Fälle geben, wo <app>
<lem>mir</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> ein Satz so wichtig ist, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app> Zweifel dagegen so stark sind, daß <app>
<lem>ich mich <app>
<lem>damit nicht</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">nicht damit</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man sich nicht damit</rdg>
</app> begnügen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, auf <app>
<lem><app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Credit</term>
</index>Credit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bloßes Ansehen</rdg>
</app>
<app>
<lem>anderer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andrer</rdg>
</app> Menschen zu bauen, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> wenn diese ganz <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Einsichten <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußern</rdg>
</app>, und ihr <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> in solchen Sachen <app>
<lem>bey mir</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> gleich <app>
<lem>ist. <hi>Hernach</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">groß scheint. <hi>Nächstdem</hi></rdg>
</app> ist zwar jener Weg der <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung vollkommen sicher (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:7:17">Joh. 7, <app>
<lem>17)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">17.),</rdg>
</app></citedRange></bibl> in solchen Sachen, welche durch die
Erfahrung können erkannt und dadurch bestätigt werden, auch hinlänglich,
wenn man bloß auf die Hauptsache des Christenthums sieht. Aber wie, wenn die
Frage von Dingen ist, wo <hi>Erfahrung</hi> nichts entscheiden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> über die Glaubwürdigkeit der Evangelisten, und die <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> der biblischen Bücher? oder, wo <app>
<lem><app>
<lem>mir</lem>
<rdg type="v" wit="#a">mir,</rdg>
</app> zu meiner</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zur</rdg>
</app> besondern Ueberzeugung, und sonderlich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> sehr scheinbaren Zweifeln, <app>
<lem>daran viel</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">viel daran</rdg>
</app> liegt, auch von gewissen Lehren überzeugt zu werden, die eigentlich
zur Hauptsache des Christenthums nicht gehören?</note>
</div>
<div n="177" type="section" id="section_2_177">
<head><pb edRef="#b" n="263"/>
<app>
<lem>177</lem>
<rdg wit="#a" type="v">464</rdg>
</app>.</head>
<p>Für solche zu schärferem Nachdenken aufgelegte, daher auch mehr dem Zweifeln
ausgesetzte, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> durch gelehrte <app>
<lem>Lectüre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lektüre</rdg>
</app> gebildete, oder in Verlegenheit gesetzte Christen, ist <index indexName="subjects-index">
<term>gelehrt</term>
</index>gelehrte <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntniß</term>
</index>Kenntniß des Christenthums, und desjenigen, was dazu gehört, sehr
nützlich, ja unter gewissen (am Ende der Anmerkung zum vorigen §. <app>
<lem>gemeldeten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">berührten</rdg>
</app>) Umständen sogar eigentliches Bedürfniß. Ein <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion aber bedarf dieser gelehrte<pb edRef="#a" n="528"/>ren
Kenntniß eben so sehr, und überhaupt noch mehr, als <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Christen. Denn wenn er, nach seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf, für <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> denken, und untersuchen, und denen, die ihm <app>
<lem>anvertrauet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anvertraut</rdg>
</app> sind, in aller Verlegenheit, welche die Religion angeht, zu Hülfe
kommen soll: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er, in Absicht auf nachdenkende und untersuchende Christen, solche
Kenntnisse schlechterdings nicht entbehren, und, wenn sie nicht durch
blinden Glauben geleitet werden sollen oder <pb edRef="#c" n="226"/> können,
so muß er ihnen deutliche <index indexName="subjects-index">
<term>Rechenschaft</term>
</index>Rechenschaft geben, oder, wo er diese ihnen nicht geben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, weil es ihnen an Fähigkeiten oder gelehrten Vorerkenntnissen
mangelt, so muß er wenigstens sich alles nöthige Vertrauen auf seine <app>
<lem>vollkommnere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vollkommneren</rdg>
</app> Einsichten erwerben, damit dieses <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihnen den Abgang der Ueberzeugung ersetzen könne; wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er sich aber dieses <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Verständigern erwerben, wenn er nur eine gemeine Erkenntniß der
Religion hat? <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Bedürft' er aber auch dazu der gelehrten Kenntniß <app>
<lem>nicht:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nicht,</rdg>
</app> so <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hatte</rdg>
</app> er sie zu seiner <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>eigen</term>
</index><hi>eignen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenen</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeu<pb edRef="#b" n="264"/>gung nöthig, wozu er viel mehreres
und <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> viel gründlicher wissen muß, als er es zum <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Vortrag vor Andern nöthig hat. Es ist daher die Pflicht eines jeden
gewissenhaften Lehrers der Religion, der sich selbst und Andern ein Genüge
thun will, sich mit der gelehrtern <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie bekannt zu machen, und <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> durch alle ihm mögliche <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index>Hülfsmittel auch auf eine gelehrte Art von der Religion zu
überzeugen; er müßte denn so wenig natürliche Fähigkeiten dazu haben, daß er
sich dergleichen Kenntnisse nicht erwerben <hi>könnte</hi>, <pb edRef="#a" n="529"/> oder gewiß seyn, er würde bloß mit Zuhörern von <app>
<lem>ganz gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu geringen</rdg>
</app> Fähigkeiten zu thun haben, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">als</rdg>
</app> daß er <app>
<lem>sie nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sich auch diese</rdg>
</app> zu erwerben <hi>brauchte</hi>. <hi>Dieses</hi> ist nicht zu erwarten,
und <hi>jenes</hi> nicht zu <app>
<lem>wünschen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wünschen,</rdg>
</app> auch würde es ihm keinen Beruf geben, einen <hi>Lehrer</hi>
vorstellen zu wollen, <app>
<lem>ausser bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">außer bei</rdg>
</app> bloß einfältigen und <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> mit <app>
<lem>blinden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">blindem</rdg>
</app> Glauben annehmenden Zuhörern, und nur <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app>, <app>
<lem>wo</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wenn</rdg>
</app> keine <app>
<lem>geschicktere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geschickteren</rdg>
</app> Lehrer, als er selbst, vorhanden wären.</p>
<note place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> Nach dem, was hier gesagt ist, bedarf es keiner Widerlegung der
Ausflucht: daß der Lehrer nur <index indexName="subjects-index">
<term>Volkslehrer</term>
</index><hi>Volkslehrer</hi> seyn dürfe, nur <app>
<lem>Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Religion</hi></rdg>
</app> und nicht <app>
<lem>Theologie</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Theologie</hi></rdg>
</app> vorzutragen, und überall keine <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrsamkeit</term>
</index>Gelehrsamkeit auf <pb edRef="#c" n="227"/> die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kanzel</term>
</index>Kanzel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Canzel</rdg>
</app> zu bringen habe; zumal wenn man das vergleicht, was darüber schon
anderwärts, sonderlich <app>
<lem>Theil 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <ref target="#section_1_33">33</ref>–<ref target="#section_1_40">40.</ref>
<app>
<lem>Theil 2. §. <ref target="#section_2_8">8</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_a_1_210">210</ref>–<ref target="#section_1_211">14.</ref>
<ref target="#section_2_8">295</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und <app>
<lem><ref target="#section_2_138">138</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_138">425</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> gesagt worden ist. – Uebrigens versteht sichs von selbst, wenn man
den <app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app> Zweck <app>
<lem>erwegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwägt</rdg>
</app>, warum man sich mit <app>
<lem>dieser</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>dieser</hi></rdg>
</app> gelehrten Theologie bekannt machen müsse, <pb edRef="#b" n="265"/>
daß man sie nicht in ihrem weitesten <app>
<lem>Umfang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Umfange</rdg>
</app> zu lernen <app>
<lem>brauche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nöthig habe</rdg>
</app>, der ohnehin ins Unendliche geht, weil immer neue Fragen <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> aufgeworfen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">werden können</rdg>
</app>, und darüber immer <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
</app> Meinungen <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">herrschen</rdg>
</app>, und <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
</app> Erläuterungen Statt finden werden. Es ist genug, so viel von dieser
gelehrten Theologie zu wissen, als zur gründlichen Ueberzeugung seiner
selbst und <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> in solchen Sachen dient, die das <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktische Christenthum (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_169">169</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_169">456</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_169">169.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>) betreffen, und mit diesem näher zusammenhängen. In Absicht auf
Kenntnisse, die erst durch besondere Umstände und individuelle Bedürfnisse
nothwendig werden, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> der eigene Fleiß noch immer viel nachholen, wenn man nur erst die
nothwendigsten ge<pb edRef="#a" n="530"/>lehrten <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntnisse</term>
</index>Kenntnisse hat, und eine hinlängliche Bücherkenntniß besitzt, um zu
wissen, woraus man, bedürfenden Falls, seine Kenntnisse erweitern
könne.</note>
</div>
<div n="178" type="section" id="section_2_178">
<head><app>
<lem>178</lem>
<rdg wit="#a" type="v">465</rdg>
</app>.</head>
<p>Die von <app>
<lem>einigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Einigen</rdg>
</app> immer wieder erneuerten Vorwürfe gegen die gelehrtere <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Theologie,</rdg>
</app> sind überhaupt schon durch das weggeräumt, was bisher für den Nutzen
und die Nothwendigkeit der systematischen Theologie und der sogenannten
<index indexName="subjects-index">
<term>Schulsprache</term>
</index>Schulsprache gesagt worden ist (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_142">142</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_142">429</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und §. <app>
<lem><ref target="#section_2_171">171</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_171">458</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>), ob sie gleich noch die ehemaligen und zum Theil manche jetzige
<index indexName="subjects-index">
<term>Systeme</term>
</index>Systeme treffen. Wer sie aber gegen gelehrte Theologie überhaupt <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app>, deswegen das Studium derselben widerrathen, und bloß <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populäre Theologie zu treiben empfehlen wollte, der würde entweder
verra<pb edRef="#b" n="266"/>then, daß er die jetzige sich immer mehr
ausbreitende <app>
<lem>Art</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Art,</rdg>
</app> sie zu <app>
<lem>behandeln</lem>
<rdg type="v" wit="#c">behandeln,</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="228"/> nicht <app>
<lem>erkennte</lem>
<rdg type="v" wit="#a">kennte</rdg>
</app> oder nicht kennen wollte, oder sich, in seinen Beschuldigungen und
Forderungen, der Ungerechtigkeit schuldig machen. Denn alle angebliche
Fehler der gelehrten Theologie sind <hi>entweder</hi> bloß zufällig,
<hi>oder</hi> es sind keine Fehler. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Man hat jene in <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Zeit schon längst zu bessern angefangen, unnütze Untersuchungen <app>
<lem>weggelaßen</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">weggelassen</rdg>
</app>, und wichtigere, nach unsern <index indexName="subjects-index">
<term>Zeitbedürfnisse</term>
</index>Zeitbedürfnissen, <app>
<lem>aufgenommen. Man</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">aufgenommen; man</rdg>
</app> hat durch <app>
<lem>bessere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beßre</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung der heiligen Schrift und durch bestimmtere Erklärungen der <app>
<lem>Sachen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sachen</rdg>
</app> eine <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Menge von Zweifeln und Streitigkeiten <app>
<lem>abgeschnitten. Man</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">abgeschnitten; man</rdg>
</app> erinnert <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem, was zur hi<pb n="531" edRef="#a"/>storischen Kenntniß <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Vorstellungen gesagt werden muß, daß es nur zu <app>
<lem><hi>diesen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>diesem</hi></rdg>
</app> Zweck gesagt werde, und wie weit es höchstens noch gekannt zu werden <app>
<lem>verdiene. Man</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">verdiene; man</rdg>
</app> bestimmt <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem, was allerdings gelehrte Untersuchungen erfordert, wie fern es
nöthig, und warum es nicht in den <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht des Volks zu bringen, sondern zu seiner <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Ueberzeugung und <app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zu</rdg>
</app> Befriedigung nachdenkender Christen mit Weisheit zu brauchen <app>
<lem><app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Man</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sey; man</rdg>
</app>
<app>
<lem>bedienet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bedient</rdg>
</app> sich einer <index indexName="subjects-index">
<term>gelehrt</term>
</index>gelehrten <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache, aber einer verbesserten, und nicht allein der gelehrten
Sprache, und nur da, wo sie, nach den oben <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app> Umständen (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_172">172</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_172">459</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_172">172.</ref></rdg>
</app>) nützlich oder gar nothwendig <app>
<lem>ist; man hat sogar</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist. Andere gelehrte Theologen, wie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_178_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Griesbach, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h7">Griesbach</persName></hi><hi>, <index indexName="persons-index">
<term>Henke, Heinrich Philipp Conrad</term>
</index><persName ref="textgrid:2sz53">Henke</persName></hi>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice>, haben selbst</rdg>
</app> angefangen, auf Universitäten eine populäre Theologie, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> der gelehrtern, vorzutragen. Wenn von allem <app>
<lem>diesen</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">diesem</rdg>
</app> noch nicht genug, noch nicht überall geschehen ist, so ist zu hoffen,
daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Nachwelt</term>
</index>Nachwelt <pb edRef="#b" n="267"/> noch mehr thun <app>
<lem>werde. Was</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">werde; was</rdg>
</app> bereits geschehen ist, beweiset doch wenigstens, daß viele, und daß
die am meisten <app>
<lem>auffallende,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auffallenden</rdg>
</app> Fehler nicht von der gelehrten Theologie unzertrennlich sind.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_178_1">
<label>Griesbach, Henke u. a., haben selbst angefangen, auf Universitäten
eine populäre Theologie, außer der gelehrtern, vorzutragen</label>
<p>Gemeint ist Johann Jakob Griesbachs in erster Auflage unter dem Titel
<hi>Anleitung zur gelehrten Kenntnis der populären Dogmatik</hi>
(1779) erschienene und bereits zuvor (vgl. II § 174) genannte
<hi>Anleitung zum Studium der populären Dogmatik</hi> (BdN III).
Über den besonders als Kirchenhistoriker (vgl. II § 102)
hervorgetretenen Heinrich Philipp Conrad Henke (1752–1809) ist bekannt,
dass er Vorlesungen über populäre Theologie nach Johann Samuel Diterichs
(1721–1797) <hi>Auszug der Unterweisung zur Glückseligkeit nach der
Lehre Jesu</hi> (<hi rend="superscript">2</hi>1781) gehalten
hat.</p></note>
</div>
<div n="179" type="section" id="section_2_179">
<head><pb edRef="#c" n="229"/>
<app>
<lem>179</lem>
<rdg wit="#a" type="v">466</rdg>
</app>.</head>
<p>Aber die <app>
<lem>Gegner</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gegner</hi></rdg>
</app> der <app>
<lem>gelehrtern <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>gelehrten</hi>
<choice>
<sic><hi>Thologie</hi></sic>
<corr type="editorial"><hi>Theologie</hi></corr>
</choice></rdg>
</app> übertreiben auch oft ihre Forderungen. – <index indexName="subjects-index">
<term>Universitäten</term>
</index>Universitäten sind nicht für <index indexName="subjects-index">
<term>Schulmeister</term>
</index>Schulmeister angelegt, sondern zur <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung künftiger <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrte</term>
</index>Gelehrten, und wenn nicht <hi>da</hi> für <app>
<lem>Letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app>, auch in der Religion, gearbeitet werden soll, wo sollen sie <app>
<lem>dann</lem>
<rdg type="v" wit="#a">denn</rdg>
</app> gebildet, oder soll <app>
<lem>gar nur</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> in der Religion <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wohl gar nur</rdg>
</app> für den <pb edRef="#a" n="532"/>
<app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Haufen, nicht eben so sehr für denkendere Christen, gearbeitet
werden? – Soll man den Hauptzweck der Wissenschaften, ausgebreitetere
Kenntnisse und gründliche Ueberzeugung, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Seite setzen, um nur für das <index indexName="subjects-index">
<term>Volk</term>
</index>Volk, das ohnehin nur einen sehr eingeschränkten Unterricht <app>
<lem>braucht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebraucht</rdg>
</app>, zu sorgen? <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Physik nichts vortragen, als was der Kinderlehrer auch den
Kindern, der <index indexName="subjects-index">
<term>Landprediger</term>
</index>Landprediger dem Landmann sagen <app>
<lem>kan? bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann? bei der</rdg>
</app> Erklärung der heiligen Schrift nur auf gemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Erbauung</term>
</index>Erbauung, nicht auf überzeugende Darstellung ihres Sinnes sehen? den
Wißbegierigen, der Unterhaltung für den Verstand sucht, mit den gemeinsten
Kenntnissen ermüden? oder den künftigen Lehrer gar die Form und <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index>Einkleidung der Sachen vorsagen, daß er nur nachschreiben und
nachsprechen dürfe? – Wer so wenig Fähigkeiten hat, und nicht einmal so viel <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="268"/> Fleiß anwendet, daß er den von Andern empfangenen
Unterricht nach seiner <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Art zu denken umändern, vor seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung bringen, in seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> Sprache verwandeln, Andern nach ihren Bedürfnissen mittheilen, und
was für Einen, nicht für den Andern gehört, unterscheiden <app>
<lem>kan,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann:</rdg>
</app> der ist zum Lehrer <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> verdorben, <app>
<lem>und</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> wird <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was man ihm auch vorgesagt hat, niemals mit Weisheit und nach den
besondern <index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfnisse</term>
</index>Bedürfnissen seinen Zuhörern vorzutragen wissen. Hat jemand aber
diese Fähigkeit und diese Lust, sich selbst zum Lehrer zu bilden: <pb edRef="#c" n="230"/> so gewöhne er sich nur, <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was er über die Religion hört, immer mit Rücksicht auf seine und <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index>Beru<pb edRef="#a" n="533"/>higung und <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung, zu betrachten; <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> wird er bald selbst finden, was dazu etwas <app>
<lem>beytrage</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beitrage</rdg>
</app> oder nicht, und worauf er sehen müsse, um dem Gelernten Eindruck für
Verstand und Herz zu verschaffen; er nutze den Unterricht, den er in der
<index indexName="subjects-index">
<term>Homiletik</term>
</index>Homiletik und <index indexName="subjects-index">
<term>Katechetik</term>
</index>Katechetik haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>; er lese fleißig wahrhaftig <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populäre Schriften über die Religion, und lerne ihnen die Art des
Vortrags ab; er übe sich in populären Aufsätzen und Vortrag, und <app>
<lem><app>
<lem>laße</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lasse</rdg>
</app> sie von Verständigern und Geübtern streng beurtheilen.
Alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">brauche dazu die oben (§. <ref target="#section_1_285">287</ref>) vorgeschlagne Kritik.
Alsdenn</rdg>
</app> hat er gar nicht nöthig, sich die Sachen, von denen er zum Volk
reden, oder gar die <app>
<lem>Einkleidung,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Einkleidung</rdg>
</app> vorsagen zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, in der er sie vortragen soll.</p>
</div>
<div n="180" type="section" id="section_2_180">
<head><app>
<lem>180</lem>
<rdg wit="#a" type="v">467</rdg>
</app>.</head>
<p>Man hat die <hi>gelehrte</hi> oder <app>
<lem>vielmehr</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>viemehr</sic>
<corr type="editorial">vielmehr</corr>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>scholastisch</term>
</index><hi>scholastische</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie auch noch durch eine andere <pb edRef="#b" n="269"/>
Vergleichung um ihr Ansehen zu bringen gesucht, indem man ihr eine
sogenannte <index indexName="subjects-index">
<term>biblisch</term>
</index><hi>biblische</hi>
<app>
<lem>entgegen gestellt</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">entgegengestellt</rdg>
</app> hat. So schwankend die Begriffe von einer solchen <hi>biblischen
Theologie</hi> zu seyn <app>
<lem>scheinen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">scheinen,</rdg>
</app> so kommen doch die, welche sie jener <app>
<lem>entgegensetzen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>entgensetzen</sic>
<corr type="editorial">entgegensetzen</corr>
</choice></rdg>
</app>, darin überein, daß sie die Theologie lediglich <app>
<lem>wollen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> aus der Bibel hergeleitet wissen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wollen</rdg>
</app>, und es mißbilligen, wenn man in die Theologie Sätze aufnimmt, die
nicht in der heiligen Schrift stehen, oder nicht unmittelbar daraus, oder
nicht aus <app>
<lem>bloßer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosser</rdg>
</app> Vergleichung der biblischen Sätze unter einander, <app>
<lem>fließen. Sie</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">fliessen; sie</rdg>
</app> scheinen also unter <hi>scholastischer</hi>
<app>
<lem>Theologie</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Theologie,</rdg>
</app> (oder, wie sie <pb edRef="#a" n="534"/> es bisweilen nennen, unter
dem <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><hi>System</hi>)</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>System</hi>),</rdg>
</app> einen zusammenhängenden <index indexName="subjects-index">
<term>Inbegriff</term>
</index>Inbegriff der (wahren oder vermeintlichen) <index indexName="subjects-index">
<term>Religionskenntnisse</term>
</index>Religionskenntnisse zu verstehen, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> er nicht bloß auf die <app>
<lem>heilige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heil.</rdg>
</app> Schrift, sondern auch auf <index indexName="subjects-index">
<term>natürlich</term>
</index>natürlich be<pb edRef="#c" n="231"/>kannte Sätze gegründet wird. Die
Abneigung von derselben scheint darauf zu beruhen, daß doch die <app>
<lem>heilige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heil.</rdg>
</app> Schrift allein uns sichere Kenntniß von dem Christenthum <app>
<lem>gebe;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gebe,</rdg>
</app> daß die Lehren desselben über der Untersuchung natürlich bekannter
Wahrheiten, oder daß die biblischen <index indexName="subjects-index">
<term>Beweise</term>
</index>Beweise über den Beweisen aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft zu sehr <app>
<lem>vernachläßigt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vernachläßigt,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigt,</rdg>
</app> daß jene Lehren selbst durch Zusätze oder Erklärungen, über welche
die <app>
<lem>heilige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heil.</rdg>
</app> Schrift nichts entscheidet, sehr verstellt, oft wohl gar verdrängt
worden; wiewohl auch ein Vorurtheil gegen <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was Gelehrsamkeit und besonders Philosophie heißt, und die Abneigung
von dem System einer besondern Kirche, viel zu dieser Abneigung mit mag <app>
<lem>beygetragen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigetragen</rdg>
</app> haben.</p>
</div>
<div n="181" type="section" id="section_2_181">
<head><pb edRef="#b" n="270"/>
<app>
<lem>181</lem>
<rdg wit="#a" type="v">468</rdg>
</app>.</head>
<p>Es wird also <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Beurtheilung des Streites über den Vorzug der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>biblisch</term>
</index>biblischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>biblischen</hi></rdg>
</app> vor der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>scholastisch</term>
</index>scholastischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>scholastischen</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie auf <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app> Fragen ankommen: 1) ob es nothwendig schädlich, wenigstens unnöthig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, in der Religion, wenigstens <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Christenthum, etwas auf <index indexName="subjects-index">
<term>natürlich</term>
</index>natürlich bekannte Wahrheiten zu bauen? und 2) ob und wie fern die
so eben <app>
<lem>erwähnte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnte</rdg>
</app> biblische Theologie jener vorzuziehen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>? Die <hi>erste</hi> Frage ist für die Unschuld, <pb edRef="#a" n="535"/> den Nutzen, und in gewisser Weise Nothwendigkeit der
sogenannten scholastischen und überhaupt gelehrten Theologie durch <app>
<lem>dasjenige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">das</rdg>
</app> hinlänglich entschieden, was darüber <app>
<lem>§.</lem>
<rdg type="v" wit="#c">(§.</rdg>
</app>
<app>
<lem><ref target="#section_2_138">138</ref>–<ref target="#section_2_144">144.</ref>
<ref target="#section_2_176">176</ref> und <app>
<lem><ref target="#section_2_177">177</ref></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_177">177.</ref><supplied>)</supplied></rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#a"><ref target="#section_2_138">425</ref>–<ref target="#section_2_144">431.</ref>
<ref target="#section_2_176">463.</ref>
<ref target="#section_2_177">464</ref></rdg>
</app> gesagt worden ist, wo immer mit auf den Gebrauch natürlich bekannter
Sätze Rücksicht genommen wurde; und <app>
<lem>dies kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieß kann</rdg>
</app> zugleich die Einschränkungen lehren, unter welchen dieser Gebrauch
gewiß nicht bloß unschädlich, sondern auch nothwendig <app>
<lem>ist<supplied>.</supplied></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">ist.</rdg>
</app> Die <app>
<lem><hi>zweyte</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zweite</hi></rdg>
</app> Frage läßt sich wohl am besten beantworten, wenn man die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorschläge hört, wie eine <pb edRef="#c" n="232"/> solche biblische
Theologie beschaffen seyn oder ausgeführt werden soll.</p>
</div>
<div n="182" type="section" id="section_2_182">
<head><app>
<lem>182</lem>
<rdg wit="#a" type="v">469</rdg>
</app>.</head>
<p>Alle diese Vorschläge scheinen auf <app>
<lem>zwey <app>
<lem>hinaus zu laufen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hinauszulaufen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zwei hinauszulaufen</rdg>
</app>. Man empfiehlt <hi>entweder</hi> eine bloße Sammlung von Stellen der
<index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel, die unter gewisse <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptmaterien</term>
</index>Hauptmaterien gebracht werden möchten, ohne alle Erklärung und
nähere Bestimmung ihres <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinnes, so daß es jedem <app>
<lem>frey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
</app> bleibe, sich <pb edRef="#b" n="271"/> das <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> zu denken, was ihm das Richtigste zu seyn <app>
<lem>scheine. <hi>Oder</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">scheint; <hi>oder</hi></rdg>
</app> man schlägt vor: <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jeder Lehre die davon handelnden Stellen der heiligen Schrift zum
Grunde zu legen, sie sorgfältig zu erklären, bloß daraus unmittelbare
Folgerungen zu <app>
<lem>ziehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ziehen</rdg>
</app>, diese biblischen Aussprüche mit ihren nothwendigen Folgen unter
einander zu vergleichen, und sie durch einander <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufzuklären, weiter nicht, als so weit diese Sätze selbst oder deren
unmittelbare Folgen <app>
<lem>leiten,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">leiten;</rdg>
</app> hingegen alle Sä<pb edRef="#a" n="536"/>tze für problematisch zu
halten, die entweder auf Stellen, deren Sinn nicht ganz klar gemacht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, oder auf Folgen beruhen, die nicht nothwendig aus den biblischen
Sätzen <app>
<lem>fließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fliessen</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="183" type="section" id="section_2_183">
<head><app>
<lem>183</lem>
<rdg wit="#a" type="v">470</rdg>
</app>.</head>
<p>Der <hi>erstere</hi> Vorschlag mag <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Friedensformeln</term>
</index>Friedensformeln gut seyn, wo man Personen oder <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app>, die über die Lehren des Christenthums sehr verschieden denken, doch
in den nothwendigsten und unstreitigen Lehren vereinigen will; und dieses
scheinen diejenigen zu bezwecken, die auf ein sogenanntes Universal- oder
<index indexName="subjects-index">
<term>Urchristenthum</term>
</index>Urchristenthum dringen. <app>
<lem>Aber, <app>
<lem>ausser dem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausserdem</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Aber außerdem,</rdg>
</app> daß eine solche Sammlung ein <app>
<lem>bloßes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosses</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Spruchbuch</term>
</index>Spruchbuch, und kein Lehrbuch seyn würde, so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> 1) ein jeder eben sowohl ganz falsche als wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen damit verbinden, wie man aus dem <pb edRef="#c" n="233"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_183_1"/><app>
<lem>Catechismus</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Katechismus</rdg>
</app> der Quäcker, einigen Aufsätzen der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_183_2"/>Socinianer <choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> weiß; und, wenn es nicht gleichgültig für das Christenthum ist,
falsche Vorstellungen davon zu verhüten: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="272"/> es auch nicht gleichgültig seyn, jedem bloß
dergleichen Text in die Hände zu geben. <app>
<lem>Ueber dieses kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ueberdieß kann</rdg>
</app> man 2) durch eine solche <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Sammlung sogar den Lesern Irrthümer in die Hände spielen, wenn man
den Text so wählt, daß man das übergeht, was man nicht will zum Christenthum
gerechnet haben, und wenn man die Stellen so stellt und verbindet, daß eine
auf die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> ein falsches Licht, eben vermittelst des gemachten <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhangs, wirft; <app>
<lem>nicht zu</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>nichtzu</sic>
<corr type="editorial">nicht zu</corr>
</choice></rdg>
</app> gedenken, daß 3) <pb edRef="#a" n="537"/> wenn nicht vorher
ausgemacht ist, ob und welche Sätze der Bibel bloß auf gewisse Leser, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> der damaligen Zeit, gehen, oder gar nur Vorstellungen enthalten,
die <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> und seine Apostel
mehr stehen <app>
<lem>ließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">liessen</rdg>
</app> als billigten, oder wohl gar aus einem gewissen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch <app>
<lem>beybehielten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beibehielten</rdg>
</app>, ohne damit eben dieselben irrigen Begriffe zu verbinden, welche die
damaligen <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer damit <app>
<lem>verbanden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verbanden;</rdg>
</app> daß <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> sogar Sätze für biblisch gehalten werden, die zwar in der Bibel <app>
<lem>stehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">stehen</rdg>
</app>, aber keineswegs in dem Sinn, wie sie die Stifter der christlichen
Religion nahmen. Es ist daher ein solch <index indexName="subjects-index">
<term>reinbiblisch</term>
</index><hi>reinbiblisches <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum</hi>, das <app>
<lem>viele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Viele</rdg>
</app> vorgeben, eine sehr <app>
<lem>zweydeutige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweideutige</rdg>
</app> Sache; und wie oft durch das Vorgeben, sich <hi>allein</hi> an die
Bibel und an die <hi>ganze</hi> Bibel zu halten, <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> Staub in die Augen gestreuet worden <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, ist so bekannt, daß es keiner besondern <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> bedarf.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_183_1">
<label>Catechismus der Quäcker</label>
<p>Die während des englischen Bürgerkrieges (1642–1660) entstandene und
unter dem Spottnamen <hi>Quäker</hi> (<hi>Zitterer</hi>) bekannte
<hi>Religious Society of Friends</hi> ist in ihrer Anfangszeit v.a.
mit George Fox (1624–1691) verbunden. Fox wollte den der Staatskirche
abhandengekommenen Geist des Urchristentums wiederherstellen und konnte
eine große Zahl von Anhängern um sich sammeln (<hi>Seekers,
Dissenters</hi> etc.). Man verzichtete auf die Rituale der
<hi>Church of England</hi> und überließ sich bei den Zusammenkünften
in Privathäusern oder unter freiem Himmel der unmittelbaren Führung
durch den Heiligen Geist. Überdies verweigerten Fox' Anhänger den
Kirchenzehnten, Eide oder den Waffendienst und lehnten äußerlich
sichtbare Sakramente, aber auch die als unbiblisch deklarierte
kirchliche Trinitätslehre ab. Die unvermeidlichen Konflikte führten im
Zusammenspiel mit den innenpolitischen Entwicklungen in England
schließlich zum Verbot der Quäker. Nachdem sie mit dem <hi>Toleration
Act</hi> (1689) das Recht auf freie Religionsausübung erhalten
hatten, entwickelten sich die Quäker zu einer respektierten
Religionsgruppe, die sich früh auch in Nordamerika etablieren konnte
(vgl. das <hi>heilige Experiment</hi> von Pennsylvania). Als Katechismus
der Quäker ist der mehrfach nachgedruckte, übersetzte und bis in die
Gegenwart hinein bedeutende <hi>Catechism and Confession of Faith</hi>
(1673) des Schotten Robert Barclay (1648–1690) gemeint, der neben Fox,
dessen Widerpart James Nayler (1618–1660), William Penn (1644–1718) und
Margaret Fell (1624–1702) eine der bedeutendsten Personen des frühen
Quäkertums war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_183_2">
<label>Socinianer</label>
<p>Vgl. II § 110.</p></note>
</div>
<div n="184" type="section" id="section_2_184">
<head><app>
<lem>184</lem>
<rdg wit="#a" type="v">471</rdg>
</app>.</head>
<p>Die <app>
<lem><hi>zweyte</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zweite</hi></rdg>
</app> Art, <index indexName="subjects-index">
<term>biblisch</term>
</index>biblische <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie abzuhandeln, kommt mit der oben (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_145">145</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_145">432</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>) be<pb edRef="#b" n="273"/>schriebenen besten Einrichtung der
systematischen, wovon die gelehrte oder <index indexName="subjects-index">
<term>scholastisch</term>
</index>scholastische nur <pb edRef="#c" n="234"/> eine <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Art ist, darin überein, daß sie die Lehren auf <index indexName="subjects-index">
<term>Erklärung</term>
</index>Erklärung der Schriftstellen und <index indexName="subjects-index">
<term>Vergleichung</term>
</index>Vergleichung ihres Inhalts unter einander gründet; nur darin geht
sie, wenn man sie der scholastischen <app>
<lem>entgegensetzt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entgegengesetzt</rdg>
</app>, von ihr ab, daß sie nicht auch bloß natürlich bekannte Sätze mit <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denen</rdg>
</app> aus der Bi<pb edRef="#a" n="538"/>bel <app>
<lem>gezognen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gezogenen</rdg>
</app> verbindet. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_184_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_184_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> 1) In jener Rücksicht beruht der Unterschied bloß auf der <index indexName="subjects-index">
<term>Methode</term>
</index>Methode, so daß die <hi>biblische</hi> von den Quellen zu den Lehren
geht, die daraus <app>
<lem>fließen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fliessen,</rdg>
</app> die <hi>scholastische</hi> aber – wenn sie nach den obigen Regeln
eingerichtet ist – gleich die Resultate, und <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> erst die Beweise aus der <app>
<lem>Bibel;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bibel,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Bibel:</rdg>
</app> ob man gleich in der Untersuchung selbst zu jenen durch diese gelangt <app>
<lem><app>
<lem>war. Bey</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">war; bey</rdg>
</app> beyderley Methode</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">war. Bei beiderlei Methoden</rdg>
</app> hat man die Lehren auf <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Art <app>
<lem><hi>gefunden</hi>,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>gefunden</hi>;</rdg>
</app> sie werden nur <app>
<lem>denen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> Lesern oder Zuhörern in <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung <hi>vorgelegt</hi>. <app>
<lem>Beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beiderlei</rdg>
</app> Methoden haben ihre <app>
<lem>Vorzüge</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Vorzüge</hi></rdg>
</app>. Die sogenannte <app>
<lem><hi>biblische</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>biblische</hi></rdg>
</app> nicht sowohl darin, daß man <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> viel mehr <hi>auf die heilige Schrift</hi> sieht, aus ihr
<hi>lernt</hi>, anstatt schon vorgefaßte Meinungen darin erst zu
<hi>suchen</hi> – <app>
<lem>(denn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denn</rdg>
</app> man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> ja auch schon <app>
<lem>bey <index indexName="subjects-index">
<term>Erklärung</term>
</index>Erklärung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei Erklärungen</rdg>
</app> der heiligen Schrift auf die Sätze <app>
<lem>schielen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hinblicken</rdg>
</app>, die man für christliche Lehren hält, und danach, oft unvermerkt,
jene <app>
<lem>erklären –),</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">erklären, –</rdg>
</app> als vielmehr darin, daß sie den Zuhörern oder Lesern die rechte Art
zeigt, wie sie selbst lernen sollen, aus der heiligen Schrift die
christlichen Lehren herzuleiten. Aber sie hat die Unbequemlichkeit, a) daß
die <pb edRef="#b" n="274"/> Lehren nur aus <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Hauptstellen hergeleitet werden. Diese aber enthalten oft bloß einen
meist ohnehin schon bekannten Satz, ohne den geringsten weitern Aufschluß
darüber zu geben, sonderlich in moralischen oder solchen Stellen, die keine
näher geoffenbarten Lehren <app>
<lem>vortragen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vortragen;</rdg>
</app> und, indem man sich an solche <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Stellen hält, <app>
<lem>vergisst</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">vergißt</rdg>
</app> man die Aufschlüsse, die uns <pb edRef="#c" n="235"/> die Bibel nicht
<pb edRef="#a" n="539"/> sowohl durch Wörter und ausdrückliche Sätze,
als vielmehr durch erzählte Thaten, Einrichtungen des Vortrags, und
unangezeigte <index indexName="subjects-index">
<term>Voraussetzungen</term>
</index>Voraussetzungen giebt (<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> §. <app>
<lem><ref target="#section_2_154">154.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_154">441.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>†,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.</rdg>
</app> und §. <app>
<lem><ref target="#section_2_153">153.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_153">440.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3.)</rdg>
</app> Auch führt diese Methode b) zu gar zu <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">grosser</rdg>
</app> Weitläuftigkeit. Denn die meiste Zeit wird auf exegetische
Untersuchungen verwendet, die man dem Ausleger <app>
<lem><app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überlassen</rdg>
</app> könnte <ref type="note" target="#noe_2_2_184_note2">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">überlassen könnte, <ref type="note" target="#noe_2_2_184_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> und dadurch wird der Zuhörer, der <index indexName="subjects-index">
<term>Resultate</term>
</index>Resultate sucht, zerstreut; aus mehrern Stellen werden die <app>
<lem>nehmlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nämlichen</rdg>
</app> Sätze <app>
<lem>wiederholt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">widerholt</rdg>
</app>; und, da <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Stellen die darin liegenden Sätze angegeben werden, so wird die
allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Uebersicht</term>
</index>Uebersicht aller von Einer Sache redenden Stellen erschwert, oder
man muß nachher wieder das vorlegen, was sie alle gemein haben, oder was nur
einigen eigen ist.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_184_note1" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_184_1"/><hi>Anweisung</hi> zur theologischen Bücherkenntniß §. <app>
<lem>232</lem>
<rdg wit="#c" type="v">232.</rdg>
</app> angeführten <app>
<lem>Schriftsteller.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Schriftsteller, wozu noch das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_184_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Hufnagel, Wilhelm Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:327kg">hufnagelsche</persName></hi> Handbuch der biblischen Theologie,
<hi>erster</hi> Theil, Erlangen 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3c0t5"/>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8. kommt.</rdg>
</app> Doch haben diese oft nicht Umgang nehmen können, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">auch</rdg>
</app> natürlich bekannte Sätze mit zu <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app>.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_184_note2" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wer als <app>
<lem>bloßer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosser</rdg>
</app> Ausleger handelt, also <hi>nur</hi> die Absicht hat, den Sinn der
Schriftstellen zu finden, <pb edRef="#b" n="275"/> der wird sie im <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhange, wo er sie lieset und <app>
<lem>erkläret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erklärt</rdg>
</app>, viel deutlicher <app>
<lem>verstehen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verstehen</rdg>
</app> und den Verstand derselben darstellen können, als wer <app>
<lem><choice>
<sic>eiue</sic>
<corr type="editorial">eine</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">eine</rdg>
</app> Schriftstelle zum dogmatischen Behuf aushebt, und den Zusammenhang
nicht so ganz deutlich machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wie er ihm war, wenn er sie in Verbindung des Ganzen las. Auch hat
<pb edRef="#a" n="540"/> der <app>
<lem><app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Ausleger</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>bloße Ausleger</hi></rdg>
</app> gar kein dogmatisches Interesse, sieht also, was wirklich in <app>
<lem>der</lem>
<rdg type="v" wit="#a"><hi>der</hi></rdg>
</app> Stelle liegt, viel reiner und bestimmter, als wer sie in der <app>
<lem><choice>
<sic>Absiche</sic>
<corr type="editorial">Absicht</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Absicht</rdg>
</app> lieset, sich daraus über ein Dogma zu unterrichten.</note>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><hi>Zusatz.</hi> Es scheint mir doch,
als habe der Verfasser den Begriff einer <hi>biblischen
Theologie</hi> zu einseitig aufgenommen, und ihr danach nicht
volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wenn nämlich bei ihrer
Bearbeitung lediglich der Zweck im Auge behalten wird, das, was von
<index indexName="subjects-index">
<term>Religionsideen</term>
</index>Re<pb edRef="#c" n="236"/>ligionsideen und Religionslehren
erweißlich in den heiligen Schriften enthalten ist, zu ergründen,
und zu zeigen, theils wie weit sie sich über gewisse Punkte ganz
bestimmt erklären, oder etwas unbestimmt lassen, theils weil in
ihnen selbst eine Verschiedenheit der <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungsarten</term>
</index>Vorstellungsarten (<foreign lang="grc">τρόπων
παιδείας</foreign>) Statt finden, so wird doch das Resultat von
nicht geringer Wichtigkeit seyn. Denn es soll ja eine Lehre nicht
aus <hi>einer einzigen</hi>, sondern aus mehrern, ja aus
<hi>allen</hi> Stellen gezogen werden, welche davon handeln. So
kann doch <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> nur auf diesem Wege die Frage beantwortet werden, wie weit
alle die in der Lehre von der <hi>Dreieinigkeit</hi> im System
enthaltenen Bestimmungen und Subtilitäten führen, in der heiligen
Schrift <hi>wörtlich</hi> oder <hi>dem Sinne</hi> nach enthalten
sind, oder was Zusatz der spätern Zeit und Erzeugniß einer über die
Bibel hinaus philosophirenden Schultheologie ist. Hiermit möchte ich
indeß nicht behaupten, daß in den bisherigen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_184_3"/>Bearbeitungen
der <hi>biblischen Theologie</hi> von <index indexName="persons-index">
<term>Hufnagel, Wilhelm Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:327kg">Hufnagel</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Zachariae, Gotthilf Traugott</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:33wnv">Zachariä</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Ammon, Christoph Friedrich von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:254bh">Ammon</persName></hi>,
dieser Gesichtspunkt überall festgehalten sei. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>D. H.</abbr>
<expan>Der Herausgeber</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_184_1">
<label>Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 232</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_184_2">
<label>hufnagelsche Handbuch der biblischen Theologie, erster Theil,
Erlangen 1785</label>
<p>Der Autor ist Wilhelm Friedrich Hufnagel (1754–1830), die erste Abteilung
des unvollendet gebliebenen zweiten Bandes ist 1789
erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_184_3">
<label>Bearbeitungen der biblischen Theologie von Hufnagel, Zachariä,
Ammon</label>
<p>Zu Hufnagel s.o. Weiter handelt es sich um den nach seinem
Magisterabschluss in Halle bis 1755 ebenda auch als Dozent tätigen
Gotthilf Traugott Zachariae (1729–1777) und seine vierteilige
<hi>Biblische Theologie oder Untersuchung des biblischen Grundes der
vornehmsten theologischen Lehren</hi> (1771–1775), zu deren dritter
Auflage (1786) Johann Karl Volborth (1748–1796) einen fünften Band
ausgearbeitet hat, sowie um den von Friedrich Schleiermacher (1768–1834)
angegriffenen Christoph Friedrich von Ammon (1766–1850) und seinen
<hi>Entwurf einer reinen biblischen Theologie</hi> (1792) in zwei
Hälften, der in zweiter Auflage als <hi>Biblische Theologie</hi> in drei
Bänden erschienen ist (1801).</p></note>
</div>
<div n="185" type="section" id="section_2_185">
<head><app>
<lem>185</lem>
<rdg wit="#a" type="v">472</rdg>
</app>.</head>
<p>Warum sollen nun aber 2) von der <index indexName="subjects-index">
<term>christlich</term>
</index>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie alle Sätze und alle Beweise ausgeschlossen werden, die
nicht in heiliger Schrift liegen, sondern <app>
<lem>auch ohne sie</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">natürlich</rdg>
</app> bekannt sind? – Vieles, was doch wirklich zur Religion gehört,
sonderlich von <index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralischen <index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index>Grundsätzen, ist in der Bibel gar nicht eigentlich <app>
<lem>erwähnt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnt</rdg>
</app>, oder nur berührt, nicht <app>
<lem>ausgeführt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgeführt,</rdg>
</app> weil <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> und seine Apostel es
entweder als bekannte Lehre und Pflicht voraussetzten, oder sie sich in <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihren</rdg>
</app>
<app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app> nach den vornehmsten <index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfnisse</term>
</index>Bedürfnissen ihrer Zeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer, mit Uebergehung <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> eben so <app>
<lem>wichtigen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">wichtiger</rdg>
</app> Sachen, richteten, oder weil sie von vernünftigen Zuhörern und Lesern
erwarteten, daß sie die ihnen mitgetheilten Kenntnisse (die über<pb edRef="#c" n="237"/>haupt ihren bisherigen Kenntnissen <app>
<lem>vielmehr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mehr</rdg>
</app> eine bessere und heilsamere Richtung geben, als sie mit neuen
bereichern sollten), mit denen, welche ihnen vorhin <pb edRef="#b" n="276"/>
bekannt waren, oder <app>
<lem>ohne besondern Unterricht von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> den
Seinen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">natürlich</rdg>
</app> bekannt werden konnten, vergleichen, und so durch immer neue <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index>Anwendung auch auf neue Aufschlüsse kommen würden. Warum soll also
dieses Mittel, das Gott <app>
<lem>jedem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jeden</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>vernünftig</term>
</index>vernünftigen Menschen gegeben hat, nicht gebraucht werden, um die
mehrere <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung der christlichen Lehre zu befördern? <app>
<lem>– <pb edRef="#a" n="541"/> warum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Warum</rdg>
</app> nicht, um sie noch einleuchtender und anschaulicher zu machen, ihre
Gewißheit zu verstärken, Zweifel dagegen zu benehmen, ihre vielfältige
mögliche Anwendung zu zeigen, und dadurch ihren Werth noch mehr zu
empfehlen? – Und wie ist die so wichtige <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index><hi>praktische</hi> Darstellung des Christenthums möglich, wenn man
bloß <hi>biblische</hi> Sätze <app>
<lem><hi>sammlet</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>sammelt</hi></rdg>
</app> und <hi>verbindet</hi>, ohne ihren Einfluß auf unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit klar <app>
<lem><choice>
<sic>zn</sic>
<corr type="editorial">zu</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">zu</rdg>
</app> machen? – Hat <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> selbst es nicht für
unnöthig gehalten, seinen Zuhörern, was ihnen schon aus dem alten Testament
bekannt war, vollständiger vorzulegen, und mehr zu entwickeln (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:5:17">Matth. 5, <app>
<lem>17</lem>
<rdg wit="#c" type="v">17.</rdg>
</app></citedRange></bibl>); hat er <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> offenbar die Natur und Bestätigungen daraus zu Hülfe genommen (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:6:24" to="f">Matth. 6, 24 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> und anderwärts); haben <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> seine Apostel mit dem <app>
<lem>christl.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">christlichen</rdg>
</app> Unterricht ebenfalls gethan: warum sollen wir sie darin nicht
nachahmen? <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Haben diese vollends Manches <hi>nur</hi> für ihre Zuhörer gesagt,
und manche allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten, wegen ihrer besondern Bedürfnisse, nur
<hi>eingeschränkt</hi> (wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:19:21">Matth. 19, <app>
<lem>21</lem>
<rdg wit="#c" type="v">21.</rdg>
</app></citedRange></bibl>): wie können wir <hi>bloß</hi> aus der
heiligen Schrift wissen, ob und wie weit sie <hi>für uns</hi> gehören? ob
eingeschränkt <app>
<lem>ausgedruckte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgedrückte</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="277"/> Pflichten, und wie <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">fern</rdg>
</app> sie für uns <app>
<lem>allgemeine</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allgemeiner</rdg>
</app> werden können, ohne hier natürlich bekannte Sätze und Betrachtun<pb edRef="#c" n="238"/>gen über die Natur der Pflichten und der Menschen zu
Hülfe zu nehmen.</p>
<app>
<lem><note place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_185_1"/>Prüfung der
philosophischen Predigten, (von <index indexName="persons-index">
<term>Hess, Felix</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:34hr1">Felix
Heß</persName></hi>,) 1767.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34hr3"/> in 8.</note></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_185_1">
<label>Prüfung der philosophischen Predigten, (von Felix Heß,) 1767</label>
<p>Der genaue Titel lautet <hi>Prüfung der philosophischen und moralischen
Predigten</hi> (1767), der als Autor ermittelte Felix Hess
(1742–1768) war mit Johann Caspar Lavater bekannt (vgl. I § 283
c).</p></note>
</div>
<div n="186" type="section" id="section_2_186">
<head><pb edRef="#a" n="542"/>
<app>
<lem>186</lem>
<rdg wit="#a" type="v">473</rdg>
</app>.</head>
<p>Eine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Eintheilung der systematischen <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie, nach der man diese sogar in <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Wissenschaften zerfället hat, <app>
<lem>ist nach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beruht auf</rdg>
</app> den <app>
<lem>verschiednen Arten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen <hi>Arten</hi></rdg>
</app> der <app>
<lem>Lehren gemacht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Lehren</hi></rdg>
</app>, die darin sollen abgehandelt werden. Sie betreffen entweder das, was
das Christenthum für <hi>wahr</hi>, oder was es für <hi>recht</hi> erkennt,
was es <hi>geglaubt</hi>, oder was es <hi>gethan</hi> wissen will. Den
zusammenhängenden Inbegriff <app>
<lem>jener</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>jener</hi></rdg>
</app> Lehren nennt man die <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index><hi>dogmatische, <index indexName="subjects-index">
<term>speculativ</term>
</index>speculative</hi>, auch <hi>theoretische</hi>, <app>
<lem>und einen solchen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den</rdg>
</app> Inbegriff <app>
<lem>dieser</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>dieser</hi> aber</rdg>
</app>, die <hi>Moral-</hi> oder <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index><hi>praktische Theologie</hi>, auch <hi>theologische <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral</hi>. Und weil man <app>
<lem>bey beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei beiden</rdg>
</app> die Lehren entweder selbst darstellen, beweisen und erläutern, oder
falsche Vorstellungen davon und deren Gründe widerlegen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>: so nennt man die Wissenschaft, worin jenes geschieht, auch die
<hi>dogmatische</hi>, die <index indexName="subjects-index">
<term>thetisch</term>
</index><hi>thetische</hi>, auch wohl die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>positiv</term>
</index><hi>positive</hi> oder</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>positive,</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>didaktisch</term>
</index><hi>didaktische</hi>; worin aber dieses geschieht, die <index indexName="subjects-index">
<term>antithetisch</term>
</index><hi>antithetische, <index indexName="subjects-index">
<term>elenchtisch</term>
</index>elenchtische</hi>, oder <index indexName="subjects-index">
<term>polemisch</term>
</index><hi>polemische</hi> Theologie.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> Diese in der systematischen Theologie gemachte Absonderung ist, wie
die Namen selbst, <pb edRef="#b" n="278"/> ein Werk der neuern Zeit. Ehe
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Abaelardus, Petrus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:367m2">Abelard</persName></hi> in einer
Art von System Gebrauch von der Dialektik machte, waren alle Abhandlungen
der Theologie überhaupt, anders nichts als <app>
<lem>Rhapsodien</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Aphorismen</rdg>
</app>, oder ein Inbegriff von Rubriken, unter die man Sätze über
christliche Lehren geschichtet, und sie meistens nur durch kirchliches, zum
Theil auch biblisches Ansehn unterstützt hatte. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Pulleyn, Robert, s. Pullus, Robertus</term>
<term>Pullus, Robertus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:366v2">Robert Pulleyn</persName></hi>,
und noch weit mehr <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Petrus Lombardus</term>
</index><hi>Peter</hi>
<pb edRef="#a" n="543"/>
<hi><persName ref="textgrid:30b93">der Lombarde</persName></hi>, die der
alten Lehrart, durch Autorität zu beweisen, aufhelfen wollten, veran<pb edRef="#c" n="239"/>laßten durch ihre <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_4"/><hi>Sentenzen</hi> den Gebrauch der Philosophie
noch mehr, und wenn die folgenden Systematiker den Titel der
<hi>Sentenzen</hi> oder <hi>Summen</hi> brauchten, so war doch
Philosophie das eigentlich zur <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung der Theologie gebrauchte Mittel, und die Theologie
<hi>scholastisch</hi>, so wie die nach jener alten Methode abgehandelte
Theologie den Namen der <hi>positiven</hi> erhielt. Auch <app>
<lem>noch</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die protestantischen Theologen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">brauchten noch</rdg>
</app> bis gegen das jetzige Jahrhundert <app>
<lem>brauchten</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die allgemeinen Namen Loci theologici, Institutiones religionis
Christianae oder Theologiae, Systema oder Corpus, Epitome, Compendium oder
Breviarium <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_5"/>Theol.
Seit <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Bellarmino, Roberto</term>
</index><persName ref="textgrid:36cps"><app>
<lem><hi>Bellarmins</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Bellarmin's</hi></rdg>
</app></persName> Dispp. de <app>
<lem>controversiis</lem>
<rdg wit="#a" type="v">controuersiis</rdg>
</app> Chr. fidei ward es in der römischen Kirche üblich, die Streitigkeiten
mehr von der <app>
<lem>dogmatischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>dogmatischen</hi></rdg>
</app> Behandlung abzusondern, und in der <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> Hälfte des 17ten Jahrhunderts betraten protestantische Theologen eben
den Weg. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_7"/>In dieser
Zeit fing man auch unter <app>
<lem>ihnen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ihnen, besonders nach <index indexName="persons-index">
<term>Calixt, Georg</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25k77">Calixtus</persName></hi>,
Versuch</rdg>
</app> an, die <index indexName="subjects-index">
<term>Moraltheologie</term>
</index>Moraltheologie besonders abzuhandeln, welches die in der römischen
Kirche schon seit dem Anfang des 17ten Jahrhunderts gethan hatten.</note>
<note n="2" place="end"><pb edRef="#b" n="279"/>
<app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
</app> Warum diese Scheidung nicht eher geschehen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, davon liegt der Grund wohl darin, daß überall die <choice>
<abbr>christl.</abbr>
<expan>christlich</expan>
</choice> Moral zu sehr <app>
<lem>vernachläßigt</lem>
<rdg type="v" wit="#c">vernachlässigt</rdg>
</app>, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> anfänglich bloß Sammlung von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_8"/><app>
<lem>asketischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ascetischen</rdg>
</app> oder Mönchsmaximen war, bis <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_186_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Thomas von Aquin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3093k">Thomas von Aquino</persName></hi>
in seiner Summe anfing, ihr einen besondern Theil zu widmen; so wie die <app>
<lem>ersten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erstern</rdg>
</app> protestantischen Systematiker keine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Abhandlung als nach den 10 Geboten kannten, das Wenige ausgenommen,
wozu besondere Streitigkeiten mit der römischen Kirche oder Schwärmern
Gelegenheit gegeben hatten. Und <pb edRef="#a" n="544"/> da die weitere
Cultur der systematischen Theologie durch Streitigkeiten veranlaßt wurde, so
war es natürlich, diese anfänglich nicht von der dogmatischen Abhandlung zu
trennen.</note>
<note n="3" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 3.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">3)</rdg>
</app> Nützlicher ist es allerdings, die <app>
<lem>dogmatische</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>dogmatische</hi></rdg>
</app> Theologie von der <app>
<lem>moralischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>moralischen</hi></rdg>
</app> zu scheiden, weil diese nur selten <pb edRef="#c" n="240"/> Folge von
jener ist, und auf einer ganz andern Art von Gründen beruht, zumal nachdem
man seit der Mitte des 17ten Jahrhunderts mehr die <app>
<lem>ersten Grundsätze der <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>ersten Grundsätze der Sittenlehre</hi></rdg>
</app> entwickelt, und die Moral überhaupt mehr auf die Natur <app>
<lem>gebauet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebaut</rdg>
</app> hat. – Streitiger <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> hingegen der Nutzen von Absonderung der dogmatischen und
elenchtischen Theologie seyn, und es scheint <app>
<lem>überhaupt</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> besser, sie <app>
<lem>beysammen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beisammen</rdg>
</app> zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, weil sie doch <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Gegenstand betreffen, und die <app>
<lem>Beweise mit den Gegenbeweisen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gegensätze und Gegenbeweise</rdg>
</app> einleuchtender werden, wenn man sie sogleich einander entgegen
stellt.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_1">
<label>Abelard</label>
<p>Nachdem der durch die berühmte Liebesbeziehung zu seiner Schülerin
Heloisa (ca. 1101–1164) bekannte Petrus Abaelardus (1079–1142) nach
seiner Verurteilung auf der Synode von Soissons (1121) aus der Haft
entlassen worden war, gründete er bei Quincey ein Oratorium
(<hi>Paracletus</hi>), wurde 1127 zum Abt von St. Gildas im
bretonischen Rhuys gewählt, war jedoch knapp zehn Jahre später wieder
als Lehrer in Paris tätig. V.a. Bernhard von Clairvaux (vgl. II § 115)
betrieb seine erneute Verurteilung auf der Synode von Sens 1140.
Zuflucht fand Abaelard bei Petrus Venerabilis (ca. 1092–1156) in Cluny,
der eine Versöhnung mit Bernhard und die Aufhebung des päpstlich
bestätigten Urteils erreichte. Von großem Einfluss war Abaelards synonym
immer wieder auch als Logik bezeichnete Dialektik, die sich v.a. mit der
für die Entwicklung der Scholastik (vgl. II § 19) bedeutenden
<hi>Sic-et-non</hi>-Methode verbindet. Besonders hervorzuheben ist
Abaelards Einfluss auf Petrus Lombardus (vgl. II § 115).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_2">
<label>Robert Pulleyn</label>
<p>Nach dem vermutlich nach 1103 in Paris absolvierten Studium lehrte der
als Kritiker Abaelards (s.o.) bekannte Robertus Pullus (Pulleyn) (ca.
1080–1146) zunächst in Oxford. Etwa im Jahre 1134 wurde er Archidiakon
von Rochester, 1142 Nachfolger des zum Bischof seiner Heimatstadt
ernannten Gilbert von Poitiers (ca. 1080–1154) in Paris und erhielt
schließlich 1144 als erster Engländer die Kardinalswürde. Mit seinem
durch eine hohe systematische Geschlossenheit auffallenden Sentenzenwerk
zählt Robertus Pullus zu den Vorläufern des Petrus Lombardus (vgl. II §
115).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_3">
<label>Peter der Lombarde</label>
<p>Vgl. II § 115.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_4">
<label>Sentenzen den Gebrauch der Philosophie noch mehr</label>
<p>Vgl. II § 19.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_5">
<label>Theol.</label>
<p>D.i. Theologiae (vgl. Samuel Friedrich Nathanael Morus' in der dritten
Auflage der <hi>Anweisung</hi> wörtlich zitierten [vgl. I § 3 c]
<hi>Epitome Theologiae Christianae</hi> [vgl. II § 190] sowie
Christian Wilhelm Franz Walchs <hi>Breviarium theologiae
symbolicae ecclesiae Lutheranae</hi> [vgl. II § 214]) oder, je nach
Bezugswort, auch Theologicum bzw. Theologica.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_6">
<label>Bellarmins Dispp. de controversiis Chr. fidei</label>
<p>Die <hi>Disputationes de controversiis Christianae fidei adversus huius
temporis haereticos</hi> (1586–1593) des jesuitischen
Kontroverstheologen und später zum Kardinal erhobenen Roberto Bellarmino
(1542–1621) sind in drei Bänden erschienen, fanden europaweite
Verbreitung und blieben über Jahrhunderte das apologetische Standardwerk
des römischen Katholizismus. In den ersten hundert Jahren nach
Erscheinen zogen die sog. <hi>Controversiae</hi> auf protestantischer
Seite etwa 200 Gegenschriften nach sich.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_7">
<label>In dieser Zeit fing man auch unter ihnen an, die Moraltheologie
besonders abzuhandeln</label>
<p>Wie in der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> erwähnt, verbindet sich
die Trennung von Dogmatik und Moraltheologie mit Georg Calixt (vgl. I §
208 c).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_8">
<label>asketischen oder Mönchsmaximen</label>
<p>Gemeint ist die <hi>Mönchsmoral</hi> (vgl. II § 199), die Nösselt auch
als <hi>Mönchsgeist</hi> (vgl. II § 121) bezeichnet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_186_9">
<label>Thomas von Aquino in seiner Summe anfing, ihr einen besondern Theil
zu widmen</label>
<p>D.i. der zweite Teil der <hi>Summa Theologiae</hi> (vgl. II §
115).</p></note>
</div>
<div n="187" type="section" id="section_2_187">
<head><pb edRef="#b" n="280"/>
<app>
<lem>187</lem>
<rdg wit="#a" type="v">474</rdg>
</app>.</head>
<p>Nach dem, was bisher von dem <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der systematischen Theologie, in Absicht auf diese <app>
<lem><hi>Art</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Art</hi>,</rdg>
</app> die Theologie abzuhandeln, und von ihrer rechten Einrichtung, um
diesen Nutzen zu befördern, gesagt worden ist, bedarf es über diese <app>
<lem>verschiedene</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Theile derselben keiner <app>
<lem>Weitläuftigkeit;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Weitläuftigkeit,</rdg>
</app> und die folgenden Anmerkungen über diese <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Wissenschaften sollen sich bloß auf ihren zweckmäßigen Inhalt, den
Nutzen, der aus <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg type="v" wit="#a">ihren</rdg>
</app>
<hi>Inhalt</hi> zu ziehen ist, und die wahre Art einschränken, sie mit
Vortheil zu studieren.</p>
</div>
<div n="188" type="section" id="section_2_188">
<head><pb edRef="#a" n="545"/>
<app>
<lem>188</lem>
<rdg wit="#a" type="v">475</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn also die <hi>dogmatische Theologie</hi> oder <hi>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenslehre</term>
</index>Glaubenslehre</hi>
<app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_188_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_188_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> noch von den gedachten <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> andern Wissenschaften unterschieden <app>
<lem>wird:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird,</rdg>
</app> so <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> sie, <app>
<lem>sollte</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">soll</rdg>
</app> sie ihrem Zweck (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_186">186</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_186">473</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_186">186.</ref></rdg>
</app>) und dem Zweck der systematischen Theologie entsprechen, 1) <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> enthalten, was wir als Christen, abgesehen von den uns aufgelegten
<hi>Pflichten</hi>, in Absicht auf Gott und dessen Verhältniß gegen uns,
für wahr zu <index indexName="subjects-index">
<term>erkennen</term>
</index>erkennen haben, es mag zu <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Belehrung oder Ermunterung oder Trost dienen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">mag</rdg>
</app> aus der heiligen Schrift oder aus <app>
<lem>unleugbaren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbaren</rdg>
</app> Sätzen der Vernunft <pb edRef="#c" n="241"/> erkennbar seyn; <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">desgleichen</rdg>
</app> 2) die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app>, wenigstens wichtigern, Vorstellungen, die man sich von diesen Lehren
unter Christen gemacht hat, mit Beurtheilung derselben. Diese Wichtigkeit <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app> nach einer doppelten Rücksicht <app>
<lem>bestimmt werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu bestimmen</rdg>
</app>: <hi>erstlich</hi> nach <pb edRef="#b" n="281"/> ihrem Einfluß auf
die Befestigung der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß, folglich auch danach, ob dadurch Zweifel und
Widersprüche am besten abgeschnitten werden, und nach ihrem Einfluß auf die
<index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und <index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index>Beruhigung der <app>
<lem>Menschen <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_188_note2">††)</ref>;
<hi>sodann</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref type="note" target="#noe_2_2_188_note2">††)</ref>,
<hi>sodenn</hi></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Menschen; <ref type="note" target="#noe_2_2_188_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref>
<hi>sodann</hi></rdg>
</app> auch danach, ob eine solche Vorstellung vielen <app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beifall</rdg>
</app> gefunden hat, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> wenn sie <index indexName="subjects-index">
<term>Unterscheidungslehre</term>
</index>Unterscheidungslehre ganzer <app>
<lem><app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenparteyen</term>
</index>Kirchenparteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchenpartheyen</rdg>
</app> worden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchenparteien geworden</rdg>
</app> ist. Und weil eine Beurtheilung derselben nöthig ist – denn wozu
sollte bloß historische Kenntniß dienen, da <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der christlichen Erkenntniß <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> auf <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung und Untersuchung des Wahren und Falschen ankommt? – so
<pb edRef="#a" n="546"/> müßte auch 3) die Unrichtigkeit des Irrthums
eben sowohl als die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit einer christlichen Lehre und der richtigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellung</term>
</index>Vorstellung davon, gezeigt <app>
<lem>werden <ref type="note" target="#noe_2_2_188_note3">*)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden. <ref type="note" target="#noe_2_2_188_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_188_note1" place="end"><app>
<lem>†) Ein</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1) Glaubenslehre – ein</rdg>
</app> nicht ganz angemessener Ausdruck! denn diese Wissenschaft begreift
auch <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
</app>, was wir <hi>wissen</hi> können, und nicht bloß auf ein Zeugniß der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift <hi>glauben</hi>, und sie enthält nicht bloß die christlichen
<hi>Lehren</hi>, sondern auch die richtigen <hi>Vorstellungen</hi>
davon.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_188_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wenn auf die §. <app>
<lem><ref target="#section_2_152">152</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_152">439</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> angezeigte Art der bestimmte Begriff klar genug wird, den die <app>
<lem>heilige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">heil.</rdg>
</app> Schrift mit einer gewissen Lehre <app>
<lem>verbindet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verbindet,</rdg>
</app> und eben so, wenn durch die Vergleichung der biblischen Sätze unter
einander und mit unwidersprechlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunftwahrheiten</term>
</index>Vernunftwahrheiten, der Begriff von einer Lehre genau bestimmt wird:
so fallen viele auf Mißverstand beruhende Vorstellungen von selbst weg, und
brauchen nicht einmal erzählt zu werden, wenn sie <pb edRef="#b" n="282"/>
nicht durch den erlangten <app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beifall</rdg>
</app> wichtig <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
</app> sind.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_188_note3" place="end"><pb edRef="#c" n="242"/>
<app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Wenn Wahrheit und Irrthum untersucht werden <app>
<lem>soll:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">soll,</rdg>
</app> so können 1) Beweise für die Wahrheit, und 2) gegen den Irrthum
vorgelegt; so wie 3) Gründe oder Zweifel gegen die Wahrheit, und 4) Gründe
für den Irrthum beantwortet werden. Ehe man die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Dogmatik</hi></rdg>
</app> von der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index>Polemik</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Polemik</hi></rdg>
</app> trennte, <app>
<lem>geschahe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geschah</rdg>
</app> alles dieses zusammen, mit Vortheil; weil nicht getrennt wurde, was
zur Vollständigkeit der Untersuchung gehörte. Jetzt hat man die <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> ersten Arten zu <app>
<lem>untersuchen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">untersuchen,</rdg>
</app> in die <hi>Dogmatik</hi>, und die <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> letztern in die <hi>Polemik</hi> verwiesen; und <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> mit Recht; denn <hi>Beweise</hi> für die Wahrheit sind zugleich
<index indexName="subjects-index">
<term>Beweise</term>
</index>Beweise gegen den Irrthum, und um die Wahrheit zu <app>
<lem><hi>vertheidigen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>vertheidigen</hi>,</rdg>
</app> ist sowohl <app>
<lem>nö<pb edRef="#a" n="547"/>thig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nöthig,</rdg>
</app> die Gründe <app>
<lem>gegen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>gegen</hi></rdg>
</app> die Wahrheit, als die Gründe <app>
<lem>fürs</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>für</hi> das</rdg>
</app> Gegentheil zu entkräften.</note>
</div>
<div n="189" type="section" id="section_2_189">
<head><app>
<lem>189</lem>
<rdg wit="#a" type="v">476</rdg>
</app>.</head>
<p>Hiernach läßt sich der <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen dieser dogmatischen Theologie bestimmen, der oft übertrieben,
oder zu sehr heruntergesetzt wird, und den man genau kennen sollte, um zu
wissen, worauf man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Beschäftigung mit derselben eigentlich zu sehen <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">habe</rdg>
</app>. Sie giebt uns 1) richtige <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von dem <index indexName="subjects-index">
<term>Verhältniß</term>
</index>Verhältniß zwischen Gott und uns, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> von seiner und <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Natur, seiner Gesinnung gegen uns, seinen zu unserm Besten gemachten
moralischen Anstalten, <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">deren uns</rdg>
</app> erforderlichen <app>
<lem>Gemüthsbeschaffenheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemüthsbeschaffenheit,</rdg>
</app> wenn seine Absichten mit uns <pb edRef="#b" n="283"/> erreicht werden
sollen, <app>
<lem>unsren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unseren</rdg>
</app> daher entstehenden sichern Erwartungen, oder den im Gegentheil gewiß
zu befürchtenden Folgen. Sie enthält somit 2) <index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index>Grundsätze zu den übrigen theologischen Wissenschaften, – besonders
zur <index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index><hi>Polemik</hi>, indem sie uns zeigt, was wir zu vertheidigen
brauchen oder nicht, und wie? denn aller Widerspruch gegen Wahrheit beruht
doch zuletzt auf Mißverstand, dem eben schon in der <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik vorgebeugt werden <pb edRef="#c" n="243"/> muß, – zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index><hi>Moral</hi>, denn <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Pflichten beruhen ja auf dem gedachten Verhältniß, und dieses giebt
uns auch Bewegungsgründe und Ermunterung zu Ausübung der Pflichten – und zur
weisen <hi>Führung des <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramtes</hi>, damit man lerne, was für Begriffe und
Ueberzeugungen man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Andern befördern, oder <pb edRef="#a" n="548"/> welchen man
entgegenarbeiten solle. Sie eröffnet uns 3) die <index indexName="subjects-index">
<term>Quellen</term>
</index>Quellen der wahren Beruhigung, die zu <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit so unentbehrlich ist, als die Beobachtung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten. 4) Sie unterrichtet uns von dem richtigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegriff</term>
</index>Lehrbegriff, und zeigt dadurch, wenn wir uns, wie es mehrere Gründe
erfordern, zu einer <app>
<lem>vorhandnen äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vorhandenen äußerlichen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Kirche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchengemeinschaft</rdg>
</app> zu schlagen haben, welcher wir nach der richtigsten Ueberzeugung <app>
<lem>beytreten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beitreten</rdg>
</app>
<app>
<lem>müssen?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müssen;</rdg>
</app> und 5) setzt sie uns in den Stand, die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen von göttlichen Lehren und ihren Werth richtig zu
beurtheilen, welches sehr <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Nutzen hat.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Der Nutzen dieses <app>
<lem>Letzten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztern</rdg>
</app> zeigt sich 1) in Absicht auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel, welche die Ueberzeugung von gewissen Lehren hindern. Denn
nur zu oft verwechselt man <pb edRef="#b" n="284"/> die Vorstellungen von
gewissen Lehren mit den Lehren selbst, und verwirft entweder diese, weil man
jene falsch befindet, oder bestehet eben so eigensinnig auf gewissen
Vorstellungen, weil man gewohnt ist, die Lehren anders <app>
<lem>nicht,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nicht</rdg>
</app> als nach diesen für wahr zu halten. 2) Ueberhaupt wird man von <index indexName="subjects-index">
<term>Vorurtheile</term>
</index>Vorurtheilen in der Religion darum nicht <app>
<lem>frey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
</app>, weil man sich die Lehren auf keine andere, als <app>
<lem>auf</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Eine, Art denken <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>; man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> also davon anders nicht zurückkommen, als durch Bekanntschaft mit
mehrern Vorstellungen davon, und ihren Gründen, die uns auch oft zeigen, wie
fälschlich man etwas für Vorurtheil halte, was dergleichen nicht ist. Und
eben diese Kenntniß befördert 3) die Billigkeit gegen die, welche nicht <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Meinung sind, wenn wir einsehen, daß entweder ihre Meinung die nicht <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, die wir ihnen <app>
<lem>beygemessen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigemessen</rdg>
</app>, oder, daß sie aus <app>
<lem>den Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dem Gesichts<pb edRef="#c" n="244"/>punkt</rdg>
</app> betrachtet, woraus sie die Sache <pb edRef="#a" n="549"/> ansehen,
ihren guten Grund, oder, wenn sie auch irrig ist, den schädlichen oder
nothwendigen Einfluß nicht habe, den wir uns <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> einbildeten.</note>
</div>
<div n="190" type="section" id="section_2_190">
<head><app>
<lem>190</lem>
<rdg wit="#a" type="v">477</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> dem Gebrauch guter Vorlesungen oder Lehrbücher über die dogmatische
Theologie <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kommt</rdg>
</app> es hauptsächlich darauf <app>
<lem>ankommen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">an</rdg>
</app>, daß man sich 1) <app>
<lem>daraus</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sowohl die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehren</term>
</index>Lehren</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Lehren</hi></rdg>
</app> als die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen davon</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Vorstellungsarten</hi> von ihnen</rdg>
</app>, mit ihren genauen Bestimmungen, wohl <app>
<lem>bemerkte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bemerkt</rdg>
</app>; 2) genau auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Beweise</term>
</index>Beweise <app>
<lem>Acht gäbe</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">achtet</rdg>
</app>, womit <app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
</app> unterstützt werden, und <pb edRef="#b" n="285"/>
<hi>wie</hi> diese Beweise geführt sind; 3) die Lehren selbst, wie sie in
der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift liegen, oder in der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft unwidersprechlich gegründet sind, von den Vorstellungen
darüber, und wo jene aufhören und diese anfangen, recht unterscheiden <app>
<lem>lernte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lernt</rdg>
</app>; 4) die Beweise für <app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
</app> sorgfältig <app>
<lem>prüfte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">prüft</rdg>
</app>, ohne, aus Begierde einen Satz zu unterstützen, mit jedem Beweise
zufrieden zu seyn, oder, um eines schlechten Beweises willen, die Sätze
selbst zu verwerfen; 5) den wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth jeder Lehre und Vorstellung davon, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> ihren Einfluß auf <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Lehrsätze sowohl, als auf die menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit, recht schätzen <app>
<lem>zu lernen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">lernt</rdg>
</app>, und besonders 6) die ganze erlangte Erkenntniß sich recht <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktisch zu machen <app>
<lem>suchte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sucht.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_169">169.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_169">456.</ref></rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anm.)</rdg>
</app> Je vorsichtiger man hier <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem Schritt ist; <app>
<lem>je mit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mit je</rdg>
</app> unbefangnerm Gemüthe man <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> prüft, bereit, die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit, sie <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> alt oder neu, geachtet oder verachtet, anzunehmen, wo sie sich <pb edRef="#a" n="550"/> findet; je mehr man sich <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> Gleichgültigkeit auf einer, und <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Vorwitz, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> Neugier nach Entdeckungen, wozu uns Kräfte oder Hülfsmittel
versagt sind, auf der andern Seite, hütet; und je mehr es <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dem Forscher überhaupt</rdg>
</app> um wahre Besserung und Beruhigung <pb edRef="#c" n="245"/> durch
erkannte göttliche Wahrheit zu thun ist: <app>
<lem>je sichrer, glücklicher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">desto sicherer, gelingender</rdg>
</app> und heilsamer wird diese Beschäftigung seyn.</p>
<app type="structural-variance">
<lem><note place="end"><seg id="var_2_190_p1"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Die <app>
<lem>hieher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierher</rdg>
</app> gehörigen <app>
<lem>allgemeinern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allgemeinen</rdg>
</app> Bücher <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_190_1"/><hi>Anweisung</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. 233 <app>
<lem><choice>
<abbr>flg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>,</rdg>
</app> und von der Beurtheilung ihres Werthes ebendaselbst §.
225 und 227. <app>
<lem>Für diejenigen Leser, denen zunächst das gegen<pb edRef="#b" n="286"/>wärtige Buch bestimmt ist, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> für solche, die, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> vorausgesetzten übrigen nothwendigen <index indexName="subjects-index">
<term>Vorerkenntnisse</term>
</index>Vorerkenntnissen, nach einer gründlichern und
gelehrtern Kenntniß dieser Wissenschaft trachten, und
sie <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app> sich selbst studieren wollen, würde ich unter den
ältern Lehrbüchern <index indexName="persons-index">
<term>Buddeus, Johann Franz</term>
</index><persName ref="textgrid:250hr"><app>
<lem><hi>Jo.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Io.</hi></rdg>
</app>
<hi>Franc. Buddei</hi></persName> Institutiones
Theologiae <app>
<lem>Dogmaticae</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dogmaticae</rdg>
</app>, Lips. <app>
<lem>1723<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34r80"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1723.</rdg>
</app> 4.; doch noch mehr, theils an sich, theils nach
den Bedürfnissen <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Zeit, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_190_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Doederlein, Johann Christoph</term>
</index><persName ref="textgrid:2chmv"><app>
<lem><hi>Jo.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Io.</hi></rdg>
</app>
<hi>Christoph. Döderlein</hi></persName> Institutio
Theologi Christiani, <choice>
<abbr>Edit.</abbr>
<expan>Editio</expan>
</choice>
<app>
<lem>2.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app> Norimb. <app>
<lem>1782<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34r82"/> in 2 Bänden in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1797.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34r85"/></rdg>
</app>; und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_190_3"/>Epitome Theologiae
Christianae von <index indexName="persons-index">
<term>Morus, Samuel Friedrich Nathanael</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h4j">S. F. N.
Morus</persName></hi>, Lips. <app>
<lem>1789<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34r84"/> in 8.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1799,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34r86"/>
<choice>
<abbr>Ed.</abbr>
<expan>Editio</expan>
</choice> 4.</rdg>
</app>, vor allen Büchern dieser Art empfehlen.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><seg id="var_2_190_p2">{Eine recht gute
Uebersicht des historischen, dogmatischen und
polemischen Theils der <hi>Dogmatik</hi> giebt <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_190_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Seiler, Georg Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250cq">G. F.
Seiler</persName></hi> Theologia
dogmaitico-polemica cum compendio historiae dogmatum.
Erlang. 1789.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34rn7"/> Den streng kirchlichen
Lehrbegriff stellt auf <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_190_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Storr, Gottlob Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2547d">C. C.
Storr</persName></hi> doctrinae christ. pars
theoretica. <choice>
<abbr>Edit.</abbr>
<expan>Editio</expan>
</choice> 2. Stuttg. 1801.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34rn9"/> und deutsch von <index indexName="persons-index">
<term>Flatt, Carl Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0td">Flatt</persName></hi>, 1803.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3c0tg"/> Unter den neuesten von demselben auf sehr
verschiedenen Wegen abweichenden Systemen, sind die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_190_6"/>Lehrbücher von <index indexName="persons-index">
<term>Henke, Heinrich Philipp Conrad</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sz53">Henke</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Ammon, Christoph Friedrich von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:254bh">Ammon</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>De Wette, Wilhelm Martin Leberecht</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kr2">de
Wette</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Wegscheider, Julius August Ludwig</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:34wwh">Wegscheider</persName></hi> und andern
bemerkenswerth. Letzteres stellt am anschaulichsten die
rationalistische Ansicht des christlichen
Religionssystems auf. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end"><p copyOf="#var_2_190_p1"/>
<p copyOf="#var_2_190_p2"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_190_1">
<label>Anweisung etc. §. 233 flg. und von der Beurtheilung ihres Werthes
ebendaselbst §. 225 und 227</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_190_2">
<label>Jo. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit. 2.
Norimb. 1782 in 2 Bänden</label>
<p>Der zweite Band ist 1783 erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_190_3">
<label>Epitome Theologiae Christianae von S. F. N. Morus, Lips. 1789</label>
<p>Vgl. I § 3 c.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_190_4">
<label>G. F. Seiler Theologia dogmatico-polemica cum compendio historiae
dogmatum. Erlang. 1789</label>
<p>D.i. die dritte verbesserte Auflage.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_190_5">
<label>C. C. Storr doctrinae christ. pars theoretica. Edit. 2. Stuttg.
1801., und deutsch von Flatt, 1803</label>
<p>Gottlob Christian Storrs (1746–1805) <hi>Doctrinae Christianae pars
theoretica e Sacris Literis repetita</hi> (1793) avancierte in
Württemberg zum dogmatischen Standardwerk und ist 1807 in zweiter
Auflage erschienen. Storrs Schüler Carl Christian Flatt (1772–1843) hat
dieses Werk unter dem Titel <hi>Lehrbuch der Christlichen Dogmatik</hi>
(1803) ins Deutsche übersetzt und mit Erläuterungen und Zusätzen
versehen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_190_6">
<label>Lehrbücher von Henke, Ammon, de Wette, Wegscheider</label>
<p>Gemeint sind Heinrich Philipp Conrad Henkes (1752–1809) <hi>Lineamenta
institutionum fidei Christianae historico-criticarum</hi> (1793; <hi rend="superscript">2</hi>1795), die unter dem Titel <hi>Grundriß
einer historisch-kritischen Unterweisung der christlichen
Glaubenslehre</hi> (1802) ins Deutsche übersetzt wurden, dann die
als <hi>Inbegriff der evangelischen Glaubenslehre</hi> (1805) ebenfalls
ins Deutsche übersetzte <hi>Summa theologiae Christianae</hi> (1803; <hi rend="superscript">4</hi>1830) Christoph Friedrich von Ammons
(1766–1850), Wilhelm Martin Leberecht De Wettes zweibändiges
<hi>Lehrbuch der christlichen Dogmatik</hi> (1813/1816; <hi rend="superscript">3</hi>1831/1840) und schließlich die mehrfach
aufgelegten <hi>Institutiones theologiae Christianae dogmaticae</hi>
(1815) des Henke-Schülers Julius August Ludwig Wegscheider
(1771–1849).</p></note>
</div>
<div n="191" type="section" id="section_2_191">
<head><app>
<lem>191</lem>
<rdg wit="#a" type="v">478</rdg>
</app>.</head>
<p>Diese dogmatische Theologie verdient billig eher als die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index>Polemik</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Polemik</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Moral</hi></rdg>
</app> getrieben zu werden, weil diese sich auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik gründen (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_189">189</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_189">476</ref></rdg>
</app>). Mit ihr könnte das, was man der <app>
<lem><hi>Polemik</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Polemik</rdg>
</app> angewiesen hat, am besten gleich verbunden werden (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_186">186</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_186">473.</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_186">186.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 3); so wie diese auch ei<pb edRef="#c" n="246"/>gentlich gar keine
besondere Wissenschaft ist, weil sie keine Lehren im <app>
<lem>Zusammenhang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zusammenhange</rdg>
</app> vorträgt, sondern nur eine Vertheidigung des Inhalts der Dogmatik. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_191_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_191_note1">*)</ref></rdg>
</app> Womit sie sich eigentlich beschäftige, ist schon §. <app>
<lem><ref target="#section_2_186">186</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_186">473</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_186">186.</ref></rdg>
</app> gesagt. Es müßte darin 1) jede Frage, worüber man <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Meinung ist, genau und bestimmt vorgetragen werden, so daß man
angäbe, worin die, so darüber uneins sind, gleichwohl in Rücksicht auf <app>
<lem>unternommene</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die unternommne</rdg>
</app> Untersuchung, übereinstim<pb edRef="#a" n="551"/><pb edRef="#b" n="287"/>men, und alles das absonderte, was in die Untersuchung gemischt
worden, ohne dazu zu gehören, mithin den eigentlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gesichtspunct</term>
</index>Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
</app> anzeigte, woraus die <index indexName="subjects-index">
<term>Dissentirende</term>
</index>Dissentirenden die Frage angesehen, und ob sie <app>
<lem>einerley Gesichtspunct genommen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">einerlei Gesichtspunkt angenommen</rdg>
</app>
<app>
<lem>hätten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben</rdg>
</app> oder nicht. Ist das <app>
<lem>Letztere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Letztre</rdg>
</app>, – und das ist gemeiniglich der Fall, – so fällt der ganze Streit von
selbst weg; und schon in <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> ist diese Bestimmung der <index indexName="subjects-index">
<term>Streitfrage</term>
</index>Streitfrage gerade das Wichtigste <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen Untersuchungen; sie ists aber auch deswegen, weil ohne sie
der Streit nie aufs Reine kommen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. 2) Müßte man diejenigen und ihre Schriften angeben, welche einen von
uns behaupteten Satz mit der meisten Kenntniß der Sache, oder doch am
scheinbarsten, bestritten haben, und, wenn der Streit mit einer ganzen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Partey</term>
</index>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> ist, die Schriften, wozu sie sich öffentlich bekannt <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat,</rdg>
</app> damit der Leser oder Zuhörer nachsehen könne, ob man die richtige
Meinung der Gegner <app>
<lem>gefasst</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">gefaßt</rdg>
</app> und angegeben habe; 3) das wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Verhältniß</term>
</index>Verhältniß zeigen, worin die Frage gegen <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Lehrsätze steht, die damit stehen oder fallen, oder wenigstens an
Stärke oder Werth verlieren; und sich hüten, die Folgen aus einer Meinung zu
übertreiben, auch anzeigen, ob die Gegner diese Folgen anerkennten oder
nicht; und <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> 4) die Gründe der Gegner wider <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> und für ihre Meinung in völliger Deutlichkeit und Stärke vor<pb edRef="#c" n="247"/>legen, und zeigen, daß sie entweder <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Meinung nicht treffen, oder daß sie unrichtig oder doch unbewiesen
sind.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_191_note1" place="end"><pb edRef="#a" n="552"/>
<pb edRef="#b" n="288"/>
<app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *)</rdg>
</app> Auf diese <hi>dogmatischen</hi> Sätze schränkt man sich in der
Polemik ein, obgleich mit eben so vielem Recht auch Streitigkeiten über
Sätze der christlichen Moral könnten und sollten hineingezogen, oder den
Einwürfen dagegen eine <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Untersuchung gewidmet werden. Daß man dieses nie in der Polemik
gethan hat, rührt wohl daher, weil man sich ehedem überhaupt weit weniger um
genauere Untersuchung der Moral als der Dogmatik bekümmerte, weil darüber
selten Streitigkeiten mit ganzen <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> entstanden, und weil man ehedem solche streitige Sätze der Moral, da
diese von der Dogmatik noch nicht abgesondert war, mit in die Dogmatik
aufnahm, daher auch nur diese wenigen Streitigkeiten über moralische Sätze<app>
<lem>, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> über die Rechtmäßigkeit des <app>
<lem>Eydes,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Eides,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in die heutige Polemik mit übergegangen sind.</note>
</div>
<div n="192" type="section" id="section_2_192">
<head><app>
<lem>192</lem>
<rdg wit="#a" type="v">479</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn man diese Absicht und Einrichtung der sogenannten <index indexName="subjects-index">
<term>polemisch</term>
</index>polemischen Theologie wohl und ohne Vorurtheile <app>
<lem>überlegt;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überlegt,</rdg>
</app> so läßt sich der <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Nutzen, den sie haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, nicht verkennen. Schon <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> wäre 1) viel werth, daß man daraus die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen von <index indexName="subjects-index">
<term>Lehren</term>
</index>Lehren der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, mit ihren Bestimmungen und Gründen kennen <app>
<lem>lernte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lernt</rdg>
</app>. Dadurch würden einseitige Vorstellungen verhindert, und man lernte
einsehen, daß <app>
<lem><hi>unsre eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>unsere eigene</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellung</term>
</index>Vorstellung gar nicht die einzige mögliche <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, mit der die Lehre selbst stünde oder fiele, und daß, wenn wir
unauflösliche Zweifel gegen <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="289"/> Vorstellung bekommen, diese uns noch keinesweges <app>
<lem>nöthige,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die Lehre selbst aufzugeben <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">nöthigten</rdg>
</app>. <pb edRef="#a" n="553"/> Man lernte, <app>
<lem><app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#c" type="v">daß</rdg>
</app> Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß vieles</rdg>
</app>, was verschrieen ist, so gefährlich nicht <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, daß wir uns <app>
<lem>dafür</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">davor</rdg>
</app> entsetzen, und wohl selbst die Untersuchung scheuen <app>
<lem>müssten</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">müßten</rdg>
</app>. <pb edRef="#c" n="248"/> Man <app>
<lem>stieße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">stiesse</rdg>
</app> selbst auf manche nicht bekannte oder verkannte und sehr nützliche
<index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit. Man würde wenigstens zur neuen Untersuchung veranlaßt, an
die man vorhin nicht gedacht <app>
<lem>hatte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hatte,</rdg>
</app> und die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte lehrt ja offenbar, daß nie die Kenntniß der Religion
erweitert und bestimmter <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
</app>, als durch solche Untersuchung, die fast immer erst durch <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten erweckt worden ist. Man würde den wahren Werth einer
Lehre und Vorstellung kennen lernen, und dadurch einer Seits <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> Gleichgültigkeit gegen Wahrheit, auf der andern <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> Unbilligkeit gegen anders Denkende verwahrt werden.</p>
</div>
<div n="193" type="section" id="section_2_193">
<head><app>
<lem>193</lem>
<rdg wit="#a" type="v">480</rdg>
</app>.</head>
<p>Selbst 2) <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung von der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit, und <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Standhaftigkeit <app>
<lem>bey ihr,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei ihr</rdg>
</app> würde dadurch gewinnen. Denn kennen wir, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jener Ueberzeugung, zugleich auch die <index indexName="subjects-index">
<term>Gegenmeinungen</term>
</index>Gegenmeinungen mit ihren Gründen, so setzen sie uns nicht so sehr in
Verlegenheit, als wenn wir hernach sie unerwartet erfahren. Wir gerathen <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> nicht hinterher auf den Verdacht, daß man sie uns verheimlicht habe,
aus Furcht, sie nicht widerlegen zu können; welcher Verdacht immer ein <app>
<lem>schädlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schädliches</rdg>
</app> Vorurtheil gegen das bisher Geglaubte, <pb edRef="#b" n="290"/> und
für das Neue giebt, welches die ruhige <app>
<lem>unparteyische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheyische</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">unparteiische</rdg>
</app> Untersuchung hindert. Wir lernen <pb edRef="#a" n="554"/> durch diese
Kenntniß einsehen, daß entweder diese Gegenmeinung mit unsrer bestehen <app>
<lem>könne,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könne:</rdg>
</app> und so leidet <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Ueberzeugung von der Wahrheit nicht; oder wir sehen ein, daß sie
falsch ist, und werden dadurch in <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Ueberzeugung befestigt; oder daß sie wahr <app>
<lem>sey,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei:</rdg>
</app> und so <app>
<lem>befreyt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befreit</rdg>
</app> sie uns von einem Irrthum.</p>
</div>
<div n="194" type="section" id="section_2_194">
<head><app>
<lem>194</lem>
<rdg wit="#a" type="v">481</rdg>
</app>.</head>
<p>In so fern wir aber 3) aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index>Polemik das Verhältniß eines <index indexName="subjects-index">
<term>Irrthum</term>
</index>Irrthums gegen <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> lernen, die durch diesen <pb edRef="#c" n="249"/> Irrthum unterstützt
werden, oder zu dessen Unterstützung dienen: so sehen wir ein, wie man auf
einen solchen Irrthum <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> geleitet worden, und lernen also, welchen Sätzen man vorbauen, oder
welche man <app>
<lem>mitentkräften</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mit entkräften</rdg>
</app> müsse, wenn ein Irrthum verhütet, oder er widerlegt werden solle. Und
wenn 4) <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Ueberzeugung von der Wahrheit zerstören, wenigstens vermindern, oder
uns in Zweifelsucht stürzen, worunter oft genug <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Gemüthsruhe leidet, und die Wahl zwischen Gutem und Bösem, wenigstens
die Ausführung des Guten, gehindert oder aufgehalten wird: so erfordert es
die Liebe zur <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit, das Streben nach gewisser <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß, die Liebe zu uns selbst und zu Andern, diese Zweifel aus
dem Grunde zu heben. Da aber die <app>
<lem>Wenigsten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenigsten</rdg>
</app> Kenntniß genug von <index indexName="subjects-index">
<term>Irrthümer</term>
</index>Irrthümern in der Religion und ihren bloß scheinbaren Gründen, so
wenig wie von alle dem haben, was <pb edRef="#b" n="291"/> zur gründlichen
Beurtheilung <pb edRef="#a" n="555"/> derselben erfordert wird; da die <app>
<lem>Wenigsten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenigsten</rdg>
</app> Scharfsinn oder Fähigkeit besitzen, das Wahre und Scheinbare zu
unterscheiden, und eben so wenig Geduld und Uebung, verwirrte Untersuchungen
aus einander zu wickeln: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> die Polemik <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Dienste dem leisten, der selbst noch nicht die nöthige Fähigkeit,
Kenntniß und <index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung in solchen Untersuchungen hat, ja sie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> selbst für ihn eine <app>
<lem>vortrefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vortreffliche</rdg>
</app> Schule zu solchen Uebungen werden.</p>
</div>
<div n="195" type="section" id="section_2_195">
<head><app>
<lem>195</lem>
<rdg wit="#a" type="v">482</rdg>
</app>.</head>
<p>Und eben in dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung besteht 5) einer der <app>
<lem>größesten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössesten</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">größten</rdg>
</app> Vortheile, den die <index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index>Polemik stiften <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Wenn man sieht, wie die streitige Frage mit gehöriger Genauigkeit
bestimmt, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Beantwortung der <index indexName="subjects-index">
<term>Gegengründe</term>
</index>Gegengründe bestimmt angegeben wird, wie weit und warum man sie
einräumen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> oder nicht: so gewöhnt man sich an <index indexName="subjects-index">
<term>Verdeutlichung</term>
</index>Verdeutlichung der <pb edRef="#c" n="250"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe; man gewöhnt sich, eine Frage nicht gleich abzuurtheilen,
sondern sie <app>
<lem>erst</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auf mehrern Seiten zu betrachten; verwirrte Untersuchungen aus
einander zu wickeln; vorsichtig zu werden, und was man behauptet, auf allen
Seiten zu befestigen, um weder <app>
<lem>Blößen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Blössen</rdg>
</app> zu geben, noch Zweifel und Streitigkeiten zu <app>
<lem>veranlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">veranlassen</rdg>
</app>; discret zu werden, um nicht mit dem <app>
<lem>verworfnen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">verworfenen</rdg>
</app> Irrthum die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit zugleich zu verwerfen, oder mit dem, was man zugeben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, auch das Falsche zu billigen, und dem Gegner Gelegenheit zu geben,
in jenem Fall die <app>
<lem>verworfne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verworfene</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="292"/> Wahrheit in Schutz zu nehmen, und den <pb edRef="#a" n="556"/> Streit von der wahren Frage abzulenken, und in
diesem Fall den <app>
<lem>zugelaßnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zugelassenen</rdg>
</app> Irrthum gegen uns zu <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app>. Kurz, es giebt keine Art von Uebungen, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> man so sehr könnte den Verstand schärfen, sich zur <index indexName="subjects-index">
<term>Präcision</term>
</index>Präcision in Gedanken und Ausdrücken gewöhnen, recht nüchterne und
geläuterte Untersuchungen anstellen lernen, als die Polemik, wenn sie recht
eingerichtet wird.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> Dieser Vortheil, den man aus ihr schöpfen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, scheint der allerbeträchtlichste zu seyn, so wie schon oben gesagt
ist, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptsache</term>
</index>Hauptsache <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Studieren darin bestehe, nicht sowohl immer mehr Kenntnisse zu
erlangen, als vielmehr guten Lehrern und Schriftstellern die rechte Art
abzulernen, wie man sie behandeln soll. Denn alle uns je vorkommende
streitige Fragen in der Religion, und alle Einwürfe dagegen, können doch
nicht darin abgehandelt werden, da die Möglichkeit der Entdeckungen ins
Unendliche geht; also wird keine Polemik je für alle Zweifel <app>
<lem>zureichen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zureichen;</rdg>
</app> aber wenn sie unsern Verstand bildet, macht sie uns zu allen <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsuntersuchungen</term>
</index>Religionsuntersuchungen geschickt.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
</app> Schon um dieses <app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzens <app>
<lem>willen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">willen,</rdg>
</app> sollte sie für einen Studierenden unschätzbar <app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seyn;</rdg>
</app> und in der Versäumung dieser Uebungen scheint eine <app>
<lem>Hauptursach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hauptursache</rdg>
</app> zu liegen, warum seichte Kenntnisse, <app>
<lem>dreuste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dreiste</rdg>
</app> und oberflächige Urtheile über streitige Wahrheiten so gewöhnlich
sind, Festigkeit der <pb edRef="#c" n="251"/> Ueberzeugung hingegen so
selten ist, und die Seele sich von jedem scheinbaren <index indexName="subjects-index">
<term>Geschwätz</term>
</index>Geschwätz so leicht <pb edRef="#b" n="293"/>
<app>
<lem>hinreissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hinreißen</rdg>
</app> läßt. – Auch wird man finden, daß viele Untersuchungen und
Bestimmungen in der <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik eher nicht recht verstanden, noch weniger geschätzt werden,
bis man erst in der Po<pb edRef="#a" n="557"/>lemik sieht, warum etwas
behauptet oder so bestimmt <app>
<lem>wurde</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wurde, und warum das nöthig war</rdg>
</app>. – Da es auch viel leichter ist, <app>
<lem>Andrer vorgefundne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Anderer vorgefundene</rdg>
</app> Gedanken zu beurtheilen, als selbst zu erfinden, so wie Fehler zu
entdecken leichter, als es selbst besser zu machen: so würde <app>
<lem>bey eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">es bei eigenen</rdg>
</app> Uebungen viel rathsamer seyn, wenn wir nur erst die nothwendigsten
Kenntnisse von einer Sache erlangt haben, und ein Geschickterer uns die
Streitfrage recht bestimmt vorlegte, sich in Prüfung der Einwürfe dagegen zu
üben, als selbst dogmatische Ausarbeitungen vorzunehmen.</note>
</div>
<div n="196" type="section" id="section_2_196">
<head><app>
<lem>196</lem>
<rdg wit="#a" type="v">483</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> so <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Vortheilen, die dieses Studium gewährt, <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könnte</rdg>
</app> es <app>
<lem>beynahe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beinahe</rdg>
</app> unbegreiflich <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">scheinen</rdg>
</app>, wie Viele so verächtlich davon urtheilen oder es widerrathen
könnten. Daß seichte und flüchtige Köpfe, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> Anstrengung, Mühe und bedächtige <app>
<lem>Untersuchungen scheuen,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Untersuchung scheuen;</rdg>
</app> daß Leute, die gegen <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit sehr gleichgültig sind, oder mehr überreden als überzeugen
wollen, oder <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Ueberraschung <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> mit scheinbaren Gedanken ihre Rechnung <app>
<lem>finden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">finden;</rdg>
</app> daß diese also dagegen eingenommen sind, ist nicht zu verwundern.
Aber <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Verständigern und Gewissenhaftern rührten diese verächtlichen
Urtheile ohne Zweifel von der Wahrnehmung her, daß gewöhnlich die <index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index>Polemik voll <pb edRef="#b" n="294"/> unnützer und über die Gebühr
wichtig gemachter Untersuchungen, und daß sie von jeher ein Schauplatz der <app>
<lem>bösartigsten Zänkereyen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bösartigen Zänkereien</rdg>
</app> und Leidenschaften gewesen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Je lebhafter man <pb edRef="#a" n="558"/> sich die Verletzung der
<index indexName="subjects-index">
<term>Billigkeit</term>
</index>Billigkeit <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> des Friedens, den <index indexName="subjects-index">
<term>Verfolgungsgeist</term>
</index>Verfolgungsgeist, die Verabsäumung des <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen Christenthums und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Uebel denkt; je mehr <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung sich ausbreitet, dadurch Mißverstand gehoben, und <pb edRef="#c" n="252"/> der Werth eines Lehrsatzes richtiger gewürdigt; je
mehr das <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Interesse verändert wird, welches gewissen Untersuchungen eine
Wichtigkeit gab, die sie ihrer Natur nach nicht hatten; je gemeiner Liebe
zur Duldung der anders Denkenden, zum Theil auch Gleichgültigkeit gegen das
nicht unmittelbar <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Nützliches</term>
</index>Nützliche,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Nützliche</rdg>
</app> wird: je natürlicher ist diese Abneigung. <app>
<lem>Je</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Desto</rdg>
</app> mehr ist hinwieder auch zu besorgen, daß man sich durch den <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack seiner Zeit, und durch das zu lebhafte <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index>Gefühl gewisser Uebel, zu sehr in seinem Urtheil leiten <app>
<lem>laße</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lasse</rdg>
</app>, und nicht genug auf seiner Hut <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> gegen die Versuchung, ungerecht zu werden.</p>
</div>
<div n="197" type="section" id="section_2_197">
<head><app>
<lem>197</lem>
<rdg wit="#a" type="v">484</rdg>
</app>.</head>
<p>Denn alle diese Uebel beweisen doch nur, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index>Polemik, gleich der <app>
<lem>verdorbnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verdorbenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Justizpflege</term>
</index>Justizpflege, müsse gebessert, nicht daß sie müsse ganz weggeworfen
werden. Untersuchungen müssen doch seyn, und dazu gehört, daß man eine <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Partey</term>
</index>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> wie die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> höre, und mit aller Weisheit, Vorsichtigkeit und Billigkeit richte.
Wenn dieses Verhör auf die Art geschieht, wie §. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_191">191</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_191">191.</ref></rdg>
</app>
<ref target="#section_2_159">159</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_2_191">478</ref>, <ref target="#section_2_159">446</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und <pb edRef="#b" n="295"/>
<app>
<lem><ref target="#section_2_169">169</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_169">456</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_169">169.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> angegeben wurde, und wenn man in der Polemik wie in der Dogmatik
untersucht, um <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit, nicht um Nahrung der Leidenschaft, zu finden: so <pb edRef="#a" n="559"/> fallen alle jene Uebel weg, welche die Polemik mit
Recht in einen üblen Ruf <app>
<lem>brachten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">brachten;</rdg>
</app> und sie wird <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> ein sehr heilsames Mittel, wahren <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Friede</term>
</index>Frieden,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Frieden</rdg>
</app> ohne Nachtheil der <app>
<lem>Wahrheit,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Wahrheit</rdg>
</app> zu befördern.</p>
</div>
<div n="198" type="section" id="section_2_198">
<head><app>
<lem>198</lem>
<rdg wit="#a" type="v">485</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn man das zusammennimmt, was bisher von der rechten Einrichtung dieser Art
der Theologie, von dem Nutzen derselben, von den gewöhnlichen Fehlern <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Führung theologischer Streitigkeiten, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Vortrag derselben in einer besondern Wissenschaft, gesagt worden
ist: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man <pb edRef="#c" n="253"/> von selbst leicht erkennen, wie sie
müsse <app>
<lem>studieret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">studiert</rdg>
</app>, und worauf eigentlich Acht gegeben werden, um den <app>
<lem>versprochnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">versprochenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen daraus <app>
<lem>zu ziehn. –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ziehen.</rdg>
</app> Uebrigens ist die Methode, die <index indexName="subjects-index">
<term>Polemik</term>
</index>Polemik nach der Ordnung der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehren</term>
</index><hi>Lehren</hi> vorzutragen, überhaupt weit nützlicher, als die
Ordnung nach <app>
<lem>verschiednen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Religionsparteyen</term>
</index><hi>Religionsparteyen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Religionspartheyen</hi></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen <hi>Religionsparteien</hi></rdg>
</app>. Der <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptzweck</term>
</index>Hauptzweck <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">soll</rdg>
</app> doch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> polemischen Untersuchungen 1) immer seyn, <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit und Irrthum oder Schein unterscheiden, und sich überzeugen
zu lernen, was für und wider jeden <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Lehrsatz oder Vorstellung einer Lehre gesagt werden könne, und mit
welchem Grunde. <app>
<lem>Dies kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Dieß kann</rdg>
</app> aber am besten geschehen, wenn wir <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Untersuchung der <hi>Lehren</hi> in der <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik gleich <pb edRef="#b" n="296"/> auch das Gegentheil mit,
wenigstens gleich in der Polemik dasselbe in Beziehung auf jene Lehren
untersuchen. 2) Man lernt auch nach die<pb edRef="#a" n="560"/>ser Methode <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jeder Lehre sogleich die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen darüber mit <app>
<lem>Einem <app>
<lem>Mahle</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Male</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">einemmal</rdg>
</app>, und braucht sie nicht erst zerstreut unter den <app>
<lem>verschiednen <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Parteien</rdg>
</app> aufzusuchen; und eben dadurch wird 3) verhütet, daß man nicht die <app>
<lem>nehmlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nämlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gründe</term>
</index>Gründe, und meistens eben dieselben Antworten, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Prüfung einer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Partey</term>
</index>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> zu wiederholen braucht, wenn man sie schon <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>einer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">der</rdg>
</app> andern erwogen hat, welches unnöthige <app>
<lem>Weitläuftigkeiten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Weitläufigkeiten</rdg>
</app> erspart. Auch werden 4) <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Untersuchung der Meinungen einer <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> nur solche <app>
<lem>Puncte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Punkte</rdg>
</app> erörtert, die zwischen <app>
<lem><hi>Parteyen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Partheyen</hi></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Parteien</hi></rdg>
</app> streitig <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sind;</rdg>
</app> und diese sind nicht gerade der <index indexName="subjects-index">
<term>Sache</term>
</index><hi>Sache</hi> nach die wichtigsten, als welche <app>
<lem>letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">letztere</rdg>
</app> oft gar nicht einmal Unterscheidungslehren ganzer <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> ausmachen; sehr oft enthalten gewisse Privatmeinungen viel wichtigere
Aufschlüsse, und Gründe <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> gelehrten Theologen sind oft viel ausgesuchter und geschärfter, als
die, so in öffentlichen Bekenntnißbüchern gebraucht sind. So <app>
<lem>nähret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nährt</rdg>
</app> auch 5) die Abhandlung der Streitigkeiten nach <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> mehr den <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Sectenhaß</term>
</index>Sectenhaß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sektenhaß</rdg>
</app>, erschwert die <pb edRef="#c" n="254"/>
<app>
<lem>unparteyischere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheyischere</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">unparteiischere</rdg>
</app> Untersuchung, und nöthigt den Untersucher 6) viele ganz unnütze
Untersuchungen <app>
<lem>beyzubehalten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beizubehalten</rdg>
</app>, an deren Statt viel erheblichere, und unsern <index indexName="subjects-index">
<term>Zeitbedürfnisse</term>
</index>Zeitbedürfnissen <app>
<lem>gemäßere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gemässere</rdg>
</app>, könnten aufgenommen werden.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> Zwar fällt <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Abhandlung nach den <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> der Zusammenhang eines Irrthums mit <pb edRef="#b" n="297"/> dem
andern besser in die Augen; aber dieser kleine Vortheil ist für den Verlust
der in dem §. angeführten Vortheile der andern Me<pb edRef="#a" n="561"/>thode ein zu geringer Ersatz; und den Abgang dieses Vortheils <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> eine <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">gute</rdg>
</app> Geschichte der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Religionsparteyen</term>
</index>Religionsparteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Religionspartheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Religionsparteien</rdg>
</app> hinlänglich ersetzen, wenn darin der <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">innere</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>Zusammenhaug</sic>
<corr type="editorial">Zusammenhang</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Zusammenhang</rdg>
</app> der Lehrsätze dieser <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> wohl vorgelegt wird.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
</app> Es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> seinen guten Nutzen haben, wenn man auch die Lehrsätze einer
besondern <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> besonders untersucht, in dem Fall, wenn <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Verhältnisse, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> mit der römischen Kirche, oder die Zeitumstände, wo gewisse Arten
von Irrthümern vornehmlich im <app>
<lem>Gang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gange</rdg>
</app> sind, dergleichen <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">besondere</rdg>
</app>
<app>
<lem>Untersuchung</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Untersuchuug</sic>
<corr type="editorial">Untersuchung</corr>
</choice></rdg>
</app> nöthig machen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten mit den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_198_1"/><index indexName="subjects-index">
<term>Deisten</term>
</index>Deisten. – Vorzüglich nützlich würde es seyn, gerade diejenigen
Streitigkeiten recht gründlich zu untersuchen, die <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Zeit eigen sind, weil dieses <app>
<lem><hi>unsre</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gerade unsre</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>unsere</hi></rdg>
</app> Bedürfnisse <app>
<lem>am meisten</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> erfordern. Ein, wiewohl in <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mancherley</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
</app> Absicht sehr <app>
<lem>unvollkommner,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unvollkommener</rdg>
</app> Versuch davon, ist das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_198_2"/><app>
<lem><hi>Lehrbuch für die neueste Polemik</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Lehrbuch für die neueste Polemik</rdg>
</app>, Halle <app>
<lem>1782<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34kf3"/>
in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1782.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Dagegen behauptet die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_198_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzh"><hi>Baumgarten</hi>sche</persName> Geschichte der
Religionsparteien noch immer ihren Werth.</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_198_1">
<label>Deisten</label>
<p>Unter <hi>Deismus</hi> versteht man eine (religions-)philosophische
Strömung, die im 17. Jh. zunehmend an Bedeutung gewann und sich
insbesondere von England aus über Europa und Nordamerika ausbreitete.
Auch wenn der Deismus keine einheitliche oder organisierte Schulrichtung
darstellt, lässt sich grundsätzlich festhalten, dass er jedweder
christlichen Offenbarung überaus skeptisch gegenüberstand und auch in
religiösen Fragen allein die Vernunft als Autorität gelten ließ. Die
gegenüber der geoffenbarten Religion auf diese Weise aufgewertete
natürliche Religion entspreche der vollkommenen Natur Gottes und reiche
zum ewigen Heil aus. Im Umkehrschluss sei das christliche Lehrgebäude,
insofern es sich auf vermeintlich göttliche Offenbarung gründe,
abzulehnen, da es sich um das Ergebnis einer Korrumpierung der
ursprünglich einfachen Lehre Jesu handele. Auch sei nicht mit einem
Eingreifen Gottes in die Geschichte zu rechnen, da ein solches als
Korrektur einer fehlerhaften Vorsehung anzusehen wäre. Zu den
einflussreichsten Werken zählt Matthew Tindals (1657–1733)
<hi>Christianity as Old as the Creation</hi> (London 1730), als
deutscher Hauptvertreter ist insbesondere Hermann Samuel Reimarus
(1694–1768) zu nennen. Aufgrund seiner grundsätzlichen Bibel- und
Dogmenkritik wurde der Deismus nicht selten als Bedrohung empfunden und
die Bezeichnung <hi>Deist</hi> als Schimpfwort verwendet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_198_2">
<label>Lehrbuch für die neueste Polemik, Halle 1782</label>
<p>Dieses Werk stammt von dem Königsberger Theologen, Historiker und
Bibliothekar Friedrich Samuel Bock (1716–1786).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_198_3">
<label>Baumgartensche Geschichte der Religionsparteien</label>
<p>Vgl. II § 124 c.</p></note>
</div>
<div n="199" type="section" id="section_2_199">
<head><app>
<lem>199</lem>
<rdg wit="#a" type="v">486</rdg>
</app>.</head>
<p>Die <app>
<lem><hi>christl.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>christliche</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index><hi>Moral</hi>, oder der zusammenhängende Unterricht, den uns das
Christenthum über die Einrichtung unsers <app>
<lem>freyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freien</rdg>
</app> Verhaltens nach Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen, giebt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nicht bloß auf dasjenige eingeschränkt werden, was die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift davon enthält, sondern muß auch <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> mit in sich fassen, was uns die Betrachtung der <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur darüber lehrt, zumal da die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift diesen Theil <pb edRef="#b" n="298"/> des <pb edRef="#c" n="255"/> Christenthums nicht so ausführlich vorgetragen hat, als
theoretische <app>
<lem>Lehren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehren.</rdg>
</app> (<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> §. <app>
<lem><ref target="#section_2_185">185</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_185">472</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_2_156">156.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_156">443.</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_186">186.</ref></rdg>
</app>) Ihr Unterschied von der <app>
<lem>philosophischen Moral</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>philosophischen Moral</hi></rdg>
</app> besteht daher nicht darin, daß diese, na<pb edRef="#a" n="562"/>türlich bekannte, und die christliche, geoffenbarte <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten enthält – denn der letztern sind nur sehr wenige, die <app>
<lem>nemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nämlich</rdg>
</app>, welche aus den dem Christenthum eingethümlichen Lehren <app>
<lem>fließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fliessen</rdg>
</app> – sondern darin, daß die christliche auch noch solche <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnungen</term>
</index>Gesinnungen und Pflichten empfiehlt, die nicht aus der <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Natur erkennbar sind, und die natürlichen Pflichten durch neue, aus
den eigentlichsten Christenthum <app>
<lem>hergenommne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hergenommene</rdg>
</app>, Bewegungsgründe unterstützt. Da es aber <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit, welche die christliche Moral lehren und empfehlen
soll, nicht sowohl auf <index indexName="subjects-index">
<term>Handlungen</term>
</index>Handlungen als auf Gesinnungen ankommt, die sich nur durch gute
Handlungen <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußern</rdg>
</app>, und das Christenthum, als eine Religion betrachtet, <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> auf unser <index indexName="subjects-index">
<term>Verhältniß</term>
</index>Verhältniß gegen Gott zurückführt: so muß die christliche Moral
<hi>theils</hi> sowohl und vorzüglich auf <app>
<lem>Beförderung</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Beföderung</rdg>
</app> einer guten Gesinnung, als der Ausübung <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Pflichten arbeiten, <hi>theils</hi>
<app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> beständig<app>
<lem>, wenigstens mit</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> auf <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gott,</rdg>
</app> zurückführen.</p>
<note place="end"><app>
<lem>Hienach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Hiernach</rdg>
</app> schließt der Name einer <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index><hi>Sittenlehre der</hi>
<app>
<lem><hi>heil.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>heiligen</hi></rdg>
</app>
<hi>Schrift</hi> weniger in sich, als der Name der <hi>christlichen
Sittenlehre</hi>. – Den Theil der <app>
<lem>Letztern</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">letztern</rdg>
</app>, der sich mit dem Unterricht zur Hervorbringung guter Gesinnungen
beschäftigt, nennen einige die Ethicam, und den, der <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Pflichten vorträgt, die Jurisprudentiam divinam. – Da das Christen<pb edRef="#b" n="299"/>thum <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_199_1"/>die Natur des Menschen nicht aufhebt, sondern nur
verbessert, so dürfen die ihm eigenthümlichen Gesinnungen und Pflichten nie
von den natürlichen getrennt werden; welche Trennung Gelegenheit gegeben
hat, gemeinnützige Tugenden und Pflichten über Handlungen der <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Andacht zu ver<pb edRef="#a" n="563"/>ges<pb edRef="#c" n="256"/>sen,
oder jene für <app>
<lem>unwichtiger,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unwichtiger</rdg>
</app> als diese anzusehen, oder die wahre Frömmigkeit in <app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
</app> zu verwandeln, wie unter andern das <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_199_2"/><app>
<lem>Mönchs-Moral</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Mönchs-Moral</hi></rdg>
</app> beweiset.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_199_1">
<label>die Natur des Menschen nicht aufhebt, sondern nur verbessert</label>
<p>Hier greift Nösselt die Maxime <hi>gratia non tollit naturam, sed
perficit</hi> des Thomas von Aquin auf (<hi>Summa Theologiae</hi> I,
1, 8 ad 2; vgl. II-II 26,13 s. c.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_199_2">
<label>Mönchs-Moral</label>
<p>Die mittelalterliche Mönchsmoral mit ihren Hauptelementen Ehelosigkeit,
Gehorsam und Armut ist in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s ein gängiges
Lehrstück der christlichen Sittenlehre und wird durchaus kritisch
gesehen. Nösselt spricht auch vom <hi>Mönchsgeist</hi> (vgl. II § 121)
und von <hi>Mönchsmaximen</hi> (vgl. II § 186).</p></note>
</div>
<div n="200" type="section" id="section_2_200">
<head><app>
<lem>200</lem>
<rdg wit="#a" type="v">487</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre ihre Absicht erfüllen <app>
<lem>soll:</lem>
<rdg type="v" wit="#c">soll,</rdg>
</app> so muß sie <app>
<lem>dreyerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dreierlei</rdg>
</app> leisten. Sie muß 1) <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was zur wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit gehört, und den ganzen Umfang der <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten eines Christen vorstellen; sie muß wenigstens – da ihr
Umfang ins Unendliche geht, und jede neu erlangte Kenntniß, jede neue Art
von Umständen, in die wir kommen, uns neue Pflichten auflegt – so allgemeine
und in vorkommenden Fällen anwendbare <index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index>Grundsätze vorlegen, daß wir daraus, indem wir sie mit unsern
Umständen vergleichen, unser rechtmäßiges Verhalten in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg type="v" wit="#a">einzeln</rdg>
</app> Fällen bestimmen können. Um diese Pflicht in ihrem ganzen <app>
<lem>Umfang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Umfange</rdg>
</app> vorzustellen, müssen nicht nur <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die gesammten Pflichten selbst <app>
<lem>angegeben –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">angegeben,</rdg>
</app> es muß auch bestimmt werden, wie weit sie reichen, um sie nicht zu
weit auszudehnen, und Pflichten zu fordern, die dergleichen nicht sind, oder
sie zu sehr einzuschränken, und <pb edRef="#b" n="300"/> Pflichten <app>
<lem>auszuschließen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auszusschliessen</rdg>
</app>, die darin mit begriffen seyn sollten; – es muß selbst die <index indexName="subjects-index">
<term>Collision</term>
</index>Collision der <app>
<lem>Pflichten</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Pflicht</rdg>
</app> nicht übersehen, und, durch Zusammenhaltung derselben, gezeigt
werden, wie weit eine durch die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> eingeschränkt werde, oder die eine in vorkommenden Fällen der andern
weichen <pb edRef="#a" n="564"/> müsse. Man sieht leicht ein, wie nöthig
hier <index indexName="subjects-index">
<term>deutlich</term>
</index>deutliche und bestimmte Begriffe sind, und wie wenig es zureiche,
nur überhaupt zu wissen, was man zu thun oder zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> habe.</p>
<note place="end"><app>
<lem>Die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Beispiele hiervon geben: die</rdg>
</app> Lehre von der Demuth und <index indexName="subjects-index">
<term>Bescheidenheit</term>
</index>Bescheidenheit, welche gleich weit von Niederträchtigkeit und Stolz
entfernt bleiben soll; von dem Vertrauen <pb edRef="#c" n="257"/> auf Gott,
das nicht in Unthätigkeit oder Versuchung Gottes ausarten muß; vom
Diebstahl, der auch das Verfertigen schlechter Arbeit, den Andern zugefügten
aber <app>
<lem>verschwiegnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschwiegenen</rdg>
</app> Schaden, unüberlegtes Schuldenmachen und <app>
<lem>unterlaßne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unterlassene</rdg>
</app> Bezahlung derselben, und noch viele <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> wenig erkannte <app>
<lem>Sünden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sünden</rdg>
</app> in sich schließt; die Lehre von der Aufrichtigkeit und Verschweigung
seiner Kenntnisse, Ueberzeugungen und Gesinnungen; die Pflicht, <app>
<lem>bessere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beßre</rdg>
</app> Einsicht in der Religion auszubreiten, oder <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app> sich zu behalten, und die <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> nöthige, selbst auf <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe gegründete <app>
<lem>Weisheit, <choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> können hier zum Beyspiel dienen.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Weisheit <choice>
<abbr>u. a. m.</abbr>
<expan>und andere mehr</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
</div>
<div n="201" type="section" id="section_2_201">
<head><app>
<lem>201</lem>
<rdg wit="#a" type="v">488</rdg>
</app>.</head>
<p>Nächstdem <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">muß billig</rdg>
</app> die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral 2) überall <app>
<lem>dazu eingerichtet seyn, uns würklich gottselig zu machen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> es müßte uns alles</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">so abgehandelt werden, daß durch sie wirkliche
Gottseligkeit befördert werde, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice>, sie muß Alles</rdg>
</app> so <pb edRef="#b" n="301"/> einleuchtend, so dringend, so überwiegend
angenehm <app>
<lem>gemacht werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">machen</rdg>
</app>, daß <app>
<lem>bey uns –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei uns eine</rdg>
</app> wahrhafte <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung:</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Ueberzeugung,</rdg>
</app>
<app>
<lem>so müssen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">daß</rdg>
</app> wir <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">so</rdg>
</app> seyn und handeln <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">müssen</rdg>
</app>, wenn es uns wohl gehen <app>
<lem>soll –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">soll,</rdg>
</app> wahrhafte <index indexName="subjects-index">
<term>Neigung</term>
</index>Neigung, so zu werden und zu <app>
<lem>verfahren –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verfahren,</rdg>
</app> und zwar überwiegende Neigung dazu, entstehen <app>
<lem>könnte, die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">und</rdg>
</app> in wirkliche That <app>
<lem>überginge</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">übergehen könne</rdg>
</app>. Dieses <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> geschehen durch deutliche und lebhafte Dar<pb edRef="#a" n="565"/>stellung – <hi>zuerst</hi> der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index><hi>Tugend</hi> oder <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit, <hi>theils</hi> als einer Sache, ohne die man
unmöglich glücklich seyn, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der man hingegen auf die seligsten Folgen rechnen könne,
<hi>theils</hi> als eines Ganzen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> als einer durchgängigen Lust an <app>
<lem>allem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Allem</rdg>
</app>, was Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen gemäß ist, und eines durchgängigen Mißfallens am Gegentheil,
verbunden mit einem beständigen, immer wieder erneuerten, Bestreben,
durchaus nach Gottes Willen zu handeln; <app>
<lem><hi>hernach</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>sodann</hi></rdg>
</app> – aller <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index><hi>Pflichten</hi> im Zusammenhang, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> als solcher, die Gott <app>
<lem>ohnfehlbar</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unfehlbar</rdg>
</app> von uns fordert, und die sowohl nothwendige Folgen von den
anerkannten Pflichten, als neue <pb edRef="#c" n="258"/> Quellen der
seligsten Folgen sind, die aus ihrer Ausübung entspringen. Die Vorlegung der
wohlthätigen Absichten, die <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index>Gott <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen seinen Gesetzen und Anstalten hat, können uns nicht nur willig
machen zu Gesinnungen und Handlungen, die seinen Absichten entsprechen; sie
können uns auch Aufschlüsse geben über die Verbindung einer Pflicht mit der
andern, und über unsre rechte Wahl, wenn diese Pflichten mit einander in
<index indexName="subjects-index">
<term>Collision</term>
</index>Collision kommen sollten.</p>
<note place="end"><pb edRef="#b" n="302"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Hieraus erhellet, wie höchst nützlich es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, das, was zur christlichen Moral gehört, ja im Zusammenhange zu studieren<app>
<lem>, und sich nicht mit guten Maximen und Sentenzen zu behelfen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>.</note>
</div>
<div n="202" type="section" id="section_2_202">
<head><app>
<lem>202</lem>
<rdg wit="#a" type="v">489</rdg>
</app>.</head>
<p>Weil aber <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung von einer <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die Ueberzeugung, daß etwas Pflicht sei,
die</rdg>
</app> Ueberzeugung von ihrer <app>
<lem>Möglichkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Möglichkeit</hi></rdg>
</app> voraussetzt, <pb edRef="#a" n="566"/> und weder Willigkeit, etwas zu
werden oder zu thun, noch viel weniger That entstehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wenn man nicht einsieht, wie man es anzugreifen habe, um so zu
werden oder zu handeln: so muß sich die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral nicht bloß auf Vorlegung und Einschärfung guter Gesinnungen
und Pflichten einschränken, sondern auch 3) die <app>
<lem>Art</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Art</hi></rdg>
</app> zeigen, wie wir jene erlangen, erhalten und verstärken, und diese
ausüben, wodurch wir uns dieses erleichtern, und die Hindernisse desselben
aus <app>
<lem>den Weg</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dem Wege</rdg>
</app> räumen, oder doch vermindern können.</p>
</div>
<div n="203" type="section" id="section_2_203">
<head><app>
<lem>203</lem>
<rdg wit="#a" type="v">490</rdg>
</app>.</head>
<p>Ob <app>
<lem>dieses</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ein solches</rdg>
</app> Studium der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral nützlich <app>
<lem>sey? – dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei, darüber</rdg>
</app> sollte <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>vernünftig</term>
</index>vernünftigen Menschen und Christen eigentlich gar <app>
<lem>nicht einmal bezweifelt werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kein Zweifel entstehen</rdg>
</app>, weil es eben so viel ist, als wenn jemand noch fragen wollte: ob der
Mensch <app>
<lem>seine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht thun, und immer recht handeln müsse, oder nicht? ob
er</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nach <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit streben müsse, oder nicht? <pb edRef="#c" n="259"/>
ob er glücklich werden könne ohne die Mittel, die er dazu in Händen hat, und <app>
<lem>ohne</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> seine Kräfte zu gebrauchen? ob die deutliche und leben<pb edRef="#b" n="303"/>dige Kenntniß und Ueberzeugung von seinen Pflichten und ihrer
Quelle, einer guten Gesinnung, von den seligen Folgen derselben, und von der
besten <app>
<lem>Art,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Art</rdg>
</app> sie zu erlangen oder auszuüben, diesen fleißigen Gebrauch jener
Mittel <app>
<lem>befördre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befördere</rdg>
</app>, oder <app>
<lem>hindre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hindere</rdg>
</app>? Und doch haben viele, auch sehr verständige redliche Christen,
wirklich dieses Studium nicht nur für entbehrlich, sondern selbst für
schädlich <app>
<lem>gehalten, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gehalten. Oft</rdg>
</app> sind <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sie auch</rdg>
</app> in ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Vorurtheile</term>
</index>Vorurtheilen dagegen <pb edRef="#a" n="567"/> durch <app>
<lem>übertriebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übertriebene</rdg>
</app> Lobsprüche auf diese Wissenschaft verstärkt worden. <app>
<lem>Beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beiderlei</rdg>
</app> ausschweifende Vorurtheile rühren von unrichtigen, unvollständigen
oder überspannten <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen her, die man sich von dem Umfang und von dem Zweck der
Moral, von ihrem <app>
<lem>mehrern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größeren</rdg>
</app> oder <app>
<lem>mindern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geringeren</rdg>
</app> Einfluß auf denselben, und von dem Werth <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Mittel zur Glückseligkeit der Menschen <app>
<lem>macht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">macht;</rdg>
</app> und diese Vorurtheile fallen weg, wenn man alle diese Begriffe
berichtigt. Schon die ganze Absicht und Natur dieser Wissenschaft zeigt, daß
es, nächst der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenslehre</term>
</index>Glaubenslehre, keine <app>
<lem>Wissenschaft</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> gebe, deren Werth und unmittelbarer Einfluß in die Glückseligkeit des
Menschen mit <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dem ihrigen</rdg>
</app> verglichen werden könne.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Durch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_203_1"/>meinen
Versuch: Ueber den Werth der Moral, der Tugend und der späten Besserung, <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app> Ausgabe, Halle <app>
<lem><app>
<lem>1782</lem>
<rdg type="v" wit="#a">1782,</rdg>
</app><ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253mj"/> in
Octav</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1782. 8.</rdg>
</app>, hoffe ich mir den weitern Commentar über diese Sache, wie über die
nächst vorhergehenden §§. erspart zu haben. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr>M. s.</abbr>
<expan>Man siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_203_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Bartels, August Christian</term>
</index><persName ref="textgrid:34r7h"><hi>A. C.</hi>
<choice>
<sic><hi>Bartel's</hi></sic>
<corr type="editorial"><hi>Bartels'</hi></corr>
</choice></persName> über den Werth der christlichen
Sittenlehre, Hamburg 1788.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34r7k"/></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_203_1">
<label>meinen Versuch: Ueber den Werth der Moral, der Tugend und der späten
Besserung, zweyte Ausgabe, Halle 1782</label>
<p>Die zweite Auflage stammt aus dem Jahr 1783.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_203_2">
<label>A. C. Bartels' über den Werth der christlichen Sittenlehre, Hamburg
1788</label>
<p>August Christian Bartels (1749–1826) Werk <hi>Ueber den Werth und die
Wirkungen der Sittenlehre Jesu</hi> besteht aus zwei Teilen
(1788/1789).</p></note>
</div>
<div n="204" type="section" id="section_2_204">
<head><pb edRef="#b" n="304"/>
<app>
<lem>204</lem>
<rdg wit="#a" type="v">491</rdg>
</app>.</head>
<p>Wie diese edle Wissenschaft mit <app>
<lem>wahren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wahrem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen <app>
<lem>studieret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">studiert</rdg>
</app> werden könne, läßt sich aus dem leicht folgern, was bis<pb edRef="#c" n="260"/>her §. <app>
<lem><ref target="#section_2_200">200</ref>–<ref target="#section_2_202">202</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_200">487</ref>–<ref target="#section_2_202">89</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_200">200</ref>–<ref target="#section_2_202">202.</ref></rdg>
</app> über die Erfordernisse <app>
<lem>bey dieser Wissenschaft</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei derselben</rdg>
</app>, ausführlicher im gedachten Buche, auch oben §. <app>
<lem><ref target="#section_2_188">188</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_188">475</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_188">188.</ref></rdg>
</app> gesagt worden ist. Aber nirgends ist auch das für Annehmung alles
Guten <app>
<lem>offne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">offene</rdg>
</app> und willige Herz so unentbehrlich als hier. – Um die rechte
Behandlung der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral nach der <pb edRef="#a" n="568"/>
<choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift und der <app>
<lem>Vernunft</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Venunft</sic>
<corr type="editorial">Vernunft</corr>
</choice></rdg>
</app> zu lernen, möchten die obigen Anmerkungen §. <app>
<lem><ref target="#section_2_145">145</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_145">432</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und <app>
<lem><ref target="#section_2_156">156</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_156">443</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> sehr dienlich seyn.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Die besten allgemeinern Schriften, welche die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral enthalten, sind in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_1"/><hi>Anweisung</hi> zur <app>
<lem><choice>
<sic>thoelogischen</sic>
<corr type="editorial">theologischen</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">theologischen</rdg>
</app> Bücherkenntniß §. 272 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> angezeigt. Seitdem man angefangen hat, mehr die <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur der menschlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Seele</term>
</index>Seele zu studieren, und darauf sowohl, als auf die genauer
untersuchte Natur der Sittlichkeit überhaupt, die Moral zu gründen, haben
wir sehr schätzbare Versuche über die Moral überhaupt erhalten, die keinem, <app>
<lem>wer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> die christliche Moral recht studieren will, gleichgültig seyn <app>
<lem>müssen, unter welchen die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_2"/>philosophischen Bemerkungen und
Abhandlungen zu <index indexName="classics-index">
<term><persName>Cicero</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:24gxq">Cicero's</persName>
<app>
<lem>Bücher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Büchern</rdg>
</app> von den Pflichten, von <index indexName="persons-index">
<term>Garve, Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253n1">C. Garve</persName></hi>,
Breslau 1783,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:34r7p"/> in drey Bänden groß Octav, vorzüglich
bemerkt zu werden verdienen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dürfen</rdg>
</app>.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_1">
<label>Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 272 f.</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_2">
<label>philosophischen Bemerkungen und Abhandlungen zu Cicero's Bücher von
den Pflichten, von C. Garve, Breslau 1783, in drey Bänden</label>
<p>Vgl. I § 200 a.</p></note>
</div>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><div type="section" id="section_2_204_zusatz">
<head>Zusatz des Herausgebers.</head>
<p>Die älteren <hi>wissenschaftlichen</hi> Lehrbücher der christlichen
Moral, folgen doch fast sämmtlich dem Ideengange irgend eines
philosophischen <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>Systems, und zeichnen sich auch durch philosophischen Geist
vor vielen Lehrbüchern der ältern Dogmatik aus. Dieß ist der Fall in
den Systemen von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Buddeus, Johann Franz</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250hr">Buddeus</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Canz, Israel Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:35qcv">Canz</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Crusius, Christian August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:35r7n">Crusius</persName></hi>.
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250j4">Mosheim</persName></hi>
ging einen freiern Gang, ward aber auch eben daher oft mehr
wortreich als gründlich.</p>
<p>Die Erscheinung der kritischen Philosophie hat auf die Wissenschaft
einen sehr bedeutenden Einfluß gehabt. Ihr Stifter <index indexName="persons-index">
<term>Kant, Immanuel</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2505p">Kant</persName></hi>
hatte selbst behauptet, sein Moralsystem sei in seinen Hauptideen
vollkommen mit den Grundsätzen des christlichen übereinstimmend.
Sein Prinzip sei kein anderes, als was <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> seiner
Lehre zum Grunde gelegt habe.</p>
<p><pb edRef="#c" n="261"/> Die große Sensation, welche diese
Philosophie machte, der hohe und reine Geist, welcher sich besonders
in dem praktischen oder moralischen Theil aussprach, das Anschließen
desselben an die Aussprüche des neuen Testaments, bewog viele
Theologen, nunmehr ihre theologischen Lehrbücher ganz nach den
Kantischen Ideen zu bilden, dieselben Terminologieen zu gebrauchen,
und allerdings wohl vieles in das neue Testament hineinzutragen, was
in einer so populären Behandlung moralischer Wahrheiten kaum zu
erwarten war. Die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_6"/>Compendien von <index indexName="persons-index">
<term>Schmid, Johann Wilhelm</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2548r">F. W.
Schmid</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Ammon, Christoph Friedrich von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:254bh">Ammon</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Snell, Johann Peter Ludwig</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:366tq">Snell</persName></hi>,
mit einigen Modificationen aber von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Vogel, Paul Joachim Siegmund</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:366t3">Vogel</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Stäudlin, Karl Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxt">Stäudlin</persName></hi>
und Andern, liefern die Beweise. Andere, wie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Reinhard, Franz Volkmar</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25063">Reinhard</persName></hi>,
sträubten sich zwar Anfangs dagegen, nahmen aber doch unvermerkt
immer mehr von den Kantischen Ideen auf, da sie sich von so vielen
Seiten durch Würde und Consequenz empfahlen, wie dieß <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Garve, Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253n1">Garve</persName></hi> in
seiner Schrift über die <hi>Moralprincipien</hi> alter und neuer
Schulen, mit großer Unparteilichkeit ins Licht gesetzt hat. Das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_10"/>Moralsystem <index indexName="persons-index">
<term>Reinhard, Franz Volkmar</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25063">Reinhard's</persName></hi>, wovon er den letzten Theil nicht
vollenden konnte, bleibt übrigens ein Hauptbuch, mehr durch seine
Anordnung, die Wiederholungen unvermeidlich machte, als durch den
Schatz von Kenntniß, Gründlichkeit der Exposition vieler Materien,
und die reiche und gewählte Literatur.</p>
<p>Fast könnte man übrigens fürchten, daß die beinahe ganz
philosophische Gestalt, welche die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre erhalten, ihren eigenthümlichen Charakter zu
sehr in Schatten gestellt, und daß sie wohl eigentlich, um sich von
der philosophischen zu unterscheiden, mehr unmittelbar aus ihrer
Urkunde hergeleitet werden müßte. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_204_zusatz_11"/>Eine solche Bearbeitung liegt,
wenn Gott mein Leben fristet, in meinen Plänen für die Zukunft. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>D. H.</abbr>
<expan>Der Herausgeber</expan>
</choice></hi></p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_1">
<label>Buddeus</label>
<p>Vor seinem Wechsel nach Jena im Jahre 1705 bekleidete Johann
Franz Buddeus (1667–1729) ab 1693 eine Professur für
Moralphilosophie und ab 1704 für Theologie in Halle. Neben
Crusius (s.u.) zählt er zu den bedeutendsten Gegnern der
Philosophie Christian Wolffs, der sich seinerseits gegen die
Umsturz- und Atheismusvorwürfe robust zur Wehr setzte. Mit Blick
auf die Sittenlehre sind die 1719 ins Deutsche übersetzten und
1721 von Johann Anton Strubberg (1696–1731) in Tabellenform
gebrachten <hi>Institutiones theologiae moralis</hi> (1711) zu
nennen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_2">
<label>Baumgarten</label>
<p>Durch sein umfangreiches Werk und als Schulhaupt (Semler, Nösselt
u.a.) gehört Siegmund Jacob Baumgarten (1706–1757) zu den
prägendsten Gestalten der bereits als Student bezogenen
Universität Halle. Von hier aus hat er die theologische
Entwicklung nicht nur des 18. Jh.s entscheidend beinflusst,
Voltaire sah in ihm gar die Krone deutscher Gelehrsamkeit. Die
christliche Sittenlehre hat Baumgarten, der nach der Vertreibung
Wolffs aus Halle dessen Lehre zu behaupten suchte, insbesondere
in seinem <hi>Unterricht vom rechtmäßigen Verhalten eines
Christen oder Theologische Moral zum academischen Vortrag
ausgefertiget</hi> (1738; <hi rend="superscript">4</hi>1750)
bearbeitet. Dass Alexander Gottlieb Baumgarten und seine
<hi>Ethica philosophica</hi> (1740) gemeint sein könnten,
erscheint unwahrscheinlich.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_3">
<label>Canz</label>
<p>Mehr noch als Baumgarten zeichnet der Tübinger Israel Gottlieb
Canz (1689–1753), zunächst Professor für Beredsamkeit und
Dichtkunst, dann für Logik und Metaphysik und ab 1747 Professor
der Theologie, für die Anwendung der Wolffschen Philosophie auf
die Theologie verantwortlich, auch wenn dieser v.a. in
<hi>Philosophiae Leibnitianae et Wolffianae usus in
theologia</hi> (1728) vorgetragene Ansatz (1732 und 1737
folgten zwei weitere Bände) massive Angriffe seitens der
Theologischen Fakultät und der Kirche bis hin zur Zensur nach
sich zog. Räumlich unmittelbar auf Württemberg beschränkt, wird
Canz gleichwohl eine besondere Rolle innerhalb der
theologiegeschichtlichen Entwicklung hin zur Neologie
zugesprochen. Die christliche Sittenlehre ist im <hi>Unterricht
von den Pflichten der Christen, oder theologische Moral, zum
academischen und allgemeinen Gebrauch ausgefertigt</hi>
(1749) abgehandelt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_4">
<label>Crusius</label>
<p>Der von der Orthodoxie respektierte, in neologischen Kreisen
dagegen verspottete Christian August Crusius (1715–1775) wirkte
ab 1744 als außerordentlicher Professor der Philosophie und ab
1750 als Professor der Theologie in Leipzig (als entschiedener
Gegner Ernestis) dem Wolffianismus entgegen. Immer wieder wird
in diesem Zusammenhang auch auf seinen Einfluss auf Kant
hingewiesen. Theologisch war Crusius' von Johannes Coccejus
(1603–1669) und den apokalyptischen Vorstellungen Johann
Albrecht Bengels beeinflusst. In seiner Konzeption der
Sittenlehre, wie sie v.a. in der zweibändigen Darstellung
<hi>Kurzer Begriff der Moraltheologie oder nähere Erklärung
der praktischen Lehren des Christenthums</hi> (1772/1773)
niedergelegt ist, wird der Gehorsam gegen den Willen Gottes zum
obersten Prinzip erhoben, Moral also theonom
begründet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_5">
<label>Mosheim</label>
<p>Im Hinblick auf die christliche Moral verbindet sich der Name
Johann Lorenz von Mosheims insbesondere mit der fünfbändigen
<hi>Sitten-Lehre der Heiligen Schrift</hi> (1735–1753), die
von Johann Peter Miller (1725–1789), einem Schüler und
Vertrauten Mosheims, um vier Bände erweitert wurde (1762–1770).
Nicht zuletzt aufgrund der immer wieder gerügten
Weitschweifigkeit besorgte Miller zudem einen <hi>Auszug</hi>
(1765).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_6">
<label>Compendien von F. W. Schmid, Ammon, Snell</label>
<p>Gemeint ist der auch als <hi>Moralschmid</hi> bekannte Johann
Wilhelm Schmid (1744–1798), der den zunächst in kleineren
Schriften vertretenen Einklang von philosophischer und
theologischer bzw. kantischer und christlicher Moral in seiner
<hi>Theologische[n]</hi> (1793) und der <hi>Christliche[n]
Moral</hi> (1797–1804), deren zweiter und dritter Band von
Carl Christian Erhard Schmid (1761–1812) besorgt wurden,
ausgeführt hat. Kompendiösen Charakter haben sein <hi>Kurzer
Abriß der Religions- und Sittenlehre für die christliche
Jugend</hi> (1791) sowie das <hi>Lehrbuch der theologischen
Moral für Vorlesungen</hi> (1794). Ebenfalls unter dem
Einfluss Kants stehen Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850)
<hi>Die christliche Sittenlehre nach einem
wissenschaftlichen Grundrisse zunächst für seine
Vorlesungen</hi> (1795) sowie Johann Peter Ludwig Snells
(1764–1817) <hi>Critik der Volksmoral für Prediger nach
Kantischen Grundsätzen bearbeitet</hi> (1793).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_7">
<label>Vogel, Stäudlin</label>
<p>Für Paul Joachim Siegmund Vogel (1753–1834) ist das aus dem
<hi>Lehrbuch der christlichen Moral zu akademischen
Vorlesungen</hi> (1803) hervorgegangene <hi>Compendium der
christlichen Moral zu akademischen Vorlesungen</hi> (1805)
zu nennen, aus den unterschiedlichen Arbeiten Karl Friedrich
Stäudlins (1761–1826) zur Moral kommen der die Tugendlehre
enthaltende erste Teil der <hi>Grundrisse der Tugend- und
Religionslehre zu akademischen Vorlesungen für zukünftige
Lehrer in der christlichen Kirche</hi> (1798), die
<hi>Grundsäze der Moral zu akademischen Vorlesungen für
zukünftige Lehrer in der christlichen Kirche</hi> (1800)
sowie dessen <hi>Neues Lehrbuch der Moral für Theologen nebst
Anleitungen zur Geschichte der Moral und der moralischen
Dogmen</hi> (1813) in Frage.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_8">
<label>Reinhard</label>
<p>Indem Franz Volkmar Reinhard in seiner Moralkonzeption zum einen
auf Begründungen aus der Wolffianischen Tradition zurückgreift,
zum anderen aber auch die Lektüre Kants erkennen lässt, markiert
sein zweibändiges <hi>System der christlichen Moral</hi> (1788),
in späteren Auflagen auf fünf Bände erweitert, einen Übergang.
Aufgrund seines Verhaftetseins im Wolffianismus wird Reinhard
bisweilen auch als konservativer Aufklärer
bezeichnet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_9">
<label>Garve in seiner Schrift über die Moralprincipien alter und
neuer Schulen</label>
<p>Christian Garves <hi>Uebersicht der vornehmsten Principien der
Sittenlehre, von dem Zeitalter des Aristoteles an bis auf
unsre Zeiten</hi> (1798) reicht bis Kant. Zeitnah erschienen
auch <hi>Eigene Betrachtungen über die allgemeinsten Grundsätze
der Sittenlehre. Ein Anhang zu der Uebersicht der
verschiednen Moralsysteme</hi> (1798).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_10">
<label>Moralsystem Reinhard's, wovon er den letzten Theil nicht
vollenden konnte</label>
<p>S.o.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_204_zusatz_11">
<label>Eine solche Bearbeitung liegt […] in meinen Plänen für die
Zukunft</label>
<p>Den Plan einer christlichen Sittenlehre auf biblischer Grundlage
hat Niemeyer nicht mehr umgesetzt.</p></note>
</div></rdg>
</app>
<div n="205" type="section" id="section_2_205">
<head><pb edRef="#c" n="262"/>
<app>
<lem>205</lem>
<rdg wit="#a" type="v">492</rdg>
</app>.</head>
<p>Noch könnte man als Theile der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral das ansehen, was <app>
<lem>manche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Manche</rdg>
</app> unter dem Na<pb edRef="#b" n="305"/>men der <hi>Casuistik,
Ascetik</hi> und <hi>Mystik</hi> begreifen. – Unter dem Namen der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Casuistik</term>
</index><hi>Casuistik</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Casuistik</hi></rdg>
</app> oder casuistischen Theologie, <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">versteht</rdg>
</app> man <app>
<lem>sich</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> eine <app>
<lem>Anweisung denken, wie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Anweisung,</rdg>
</app> die göttlichen Gesetze auf vorkommende <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Fälle mit <app>
<lem>Vorsichtigkeit müßten angewendet werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Vorsicht anzuwenden</rdg>
</app>. Weil aber diese weise Anwendung stets in Rücksicht auf die ins
Unendliche <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Umstände <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Fällen geschehen muß, so sind der dahin gehörigen allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln nur so wenige, und sie sind so allgemein, daß sie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der wirklichen Anwendung <pb edRef="#a" n="569"/> viel zu
unzureichend sind. Und dieses <app>
<lem>wenige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wenige</rdg>
</app>, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> über die <index indexName="subjects-index">
<term>Collision</term>
</index>Collision der <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ja in der Moral eben sowohl mit vorgetragen werden, ohne daß man
nöthig hat, eine besondere Wissenschaft daraus zu machen. Der beste
Unterricht in einer solchen vorsichtigen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index>Anwendung</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Anwendung,</rdg>
</app> liegt in recht deutlichen und bestimmten Begriffen von unsern
Pflichten, in genauer Aufsuchung der Absichten Gottes <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> besondern Gesetzen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">oder ihres <hi>Geistes</hi> im Gegensatz des
bloßen Buchstabens</rdg>
</app>, und in genau bestimmten Gründen, die uns <app>
<lem>wozu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu etwas</rdg>
</app> verpflichten, wozu hernach eine reifliche <app>
<lem>Erwegung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erwägung</rdg>
</app> der jedesmaligen Umstände kommen muß. Die fleißige <index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung in praktischer Beobachtung und Beurtheilung <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_a_1_209">209</ref>)</rdg>
</app> nach gedachten Begriffen, Absichten und Gründen; das Studium der
moralischen Natur des Menschen und der Geschichte, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_219">222</ref>);</rdg>
</app> und die sorgfältige Aufmerksamkeit auf <app>
<lem>(freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">(freilich</rdg>
</app> nicht häufige) <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> von weisen Entscheidungen solcher <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Fälle, helfen hier weit mehr, als das ängstliche Studium allgemeiner
Regeln. Die meisten casuistischen Schriftsteller sprechen mehr <pb edRef="#b" n="306"/> nach Herkommen, menschlichem Ansehen und Gutdünken,
als nach ge<pb edRef="#c" n="263"/>dachten richtigen Grundsätzen und <app>
<lem>Beobachtungen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beobachtungen;</rdg>
</app> verlieren sich auch zum Theil so sehr in bloß <app>
<lem>abstrakten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">abstracten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Speculationen</term>
</index>Speculationen, daß ihre Versuche, der Moral und brauchbaren
Entscheidung <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Fälle danach, mehr schädlich als nützlich <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
</app> sind.</p>
</div>
<div n="206" type="section" id="section_2_206">
<head><app>
<lem>206</lem>
<rdg wit="#a" type="v">493</rdg>
</app>.</head>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Ascetik</term>
</index><hi>Ascetik</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">(Uebungslehre)</rdg>
</app>, als ein Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral genommen, wird 1) bisweilen in weiterm Verstande <pb edRef="#a" n="570"/> von der Anweisung verstanden, <app>
<lem>tugendhaft</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gottselig</rdg>
</app> zu werden, und sich so zu beweisen. So fern die Moral überhaupt auch
von den Mitteln zur <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottseligkeit</rdg>
</app> handelt, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten die beste Art zeigt, wie sie ausgeübt werden müssen (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_202">202</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_202">489</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_202">202.</ref></rdg>
</app>), macht sie eine <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Wissenschaft dieser Art entbehrlich. Es ist auch nicht rathsam, sie
von der Moral zu trennen, weil gegründete und nicht willkürliche Regeln oder
Rathschläge auf deutlichen und bestimmten Begriffen von der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit und unsern Pflichten beruhen müssen. Gründet man sie
darauf nicht – und das scheinen die zu thun, welche Ascetik noch von Moral
unterscheiden: – so können ascetische Schriften viel Gutes enthalten, das
aber nicht immer allgemein wahr und nützlich <app>
<lem>ist; sie legen auch gemeiniglich</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ist,</rdg>
</app> auf zufällige Dinge zu <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Werth <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">legt</rdg>
</app>, und <app>
<lem>mischen <app>
<lem><hi>so</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">so</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">so</rdg>
</app> manches Willkürliche und Irrige mit <app>
<lem>ein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einmischt</rdg>
</app>, daß man sich nicht sicher <app>
<lem>auf sie <app>
<lem>verlaßen kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verlassen kann</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">darauf verlassen kan</rdg>
</app>, ja oft, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der besten Meinung, zu Ausschweifungen ver<pb edRef="#b" n="307"/>leitet wird. – Bisweilen aber unterscheidet man auch <hi>moralische</hi>
und <hi>ascetische</hi> Schriften 2) nachdem sie mehr auf Erkenntniß der <app>
<lem>Tugend</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottseligkeit</rdg>
</app> und <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Pflichten, oder mehr auf das Herz und zur Beförderung des Eindrucks
jener Erkenntniß arbeiten. – <app>
<lem>Beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> sollte nicht getrennt werden, obgleich das Eine zunächst mehr der
Zweck des Un<pb edRef="#c" n="264"/>terrichts seyn könnte, als das <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>. – Manchmal nennt man auch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_206_1"/><app>
<lem>3)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> moralische <app>
<lem>Schriften,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schriften</rdg>
</app> die, welche mehr durch deutliche Begriffe und Bewegungsgründe, und
ascetische, die mehr durch sinnliche Vorstellungen die <pb edRef="#a" n="571"/> Gottseligkeit lehren und empfehlen sollen. <app>
<lem>Beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beiderlei</rdg>
</app> Vortrag <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nach Beschaffenheit der <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände nützlich seyn (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_175">175</ref>–<ref target="#section_2_177">177</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_175">462</ref>–<ref target="#section_2_177">64</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_175">175</ref>–<ref target="#section_2_177">177.</ref></rdg>
</app>), und müßte billig, so weit es möglich ist, verbunden werden; nur
müßte man auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem das nicht aus der Acht <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, was oben (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_174">174</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_174">461</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_174">174.</ref></rdg>
</app>) gesagt worden ist. – Wollte man <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">aber, wie Einige gethan haben,</rdg>
</app> 4) <hi>Ascetik</hi> eine Anweisung zu <app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einem</rdg>
</app> Vortrag von der letztern Art <app>
<lem>nennen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nennen,</rdg>
</app> so würde Ascetik von der <app>
<lem>Anweisung zum populären Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anweisung zum <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populären Vortrag</hi></rdg>
</app> nicht verschieden seyn.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_206_1">
<label>3)</label>
<p>In der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> fehlt die Aufzählungszahl
„3)“, auf „2)“ folgt „4)“.</p></note>
</div>
<div n="207" type="section" id="section_2_207">
<head><app>
<lem>207</lem>
<rdg wit="#a" type="v">494</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> den schwankenden Begriffen, die man mit dem Wort <index indexName="subjects-index">
<term>Mystik</term>
</index><hi>Mystik</hi> oder <hi>mystische Theologie</hi> verknüpft, scheint
es doch, wenn man auf den Gebrauch Acht giebt, den man von diesem Namen
macht, und nach diesem einen bestimmten <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriffe</rdg>
</app> sucht, daß sich diese <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Begriffe auf <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> zurückführen <app>
<lem>laßen.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen.</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">lassen:</rdg>
</app> 1) Eine <app>
<lem>Anwei<pb edRef="#b" n="308"/>sung, Gott <index indexName="subjects-index">
<term>ähnlich</term>
</index>ähnlich zu werden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anweisung, Gott ähnlich zu werden</hi></rdg>
</app>. <app>
<lem>Alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Alsdenn</rdg>
</app> ist sie, wenn es nur von einer sittlichen, nicht physischen,
Aehnlichkeit verstanden wird, von der Moral eigentlich nicht verschieden, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> daß man in dieser letztern auch vieles, was recht ist, ohne Beziehung
auf <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index><hi>Gott</hi> betrachten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und daß gewisse <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Erhaltung unsers Lebens durch gesunde Nahrungsmittel und gute
Lebensordnung, zwar immer Gottes Willen gemäß seyn müssen, aber in Gott
nichts Aehnliches haben. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">In einem andern Sinn versteht man darunter</rdg>
</app> 2) Anweisung zu Uebungen überhaupt, wo<pb edRef="#c" n="265"/>durch
man zu dieser Aehnlichkeit mit Gott gelangen <app>
<lem>kan. Alsdenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann. Alsdann</rdg>
</app> wäre sie mit der Ascetik <pb edRef="#a" n="572"/> im ersten Verstande
(§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_206">206</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_206">493</ref></rdg>
</app>) einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_2_206">206.</ref>)
einerlei</rdg>
</app>, und ein Theil der Moral. 3) Im eigentlichsten und engsten Verstande
aber, eine Anweisung zu solchen Uebungen, wodurch man, vermittelst des
unmittelbaren Einflusses Gottes, dem man sich ganz überläßt, ohne ihn durch
den Gebrauch <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> Kräfte oder <app>
<lem>äusserlicher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlicher</rdg>
</app> Hülfsmittel zu stören, zur höchst möglichsten <index indexName="subjects-index">
<term>Aehnlichkeit</term>
</index>Aehnlichkeit mit Gott, in Gesinnungen und in Seligkeit, gelangt. <app>
<lem>Hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hierbei</rdg>
</app> würde <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> unser Betragen zu diesem Zweck, nicht auf dem Gebrauch und Befolgung
weder der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, noch der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift <app>
<lem>beruhen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beruhen;</rdg>
</app> wenigstens würde, was diese <app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
</app> uns von Gottes Willen lehren, erst dem Ausspruch <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> innern Empfindungen unterworfen <app>
<lem>werden; welches</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden müssen. Dieß ist</rdg>
</app> der nächste Weg zur <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Schwärmerey</term>
</index>Schwärmerey ist</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schwärmerei</rdg>
</app>. Da nun die Verwechselung unsrer <app>
<lem>Phantasien</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Phantasieen</rdg>
</app> mit unsern <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen so leicht ist, und wir <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> dem Gebrauch der Vernunft und der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift schlechterdings kein Mittel haben, <pb edRef="#b" n="309"/> Wahres vom Falschen, göttliche Weisheit von menschlicher Thorheit, zu
unterscheiden: so mag immerhin die Mystik, oder was man durch ihre Anweisung
lernt, viel Schätzbares enthalten, welches, nach der Vernunft und Schrift
geprüft, und danach geläutert, uns wenigstens manches Gute eindrücklicher
machen <app>
<lem>kan,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann;</rdg>
</app> aber trüglich bleibt sie <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app> sich immer, und verdient ohnehin, da sie nicht auf deutlichen
Begriffen beruht, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auf keine Weise</rdg>
</app> den Namen einer Wissenschaft <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>.</p>
<app type="structural-variance">
<lem><note place="end"><seg id="var_2_207_p1"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> noch die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_207_1"/><hi>Anweisung</hi> zur Kenntniß der
theologischen <app>
<lem>Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bücher,</rdg>
</app> §. 280 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><seg id="var_2_207_p2">{<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_207_2"/>Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die <hi>Mystik
unserer</hi> Zeit, im 3ten Theil bei der praktischen
Theologie. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>D. H.</abbr>
<expan>Der Herausgeber</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end"><p copyOf="#var_2_207_p1"/>
<p copyOf="#var_2_207_p2"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_207_1">
<label>Anweisung zur Kenntniß der theologischen Bücher §. 280 f.</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_207_2">
<label>Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die Mystik unserer Zeit, im
3ten Theil bei der praktischen Theologie</label>
<p>Im dritten Teil der <hi>Anweisung</hi> kommen einzig die Ausführungen zum
Begriff der <hi>Salbung</hi> in Frage (vgl. III § 55).</p></note>
</div>
<div n="208" type="section" id="section_2_208">
<head><pb edRef="#a" n="573"/>
<pb edRef="#c" n="266"/>
<app>
<lem>208</lem>
<rdg wit="#a" type="v">495</rdg>
</app>.</head>
<p>Ehe man zur systematischen Theologie schreitet, ist es zur deutlichen
Ueberzeugung nothwendig, vorher eine feste <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung von den Sätzen zu haben, worauf das göttliche <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Ansehen</rdg>
</app> der heiligen Schrift und der darin <app>
<lem>enthaltnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erhaltenen</rdg>
</app> Lehre sowohl, als der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubwürdigkeit</term>
</index>Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte beruht, ohne welche Ueberzeugung
die aus der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift <app>
<lem>gezogne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gezogenen</rdg>
</app> Sätze nicht <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> als sicher angenommen und aufgeklärt werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">können</rdg>
</app>. Diese vorläufig nothwendigen Sätze müssen also nicht erst aus der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift, sondern schon <app>
<lem>anderwärtsher</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">aus Betrachtung der Natur</rdg>
</app> bekannt und erweislich <app>
<lem>seyn;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seyn:</rdg>
</app> und dahin gehört 1) <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was uns von <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index>Gott, seinen Eigenschaften, und dem daraus <app>
<lem>fließenden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fliessenden</rdg>
</app> Verhältniß zwischen ihm und <app>
<lem>uns aus der Natur</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">uns, natürlich</rdg>
</app> bekannt seyn <app>
<lem>kan.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann;</rdg>
</app> 2) <app>
<lem>Alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles,</rdg>
</app> was die Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel selbst, und der darin <app>
<lem>vorgetragnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgetragenen</rdg>
</app> Lehre angeht, deren gött<pb edRef="#b" n="310"/>liches <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Ansehen</rdg>
</app> mit deutlicher Ueberzeugung erkannt werden soll; folglich sowohl die
Geschichte der biblischen Bücher, wenigstens der ganzen Sammlung, die wir
unter dem Namen der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift für eine Quelle der göttlichen Wahrheit <app>
<lem>ansehn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ansehen</rdg>
</app>, als auch die Geschichte der darin stufenweise bekannt gemachten
göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarungen</term>
</index>Offenbarungen. Und da diese <app>
<lem>letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">letztere</rdg>
</app> meistens und allein recht <app>
<lem>zuverläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverlässig</rdg>
</app> aus der Bibel selbst geschöpft, das göttliche <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Ansehen</rdg>
</app> dieser Nachrichten aber nicht schon vorausgesetzt werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>: so ist nicht nur eine Kenntniß der <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln nöthig, wonach die Glaubwürdigkeit dieser Nachrichten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> erwiesen werden, sondern wir bedürfen auch historischer Kenntnisse, <app>
<lem>wonach sich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">um</rdg>
</app> darthun <app>
<lem>laße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lasse</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">zu können</rdg>
</app>, daß die in den biblischen Büchern <app>
<lem>vorkommende</lem>
<rdg type="v" wit="#c">vorkommenden</rdg>
</app> Nachrichten von den göttlichen Lehren und ihrer Geschichte, alle
Kennzeichen der Glaubwürdigkeit haben.</p>
</div>
<div n="209" type="section" id="section_2_209">
<head><pb edRef="#a" n="574"/>
<pb edRef="#c" n="267"/>
<app>
<lem>209</lem>
<rdg wit="#a" type="v">496</rdg>
</app>.</head>
<p>Jene <index indexName="subjects-index">
<term>natürlich</term>
</index>natürlichen Kenntnisse von <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index>Gott sind zwar in der natürlichen Theologie <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_a_1_195">195</ref>)</rdg>
</app> enthalten, und die andern vorläufigen historischen Kenntnisse von der
<index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel und von ihrer <app>
<lem>Geschichte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Geschichte,</rdg>
</app> findet man in den Büchern, welche die Kritik der heiligen Schrift,
oder eine Einleitung in das alte und neue Testament liefern (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_25">25.</ref>
<app>
<lem><ref target="#section_2_34">34</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_34">34.</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_2_25">312.</ref>
<ref target="#section_2_34">321</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_2_51">51</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_51">338</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_51">51.</ref></rdg>
</app>); auch pflegt man die nothwendigsten <app>
<lem>hieher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierher</rdg>
</app> gehörigen Kenntnisse vorläufig <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Abhandlung der <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index>dogmatischen Theologie vorzutragen. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Allein in der natürlichen Theologie nimmt man nicht immer Rücksicht
<pb edRef="#b" n="311"/> auf die Möglichkeit und die Kennzeichen einer
nähern göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung; es <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> sich auch von vorne her zwar wohl Merkmale angeben, woran eine
fälschlich <app>
<lem>vorgegebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgegebene</rdg>
</app> Offenbarung erkannt werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, aber keine <app>
<lem>unleugbare</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbaren</rdg>
</app> Kennzeichen, woran eine wirklich wahre Offenbarung zu erkennen <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app>. <app>
<lem>Ueberdies kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ueberdieß kann</rdg>
</app> man diese, <app>
<lem>jedem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jeden</rdg>
</app> Menschen <app>
<lem>nothwendige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nothwendigen</rdg>
</app>, Kenntnisse von <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gott,</rdg>
</app> nicht gemeinnützig und anschaulich genug machen, um lebhafte
Eindrücke davon zu <app>
<lem>befördern,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befördern:</rdg>
</app> und daher sind Betrachtungen über die sichtbare <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur, und die in ihr <app>
<lem>unleugbar</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbar</rdg>
</app> herrschende <index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung und Absichten sehr nöthig <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_a_1_197">197</ref>)</rdg>
</app>, die unmöglich so in der Kürze vorgelegt werden können, sondern
vielmehr ein <app>
<lem>besondres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besonderes</rdg>
</app> Studium erfordern. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> In den sogenannten Einleitungen in die <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice>
<app>
<lem>Schrift</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schrift,</rdg>
</app> oder zur biblischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik, sind entweder, nach ihrer eingeschränkten Absicht, nur die
historischen Kenntnisse vorgetragen, ohne eine nähere Anwendung auf das
göttliche Ansehen, oder auch nur <pb edRef="#a" n="575"/> auf die
Glaubwürdigkeit der biblischen Bücher zu machen, oder daraus den <index indexName="subjects-index">
<term>Beweis</term>
</index>Beweis für dieselbe deutlich zu führen; oder dieser Beweis ist mit
so weniger Genauigkeit und Discretion geführt, daß man darauf keine <app>
<lem>sichere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sichre</rdg>
</app> Ueberzeugung gründen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Endlich, wenn man <pb edRef="#c" n="268"/> auch den Beweis des
göttlichen Ansehens dieser Bücher wohl entbehren <app>
<lem>könnte:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könnte,</rdg>
</app> so ist es doch sehr nöthig, die Vorurtheile wegzuräumen, und die
allgemeinen Zweifel zu heben, die man mit <app>
<lem>großem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossem</rdg>
</app> Schein gegen die biblischen Bücher oder deren Inhalt machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, als welche weit mehr die wahre Ueber<pb edRef="#b" n="312"/>zeugung
von ihrem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Werth hindern, als der Mangel eines Beweises von ihrem göttlichen
Ursprung. Denn jene hindern selbst die Aufmerksamkeit auf diese Bücher und
deren Gebrauch; ist man aber erst so weit gebracht, daß man sie nur mit <app>
<lem>unbefangnem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unbefangenem</rdg>
</app> Gemüth lieset, betrachtet, und die Probe davon macht, was für selige
Folgen aus der Beobachtung ihrer Lehren <app>
<lem>entstehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstehen</rdg>
</app>: so rechtfertigt sich <app>
<lem>nachher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nachwärts</rdg>
</app> ihr göttlicher Werth von selbst. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Aus allen diesen Ursachen sind <app>
<lem>besondere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">besondre</rdg>
</app> Vorlesungen über die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit und den <index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion und des <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthums überhaupt, oder das Studium dahin abzielender Bücher
sehr zu <app>
<lem>empfehlen; zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">empfehlen, zumal</rdg>
</app> wenn die Umstände der Zeit dergleichen Untersuchungen noch weit
nothwendiger machen als <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> über <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> angebliche Lehren des Christenthums.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Die vornehmsten sind in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_209_1"/><hi>Anweisung</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. 178 bis <app>
<lem>197</lem>
<rdg wit="#c" type="v">197.</rdg>
</app> angeführt.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_209_1">
<label>Anweisung etc. §. 178 bis 197</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
</div>
</div>
</div>