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<supplied reason="column-title">Titelblätter</supplied>
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<term>Steinbart, Gotthilf Samuel</term>
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Steinbarts</persName>
<lb/>Königl. Preußl. Konsistorialraths und öffentlichen Lehrers
<lb/>der Gottesgelehrsamkeit und Vernunftweisheit bey der
<lb/>Universität zu Frankfurth an der Oder</docAuthor>
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<orig>System <lb/>der reinen <lb/>Philosophie oder
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oder Glückseligkeitslehre des Christenthums</supplied>
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<titlePart type="sub">für die <lb/>Bedürfnisse seiner aufgeklärten
Landesleute <lb/>und andrer <lb/>die nach Weisheit fragen
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<docEdition>Zweite sehr vermehrte Auflage.</docEdition>
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<titlePart type="main">wichtige Zusätze <lb/>zu seinem <lb/>System
<lb/>der reinen <lb/>Philosophie oder Glückseligkeitslehre
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<titlePart type="sub">für die <lb/>Besitzer der ersten Auflage
<lb/>aus der zweiten herausgezogen.</titlePart>
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<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a1">
<label>in der Waysenhaus und Frommannischen Buchhandlung</label>
<p>Steinbarts theologische Publikationstätigkeit stand im Zusammenhang mit den
Modernisierungsprozessen der Züllichauer Waisenhausbuchhandlung, die von
seinem Großvater, dem Züllichauer Nadlermeister Siegmund Steinbart
(1677–1739), im Jahr 1719 nach dem Vorbild der Franckeschen Stiftungen
gegründet worden war. Das Waisenhaus wurde 1727 um eine Druckerei und eine
Buchhandlung erweitert, deren Programm zunächst von pietistischer
Erbauungsliteratur dominiert war. Die Leitung wurde von dem in die Familie
eingeheirateten Verleger Gottlob Benjamin Frommann (1702–1741) und nach
dessen Tod von seinem Sohn, den im Titelblatt der vierten Auflage der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> genannten Förderer der Aufklärung und
Vetter Steinbarts, Nathanael Sigismund Frommann (1736–1786), übernommen. In
dieser Phase erweiterte sich das Programm u.a. um philologische Werke und
firmierte ab jetzt unter dem Namen „Waysenhaus und Frommanische
Buchhandlung“. Nach einer längeren Produktionspause während des
Siebenjährigen Krieges (1756–1763) bekam der Verlag das Privileg zur
Errichtung einer Buchhandlung in Freystadt, und Nathanael Sigismund
Frommanns Bruder, Johann Carl Frommann (1740–1797), übernahm die Leitung.
Nun sollte sich der Verlagsschwerpunkt endgültig in Richtung
aufklärungstheologischer und -philosophischer Schriften verlagern: Neben
Steinbarts <hi>Glückseligkeitslehre</hi> wurden beispielsweise auch Johann
Gottlieb Töllners <hi>Katechetischer Text oder Unterricht vom christlichen
Lehrbegriff für Unstudirte</hi> (1765, <hi rend="superscript">2</hi>1772; erscheint als BdN X) und Carl Friedrich Bahrdts <hi>Kirchen-
und Ketzer-Almanach für das Jahr 1781</hi> (unter Angabe des fingierten
Druckortes: „Häresiopel, im Verlag der Ekklesia pressa“) bei Frommann
verlegt. Steinbart selbst hatte als Leiter des Waisenhauses Einfluss auf das
Verlagsprogramm. Erst am 30. November 1785 ging der Verlag vertraglich in
Frommanns Besitz über.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_c1">
<label>bei Nathanael Sigismund Frommanns sel. Erben</label>
<p>Carl Friedrich Ernst Frommann (1765–1837), der Sohn von Nathanael Sigismund
Frommann und Neffe von Steinbart, übernahm 1786 zwanzigjährig die Leitung
der Verlagsbuchhandlung und ehrte dabei das Andenken seines kürzlich
verstorbenen Vaters, indem er die Schriften des Verlages unter der
Firmierung „Nathanael Sigismund Frommanns Erben“ veröffentlichte. Er führte
die Verlagstradition mit ihrer Hinwendung zu neologischen Schriften fort und
orientierte sich darüber hinaus vermehrt am zeitgenössischen
Bildungsstreben, indem er Lehrbücher für Schulen und Universitäten,
Wörterbücher der alten und neuen Sprachen sowie pädagogische Schriften
verlegte. Im Laufe der 1790er Jahre rückten Schriften zur Freimaurerei und
zur Philosophie Immanuel Kants in den Mittelpunkt des Verlagsprogramms. Im
Zuge dessen sollte die neologische Glückseligkeitslehre insgesamt an
Einfluss verlieren, was sich in den Umsätzen des Frommann-Verlags
wiederspiegelte. Vgl. Carl Friedrich Ernst Frommann, <hi>Aufzeichnungen über
die Entwicklung des Frommann-Verlages</hi>, 1837: „Steinbarts [...]
Glückseligkeitslehre, ein Buch welches zu jener Zeit Epoche machte und von
der Gegen-Parthey gewaltig verkezzert ward, jezt aber sich ganz überlebt
hat, wie alle Schriften dieses Verfassers. Die erste Auflage 1250. Die 2te
1779, 2000. Die 3te 1786, 2000. die sich auch in 8 Jahren bis 1794, wo die
4te und letzte auch mit 2000. Auflage folgte, vergriffen hatte. Aber indes
hatte die Kantische Philosophie immer mehr Terrain gewonnen und stand so
dieser consequentesten Praeconisation des Eudämonismus am feindlichsten
entgegen. Daher mußte der im Buchhandel nicht seltne Fall eintreten, daß an
späteren Auflagen ein Theil des aus den früheren Auflagen gezogenen
Vortheils wieder verloren geht“ (GSA 21/16-1, Bl. 17v).</p>
</note>
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<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="ptl"><div type="preface" xml:id="st_preface_1794">
<head type="main"><pb edRef="#d" type="sp" n="III"/>Vorrede</head>
<head type="sub">zur vierten Auflage, von 1794.</head>
<p>Diese Schrift ist im Jahre 1778 ausgearbeitet und herausgegeben
worden, und muß daher in Beziehung auf die damalige Lage der
theologischen Litteratur von den Gelehrten beurtheilet werden. Die
Dedication und die Vorreden zu den 3 ersten Ausgaben sind dazu
gehörige <pb edRef="#d" n="IV"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>historische Denkmähler</term>
</index>historische Denkmähler; daher ich sie unverändert wiederum
abdrucken lasse. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_dIII"/>Was ich in Rücksicht auf neuere <index indexName="subjects-index">
<term>kirchliche Begebenheiten</term>
</index>kirchliche Begebenheiten und auf die Einwürfe einiger <index indexName="subjects-index">
<term>Kantianer</term>
</index>Kantianer gegen die <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Philosophie</term>
</index>christliche Philosophie und deren Moralprincipien zu sagen
habe, findet man im vierten Hefte meiner philosophischen
Unterhaltungen.</p>
<p rend="right-aligned">Der Verfasser.</p>
</div></rdg>
</app>
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<head type="main"><choice>
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<pb edRef="#b" type="sp" n="3"/>
<pb edRef="#c" n="3" type="sp"/>
<pb edRef="#d" n="V" type="sp"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b3"/>An Seine
<lb/>Hochfreyherrliche Excellenz <lb/>den Hochgebornen Herrn
<lb/><index indexName="persons-index">
<term>Zedlitz, Karl Abraham von</term>
</index>
<persName ref="textgrid:3r67v">Carl Abraham <lb/>Freyherrn von
Zedlitz</persName>
<lb/>Königl. würklichen Geheimen Etats- und <lb/><app>
<lem>Justitzminister</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Justitz-Minister</rdg>
</app>, <lb/>Erbherrn auf Capsdorf, Michelwitz <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<lb/>als <lb/>Chef des geistlichen Departement <lb/>und <lb/><app>
<lem>Oberkuratoren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Obercuratoren</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">Oberkurator</rdg>
</app> der Universitäten. <pb edRef="#a" type="sp" n="4"/>
<pb edRef="#b" type="sp" n="4"/>
<pb edRef="#c" type="sp" n="4"/>
<pb edRef="#d" n="VI" type="sp"/></orig>
<supplied reason="column-title">Dedikation</supplied>
</choice></head>
<head type="sub"><pb edRef="#a" type="sp" n="5"/>
<pb edRef="#b" type="sp" n="5"/>
<pb edRef="#c" type="sp" n="5"/>
<pb edRef="#d" type="sp" n="VII"/>
<hi>Hochgeborner Freyherr</hi>, <lb/>Höchstgebietender Herr Geheimer
Etatsminister, <lb/>Mein gnädiger Chef.</head>
<p>Als <choice>
<abbr><hi>Ew.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice>
<hi>Excellenz</hi> mir vor vier Jahren das <index indexName="subjects-index">
<term>öffentliches Lehramt</term>
</index>öffentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramt der Gottesgelehrsamkeit bey der hiesigen Universität, mit
Genehmigung des Königes, übertrugen, hatte ich bereits einige Jahre vorher
das <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück genossen, bey der Bearbeitung der Entwürfe zur weitern <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung und <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung der <index indexName="subjects-index">
<term>Sittlichkeit</term>
</index>Sittlichkeit unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation <app>
<lem><choice>
<abbr><hi>Ewr.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr><hi>Ew.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice></rdg>
</app>
<hi>Excellenz</hi> nach meiner <pb edRef="#a" type="sp" n="6"/><pb edRef="#b" type="sp" n="6"/><pb edRef="#c" type="sp" n="6"/> ganzen
Denkungsart näher <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">bekannt</rdg>
</app> geworden zu seyn. <choice>
<abbr><hi>Ew.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice>
<hi>Excellenz</hi>
<app>
<lem>äusserten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußerten</rdg>
</app> in dieser Rücksicht das Zutrauen zu mir, daß ich in meinem
akademischen Amte solche <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger bilden würde, wie sie die Einwohner der königl. Länder und
besonders der Marken nach dem jetzigen Maaß ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Kultur</term>
</index><app>
<lem>Kultur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cultur</rdg>
</app> bedürften. Ich habe meine ehrerbietigste Dankbegierde gegen dieses
gnädige Zutrauen nur durch das Bestreben, mich vermittelst der emsigsten
Erfüllung meiner <app>
<lem>Amtspflichten,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Amtspflichten</rdg>
</app> desselben immer würdiger zu machen, in dem engen Bezirk meines
Hörsals bis<pb edRef="#d" type="sp" n="VIII"/>her <app>
<lem>geäussert</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geäußert</rdg>
</app>: weil ich zuvörderst alle Disciplinen, welche <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit für ein gesittetes Volk auszubilden erforderlich sind,
vollständig ausarbeiten <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">wollte</rdg>
</app>, bevor ich einzelne Theile meines Plans <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">bekannt</rdg>
</app> machte. Ich habe nun diese Arbeit vollendet; und überreiche hiermit <choice>
<abbr><hi>Ewr.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<app>
<lem><choice>
<abbr><hi>Hochfreiherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreiherrlich</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v"><choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice></rdg>
</app>
<hi>Excellenz</hi>, als hohem Chef der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen in den <index indexName="subjects-index">
<term>preußische Staaten</term>
</index><choice>
<abbr>Preußl.</abbr>
<expan>Preußisch</expan>
</choice> Staaten, welchem der König die <index indexName="subjects-index">
<term>Fürsorge</term>
</index>Für<pb edRef="#c" type="sp" n="7"/>sorge für <pb edRef="#a" type="sp" n="7"/><pb edRef="#b" type="sp" n="7"/> den <index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Nation</term>
</index>Geist der <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation übertragen hat, mein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System über die Glückseligkeitslehre des Christenthums, und über den <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großen</rdg>
</app> Einfluß desselben auf die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Wohlfahrt</rdg>
</app> der Völker. Da von der immer mehrern Berichtigung dieses Systems der
ganze <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen des <index indexName="subjects-index">
<term>öffentliches Lehramt</term>
</index>öffentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramtes bey der <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation abhängt, so ist dieses ein <app>
<lem>Gegenstand</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gegenstand,</rdg>
</app> der <choice>
<abbr><hi>Ewr.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice>
<hi>Excellenz</hi> ganze Aufmerksamkeit verdient. Des Königes Maj. <app>
<lem>beschliessen</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">beschließen</rdg>
</app> das huldreiche Handschreiben, darin Sie mich der gnädigen Aufnahme
der Ihnen zugeschriebenen Prüfung der Beweggründe zur <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend aus dem Grundsatz der <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstliebe</term>
</index>Selbstliebe, zu versichern geruhet haben, mit den merkwürdigen
Worten: <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b7"/><foreign xml:lang="fra">Les Chretiens se font dans de certaines circonstances une
morale bien oposée à celle, qu’ils envisagent comme divine. Il seroit
utile de bien lever cette <app>
<lem>dif<pb edRef="#d" type="sp" n="IX"/>ficulté</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>dif<pb edRef="#d" type="sp" n="IX"/>ficulte</sic>
<corr type="editorial">dif<pb edRef="#d" type="sp" n="IX"/>ficulté</corr>
</choice></rdg>
</app>, et très important de rechercher la meilleure maniere de former
les hommes, pour que l’amour propre <pb edRef="#a" type="sp" n="8"/><pb edRef="#b" type="sp" n="8"/><pb edRef="#c" type="sp" n="8"/>
soutenu, si vous le voulez, par votre principe, fasse sur <app>
<lem>eux,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">eux</rdg>
</app> dans toutes les circonstances de leur vie, l’impression la plus
promte, la plus sure, la plus generale et la plus constante.</foreign>
Diesen <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großen</rdg>
</app> Zweck, ein habituell wirksames <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> von den Vortheilen einer durchaus tugendhaften Denkungsart unter
allen Umständen des <app>
<lem>Lebens,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Lebens</rdg>
</app> in der <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation zu verbreiten, habe ich ganz eigentlich durch die
gegenwärtige Schrift, vermittelst der Wiederherstellung der reinen <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophie</term>
</index><index indexName="subjects-index">
<term>Philosophie des Christenthums</term>
</index>Philosophie des <app>
<lem>Christenthums</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Christenthums,</rdg>
</app> zu befördern gesucht. <choice>
<abbr><hi>Ew.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice>
<app>
<lem><hi>Excellenz</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic><hi>Excellenz</hi>.</sic>
<corr type="editorial"><hi>Excellenz</hi></corr>
</choice></rdg>
</app> ersuche ich nun ehrerbietigst, und vor dem zuhorchenden <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum <app>
<lem>feierlichst</lem>
<rdg wit="#a" type="v">feyerlichst</rdg>
</app>, mein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System über die christliche Glückseligkeitslehre theils
<hi>Selbst</hi> nach <hi>Dero</hi>
<app>
<lem>erleuchteten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erleuchtetem</rdg>
</app> und <app>
<lem>tiefdringenden</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erleuchtetem</rdg>
</app> Einsicht in wahre und <index indexName="subjects-index">
<term>gemeinnützig</term>
</index>gemeinnützige <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit einer eignen genauern Prüfung zu würdigen: theils dasselbe
auch von den rechtschaffensten und gelehrtesten geistlichen Räthen des
Königes, den Vätern der <pb edRef="#a" type="sp" n="9"/><pb type="sp" n="9" edRef="#b"/><pb edRef="#c" type="sp" n="9"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen von <app>
<lem>beiden <index indexName="subjects-index">
<term>Konfessionen</term>
</index>Konfessionen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">beyden Confessionen</rdg>
</app>, untersuchen zu lassen, und derselben Gutachten zu erfordern. Die
höhere Genehmigung meines Systems von Seiten des hohen Departement der
geist<pb edRef="#d" type="sp" n="X"/>lichen Sachen im königlichen
Etatsministerium, dem nur allein in den königlichen Staaten das
oberrichterliche Amt, was zum Besten der gesamten <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich gelehret werden darf, <app>
<lem>zukomt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">zukommt</rdg>
</app>, wird mir zur besondern Aufmunterung gereichen, in meinem Standpunkt
und so weit der Bezirk meiner Wirksamkeit reicht, nach allen meinen Kräften
zur Beförderung der <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großen</rdg>
</app> und wohlthätigen Entwürfe <choice>
<abbr><hi>Ewr.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice>
<hi>Excellenz</hi> in Absicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Nationalkultur</term>
</index><app>
<lem>Nationalkultur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nationalcultur</rdg>
</app> beyzutragen. Hierdurch hoffe ich zugleich am eigentlichsten mich der <app>
<lem>vorzüglichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorzüglichsten</rdg>
</app>
<app>
<lem>Protektion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Protection</rdg>
</app> und des besonders gnädigen <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlwollen</term>
</index>Wohlwollens ferner empfänglich zu machen, wodurch <choice>
<abbr><hi>Ew.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice>
<hi>Excellenz</hi> mich bisher in so vieler Beziehung zu der
ehrfurchtsvoll<pb type="sp" n="10" edRef="#b"/><pb edRef="#c" type="sp" n="10"/>sten <pb edRef="#a" type="sp" n="10"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Dankbarkeit</term>
</index>Dankbarkeit Ihnen verpflichtet haben, mit welcher ich zeitlebens
seyn werde</p>
<p><choice>
<abbr><hi>Ewr.</hi></abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr><hi>Hochfreyherrl.</hi></abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice>
<hi>Excellenz</hi>, <lb/> Meines gnädigen Chef und <app>
<lem>Herrn</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Herren</rdg>
</app>
<lb/><index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index><app>
<lem>Frankfurth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Frankfurth,</rdg>
</app>
<lb/>den 11ten May <lb/>1778.</p>
<signed>amtsunterthäniger und ganz eigner devotester Verehrer <lb/><index indexName="persons-index">
<term>Steinbart, Gotthilf Samuel</term>
</index><persName><hi>Gotthilf Samuel Steinbart.</hi></persName></signed>
</div>
<div type="preface" xml:id="st_preface_1778">
<head><choice>
<orig><pb edRef="#a" type="sp" n="I"/><pb edRef="#b" n="I" type="sp"/><pb edRef="#c" type="sp" n="I"/><pb edRef="#d" type="sp" n="XI"/> Anrede an das lesende <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum <app>
<lem>bey der ersten Ausgabe von 1778</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>.</orig>
<supplied reason="column-title">Anrede an das lesende Publikum
(1778)</supplied>
</choice></head>
<p>Es ist dieses die erste Schrift, in welcher ich unter meinem eignen Namen im
<index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum erscheine. In meinen bisherigen kleinen Abhandlungen habe
ich nur <foreign xml:lang="lat">incognito</foreign> einige denkende Leute
unterhalten wollen. Nicht alle <app>
<lem>unbenamte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unbenahmte</rdg>
</app> Schriften, die man mir in <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Blättern zugeeignet hat, sind von mir; und auch nach
denen, welche es sind, möchte ich nicht gern gerade zu beurtheilet werden.
<pb n="II" edRef="#b"/> Die <index indexName="subjects-index">
<term>Reisekleider</term>
</index>Reisekleider machen mich darin <app>
<lem>unkentlich</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">unkenntlich</rdg>
</app>; denn ich habe sie insgesamt in einigen Zwischenstunden auf meinen
Geschäftsreisen, wenn ich <app>
<lem>irgendswo</lem>
<rdg wit="#a" type="v">irgends wo</rdg>
</app> einige Tage müßig bleiben mußte, entworfen. Da ich mir nun künftig
zum öftern eine förmliche Audienz beym <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum zu erbitten <pb edRef="#c" n="IV[!]"/> gedenke, und mir
sehr viel an einer gün<pb edRef="#a" n="II"/>stigen Aufnahme gelegen ist, so
erkenne ich es für eine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht des <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlstand</term>
</index>Wohlstandes und der guten <app>
<lem>Ordnung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ordnung</rdg>
</app> mich zuvor wegen meiner schriftstellerischen Herkunft <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich zu legitimiren. Es wird dieses am leichtesten durch eine
kurze Erzählung der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte meiner <app>
<lem>Erkentnisse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntnisse</rdg>
</app> bewirkt werden können.</p>
<p><pb edRef="#d" n="XII"/> Ich bin von einem Vater erzogen worden, der von der
Seite seines natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes, seiner Einsichten in die Geschäfte des Lebens, seiner
Arbeitsamkeit, vorzüglich <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aber,</rdg>
</app> wegen seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit und Amtstreue ein wirklich <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großer</rdg>
</app> und recht vorzüglicher Mann war; allein die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bII"/>Denkungsart desselben
über <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten war zu der Zeit in Halle ausgebildet worden, da <app>
<lem>verschiedene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verschiedne</rdg>
</app> würdige Männer sich rühmlichst bemüheten, den bisherigen ganz <app>
<lem>spekulativen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">speculativen</rdg>
</app> und polemischen Vortrag des Christenthums mehr für das <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz der Menschen zur Erweckung <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guter Gesinnungen einzurichten; dabey aber, wie <pb n="III" edRef="#b"/> es gewöhnlich geschieht, auf der andern Seite zu weit <app>
<lem>gingen,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gingen</rdg>
</app> und auf eine <index indexName="subjects-index">
<term>mystisch</term>
</index>mystische <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache verfielen, die zwar gute <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen erregte, aber nicht geschickt war, den <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand gehörig zu erleuchten, und deutliche gründliche Einsichten
in den Zusammenhang der Wahrheiten hervorzubringen. In dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache ward ich über die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion <app>
<lem>unterichtet</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">unterrichtet</rdg>
</app>, und dabey zu überhäuften Andachtsübungen angehalten. Bisweilen
durchliefen gewisse warme <pb edRef="#c" n="V[!]"/> angenehme <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühle</term>
</index>Gefühle mein <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz, die ich für <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit hielt: öfters aber befand ich mich in der größten Unruhe
und Aengstlichkeit, weil ich mich überredete, es läge nur an mir selbst, daß
ich den <app>
<lem>über<pb edRef="#a" n="III"/>spannten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">überspanten</rdg>
</app> Anforderungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nicht genügen <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">könnte</rdg>
</app>. Nicht selten fiel mir dann bey, ich fehlte nur darin, daß ich zu
viel mitwirken <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">wollte</rdg>
</app>, und dann gab ich mir nicht weiter Mühe, auf mich selbst aufmerksam
zu seyn, sondern überließ mich allen jugendlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen in der Erwartung, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade <app>
<lem>wol</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wohl</rdg>
</app> zu rechter Zeit mich wieder ergreifen würde.</p>
<p>Mit dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsfassung</term>
</index>Gemüthsfassung brachte mich mein Vater auf <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bIII"/>die berühmte Schule
des <index indexName="subjects-index">
<term>Kloster Bergen</term>
</index>Klosters Bergen<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">bey Magdeburg</rdg>
</app>. Auch hier herrschte noch damals der <index indexName="subjects-index">
<term>mystisch</term>
</index>mystische Lehrton in <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Religionsvorträgen und mein Vater <pb edRef="#d" n="XIII"/> ward sehr gerne gehört. In <pb n="IV" edRef="#b"/> den
theologischen <app>
<lem>Klassen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Classen</rdg>
</app> lernten wir dagegen <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bIV"/>nach <index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzh"><app>
<lem><choice>
<sic>Baumgartens-</sic>
<corr type="editorial">Baumgartens</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #d" type="typo-correction">Baumgartens</rdg>
</app></persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik und Polemik <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe <app>
<lem><app>
<lem>kunstmässig</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kunstmäßig</rdg>
</app> spalten,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kunstmäßig spalten</rdg>
</app> und bis in solche kleine Theile zergliedern, die nicht mehr mit dem <app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bloßen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstande, sondern nur vermittelst dazu ganz eigentlich zugespitzter
technischer Redformeln annoch gefaßt werden können. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dies</rdg>
</app> hatte ich auch schon selbst so ziemlich gelernt, daß ich nachkünsteln <app>
<lem>konte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">konnte,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">konnte:</rdg>
</app> aber das <app>
<lem>Geheimniß,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Geheimniß</rdg>
</app> aus allen Splittern wiederum ein richtig zusammenhangendes <app>
<lem>Ganze</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Ganzes</rdg>
</app>, einen vollständig deutlichen <app>
<lem>Sachbegrif</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sachbegriff</rdg>
</app>, zusam<pb edRef="#c" n="VI[!]"/>menzusetzen, ward uns nicht
beygebracht, und ist mir ein Geheimniß <app>
<lem>geblieben,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">geblieben;</rdg>
</app> daher ich auch in der Folge diese ganze Kunst als für mich
unfruchtbar aufgegeben habe. Wer mir einen deutlichen <app>
<lem>Begrif</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Begriff</rdg>
</app> von einer <index indexName="subjects-index">
<term>Taschenuhr</term>
</index>Taschenuhr machen will, der zerlege mir solche in ihre merklich
verschiedene <app>
<lem>grössern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größern</rdg>
</app>
<app>
<lem>Theile,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Theile</rdg>
</app> und zeige mir diese einzeln von allen Seiten, und dann die Art der
Zusammensetzung, so werde ich alles be<pb edRef="#a" n="IV"/>greifen; wer
aber die Räder in ihre Zähne <app>
<lem>zerspaltet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zerspaltet</rdg>
</app> und aus jedem Stift noch neue Theile macht, der wird meine
Vorstellung von der Uhr mehr <app>
<lem>verwirren,</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">verwirren</rdg>
</app> als <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufklären. Denn wie <app>
<lem><app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app> das,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kann das</rdg>
</app> was in Staub zermalmet ist, als ein nach allen Theilen <app>
<lem>volkomnes</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">vollkommnes</rdg>
</app> zusammenhängendes <app>
<lem>Ganze</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Ganzes</rdg>
</app> übersehen werden. Möchten doch die scharfsinnigen Gelehrten sich der <app>
<lem>Grenzen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gränzen</rdg>
</app>, wie weit jede Zergliederung der <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe <pb edRef="#b" n="V"/>
<app>
<lem>zweckmässig</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">zweckmäßig</rdg>
</app> ist, allezeit deutlich bewußt bleiben! wie <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">viele</rdg>
</app> ängstliche Mühe würden sie ihren Schülern ersparen, wie viel reeller
und praktischer würde das <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> von vielen Wahrheiten seyn, worüber die Aufmerksamkeit durch so
vielen <app>
<lem>Wortkram</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wörterkram</rdg>
</app> zerstreuet wird.</p>
<p>Die <app>
<lem>vortrefliche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vortreflichen</rdg>
</app> Anweisungen, welche ich dagegen in der Mathematik, Physik,
Philosophie und den schönen Wissenschaften auf Bergen erhielt, brachten mir
einen wahren Geschmack am Studiren und an der Lektüre bey. Ich <pb edRef="#d" n="XIV"/> ward in die <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index>Gesellschaft einiger der geschicktesten Pädagogisten <pb edRef="#c" n="V"/> aufgenommen, welche insgeheim eine auserlesene Bibliothek
verbotener Bücher in einer Krankenstube, deren schwächlicher Bewohner der
Haupteigenthümer derselben war, verborgen hielten. Hier <app>
<lem>laß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">las</rdg>
</app> ich unter andern auch die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bV"/>Schriften des Philosophen von Ferney; anfänglich
mit <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großer</rdg>
</app> Beunruhigung und Aengstlichkeit, indem ich gern meinen bisherigen
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben wider den Spötter vertheidigen <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">wollte</rdg>
</app>, und doch zum öftern gezwungen <app>
<lem>ward,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ward</rdg>
</app> ihm <app>
<lem>beyzustimmen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beizustimmen</rdg>
</app>: nach und nach mit immer <app>
<lem>grösserer</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größerer</rdg>
</app> Begierde und <app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Beifall</rdg>
</app>. Endlich kam es mit mir so weit, <pb edRef="#a" n="V"/> daß ich
deutlich <app>
<lem>einsah</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">einsahe</rdg>
</app>, ich müßte entweder den <foreign xml:lang="fra">bon sens</foreign>
verabschieden und auf den Gebrauch meiner <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> gesunden <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft auf immer Verzicht thun, <pb n="VI" edRef="#b"/> oder aber
mein <app>
<lem>ganz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ganzes</rdg>
</app> Religionssystem <app>
<lem>umändern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufgeben</rdg>
</app>. Das erste war mir <app>
<lem>unmöglich,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unmöglich</rdg>
</app> und also erfolgte nach vielem Kämpfen das letzte. Ich ward also ein
theoretischer <index indexName="subjects-index">
<term>Freigeist</term>
</index><app>
<lem>Freigeist</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freygeist</rdg>
</app>, behielt aber <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dabei</rdg>
</app> die mir durch meine <index indexName="subjects-index">
<term>Erziehung</term>
</index>Erziehung habituell gewordne Ehrfurcht gegen Gott und gegen die
Stimme meines <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bei</rdg>
</app>.</p>
<p>Ich war <app>
<lem>bestimt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmt,</rdg>
</app> der Nachfolger meines Vaters in der <app>
<lem>Direktion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Direction</rdg>
</app> des Züllichauischen Waysenhauses zu werden. Diese Stiftung meiner
Vorältern hat in ihrer vom Könige ertheilten Fundation das Privilegium
erhalten, daß der <app>
<lem>jedesmalige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">iedesmalige</rdg>
</app>
<app>
<lem>Direktor</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Director</rdg>
</app> seinen Nachfolger <app>
<lem><app>
<lem>erkennen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ernennen</rdg>
</app> kan</lem>
<rdg wit="#a #d" type="pp">ernennen kann</rdg>
</app>. Als der einzige Sohn meines Vaters hatte ich <pb edRef="#c" n="VI"/>
also bereits von <index indexName="subjects-index">
<term>Kindheit</term>
</index><app>
<lem><choice>
<sic>Kindheit,</sic>
<corr type="editorial">Kindheit</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Kindheit</rdg>
</app> an in den Posten desselben eine <app>
<lem>sichre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sichere</rdg>
</app> Aussicht <app>
<lem>gehabt,</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">gehabt</rdg>
</app> und mich an dieselbe gewöhnt. Da der <app>
<lem>Direktor</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Director</rdg>
</app> des Waysenhauses nicht nothwendig zugleich <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger an demselben <app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#d" type="v">noch</rdg>
</app> überhaupt ein Theologe seyn muß, obgleich mein Vater <app>
<lem>beide</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beyde</rdg>
</app> Aemter verwaltet <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hatte</rdg>
</app>, so machte ich meinen Entwurf dahin, daß ich blos auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Erziehungskunst</term>
</index>Erziehungskunst <app>
<lem>studiren,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">studiren</rdg>
</app> und mich <app>
<lem>äusserlich</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußerlich</rdg>
</app> zur theologischen <app>
<lem>Fakul<pb edRef="#d" n="XV"/>tät</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Facultät</rdg>
</app> bekennen <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">wollte</rdg>
</app>, ohne mich eigentlich dem Predigtamte zu widmen. </p>
<p>Der damalige Abt des <index indexName="subjects-index">
<term>Kloster Bergen</term>
</index>Klosters Bergen, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bVI"/>der ehrwürdige <index indexName="persons-index">
<term>Steinmetz, Johann Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk9">Steinmetz</persName>, welchen ich nie ohne dank<pb n="VII" edRef="#b"/>bare Hochachtung nennen werde, hatte schon ehedem, als er
noch in Teschen <app>
<lem>stund,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">stund</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">stand,</rdg>
</app> eine sehr genaue <index indexName="subjects-index">
<term>Freundschaft</term>
</index>Freund<pb edRef="#a" n="VI"/>schaft mit meinem Vater errichtet,
welche durch die Aehnlichkeit ihrer theologischen Denkungsart veranlasset,
und durch ihr <index indexName="subjects-index">
<term>gemeinschaftliches Interesse</term>
</index>gemeinschaftliches Interesse gegen die <index indexName="subjects-index">
<term>Herrnhüther</term>
</index>Herrnhüther, die sich <app>
<lem>beider</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beyder</rdg>
</app> Begünstigung <app>
<lem>gerühmt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gerühmet</rdg>
</app> hatten, noch mehr befestiget worden war. </p>
<p>Der Abt hatte daher meinem Vater die Pension für mich zur Hälfte <app>
<lem>erlassen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erlassen</rdg>
</app> und mich dagegen unter diejenigen aufgenommen, welche ihm in den
Abendstunden wöchentlich einmal vorlesen mußten. Aber selten ließ er mich <app>
<lem>vorlesen;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vorlesen,</rdg>
</app> sondern er wandte die dazu <app>
<lem>ausgesetzte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ausgesetzten</rdg>
</app> Stunden (weil ihm meine <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung zum Vorsteher eines <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Erziehungshauses <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">bekannt</rdg>
</app> war,) größ<pb edRef="#c" n="VII"/>tentheils dazu an, mich über das
<index indexName="subjects-index">
<term>Schulwesen</term>
</index>Schulwesen <app>
<lem>überhaupt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überhaupt</rdg>
</app> und insonderheit über die Pflichten und Klugheitsregeln bey der <app>
<lem>Direktion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Direction</rdg>
</app> einer <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Anstalt zu unterrichten. Diesem <app>
<lem>bekantlich grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="pp">bekanntlich großen</rdg>
</app> und erfahrnen Schulmanne habe ich die ersten <index indexName="subjects-index">
<term>Erweckungen</term>
</index>Erweckungen zu dem <app>
<lem><app>
<lem>algemeinen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">allgemeinen</rdg>
</app> Vorsatz,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">allgemeinen Vorsatz</rdg>
</app> mich den Erziehungsgeschäften überhaupt und ins <app>
<lem>Grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Große</rdg>
</app> zu widmen, zu verdanken, weil ich frühzeitig einsehen lernte, wie
viel hierin noch auszurichten möglich <app>
<lem>sey. Der</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sey, und der</rdg>
</app> größte Theil meiner <pb n="VIII" edRef="#b"/> Zeit und meines
Nachdenkens ist diesem Studium seitdem gewidmet <app>
<lem>geblieben, und ich werde dem <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum das Resultat meiner Untersuchungen und eignen
<index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen nächstens in meinem <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bVIII"/> Entwurf zu
einer mit <app>
<lem>jedem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">iedem</rdg>
</app> Grade der <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung einer <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation sich vervollkommenden allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung der <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Erziehung</term>
</index>Erziehung und des <index indexName="subjects-index">
<term>Schulwesen</term>
</index>Schulwesens <app>
<lem>vorlegen, so bald es nur die sich mir näher andringende und
unmittelbarere Amtsarbeiten verstatten <app>
<lem>werden.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden. <ref target="#st_c_preface_note1">*</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zu seiner Zeit, und wenn wir <index indexName="subjects-index">
<term>Frieden</term>
</index>Friede bekommen, vielleicht im kurzen
vorlegen.</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">geblieben.</rdg>
</app>
</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note xml:id="st_c_preface_note1" place="end"><label>*</label> Anmerkung. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_cVII"/>Im dritten Heft der philos.
Unterhaltungen ist der Anfang gemacht dieses Versprechen zu
erfüllen; zum Theil auch in der Nachricht von der jetzigen
Verfassung der Züllichauischen Erziehungsanstalten im Jahr
1786.</note></rdg>
</app>
<p><pb edRef="#a" n="VII"/> Nun bezog ich die Universität zu Halle. Hier war
<index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName> zu der Zeit das
Orakel der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen. Ich bemerkte bald, daß die <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app> Lage dieses in so verschiedenen Fächern helldenkenden und
scharfsinnigen Mannes ihn in seinen <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Vorlesungen und Schriften <app>
<lem>nöthige,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nöthigte</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="VIII"/>
<pb edRef="#d" n="XVI"/> dunkel zu bleiben und blos denen, die Fähigkeit
hatten weiter zu forschen, die nöthigen Winke zu geben. <app>
<lem>Indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Indessen</rdg>
</app> hofte ich ihn <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> privat <app>
<lem>Unterredung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Unterredungen</rdg>
</app> offenherziger und <app>
<lem>freimüthiger</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freymüthiger</rdg>
</app> zu finden. Ich setzte also meine wichtigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel gegen das Christenthum auf, und übergab ihm solche mit dem
Vorgeben, daß ein <app>
<lem>gewisser,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gewisser</rdg>
</app> damals in Halle studirender <app>
<lem>Kavalier</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cavalier</rdg>
</app>, der als <index indexName="subjects-index">
<term>Freigeist</term>
</index><app>
<lem>Freigeist <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekannt</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Freygeist bekannt</rdg>
</app> war, mir solche vorgelegt hätte, ihm dieselbe aufzulösen, und
ersuchte den Herrn <pb n="IX" edRef="#b"/>
<app>
<lem><app>
<lem>Dokter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Doctor</rdg>
</app> darüber</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Doktor</rdg>
</app> um einige Rathgebung<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">darüber</rdg>
</app>. Herr <index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName> sahe mein <app>
<lem>Blat</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Blatt</rdg>
</app> kaltblütig <app>
<lem>durch,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">durch</rdg>
</app> und gab mir darauf zur Antwort: „sie müssen sich niemals mit einem
Naturalisten über Religionsfragen einlassen, bevor er ihnen nicht seine <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Prinzipien</rdg>
</app>, was er für ausgemachte Wahrheit <app>
<lem>hält,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hält</rdg>
</app> schriftlich vorgelegt hat: <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denn</rdg>
</app> die <app>
<lem>Herrn</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Herren</rdg>
</app> leugnen immer rückwärts, wenn sie in die Enge getrieben werden, und
haben oft am Ende gar keine <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Prinzipien</rdg>
</app>. Suchen sie ihren Freund dahin zu bestimmen, daß er ihnen das, was er
in Absicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion glaubt und für erwiesen <app>
<lem>hält,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hält</rdg>
</app> schriftlich aufsetze und unterschreibe: alsdann haben wir <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Prinzipien</rdg>
</app>, wo wir anfangen und weiter fortbauen können, und wenn sie mir einen
solchen schriftlichen Aufsatz bringen, so will ich ihnen eine Anleitung
geben, wie sie weiter verfahren <pb edRef="#a" n="VIII"/> sollen.“ <app>
<lem>– Ich</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">– – Ich</rdg>
</app> eilte mit Freuden nach meiner <index indexName="subjects-index">
<term>Studirstube</term>
</index><app>
<lem>Studirstube</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Studierstube</rdg>
</app>, weil ich glaubte, nichts <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">könnte</rdg>
</app> leichter für mich seyn, als ein kleines <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der Wahrheiten, die ich für unbezweifelt hielt, aufzuführen.
Allein kaum <pb edRef="#c" n="IX"/>
<app>
<lem>fing</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fieng</rdg>
</app> ich zu arbeiten an, so ward ich gewahr, wie viel <app>
<lem>unbestimtes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unbestimmtes</rdg>
</app> und unzusammenhangendes in meinen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen und <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen war, und wie sehr es mir noch an der Fertigkeit <app>
<lem>fehlte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fehlte</rdg>
</app> meine Gedanken für einen so scharfsinnigen methodischen Mann, wie
Herr <index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName> war, erträglich
zu ordnen. <index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName> starb etwa acht
<pb n="X" edRef="#b"/>
<app>
<lem>Monat</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Monath</rdg>
</app> nachher, ehe ich mit meinem <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System fertig geworden war. <pb edRef="#d" n="XVII"/> Aber
unschätzbar ist mir demohngeachtet der Rath dieses <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großen</rdg>
</app> Mannes geblieben. Ich ward dadurch erweckt, zeitig auf ein eignes
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System zu denken, und so schwer es anfangs damit hielt, einige
Grundlage zu demselbigen zu machen, so habe ich doch in der Folge in mein
ganzes Studiren frühzeitig <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht und Zusammenhang gebracht. <app>
<lem>Alles,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Alles</rdg>
</app> was ich hörte und <app>
<lem>laß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">las</rdg>
</app>, dachte ich in Beziehung auf mein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System. Ich blieb mir immer bewußt, wie weit ich in der <app>
<lem>zuverlässigen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zuverläßigen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> gekommen wäre, und wo es mir eigentlich an Klarheit, <app>
<lem>Bestimtheit</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Bestimmtheit</rdg>
</app>, Gewißheit der <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe und <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptwahrheiten</term>
</index>Hauptwahrheiten noch <app>
<lem>fehlte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fehlete</rdg>
</app>: und so wuchs, <app>
<lem>wiewohl</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wiewol</rdg>
</app> langsam, dennoch mein gelehrtes und scientivisches <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app>
<app>
<lem>allmählig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allmälig</rdg>
</app> zu etwas Ganzem heran.</p>
<p><pb edRef="#a" n="IX"/> Die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bX"/>Annäherung der feindlichen <app>
<lem>Kriegesheere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kriegsheere</rdg>
</app> in die Gegend von Halle nöthigten mich, um von meinem Vater nicht
allzu lange abgeschnitten zu <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app> nach <index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index>Frankfurth <app>
<lem>zugehen</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">zu gehen</rdg>
</app>. Hier <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bX_2"/>fand
ich an dem vortreflichen <index indexName="persons-index">
<term>Töllner, Johann Gottlieb</term>
</index><persName ref="textgrid:24kqv">Töllner</persName> einen Freund und
Va<pb edRef="#c" n="X"/>ter, der mir bald so viel Zutrauen einflößte,
daß ich ihm meine ganze Gemüthslage entdeckte. Ich wohnte bey ihm, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> speisete an seinem <app>
<lem>Tisch,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Tisch</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Tische,</rdg>
</app> und war sein beständiger Begleiter auf allen seinen Spatziergängen.
<pb n="XI" edRef="#b"/> Er vertröstete mich wegen aller meiner <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel, daß wenn ich den ganzen <app>
<lem>Kursus</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cursus</rdg>
</app> der theologischen Disciplinen unter ihm machen würde, mir aus seinen
Vorlesungen alles deutlich und gewiß werden <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">sollte</rdg>
</app>, und erlaubte <app>
<lem>mir,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mir</rdg>
</app> ihm täglich gegen alles, was mir in seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index><app>
<lem>Unterricht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Unterrichte</rdg>
</app> zweifelhaft geblieben wäre, meine Bedenken <app>
<lem>zu</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<sic>zu ihm</sic>
<corr type="editorial">zu</corr>
</choice></rdg>
</app> eröfnen; wir disputirten demnach täglich. Ich lernte dabey ungemein
viel, aber größtentheils war mein Nachgeben über so viele <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen des <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchensystem</term>
</index>Kirchensystems mehr die Wirkung der Ehrerbietung, die ein Schüler
seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer schuldig ist, als der gänzlichen Ueberzeugung; und Herr
<index indexName="persons-index">
<term>Töllner, Johann Gottlieb</term>
</index><persName ref="textgrid:24kqv">Töllner</persName> fühlte und
bemerkte <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dies</rdg>
</app> selbst nur <app>
<lem>allzuwohl</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allzuwol</rdg>
</app>, ohne jedoch darüber un<pb edRef="#d" n="XVIII"/>willig zu seyn. Bis
an das Ende dieses würdigen Mannes haben unsre Dispüten, so wie unsre
wärmste <index indexName="subjects-index">
<term>Freundschaft</term>
</index>Freundschaft fortgedauert: aber meine ehrfurchtsvollste <index indexName="subjects-index">
<term>Dankbarkeit</term>
</index>Dankbarkeit, wird <app>
<lem>nie,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nie</rdg>
</app> so lange ich lebe, gegen ihn <app>
<lem><choice>
<sic>veringert</sic>
<corr type="editorial">verringert</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">verringert</rdg>
</app> werden. </p>
<p><pb edRef="#a" n="X"/> Von <index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index>Frankfurth <app>
<lem>ging</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gieng</rdg>
</app> ich nach <index indexName="subjects-index">
<term>Berlin</term>
</index>Berlin, um <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXI"/>als <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer an der vom <app>
<lem>Oberkonsistorialrath</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Oberconsistorialrath</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Hecker, Johann Julius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk1">Hecker</persName>, meinem nachmaligen Schwager,
gestifteten Realschule, die für so viele andre ein Muster geworden ist, das <app>
<lem><app>
<lem>Vorzüglichste</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Vozüglichste</sic>
<corr type="editorial">Vorzüglichste</corr>
</choice></rdg>
</app>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorzüglichste</rdg>
</app> wodurch sie sich unterschied, zu meiner weitern <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung zu <app>
<lem>lernen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erlernen</rdg>
</app>. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXIf"/>Damals
genoß <pb edRef="#c" n="XI"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Berlin</term>
</index>Berlin noch nicht das <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück, daß die einsichtsvollern <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger ihre Aufschlüsse öffent<pb n="XII" edRef="#b"/>lich
mitgetheilt hätten. Der <app>
<lem>freimüthige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freymüthige</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Sack, August Friedrich Wilhelm</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkc">Sack</persName>
war in Magdeburg, und die herrschende <index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart im <app>
<lem>Oberkonsistorium</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Oberconsistorium</rdg>
</app> war <app>
<lem>unbestimt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unbestimmt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">unbestimmt,</rdg>
</app> oder doch vor den Augen der <app>
<lem>Kandidaten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Candidaten</rdg>
</app> ein Räthsel.</p>
<p>Von <index indexName="subjects-index">
<term>Berlin</term>
</index>Berlin <app>
<lem>kehrete</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kehrte</rdg>
</app> ich also nach <index indexName="subjects-index">
<term>Züllichau</term>
</index>Züllichau <app>
<lem>zurück,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zurück</rdg>
</app> ohne in meiner theologischen <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> einen merklichen <index indexName="subjects-index">
<term>Anwachs</term>
</index>Anwachs des <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Lichts erhalten zu haben, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">außer</rdg>
</app> demjenigen, <app>
<lem>welches</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welchen</rdg>
</app> mir <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXII"/>das
Lesen besonders der <index indexName="persons-index">
<term>Locke, John</term>
</index>Lockischen und <index indexName="persons-index">
<term>Foster, James</term>
</index>Fosterschen Schriften verschaffet hatte. Diesen meinen
zween Lieblingsautoren bin ich nicht nur <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">viele</rdg>
</app> materielle Aufschlüsse, sondern auch eine <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung meines formalen Denkens <app>
<lem>überhaupt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überhaupt</rdg>
</app> und in der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie insonderheit schuldig. So weit war ich indes im <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System meines <app>
<lem>Religionserkentnisses</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Religionserkenntnisses</rdg>
</app> bereits gekommen, daß ich aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index>Gottesdienstlichkeiten unter Juden und Heiden deutlich einsahe,
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> sey ein <app>
<lem>ausserordentlicher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">außerordentlicher</rdg>
</app> Mann von seltenen <index indexName="subjects-index">
<term>Talente</term>
</index>Talenten und seltener <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit gewesen. Ich hielt mich an die <pb edRef="#a" n="XI"/> ihm eigenthümliche und von seinem Liebling, dem <index indexName="persons-index">
<term>Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t3">Johannes</persName>, so oft <app>
<lem>relevirte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">relevirten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe, daß Gott nur als Vater angesehen, nur geliebt nicht
gefürchtet werden <app>
<lem>will</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wolle</rdg>
</app>, für alle Umstände und kleinste Veränderung <app>
<lem>uns<pb edRef="#d" n="XIX"/>res</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
</app> Lebens <app>
<lem>sorgt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sorge</rdg>
</app>, und blos durch Redlichkeit und wohlwollende Gesinnungen gegen andere
unter dem frölichsten und vernünftigsten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Genusse</rdg>
</app> alles Guten in <pb n="XIII" edRef="#b"/> der Welt <pb edRef="#c" n="XII"/> von uns dankbar verehret werden <app>
<lem>will</lem>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>. Die andern Apostel schienen mir alle etwas aus ihrem vorigen <index indexName="subjects-index">
<term>Privatsystem</term>
</index>privat <app>
<lem>System</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Systeme</rdg>
</app> übrig behalten und der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>
<app>
<lem>beygemischt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beigemischt</rdg>
</app> zu haben. Wenn ich im <index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten Testament gelesen hatte, fiel mir allemal der Ausspruch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:10:8">Joh. 10, <app>
<lem>8.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">8,</rdg>
</app></citedRange></bibl> aufs <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz: alle die vor mir gewesen sind, sind Diebe und Mörder gewesen:
und dieser schien mir so durchaus in seiner ganzen Ausdehnung wahr, daß
alles in der <index indexName="subjects-index">
<term>mosaische Religion</term>
</index>mosaischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nur auf Ausplünderung der einfältigen Juden <app>
<lem>angesehen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angesehn</rdg>
</app> gewesen sey, und diese arme Leute <app>
<lem>überdis</lem>
<rdg wit="#c" type="v">über dis</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">über dies</rdg>
</app> noch Todesangst und übertriebne Furcht vor dem Zorn <app>
<lem>Gottes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottes</rdg>
</app> statt einiges <app>
<lem>Dankes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Dankes</rdg>
</app> von den Priestern überkommen hätten. Nachdem ich aber nachher die
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index><index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte der Religionen</term>
</index>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionen</term>
</index>Religionen sorgfältiger studiret, mich in die Lage <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName>, und in den ganzen
Plan der <index indexName="subjects-index">
<term>theokratisch</term>
</index>theokratischen Regierungsform hineingedacht, und die Reden der <app>
<lem>Propheten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Propheten</rdg>
</app> in Beziehung auf den Grad der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kultur</term>
</index>Kultur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cultur</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>jüdische Nation</term>
</index>jüdischen <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index><app>
<lem>Nation,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nation</rdg>
</app> nach ihrer nächsten <app>
<lem>begrenzten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begränzten</rdg>
</app> Absicht mir erkläret habe, so bin ich <app>
<lem>be<pb edRef="#a" n="XII"/>stimt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">bestimmt</rdg>
</app> worden, <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Worten eine etwas
gelindere Bedeutung zu geben, obgleich die Hauptbegriffe dieselben und
völlig wahr bleiben, daß alle herrschende <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsmeinungen</term>
</index>Religionsmeinungen unter den <app>
<lem>Juden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Juden,</rdg>
</app> den Menschen mehr Vortheile und Freuden des Lebens geraubt als
gegeben, sie mehr geängstiget und in Schrecken <app>
<lem>gesetzt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gesetzt</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">gesezt,</rdg>
</app> als beruhiget und mit <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hoffnungen</rdg>
</app> erfüllet haben.</p>
<p><pb edRef="#b" n="XIV"/>
<pb edRef="#c" n="XIII"/> In meinem 32. Jahre bin ich mit meinem gesamten
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System über die Glückseligkeit und über die <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion im Verhältniß gegen einander zu Stande gekommen, und habe
mich auf eine feste Art überzeugt, daß der Geist der Anweisungen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> ein göttlicher
Geist <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sey</rdg>
</app>, und der gesamte Plan des Christenthums genau mit dem ganzen <pb edRef="#d" n="XX"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index><app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Plane</rdg>
</app> Gottes in der Natur <app>
<lem>übereinstimt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">übereinstimmt</rdg>
</app>. Kein <app>
<lem>Trieb,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Trieb</rdg>
</app> mich durch Neuerungen in der Lehre nahmkundiger zu <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">machen</rdg>
</app> hat mich <app>
<lem>verleitet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verleitet</rdg>
</app> mit <app>
<lem>Bekantmachung</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Bekanntmachung</rdg>
</app> dessen, was ich etwa besser als andre zu erkennen glaubte, zu eilen.
Ich wünschte vielmehr, daß manches schon vor mir von vielen gesagt wäre, was
ich in dieser Schrift sagen mußte, weil die <app>
<lem>erste</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ersten</rdg>
</app>
<app>
<lem>Behauptungen, welche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Behauptungen den</rdg>
</app> herrschenden Lehrmeinungen entgegen <app>
<lem>gesetzt sind,</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">gesetzet werden, beym größerm Theile des
lesenden <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikums</rdg>
</app> selten eine günstige Aufnahme <app>
<lem>erwarten <app>
<lem>können, als etwa bey den Stillen im Lande</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">können beym größerm Theil des lesenden
Publikums</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">finden</rdg>
</app>. Mein Wunsch ist auch zum Theil <app>
<lem>erreicht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erreichet</rdg>
</app>, und sehr vieles ist seit 8 Jahren <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich <app>
<lem>gesagt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesaget</rdg>
</app> worden, was nun nicht mehr unerhört <pb edRef="#a" n="XIII"/> und
ganz fremd klingen wird. Ich hatte mir aus der Ueberzeugung, daß auch unsre
vollständig berichtigt scheinende Einsichten durch <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung, durch Besprechung mit andern Gelehrten und durch
Nachlesen, noch in immer <app>
<lem>höherm</lem>
<rdg wit="#d" type="v">höherem</rdg>
</app> Grade gereiniget und <app>
<lem>bestimter</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">bestimmter</rdg>
</app> gemacht werden können, fest <app>
<lem>vorge<pb n="XV" edRef="#b"/>nommen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorgenommen</rdg>
</app> vor dem vierzigsten Jahre meines Alters nichts wichtiges über die
allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion oder <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen <pb edRef="#c" n="XIV"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erziehung</term>
</index>Erziehung zu schreiben. Ich bin im verflossenen Herbst in mein <app>
<lem>40tes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">40stes</rdg>
</app> Jahr getreten, und nun halte ich mich verpflichtet zu wirken, weil es
Tag ist, und mit derjenigen <app>
<lem>Freimüthigkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freymüthigkeit</rdg>
</app>, welche meine <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app> Ueberzeugungen von mir fordern, und wozu mein akademisch <app>
<lem>theologisches <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramt,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">theologisch Lehramt</rdg>
</app> und der ausdrückliche Auftrag meiner Obern mich berechtiget und
verpflichtet, das ganze Resultat meiner mehrjährigen gewissenhaften
Nachforschung nach <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht und Wahrheit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum vorzulegen. Ich habe in den letztern acht Jahren keinen
Hauptbegrif meines Systems zu verändern nöthig gefunden, aber <app>
<lem>wohl</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wol</rdg>
</app> hat mich <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXV"/>das
unschätzbare Wörterbuch des Herrn <app>
<lem>Oberkonsistorialraths</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Oberconsistorialrath</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Teller, Wilhelm Abraham</term>
</index><persName ref="textgrid:2541s">W. A. <app>
<lem>Teller</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Tellers</rdg>
</app></persName> in den Stand gesetzt, viele Stellen der apostolischen
Schriften, die ich ihrer Dunkelheit wegen dahin ge<pb edRef="#d" n="XXI"/>stellet lassen seyn mußte, dem <index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Religion Jesu</term>
</index><app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geiste</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion Jesu</term>
</index>Religion <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> anständig zu <app>
<lem>finden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">finden</rdg>
</app> und nach ihrer wahren Abzweckung besser zu erklären.</p>
<p><pb edRef="#a" n="XIV"/> Ich habe ehedem niemals darauf <app>
<lem>gedacht,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gedacht</rdg>
</app> ein <index indexName="subjects-index">
<term>akademischer Lehrer</term>
</index>akademischer <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer zu werden. Meine Aussicht ging dahin, die <app>
<lem>Züllichauische</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zillichauische</rdg>
</app> Erziehungsanstalten zu einer allgemeinen Normalschule zu erwei<pb edRef="#b" n="XVI"/>tern, auf welcher Schulmänner zur wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nationen</rdg>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation,</rdg>
</app> für alle <app>
<lem>Gattungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Classen</rdg>
</app> der <app>
<lem>Schulen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schulen</rdg>
</app> ausgebildet werden <app>
<lem>könten</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">könnten</rdg>
</app>. Hierzu machte ich die <app>
<lem>Voranstalten</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Veranstalten</sic>
<corr type="editorial">Voranstalten</corr>
</choice></rdg>
</app> unter der <app>
<lem>Hofnung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hoffnung</rdg>
</app> einer sehr <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großen</rdg>
</app> Unterstützung. Meine Plans wurden von des <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXVI"/>Herrn Etatsministers <app>
<lem>Freyherrn</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<pb edRef="#c" n="XV"/> von <index indexName="persons-index">
<term>Münchhausen, Ernst Friedemann von</term>
</index><persName ref="textgrid:3vr95">Münchhausen</persName> Excellenz, als meinem damaligen
höchsten Chef, so wie nachher von meinem jetzigen Chef des Herrn Geheimen
Etatsministers <index indexName="persons-index">
<term>Zedlitz, Karl Abraham von</term>
</index><persName ref="textgrid:3r67v">Freyherrn von Zedlitz</persName>
Excellenz durchaus gebilliget und ihre Ausführung unterstützt: ja Se. <app>
<lem>Königl.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Königl[.]</rdg>
</app> Majestät ertheilten Höchstselbst mir die allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Postfreiheit</term>
</index><app>
<lem>Postfreiheit</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Postfreyheit</rdg>
</app> zur <app>
<lem>Korrespondenz</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Correspondenz</rdg>
</app> über das allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Schulverbesserungswesen</term>
</index>Schulverbesserungswesen in ihren sämtlichen Ländern. Allein mein
Vermögen ward erschöpfet, ehe die bequeme Zeit zur Ausmittelung eines
hinlänglichen Fonds eintrat; und man muß abwarten bis anderweitige
Bedürfnisse des <index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index>Staats solche verstatten werden. Um <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indessen</rdg>
</app> meinen Geschäftskreiß zu erweitern, ward mir das akademische <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramt hieselbst mit <app>
<lem>Beybehaltung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beibehaltung</rdg>
</app> meiner bisherigen Aemter übertragen. <app>
<lem>Wegen des allgemeinen Schulverbesserungsplans werde ich die
Erwartung des <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikums nächstens durch Vorlegung desselben befriedigen.
Die Hauptidee dabey ist diese, <pb edRef="#a" n="XV"/> daß zwischen
dem gelehrten Stande, als dem denkenden Kopf, und den ar<pb edRef="#b" n="XVII"/>beitsamen Ständen, als den Händen am <index indexName="subjects-index">
<term>Staatskörper</term>
</index><app>
<lem>Staatskörper,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Staatskörper</rdg>
</app> die jetzt fast gänzlich fehlende nähere Verknüpfung
hervorgebracht werden muß.</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app></p>
<p>Man wird schon vermuthen, daß ich mir auch bey dem <app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Plane</rdg>
</app> über meine akademische Arbeiten eine neue Bahn gebrochen haben werde.
Da ich mehrere Jahre hindurch in allerley Geschäften des <index indexName="subjects-index">
<term>bürgerlich</term>
</index>bürgerlichen Lebens und auf vielerley <pb edRef="#c" n="XVI"/>
Feldern desselben geübt worden bin, so habe ich die Welt von <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> mehreren Seiten kennen gelernt, als sie aus dem Fenster der <index indexName="subjects-index">
<term>Studirstube</term>
</index>Studirstube betrachtet werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">kann</rdg>
</app>; und hierdurch hat allerdings meine auf Schulen <app>
<lem>eingesamlete</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eingesamm<pb edRef="#d" n="XXII"/>lete</rdg>
</app> Gelehrsamkeit eine <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app> und allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Reform</term>
</index>Reform erleiden müssen. Wie vieles lernen wir noch, was uns im
geschäftigen Leben ganz <app>
<lem>unnütz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unnütze</rdg>
</app> bleibt! wie vieles <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">sollten</rdg>
</app> wir frühzeitig <app>
<lem>lernen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erlernen</rdg>
</app> und üben, wozu uns kein <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer eine Anweisung giebt!</p>
<p>Die <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen studiren gewöhnlich gerade <app>
<lem>so,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">so</rdg>
</app> als ob sie nur um <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">anderer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen willen in der Welt wären, und doch ist unleugbar, daß sie
nur um derer willen da sind, die nicht <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie <app>
<lem>studirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">studiret</rdg>
</app> haben. Einem <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger gehet in der Welt kein andrer Theologe etwas an, sondern er
ist um seiner Gemeine willen da, und wenn er diese ruhi<pb edRef="#b" n="XVIII"/>ger, <app>
<lem>zufriedner</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zufriedener</rdg>
</app>, weiser macht, so erfüllet er seine <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung. We<pb edRef="#a" n="XVI"/>der er noch seine Gemeine
verliert oder <app>
<lem>gewinnet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewinnt</rdg>
</app> dabey etwas, daß die <app>
<lem>Wahrheiten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wahrheiten</rdg>
</app> welche er vorträgt, von andern <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen eben so oder anders gedacht <app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#d" type="v">werden,</rdg>
</app> schon lange oder erst seit <app>
<lem>kurzem <app>
<lem>erkant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erkannt</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kurzen erkannt</rdg>
</app> worden sind. Doch ich breche hier <app>
<lem>ab,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ab</rdg>
</app> und behalte mir <app>
<lem>vor,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor</rdg>
</app> in einigen Nachträgen zu dieser <app>
<lem>Schrift</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Schrift,</rdg>
</app> theils über meine bisherige anonymische Kleinigkeiten, theils über
den Plan meines akademischen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterrichts, theils über den Gebrauch dieser Schrift noch manches zu
sagen, da <pb edRef="#c" n="XVII"/> die Messe mich <app>
<lem>übereilt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">übereilet</rdg>
</app> hat, diese Schrift zu ihrer ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung zu vollenden.</p>
<p>Nun noch eine vorläufige Bitte an meine Leser, die ich in drey <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Klassen</term>
</index>Klassen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Classen</rdg>
</app> eintheile: <list>
<item><label>1.</label> an die, welche mich an Einsichten übertreffen
und mich beurtheilen können: Sie, theureste <app>
<lem>Männer,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Männer</rdg>
</app> ersuche ich in meiner Schrift auf zwey Punkte vorzüglich
aufmerksam zu seyn, und <app>
<lem>mich,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mich</rdg>
</app> was sie darüber besseres <app>
<lem>erkennen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erkennen</rdg>
</app> zu lehren:<list>
<item><label><choice>
<sic>a.</sic>
<corr type="editorial">a)</corr>
</choice></label> was menschliche Glückseligkeit sey?
denn hiervon <app>
<lem>hängt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">hänget</rdg>
</app> doch unleugbar das Urtheil ab, ob ein Weg dazu führe
oder nicht? <pb edRef="#d" n="XXIII"/></item>
<item><label>
<choice>
<sic>b.</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></label> ob eine wahre göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung<app>
<lem>, sofern sie allgemein seyn soll,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> etwas <app>
<lem>Positives</lem>
<rdg wit="#a" type="v">positives</rdg>
</app>
<pb n="XIX" edRef="#b"/> enthalten <app>
<lem>könne;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könne:</rdg>
</app> oder, ob in Gottes Gesinnungen, Vorschriften und
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen etwas <app>
<lem>Willkührliches</lem>
<rdg wit="#a" type="v">willkührliches</rdg>
</app> statt haben könne? wie viel hiervon <app>
<lem>abhängt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">abhängt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">abhänge,</rdg>
</app> darf ich Ihnen nicht sagen. <pb edRef="#a" n="XVII"/></item>
</list>
</item>
<item><label>2.</label> an die, welche <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht und <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht suchen: Sie bitte ich, <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde der Wahrheit, diese Schrift nicht blos zu lesen,
sondern ganz eigentlich zu studiren. Ich habe vieles <app>
<lem>zusammengedrängt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zusammengedrängt</rdg>
</app> und wünsche <app>
<lem>daher,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">daher</rdg>
</app> daß sie oft mitten im Paragraphen absetzen, und erst das <app>
<lem>Gesagte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gesagte</rdg>
</app> umständlicher überdenken möchten, ehe sie weiter lesen, auch
daß sie das Aufschlagen der Sprüche nirgends verabsäumen <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollten</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">wollen</rdg>
</app>. <pb edRef="#c" n="XVIII"/></item>
<item><label>3.</label> an <app>
<lem>diejenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieienigen</rdg>
</app>, welche glauben, daß jede Abweichung vom <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchensystem</term>
</index>Kirchensystem ein Verbrechen sey: Sie, <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index><index indexName="subjects-index">
<term>Freunde des Herkommens</term>
</index>Freunde des Herkommens, habe ich zu bitten, daß sie Gott und
denen obrigkeitlichen Personen, welchen es allein <app>
<lem>zukomt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">zukommt</rdg>
</app> zu richten, nicht vorgreifen und sich erinnern, daß
eigentlich der <index indexName="subjects-index">
<term>Protestantismus</term>
</index>Protestantismus im Gegensatz des <index indexName="subjects-index">
<term>Pabstthum</term>
</index>Pabstthums darin <app>
<lem>bestehet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestehe</rdg>
</app>: <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXIX"/>daß
die <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift die einzige <app>
<lem>Erkentnißquelle</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntnißquelle</rdg>
</app> und Schiedsrichterin in der <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion seyn solle, und daß keine menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität die <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung derselben einzuschränken berechtiget sey. Ich
kenne keinen andern Grundsatz, <pb n="XX" edRef="#b"/> der
eigentlich symbolisch <app>
<lem>wäre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wäre</rdg>
</app> als diesen, und also muß ich als Protestant, als Theologe,
als Professor, der mit <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthern</persName>
schlechterdings gleiche Rechte hat, nothwendig so lehren, wie <app>
<lem>ich,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ich</rdg>
</app> beym gewissenhaften <app>
<lem>Gebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gebrauche</rdg>
</app> aller jetzt <app>
<lem>vorhandnen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vorhandenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Auslegungsmittel</term>
</index><app>
<lem>Auslegungsmittel,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Auslegungsmittel</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und der
Apostel verstehe. Eine <pb edRef="#a" n="XVIII"/> Wahrheit <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">kann</rdg>
</app> dadurch, daß dieser oder <app>
<lem>jener</lem>
<rdg wit="#c" type="v">iener</rdg>
</app> sie denkt oder nicht <app>
<lem>denkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">denket</rdg>
</app>, daß sie schon von vielen oder noch <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">erst von</rdg>
</app> wenigen <app>
<lem>erst</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> gesagt ist, an sich keine Abänderung erleiden.</item>
</list></p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="ptl">
<div type="corrigenda">
<p>4. an alle, daß sie vor Durchlesung des Buches die Druckfehler
welche am Schlusse bemerkt werden sollen vorher verbessern, weil
manche den Verstand einiger Stellen verderben. Da ich nur die
ersten acht Bogen abgedruckt gesehen habe, so bitte ich sogleich
darin folgende Hauptfehler zu verbessern:</p>
<table>
<row>
<cell role="label">Seite</cell>
<cell role="label">Zeile</cell>
<cell role="label">Anstatt</cell>
<cell role="label">lese man</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_1">
<cell>3,</cell>
<cell>19.</cell>
<cell><hi>und</hi> Philologie</cell>
<cell><hi>um</hi> Philologie</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_2">
<cell>5,</cell>
<cell>23.</cell>
<cell><hi>werd</hi> ich</cell>
<cell><hi>ward</hi> ich</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_3">
<cell>22,</cell>
<cell>10.</cell>
<cell><hi>Stütze</hi></cell>
<cell><hi>Reitze</hi></cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_4">
<cell>24,</cell>
<cell>22.</cell>
<cell>überwege</cell>
<cell>überwiege</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_5">
<cell>27,</cell>
<cell>25.</cell>
<cell>intensirer</cell>
<cell>intensiver</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_6">
<cell>29,</cell>
<cell>17.</cell>
<cell>das geringste</cell>
<cell><hi>als</hi> das geringste</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_7">
<cell>31,</cell>
<cell>1.</cell>
<cell>erhalten</cell>
<cell>überkomme</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_8">
<cell>–</cell>
<cell>13.</cell>
<cell><hi>und</hi> damals</cell>
<cell><hi>uns</hi> damals</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_9">
<cell>72</cell>
<cell>letzte Zeile.</cell>
<cell><hi>durch</hi> Ueberzeugung</cell>
<cell><hi>die</hi> Ueberzeugung</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_10">
<cell>81,</cell>
<cell>2.</cell>
<cell>wird je</cell>
<cell>je könne</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_11">
<cell>82,</cell>
<cell>8 von <choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>unten</expan>
</choice></cell>
<cell><hi>ein</hi></cell>
<cell><hi>einen</hi></cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_12">
<cell>91,</cell>
<cell>4 von <choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>unten</expan>
</choice></cell>
<cell>welcher</cell>
<cell>welche</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_13">
<cell>94,</cell>
<cell>4 <choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>von</expan>
</choice> oben</cell>
<cell>und also</cell>
<cell>und <hi>ihnen</hi> also</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_14">
<cell>–</cell>
<cell>3 von <choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>unten</expan>
</choice></cell>
<cell>Milere</cell>
<cell>Mileve</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_15">
<cell>99,</cell>
<cell>9.</cell>
<cell>demnach</cell>
<cell>dennoch</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_16">
<cell>–</cell>
<cell>7 <choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>vor</expan>
</choice> Ende</cell>
<cell>Stude</cell>
<cell>feu de</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_17">
<cell>101,</cell>
<cell>20.</cell>
<cell>beträgt</cell>
<cell>beyträgt</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_18">
<cell>104,</cell>
<cell>25.</cell>
<cell><hi>ein</hi> Gegensatz</cell>
<cell><hi>im</hi> Gegensatz</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_19">
<cell>113,</cell>
<cell>2 von <choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>unten</expan>
</choice></cell>
<cell>Dispotion</cell>
<cell>Disposition</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_20">
<cell>120,</cell>
<cell>4–5 von <choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>unten</expan>
</choice></cell>
<cell>ge-samen</cell>
<cell>gehorsamen</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_21">
<cell>126,</cell>
<cell>3.</cell>
<cell>ηθενει</cell>
<cell>ησθενει</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_22">
<cell>–</cell>
<cell>letzte Zeile</cell>
<cell>aufgehoben</cell>
<cell>aufgeschoben</cell>
</row>
<row xml:id="st_a_corr_23">
<cell>127,</cell>
<cell>letzte Zeile</cell>
<cell>steige</cell>
<cell>steigt</cell>
</row>
</table>
</div></rdg>
</app>
</div>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#z" type="ptl"><div xml:id="st_preface_z">
<head><choice>
<orig><pb edRef="#z" n="3" type="sp"/> Vorbericht.</orig>
<supplied reason="column-title">Vorbericht (Zusätze
1780)</supplied>
</choice></head>
<p>Ich habe bey der zweiten Auflage meines Systems der christlichen
Glückseligkeitslehre in der Zueignungsschrift, der Anrede ans <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum, der Einleitung und den fünf ersten Abschnitten
keine erhebliche Veränderungen vorgenommen; ausser daß ich einige
mißverstandne Ausdrücke verbessert, und hin und wieder etwas weniges
eingeschaltet habe, was den <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn des Inhalts der ersten Ausgabe klärer und bestimter
darzustellen erforderlich schien. Neue Materien sind in diese Theile
nicht eingeschaltet worden. Aber der <hi>sechste</hi> Abschnitt
enthält in der zweiten Ausgabe sehr vieles mehr, als in der ersten;
und dis ist bis auf <ref target="#st_section_81">§ 81</ref> bis <ref target="#st_section_86">86</ref>
ganz umgearbeitet und sehr erweitert worden. Um nun den
Besitzern der ersten Ausgabe, welche das <pb edRef="#z" n="4" type="sp"/> neu Hinzugekomne auch zu lesen wünschen, eine
Bequemlichkeit und Ersparniß zu verschaffen, sind hier die
wichtigsten Zusätze besonders abgedruckt worden; nemlich die
Fortsetzung der Anrede ans <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum und die wichtige Verbesserungen des sechsten
Abschnittes, jedoch mit Weglassung der unverändert gebliebenen sechs <choice>
<sic>Parargaphen</sic>
<corr type="editorial">Paragraphen</corr>
</choice>: und solte ich je eine noch ausführlichere Ausgabe
besorgen, so werde ichs allezeit für eine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Billigkeit</term>
</index>Billigkeit halten, die Verbesserungen und Vermehrungen
zugleich besonders bekant zu machen.</p>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index>Frankfurth <lb/>den 16ten Julii, <lb/>1780.</p>
<p rend="right-aligned">der Verfasser.</p>
</div></rdg>
</app>
<app>
<lem><div type="preface" xml:id="st_preface_1780">
<head><choice>
<orig><pb n="XXI" edRef="#b" type="sp"/>
<pb edRef="#c" n="XIX" type="sp"/>
<pb edRef="#d" n="XXIV" type="sp"/>
<pb edRef="#z" n="I" type="sp"/> Fortsetzung der Anrede
<lb/>an das lesende <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum bey der <lb/><app>
<lem>zweiten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">zweyten</rdg>
</app> Auflage von 1780.</orig>
<supplied reason="column-title">Anrede an das lesende Publikum
(Fortsetzung <hi rend="superscript">2</hi>1780)</supplied>
</choice></head>
<p>Bey der ersten Ausgabe dieser Schrift ward ich durch <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXI"/>die bereits
eingetretene Buchhandlungsmesse genöthiget, in meiner Anrede ans
<index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum da abzubrechen, wo man vielleicht noch eine <app>
<lem>bestimtere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmtere</rdg>
</app> Erklärung über meinen eigentlichen Zweck bey dieser Schrift
erwartet hatte. Ich glaubte <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indessen</rdg>
</app>, daß der deutliche <app>
<lem>Titel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Tittel</rdg>
</app> des Buches, nebst dem, was in der <app>
<lem>Einleitung</lem>
<rdg wit="#z" type="v">Einleitung,</rdg>
</app> und
<ref target="#st_section_80">§. 80</ref>, unmittelbar vor Aufführung des eigentlichen
Systems, gesagt worden war, hinlänglich seyn würde, meine wahre
Absicht und ihre Grenzen ins Licht zu setzen. Hierin habe ich mich
geirret. Der Titel, den ich für sehr verständlich hielt, hat selbst
einigen <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigern räthselhaft geschienen, und der Zweck des Ganzen
ist von noch mehrerern gänzlich <app>
<lem>verkant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verkannt</rdg>
</app> worden. Ich muß mich also über <app>
<lem>beides</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beydes</rdg>
</app> erklären.</p>
<p>Ich nehme auf dem Titel alle Worte in ihrer eigentlichsten und
gemeinsten Bedeutung. Unter <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophie</term>
</index><hi>Philosophie</hi> verstehe ich, der Abstammung <pb edRef="#c" n="XX"/> des <pb n="XXII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="II"/> Wortes gemäß, Studium der <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit und als Gegenstand der <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> betrachtet, wie sie ein Buch enthalten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>, Weisheitslehre. Da nun wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit die <index indexName="subjects-index">
<term>Wissenschaft</term>
</index>Wissenschaft ist, sein Daseyn möglichst zu benutzen, so sind
<hi>Philosophie</hi> und <hi>Glückseligkeitslehre</hi>
gleichbedeutende Ausdrücke, in sofern man <pb edRef="#d" n="XXV"/>
blos auf den <hi>Inhalt</hi> (oder das Materiale) siehet:
und darum ist das <app>
<lem>letztre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">letztere</rdg>
</app> Wort dem erstern zur Erklärung <app>
<lem>beygefügt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beigefügt</rdg>
</app>. Allein Philosophie bezeichnet noch <app>
<lem>überdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überdies</rdg>
</app>
<hi>die Art und Weise des</hi>
<hi>Erkennens</hi>. Ein jeder denkt sich, dem allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index><app>
<lem>Sprachgebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sprachgebrauche</rdg>
</app> nach, ein <hi>gelehrtes</hi>
<app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> aus <hi>innern</hi> Wahrheitsgründen darunter, und setzt ein
philosophisch <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> dem blos <index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index>historischen entgegen. Eben so ist <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><hi>System</hi> in der gebräuchlichsten Bedeutung genommen
worden; denn alle Gelehrten verstehen darunter einen
zusammenhängenden Vortrag sich auf einander beziehender Wahrheiten,
darin zuvörderst die Grundbegriffe <app>
<lem>entwickelt</lem>
<rdg wit="#z" type="v">entwikelt</rdg>
</app>, und hernach die Sätze so zusammengeordnet werden, daß ihre
Begründung in <app>
<lem>einander,</lem>
<rdg wit="#z" type="v">einander</rdg>
</app> und ihre Zusammenstimmung zu einem <app>
<lem>Ganzen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ganzen</rdg>
</app> deutlich übersehen werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
<p>Ein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><hi>System der Christenthumsphilosophie</hi> ist also ein
solcher bündiger Vortrag der von <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> ertheilten
Anweisungen zu höherer menschlicher <pb n="XXIII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="III"/> Glückseligkeit, woraus derselben innre
Wahrheit und hinlängliche Vollständigkeit, <pb edRef="#c" n="XXI"/>
<hi>unabhängig von</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index><hi>Geschichte</hi>, deutlich <app>
<lem>erkant</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erkannt</rdg>
</app> werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>. Dieses verspricht also der Titel des Buches, und mich
deucht, daß der Inhalt desselben das Versprechen erfüllet.</p>
<p>Die Personen, für welche ich eigentlich die Schrift aufgesetzt habe, <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmt</rdg>
</app> der Titel <app>
<lem>ebenfals</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ebenfalls</rdg>
</app> genau. Es sind überhaupt nur solche, die <hi>Bedürfnisse</hi>
in Absicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion haben, und die sich also durch den <app>
<lem>gemeinen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">allgemeinen</rdg>
</app> Kirchenvortrag nicht befriediget fühlen; und unter diesen
zunächst meine <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index><hi>aufgeklärte</hi>
<app>
<lem><hi>Landesleute</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>Landsleute</hi></rdg>
</app>, die <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index>Freiheit im <app>
<lem>denken, sprechen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Denken, Sprechen</rdg>
</app> und <app>
<lem>schreiben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schreiben</rdg>
</app>, die in unsrem Vaterlande herrscht, von der Anhängigkeit an
unverständliche Wortformeln und gelehrtklingenden Unsinn <app>
<lem>entwöhnt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entwöhnet</rdg>
</app> worden sind, und nicht Deklamation, sondern klare Sach<pb edRef="#d" n="XXVI"/>begriffe und gründliche Einsichten in
Religionsvorträgen verlangen, durch welche sie in Stand gesetzt
werden, ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth gegen die herrschenden <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel und gemeinen Einwürfe wider das Christenthum zu
bevestigen. Ferner habe ich auch andern, <hi>die nach</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index><hi>Weisheit fragen</hi>, nützlich werden wollen. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXIII"/>Diese
Redensart ist aus <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName>
Bibelübersetzung <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:1:22">1 Cor. 1, 22.</citedRange>
</bibl> entlehnt, wo <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> den
abergläubigen Juden, die immer Zeichen und <index indexName="subjects-index">
<term>Wunder</term>
</index>Wunder sehen <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">wollten</rdg>
</app>, die gelehrtern Grie<pb n="XXIV" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="IV"/>chen, die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunftgründe</term>
</index>Vernunftgründe zum Beweise eines Religionsvortrages
verlangten, <app>
<lem>entgegensetzt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entgegensezt</rdg>
</app>. Herr <index indexName="persons-index">
<term>Sack, August Friedrich Wilhelm</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkc">Sack</persName> hat auch in der Vorrede
zur letztern Ausgabe <pb edRef="#c" n="XXII"/> seiner Schrift: <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXIV"/>Vertheidigter <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube der Christen; deutlich gezeigt, wie diese <index indexName="subjects-index">
<term>Verschiedenheit</term>
</index>Verschiedenheit der doppelten <index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart noch unter unsren Zeitverwandten statt finde, und
sich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> der nemlichen Ausdrücke bedient. Endlich hatte ich mich zum
Ueberfluß <app>
<lem>selbst</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">selbst,</rdg>
</app>
<ref target="textgrid:3c1gb#st_section_80">§. 80.</ref> der ersten
Auflage, ausführlich darüber <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erkläret</rdg>
</app>, was für Leser ich unter denen verstehe, die nach <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit fragen. Ich bin daher nicht wenig erstaunt, daß
selbst <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger auch diese Ausdrücke für räthselhaft gehalten und
mißgedeutet haben. Ich erkläre demnach hiermit aufs <app>
<lem>bestimteste</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmteste</rdg>
</app>, daß ich unter <app>
<lem>Leuten,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Leuten</rdg>
</app> die nach <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit fragen, nur solche verstehe, welche
<hi>erstlich</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit suchen, das ist: die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">nicht,</rdg>
</app> wie viele <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik, als eine spekulative <index indexName="subjects-index">
<term>Wissenschaft</term>
</index>Wissenschaft und Gedächtnißwerk <app>
<lem>studiren</lem>
<rdg wit="#z" type="typo-correction"><choice>
<sic>stndiren</sic>
<corr type="editorial">studiren</corr>
</choice></rdg>
</app> wollen, sondern nach einer praktischen Anweisung zu wahrer
<index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsruhe</term>
</index>Gemüthsruhe und <index indexName="subjects-index">
<term>Heiterkeit</term>
</index>Heiterkeit der Seele und einer erhöheten Thätigkeit in
Ausübung aller göttlichen Tugenden sich sehnen: und <app>
<lem><hi>zweitens</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>zweytens</hi></rdg>
</app> nicht durch Nachrichten von ehemals geschehenen <index indexName="subjects-index">
<term>Wunder</term>
</index>Wundern, deren Glaubwürdigkeit sie in ihrer Lage hinlänglich
zu prüfen weder Hülfsmittel noch <app>
<lem>Muse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Muße</rdg>
</app> genug ha<pb n="XXV" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="V"/>ben,
sondern durch immer fortdaurende innre Merkmale der Wahrheit
überzeugt <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sein</rdg>
</app> wollen.</p>
<p><pb edRef="#d" n="XXVII"/> Und so glaube ich denn nun den vollen
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand von dem Titel meines Buches so vorbuchstabiret zu
haben, daß wenigstens die meisten von de<pb edRef="#c" n="XXIII"/>nen, die ihn vorher nicht verstehen <app>
<lem>konten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">konnten</rdg>
</app>, nunmehro klar einsehen werden, wie sie selbst gar nicht
unter <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">diejenige</rdg>
</app> Klasse des lesenden <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikums gehören, für welche ich diese Schrift
ausgearbeitet habe.</p>
<p>Ehe ich den <hi>Hauptzweck</hi> dieser Schrift, in Beziehung auf die
besondern Bedürfnisse der jetzigen Zeit, völlig ins Licht setzen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>, muß ich zuvörderst die <hi>Veranlassung</hi> erzählen,
wodurch ich <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmt</rdg>
</app> worden bin, die <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptwahrheiten</term>
</index>Hauptwahrheiten des Christenthums in der Form und unter dem
Namen eines <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>Systems vorzutragen, und diese Schrift vor allen meinen
übrigen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbücher</term>
</index>Lehrbüchern, die ich nach und nach in Druck zu geben
gedenke, zuerst <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekannt</rdg>
</app> zu machen. Man hat <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXV"/>vom <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48"><app>
<lem>Melanchton</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Melanchthon</rdg>
</app></persName> an in unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche, besonders auf Akademien, einen systematischen
Vortrag der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie für den vorzüglichsten gehalten, und die mehresten
haben sich dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart bedient. Seit <index indexName="persons-index">
<term>Wolff, Christian</term>
</index><persName ref="textgrid:2505j">Wolfs</persName> Zeiten ist <app>
<lem>so gar</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sogar</rdg>
</app> eine der mathematischen sich möglichst nähernde Methode
empfohlen worden, und <app>
<lem><choice>
<sic>meine</sic>
<corr type="editorial">mein</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">mein</rdg>
</app> Vorgänger im akademischen <app>
<lem>Lehramt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehramte</rdg>
</app>, der verdiente <index indexName="persons-index">
<term>Töllner, Johann Gottlieb</term>
</index><persName ref="textgrid:24kqv">Töllner</persName>, hat eigne
Traktate darüber ge<pb n="XXVI" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="VI"/>schrieben, in welchen er zu beweisen suchte, daß die strenge
scientivische <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart zum Vortrage sämtlicher theologischen Disciplinen
die beste und die einzige wahre zur Beförderung gelehrter Einsichten
sey. Andre neuere <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen sind dagegen der <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung, daß die systematische Methode die <app>
<lem>allerunschicklichste</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction">aller unschicklichste</rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>alle unschicklichste</sic>
<corr type="editorial">allerunschicklichste</corr>
</choice></rdg>
</app> und schädlichste <app>
<lem>beym</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beim</rdg>
</app> Vor<pb edRef="#c" n="XXIV"/>trage des christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrifs sey. Ihre Gründe sind: <list>
<item><label>1.</label> weil die meisten Materialien, woraus man
das Lehrgebäude künstlich zusammensetzt, noch einer genauern
Bearbeitung <app>
<lem>
<choice>
<sic>bedürsten;</sic>
<corr type="editorial">bedürften;</corr>
</choice>
</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c #d #z">bedürften;</rdg>
</app> und aus dem rohen und zum Theil vermorschten <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXVI"/><app>
<lem>Stückwerk</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Stückwerke</rdg>
</app> des überlieferten <app>
<lem>Erkentnisses</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Erkenntnisses</rdg>
</app>
<pb edRef="#d" n="XXVIII"/> kein festes Gebäude, welches den
Bestürmungen der Freigeister Widerstand thun <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">könnte</rdg>
</app>, aufzuführen möglich sey.</item>
<item><label>2.</label> weil diejenigen, welche ein solches
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System des <app>
<lem>Christenthums,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Christenthums</rdg>
</app> als einen Inbegrif erwiesener göttlicher <app>
<lem>Wahrheiten,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Wahrheiten</rdg>
</app> von ihrem <index indexName="subjects-index">
<term>akademischer Lehrer</term>
</index>akademischen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer angenommen hätten, sich nachher nicht wagten,
etwas daran zu bessern; aus <app>
<lem>Beysorge</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Beisorge</rdg>
</app>, daß das Ganze die Haltung verlieren möchte, wenn man
einen Begrif oder Satz herausnehmen und abändern <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wollte</rdg>
</app>.</item>
<item><label>3.</label> weil hieraus weiter bey den Verehrern
eines Systems, <app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">sobald</rdg>
</app> ihnen die Untauglichkeit oder Unzuverlässigkeit einer
oder der andern menschli<pb n="XXVII" edRef="#b"/><pb n="VII" edRef="#z"/>chen <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese, die das Lehrgebäude zusammenhalten hilft,
von einem gelehrten Gegner dargethan wird, <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> Aengstlichkeit <app>
<lem>wegen der gesamten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">über die gesamte</rdg>
</app> Religion <app>
<lem>gerathen; und</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">entstehe, so daß sie</rdg>
</app> entweder auf <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXVII"/><index indexName="subjects-index">
<term>Köhlerglauben</term>
</index>Köhlerglauben und blinden Eifer <app>
<lem>verfallen,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verfallen</rdg>
</app> und sich selbst alles weitere Nachdenken und Lesen
versagen, um nur <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel zu vermeiden; oder aber in völligen
Unglauben und Freigeisterey <pb edRef="#c" n="XXV"/>
gerathen, weil ihr <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System alle Haltung verloren hat.</item>
</list></p>
<p><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXVII_2"/>Aus
diesen Gründen halten nun viele angesehene <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesgelehrte</term>
</index><app>
<lem>
<choice>
<sic>Gottesgelelehrten</sic>
<corr type="editorial">Gottesgelehrten</corr>
</choice>
</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c #d">Gottesgelehrten</rdg>
</app> eine <index indexName="subjects-index">
<term>historische Lehrart</term>
</index><app>
<lem>historische</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>historische</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart beym Vortrage der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie für nützlicher. Nach dieser werden <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem Lehrartikel und wichtigem Satze alle verschiedene
<index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen erzählt, die jemals in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche darüber aufgekommen sind, und die Gründe, womit jede
<index indexName="subjects-index">
<term>Parthey</term>
</index>Parthey ihre Behauptungen unterstützt hat, vorgelegt. Man
überläßt sodann den jungen <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen, aus diesem <app>
<lem>Reichthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Reichthume</rdg>
</app> der Materialien sich selbst das Beste zu wählen, und daraus
ein Lehrgebäude zu erbauen, wie es ihren übrigen Einsichten zusagt.
Diese Methode hat offenbar den Vortheil, daß sie mehr zum <index indexName="subjects-index">
<term>eignes Nachdenken</term>
</index>eignen Nachdenken erweckt, und die Studi<pb edRef="#d" n="XXIX"/>renden auf den Weg des <index indexName="subjects-index">
<term>Weiterforschen</term>
</index>Weiterforschens <app>
<lem>führt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">führet</rdg>
</app>, um nach und nach immer <app>
<lem>vollkomnere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vollkommnere</rdg>
</app> und <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXVII_3"/>zuverlässigere Einsichten durchs
Lesen der besten Schriften, durch <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eigne</rdg>
<rdg wit="#d" type="pt">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Reflexion</term>
</index>Reflexion, und <pb n="XXVIII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="VIII"/> durch Aufmerksamkeit auf <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen sich selbst zu erwerben. Auch bereitet diese
<index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index>historische Vortragsart zur Klugheit im <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index><app>
<lem>Lehramt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehramte</rdg>
</app> näher vor, daß es dem <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger nachmals leichter wird, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXVIII"/>allen
allerley zu werden, wodurch unleugbar mehrere gewonnen werden, als
durch systematische Unbiegsamkeit des Geistes. – <app>
<lem>Ueberdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ueberdies</rdg>
</app> ist auch der <index indexName="subjects-index">
<term>akademischer Lehrer</term>
</index>akademische <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer selbst gegen die unartigen Beschuldigungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Irrgläubigkeit</term>
</index>Irrgläubigkeit bey dieser <pb edRef="#c" n="XXVI"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>historische Methode</term>
</index>historischen Methode mehr gesichert, indem er blos <foreign xml:lang="lat">Facta</foreign> erzählt, daß nemlich diese und
jene <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche vorgetragen worden sey, ohne <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index>dogmatisch festzusetzen, ob die unterdrückte und herrschend
gebliebene Parthey die Wahrheit auf ihrer Seite gehabt habe.</p>
<p>Allein so vorzüglich sich diese <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart von der bisher betrachteten Seite empfiehlt, so <app>
<lem>fehlt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fehlet</rdg>
</app> es doch nicht an sehr scheinbaren Gegengründen, woraus man
sie von einer andern Seite für nachtheilig und fehlerhaft zu
erklären sucht. Man wendet nemlich ein, daß diese Methode nur für
diejenigen <index indexName="subjects-index">
<term>Studirende</term>
</index>Studirenden von wahrem <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen seyn könne, welche einen guten Kopf, vielen Fleiß,
und hinlängliche Hülfsmittel vereint <app>
<lem>besässen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">besäßen</rdg>
</app>, und nach den Universitätsjahren noch eine geraume Zeit <app>
<lem>Muse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Muße</rdg>
</app> zum eignen Studiren <app>
<lem>geniessen könten</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">genießen könnten</rdg>
</app>, ehe sie sich als <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der Jugend oder des Volks dürften anstellen lassen.
Diese würden allerdings <pb n="XXIX" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="IX"/> durch die Einleitung in den Weg der
freimüthigen Untersuchung und des <index indexName="subjects-index">
<term>Weiterforschen</term>
</index>Weiterforschens vorzüglich brauchbare Männer werden. Allein
der <app>
<lem>weit grössere</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">größere</rdg>
</app> Theil der <app>
<lem>mittelmässigen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mittelmäßigen</rdg>
</app> Köpfe unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Studirende</term>
</index>Studirenden sey schlechterdings unfähig, sich selbst ein
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System zu formiren, und werde durch die Menge der Gründe und
Gegengründe für jeden Lehrsatz nur in Verwirrung ge<pb edRef="#d" n="XXX"/>setzt, so daß schwache Köpfe lebenslang in ihrem <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrif <app>
<lem>unbestimt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unbestimmt</rdg>
</app> und schwankend bleiben, wo nicht <pb edRef="#c" n="XXVII"/>
gar allgemeine Zweifler werden würden. <app>
<lem>Ueberdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ueberdies</rdg>
</app>, sagt man, müssen ja die mehresten <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen so gleich <app>
<lem>von</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">nach Verlassung</rdg>
</app> der Universität das Amt der Jugendlehrer antreten, und wie
können diese im <app>
<lem>Christenthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthume</rdg>
</app> unterrichten, wenn sie selbst noch nicht mit sich eins <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">geworden</rdg>
</app> sind, was sie glauben und lehren sollen.</p>
<p>Ausser diesen vernünftigen Gegnern der <index indexName="subjects-index">
<term>historische Methode</term>
</index>historischen Methode, die sie durch scheinbare Gründe zu
bestreiten suchen, giebt es noch andere <index indexName="subjects-index">
<term>Eiferer</term>
</index>Eiferer, welche mit Ungestüm <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXIX"/>einen
verdienstvollen <index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName> und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärer</term>
</index>Aufklärer der <index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index>historischen Theile der Gottesgelehrsamkeit beschuldigen,
daß sie mehr <app>
<lem>niederreissen,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">niederrissen</rdg>
</app> als baueten, mehr <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel erregten, als <app>
<lem>Ueberzeugungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ueberzeugung</rdg>
</app> beförderten, und <app>
<lem>wol <app>
<lem>selbst,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">selbst</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">wohl selbst</rdg>
</app> überall kein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System haben möchten!</p>
<p><pb n="XXX" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="X"/> Sehet da, meine Leser, die Veranlassung,
welche mich <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmt</rdg>
</app> hat, ein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der Christenthumsphilosophie meinen übrigen Schriften
voraus zu schicken. Denn auch ich gehöre zu denen, welche die <index indexName="subjects-index">
<term>historische Lehrart</term>
</index>historische Lehrart überall, wo es auf <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen <app>
<lem>ankomt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ankommt</rdg>
</app>, wie bey dem kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegriffe, für die allein <app>
<lem>zweckmässige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zweckmäßige</rdg>
</app> halten, durch welche am sichersten die Berichtigung des
Fehlerhaften befördert werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>; und ich bediene mich daher auch derselben beym akademischen
Vortrage der Glaubenslehren. Zugleich aber befinde ich mich in der <app>
<lem>glücklichen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">glücklichsten</rdg>
</app> Lage der Unabhängigkeit nach allen meinen äussern <pb edRef="#c" n="XXVIII"/> Verhältnissen und Wünschen, daß ich mich
nicht scheuen darf, mein eignes <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der Welt vorzulegen.</p>
<p>Und nun <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app> ich den <hi>Hauptzweck</hi> und zwiefachen
<hi>Nebenzweck</hi> dieser Schrift deutlicher angeben. Ich habe
durch dieselbe <hi>zunächst</hi> meinen theologischen Zuhörern, und
dann auch andern jungen <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesgelehrte</term>
</index>Gottesgelehrten, die Grund<pb edRef="#d" n="XXXI"/>lagen zu
einem förmlichen Lehrgebäude über das Christenthum liefern wollen,
worauf sie sich nun theils selbst ein eignes <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System aufführen, theils mehrere nach den Bedürfnissen ihrer
künftigen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchkinder</term>
</index>Kirchkinder formiren können. Sie finden die allgemeinsten
und wesentlichsten Lehrwahrheiten von §. <ref target="textgrid:3c1gb#st_section_81">81</ref>–<ref target="textgrid:3c1gb#st_section_84">84.</ref> so vorgetragen,
wie sie in der ganzen Christenheit angenommen werden, nur daß <pb n="XXXI" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XI"/> jede <index indexName="subjects-index">
<term>Parthey</term>
</index>Parthey von dem ihrigen etwas hinzusetzt, welches eben
daher, weil es nicht allgemein ist, auch zufällig bleibt. Sie haben
also zuvörderst doch etwas feststehendes, woran sich nun das andre,
was sie durch Lesen, Nachdenken, und eigne <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen weiter erkennen, anschliessen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>. Und übrigens ist die ganze Schrift dazu eingerichtet, daß
sie aus derselben auch erlernen können, wie sie die Materialien nach
ihrer verschiedenen Brauchbarkeit sortiren, und nach <index indexName="subjects-index">
<term>Verschiedenheit</term>
</index>Verschiedenheit der Gemüthslage und <app>
<lem>Vorerkentnisse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vorerkenntnisse</rdg>
</app> ihrer Zuhörer zur <index indexName="subjects-index">
<term>Erbauung</term>
</index>Erbauung anwenden können.</p>
<p>Hiernächst habe ich noch zwey andre Zwecke mit dieser Schrift zu
erreichen gewünscht. <pb edRef="#c" n="XXIX"/>
<list>
<item><label>1.</label> Ich habe mir ein bequemes <app>
<lem>Lehrbuch</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Lehrburch</sic>
<corr type="editorial">Lehrbuch</corr>
</choice></rdg>
</app> verschaffen wollen, über welches ich akademische
Vorlesungen über das Christenthum für <app>
<lem>diejenigen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">diejenige</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Studirende</term>
</index><app>
<lem>Studirenden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Studirende</rdg>
</app>, die sich nicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie widmen, halten <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">könnte</rdg>
</app>. Es ist doch gewiß, daß jeder Gelehrte durch die
mehrere Uebung seiner Geisteskräfte, in welcher besondern
<index indexName="subjects-index">
<term>Wissenschaft</term>
</index>Wissenschaft es auch immer sey, eine <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größere</rdg>
</app> Fähigkeit zu einem weit <app>
<lem>vollkomnern <app>
<lem>Religionserkentnisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religionserkenntnisse</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">vollkommnern
Religionserkenntnisse</rdg>
</app>, als für gemeine Christen hinlänglich ist, <app>
<lem>erlangt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erlanget</rdg>
</app>; und daß hiermit auch ein <app>
<lem>würkliches</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">wirkliches</rdg>
</app> Bedürfniß für <index indexName="subjects-index">
<term>Studirende</term>
</index>Studirende entsteht, sich um gelehrtere Einsichten
und wissenschaftlichere <app>
<lem>Erkentnisse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntnisse</rdg>
</app> von der Glückseligkeitslehre zu bemühen, <pb n="XXXII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XII"/> indem sie sonst bey Entdeckung des
Groben und Irrigen in der gemei<pb edRef="#d" n="XXXII"/>nen
<index indexName="subjects-index">
<term>Volksreligion</term>
</index>Volksreligion in <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel und <app>
<lem>Gemüthsunruhen,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gemüthsunruhen</rdg>
</app> wegen ihrer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Hoffnungen</rdg>
</app> und wegen der besten moralischen Grundsätze des
Lebens gerathen. Nun haben die mehresten unter den
angehenden Gelehrten keinen weitern zusammenhängenden <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsunterricht</term>
</index>Religionsunterricht vor den Universitätsjahren
genossen, als welchen man ihnen im katechetischen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index><app>
<lem>Unterricht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unterricht</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Unterrichte</rdg>
</app> und in den niedern Schulen, nach den eingeführten
<index indexName="subjects-index">
<term>kirchliche Lehrbücher</term>
</index>kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbücher</term>
</index>Lehrbüchern mit dem <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">großen</rdg>
</app> Haufen der gemeinen Jugend zugleich ertheilet hat.
Gesetzt nun auch, welches doch bey wenigen anzunehmen ist,
daß dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht so vollkommen gewesen wäre, als es nur
immer ihre Fähigkeiten und <app>
<lem>Vor<pb edRef="#c" n="XXX"/>erkentnisse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vorerkenntnisse</rdg>
</app> in frühern Jahren verstattet haben, so <app>
<lem>vergrössern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vergrößern</rdg>
</app> sich doch diese beym Studiren der philosophischen
Disciplinen und der <index indexName="subjects-index">
<term>Realwissenschaften</term>
</index>Realwissenschaften auf der <app>
<lem>
<choice>
<sic>Universiät</sic>
<corr type="editorial">Universität</corr>
</choice>
</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c #d">Universität</rdg>
</app> in kurzem dergestalt, daß sie gegen das Ende der
akademischen Jahre zu einem weit <app>
<lem>vollkomnern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vollkommneren</rdg>
</app> und mehr gelehrten <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nicht nur fähig werden, sondern dergleichen
auch würklich schon zu bedürfen anfangen, wenn sie nicht in
<index indexName="subjects-index">
<term>Scepticismus</term>
</index><app>
<lem>Scepticismus</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Skepticismus</rdg>
</app> oder <app>
<lem>Leichsinn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Leichtsinn</rdg>
</app> verfallen sollen. Hierzu <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kommt</rdg>
</app> noch die Betrachtung, daß unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Studirende</term>
</index>Studirenden, die sich der Rechtsgelehrsam<pb n="XXXIII" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="XIII"/>keit
widmen, sich viele befinden, die nachher in <app>
<lem>obrigkeitlichen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Obrigkeitlichen</rdg>
</app> Aemtern die Aufsicht über <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen und Schulen erhalten, und an dem
Berufungsrecht der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger Theil nehmen, folglich auch in dieser
Aussicht weit deutlichere Einsichten in die Verhältnisse des
kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index><app>
<lem>Lehramts</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehramtes</rdg>
</app> gegen das Wohl des Volks, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">über</rdg>
</app> die erforderliche Hauptgeschicklichkeit eines <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Lehrers der <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit und Glückseligkeit sich zu erwerben nöthig
haben. In dieser Beziehung habe ich im fünften <app>
<lem>Abschnitt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Abschnitte</rdg>
</app> den <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">großen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der christlichen Lehrvorträge bey einer <app>
<lem>zweckmäßigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweckmässigen</rdg>
</app> Einrichtung derselben, <pb edRef="#d" n="XXXIII"/>
mehr in Beziehung auf das gemeine <app>
<lem>Volk,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Volk</rdg>
</app> als auf einzelne Personen, ins Licht <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesezt</rdg>
</app> und entwickelt.</item>
<item><label>2.</label> Endlich habe ich auch den edlern Theil
des lesenden <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikums, welcher einsiehet, wie <pb edRef="#c" n="XXXI"/> unentbehrlich <app>
<lem>jedem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">iedem</rdg>
</app> denkenden Menschen deutliche und <app>
<lem>zuverlässige Erkentnisse</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">zuverläßige Erkenntnisse</rdg>
</app> von dem <app>
<lem>Regierungsplan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Regierungsplane</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Weltbegebenheiten</term>
</index>Weltbegebenheiten und von unsrer wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung sind, wenn man unter allen Abwechselungen
des Lebens und bey dem Ausgange aus <app>
<lem>demselben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">demselben</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Heiterkeit</term>
</index>Heiterkeit und Standhaftigkeit des Geistes <app>
<lem>beybehalten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beibehalten</rdg>
</app> will, durch diese Schrift aus den Verwirrungen
heraushelfen wollen, welche durch so viele neuere Schriften
über die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index><app>
<lem>Religion</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Religion,</rdg>
</app>
<pb n="XXXIV" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XIV"/> und durch die widersprechenden
Behauptungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen für alle diejenigen veranlasset werden,
die das Wesentliche und das blos Zufällige in der
Glückseligkeitslehre des Christenthums nicht von einander
scheiden können. Freilich habe ich für diese
höchstschätzbare Klasse meiner Leser nicht so viel, als ich <app>
<lem>wol</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">wohl</rdg>
</app> zu thun gewünscht hätte, leisten <app>
<lem>
<choice>
<sic>könnnen</sic>
<corr type="editorial">können</corr>
</choice>
</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c #d">können</rdg>
</app>, <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">weil</rdg>
</app> ich durch die <app>
<lem>zwey erstern</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">zwei ersten</rdg>
</app> Absichten, die ich, meinen <app>
<lem>eigentlichen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> Berufspflichten nach, vorzüglich zu erreichen suchen
mußte, eingeschränkt ward. Ob ich aber nun gleich manches in
dieser Schrift <app>
<lem>gesagt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesaget</rdg>
</app> habe, was Leser, die mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Schulgelehrsamkeit</term>
</index>Schulgelehrsamkeit <app>
<lem>unbekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unbekannt</rdg>
</app> sind, nicht völlig verstehen können, und manches von
mir nicht gesagt worden ist, was viele <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheitsforscher</term>
</index>Wahrheitsforscher vielleicht darin noch zu lesen
wünschen möchten, so wird doch dieses Buch vielen <index indexName="subjects-index">
<term>selbstdenkend</term>
</index>selbstdenkenden <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunden der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion manche <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel gegen das Christenthum benehmen, und ihnen
zur Formirung eines eig<pb edRef="#c" n="XXXII"/>nen Systems
über die christliche Glückseligkeitslehre zu ihrem eignen <app>
<lem>Gebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gebrauche</rdg>
</app> nützliche Dienste leisten können. Ein <index indexName="subjects-index">
<term>akademischer Lehrer</term>
</index>akademischer <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer muß sich darauf einschränken, die
Hauptbegriffe <pb edRef="#d" n="XXXIV"/> zu entwickeln und
Grundrisse zu liefern; die weitere Ausführung, Anwendung und
Belebung der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten ist die Berufspflicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger. <app>
<lem>Solte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sollte</rdg>
</app> mir <pb n="XXXV" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XV"/> indes noch künftig, nach Vollendung
der sich mir näher andringenden Arbeiten für die hier <index indexName="subjects-index">
<term>Studirende</term>
</index><app>
<lem>Studirende, Muse</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Studirenden, Muße</rdg>
</app> und Gesundheit übrig bleiben, für das allgemeinere
lesende <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum etwas auszuarbeiten, so werde ich es für
die angenehmste und edelste Beschäftigung ansehen, eine
Erbauungsschrift für meine denkende Zeitverwandten, <hi>zur
Belebung</hi> der Wahrheiten zur Glückseligkeit in ihrem
<index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index><app>
<lem>Gemüth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gemüthe</rdg>
</app>, anzufertigen.</item>
</list></p>
<p>Nachdem ich nun den Hauptzweck und die doppelte Nebenabsicht, welche
ich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Ausarbeitung meines Systems vor Augen gehabt, selbst
angegeben habe, so ist es unnöthig, die <app>
<lem>falsche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">falschen</rdg>
</app> Absichten, die man aus Mißverstand mir <app>
<lem>beygemessen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigemessen</rdg>
</app> hat, weitläuftig zu widerlegen. Ich habe gar nicht zur
Absicht, das <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchensystem</term>
</index>Kirchensystem der <index indexName="subjects-index">
<term>Lutheraner</term>
</index>Lutheraner oder die <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index>symbolischen Bücher abzuändern. Ich lasse diese <index indexName="subjects-index">
<term>Policeygesetze</term>
</index>Policeygesetze, welche äussere Gerechtsame begrenzen, so wie
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>
<index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>palästinische Landesgesetze</term>
</index>palästinische <index indexName="subjects-index">
<term>Landesgesetze</term>
</index>Landesgesetze, stehen, und wer <pb edRef="#c" n="XXXIII"/>
von meinen theologischen Zuhörern darwider redet, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengesetze</term>
</index>Kirchengesetze dadurch übertritt, den erkläre ich für einen
unächten und mißrathenen Zögling von mir. Meine Schrift enthält die
Philosophie des <hi>Christenthums</hi> und nicht des
<hi>Lutherthums</hi>. – Indes gestehe ich, daß einige Worte in
meiner <app>
<lem>Dedikation</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dedication</rdg>
</app> an des Herrn Geheimen Etatsministers <index indexName="persons-index">
<term>Zedlitz, Karl Abraham von</term>
</index><persName ref="textgrid:3r67v">Freyherrn <pb n="XXXVI" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XVI"/> von Zedlitz</persName> Excellenz eine <app>
<lem>Zweideutigkeit</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zweydeutigkeit</rdg>
</app> enthalten, die ich <app>
<lem>beym</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beim</rdg>
</app> Niederschreiben nicht wahrgenommen hatte, und daß diese
allerdings dahin gedeutet werden <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könten</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">könnten</rdg>
</app>, als ob ich auf eine <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">äußere</rdg>
</app> durch obrigkeitliche Befehle hervorzubringende <index indexName="subjects-index">
<term>Reform</term>
</index>Reform des kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrifs mein Absehen gerichtet gehabt hätte. Ich sage
nemlich in der Zuschrift: Die höhere Genehmi<pb edRef="#d" n="XXXV"/>gung meines <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><app>
<lem>System</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Systems</rdg>
</app> von Seiten des hohen <app>
<lem>Departement</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Departements</rdg>
</app> der geistlichen Sachen im Königl. Etatsministerium, dem nur
allein in den königlichen Staaten <hi>das oberrichterliche Amt</hi>,
was zum Besten der <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index><hi>öffentlich gelehret werden darf</hi>, <app>
<lem>zukomt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zukommt</rdg>
</app>, würde mir zur weitern Aufmunterung gereichen. Man hat diese
Worte dahin auslegen wollen, als ob ich behauptete, das geistliche
Departement könne nach Willkühr den <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrif, so oft es ihm beliebte, <app>
<lem>abändern;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">abändern,</rdg>
</app> den privilegirten symbolischen <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben verbieten, und einen andern anbefehlen. Eine solche
Erklärung meiner Worte <app>
<lem>konte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">konnte</rdg>
</app> mich nun <app>
<lem>wol</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wohl</rdg>
</app> nicht von Leuten befremden, die durch ähnliche <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegungen</term>
</index>Auslegungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel <pb edRef="#c" n="XXXIV"/> eine Fertigkeit <app>
<lem>erlangt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erlanget</rdg>
</app> haben, Worten ohne Rücksicht auf Zusammenhang und Zweck eine
Deutung zu geben, wie sie zu ihren angenommenen <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen und Absichten paßt: denn sonst sagt schon der
Titel, und der ganze Inhalt bestätiget es, daß ich nicht ein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System <app>
<lem><hi>fürs</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">fürs</rdg>
</app>
<hi>Volk</hi>, <pb n="XXXVII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XVII"/> sondern blos <app>
<lem><hi>für</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">für</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>selbstdenkend</term>
</index><hi>selbstdenkende</hi> Zeitverwandten geschrieben habe.
Ueberhaupt aber wäre es doch wol die <app>
<lem>auslachenswürdigste</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verlachenswürdigste</rdg>
</app> Idee, welche ein Mann in <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">meinen</rdg>
</app> Verhältnissen je haben <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">könnte</rdg>
</app>, wenn ich mich überredete, daß in den <index indexName="subjects-index">
<term>preußische Staaten</term>
</index><app>
<lem><hi>preussischen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>preußischen</hi></rdg>
</app>
<hi>Staaten</hi>, wo der Schwärmer, der <app>
<lem>Orthodoxe</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Orthodox</rdg>
</app>, der <index indexName="subjects-index">
<term>selbstdenkend</term>
</index>selbstdenkende Christ, und der <index indexName="subjects-index">
<term>Freigeist</term>
</index>Freigeist glauben, reden und schreiben können, was sie
wollen, und gleiche Bürgerrechte behalten, eine allgemeine
Lehrvorschrift zwangsweise eingeführt werden würde, wenn ich bey dem
geheimen <app>
<lem>Etaatsministerium</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Etatsministerium</rdg>
</app> darauf anzutragen versuchte. So ungesund erscheint mein
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand doch im ganzen <app>
<lem>Buch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Buche</rdg>
</app> nicht!</p>
<p>Ich will indes nach dem unstreitigen Kanon, daß jeder der beste
Ausleger seiner Worte ist, den <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn und Zweck der gerügten Stelle <app>
<lem>paraphrasirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">paraphrasiret</rdg>
</app> vorlegen. – Hier ist er:</p>
<p><pb edRef="#d" n="XXXVI"/> „Gnädiger Chef, ich sehe vorher, daß gar
viele Kleinmänner gegen mich aufstehen, und ein kleinpäbstlich
Tribunal über mich errichten möchten. Allein ich erkenne blos <choice>
<abbr>Ew.</abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>Hochfreyherrl.</abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice> Excellenz für meinen Richter, ob der Inhalt meiner Schrift
nicht <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich gelehret werden dürfe. Dieses schreibe ich hier
indes nicht, <pb edRef="#c" n="XXXV"/> um <app>
<lem><choice>
<abbr>Ew.</abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><choice>
<abbr>Ewr.</abbr>
<expan>Euer</expan>
<expan>Eure</expan>
</choice></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Hochfreyherrl.</abbr>
<expan>Hochfreyherrlich</expan>
</choice> Excellenz willen, sondern die <app>
<lem>unberufne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unberufene</rdg>
</app> Fiskäle und Richterlein zu erinnern, daß sie es sich nicht
etwa arrogiren sollen, <app>
<lem>ihrer</lem>
<rdg wit="#z" type="typo-correction"><choice>
<sic>hrer</sic>
<corr type="editorial">ihrer</corr>
</choice></rdg>
</app> höhern <index indexName="subjects-index">
<term>Obrigkeit</term>
</index>Obrigkeit vorzugreifen.“</p>
<p><pb n="XXXVIII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XVIII"/> Es war also mein <app>
<lem>Zweck,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweck</rdg>
</app> mir die Leutchen im voraus abzuwehren, die <app>
<lem>destomehr</lem>
<rdg wit="#d" type="v">desto mehr</rdg>
</app> schreien, je weniger sie verstehen. Aus eben diesem Grunde
mußte ich auch in dem ganzen <app>
<lem>Buch,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Buche</rdg>
</app> einen determinirten Ton annehmen, weil die <app>
<lem>Miene</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Mine</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache einer schüchternen Bescheidenheit des Untersuchers
oft den Schwächsten keck macht, einen Angrif zu wagen.</p>
<p>Ich bin sehr weit davon entfernt, ältern <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen oder <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigern, die eine lange Reihe von <app>
<lem>Jahren,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Jahren</rdg>
</app> nach einem früh angenommenen <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><app>
<lem>System,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">System</rdg>
</app> gedacht und gelehret haben, eine Umarbeitung desselben
zuzumuthen. Dieses ist nach <index indexName="subjects-index">
<term>psychologische Principien</term>
</index>psychologischen <index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien bey den mehresten unmöglich. Allein ich habe mit
Vergnügen bemerkt, daß sehr viele von denen, welche für ihre Person
den ältern <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrif, der dem <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geiste</rdg>
</app> des Zeitalters in ihren Universitätsjahren angemessen war, <app>
<lem>beybehalten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beibehalten</rdg>
</app>, doch zugleich einsehen, daß ihre jetzt studirende Söhne
nicht für die <app>
<lem>verfloßne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verflossene</rdg>
</app> Zeit ihrer Väter, sondern für die <app>
<lem>nächstkommende</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">nächstkommenden</rdg>
</app> Jahre vorbereitet werden müssen, um die
Christenthumswahrheiten der <index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart des nächstkünftigen Zeitalters gemäß vortragen, und
mit solchen Waffen, wie die neuern Angriffe sie erfordern, gehörig
vertheidigen zu können.</p>
<p><pb edRef="#c" n="XXXVI"/> Man hat mir die <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre erwiesen, mich unter die neuern <index indexName="subjects-index">
<term>Reformatoren</term>
</index>Reformatoren zu zählen. Was für Nebenbegriffe <pb edRef="#d" n="XXXVII"/> nun auch immer von einem oder dem andern mit <pb n="XXXIX" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XIX"/> diesem Titel <app>
<lem>verknüpft</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verknüpfet</rdg>
</app> werden mögen, so erkläre ich doch ohne Rückhalt, daß ich von
ganzem <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen wünsche, durch meine Schriften zu einer sehr
wichtigen <index indexName="subjects-index">
<term>Reform</term>
</index><app>
<lem>Reform,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Reform</rdg>
</app> etwas mehr, als gute Wünsche, <app>
<lem>beyzutragen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beizutragen</rdg>
</app>. Damit man aber nicht <app>
<lem>erst</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> errathen dürfe, wohin ich mit meinem <index indexName="subjects-index">
<term>Reformationsentwurf</term>
</index>Reformationsentwurf abziele, so will ich dieses sogleich
<index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekannt</rdg>
</app> machen. Mein Wunsch gehet dahin, nicht <app>
<lem>blos</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bloß</rdg>
</app> in Absicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, des <index indexName="subjects-index">
<term>Schulwesen</term>
</index>Schulwesens und der <index indexName="subjects-index">
<term>Erziehungskunst</term>
</index>Erziehungskunst, sondern in Absicht aller Wissenschaften und
des gesamten Studirens, der <index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart der jungen Gelehrten die Richtung zu geben, daß sie
sich gewöhnen bey allem, was sie unternehmen, sich zuvörderst <app>
<lem>erst</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> recht deutlich <app>
<lem>auseinander</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">aus einander</rdg>
</app> zu setzen, und genau zu bestimmen, wohin sie am Ende wollen,
oder was der eigentliche Zweck und das Gute sey, welches sie durch
jede Art der Bemühung darzustellen <app>
<lem>wünschen,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wünschen;</rdg>
</app> und daß sie nach deutlich <app>
<lem>erkantem Zweck</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">erkanntem Zwecke</rdg>
</app> sich nun ferner entwickeln möchten, was zur Darstellung
desselben wesentlich erforderlich sey, und welche Mittel dazu die
kürzesten, sichersten und fruchtbarsten sind: <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXXXIX"/>damit sie
nicht mehr so viel <app>
<lem>Ueberflüssiges</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ueberflüßiges</rdg>
</app> für <hi>die Schule</hi>, und destomehr für <hi>das Leben</hi>
erlernen, und den höchsten und <app>
<lem>letzten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lezten</rdg>
</app> Zweck alles Studirens und aller Arbeiten, nemlich <app>
<lem>Vergrösserung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vergrößerung</rdg>
</app> der gemeinsamen und eig<pb edRef="#c" n="XXXVII"/>nen
Glückseligkeit in allen Fächern der <app>
<lem>Erkentnisse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntnisse</rdg>
</app>, und jeder in seinem besondern Standpunkt kräftiger <pb n="XL" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XX"/> und zutreffender befördern möchten. – Dieses
ist der <index indexName="subjects-index">
<term>Schlüssel</term>
</index>Schlüssel zu allen meinen Schriften. – <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXL"/>Ich habe in
meiner <hi>Anleitung des menschlichen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index><hi>Verstandes zum</hi>
<app>
<lem><hi>regelmässigen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>regelmäßigen</hi></rdg>
</app>
<hi>Bestreben nach möglichst</hi>
<app>
<lem><hi>vollkomner Erkentniß</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>vollkommner Erkenntniß</hi></rdg>
</app> §. 102. 103. etwas mehr hierüber im allgemeinen erklärt, und
noch ausführlicher im 5ten <app>
<lem>Hauptstück</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Hauptstücke</rdg>
</app> dieses <app>
<lem>Buchs, worüber noch gedruckt wird, bey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Buchs bei</rdg>
</app> den Regeln über das Studiren davon gehandelt. Man vergleiche
hiermit meine <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXL_2"/><hi>An</hi><pb edRef="#d" n="XXXVIII"/><hi>weisung zur Amtsberedsamkeit christlicher</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index><hi>Lehrer</hi>, und selbst diese Schrift, so wird sich
finden, daß ich überall nichts thue, als daß ich den Zweck <app>
<lem>jeder</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ieder</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wissenschaft</term>
</index>Wissenschaft deutlicher bestimme, und dann zeige, was zur
Darstellung desselben wesentlich gehört, und was blos zufällig, <app>
<lem>unzweckmässig</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unzweckmäßig</rdg>
</app> oder gar zweckwidrig ist, und doch aus Nachahmungssucht noch
immer zu den richtigen, und pertinenten Mitteln und <app>
<lem>Hülfserkentnissen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Hülfserkenntnissen</rdg>
</app> gerechnet wird. Niemand wird diese meine <index indexName="subjects-index">
<term>Reformationsabsicht</term>
</index>Reformationsabsicht, an und für sich betrachtet, tadeln
können; aber die nothwendig daraus entstehende <index indexName="subjects-index">
<term>Simplificirung</term>
</index>Simplificirung der Mittel, und Absonderung so <app>
<lem>vieles</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>vjeles</sic>
<corr type="editorial">vieles</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>Unnützen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">unnützen</rdg>
</app> in den Disciplinen und dem ganzen <app>
<lem>Lehrplan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehrplane</rdg>
</app> des Studirens wird denen nicht gefallen, welche das Unglück
gehabt haben, gerade auf das, was das zweckloseste und <app>
<lem>überflüssigste</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überflüßigste</rdg>
</app> ist, ihren vorzüglichsten Fleiß und den <app>
<lem>grössern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größern</rdg>
</app> Theil ihres Lebens verwandt zu haben.</p>
<p><pb edRef="#b" n="XLI"/>
<pb edRef="#c" n="XXXVIII"/>
<pb edRef="#z" n="XXI"/> Wenn jemand eine sehr zusammengesetzte und
überaus künstliche Maschine erfindet, um einen <app>
<lem>bestimten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmten</rdg>
</app> Effekt durch dieselbe hervorzubringen, so wird der <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">große</rdg>
</app> Haufe, nebst den Halbgelehrten und gemeinen Künstlern, die
Erfindung desto höher schätzen und <app>
<lem>destomehr</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">desto mehr</rdg>
</app> bewundern, je <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größer</rdg>
</app> die Menge der mannigfaltigen Theile, und <app>
<lem>je</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ie</rdg>
</app> verwickelter die Art der Zusammensetzung ist. Aber der <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">große</rdg>
</app> Gelehrte und Künstler wird eben dieses, was die übrigen
bewundern, für Unvollkommenheit erkennen, und die Erfindung eines
weniger zusammengesetzten und weniger künstlichen Werkzeuges für ein <app>
<lem>grösseres</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größeres</rdg>
</app> Meisterstück halten. In der gelehrten Welt ist es ein Mittel
sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Menge in den Ruf eines <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">großen</rdg>
</app> Mannes zu setzen, wenn man über jede Aufgabe ein starkes Buch
schreiben, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>uud</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app> nach Anführung einer Menge verschiedener <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen, und nach Citationen vieler Bücher, endlich eine
Antwort herausbringen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>, welche nicht leicht zu <app>
<lem>begreifen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">begreiffen</rdg>
</app> ist, und <pb edRef="#d" n="XXXIX"/> worüber neue Kommentarien
erfordert werden. Wenn aber jemand eben dieselbe Aufgabe durch
unmittelbare Zusammenstellung der Hauptbegriffe, die verglichen
werden müssen, und durch <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung und Bestimmung derselben ohne einige Citaten so
auflöst, daß auch ein <app>
<lem>mittelmässiger</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mittelmäßiger</rdg>
</app> Kopf es sogleich verstehet und einsieht, ohne erst andre
Bücher dabey nachschlagen zu dürfen, so wird er von den wenigen
Gelehrten vom ersten Range <pb n="XLII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XXII"/> geschätzt, von den übrigen aber vielleicht
kaum bemerkt werden, weil je<pb edRef="#c" n="XXXIX"/>der glaubt,
die Auflösung sey so natürlich und leicht, daß er sie auch selbst
erfunden haben würde, wenn er sich die Mühe hätte geben wollen,
darüber nachzudenken. Dennoch ist eben das am <app>
<lem><choice>
<sic>alschwersten</sic>
<corr type="editorial">allerschwersten</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">allerschwersten</rdg>
</app> zu erfinden, was, sobald es erfunden ist, jedem natürlich und
leicht scheint: die einfachste Verfahrungsart ist der höchste Gipfel
der Kunst. Um ein hinlängliches <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht über Wahrheiten, die durch <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten verdunkelt worden sind, mit wenigen Worten zu
verbreiten, und viel Sachen auf einem Bogen zu liefern, muß man gar
vieles vorher nicht blos gelesen, sondern auch durchgedacht, und
halbe Bibliotheken <app>
<lem>durchstudirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">durchstudiret</rdg>
</app> haben. Aber diese vorhergehende Mühe <app>
<lem>sieht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">siehet</rdg>
</app> man einem leichtgeschriebenen Buche nicht an. Dagegen wird zu
einem weitläuftigen Werke, worin man die <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen der Gelehrten samlet, und mit <app>
<lem>beyfälligen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beifälligen</rdg>
</app> Anmerkungen durchwebt, oft nicht viel mehr als eine fertige
Hand zum <app>
<lem>schreiben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schreiben</rdg>
</app>, und wenig Geistesanstrengung erfordert. Allein was haben die
Käufer für ihr Geld, und für die Mühe des Durchlesens in ihrem
praktischen und <app>
<lem>zuverlässigen Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">zuverläßigen Erkenntniß</rdg>
</app> am Ende gewonnen? Warlich mehrentheils weiter nichts, als <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#d" type="v">daß</rdg>
</app> sie <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vielerlei</rdg>
</app> Gründe für und wider einen Satz <app>
<lem>aufgesamlet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">aufgesammlet</rdg>
</app> haben, und doch kein festes Resultat herausbringen können. –
O was <pb n="XLIII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XXIII"/> würde für die Wahrheit, für die <app>
<lem>Glückseligkeit,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Glückseligkeit</rdg>
</app> und für die äussere Be<pb edRef="#d" n="XL"/>quemlichkeit des
Lebens täglich gewonnen werden, wenn man aufhörte, <pb edRef="#c" n="XL"/> die <app>
<lem>Kentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Kenntniß</rdg>
</app> der mannigfaltigen <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen für würkliche Einsichten zu halten; wenn man
Belesenheit nicht ferner für Gelehrsamkeit, sondern blos für das,
was sie ist, für ein Hülfsmittel der Erweckung zum <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Weiterdenken</term>
</index>Weiterdenken betrachtete, und wenn jeder das Resultat seines
Lesens und Studirens zur Brauchbarkeit im Leben kurz und gut <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekannt</rdg>
</app> machte, ohne uns erst durch alle die Krümmungen hindurch zu
führen, durch welche er sich durchwinden müssen, ehe er seinen neuen
Begrif und Satz, den er uns liefern will, hat entdecken können. –
Freilich werden diejenigen, welche <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">nach</rdg>
</app> Finanzprincipien oder zur Parade schreiben, keinen Geschmack
an dieser Methode finden; aber ich rede auch nur zu denen, welche
als Patrioten <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">wünschen,</rdg>
</app> möglichst <index indexName="subjects-index">
<term>gemeinnützig</term>
</index>gemeinnützig zu werden <app>
<lem>wünschen</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>.</p>
<p>Ich will nun meinen Lesern auch kürzlich anzeigen, was gegen mein
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System nach der ersten Ausgabe eingewandt worden ist: nicht
um hier irgends einen Gegner ausführlich zu widerlegen; <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dies</rdg>
</app> soll in einer besondern Schrift unter dem Titel: <app>
<lem>Bestätigungen meines</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Philosophische Unterhaltungen zur
weitern Bestätigung des</rdg>
</app> Systems <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>, welche <app>
<lem>stückweis</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heftweis</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">heftweise</rdg>
</app> herauskommen werden, geschehen: sondern blos eine allgemeine
Idee von der Lage der Einwürfe ge<pb n="XLIV" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="XXIV"/>gen meine Behauptungen, und was solche
eigentlich für Punkte betreffen, zu erwecken.</p>
<p><pb edRef="#c" n="XLI"/> Gegen dasjenige, was eigentlich in meiner
Schrift das <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der Glückseligkeitslehre ausmacht, hat kein einziger
Gelehrter etwas eingewandt. Man hat weder meinen Begrif von der
Glückseligkeit, noch irgends einen <app>
<lem>Haupsatz</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Hauptsatz</rdg>
</app> der vier ersten Abschnitte zweifelhaft gemacht, sondern den
Inhalt davon theils gelobt, theils ohne die geringste <app>
<lem>
<choice>
<sic>Gegenerinnernng</sic>
<corr type="editorial">Gegenerinnerung</corr>
</choice>
</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c #d #z">Gegenerinnerung</rdg>
</app> eingeräumt, und also die Vordersätze, worauf die übrigen
daraus gefolgerten Wahrheiten beruhen, zugestanden. Selbst gegen den
sechsten Abschnitt <pb edRef="#d" n="XLI"/> hat niemand behauptet,
daß eine derer Wahrheiten, die ich ins allgemeine
Christenthumssystem aufgenommen habe, ungegründet oder dahin nicht
gehörig, oder auch nur <app>
<lem>ausserwesentlich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">außerwesentlich</rdg>
</app>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Alles, was man wider mich erinnert hat, <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lässet</rdg>
</app> sich auf drey Punkte zurückführen: <list>
<item><label>1.</label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXLIV"/><hi>Daß ich den christlichen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index><hi>Lehrbegrif</hi>
<app>
<lem><hi rend="spaced-out">nicht vollständig</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp"><hi>nicht
vollständig</hi></rdg>
</app>
<hi>geliefert hätte</hi>, sondern noch mehrere Wahrheiten
dahin gehörten. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> hat Herr <index indexName="persons-index">
<term>Lavater, Johann Caspar</term>
</index><persName ref="textgrid:271sx">Lavater</persName> in
seinem Etwas über <index indexName="persons-index">
<term>Steinbart, Gotthilf Samuel</term>
</index><persName>Steinbarts</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System erinnert, und zwar nach seiner Art,
mit mehr Inbrunst eines gutherzigen <index indexName="subjects-index">
<term>Enthusiasmus</term>
</index>Enthusiasmus, als mit kaltblütiger Scharfsinnigkeit:
daher auch von ihm nicht <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmt</rdg>
</app> angegeben wird, welche Sätze <pb n="XLV" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XXV"/> in mein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der Glückseligkeitslehre noch eingeschaltet
werden sollen. Ich habe nicht nöthig, etwas weiteres <app>
<lem>hierüber</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> für meine Leser zu sagen, als daß ich nicht das
Lavatersche Christenthum, sondern <pb edRef="#c" n="XLII"/>
die Glückseligkeitslehre des Christenthums überhaupt, und
zwar zunächst für Leute, die nicht nach <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühle</term>
</index>Gefühlen, sondern nach <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit fragen, habe liefern wollen. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXLV"/>Ein <app>
<lem>ungenanter</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ungenannter</rdg>
</app> Gelehrter, der durch H. D. L. bezeichnet wird, und
der Herr <app>
<lem>Dokter</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Doktor</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName>
haben mich gegen des Herrn <index indexName="persons-index">
<term>Lavater, Johann Caspar</term>
</index><persName ref="textgrid:271sx">Lavaters</persName>
Anschuldigungen gerechtfertiget. Beide Schriften sind mit
dem Lavaterschen Etwas zusammengedruckt, und von dem Herrn <choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName>
unter dem Titel: Herrn Caspar Lavaters und eines <app>
<lem>Ungenanten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ungenannten</rdg>
</app> Urtheile über das Steinbartische <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System des reinen Christenthums, mit vielen Zusätzen
von <choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">Joh. Sal.
Semler</persName>, mir <index indexName="subjects-index">
<term>freundschaftlich</term>
</index>freundschaftlich zugeschrieben worden.</item>
<item><label>2.</label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXLV_2"/>Daß mein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System zwar ein richtiger christlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrif und für denkende Zeitverwandten gut und
hinlänglich <app>
<lem>sey, daß</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">sei, <hi>daß</hi></rdg>
</app>
<hi>aber die allgemeine Einführung desselben und der darin
gebrauchten <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche nicht statt finden könne, und ein
obrig</hi><pb edRef="#d" n="XLII"/><hi>keitlicher Zwang
in dieser Absicht mehr schädlich als nützlich
wer</hi><pb n="XLVI" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="XXVI"/><hi>den würde:</hi> weil immer <app>
<lem>mehrerley</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">mehrerlei</rdg>
</app> Lehrarten nach den sehr verschiedenen <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsfähigkeiten</term>
</index>Gemüthsfähigkeiten der Menschen erforderlich bleiben
würden. Dieses hat der Herr <choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName> in der
Zuschrift und Vorrede des vorhin <app>
<lem>genanten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genannten</rdg>
</app> Buchs, und in seinem eignen darin befindlichen
Urtheile über meine Schrift, gründlich ausgeführet: nicht,
als ob der Herr <pb edRef="#c" n="XLIII"/>
<app>
<lem>Dokter</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Doktor</rdg>
</app> würklich <app>
<lem>glaubten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">glaubte</rdg>
</app>, daß ich dahin zielte, meine Lehrart als die einzige
wahre allen Kirchenlehrern aufzudringen, sondern nur um
diejenigen zu belehren, welche dergleichen ungegründete
Besorgnisse <app>
<lem>gefaßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gefasset</rdg>
</app>, und deswegen wider mein Buch <app>
<lem>deklamirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">deklamiret</rdg>
</app> hatten. Die übrigen <index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index>historischen Anmerkungen und Zusätze des Herrn <app>
<lem>Dokters</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Doktors</rdg>
</app> dienen auch alle dazu, den Zweck meiner Schrift zu
befördern und ihren Hauptinhalt zu bestätigen.</item>
<item><label>3.</label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bXLVI"/>Daß die <hi>im fünften</hi>
<app>
<lem><hi>Abschnitt</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>Abschnitte</hi></rdg>
</app>
<hi>von mir widerlegten kirchlichen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index><hi>Lehrsätze</hi> von der <index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung einer fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld und fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> sich wohl vertheidigen liessen, wenn man nur die
Worte nicht in der <hi>eigentlichen</hi> Bedeutung nähme,
sondern unter <index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung einer Handlung blos die <index indexName="subjects-index">
<term>Theilnehmung</term>
</index>Theilnehmung an den Folgen derselben verstünde.
Hierauf <app>
<lem>antwortete</lem>
<rdg wit="#c" type="v">antworte</rdg>
</app> ich überhaupt: <hi>über Worte werde ich niemals
strei</hi><pb n="XLVII" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="XXVII"/><hi>ten.</hi> Theilnehmung an den Folgen der
Handlungen <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> und
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
habe ich nie geleugnet. Wir nehmen Theil an den Folgen aller
Handlungen aller unsrer Vorältern, sowol der guten als
bösen. Wer diese Schrift <app>
<lem><app>
<lem>liesset</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lieset</rdg>
</app>, nimt</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">lieset, nimmt</rdg>
</app> Theil an den Folgen der Erfindung des Papiers und der
Buchdruckerkunst; aber es ist doch nicht gewöhnlich zu
sagen, daß Gott den Lesern einer Schrift die Erfindung des
Papiers und der Buchdruckerkunst <app>
<lem><hi>zurechnet</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>zurechne</hi></rdg>
</app>. Wenn also mir <pb edRef="#c" n="XLIV"/> zugestanden
<pb edRef="#d" n="XLIII"/> wird, daß keine
<hi>eigentliche</hi> und <hi>förmliche</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung einer fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld und fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit; keine <hi>eigentliche</hi> und
<hi>förmliche</hi> Genungthuung und Besänftigung Gottes
von denkenden Leuten angenommen und geglaubt werden dürfe,
so will ich gegen alle <index indexName="subjects-index">
<term>tropisch</term>
</index><app>
<lem>tropische</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">tropische,</rdg>
</app> uneigentliche und unförmliche <index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnungen, Satisfaktionen und Aussöhnungen einer
zürnenden <index indexName="subjects-index">
<term>Strafgerechtigkeit</term>
</index>Strafgerechtigkeit meinerseits nie etwas einwenden,
und wir sind also hierüber bald ausgeglichen.</item>
</list></p>
<p>Es erhellet nun aus dieser kurzen Anzeige der Gegenschriften, daß
mein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System noch auf <app>
<lem>keinerley</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">keinerlei</rdg>
</app> Weise in seinem Innern zweifelhaft gemacht und noch weniger <app>
<lem>widerlegt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">widerleget</rdg>
</app> worden <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">sei</rdg>
</app>. Man hat den fünften Abschnitt desselben vornemlich
angegriffen, weil man ihn für eine Bestreitung der <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Lehren</term>
</index>symbo<pb n="XLVIII" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="XXVIII"/>lischen Lehren der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche angesehen hat. Allein ich habe in meiner Schrift es
gar nicht mit <index indexName="subjects-index">
<term>Policeygesetze</term>
</index>Policeygesetzen der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche zu thun; diese lasse ich in ihrem <app>
<lem>Werth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Werthe</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">ihrer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität, so lange es Gott will, daß sie nach
obrigkeitlichen Verordnungen noch Lehrvorschriften <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sein</rdg>
</app> sollen. Ich habe eine Philosophie des Christenthums
überhaupt, und nicht des Lutherthums geschrieben. Wer mich also
widerlegen will, muß entweder einen ganz andern <app>
<lem>Begrif</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Begriff</rdg>
</app> von menschlicher Glückseligkeit, als ich gegeben habe,
erweislich machen; oder von <pb edRef="#c" n="XLV"/> den <app>
<lem>Sätzen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sätzen</rdg>
</app> die ich im 5ten <app>
<lem>Abschnitt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Abschnitte</rdg>
</app> als Hindernisse wahrer Glückseligkeit für verwerflich erklärt
habe, zeigen, daß sie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>jedem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">iedem</rdg>
</app> denkenden Manne zur <index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index>Beruhigung des <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüths, zur Vermehrung der Freudigkeit zu Gott, und zur
stärkern Belebung der Thätigkeit im Guten unmittelbar hinwürken, und
daher von jedem geglaubt werden müssen. Die Gegner meines Systems
müssen daher die Lehren von der <index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung einer fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld und <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit, vom natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben und gänzlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Unvermögen</term>
</index>Unvermögen des Menschen zum Gu<pb edRef="#d" n="XLIV"/>ten,
von der vertretenden Genungthuung und Besänftigung einer unendlichen
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafgerechtigkeit</term>
</index>Strafgerechtigkeit, nicht als spekulative Lehrmeinungen in
<foreign xml:lang="lat">abstracto</foreign>, sondern als Theile
einer Glückseligkeitslehre behandeln, und davon deutlich darthun:
<pb n="XLIX" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XXIX"/>
<list>
<item><label>1.</label> daß uns Gott in einem weit <app>
<lem>liebenswürdigerem</lem>
<rdg wit="#d" type="v">liebenswürdigeren</rdg>
</app> und <app>
<lem>reinerem <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">reineren Lichte</rdg>
</app> erscheine, und unser <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth weit mehr beruhiget und getrost gemacht
werde, wenn wir glauben, daß uns Gott <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde zur <app>
<lem>Verdamniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verdammniß</rdg>
</app> anrechne, daß wir nach Gottes Einrichtung durch die
Herkunft von <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>
durchaus verderbt in die Welt <app>
<lem>gesetzt worden</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">gesetzet werden</rdg>
</app>; daß Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit uns daher verabscheuen und ewig
strafen müsse, wenn nicht ein <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">anderer</rdg>
</app> ein unendlich Lösegeld für uns bezahlt, oder selbst
unendlich für uns <app>
<lem>büßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">büßet</rdg>
</app>: als wenn wir nach dem 5ten <pb edRef="#c" n="XLVI"/>
<app>
<lem>Abschnitt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Abschnitte</rdg>
</app> meines Systems glauben, daß Gott uns als Unschuldige,
mit hinlänglichen unverdorbenen Anlagen zu höherer
Glückseligkeit, geboren werden <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lässet</rdg>
</app>, daß wir aber nur als Fleisch oder Thiere zur Welt
kommen, und uns nachher durch <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app> Anwendung der Kräfte vom <app>
<lem>Thiere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Thier</rdg>
</app> zum Menschen, und vom Menschen zu einer höhern Klasse <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vollkommnerer</rdg>
</app> Geister stufenweis empor heben sollen, und daß Gott
nie darüber <app>
<lem>zürnt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zürnet</rdg>
</app>, daß wir nicht mehr leisten, als wir nach den uns
verliehenen <index indexName="subjects-index">
<term>Talente</term>
</index>Talenten und Einsichten zu leisten vermögen.</item>
<item><label>2.</label> daß unser selbstthätiges Bestreben nach <app>
<lem><app>
<lem>immer vollkomnern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">immervollkomnern</rdg>
</app> Erkentnissen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">immervollkommnern
Erkenntnissen</rdg>
</app> und unser Fleiß und Eifer in der Gemüthsverbesserung
und Uebung aller Tugenden weit mehr erweckt und belebet
werde, wenn wir glauben, daß wir etwas Gutes selbst zu
denken durch<pb n="L" edRef="#b"/><pb edRef="#z" n="XXX"/>aus ungeschickt <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#d" type="v">seyn</rdg>
</app>, und unser <app>
<lem>eignes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenes</rdg>
</app> Wirken gar nichts <app>
<lem>taugt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">tauge</rdg>
</app>, sondern daß Gott alle gute Gedanken und <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden unmittelbar in uns hervorbringen <app>
<lem>müsse:</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">müsse,</rdg>
</app> und daß es auch überall <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bei</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit nicht auf unsre <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app> morali<pb edRef="#d" n="XLV"/>sche <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte des <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzens, sondern vielmehr auf Ergreifung und
Zueignung einer fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <app>
<lem>ankomme:</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ankomme;</rdg>
</app> als wenn wir glauben, daß wir hinlängliche Kräfte des
<index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüths von Gott natürlich überkommen haben, deren
treue Anwendung uns täglich weiter bringen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>, <pb edRef="#c" n="XLVII"/> und daß wir nach dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Maaße</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit erhalten, nach welchem wir selbst
christlich und Gott ähnlich denken und handeln lernen.
</item>
</list>
</p>
<p>Sehet, meine Leser, dieses sind die eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Streitfragen</term>
</index>Streitfragen zwischen mir und meinen Gegnern, worauf sich
keiner eingelassen hat. – Ohne Rücksicht auf Glückseligkeit mag man
meinetwegen lehren und glauben, was man will, wenn man nur nicht
Sätze zu Bedingungen und Hülfsmitteln des Seligwerdens macht, die
ihrer natürlichen Wirkung <app>
<lem>nach</lem>
<rdg wit="#d" type="v">nach,</rdg>
</app> Gemüthsunruhe, Furcht vor Gott, und Schläfrigkeit und
Unthätigkeit im <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Bestreben nach moralischer Vollkommenheit erzeugen.</p>
<p>In dieser <app>
<lem>zweiten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">neuen</rdg>
</app> Auflage des Systems der Glückseligkeitslehre des
Christenthums habe ich in den fünf ersten Abschnitten nichts
Hauptsächliches hinzugesetzt oder verändert, sondern nur einzelne
Stellen, <pb n="LI" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XXXI"/> die Mißverständnisse veranlasset hatten,
deutlicher zu machen gesucht. <app>
<lem>Dargegen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Dagegen</rdg>
</app> ist der sechste Abschnitt, den ich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bei</rdg>
</app> der ersten Ausgabe, wegen der nahen <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_bLI"/>Buchhändlermesse, nicht hatte vollenden können, jetzt sehr
erweitert worden. Man findet darin nun völlig deutlich und
ausführlich erklärt, was man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bei</rdg>
</app> der ersten Ausgabe vermißt hat, nemlich meinen <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben und meine Lehren von <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName> Schriften;
vom <app>
<lem>Gebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gebrauche</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten Testaments unter Christen; <pb edRef="#c" n="XLVIII"/>
von der richtigen <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung der neu testamentischen Bücher; vom <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen und Schaden der Lehrsysteme und symbolischen
Lehrvorschriften; vom rechten Verhalten eines gewissenhaften
christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers gegen kirchliche Gesetze; von <index indexName="subjects-index">
<term>Toleranz</term>
</index>Toleranz und deren Prin<pb edRef="#d" n="XLVI"/>cipien; und
endlich von der rechten Beurtheilung der <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vielerlei</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Religionen</term>
</index>Religionen, Lehrgebäude und <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten, die von je her in der Welt zur Beförderung
der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung der Menschen zu einer selbst erworbenen
Glückseligkeit, nach dem <app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Plane</rdg>
</app> einer höhern <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit, geherrscht haben, und so lange Menschen und
endliche Geister existiren, immer in <index indexName="subjects-index">
<term>Stadt Gottes</term>
</index>Gottes Stadt <app>
<lem>fortdauren</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fortdauern</rdg>
</app> müssen.</p>
<app>
<lem><p><foreign xml:lang="lat"><choice>
<abbr>NB.</abbr>
<expan>Notabene</expan>
</choice></foreign> Zum Vortheil der Besitzer der ersten
Ausgabe habe ich sowol diese Fortsetzung der Anrede ans
lesende Publikum, als auch die neuen Zusätze zum sechsten
Abschnitt besonders abdrucken lassen, unter <pb edRef="#b" n="LII"/>
<pb edRef="#z" n="XXXII"/> dem Titel: Zusätze zum <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der reinen Philosophie der
Glückseligkeitslehre des Christenthums, und ich werde, wenn
bey neuen Auflagen noch mehr hinzukommen solte, es jederzeit
für eine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Billigkeit</term>
</index>Billigkeit ansehen, das Neue derselben auch
besonders für die Käufer der erstern Editionen zu
liefern.</p></lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>
<p>Und nun bitte ich alle rechtschafne <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde der <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit und <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, welche sich für die <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung und <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Verbesserung</term>
</index>moralische <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung ihrer Mitmenschen interessiren, an allen Orten,
wo <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen diese Schrift verlästern und zu verschreien
suchen, sich dahin zu vereinigen, und darauf zu dringen, <hi>daß
diese sich</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>rechtgläubig</term>
</index><hi>rechtgläubiger dünkende Männer ihr eigenes besseres</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><hi>System</hi>
<hi>der Glückseligkeitslehre ungesäumt</hi>
<app>
<lem><hi>bekant</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>bekannt</hi></rdg>
</app>
<hi>machen.</hi> Hierzu gehört nothwendig <app>
<lem>zweierley,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweierlei,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">zweierlei:</rdg>
</app>
<list>
<item><label>1.</label> daß sie ihren Begrif von der
Glückseligkeit uns deutlich angeben: und zwar von derjenigen
Glückseligkeit, die hier durch das Christenthum sogleich im
Menschen hervorgebracht werden soll. <pb edRef="#c" n="XLIX"/></item>
<item><label>2.</label> daß sie von jedem einzelnen
Religionssatze, den sie zur Glückseligkeitslehre rechnen,
uns entwickeln müssen, wie er die Menschen, die ihn glauben,
seliger mache.</item>
</list>
</p>
<p>Ich werde mich von <app>
<lem>ganzen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ganzem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen freuen, wenn andre <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen einen kürzern, ebenern und sicherern <pb n="LIII" edRef="#b"/>
<pb edRef="#z" n="XXXIII"/> Weg zur <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsruhe</term>
</index>Gemüthsruhe, <index indexName="subjects-index">
<term>Heiterkeit</term>
</index>Heiterkeit der Seele, Thätigkeit und Standhaftigkeit im
Guten und den erhabensten <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen zu gelangen, für denkende Zeitverwandten <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekannt</rdg>
</app> machen werden. Ich will mich gern mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre begnügen, durch einen <app>
<lem>unvollkomnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unvollkommnen</rdg>
</app> Versuch dazu eine nähere Veranlassung gegeben zu haben, und
werde der erste <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sein</rdg>
</app>, der den bessern Weg selbst betreten und <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich empfehlen wird. Kein <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app> sich mit seinem Alter oder vie<pb edRef="#d" n="XLVII"/>len
Amtsverrichtungen entschuldigen, daß er den ihm <app>
<lem>bekanten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekannten</rdg>
</app> bessern Weg nicht beschreiben könne, denn je länger jemand im
Amte ist, und je öfter er über die <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten zu reden Veranlassung hat, <app>
<lem>je</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ie</rdg>
</app> leichter muß es ihm werden, sein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der christlichen Glückseligkeit, kurz und deutlich zu
entwerfen. Macht ihm dieses Schwierigkeiten, so hat er
wahrscheinlich noch nie ein würkliches <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System gehabt. Ich bin gewiß, daß sobald <index indexName="subjects-index">
<term>Eiferer</term>
</index>Eiferer unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen den Versuch machen werden, sich ihren Begrif von
menschlicher Glückseligkeit zu entwickeln, und ihre Lehrmeinungen
aus dem <app>
<lem>Gesichtspunkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gesichtspunkte</rdg>
</app> zu untersuchen, in wie fern sie <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit bewürken, so werden wir in kurzem <pb edRef="#c" n="L"/> weit näher zusammentreffen, als es jetzt möglich ist, da
man die <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik als eine auf vielfache <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität erbauete <index indexName="subjects-index">
<term>Wissenschaft</term>
</index>Wissenschaft, ohne Rücksicht auf <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsruhe</term>
</index>Gemüthsruhe und <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Verbesserung</term>
</index>moralische <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung der <pb edRef="#b" n="LIV"/><pb edRef="#z" n="XXXIV"/> Gesinnungen erlernet. Kurz, es wird auf alle Fälle
von <app>
<lem>grossem</lem>
<rdg wit="#d" type="v">großem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen seyn, wenn man anstatt mein <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System zu verlästern, sich an allen Orten bemühen wird, <app>
<lem>vollkomnere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vollkommnere</rdg>
</app> Anweisungen zu höherer Glückseligkeit zu schreiben. Nach
dieser Erklärung haben nun alle, welche diese Schrift <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich tadeln, zu erwarten, daß das vernünftige <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum, so lange bis sie selbst etwas <app>
<lem>Vollkomneres</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vollkommneres</rdg>
</app> geliefert haben, sie für Leute halten wird, die selbst nicht
wissen, was Glückseligkeit ist, und welche die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion mehr als einen Wörterkram und Gewerbe, denn als
eine Anweisung der Menschen zur <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit und Gemüthsverbesserung ansehen und
behandeln.</p>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index><app>
<lem><hi>Frankfurth</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v">Frankfurth,</rdg>
</app> den <app>
<lem>16ten Julii,</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">16. Julii</rdg>
</app> 1780.</p>
<p rend="right-aligned"><app>
<lem>der Verfasser</lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>Der Verfasser</hi></rdg>
</app>.</p>
</div></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="ptl"><div type="preface">
<head><choice>
<orig><pb edRef="#c" n="LI" type="sp"/>
<pb edRef="#d" n="XLVIII" type="sp"/> Fortsetzung der Anrede
an den Leser bey der dritten Auflage 1786.</orig>
<supplied reason="column-title">Anrede an das lesende Publikum
(Fortsetzung <hi rend="superscript">3</hi>1786)</supplied>
</choice></head>
<p>Seit der ersten Herausgabe dieser Schrift sind nun bereits acht volle
Jahre verflossen. In diesem Zeitraum haben mich zwischen vielen
angenehmen Begebenheiten auch verschiedene sehr harte und tief
verwundende Schickungen betroffen, durch welche meine hier
vorgetragene Grundsätze zur Erhaltung einer fortdaurenden
Seelenruhe, bey mir selbst auf die schärfste Erfahrungsprobe
gestellet worden sind. Aber Gott sey Dank, daß ich es mit
Freudigkeit zu ihm, sagen kann, sie sind mir aufs neue erprobet und
als Quellen einer höhern Kraft unter allen Fällen bewähret worden.
Ich habe daher bey dieser abermaligen Auflage des Systems nicht
nöthig befunden, etwas im Wesentlichen desselben zu verändern, und
dieses um so weniger, da auch von Seiten der Gelehrten in den <app>
<lem wit="#d">letztern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">leztern</rdg>
</app> drey Jahren nichts wichtiges oder neues gegen dasselbe <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich eingewandt worden ist, was nicht bereits in den
zwey ersten Heften der philosophischen Unterhaltungen zur Gnüge
beantwortet worden wäre.</p>
<p><pb edRef="#c" n="LII"/> Aber die Bedürfnisse derer, die nach <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit forschen, und alle ernsthafte Schriften, welche
neue Aufschlüsse darzubieten versprechen, mit Begierde lesen, haben
sich im <app>
<lem wit="#d">Laufe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lauf</rdg>
</app> der jüngst verflossenen Jahre mannigfaltig abgeändert.</p>
<p>Ohngefehr zu gleicher Zeit mit der ersten Herausgabe meines Systems
erschienen die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_cLII_0"/><index indexName="subjects-index">
<term>Wolfenbüttelsche Fragmente</term>
</index>Wolfenbüttelschen Fragmente. Auf diese nahm ich bey den
Zusätzen zur zweyten Auflage dieser Schrift, ohne sie zu nennen, bey
vielen Punkten Rücksicht, und zeigte besonders gegen dieselben, daß
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> und
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> über die
Gränzen der <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität des <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisches Gesetz</term>
</index>mosaischen Gesetzes völlig harmonisch gedacht und gelehret
hätten. Allein die <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Theologen</term>
</index>protestantischen <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen nahmen bey der <index indexName="subjects-index">
<term>Vertheidigung des Christenthums</term>
</index>Vertheidigung des Christenthums gegen den <index indexName="subjects-index">
<term>Fragmentist</term>
</index>Fragmentisten so verschiedene Wendungen, daß einige
derselben nun selbst an einander geriethen, und hierdurch bey <pb edRef="#d" n="XLIX"/> einem <app>
<lem wit="#d">Theile</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Theil</rdg>
</app> des lesenden Publikums manchen Argwohn gegen ihre persönliche
Denkungsart und gegen die gute Sache, die sie vertheidigen wollten,
erregten.</p>
<p>Zwar sollte den obwaltenden Mißverständnissen durch <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_cLII"/>Aufwerfung
der Preißfrage: in wie fern eine Täuschung des Volkes erlaubt und
nützlich seyn könnte? abgeholfen werden, allein auch hierüber fielen
die Antworten nicht so allgemein befriedigend aus, daß das erregte
Mißtrauen völlig gehoben worden wäre.</p>
<p>Nun erschienen auch die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_cLII_2"/>Briefe über die Bibel in Volkston, der
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_cLII_3"/>Versuch über die <app>
<lem wit="#d">Sittenlehre</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Sittenehre</sic>
<corr type="editorial">Sittenlehre</corr>
</choice></rdg>
</app> für alle Stände, und mehrere ähnliche Schrif<pb edRef="#c" n="LIII"/>ten solcher Männer, die durch ihre privat Philosophie
und Dichtungsgaben die <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung zu befördern hoffen, und alles dieses vereinte
sich, hier und da Besorgnisse, selbst bey manchen <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunden der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, zu erregen, daß bey dem weitern <app>
<lem wit="#d">Philosophiren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">philosophiren</rdg>
</app> und <app>
<lem wit="#d">Dichten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dichten</rdg>
</app> wol <app>
<lem wit="#d">zuletzt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zulezt</rdg>
</app> alle bisherige Grundlagen der <index indexName="subjects-index">
<term>praktische Religion</term>
</index><app>
<lem wit="#d">praktischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">practischen</rdg>
</app> Religion auseinander geworfen und tausendfältige <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen an deren Stelle dargeboten werden würden.</p>
<p>Hierzu kamen nun zuletzt noch die bis in die dunkelsten Tiefen <app>
<lem wit="#d">hinabführenden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hinabführende</rdg>
</app> Schriften des scharfsinnigen <index indexName="persons-index">
<term>Kant, Immanuel</term>
</index><persName ref="textgrid:2505p">Kants</persName>, in welchen
die gemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>ontologische Begriffe</term>
</index>ontologischen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe, worauf die Philosophie unsres Jahrhunderts sicher
zu stehen schien, so zerlegt und zersplittert worden, daß viele den
Muth verlieren, den Weg der philosophischen Nachforschung weiter zu
verfolgen, und geneigt werden, dem Aufruf Gehör zu geben: sich unter
die Fahne des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens zurückzuziehen.</p>
<p><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_cLIII"/>Aber wer
sind die, welche die Fahne des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens vortragen wollen? wissen wir, <app>
<lem wit="#d"><choice>
<sic>wohn</sic>
<corr type="editorial">wohin</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction">wohin</rdg>
</app> sie uns leiten möchten? und sind wir sicher, daß wir unter
ihrer Anführung zu mehrerer Seelenruhe und <app>
<lem wit="#d">zuverläßigerer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverläßiger</rdg>
</app> Ueberzeugung gelangen werden? Diese Frage ist wahrlich vorher
auszumachen, ehe man es wagen kann, zu ihren Fahnen zu schwören.
Wenn die ansehnlichsten <pb edRef="#c" n="LIV"/> Mitglieder einer
<index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index>Gesellschaft, die sich zur Aufrechterhaltung des reinen
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens <app>
<lem wit="#d">vereiniget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vereinigt</rdg>
</app> haben will, uns <index indexName="subjects-index">
<term>Protestanten</term>
</index>Protestanten das römische Meßopfer annehmlich machen; wenn
andre die baldige Errichtung eines neuen sichtbaren Reichs <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> erwarten
lassen; oder Geistererscheinungen <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">und</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wunder</term>
</index>Wunder von <pb edRef="#d" n="L"/> allerley Art durch <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben und <index indexName="subjects-index">
<term>mystisch</term>
</index>mystische Gebräuche hervorzubringen hoffen; und wenn endlich
die gutherzigen Fahnenträger des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens so wenig als die, welche ihnen folgen, selbst nicht
wissen, wer die sind, welche ihnen die Marschruthen vorzeichnen, die
sie zum <index indexName="subjects-index">
<term>Ziel</term>
</index>Ziel der Vollendung nehmen sollen: ja dann ist es
besorglich, daß man zuletzt in noch dunklere <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubens-Labyrinthe</term>
</index><app>
<lem wit="#d">Glaubens-Labyrinthe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Glaubens-Labirynthe</rdg>
</app> gerathen möchte, als <index indexName="persons-index">
<term>Kant, Immanuel</term>
</index><persName ref="textgrid:2505p">Kants</persName> unterste
philosophische Tiefen <app>
<lem wit="#d">nur irgends</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nicht</rdg>
</app> sind.</p>
<p>Unter diesen Umständen scheinet <app>
<lem wit="#d">jetzt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jezt</rdg>
</app> das wichtigste Bedürfniß für den noch unbefangenen Theil des
lesenden Publikums zu seyn, einen schlichten graden Mittelweg
zwischen <index indexName="subjects-index">
<term>metaphysisch</term>
</index>metaphysischer Spekulation <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice> dunklem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">und dunkeln</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben zu wissen, auf welchem jeder im <app>
<lem wit="#d">Hellen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hellen</rdg>
</app> und unabhängig von unbekannten Führern fortwandeln könne: und
diesem Bedürfniß wollte ich <app>
<lem wit="#d">bei</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bey</rdg>
</app> der diesmaligen dritten <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>Aufl.</abbr>
<expan>Auflage</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Auflage</rdg>
</app> meines Systems abzuhelfen suchen. Allein da die hierüber
anzustellenden Untersuchungen mehr logisch als <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>theol.</abbr>
<expan>theologisch</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">theologisch</rdg>
</app> sind, auch nicht für alle Leser meines Systems gehören, so
habe <pb edRef="#c" n="LV"/> ich sie in das dritte Heft meiner
philosophischen Unterhaltungen aufgenommen, damit der Preiß
des Systems nicht erhöhet werden dürfe.</p>
<p>In dieser Auflage sind nur wenige Stellen, und zwar mehr im <app>
<lem wit="#d">Ausdrucke</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ausdruck</rdg>
</app> als in Absicht der Gedanken verbessert, <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">und</rdg>
</app> vornehmlich der biblische Beweis vollständiger und correcter
gemacht worden, indem viele Druckfehler bey den citirten
Schriftstellen in den vorigen Ausgaben übersehen worden waren. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_cLV"/>In München
ist von dem Buchführer <index indexName="persons-index">
<term>Strobl, Johann Baptist</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk8">Strobel</persName>
ein Nachdruck des Systems schon im vorigen Jahre
veranstaltet <app>
<lem wit="#d"><choice>
<sic>werden</sic>
<corr type="editorial">worden</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction">worden</rdg>
</app>, wobey die <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissenlosigkeit</term>
</index>Gewissenlosigkeit in Täuschung des <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikums von ihm so weit getrieben worden, daß er auf den
Titel <app>
<lem wit="#d">gesetzet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesetzt</rdg>
</app> hat: <hi>Dritte sehr vermehrte Auflage</hi>, <index indexName="subjects-index">
<term>Züllichau</term>
</index>Züllichau im Waysenh. <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">und</rdg>
</app> Frommannischen <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>Buchhandl.</abbr>
<expan>Buchhandlung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Buchhandlung</rdg>
</app> 1785, als ob es eine vom Autor und rechtmäßigen Verleger
besorgte bessere Ausgabe wäre. Allein es fehlet bey derselben die
ganze Anrede ans <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum, welche doch bey dieser Schrift nicht zufällig,
sondern zur richtigen Beurtheilung des Ganzen allerdings vorher zu
lesen nöthig ist: und <app>
<lem wit="#d">außerdem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ausserdem</rdg>
</app> sind alle Fehler der <app>
<lem wit="#d">zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> Auflage darin wieder abgedruckt worden.</p>
<app>
<lem wit="#d"/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><p>Das dritte Heft meiner Unterhaltungen
ist zur Messe nicht abgedruckt worden, indem der <pb edRef="#c" n="LVI"/> Tod des Verlegers, des Herrn
Buchhändlers <index indexName="persons-index">
<term>Frommann, Nathanael Sigismund</term>
</index><persName>Frommanns</persName> darzwischen gekommen
ist; es wird aber, da die Wittwe und der ältere Sohn die
Buchhandlung nun fortsetzen, baldigst abgedruckt, und zu
Johannis geliefert werden.</p></rdg>
</app>
<p rend="right-aligned"><hi>Der Verfasser.</hi></p>
</div></rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="ptl">
<div type="section">
<head><pb edRef="#c" n="LVII" type="sp"/><pb edRef="#d" n="LI" type="sp"/> Verzeichniß der übrigen Schriften des <app>
<lem wit="#d">Autors.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Autors</rdg>
</app></head>
<p><list>
<item><label>1.</label>
<foreign xml:lang="lat">De Pentateucho codice
hebraeorum divino</foreign>; eine akademische
Streitschrift, <index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index><app>
<lem wit="#d">Frankfurth</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Franckfurth</rdg>
</app> 1760.</item>
<item><label>2.</label>
Ist es rathsam Missethäter durch Geistliche zum
Tode vorbereiten und zur Hinrichtung begleiten zu lassen?
<index indexName="subjects-index">
<term>Berlin</term>
</index>Berlin <app>
<lem wit="#d">1769.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1769</rdg>
</app></item>
<item><label>3.</label>
Was für einen Werth <app>
<lem wit="#d">kann</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kan</rdg>
</app> man nach Schrift und <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft den schnellen Bekehrungen, besonders auf
Sterbebetten, zueignen? <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<app>
<lem wit="#d">1770.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1770</rdg>
</app></item>
<item><label>4.</label>
Prüfung der Beweggründe zur <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend nach dem Grundsatz der <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstliebe</term>
</index>Selbstliebe. <app>
<lem wit="#d">1770.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1770</rdg>
</app> und dieselbe Abhandlung französisch unter <app>
<lem wit="#d">dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> Titel <foreign xml:lang="fra">Considerations sur les
motifs à la Vertu</foreign> etc. <app>
<lem wit="#d">1770.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1770</rdg>
</app></item>
<item><label>5.</label>
Gründe für die gänzliche Abschaffung der
Schulsprache des Theologischen Systems. <app>
<lem wit="#d">1772.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1772</rdg>
</app></item>
<item><label>6.</label>
Anweisung zur Amtsberedsamkeit christlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> 1779. Zweite Auflage <app>
<lem wit="#d">1784.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1784</rdg>
</app></item>
<item><label>7.</label>
Wichtige Zusätze zur ersten Auflage des Systems <app>
<lem wit="#d">1780.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1780</rdg>
</app></item>
<item><label>8.</label>
Anleitung des menschlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes zum regelmäßigen Bestreben nach <app>
<lem wit="#d">vollkommner Erkenntniß.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vollkomner Erkentniß.</rdg>
</app> 1780 <app>
<lem wit="#d">und</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice></rdg>
</app> 1781. <app>
<lem wit="#d">Zweite Auflage 1787. Dritte Auflage
1793.</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app></item>
<item><label>9.</label>
Philosophische Unterhaltung zur weitern Aufklärung
der Glücksseligkeitslehre 1tes Heft 1782. 2tes Heft 1783.
3tes Heft 1786.</item>
<item><label>10.</label>
Grundbegriffe zur Philosophie über den Geschmack.
Erster Theil 1785. <pb edRef="#c" n="LVIII" type="sp"/></item>
<item><label>11.</label>
Nachricht von der jetzigen Verfassung der
Erziehungsanstalten in <index indexName="subjects-index">
<term>Züllichau</term>
</index>Züllichau 1786.</item>
<note place="end">*) Alle vorstehende Schriften sind in der
Waysenhaus und Frommannischen Buchhandlung zu <index indexName="subjects-index">
<term>Züllichau</term>
</index>Züllichau verlegt.</note>
<app>
<lem wit="#d"><seg type="item"><pb edRef="#d" n="LII" type="sp"/> 12. Vorschläge zu einer
allgemeinen Schulverbesserung. <index indexName="subjects-index">
<term>Züllichau</term>
</index>Züllichau 1789.</seg></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<item><label><app>
<lem wit="#d">13.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12.</rdg>
</app></label>
Ein <index indexName="subjects-index">
<term>Beförderungsmittel</term>
</index><app>
<lem wit="#d">Beförderungsmittel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Befördrungsmittel</rdg>
</app> der ehelichen Glücksseligkeit in einer Traurede
empfohlen. <index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index><app>
<lem wit="#d">Frankfurth 1780.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Frankfurth. 1780</rdg>
</app> bey Strauß.</item>
<item><label><app>
<lem wit="#d">14.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">13.</rdg>
</app></label>
Pädagogisches Sendschreiben über die <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung der Gelehrten Schulen, an <app>
<lem wit="#d"><choice>
<abbr>Hrn.</abbr>
<expan>Herrn</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>Hn.</abbr>
<expan>Herrn</expan>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Gedike, Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:24gx2">Frdr.
Gedike</persName> bey der Jubelfeyer des
Friedrichswerderschen Gymnasiums zu <index indexName="subjects-index">
<term>Berlin</term>
</index>Berlin 1781. Bey Ungern in Berlin.</item>
<item><label><app>
<lem wit="#d">15.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.</rdg>
</app></label>
Ueber den Werth einer guten Hausfrau bey der
Verbindung der Tochter des Verfassers mit dem Herrn Feldpr.
Krüger. Frankf. 1784 bey Strauß.</item>
<app>
<lem wit="#d"><seg type="item">16. Kurze Nachricht
von der jetzigen Verfassung des Pädagogiums zu
<index indexName="subjects-index">
<term>Züllichau</term>
</index>Züllichau, und der damit verbundenen
Institute des Waysenhauses und des Königl.
Schullehrer-Seminariums. <index indexName="subjects-index">
<term>Frankfurth</term>
</index>Frankfurth 1793.</seg></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
</list></p>
</div>
</rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_dIII">
<label>Was ich in Rücksicht auf neuere kirchliche Begebenheiten und auf die
Einwürfe einiger Kantianer gegen die christliche Philosophie und deren
Moralprincipien zu sagen habe, findet man im vierten Hefte meiner
philosophischen Unterhaltungen.</label>
<p>Zu Steinbarts <hi>Philosophische[n] Unterhaltungen zur weitern Aufklärung der
Glückseligkeitslehre</hi> (3 Hefte, 1782–1786) ist ein viertes Heft
nicht mehr erschienen. Mit den „neuere[n] kirchliche Begebenheiten“ dürfte
die kirchenpolitische Wende im Zuge des Regierungsantritts Friedrich
Wilhelms II. (1786) und des Woellnerschen Religionsedikts (1788) gemeint
sein, mit dem u.a. die Arbeit des Züllichauer Waisenhauses trotz mehrerer
Hilfegesuche Steinbarts stark eingeschränkt bzw. gefährdet worden war.
Steinbart wurde im März 1789 als Oberschulrat entlassen und wenige Wochen
später durch ein Reskript daran gehindert, das von ihm angekündigte Kolleg
über Tellers <hi>Wörterbuch des Neuen Testaments zur Erklärung der
christlichen Lehre</hi> (vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_bXV"/>) zu halten. Eine Beschwerde der Geistlichen
Immediat-Examinationskommission blieb für ihn letztlich folgenlos. Wenige
Monate vor Erscheinen der vierten Auflage der <hi>Glückseligkeitslehre</hi>
verlor allerdings – als einziger Pfarrer in Preußen – Johann Heinrich Schulz
im September 1793 sein geistliches Amt. Erst nach dem Tod des Königs im Jahr
1797 endete auch die kirchenpolitische Reaktion: Steinbart schrieb sogleich
über Johann Christoph von Woellner (1732–1800), dieser sei „ganz nach den
Principien der römischen Kirche verfahren“ und habe selbst den
protestantischen Grundsatz, dass „die heilige Schriften ohne Rücksicht auf
kirchliche Autorität, aus sich selbst erkläret werden müßten, infringiret“
(vgl. den für Friedrich Wilhelm III. verfassten Bericht: Steinbart,
<hi>Kurze Geschichte der wichtigsten Vorgänge in Kirchensachen</hi> [24.
Dezember 1797], GStA PK, I. HA Rep. 96 A, Nr. 30 A, Bl. 2r–5r, hier 5r).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b3">
<label>An Seine Hochfreyherrliche Excellenz den Hochgebornen Herrn Carl Abraham
Freyherrn von Zedlitz</label>
<p>Karl Abraham Freiherr von Zedlitz (1731–1793) spielte als Staatsminister und
Chef des geistlichen Departments in lutherischen Kirchen- und Schulsachen
eine zentrale Rolle in der Regierung Friedrichs des Großen (1712/1740–1786).
1774 veranlasste er Steinbarts Berufung auf die Theologieprofessur an der
Universität Frankfurt/Oder, auch um die finanziellen Engpässe, die die
Züllichauer Anstalten seit ihrer Gründung belasteten, zu kompensieren. Im
Geiste der Aufklärungspädagogik sorgte er an zahlreichen
Bildungseinrichtungen für eine freie Geistesrichtung, u.a. bei den
Franckeschen Stiftungen in Halle, bei dem vereinigten Berlinisch-Cöllnischen
Gymnasium unter Anton Friedrich Büsching (1724–1793), dem
Friedrich-Werderschen Gymnasium unter Friedrich Gedike (1754–1803) und dem
Züllichauer Pädagogium unter Steinbart (vgl. auch Zedlitz, <hi>Vorschläge
zur Verbesserung des Schulwesens in den Königlichen Landen</hi>, in:
Berlinische Monatsschrift, Bd. 10, August 1787, 97–116). Steinbart sah in
Zedlitz einen Mann „von vieler Belesenheit und einem lebhaften Eifer, alles
was ihm gut und gemeinnützig schien, schnell ins Werk zu setzen“, der sich
allerdings „durch die ruhige und bedachtsame Denkart“ der
Oberkonsistorialräte „zu sehr genirt“ fand (Steinbart, <hi>Kurze
Geschichte</hi>, 2v). 1788 verlor Zedlitz das geistliche
Spezialdepartement an Woellner (s.o).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b7">
<label>Les Chretiens se font dans de certaines circonstances une morale bien
oposée à celle, qu’ils envisagent comme divine [...]</label>
<p>Zu diesem Zitat vgl. Friedrich II. (Preußen), Brief an Gotthilf Samuel
Steinbart vom 16. März 1770, in: <hi>OEuvres de Frédéric le Grand</hi>, Bd.
20, hg. von Johann David Erdmann Preuß, 1852, 13–16. Die von Steinbart
wiedergegebene Passage aus dem Brief von Friedrich lautet im Original (aaO
15f.): „Voyez votre administrateur. Il est chrétien, calviniste peut-être,
ou luthérien, et il se fait dans de certaines circonstances une morale bien
opposée à celle qu’il envisage comme divine. Il serait utile de bien lever
cette difficulté, et très-important de rechercher la meilleure manière de
former les hommes, pour que l’amour-propre, soutenu, si vous le voulez, de
votre principe, fasse sur eux, dans toutes les circonstances de leur vie,
l’impression la plus prompte, la plus sûre, la plus générale et la plus
constante. Sur ce, je prie Dieu qu’il vous ait en sa sainte et digne garde“.
Das Zitat steht im Kontext der am Prinzip der Selbstliebe orientierten
Morallehre Friedrichs, der an der moralischen Wirksamkeit der Religion
zweifelt, deren philosophische Ausarbeitung aber Steinbart überlässt. Zur
Übersetzung vgl. Friedrich II. (Preußen), <hi>Hinterlassene Werke.</hi> Aus
dem Französischen [...], Bd. 12, 1789, 149–150, hier 150: „Sehen Sie nur
Ihren Seelsorger an. Er ist ein Kalvinistischer, vielleicht auch ein
Lutherischer Christ, und macht sich in gewissen Umständen eine Moral, welche
der, die er als göttlich ansieht, ganz entgegen gesetzt ist. / Es wäre
nützlich und sehr wichtig, diese Schwierigkeit gut zu heben, und die beste
Art aufzusuchen, die Menschen so zu bilden, daß die Selbstliebe (wenn Sie
wollen, mit Unterstützung Ihres Prinzipiums) in allen Umständen ihres Lebens
den schnellsten, sichersten, allgemeinsten und dauerhaftesten Eindruck auf
sie machte. / Und hiermit bitte ich Gott u.s.w.“</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bII">
<label>Denkungsart [...] zu der Zeit in Halle [...] Vortrag des Christenthums
mehr für das Herz der Menschen</label>
<p>Nach ihrer Gründung 1694 war die Universität Halle für eine Generation das
akademische Zentrum des Pietismus, u.a. vertreten durch August Hermann
Francke (1663–1727). Steinbarts Vater, Johann Christian Steinbart
(1702–1767), studierte zu dieser Zeit in Halle Theologie, bevor er 1725 das
Pfarramt antrat. Der zunehmende Konflikt zwischen Theologie und
Aufklärungsphilosophie kulminierte in den Auseinandersetzungen um die
Philosophie Christian Wolffs (1679–1754), die 1723 zu dessen Ausweisung aus
der Universität führten. Mit dem Generationenwechsel um 1730 setzte ein
nachhaltiger, v.a. von Siegmund Jacob Baumgarten (1706–1757) getragener
Modernisierungsschub ein. Vor diesem Hintergrund konnte sich auch Steinbart
später von der „mystischen Sprache“ des Halleschen Pietismus abgrenzen, der
„zwar gute Empfindungen erregte, aber nicht geschickt war, den Verstand
gehörig zu erleuchten“ (bIII).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bIII">
<label>die berühmte Schule des Klosters Bergen</label>
<p>Gemeint ist das ehemalige Benediktinerkloster Berge in der Nähe von
Magdeburg, das nach dem Schmalkaldischen Krieg (1546–1547) in ein
protestantisches Stift umgewandelt wurde und seitdem als Ausbildungsstätte
evangelischer Theologen diente. 1577 war es Austragungsort eines
Theologenkonvents zur Abfassung der Konkordienformel („Bergisches Buch“).
Trotz großer Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) hatte das
Kloster bis Anfang des 19. Jahrhunderts Bestand. Mitte des 18. Jahrhunderts
erlebte die Klosterschule unter der Leitung von Johann Adam Steinmetz (vgl.
<ptr type="page-ref" target="#st_comm_bVI"/>) eine Blüte als wichtiges,
hochfrequentiertes Zentrum des Pietismus neben den Franckeschen Anstalten in
Halle, zu denen eine enge Verbindung bestand. Mit dem Amtsantritt des Abtes
Johann Friedrich Hähn (1710–1789) im Jahr 1762 begann allerdings der
Niedergang der Institution. Seine übertriebene Sparsamkeit, Herrschsucht und
pietistische Härte gegen die Bewohner des Klosters führten dazu, dass
Friedrich II. im Juni 1770 die erfahrenen Oberkonsistorialräte Friedrich
Samuel Gottfried Sack (1738–1817) und Johann Joachim Spalding (1714–1804)
sowie den Philosophieprofessor Johann Georg Sulzer (1720–1779) nach
Magdeburg entsandte, um das Kloster zu visitieren, eine neue Verfassung des
Pädagogiums im Geist der Aufklärung zu erarbeiten und damit schließlich die
Absetzung Hähns herbeizuführen. Diese Visitation beendete faktisch die
pietistische Phase des bedeutenden Klosters und beförderte die Durchsetzung
der Neologie im Herzogtum Magdeburg: Nach einer kurzen Zwischenzeit unter
Erhard Andreas Frommann (1722–1774) trat 1774 der Neologe und
Aufklärungspädagoge Friedrich Gabriel Resewitz (1729–1806) das Amt des Abts
und Generalsuperintendenten an. Aus der geschichtlichten Distanz beklagt
Steinbart den selbst erfahrenen „mystische[n] Lehrton“ (bIII), der noch in
den 1750er Jahren im Kloster geherrscht habe.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bIV">
<label>nach Baumgartens Dogmatik und Polemik Begriffe kunstmässig
spalten</label>
<p>Zu Steinbarts Studien im Kloster gehörten insbesondere die Schriften des
halleschen Theologen Siegmund Jacob Baumgarten, der seine pietistischen und
wolffianischen Einflüsse zu einer Übergangstheologie verband, indem er auf
eine hermeneutisch und methodisch abgesicherte Weise das Lehrsystem der
Dogmatik im Sinne der Leibniz-Wolffschen Harmonie als natürlich-vernünftig
zu erweisen und auf die Geschichte des Christentums zu beziehen suchte (vgl.
Baumgarten, <hi>Evangelische Glaubenslehre</hi>, 3 Bde., 1759–1760). Seine
an Wolff geschulte Demonstrationsmethode konnte Baumgarten bisweilen
überstrapazieren, weshalb es nicht verwundert, dass für Steinbart aufgrund
der Kleinteiligkeit „zugespitzter technischer Redformeln“ die Fähigkeit,
„aus allen Splittern wiederum ein richtig zusammenhangendes Ganze[s] [...]
zusammenzusetzen“ (bIV), ein nahezu unergründliches Geheimnis bleiben musste
(vgl. zur Dogmatik und Polemik auch: Baumgarten, <hi>Kurzer Begrif der
theologischen Streitigkeiten. Zum academischen Gebrauch
ausgefertiget</hi>, 1750).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bV">
<label>Schriften des Philosophen von Ferney</label>
<p>Gemeint ist hier die Zentralfigur der französischen Aufklärung, der
Schriftsteller François-Marie Arouet (1694–1778), genannt Voltaire, der
seinen Einsatz für Rechtsreformen und Toleranz seit 1758 von dem auf
französischem Gebiet liegenden Gut Ferney bei Genf aus bestritt, wo er als
„Patriarch von Ferney“ residierte und Besucher aus ganz Europa empfing.
Voltaire rezipierte und popularisierte die bibelkritischen Ideen des Deismus
und distanzierte sich vom christlich-traditionellen Versöhnungsglauben, ohne
jedoch einem religionsfeindlichen Atheismus das Wort zu reden. Seine
bleibende Wertschätzung für den geschichtlichen Jesus als „Sokrates aus
Galiläa“ verband er mit einem vernünftig-religiösen Toleranzpostulat,
welches die europäische Aufklärung und insbesondere Steinbarts frühe Studien
in hohem Maße prägen sollte (vgl. Voltaire, <hi>Traité sur la
tolérance</hi>, 1763).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bVI">
<label>der ehrwürdige Steinmetz</label>
<p>Johann Adam Steinmetz (1689–1762) war ein protestantischer Geistlicher,
bedeutender Pädagoge und ab 1732 Leiter der Klosterschule Berge (vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_bIII"/>). Unter ihm erlangte die nach
dem Muster des Halleschen Waisenhauses eingerichtete und auf diese Weise zur
zweiten Bildungsstätte des Pietismus avancierte Schulanstalt ihre Blütephase
und hohes Ansehen. Während seiner 30jährigen Wirksamkeit nahm Steinmetz über
900 Schüler aus zum Teil sehr angesehenen Familien auf, u.a. Christoph
Martin Wieland (1733–1813). Seit seiner Zeit als Oberprediger in Teschen (ab
1720) war er mit Steinbarts Vater befreundet und in pietistischem Geiste
verbunden. Zwischen 1730 und 1761 veröffentlichte der Abt zahlreiche
Erbauungszeitschriften. Sein enger Kontakt mit Nikolaus Ludwig Graf von
Zinzendorf (1700–1760) ließ ihn indirekt auf die Gründung der Herrnhuter
Brüdergemeine Einfluss nehmen. Steinbart selbst wurde auf der Klosterschule
Berge von Steinmetz, den er nach eigenen Angaben „nie ohne dankbare
Hochachtung“ nannte, unterrichtet und zudem in die „Pflichten und
Klugheitsregeln bey der Direktion einer öffentlichen Anstalt“ (bVIf.)
eingeführt.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bVIII">
<label>Entwurf zu einer [...] allgemeinen Verbesserung der öffentlichen
Erziehung und des Schulwesens</label>
<p>Vgl. Gotthilf Samuel Steinbart, <hi>Vorschläge zu einer allgemeinen
Schulverbesserung in so fern sie nicht Sache der Kirche sondern des
Staats ist</hi>, 1789 sowie Anm. 26 in der <hi>Einleitung</hi> dieser
Edition.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_cVII">
<label>Im dritten Heft der philos. Unterhaltungen ist der Anfang gemacht dieses
Versprechen zu erfüllen; zum Theil auch in der Nachricht von der jetzigen
Verfassung der Züllichauischen Erziehungsanstalten im Jahr 1786</label>
<p>Im Vorbericht zum dritten Heft der <hi>Philosophische[n] Unterhaltungen zur
weitern Aufklärung der Glückseligkeitslehre</hi> von 1786 weist
Steinbart darauf hin, dass er die „versprochene[n] Betrachtungen über die
Schulverbesserungen [...] in einer besondern Schrift vorlegen“ (aaO [VIII])
will. Vgl. daraufhin Steinbarts <hi>Nachricht von der jetzigen Verfassung
der Erziehungsanstalten zu Züllichau</hi>, 1786 sowie die o.g.
<hi>Vorschläge zu einer allgemeinen Schulverbesserung</hi> von 1789.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bX">
<label>Annäherung der feindlichen Kriegesheere in die Gegend von Halle</label>
<p>Im Verlauf des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) ist die durch den
Salzhandel wohlhabende preußische Grenzstadt Halle mehrfach von den
kaiserlichen Truppen des Hauses Habsburg besetzt worden. Unter dem Eindruck
der Kriegserfahrungen wechselte Steinbart nach Frankfurt/Oder.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bX_2">
<label>fand ich an dem vortreflichen Töllner einen Freund und Vater</label>
<p>Der Neologe Johann Gottlieb Töllner (1724–1774), ehemaliger Stipendiat der
Franckeschen Anstalten in Halle und Feldprediger in Frankfurt/Oder, war seit
1756 außerplanmäßiger (ab 1760 ordentlicher) Professor der Philosophie und
Theologie an der dortigen Universität. Er gilt als der erste akademische
Hauptvertreter der Neologie. Steinbarts Charakterisierung hebt den sehr
persönlichen Kontakt Töllners zu seinen Studierenden (u.a. im Rahmen
sonntäglicher „asketischer Stunden“) hervor. Den „ganzen Kursus der
theologischen Disciplinen“ (bXI) konnte Steinbart in Töllners breit
rezipierten Grundrissen der dogmatischen Theologie (1760), der
Moraltheologie (1762), der biblischen Hermeneutik (1765) und der
Pastoraltheologie (1767) studieren. 1774 trat Steinbart als Professor in
Frankfurt/Oder die Nachfolge seines Mentors an, der sich nicht zuletzt in
der aufklärungstheologischen Debatte um die christliche Versöhnungslehre
einen Namen gemacht hatte (vgl. b129f.).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXI">
<label>als Lehrer an der vom Oberkonsistorialrath Hecker [...] gestifteten
Realschule</label>
<p>Der protestantische Theologe Johann Julius Hecker (1707–1768) gründete 1747
die erste („Ökonomisch-mathematische“) Realschule in Berlin und schuf damit
einen neuen, praxisorientierten Schultypus. Mit seinem reformpädagogischen
Ansatz, den Realschulunterricht mit einer an der späteren Berufspraxis
orientierten Ausbildung zu verbinden, beeinflusste er die pädagogische
Entwicklung in Preußen stark (zu den bekannten Schülern zählt u.a. der
Aufklärungsschriftsteller und Verlagsbuchhändler Friedrich Nicolai
[1733–1811]). – Steinbart spricht von Hecker als seinem „nachmaligen
Schwager“ (aX), weil dieser 1750 Caroline Wilhelmine Bethmann geheiratet
hatte, die Tochter des Kastellans Christian Wilhelm Bethmann, eines
Hofbeamten am Markgräflich Karlschen Palais. Dessen zweite Tochter, Dorothea
Christiane, wurde am 25. September 1763 Steinbarts Ehefrau. Lebensdaten sind
nicht bekannt. – Steinbart dürfte um 1760 in Berlin unterrichtet haben, als
die Aufklärungstheologie im dortigen Oberkonsistorium noch
unterrepräsentiert war (vgl. bXII). Jedenfalls muss es vor 1762 gewesen
sein, da er hier nach eigenen Angaben bereits Verantwortung bei der
Einrichtung des Züllichauer Pädagogiums übernahm (vgl. Steinbart,
<hi>Nachricht von der jetzigen Verfassung der Erziehungsanstalten zu
Züllichau</hi>, 1786, [3]).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXIf">
<label>Damals genoß Berlin noch nicht das Glück, daß die einsichtsvollern
Prediger ihre Aufschlüsse öffentlich mitgetheilt hätten. Der freimüthige
Sack war in Magdeburg, und die herrschende Denkart im Oberkonsistorium war
unbestimt, oder doch vor den Augen der Kandidaten ein Räthsel.</label>
<p>Friedrich Samuel Gottfried Sack (1738–1817) wurde 1769 dritter Prediger der
deutsch-reformierten Gemeinde in Magdeburg und wechselte erst 1777 als
fünfter Hof- und Domprediger nach Berlin, wo er 1786 in die erste
Predigerstelle aufrückte und in der Nachfolge seines Vaters reformiertes
Mitglied im lutherischen Oberkonsistorium wurde. Insofern dürfte Steinbart
hier ihn meinen. Sein Vater, der bekannte Aufklärungstheologe August
Friedrich Wilhelm Sack (1703–1786), arbeitete während Steinbarts Berliner
Zeit schon lange nicht mehr in Magdeburg: Er hatte seit 1731 als Prediger
sowie seit 1738 als Konsistorialrat und Inspektor der reformierten Kirchen
mit außerordentlichem sozialen Engagement im Herzogtum Magdeburg gewirkt,
war allerdings 1740 aufgrund seines ausgezeichneten Rufes nach Berlin
berufen worden, wo er seitdem das Amt des dritten, ab 1744 des ersten Hof-
und Dompredigers bekleidete. Mit seinem Einzug in das Berliner
Oberkonsistorium 1750 veränderte sich dessen Profil allmählich. Weitere
Aufklärer wie Johann Joachim Spalding (ab 1764) und Wilhelm Abraham Teller
(ab 1768) verstärkten diese Entwicklung. Dennoch hatten sich die Neologen im
Konsistorium gegen spätorthodoxe Stimmen wie beispielsweise Johann Esaias
Silberschlag (1721–1791) zu behaupten, die im Berlin der 1760er Jahre noch
großen Einfluss genossen. Er war es auch, der bei der Vorstellung von
Steinbarts überkonfessionellem Schulbuchentwurf im Berliner Oberkonsistorium
den größten Widerstand leistete.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXII">
<label>das Lesen [...] der Lockischen und Fosterschen Schriften</label>
<p>Der berühmte Aufklärungsphilosoph John Locke (1632–1704) zählt zu den
Hauptvertretern des englischen Empirismus und gilt als Vater des politischen
Liberalismus. Steinbart beschäftigt sich mit Locke u.a. in seiner
<hi>Anleitung des menschlichen Verstandes zum regelmäßigen Bestreben
nach möglichst vollkommner Erkenntniß</hi> (2 Bde., 1780/81), deren
Titel an die deutsche Übersetzung von John Lockes <hi>An Essay concerning
Humane Understanding</hi> (1690) angelehnt ist. Seine
Religionsphilosophie kam in <hi>The Reasonableness of Christianity, as
delivered in the Scriptures</hi> (1695) einflussreich zur Entfaltung. –
James Foster (1697–1753) war ein englischer Baptist und Prediger. Johann
Joachim Spalding übersetzte Fosters zweibändiges Werk <hi>Discourses on all
the principal branches of natural religion and social virtue</hi>
(1749/1752) ins Deutsche. Diese Übersetzung ist unter dem Titel
<hi>Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion
und der gesellschaftlichen Tugend</hi> in zwei Bänden (1751/1753)
erschienen und dürfte neben anderen aufklärungsphilosophischen Werken das
liberale Religionsverständnis des jungen Steinbart während seines Studiums
im Kloster Berge maßgeblich geprägt haben.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXV">
<label>das unschätzbare Wörterbuch des Herrn Oberkonsistorialraths W. A.
Teller</label>
<p>Der Oberkonsistorialrat und Propst Wilhelm Abraham Teller (1734–1804)
avancierte nach seinem Wechsel aus Helmstedt nach Berlin 1768 bald zu einem
wichtigen Repräsentanten der Berliner Aufklärung – als neologischer
Predigt-, Gesangbuch- und Liturgiereformer ebenso wie als Gründungsmitglied
der „Mittwochsgesellschaft“ oder als aktiver Mitarbeiter der
<hi>Allgemeine[n] Deutsche[n] Bibliothek</hi>. Mit seinem <hi>Wörterbuch
des Neuen Testaments zur Erklärung der christlichen Lehre</hi> (<hi rend="superscript">1</hi>1772–<hi rend="superscript">6</hi>1805; hg. von
Lukas Wünsch [BdN IX], 2022) verfolgte er die Absicht, die wesentlichen
Religionslehren Jesu und der Apostel von ihren zeitbedingten Akkommodationen
und kirchlich-dogmatischen Überformungen zu unterscheiden, um so das
Christentum für eine aufgeklärte Religionspraxis anschlussfähig zu machen.
Wenngleich das <hi>Wörterbuch</hi> für die Popularisierung neologischer
Bibelwissenschaft von zentraler Bedeutung war, stieß es auf vehementen
Widerspruch aus spätpietistischen Kreisen (vgl. [Friedrich Christoph
Oetinger] <hi>Biblisches und Emblematisches Wörterbuch, dem Tellerischen
Wörterbuch und Anderer falschen Schrifterklärungen entgegen gesezt</hi>,
1776). Hinsichtlich der neutestamentlichen Grundlegung der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> zeigt sich Steinbart ausdrücklich durch
Tellers <hi>Wörterbuch</hi> beeinflusst. Aber auch in Tellers späterer
Religionstheorie, die dieser als „Weisheitslehre zu einer immer höher
steigenden Glückseligkeit“ entfaltete, deuteten sich gewisse
Wechselwirkungen nicht zuletzt im Untertitel an (vgl. Teller, <hi>Die
Religion der Vollkommnern. [A]ls Beylage zu desselben Wörterbuch und
Beytrag zur reinen Philosophie des Christenthums</hi>, 1792, 4).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXVI">
<label>Herrn Etatsministers Freyherrn von Münchhausen Excellenz</label>
<p>Nach seiner Übernahme der Züllichauer Waisenhausleitung gewann Steinbart für
seine Schulreformpläne die Unterstützung des geheimen Etats- und
Justizministers Ernst Friedemann Freiherr von Münchhausen (1724–1784), der
im September 1763 von Friedrich II. mit dem Ministeramt und im Juni 1764 mit
der Leitung des geistlichen Departements sowie des Lutherischen
Oberkonsistoriums in Preußen versehen worden war. Steinbart hatte u.a. die
Anfertigung neuer Schulbücher vorgeschlagen, nach denen Heranwachsende nur
wesentliche Religionslehren und darüber hinaus v.a. praktische
Realkenntnisse (z.B. im Bereich der Landwirtschaft) erlernen sollten, was
Münchhausen und sein Nachfolger Zedlitz (vgl. b[3]) positiv aufnahmen und
nicht zuletzt durch die Gewährung der allgemeinen Postfreiheit förderten.
Allerdings schränkten finanzielle und zeitliche Engpässe sowie kritische
Stimmen von Kirchen- und Schulräten seine Schulreformbemühungen erheblich
ein. – Nach der kirchenpolitischen Reaktion empfahl Steinbart dem König
Friedrich Wilhelm III., zu den „verständigen Grundsätzen“ des Ministers von
Münchhausen zurückzukehren, der seine Geschäfte ganz im Gegensatz zu
Woellner „in der zweckmäßigsten Ordnung“ ausgeführt und insbesondere das
Oberkonsistorium bei geistlichen Angelegenheiten zu Rate gezogen habe
(Steinbart, <hi>Kurze Geschichte</hi>, 2v).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXIX">
<label>daß die heilige Schrift die einzige Erkentnißquelle und Schiedsrichterin
in der christlichen Religion seyn solle [...] mit Luthern schlechterdings
gleiche Rechte</label>
<p>Gegen das Traditionsprinzip der römischen Kirche sah bekanntlich der
Reformator Martin Luther (1483–1546) den christlichen Glauben in der Bibel
vollständig begründet, wenngleich sein faktischer,
argumentationsstrategischer Schriftgebrauch von einem eigenen,
christozentrischen Bibelverständnis gekennzeichnet war (vgl. u.a. Luther,
<hi>Assertio omnium articulorum M. Lutheri per bullam Leonis X. denuo
repetita et innovata</hi>, 1520, WA 7, 94–151, insb. 97,21–23:
„Scriptura [...] sui ipsius interpres“). Für die (durchaus selektive)
Aneignung reformatorischer Individualisierungs- und
Liberalisierungstendenzen im Rahmen der dogmenkritischen Schriftauslegung
der Neologie ließen sich zahlreiche weitere Belege anführen. Der Rekurs auf
das reformatorische Schriftprinzip bekam eine politische Bedeutung, als
Steinbart sich gegenüber Woellner vom theologischen Rationalismus
distanzierte (vgl. Anm. 117 in der <hi>Einleitung</hi> dieser Edition).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXI">
<label>die bereits eingetretene Buchhandlungsmesse</label>
<p>Gemeint ist die Leipziger Buchmesse, die im 18. Jahrhundert ein wichtiges
Zentrum des modernen deutschen Buchhandels darstellte und zwischenzeitlich
Frankfurt/Main aus dieser Rolle verdrängte. Die mit dem Züllichauer
Waisenhaus verbundene Frommannische Buchhandlung war seit ihren frühen
Zeiten auf der Buchmesse vertreten. Zusammen mit Nathanael Sigismund
Frommann und später mit dessen Sohn Carl Friedrich Ernst konnte Steinbart in
Leipzig am geschäftlichen und kulturellen Leben der Stadt partizipieren und
mit bedeutenden Persönlichkeiten des Verlagswesens, wie Johann Gottlieb
Immanuel Breitkopf (1719–1794), Friedrich Nicolai (1733–1811), Johann
Friedrich Hartknoch (1740–1789) und August Mylius (1731–1784), ins Gespräch
kommen. Steinbart führt die unabgeschlossene „Anrede an das lesende
Publikum“ (vgl. a[I]–aXVIII) auf seine terminliche Bindung durch die
Buchmesse zurück und gibt an anderer Stelle an, dass er auch den in der
zweiten Auflage stark erweiterten sechsten Abschnitt (§§ 80–90, später bis §
98) aufgrund der Messe zunächst nicht habe fertigstellen können (vgl.
bLI).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXIII">
<label>Diese Redensart ist aus Luthers Bibelübersetzung 1 Cor. 1, 22. entlehnt,
wo Paulus den abergläubigen Juden, die immer Zeichen und Wunder sehen
wolten, die gelehrtern Griechen, die Vernunftgründe zum Beweise eines
Religionsvortrages verlangten, entgegensetzt</label>
<p>Die Luther-Übersetzung (1545) zu 1Kor 1,22 lautet: „Sintemal die Jüden
Zeichen foddern / vnd die Griechen nach Weisheit fragen“. Steinbart greift
an mehreren Stellen explizit auf Luthers Bibelübersetzung zurück, um sie
freilich in seinem Sinne zu interpretieren.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXIV">
<label>Vertheidigter Glaube der Christen</label>
<p>Mit seinem literarischen Hauptwerk <hi>Vertheidigter Glaube der
Christen</hi> (8 Stücke, 1748–1751, <hi rend="superscript">2</hi>1773;
erscheint als BdN VII) wurde der Berliner Hof- und Domprediger sowie
Oberkonsistorialrat, August Friedrich Wilhelm Sack, zu einem Gründungsvater
der Neologie. Wenngleich er an zentralen Lehrstücken der traditionellen
Dogmatik festhielt, beauftragte er den „von allem Gewissens-Zwang
befreyete[n] Protestanten“, sein „ganzes angenommenes Lehrgebäude nach der
klaren Vorschrifft der Offenbarung Stück vor Stück [zu] prüfen und selber
[zu] durchdenken“ (<hi rend="superscript">2</hi>1773, 694). Damit überführte
seine populartheologische Apologie die herkömmliche Alternative von
Offenbarungsglauben und Vernunft in das aufklärerische Programm einer
konsequenten Individualisierung christlicher Religion. Die
wirkungsgeschichtliche Relevanz dieses neologischen Schlüsselwerks wird in
Steinbarts Aneignung einmal mehr deutlich.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXV">
<label>vom Melanchton an [...] Seit Wolfs Zeiten [...] der verdiente
Töllner</label>
<p>Steinbart nennt verschiedene Repräsentanten einer systematischen Lehrmethode
in der protestantischen Theologie: So formulierte der Reformator Philipp
Melanchthon (1497–1560) abweichend von den spekulativen Summen und
Sentenzenkommentaren der Scholastik allgemeine Grundbegriffe der Theologie,
die die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens aus der Bibel
zusammenfassen und im Zeitalter der Konfessionalisierung nicht zuletzt die
lutherische Bekenntnisentwicklung prägen sollten (vgl. Melanchthon, <hi>Loci
communes rerum theologicarum</hi>, 1521; dazu b108 und <ptr type="page-ref" target="#st_comm_b108"/>). Die vom Universalgelehrten
Christian Wolff und seinen Anhängern beförderte mathematisch-syllogistische
Lehrart zielte auf strenge Systematik und begriffliche Präzision beim
Verfassen theologischer Schriften und entfaltete mit ihrer Synthese von
Offenbarungsglauben und Vernunfterkenntnis eine große, in die neologischen
Vermittlungsleistungen vielfältig übergehende Wirkung (vgl. etwa Wolff,
<hi>Vernünfftige Gedancken von der Menschen Thun und Lassen, zu
Beförderung ihrer Glückseeligkeit</hi>, 1720). Anders als Steinbart
hatte beispielsweise dessen Lehrer Johann Gottlieb Töllner aufzuzeigen
versucht, „daß die strenge scientivische Lehrart zum Vortrage sämtlicher
theologischer Disciplinen die beste und die einzige wahre zur Beförderung
gelehrter Einsichten sey“ (bXXVI; vgl. Töllner, <hi>Gedanken von der wahren
Lehrart in der dogmatischen Theologie</hi>, 1759, § 19).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXVI">
<label>Stückwerk</label>
<p>Vgl. 1Kor 13,9f. sowie b291.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXVII">
<label>Köhlerglauben</label>
<p>Der Begriff bezeichnet nach einer spätmittelalterlichen, von Luther
überlieferten Volkserzählung zunächst die <hi>fides implicita</hi>, also den
im kirchlich-dogmatischen Glauben von Priestern und Bischöfen aufgehobenen
Laienglauben, der aus reformatorischer Sicht negativ besetzt war, weil er
der individuell-rechtfertigenden <hi>fiducia</hi> widersprach (vgl. Luther,
<hi>Sendschreiben an die zu Frankfurt am Main</hi>, WA 30 III, 562,
27–33). Im Zeitalter der Aufklärung kam es zu einer Verallgemeinerung des
Begriffs in Richtung des kritiklosen Fürwahrhaltens beispielsweise der
naturwissenschaftlichen Anmaßungen kirchlicher Schöpfungslehre. Immanuel
Kant spricht von einem „Despotism über die Vernunft des Volks [...] durch
Fesselung an einen blinden Glauben“, der „für die eigentliche ächte
Philosophie ausgegeben“ wird (Kant, <hi>Von einem neuerdings erhobenen
vornehmen Ton in der Philosophie</hi> [1796], in: AA VIII, 387–406,
394). Wirkungsgeschichtlich relevant ist Albrecht Ritschls (1822–1889)
Glaubensbegriff, bei dem es „eben nicht auf Unterwerfung unter
Wahrheitssätze an[kommt] [...] sondern auf die Anerkennung des Werthes
Christi“ (vgl. Ritschl, <hi>Fides implicita. Eine Untersuchung über
Köhlerglauben [!], Wissen und Glauben, Glauben und Kirche</hi>, 1890,
74).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXVII_2">
<label>Aus diesen Gründen halten nun viele angesehene Gottesgelehrten eine
historische Lehrart beym Vortrage der Theologie für nützlicher</label>
<p>Nach der Durchsetzung einer pragmatischen, also nicht mehr
dogmatisch-heilsgeschichtlich präjudizierten, sondern innerweltliche
Kausalitätszusammenhänge rekonstruierenden Methode (vgl. etwa Johann Lorenz
von Mosheim, <hi>Versuch einer unpartheiischen und gründlichen
Ketzergeschichte</hi>, 2 Bde., 1746/48) festigte sich bei Johann Salomo
Semler (1725–1791) – parallel zur Entstehung der historisch-kritischen
Bibelwissenschaft – die Idee einer kritisch motivierten
Dogmengeschichtsschreibung: Die symbolisch-normative Quellenbasis des
älteren Protestantismus und den traditionsgebundenen Wahrheitsanspruch der
Theologie konsequent historisierend, ließ er seine historische Theologie auf
die Perfektibilität des Christentums hinauslaufen und beeinflusste mit
diesen „verdienstvollen“ (bXXIX) Umformungen den neologischen
Religionsdiskurs nachhaltig. Zu seinen bedeutendsten Untersuchungen gehören
die umfangreichen historischen Einleitungen der Schriften seines Lehrers
Baumgarten (<hi>Evangelische Glaubenslehre</hi>, 3 Bde., 1759/60 und
<hi>Untersuchung theologischer Streitigkeiten</hi>, 3 Bde., 1762–64),
die auch von Steinbart mehrfach herangezogen werden.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXVII_3">
<label>zuverlässigere Einsichten durchs Lesen der besten Schriften</label>
<p>Die Wendung verweist auf die im 18. Jahrhundert breit geführte Debatte um die
Inhalte des theologischen Studiums: Zu den vielbeachteten Beiträgen gehörte
die materiale Enzyklopädie Johann August Nösselts (1734–1807), der unter
Einschluss von Hilfswissenschaften und bildungspraktischen Fragen die
Gelehrsamkeit des neologischen Religionslehrers in den Mittelpunkt stellte:
„so begreift man leicht, wie sehr es unsrer Achtung bey Andern schade, wenn
man oft nicht einmal die bekanntesten Hülfsmittel der Gelehrsamkeit, oder
die besten Schriften einer Art, kennt“ (vgl. Nösselt, <hi>Anweisung zur
Bildung angehender Theologen</hi> [<hi rend="superscript">1</hi>1786/89–<hi rend="superscript">3</hi>1818/19], hg. von Albrecht
Beutel / Bastian Lemitz / Olga Söntgerath [BdN IV], 242). – Steinbart teilt
die enzyklopädische Ausrichtung der Theologie auf den praktischen
Religionsunterricht, gibt allerdings schon 1778 an, dass seine „auf Schulen
eingesamlete Gelehrsamkeit“ im Angesicht der unternehmerischen
Lebenserfahrung „eine grosse und allgemeine Reform [hat] erleiden müssen“,
weshalb Polymathie kaum als Selbstzweck angestrebt werden könne: „Wie vieles
lernen wir noch, was uns im geschäftigen Leben ganz unnütz bleibt!“ (bXVII).
Vor diesem Hintergrund sind auch Steinbarts <hi>Gründe für die gänzliche
Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems</hi> (1772) zu
verstehen, die nicht zuletzt von Nösselt scharf kritisiert wurden (vgl. die
<hi>Einleitung</hi> dieser Edition bei Anm. 32).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXVIII">
<label>allen allerley zu werden</label>
<p>Vgl. 1Kor 9,22 sowie b209.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXIX">
<label>einen verdienstvollen Semler und andre Aufklärer [...]
beschuldigen</label>
<p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_cLIII"/>.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXXXIX">
<label>damit sie nicht mehr so viel Ueberflüssiges für die Schule, und destomehr
für das Leben erlernen</label>
<p>Der Stoiker Lucius Annaeus Seneca (ca. 1–65) äußerte um 62 in einem Brief an
seinen „Schüler“ Lucilius Kritik an den römischen Philosophenschulen seiner
Zeit mit den bekannten Worten: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule
lernen wir“ (vgl. Seneca, <hi>Epistulae morales ad Lucilium</hi> CVI, 12:
„Non vitae sed scholae discimus“). Damit soll der Missstand einer zu wenig
am praktischen Leben orientierten Philosophie problematisiert und eine
entsprechende Entgegnung Lucilius’ hervorgerufen werden. Dementsprechend ist
die Umkehrung („Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“;
lat. „Non scholae sed vitae discimus“) bekannt geworden, die sich die
Popularphilosophie der Aufklärung und insbesondere Steinbart zu eigen
gemacht hat.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXL">
<label>Ich habe in meiner Anleitung des menschlichen Verstandes zum
regelmässigen Bestreben nach möglichst vollkomner Erkentniß §. 102. 103.
etwas mehr hierüber im allgemeinen erklärt</label>
<p>Vgl. Gotthilf Samuel Steinbart, <hi>Anleitung des menschlichen Verstandes zum
regelmäßigen Bestreben nach möglichst vollkommner Erkenntniß</hi>, Bd.
1, 1780 sowie den Text bei Anm. 40 in der <hi>Einleitung</hi> dieser
Edition.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXL_2">
<label>Anweisung zur Amtsberedsamkeit christlicher Lehrer</label>
<p>Vgl. Gotthilf Samuel Steinbart, <hi>Anweisung zur Amtsberedsamkeit
christlicher Lehrer unter einem aufgeklärten und gesitteten Volke</hi>
[1779], <hi rend="superscript">2</hi>1784 insgesamt sowie den Text bei Anm.
38 in der <hi>Einleitung</hi> dieser Edition.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXLIV">
<label>Daß ich den christlichen Lehrbegrif nicht vollständig geliefert hätte
[...] hat Herr Lavater in seinem Etwas über Steinbarts System
erinnert</label>
<p>Der Züricher reformierte Pfarrer und Schriftsteller Johann Caspar Lavater
(1741–1801) gehört zu den schärfsten Kritikern der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> und als Wegbereiter der Physiognomik bzw.
Vertreter eines religiösen Antirationalismus zu den streitbaren Theologen
des 18. Jahrhunderts. Wenngleich Lavater vorgab, Steinbarts Werk zu den
besten philosophischen Schriften der Gegenwart zu zählen, kritisierte er sie
gleichzeitig als deistische Kapitulation gegenüber dem
gesellschaftspolitischen Zeitgeist: Das eigentümliche Wesen des Christentums
gehe nicht in Menschenliebe auf, sondern offenbare sich in der erschöpfenden
Lektüre seiner Urkunde und im apostolischen Bekenntnis (vgl. insbesondere
Lavater, <hi>Etwas über Herrn Consistorialrath Steinbarts System der reinen
Philosophie und Glückseligkeits-Lehre des Christenthums</hi>, in:
Christliches Magazin, hg. von Johann Konrad Pfenninger, Bd. 1, 2 St., 1779,
63–80; wiederabgedruckt bei Semler [Hg.], <hi>Urtheile über [...] Steinbarts
System des reinen Christentums</hi>. Mit vielen Zusätzen, 1780, [2]–24.
Vgl. auch den Text bei Anm. 76 in der <hi>Einleitung</hi> dieser Edition).
Dennoch regte er beispielsweise Johann Gottfried Herder (1744–1803) zur
Lektüre und Besprechung der <hi>Glückseligkeitslehre</hi> an (vgl. Lavater,
Brief an Herder [1779/80], in: Aus Herders Nachlaß, Bd. 2, hg. von Heinrich
Düntzer / Ferdinand Gottfried von Herder, 1857, 180–182). In den 1770er
Jahren beklagte er mit Blick auf Lessing, Semler, Steinbart und Teller den
rationalistischen Verfall des christlichen Glaubens (vgl. Lavater,
Synodalrede gegen Deismus und kirchlichen Rationalismus, in: Ders.,
[A]usgewählte Werke, Bd. 3, 1779–1790, hg. von Ernst Staehelin, 1943, 1–27,
15), wobei er allerdings – Steinbart zufolge – „mit mehr Inbrunst eines
gutherzigen Enthusiasmus, als mit kaltblütiger Scharfsinnigkeit“ (bXLIV)
argumentierte.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXLV">
<label>Ein ungenanter Gelehrter, der durch H. D. L. bezeichnet wird</label>
<p>Semler druckte als zweiten Text den anonym verfassten, kritischen Kommentar
zu Lavaters Kritik ab, um sich daraufhin in die Debatte einzuschalten und
gegenüber den ihm selbst entgegengebrachten Vorwürfen zu verteidigen (vgl.
<hi>Prüfung und Beantwortung des Aufsatzes, genant: Etwas über Hrn.
Steinbarts System [...] von H. D. L.</hi>, in: Semler [Hg.], Urtheile
über [...] Steinbarts System, 25–69). Semler vermutet, dass der Autor, der
den Deismusvorwurf an Steinbart konsequent ablehnt, einer seiner Schüler
ist. Tatsächlich handelt es sich um den Semler-Schüler Heinrich Corrodi
(1752–1793; vgl. den Text bei Anm. 81 in der <hi>Einleitung</hi> dieser
Edition), der später am Zürcher Gymnasium als Professor für Naturrecht
wirkte: Corrodi tadelte Lavaters „Intoleranz [...], den anders Denkenden als
einen Unchristen und heimlichen Deisen verhaßt zu machen“, weil sie nicht
nur „der christlichen Tugendlehre [...] entgegen lauf[e]“ (aaO 47), sondern
v.a. wissenschaftliche Belege schuldig bleibe. Auf der Basis einer
konsequenten Unterscheidung von Theologie und Religion sei das Christentum
„eines Wachsthums seiner Vollkommenheit fähig“ (aaO 52; vgl. auch Corrodi,
<hi>Versuch über Gott, die Welt und die menschliche Seele. Durch die
gegenwärtigen Streitigkeiten veranlasst</hi>, 1788).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXLV_2">
<label>Daß mein System zwar ein richtiger christlicher Lehrbegrif [...] sey, daß
aber die allgemeine Einführung desselben und der darin gebrauchten Lehrart
in der Kirche nicht statt finden könne </label>
<p>Semler widersprach Lavaters Deismusvorwurf gegenüber Steinbart und empfahl,
das Wesen des Christentums nicht in biblischen oder dogmatischen Lehren zu
fassen, sondern „in der geistlichen Gemütsfassung, die Christus durch geist-
und leben[s]reichen Unterricht uns empfohlen hat“ (Semler, <hi>Zusätze</hi>,
in: Ders., Urtheile über [...] Steinbarts System, 70–174, hier 96). Stärker
noch als Corrodi, der von einem zeitlosen Kern hinter den geschichtlichen
Einkleidungen ausging, konnte Semler die Entwicklungsfähigkeit der
christlichen Privatreligion unterstreichen und in diesem Sinne auch
Steinbarts <hi>Glückseligkeitslehre</hi> für biblisch begründet halten.
Kritik äußerte er, wo er den Eindruck hatte, Steinbart wolle – in
Kooperation mit der friderizianischen Regierung – sein eigenes System an die
Stelle des öffentlichen Bekenntnisses setzen. Mit seiner Unterscheidung
stellte Semler die Gewissensfreiheit der Privatreligion gegenüber
dogmatischer Normierung heraus, während er gleichzeitig an der territorialen
Bekenntnisbindung der öffentlichen Religion entschieden festhielt (vgl.
später Semler, <hi>Vertheidigung des Königl. Edikts vom 9ten Jul. 1788.
wider die freimüthigen Betrachtungen eines Ungenannten</hi>, 1788).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bXLVI">
<label>Daß die im fünften Abschnitt von mir widerlegten kirchlichen Lehrsätze
von der Zurechnung einer fremden Schuld und fremden Gerechtigkeit u. s. w.
sich wohl vertheidigen liessen</label>
<p>Der Erlanger Theologe Georg Friedrich Seiler (1733–1807) verteidigte die
augustinische Erbsündenlehre und die anselmische Satisfaktionstheorie gegen
Steinbarts dogmenkritische Relativierungen als „reine Lehre der heiligen
Schrift“ (Seiler, <hi>Ueber den Versöhnungstod Jesu Christi</hi>. Nebst der
Lehre von der Erbsünde [= Bd. 2], 1779, 179). Allerdings trat auch bei
Seiler die klassische Versöhnungslehre in gewisser Weise hinter die
grotianische Strafexempeltheorie zurück, bei der nicht mehr die
ausgleichende Gerechtigkeit und Ehre Gottes, sondern die ethische Bedeutung
des göttlichen Gesetzes im Mittelpunkt stehen sollte (vgl. b152). Indem er
darüber hinaus zwischen metaphysischer und moralischer Zurechnung
unterschied und die Imputation auf die „Theilnehmung an den Folgen der
Handlungen Adams und Christi“ (bXLVII) einschränkte, relativierte er auch
die Lehrsätze von der Erbsünde und vom ethischen Unvermögen des Menschen
indirekt, weshalb er der neologischen Sichtweise deutlich näher kam, als er
wahrscheinlich beabsichtigt hatte. Neben Steinbarts
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> ist auch Johann August Eberhard, <hi>Neue
Apologie des Sokrates oder Untersuchung der Lehre von der Seligkeit der
Heiden</hi>, 2 Bde., 1772/1778 bei Seiler Gegenstand der kritischen
Auseinandersetzung (vgl. Seiler, <hi>Ueber den Versöhnungstod Jesu
Christi</hi>. Nebst einem Anhang der Schriftlehre von der Rechtfertigung
des Sünders vor Gott [= Bd. 1], 1779).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_bLI">
<label>Buchhändlermesse</label>
<p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_bXXI"/>.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_cLII_0">
<label>Wolfenbüttelschen Fragmente [...] daß einige derselben [Theologen] nun
selbst an einander geriethen</label>
<p>Als Beiträge der Veröffentlichungsreihe <hi>Zur Geschichte und Litteratur.
Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel</hi>
publizierte der als Bibliotheksleiter tätige Gottholf Ephraim Lessing
(1729–1781) zwischen 1774 und 1778 sieben anonyme „Fragmente“ der
jahrzehntelang bearbeiteten, jedoch zurückgehaltenen (erst 1972 vollständig
veröffentlichten) <hi>Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen
Verehrer Gottes</hi> aus der Feder des Hamburger Gymnasialprofessors
Hermann Samuel Reimarus (1694–1768). Mit ihrer radikalen Zurückweisung des
biblischen Offenbarungsglaubens zugunsten einer natürlichen Religion lösten
die Wolfenbütteler Fragmente eine der größten literarischen Kontroversen des
18. Jahrhunderts aus, an der sich, wie Steinbart andeutet, auch
protestantische Theologen beteiligten – allen voran der streitbare,
spätorthodoxe Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze (1717–1786). Der
Hallenser Neologe Semler schaltete sich in die Debatte ein, indem er Goezes
unmittelbare Herleitung dogmatischer Lehrsätze als Offenbarungslehren der
heiligen Schrift als nicht mehr zeitgemäß zurückwies und gleichzeitig gegen
Reimarus für die bleibende Glaubwürdigkeit der neutestamentlichen
Heilsbotschaft eintrat (vgl. Semler, <hi>Beantwortung der Fragmente eines
Ungenanten insbesondere vom Zweck Jesu und seiner Jünger</hi>, 1779). –
Steinbarts Hinweis, dass die Fragmente „[o]hngefehr zu gleicher Zeit“ (cLII)
mit der Erstausgabe der <hi>Glückseligkeitslehre</hi> erschienen seien,
stimmt für die letzte Fragmentpublikation (vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_b245"/>). Die ersten beiden waren bereits erschienen
(vgl. Von Duldung der Deisten. Fragment eines Ungenannten, in: Zur
Geschichte und Litteratur [...], Dritter Beytrag, hg. von Gotthold Ephraim
Lessing, 1774, 195–226 sowie: Ein Mehreres aus den Papieren des Ungenannten,
die Offenbarung betreffend [fünf Fragmente und „Gegensätze des
Herausgebers“], Vierter Beytrag, 1777).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_cLII">
<label>Aufwerfung der Preißfrage: in wie fern eine Täuschung des Volkes erlaubt
und nützlich seyn könnte</label>
<p>Die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin hatte für das Jahr 1780
ihre bislang spektakulärste Preisfrage ausgeschrieben: „Ist es dem Volk
nützlich, betrogen zu werden, sei es, daß man es in neue Irrtümer führt oder
in denen, die es unterhält, bestätigt?“ Die hochbrisante, auf Drängen
Friedrichs II. gestellte Aufgabe hinterfragte zentrale Denkmuster und
Wertvorstellungen der Aufklärung, indem sie der Verpflichtung auf Wahrheit
und Aufrichtigkeit die Möglichkeit des legitimen Betrugs bei
gesellschaftlichem Nutzen gegenüberstellte. In den 42 Bewerberschriften
wurde sie, teils bejahend, teils verneinend, in methodischer und
argumentativer Hinsicht sehr unterschiedlich beantwortet. Der Volksaufklärer
und Pfarrer Sebastian Georg Friedrich Mund (1728–1809) versuchte sich in
einer nicht ganz stichhaltigen Abhandlung an dem <hi>Beweiß, daß es dem
Volcke nüzlich sei, betrogen zu werden, sowohl durch die Erhaltung der
alten als durch die Beförderung neuer Irrthümer</hi> (in: Die Preisfrage
der Preußischen Akademie für 1780, Bd. 2 [Forschungen und Materialien zur
Universitätsgeschichte I, 2.2], hg. von Hans Adler, 2007, 819–865) und
zitierte dabei sogar Steinbarts <hi>Glückseligkeitslehre</hi> (vgl. aaO
842). Dieser zeigte sich allgemein unzufrieden über die Beiträge (vgl. cLII)
und ergänzte in der dritten Auflage an der betreffenden Stelle den Satz:
„Gelehrte müssen in dem Felde der menschlichen Kentnisse, darin sie Führer
der Layen seyn wollen, alles selbst erforscht haben, und sich nicht von
ihren Vorgängern blindlings leiten lassen“ (c67).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_cLII_2">
<label>Briefe über die Bibel in Volkston</label>
<p>Vgl. Carl Friedrich Bahrdt, <hi>Briefe über die Bibel, im Volkston. Eine
Wochenschrift von einem Prediger auf dem Lande</hi>, 1782/83. Nach dem
öffentlichkeitswirksamen <hi>Kirchen- und Ketzer-Almanach aufs Jahr
1781</hi>, in dem der Hallenser Aufklärer Carl Friedrich Bahrdt
(1740–1792) namhafte deutsche Theologen verspottete, enthielten seine
periodisch erscheinenden „Briefe“ nun den Versuch einer freimaurerisch
grundierten, naturalistischen Erklärung der neutestamentlichen
Wundergeschichten aus dem jüdischen „Aberglauben“, wobei u.a. die im
Fragmentenstreit diskutierte Priesterbetrugstheorie zur Anwendung kam:
Christus, der größte aller sterblichen Menschen, habe den Plan verfolgt,
durch Stiftung einer Geheimgesellschaft die von den Priestern verdrängte
ethische Wahrheit unter der Menschheit zu erhalten und fortzupflanzen. Die
Wochenschrift ist das Ergebnis einer zunehmenden theologischen
Radikalisierung bei dem ursprünglich orthodox geprägten Bahrdt und Zeugnis
eines im deutschsprachigen Raum zum Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt
erstarkenden theologischen Rationalismus, von dem auch die
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> nicht unbeeinflusst geblieben ist.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_cLII_3">
<label>Versuch über die Sittenlehre für alle Stände</label>
<p>Vgl. den von Johann Heinrich Schulz (1739–1823) anonym veröffentlichten
<hi>Versuch einer Anleitung zur Sittenlehre für alle Menschen, ohne
Unterschied der Religionen. Nebst einem Anhange von den
Todesstrafen</hi>, 4 Bde., 1783. Die anonym erschienene,
religionskritische Schrift war u.a. mitverantwortlich für das Verfahren,
aufgrund dessen der „Zopfschulz“ als einziger Pfarrer in Preußen im
September 1793 sein geistliches Amt infolge des Woellnerschen
Religionsedikts verlor. Öffentlichkeitswirkung erfuhr die „Sittenlehre“ auch
mit der Besprechung durch Immanuel Kant, der die religionsunabhängige
Begründung der Moral positiv rezipieren konnte, aber den Freiheitsgedanken
der sittlichen Selbstbestimmung bei Schulz vermissen musste (vgl. Kant, Rez.
Schulz, in: Raisonnirendes Bücherverzeichniß, Bd. 7, [April] 1783, 97–100).
Es ist bemerkenswert, dass Steinbart keineswegs uneingeschränkt positiv auf
den Freigeist von Schulz (und Bahrdt, s.o.) hinweist: Diese würden „durch
ihre privat Philosophie und Dichtungsgaben die Aufklärung zu befördern
hoffen“, damit aber „hier und da Besorgnisse, selbst bey manchen Freunden
der Vernunft, [...] erregen“ (cLIII).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_cLIII">
<label>Aber wer sind die, welche die Fahne des Glaubens vortragen
wollen?</label>
<p>Steinbart spielt in diesem Absatz auf antiaufklärerische Diskursbeiträge und
kirchliche Reunionsbestrebungen der 1780er Jahre an: Die Rede von der
„Gesellschaft, die sich zur Aufrechterhaltung des reinen Glaubens vereiniget
haben will, [um] uns Protestanten das römische Meßopfer annehmlich [zu]
machen“ (cLIII), verweist wahrscheinlich auf das von dem Katholiken Peter
Böhm (1747–1822) und dem Protestanten Johann Rudolf Anton Piderit
(1720–1791) geplante reunionistische Sozietätsprojekt, welches Maßnahmen zur
konfessionellen Wiederannäherung ausarbeitete, die damit einhergehenden
Konfliktpotenziale allerdings unterschätzte und mit seiner konsensualen
Einheitsidee letztlich die Pluralitätsaffinität der Aufklärungstheologie
unterminierte (vgl. <hi>Einleitung und Entwurf zum Versuche einer zwischen
den streitigen Theilen im Römischen Reiche vorzunehmenden
Religions-Vereinigung von verschiedenen katholischen und evangelischen
Personen, welche sich zu dieser Absicht in eine Gesellschaft verabredet
haben</hi>, 1781 und dazu kritisch: Semler, <hi>Freymüthige Briefe über
die Religionsvereinigung der dreien streitigen Theile im römischen
Reiche</hi>. Erste Sammlung, 1783). – Mit den „Fahnenträger[n] des
Glaubens“, die „Geistererscheinungen u. Wunder von allerley Art [...]
hervorzubringen hoffen“ (cLIII), dürften die im genannten Zeitraum
hervortretenden Repräsentanten eines theologischen Supranaturalismus (z.B.
Gottlob Christian Storr [1746–1805], Franz Volkmar Reinhard [1753–1812]) und
religiösen Antirationalismus (z.B. Johann Georg Hamann [1730–1788], Johann
Caspar Lavater [vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_bXLIV"/>])
gemeint sein. Reinhards Entwicklung vom Neologen zum Supranaturalisten
verlief nachweislich in Abgrenzung von Steinbarts
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> (vgl. Reinhard, <hi>De notione felicitatis
humanae ad iudicium de placitis christianae religionis parum
idonea</hi>, 1782 sowie den Text bei Anm. 110 in der <hi>Einleitung</hi>
dieser Edition).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_cLV">
<label>In München ist von dem Buchführer Strobel ein Nachdruck des Systems schon
im vorigen Jahre veranstaltet</label>
<p>Johann Baptist Strobl (1746–1805) war ein bayerischer Buchhändler, Verleger,
Schriftsteller und Titularprofessor. Nach kurzer Lehrtätigkeit am
Straubinger Gymnasium kaufte er 1777 die Ostensche Verlagsbuchhandlung. Zum
Nachdruck vgl. die <hi>Editorische[n] Hinweise</hi> in dieser Edition.</p>
</note>
</div>
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