<div xml:id="st_chapter_IV" type="chapter">
<head type="main" xml:id="st_IV_head_a"><pb edRef="#a" n="64"/>
<pb edRef="#b" n="70"/>
<pb edRef="#c" n="70"/>
<pb edRef="#d" n="62"/> Vierter Abschnitt.</head>
<head type="sub" xml:id="st_IV_head_b">
<choice>
<orig>Vom <app>
<lem>Verhältnisse</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verhältniß</rdg>
</app> des Christenthums zur Glückseligkeit.</orig>
<supplied reason="toc-title">Vierter Abschnitt. Vom Verhältnisse des
Christenthums zur Glückseligkeit</supplied>
<supplied reason="column-title">Vierter Abschnitt</supplied>
</choice>
</head>
<div type="section-group" xml:id="st_IV_30-35">
<div type="section" xml:id="st_section_30">
<head>§. 30.</head>
<p>Nachdem bisher <app>
<lem>gezeiget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gezeigt</rdg>
</app> worden, was für Hindernisse einer <app>
<lem>allgemeinern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">allgemeineren</rdg>
</app> Verbreitung <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer Glückseligkeit auch noch unter <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index>aufgeklärten und gesitteten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">cultivirten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen angetroffen werden, so lässet sich nun hieraus weiter
herleiten, wie eine Weisheitslehre und deren Vortrag beschaffen seyn müsse,
wodurch einem ganzen <app>
<lem>Volke</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Volk</rdg>
</app> die moralische Hülfe, deren es bey seinen Bestrebungen nach <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart und <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit bedarf, in einem hinlänglichen <app>
<lem>Maasse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Maaße</rdg>
</app> zugetheilet werden soll. Es <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">gehöret</rdg>
</app> nemlich hierzu <app>
<lem><list>
<item><label>1.</label> Daß die unter dem <app>
<lem>Volk</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volke</rdg>
</app> nach §. <ref target="textgrid:3c1fp#st_section_29">29.</ref> sich natürlich <app>
<lem>erzeugende fürchterliche</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">erzeugenden fürchterlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von dem höchsten Regierer der Welt und
einer willkührlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> desselben vor allen Dingen verbessert werden müssen:
und wenn dieselben auf vorgegebenen ehemaligen <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarungen</term>
</index>Offenbarungen des <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmels beruhen, dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Aberglaube</term>
</index>Aberglaube durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität höherer durch <index indexName="subjects-index">
<term>Wunder</term>
</index>Wunder beglaubigter Gesandten der Gottheit
entkräftet werde. Denn sonst wird die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und das natürliche <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen mit unvermeidlichen Beängstigungen geplagt
und in ihrer Wirksamkeit zu <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Wohlfart</term>
</index>höherer <app>
<lem>Wolfart</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart</rdg>
</app> irre gemacht und verhindert.</item>
<item><label>2.</label> Daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft der Menschen auf die im <index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index><app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Plane</rdg>
</app> Gottes <app>
<lem>gegründete</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gegründeten</rdg>
</app> allgemeinen Vorschriften des rechtmäßigen Verhaltens
aufmerksam gemacht, und diese in ein solches <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesetzet</rdg>
</app> werden, daß jedermann seine Handlungen darnach zu
beurtheilen und in allen Fällen einzurichten vermögend
werde. §. <ref target="textgrid:3c1fp#st_section_23">23.</ref>
<pb edRef="#b" n="71"/>
<pb edRef="#c" n="71"/>
<pb edRef="#d" n="63"/></item>
<item><label>3.</label> Daß alle <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">sittliche</rdg>
</app> Vorschriften der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft</rdg>
</app> zugleich als geoffenbarte <index indexName="subjects-index">
<term>göttliche Gesetze</term>
</index>göttliche Gesetze vorgestellet und ihnen hierdurch
eine <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Autorität</term>
</index>höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität verschaffet werde, um eigenmächtige
Ausnahmen davon zu <app>
<lem>verringern.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verringern</rdg>
</app> §. <ref target="textgrid:3c1fp#st_section_25">25.</ref>
<app>
<lem><ref target="textgrid:3c1fp#st_section_28">28<supplied>.</supplied></ref></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><ref target="textgrid:3c1fp#st_section_28">28.</ref></rdg>
</app></item>
<item><label>4.</label> Daß die <index indexName="subjects-index">
<term>natürliche Beweggründe</term>
</index>natürlichen Beweggründe zur <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend noch durch die Aussicht in <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größere</rdg>
</app> Folgen und höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen verstärket werden. §. <ref target="textgrid:3c1fp#st_section_25">25.</ref>
<ref target="textgrid:3c1fp#st_section_27">27.</ref></item>
<item><label>5.</label> Daß die Menge des Guten und dessen
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index>Uebergewicht über das Böse in den jetzigen
Bestimmungen unsres Zustandes <index indexName="subjects-index">
<term>anschauend</term>
</index>anschauend gemacht werde. §. <ref target="textgrid:3c1fp#st_section_26">26.</ref></item>
<item><label>6.</label> Daß <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen und erfreuliche Aussichten noch über das
Grab hinüber veranlasset werden müssen. §. <ref target="textgrid:3c1fk#st_section_13">13.</ref>
<choice>
<abbr>Nr.</abbr>
<expan>Numero</expan>
</choice> 4.</item>
<item><label>7.</label> Daß Hülfsmittel sich des <index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index>Uebergewichts des Guten und der erfreulichen
Aussichten immer lebhaft bewußt zu <app>
<lem>bleiben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bleiben,</rdg>
</app> dargeboten werden. §. <ref target="textgrid:3c1fp#st_section_26">26.</ref></item>
<item><label>8.</label> Daß alle Lehren und Vorschriften zur
Fassung des <app>
<lem>Volks</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volkes</rdg>
</app> herabgestimt, und daher möglichst durch <app>
<lem>Geschichtwahrheiten</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Geschichtswahrheiten</term>
</index>Geschichtswahrheiten</rdg>
</app> unterstützt werden und darin eingekleidet erscheinen
müssen.</item>
</list>
</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">
<list>
<item><label><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></label> Daß eine reine mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index>Plan Gottes in der Natur übereinstimmende <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral, im Gegensatz der unter einer <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation herrschenden fehlerhaften <index indexName="subjects-index">
<term>Maximen</term>
</index>Maximen und <index indexName="subjects-index">
<term>abergläubisch</term>
</index>abergläubischen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Anforderungen</term>
</index>willkührlichen Anforderungen der Gottheit an die
Menschen gelehret, die Vorschriften derselben in ein solches
Licht gesetzet, und mit solchen Beweggründen versehen
würden, daß dadurch ein habituelles Erkentniß, und eine
promte Anwendung derselben auf alle Fälle jedermans <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen möglich und leicht würde.</item>
<item><label><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></label> Daß zwar die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, als die einzige Seelenkraft, wodurch wir
moralische allgemeine Vorschriften, und deren
Verbindlichkeit zu erkennen und gehörig zu appliciren fähig
sind, möglichst bey allen Menschen ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied erweckt werde, die allgemeine Gültigkeit
der <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Vorschriften</term>
</index>moralischen Vorschriften und die Nothwendigkeit
ihrer Beobachtung in allen Fällen, ohne Ausnahme selbst
einzusehen: <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a64f"/>daß aber auch in Beziehung auf
die allgemeine <pb edRef="#a" n="65"/> Geneigtheit des
großen Haufens, mehr auf <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität als auf eignes Nachdenken sich zu
verlassen, möglichst für eine Vergewisserung der
Lehrvorträge durch eine von der <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation anerkannte Autorität gesorget werde. Dis ist
um so nöthiger, weil das Volk, wenn es seinem <foreign xml:lang="fra">raisonnement</foreign> überlassen wird
die <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte der Gesetze, es mögen natürliche oder
obrigkeitliche seyn, zu beurtheilen, und solche nach seiner
Einsicht in die wahrscheinlichen Folgen der Handlungen
auszuüben; gewiß in deren Beobachtung unzählig viele
Ausnahmen zu machen sich erlauben wird.</item>
<item><label><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></label> Daß eine allgemeine Aufmerksamkeit auf
das große <index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index>Uebergewicht des Guten, desselben <index indexName="subjects-index">
<term>Mannigfaltigkeit</term>
</index>Mannigfaltigkeit und möglichen <index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß, so wol in dem Zustande der Menschen in diesem
Leben überhaupt, als in den besondern Verhältnissen
einzelner Classen, und Personen insonderheit befördert; und
eine Aussicht in einen ins unendliche fortgehenden <index indexName="subjects-index">
<term>Wachsthum der Vollkommenheiten</term>
</index>Wachsthum der <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten eröfnet; auch Hülfsmittel sich
dieses Uebergewichts, und fortgesetzten <index indexName="subjects-index">
<term>Wachsthum</term>
</index>Wachsthums des Guten bewußt zu bleiben, an die Hand
gegeben werden.<app type="structural-variance">
<lem/>
<rdg wit="#a"><seg copyOf="#st_section_31_list3"/></rdg>
</app></item>
</list>
</rdg>
</app>
</p>
<app type="structural-variance">
<lem><p><milestone type="structure" edRef="#a" unit="no-p"/><seg xml:id="st_section_31_list3">Es ist augenscheinlich, daß mit
jedem Grade der richtigern, klärern und gewissern Erkentniß
dieser <app>
<lem>Lehre</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Lehre,</rdg>
</app> auch <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit, <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Glückseligkeit</term>
</index>moralische <app>
<lem>Glückseligkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Glückseligkeit</rdg>
</app> und <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>bürgerliche Wohlfart</term>
</index>bürgerliche <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart in einer <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation merklich zunehmen, und allgemeiner werden müssen.
Nun ist zu untersuchen, in wie <app>
<lem>fern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ferne</rdg>
</app> das Christenthum mit diesem <app>
<lem>aus den vorhergehenden Betrachtungen <app>
<lem>gefolgerten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gebildeten</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><index indexName="subjects-index">
<term>a priori</term>
</index><foreign xml:lang="lat">a priori</foreign>
gebildeten</rdg>
</app>
<app>
<lem>Ideal</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Muster</rdg>
</app> einer <app>
<lem>vollkomnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommnen</rdg>
</app> Weisheitslehre zur Glückseligkeit <app>
<lem>übereinkomme</lem>
<rdg wit="#a" type="v">übereinkommt</rdg>
</app>.</seg></p></lem>
<rdg wit="#a" type="missing-structure"/>
</app>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_31">
<head>§. 31.</head>
<p>Zuvörderst hat <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> die unter dem
jüdischen <app>
<lem>Volk</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volke</rdg>
</app> zur Zeit seines <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramts</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehramtes</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>allgemein</hi>
<app>
<lem><hi>herrschende praktische</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>herrschenden praktischen</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vorurtheile</term>
</index><hi>Vorurtheile von</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Anforderungen</term>
</index><hi>willkührlichen Anforderungen Gottes an die
Menschen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">allgemein herrschende praktische <index indexName="subjects-index">
<term>Vorurtheile</term>
</index>Vorurtheile von <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Anforderungen</term>
</index>willkührlichen Anforderungen Gottes an die Menschen</rdg>
</app>, wodurch die weitere <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung ihrer moralischen Einsichten, und <pb n="72" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="72"/> die richtige Anweisun<pb edRef="#a" n="66"/>gen des
natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens bey ihnen verhindert wurden, gänzlich zu vertilgen
gesucht. <pb edRef="#d" n="64"/>
<index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName> wird daher <app>
<lem>vom</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">von</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> als ein
Kinderlehrer <app>
<lem>vorgestellt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorgestellet</rdg>
</app>, welcher die <index indexName="subjects-index">
<term>jüdische Nation</term>
</index>jüdische <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation in dem Alter der Minderjährigkeit, da sie nur blos sinnlicher
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe fähig gewesen, durch sinnliche Gesetze und <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">von</rdg>
</app> Ausschweifungen hätte zurückhalten müssen; <app>
<lem>dagegen nun, nachdem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nun aber, da</rdg>
</app> die Zeit erfüllet sey, oder die <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation ihre Volljährigkeit <app>
<lem>erreicht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erreichet</rdg>
</app> hätte, das sinnliche und willkührliche unbrauchbar für sie geworden
sey, und sie daher durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> für majorenn <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erkläret</rdg>
</app>, der Kinderzucht entlassen, in völlige Freyheit gesetzt, und nach den <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Einsichten ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft zu handeln berechtiget würden. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:24">Gal. 3,
24.</citedRange></bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:25">25.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app> 4, <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:4:1" to="Gal:4:5">1–5.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:4:1" to="ff">1. <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app> Auf ähnliche Art leitet <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> die Nothwendigkeit
und Wohlthätigkeit des Christenthums für andre <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen aus der allgemeinen Verdorbenheit der damals auch unter den
Griechen und Römern herrschenden <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre</rdg>
</app> und ihren <index indexName="subjects-index">
<term>abergläubisch</term>
</index>abergläubischen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Meinungen</rdg>
</app> von willkührlichen Gottesdiensten her. <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:1:16">Röm. 1,
16.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:1:21" to="f">21 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> Eph. 2, <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:7 Eph:2:12">7.
12.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:2:1" to="ff">1 <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:4:17" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, 17 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:5:8" to="f">5, <app>
<lem>8.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">8</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Diese besonders im Briefe an die Römer <app>
<lem>vorkommende</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorkommenden</rdg>
</app>
<app>
<lem>Schilderungen von dem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Schilderungen, des</rdg>
</app> hieraus sich verbreiteten sittlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index><app>
<lem>Verderben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verderbens</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Verderben,</rdg>
</app> werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">oft</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="pt">von vielen</rdg>
</app> aus Mißverstand von einem allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben der <index indexName="subjects-index">
<term>menschliche Natur</term>
</index>menschlichen <app>
<lem>Natur;</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Natur,</rdg>
</app>
<app>
<lem>so wie</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">und</rdg>
</app> die vom Apostel behauptete Unmöglichkeit, daß die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nationen,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Völker</rdg>
</app> ohne die durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> veranstaltete <app>
<lem>äussre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußre</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">äusre</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußere</rdg>
</app> Hülfsmittel der <app>
<lem>Erleuchtung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Erleuchtung,</rdg>
</app> sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">selbst</rdg>
</app> vom <index indexName="subjects-index">
<term>Aberglaube</term>
</index>Aberglauben und falschen moralischen <index indexName="subjects-index">
<term>Maximen</term>
</index><app>
<lem>Maximen selbst <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">hätten</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Grundsätzen hätten</rdg>
</app> befreyen können, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">wird bisweilen</rdg>
</app> für eine Versicherung des natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Unvermögen</term>
</index>Unvermögens des menschlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes, Wahrheiten der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, auch wenn sie ihm vorgetragen <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app>, zu begreifen, ganz wider den Zusammenhang und Zweck des Apostels <app>
<lem>von vielen</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="om"/>
</app> erkläret. Es ist also zuvörderst durch das Christenthum die Macht des
Aberglaubens und der geheiligten <index indexName="subjects-index">
<term>Vorurtheile</term>
</index>Vorurtheile <app>
<lem>geschwächt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geschwächet</rdg>
</app> worden, welche ver<pb edRef="#b" n="73"/><pb edRef="#c" n="73"/>hinderten, daß unter den damaligen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Völkern</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index><app>
<lem>Moralität,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Moralität</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">sittliche Bildung</rdg>
</app> und die daraus entstehende Glückseligkeit sich nicht mit der
vermehr<pb edRef="#a" n="67"/>ten <app>
<lem>Ausbildung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cultur</rdg>
</app> ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft verhältnißmäßig hatte bessern können.</p>
<note place="end"><pb edRef="#d" n="65"/> 1) Daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> der falschen
<index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral der Rechtslehrer seines Volkes, besonders in der <app>
<lem>sogenanten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">so genannten</rdg>
</app> Bergpredigt, gerade entgegen lehre, wird bereits allgemein
zugestanden; weniger aber wird <app>
<lem>bemerkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bemerket</rdg>
</app>, daß er zum öftern die gesunde <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, welche von dem Aberglauben in ihren Wirkungen gehemt
wurde, <app>
<lem>erweckt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erwecket</rdg>
</app>, und sie zur Richterin in der <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral <app>
<lem><app>
<lem>macht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gemacht</rdg>
</app>.</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">gemacht hat. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mk:2:27">Marc. 2, 27.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:15:10" to="Mt:15:20"><choice>
<sic>Matth. 15. 10–20.</sic>
<corr type="editorial">Matth. 15, 10–20.</corr>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app> 2) Die gute <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral einzelner Weisen unter den Griechen und Römern war auf zu <app>
<lem>tiefsinnige <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunftgründe</term>
</index>Vernunftgründe</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">abstracte <foreign xml:lang="fra">raisonnements</foreign></rdg>
</app> gebauet, als daß sie unter <app>
<lem>ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen <app>
<lem>hätten</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">hätte</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">dem Volk hätte</rdg>
</app> gemein werden können.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_32">
<head>§. 32.</head>
<p><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b73"/>Daß nun aber das
Christenthum nicht etwa blos den damals herrschenden falschen, sondern
überhaupt <hi>allen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index><hi>Begriffen von willkührlichen Gesinnungen und Forderungen</hi>
Gottes <app>
<lem>geradezu</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gerade zu</rdg>
</app> widerspreche, <app>
<lem>verdient</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">verdienet</rdg>
</app> ausführlicher dargethan zu werden. Hierher <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehöret</rdg>
</app>: <list>
<item><label><choice>
<sic>1)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></label> daß <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#a" type="v">GOtt</rdg>
</app> nach der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> durchaus als
ein liebreicher Vater gedacht werden <app>
<lem>soll;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">soll,</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="ptl">darum sollen Christen nicht auf den
Namen des Weltbeherrschers, sondern auf den Namen des
Allvaters <app>
<lem wit="#c">getauft</lem>
<rdg wit="#d" type="v">getaufet</rdg>
</app> werden. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:28:19">Matth. 28,
19</citedRange></bibl>;</rdg>
</app> daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Geist des Christenthums</term>
</index>Geist des Christenthums ein Geist der Sohnschaft und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index>Freiheit genant,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Freyheit genannt;</rdg>
</app> und daß ausdrücklich eine von aller Furcht <app>
<lem>völlige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">völlig</rdg>
</app> freye zuversichtliche <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen Gott zum wahren <app>
<lem>Charakter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Character</rdg>
</app> eines <app>
<lem>Christen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Christens</rdg>
</app> erfordert wird. <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:16">Röm. 8, 16.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:4:16" to="f">1 Joh. 4, 16 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> Nun <app>
<lem>verlangt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verlanget</rdg>
</app> nicht einmal ein menschlicher Vater, wenn ihn seine eigne
Bedürfnisse nicht etwa dazu zwingen, Dienste von seinen <app>
<lem>Kindern;</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Kindern,</rdg>
</app> sondern hält sie nur zu solchen Uebungen an, wodurch sie sich
selbst <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
</app> und glücklicher machen können. Gott, der selbst <app>
<lem>jedermann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jederman</rdg>
</app> Leben, Othem und alles giebt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> also noch weniger einigen Dienst <pb edRef="#c" n="74"/> von
seinen Kindern erheischen. <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Apg:17:24" to="f">Apostelg. 17, 24 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> Es wäre daher gut, wenn die
aus <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theokratie</term>
</index>Theokratie <pb n="74" edRef="#b"/> entlehnte Worte <pb edRef="#a" n="68"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienst</term>
</index><hi>Gottesdienst, Gottesfurcht</hi> und andre ähnliche ganz
aus christlichen Lehrvorträgen wegblieben, weil <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">solchen</rdg>
</app>, wenn wir sie auch noch so richtig erklären, und ihren <app>
<lem>bestimten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn <app>
<lem>begrenzen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begränzen</rdg>
</app>, doch in der <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache des gemeinen Lebens wi<pb edRef="#d" n="66"/>drige <app>
<lem>adhärente</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ankleben</rdg>
</app>, die dem gemeinen <app>
<lem>Mann</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Manne</rdg>
</app> allzu habituell sind, als daß er sie absondern <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>. Durch dergleichen Ausdrücke wird das erfreuliche <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht, <app>
<lem>worin</lem>
<rdg wit="#d" type="v">worinnen</rdg>
</app> uns die <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebenswürdigkeit</term>
</index>Liebenswürdigkeit Gottes erscheinen <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lässet</rdg>
</app>, immer in etwas umwölkt. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:4:7">Gal. 4,
7.</citedRange></bibl></item>
<item><label><choice>
<sic>2)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b74"/>Daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>
ausdrücklich erkläret hat, alle Anforderungen der Gottheit, und alle
wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarungen</term>
</index>Offenbarungen wären in den Worten: Liebe Gott über alles,
und deinen Nächsten als dich selbst, enthalten: folglich muß jede
Vorschrift, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> hieraus nicht natürlich gefolgert werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, auch nicht göttlich, sondern menschliche Träumerey seyn. Da
ferner diese Grundgebote, welche nach <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<app>
<lem><app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eignem</rdg>
</app> Ausspruch</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eigenem Ausspruche,</rdg>
</app> die ganze praktische <index indexName="subjects-index">
<term>geoffenbarte Religion</term>
</index>geoffenbarte <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion enthalten, in der Natur der <app>
<lem>Menschen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Menschen,</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">in</rdg>
</app> ihren natürlichen Verhältnissen gegen Gott und gegen die
<index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index>Gesellschaft, darin sie ihre <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Wohlfart</term>
</index>höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart suchen müssen, gegründet <app>
<lem>sind;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind:</rdg>
</app> so ist unläugbar, daß alle positive und <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Anforderungen</term>
</index>willkührliche Anforderungen der Gottheit von <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> völlig <app>
<lem>ausgeschlossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">präcludirt</rdg>
</app>, und für <app>
<lem>falsche</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">falsche,</rdg>
</app> zur wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nicht gehörige Satzungen erkläret worden sind.
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:22:36" to="Mt:22:40">Matth. 22, 36–40.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:4:9" to="f">Gal. 4, 9 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> Daher <app>
<lem>nent</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">nennt</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> auch das
Gebot der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe, das neue <app>
<lem>allgemeine Gebot</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Gesetz</rdg>
</app> seiner Lehre, an dessen Befolgung man seine Schüler allein
<index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterscheiden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">solle</rdg>
</app>. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:13:34 Joh:13:35">Joh. 13, 34. 35.</citedRange></bibl>
und nach welchem allein die Glückseligkeit in dieser und jeder <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">anderen</rdg>
</app> Scene des Lebens unsrer geselli<pb edRef="#c" n="75"/>gen
Natur <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app> werden wird. <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:25:31" to="f">Matth. 25, 31 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b74f"/>Eben <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> wiederholen zum öftern die <app>
<lem>Apostel.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Apostel</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:13:8 Röm:13:10">Röm. <pb n="75" edRef="#b"/> 13, 8. 10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:13">1 Cor.
13.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:5:14">Gal. 5,
14.</citedRange></bibl> besonders <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:4:16">Johannes 1
Brief 4, 16.</citedRange></bibl> und an andern Orten. <pb edRef="#a" n="69"/></item>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction"><choice>
<sic>3)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Daß das Christenthum durchaus alle
Einschränkungen des vernünftigen Genusses dieses Lebens aufgehoben,
und alle Arten der sinnlichen Vergnügungen für <app>
<lem><app>
<lem>rechtmässig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">rechtmäßig</rdg>
</app> erklärt</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">rechtmäßig erkläret</rdg>
</app>
<app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:13:14">Röm. 13,
14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:14:1" to="Röm:14:6"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 14, <app>
<lem>1–6<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">1–6.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:8"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 8, 8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:10:23" to="f"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 10, 23 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:2:16">Col. 2,
16.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Tim:4:1" to="1Tim:4:5">1 Tim. 4, 1–5.</citedRange></bibl> wie denn
auch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> selbst,
ohnerachtet der Armseligkeit <pb edRef="#d" n="67"/> seiner <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußerlichen</rdg>
</app> Lage, von Jugend auf von allen sich ihm darbietenden
sinnlichen Annehmlichkeiten Gebrauch <app>
<lem>gemacht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gemachet</rdg>
</app> hat; bey <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Gastmahlen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gastmalen</rdg>
</app>, zu welchen er eingeladen wurde, erschienen <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">ist</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:11:19">Matth. 11, <app>
<lem>19.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">19;</rdg>
</app></citedRange></bibl> ja selbst die <app>
<lem>kostbaren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">raffinirtern</rdg>
</app> künstlichen Vergnügungen der Sinne nicht getadelt, sondern
selbst genossen, und die <app>
<lem>spitzfindige Kasuistik</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">spitzfündige Casuistik</rdg>
</app> seiner Begleiter, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> solches für übel angebrachte Verschwendung hielten,
gemißbilliget hat. <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mk:14:3" to="f">Marc. 14, 3 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>4.)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction"><choice>
<sic>4)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> und seine
Apostel überall die <app>
<lem>Reizungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Reitzungen</rdg>
</app> und Beweggründe zum Guten aus den natürlichen Trieben des
Menschen und den natürlichen Folgen der Handlungen herleiten, und
die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft des Menschen zum <index indexName="subjects-index">
<term>eignes Nachdenken</term>
</index><app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Nachdenken hierüber auffordern. <app>
<lem>Dis geschieht</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Dieses geschiehet</rdg>
</app> zuvörderst in <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der</rdg>
</app> Absicht des <app>
<lem>Grundgebots</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Grundgebotes</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#a" type="v">GOtt</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:4:19">1
Joh. 4, 19.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>uud</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app> es wird also keine uns natürlich unmögliche, so <app>
<lem>genante</lem>
<rdg wit="#a" type="v">genannte</rdg>
</app> reine <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen Gott, ohne Rücksicht auf <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unseren</rdg>
</app> Vortheil gefordert. Unter <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">zehn</rdg>
</app> tausend Stellen, welche die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft des Menschen <app>
<lem>erwecken,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">auffordern, selbst</rdg>
</app> das Gute und Böse, das <app>
<lem>rechtmässige</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">rechtmäßige</rdg>
</app> und <app>
<lem>unrechtmässige</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">unrechtmäßige</rdg>
</app>, das anständige und unanständige, das nützlichere vom <app>
<lem>minder</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mindern</rdg>
</app> nützlichen zu <index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterscheiden, und darnach ihr Verhalten zu bestimmen, lese
man nur folgende Stellen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> keinen <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifeln der <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung <pb edRef="#c" n="76"/> unterworfen <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:4:8"><app>
<lem>Phil. 4, 8.</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Phil. 4. 8.</sic>
<corr type="editorial">Phil. 4, 8.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Thess:5:21">1 Thess.
5, 21.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:14:10">Luc. 14,
10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:12:20">Röm. 12,
20.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:3:10">1 Petr.
3, 10</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> wie denn auch <pb n="76" edRef="#b"/> alle Stellen,
worinnen im <app>
<lem>Gegensatz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gegensatze</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Fleisch</term>
</index>Fleisches oder der <index indexName="subjects-index">
<term>Sinnlichkeit</term>
</index>Sinnlichkeit nach dem <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geiste</rdg>
</app> zu handeln befoh<pb edRef="#a" n="70"/>len wird, uns
verpflichten, den möglichsten Gebrauch von unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft zu machen.</item>
</list></p>
<p>Hieraus erhellet nun, daß das Christenthum ganz eigentlich darauf abzwecke,
alle <index indexName="subjects-index">
<term>abergläubisch</term>
</index>abergläubische Träumereyen von willkührlichen von Gott geoffenbarten
Vorschriften, welche die <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung der Moralität</term>
</index>der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität, und die Thätigkeit des natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens hindern, zu vertreiben, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft zur eignen Einsicht in das <app>
<lem>rechtmässige</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">rechtmäßige</rdg>
</app> Verhalten zu <app>
<lem>erwecken:</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">erwecken;</rdg>
</app> auch daß es unter allen <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen, wo es <pb edRef="#d" n="68"/> als eine göttliche Lehre
angenommen wird, <app>
<lem>diesen <app>
<lem>Effekt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Effect</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">diese Wirkung</rdg>
</app> nach dem <index indexName="subjects-index">
<term>Maaß der Aufklärung</term>
</index><app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Maaße</rdg>
</app> der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cultur</rdg>
</app> derselben beweisen könne und werde, obgleich ganz rohe sinnliche
Menschen wenig Empfänglichkeit dazu <app>
<lem>haben.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:2:14">1 Cor. 2,
14.</citedRange></bibl> Nun lehret die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte, daß diese wohlthätige <app>
<lem>Wirkungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wirkung</rdg>
</app> desselben durch die <app>
<lem>allmählig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allmälig</rdg>
</app>
<app>
<lem>entstandne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entstandene</rdg>
</app> Verfinsterung der ehemals schon <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index>aufgeklärt gewesenen <app>
<lem>Gegenden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gegenden,</rdg>
</app> immer mehr <app>
<lem>geschwächt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">geschwächet</rdg>
</app> worden, ja <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">so</rdg>
</app>
<app>
<lem>gar</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">endlich</rdg>
</app> die gesamte <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> unter den rohen
abendländischen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">und nördlichen Völkern</rdg>
</app>, unter welchen sie in den <app>
<lem>mittlern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mittleren</rdg>
</app> Jahrhunderten <app>
<lem>äusserlich</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußerlich</rdg>
</app> eingeführet worden, in <app>
<lem>ein Chaos willkührlicher Gebräuche</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">einen Wirrwarr von willkührlichen
Gebräuchen</rdg>
</app> verwandelt worden sey. Allein eben dieses muß den jetzt lebenden
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrern des Christenthums zu desto <app>
<lem>grösserer</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größerer</rdg>
</app> Ermunterung dienen, alle aus diesen Zeiten übrig <app>
<lem>gebliebene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gebliebne</rdg>
</app> menschliche Beymischung abzusondern, die Aufmerksamkeit des <app>
<lem>Volks</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volkes</rdg>
</app> von dem blos sinnlichen der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, und von den
Anspielungen der apostolischen Vorträge auf die Gebräuche des <app>
<lem>Kindheits Gottesdienstes</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Kindheits-Gottesdienstes</rdg>
</app> der Juden immer mehr zu entwöhnen, und sie dagegen mit <hi>dem</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Religion Jesu</term>
</index><app>
<lem><hi>Geist</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>Geiste</hi></rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion Jesu</term>
</index>Religion <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>
<app>
<lem>bekanter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannter</rdg>
</app> zu machen. Nur hierdurch würde die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Reformation</term>
</index>Reformation</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenverbesserung</term>
</index>Kirchenverbesserung</rdg>
</app> vollendet werden. Denn es ist <pb edRef="#c" n="77"/> ungezweifelt,
daß unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation auch seit den Zeiten der angefangenen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenverbesserung</term>
</index>Kirchenverbesserung abermals in jeder <pb n="77" edRef="#b"/>
<app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">anderen</rdg>
</app> Beziehung <app>
<lem>sehr <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index>aufgeklärt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">aufgekläret</rdg>
</app> worden</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausnehmende <index indexName="subjects-index">
<term>Progressen</term>
</index>Progressen in der Cultur der Seelenkräfte gemacht</rdg>
</app>
<app>
<lem>ist.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat.</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="ppl">ist, und die in <app>
<lem wit="#c">unsern Tagen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">unseren Tagen,</rdg>
</app> sich bis auf den gemeinsten Dienstboten verbreitende <index indexName="subjects-index">
<term>Lesesucht</term>
</index>Lesesucht, <app>
<lem wit="#c">erweckt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erwecket</rdg>
</app> einen so allgemeinen <app>
<lem wit="#c">Raisonnirgeist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Beurtheilungsgeist</rdg>
</app>, daß alles, was wider oder auch <app>
<lem wit="#c">über</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>über,</sic>
<corr type="editorial">über</corr>
</choice></rdg>
</app> den gemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenverstand</term>
</index>Menschenverstand in Predigten vorkomt, der <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index><app>
<lem wit="#c">Kritick</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Kritik</rdg>
</app> der Sprecher in den <app>
<lem wit="#c">Tabagien</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wirthshäusern</rdg>
</app> unterworfen wird.</rdg>
</app> Man verhindert daher den Zweck des Christenthums, und den <pb edRef="#a" n="71"/>
<app>
<lem>mehrern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">mehreren</rdg>
</app> Anwachs <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Glückseligkeit</term>
</index>moralischer Glückseligkeit, wenn man noch jetzt die durch das
Christenthum so hoch geehrte <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral <app>
<lem>verschreyet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verschreyet,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">verschreiet;</rdg>
</app> widersinnische <index indexName="subjects-index">
<term>spekulative Lehrformeln</term>
</index><app>
<lem>spekulative</lem>
<rdg wit="#a" type="v">speculative</rdg>
</app> Lehrformeln für <index indexName="subjects-index">
<term>göttliche Offenbarungen</term>
</index>göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarungen</term>
</index>Offenbarungen, und doch <app>
<lem>zugleich</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>zuglei ch</sic>
<corr type="editorial">zugleich</corr>
</choice></rdg>
</app> für Geheimnisse <app>
<lem>ausgiebt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgiebt,</rdg>
</app> und die <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung der Menschen von etwas <app>
<lem>anderm</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andrem</rdg>
</app>, als den <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Bestrebungen im treuen <app>
<lem>Gebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gebrauche</rdg>
</app> ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und ihres <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Ge<pb edRef="#d" n="69"/>wissens erwartet. Kein Wunder, wenn bey
dieser von <app>
<lem>manchen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen selbst unterhaltenen Finsterniß die besten und
aufgeklärtesten Menschen <index indexName="subjects-index">
<term>unsre Kirchen</term>
</index>unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen verlassen.</p>
<note place="end"><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a71"/>Alle
kirchliche <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten und Schulgezänke, ja selbst alle wichtige
Disputationen mit den vernünftigen und Wahrheit suchenden Naturalisten hören
auf, <app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sobald</rdg>
</app> man <index indexName="subjects-index">
<term>anerkennen</term>
</index>anerkennet, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> durchaus vernünftig
ist, und den <index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index>Plan Gottes in der Natur nicht abändert, <app>
<lem>sondern</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>soudern</sic>
<corr type="editorial">sondern</corr>
</choice></rdg>
</app> uns nur ins <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht <app>
<lem>setzt, unserm</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">setzet, unsrem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstande gleichsam näher vor Augen <app>
<lem>bringt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bringet</rdg>
</app>, ihn nach allen Theilen <app>
<lem><app>
<lem>auseinander</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aus einander</rdg>
</app> legt</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">aus einander leget</rdg>
</app>, und die Uebersehung des ganzen Zusammenhanges möglich macht und
erleichtert. In dem gesamten <index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index>Plan Gottes in der Welt ist so, wie in Gott selbst, alles <index indexName="subjects-index">
<term>Harmonie</term>
</index>Harmonie und Uebereinstimmung. Der Hang <app>
<lem>zu</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zum</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>sinnliche Vergnügen</term>
</index>sinnlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen und <app>
<lem>zur Bequemlichkeit;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Bequemlichkeit,</rdg>
</app> der Trieb das Eigenthum zu <app>
<lem>vergrössern;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vergrößern,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">vergrößern;</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>gesellig</term>
</index>gesellige Neigungen zu lieben und geliebt zu <app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden,</rdg>
</app> die Begierde nach <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre und <app>
<lem>Ruhm;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ruhm,</rdg>
</app> und was sonst noch für natürliche <app>
<lem>Wünsche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wünsch</rdg>
</app> der Menschheit eigen seyn mögen, führen alle zu Gott, <pb edRef="#c" n="78"/> werden durch <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion geheiliget und durch Beobachtung ihrer Vorschriften am
sichersten, völligsten und <app>
<lem>fortdaurendsten harmonisch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">fortdaurendsten, und überdis auf die harmonische
Art</rdg>
</app> befriediget. Es ist daher Mißverstand des göttlichen <app>
<lem>Plans</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Planes</rdg>
</app>, wenn man Beweggründe, gut gesinnet zu seyn, welche aus einem dieser
<index indexName="subjects-index">
<term>Naturtriebe</term>
</index>Naturtriebe <app>
<lem>entlehnt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entlehnet</rdg>
</app> werden, für schlecht oder gar <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">für</rdg>
</app> heidnisch hält. Der Mensch <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">kann</rdg>
</app> einmal nicht <app>
<lem>anders,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anders</rdg>
</app> als durch die in seiner Natur selbst <app>
<lem>liegende</lem>
<rdg wit="#d" type="v">liegenden</rdg>
</app>
<pb n="78" edRef="#b"/> Triebfedern in Bewegung <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesetzet</rdg>
</app>
<app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden,</rdg>
</app> man benutze diese zur Absicht Gottes, so wird Gott in der Schrift und
in <pb edRef="#a" n="72"/> der Natur uns überall ohne künstliche <index indexName="subjects-index">
<term>Hermeneutik</term>
</index><app>
<lem>Hermenevtik</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Hermeneutik</rdg>
</app> verständlich <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app> und <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>beyde <index indexName="subjects-index">
<term>göttliche Offenbarungen</term>
</index>göttliche Offenbarungen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">werden</rdg>
</app> einander auslegen und bestätigen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nie widersprechen</rdg>
</app>.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_33">
<head>§. 33.</head>
<p>Das Christenthum <app>
<lem>erweckt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erwecket</rdg>
</app> aber nicht blos die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft zum Nachsinnen über das <app>
<lem>rechtmässige</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">rechtmäßige</rdg>
</app> Verhalten zur Glückseligkeit, sondern <app>
<lem>trägt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">träget</rdg>
</app> auch selbst <app>
<lem><hi>eine vortrefliche und vollständige <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral auf eine jedermann faßliche Art vor</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">eine vortrefliche und vollständige <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral auf eine jederman faßliche Art vor</rdg>
</app>. Indem es sich wenig auf Vorschriften über einzelne Handlungen und
besondere Fälle <app>
<lem>einläßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">einlässet</rdg>
</app>, sondern nur überhaupt auf <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>gute Gesinnungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit, und der <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe <app>
<lem>dringt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dringet</rdg>
</app>, und diese hervorzubringen sucht, so giebt es auf einmal der gesamten <app>
<lem>Denckungsart</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Denkungsart</rdg>
</app> des <app>
<lem>Menschen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Menschen,</rdg>
</app> die allgemeine Richtung zu allen wahren Tugenden. <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:10:16">Ebr. 10,
16.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:13:8" to="f">Röm. 13, <pb edRef="#d" n="70"/> 8 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Auch bedarf man <app>
<lem>bey <app>
<lem>Kollisionen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Collisionen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">beym anscheinenden Widerspruche</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflichten keiner tief <app>
<lem>hergeholten <app>
<lem>Kasuistik</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Grübelkunst</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">her geholten Casuistik</rdg>
</app>. Das Gebot der <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe wird ein für allemal für das Grundgebot erkläret, und <app>
<lem>hiemit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hiermit</rdg>
</app> sind die <app>
<lem>Grenzen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gränzen</rdg>
</app> aller Pflichten <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app>. Ist zum Beyspiel die Frage: soll man in allen Fällen die Wahrheit <app>
<lem>reden,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">reden</rdg>
</app> und alles so sagen, wie man es weiß? so ist die Antwort dem
christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen <app>
<lem>leicht:</lem>
<rdg wit="#d" type="v">leicht;</rdg>
</app> Man muß die Wahrheit reden, so oft und so weit es die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe erfordert; wird diese dadurch <app>
<lem>verletzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verletzet</rdg>
</app>, so müssen wir dem <app>
<lem><app>
<lem>grössern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größern</rdg>
</app> Gebot</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">größern Gebote</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gehorchen. <app>
<lem>Ausser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Außer</rdg>
</app> diesen <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großen</rdg>
</app> Vortheilen, <pb n="79" edRef="#c"/> daß eine vollständige Erkentniß
der <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral und eine richtige <app>
<lem>Anwendung</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Anwendug</sic>
<corr type="editorial">Anwendung</corr>
</choice></rdg>
</app> einzelner Vorschriften auf alle Fälle, durchs Christenthum <app>
<lem>jedermann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jederman</rdg>
</app>, der auch im Nachdenken wenig geübt ist, ungemein erleichtert wird,
hat auch die Lehre desselben, so bald sie als göttlich geglaubt wird, noch
einen doppelten <app>
<lem>wichtigen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großen</rdg>
</app> Vorzug, <app>
<lem>dadurch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wodurch</rdg>
</app> ihre Wirksamkeit in jeder <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation weit allgemeiner und <app>
<lem>grös<pb n="79" edRef="#b"/>ser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größer</rdg>
</app> wird, als menschliche Weisheitslehren <app>
<lem>jemals</lem>
<rdg wit="#a" type="v">niemals</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">jemahls</rdg>
</app> haben können. Dieser doppelte Vorzug <app>
<lem>besteht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestehet</rdg>
</app> darin, daß durch sie nur <app>
<lem>allein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allein,</rdg>
</app> theils <app>
<lem>die Ueberzeugung</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_9">
<sic>durch Ueberzeugung</sic>
<corr type="authorial">die Ueberzeugung</corr>
</choice></rdg>
</app> von der Nothwendigkeit, in je<pb edRef="#a" n="73"/>dem einzelnen <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Falle</rdg>
</app> ohne Ausnahme gewissenhaft zu handeln, bey <app>
<lem>jedermann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jederman</rdg>
</app>
<app>
<lem>hervor gebracht</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">hervorgebracht</rdg>
</app> werden <app>
<lem>kan;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann,</rdg>
</app> theils die <index indexName="subjects-index">
<term>natürliche Beweggründe</term>
</index>natürlichen Beweggründe zur <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend verstärkt, und durch neue vermehret werden. Jedes <app>
<lem>verdient</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verdienet</rdg>
</app> eine besondre Betrachtung.</p>
<note place="end">Wie es möglich gewesen sey, daß die <app>
<lem>Christen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Christen</rdg>
</app> und insonderheit die <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index><app>
<lem>Theologen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Theologen</rdg>
</app> die so oft wiederholten Versicherungen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und seiner <app>
<lem>Apostel;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Apostel,</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">Apostel:</rdg>
</app> daß die <app>
<lem>rechtschafne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">rechtschaffene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe allein die Erfüllung des gesamten <app>
<lem>geoffenbarten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">offenbarten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens Gottes <app>
<lem>sey;</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">sey,</rdg>
</app> ganz aus der Acht haben lassen können, würde unbegreiflich seyn, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b79"/>wenn nicht die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte uns <app>
<lem>lehrte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lehrete</rdg>
</app>, daß man in den ersten Jahrhunderten heidnische Rhetoren und <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophen</term>
</index>Philosophen bald nach ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Taufe</term>
</index>Taufe zu Bischöfen <app>
<lem>gemacht hätte</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">erhoben habe</rdg>
</app>, um den Gemeinen dadurch mehreres Ansehen und Schutz zu verschaffen.
Diese Leute machten nachher ihr ehemaliges <app>
<lem>philosophisches</lem>
<rdg wit="#a" type="v">philosophisch</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System zur Hauptsache und <app>
<lem>bekünstelten</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>accommodiren</term>
</index>accommodirten</rdg>
</app> das Christenthum <app>
<lem>darnach</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">nach demselben</rdg>
</app>.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_34">
<head><pb edRef="#d" n="71"/> §. 34.</head>
<p>So viel man auch öfters in den Schulen der Vernunftweisen gegen die <index indexName="subjects-index">
<term>Vorurtheile</term>
</index>Vorurtheile ohne Einschränkung eifert, so werden wir doch immer, so
lange wir <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft haben, die nützliche Geneigtheit beybehalten, in allen
praktischen Angelegenheiten uns nach <index indexName="subjects-index">
<term>Autoritäten</term>
</index>Autoritäten zu bestimmen. Diese Geneigtheit ist kein blinder Na<pb edRef="#c" n="80"/>turtrieb, sondern <app>
<lem>entsteht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entstehet</rdg>
</app> erst mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, und wird mit <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großer</rdg>
</app> Mühe durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Erziehung</term>
</index>Erziehung in uns <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">hinein</rdg>
</app> gebracht und <app>
<lem>verstärkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verstärket</rdg>
</app>. Kinder sind zwar geneigt nachzuäffen, nicht aber durch Rathgebungen
sich bestimmen zu lassen, sondern vielmehr alles selbst zu versuchen. Nur
nach und nach lernen sie aus der Menge einzelner Fälle einsehen, daß sie
sicherer gehen, wenn <pb n="80" edRef="#b"/> sie der Warnung älterer
Personen Gehör geben. Hieraus <app>
<lem>erzeugt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erzeuget</rdg>
</app> sich die Geneigtheit auf <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität zu trauen. Diese macht uns nun des <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterrichts empfänglich, und hiermit zu Erben <pb edRef="#a" n="74"/> aller Schätze der <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit, welche die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft aller unserer <app>
<lem>Vorältern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Voreltern</rdg>
</app> aus den <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen der <app>
<lem>verfloßnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verfloßenen</rdg>
</app> Jahrhunderte aufgesamlet hat. Es giebt nur 3 <app>
<lem>Fälle,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fälle</rdg>
</app> in welchen man <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sie</rdg>
</app>
<app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">bestimmt</rdg>
</app> findet, von der <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität bey praktischen <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschließungen</rdg>
</app> von einiger Erheblichkeit abzugehen. Erstlich, wenn mehrere <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen derselben widersprechen; <app>
<lem>zweitens</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">zweytens</rdg>
</app>, wenn leidenschaftliche <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden das Gewicht derselben in unsrer Vorstellung sehr
vermindern; drittens, wenn wir deutlich <app>
<lem>aus <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunftgründe</term>
</index>Vernunftgründen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><index indexName="subjects-index">
<term>a priori</term>
</index><foreign xml:lang="lat">a priori</foreign></rdg>
</app> einzusehen glauben, daß eine sonst auf Ansehen beruhende Regel
fehlerhaft seyn müsse. Im <app>
<lem><app>
<lem>letztern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">leztern</rdg>
</app> Fall</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">leztern Falle</rdg>
</app> befindet sich <app>
<lem>selten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nie</rdg>
</app> der gemeine Mann. Nun können wir deutlich einsehen, wie sehr der
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube, daß eine <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre von Gott selbst <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> gemacht worden sey, die Geneigtheit sie ohne Ausnahme zu befolgen
verstärken müsse. Die gesamte praktische Erkentniß der meisten Menschen
beruhet auf der <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität ihrer Aeltern, <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer, <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde, oder auf dem <app>
<lem>Beyspiel andrer</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Beyspiele anderer</rdg>
</app>
<app>
<lem>angesehenen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angesehnen</rdg>
</app> Personen. Hieraus erlernet jeder sehr viele richtige Regeln des
Verhaltens aber auch manche fehlerhafte. Bisweilen widersprechen sich <pb edRef="#d" n="72"/> auch die <index indexName="subjects-index">
<term>Autoritäten</term>
</index>Autoritäten, und <app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">alsdann</rdg>
</app> folgt jeder gar leicht derjenigen, welche <app>
<lem>von seiner</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">seine</rdg>
</app>
<app>
<lem>Temperamentsneigungen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Temperamentsneigung</rdg>
</app> begünstiget und <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">solche</rdg>
</app> gegen seine <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen in Schutz <app>
<lem>genommen wird</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nimmt</rdg>
</app>. Die hieraus <app>
<lem>entste<pb edRef="#c" n="81"/>hende <app>
<lem>praktische,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">praktische</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">entstehenden praktischen</rdg>
</app> auf <app>
<lem>Ansehen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ansehn</rdg>
</app>
<app>
<lem>gegründete</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gegründeten</rdg>
</app> Irrthümer beym <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großen</rdg>
</app> Haufen zu widerlegen, wird man meist vergeblich Vernunftschlüsse
anwenden; weit leichter <app>
<lem>geschiehet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geschieht</rdg>
</app> es durch <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Autorität</term>
</index>höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität. Da nun keine <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität, als das Ansehen einer göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung gedacht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, so erhellet, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube an dieselbe das einzige oder doch <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">das</rdg>
</app> kräftigste Mittel sey, <pb n="81" edRef="#b"/> die praktischen
Erkentnisse einer <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation zu verbessern. <app>
<lem>Komt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Kommt</rdg>
</app> hierzu der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube an eine genaue Aufsicht Gottes auf alle auch die
verborgensten Handlungen der Menschen, und an eine künftige vollständige
<index indexName="subjects-index">
<term>Vergeltung</term>
</index>Vergeltung auch der <app>
<lem>blossen innern</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">bloßen inneren</rdg>
</app> Ge<pb edRef="#a" n="75"/>sinnungen des Herzens; so ist offenbar, daß
nach dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Maaße</rdg>
</app>, nach welchem dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube stärker wird, auch die Gewissenhaftigkeit in Beobachtung der
göttlich geoffenbarten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre</rdg>
</app> immer allgemeiner und wirksamer werden müsse. Die <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre, welche auf <app>
<lem><app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vernunftgründe</term>
</index>Vernunftgründen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blossem raisonnement</rdg>
</app> beruhet, wird niemals bey einem <app>
<lem>Volk</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volke</rdg>
</app> einen solchen Grad der Gewissenhaftigkeit hervorbringen können, weil
die <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität des <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index><app>
<lem>Lehrers</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehrers,</rdg>
</app> und seiner Vernunftschlüsse durch die öftere <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung, daß die guten und <app>
<lem>übeln</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">üblen</rdg>
</app> Folgen der Handlungen in diesem Leben oft ausbleiben, und durch die
<index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_3">
<sic>über Beyspiele</sic>
<corr type="authorial">übler Beyspiele</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">übler Beyspiele</rdg>
</app>
<app>
<lem>angesehener</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angesehner</rdg>
</app> Personen sehr <app>
<lem>geschwächt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geschwächet</rdg>
</app> wird. Das Christenthum muß demnach die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Sittlichkeit</term>
</index>Sittlichkeit</rdg>
</app> und Glückseligkeit <app>
<lem>einer <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eines Volkes</rdg>
</app> schon dadurch, daß es die <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Vorschriften</term>
</index>moralische Vorschriften als göttliche <app>
<lem>Anweisung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Anweisungen</rdg>
</app> zu <app>
<lem>unsrem Wohl, deren <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen unausbleiblich sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">unserm Wohl</rdg>
</app> vorstellet, ungleich fruchtbarer, als wenn solche aus <app>
<lem><app>
<lem>blosser</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßer</rdg>
</app> Ueberlegung</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blossem raisonnement</rdg>
</app> der menschlichen Rathgebungen <app>
<lem>erkant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erkannt</rdg>
</app> werden, befördern.</p>
<p>Wenn auch hierdurch die Ausnahmen, welche die Menschen sich von moralischen
Gesetzen zu machen erlauben, nur um einen Theil verringert würden, so
gewönne so wol die <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index><app>
<lem>Wohlfart</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Wohlfath</sic>
<corr type="editorial">Wohlfarth</corr>
</choice></rdg>
</app> als die <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Glückseligkeit</term>
</index>moralische Glückseligkeit eines <app>
<lem>Volks</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volkes</rdg>
</app> schon <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">dadurch</rdg>
</app> ungemein viel.</p>
<note place="end"><pb edRef="#c" n="82"/>
<pb edRef="#d" n="73"/> Das Christenthum verhindert täglich eine Menge
Thorheiten, und befördert täglich viele gute Handlungen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sonst unterbleiben würden, auch bey denen, welche man in der <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche Unwiedergeborne oder Unbekehrte <app>
<lem>nent</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nennt</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">nennet</rdg>
</app>. Denn wenn diese gleich ihren Temperamentsneigungen mehr als ihrem
<index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen folgen, so suchen sie doch in allen <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">anderen</rdg>
</app> Handlungen, wo ihre Hauptleidenschaften nicht mit ins Spiel kom<pb n="82" edRef="#b"/>men, sich desto genauer nach den Vorschriften des
Christenthums zu richten. Die Verpflichtung Gott gehorsam zu seyn, wird als
die erste <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> allgemeine Wirkung des Christenthums von allen, zu welcher <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenparthey</term>
</index>Kirchenparthey sie auch gehören, empfunden, und <pb edRef="#a" n="76"/>
<app>
<lem>dis <app>
<lem>verstärkt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verstärket</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">dieses verstärket</rdg>
</app> nothwendig die Stimme des natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens, und hindert die völlige <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissenlosigkeit</term>
</index><app>
<lem>Gewissenlosigkeit<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Gewissenlosigkeit.</rdg>
</app></note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_35">
<head>§. 35.</head>
<p>Das Christenthum <app>
<lem><hi>verstärket</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">verstärket</rdg>
</app>
<app>
<lem>aber auch</lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>aber auch</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>die</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>natürliche Beweggründe</term>
</index><hi>natürlichen Beweggründe des natürlichen Wohlverhaltens
und</hi>
<app>
<lem><hi>vermehret</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>vermehrt</hi></rdg>
</app>
<hi>dieselbe mit neuen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die natürlichen Beweggründe des moralischen
Wohlverhaltens und vermehret dieselbe mit neuen</rdg>
</app>, welche von dem <app>
<lem>Volk</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volke</rdg>
</app> sonst nicht <app>
<lem>erkant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erkannt</rdg>
</app> werden würden. Dahin <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehöret</rdg>
</app>: <list>
<item><label>1)</label>
<app>
<lem>Ueberhaupt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überhaupt</rdg>
</app> versichert es eine genaue Aufsicht und eine höchst weise und
gerechte <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Regierung</term>
</index>moralische Regierung Gottes, vermöge welcher daher alle <app>
<lem>natürlich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">natürliche</rdg>
</app> gute Folgen gewissenhafter Gesinnungen und Handlungen
unausbleiblich in <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zukunft</term>
</index>Zukunft <app>
<lem>erfolgen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erfolgen,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">sich äußern</rdg>
</app> und uns zu statten kommen, wenn auch solche eine Zeitlang
auszubleiben scheinen. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> giebt also in allen Fällen, wo es uns nicht sichtbar wird,
wie das Gute, <app>
<lem>so</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welches</rdg>
</app> wir zu thun Gelegenheit haben, uns belohnet werden möchte,
eine lebhaftere Entschlossenheit im <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen auf Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Regierung</term>
</index>moralische Regierung so gut als möglich, auch wo wir von
Menschen nicht beobachtet werden, zu handeln.</item>
<item><label>2)</label> Das Christenthum erklärt <app>
<lem>überdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überdies</rdg>
</app>, daß alle Handlungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit, besonders die <app>
<lem>edlern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">edleren</rdg>
</app>, uneigennützig wohlthätigen, als Gott selbst erwiesene
Gefälligkeiten, weit über ihren Werth <app>
<lem>belohnt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">belohnet</rdg>
</app> wer<pb edRef="#c" n="83"/>den <app>
<lem>sollen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollen;</rdg>
</app> so wol in diesem Leben, als in der Fortdauer nach dem Tode. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> muß den <app>
<lem>Muth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Muth,</rdg>
</app> auch bey allem <app>
<lem>Undank</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Undanke</rdg>
</app> der Menschen und unter allen <app>
<lem>Umständen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Umständen,</rdg>
</app> groß <pb edRef="#d" n="74"/> und edel zu handeln, ungemein
beleben. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:4:8">1
Tim. 4, 8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:14:13">Luc. 14,
13.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:6:1" to="f">Matth. 6, 1
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> Hierdurch wird aber nicht nur
die <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Glückseligkeit</term>
</index>moralische Glückseligkeit derer, welche der <index indexName="subjects-index">
<term>Geist des Christenthums</term>
</index>Geist des Christenthums zu Handlungen der Men<pb n="83" edRef="#b"/>schenliebe beseelt, unmittelbar erhöhet, sondern
auch über viele <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andere</rdg>
</app>, welche die Gegenstände der christlichen Wohlthätigkeit sind, <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart verbreitet. <pb edRef="#a" n="77"/></item>
<item><label>3)</label> Das Christenthum erweckt die uns so sehr über
uns selbst erhebende Vorstellung, daß wir durch gutes thun <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unserm</rdg>
</app> göttlichen Vater ähnlich zu werden <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">bestimmt</rdg>
</app> sind. Diese Vorstellung verfeinert und erhöhet das <index indexName="subjects-index">
<term>moralisches Vergnügen</term>
</index>moralische <index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen, welches wir im <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guten Gesinnungen empfinden, <app>
<lem><app>
<lem>ausserordentlich; <app>
<lem>vergrössert</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vergrößert</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausserordentlich,
vergrößert</rdg>
</app> unsern</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">außerordentlich; vergrößert unsren</rdg>
</app> eignen Werth in <app>
<lem>unsren Augen;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">unsern Augen,</rdg>
</app> und <app>
<lem>verschaft</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verschaffet</rdg>
</app> uns die wonnevolle Aussicht in einen unendlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Wachsthum</term>
</index>Wachsthum höherer <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index><app>
<lem>Vollkommenheiten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vollkommenheiten;</rdg>
</app> welcher blos von <app>
<lem>unsren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsern</rdg>
</app>
<app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Bestrebungen, immer tugendhafter zu werden, <app>
<lem>abhängt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">abhänget</rdg>
</app>. Je mehr jemand diese Vorstellung in sich habituell <app>
<lem>macht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">machet</rdg>
</app>, desto mehr <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app> Kraft wird er besitzen, Versuchungen zu erniedrigenden
Handlungen zu widerstehen, und je weniger werden <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußre</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußere</rdg>
</app>
<app>
<lem>
<choice>
<sic>Unannehmlichkeiren,</sic>
<corr type="editorial">Unannehmlichkeiten</corr>
</choice>
</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Unannehmlichkeiten</rdg>
</app> die <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app> fortdaurende <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit seines <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index><app>
<lem>Gemüths</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gemüthes</rdg>
</app> unterbrechen.</item>
</list></p>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a64f">
<label>daß aber auch in Beziehung auf die allgemeine Geneigtheit des großen
Haufens, mehr auf Autorität als auf eignes Nachdenken sich zu verlassen,
möglichst für eine Vergewisserung der Lehrvorträge durch eine von der Nation
anerkannte Autorität gesorget werde</label>
<p>Diese Bemerkung der Erstauflage von 1778 wird von Semler wenig später
problematisiert: Zwar sieht er im übergeordneten Abschnitt eine „sehr wahre
fruchtbare Empfelung des Christentums, in seinem Verhältnis zur algemeinern
Glükseligkeit [sic]“, dennoch kann diese als privatreligiöse Aneignung
seiner Ansicht nach keine legitime Grundlage für die staatliche <hi>cura
religionis</hi> bilden (vgl. Semler, <hi>Zusätze</hi> [über Steinbarts
System], 145). In der zweiten Auflage von 1780 hat Steinbart den Abschnitt
bereits grundlegend überarbeitet, wie die Textdarstellung zeigt.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b73">
<label>Daß nun aber das Christenthum [...] allen Begriffen von willkührlichen
Gesinnungen und Forderungen Gottes geradezu widerspreche</label>
<p>Steinbarts kritische Haltung gegenüber den „willkührlichen“ Forderungen des
Alten Testaments und seine Profilierung eines in seiner ethischen
Ausrichtung darüber hinausgehenden Christentums ist Gegenstand der
Auseinandersetzung im ersten Abschnitt der Gegenschrift von Seiler: „Wenn
dieß alles, was Herr Steinbart sagt, nur auf die Traditionen und selbst
erdachten Vorschriften gienge, welche durch die pharisäische Secte und andre
Volkslehrer der Juden vor Christi Zeiten erfunden [...] sind: so würde ich
kein Wort dagegen zu sagen haben. Alleine so ist es nicht“ (Seiler, <hi>Über
den Versöhnungstod</hi> II, 6; u.a. mit Verweis auf Johann David
Michaelis, <hi>Mosaisches Recht</hi>, 6 Bde., 1770–1775). Neben der
Beurteilung des Alten Testaments will Seiler auch die Beschreibung Jesu als
Wegweiser irdischer Moralität und Glückseligkeit nicht stehen lassen,
vielmehr liege die wichtigste Absicht der Erscheinung Christi darin, „der
Menschenversöhner und Strafentilger“ (aaO 16) zu sein.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b74">
<label>Daß Christus ausdrücklich erkläret hat, alle Anforderungen der Gottheit,
und alle wahre Offenbarungen wären in den Worten: Liebe Gott über alles, und
deinen Nächsten als dich selbst</label>
<p>Vgl. Mk 12,29–31.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b74f">
<label>Eben dis wiederholen zum öftern die Apostel [...] besonders Johannes 1
Brief 4, 16.</label>
<p>Die ältere Exegese hat den Evangelisten Johannes mit dem Apostel Johannes als
dem Lieblingsjünger Jesu gleichgesetzt und in ihm auch den Verfasser der
Johannesbriefe und der Offenbarung gesehen. In der neueren
historisch-kritischen Forschung wird diese auch noch bei Steinbart
begegnende Auffassung nicht mehr vertreten.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a71">
<label>Alle kirchliche Streitigkeiten und Schulgezänke, ja selbst alle wichtige
Disputationen mit den vernünftigen und Wahrheit suchenden Naturalisten hören
auf, so bald man anerkennet, daß die Lehre Jesu durchaus vernünftig ist, und
den Plan Gottes in der Natur nicht abändert</label>
<p>Steinbarts These, dass theologische Auseinandersetzungen hinfällig wären,
wenn nur der vernünftige Wesenskern der Religion Jesu freigelegt würde, wird
von Semler hinterfragt: „Was gehört zu dieser Lehre Christi? [Dies] Bleibt
stets eine Aufgabe, die sich kein Christ blos durch andre beantworten läßt.
Sein Christentum ist nicht das des andern“ (Semler, <hi>Zusätze</hi> [über
Steinbarts System], 148).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b79">
<label>wenn nicht die Kirchengeschichte uns lehrte, daß man in den ersten
Jahrhunderten heidnische Rhetoren und Philosophen bald nach ihrer Taufe zu
Bischöfen gemacht hätte, um den Gemeinen dadurch mehreres Ansehen und Schutz
zu verschaffen</label>
<p>Eine Synthese von Neuplatonismus und christlichem Denken findet sich bei dem
spätantiken griechischen Philosophen Synesios von Kyrene (ca. 370–415), auf
den Steinbart vermutlich anspielt. Synesios’ hohes Ansehen führte dazu, dass
er um 410 auf Betreiben des Patriarchen Theophilos zum Bischof von Ptolemais
gewählt wurde, obwohl er als häretisch disqualifizierte Grundüberzeugungen
vertrat und sich entschieden vom Zölibat distanzierte (vgl. Synes. epist.
105). Allerdings führen unterschiedliche Interpretationen der von ihm
überlieferten Hymnen, Abhandlungen, Briefe und Reden in der neueren
Altertumswissenschaft zu stark divergierenden Rekonstruktionen seines
Lebenswerks und insbesondere seiner Darstellung der Zeit nach der
Bischofswahl als Niedergangsepoche.</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_IV_36-40">
<div type="section" xml:id="st_section_36">
<head>§. 36.</head>
<p><app>
<lem>Ausser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Außer</rdg>
</app> dem vortheilhaften Einflusse, welchen die Lehre des Christenthums
durch Beförderung guter moralischer Einsichten und Fertigkeiten auf die
Glückseligkeit hat, vermehret es dieselbe auch noch von einer andern Seite,
indem es die Gründe der Unzufriedenheit und der Befürchtungen verringert und
unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen ins unendliche erweitert. Die Lehre von einer besondern,
auf jeden ein<pb edRef="#c" n="84"/>zelnen Menschen und alle <app>
<lem>dessen,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> auch kleinste Veränderungen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">desselben</rdg>
</app> sich <app>
<lem>erstreckenden</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erstrekkenden</rdg>
</app> göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Fürsorge</term>
</index>Fürsorge, ist zwar der menschlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft an sich, auch ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung zu erkennen möglich; die <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung aber lehret, daß selbst <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Philosophen</term>
</index>Philosophen solche noch bezweifeln, und also noch mehr der sinnlich
den<pb edRef="#d" n="75"/>kende Theil des <app>
<lem>Volks</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volkes</rdg>
</app> unfähig sey, durch <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vernunftbeweise</term>
</index>Vernunftbeweise</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Beweise <index indexName="subjects-index">
<term>a priori</term>
</index><foreign xml:lang="lat">a priori</foreign></rdg>
</app> davon eine Ueberzeu<pb n="84" edRef="#b"/>gung zu erhalten. Dennoch
ist diese Lehre ganz allein die Quelle, woraus wahrer <index indexName="subjects-index">
<term>Trost</term>
</index>Trost für Menschen bey den vie<pb edRef="#a" n="78"/>len von uns
nicht abhängenden Veränderungen des Lebens <app>
<lem>geschöpft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">geschöpfet</rdg>
</app> werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>. Der Gedanke, man muß sich einem <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, was man nicht abändern <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, geduldig unterwerfen, ist zwar vernünftig und dazu nützlich, daß man
dadurch abgehalten wird, seinen Zustand nicht durch unbesonnenes Tumultuiren
noch mehr zu verschlimmern. Allein dieser Gedanke <app>
<lem>gewährt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gewähret</rdg>
</app> keinen eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Trost</term>
</index>Trost. Ich werde nur <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dann</rdg>
</app> getröstet, wenn die Vorstellung von der erlittenen Verschlimmerung
meines Zustandes und deren üblen Folgen, welche mich nothwendig mißvergnügt
machen muß, weggeschaft oder doch verdunkelt wird. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> aber nur geschehen, wenn man mich überzeugt, daß das, was ich mir als
ein <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel vorstelle, wirklich kein <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ist;</rdg>
</app> oder daß es im Zusammenhange ein <app>
<lem><app>
<lem>grösseres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größeres</rdg>
</app> Gute</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">größeres Gutes</rdg>
</app> veranlassen werde, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">daß</rdg>
</app> also der Verlust nur scheinbar sey. Diese Tröstungen <app>
<lem>genießt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießet</rdg>
</app> der Christ in allen möglichen Fällen, wenn er nach der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> einmal fest <app>
<lem>überzeugt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überzeuget</rdg>
</app> ist, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b84"/>daß kein
Haar von seinem Haupte falle, ohne den <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen seines göttlichen Vaters, und daß alle <app>
<lem>Dinge denen,</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Dinge, denen</sic>
<corr type="editorial">Dinge denen,</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> Gott lieben, zum besten dienen müssen. Der gemeinste Christ <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> demnach, auch ohne ein <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großer</rdg>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> Philosoph zu seyn, einer durch keinen Vorfall des Lebens völlig zu
unterdrückenden <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit wegen des <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyns des fortwachsenden <index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index><app>
<lem>Uebergewichts</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Uebergewichtes</rdg>
</app> des Guten in seinem Zustande <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießen</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_37">
<head><pb edRef="#c" n="85"/> §. 37.</head>
<p>Unmöglich <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> bey dem Gedanken, daß durch den natürlichen Tod unser <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn auf immer verschwindet, eine wahre Werthschätzung unsrer
selbst bestehen. Wie klein und unbedeutend werde ich mir in meinen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Augen, wenn ich <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> Leben als meine ganze Dauer, als <app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einem</rdg>
</app> Traum weniger Jahre gedenke. <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>Höhere Glück<pb n="85" edRef="#b"/>seligkeit <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> damit nicht <app>
<lem>bestehen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestehn;</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">bestehen:</rdg>
</app> denn diese beruhet auf <pb edRef="#a" n="79"/> der Vor<pb edRef="#d" n="76"/>stellung eines immer fortdaurenden <index indexName="subjects-index">
<term>Wachsthum</term>
</index><app>
<lem>Wachsthums</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wachsthumes</rdg>
</app> meiner <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten. Nun sind die Gründe <app>
<lem>der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><index indexName="subjects-index">
<term>a priori</term>
</index><foreign xml:lang="lat">a priori</foreign></rdg>
</app> für die <index indexName="subjects-index">
<term>Unsterblichkeit</term>
</index>Unsterblichkeit des menschlichen Geistes nur für eine kleine Anzahl
im tiefen und scharfsinnigen Nachdenken geübter Männer einleuchtend, und da
der übrige <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app>
<app>
<lem>Haufen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hauffen</rdg>
</app> der Menschen seine <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen hierüber auf <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität bauen muß, so erhellet, was abermals das Christenthum bey
denen, welche es als eine göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung verehren, für einen ausnehmend beruhigenden Einfluß
haben <app>
<lem>muß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müsse</rdg>
</app>. Es lehret ein weit besseres Leben nach dem Tode, und in demselben
den vollen <index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß der Früchte aller hier verrichteten guten Handlungen, und es
vergewissert hiervon stärker als alle Vernunftschlüsse. Der Tod <app>
<lem>verliert</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verlieret</rdg>
</app> das furchtbare und <app>
<lem>erscheint</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erscheinet</rdg>
</app> als eine Hinübergeburt in seligere Scenen.</p>
<note place="end"><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a79"/>Der
Sieg über die Gegner des Christenthums würde uns sehr leicht werden, wenn
wir das <app>
<lem>reine</lem>
<rdg wit="#d" type="v">reine,</rdg>
</app> durchaus vernunftmäßige Christenthum nur allein vertheidigen <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollten</rdg>
</app>. Ja mir ist es deutlich, daß es dann gar keine Gegner unter denkenden
und gutgesinnten Menschen geben würde. Wenigstens könte sich <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dann</rdg>
</app> keiner enthalten zu gestehen: <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b85"/>selig ist, wer es glaubet; keiner sich enthalten
zu wünschen, daß er sich von dem göttlichen <app>
<lem>Ursprung</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Ursprunge</rdg>
</app> des Christenthums überzeugen <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>. Aber so lange <app>
<lem>noch viele Kirchenlehrer</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wir</rdg>
</app> die <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">noch überdis</rdg>
</app> nur <app>
<lem>halbverstandne philosophische</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">halbverstandenen philosophischen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenväter</term>
</index>Kirchenväter als die wichtigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptwahrheiten</term>
</index>Hauptwahrheiten und als die <app>
<lem>wesentlichste</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wesentlichsten</rdg>
</app> Lehren des Christenthums verfechten, werden <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wir</rdg>
</app> nach und nach <pb edRef="#c" n="86"/>
<app>
<lem>immer</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem><app>
<lem>mehr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alle</rdg>
</app>
<app>
<lem>kordate</lem>
<rdg wit="#a" type="v">cordate</rdg>
</app> und</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">mehrere</rdg>
</app> denkende Leute zu Ungläubigen machen, und alle <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität des <index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramts vernichten. Wir <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app> als Gelehrte <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><foreign xml:lang="lat">ex
professo</foreign></rdg>
</app> und noch mehr als <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation immer ein Mannsalter in der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kultur</term>
</index>Kultur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cultur</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes voraus haben; es giebt aber <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> ein halbes, ein ganzes, auch wol zwey volle Jahrhunderte noch zurück
geblieben sind. Ich <app>
<lem>glaube</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hoffe</rdg>
</app>
<app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indeß</rdg>
</app>, daß <app>
<lem>deren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">derer</rdg>
</app> jetzt nicht mehr viele sind, <app>
<lem>oder <pb n="86" edRef="#b"/> daß sie wenigstens nicht die
herrschende <index indexName="subjects-index">
<term>Parthey</term>
</index>Parthey unter den angesehenen <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen ausmachen,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sonst hätte ich diese Schrift noch nicht drucken lassen.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_38">
<head><pb edRef="#a" n="80"/> §. 38.</head>
<p>Endlich befördert auch das Christenthum auf eine vorzügliche <app>
<lem>Art</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Art,</sic>
<corr type="editorial">Art</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>das öftere Bewußtwerden des</hi>
<app>
<lem><hi>grossen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>gro</hi><pb edRef="#d" n="77"/><hi>ßen</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index><hi>Uebergewichts des Guten</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">das öftere Bewußtwerden des großen <index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index>Uebergewichts des Guten</rdg>
</app> in unsern Bestimmungen, indem es seinen Bekennern angelegentlich <app>
<lem>empfielt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">empfiehlt</rdg>
</app>, Gott täglich für alles Gute zu danken. Die mehresten sehen das
<index indexName="subjects-index">
<term>Dankgebet</term>
</index>Dankgebet blos als eine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht gegen Gott an, und manche, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sich besonders <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app> Einsichten zutrauen, haben sich bisweilen <app>
<lem>geäussert</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">geäußert</rdg>
</app>, als ob es unanständig <app>
<lem>wäre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wäre</rdg>
</app> von Gott zu denken, daß er durch unsre Danksagungen <app>
<lem>bekomplimentirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekomplimentiret</rdg>
</app> werden <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte</rdg>
</app>. Allein das <index indexName="subjects-index">
<term>Gebet</term>
</index>Gebet überhaupt <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> wie alle Pflichten der <app>
<lem>christlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Gottesdienstlichkeit ohne Ausnahme, ein <app>
<lem>natürliches</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Beförderungsmittel</term>
</index>Beförderungsmittel der <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit, <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Moralität,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Gewissenhaftigkeit</rdg>
</app> und Glückseligkeit. Indem ich bete, denke ich mich in dem
unmittelbaren <app>
<lem>Verhältniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verhältnisse</rdg>
</app> gegen den Vater der Welt. Mein Geist <app>
<lem>nimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nimmt</rdg>
</app> den höchsten Schwung, den seine Kräfte <app>
<lem>verstatten;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verstatten:</rdg>
</app> ich strenge mich an, mir die erhabensten moralischen
Vortreflichkeiten des Unendlichen <index indexName="subjects-index">
<term>anschauend</term>
</index>anschauend zu machen, und hierdurch schon veredeln sich meine
Gesinnungen. Wenn ich aber durchdacht habe, wie Millionen Welten in jedem <app>
<lem>Augenblick</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Augenblicke</rdg>
</app> aus dieser Urquelle <app>
<lem>der <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten alles Gute, was</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">des Guten alle Realitäten, die</rdg>
</app> sie besitzen, erhalten; <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dann</rdg>
</app> denke auch ich mich in dieser unzählbaren glücklichen Menge, voll
<index indexName="subjects-index">
<term>Demuth</term>
</index>Demuth gegen die Gottheit, aber <pb edRef="#c" n="87"/> selbst in
meiner <index indexName="subjects-index">
<term>Abhängigkeit</term>
</index>Abhängigkeit von ihr groß; noch <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größer</rdg>
</app> im <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index><app>
<lem>Gefühl</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gefühle</rdg>
</app> meiner <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung, daß ich ihr ähnlich zu werden geschaffen bin. Alle
niedrige und menschenfeindliche Neigungen <app>
<lem>entweichen,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entweichen;</rdg>
</app> ich fasse die edelsten Vorsätze, und fühle mich voll Kraft sie
auszuführen. Meine Sorgen, mein kindischer Kummer wegen trüber Aussichten in
die <index indexName="subjects-index">
<term>Zukunft</term>
</index>Zukunft <app>
<lem>verschwindet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verschwindet,</rdg>
</app> und hierdurch aufge<pb n="87" edRef="#b"/>heitert, findet nun mein
dankbares <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth sich aufgelegt, alles <app>
<lem>Gute</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gute,</rdg>
</app> was ich von der göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe bereits <app>
<lem>besitze,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">besitze</rdg>
</app> mir vor Augen zu samlen; und da finde ich mich <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dann</rdg>
</app> ungleich reicher, als ich gedacht habe; und unendlich <app>
<lem>reich,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">reich</rdg>
</app> in der verstärk<pb edRef="#a" n="81"/>ten Ueberzeugung, daß mein
Vater, der Herr der Welt, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">es mir</rdg>
</app> an keinem wahrhaftig Guten <app>
<lem>mir <app>
<lem>je</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> es</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice corresp="#st_a_corr_10">
<sic>wird je</sic>
<corr type="authorial">je könne</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">jemals</rdg>
</app> fehlen lassen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Mit Freuden <app>
<lem>geniesse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genieße</rdg>
</app> ich nun das mich umgebende Gute, und voll göttlichen Antriebes
verbreite ich auch um mich her, <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart und Glückseligkeit. So ist es <pb edRef="#d" n="78"/>
demnach offenbar, daß die durchs Christenthum so angelegentlich empfohlne
<index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht, fleißig zu beten, wenn sie auch nur beym Anfange und <app>
<lem>Beschluß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Beschlusse</rdg>
</app>
<app>
<lem>eines</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> jeden Tages feyerlich <app>
<lem>ausgeübt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ausgeübet</rdg>
</app> wird, das <app>
<lem>aller wirksamste</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">allerwirksamste</rdg>
</app> Hülfsmittel der Fortdauer und des <index indexName="subjects-index">
<term>Wachsthum</term>
</index>Wachsthums der Glückseligkeit in jeder Beziehung seyn müsse. Denn <list>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1.</rdg>
</app></label> So oft ich bete, werde ich zum stillen Nachdenken
über mich <app>
<lem>selbst,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">selbst</rdg>
</app> und zu einer umständlich klaren Vorstellung meines gesamten <app>
<lem>innern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">inneren</rdg>
</app> und <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußern</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußeren</rdg>
</app> Zustandes <app>
<lem>veranlaßt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">veranlaßt,</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">veranlasset;</rdg>
</app> und demnach wird durch ein öfteres <index indexName="subjects-index">
<term>Gebet</term>
</index>Gebet das deutliche <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn des <index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index>Uebergewichts des Guten in <app>
<lem>meiner</lem>
<rdg wit="#d" type="v">meinen</rdg>
</app> gesamten <app>
<lem>Bestimmung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bestimmungen</rdg>
</app>, und hiermit eine fortdaurende <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit beständig unterhalten.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2.</rdg>
</app></label> In jedem <index indexName="subjects-index">
<term>Gebet</term>
</index><app>
<lem>Gebet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gebete</rdg>
</app> betrachte ich mich im <app>
<lem>Verhältniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verhältnisse</rdg>
</app> gegen Gott, und hiermit zugleich im <app>
<lem>Verhältniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verhältnisse</rdg>
</app> gegen das Ganze, oder den gesamten <index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index>Plan <app>
<lem>Gottes;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottes,</rdg>
</app> wodurch die <index indexName="subjects-index">
<term>allgemeine Regeln</term>
</index>allgemeinen Regeln des Wohlverhaltens <pb edRef="#c" n="88"/> und insonderheit die <index indexName="subjects-index">
<term>gesellschaftliche Pflichten</term>
</index>gesellschaftlichen Pflichten mir weit wichtiger und
eindrücklicher werden.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">3.</rdg>
</app></label> Wenn ich am Morgen die Gelegenheiten, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sich den bevorstehenden Tag hindurch mir darbieten werden,
Gutes zu thun; und die Veranlassungen, welche ich erhalten <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>, Thorheiten zu <app>
<lem>begehen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begehen;</rdg>
</app> mir bey meinem <index indexName="subjects-index">
<term>Gebet</term>
</index><app>
<lem>Gebet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gebete</rdg>
</app> deutlich mache, und dann auf eine <pb n="88" edRef="#b"/>
<app>
<lem>feierliche</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">feyerliche</rdg>
</app> Art gleichsam Gott angelobe, ihm wohlgefällig zu <app>
<lem>handeln;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">handeln,</rdg>
</app> so wird meine <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft hierdurch ausnehmend <app>
<lem>gestärkt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gestärkt</rdg>
</app> den Anwandlungen <index indexName="subjects-index">
<term>sinnliche Begierden</term>
</index>sinnlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden zu Ausschweifungen zu widerstehen, und das <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen zu einer solchen Wachsamkeit erweckt, daß ich nicht
leicht von Thorheiten überrascht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app>. <pb edRef="#a" n="82"/></item>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>4.)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">4.</rdg>
</app></label> Wenn ich am Abend gleichsam im <app>
<lem>Angesicht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Angesichte</rdg>
</app> Gottes mich prüfe, in wie fern ich moralisch besser geworden
bin, und meine guten Vorsätze erfüllet habe, so erhöhet sich dadurch
ungemein das <index indexName="subjects-index">
<term>moralisches Vergnügen</term>
</index>moralische <index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen und die <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstzufriedenheit</term>
</index>Selbstzufriedenheit, wenn ich die guten Handlungen
überzähle, und denke, daß ich Gott dadurch wohlgefälliger <pb edRef="#d" n="79"/> geworden bin: und wenn ich Fehltritte
bemerke, so untersuche ich, wie ich dazu <app>
<lem>veranlaßt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">veranlasset</rdg>
</app> worden bin, und ermuntre mich zu <app>
<lem>grösserer</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größerer</rdg>
</app> Vorsicht.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>5.)</sic>
<corr type="editorial">5.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">5.</rdg>
</app></label> Indem ich Gott täglich um Abwendung der etwa
besorglichen <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">um</rdg>
</app> Zutheilung des mir fehlenden Guten bitte, <app>
<lem>gewöhnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gewöhnet</rdg>
</app> sich mein <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth, die von mir nicht abhängenden Veränderungen meines
Zustandes als <index indexName="subjects-index">
<term>Fügungen</term>
</index>Fügungen einer höhern <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit anzusehen; es wirft mich daher kein Unglück nieder,
und kein plötzliches <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> in mir Stolz oder Schwindel erzeugen.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>6.)</sic>
<corr type="editorial">6.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">6.</rdg>
</app></label> Eben so <app>
<lem>verstärkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verstärket</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Fürbitte</term>
</index>Fürbitte für Obrigkeiten, Feinde und alle Menschen die
Gewissenhaftigkeit, in Beobachtung der gesellschaftlichen und der
besondern Beziehungspflichten, und erhöhet meine Gesinnungen zur <pb edRef="#c" n="89"/> gemeinnützigsten Großmuth. Auch der Dank für
das Gute, was mir durch die <index indexName="subjects-index">
<term>bürgerlich</term>
</index>bürgerliche <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index>Gesellschaft von Gott zugetheilet wird, erleichtert die
Mittragung der gemeinen Lasten, und macht mich <app>
<lem>williger</lem>
<rdg wit="#d" type="v">williger,</rdg>
</app> jedem Landesgesetze <app>
<lem>gewissenhaft</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> gehorsam zu seyn.</item>
</list></p>
<note place="end">Leider wird von den meisten Christen das <index indexName="subjects-index">
<term>Gebet</term>
</index>Gebet für <app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_11">
<sic>ein</sic>
<corr type="authorial">einen</corr>
</choice></rdg>
</app> Frohndienst gehalten, und ist es auch gewöhnlich bey Her<pb n="89" edRef="#b"/>betung oder Lesung ohne Geist <app>
<lem>entworfner</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entworfener</rdg>
</app> battologischer Formulare, es geschehe mit oder ohne Rosenkranz. Gute
Gebetbücher, wodurch der gemeine Mann zu Selbstprüfungen und <app>
<lem>grösserer</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größerer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Dankbarkeit</term>
</index>Dankbarkeit gegen Gott erweckt würde, sind noch sehr selten; es
fehlet ihnen <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">entweder</rdg>
</app> an <index indexName="subjects-index">
<term>Popularität</term>
</index>Popularität oder an der Kraft zu begeistern.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_39">
<head><pb edRef="#a" n="83"/> §. 39.</head>
<p>Es ist wenigen Menschen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> nicht durch lange Uebungen dazu <app>
<lem>gewöhnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gewöhnet</rdg>
</app> worden sind, sich geistige Gegenstände blos im <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstande zu denken, möglich, scharfsinnige Beweise, dergleichen das
<index indexName="subjects-index">
<term>wissenschaftliches Erkentniß</term>
</index>wissenschaftliche Erkentniß der <index indexName="subjects-index">
<term>natürliche Religion</term>
</index>natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion erfordert, einzusehen. Das Christenthum <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app> auch in dieser Beziehung dem Einfältigsten zu Hülfe, indem es die
<index indexName="subjects-index">
<term>transcendent</term>
</index><app>
<lem><choice>
<sic>transcendentensten</sic>
<corr type="editorial">transcendentesten</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="v">übersinnlichen</rdg>
</app> Wahrheiten in sinnlicher und <index indexName="subjects-index">
<term>historische Einkleidung</term>
</index>historischer <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index>Einkleidung darbietet. Dahin gehören vorzüglich nachfolgende
Vorstellungen: <pb edRef="#d" n="80"/>
<list>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1.</rdg>
</app></label> Gott ist in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> gewesen,
und hat sich uns nach seiner ganzen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> gegen die Menschen sichtbar gemacht, Joh. 14, <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:14:6" to="f">6.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:14:9" to="f">9.</citedRange></bibl></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:12:45"><app>
<lem><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app> 12, 45.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:5:19">2 Cor. 5,
19.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>Das <index indexName="subjects-index">
<term>Wort Gottes</term>
</index>Wort</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Der <foreign xml:lang="grc">λογος</foreign></rdg>
</app> Gottes <app>
<lem>(<foreign xml:lang="grc">ὁ λογος</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, eben die Stimme, welche nach <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName> Erzählungen
ehemals das <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht hervorgerufen, und überall Leben hervorgebracht hat,
ist in menschlicher Gestalt gesehen, <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehöret</rdg>
</app> und empfunden worden, <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:1:1" to="f">Joh. 1, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#a" type="v">1.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:17:8"><app>
<lem><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app> 17, 8.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:1:1">1 Joh. 1,
1.</citedRange></bibl> Nun darf nur dem einfältigen Christen
die Lebensgeschichte <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> vorgelesen
und erkläret werden, so leuchtet ihm sogleich die väterliche,
nachsichtsvolle <app>
<lem><choice>
<sic>nnd</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">und</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="90"/> wohlthätige <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe Gottes in jeder Beziehung in die Augen.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2.</rdg>
</app></label> Der geliebteste <index indexName="subjects-index">
<term>Sohn Gottes</term>
</index>Sohn Gottes hat in sehr dürftigen Umständen, und unter
beständigen Verfolgungen der Scheinheiligen, sein wohlthätiges und
verdienstvolles Leben <app>
<lem>höchst mühselig</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">höchstmühselig</rdg>
</app> zugebracht, und ist von der gesunden <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft der Heiden zwar für unschuldig <pb n="90" edRef="#b"/> und tugendhaft <app>
<lem><choice>
<sic>erllärt</sic>
<corr type="editorial">erklärt</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a">erklärt</rdg>
<rdg type="v" wit="#c #d">erkläret</rdg>
</app>, von <app>
<lem>dem <app>
<lem>Koncilium</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Concilium</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">der Versammlung</rdg>
</app> der Geistlichkeit aber als ein Gotteslästerer und <index indexName="subjects-index">
<term>Ketzer</term>
</index>Ketzer zu einem gewaltsamen schmerzhaften Tode <app>
<lem>verdamt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verdammt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">verdammet</rdg>
</app> worden, und unter dem <app>
<lem>Spott</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Spotte</rdg>
</app> seiner Feinde gestorben: er ist aber nachher von Gott desto
mehr erhöhet und belohnet worden. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Phil:2:5" to="f">Ph. 2, 5 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app> Hieraus wird auch dem schwächsten <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstande einleuchtend, <pb edRef="#a" n="84"/>
<app>
<lem><choice>
<sic>daß daß</sic>
<corr type="editorial">daß</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">daß</rdg>
</app> der arme, geringe und unterdrückte Wahrheitsfreund nicht
weniger von Gott geliebet werde, als der Reiche, Vornehme und
Kirchengewaltige, und daß der Lohn der <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend und <app>
<lem>Freimüthigkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freymüthigkeit</rdg>
</app> desto <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größer</rdg>
</app> seyn werde, je mehr man darüber gelitten hat.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">3.</rdg>
</app></label>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> hat sich
selbst für die Menschen aufgeopfert, und Gott hat die Welt durch ihn
mit sich <app>
<lem>ausgesöhnt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ausgesöhnet</rdg>
</app>: folglich hat niemand mehr <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen wegen seiner <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sünden</rdg>
</app> zu <app>
<lem>besorgen;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">besorgen:</rdg>
</app> es bedarf keiner <index indexName="subjects-index">
<term>Opfer</term>
</index>Opfer mehr, keiner Kasteyungen, keiner <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Satisfaktionen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satisfactionen</rdg>
</app>, sondern so bald der Mensch sich bessert, treffen ihn weiter
keine <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, als die natürlichen <app>
<lem>übeln</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">üblen</rdg>
</app> Folgen seiner Vergehungen, die Gott <app>
<lem>nie</lem>
<rdg wit="#d" type="v">niemals</rdg>
</app> aufhebt, sondern welche <pb edRef="#d" n="81"/> nur durch <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Fleiß des Menschen nach und nach verringert werden
können.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>4.)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">4.</rdg>
</app></label>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> ist am
dritten Tage nach seinem Absterben wieder lebendig geworden, und mit
seinen Schülern mehrere Tage hindurch umgegangen, und diese haben
auf die Wahrheit dieser Begebenheit mit Freuden ihr Leben dahin
gegeben. Es ist ungezweifelt, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube an diese Begebenheit dem gemeinen Chri<pb edRef="#c" n="91"/>sten eine <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größere</rdg>
</app> Gewißheit seiner künftigen Wiederauflebung giebt, als noch
kein Philosoph sich durch die tiefsinnigste Demonstration hat
verschaffen können.</item>
</list></p>
<p><app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Dieses</rdg>
</app> ist zur <app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßen</rdg>
</app> Probe, wie überaus wohlthätig die <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index>Einkleidung der höheren <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten in <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index><app>
<lem>Geschichte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Geschichten</rdg>
</app>, besonders für den <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großen</rdg>
</app> Haufen sey, um solche <app>
<lem>jederman</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jedermann</rdg>
</app> leichter verständlich, <index indexName="subjects-index">
<term>anschauend</term>
</index>anschauend und <app>
<lem>zuver<pb n="91" edRef="#b"/>lässig</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">zuverläßig</rdg>
</app> zu machen<app>
<lem>, hinlänglich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Es ist fast kein theoretischer noch praktischer Satz von einigem
erheblichen <app>
<lem>Einfluß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Einflusse</rdg>
</app> auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index>Beruhigung und <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung des <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüths, welcher nicht aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der heiligen Schriften der Christen ein <app>
<lem>besonderes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">besonders</rdg>
</app>, auch für die blödesten Augen schickliches <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht erhalten <app>
<lem>solte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte;</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">solte:</rdg>
</app> so wie das ganze Leben <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> dem Nach<pb edRef="#a" n="85"/>ahmungstriebe das höchste Muster der Vollkommenheit
darbietet.</p>
<note place="end"><index indexName="subjects-index">
<term>unsre Kirche</term>
</index><app>
<lem>Unsere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unsre</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche hat gegen die Römische eine solche Deutlichkeit der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift behauptet, daß <app>
<lem>jederman</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">jedermann</rdg>
</app> sie leicht zu verstehen vermögend sey. Man hat sich indes bald
gezwungen gesehen, <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> dahin einzuschränken, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b91"/>daß nicht <index indexName="subjects-index">
<term>perspicuitas</term>
</index><foreign xml:lang="lat">perspicuitas sacrae <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_4">
<sic>scripturae, absoluta</sic>
<corr type="authorial">scripturae absoluta,</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">scripturae absoluta</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">scripturae absoluta,</rdg>
</app> sed ordinata ad receptivitatem lectorum restricta</foreign>
verstanden werde, und <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> ist nun <foreign xml:lang="lat">in thesi</foreign> ganz richtig, aber
<foreign xml:lang="lat">in hypothesi</foreign>
<app>
<lem>nimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nimmt</rdg>
</app> man die receptivitaet der gemeinen Christen gewöhnlich zu
groß an. Ich will daher <app>
<lem>anrathen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anrathen</rdg>
</app> zur Verhütung der Schwärmerey, Ungelehrten selbst die
Lebensgeschichte <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> und noch mehr die
apostolischen Briefe nicht ohne einige <app>
<lem><choice>
<sic>Einleiung</sic>
<corr type="editorial">Einleitung</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">Einleitung</rdg>
</app> in ihren rechten <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand zum lesen und durchdenken zu empfehlen.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_40">
<head>§. 40.</head>
<p>Um nun den gesamten <app>
<lem>ausserordentlich grossen Effekt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">außerordentlich großen Effect</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">außerordentlich großen Einfluß</rdg>
</app>, welchen das Christenthum auf die Beförderung <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer <pb edRef="#d" n="82"/> Glückseligkeit unter einem Volke
haben muß, so bald es für göttlich gehalten wird, auf einmal zu übersehen;
dürfen wir nur die bisher erwiesenen einzelnen Wirkungen desselben zusammen
nehmen. Es waren folgende: <pb edRef="#c" n="92"/>
<list>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1.</rdg>
</app></label> Das Christenthum hebt durch <app>
<lem>seine <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Autorität</term>
</index>höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sein höheres Ansehen</rdg>
</app> alle <index indexName="subjects-index">
<term>abergläubisch</term>
</index>abergläubische <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von willkührlichen <app>
<lem>Gesinnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesinnungen,</rdg>
</app> und Anforderungen der Gottheit, welche die richtige Wirkungen
der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft hindern, und das natürliche <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen verwirren, völlig auf, und <app>
<lem>erweckt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erwecket</rdg>
</app> das <app>
<lem>eigene</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">eigne</rdg>
</app> Nachdenken der Menschen zu Einsichten in ihr wahres <index indexName="subjects-index">
<term>gemeinschaftliches Wohl</term>
</index>gemeinschaftliches Wohl. <app>
<lem>§. <ref target="textgrid:3c1fq#st_section_31">31.</ref>
<ref target="textgrid:3c1fq#st_section_32">32.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<pb n="92" edRef="#b"/></item>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>2)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2.</rdg>
</app></label> Es trägt auf eine <app>
<lem>jederman</lem>
<rdg wit="#d" type="v">jedermann</rdg>
</app> faßliche Art die vortreflichste und vollständigste <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre</rdg>
</app> dergestalt vor, daß auch ein gemeiner <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand sich in allen Fällen darnach richten <app>
<lem>kan. §. <ref target="textgrid:3c1fq#st_section_33">33.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kann.</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="86"/></item>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">3.</rdg>
</app></label> Es giebt den natürlichen Anweisungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft zum <app>
<lem>moralischen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sittlichen</rdg>
</app> Wohlverhalten eine <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Autorität</term>
</index>höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität, indem es solche als göttlich geoffenbarte Gesetze
vorträgt, von welchen in keinem <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Falle</rdg>
</app> eine Ausnahme zu machen erlaubt ist, und verringert also die
sonst so gewöhnlichen Ausnahmen von denselben. <app>
<lem>§. <ref target="textgrid:3c1fq#st_section_34">34.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>4.)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">4.</rdg>
</app></label> Es <app>
<lem>verstärkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verstärket</rdg>
</app> alle <index indexName="subjects-index">
<term>natürliche Beweggründe</term>
</index>natürliche Beweggründe <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zur</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend ausnehmend, indem es eine genaue Aufsicht Gottes auf
die Gesinnungen der Menschen <app>
<lem>lehrt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lehret</rdg>
</app>, und vermehret solche durch <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">höhere</rdg>
</app> Beweggründe und Erweckung der <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen zu ewigen <app>
<lem>übergrossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">übergroßen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen. <app>
<lem>§. <ref target="textgrid:3c1fq#st_section_35">35.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>5.)</sic>
<corr type="editorial">5.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">5.</rdg>
</app></label> Es befördert die Einsicht in das Uebergewicht der
guten Bestimmungen unsres Zustandes, indem es eine moralische
väterliche Regierung versichert, durch welche alle scheinbare <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel Mittel zur Vermehrung der <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart der Tugendhaften werden. <app>
<lem>§. <ref target="st_section_36">36.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>6.)</sic>
<corr type="editorial">6.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">6.</rdg>
</app></label> Es eröfnet die erfreulichsten Aussichten in einen
unbegränzten immer fortgehenden <index indexName="subjects-index">
<term>Wachsthum der Vollkommenheiten</term>
</index>Wachsthum der <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten, und vermindert dadurch das fürchterliche
des natürlichen Todes und die daraus entstehende Kleinmüthigkeit. <app>
<lem>§. <ref target="st_section_37">37.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<pb edRef="#d" n="83"/></item>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>7.)</sic>
<corr type="editorial">7.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">7.</rdg>
</app></label> Es befördert durch Empfehlung der <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht des <index indexName="subjects-index">
<term>Gebet</term>
</index>Gebets das fortdaurende <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn von dem wach<pb edRef="#c" n="93"/>senden <app>
<lem>Uebergewicht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Uebergewichte</rdg>
</app> unsrer guten Bestimmungen, erhöhet dadurch die <app>
<lem>moralische Freude</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">moralischen Freuden</rdg>
</app>, und <app>
<lem>verstärkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verstärket</rdg>
</app> jede tugendhafte Fertigkeit. <app>
<lem>§. <ref target="st_section_38">38.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>8.)</sic>
<corr type="editorial">8.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">8.</rdg>
</app></label> Die <index indexName="subjects-index">
<term>historische Einkleidung</term>
</index><app>
<lem>historische</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index>Einkleidung der allgemeinsten <app>
<lem>Vernunft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Vernunft-</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">in <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte</rdg>
</app>, ist das vortreflichste <app>
<lem><foreign xml:lang="lat">Vehiculum</foreign></lem>
<rdg wit="#d" type="v">Hülfsmittel</rdg>
</app> jedem zu abstrakten Nachdenken nicht aufgelegten Menschen
Einsichten und Gewißheit von <pb n="93" edRef="#b"/> allen zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit und Glückseligkeit nöthigen Wahrheiten
beyzubringen. <app>
<lem>§. <ref target="st_section_39">39.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></item>
</list></p>
<p><pb edRef="#a" n="87"/> Hieraus <app>
<lem>folgt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">folget</rdg>
</app> demnach, daß für die im Denken <app>
<lem>geübte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geübten</rdg>
</app> Menschen die <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Philosophie</term>
</index><hi>christliche Philosophie</hi> das vollständigste <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der Anweisungen zur Glückseligkeit enthalte, zu welchen
binnen 18 Jahrhunderten von der menschlichen Vernunft, so sehr sie seitdem <app>
<lem>kultivirt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">cultivirt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">kultiviret</rdg>
</app> worden<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">ist</rdg>
</app>, doch noch nichts neues oder besseres hat hinzugedacht, oder erfunden
werden können; und daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index><hi>Einkleidung</hi> eben dieser Anweisungen <hi>in</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index><hi>Geschichte</hi> für den <app>
<lem>grössern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größern</rdg>
</app> Haufen der Menschen, der einzige und sicherste Weg sey, denselben <app>
<lem>höhere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">höhern</rdg>
</app> Weisheitslehren verständlich und gewiß zu machen.</p>
<note place="end">Der <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied zwischen der Philosophie des Christenthums oder den
eigentlichen Anweisungen desselben zur Glückseligkeit und zwischen dem in
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte eingekleideten <app>
<lem>Christenthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthume</rdg>
</app> ist überaus wichtig, und empfehle ich jungen <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesgelehrte</term>
</index>Gottesgelehrten darüber <app>
<lem>nachzudenken<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">nachzudenken.</rdg>
</app> Es ist hier nicht der Ort, und vielleicht noch nicht die rechte Zeit
solches <app>
<lem>völlig</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> auszuführen. Wer nach dieser Erweckung zur Aufmerksamkeit darauf, es
nicht selbst findet, für den würde ich auch vergeblich etwas mehreres
darüber sagen.</note>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a79">
<label>Der Sieg über die Gegner des Christenthums würde uns sehr leicht werden,
wenn wir das reine durchaus vernunftmäßige Christenthum nur allein
vertheidigen wollten</label>
<p>Dieser Behauptung entgegnet Semler mit Bezug auf die frühchristlichen
Apologeten: „Warum ist es aber zur Zeit Christi und der Apostel nicht ein so
algemeiner Sieg geworden?“ (<hi>Zusätze</hi> [über Steinbarts System], 147).
Er verweist in diesem Zusammenhang einmal mehr auf Carl Friedrich Bahrdt,
der sich ein Jahr nach Erstveröffentlichung der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> Steinbarts deren Wesensbestimmung zu eigen
gemacht und noch radikaler nach dem „reine[n] Gold der göttlichen und
seeligmachenden Christusreligion“ (Bahrdt, <hi>Glaubensbekenntniß</hi> [BdN
I], 6) gefragt hatte. Semler kann die beiden Entwürfe als privatreligiöse
Inanspruchnahmen des Christlichen anerkennen, befürchtet aber eine normative
Außerkraftsetzung der in den Bekenntnisschriften fixierten öffentlichen
Religion. Gegen Steinbarts im selben Absatz formulierte These, die Lehrer
der Religion würden mit der Verbindlichsetzung der Kirchenväter denkende
Leute zu Ungläubigen machen, argumentiert Semler, „daß unsre Theologi [sic]
die kirchliche alte Lehre [...] keinesweges als <hi>wesentliche Lehren
unsers Christentums</hi> verfechten. [...] [D]as Wesen des Christentums
haben alle Parteien; aber es macht die <hi>Localität</hi> einen steten
Unterschied der Lehrer, schon vom ersten Jahrhundert an“. Dennoch bezeichnet
er Steinbarts Verhältnisbestimmung des Christentums zur Glückseligkeit als
„lehrreich, oft so gar genetisch beschrieben“ (Semler, <hi>Zusätze</hi>
[über Steinbarts System], 149).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b84">
<label>daß kein Haar von seinem Haupte falle, ohne den Willen seines göttlichen
Vaters</label>
<p>Vgl. Lk 21,18.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b85">
<label>selig ist, wer es glaubet</label>
<p>Vgl. Mk 16,16.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b91">
<label>daß nicht perspicuitas sacrae scripturae absoluta, sed ordinata ad
receptivitatem lectorum restricta verstanden werde</label>
<p>Steinbart greift hier Überlegungen seines Lehrers Baumgarten auf, der in der
Frage der Verständlichkeit der heiligen Schrift meinte: „Wir behaupten keine
solche Verständlichkeit, die den Gebrauch der Hülfsmittel des Nachdenkens
aufhebt und die Untersuchung ausschliest. Es ist eine perspicuitas ordinata,
limita, ad ordinem et receptiuitatem lectorum restricta“ (<hi>Untersuchung
theologischer Streitigkeiten</hi> III, 1764, 35 [= Art. 10, § 5: „Gründe
der Unbequemlichkeit der heiligen Schrift zum einigen
Entscheidungsgrunde“]). Steinbarts Verweis auf die <hi>perspicuitas</hi>
dürfte allerdings weniger der Vorstellung der biblischen
Offenbarungsautorität geschuldet sein als vielmehr der neologischen
Unterscheidung von Theologie und Religion, durch die vor allem der
aufgeklärte Pfarrer als professionelle Vermittlungsinstanz in Anspruch
genommen wird: Gewöhnlich werde noch gegenwärtig die „receptivitaet der
gemeinen Christen“ überschätzt, weshalb „zur Verhütung der Schwärmerey“ die
Lebensgeschichte Jesu und die apostolischen Briefe den Ungelehrten „nicht
ohne einige Einleitung in ihren rechten Verstand zum lesen und durchdenken
zu empfehlen“ (b91) seien.</p>
</note>
</div>
</div>