|d9| Religion, Offenbarung und Bibel *) .
*) a. Mit diesem Abschnitte, auf welchen sich die Ueberzeugung von der Richtigkeit aller im Folgenden aus der Bibel zu führenden Beweise gründet, machen wir den
Anfang[.] b. Bey dem
Unterricht der Jugend hingegen muß man diese Materie so lange versparen, bis die Lehrlinge schon die christliche Religion, ihrem Inhalt und ihrer vortrefflichen Beschaffenheit nach, kennen gelernt haben. In Absicht der Ausführlichkeit und Einrichtung des Beweises für die Wahrheit der christlichen Religion richtet sich zwar der Jugendlehrer nach den verschiedenen Fähigkeiten der Schüler und der wahrscheinlich vorauszusehenden größern oder kleinern Gefahr der Verführung; aber allemal muß er doch den Beweis in seiner Art vollständig und so führen, daß das Herz für die Religion interessirt, den leicht entstehenden Zweifeln möglichst vorgebeugt, und auf die dem Lehrling künftig vielleicht bekannt werdenden Einwürfe die Antwort unvermerkt zum voraus an die Hand gegeben werde. c. Bey
öffentlichen Vorträgen an das Volk können gelegentlich, jedoch nur sparsam und soviel es Bedürfniß für die Gemeinde ist, einzelne Theile dieses Beweises wiederholt und ohne ekelhafte Declamation oder unnütze, wo nicht gar schädliche, Polemik dem Verstand und Herzen der Zuhörer
|d10*| angedränget werden. Nie setze sich der Volkslehrer, wenn er dergleichen Materien vor der versammleten Gemeinde abhandelt, den durch öffentliche Reden kaum jemals zu erreichenden Zweck vor, Ungläubige und Religionsspötter zu bekehren, sondern seine Absicht sey vielmehr, die Christen in ihren Ueberzeugungen zu befestigen, ihnen für das, was sie bisher vielleicht bloß aus Vorurtheil annahmen, sichere Gründe zu zeigen, sie für den Eindrücken, welche leichtsinniger Spott, oder Reizungen zum Laster unter der Larve der Irreligion, auf sie machen könnten zu verwahren, vornehmlich aber, ihnen eine vernünftige Ehrerbietung und Liebe gegen die so vortrefliche und so wohl gegründete Lehre Jesu beyzubringen, und sie hierdurch zur willigen Befolgung ihrer Vorschriften geneigt zu machen. Damit nun der Lehrer zu diesem allem geschickt sey, und besonders d. in
Privatunterredungen auch aufgeklärteren Zweiflern Genüge leisten und allenfalls zudringlichen Spöttern begegnen könne, e. muß er den ganzen Beweis nach allen seinen Theilen und den verschiedenen Wendungen, die man ihm geben kann, oft und wohl und mit Rücksicht auf die gewöhnlichsten Zweifel
durchdacht haben. Auch muß f. der vollständige Vortrag des Beweises so
geordnet seyn, daß nicht nur jeder Satz hinlänglich vorbereitet sey, sondern daß auch, im Fall sich jemand seine Zweifel gegen
|d11*| einige zu beweisende Sätze oder Beweisarten z. E. §.
14. d. e. §.
15. f. §.
18. nicht benehmen ließe, doch die Ueberzeugung von der Richtigkeit der übrigen so wenig als möglich dadurch gehindert oder gestört werde. Man stelle also diejenigen Sätze und Beweise, gegen welche man den hartnäckigsten Widerspruch vermuthet, so viel möglich, zuletzt, und mache die übrigen, zumal die wichtigsten, von ihnen unabhängig. z. B. §.
12. vergl. §.
14. und §.
10 –
17. vergl. §.
24 –
28. g. Nicht alle Beweise sind gleich brauchbar für alle. Man verschreie daher nicht aus Vorliebe zu Einem die übrigen, und
wähle jedesmal den, von welchem man sich die beste Wirkung verspricht.
1. Die Vernunft sagt uns, daß ein Gott, ein ewiger, allmächtiger, allwissender, allweiser, |d10| allgütiger, gerechter, wahrhafter, Gott ist; daß er die von ihm geschaffene Welt, auch |d11| die moralische, regiert, auf das gütigste, weiseste, gerechteste, zur Beförderung der Wahrheit, Tugend und Glückseligkeit unter seinen vernünftigen Geschöpfen, regiert; daß wir Menschen ihn, obschon unvollkommen, erkennen können; daß wir verpflichtet sind, dieser Erkenntniß zu Folge ihn zu verehren, d. h. unsre Gesinnungen und Handlungen unserm Verhältniß gegen Gott und seinen erkennbaren Absichten gemäs einzurichten, oder, welches einerley ist, aus schuldiger Ehrfurcht, Liebe, Dankbarkeit und Gehorsam gegen Gott zu Vermehrung der Vollkommenheit und wahren Glückseligkeit unsrer selbst und andrer stets gern thätig zu seyn; und endlich, daß wir ohne diese pflichtmäßige Verehrung |d12| Gottes, d. h. ohne subjective Religion, nicht möglichst glücklich seyn können.1. Die Vernunft sagt uns, daß ein Gott, ein ewiger, allmächtiger, allwissender, allweiser, |d10| allgütiger, gerechter, wahrhafter, Gott ist; daß er die von ihm geschaffene Welt, auch |d11| die moralische, regiert, auf das gütigste, weiseste, gerechteste, zur Beförderung der Wahrheit, Tugend und Glückseligkeit unter seinen vernünftigen Geschöpfen, regiert; daß wir Menschen ihn, obschon unvollkommen, erkennen können; daß wir verpflichtet sind, dieser Erkenntniß zu Folge ihn zu verehren, d. h. unsre Gesinnungen und Handlungen unserm Verhältniß gegen Gott und seinen erkennbaren Absichten gemäs einzurichten, oder, welches einerley ist, aus schuldiger Ehrfurcht, Liebe, Dankbarkeit und Gehorsam gegen Gott zu Vermehrung der Vollkommenheit und wahren Glückseligkeit unsrer selbst und andrer stets gern thätig zu seyn; und endlich, daß wir ohne diese pflichtmäßige Verehrung |d12| Gottes, d. h. ohne subjective Religion, nicht möglichst glücklich seyn können.
2. Da endliche Wesen so wenig der höchsten Glückseligkeit als der höchsten Vollkommenheit fähig sind, so ist man glücklich, wenn man, bey den unserm Zustande etwa anklebenden Unvollkommenheiten, empfindet, daß die Vollkommenheiten desselben überwiegend sind und noch immer zunehmen. Je wichtiger die Vollkommenheiten sind, je vollständiger die Kenntniß und inniger die Empfindung derselben, und je zuverläßiger ihr vorausgesehener Zuwachs ist, desto größer ist die Glückseligkeit. Da nun die moralische Natur des Menschen (§.
95. ) seinen größten Vorzug vor den übrigen Bewohnern dieser Erde ausmacht, so besteht die
höhere Glückseligkeit desselben nicht in größten Maaße angenehmer sinnlicher Empfindungen, ja nicht einmal allein im Genuße intellektueller Vergnügungen, sondern vornehmlich gehöret dazu frohes Bewustseyn des zunehmenden Uebergewichts derjenigen Vollkommenheiten, deren der Mensch durch seine
moralische Natur fähig ist. Moralische Güte unsrer Gesinnungen und Handlungen ist die reinste Quelle der edelsten Freuden und des dauerhaftesten Glücks, ja sie macht uns auch alle andre Vergnügungen erst recht schmackhaft, und erhöht und sichert sie. 2. Da endliche Wesen so wenig der höchsten Glückseligkeit als der höchsten Vollkommenheit fähig sind, so ist man glücklich, wenn man, bey den unserm Zustande etwa anklebenden Unvollkommenheiten, empfindet, daß die Vollkommenheiten desselben überwiegend sind und noch immer zunehmen. Je wichtiger die Vollkommenheiten sind, je vollständiger die Kenntniß und inniger die Empfindung derselben, und je zuverläßiger ihr vorausgesehener Zuwachs ist, desto größer ist die Glückseligkeit. Da nun die moralische Natur des Menschen (§.
95. ) seinen größten Vorzug vor den übrigen Bewohnern dieser Erde ausmacht, so besteht die
höhere Glückseligkeit desselben nicht in größten Maaße angenehmer sinnlicher Empfindungen, ja nicht einmal allein im Genuße intellektueller Vergnügungen, sondern vornehmlich gehöret dazu frohes Bewustseyn des zunehmenden Uebergewichts derjenigen Vollkommenheiten, deren der Mensch durch seine
moralische Natur fähig ist. Moralische Güte unsrer Gesinnungen und Handlungen ist die reinste Quelle der edelsten Freuden und des dauerhaftesten Glücks, ja sie macht uns auch alle andre Vergnügungen erst recht schmackhaft, und erhöht und sichert sie.
|d13| 3. Die
moralische Güte der Menschen
wird aber immer höchst
mangelhaft und unbeständig seyn ohne Religion, welche unsre große Bestimmung uns entdeckt, (§.
89. ff.) uns über unsre Pflichten aufklärt und uns mit mehrern bekannt macht, die edelsten allezeit wirksamen Motive zur Ausübung der Tugend, sollte sie auch jedem menschlichen Auge unbemerkt bleiben, giebt, uns zur Erfüllung unsrer Pflicht geneigt macht, diejenige Ruhe und Heiterkeit des Gemüths, welche der Uebung der Tugend so vortheilhaft ist, mehr als alles befördert, wenn die Beobachtung unsrer Pflichten uns nachtheilig zu werden scheint unsrer Tugend zu Hülfe kommt, und uns Muth und Stärke zum Kampfe, ohne welchen die Tugend nicht die nöthige Festigkeit erlangt, verleihet etc.
Ueberdies beschäftigt die Religion unsern Verstand mit den erhabensten und gemeinnützigsten Wahrheiten, schärft unsern Blick auf das viele Gute das wir in jedem Augenblicke genießen, lehrt uns in dem Allmächtigen den allgütigen Vater der Menschen kennen, und unsre Schicksale als Fügungen des Allweisen betrachten, tröstet uns in Widerwärtigkeiten, öfnet die frölichsten Aussichten in die Zukunft, knüpft die Bande der Gesellschaft fester etc. Ohne Religion ist der Mensch unendlich weniger glücklich, als er seyn kann, und der große minder aufgeklärte Haufe genießt ohne sie kaum ein anderes, als das mit
|d14| dem Viehe ihm gemeinschaftliche sinnliche Vergnügen.
|d13| 3. Die
moralische Güte der Menschen
wird aber immer höchst
mangelhaft und unbeständig seyn ohne Religion, welche unsre große Bestimmung uns entdeckt, (§.
89. ff.) uns über unsre Pflichten aufklärt und uns mit mehrern bekannt macht, die edelsten allezeit wirksamen Motive zur Ausübung der Tugend, sollte sie auch jedem menschlichen Auge unbemerkt bleiben, giebt, uns zur Erfüllung unsrer Pflicht geneigt macht, diejenige Ruhe und Heiterkeit des Gemüths, welche der Uebung der Tugend so vortheilhaft ist, mehr als alles befördert, wenn die Beobachtung unsrer Pflichten uns nachtheilig zu werden scheint unsrer Tugend zu Hülfe kommt, und uns Muth und Stärke zum Kampfe, ohne welchen die Tugend nicht die nöthige Festigkeit erlangt, verleihet etc.
Ueberdies beschäftigt die Religion unsern Verstand mit den erhabensten und gemeinnützigsten Wahrheiten, schärft unsern Blick auf das viele Gute das wir in jedem Augenblicke genießen, lehrt uns in dem Allmächtigen den allgütigen Vater der Menschen kennen, und unsre Schicksale als Fügungen des Allweisen betrachten, tröstet uns in Widerwärtigkeiten, öfnet die frölichsten Aussichten in die Zukunft, knüpft die Bande der Gesellschaft fester etc. Ohne Religion ist der Mensch unendlich weniger glücklich, als er seyn kann, und der große minder aufgeklärte Haufe genießt ohne sie kaum ein anderes, als das mit
|d14| dem Viehe ihm gemeinschaftliche sinnliche Vergnügen.
4. Die reine Stimme der Vernunft, ist Gottes Stimme durch die Natur. Es entdeckt uns also Gott sein Daseyn, seine Eigenschaften, seine Werke, vieles von seinen Absichten und seinem Willen, unsre Abhängigkeit von ihm, und die Pflicht und rechte Art ihm zu verehren, durch die Natur. Daher die natürliche Religion, die selbst dem christlichen Religionslehrer wichtig seyn muß.4. Die reine Stimme der Vernunft, ist Gottes Stimme durch die Natur. Es entdeckt uns also Gott sein Daseyn, seine Eigenschaften, seine Werke, vieles von seinen Absichten und seinem Willen, unsre Abhängigkeit von ihm, und die Pflicht und rechte Art ihm zu verehren, durch die Natur. Daher die natürliche Religion, die selbst dem christlichen Religionslehrer wichtig seyn muß.
5. Die Vernunft hat nichts gegen die Möglichkeit einer auf einem andern Wege, als durch die Natur, ertheilten nähern Offenbarung Gottes. Unmittelbar von Gott einem Menschen gegebene Belehrungen sind weder an sich unmöglich, noch auch läßt sich behaupten, daß sie durchaus überflüßig oder wohl gar nachtheilig, und also der Weisheit Gottes entgegen seyn, oder Fehler in der anfänglichen Einrichtung der Natur voraussetzen.5. Die Vernunft hat nichts gegen die Möglichkeit einer auf einem andern Wege, als durch die Natur, ertheilten nähern Offenbarung Gottes. Unmittelbar von Gott einem Menschen gegebene Belehrungen sind weder an sich unmöglich, noch auch läßt sich behaupten, daß sie durchaus überflüßig oder wohl gar nachtheilig, und also der Weisheit Gottes entgegen seyn, oder Fehler in der anfänglichen Einrichtung der Natur voraussetzen.
6. Eine solche Offenbarung wäre vielmehr sehr wünschenswerth. Denn wenn gleich Gott auch durch die Vernunftreligion, welche allerdings ein Beförderungsmittel der Tugend |d15| ist, Menschen zur Glückseligkeit in diesem und jenem Leben führet, und von niemand etwas fordert, das ihm schlechterdings unmöglich ist, mithin die natürliche Religion nach Gottes Urtheil für denjenigen hinreichend seyn muß, der keine anderweite Offenbarung empfangen hat; auch es gewiß ist, daß Gottes Vorsehung und Regierung auch über das Reich der Wahrheit, zumal der Religionswahrheiten, waltet, und die Erkenntniß der natürlichen Religion befördert: so lehret doch die Erfarung, daß, so lang bey den Menschen, wie sie wirklich sind, die Vernunft sich selbst überlassen bleibt, es den Religionswahrheiten an Vollständigkeit, Richtigkeit, Gewißheit, und besonders an Wirksamkeit und allgemeiner Brauchbarkeit für alle Klassen von Menschen zu mangeln pflegt. Und überhaupt, je mehr wahre Religion, desto mehr Glückseligkeit.6. Eine solche Offenbarung wäre vielmehr sehr wünschenswerth. Denn wenn gleich Gott auch durch die Vernunftreligion, welche allerdings ein Beförderungsmittel der Tugend |d15| ist, Menschen zur Glückseligkeit in diesem und jenem Leben führet, und von niemand etwas fordert, das ihm schlechterdings unmöglich ist, mithin die natürliche Religion nach Gottes Urtheil für denjenigen hinreichend seyn muß, der keine anderweite Offenbarung empfangen hat; auch es gewiß ist, daß Gottes Vorsehung und Regierung auch über das Reich der Wahrheit, zumal der Religionswahrheiten, waltet, und die Erkenntniß der natürlichen Religion befördert: so lehret doch die Erfarung, daß, so lang bey den Menschen, wie sie wirklich sind, die Vernunft sich selbst überlassen bleibt, es den Religionswahrheiten an Vollständigkeit, Richtigkeit, Gewißheit, und besonders an Wirksamkeit und allgemeiner Brauchbarkeit für alle Klassen von Menschen zu mangeln pflegt. Und überhaupt, je mehr wahre Religion, desto mehr Glückseligkeit.
7.
Wahrscheinlich kam Gott, der nach seiner unermeßlichen Güte will, daß die Menschen möglichst glücklich, und also durch Religion glücklich, (§.
2. 3. ) seyn sollen, mit einer nähern Offenbarung gleich Anfangs den
ersten Menschen, zu welchen wir doch endlich hinauf steigen müssen, zu Hülfe. Und daß dies auch in der Folge zu
wiederhohlten malen geschehen seyn möge, läßt sich
vermuthen, wenn man A) bedenkt, daß die erste
|d16| Offenbarung den geringen Fähigkeiten der ersten Menschen angemessen seyn muste, und wahrscheinlich nicht lange rein und wirksam bleiben konnte: B) überlegt, 1) worin die höhere Glückseligkeit des edelsten Geschöpfs auf des allgütigen Gottes Erdboden bestehet; (§.
2. ) 2) daß der Mensch mit Anlagen zum wirklichen Genuße dieser höhern Glückseligkeit (§.
95. 114. ) von dem Schöpfer begabt ist; 3) daß diese Anlagen ohne Religion vergeblich seyn würden; (§.
3. ) 4) daß die natürliche Religion zwar an sich betrachtet allen Menschen möglich ist, daß aber nicht nur viele Zeit verstreichen würde, ehe eine Nation blos durch den Gebrauch ihrer Vernunft sie einigermasen vollständig, richtig und zuverläßig kennen lernte, sondern daß auch Vernunftreligion, selbst unter kultivirten Völkern, von Hunderttausenden kaum bey Einem in einem solchen Grade von Klarheit, Richtigkeit und Wirksamkeit wirklich gefunden wird, (§.
6. ) der auf die Beglückung einzelner Menschen oder ganzer Gesellschaften einen Einfluß haben kann; dahingegen ein unmittelbarer göttlicher Unterricht weit brauchbarer für Jedermann ist; seiner übrigen Vorzüge nicht zu gedenken; ferner 5) daß gewisse, dem sich selbst überlassenen Menschen schwer vermeidliche, Religionsirrthümer leicht schreckliche Wirkungen hervorbringen können; endlich 6) daß das unter einer einzigen Na
|d17|tion durch eine unmittelbare Offenbarung aufgesteckte Licht, durch eine bis ins unendliche fortgehende Reperkussion seiner Stralen, auf alle Nationen, die mit jener in irgend einer noch so entfernten und mittelbaren Verbindung stehen, eine wohlthätige Wirkung in gewissem Grade haben konnte; wodurch der Einwurf von der allerdings fast unmöglichen Allgemeinheit einer unmittelbaren Offenbarung, und daß doch der größte Theil der Welt ohne alle Offenbarung geblieben sey, mithin Gottes Absicht mit den Menschen auch ohne sie müsse erreicht werden können, grossentheils wegfällt. 7.
Wahrscheinlich kam Gott, der nach seiner unermeßlichen Güte will, daß die Menschen möglichst glücklich, und also durch Religion glücklich, (§.
2. 3. ) seyn sollen, mit einer nähern Offenbarung gleich Anfangs den
ersten Menschen, zu welchen wir doch endlich hinauf steigen müssen, zu Hülfe. Und daß dies auch in der Folge zu
wiederhohlten malen geschehen seyn möge, läßt sich
vermuthen, wenn man A) bedenkt, daß die erste
|d16| Offenbarung den geringen Fähigkeiten der ersten Menschen angemessen seyn muste, und wahrscheinlich nicht lange rein und wirksam bleiben konnte: B) überlegt, 1) worin die höhere Glückseligkeit des edelsten Geschöpfs auf des allgütigen Gottes Erdboden bestehet; (§.
2. ) 2) daß der Mensch mit Anlagen zum wirklichen Genuße dieser höhern Glückseligkeit (§.
95. 114. ) von dem Schöpfer begabt ist; 3) daß diese Anlagen ohne Religion vergeblich seyn würden; (§.
3. ) 4) daß die natürliche Religion zwar an sich betrachtet allen Menschen möglich ist, daß aber nicht nur viele Zeit verstreichen würde, ehe eine Nation blos durch den Gebrauch ihrer Vernunft sie einigermasen vollständig, richtig und zuverläßig kennen lernte, sondern daß auch Vernunftreligion, selbst unter kultivirten Völkern, von Hunderttausenden kaum bey Einem in einem solchen Grade von Klarheit, Richtigkeit und Wirksamkeit wirklich gefunden wird, (§.
6. ) der auf die Beglückung einzelner Menschen oder ganzer Gesellschaften einen Einfluß haben kann; dahingegen ein unmittelbarer göttlicher Unterricht weit brauchbarer für Jedermann ist; seiner übrigen Vorzüge nicht zu gedenken; ferner 5) daß gewisse, dem sich selbst überlassenen Menschen schwer vermeidliche, Religionsirrthümer leicht schreckliche Wirkungen hervorbringen können; endlich 6) daß das unter einer einzigen Na
|d17|tion durch eine unmittelbare Offenbarung aufgesteckte Licht, durch eine bis ins unendliche fortgehende Reperkussion seiner Stralen, auf alle Nationen, die mit jener in irgend einer noch so entfernten und mittelbaren Verbindung stehen, eine wohlthätige Wirkung in gewissem Grade haben konnte; wodurch der Einwurf von der allerdings fast unmöglichen Allgemeinheit einer unmittelbaren Offenbarung, und daß doch der größte Theil der Welt ohne alle Offenbarung geblieben sey, mithin Gottes Absicht mit den Menschen auch ohne sie müsse erreicht werden können, grossentheils wegfällt.
8. Keine angebliche göttliche Offenbarung kann als wahr angenommen werden, wenn sie a) einer evidenten Wahrheit der natürlichen Religion und der Vernunft widerspricht, b) der Würde Gottes und c) der Natur des Menschen nicht angemessen ist; d) die Veredlung der Menschen und ihre wahre Glückseligkeit , einzeln und in der Gesellschaft betrachtet, nicht zum Zweck hat, und e) da wo sie in ihrer Reinheit erkannt und ausgeübt wird, diese nicht auch in der That bewirkt; f)wenn gegen diejenigen, welche sie zuerst bekannt gemacht haben, ein gegründeter Verdacht der Schwärmerey, des Betrugs u. d. gl. vorhanden ist.8. Keine angebliche göttliche Offenbarung kann als wahr angenommen werden, wenn sie a) einer evidenten Wahrheit der natürlichen Religion und der Vernunft widerspricht, b) der Würde Gottes und c) der Natur des Menschen nicht angemessen ist; d) die Veredlung der Menschen und ihre wahre Glückseligkeit , einzeln und in der Gesellschaft betrachtet, nicht zum Zweck hat, und e) da wo sie in ihrer Reinheit erkannt und ausgeübt wird, diese nicht auch in der That bewirkt; f)wenn gegen diejenigen, welche sie zuerst bekannt gemacht haben, ein gegründeter Verdacht der Schwärmerey, des Betrugs u. d. gl. vorhanden ist.
8. b. Taugliche Beweise für die Wahrheit einer an sich Gott anständigen, durch ihre Wir|d18|kungen sich empfehlenden, und sonst unverdächtigen göttlichen Offenbarung würden seyn, a) wenn der redliche und tugendhafte Mann, der sie erhalten zu haben standhaft versichert, in einer solchen Lage sich befunden hat, daß sich nicht begreifen läßt, wie er natürlich zu solchen Kenntnissen gekommen seyn sollte; b) wenn die Offenbarung in den ganzen Plan der göttlichen Regierung der Welt, wie die Geschichte der vorhergegangenen und folgenden Zeiten ihn darlegt, genau einpasset, als ein Glied in der langen Kette göttlicher Veranstaltungen zur successiven moralischen Veredlung des Menschengeschlechts erscheint, zum voraus vorbereitet war, und bey ihrer ersten Bekanntmachung und Fortpflanzung merklich den Schutz der Vorsehung genossen hat; und vornehmlich c) wenn Gott etwas außerordentliches, das menschliche Kräfte zu bewirken nicht vermochten, zur Bestätigung derselben hat geschehen lassen.8. b. Taugliche Beweise für die Wahrheit einer an sich Gott anständigen, durch ihre Wir|d18|kungen sich empfehlenden, und sonst unverdächtigen göttlichen Offenbarung würden seyn, a) wenn der redliche und tugendhafte Mann, der sie erhalten zu haben standhaft versichert, in einer solchen Lage sich befunden hat, daß sich nicht begreifen läßt, wie er natürlich zu solchen Kenntnissen gekommen seyn sollte; b) wenn die Offenbarung in den ganzen Plan der göttlichen Regierung der Welt, wie die Geschichte der vorhergegangenen und folgenden Zeiten ihn darlegt, genau einpasset, als ein Glied in der langen Kette göttlicher Veranstaltungen zur successiven moralischen Veredlung des Menschengeschlechts erscheint, zum voraus vorbereitet war, und bey ihrer ersten Bekanntmachung und Fortpflanzung merklich den Schutz der Vorsehung genossen hat; und vornehmlich c) wenn Gott etwas außerordentliches, das menschliche Kräfte zu bewirken nicht vermochten, zur Bestätigung derselben hat geschehen lassen.
9. Den
Inhalt einer göttlichen Offenbarung zum voraus bestimmen wollen, wäre Kühnheit. Doch läßt sich
im allgemeinen behaupten, daß sie in einem gewissen Verhältniße zu dem Grade der Kultur der Zeitgenossen, denen sie zunächst nutzen soll, stehen, vielleicht aber doch Keime, die erst in der Folge sich entwickeln sollen, in sich schliessen werde; daß theoretische Sätze sowohl als praktische in ihr vorkommen
|d19| können; und daß sie theils Wahrheiten, die durch natürliches Nachdenken sich erkennen lassen, noch ehe sie erfunden sind, bekannt machen, theils die von der Vernunft bereits erkannten wiederhohlen könne. Und ist es gleich
nicht nothwendig, daß sie Lücken der natürlichen Religion ergänze, oder Sätze, welche ohne sie den Menschen immer unbekannt geblieben seyn würden, vortrage, so ist doch jenes
nicht unwahrscheinlich , und dieses wenigstens
nicht unmöglich. Sie kann nemlich Sätze enthalten, die entweder unsre Vernunft nicht für sich zu erfinden, oder deren Gründe sie nicht vollständig zu entwickeln vermag; ingleichen positive Gesetze Gottes (§.
98. ) deren Grund wir Blödsichtigen aus der Natur der Dinge nicht herzuleiten im Stande sind. Doch muß sich bey diesen zeigen lassen, daß sie den göttlichen Eigenschaften nicht widersprechen; und über kurz oder lang wird sich auch die Schicklichkeit und Wohlthätigkeit derselben, und ihr Zusammenhang mit dem Ganzen, an den Tag legen.9. Den
Inhalt einer göttlichen Offenbarung zum voraus bestimmen wollen, wäre Kühnheit. Doch läßt sich
im allgemeinen behaupten, daß sie in einem gewissen Verhältniße zu dem Grade der Kultur der Zeitgenossen, denen sie zunächst nutzen soll, stehen, vielleicht aber doch Keime, die erst in der Folge sich entwickeln sollen, in sich schliessen werde; daß theoretische Sätze sowohl als praktische in ihr vorkommen
|d19| können; und daß sie theils Wahrheiten, die durch natürliches Nachdenken sich erkennen lassen, noch ehe sie erfunden sind, bekannt machen, theils die von der Vernunft bereits erkannten wiederhohlen könne. Und ist es gleich
nicht nothwendig, daß sie Lücken der natürlichen Religion ergänze, oder Sätze, welche ohne sie den Menschen immer unbekannt geblieben seyn würden, vortrage, so ist doch jenes
nicht unwahrscheinlich , und dieses wenigstens
nicht unmöglich. Sie kann nemlich Sätze enthalten, die entweder unsre Vernunft nicht für sich zu erfinden, oder deren Gründe sie nicht vollständig zu entwickeln vermag; ingleichen positive Gesetze Gottes (§.
98. ) deren Grund wir Blödsichtigen aus der Natur der Dinge nicht herzuleiten im Stande sind. Doch muß sich bey diesen zeigen lassen, daß sie den göttlichen Eigenschaften nicht widersprechen; und über kurz oder lang wird sich auch die Schicklichkeit und Wohlthätigkeit derselben, und ihr Zusammenhang mit dem Ganzen, an den Tag legen.
9. b. Muthmaslich würde eine solche Offenbarung nur wenigen Menschen unmittelbar wiederfahren, weil sie durch diese auf die übrigen mittelbar gebracht werden kann. In diesem Falle würden authentische Nachrichten und Urkunden von jener unmittelbaren Mittheilung und dem Inhalt der Offenbarung die Erkenntniß|d20|quelle der geoffenbarten Religion für später lebende Menschen seyn.9. b. Muthmaslich würde eine solche Offenbarung nur wenigen Menschen unmittelbar wiederfahren, weil sie durch diese auf die übrigen mittelbar gebracht werden kann. In diesem Falle würden authentische Nachrichten und Urkunden von jener unmittelbaren Mittheilung und dem Inhalt der Offenbarung die Erkenntniß|d20|quelle der geoffenbarten Religion für später lebende Menschen seyn.
10. Bey dem
Beweis, daß die christliche Religion, deren Ursprung und Inhalt wir aus der Sammlung von Nachrichten und Urkunden, welche man das neue Testament nennet, authentisch kennen lernen,
auf einer wahren göttlichen Offenbarung beruhe, setzen wir folgende Punkte voraus: a) Die
Bücher des N. T., wenigstens diejenigen darunter, an welchen nie gezweifelt worden ist, d. i. 20. unter 27, sind gewiß
ächt, und in Absicht ihres wesentlichen Inhalts, unverfälscht. b) Die im N. T. enthaltene
Geschichte ist wahr. Die Verfasser konnten, wollten, und musten Wahrheit schreiben. Die Geschichte der ersten Jahrhunderte im Ganzen genommen, so weit wir sie nur kennen, bestätigt die Richtigkeit der hauptsächlichsten historischen Angaben im N. T. Selbst die ältesten Gegner der Christen haben die Wahrheit der Thatsachen nicht geleugnet. Die Bücher haben alle innere Merkmale der Glaubwürdigkeit, und keine Spuren des Gegentheils an sich. Das außerordentliche und
übernatürliche mancher
Begebenheiten hindert nichts. Denn die im N. T. erzählten Begebenheiten dieser Art sind ihrer Beschaffenheit und al
|d21|len Umständen nach von den Mirakeln der Legende unendlich verschieden; und Wunder überhaupt, d. h. Wirkungen, welche die natürlichen Kräfte desjenigen, der sie hervorbringt oder untrüglich ankündigt, übersteigen, sind an sich nicht unmöglich. Ja bey der ersten Bekanntmachung einer göttlichen Offenbarung, zumal wenn sie nicht eine bloße Wiederholung der natürlichen Religion ist, oder wenn sie zuerst den Bekennern einer vornehmlich auf den Wunderbeweis sich stützenden Religion gepredigt wird, sind Wunder ganz schicklich; zur Empfehlung einer so vortreflichen Lehre, Gottes nicht unwürdig; und bey der unter manchen ungünstigen Umständen bis zum Erstaunen schnellen Ausbreitung einer Religion, wie die christliche war, um so glaublicher, weil man, wenn man sie durchaus leugnen wollte, unglaublichere Dinge, als sie selbst sind, annehmen müßte. Vergl. §.
14. e. §.
83. 84. 10. Bey dem
Beweis, daß die christliche Religion, deren Ursprung und Inhalt wir aus der Sammlung von Nachrichten und Urkunden, welche man das neue Testament nennet, authentisch kennen lernen,
auf einer wahren göttlichen Offenbarung beruhe, setzen wir folgende Punkte voraus: a) Die
Bücher des N. T., wenigstens diejenigen darunter, an welchen nie gezweifelt worden ist, d. i. 20. unter 27, sind gewiß
ächt, und in Absicht ihres wesentlichen Inhalts, unverfälscht. b) Die im N. T. enthaltene
Geschichte ist wahr. Die Verfasser konnten, wollten, und musten Wahrheit schreiben. Die Geschichte der ersten Jahrhunderte im Ganzen genommen, so weit wir sie nur kennen, bestätigt die Richtigkeit der hauptsächlichsten historischen Angaben im N. T. Selbst die ältesten Gegner der Christen haben die Wahrheit der Thatsachen nicht geleugnet. Die Bücher haben alle innere Merkmale der Glaubwürdigkeit, und keine Spuren des Gegentheils an sich. Das außerordentliche und
übernatürliche mancher
Begebenheiten hindert nichts. Denn die im N. T. erzählten Begebenheiten dieser Art sind ihrer Beschaffenheit und al
|d21|len Umständen nach von den Mirakeln der Legende unendlich verschieden; und Wunder überhaupt, d. h. Wirkungen, welche die natürlichen Kräfte desjenigen, der sie hervorbringt oder untrüglich ankündigt, übersteigen, sind an sich nicht unmöglich. Ja bey der ersten Bekanntmachung einer göttlichen Offenbarung, zumal wenn sie nicht eine bloße Wiederholung der natürlichen Religion ist, oder wenn sie zuerst den Bekennern einer vornehmlich auf den Wunderbeweis sich stützenden Religion gepredigt wird, sind Wunder ganz schicklich; zur Empfehlung einer so vortreflichen Lehre, Gottes nicht unwürdig; und bey der unter manchen ungünstigen Umständen bis zum Erstaunen schnellen Ausbreitung einer Religion, wie die christliche war, um so glaublicher, weil man, wenn man sie durchaus leugnen wollte, unglaublichere Dinge, als sie selbst sind, annehmen müßte. Vergl. §.
14. e. §.
83. 84.
11. Jesus war der weiseste und tugendhafteste Mann der je gelebt hat, unendlich entfernt von Betrug und Schwärmerey. Ohne Gelehrsamkeit, und unbekannt mit der Weisheit der erleuchtetsten Völker, lehrte er – man überdenke den Geist seiner Religion – wahre Lebensweisheit und ächte Tugend vollkommner, als alle große Männer vor ihm zusammengenommen. Sein wohlthätiger Plan, durch diese |d22| Weisheit und Tugend Menschen aller Nationen und aller Zeiten und von allen Ständen zur höchsten Glückseligkeit zu führen, hat einen solchen Umfang, daß die edelsten Entwürfe der größten Wohlthäter des menschlichen Geschlechts vor ihm damit nicht verglichen werden können.11. Jesus war der weiseste und tugendhafteste Mann der je gelebt hat, unendlich entfernt von Betrug und Schwärmerey. Ohne Gelehrsamkeit, und unbekannt mit der Weisheit der erleuchtetsten Völker, lehrte er – man überdenke den Geist seiner Religion – wahre Lebensweisheit und ächte Tugend vollkommner, als alle große Männer vor ihm zusammengenommen. Sein wohlthätiger Plan, durch diese |d22| Weisheit und Tugend Menschen aller Nationen und aller Zeiten und von allen Ständen zur höchsten Glückseligkeit zu führen, hat einen solchen Umfang, daß die edelsten Entwürfe der größten Wohlthäter des menschlichen Geschlechts vor ihm damit nicht verglichen werden können.
12.
Die Lehre Jesu ist wahr, und kommt
von Gott. (Ob mittelbar oder unmittelbar, bestimmen wir mit Bedacht hier noch nicht, ob es schon nichts weniger als gleichgültig ist, welches von beyden man annehme). Denn a) die Lehre Jesu enthält, richtig verstanden, nichts, weder in ihrem theoretischen noch praktischen Theil, weswegen sie nicht göttlich seyn könnte; (§.
8. ) vielmehr b) trägt sie die Vernunftreligion in einer bis dahin unbekannten Reinigkeit vor, kömmt den Mängeln unsrer Erkenntniß zu Hülfe, wo die natürliche Religion uns in Ungewißheit läßt, (§.
9. ) lehrt die erhabenste vollständigste Tugend, bauet sie auf die vernünftigsten edelsten Gründe, und zielt ganz darauf ab, den Gott anständigsten und der Natur und den Bedürfnissen des Menschen angemessensten Weg zur höchsten Glückseligkeit in Zeit und Ewigkeit zu zeigen. Sie leistet alles, was Religion leisten soll; (
§. 3. ) und kann, mit andern Religionen verglichen, ihrer Natur nach es vollkommner als jede andre leisten. c) Jeder, dem es um Wahrheit und Tugend mehr als um
|d23| alles andere zu thun ist, erfärt bey redlicher Ausübung dieser Religion, daß sie mit einer ihr eignen Macht sein Herz, das oft ein Sitz ungeheurer Laster war, zur edelsten Tugend bildet, und mit den seligsten Freuden erfüllet. Dies kann nicht nur jeder an sich selbst erfaren, (Vergl. Joh. 7, 17.) sondern auch an andern bemerken, (Vergl. 1 Petr. 3, 1. 2.) und die glaubwürdige Geschichte sagt , daß tausende eben das erfaren, und daß viele der Schwärmerey nicht verdächtige gute Menschen diese Erfarung noch auf dem Todbette, ja auf dem Scheiderhaufen und unter dem ausgesuchtesten Martern, freudig bezeugt haben. d) Auch für die Menschheit im Großen war diese Religion, da wo sie angenommen ward, ungemein wohlthätig, und würde es, ihrer Natur und ganzen Tendenz nach, noch unendlich mehr gewesen seyn, wenn sie stets rein geblieben und von ihren Bekennern wirklich ausgeübt worden wäre, und wenn nicht menschliche Thorheit und Bosheit, Fanatismus und Hierarchengeist, politische und litterarische Barbarey etc. ihre Wirkungen bald geschwächt, bald gehindert, bald gar die Arzney in Gift verwandelt hätten, oder wenn es möglich wäre, daß Religion allein, sey sie noch so vortreflich, den Mangel so vieler anderer zum Wohlstand und Glück der Völker gleichfalls nothwendigen Hülfsmittel ersetzen könnte. e) Die Religion Jesu und ihre Einführung in die Welt schliest sich genau an den
|d24| Plan an, nach welchem, laut der biblischen und profan Geschichte, Gott die Schicksale des Jüdischen Volks und andrer Nationen bis auf Jesu Geburt, regiert hat, und war lange vorbereitet. f) Die schnelle Ausbreitung dieser Religion geschah unter solchen Umständen, daß man eine Mitwirkung Gottes, wenn man den Inhalt und die Forderungen des Christenthums überdenkt, kaum verkennen kann.12.
Die Lehre Jesu ist wahr, und kommt
von Gott. (Ob mittelbar oder unmittelbar, bestimmen wir mit Bedacht hier noch nicht, ob es schon nichts weniger als gleichgültig ist, welches von beyden man annehme). Denn a) die Lehre Jesu enthält, richtig verstanden, nichts, weder in ihrem theoretischen noch praktischen Theil, weswegen sie nicht göttlich seyn könnte; (§.
8. ) vielmehr b) trägt sie die Vernunftreligion in einer bis dahin unbekannten Reinigkeit vor, kömmt den Mängeln unsrer Erkenntniß zu Hülfe, wo die natürliche Religion uns in Ungewißheit läßt, (§.
9. ) lehrt die erhabenste vollständigste Tugend, bauet sie auf die vernünftigsten edelsten Gründe, und zielt ganz darauf ab, den Gott anständigsten und der Natur und den Bedürfnissen des Menschen angemessensten Weg zur höchsten Glückseligkeit in Zeit und Ewigkeit zu zeigen. Sie leistet alles, was Religion leisten soll; (
§. 3. ) und kann, mit andern Religionen verglichen, ihrer Natur nach es vollkommner als jede andre leisten. c) Jeder, dem es um Wahrheit und Tugend mehr als um
|d23| alles andere zu thun ist, erfärt bey redlicher Ausübung dieser Religion, daß sie mit einer ihr eignen Macht sein Herz, das oft ein Sitz ungeheurer Laster war, zur edelsten Tugend bildet, und mit den seligsten Freuden erfüllet. Dies kann nicht nur jeder an sich selbst erfaren, (Vergl. Joh. 7, 17.) sondern auch an andern bemerken, (Vergl. 1 Petr. 3, 1. 2.) und die glaubwürdige Geschichte sagt , daß tausende eben das erfaren, und daß viele der Schwärmerey nicht verdächtige gute Menschen diese Erfarung noch auf dem Todbette, ja auf dem Scheiderhaufen und unter dem ausgesuchtesten Martern, freudig bezeugt haben. d) Auch für die Menschheit im Großen war diese Religion, da wo sie angenommen ward, ungemein wohlthätig, und würde es, ihrer Natur und ganzen Tendenz nach, noch unendlich mehr gewesen seyn, wenn sie stets rein geblieben und von ihren Bekennern wirklich ausgeübt worden wäre, und wenn nicht menschliche Thorheit und Bosheit, Fanatismus und Hierarchengeist, politische und litterarische Barbarey etc. ihre Wirkungen bald geschwächt, bald gehindert, bald gar die Arzney in Gift verwandelt hätten, oder wenn es möglich wäre, daß Religion allein, sey sie noch so vortreflich, den Mangel so vieler anderer zum Wohlstand und Glück der Völker gleichfalls nothwendigen Hülfsmittel ersetzen könnte. e) Die Religion Jesu und ihre Einführung in die Welt schliest sich genau an den
|d24| Plan an, nach welchem, laut der biblischen und profan Geschichte, Gott die Schicksale des Jüdischen Volks und andrer Nationen bis auf Jesu Geburt, regiert hat, und war lange vorbereitet. f) Die schnelle Ausbreitung dieser Religion geschah unter solchen Umständen, daß man eine Mitwirkung Gottes, wenn man den Inhalt und die Forderungen des Christenthums überdenkt, kaum verkennen kann.
13. Jesus selbst behauptete von sich, er sey von Gott gesandt, Joh. 5, 43. 7, 28. 29. 8, 42. 13, 3. 17, 3. 23. als ein Lehrer der Welt, Joh. 8, 12. 12, 46. 17, 4. 6. 18, 37. als der große verheißene längst erwartete göttliche Gesandte, der den vollkommensten Religionsunterricht geben solle, Joh. 4, 25. 26. und allein ihn geben könne, Matth. 11, 27. Joh. 3, 11–13. und größer sey als die Propheten; Matth. 12, 41. 42 13, 16. 17. seine Lehre sey nicht seine eigene Erfindung, sondern er habe sie von dem Gott, der ihn gesandt habe; Joh. 7, 15. 16. 17. 8, 26. 28. 38. 12, 49. 50. er sey vom Himmel gekommen, und von dorther sey seine Lehre; Joh. 3, 13. 6, 33. 41. 42. 46. 8, 40. 17, 8. Gott bestätige seine Lehre; Joh. 6, 27. 8, 18. wer ihn und seine Lehre annehme oder verwerfe, der verwerfe oder nehme den Unterricht Gottes an. Matth. 10, 40. Luc. 10, 16. Joh. 14, 9. |d25| Hiezu nehme man noch die andern Versicherungen, welche Jesus von seiner erhabenen Würde und großen Bestimmung gegeben hat, z. B. er sey der geliebte, der eingebohrne Sohn Gottes; Joh. 3, 16. Gott sey sein Vater; dieser sey in ihm, und er im Vater, d. i. der Vater rede und wirke durch ihn, und er handle nie anders, als unter der Auktorität und nach dem Willen des Vaters; Joh. 10, 30. 36. 38. 14, 10. 11. 17, 21. 23. man solle ihn ehren wie den Vater; Joh. 5, 23. er werde einst alle Toden auferwecken, Joh. 5, 28. 29. und der allgemeine Richter aller Menschen seyn. Matth. 25, 31. folgg. Dies alles zusammengenommen kann niemand von sich sagen, der nicht will, daß man ihn für den außerordentlichsten unmittelbarsten Gesandten Gottes, und seine Aussprüche für eine unmittelbare göttliche Offenbarung halten soll. 13. Jesus selbst behauptete von sich, er sey von Gott gesandt, Joh. 5, 43. 7, 28. 29. 8, 42. 13, 3. 17, 3. 23. als ein Lehrer der Welt, Joh. 8, 12. 12, 46. 17, 4. 6. 18, 37. als der große verheißene längst erwartete göttliche Gesandte, der den vollkommensten Religionsunterricht geben solle, Joh. 4, 25. 26. und allein ihn geben könne, Matth. 11, 27. Joh. 3, 11–13. und größer sey als die Propheten; Matth. 12, 41. 42 13, 16. 17. seine Lehre sey nicht seine eigene Erfindung, sondern er habe sie von dem Gott, der ihn gesandt habe; Joh. 7, 15. 16. 17. 8, 26. 28. 38. 12, 49. 50. er sey vom Himmel gekommen, und von dorther sey seine Lehre; Joh. 3, 13. 6, 33. 41. 42. 46. 8, 40. 17, 8. Gott bestätige seine Lehre; Joh. 6, 27. 8, 18. wer ihn und seine Lehre annehme oder verwerfe, der verwerfe oder nehme den Unterricht Gottes an. Matth. 10, 40. Luc. 10, 16. Joh. 14, 9. |d25| Hiezu nehme man noch die andern Versicherungen, welche Jesus von seiner erhabenen Würde und großen Bestimmung gegeben hat, z. B. er sey der geliebte, der eingebohrne Sohn Gottes; Joh. 3, 16. Gott sey sein Vater; dieser sey in ihm, und er im Vater, d. i. der Vater rede und wirke durch ihn, und er handle nie anders, als unter der Auktorität und nach dem Willen des Vaters; Joh. 10, 30. 36. 38. 14, 10. 11. 17, 21. 23. man solle ihn ehren wie den Vater; Joh. 5, 23. er werde einst alle Toden auferwecken, Joh. 5, 28. 29. und der allgemeine Richter aller Menschen seyn. Matth. 25, 31. folgg. Dies alles zusammengenommen kann niemand von sich sagen, der nicht will, daß man ihn für den außerordentlichsten unmittelbarsten Gesandten Gottes, und seine Aussprüche für eine unmittelbare göttliche Offenbarung halten soll.
14.
Alle diese Behauptungen Jesu sind wahr, und die von Jesu gestiftete Religion (welche ohnehin auf alle Fälle wahr, göttlich und mit den Absichten Gottes übereinstimmend bleibt, §.
12. ) beruht also auf einer
unmittelbaren göttlichen Offenbarung. Denn a) Jesus verdient bey diesen, sogar mit einem feierlichen Eide bekräftigten, Matth. 26, 63. 64. und mit seinem Tode versiegelten, Versicherungen nicht nur an sich schon allen Glau
|d26|ben, (§.
11. 12. ) wie er ihn auch fordert, Joh. 3, 11. 13. 8, 14. folgg. sondern seine Aussagen werden auch durch die Zusammenstimmung einer Menge von Umständen und Ereignißen auf das vollkommenste bestätiget. Nämlich b) kein Mensch in Jesu Umständen, wie die glaubwürdige Geschichte sie beschreibt, hätte eine solche Lehre erfinden können; c) seit bald zweytausend Jahren konnten die Bemühungen aller Philosophen in allen Theilen der Welt in Absicht auf Religion und Moral nichts vortreflichers und in jeder Rücksicht vollkommeners ersinnen, des Fortschritts in den übrigen Wissenschaften ungeachtet; d) die durch die Religion Jesu in der Welt bewirkte Veränderung war lange in den heiligen Büchern der Juden, welche in ihrer jetzigen Form schon lange vor Christi Geburt existirten, vorhergesagt, (§.
132. ) worauf sich auch Jesus berief. Luc. 24, 44.–47. Joh. 5, 39. Und mit Recht konnte er sich auf den Geist, welchen die Propheten in ihren Aussprüchen von der Zukunft athmen, berufen, wenn es gleich schwehr ist, auf eine für unsre Zeitgenoßen überzeugende Art zu bestimmen, welche und wie viele prophetische Stellen hieher gehören, und wie viel in einer jeden liege. Der Weissagungen von besondern Lebensumständen Jesu wollen wir nicht einmal gedenken, ob es schon vernünftiger ist, die so häufige und auffallende Aehnlichkeit dieser Umstände mit Stellen der Propheten, zumal mit solchen,
|d27| die damals schon von den Juden auf den Messias gedeutet zu werden pflegten, einer Veranstaltung der göttlichen Providenz, als dem bloßen Ungefähr, oder gar einer schwehr zu entschuldigenden Affektation Jesu zuzuschreiben. e) Gott bestätigte die Lehre und alle Versicherungen Jesu
theils durch seine Auferweckung; Matth. 12, 38. 40. Joh. 8, 28. 14, 19. 20. Act. 17, 31.
theils durch eine Menge Gottanständiger wohlthätiger Wunder, Joh. 15, 24. (§.
10. b) welche Jesus mit der ausdrücklichen Erklärung verrichtete, daß sie wahrhaftig göttliche Wunder seyen, Matth. 12, 28. Luc. 11, 20. Joh. 5, 19. folgg. 14., 10. und daß sie zur Bestätigung der Wahrheit seiner göttlichen Sendung geschähen; Matth. 11, 3–5. Joh. 5, 36. 37. 10, 25. 37. 38. 11, 41–45. 14, 11. vergl. Act. 2, 22. und solche Werke von einem solchen Manne unter solchen Erklärungen verrichtet, um dem Stifter einer solchen Religion göttliches Ansehen zu verschaffen, und durch solche Zeugnisse und solche Erfolge beglaubigt, sind sehr beweisend; §.
84. vergl. Joh. 3, 2. 15, 24.
theils durch Erfüllung mehrerer von Christo ausgesprochnen Weissagungen Joh. 13, 19. 14, 29. 16, 4. – Joh. 6, 70. Matth. 26, 21. 23. 25. – Luc. 18, 32. 33. 34. – Marc. 13, 9. 10. – Joh. 21, 18. 19. – und vornehmlich Matth. 24; anderer Bestätigungen nicht zu gedenken, als der Stimmen vom Himmel, Matth.
|d28| 3, 17. 17, 5. Joh. 12, 28. der außerordentlichen Umstände vor und bey seiner Geburt, Luc. 1. 2. der sonderbaren Phänomene bey seinem Tode, Matth. 27, 51–54. Luc. 23, 44–48. u. s. w.14.
Alle diese Behauptungen Jesu sind wahr, und die von Jesu gestiftete Religion (welche ohnehin auf alle Fälle wahr, göttlich und mit den Absichten Gottes übereinstimmend bleibt, §.
12. ) beruht also auf einer
unmittelbaren göttlichen Offenbarung. Denn a) Jesus verdient bey diesen, sogar mit einem feierlichen Eide bekräftigten, Matth. 26, 63. 64. und mit seinem Tode versiegelten, Versicherungen nicht nur an sich schon allen Glau
|d26|ben, (§.
11. 12. ) wie er ihn auch fordert, Joh. 3, 11. 13. 8, 14. folgg. sondern seine Aussagen werden auch durch die Zusammenstimmung einer Menge von Umständen und Ereignißen auf das vollkommenste bestätiget. Nämlich b) kein Mensch in Jesu Umständen, wie die glaubwürdige Geschichte sie beschreibt, hätte eine solche Lehre erfinden können; c) seit bald zweytausend Jahren konnten die Bemühungen aller Philosophen in allen Theilen der Welt in Absicht auf Religion und Moral nichts vortreflichers und in jeder Rücksicht vollkommeners ersinnen, des Fortschritts in den übrigen Wissenschaften ungeachtet; d) die durch die Religion Jesu in der Welt bewirkte Veränderung war lange in den heiligen Büchern der Juden, welche in ihrer jetzigen Form schon lange vor Christi Geburt existirten, vorhergesagt, (§.
132. ) worauf sich auch Jesus berief. Luc. 24, 44.–47. Joh. 5, 39. Und mit Recht konnte er sich auf den Geist, welchen die Propheten in ihren Aussprüchen von der Zukunft athmen, berufen, wenn es gleich schwehr ist, auf eine für unsre Zeitgenoßen überzeugende Art zu bestimmen, welche und wie viele prophetische Stellen hieher gehören, und wie viel in einer jeden liege. Der Weissagungen von besondern Lebensumständen Jesu wollen wir nicht einmal gedenken, ob es schon vernünftiger ist, die so häufige und auffallende Aehnlichkeit dieser Umstände mit Stellen der Propheten, zumal mit solchen,
|d27| die damals schon von den Juden auf den Messias gedeutet zu werden pflegten, einer Veranstaltung der göttlichen Providenz, als dem bloßen Ungefähr, oder gar einer schwehr zu entschuldigenden Affektation Jesu zuzuschreiben. e) Gott bestätigte die Lehre und alle Versicherungen Jesu
theils durch seine Auferweckung; Matth. 12, 38. 40. Joh. 8, 28. 14, 19. 20. Act. 17, 31.
theils durch eine Menge Gottanständiger wohlthätiger Wunder, Joh. 15, 24. (§.
10. b) welche Jesus mit der ausdrücklichen Erklärung verrichtete, daß sie wahrhaftig göttliche Wunder seyen, Matth. 12, 28. Luc. 11, 20. Joh. 5, 19. folgg. 14., 10. und daß sie zur Bestätigung der Wahrheit seiner göttlichen Sendung geschähen; Matth. 11, 3–5. Joh. 5, 36. 37. 10, 25. 37. 38. 11, 41–45. 14, 11. vergl. Act. 2, 22. und solche Werke von einem solchen Manne unter solchen Erklärungen verrichtet, um dem Stifter einer solchen Religion göttliches Ansehen zu verschaffen, und durch solche Zeugnisse und solche Erfolge beglaubigt, sind sehr beweisend; §.
84. vergl. Joh. 3, 2. 15, 24.
theils durch Erfüllung mehrerer von Christo ausgesprochnen Weissagungen Joh. 13, 19. 14, 29. 16, 4. – Joh. 6, 70. Matth. 26, 21. 23. 25. – Luc. 18, 32. 33. 34. – Marc. 13, 9. 10. – Joh. 21, 18. 19. – und vornehmlich Matth. 24; anderer Bestätigungen nicht zu gedenken, als der Stimmen vom Himmel, Matth.
|d28| 3, 17. 17, 5. Joh. 12, 28. der außerordentlichen Umstände vor und bey seiner Geburt, Luc. 1. 2. der sonderbaren Phänomene bey seinem Tode, Matth. 27, 51–54. Luc. 23, 44–48. u. s. w.
15.
Die Apostel a) waren Männer von geprüfter Tugend, Rechtschaffenheit und Wahrheitsliebe; daher sie sich auch freymüthig auf das Zeugniß ihrer Schüler berufen konnten. Joh. 21, 24. Act. 20, 33–35. 2 Cor. 1, 12. 13. 4, 2. 2 Thess. 3, 7–10. 2 Joh. 12. b) Jesus selbst, der größte göttliche Gesandte, (§.
13. 14. ) hatte sie zu Lehren seiner Religion verordnet, Matth. 10. 28, 19. 20. Joh. 17, 18. Act. 26, 16. folg. mit unumschränkter Vollmacht. Matth. 16, 18. 19. 18, 18. Luc. 10, 16. Joh. 20, 21–23. c) Sie kannten die Lehre Jesu, deren Göttlichkeit wir nach dem Vorhergehenden nun schon voraussetzen können, genau, Matth. 13, 11. Marc. 4, 34. Joh. 15, 27. Act. 1, 21. 22. 4, 20. 1 Joh. 1, 1–3. und pflanzten sie fort ohne Veränderung eines wesentlichen Stücks derselben, jedoch mit einigen Erweiterungen und genauerer Entwickelung mancher von Jesu nur kurz berührten Sätze. (§.
139. c) Joh. 16, 12–15. d) Diese weitere Aufklärungen der Lehre Jesu sind nicht die Erfindung der galiläischen Fischer, Act. 4, 13. noch des im Pharisaismus erzogenen und
|d29| demselben eifrigst ergeben gewesenen Paulus. Act. 22, 3–5. 26, 5. Gal. 1, 14–16. Jesus hatte vielmehr es vorhergesagt, daß seine Apostel nach seinem Abschied noch tiefere Einsichten in die von ihm schon vorgetragene Wahrheiten der Religion von Gott sollten mitgetheilt bekommen, Joh. 16, 12. 13. 14. 15. daß sie eine durch Gottes Geist zu bewirkende große Veränderung an sich erfaren würden Luc. 24, 49. Act. 1, 8. welche ihnen bey ihrer Amtsführung, und besonders in bedenklichen Fällen, die sie in Verlegenheit setzen könnten, treflich zu statten kommen werde, Matth. 10, 19. 20. Luc. 21, 15. Joh. 14, 16. 17. 26. und daß sie eines besondern Beistandes Gottes sich zu erfreuen haben würden. Joh. 16, 23. e) Dies ist eingetroffen, Act. 2. wie sie selbst glaubwürdig versichern, Act. 2, 33. Röm. 15, 18. 19. und noch hinzusetzen, daß sie zuweilen unmittelbarer göttlicher Offenbarungen gewürdiget worden seyen. 1 Cor. 2, 6–10. 2 Cor. 12, 1–4. Eph. 3, 3. 5. Gal. 1, 11. 12. 2, 2. Act. 10, 10–20. f) Hierdurch, und durch die von ihnen verrichteten Wunder, Joh. 14, 12. sind sie als Männer dargestellt worden, Hebr. 2, 4. Marc. 16, 20. welche
mit göttlicher Autorität versehen die göttliche
Lehre Jesu vortrugen. Vergl. Eph. 2, 20.15.
Die Apostel a) waren Männer von geprüfter Tugend, Rechtschaffenheit und Wahrheitsliebe; daher sie sich auch freymüthig auf das Zeugniß ihrer Schüler berufen konnten. Joh. 21, 24. Act. 20, 33–35. 2 Cor. 1, 12. 13. 4, 2. 2 Thess. 3, 7–10. 2 Joh. 12. b) Jesus selbst, der größte göttliche Gesandte, (§.
13. 14. ) hatte sie zu Lehren seiner Religion verordnet, Matth. 10. 28, 19. 20. Joh. 17, 18. Act. 26, 16. folg. mit unumschränkter Vollmacht. Matth. 16, 18. 19. 18, 18. Luc. 10, 16. Joh. 20, 21–23. c) Sie kannten die Lehre Jesu, deren Göttlichkeit wir nach dem Vorhergehenden nun schon voraussetzen können, genau, Matth. 13, 11. Marc. 4, 34. Joh. 15, 27. Act. 1, 21. 22. 4, 20. 1 Joh. 1, 1–3. und pflanzten sie fort ohne Veränderung eines wesentlichen Stücks derselben, jedoch mit einigen Erweiterungen und genauerer Entwickelung mancher von Jesu nur kurz berührten Sätze. (§.
139. c) Joh. 16, 12–15. d) Diese weitere Aufklärungen der Lehre Jesu sind nicht die Erfindung der galiläischen Fischer, Act. 4, 13. noch des im Pharisaismus erzogenen und
|d29| demselben eifrigst ergeben gewesenen Paulus. Act. 22, 3–5. 26, 5. Gal. 1, 14–16. Jesus hatte vielmehr es vorhergesagt, daß seine Apostel nach seinem Abschied noch tiefere Einsichten in die von ihm schon vorgetragene Wahrheiten der Religion von Gott sollten mitgetheilt bekommen, Joh. 16, 12. 13. 14. 15. daß sie eine durch Gottes Geist zu bewirkende große Veränderung an sich erfaren würden Luc. 24, 49. Act. 1, 8. welche ihnen bey ihrer Amtsführung, und besonders in bedenklichen Fällen, die sie in Verlegenheit setzen könnten, treflich zu statten kommen werde, Matth. 10, 19. 20. Luc. 21, 15. Joh. 14, 16. 17. 26. und daß sie eines besondern Beistandes Gottes sich zu erfreuen haben würden. Joh. 16, 23. e) Dies ist eingetroffen, Act. 2. wie sie selbst glaubwürdig versichern, Act. 2, 33. Röm. 15, 18. 19. und noch hinzusetzen, daß sie zuweilen unmittelbarer göttlicher Offenbarungen gewürdiget worden seyen. 1 Cor. 2, 6–10. 2 Cor. 12, 1–4. Eph. 3, 3. 5. Gal. 1, 11. 12. 2, 2. Act. 10, 10–20. f) Hierdurch, und durch die von ihnen verrichteten Wunder, Joh. 14, 12. sind sie als Männer dargestellt worden, Hebr. 2, 4. Marc. 16, 20. welche
mit göttlicher Autorität versehen die göttliche
Lehre Jesu vortrugen. Vergl. Eph. 2, 20.
16. Wegen dieses ihres Charakters, und weil sie sowohl ihre Einsicht in die christliche Lehre als |d30| ihre Geschicklichkeit zum Vortrage derselben, göttlichen Wirkungen, zum Theil wenigstens, zu danken hatten, erkennen wir die Apostel in ihren Belehrungen von allen zum Wesentlichen der christlichen Religion gehörigen Wahrheiten für untrüglich, und halten uns mit Recht verbunden, das was in ihren Vorträgen eigentliche, es sey nun theoretische oder praktische, Religionslehre ist, als wahr und göttlich anzunehmen, auch wann wir die innern Gründe dieses oder jenes Satzes nicht einzusehen vermögen sollten.16. Wegen dieses ihres Charakters, und weil sie sowohl ihre Einsicht in die christliche Lehre als |d30| ihre Geschicklichkeit zum Vortrage derselben, göttlichen Wirkungen, zum Theil wenigstens, zu danken hatten, erkennen wir die Apostel in ihren Belehrungen von allen zum Wesentlichen der christlichen Religion gehörigen Wahrheiten für untrüglich, und halten uns mit Recht verbunden, das was in ihren Vorträgen eigentliche, es sey nun theoretische oder praktische, Religionslehre ist, als wahr und göttlich anzunehmen, auch wann wir die innern Gründe dieses oder jenes Satzes nicht einzusehen vermögen sollten.
17. Die ächten Schriften der Apostel, so wohl die, worin sie von dem Leben und der Lehre Jesu historische Nachricht geben, als auch diejenigen, in welchen sie selbst Religionslehren vortragen, sind die einzigen authentischen Urkunden der christlichen Religion. Und da diese, so fern sie sich von der natürlichen unterscheidet, auf gewissen Thatsachen beruhet, deren Wahrheit nicht anders als durch Zeugnisse erkannt werden kann, so sind jene Schriften der alleinige Erkenntnißgrund dieser Religion, sofern sie positiv ist. Jeder Religionssatz, (und nur von solchen ist hier die Rede,) der aus den Reden Christi, wie Matthäus und Johannes sie aufgezeichnet haben, oder aus solchen Stellen der Schriften der Apostel, in welchen diese Belehrungen über Religionswahrheiten mit apostolischem Ansehen geben wollen, kritisch hermeneu|d31|tisch und logisch richtig erwiesen werden kann, ist, ohne daß ein andrer Beweiß nöthig wäre, als wahr anzunehmen. – Dieß läßt sich zwar nicht mit eben dem Grade von Gewißheit, doch aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch von Marci und Lucä Schriften behaupten. Wenigstens kann gegen die Glaubwürdigkeit ihrer Nachrichten, worauf es auch eigentlich hier nur ankommt, keine gegründete Einwendung gemacht werden.17. Die ächten Schriften der Apostel, so wohl die, worin sie von dem Leben und der Lehre Jesu historische Nachricht geben, als auch diejenigen, in welchen sie selbst Religionslehren vortragen, sind die einzigen authentischen Urkunden der christlichen Religion. Und da diese, so fern sie sich von der natürlichen unterscheidet, auf gewissen Thatsachen beruhet, deren Wahrheit nicht anders als durch Zeugnisse erkannt werden kann, so sind jene Schriften der alleinige Erkenntnißgrund dieser Religion, sofern sie positiv ist. Jeder Religionssatz, (und nur von solchen ist hier die Rede,) der aus den Reden Christi, wie Matthäus und Johannes sie aufgezeichnet haben, oder aus solchen Stellen der Schriften der Apostel, in welchen diese Belehrungen über Religionswahrheiten mit apostolischem Ansehen geben wollen, kritisch hermeneu|d31|tisch und logisch richtig erwiesen werden kann, ist, ohne daß ein andrer Beweiß nöthig wäre, als wahr anzunehmen. – Dieß läßt sich zwar nicht mit eben dem Grade von Gewißheit, doch aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch von Marci und Lucä Schriften behaupten. Wenigstens kann gegen die Glaubwürdigkeit ihrer Nachrichten, worauf es auch eigentlich hier nur ankommt, keine gegründete Einwendung gemacht werden.
18. Dies sind die Gründe, auf welche sich unsre Ueberzeugung von der Untrüglichkeit der apostolischen Schriften in Religionssachen (§.
16. ) eigentlich stützt. Doch kann diese Ueberzeugung einen neuen Zuwachs bekommen, wenn man dazu nimmt, daß die Verfasser dieser Schriften, so oft es nöthig war, und weder die ordentlichen Mittel, deren sich sonst die göttliche Vorsehung zu Beförderung richtiger Einsichten in wichtige Wahrheiten bedient, noch auch das Maaß der Gaben des göttlichen Geistes, womit die Apostel ohnehin (§.
15. d) ausgerüstet waren, zur Absicht hinreichten, bey dem Schreiben unter einem näheren Einfluße der Gottheit stunden, dessen eigentliche Beschaffenheit wir aber nicht anzugeben vermögen. Man pflegt ihn aus Veranlassung der Stelle 2 Tim. 3, 16.
göttliche Eingebung zu nennen, und möchte ihn wohl am richtigsten darein setzen, daß Gott auf eine uns nicht ganz klare Art die Gedanken der Ver
|d32|fasser dergestalt gelenkt habe, daß sie in keiner die Religion betreffenden Behauptung von der Wahrheit sich entfernten, sondern so schrieben, wie es sich für Religionslehrer, die unter göttlicher Autorität die Lehre Jesu vortragen sollten, schickte.18. Dies sind die Gründe, auf welche sich unsre Ueberzeugung von der Untrüglichkeit der apostolischen Schriften in Religionssachen (§.
16. ) eigentlich stützt. Doch kann diese Ueberzeugung einen neuen Zuwachs bekommen, wenn man dazu nimmt, daß die Verfasser dieser Schriften, so oft es nöthig war, und weder die ordentlichen Mittel, deren sich sonst die göttliche Vorsehung zu Beförderung richtiger Einsichten in wichtige Wahrheiten bedient, noch auch das Maaß der Gaben des göttlichen Geistes, womit die Apostel ohnehin (§.
15. d) ausgerüstet waren, zur Absicht hinreichten, bey dem Schreiben unter einem näheren Einfluße der Gottheit stunden, dessen eigentliche Beschaffenheit wir aber nicht anzugeben vermögen. Man pflegt ihn aus Veranlassung der Stelle 2 Tim. 3, 16.
göttliche Eingebung zu nennen, und möchte ihn wohl am richtigsten darein setzen, daß Gott auf eine uns nicht ganz klare Art die Gedanken der Ver
|d32|fasser dergestalt gelenkt habe, daß sie in keiner die Religion betreffenden Behauptung von der Wahrheit sich entfernten, sondern so schrieben, wie es sich für Religionslehrer, die unter göttlicher Autorität die Lehre Jesu vortragen sollten, schickte.
19. Inzwischen sind fast alle Bücher des N. T. aus besondern Veranlassungen geschrieben, zur Erreichung eines damaligen, jetzt bey sehr veränderten Umständen nicht mehr eben so statt findenden, Zwecks. Sie sind von ihren Verfassern für damals lebende Menschen zunächst bestimmt, deren Sprache sie reden, und nach deren Bedürfnissen, Fähigkeiten und Denkungsart sie sich, der Wahrheit der Lehrsätze selbst unbeschadet, in ihrem Vortrage und in der ganzen Behandlungsart bequemen. Sie handeln daher diejenigen Materien am öftersten, ausführlichsten und deutlichsten ab, welche für jene Menschen unter damaligen Umständen die wichtigsten waren, und tragen mehrentheils die Religionslehren nicht abstrakt, sondern auf jene Umstände angewendet, vor: welches gewiß eine weise Einrichtung ist. Daher rührt so manches Lokale und Temporelle in dem N. T.19. Inzwischen sind fast alle Bücher des N. T. aus besondern Veranlassungen geschrieben, zur Erreichung eines damaligen, jetzt bey sehr veränderten Umständen nicht mehr eben so statt findenden, Zwecks. Sie sind von ihren Verfassern für damals lebende Menschen zunächst bestimmt, deren Sprache sie reden, und nach deren Bedürfnissen, Fähigkeiten und Denkungsart sie sich, der Wahrheit der Lehrsätze selbst unbeschadet, in ihrem Vortrage und in der ganzen Behandlungsart bequemen. Sie handeln daher diejenigen Materien am öftersten, ausführlichsten und deutlichsten ab, welche für jene Menschen unter damaligen Umständen die wichtigsten waren, und tragen mehrentheils die Religionslehren nicht abstrakt, sondern auf jene Umstände angewendet, vor: welches gewiß eine weise Einrichtung ist. Daher rührt so manches Lokale und Temporelle in dem N. T.
20. Weil aber doch a) die von den heil. Verfassern auf besondere Umstände angewandten Grundsätze, ihrer Natur nach, allgemeine Wahrheiten sind, welche bey veränderten Situatio
|d33|nen der Menschen jedesmal analogisch sich anwenden lassen, wenn man nur den Geist des Christenthums und die Bedürfnisse jener sowohl als der jetzigen Zeitperiode kennet, und sich gewöhnet hat, die mancherley Veränderungen unterworfenen Vorstellungsarten, Beweisarten, Arten sich auszudrücken etc. von der Sache selbst zu unterscheiden; auch b) die Verpflichtung, daß alle, die des Unterrichts der Apostel theilhaftig werden würden, denselben annehmen und befolgen sollen, Marc. 16, 15. 16. (vergl[.] §.
15. b) nie auf gewisse Zeiten und Menschen eingeschränkt, oder wieder aufgehoben worden ist; und c) die christliche Religion, deren einzige authentische Erkenntnißquelle das N. T. ist, (§.
17. ) die Merkmale ihrer Wahrheit und Göttlichkeit immerfort an sich trägt, und ihre für alle Menschen wohlthätige Natur nicht verändert hat: so bleibt das N. T., nach Absonderung des bloß Lokalen und Temporellen, noch
immer die
verbindliche Richtschnur des Glaubens und Lebens
für alle Christen, und hat für sie seinen Werth durch die Länge der Zeit eben so wenig verlohren, als
der Werth der darin enthaltenen Religion für jetzige Menschen abgenommen hat, welche vielmehr für Völker, die auf einer viel höhern Stufe der Kultur, als wir so bald erreichen werden, stünden, immer noch ein sehr wichtiges Geschenk des Himmels bleiben würde, selbst bey jedem Fortschritt
|d34| in der Aufklärung (wie die Geschichte der vergangenen Zeiten beweiset) gewinnt, und bey Veränderungen unsrer anderweitigen Einsichten noch immer
neue Entwickelungen und Anwendungen zuläßt, ja sie sogar, was Einsichtsvolle und ihren Zeitgenossen zu nützen sich bestrebende Lehrer und an eignes Nachdenken gewöhnte Christen betrift, erfordert, wenn anders ihre Religionskenntnisse nicht zu geistloser und dem Sinne Jesu und seiner Apostel gewiß entgegen laufender Wiederhohlung angewöhnter Formeln herabsinken, sondern ihnen selbst eigen seyn, und stets in dem nöthigen Verhältniße und Zusammenhang mit unsern übrigen Kenntnissen bleiben sollen. Doch sind dergleichen Entwickelungen und Anwendungen
nur lokal und temporel, (wie es manche Vorstellungsarten der Apostel auch waren, §.
19. ) und wohl gar nur individuel, (wie einige Ideen, durch die sich Paulus von Johanne, Johannes von Petro, u. s. w. unterschied), und dürfen nicht allen Menschen aller Zeiten und Orte als eine ewig unveränderliche Richtschnur des Denkens über religiöse Gegenstände, oder als wesentlich zur christlichen Religion gehörige Stücke aufgedrungen werden; obgleich eine Gottesdienstliche Gesellschaft in allerley äussern Umständen triftige Gründe finden kann, ihre Lehrer anzuweisen, daß sie bey ihren
öffentlichen Vorträgen für izt diejenige Vorstellungsart von gewissen Lehrsätzen zum Grunde legen sollen, wel
|d35|che die Gesellschaft nach dem dermaligen Maaße ihrer Einsichten für die vorzüglichste, mit der Bibel am besten übereinstimmende, und ihrer dermaligen Lage angemessenste hält. (§.
34. ) Aber nur den Aussprüchen Jesu und der übereinstimmenden Lehre seiner Apostel gebühret der Vorzug, die alleinige Grundlage zu seyn, auf welche jeder Christ nach seinem besten Wissen seine
Privatreligion gewissenhaft bauet. Vergl. 1 Kor. 3, 10–15. und §.
33. 20. Weil aber doch a) die von den heil. Verfassern auf besondere Umstände angewandten Grundsätze, ihrer Natur nach, allgemeine Wahrheiten sind, welche bey veränderten Situatio
|d33|nen der Menschen jedesmal analogisch sich anwenden lassen, wenn man nur den Geist des Christenthums und die Bedürfnisse jener sowohl als der jetzigen Zeitperiode kennet, und sich gewöhnet hat, die mancherley Veränderungen unterworfenen Vorstellungsarten, Beweisarten, Arten sich auszudrücken etc. von der Sache selbst zu unterscheiden; auch b) die Verpflichtung, daß alle, die des Unterrichts der Apostel theilhaftig werden würden, denselben annehmen und befolgen sollen, Marc. 16, 15. 16. (vergl[.] §.
15. b) nie auf gewisse Zeiten und Menschen eingeschränkt, oder wieder aufgehoben worden ist; und c) die christliche Religion, deren einzige authentische Erkenntnißquelle das N. T. ist, (§.
17. ) die Merkmale ihrer Wahrheit und Göttlichkeit immerfort an sich trägt, und ihre für alle Menschen wohlthätige Natur nicht verändert hat: so bleibt das N. T., nach Absonderung des bloß Lokalen und Temporellen, noch
immer die
verbindliche Richtschnur des Glaubens und Lebens
für alle Christen, und hat für sie seinen Werth durch die Länge der Zeit eben so wenig verlohren, als
der Werth der darin enthaltenen Religion für jetzige Menschen abgenommen hat, welche vielmehr für Völker, die auf einer viel höhern Stufe der Kultur, als wir so bald erreichen werden, stünden, immer noch ein sehr wichtiges Geschenk des Himmels bleiben würde, selbst bey jedem Fortschritt
|d34| in der Aufklärung (wie die Geschichte der vergangenen Zeiten beweiset) gewinnt, und bey Veränderungen unsrer anderweitigen Einsichten noch immer
neue Entwickelungen und Anwendungen zuläßt, ja sie sogar, was Einsichtsvolle und ihren Zeitgenossen zu nützen sich bestrebende Lehrer und an eignes Nachdenken gewöhnte Christen betrift, erfordert, wenn anders ihre Religionskenntnisse nicht zu geistloser und dem Sinne Jesu und seiner Apostel gewiß entgegen laufender Wiederhohlung angewöhnter Formeln herabsinken, sondern ihnen selbst eigen seyn, und stets in dem nöthigen Verhältniße und Zusammenhang mit unsern übrigen Kenntnissen bleiben sollen. Doch sind dergleichen Entwickelungen und Anwendungen
nur lokal und temporel, (wie es manche Vorstellungsarten der Apostel auch waren, §.
19. ) und wohl gar nur individuel, (wie einige Ideen, durch die sich Paulus von Johanne, Johannes von Petro, u. s. w. unterschied), und dürfen nicht allen Menschen aller Zeiten und Orte als eine ewig unveränderliche Richtschnur des Denkens über religiöse Gegenstände, oder als wesentlich zur christlichen Religion gehörige Stücke aufgedrungen werden; obgleich eine Gottesdienstliche Gesellschaft in allerley äussern Umständen triftige Gründe finden kann, ihre Lehrer anzuweisen, daß sie bey ihren
öffentlichen Vorträgen für izt diejenige Vorstellungsart von gewissen Lehrsätzen zum Grunde legen sollen, wel
|d35|che die Gesellschaft nach dem dermaligen Maaße ihrer Einsichten für die vorzüglichste, mit der Bibel am besten übereinstimmende, und ihrer dermaligen Lage angemessenste hält. (§.
34. ) Aber nur den Aussprüchen Jesu und der übereinstimmenden Lehre seiner Apostel gebühret der Vorzug, die alleinige Grundlage zu seyn, auf welche jeder Christ nach seinem besten Wissen seine
Privatreligion gewissenhaft bauet. Vergl. 1 Kor. 3, 10–15. und §.
33.
21.
Den Inhalt des N. T. kann man abtheilen a) in die
Geschichte Jesu und der Stiftung seiner Religion. Diese dient theils dem Beweise von dem göttlichen Ansehen Jesu und seiner Gesandten und von der Wahrheit seiner Religion, theils solchen Dogmen, durch welche sich die christliche Religion von der natürlichen unterscheidet, (
§. 17. ) zur Grundlage. b) In
Weisagungen, die unsre Ueberzeugung von der Göttlichkeit der Religion vermehren können. (§.
14. f) c) In
Dogmen, wohin auch die Verheisungen gehören. Sie sind theils die Grundpfeiler unsrer Beruhigung und Hoffnung, theils dienen sie der Moral zur Stütze. d) In
Moral. Alle diese Theile hängen also zusammen und haben auf einander Beziehung. Daher kann keiner derselben, z. B. Dogmen oder Geschichte, von den übrigen, z. E. Moral, ohne Nachtheil getrennet werden.21.
Den Inhalt des N. T. kann man abtheilen a) in die
Geschichte Jesu und der Stiftung seiner Religion. Diese dient theils dem Beweise von dem göttlichen Ansehen Jesu und seiner Gesandten und von der Wahrheit seiner Religion, theils solchen Dogmen, durch welche sich die christliche Religion von der natürlichen unterscheidet, (
§. 17. ) zur Grundlage. b) In
Weisagungen, die unsre Ueberzeugung von der Göttlichkeit der Religion vermehren können. (§.
14. f) c) In
Dogmen, wohin auch die Verheisungen gehören. Sie sind theils die Grundpfeiler unsrer Beruhigung und Hoffnung, theils dienen sie der Moral zur Stütze. d) In
Moral. Alle diese Theile hängen also zusammen und haben auf einander Beziehung. Daher kann keiner derselben, z. B. Dogmen oder Geschichte, von den übrigen, z. E. Moral, ohne Nachtheil getrennet werden.
|d36| 22. Die
christliche Religion oder der christliche Glaube (objektiv genommen) d. h. der Inbegriff der im N. T. enthaltenen
Dogmen und moralischen Wahrheiten, ist durchaus
praktisch, theils unmittelbar, theils mittelbar. Dem steht nicht im Wege, daß einige bloß mittelbar praktische (theoretische) Religionslehren (Glaubensartikel) von der Beschaffenheit sind, daß der menschliche Verstand den innern Grund derselben und das Wie?
nicht vollständig begreifen kann, (§.
9. ) mithin bloß auf Autorität sie annehmen muß. Denn auch solche Sätze können, wenn man nur wirklich etwas bey ihnen denkt, (und denkbar müssen doch alle Religionslehren seyn), in Verbindung mit andern praktischen Wahrheiten, die durch jene mehr Licht oder Festigkeit bekommen, zu unsrer Besserung oder Beruhigung sich wirksam erweisen.
|d36| 22. Die
christliche Religion oder der christliche Glaube (objektiv genommen) d. h. der Inbegriff der im N. T. enthaltenen
Dogmen und moralischen Wahrheiten, ist durchaus
praktisch, theils unmittelbar, theils mittelbar. Dem steht nicht im Wege, daß einige bloß mittelbar praktische (theoretische) Religionslehren (Glaubensartikel) von der Beschaffenheit sind, daß der menschliche Verstand den innern Grund derselben und das Wie?
nicht vollständig begreifen kann, (§.
9. ) mithin bloß auf Autorität sie annehmen muß. Denn auch solche Sätze können, wenn man nur wirklich etwas bey ihnen denkt, (und denkbar müssen doch alle Religionslehren seyn), in Verbindung mit andern praktischen Wahrheiten, die durch jene mehr Licht oder Festigkeit bekommen, zu unsrer Besserung oder Beruhigung sich wirksam erweisen.
23. Alle Arten der Wahrheiten der christlichen Religion, auch die theoretischenund historischen, sind also wichtig, wenn gleich nicht in gleichem Grade. Die objektive Wichtigkeit jeder Religionswahrheit ist nach dem Grade ihres Zusammenhangs mit der durch die christliche Religion abgezielten Besserung und Glückseligkeit der Menschen abzumessen. Man kann sie in vier Klassen abtheilen: in solche α) ohne welche überhaupt keine Religion statt hat; β) solche, bey deren Leugnung man aufhört ein Christ zu seyn; |d37| γ) solche, die man ohne unmittelbaren Nachtheil der christlichen Tugend oder der Beruhigung weder leugnen noch ignoriren kann; δ) solche, wo dieser Nachtheil bloß mittelbarerweise entstehet. Bey dem lezten ist die subjektive Wichtigkeit so verschieden bey verschiedenen Menschen, daß es keinen allgemeinen Maasstab dafür giebt. Jedem ist billig nur das eigentlich wichtig, was er als Mittel, zur Beförderung des großen Zwecks der Religion auch an sich, wirklich brauchen kann. Nur hüte man sich, dasjenige übereilt als unbrauchbar überhaupt zu verachten und wohl gar zu verschreien, was man bisher nur aus Nachlässigkeit oder Vorurtheil zu benutzen noch nicht versucht hat. Auch muß man bey der Beurtheilung der Wichtigkeit und Brauchbarkeit aller Lehrsätze daß ὁτι von dem διοτι, die biblischen Glaubenslehren selbst, von bloßen theologischen Spekulationen darüber, und die Lehre von der Lehrart, so wie auch die Wichtigkeit und Schädlichkeit eines Irrthums von der Strafbarkeit desselben, unterscheiden.23. Alle Arten der Wahrheiten der christlichen Religion, auch die theoretischenund historischen, sind also wichtig, wenn gleich nicht in gleichem Grade. Die objektive Wichtigkeit jeder Religionswahrheit ist nach dem Grade ihres Zusammenhangs mit der durch die christliche Religion abgezielten Besserung und Glückseligkeit der Menschen abzumessen. Man kann sie in vier Klassen abtheilen: in solche α) ohne welche überhaupt keine Religion statt hat; β) solche, bey deren Leugnung man aufhört ein Christ zu seyn; |d37| γ) solche, die man ohne unmittelbaren Nachtheil der christlichen Tugend oder der Beruhigung weder leugnen noch ignoriren kann; δ) solche, wo dieser Nachtheil bloß mittelbarerweise entstehet. Bey dem lezten ist die subjektive Wichtigkeit so verschieden bey verschiedenen Menschen, daß es keinen allgemeinen Maasstab dafür giebt. Jedem ist billig nur das eigentlich wichtig, was er als Mittel, zur Beförderung des großen Zwecks der Religion auch an sich, wirklich brauchen kann. Nur hüte man sich, dasjenige übereilt als unbrauchbar überhaupt zu verachten und wohl gar zu verschreien, was man bisher nur aus Nachlässigkeit oder Vorurtheil zu benutzen noch nicht versucht hat. Auch muß man bey der Beurtheilung der Wichtigkeit und Brauchbarkeit aller Lehrsätze daß ὁτι von dem διοτι, die biblischen Glaubenslehren selbst, von bloßen theologischen Spekulationen darüber, und die Lehre von der Lehrart, so wie auch die Wichtigkeit und Schädlichkeit eines Irrthums von der Strafbarkeit desselben, unterscheiden.
24. Für das graue Alterthum der Bücher des Alten Testaments, (worunter wir allezeit nur die kanonischen, d. h. diejenigen verstehen, welche die Juden zur Zeit Christi für Schriften der Propheten erkannten), und für die Glaub|d38|würdigkeit der darinn enthaltenen Geschichte, die aber freilich nach dem Geist jener Zeiten vorgetragen ist, und daher eine eigene Behandlung erfordert, spricht alles, und nichts ist entgegen. Auch sind sie in so weit unverfälscht, daß ihr wesentlicher Inhalt noch unverändert ist.24. Für das graue Alterthum der Bücher des Alten Testaments, (worunter wir allezeit nur die kanonischen, d. h. diejenigen verstehen, welche die Juden zur Zeit Christi für Schriften der Propheten erkannten), und für die Glaub|d38|würdigkeit der darinn enthaltenen Geschichte, die aber freilich nach dem Geist jener Zeiten vorgetragen ist, und daher eine eigene Behandlung erfordert, spricht alles, und nichts ist entgegen. Auch sind sie in so weit unverfälscht, daß ihr wesentlicher Inhalt noch unverändert ist.
25. Das A. T. ist eine Urkundensammlung über die Geschichte des Anfangs und Fortschritts der nähern Belehrungen, welche Gott den Stammvätern des menschlichen Geschlechts und dem Israelitischen Volk ertheilt hat, über den Inhalt derselben, und über die zu ihrer Erhaltung und Fortpflanzung getroffenen Anstalten; von welchem allem es keine andre authentische Erkenntnißquelle giebt. Hieraus ist der eigentliche Nutzen, die Unentbehrlichkeit zum Studium der ältesten Geschichte der Religion, und der rechte Gebrauch des A. T. zu bestimmen. 25. Das A. T. ist eine Urkundensammlung über die Geschichte des Anfangs und Fortschritts der nähern Belehrungen, welche Gott den Stammvätern des menschlichen Geschlechts und dem Israelitischen Volk ertheilt hat, über den Inhalt derselben, und über die zu ihrer Erhaltung und Fortpflanzung getroffenen Anstalten; von welchem allem es keine andre authentische Erkenntnißquelle giebt. Hieraus ist der eigentliche Nutzen, die Unentbehrlichkeit zum Studium der ältesten Geschichte der Religion, und der rechte Gebrauch des A. T. zu bestimmen.
26.
Hiernächst sind die Bücher a) für alle Arten der Geschichte (der Völker, der Polizirung, der Kultur des menschlichen Verstandes, der Wissenschaften und Künste etc.) höchst wichtig. Besonders aber b) erzählen sie die, mit der Geschichte der ältern göttlichen Belehrungen genau verwebten Schicksale und die Verfassung desjenigen Volks, welches überhaupt in der ältern Religionsgeschichte das merkwürdigste ist. c) Sie tragen die Grundwahrheiten der Religion für je
|d39|ne Zeiten so rein und zum Theil so erhaben vor, daß man nichts gleichzeitiges findet, das damit in Vergleichung gesetzt werden könnte. d) Sie halten uns eine Menge Exempel theils zur Nachahmung theils zur Warnung vor, welche, mit gehöriger Vorsicht gebraucht
*) , auch izt noch
|d40| für viele lehrreich gemacht werden können, Röm. 4, 12. 1 Cor. 10, 6–11. Hebr. 2, 2. 3. 11, 4. folgg. Jac. 5, 10. 11. 17. und geben
|d41| e) hie und da einzelne trefliche Beispiele einer vernünftigen Andachtsübung. Sie sind f) zum genauern Verstande des N. T. höchst nützlich und dem gelehrten Ausleger desselben unentbehrlich. – Gründe genug, weswegen diese Bücher nicht nur von jedem Theologen studirt werden müssen, sondern auch die Aufmerksamkeit und Achtung jedes nachdenkenden Mannes verdienen.26.
Hiernächst sind die Bücher a) für alle Arten der Geschichte (der Völker, der Polizirung, der Kultur des menschlichen Verstandes, der Wissenschaften und Künste etc.) höchst wichtig. Besonders aber b) erzählen sie die, mit der Geschichte der ältern göttlichen Belehrungen genau verwebten Schicksale und die Verfassung desjenigen Volks, welches überhaupt in der ältern Religionsgeschichte das merkwürdigste ist. c) Sie tragen die Grundwahrheiten der Religion für je
|d39|ne Zeiten so rein und zum Theil so erhaben vor, daß man nichts gleichzeitiges findet, das damit in Vergleichung gesetzt werden könnte. d) Sie halten uns eine Menge Exempel theils zur Nachahmung theils zur Warnung vor, welche, mit gehöriger Vorsicht gebraucht
*) , auch izt noch
|d40| für viele lehrreich gemacht werden können, Röm. 4, 12. 1 Cor. 10, 6–11. Hebr. 2, 2. 3. 11, 4. folgg. Jac. 5, 10. 11. 17. und geben
|d41| e) hie und da einzelne trefliche Beispiele einer vernünftigen Andachtsübung. Sie sind f) zum genauern Verstande des N. T. höchst nützlich und dem gelehrten Ausleger desselben unentbehrlich. – Gründe genug, weswegen diese Bücher nicht nur von jedem Theologen studirt werden müssen, sondern auch die Aufmerksamkeit und Achtung jedes nachdenkenden Mannes verdienen.
*) Große Vorsicht ist hier höchstnöthig. Der Lehrer, welcher die im A. T. geschilderten und zum Theil gerühmten Männer ohne Einschränkung uns als Muster der Tugend aufstellen wollte, würde bey einigen, kleinliche, wo nicht gar irrige, Begriffe von der Tugend, nach der wir streben sollen, bey andern, Zweifel und Spott veranlassen. Aber unweise wäre es auch, vor dem gemischten Haufen des Volks die nicht abzuleugnenden Schwächen jener für ehrwürdig gehaltenen Personen unbedachtsam ans Licht zu ziehen. Man wähle also bey Vorträgen vor dem Volk nur solche Beyspiele aus der alttestamentlichen Geschichte, bey welchen nichts Bedenkliches ist, erinnere in Absicht der übrigen, daß nicht alle im A. T. aufgezeichnete Handlungen nachahmenswerth seyen, sondern viele zur Warnung dienen, und zeige bey Gelegenheit, daß und warum die Sittenlehre Christi mehr umfassender und strenger sey, als die Forderungen der patriarchalischen und Mosaischen Religion. Dies möchte am schicklichsten so geschehen, daß man bey Schilderungen der großen Vortreflichkeit des Christenthums auch dies mit anführe, daß selbst gute, edle und um ihr Volk oder um die Erhaltung der
|d40*| Religion sehr verdiente Männer unter jenen ältern Verehrern des wahren Gottes, sich zu der Stufe von sittlicher Vollkommenheit nicht hätten hinaufschwingen können, zu welcher die Christen durch ihre Religion erhoben werden könnten und sollten. Den Eindrücken aber, welche die immer häufiger und dreister vorgebrachten gehäßigen Urtheile über beynahe alle im A. T. vorkommende Personen auf manche Gemüther machen könnten, wird am besten vorgebeuget, wenn man diejenigen, welche durch solche Schmähungen irre geleitet werden möchten, mit dem Geist und den Sitten der alten Welt und mit der rechten Behandlungsart historischer Denkmäler aus jenem Zeitalter, so viel möglich bekannt zu machen sucht, und hiernächst zeigt, wie trüglich der Schluß von den tadelhaften Handlungen einzelner Bekenner oder auch Lehrer einer Religion auf die Falschheit dieser Religion selbst sey, (vergl. jedoch §.
8. f.) und wie mannichfaltige und wichtige gute Wirkungen jene Elementarreligion doch wirklich in der Welt hervorgebracht habe. Freilich aber werden von Seiten des Lehrers, wenn er seines Zwecks hiebei nicht
verfehlen will, vielerley Kenntnisse und große Diskretion erfordert. Je weniger man diese allen zutrauen kann, desto rathsamer ist es, den Beweiß für die Wahrheit der christlichen Religion von dem A. T. unabhängig zu machen.
27. Von denjenigen Männern, welche in den Büchern des A. T. als Lehrer aufgestellt werden, wird versichert, daß sie ihre Religionsbegriffe und Sätze, zum Theil wenigstens, aus einer nähern göttlichen Belehrung theils unmittelbar, theils mittelbar durch andere, hergehabt haben. Dies a) bestätigt nicht nur Christus und seine Apostel, Röm. 1, 2. Hebr. 1, 1. sondern b) das N. T. setzt auch die im Alten enthaltenen allgemeinen Begriffe von Gott und dessen Eigenschaften und Werken voraus, bauet darauf, rechnet es 2 Tim. 3, 16. 17. zu den Erfordernissen eines christlichen Lehrers, das A. T. (obgleich freilich bey Juden vornehmlich) zur Belehrung sowohl als zur Widerlegung der Irrthümer anwenden zu können, und giebt selbst von dieser Anwendung häufige Beispiele. Es redet sogar c) von einer göttlichen Eingebung des A. T. 2 Tim. 3, 16. vergl. 2 Petr. 1, 21. und d) versichert, (alle Akkommodationen abgerechnet) daß Weissagungen von der großen durch Jesum bewerkstelligten Religionsveränderung darin |d42| enthalten seyen. Joh. 5, 39. Luc. 24, 27. 44. Röm. 1, 2. 1 Petr. 1, 10. 11. 12. Daher e) kann um so weniger zweifelhaft seyn, was das A. T[.] selbst von göttlich begeisterten Propheten und Weissagungen, und f) von so mancherley auf Gottes unmittelbaren Befehl zur Erhaltung dieser Religion getroffenen Anstalten, wie auch g) von Wunderwerken zur Bestätigung derselben meldet. – Aus diesem allein ergiebt sich, daß die im A. T. enthaltene Religion wahr und göttlich sey. 27. Von denjenigen Männern, welche in den Büchern des A. T. als Lehrer aufgestellt werden, wird versichert, daß sie ihre Religionsbegriffe und Sätze, zum Theil wenigstens, aus einer nähern göttlichen Belehrung theils unmittelbar, theils mittelbar durch andere, hergehabt haben. Dies a) bestätigt nicht nur Christus und seine Apostel, Röm. 1, 2. Hebr. 1, 1. sondern b) das N. T. setzt auch die im Alten enthaltenen allgemeinen Begriffe von Gott und dessen Eigenschaften und Werken voraus, bauet darauf, rechnet es 2 Tim. 3, 16. 17. zu den Erfordernissen eines christlichen Lehrers, das A. T. (obgleich freilich bey Juden vornehmlich) zur Belehrung sowohl als zur Widerlegung der Irrthümer anwenden zu können, und giebt selbst von dieser Anwendung häufige Beispiele. Es redet sogar c) von einer göttlichen Eingebung des A. T. 2 Tim. 3, 16. vergl. 2 Petr. 1, 21. und d) versichert, (alle Akkommodationen abgerechnet) daß Weissagungen von der großen durch Jesum bewerkstelligten Religionsveränderung darin |d42| enthalten seyen. Joh. 5, 39. Luc. 24, 27. 44. Röm. 1, 2. 1 Petr. 1, 10. 11. 12. Daher e) kann um so weniger zweifelhaft seyn, was das A. T[.] selbst von göttlich begeisterten Propheten und Weissagungen, und f) von so mancherley auf Gottes unmittelbaren Befehl zur Erhaltung dieser Religion getroffenen Anstalten, wie auch g) von Wunderwerken zur Bestätigung derselben meldet. – Aus diesem allein ergiebt sich, daß die im A. T. enthaltene Religion wahr und göttlich sey.
28.
Jedoch, da die alttestamentliche Religion a) für Menschen bestimmt war, die noch auf einer sehr niedrigen Stufe der Kultur stunden, fast ganz sinnlich waren, und kaum von dem unsinnigsten Götzendienste und von groben Ausbrüchen der Lasterhaftigkeit zurückgehalten, wenigstens noch nicht zu der erhabenen Tugend, welche Jesus lehrte und übte, gebildet werden konnten, mithin b) die Bücher des A. T. zumal die früheren, nur die ersten Anfangsgründe des theoretischen sowohl als praktischen Theils der Religionslehre enthalten konnten, und diese c) nur sinnlich vortragen, oder vielmehr in Bildern und Gebräuchen vormalen musten, und daher d) diese Religion mit einer großen Menge von Ceremonien weislich belastet, auch e) bloß für ein einzelnes Volk eingerichtet, und mit dessen ganz besonderer politischen Verfassung unzertrennlich
|d43| verwebt war; Eph. 2, 14. wonach die durchgängig sichtbare
Nationalbestimmung der Bücher des A. T. zu beurtheilen ist; da ferner f) dieser Geist der Mosaischen Religion, im Ganzen genommen, derselbe blieb, als seit Davids Zeiten die Propheten einen etwas vollkommenern Unterricht von Gott und dessen geistiger Verehrung ertheilten; da endlich g) Christus und seine Apostel mit ausdrücklichen Worten und mit der That bezeugen, die ganze mosaische Religionsverfassung sey
aufgehoben, Joh. 4, 20–24. und daher h) die Menschen zu einer neuen und allgemeinen Religion verpflichtet Matth. 28, 19. welche i) in allen Rücksichten vollkommner ist, Matth. 11, 9. 11. Joh. 1, 17. 4, 22. 23. Röm. 8, 3. 4. 2 Cor. 3, 6–18. Gal. 3, 23–26. 4, 3. 4. 5. Hebr. 2, 2. 3. 7, 18. 19. 22. 8, 6. folgg. 9, 9. 10. 12, 25. folgg. und k) ihre eigenthümliche Erkenntnißquelle hat: (§.
17. )
so sollen Christen sich vornehmlich an den neutestamentlichen Religionsunterricht halten und daraus ihre Kenntnisse herleiten. Weil aber doch das A. T. die unveränderlichen Grundsätze der natürlichen Religion so rein als jene Menschen sie nur fassen konnten, (§.
26. d) und unter göttlicher Autorität (§.
27. ) vorträgt, und das N. T. diese vorausgesetzt: (§.
27. b.) so
verdient das A. T. selbst bey dem Religionsunterricht der Christen, vornehmlich solcher, welche von den
|d44| Wahrheiten der natürlichen Religion nicht durch eignes Nachdenken sich überzeugen können, und überall einer Autorität zur Stütze ihres Beyfalls bedürfen,
verglichen zu werden. S. Röm. 15, 4. 2 Tim. 3, 15.
*) 28.
Jedoch, da die alttestamentliche Religion a) für Menschen bestimmt war, die noch auf einer sehr niedrigen Stufe der Kultur stunden, fast ganz sinnlich waren, und kaum von dem unsinnigsten Götzendienste und von groben Ausbrüchen der Lasterhaftigkeit zurückgehalten, wenigstens noch nicht zu der erhabenen Tugend, welche Jesus lehrte und übte, gebildet werden konnten, mithin b) die Bücher des A. T. zumal die früheren, nur die ersten Anfangsgründe des theoretischen sowohl als praktischen Theils der Religionslehre enthalten konnten, und diese c) nur sinnlich vortragen, oder vielmehr in Bildern und Gebräuchen vormalen musten, und daher d) diese Religion mit einer großen Menge von Ceremonien weislich belastet, auch e) bloß für ein einzelnes Volk eingerichtet, und mit dessen ganz besonderer politischen Verfassung unzertrennlich
|d43| verwebt war; Eph. 2, 14. wonach die durchgängig sichtbare
Nationalbestimmung der Bücher des A. T. zu beurtheilen ist; da ferner f) dieser Geist der Mosaischen Religion, im Ganzen genommen, derselbe blieb, als seit Davids Zeiten die Propheten einen etwas vollkommenern Unterricht von Gott und dessen geistiger Verehrung ertheilten; da endlich g) Christus und seine Apostel mit ausdrücklichen Worten und mit der That bezeugen, die ganze mosaische Religionsverfassung sey
aufgehoben, Joh. 4, 20–24. und daher h) die Menschen zu einer neuen und allgemeinen Religion verpflichtet Matth. 28, 19. welche i) in allen Rücksichten vollkommner ist, Matth. 11, 9. 11. Joh. 1, 17. 4, 22. 23. Röm. 8, 3. 4. 2 Cor. 3, 6–18. Gal. 3, 23–26. 4, 3. 4. 5. Hebr. 2, 2. 3. 7, 18. 19. 22. 8, 6. folgg. 9, 9. 10. 12, 25. folgg. und k) ihre eigenthümliche Erkenntnißquelle hat: (§.
17. )
so sollen Christen sich vornehmlich an den neutestamentlichen Religionsunterricht halten und daraus ihre Kenntnisse herleiten. Weil aber doch das A. T. die unveränderlichen Grundsätze der natürlichen Religion so rein als jene Menschen sie nur fassen konnten, (§.
26. d) und unter göttlicher Autorität (§.
27. ) vorträgt, und das N. T. diese vorausgesetzt: (§.
27. b.) so
verdient das A. T. selbst bey dem Religionsunterricht der Christen, vornehmlich solcher, welche von den
|d44| Wahrheiten der natürlichen Religion nicht durch eignes Nachdenken sich überzeugen können, und überall einer Autorität zur Stütze ihres Beyfalls bedürfen,
verglichen zu werden. S. Röm. 15, 4. 2 Tim. 3, 15.
*)
*) In dieser Rücksicht, und weil manche Sätze, welche die christliche Religion mit der natürlichen gemein hat, öfter und deutlicher im A. als im N. T. stehen, sind im folgenden unter den Beweiß- und Erläuterungsstellen auch Sprüche des A. T. mit angeführt worden. Und da die Bücher des A. T. einmal in den Händen des Volks sind, und von diesem der Historien wegen gerne gelesen zu werden pflegen, so kann es nützlich seyn, wenn der Lehrer die Aufmerksamkeit lieber auf solche Stellen dieser Bücher, welche wichtige Religionswahrheiten enthalten, geschickt hinlenkt; wenn gleich der eigentliche Beweiß christlicher Lehrsätze billig aus dem N. T. zu nehmen ist, und von Ungelehrten das A. T.
viel häufiger mißverstanden wird als das Neue, weswegen freilich mit zweckmäsigen und wohlüberlegten Auszügen dem Volk am besten gerathen wäre.
29. Der
Zweck der Bibel in Absicht auf uns (welcher mit dem unmittelbaren oder nächstens und lokalen Zweck der einzelnen Bücher (§.
19. ) nicht ganz einerley ist,) a) ist, durch einen mit göttlicher Autorität versehenen Unterricht in
|d45| der geoffenbarten Religion die Menschen wahrhaftig weise, tugendhaft und glücklich zu machen. b) Zwar ist nicht die ganze Bibel geradehin Religionsunterricht, (Wort Gottes, Offenbarung,) sondern sie faßt ihn nur neben andern Dingen in sich, und flicht ihn großentheils (sehr weislich!) in die Geschichte der geoffenbarten Religion ein. c) Jedoch hat alles in der Bibel eine nähere oder entferntere Beziehung auf die Religion und ihre Geschichte, oder doch auf die Geschichte ihrer vornehmsten Lehrer und Verehrer.29. Der
Zweck der Bibel in Absicht auf uns (welcher mit dem unmittelbaren oder nächstens und lokalen Zweck der einzelnen Bücher (§.
19. ) nicht ganz einerley ist,) a) ist, durch einen mit göttlicher Autorität versehenen Unterricht in
|d45| der geoffenbarten Religion die Menschen wahrhaftig weise, tugendhaft und glücklich zu machen. b) Zwar ist nicht die ganze Bibel geradehin Religionsunterricht, (Wort Gottes, Offenbarung,) sondern sie faßt ihn nur neben andern Dingen in sich, und flicht ihn großentheils (sehr weislich!) in die Geschichte der geoffenbarten Religion ein. c) Jedoch hat alles in der Bibel eine nähere oder entferntere Beziehung auf die Religion und ihre Geschichte, oder doch auf die Geschichte ihrer vornehmsten Lehrer und Verehrer.
30. Die Bibel ist eine zu ihrer Absicht hinlängliche Erkenntnißquelle der Religion für die Christen, und darf ihr keine menschliche Autorität an die Seite gesetzt werden. Ueberlieferungen älterer Lehrer, wenn sie auch einstimmig wären, Aussprüche der Kirche u. d. gl. können nicht als zur christlichen Religion gehörig den Christen aufgedrungen, sondern nur in so fern für richtig anerkannt werden, als ihre Uebereinstimmung mit der Bibel erweislich ist, oder ihre Wahrheit aus innern Gründen dargethan werden kann.30. Die Bibel ist eine zu ihrer Absicht hinlängliche Erkenntnißquelle der Religion für die Christen, und darf ihr keine menschliche Autorität an die Seite gesetzt werden. Ueberlieferungen älterer Lehrer, wenn sie auch einstimmig wären, Aussprüche der Kirche u. d. gl. können nicht als zur christlichen Religion gehörig den Christen aufgedrungen, sondern nur in so fern für richtig anerkannt werden, als ihre Uebereinstimmung mit der Bibel erweislich ist, oder ihre Wahrheit aus innern Gründen dargethan werden kann.
31. Seiner
Vernunft a) soll und darf der Christ keinesweges entsagen, vielmehr fordert die Bibel selbst die Menschen zum Gebrauch derselben auf, 1 Cor. 10, 15. Matth. 6, 26–30. und befördert ihn auf mannichfaltige Wei
|d46|se
*) . b) Vernunft muß bey der Prüfung der Wahrheit einer Offenbarung, bey der Auslegung der Bibel, bey der Bildung, Entwickelung und Bestimmung der biblischen Begriffe, bey der Gegeneinanderhaltung und systematischen Anordnung der biblischen Sätze, bey Führung und Prüfung der Beweise, Herleitung der Folgerungen, Vergleichungen der Lehren des Christenthums mit den Wahrheiten der natürlichen Religion, Beurtheilung ihrer Zweckmäsigkeit u. s. w. nothwendig gebraucht werden, damit der Glaube der Christen nicht Leichtgläubigkeit sey, noch auf Vorurtheil beruhe, noch von der List und dem Betruge herrschsüchtiger und eigennütziger, oder den Einfällen schwärmerischer Menschen abhänge, noch in Aberglauben ausarte, und damit nichts sich
|d47| selbst oder andern unleugbaren Wahrheiten widersprechendes behauptet, vielmehr durch geschickte Verknüpfung mehrerer christlicher Begriffe und Sätze untereinander jeder derselben lichtvoller, wirksamer und brauchbarer gemacht, kurz, das Christenthum bey seiner ursprünglichen Reinigkeit und Vortrefflichkeit erhalten werde. Allein c) bis dahin dehnet die Vernunft selbst ihre Rechte nicht aus , daß man Lehren, deren biblischen Grund man nicht ohne gewaltsame Verdrehung des Sinnes der heiligen Schrift leugnen kann, und die keinen evidenten Widerspruch enthalten, bloß deswegen, weil man sie nicht begreift, (§.
9. ) verwerfen wollte. Denn bey den Schranken des menschlichen Verstandes, und der Unerforschlichkeit des Wesens und der Rathschlüße Gottes, ist nichts vernünftiger, als den göttlichen Belehrungen ohne Vernünfteley
glauben, sobald die prüfende Vernunft zugeben muß, daß hinlänglicher Grund da ist, das, was uns als eine göttliche Belehrung vorgelegt wird, wahrhaftig für eine solche zu halten.31. Seiner
Vernunft a) soll und darf der Christ keinesweges entsagen, vielmehr fordert die Bibel selbst die Menschen zum Gebrauch derselben auf, 1 Cor. 10, 15. Matth. 6, 26–30. und befördert ihn auf mannichfaltige Wei
|d46|se
*) . b) Vernunft muß bey der Prüfung der Wahrheit einer Offenbarung, bey der Auslegung der Bibel, bey der Bildung, Entwickelung und Bestimmung der biblischen Begriffe, bey der Gegeneinanderhaltung und systematischen Anordnung der biblischen Sätze, bey Führung und Prüfung der Beweise, Herleitung der Folgerungen, Vergleichungen der Lehren des Christenthums mit den Wahrheiten der natürlichen Religion, Beurtheilung ihrer Zweckmäsigkeit u. s. w. nothwendig gebraucht werden, damit der Glaube der Christen nicht Leichtgläubigkeit sey, noch auf Vorurtheil beruhe, noch von der List und dem Betruge herrschsüchtiger und eigennütziger, oder den Einfällen schwärmerischer Menschen abhänge, noch in Aberglauben ausarte, und damit nichts sich
|d47| selbst oder andern unleugbaren Wahrheiten widersprechendes behauptet, vielmehr durch geschickte Verknüpfung mehrerer christlicher Begriffe und Sätze untereinander jeder derselben lichtvoller, wirksamer und brauchbarer gemacht, kurz, das Christenthum bey seiner ursprünglichen Reinigkeit und Vortrefflichkeit erhalten werde. Allein c) bis dahin dehnet die Vernunft selbst ihre Rechte nicht aus , daß man Lehren, deren biblischen Grund man nicht ohne gewaltsame Verdrehung des Sinnes der heiligen Schrift leugnen kann, und die keinen evidenten Widerspruch enthalten, bloß deswegen, weil man sie nicht begreift, (§.
9. ) verwerfen wollte. Denn bey den Schranken des menschlichen Verstandes, und der Unerforschlichkeit des Wesens und der Rathschlüße Gottes, ist nichts vernünftiger, als den göttlichen Belehrungen ohne Vernünfteley
glauben, sobald die prüfende Vernunft zugeben muß, daß hinlänglicher Grund da ist, das, was uns als eine göttliche Belehrung vorgelegt wird, wahrhaftig für eine solche zu halten.
*) So wird auch der Volkslehrer mehr, als durch deklamatorische Lobpreißungen der Vernunft, bey dem großen Haufen ausrichten, und der Schwärmerey, dem Aberglauben, und der blinden Anhänglichkeit an menschliche Autorität den festesten Damm entgegen setzen, wenn er alle seine Religionsvorträge vor der Jugend und vor Erwachsenen so einrichtet, daß dadurch die Vernunft geweckt, ihr Gebrauch befördert, und ihre Anwendung durch häufige Uebung zur Fertigkeit wird. Besonders ist auch dem Misbrauch, der von einigen falschverstandenen Stellen der deutschen Bibelübersetzung z. E. 2 Cor. 10, 5. oft gemacht wird, durch richtigere Erklärung derselben abzuhelfen.
32. Die Vernunftwahrheiten d. h. diejenigen, welche wir durch richtige Anwendung der Vernunft erkennen, a) dienen dem Christen zur Beförderung der Vollständigkeit, Reinigkeit und Genauigkeit seiner Religionskenntnisse, und zurBestätigung der geoffenbarten Wahrheiten . Sie b) harmoniren auf das schönste mit der Bi|d48|bel, obgleich letztere mehrere Religionssätze enthält als die ersten, und nicht alle biblische Sätze aus jenen hergeleitet werden können. Wo zwischen beiden ein Streit zu seyn scheint, da wird entweder die Bibel unrichtig verstanden und angewendet, oder ein Irrthum für eine Vernunftwahrheit ausgegeben, oder es ist kein wahrer Streit.32. Die Vernunftwahrheiten d. h. diejenigen, welche wir durch richtige Anwendung der Vernunft erkennen, a) dienen dem Christen zur Beförderung der Vollständigkeit, Reinigkeit und Genauigkeit seiner Religionskenntnisse, und zurBestätigung der geoffenbarten Wahrheiten . Sie b) harmoniren auf das schönste mit der Bi|d48|bel, obgleich letztere mehrere Religionssätze enthält als die ersten, und nicht alle biblische Sätze aus jenen hergeleitet werden können. Wo zwischen beiden ein Streit zu seyn scheint, da wird entweder die Bibel unrichtig verstanden und angewendet, oder ein Irrthum für eine Vernunftwahrheit ausgegeben, oder es ist kein wahrer Streit.
33.
Jeder Christ a)
hat das höchstschätzbare
Recht die Bibel selbst zu lesen und sie, so weit das gewissenhafte Bewustseyn der darzu nöthigen Geschicklichkeit es ihm erlaubt, für sich selbst, ohne auf menschliche Autoritäten zu sehen,
auszulegen. Dem stehet b) die ohne mancherley gelehrte Hülfsmittel nicht zu hebende Dunkelheit vieler Stellen für heutige Leser, nicht im Wege. Denn c) billig wählt sich ein jeder vorzüglich solche Bücher und Stücke der Bibel, welche er verstehen und nutzen kann, zu seinem Gebrauch, und das, was zum nothwendigen Unterricht in den wesentlichen Stücken der Religion gehört, ist doch an einem oder dem andern Ort dem gemeinen Menschenverstande faßlich genug in ihr vorgetragen, so daß jeder, so viel ihm zu wissen unentbehrlich ist, bey gehörigem Nachdenken und fleißigem Gebrauche der Bibel, verstehen kann; zumal da die Lehrer und Prediger verbunden sind, dem gemeinen Christen das Bibellesen zu erleichtern, welches auf mannichfaltige
Art geschehen kann.33.
Jeder Christ a)
hat das höchstschätzbare
Recht die Bibel selbst zu lesen und sie, so weit das gewissenhafte Bewustseyn der darzu nöthigen Geschicklichkeit es ihm erlaubt, für sich selbst, ohne auf menschliche Autoritäten zu sehen,
auszulegen. Dem stehet b) die ohne mancherley gelehrte Hülfsmittel nicht zu hebende Dunkelheit vieler Stellen für heutige Leser, nicht im Wege. Denn c) billig wählt sich ein jeder vorzüglich solche Bücher und Stücke der Bibel, welche er verstehen und nutzen kann, zu seinem Gebrauch, und das, was zum nothwendigen Unterricht in den wesentlichen Stücken der Religion gehört, ist doch an einem oder dem andern Ort dem gemeinen Menschenverstande faßlich genug in ihr vorgetragen, so daß jeder, so viel ihm zu wissen unentbehrlich ist, bey gehörigem Nachdenken und fleißigem Gebrauche der Bibel, verstehen kann; zumal da die Lehrer und Prediger verbunden sind, dem gemeinen Christen das Bibellesen zu erleichtern, welches auf mannichfaltige
Art geschehen kann.
|d49| 34. Um manchen bey dem Gebrauche dieses Rechts, den Religionsbegriff nach eignen Einsichten unmittelbar aus der Bibel selbst herzuleiten, möglichen Verwirrungen und Inkonvenienzen vorzubeugen, haben diejenigen, denen die Aufsicht über die
äusere Religionsübung zukommt, gewisse
Lehrvorschriften ertheilt
*) , welche die Grundlinien vorzeichnen, nach welchen in der Gottesdienstlichen Gesellschaft, zu welcher wir uns zählen, die aus der Bibel allein geschöpfte Religionstheorie, zumal in Absicht gewisser Dogmen, über deren Vorstellungsart Streit entstanden war, dem Sinne dieser Gesellschaft gemäs, öffentlich vorgetragen werden soll; – alles, wie sich von selbst verstehet, den unveräusserlichen Privatrechten des Gewissens und der Autorität der Bibel, als des alleinigen Glaubens
|d50|grundes, unbeschadet. (Vergl. §.
20. ) Und daß die Meinung protestantischer kirchlicher Gesellschaften nicht sey, solche Vorschriften, der grossen Fortschritte in der Bibelauslegung ungeachtet, als ewige durchaus unveränderliche Gesetze aufzustellen, und dadurch jede Berichtigung des öffentlichen Lehrbegriffs auf immer auszuschließen, oder gar das eigene freie Nachdenken und weitere Forschen zu verbieten, erhellet schon daraus, daß die Gesellschaft stillschweigend aber deutlich genug, ohne bedeutenden Widerspruch, es genehmiget hat, wenn die angesehensten und gelehrtesten, und allmälich selbst die meisten oder alle Lehrer öffentlich in Vorträgen und Schriften den spätern bessern Einsichten folgten. Nur leichtsinnigen Veränderungen des öffentlichen Lehrbegriffs durch einzelne, voreilige und Neuerungssüchtige Lehrer, und unvorbereiteten, gewaltsamen, Zerrüttung anrichtenden, kirchlichen Revolutionen, die oft den Staat selbst erschüttert haben, soll und kann durch jene Vorschriften, so lang es nöthig ist, vorgebeuget werden.
|d49| 34. Um manchen bey dem Gebrauche dieses Rechts, den Religionsbegriff nach eignen Einsichten unmittelbar aus der Bibel selbst herzuleiten, möglichen Verwirrungen und Inkonvenienzen vorzubeugen, haben diejenigen, denen die Aufsicht über die
äusere Religionsübung zukommt, gewisse
Lehrvorschriften ertheilt
*) , welche die Grundlinien vorzeichnen, nach welchen in der Gottesdienstlichen Gesellschaft, zu welcher wir uns zählen, die aus der Bibel allein geschöpfte Religionstheorie, zumal in Absicht gewisser Dogmen, über deren Vorstellungsart Streit entstanden war, dem Sinne dieser Gesellschaft gemäs, öffentlich vorgetragen werden soll; – alles, wie sich von selbst verstehet, den unveräusserlichen Privatrechten des Gewissens und der Autorität der Bibel, als des alleinigen Glaubens
|d50|grundes, unbeschadet. (Vergl. §.
20. ) Und daß die Meinung protestantischer kirchlicher Gesellschaften nicht sey, solche Vorschriften, der grossen Fortschritte in der Bibelauslegung ungeachtet, als ewige durchaus unveränderliche Gesetze aufzustellen, und dadurch jede Berichtigung des öffentlichen Lehrbegriffs auf immer auszuschließen, oder gar das eigene freie Nachdenken und weitere Forschen zu verbieten, erhellet schon daraus, daß die Gesellschaft stillschweigend aber deutlich genug, ohne bedeutenden Widerspruch, es genehmiget hat, wenn die angesehensten und gelehrtesten, und allmälich selbst die meisten oder alle Lehrer öffentlich in Vorträgen und Schriften den spätern bessern Einsichten folgten. Nur leichtsinnigen Veränderungen des öffentlichen Lehrbegriffs durch einzelne, voreilige und Neuerungssüchtige Lehrer, und unvorbereiteten, gewaltsamen, Zerrüttung anrichtenden, kirchlichen Revolutionen, die oft den Staat selbst erschüttert haben, soll und kann durch jene Vorschriften, so lang es nöthig ist, vorgebeuget werden.
*) Da so viel über die symbolischen Bücher und deren Werth oder Unwerth geredet und geschrieben worden ist, so schien es nicht unzweckmäßig zu seyn, dem Volkslehrer einen Wink zu geben, wie er nachfragenden Laien es begreiflich machen könne, daß protestantische Gemeinden, welche keine menschliche und folglich auch keine kirchliche Autorität gelten zu lassen versichern, dennoch dergleichen Lehrvorschriften einführen und bis jetzt beibehalten konnten. Ist der Lehrer Kenner der Geschichte, so wird er auch diese hiebey zu benutzen wissen.