Werke Gottes *) .
*) Um a) eine deutlichere Vorstellung von einigen
|d78*| im folgenden vorkommenden Lehren zu erleichtern, kann es nützlich seyn, einige allgemeine Sätze von dem
Rathschlusse Gottes der Abhandlung von der Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt vorauszuschicken, und dasjenige, was §.
44. 45. von dem Willen Gottes vorgekommen ist, noch etwas mehr zu entwickeln. – b) Je richtiger, genauer und ausgebreiteter die Kenntnis der Menschen von den Werken Gottes ist, desto würdiger werden ihre Begriffe von Gott und dessen Eigenschaften seyn, und desto leichter können in ihnen religiöse Gesinnungen erweckt und unterhalten werden. Es ist also Pflicht für den christlichen Volkslehrer, auf die Werke Gottes aufmerksam zu machen und die Kenntnis derselben zu befördern. c) Doch muß er, wenn er vor dem Volk von dergleichen Gegenständen redet, nicht nur gelehrte Spekulationen und Hypothesen weglassen und sich auf das einschränken, was seinen Zuhörern nicht ganz fremd ist und dem gemeinen Verstande faßlich gemacht werden kann, sondern auch stets eingedenk seyn, daß er in dieser Art von Kenntnissen nicht sowohl um ihrer selbst und ihres anderweiten Nutzen willen, Unterricht geben, als vielmehr zur Beförderung einer vernünftigen Gottesverehrung sie brauchen soll, als Mittel, Gottes Macht, Weisheit und Güte in einem helleren Lichte zu zeigen, die Menschen anzuleiten, Gott überall und stets in der Natur zu sehen, nicht aber bloß in
|d79*| den Stunden gewisser Andachtsübungen an ihn zu denken, sie von ihrer Abhängigkeit von
Gott stärker zu überzeugen, sie zufriedner mit der Welt und mit ihren Schicksalen zu machen, ihnen ein festeres Vertrauen auf Gott einzuflößen u. s. f. d) So kann und soll auch Geschichte, zumal Geschichte der Religion, zu änlichen Zwecken benutzt werden. e) Muster beiderley Art kommen selbst in der Bibel, in manchen Psalmen und sonst, vor.
65.
Alles was auser Gott wirklich ist, ist ein
Werk Gottes, weil es den Grund seines
|d78| Daseyns in Gott (§.
36. ) und in einer Wirkung seines allmächtigen Willens hat. Wie nun bey
|d79| der Welt das Entstehen von der Fortdauer unterschieden werden kann, so unterscheidet man auch zwey äusere, d. i. auf Dinge auser Gott sich beziehende Handlungen oder Wirkungen Gottes, die Schö
pfung und die Vorsehung, unter welcher letztern man in weitläuftigerem Sinne die Erhaltung und die Regierung der Welt begreift.
65.
Alles was auser Gott wirklich ist, ist ein
Werk Gottes, weil es den Grund seines
|d78| Daseyns in Gott (§.
36. ) und in einer Wirkung seines allmächtigen Willens hat. Wie nun bey
|d79| der Welt das Entstehen von der Fortdauer unterschieden werden kann, so unterscheidet man auch zwey äusere, d. i. auf Dinge auser Gott sich beziehende Handlungen oder Wirkungen Gottes, die Schö
pfung und die Vorsehung, unter welcher letztern man in weitläuftigerem Sinne die Erhaltung und die Regierung der Welt begreift.
66. Soll etwas wirklich werden, so muß es von Gott für das Beste in dem besten Zusammenhange erkannt werden (§.
44. ). Diese Vorstellung des unendlichen Verstandes ist
unzertrennlich mit einer Handlung des beschliessenden Willens verbunden , welche die unausbleibliche Folge hat, daß in der bestimmten Stelle des Zusammenhangs das Ding wirklich wird . Eine solche Handlung des beschließenden Willens, wodurch die Wirklichkeit eines Dinges festgesetzt wird, heißt ein
Rathschluß Gottes.66. Soll etwas wirklich werden, so muß es von Gott für das Beste in dem besten Zusammenhange erkannt werden (§.
44. ). Diese Vorstellung des unendlichen Verstandes ist
unzertrennlich mit einer Handlung des beschliessenden Willens verbunden , welche die unausbleibliche Folge hat, daß in der bestimmten Stelle des Zusammenhangs das Ding wirklich wird . Eine solche Handlung des beschließenden Willens, wodurch die Wirklichkeit eines Dinges festgesetzt wird, heißt ein
Rathschluß Gottes.
67. Der Rathschluß Gottes a) ist ewig, 1 Cor. 2, 7. Eph. 1, 4. 3, 9. 11. 2 Tim. 1,
|d80| 9. unveränderlich, Ps. 33, 11. frey, (§.
45. ) heilig, gütig, Röm. 11, 11. 12. 30–32. weise und unerforschlich. Röm. 11, 33. b) Sein Gegenstand sind alle äußere Werke Gottes; also das Entstehen, die Fortdauer und alle Veränderungen der moralischen sowohl als physischen Welt. So wie nun die Welt Ein Ganzes ist, und Gott alles, was er erkennet und will, auf einmal erkennet und will, so ist auch eigentlich der Rathschluß Gottes nur ein einziger, der alles was jemals wirklich ist umfasset, obgleich wir Menschen
, aus Mangel eines eben so umfassenden Blicks, so viele Rathschlüsse uns denken, als Dinge wirklich werden. c) So fern sie die Schicksale einzelner Menschen bestimmen, beziehen sie sich entweder auf die zeitliche und irdische Glückseligkeit derselben, oder auf die moralische und ewige. Jene richten sich nicht immer nach dem freien Verhalten der Menschen Röm. 9, 11–21. 1 Cor. 15, 19. 2 Tim. 3, 12. ob sie gleich die natürlichen Folgen guter und böser Handlungen nicht aufheben oder ändern, allemal weise Ursachen haben, und auf Erhaltung der möglichsten Vollkommenheit des Ganzen abzwecken. Diese sind jederzeit dem von Ewigkeit vorhergesehenen freien Verhalten der Menschen genau angemessen, Röm. 9, 30 – 10, 4. 10–21. 11, 20. und können, so fern sie dieses von Ewigkeit untrüglich vorhergesehene Verhalten voraussetzen, in einem richtigen Sinne bedingt genennt werden. –
|d81| Von den Rathschlüssen Gottes über die Wiederherstellung des gefallenen Menschengeschlechts, unten §.
128 –
131 . 67. Der Rathschluß Gottes a) ist ewig, 1 Cor. 2, 7. Eph. 1, 4. 3, 9. 11. 2 Tim. 1,
|d80| 9. unveränderlich, Ps. 33, 11. frey, (§.
45. ) heilig, gütig, Röm. 11, 11. 12. 30–32. weise und unerforschlich. Röm. 11, 33. b) Sein Gegenstand sind alle äußere Werke Gottes; also das Entstehen, die Fortdauer und alle Veränderungen der moralischen sowohl als physischen Welt. So wie nun die Welt Ein Ganzes ist, und Gott alles, was er erkennet und will, auf einmal erkennet und will, so ist auch eigentlich der Rathschluß Gottes nur ein einziger, der alles was jemals wirklich ist umfasset, obgleich wir Menschen
, aus Mangel eines eben so umfassenden Blicks, so viele Rathschlüsse uns denken, als Dinge wirklich werden. c) So fern sie die Schicksale einzelner Menschen bestimmen, beziehen sie sich entweder auf die zeitliche und irdische Glückseligkeit derselben, oder auf die moralische und ewige. Jene richten sich nicht immer nach dem freien Verhalten der Menschen Röm. 9, 11–21. 1 Cor. 15, 19. 2 Tim. 3, 12. ob sie gleich die natürlichen Folgen guter und böser Handlungen nicht aufheben oder ändern, allemal weise Ursachen haben, und auf Erhaltung der möglichsten Vollkommenheit des Ganzen abzwecken. Diese sind jederzeit dem von Ewigkeit vorhergesehenen freien Verhalten der Menschen genau angemessen, Röm. 9, 30 – 10, 4. 10–21. 11, 20. und können, so fern sie dieses von Ewigkeit untrüglich vorhergesehene Verhalten voraussetzen, in einem richtigen Sinne bedingt genennt werden. –
|d81| Von den Rathschlüssen Gottes über die Wiederherstellung des gefallenen Menschengeschlechts, unten §.
128 –
131 .
68. Gott (§.
35. 56. c) ist der
Schöpfer Himmels und der Erde, 1 Mos. 1, 1. 2, 1. Ps. 121, 2. 146, 6. Act. 14, 15. oder, welches einerley ist, der Urheber, die verständige wirkende Ursache,
der Welt in ihrem ganzen Umfange. Jes. 40, 26. Jer. 10, 12–16. Ps. 136, 5–9. Joh. 1, 3. 10. Act. 17, 24. Röm. 11, 36. 1 Cor. 8, 6. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. vergl. 10. 11, 3. Von allem, was ist, hat er nicht nur die Materie hervorgebracht, die nach der Lehre der Bibel ihr Daseyn von ihm hat, Hebr. 11, 3. (vergl. Röm. 4, 17. und 2 Macc. 7, 28.) sondern auch jedem Dinge seine Form gegeben, seine Kräfte ihm verliehen, Ps. 104. 94, 9. Act. 17, 28. die Gesetze seiner Veränderung ihm vorgeschrieben, 1 Mos. 1, 14–16. Ps. 74, 16. 17. 104, 13. 14. 19. Matth. 19, 4–6. und jedes in Verbindung mit allen übrigen gesetzt. Er schuf die ganze Körperwelt; nicht nur unsre Erde 1 Mos. 1, 2. folgg. Jer. 27, 5. mit allen ihren mannichfaltigen, zum Theil uns unsichtbar kleinen, Theilen, sondern auch das ganze Weltall, Nehem. 9, 6. Ps. 8, 4. 33, 6. vor dessen, allen menschlichen Begrif übersteigen
|d82|dem, Umfange unserm Blicke schwindlich wird. Er schuf aber auch das weite Reich der an Kräften so verschiedenen Geister, Hebr. 12, 9. Col. 1, 16. und er ists auch, der den Menschen schuf. 1 Mos. 1, 26–30. 2, 7. Ps. 119, 73. Jes. 45, 12. 68. Gott (§.
35. 56. c) ist der
Schöpfer Himmels und der Erde, 1 Mos. 1, 1. 2, 1. Ps. 121, 2. 146, 6. Act. 14, 15. oder, welches einerley ist, der Urheber, die verständige wirkende Ursache,
der Welt in ihrem ganzen Umfange. Jes. 40, 26. Jer. 10, 12–16. Ps. 136, 5–9. Joh. 1, 3. 10. Act. 17, 24. Röm. 11, 36. 1 Cor. 8, 6. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. vergl. 10. 11, 3. Von allem, was ist, hat er nicht nur die Materie hervorgebracht, die nach der Lehre der Bibel ihr Daseyn von ihm hat, Hebr. 11, 3. (vergl. Röm. 4, 17. und 2 Macc. 7, 28.) sondern auch jedem Dinge seine Form gegeben, seine Kräfte ihm verliehen, Ps. 104. 94, 9. Act. 17, 28. die Gesetze seiner Veränderung ihm vorgeschrieben, 1 Mos. 1, 14–16. Ps. 74, 16. 17. 104, 13. 14. 19. Matth. 19, 4–6. und jedes in Verbindung mit allen übrigen gesetzt. Er schuf die ganze Körperwelt; nicht nur unsre Erde 1 Mos. 1, 2. folgg. Jer. 27, 5. mit allen ihren mannichfaltigen, zum Theil uns unsichtbar kleinen, Theilen, sondern auch das ganze Weltall, Nehem. 9, 6. Ps. 8, 4. 33, 6. vor dessen, allen menschlichen Begrif übersteigen
|d82|dem, Umfange unserm Blicke schwindlich wird. Er schuf aber auch das weite Reich der an Kräften so verschiedenen Geister, Hebr. 12, 9. Col. 1, 16. und er ists auch, der den Menschen schuf. 1 Mos. 1, 26–30. 2, 7. Ps. 119, 73. Jes. 45, 12.
69. Dieß alles schuf Gott im Anfang, (denn diese Welt ist, nach den Vorstellungen der Bibel, nicht gleich ewig mit Gott), 1 Mos. 1, 1. Ps. 90, 2. Joh. 1, 1–3. 17, 5. er allein, Jes. 44, 24. nach seinem freien Wohlgefallen, Ps. 115, 3. (§.
45. ) durch bloßen Willen, (§.
66. ) Hebr. 11, 3. vergl. Apocal. 4, 11. Ps. 33, 6. Jes. 48, 13. also unmittelbar, ohne Mittelursachen, (§.
51. ) Ps. 33, 9. Röm. 4, 17. durch seine Allmacht. Jer. 32, 17.69. Dieß alles schuf Gott im Anfang, (denn diese Welt ist, nach den Vorstellungen der Bibel, nicht gleich ewig mit Gott), 1 Mos. 1, 1. Ps. 90, 2. Joh. 1, 1–3. 17, 5. er allein, Jes. 44, 24. nach seinem freien Wohlgefallen, Ps. 115, 3. (§.
45. ) durch bloßen Willen, (§.
66. ) Hebr. 11, 3. vergl. Apocal. 4, 11. Ps. 33, 6. Jes. 48, 13. also unmittelbar, ohne Mittelursachen, (§.
51. ) Ps. 33, 9. Röm. 4, 17. durch seine Allmacht. Jer. 32, 17.
70. a) Alle Geschöpfe, und ihre Beschaffenheit, und ihre Handlungen, und ihre Verbindung mit andern, und die Folgen alles dessen, sahe Gott, als er sie schuf, auf das vollständigste, deutlichste und untrüglichste voraus. Und gleichwohl beschloß er, diese Welt zu schaffen, und sie so zu schaffen, wie sie ist; er, den nichts nöthigen konnte eine Welt zu schaffen, wenn sie seinen Absichten nicht gemäs war, (§.
45. ) und der keine andere als die besten Absichten haben, und zu deren Erreichung keine andern als die vollkommensten Mittel anwenden kann, (§.
46. ) und den nichts hindern konnte, der Welt eine andere Ein
|d83|richtung zu geben, wenn eine andere seinen Absichten beßer entsprochen hätte (§.
51. ). Es muß also
keine Einrichtung der
Welt möglich gewesen seyn, welche zu
Erreichung des göttlichen Endzwecks tauglicher gewesen wäre,
als die der Welt, nach allen ihren Theilen zusammen genommen, von Gott wirklich gegebene. 1 Mos. 1, 31. Ps. 104, 24. b) Zu diesem Zweck gehörte unleugbar die höchste mögliche
Glückseligkeit der empfindenden, zumal der vernünftigen, Geschöpfe. Hierzu aber wird in den letztern moralische Güte erfordert, (§.
2. ) welche desto größer seyn wird, je vollkommener die lebendige Erkenntnis Gottes und seiner sämtlichen Eigenschaften bey solchen Geschöpfen ist. (§.
3. und
1 ). Diese Erkenntnis aber kann und soll durch die Betrachtung der Kreaturen erhalten werden. Röm. 1, 20. Es muß also Gottes unendlicher Verstand erkannt haben, daß durch keine Einrichtung der Welt im Ganzen genommen diese
Erkenntnis Gottes und seiner gesammten Eigenschaften so sehr befördert werden könne, als durch diese wirkliche. Ps. 19, 1–7. 70. a) Alle Geschöpfe, und ihre Beschaffenheit, und ihre Handlungen, und ihre Verbindung mit andern, und die Folgen alles dessen, sahe Gott, als er sie schuf, auf das vollständigste, deutlichste und untrüglichste voraus. Und gleichwohl beschloß er, diese Welt zu schaffen, und sie so zu schaffen, wie sie ist; er, den nichts nöthigen konnte eine Welt zu schaffen, wenn sie seinen Absichten nicht gemäs war, (§.
45. ) und der keine andere als die besten Absichten haben, und zu deren Erreichung keine andern als die vollkommensten Mittel anwenden kann, (§.
46. ) und den nichts hindern konnte, der Welt eine andere Ein
|d83|richtung zu geben, wenn eine andere seinen Absichten beßer entsprochen hätte (§.
51. ). Es muß also
keine Einrichtung der
Welt möglich gewesen seyn, welche zu
Erreichung des göttlichen Endzwecks tauglicher gewesen wäre,
als die der Welt, nach allen ihren Theilen zusammen genommen, von Gott wirklich gegebene. 1 Mos. 1, 31. Ps. 104, 24. b) Zu diesem Zweck gehörte unleugbar die höchste mögliche
Glückseligkeit der empfindenden, zumal der vernünftigen, Geschöpfe. Hierzu aber wird in den letztern moralische Güte erfordert, (§.
2. ) welche desto größer seyn wird, je vollkommener die lebendige Erkenntnis Gottes und seiner sämtlichen Eigenschaften bey solchen Geschöpfen ist. (§.
3. und
1 ). Diese Erkenntnis aber kann und soll durch die Betrachtung der Kreaturen erhalten werden. Röm. 1, 20. Es muß also Gottes unendlicher Verstand erkannt haben, daß durch keine Einrichtung der Welt im Ganzen genommen diese
Erkenntnis Gottes und seiner gesammten Eigenschaften so sehr befördert werden könne, als durch diese wirkliche. Ps. 19, 1–7.
71. Die im poetischhistorischen Stil des frühesten Weltalters vorgetragene Beschreibung der Schöpfung der Welt und der Einrichtung unsrer Erde, bey Mose, 1 Mos. 1. a) hat zum Zweck, den Satz: es ist nichts, durchaus nichts, großes oder kleines, nahes oder fernes, das nicht |d84| sein Daseyn durch den allmächtigen Willen des Gottes, den die Israeliten verehren, bekommen hat; dem Menschen, selbst dem noch so sinnlichen Menschen, aufs tiefste einzuprägen. Diesen wichtigen Satz lehret jene Beschreibung deutlich und unwidersprechlich. b) Aber nicht eben so deutlich und entscheidend beantwortet sie alle Fragen, die hiebey einem Forscher einfallen können, als: ob unser Erdball erst vor ungefähr 6000 Jahren (und viel länger scheint er von Menschen nicht bewohnt zu seyn) aus nichts geschaffen, oder ob er damals nur erst ausgebildet, oder auch aufs neue umgebildet worden sey? ob damals der ganze Erdboden zugleich, oder etwan nur die höchsten Gegenden Asiens ihre völlige Ausbildung und jetzige Einrichtung bekommen haben? ob zu eben der Zeit, und also erst vor sechs Jahrtausenden, die übrigen großen Weltkörper hervorgebracht worden, oder ob sie älter seyen? ob die Welt, oder auch die Erde, mit allem was darauf und darinnen ist, in einem Augenblick von Gott hervorgebracht und dargestellet worden, oder ob sie nach und nach, in der von Mose erzählten Ordnung, in sechs Tagen, oder auch in so viel Zeitperioden von unbestimmter Länge, geschaffen sey? Fragen, welche, nebst andern änlichen, jeder nach seiner besten Einsicht gewissenhaft beantworten darf, ohne daß er dadurch dem biblischen Religionsunterricht zu nahe träte.71. Die im poetischhistorischen Stil des frühesten Weltalters vorgetragene Beschreibung der Schöpfung der Welt und der Einrichtung unsrer Erde, bey Mose, 1 Mos. 1. a) hat zum Zweck, den Satz: es ist nichts, durchaus nichts, großes oder kleines, nahes oder fernes, das nicht |d84| sein Daseyn durch den allmächtigen Willen des Gottes, den die Israeliten verehren, bekommen hat; dem Menschen, selbst dem noch so sinnlichen Menschen, aufs tiefste einzuprägen. Diesen wichtigen Satz lehret jene Beschreibung deutlich und unwidersprechlich. b) Aber nicht eben so deutlich und entscheidend beantwortet sie alle Fragen, die hiebey einem Forscher einfallen können, als: ob unser Erdball erst vor ungefähr 6000 Jahren (und viel länger scheint er von Menschen nicht bewohnt zu seyn) aus nichts geschaffen, oder ob er damals nur erst ausgebildet, oder auch aufs neue umgebildet worden sey? ob damals der ganze Erdboden zugleich, oder etwan nur die höchsten Gegenden Asiens ihre völlige Ausbildung und jetzige Einrichtung bekommen haben? ob zu eben der Zeit, und also erst vor sechs Jahrtausenden, die übrigen großen Weltkörper hervorgebracht worden, oder ob sie älter seyen? ob die Welt, oder auch die Erde, mit allem was darauf und darinnen ist, in einem Augenblick von Gott hervorgebracht und dargestellet worden, oder ob sie nach und nach, in der von Mose erzählten Ordnung, in sechs Tagen, oder auch in so viel Zeitperioden von unbestimmter Länge, geschaffen sey? Fragen, welche, nebst andern änlichen, jeder nach seiner besten Einsicht gewissenhaft beantworten darf, ohne daß er dadurch dem biblischen Religionsunterricht zu nahe träte.
|d85| 72. Eben der Gott, der der Welt ihr Daseyn gab, (§.
68. 65. ) kann auch ihr und allen ihren Theilen ohne Ausnahme die Fortdauer gewähren; und da die Welt nicht ohne Gott und für sich selbst fortdauern und sich erhalten kann, so muß er es thun, wenn sie dauren soll. Und er thuts, und durch seinen beschließenden Willen (§.
44. 66. ) Hebr. 1, 3. Col. 1, 17. Joh. 5, 17. Ps. 148, 5. 6.
erhält er *) nicht nur die einfachen Wesen, z. B. die Geister,
und diejenigen Körper, die seit ihrer Erschaffung, ohne sich fortzupflanzen, da zu seyn nie aufgehört haben, z. E[.] ganze Weltkörper, Ps. 104, 5. 19. 148, 3–6.
ingleichem alle auf eine bestimmte Zeitlang zur Wirklichkeit kommende einzelne Dinge, z. B. Pflanzen und Thiere, welche, vermöge der von Gott in sie gelegten Fruchtbarkeit, 1 Mos. 1, 12. 22. 28. 8, 17. 9, 1. ihres Gleichen hervorbringen können, Ps. 104, 30. und dann aufhören, indem sie in ihre Bestandtheile aufgelöset werden, aus welchen neue Körper sich bilden, Matth. 6, 27. 10, 29–31. Ps. 36, 7. 90, 3. 5. 104, 29. 30. Hiob, 10, 8–12.
sondern auch die Gattungen dauren so fort, daß die vor Jahrtausenden von ihnen angegebenen Merkmale noch jetzt an ihnen
|d86| kenntlich sind, Ps. 104, 30. 139, 13–16. Act. 17, 26. und daß die Individuen jeder Art in Absicht ihrer Menge stets im Ganzen genommen eine zweckmäsige Proportion halten.
|d85| 72. Eben der Gott, der der Welt ihr Daseyn gab, (§.
68. 65. ) kann auch ihr und allen ihren Theilen ohne Ausnahme die Fortdauer gewähren; und da die Welt nicht ohne Gott und für sich selbst fortdauern und sich erhalten kann, so muß er es thun, wenn sie dauren soll. Und er thuts, und durch seinen beschließenden Willen (§.
44. 66. ) Hebr. 1, 3. Col. 1, 17. Joh. 5, 17. Ps. 148, 5. 6.
erhält er *) nicht nur die einfachen Wesen, z. B. die Geister,
und diejenigen Körper, die seit ihrer Erschaffung, ohne sich fortzupflanzen, da zu seyn nie aufgehört haben, z. E[.] ganze Weltkörper, Ps. 104, 5. 19. 148, 3–6.
ingleichem alle auf eine bestimmte Zeitlang zur Wirklichkeit kommende einzelne Dinge, z. B. Pflanzen und Thiere, welche, vermöge der von Gott in sie gelegten Fruchtbarkeit, 1 Mos. 1, 12. 22. 28. 8, 17. 9, 1. ihres Gleichen hervorbringen können, Ps. 104, 30. und dann aufhören, indem sie in ihre Bestandtheile aufgelöset werden, aus welchen neue Körper sich bilden, Matth. 6, 27. 10, 29–31. Ps. 36, 7. 90, 3. 5. 104, 29. 30. Hiob, 10, 8–12.
sondern auch die Gattungen dauren so fort, daß die vor Jahrtausenden von ihnen angegebenen Merkmale noch jetzt an ihnen
|d86| kenntlich sind, Ps. 104, 30. 139, 13–16. Act. 17, 26. und daß die Individuen jeder Art in Absicht ihrer Menge stets im Ganzen genommen eine zweckmäsige Proportion halten.
*) Die hier folgende Klassifikation soll dem Lehrer Anlaß geben, eindringlicher zu zeigen, daß Gott es sey, der alles erhält.
73. Gott ist es, der denjenigen Geschöpfen, welche ohne gewisse
Mittel der Erhaltung nicht
fortdauern
können, zu welchen die Pflanzen und die Thiere, und also die Menschen gehören, diese ihnen nöthigen
Mittel z. B. die Nahrungsmittel,
verschafft. Dies geschiehet zwar nach dem Laufe der Natur; aber Gott ist doch der Urheber auch von diesem. 1 Mos. 1, 29. 30. 8, 22. Ps. 104, 10–18. 27. 28. 145, 15. 16. 147, 8. 9. 14. Matth. 6, 25–31. Act. 14, 17.73. Gott ist es, der denjenigen Geschöpfen, welche ohne gewisse
Mittel der Erhaltung nicht
fortdauern
können, zu welchen die Pflanzen und die Thiere, und also die Menschen gehören, diese ihnen nöthigen
Mittel z. B. die Nahrungsmittel,
verschafft. Dies geschiehet zwar nach dem Laufe der Natur; aber Gott ist doch der Urheber auch von diesem. 1 Mos. 1, 29. 30. 8, 22. Ps. 104, 10–18. 27. 28. 145, 15. 16. 147, 8. 9. 14. Matth. 6, 25–31. Act. 14, 17.
74. Die in der Welt in Geistern und an Körpern geschehenden Veränderungen werden durch Anwendung solcher Kräfte gewirkt , welche ihren letzten Grund nicht in den Geschöpfen selbst, sondern in Gott haben. Auch diese Kräfte eines jeden Geschöpfs jeder Art, durch welche solche Veränderungen bewirkt werden, erhält Gott durch seinen allmächtigen Willen, und läßt die von ihm festgesetzten Naturgesetze, nach welchen sie wirken, fortdauern, Act. 17, 28. Matth. 5, 45. Ps. 135, 6. 7. 139, 13. 14. 148, 6. 8. Hiob 10, 8. ff. 74. Die in der Welt in Geistern und an Körpern geschehenden Veränderungen werden durch Anwendung solcher Kräfte gewirkt , welche ihren letzten Grund nicht in den Geschöpfen selbst, sondern in Gott haben. Auch diese Kräfte eines jeden Geschöpfs jeder Art, durch welche solche Veränderungen bewirkt werden, erhält Gott durch seinen allmächtigen Willen, und läßt die von ihm festgesetzten Naturgesetze, nach welchen sie wirken, fortdauern, Act. 17, 28. Matth. 5, 45. Ps. 135, 6. 7. 139, 13. 14. 148, 6. 8. Hiob 10, 8. ff.
75. Dadurch, daß Kräfte da sind, welche angewendet werden können, und physische Gesetze,
|d87| an welche die Art und Weise der Anwendung gebunden ist, ist noch nicht bestimmt, weder wozu sie, noch daß sie wirklich in einzelnen Fällen angewendet werden. Allein a), da der Allweise durch die Anwendung der Kräfte seiner Geschöpfe und durch die daraus entstehenden Veränderungen in der Welt gewisse Absichten erreichen will, (§.
46. 70. ) die unmöglich unerfüllt bleiben können, (§.
46. ) so stehet auch selbst die
Anwendung aller Kräfte aller Geschöpfe, nebst allen daraus entstehenden Veränderungen in der Welt, dergestalt unter Gottes
Regierung, oder Vorsehung in engerem Verstande, daß beide nicht anders erfolgen, als es zu Erreichung der Absichten, wozu sie von Gott bestimmt sind, also zur Vermehrung der Vollkommenheit und Glückseligkeit des Ganzen, erforderlich ist. Eben hierdurch übt Gott die ihm als Schöpfer zustehende Oberherrschaft über die Welt aus, Act. 17, 24. 1 Cor. 10, 26. Ps. 50, 10–12. 104, 24. und eben daher kann er auch Begebenheiten untrüglich voraussagen, die erst lange nachher aus bloß natürlichen zufälligen Ursachen sich entwickeln; z. E. Matth. 24. Act. 11, 28. es wäre auch sonst das Gebet um göttliche Hülfe und Beistand Röm. 15, 30–32. Eph. 6, 18. 19. Phil. 4, 6. sinnlos, und das Vertrauen auf Gott, wozu die Bibel so oft ermuntert, vergeblich. b) Gleichwie aber alle durch die angewandten Kräfte der Geschöpfe hervorzubringenden Veränderungen in
|d88| der Welt Gegenstände der göttlichen Vorhersehung sind, welche auch selbst die Entschließungen freihandelnder Kreaturen umfasset, (§.
42. ) so gehören sie auch sämmtlich mit zu dem freien Rathschlusse Gottes über die Welt, (§.
67. ) und haben ihren Grund in der jedesmaligen Verbindung der Dinge und in den vorhergehenden Umständen, welche zuletzt von der ursprünglichen göttlichen Einrichtung der Dinge abhängen; wie denn auch alle Veränderungen in der Welt, wenn sie zur Wirklichkeit kommen sollen, die göttliche Erhaltung der Geschöpfe und ihrer Kräfte voraussetzen. Hieraus ergiebt sich, theils, daß die Regierung der Welt nichts anders ist, als die Ausführung des ewigen Rathschlusses Gottes über die Veränderungen, welche in der Welt zur Wirklichkeit kommen sollen, daß sie durch bloßes Wollen geschiehet, und daß es ein kindischer Gedanke wäre, wenn man sich sie als eine Art einer Bemühung oder als ein stetes Eingreifen in die Maschine und urplözlich, nach Beschaffenheit der Umstände, beschlossenes Nachhelfen derselben vorstellen wollte, theils, daß nichts geschehen kann ohne Gottes Willen. 75. Dadurch, daß Kräfte da sind, welche angewendet werden können, und physische Gesetze,
|d87| an welche die Art und Weise der Anwendung gebunden ist, ist noch nicht bestimmt, weder wozu sie, noch daß sie wirklich in einzelnen Fällen angewendet werden. Allein a), da der Allweise durch die Anwendung der Kräfte seiner Geschöpfe und durch die daraus entstehenden Veränderungen in der Welt gewisse Absichten erreichen will, (§.
46. 70. ) die unmöglich unerfüllt bleiben können, (§.
46. ) so stehet auch selbst die
Anwendung aller Kräfte aller Geschöpfe, nebst allen daraus entstehenden Veränderungen in der Welt, dergestalt unter Gottes
Regierung, oder Vorsehung in engerem Verstande, daß beide nicht anders erfolgen, als es zu Erreichung der Absichten, wozu sie von Gott bestimmt sind, also zur Vermehrung der Vollkommenheit und Glückseligkeit des Ganzen, erforderlich ist. Eben hierdurch übt Gott die ihm als Schöpfer zustehende Oberherrschaft über die Welt aus, Act. 17, 24. 1 Cor. 10, 26. Ps. 50, 10–12. 104, 24. und eben daher kann er auch Begebenheiten untrüglich voraussagen, die erst lange nachher aus bloß natürlichen zufälligen Ursachen sich entwickeln; z. E. Matth. 24. Act. 11, 28. es wäre auch sonst das Gebet um göttliche Hülfe und Beistand Röm. 15, 30–32. Eph. 6, 18. 19. Phil. 4, 6. sinnlos, und das Vertrauen auf Gott, wozu die Bibel so oft ermuntert, vergeblich. b) Gleichwie aber alle durch die angewandten Kräfte der Geschöpfe hervorzubringenden Veränderungen in
|d88| der Welt Gegenstände der göttlichen Vorhersehung sind, welche auch selbst die Entschließungen freihandelnder Kreaturen umfasset, (§.
42. ) so gehören sie auch sämmtlich mit zu dem freien Rathschlusse Gottes über die Welt, (§.
67. ) und haben ihren Grund in der jedesmaligen Verbindung der Dinge und in den vorhergehenden Umständen, welche zuletzt von der ursprünglichen göttlichen Einrichtung der Dinge abhängen; wie denn auch alle Veränderungen in der Welt, wenn sie zur Wirklichkeit kommen sollen, die göttliche Erhaltung der Geschöpfe und ihrer Kräfte voraussetzen. Hieraus ergiebt sich, theils, daß die Regierung der Welt nichts anders ist, als die Ausführung des ewigen Rathschlusses Gottes über die Veränderungen, welche in der Welt zur Wirklichkeit kommen sollen, daß sie durch bloßes Wollen geschiehet, und daß es ein kindischer Gedanke wäre, wenn man sich sie als eine Art einer Bemühung oder als ein stetes Eingreifen in die Maschine und urplözlich, nach Beschaffenheit der Umstände, beschlossenes Nachhelfen derselben vorstellen wollte, theils, daß nichts geschehen kann ohne Gottes Willen.
76. Nichts ist so klein, das nicht unter Gottes Regierung stünde, und zu einem der, in einer unübersehbaren Reihe zusammengeketteten, Zwecke Gottes gehörte
*) . Er sorgt nicht nur
|d89| für die Gattungen, sondern auch für die Individuen, und ordnet auch selbst ihre kleinsten Umstände. Matth. 10, 29. 30. Auch sind alle Veränderungen der
leblosen Dinge, des Erdbodens, der Himmelskörper, der Luft, des Wassers, der Pflanzen, u. s. f. der Vorsehung Gottes unterworfen, Hiob 38, 22–38. z. B. der Lauf der Gestirne, Ps. 104, 19. 20. die Witterung, 1 Mos. 8, 22. Ps. 147, 8. 16–18. 148, 8. Jer. 5. 24. Amos 4, 7. Act. 14, 17. Ueberfluß und Mangel an Lebensmitteln, Ps. 104, 13. ff. 27, 28. 5 Mos. 28, 11. 23. 24. 11, 17. Amos 4, 6. Donnerwetter, Ps. 29. Erdbeben, Ps. 104, 32. welches alles die Bibel als von Gott kommend vorstellet, und zwar nicht bloß in der Kindersprache der ältesten Welt, sondern weil wirklich die natürlichen Ursachen dieser Dinge von seiner Regierung abhängen. Die leblosen Geschöpfe aber und ihre Veränderungen zielen alle mittelbar oder unmittelbar zum Nutzen der Lebenden ab: und unter den Lebenden sind die Unvernünftigen bestimmt den Vernünftigen Vortheile zu schaffen. Jedem
empfindenden Geschöpfe soll es möglichst wohl gehen, Ps. 36, 6–9. 145, 9. und jedes muß zum Besten des Ganzen das Seinige beitragen. Und damit dies statt haben möge, wird jedes Geschöpf in eine solche Verbindung mit andern gesetzt, durch welche dieser doppelte Zweck erreicht werden kann. Ps. 104, 10–18.76. Nichts ist so klein, das nicht unter Gottes Regierung stünde, und zu einem der, in einer unübersehbaren Reihe zusammengeketteten, Zwecke Gottes gehörte
*) . Er sorgt nicht nur
|d89| für die Gattungen, sondern auch für die Individuen, und ordnet auch selbst ihre kleinsten Umstände. Matth. 10, 29. 30. Auch sind alle Veränderungen der
leblosen Dinge, des Erdbodens, der Himmelskörper, der Luft, des Wassers, der Pflanzen, u. s. f. der Vorsehung Gottes unterworfen, Hiob 38, 22–38. z. B. der Lauf der Gestirne, Ps. 104, 19. 20. die Witterung, 1 Mos. 8, 22. Ps. 147, 8. 16–18. 148, 8. Jer. 5. 24. Amos 4, 7. Act. 14, 17. Ueberfluß und Mangel an Lebensmitteln, Ps. 104, 13. ff. 27, 28. 5 Mos. 28, 11. 23. 24. 11, 17. Amos 4, 6. Donnerwetter, Ps. 29. Erdbeben, Ps. 104, 32. welches alles die Bibel als von Gott kommend vorstellet, und zwar nicht bloß in der Kindersprache der ältesten Welt, sondern weil wirklich die natürlichen Ursachen dieser Dinge von seiner Regierung abhängen. Die leblosen Geschöpfe aber und ihre Veränderungen zielen alle mittelbar oder unmittelbar zum Nutzen der Lebenden ab: und unter den Lebenden sind die Unvernünftigen bestimmt den Vernünftigen Vortheile zu schaffen. Jedem
empfindenden Geschöpfe soll es möglichst wohl gehen, Ps. 36, 6–9. 145, 9. und jedes muß zum Besten des Ganzen das Seinige beitragen. Und damit dies statt haben möge, wird jedes Geschöpf in eine solche Verbindung mit andern gesetzt, durch welche dieser doppelte Zweck erreicht werden kann. Ps. 104, 10–18.
*) Siehe die Anmerk. zu §.
72.
|d90| 77. Nicht weniger stehen die Veränderungen, so wie der vernünftigen Kreaturen überhaupt, also auch der Menschen, Matth[.] 6, 26. 30. 10, 31. Ps. 33, 13. unter Gottes Regierung, welches zumal für die Frommen höchst tröstlich ist. Ps. 1, 6. 33, 18. Jes. 40, 31. Röm. 8, 28. Bey einzelnen Menschen zeigt sie sich a) bey der Geburt, in Absicht auf Zeit, Ps. 113, 9. Hiob 38, 21. Ort, Geschlecht, Beschaffenheit und Umstände der Eltern; b) in dem Maaße der Leibes- und Seelenkräfte, und dem Temperamente; c) in der Beschaffenheit der Erziehung, und den Gelegenheiten seine Kräfte zu entwickeln, und seinen Charakter zu bilden; d) bey der Wahl der Lebensart, in der Bestimmung des Kreises, in welchem man wirken soll, und in der Anweisung des Zirkels von Menschen, mit denen man in nähern Zusammenhang kommt, es sey nun in Absicht der häuslichen, bürgerlichen und kirchlichen Gesellschaft, oder der freundschaftlichen und andern Verbindungen; e) in der Anordnung unserer gesammten Schicksale, Sprüchw. 20, 24. 5 Mos. 28. der frölichen sowohl, Ps. 113, 7. 8. 127, 1. 2. 1 Sam. 2, 5. 7. 8. als der traurigen, Jes. 45, 7. z. E. des Mangels oder Ueberflusses an den Nothwendigkeiten oder Bequemlichkeiten des Lebens, Ps. 33, 19. Sprüchw. 10, 22. der Krankheiten und Wiedergenesung, Joh. 9, 3. 11, 4. Phil. 2, 27. der Rettung aus Gefahren; Ps. 34, 8. Ps. 91. Jac. |d91| 5, 11. f) in Absicht der freien Handlungen, Jac. 4, 13–16. 1 Cor. 16, 7. Röm. 1, 10. indem theils die Umstände, in welche die Vorsehung uns sezt, Bestimmungsgründe zur Fassung oder Abänderung unsrer Entschließungen, uns an die Hand geben; Sprüchw. 21, 1. theils die Ausführung unsrer Entschlüsse bald erleichtert, Sprüchw. 5, 51. bald erschwehrt, bald verhindert wird; Ps. 37, 12. 13. Jes. 8, 10. theils andre als die abgezweckten Folgen daraus entstehen; 1 Mos. 50, 20. Jerem. 10, 23. Ps. 33, 10. 11. 37, 14. 15. g) in der Bestimmung der Zeit, Art und übrigen Umstände des Todes, Matth. 6, 27. 10, 28–31. Ps. 90, 3. 5–10. 91, 3–7. 139, 16. welche Dinge jedoch, von keinem unbedingten Rathschlusse abhängen, daher der Mensch dasjenige natürliche Lebensziel, welches er sonst wohl erreichen könnte, auch abkürzen Ps. 55, 24. Sprüchw. 3, 1. 2. 4, 10. 10, 27. ingleichem die Verkürzungen desselben, welche äusere Umstände oder andere Menschen befürchten lassen, oft verhüten kann.|d90| 77. Nicht weniger stehen die Veränderungen, so wie der vernünftigen Kreaturen überhaupt, also auch der Menschen, Matth[.] 6, 26. 30. 10, 31. Ps. 33, 13. unter Gottes Regierung, welches zumal für die Frommen höchst tröstlich ist. Ps. 1, 6. 33, 18. Jes. 40, 31. Röm. 8, 28. Bey einzelnen Menschen zeigt sie sich a) bey der Geburt, in Absicht auf Zeit, Ps. 113, 9. Hiob 38, 21. Ort, Geschlecht, Beschaffenheit und Umstände der Eltern; b) in dem Maaße der Leibes- und Seelenkräfte, und dem Temperamente; c) in der Beschaffenheit der Erziehung, und den Gelegenheiten seine Kräfte zu entwickeln, und seinen Charakter zu bilden; d) bey der Wahl der Lebensart, in der Bestimmung des Kreises, in welchem man wirken soll, und in der Anweisung des Zirkels von Menschen, mit denen man in nähern Zusammenhang kommt, es sey nun in Absicht der häuslichen, bürgerlichen und kirchlichen Gesellschaft, oder der freundschaftlichen und andern Verbindungen; e) in der Anordnung unserer gesammten Schicksale, Sprüchw. 20, 24. 5 Mos. 28. der frölichen sowohl, Ps. 113, 7. 8. 127, 1. 2. 1 Sam. 2, 5. 7. 8. als der traurigen, Jes. 45, 7. z. E. des Mangels oder Ueberflusses an den Nothwendigkeiten oder Bequemlichkeiten des Lebens, Ps. 33, 19. Sprüchw. 10, 22. der Krankheiten und Wiedergenesung, Joh. 9, 3. 11, 4. Phil. 2, 27. der Rettung aus Gefahren; Ps. 34, 8. Ps. 91. Jac. |d91| 5, 11. f) in Absicht der freien Handlungen, Jac. 4, 13–16. 1 Cor. 16, 7. Röm. 1, 10. indem theils die Umstände, in welche die Vorsehung uns sezt, Bestimmungsgründe zur Fassung oder Abänderung unsrer Entschließungen, uns an die Hand geben; Sprüchw. 21, 1. theils die Ausführung unsrer Entschlüsse bald erleichtert, Sprüchw. 5, 51. bald erschwehrt, bald verhindert wird; Ps. 37, 12. 13. Jes. 8, 10. theils andre als die abgezweckten Folgen daraus entstehen; 1 Mos. 50, 20. Jerem. 10, 23. Ps. 33, 10. 11. 37, 14. 15. g) in der Bestimmung der Zeit, Art und übrigen Umstände des Todes, Matth. 6, 27. 10, 28–31. Ps. 90, 3. 5–10. 91, 3–7. 139, 16. welche Dinge jedoch, von keinem unbedingten Rathschlusse abhängen, daher der Mensch dasjenige natürliche Lebensziel, welches er sonst wohl erreichen könnte, auch abkürzen Ps. 55, 24. Sprüchw. 3, 1. 2. 4, 10. 10, 27. ingleichem die Verkürzungen desselben, welche äusere Umstände oder andere Menschen befürchten lassen, oft verhüten kann.
78. In Rücksicht auf das ganze menschliche Geschlecht oder größere Theile desselben, zeigt Gottes Regierung sich a) in Bestimmung der Zahl der Gebohrnen und Sterbenden, und in Erhaltung der Proportion zwischen beiden Geschlechtern; Ps. 104, 30. b) in Beförderung nützlicher Kenntnisse, indem die Zeit und die Um|d92|stände der Erfindung nützlicher Künste, die Revolutionen in den Wissenschaften, die Wanderungen derselben von einem Volk zum andern etc. unter Gottes Regierung stehen; c) in Beförderung der sittlichen Güte, z. E. durch Verknüpfung natürlicher Belohnungen oder Strafen mit guten oder bösen Handlungen, durch Erweckung weiser Männer und treflicher Gesetzgeber, durch Erleichterung der Religionskenntnisse, durch mancherley Anstalten, von welchen die Bibel Nachricht giebt, durch eine solche Anordnung der Schicksale und Umstände einzelner Menschen, die sie auf ihren moralischen Zustand aufmerksam machen, Rührungen und gute Vorsätze in ihnen hervorbringen, ihrer Tugend zur Uebung dienen u. s. w. d) in Festsetzung des Ursprungs, der Grenzen, der Revolutionen, und der Dauer der Staaten und Völkerschaften; Act. 17, 26. Jes. 45, 7. 5 Amos 3, 6. e) in Absicht des Entstehens, der Ausbreitung, der Schicksale, und der Dauer Gottesdienstlicher Gesellschaften.78. In Rücksicht auf das ganze menschliche Geschlecht oder größere Theile desselben, zeigt Gottes Regierung sich a) in Bestimmung der Zahl der Gebohrnen und Sterbenden, und in Erhaltung der Proportion zwischen beiden Geschlechtern; Ps. 104, 30. b) in Beförderung nützlicher Kenntnisse, indem die Zeit und die Um|d92|stände der Erfindung nützlicher Künste, die Revolutionen in den Wissenschaften, die Wanderungen derselben von einem Volk zum andern etc. unter Gottes Regierung stehen; c) in Beförderung der sittlichen Güte, z. E. durch Verknüpfung natürlicher Belohnungen oder Strafen mit guten oder bösen Handlungen, durch Erweckung weiser Männer und treflicher Gesetzgeber, durch Erleichterung der Religionskenntnisse, durch mancherley Anstalten, von welchen die Bibel Nachricht giebt, durch eine solche Anordnung der Schicksale und Umstände einzelner Menschen, die sie auf ihren moralischen Zustand aufmerksam machen, Rührungen und gute Vorsätze in ihnen hervorbringen, ihrer Tugend zur Uebung dienen u. s. w. d) in Festsetzung des Ursprungs, der Grenzen, der Revolutionen, und der Dauer der Staaten und Völkerschaften; Act. 17, 26. Jes. 45, 7. 5 Amos 3, 6. e) in Absicht des Entstehens, der Ausbreitung, der Schicksale, und der Dauer Gottesdienstlicher Gesellschaften.
79. Daß die göttliche Regierung, theils höchst weise, aber eben daher oft uns unbegreiflich, Jes[.] 55, 8. 9. theils höchst gütig, Ps. 145, 17. Act. 14, 17. Röm. 8, 28. theils so eingerichtet sey, daß das moralische Gute dadurch befördert werde, Act. 17, 27. Joh. 11, 4. Amos 4, 6–11. lehrt nicht nur die Bibel, sondern auch die Erfarung, zumal wenn man sich gewöhnt, |d93| auf die kleinscheinenden Umstände und auf die großen oft unerwarteten Folgen ihres zufälligen Zusammentreffens Acht zu geben. Aus dieser ganzen Lehre aber ergiebt sich, daß es in der Welt weder einen blinden Zufall, Sprüchw. 16, 33. noch ein unwidertreibliches Schicksal gebe.79. Daß die göttliche Regierung, theils höchst weise, aber eben daher oft uns unbegreiflich, Jes[.] 55, 8. 9. theils höchst gütig, Ps. 145, 17. Act. 14, 17. Röm. 8, 28. theils so eingerichtet sey, daß das moralische Gute dadurch befördert werde, Act. 17, 27. Joh. 11, 4. Amos 4, 6–11. lehrt nicht nur die Bibel, sondern auch die Erfarung, zumal wenn man sich gewöhnt, |d93| auf die kleinscheinenden Umstände und auf die großen oft unerwarteten Folgen ihres zufälligen Zusammentreffens Acht zu geben. Aus dieser ganzen Lehre aber ergiebt sich, daß es in der Welt weder einen blinden Zufall, Sprüchw. 16, 33. noch ein unwidertreibliches Schicksal gebe.
80. Durch die mannichfaltigen
Uebel, die in der Welt sind
*) , darf weder unsere Ueberzeugung von der Gewißheit einer göttlichen Vorsehung und von deren Weisheit und Güte, noch unsere Zufriedenheit mit den Werken Gottes und den Anordnungen seiner Vorsehung, gestört, noch unser Vertrauen und unsre Liebe und Dankbarkeit gegen Gott geschwächt werden. Denn was das
|d94| moralische Böse betrift, so ist gewiß, a) daß Gott, der es allerdings vorhergesehen und zuzulassen (§.
44. ) beschlossen hat, Ps. 81, 12. 13. Act. 14, 16. Röm. 1, 24. dennoch, so fern es böse ist, weder Urheber noch Beförderer desselben seyn könne, (§.
47. ) sondern daß es aus andern, unten (§.
119 –
126. ) näher aufzusuchenden Quellen, entsprungen seyn müsse; Jac. 1, 13–17. b) daß eine solche Einrichtung vernünftiger Geschöpfe, vermöge welcher ihnen das moralische Böse unmöglich gemacht würde, der Weisheit Gottes nicht angemessen gewesen wäre; indem selbst die nützlichsten Kräfte, womit unsre
Natur begabt ist, wenn sie nicht alle zugleich in der richtigsten Proportion gehörig geübt und ausgebildet, oder wenn sie auf unrechte Gegenstände oder übermäsig angewendet werden, das Böse erzeugen, und doch gewiß, ohne weit größere Unvollkommenheit unsrer Natur, weder ganz mangeln, noch merklich schwächer und unwirksamer seyn könnten; so wie auch die physischen Gesetze, an welche ihre Wirksamkeit gebunden ist, manche (moralisch betrachtet) verkehrte, einseitige, zu heftige Wirkung mit sich bringen, und dennoch höchst nothwendig waren, wenn unsre Natur erhalten, unser Geist veredelt und vervollkommet, und wir glücklich seyn und es immer mehr werden sollten; c) daß eben so wenig jede unrechte Anwendung unsrer an sich guten Kräfte durch die Allmacht oder durch eine von der jetzigen ganz verschiedene Anordnung
|d95| des Zusammenhangs der Dinge gehindert werden durfte, wenn der Mensch sich zur Tugend bilden und diese einen Werth haben sollte; welches beides nicht statt fände, wenn der Mensch, vom Anfang seines Daseyns an, ohne eigne Anstrengung jede ihm nützliche Wahrheit erkennete, jedesmal zur rechten Zeit an dieselbe in dem nöthigen Grade der Deutlichkeit und Lebhaftigkeit erinnert würde, ihm nie etwas anders als nur das wahre Beste zu wollen verstattet wäre, jeder Reitz, der stark genug seyn möchte um seiner Unschuld gefährlich zu werden, von ihm entfernt bliebe, Einwirkungen von ausen ihn stets unwiderstehlich zum Guten hintrieben u. d. gl. d) daß Gott die ernstlichen Anstalten zur Verminderung des moralischen Bösen gemacht habe; e) daß dieses Böse die Absichten Gottes so wenig vereiteln könne, Ps. 33, 10. 11. daß es vielmehr zu Erreichung derselben mitwirken, und das Gute, nämlich wahre Vollkommenheit und Glückseligkeit, im Ganzen genommen, mit befördern müsse, 1 Mos. 50, 20. Act. 4, 27. 28. Röm. 11, 32. und also von dem Heiligsten zugelassen werden konnte.80. Durch die mannichfaltigen
Uebel, die in der Welt sind
*) , darf weder unsere Ueberzeugung von der Gewißheit einer göttlichen Vorsehung und von deren Weisheit und Güte, noch unsere Zufriedenheit mit den Werken Gottes und den Anordnungen seiner Vorsehung, gestört, noch unser Vertrauen und unsre Liebe und Dankbarkeit gegen Gott geschwächt werden. Denn was das
|d94| moralische Böse betrift, so ist gewiß, a) daß Gott, der es allerdings vorhergesehen und zuzulassen (§.
44. ) beschlossen hat, Ps. 81, 12. 13. Act. 14, 16. Röm. 1, 24. dennoch, so fern es böse ist, weder Urheber noch Beförderer desselben seyn könne, (§.
47. ) sondern daß es aus andern, unten (§.
119 –
126. ) näher aufzusuchenden Quellen, entsprungen seyn müsse; Jac. 1, 13–17. b) daß eine solche Einrichtung vernünftiger Geschöpfe, vermöge welcher ihnen das moralische Böse unmöglich gemacht würde, der Weisheit Gottes nicht angemessen gewesen wäre; indem selbst die nützlichsten Kräfte, womit unsre
Natur begabt ist, wenn sie nicht alle zugleich in der richtigsten Proportion gehörig geübt und ausgebildet, oder wenn sie auf unrechte Gegenstände oder übermäsig angewendet werden, das Böse erzeugen, und doch gewiß, ohne weit größere Unvollkommenheit unsrer Natur, weder ganz mangeln, noch merklich schwächer und unwirksamer seyn könnten; so wie auch die physischen Gesetze, an welche ihre Wirksamkeit gebunden ist, manche (moralisch betrachtet) verkehrte, einseitige, zu heftige Wirkung mit sich bringen, und dennoch höchst nothwendig waren, wenn unsre Natur erhalten, unser Geist veredelt und vervollkommet, und wir glücklich seyn und es immer mehr werden sollten; c) daß eben so wenig jede unrechte Anwendung unsrer an sich guten Kräfte durch die Allmacht oder durch eine von der jetzigen ganz verschiedene Anordnung
|d95| des Zusammenhangs der Dinge gehindert werden durfte, wenn der Mensch sich zur Tugend bilden und diese einen Werth haben sollte; welches beides nicht statt fände, wenn der Mensch, vom Anfang seines Daseyns an, ohne eigne Anstrengung jede ihm nützliche Wahrheit erkennete, jedesmal zur rechten Zeit an dieselbe in dem nöthigen Grade der Deutlichkeit und Lebhaftigkeit erinnert würde, ihm nie etwas anders als nur das wahre Beste zu wollen verstattet wäre, jeder Reitz, der stark genug seyn möchte um seiner Unschuld gefährlich zu werden, von ihm entfernt bliebe, Einwirkungen von ausen ihn stets unwiderstehlich zum Guten hintrieben u. d. gl. d) daß Gott die ernstlichen Anstalten zur Verminderung des moralischen Bösen gemacht habe; e) daß dieses Böse die Absichten Gottes so wenig vereiteln könne, Ps. 33, 10. 11. daß es vielmehr zu Erreichung derselben mitwirken, und das Gute, nämlich wahre Vollkommenheit und Glückseligkeit, im Ganzen genommen, mit befördern müsse, 1 Mos. 50, 20. Act. 4, 27. 28. Röm. 11, 32. und also von dem Heiligsten zugelassen werden konnte.
*) Gründliche Belehrungen, wie vermeinte oder wahre Uebel zu schätzen seyen, aus welchen Quellen sie herfließen, und wie viel überwiegendes Gute sie theils voraussetzen, theils zu Folgen haben, sind für die praktische Religion von grosser Wichtigkeit. Der Lehrer wird seinen Zweck am leichtesten erreichen, wenn er jede schickliche Gelegenheit ergreift, die Wahrheit der Grundsätze und allgemeinen Bemerkungen, auf welche wir uns hier einschränken müssen, an auffallenden Beispielen zu zeigen. Hierdurch werden die Christen nicht nur von der Wahrheit und Brauchbarkeit dieser Grundsätze lebhaft überzeugt, sondern auch angewöhnt werden, sie selbst bey jeder Gelegenheit richtig anzuwenden.
81. Das
physische Uebel aber ist zum Theil eine natürliche und nothwendige Folge des moralischen, und dient in dieser Verbindung, als ein Mittel größerem Uebel vorzubeugen, zu Erreichung der wohlthätigsten Zwecke; zum Theil
|d96| war ein gewisser Grad von Eingeschränktheit und Unvollkommenheiten, die uns empfindlich fallen und wenigstens zu mancherley physischen Uebeln die Gelegenheit sind, nothwendig, wenn jedes Geschöpf das seyn sollte, was es ist, und, nach dem gewiß allgütigen und allweisen Plane Gottes, in der Stufenleiter der (ohnehin eingeschränkten) Geschöpfe seyn mußte; zum Theil war das Uebel unvermeidlich, wenn jedes Geschöpf in demjenigen Verhältnisse gegen die übrigen stehen sollte, welches der unendliche Verstand Gottes
für das dem Ganzen vortheilhafteste untrüglich erkannt hat; zum Theil entspringt auch das physische Uebel, so wie das moralische, aus der höchst wohlthätigen Wirksamkeit der in die Natur jedes Dinges von dem Allgütigen gelegten Kräfte, wenn diese zufolge eines, gleichwohl zum besten Zusammenhang der Dinge gehörigen, Zusammenflusses von Umständen auf einen unrechten Gegenstand oder mit Uebermaaß angewendet werden. Es entdecken auch die Menschen bey dem Fortschritte ihrer Kenntnisse immer mehr, daß Dinge, die für schädlich, wenigstens für unnütz und zwecklos, gehalten wurden, nicht schlechtweg unnütz, noch allen schädlich sind, sondern wirklich einen Nutzen stiften, und mit überwiegenden Vortheilen verknüpft sind, welche zugleich mit jenen Uebeln wegfallen würden. Und eben das gilt von vielen Begebenheiten, die anfangs dem Wohl einzelner Menschen oder ganzer Gesellschaf
|d97|ten nachtheilig zu seyn schienen; wie jeder Nachdenkende aus der Erfarung und der Geschichte wissen kann. Insbesondere dienet ein großer Theil der physischen Uebel nicht nur zur schnellern und größern Entwickelung unsrer Kräfte, sondern auch zur Beförderung der Tugend und der religiösen Gesinnungen unter den Menschen. Hebr. 12, 4–11. 81. Das
physische Uebel aber ist zum Theil eine natürliche und nothwendige Folge des moralischen, und dient in dieser Verbindung, als ein Mittel größerem Uebel vorzubeugen, zu Erreichung der wohlthätigsten Zwecke; zum Theil
|d96| war ein gewisser Grad von Eingeschränktheit und Unvollkommenheiten, die uns empfindlich fallen und wenigstens zu mancherley physischen Uebeln die Gelegenheit sind, nothwendig, wenn jedes Geschöpf das seyn sollte, was es ist, und, nach dem gewiß allgütigen und allweisen Plane Gottes, in der Stufenleiter der (ohnehin eingeschränkten) Geschöpfe seyn mußte; zum Theil war das Uebel unvermeidlich, wenn jedes Geschöpf in demjenigen Verhältnisse gegen die übrigen stehen sollte, welches der unendliche Verstand Gottes
für das dem Ganzen vortheilhafteste untrüglich erkannt hat; zum Theil entspringt auch das physische Uebel, so wie das moralische, aus der höchst wohlthätigen Wirksamkeit der in die Natur jedes Dinges von dem Allgütigen gelegten Kräfte, wenn diese zufolge eines, gleichwohl zum besten Zusammenhang der Dinge gehörigen, Zusammenflusses von Umständen auf einen unrechten Gegenstand oder mit Uebermaaß angewendet werden. Es entdecken auch die Menschen bey dem Fortschritte ihrer Kenntnisse immer mehr, daß Dinge, die für schädlich, wenigstens für unnütz und zwecklos, gehalten wurden, nicht schlechtweg unnütz, noch allen schädlich sind, sondern wirklich einen Nutzen stiften, und mit überwiegenden Vortheilen verknüpft sind, welche zugleich mit jenen Uebeln wegfallen würden. Und eben das gilt von vielen Begebenheiten, die anfangs dem Wohl einzelner Menschen oder ganzer Gesellschaf
|d97|ten nachtheilig zu seyn schienen; wie jeder Nachdenkende aus der Erfarung und der Geschichte wissen kann. Insbesondere dienet ein großer Theil der physischen Uebel nicht nur zur schnellern und größern Entwickelung unsrer Kräfte, sondern auch zur Beförderung der Tugend und der religiösen Gesinnungen unter den Menschen. Hebr. 12, 4–11.
82. Auserdem muß noch wohl erwogen werden, 1) daß kein Mensch ein Recht hat, eine reine ungetrübte Glückseligkeit, oder einen bestimmten Grad derselben, z. B. eben denselben, welchen ein andrer genießt, als eine Schuldigkeit von Gott zu fodern; Röm. 9, 20. 21. 2) daß wir und andere empfindende Geschöpfe doch unläugbar unsäglich viel Gutes stets genießen; 3) daß die Menschen viele Uebel leicht vermeiden oder doch vermindern könnten; 4) daß sie bey jedem noch so kleinen Uebel sehr empfindlich, hingegen bey unzähligen Gütern fühllos zu seyn, und diese eher als jene zu vergessen, auch das Uebel bloß von der bösen Seite zu betrachten, die damit verbundenen Vortheile aber zu übersehen pflegen; 5) daß die Welt nicht um der Menschen willen allein, wenn gleich die Erde vorzüglich für sie, da ist; 6) daß wir nur den kleinsten Theil der Welt, und auch den nur sehr unvollkommen kennen, und die Verbindungen, Absichten und ins unendliche fortlaufenden Folgen der Dinge |d98| höchst unvollständig einsehen, und daher das wahre Verhältniß des Nutzens zum Schaden, und der Summe des Guten zur Summe des Bösen zu überschauen nicht im Stande sind; 7) daß wir jetzt noch in der ersten Epoche unsers Daseyns uns befinden, und 8) daß die Ewigkeit vieles, was uns hier dunkel bleibt, aufklären wird. 9) Was insbesondere die Leiden der Frommen betrifft, so ist zu merken, a) daß die Frommen von dem gemeinen Loose der Menschen keine Ausnahme verlangen können; b) daß dasjenige Glück, welches der Tugendhafte ausschließungsweise genießt, am wenigsten in die Augen fällt, und daher leicht übersehen, oder doch nicht genug in Anschlag gebracht wird; c) daß es größtentheils Vorurtheil ist, wenn man glaubt, der Tugendhafte habe mehr zu leiden, als der Lasterhafte (Matth[.] 16, 24. Act. 14, 22. 2 Tim. 3, 12.) d) daß Fromme (der Frömmler nicht einmal zu gedenken,) an manchen Widerwärtigkeiten, die sie treffen, selbst Schuld sind; 1 Petr. 2, 18–20. 4, 15. e) daß alle Dinge ihnen doch zum Besten gereichen; Röm. 8, 28. 5, 3. Jac. 1, 2. Matth. 5, 10. Hebr. 13, 11. f) daß sie unter dem Leiden durch mehrere und grössere Trostgründe unterstüzt werden 2 Cor. 1, 5. Ps. 34, 20. Röm. 8, 26. ff. g) daß desto größere Belohnungen in einer andern Welt ihnen bevorstehen. Röm. 8, 17. ff. 1 Petr. 4, 12–14. 2 Cor. 4, 17. 18.82. Auserdem muß noch wohl erwogen werden, 1) daß kein Mensch ein Recht hat, eine reine ungetrübte Glückseligkeit, oder einen bestimmten Grad derselben, z. B. eben denselben, welchen ein andrer genießt, als eine Schuldigkeit von Gott zu fodern; Röm. 9, 20. 21. 2) daß wir und andere empfindende Geschöpfe doch unläugbar unsäglich viel Gutes stets genießen; 3) daß die Menschen viele Uebel leicht vermeiden oder doch vermindern könnten; 4) daß sie bey jedem noch so kleinen Uebel sehr empfindlich, hingegen bey unzähligen Gütern fühllos zu seyn, und diese eher als jene zu vergessen, auch das Uebel bloß von der bösen Seite zu betrachten, die damit verbundenen Vortheile aber zu übersehen pflegen; 5) daß die Welt nicht um der Menschen willen allein, wenn gleich die Erde vorzüglich für sie, da ist; 6) daß wir nur den kleinsten Theil der Welt, und auch den nur sehr unvollkommen kennen, und die Verbindungen, Absichten und ins unendliche fortlaufenden Folgen der Dinge |d98| höchst unvollständig einsehen, und daher das wahre Verhältniß des Nutzens zum Schaden, und der Summe des Guten zur Summe des Bösen zu überschauen nicht im Stande sind; 7) daß wir jetzt noch in der ersten Epoche unsers Daseyns uns befinden, und 8) daß die Ewigkeit vieles, was uns hier dunkel bleibt, aufklären wird. 9) Was insbesondere die Leiden der Frommen betrifft, so ist zu merken, a) daß die Frommen von dem gemeinen Loose der Menschen keine Ausnahme verlangen können; b) daß dasjenige Glück, welches der Tugendhafte ausschließungsweise genießt, am wenigsten in die Augen fällt, und daher leicht übersehen, oder doch nicht genug in Anschlag gebracht wird; c) daß es größtentheils Vorurtheil ist, wenn man glaubt, der Tugendhafte habe mehr zu leiden, als der Lasterhafte (Matth[.] 16, 24. Act. 14, 22. 2 Tim. 3, 12.) d) daß Fromme (der Frömmler nicht einmal zu gedenken,) an manchen Widerwärtigkeiten, die sie treffen, selbst Schuld sind; 1 Petr. 2, 18–20. 4, 15. e) daß alle Dinge ihnen doch zum Besten gereichen; Röm. 8, 28. 5, 3. Jac. 1, 2. Matth. 5, 10. Hebr. 13, 11. f) daß sie unter dem Leiden durch mehrere und grössere Trostgründe unterstüzt werden 2 Cor. 1, 5. Ps. 34, 20. Röm. 8, 26. ff. g) daß desto größere Belohnungen in einer andern Welt ihnen bevorstehen. Röm. 8, 17. ff. 1 Petr. 4, 12–14. 2 Cor. 4, 17. 18.
|d99| 83. Die Veränderungen in der Welt geschehen unter Gottes Regierung a) ordentlicher Weise nach dem Laufe der Natur, indem sie durch die von Gott in die Geschöpfe gelegten Kräfte bewirkt werden, und den jedem Dinge vorgeschriebenen Veränderungsgesetzen gemäs erfolgen. b) Was in der Körper oder der Geister Welt nicht so geschiehet, es sey nun daß die Wirkung an sich, oder nur den besondern Umständen nach, entweder die Kräfte der Natur überhaupt, oder doch die Kräfte desjenigen, der eine von ihm nicht vorherzusehende Veränderung ankündigt oder bewirkt, übersteige; oder von den einmal festgesezten Veränderungsgesetzen abweiche; das nennt man ein
Wunder. Weil wir aber c) die Kräfte der gesammten Natur nicht zu bestimmen wagen dürfen, mithin nicht entscheiden können, ob jemals ein Wunder der ersten Art geschehen sey, so schränken wir uns darauf ein, ein Wunder da anzunehmen, wenn ein auserordentlicher, und dabey verständiger und unbezweifelt redlicher Mann, bey dem man vernünftiger Weise nicht vermuthen kann, daß er an Kenntnis der vielleicht verborgenen Kräfte der Natur seinen Zeitgenossen, und wohl gar allen Zeitaltern überlegen sey, zu einem wichtigen Zweck unter der Versicherung, daß Gott ein wirkliches Wunder durch ihn verrichte, auserordentlich Wirkungen, die in keinem Verhältniß gegen die natürlichen Kräfte des Wunderthäters stehen, und deren Ab
|d100|weichung von dem Laufe und den Gesetzen der Natur gezeigt werden kann, hervorbringt
oder untrüglich ankündigt. Da nun d) die natürlichen Kräfte der Dinge nur vom Schöpfer vermehret, und die natürlichen Veränderungsgesetze von keinem Geschöpf willkührlich aufgehoben werden können; weder von demjenigen, welches selbst an diese Gesetze gebunden ist, noch auch, ohne Gottes Willen, von einem andern höherer Natur, so groß auch immer seine Kraft seyn mag: so kann nur durch Gottes beschließenden Willen ein Wunder wirklich werden, Ps. 72, 18. 86, 10. obgleich e) Gott dabey oft gewisser Mittelspersonen sich bedienet, die aber die Wirkung hervorzubringen, oder auch nur untrüglich und bestimmt vorauszusagen, in sich selbst keine hinreichende Kräfte haben. f) Die Möglichkeit solcher Wunder kann aus vernünftigen Gründen nicht widerlegt werden; (§.
10. ) und daß dergleichen g) wirklich geschehen sind, bezeugen die biblischen Skribenten glaubwürdig. (§.
14. e.
15. f.
27. h.) Sie beweisen h) keine Unvollkommenheit des ersten Plans Gottes, sondern waren vielmehr von Anfang an als Theile mit in demselben enthalten, und gehörten mit zu dem ewigen Rathschlusse Gottes über die Welt und ihre Veränderungen, (§.
67. ) in welchem er festgesezt hat, daß in der Reihe der übrigen Begebenheiten bestimmten Orten und Zeiten Wunder geschehen sollen, weil er vorhersahe, daß ei
|d101|ne oder die andre seiner Absichten in dem abgezweckten Grade oder auf die für die beste erkannte Weise nicht könne nach dem ordentlichen Laufe der Natur erreicht werden, ohne diesem eine solche Einrichtung zu geben, welche andern Absichten Gottes entgegen seyn würde.
|d99| 83. Die Veränderungen in der Welt geschehen unter Gottes Regierung a) ordentlicher Weise nach dem Laufe der Natur, indem sie durch die von Gott in die Geschöpfe gelegten Kräfte bewirkt werden, und den jedem Dinge vorgeschriebenen Veränderungsgesetzen gemäs erfolgen. b) Was in der Körper oder der Geister Welt nicht so geschiehet, es sey nun daß die Wirkung an sich, oder nur den besondern Umständen nach, entweder die Kräfte der Natur überhaupt, oder doch die Kräfte desjenigen, der eine von ihm nicht vorherzusehende Veränderung ankündigt oder bewirkt, übersteige; oder von den einmal festgesezten Veränderungsgesetzen abweiche; das nennt man ein
Wunder. Weil wir aber c) die Kräfte der gesammten Natur nicht zu bestimmen wagen dürfen, mithin nicht entscheiden können, ob jemals ein Wunder der ersten Art geschehen sey, so schränken wir uns darauf ein, ein Wunder da anzunehmen, wenn ein auserordentlicher, und dabey verständiger und unbezweifelt redlicher Mann, bey dem man vernünftiger Weise nicht vermuthen kann, daß er an Kenntnis der vielleicht verborgenen Kräfte der Natur seinen Zeitgenossen, und wohl gar allen Zeitaltern überlegen sey, zu einem wichtigen Zweck unter der Versicherung, daß Gott ein wirkliches Wunder durch ihn verrichte, auserordentlich Wirkungen, die in keinem Verhältniß gegen die natürlichen Kräfte des Wunderthäters stehen, und deren Ab
|d100|weichung von dem Laufe und den Gesetzen der Natur gezeigt werden kann, hervorbringt
oder untrüglich ankündigt. Da nun d) die natürlichen Kräfte der Dinge nur vom Schöpfer vermehret, und die natürlichen Veränderungsgesetze von keinem Geschöpf willkührlich aufgehoben werden können; weder von demjenigen, welches selbst an diese Gesetze gebunden ist, noch auch, ohne Gottes Willen, von einem andern höherer Natur, so groß auch immer seine Kraft seyn mag: so kann nur durch Gottes beschließenden Willen ein Wunder wirklich werden, Ps. 72, 18. 86, 10. obgleich e) Gott dabey oft gewisser Mittelspersonen sich bedienet, die aber die Wirkung hervorzubringen, oder auch nur untrüglich und bestimmt vorauszusagen, in sich selbst keine hinreichende Kräfte haben. f) Die Möglichkeit solcher Wunder kann aus vernünftigen Gründen nicht widerlegt werden; (§.
10. ) und daß dergleichen g) wirklich geschehen sind, bezeugen die biblischen Skribenten glaubwürdig. (§.
14. e.
15. f.
27. h.) Sie beweisen h) keine Unvollkommenheit des ersten Plans Gottes, sondern waren vielmehr von Anfang an als Theile mit in demselben enthalten, und gehörten mit zu dem ewigen Rathschlusse Gottes über die Welt und ihre Veränderungen, (§.
67. ) in welchem er festgesezt hat, daß in der Reihe der übrigen Begebenheiten bestimmten Orten und Zeiten Wunder geschehen sollen, weil er vorhersahe, daß ei
|d101|ne oder die andre seiner Absichten in dem abgezweckten Grade oder auf die für die beste erkannte Weise nicht könne nach dem ordentlichen Laufe der Natur erreicht werden, ohne diesem eine solche Einrichtung zu geben, welche andern Absichten Gottes entgegen seyn würde.
84. So oft daher die Absichten Gottes in ihrem ganzen Umfange durch die nach den Naturgesetzen wirkende und unter Gottes Regierung stehende natürlichen Kräfte erhalten werden können, geschehen keine Wunder, sondern Gott bedient sich der zu Erreichung jener Zwecke von ihm hervorgebrachten und weislich eingerichteten natürlichen Kräfte. Wäre es daher gleich kindisch, sich vorzustellen, es sey Gott mühsamer oder schwehrer ein Wunder zu thun, als die natürlichen Veränderungen in der Welt zu bewirken; indem beides nichts weiter als ein Wollen Gottes erfordert; so erkennen wir doch aus vorstehenden Sätzen sowohl als aus der Erfarung, a) daß Wunder nur sehr sparsam geschehen, und daß darum b) sehr glaubwürdige Zeugnisse dazu gehören, uns von der Wirklichkeit eines Wunders zu versichern. Wo aber diese vorhanden sind, das Faktum, oder die bestimmte Vorausverkündigung desselben, auf keine Weise natürlich erklärt werden kann, eine große und der Güte und Weisheit Gottes würdige Absicht des Wunders sich erkennen läßt, und derjenige, welcher Wun|d102|der zu verrichten versichert, ein verständiger, gesezter und rechtschaffener Mann ist, auf den kein billiger Verdacht der Schwärmerey und des Selbstbetrugs oder irgend einer Art der Betrügerey fallen kann, da verdienen sie allen Glauben. An eben diesen Merkmalen erkennet man auch die vielen erdichteten oder fälschlich geglaubten Wunder alter und neuer Zeit. Zwar c) in den frühern Zeiten der Welt, und bei Einführung neuer Religionseinrichtungen durch auserordentliche Bevollmächtigte Gottes, waren sie, aus leicht einzusehenden Gründen, häufiger. Aber d) jetzt noch Wunder zu erwarten, berechtigt uns weder Schrift noch Erfarung, und ist eine höchstgefährliche, auf Abwege nur allzuleicht verleitende Sache; ob es gleich jederzeit der göttlichen Allmacht möglich bleibt, Wunder zu wirken.84. So oft daher die Absichten Gottes in ihrem ganzen Umfange durch die nach den Naturgesetzen wirkende und unter Gottes Regierung stehende natürlichen Kräfte erhalten werden können, geschehen keine Wunder, sondern Gott bedient sich der zu Erreichung jener Zwecke von ihm hervorgebrachten und weislich eingerichteten natürlichen Kräfte. Wäre es daher gleich kindisch, sich vorzustellen, es sey Gott mühsamer oder schwehrer ein Wunder zu thun, als die natürlichen Veränderungen in der Welt zu bewirken; indem beides nichts weiter als ein Wollen Gottes erfordert; so erkennen wir doch aus vorstehenden Sätzen sowohl als aus der Erfarung, a) daß Wunder nur sehr sparsam geschehen, und daß darum b) sehr glaubwürdige Zeugnisse dazu gehören, uns von der Wirklichkeit eines Wunders zu versichern. Wo aber diese vorhanden sind, das Faktum, oder die bestimmte Vorausverkündigung desselben, auf keine Weise natürlich erklärt werden kann, eine große und der Güte und Weisheit Gottes würdige Absicht des Wunders sich erkennen läßt, und derjenige, welcher Wun|d102|der zu verrichten versichert, ein verständiger, gesezter und rechtschaffener Mann ist, auf den kein billiger Verdacht der Schwärmerey und des Selbstbetrugs oder irgend einer Art der Betrügerey fallen kann, da verdienen sie allen Glauben. An eben diesen Merkmalen erkennet man auch die vielen erdichteten oder fälschlich geglaubten Wunder alter und neuer Zeit. Zwar c) in den frühern Zeiten der Welt, und bei Einführung neuer Religionseinrichtungen durch auserordentliche Bevollmächtigte Gottes, waren sie, aus leicht einzusehenden Gründen, häufiger. Aber d) jetzt noch Wunder zu erwarten, berechtigt uns weder Schrift noch Erfarung, und ist eine höchstgefährliche, auf Abwege nur allzuleicht verleitende Sache; ob es gleich jederzeit der göttlichen Allmacht möglich bleibt, Wunder zu wirken.
85. Je genauer der Mensch die sämmtlichen Geschöpfe kennen lernt, desto vortheilhafter ist es für seine Religion; (§.
70. ) aber innerhalb der Grenzen der Dogmatik liegt doch nur die Betrachtung der
Engel *) und der Menschen. Von
|d103| dem, was in der Bibel von den ersten vorkommt, ist es zu unserm Zwecke genug, zu bemerken, a) daß sie endliche Geister sind, Matth. 24, 36. die mit höhern Geisteskräften als die Menschen begabet, aber mit keinem dem unsrigen änlichen Körper verbunden sind; Col. 1, 16, und daß es dergleichen wirklich gebe; Act. 23, 8. Hebr. 1, 4–14. Matth. 22, 30. Luc. 20, 36. 1 Petr. 1, 12. obgleich im biblischen, zumal poetischen, Sprachgebrauche alle Mittel und Werkzeuge, deren sich Gott zu Vollziehung seines Willens bedient, häufig Engel uneigentlich genannt werden, 2 Sam. 24, 15. ff. 1 Chron. 22, 14. ff. Ps. 78, 49. vergl. 2 Mos. 12, 12. 13. Ps. 104, 4. Act. 12, 23. und durch Erwähnung der Engel oft nur bildliche Beschreibungen von göttlicher Hülfe, zumal wenn sie unerwartet und von ungewöhnlicher Art gewesen, oder von andern durch Gottes Regierung bewirkten Vorfällen, deren Ursachen man nicht genau kannte, u. d. gl. gegeben werden; 2 Kön. 19, 35.
|d104| Ps. 34, 8. 91, 11. 12. Luc. 16, 22. wobey jedoch immer die uralte Idee, daß es solche geistige Werkzeuge der Vorsehung, die zum Besten der Menschen gebraucht würden, Hebr. 1, 14. gebe, ingleichen die sinnliche Vorstellung, daß Gott auf seinem Throne, gleich dem mächtigsten Monarchen, mit Schaaren von Engeln, als seinen vornehmsten Dienern, umringt sey, 1 Kön. 22, 19. Jes. 6, 2. Dan. 7, 10. Matth. 18, 10. Luc. 1, 19. zum Grunde liegt. b) Daß die guten Engel einen hohen Grad moralischer Vollkommenheit besitzen , z. E. Luc. 15, 10. und einer großen Glückseligkeit genießen. Luc. 20, 36. c) Daß sie, die ohnehin gewiß nicht unthätig seyn können, auf eine von uns nicht zu bestimmende Weise, von Gott bey der Regierung der Welt als Diener gebraucht werden, Hebr. 1, 14. Luc. 1, 19. welches jedoch eben nicht für ihr einziges oder beständiges Geschäft gehalten werden muß; daß sie bey diesen Verrichtungen zuweilen, jedoch nur in den ältesten Zeiten vor Samuel, (wo aber auf die Beschaffenheit der damaligen Sprache mit Rücksicht zu nehmen ist), und zu Christi und der Apostel Zeiten, gesehen worden sind; Hebr. 13, 2. Luc. 1, 11. 26. 2, 9. ff. Matth. 28, 2. ff. Act. 1, 10. 12, 7. ff. wenn man nicht etwa manche dieser Erscheinungen lieber für bloße Visionen halten will; und daß sie auch in den Stellen vom künftigen allgemeinen Gericht, als Begleiter des Richters,
|d105| vielleicht um dessen Erhabenheit und Majestät lebhafter den damaligen Menschen zu schildern, genennet werden. Matth. 25, 31. 13, 39. 41. 2 Thess. 1, 7. d) Gegenwärtig aber Erscheinungen der Engel oder ungewöhnliche Wirkungen von denselben zu erwarten, ist weder in der Bibel, noch in den Vernunftwahrheiten, noch in der Erfarung einiger Grund vorhanden. Sich nach dergleichen sehnen, ist Schwachheit und Schwärmerey. Solche Dinge aber vorgeben, ist entweder Einfalt und Leichtgläubigkeit, oder absichtliche Täuschung und Betrügerey; wie sich noch immer bey angestellter genauer Untersuchung gefunden hat.85. Je genauer der Mensch die sämmtlichen Geschöpfe kennen lernt, desto vortheilhafter ist es für seine Religion; (§.
70. ) aber innerhalb der Grenzen der Dogmatik liegt doch nur die Betrachtung der
Engel *) und der Menschen. Von
|d103| dem, was in der Bibel von den ersten vorkommt, ist es zu unserm Zwecke genug, zu bemerken, a) daß sie endliche Geister sind, Matth. 24, 36. die mit höhern Geisteskräften als die Menschen begabet, aber mit keinem dem unsrigen änlichen Körper verbunden sind; Col. 1, 16, und daß es dergleichen wirklich gebe; Act. 23, 8. Hebr. 1, 4–14. Matth. 22, 30. Luc. 20, 36. 1 Petr. 1, 12. obgleich im biblischen, zumal poetischen, Sprachgebrauche alle Mittel und Werkzeuge, deren sich Gott zu Vollziehung seines Willens bedient, häufig Engel uneigentlich genannt werden, 2 Sam. 24, 15. ff. 1 Chron. 22, 14. ff. Ps. 78, 49. vergl. 2 Mos. 12, 12. 13. Ps. 104, 4. Act. 12, 23. und durch Erwähnung der Engel oft nur bildliche Beschreibungen von göttlicher Hülfe, zumal wenn sie unerwartet und von ungewöhnlicher Art gewesen, oder von andern durch Gottes Regierung bewirkten Vorfällen, deren Ursachen man nicht genau kannte, u. d. gl. gegeben werden; 2 Kön. 19, 35.
|d104| Ps. 34, 8. 91, 11. 12. Luc. 16, 22. wobey jedoch immer die uralte Idee, daß es solche geistige Werkzeuge der Vorsehung, die zum Besten der Menschen gebraucht würden, Hebr. 1, 14. gebe, ingleichen die sinnliche Vorstellung, daß Gott auf seinem Throne, gleich dem mächtigsten Monarchen, mit Schaaren von Engeln, als seinen vornehmsten Dienern, umringt sey, 1 Kön. 22, 19. Jes. 6, 2. Dan. 7, 10. Matth. 18, 10. Luc. 1, 19. zum Grunde liegt. b) Daß die guten Engel einen hohen Grad moralischer Vollkommenheit besitzen , z. E. Luc. 15, 10. und einer großen Glückseligkeit genießen. Luc. 20, 36. c) Daß sie, die ohnehin gewiß nicht unthätig seyn können, auf eine von uns nicht zu bestimmende Weise, von Gott bey der Regierung der Welt als Diener gebraucht werden, Hebr. 1, 14. Luc. 1, 19. welches jedoch eben nicht für ihr einziges oder beständiges Geschäft gehalten werden muß; daß sie bey diesen Verrichtungen zuweilen, jedoch nur in den ältesten Zeiten vor Samuel, (wo aber auf die Beschaffenheit der damaligen Sprache mit Rücksicht zu nehmen ist), und zu Christi und der Apostel Zeiten, gesehen worden sind; Hebr. 13, 2. Luc. 1, 11. 26. 2, 9. ff. Matth. 28, 2. ff. Act. 1, 10. 12, 7. ff. wenn man nicht etwa manche dieser Erscheinungen lieber für bloße Visionen halten will; und daß sie auch in den Stellen vom künftigen allgemeinen Gericht, als Begleiter des Richters,
|d105| vielleicht um dessen Erhabenheit und Majestät lebhafter den damaligen Menschen zu schildern, genennet werden. Matth. 25, 31. 13, 39. 41. 2 Thess. 1, 7. d) Gegenwärtig aber Erscheinungen der Engel oder ungewöhnliche Wirkungen von denselben zu erwarten, ist weder in der Bibel, noch in den Vernunftwahrheiten, noch in der Erfarung einiger Grund vorhanden. Sich nach dergleichen sehnen, ist Schwachheit und Schwärmerey. Solche Dinge aber vorgeben, ist entweder Einfalt und Leichtgläubigkeit, oder absichtliche Täuschung und Betrügerey; wie sich noch immer bey angestellter genauer Untersuchung gefunden hat.
*) Die Lehre von den Engeln ist für die praktische Religion von geringer Wichtigkeit, und könnte in der populären Dogmatik ganz übergangen werden, wenn nicht eines Theils die Bibel dieser Geister |d103*| oft gelegentlich erwähnte und so häufig in dergleichen Stellen misverstanden würde, andern Theils so viele abergläubische und schädliche Volksmeinungen, zumal von bösen Geistern, weit verbreitet wären, welche durch bessern Unterricht nach Möglichkeit berichtiget werden müssen. Dieß sind denn auch die Rücksichten, welche der Religionslehrer, wenn er von Engeln reden will, nie aus den Augen verliehren darf.
86. Zufolge dem Inhalt der Bibel giebt es auch böse Geister. a) Sie sind ohne allen Zweifel von Gott gut erschaffen, und müssen also durch eigne Verschuldung in ihren jetzigen Zustand gerathen seyn. Joh. 8, 44. 1 Joh. 3, 8. (vergl. 2 Petr. 2, 4. Jud. 6.) Insbesondere redet die Bibel von einem Teufel, Joh. 8, 44. Matth. 25, 41. (vergl. Apoc. 12, 9.) den sie, in Vergleichung mit den Menschen, als einen mächtigen Eph. 6, 12. und arglistigen Geist, 2 Cor. 11, 14. Eph. 6, 11. als das Ideal der höchsten Bosheit und Schadenfreude schildern. Jedoch müssen die bösen Geister die höchste Oberherrschaft Gottes anerkennen, Jac. 2, 19. und wir können versichert seyn, daß sie unmöglich |d106| ohne Gottes Zulassung etwas thun oder jemand schaden dürfen. Auch sind sie schon einer schwehren Strafe unterworfen, welche dereinst, wie es scheint, noch vermehrt werden soll. Matth. 25, 41. (2 Petr. 2, 4.) b) Es ist aber bey biblischen Stellen, die des Teufels oder Satans erwähnen, der morgenländische Sprachgebrauch nicht aus der Acht zu lassen, vermöge welches der Teufel oft ein Symbol von göttlichen Strafen (von welchen man in der alten Zeit glaubte, daß Gott sie nicht unmittelbar, sondern durch Mittelspersonen vollziehe) und von allem dem ist, was Menschen in Schaden und Unglück bringt; z. E. 1 Chron. 22, 1. vergl. 2 Sam. 24, 1. so wie er auch in einigen Stellen zur poetischen Fiktion gehöret. Hiob 1, 6. ff. 1 Kön. 22, 19. ff. Zachar. 3, 1. 2. c) Man muß sich auch vorsehen, daß man aus gewissen Namen und Beschreibungen, die aus dem gemeinen Sprachgebrauche in der Bibel beibehalten werden, z. E. Eph. 2, 2. nicht übereilt auf die eigentliche Beschaffenheit der bösen Geister Schlüsse mache.86. Zufolge dem Inhalt der Bibel giebt es auch böse Geister. a) Sie sind ohne allen Zweifel von Gott gut erschaffen, und müssen also durch eigne Verschuldung in ihren jetzigen Zustand gerathen seyn. Joh. 8, 44. 1 Joh. 3, 8. (vergl. 2 Petr. 2, 4. Jud. 6.) Insbesondere redet die Bibel von einem Teufel, Joh. 8, 44. Matth. 25, 41. (vergl. Apoc. 12, 9.) den sie, in Vergleichung mit den Menschen, als einen mächtigen Eph. 6, 12. und arglistigen Geist, 2 Cor. 11, 14. Eph. 6, 11. als das Ideal der höchsten Bosheit und Schadenfreude schildern. Jedoch müssen die bösen Geister die höchste Oberherrschaft Gottes anerkennen, Jac. 2, 19. und wir können versichert seyn, daß sie unmöglich |d106| ohne Gottes Zulassung etwas thun oder jemand schaden dürfen. Auch sind sie schon einer schwehren Strafe unterworfen, welche dereinst, wie es scheint, noch vermehrt werden soll. Matth. 25, 41. (2 Petr. 2, 4.) b) Es ist aber bey biblischen Stellen, die des Teufels oder Satans erwähnen, der morgenländische Sprachgebrauch nicht aus der Acht zu lassen, vermöge welches der Teufel oft ein Symbol von göttlichen Strafen (von welchen man in der alten Zeit glaubte, daß Gott sie nicht unmittelbar, sondern durch Mittelspersonen vollziehe) und von allem dem ist, was Menschen in Schaden und Unglück bringt; z. E. 1 Chron. 22, 1. vergl. 2 Sam. 24, 1. so wie er auch in einigen Stellen zur poetischen Fiktion gehöret. Hiob 1, 6. ff. 1 Kön. 22, 19. ff. Zachar. 3, 1. 2. c) Man muß sich auch vorsehen, daß man aus gewissen Namen und Beschreibungen, die aus dem gemeinen Sprachgebrauche in der Bibel beibehalten werden, z. E. Eph. 2, 2. nicht übereilt auf die eigentliche Beschaffenheit der bösen Geister Schlüsse mache.
87. Der Hauptbegriff von bösen Geistern, welcher in der Bibel herrscht, ist der, daß sie
Urheber und Beförderer des Bösen unter den Menschen seyen; welche Idee in der ältesten Welt mit der damals gemeinen Vorstellung zusammenhieng, daß man alle etwas ungewöhnli
|d107|chere, böse sowohl als gute, Ereignisse der unmittelbaren Wirkung unsichtbarer Wesen, zu allererst Gottes selbst, hernach auch andrer Geister zuschrieb; in den spätern biblischen Büchern aber (Weish. 2, 24.) näher dahin bestimmt wurde, daß der Teufel
in so fern als Urheber des Bösen beschrieben wird, als er das erste Beispiel von Versündigung gegeben, Joh. 8, 38–41. 1 Joh. 3, 8. 9. 10. 12. an Sünden sein Gefallen hat, Joh. 8, 44. Eph. 2, 2. 2 Tim. 2, 26. und den Fall der ersten Menschen, (nach einer damals schon gewöhnlichen Erklärungsart der mosaischen Beschreibung, Weish. 2, 24. von welcher auch im N. T. Spuren vorzukommen scheinen, Joh. 8, 44. Apoc. 12, 9.) befördert hat. Da nun in der Bibel die Versündigung Adams als die erste entfernte Quelle aller übrigen Sünden, Röm. 5, 12. 19. unter welchen Abgötterey und Götzendienst oben an stehen, angesehen wird, ingleichem als die erste Ursache der Krankheiten (Joh. 5, 14. 9. 2.) und besonders des Todes: Röm. 5, 12. 15. 17. 21. 6, 23. 1 Cor. 15, 56. so begreift man hieraus, warum und in wie fern nach Neutestamentlichen Sprachgebrauch alle diese Folgen des Falles als Wirkungen des Teufels vorgestellt zu werden pflegen, und
in welchem Sinn es mithin zu verstehen sey, wenn die Verführung der Menschen zu allerley Sünden, Eph. 2, 2. Joh. 13, 2. 27. Act. 5, 3. Luc. 22, 31. 1 Joh. 3, 8. die Verhinderung
|d108| alles Guten
, Luc. 8, 12. 2 Cor. 4, 4. Eph. 6, 11. 12. und die Verfolgung desselben Röm. 16, 20. 1 Petr. 5, 8. 9. dem Teufel beigelegt, ihm eine Herrschaft über die heidnische abgöttische Welt zugeschrieben, Act. 26, 18. Col. 1, 13. Eph. 2, 2. vergl. 3. und er als Urheber der Krankheiten Luc. 13, 16. Act. 10, 38. 2 Cor. 12, 7. und als der Gewalthaber des Todes (den doch über jeden Menschen gewiß Gott selbst verhängt), Hebr. 2, 14. Joh. 8, 44. geschildert, und auch das ihm beigelegt wird, was offenbar nicht unmittelbar von ihm, sondern von ruchlosen ihm änlichen Menschen geschieht. Z. B. Röm. 16, 20. 1 Thess. 2, 18. 1 Petr. 5, 8. 9. Wir werden also nicht irren, wenn wir, wo nicht alle, doch die meisten Stellen dieser Art von bloß
mittelbaren Wirkungen des Satans verstehen.87. Der Hauptbegriff von bösen Geistern, welcher in der Bibel herrscht, ist der, daß sie
Urheber und Beförderer des Bösen unter den Menschen seyen; welche Idee in der ältesten Welt mit der damals gemeinen Vorstellung zusammenhieng, daß man alle etwas ungewöhnli
|d107|chere, böse sowohl als gute, Ereignisse der unmittelbaren Wirkung unsichtbarer Wesen, zu allererst Gottes selbst, hernach auch andrer Geister zuschrieb; in den spätern biblischen Büchern aber (Weish. 2, 24.) näher dahin bestimmt wurde, daß der Teufel
in so fern als Urheber des Bösen beschrieben wird, als er das erste Beispiel von Versündigung gegeben, Joh. 8, 38–41. 1 Joh. 3, 8. 9. 10. 12. an Sünden sein Gefallen hat, Joh. 8, 44. Eph. 2, 2. 2 Tim. 2, 26. und den Fall der ersten Menschen, (nach einer damals schon gewöhnlichen Erklärungsart der mosaischen Beschreibung, Weish. 2, 24. von welcher auch im N. T. Spuren vorzukommen scheinen, Joh. 8, 44. Apoc. 12, 9.) befördert hat. Da nun in der Bibel die Versündigung Adams als die erste entfernte Quelle aller übrigen Sünden, Röm. 5, 12. 19. unter welchen Abgötterey und Götzendienst oben an stehen, angesehen wird, ingleichem als die erste Ursache der Krankheiten (Joh. 5, 14. 9. 2.) und besonders des Todes: Röm. 5, 12. 15. 17. 21. 6, 23. 1 Cor. 15, 56. so begreift man hieraus, warum und in wie fern nach Neutestamentlichen Sprachgebrauch alle diese Folgen des Falles als Wirkungen des Teufels vorgestellt zu werden pflegen, und
in welchem Sinn es mithin zu verstehen sey, wenn die Verführung der Menschen zu allerley Sünden, Eph. 2, 2. Joh. 13, 2. 27. Act. 5, 3. Luc. 22, 31. 1 Joh. 3, 8. die Verhinderung
|d108| alles Guten
, Luc. 8, 12. 2 Cor. 4, 4. Eph. 6, 11. 12. und die Verfolgung desselben Röm. 16, 20. 1 Petr. 5, 8. 9. dem Teufel beigelegt, ihm eine Herrschaft über die heidnische abgöttische Welt zugeschrieben, Act. 26, 18. Col. 1, 13. Eph. 2, 2. vergl. 3. und er als Urheber der Krankheiten Luc. 13, 16. Act. 10, 38. 2 Cor. 12, 7. und als der Gewalthaber des Todes (den doch über jeden Menschen gewiß Gott selbst verhängt), Hebr. 2, 14. Joh. 8, 44. geschildert, und auch das ihm beigelegt wird, was offenbar nicht unmittelbar von ihm, sondern von ruchlosen ihm änlichen Menschen geschieht. Z. B. Röm. 16, 20. 1 Thess. 2, 18. 1 Petr. 5, 8. 9. Wir werden also nicht irren, wenn wir, wo nicht alle, doch die meisten Stellen dieser Art von bloß
mittelbaren Wirkungen des Satans verstehen.
88. Ob der Teufel a) ehemals auf menschliche Seelen, z. E. bey den Orakeln, falschen Propheten u. s. w. und auf die Körperwelt, z. E. bey einigen Dämonischen, Matth. 8, 28. ff. unmittelbar gewirkt habe, ist eine historische und exegetische Frage, deren Verneinung auf Religionssätze keinen Einfluß hat. b) Wenigstens jezt noch dergleichen unmittelbare Wirkungen anzunehmen, befiehlt weder die Bibel, noch die Erfarung, noch die durch die Offenbarung erleuchtete Vernunft; welche uns vielmehr einstimmig auffordern, den wahren natürlichen Ursachen |d109| derjeningen Erscheinungen und Begebenheiten, deren Urheber der Teufel oder andre Geister seyn sollen, nachzuspühren, und uns verpflichten, wenigstens das allermeiste, was man ehemals theils aus Leichtgläubigkeit und Unwissenheit, theils aus Bosheit für noch fortdaurende unmittelbare satanische Wirkungen hielt, z. E. Zauberey, Hexerey u. d. gl. für ganz unchristlichen Aberglauben zu erklären, die in uns aufsteigende böse Gedanken und Begierden aber aus der unreinen Quelle unsers eignen Herzens Matth. 15, 19. Gal. 5, 16.–21. Röm. 7, 5. 8. 11. 17–20. 23. Jac. 1, 14. 15. herzuleiten. Und dies ist desto sicherer, da wir ohnehin gegen die Versuchungen des Satans keine andere Waffen brauchen könnten, als eben dieselben, mit welchen wir die in unserm Herzen selbst aufsteigenden unordentlichen Begierden bestreiten müssen.88. Ob der Teufel a) ehemals auf menschliche Seelen, z. E. bey den Orakeln, falschen Propheten u. s. w. und auf die Körperwelt, z. E. bey einigen Dämonischen, Matth. 8, 28. ff. unmittelbar gewirkt habe, ist eine historische und exegetische Frage, deren Verneinung auf Religionssätze keinen Einfluß hat. b) Wenigstens jezt noch dergleichen unmittelbare Wirkungen anzunehmen, befiehlt weder die Bibel, noch die Erfarung, noch die durch die Offenbarung erleuchtete Vernunft; welche uns vielmehr einstimmig auffordern, den wahren natürlichen Ursachen |d109| derjeningen Erscheinungen und Begebenheiten, deren Urheber der Teufel oder andre Geister seyn sollen, nachzuspühren, und uns verpflichten, wenigstens das allermeiste, was man ehemals theils aus Leichtgläubigkeit und Unwissenheit, theils aus Bosheit für noch fortdaurende unmittelbare satanische Wirkungen hielt, z. E. Zauberey, Hexerey u. d. gl. für ganz unchristlichen Aberglauben zu erklären, die in uns aufsteigende böse Gedanken und Begierden aber aus der unreinen Quelle unsers eignen Herzens Matth. 15, 19. Gal. 5, 16.–21. Röm. 7, 5. 8. 11. 17–20. 23. Jac. 1, 14. 15. herzuleiten. Und dies ist desto sicherer, da wir ohnehin gegen die Versuchungen des Satans keine andere Waffen brauchen könnten, als eben dieselben, mit welchen wir die in unserm Herzen selbst aufsteigenden unordentlichen Begierden bestreiten müssen.