Wie wird der Christ durch seine Religion zu seiner grossen Bestimmung geführt *) ?

*) Bey diesem Abschnitte ist wohl zu merken, daß hier nur von Christen, nicht aber davon die Rede sey, welche Mittel Gott den Nichtchristen zur Erlangung der Seligkeit darreiche. Vergl. §. 130.
152. Die Erfarung lehrt, daß die mehresten Glieder der Kirche, oder getaufte Christen, welche zum Gebrauch ihrer Vernunft gelanget sind, nicht diejenige moralische Beschaffenheit an sich haben, welche nach der Vorschrift der göttlichen Gesetze und zu Erreichung ihrer erhabenen Bestimmung (§. 90. 94. ) erfor|d220|derlich ist, und ohne welche sie der durch Christum erworbenen Begnadigung (§. 142. B. 143. ) nicht theilhaftig werden können. (§. 129. ) Einige leben in offenbaren Sünden und Lastern; Röm. 6, 12. 16. 17. 1, 29–32. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19–21. 1 Tim. 1, 9. 10. andere unterdrücken die äusseren Ausbrüche des Lasters und nehmen wohl gar einen heuchlerischen Schein der Tugend an, Matth. 6, 2. 5. 16. 23, 13. folg. 27. 28. da doch die Liebe zum Laster in ihnen herrschend ist; andere thun zwar manches Gute und haben einen Abscheu für dem Laster und einige Liebe zur Tugend, aber nicht im ganzen Umfange derselben, oder doch nicht aus den gehörigen Bewegungsgründen, nicht aus freudigem Gehorsam gegen unserm durch Christum versöhnten Vater. (§. 127. f. 116. ) Einige betrügen sich selbst und halten sich für besser als sie sind; Matth. 19, 20. Luc. 18, 11. 12. andere ängstiget von Zeit zu Zeit das Bewußtseyn ihres schlechten moralischen Zustandes, ohne daß sie es zu einer gründlichen und dauerhaften Besserung kommen lassen; Röm. 7, 15. ff. noch andre leben ganz sorgenlos, ohne auf den Zustand ihres Gemüths aufmerksam zu seyn, oder die Gefahr desselben ernstlich zu erwägen; Ps. 50, 21. ja einige scheinen durch lange Gewohnheit im Sündigen und durch stete Leichtsinnigkeit bey dem Gebrauche der Besserungsmittel so fühllos geworden zu seyn, daß kaum noch irgend etwas einen |d221| Eindruck auf ihr Gemüth machen kann. Matth. 13, 15. 152. Die Erfarung lehrt, daß die mehresten Glieder der Kirche, oder getaufte Christen, welche zum Gebrauch ihrer Vernunft gelanget sind, nicht diejenige moralische Beschaffenheit an sich haben, welche nach der Vorschrift der göttlichen Gesetze und zu Erreichung ihrer erhabenen Bestimmung (§. 90. 94. ) erfor|d220|derlich ist, und ohne welche sie der durch Christum erworbenen Begnadigung (§. 142. B. 143. ) nicht theilhaftig werden können. (§. 129. ) Einige leben in offenbaren Sünden und Lastern; Röm. 6, 12. 16. 17. 1, 29–32. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19–21. 1 Tim. 1, 9. 10. andere unterdrücken die äusseren Ausbrüche des Lasters und nehmen wohl gar einen heuchlerischen Schein der Tugend an, Matth. 6, 2. 5. 16. 23, 13. folg. 27. 28. da doch die Liebe zum Laster in ihnen herrschend ist; andere thun zwar manches Gute und haben einen Abscheu für dem Laster und einige Liebe zur Tugend, aber nicht im ganzen Umfange derselben, oder doch nicht aus den gehörigen Bewegungsgründen, nicht aus freudigem Gehorsam gegen unserm durch Christum versöhnten Vater. (§. 127. f. 116. ) Einige betrügen sich selbst und halten sich für besser als sie sind; Matth. 19, 20. Luc. 18, 11. 12. andere ängstiget von Zeit zu Zeit das Bewußtseyn ihres schlechten moralischen Zustandes, ohne daß sie es zu einer gründlichen und dauerhaften Besserung kommen lassen; Röm. 7, 15. ff. noch andre leben ganz sorgenlos, ohne auf den Zustand ihres Gemüths aufmerksam zu seyn, oder die Gefahr desselben ernstlich zu erwägen; Ps. 50, 21. ja einige scheinen durch lange Gewohnheit im Sündigen und durch stete Leichtsinnigkeit bey dem Gebrauche der Besserungsmittel so fühllos geworden zu seyn, daß kaum noch irgend etwas einen |d221| Eindruck auf ihr Gemüth machen kann. Matth. 13, 15.
153. Alle diese Christen a) bedürfen einer Besserung, Luc. 5, 31. 32. ohne welche sie, nach den klaren Aussprüchen der Bibel, einer ewigen Seligkeit nicht empfänglich sind. Matth. 7, 21. Marc. 16, 16. Joh. 3, 5. 6. 18. Röm. 2, 13. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19. 21. Eph. 5, 3–6. Jac. 1, 22. 25. indem es nicht auf das äussere Bekenntniß der Religion, Hebr. 4, 2. sondern auf einen durch Liebe thätigen Glauben, Gal. 5, 6. 6, 15. und auf Uebereinstimmung der Gesinnungen und Handlungen mit den göttlichen Vorschriften Joh. 15, 14. ankommt. Diese Besserung b) nennt die heilige Schrift eine Sinnesänderung (Busse) Matth. 3, 2. Act. 2, 38. 3, 19. 26. 8, 22. und verbindet mit ihr den Glauben, Marc. 1, 15. Act. 20, 21. begreifet zuweilen aber auch alles, was dazu gehöret, unter dem Glauben an Christum: Marc. 16, 16. Joh. 3, 15. 16. 18. Röm. 1, 16. 17. 3, 22. 24. 28. 30. 4, 5. 5, 1. Eph. 2, 8. welcher im weitläuftigern Verstande (vergl. §. 157. ) in der Annahme 1 Thess. 2, 13. der ganzen Lehre Christi nach allen ihren Theilen (Lehren, 1 Cor. 15, 3. Verheisungen Hebr. 4, 1. 2. vergl. Röm. 4, 16. 5, 1. und Geboten, 1 Joh. 3, 3. 23. 24.) bestehet. Hebr. 11, 1. ff. Und da dieser Glaube, wenn er rechter Art ist, nicht ein todes Wissen oder ein |d222| kalter Beifall, sondern eine lebendige Ueberzeugung und herzliche Annahme der gesammten Lehre Christi ist, so setzt er allerdings alles, was zur vollständigen Besserung des Menschen gehöret, theils voraus, theils schließt er es in sich, theils hat er es zur unausbleiblichen Folge. Eben diese Sinnesänderung c) beschreibt die Bibel auch häufig mit uneigentlichen Ausdrücken, als eine Bekehrung des Menschen zu Gott, (Jer. 31, 18. 19.) Joel 2, 12. 13. Matth. 13, 15. Act. 3, 19. 26, 20. eine neue Geburt oder Geburt aus Gott, Joh. 3, 3. 1 Joh. 3, 9. 5, 1. 1 Petr. 1, 22. Schaffung eines neuen Herzens, Ps. 51, 12. Ezech. 36, 26. neue Schöpfung nach dem Bilde Gottes, Eph. 4, 22. 24. Col. 3, 9. 10. Ablegung des alten und Anlegung des neuen Menschen, Eph. 4, 22. 24. Col. 5, 9. 10. Anziehen Christi, Röm. 13, 14. u. s. w. Den dadurch hervorgebrachten Zustand aber nennt sie den Geist, oder die göttliche, christliche, heilige Gesinnung, Röm. 8, 1. ff. Gal. 5, 17. 22. 1 Joh. 4, 13. vergl. 3, 9. den neuen Menschen, Eph. 4, 24. eine neue Kreatur, Gal. 6, 15. u. s. f. Doch werden einige dieser Redensarten zuweilen auch vom bloßen Uebergang zum Christenthume gebraucht. 153. Alle diese Christen a) bedürfen einer Besserung, Luc. 5, 31. 32. ohne welche sie, nach den klaren Aussprüchen der Bibel, einer ewigen Seligkeit nicht empfänglich sind. Matth. 7, 21. Marc. 16, 16. Joh. 3, 5. 6. 18. Röm. 2, 13. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19. 21. Eph. 5, 3–6. Jac. 1, 22. 25. indem es nicht auf das äussere Bekenntniß der Religion, Hebr. 4, 2. sondern auf einen durch Liebe thätigen Glauben, Gal. 5, 6. 6, 15. und auf Uebereinstimmung der Gesinnungen und Handlungen mit den göttlichen Vorschriften Joh. 15, 14. ankommt. Diese Besserung b) nennt die heilige Schrift eine Sinnesänderung (Busse) Matth. 3, 2. Act. 2, 38. 3, 19. 26. 8, 22. und verbindet mit ihr den Glauben, Marc. 1, 15. Act. 20, 21. begreifet zuweilen aber auch alles, was dazu gehöret, unter dem Glauben an Christum: Marc. 16, 16. Joh. 3, 15. 16. 18. Röm. 1, 16. 17. 3, 22. 24. 28. 30. 4, 5. 5, 1. Eph. 2, 8. welcher im weitläuftigern Verstande (vergl. §. 157. ) in der Annahme 1 Thess. 2, 13. der ganzen Lehre Christi nach allen ihren Theilen (Lehren, 1 Cor. 15, 3. Verheisungen Hebr. 4, 1. 2. vergl. Röm. 4, 16. 5, 1. und Geboten, 1 Joh. 3, 3. 23. 24.) bestehet. Hebr. 11, 1. ff. Und da dieser Glaube, wenn er rechter Art ist, nicht ein todes Wissen oder ein |d222| kalter Beifall, sondern eine lebendige Ueberzeugung und herzliche Annahme der gesammten Lehre Christi ist, so setzt er allerdings alles, was zur vollständigen Besserung des Menschen gehöret, theils voraus, theils schließt er es in sich, theils hat er es zur unausbleiblichen Folge. Eben diese Sinnesänderung c) beschreibt die Bibel auch häufig mit uneigentlichen Ausdrücken, als eine Bekehrung des Menschen zu Gott, (Jer. 31, 18. 19.) Joel 2, 12. 13. Matth. 13, 15. Act. 3, 19. 26, 20. eine neue Geburt oder Geburt aus Gott, Joh. 3, 3. 1 Joh. 3, 9. 5, 1. 1 Petr. 1, 22. Schaffung eines neuen Herzens, Ps. 51, 12. Ezech. 36, 26. neue Schöpfung nach dem Bilde Gottes, Eph. 4, 22. 24. Col. 3, 9. 10. Ablegung des alten und Anlegung des neuen Menschen, Eph. 4, 22. 24. Col. 5, 9. 10. Anziehen Christi, Röm. 13, 14. u. s. w. Den dadurch hervorgebrachten Zustand aber nennt sie den Geist, oder die göttliche, christliche, heilige Gesinnung, Röm. 8, 1. ff. Gal. 5, 17. 22. 1 Joh. 4, 13. vergl. 3, 9. den neuen Menschen, Eph. 4, 24. eine neue Kreatur, Gal. 6, 15. u. s. f. Doch werden einige dieser Redensarten zuweilen auch vom bloßen Uebergang zum Christenthume gebraucht.
154. Was zur Sinnesänderung erfordert werde *) , erkennet man leicht, wenn |d223| man überlegt, wie ein gebesserter Christ beschaffen seyn solle, und dann (§. 155. ) untersucht, |d224| was in einem Sünder vorgehen müsse, wenn er diese Beschaffenheit erlangen will. Der Christ |d225| soll nämlich a) nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit, so wie Christus und seine Apostel sie gelehrt haben, oder, welches einerley ist, nach der möglichsten Aenlichkeit mit Gott, unabläßig streben. (§. 127. ) b) Dieses Bestreben, wenn es stete seyn, zur Fertigkeit werden, und bis zur Würde einer christlichen Tugend sich erheben soll, muß aus einem willigen und kindlichen Gehorsam fliessen, c) der seinen Grund in Liebe und Vertrauen zu Gott hat. d) Soll aber Liebe und Vertrauen zu Gott in einem Sünder erweckt werden, der nicht durch Selbstbetrug geblendet ist, so muß er gewiß seyn, daß Gott ihm seine Sünden vergebe. e) Da nun Gott uns nur um |d226| Christi willen vergiebt, (§. 143. ) so muß der Mensch Christum als denjenigen wirklich anerkennen und mit voller Zuversicht annehmen, der durch seinen unschuldig für die Schuldigen erlidtenen Tod (vergl. §. 144. ) uns Vergebung der Sünden und folglich auch (§. 143. f) die Seligkeit zu Wege gebracht habe. f) Und damit er geneigt gemacht werde, auch für seine eigene Person Christum als den Grund seiner Hofnungen anzunehmen, und ein ernstliches Verlangen nach der Theilnehmung an den durch Christum erworbenen Gütern in ihm erweckt werden möge, muß g) eine lebendige Ueberzeugung von seiner Strafwürdigkeit in ihm hervorgebracht werden. h) Demnach muß der Mensch nicht nur Gottes Gebote kennen und darnach sich prüfen, sondern es ist auch eine lebendige Erkenntnis und feste Ueberzeugung von der Wahrheit dessen nöthig, was die Bibel von Christo als unserm Erlöser lehret. i) Da auch ein Christ wohl wissen kann und soll, daß der Heiligste und Allgerechte unmöglich Sünden vergeben kann, so lange der Mensch zu sündigen fortfährt und an der Sünde ein Wohlgefallen hat, so muß er theils den ernsten Vorsatz fassen, von allen Sünden ohne Ausnahme abzulassen, den durch sie angerichteten Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen, und in allen Stücken einer ächten christlichen Tugend sich zu befleißigen; theils k) seine begangenen Sünden aufrichtig verabscheuen und bereuen; |d227| l) welches eine richtige Kenntnis und Beurtheilung der Sünde voraussetzt; die also zum Anfang der Besserung erfordert wird. 154. Was zur Sinnesänderung erfordert werde *) , erkennet man leicht, wenn |d223| man überlegt, wie ein gebesserter Christ beschaffen seyn solle, und dann (§. 155. ) untersucht, |d224| was in einem Sünder vorgehen müsse, wenn er diese Beschaffenheit erlangen will. Der Christ |d225| soll nämlich a) nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit, so wie Christus und seine Apostel sie gelehrt haben, oder, welches einerley ist, nach der möglichsten Aenlichkeit mit Gott, unabläßig streben. (§. 127. ) b) Dieses Bestreben, wenn es stete seyn, zur Fertigkeit werden, und bis zur Würde einer christlichen Tugend sich erheben soll, muß aus einem willigen und kindlichen Gehorsam fliessen, c) der seinen Grund in Liebe und Vertrauen zu Gott hat. d) Soll aber Liebe und Vertrauen zu Gott in einem Sünder erweckt werden, der nicht durch Selbstbetrug geblendet ist, so muß er gewiß seyn, daß Gott ihm seine Sünden vergebe. e) Da nun Gott uns nur um |d226| Christi willen vergiebt, (§. 143. ) so muß der Mensch Christum als denjenigen wirklich anerkennen und mit voller Zuversicht annehmen, der durch seinen unschuldig für die Schuldigen erlidtenen Tod (vergl. §. 144. ) uns Vergebung der Sünden und folglich auch (§. 143. f) die Seligkeit zu Wege gebracht habe. f) Und damit er geneigt gemacht werde, auch für seine eigene Person Christum als den Grund seiner Hofnungen anzunehmen, und ein ernstliches Verlangen nach der Theilnehmung an den durch Christum erworbenen Gütern in ihm erweckt werden möge, muß g) eine lebendige Ueberzeugung von seiner Strafwürdigkeit in ihm hervorgebracht werden. h) Demnach muß der Mensch nicht nur Gottes Gebote kennen und darnach sich prüfen, sondern es ist auch eine lebendige Erkenntnis und feste Ueberzeugung von der Wahrheit dessen nöthig, was die Bibel von Christo als unserm Erlöser lehret. i) Da auch ein Christ wohl wissen kann und soll, daß der Heiligste und Allgerechte unmöglich Sünden vergeben kann, so lange der Mensch zu sündigen fortfährt und an der Sünde ein Wohlgefallen hat, so muß er theils den ernsten Vorsatz fassen, von allen Sünden ohne Ausnahme abzulassen, den durch sie angerichteten Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen, und in allen Stücken einer ächten christlichen Tugend sich zu befleißigen; theils k) seine begangenen Sünden aufrichtig verabscheuen und bereuen; |d227| l) welches eine richtige Kenntnis und Beurtheilung der Sünde voraussetzt; die also zum Anfang der Besserung erfordert wird.
*) a) Durch blosse noch so oft wiederhohlte Ermah|d223*| nungen, sich zu bessern, wird der Religionslehrer bey dem Sünder nichts ausrichten. Er muß vielmehr deutlich und ausführlich zeigen, wie der Mensch es anzufangen habe, um besser zu werden, was zur vollständigen christlichen Besserung gehöre, und aus was für Gründen dasjenige, was die Bibel dazu erfordert, nöthig sey. Nur ein Unterricht dieser Art kann bewirken, daß der Mensch das Geschäft seiner Besserung mit Einsicht und Ueberlegung betreibe; daß er erkenne, er müsse Busse thun nicht um Gottes willen oder um die begangenen Sünden gleichsam abzubüssen, sondern um sein selbst und seines eignen wahren Vortheils willen; daß er sich überzeuge, Gott habe nicht nach despotischer Willkühr, sondern nach seiner höchsten Weisheit und Güte den in der Bibel vorgezeichneten Weg zur Besserung vorgeschrieben, weil es wirklich der kürzeste und sicherste ist, gut und glücklich zu werden; und daß der Mensch das Vorurtheil ablege, die Bekehrung sey eine höchst lästige Sache, die man also natürlich so lange als möglich aufschiebe. Um nun einen zu diesen Zwecken eingerichteten vollständigen Unterricht über die wahre Beschaffenheit der christlichen Besserung zu geben, b) kann der Lehrer entweder von dem Ziele, zu welchem der Mensch durch die Besserung geführet werden soll, ausgehen, und immer weiter rückwärts bis zum Anfange des Weges, der eingeschlagen werden muß, um dorthin zu gelan|d224*| gen, zurückgehen: (§. 154. ) oder er kann seinen Standpunkt bey dem Anfang des Weges nehmen und zeigen, wie dieser Weg sicher zum Ziele führe, (§. 156 158. ) Beide Methoden haben ihren Nutzen, und können daher beide zu verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Absichten gebraucht werden. c) Ob aber gleich sowohl der Zweck der Besserung bey allen Christen eben derselbe ist, als auch die Mittel dazu einerley sind, und, wenn sie angewendet werden, nach einerley psychologischen Gesetzen wirken: so macht es doch die grosse Verschiedenheit der physischen und moralischen individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen und der Umstände, unter welchen ihre Besserung angefangen und fortgesetzt wird, unmöglich, alle an einerley Methode und Form und an eben dieselbe Folge der zur Sinnesänderung zusammengehörigen Theile genau zu binden, wodurch nur zu liebloser Beurtheilung anderer, zu Heucheley, zu Aengstlichkeit, zum Aufenthalt im Fortschritt in der Besserung etc. Gelegenheit gegeben werden würde. Allein dem ungeachtet d) soll der Lehrer die natürliche und gewöhnlichste Ordnung, in welcher die zur vollständigen Besserung gehörigen Veränderungen in den Menschen zu erfolgen pflegen, nicht nur für sich fleißig durchdenken, sondern auch dem Volke vortragen, um es vor Selbstbetrug zu verwahren und es zu richtigen, deutlichen und bestimmten Begriffen, was |d225*| christliche Sinnesänderung eigentlich sey und wie sie bewirkt werde, anzuleiten. Dem möglichen Schaden aber, der aus einer solchen methodischen Anweisung sonst entstehen könnte, wird der Lehrer theils durch ausdrückliche Erklärungen, theils dadurch leicht vorbeugen, wenn er die zusammengehörigen Theile nicht immer in einer und ebenderselben Folge und Verbindung vorstellt. e) Besonders ist auch gründliche Belehrung über den Werth lebhafter Gefühle bey dem Geschäfte der Besserung nöthig. f) Uebrigens bedient man sich billig, wenn man von der Sinnesänderung reden will, eigentlicher Redensarten, erklärt aber doch auch die in der Bibel vorkommenden bildlichen, und zeigt, wie sie alle im Grunde einerley bedeuten.
155. Vergleicht man dies mit dem oben §. 115 117 . beschriebenen verderbten Zustande eines noch ungebesserten Menschen, so erhellet α) daß sowohl im Verstande als im Willen eine Besserung vorgehen müsse; obgleich die Wirkungen auf den einen nicht von den Wirkungen auf den andern getrennt werden können, und die Besserung des Willens eben dadurch erhalten wird, wenn dem Verstande die Religionswahrheiten nahe gebracht, und der Erkenntnis derselben hinlängliches Leben oder Wirksamkeit verschafft wird. Hieraus ergiebt sich auch schon, β) daß die Sinnesänderung nicht auf eine physische oder magische, sondern auf eine moralische, der vernünftigen freien Natur des Menschen angemessene Art, vorgehe. Und dies bezeuget auch die Bibel, indem sie lehret, a) daß die Besserung des Menschen vermittelst der erkannten Religionswahrheiten geschehe: Luc. 8, 11–15. Joh. 17, 3. 17. Röm. 10, 14. 1 Thess. 2, 13. Jac. 1, 18. 1 Petr. 1, 23. vergl. §. 162. g. Denn es kann weder überhaupt eine religiöse Gesinnung angerichtet werden, ohne Kenntnis von Gott, von seinen Eigenschaften und Werken, von der moralischen Natur und Bestimmung und dem Zustande des Menschen nach dem Tode; Hebr. 11, 6. |d228| noch kann das Gott Mißfällige in unsrer Gesinnung und unsern Handlungen eingesehen und verabscheuet, oder ein Gott wohlgefälliger Gehorsam beschlossen werden, ohne Kenntnis dessen, was die göttlichen Vorschriften von dem Menschen fordern, (des Gesetzes) und was die Bibel von dem gegenwärtigen verderbten moralischen Zustande des Menschen lehret; und eben so wenig kann Liebe und Vertrauen zu Gott erweckt und das aufwachende Gewissen beruhigt werden, ohne Ueberzeugung von dem, was die Schrift von den göttlichen Rathschlüssen über die Beseligung der sündigenden Menschen, von Christo, von den Absichten seiner Sendung in die Welt und den Wirkungen seines Todes, und von den Verheisungen und Zusicherungen, welche er den sich bessernden Sündern gegeben hat, uns saget. (des Evangelii.) Weiter lehrt die Bibel, b) daß das bloße historische Wissen dieser Wahrheiten nicht hinreiche, sondern daß eine lebendige Erkenntnis und eine stete Anwendung derselben auf sich selbst bey dem Menschen, wenn er gebessert werden soll, erfordert werde; Act. 16, 14. 17, 11. Jac. 1, 21. 23–25. c) daß der Mensch, auch noch nach angefangener Besserung, um immer tiefere Einsichten in die Religionslehren Gott bitten, Jac. 1, 5. Eph. 1, 16–20. 1 Petr. 2, 1. 2. und die Wahrheiten selbst fleißig wiederhohlen und andächtig betrachten müsse; Jac. 1, 25. d) daß er den Eindruck der Lehren auf sein Herz hindern, |d229| und der erkannten Wahrheit widerstreben könne; Matth. 7, 26. Luc. 8, 13. 14. Act. 18, 5. 6. 24, 25. 28, 24–27. e) daß er die Gelegenheiten, zur Sünde hingerissen zu werden, sorgfältig vermeiden, hingegen alle Gelegenheiten, die zum Fortgange seiner Besserung beförderlich seyn können, suchen und benutzen, und f) überhaupt bey dem Geschäfte seiner Besserung grossen Ernst und Eifer beweisen müsse. Matth. 7, 13. 14. 1 Cor. 9, 24–27. 2 Cor. 7, 1. 155. Vergleicht man dies mit dem oben §. 115 117 . beschriebenen verderbten Zustande eines noch ungebesserten Menschen, so erhellet α) daß sowohl im Verstande als im Willen eine Besserung vorgehen müsse; obgleich die Wirkungen auf den einen nicht von den Wirkungen auf den andern getrennt werden können, und die Besserung des Willens eben dadurch erhalten wird, wenn dem Verstande die Religionswahrheiten nahe gebracht, und der Erkenntnis derselben hinlängliches Leben oder Wirksamkeit verschafft wird. Hieraus ergiebt sich auch schon, β) daß die Sinnesänderung nicht auf eine physische oder magische, sondern auf eine moralische, der vernünftigen freien Natur des Menschen angemessene Art, vorgehe. Und dies bezeuget auch die Bibel, indem sie lehret, a) daß die Besserung des Menschen vermittelst der erkannten Religionswahrheiten geschehe: Luc. 8, 11–15. Joh. 17, 3. 17. Röm. 10, 14. 1 Thess. 2, 13. Jac. 1, 18. 1 Petr. 1, 23. vergl. §. 162. g. Denn es kann weder überhaupt eine religiöse Gesinnung angerichtet werden, ohne Kenntnis von Gott, von seinen Eigenschaften und Werken, von der moralischen Natur und Bestimmung und dem Zustande des Menschen nach dem Tode; Hebr. 11, 6. |d228| noch kann das Gott Mißfällige in unsrer Gesinnung und unsern Handlungen eingesehen und verabscheuet, oder ein Gott wohlgefälliger Gehorsam beschlossen werden, ohne Kenntnis dessen, was die göttlichen Vorschriften von dem Menschen fordern, (des Gesetzes) und was die Bibel von dem gegenwärtigen verderbten moralischen Zustande des Menschen lehret; und eben so wenig kann Liebe und Vertrauen zu Gott erweckt und das aufwachende Gewissen beruhigt werden, ohne Ueberzeugung von dem, was die Schrift von den göttlichen Rathschlüssen über die Beseligung der sündigenden Menschen, von Christo, von den Absichten seiner Sendung in die Welt und den Wirkungen seines Todes, und von den Verheisungen und Zusicherungen, welche er den sich bessernden Sündern gegeben hat, uns saget. (des Evangelii.) Weiter lehrt die Bibel, b) daß das bloße historische Wissen dieser Wahrheiten nicht hinreiche, sondern daß eine lebendige Erkenntnis und eine stete Anwendung derselben auf sich selbst bey dem Menschen, wenn er gebessert werden soll, erfordert werde; Act. 16, 14. 17, 11. Jac. 1, 21. 23–25. c) daß der Mensch, auch noch nach angefangener Besserung, um immer tiefere Einsichten in die Religionslehren Gott bitten, Jac. 1, 5. Eph. 1, 16–20. 1 Petr. 2, 1. 2. und die Wahrheiten selbst fleißig wiederhohlen und andächtig betrachten müsse; Jac. 1, 25. d) daß er den Eindruck der Lehren auf sein Herz hindern, |d229| und der erkannten Wahrheit widerstreben könne; Matth. 7, 26. Luc. 8, 13. 14. Act. 18, 5. 6. 24, 25. 28, 24–27. e) daß er die Gelegenheiten, zur Sünde hingerissen zu werden, sorgfältig vermeiden, hingegen alle Gelegenheiten, die zum Fortgange seiner Besserung beförderlich seyn können, suchen und benutzen, und f) überhaupt bey dem Geschäfte seiner Besserung grossen Ernst und Eifer beweisen müsse. Matth. 7, 13. 14. 1 Cor. 9, 24–27. 2 Cor. 7, 1.
156. Im Allgemeinen können (vergl. §. 154. Anm. c. d.) die zusammengehörigen einzelnen Stücke der Sinnesänderung in folgender natürlichen Ordnung beschrieben werden. Der Christ, a) bey welchem eine historische Kenntnis derjenigen Religionslehren, durch welche die Besserung bewirkt wird, (§. 155. ) vorausgesetzt werden kann, oder der doch sie kennen zu lernen Gelegenheit hat, Röm. 10, 14. 17. muß b) vor allen Dingen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken über diese Wahrheiten und über seinen eignen moralischen Zustand gebracht werden; Luc. 15, 17. Act. 16, 30. welches die göttliche Regierung auf sehr mannichfalige Art veranstaltet. c) Verweilet nun der Mensch bey der Betrachtung der Wahrheiten, ohne durch Leichtsinn oder vorsetzliche Ablenkung des Gemüths ihren Eindruck zu hindern, Luc. 8, 12. Act. 13, 46. 24, 25. und denkt er an diese Wahrheiten in |d230| Beziehung auf sich selbst; Act. 2, 37. so wird d) die Erkenntnis derselben in ihm lebendig werden. e) Sein Gewissen sagt ihm, er sey ein Sünder. Ps. 32, 5. 51, 5. Luc. 18, 13. 1 Joh. 1, 8–10. Ps[.] 19, 13. Die Vorstellung der Schändlichkeit, Strafbarkeit, und Schädlichkeit seiner bisherigen Gesinnungen und Handlungen, f) bringt in ihm ein Misfallen an sich selbst, nebst den Empfindungen der Schaam, Furcht und Reue hervor, Joel 2, 12. 13. Luc. 15, 17–19. vergl. 2 Cor. 7, 9–11. von welchen eine oder die andere stärker ist, je nachdem der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Wohlthäter, Tit. 2, 11. 12. 1 Petr. 4, 1–3. Röm. 2, 4. oder als seinen Richter Matth. 3, 7–10. Hebr. 10, 29–31. lebhafter sich denkt, oder die Vorstellung von dem sich selbst und andern zugefügten Schaden Luc. 15, 17. die Oberhand hat. Diese Empfindungen werden um so viel stärker oder schwächer, länger oder kürzer anhaltend seyn, je nachdem theils die Empfindsamkeit des Menschen grösser oder geringer ist, theils sein Gemüth zu der Zeit gestimmt ist, theils heterogene Vorstellungen und Empfindungen die Wirkung jener mehr oder weniger unterbrechen, theils die Betrachtung der zu diesem Zwecke dienlichen Religionswahrheiten fleißig fortgesetzt oder unterbrochen wird, theils die Wahrheiten auf eine die Leidenschaften mehr oder weniger erregende Art vorgestellt werden. Es sind |d231| auch diese Empfindungen nicht sowohl um ihrer selbst willen nöthig, sondern es beruhet vielmehr ihr ganzer Werth auf den Wirkungen, die sie hervorbringen. Diese sollen seyn, g) daß der Mensch nicht nur die Sünde nie begangen zu haben wünscht, und sie aufrichtig zu verabscheuen anfängt, Ez. 36, 31. vergl. 2 Cor. 7, 11. sondern daß auch h) die Ueberzeugung, er bedürfe einer Besserung, und der Wunsch, ein frommer und Gott wohlgefälliger Mensch zu werden, in den festen Vorsatz übergeht, nicht mehr zu sündigen, sondern sich zu bessern. Daß dieser Vorsatz ernstlich sey, beweiset er durch den treuen Gebrauch der zur Ausführung desselben dienlichen Mittel. Dahin gehöret die fortgesetzte Betrachtung der Religionswahrheiten, das Gebet um göttlichen Beistand, Ps. 51, 12. 13. die Vermeidung der Gelegenheiten zum Sündigen, die Aufmerksamkeit auf seine Gedanken, Begierden, Reden und Handlungen, der Widerstand gegen die Reize zur Sünde vermittelst der erneuerten Erinnerung an die zur Unterlassung derselben antreibenden Bewegungsgründe, Bereuung der gethanen neuen Fehltritte u. s. w. Weil aber eingewurzelte Neigungen und Gewohnheiten nicht so leicht besieget und in die entgegenstehenden verwandelt werden, auch die unordentliche Stärke der Sinnlichkeit den besten Vorsätzen im Wege stehet, und es dem Menschen noch an Kräften fehlet, das Gute, das er will, zu voll|d232|bringen, und den göttlichen Gesetzen einen uneingeschränkten und willigen Gehorsam zu leisten; Röm. 7, 15. 18. 19. 21. 23. so bleiben die mehresten eine Zeitlang in diesem Zustande, da sie zwischen Tugend und Laster hin und her wanken. Ja viele führen die guten Vorsätze entweder gar nicht, oder nur zum Theil aus, weil sie ihr aufgewachtes Gewissen wieder einschläfern, es geschehe dies nun durch Vorurtheile, Luc. 3, 8. (z. B. es sey mit der Besserung zu spät, es habe damit noch Zeit, wir seyen so schlimm nicht als andere, man fordere allzuschwehre ja unmögliche Dinge, Gott werde nach seiner Barmherzigkeit und um des Verdienstes Christi willen es nicht so genau mit uns nehmen, sondern den Willen für die That gelten lassen u. d. gl.) oder durch Zerstreuungen und Leichtsinn, Matth. 13, 19. oder durch genährte Vorstellungen von den mit der Sünde verbundenen Vergnügungen und Vortheilen, denen man ungerne entsaget. Matth. 13, 20‒22. i) Fährt hingegen der Mensch in dem treuen Gebrauche der schon erwähnten Mittel fort, so entstehet, neben der festen Entschliessung, durch eine vollständige Sinnesänderung wahrhaftig gut und christlich fromm zu werden, ein sehnliches Verlangen nach einer gründlichen Beruhigung des Herzens, Ps. 25, 6. 7. 11. 17. 18. 51, 3. 4. 9. 10. 11. 14. welches durch die Lehren von der Allgemeinheit und Grösse der Liebe Gottes, von der durch Christi |d233| Tod gestifteten Versöhnung, von der Bereitwilligkeit Gottes, allen sich bessernden Sündern ohne Ausnahme um Christi willen zu verzeihen, ihnen die Strafen zu erlassen und die Seligkeit zu schenken, (§. 128. 129. 144. ) Joh. 3, 16. Matth. 18, 11. ff. Luc. 19, 10. immer mehr belebet und vergrössert wird. Vergl. Ps. 25, 6‒18. k) Erkennet nun der Mensch die christlichen Religionslehren, und darunter insbesondere die nur erwähnten, für wahr und gewiß, findet er an sich bey sorgfältiger Prüfung seiner selbst die Merkmale eines sich Bessernden, und wendet er demnach jene Sätze auf sich selbst an, und eignet sich den Inhalt derselben zu; 1 Tim. 1, 15. so entstehet in ihm die Hoffnung, und (oft nach und unter manchen Zweifeln) das feste Vertrauen auf Gottes Zusage, und die gewisse Zuversicht, (der Glaube an Christum, in engerer Bedeutung) daß Gott auch ihm, und zwar um Christi willen, seine Sünden vergebe und sein gnädiger Gott sey, zu dem er sich, wofern er seine Gnade nicht wieder muthwillig verscherze, statt der verdienten Strafen, alles Guten in Zeit und Ewigkeit gänzlich versehen könne und dürfe. Röm. 4, 5. 17‒21. 24. 25. 5, 1. 3, 22. 25. 28. 30. Ebr. 10, 19‒22. 156. Im Allgemeinen können (vergl. §. 154. Anm. c. d.) die zusammengehörigen einzelnen Stücke der Sinnesänderung in folgender natürlichen Ordnung beschrieben werden. Der Christ, a) bey welchem eine historische Kenntnis derjenigen Religionslehren, durch welche die Besserung bewirkt wird, (§. 155. ) vorausgesetzt werden kann, oder der doch sie kennen zu lernen Gelegenheit hat, Röm. 10, 14. 17. muß b) vor allen Dingen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken über diese Wahrheiten und über seinen eignen moralischen Zustand gebracht werden; Luc. 15, 17. Act. 16, 30. welches die göttliche Regierung auf sehr mannichfalige Art veranstaltet. c) Verweilet nun der Mensch bey der Betrachtung der Wahrheiten, ohne durch Leichtsinn oder vorsetzliche Ablenkung des Gemüths ihren Eindruck zu hindern, Luc. 8, 12. Act. 13, 46. 24, 25. und denkt er an diese Wahrheiten in |d230| Beziehung auf sich selbst; Act. 2, 37. so wird d) die Erkenntnis derselben in ihm lebendig werden. e) Sein Gewissen sagt ihm, er sey ein Sünder. Ps. 32, 5. 51, 5. Luc. 18, 13. 1 Joh. 1, 8–10. Ps[.] 19, 13. Die Vorstellung der Schändlichkeit, Strafbarkeit, und Schädlichkeit seiner bisherigen Gesinnungen und Handlungen, f) bringt in ihm ein Misfallen an sich selbst, nebst den Empfindungen der Schaam, Furcht und Reue hervor, Joel 2, 12. 13. Luc. 15, 17–19. vergl. 2 Cor. 7, 9–11. von welchen eine oder die andere stärker ist, je nachdem der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Wohlthäter, Tit. 2, 11. 12. 1 Petr. 4, 1–3. Röm. 2, 4. oder als seinen Richter Matth. 3, 7–10. Hebr. 10, 29–31. lebhafter sich denkt, oder die Vorstellung von dem sich selbst und andern zugefügten Schaden Luc. 15, 17. die Oberhand hat. Diese Empfindungen werden um so viel stärker oder schwächer, länger oder kürzer anhaltend seyn, je nachdem theils die Empfindsamkeit des Menschen grösser oder geringer ist, theils sein Gemüth zu der Zeit gestimmt ist, theils heterogene Vorstellungen und Empfindungen die Wirkung jener mehr oder weniger unterbrechen, theils die Betrachtung der zu diesem Zwecke dienlichen Religionswahrheiten fleißig fortgesetzt oder unterbrochen wird, theils die Wahrheiten auf eine die Leidenschaften mehr oder weniger erregende Art vorgestellt werden. Es sind |d231| auch diese Empfindungen nicht sowohl um ihrer selbst willen nöthig, sondern es beruhet vielmehr ihr ganzer Werth auf den Wirkungen, die sie hervorbringen. Diese sollen seyn, g) daß der Mensch nicht nur die Sünde nie begangen zu haben wünscht, und sie aufrichtig zu verabscheuen anfängt, Ez. 36, 31. vergl. 2 Cor. 7, 11. sondern daß auch h) die Ueberzeugung, er bedürfe einer Besserung, und der Wunsch, ein frommer und Gott wohlgefälliger Mensch zu werden, in den festen Vorsatz übergeht, nicht mehr zu sündigen, sondern sich zu bessern. Daß dieser Vorsatz ernstlich sey, beweiset er durch den treuen Gebrauch der zur Ausführung desselben dienlichen Mittel. Dahin gehöret die fortgesetzte Betrachtung der Religionswahrheiten, das Gebet um göttlichen Beistand, Ps. 51, 12. 13. die Vermeidung der Gelegenheiten zum Sündigen, die Aufmerksamkeit auf seine Gedanken, Begierden, Reden und Handlungen, der Widerstand gegen die Reize zur Sünde vermittelst der erneuerten Erinnerung an die zur Unterlassung derselben antreibenden Bewegungsgründe, Bereuung der gethanen neuen Fehltritte u. s. w. Weil aber eingewurzelte Neigungen und Gewohnheiten nicht so leicht besieget und in die entgegenstehenden verwandelt werden, auch die unordentliche Stärke der Sinnlichkeit den besten Vorsätzen im Wege stehet, und es dem Menschen noch an Kräften fehlet, das Gute, das er will, zu voll|d232|bringen, und den göttlichen Gesetzen einen uneingeschränkten und willigen Gehorsam zu leisten; Röm. 7, 15. 18. 19. 21. 23. so bleiben die mehresten eine Zeitlang in diesem Zustande, da sie zwischen Tugend und Laster hin und her wanken. Ja viele führen die guten Vorsätze entweder gar nicht, oder nur zum Theil aus, weil sie ihr aufgewachtes Gewissen wieder einschläfern, es geschehe dies nun durch Vorurtheile, Luc. 3, 8. (z. B. es sey mit der Besserung zu spät, es habe damit noch Zeit, wir seyen so schlimm nicht als andere, man fordere allzuschwehre ja unmögliche Dinge, Gott werde nach seiner Barmherzigkeit und um des Verdienstes Christi willen es nicht so genau mit uns nehmen, sondern den Willen für die That gelten lassen u. d. gl.) oder durch Zerstreuungen und Leichtsinn, Matth. 13, 19. oder durch genährte Vorstellungen von den mit der Sünde verbundenen Vergnügungen und Vortheilen, denen man ungerne entsaget. Matth. 13, 20‒22. i) Fährt hingegen der Mensch in dem treuen Gebrauche der schon erwähnten Mittel fort, so entstehet, neben der festen Entschliessung, durch eine vollständige Sinnesänderung wahrhaftig gut und christlich fromm zu werden, ein sehnliches Verlangen nach einer gründlichen Beruhigung des Herzens, Ps. 25, 6. 7. 11. 17. 18. 51, 3. 4. 9. 10. 11. 14. welches durch die Lehren von der Allgemeinheit und Grösse der Liebe Gottes, von der durch Christi |d233| Tod gestifteten Versöhnung, von der Bereitwilligkeit Gottes, allen sich bessernden Sündern ohne Ausnahme um Christi willen zu verzeihen, ihnen die Strafen zu erlassen und die Seligkeit zu schenken, (§. 128. 129. 144. ) Joh. 3, 16. Matth. 18, 11. ff. Luc. 19, 10. immer mehr belebet und vergrössert wird. Vergl. Ps. 25, 6‒18. k) Erkennet nun der Mensch die christlichen Religionslehren, und darunter insbesondere die nur erwähnten, für wahr und gewiß, findet er an sich bey sorgfältiger Prüfung seiner selbst die Merkmale eines sich Bessernden, und wendet er demnach jene Sätze auf sich selbst an, und eignet sich den Inhalt derselben zu; 1 Tim. 1, 15. so entstehet in ihm die Hoffnung, und (oft nach und unter manchen Zweifeln) das feste Vertrauen auf Gottes Zusage, und die gewisse Zuversicht, (der Glaube an Christum, in engerer Bedeutung) daß Gott auch ihm, und zwar um Christi willen, seine Sünden vergebe und sein gnädiger Gott sey, zu dem er sich, wofern er seine Gnade nicht wieder muthwillig verscherze, statt der verdienten Strafen, alles Guten in Zeit und Ewigkeit gänzlich versehen könne und dürfe. Röm. 4, 5. 17‒21. 24. 25. 5, 1. 3, 22. 25. 28. 30. Ebr. 10, 19‒22.
157. So bald dieses Vertrauen zu Gott in dem Menschen erweckt und also das Gewissen desselben beruhigt ist; bringt die Betrachtung der grossen Liebe Gottes und Christi und der er|d234|haltenen unverdienten Wohlthat, von deren Grösse der Begnadigte innigst gerühret ist, a) eine aufrichtige Gegenliebe und Dankbarkeit hervor. 1 Joh. 4, 19. 2 Cor. 5, 14. Und da diese stets unterhalten und vermehret wird, (wenn gleich die Empfindungen der Regungen derselben eben so wenig an Stärke sich immer gleich bleibet, als die lebhaftere Empfindung der Freude über die erlangte Vergebung) so ist sie die Quelle eines willigen und kindlichen Gehorsams, 2 Cor. 5, 15. 1 Cor. 6, 19. 20. Röm. 6, 11. 18. welcher ein neues Principium der moralischen Handlungen des Menschen wird, und in alles sein Thun und Lassen einen Einfluß hat. Eph. 4, 32. Tit. 2, 11‒14. Nunmehr hat der Mensch b) Lust, Gottes Gebote zu halten. Denn er ist von der Vortreflichkeit und Wohlthätigkeit der göttlichen Gesetze innigst und aus eigner Erfarung überzeugt, und weiß, daß er seine dankbare Liebe zu Gott anders nicht als durch Haltung seiner Gebote, und insbesondere durch Liebe und thätiges Wohlwollen gegen seine Nebenmenschen, erweisen könne, 1 Joh. 2, 3‒6. 4, 20. 5, 3. und daß eben dieselbe Lehre Christi, der er seine Beruhigung und die Gewißheit der wiederhergestellten Gnade Gottes verdankt, auch ausdrücklich und oft bezeuge, daß niemand ohne stetes Streben nach moralischer Unsträflichkeit und ohne fortdauernden Eifer in der Tugend, der Gnade Gottes oder irgend ei|d235|nes durch Christum uns verschaften Guten theilhaftig seyn könne; Matth. 7, 21. 1 Joh. 1, 6. 7. 3, 6‒10. Röm. 6, 1‒6. 11‒14. 18. 19. 1 Cor. 6, 9. 10. 2 Tim. 2, 19. Eph. 2, 10. Tit. 2, 11‒14. Hebr. 12, 14. 2 Petr. 1, 3‒11. welcher Theil der Lehre Jesu zugleich mit jenem, der der Grund unserer Beruhigung ist, geglaubt und mit vollem Beifall angenommen werden muß, keinesweges aber von jenem abgesondert werden kann oder darf. Gal. 5, 6. Eph. 4, 19. 20. ff. 1 Thess. 4, 7. Jac. 2, 14‒16. Der Mensch hat aber auch nunmehr c) Kräfte zur Erfüllung der göttlichen Vorschriften. Denn sein Verstand ist aufgeklärt und zur lebendigen erkenntnis der Religionswahrheiten gebracht; Eph. 1, 17‒19. 5, 8. 9. 2 Tim. 2, 25. er beschäftigt sich gern mit den Lehren der Religion, welche sowohl die Vorschriften selbst als die Bewegungsgründe zu Befolgung derselben ihm vorhält; beide sind ihm, da er sich in Betrachtung derselben immerfort übt, stets gegenwärtig; die Macht der Sinnlichkeit, die den Menschen ehedem beherrschte, (§. 115 117. ) ist durch die in ihm hervorgebrachte Liebe zu Gott, und durch die erweckte überwiegende Begierde nach höhern moralischen und unsichtbaren, zum Theil schon gekosteten zum Theil aber mit der größten Zuversicht erwarteten Röm. 5, 8. 9. 10. 8, 14‒16. 31. ff. Gütern dergestalt geschwächt, daß die |d236| Vorstellungen von der Bestimmung und den Pflichten des Christen, die unregelmäßigen Begierden und Leidenschaften im Zaum zu halten vermögend sind, und daß dem Menschen der wirkliche Gebrauch seiner Freiheit wieder hergestellt ist, und der Wille der erkannten Wahrheit mit Leichtigkeit folgen kann. So gelangt der Mensch d) zur wirklichen Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit. 157. So bald dieses Vertrauen zu Gott in dem Menschen erweckt und also das Gewissen desselben beruhigt ist; bringt die Betrachtung der grossen Liebe Gottes und Christi und der er|d234|haltenen unverdienten Wohlthat, von deren Grösse der Begnadigte innigst gerühret ist, a) eine aufrichtige Gegenliebe und Dankbarkeit hervor. 1 Joh. 4, 19. 2 Cor. 5, 14. Und da diese stets unterhalten und vermehret wird, (wenn gleich die Empfindungen der Regungen derselben eben so wenig an Stärke sich immer gleich bleibet, als die lebhaftere Empfindung der Freude über die erlangte Vergebung) so ist sie die Quelle eines willigen und kindlichen Gehorsams, 2 Cor. 5, 15. 1 Cor. 6, 19. 20. Röm. 6, 11. 18. welcher ein neues Principium der moralischen Handlungen des Menschen wird, und in alles sein Thun und Lassen einen Einfluß hat. Eph. 4, 32. Tit. 2, 11‒14. Nunmehr hat der Mensch b) Lust, Gottes Gebote zu halten. Denn er ist von der Vortreflichkeit und Wohlthätigkeit der göttlichen Gesetze innigst und aus eigner Erfarung überzeugt, und weiß, daß er seine dankbare Liebe zu Gott anders nicht als durch Haltung seiner Gebote, und insbesondere durch Liebe und thätiges Wohlwollen gegen seine Nebenmenschen, erweisen könne, 1 Joh. 2, 3‒6. 4, 20. 5, 3. und daß eben dieselbe Lehre Christi, der er seine Beruhigung und die Gewißheit der wiederhergestellten Gnade Gottes verdankt, auch ausdrücklich und oft bezeuge, daß niemand ohne stetes Streben nach moralischer Unsträflichkeit und ohne fortdauernden Eifer in der Tugend, der Gnade Gottes oder irgend ei|d235|nes durch Christum uns verschaften Guten theilhaftig seyn könne; Matth. 7, 21. 1 Joh. 1, 6. 7. 3, 6‒10. Röm. 6, 1‒6. 11‒14. 18. 19. 1 Cor. 6, 9. 10. 2 Tim. 2, 19. Eph. 2, 10. Tit. 2, 11‒14. Hebr. 12, 14. 2 Petr. 1, 3‒11. welcher Theil der Lehre Jesu zugleich mit jenem, der der Grund unserer Beruhigung ist, geglaubt und mit vollem Beifall angenommen werden muß, keinesweges aber von jenem abgesondert werden kann oder darf. Gal. 5, 6. Eph. 4, 19. 20. ff. 1 Thess. 4, 7. Jac. 2, 14‒16. Der Mensch hat aber auch nunmehr c) Kräfte zur Erfüllung der göttlichen Vorschriften. Denn sein Verstand ist aufgeklärt und zur lebendigen erkenntnis der Religionswahrheiten gebracht; Eph. 1, 17‒19. 5, 8. 9. 2 Tim. 2, 25. er beschäftigt sich gern mit den Lehren der Religion, welche sowohl die Vorschriften selbst als die Bewegungsgründe zu Befolgung derselben ihm vorhält; beide sind ihm, da er sich in Betrachtung derselben immerfort übt, stets gegenwärtig; die Macht der Sinnlichkeit, die den Menschen ehedem beherrschte, (§. 115 117. ) ist durch die in ihm hervorgebrachte Liebe zu Gott, und durch die erweckte überwiegende Begierde nach höhern moralischen und unsichtbaren, zum Theil schon gekosteten zum Theil aber mit der größten Zuversicht erwarteten Röm. 5, 8. 9. 10. 8, 14‒16. 31. ff. Gütern dergestalt geschwächt, daß die |d236| Vorstellungen von der Bestimmung und den Pflichten des Christen, die unregelmäßigen Begierden und Leidenschaften im Zaum zu halten vermögend sind, und daß dem Menschen der wirkliche Gebrauch seiner Freiheit wieder hergestellt ist, und der Wille der erkannten Wahrheit mit Leichtigkeit folgen kann. So gelangt der Mensch d) zur wirklichen Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit.
158. Und so wäre denn alles bewirkt, was geschehen muste, wann dem so sehr in Verfall gerathenen Menschen geholfen werden sollte, (§. 127.) und er wäre in einen gänzlich neuen, von dem vorigen völlig verschiedenen, glücklichen und seiner erhabnen Bestimmung gemäsen, Zustand versetzt. Röm. 12, 2. Gal. 2, 20. 6, 15. vergl. 5, 6. (§. 153. c.) Nun ist er geheiliget Eph. 4, 24. 1 Thess. 5, 23. Hebr. 12, 14. 1 Petr. 1, 16. und zeigt in seinem ganzen Verhalten würdige Früchte seiner Besserung. Matth. 3, 8. 7, 20. Act. 26, 20. Jede Gelegenheit zu Gottgefälligen Handlungen ergreift er gern, Gal. 5, 25. Phil. 4, 8. und übt sich, um Gottes willen, in dem Kampfe gegen die zuweilen noch aufsteigenden bösen Begierden, 2 Cor. 7, 1. Gal. 5, 16. 17. Col. 3, 5‒9. Hebr. 12, 1. und in der ununter|d237|brochenen Erfüllung aller seiner Pflichten. Röm. 12, 1. 2. Col. 1, 10. Hebr. 12, 12. 13. 1 Petr. 1, 14. 15. 2 Petr. 1, 5‒10. 158. Und so wäre denn alles bewirkt, was geschehen muste, wann dem so sehr in Verfall gerathenen Menschen geholfen werden sollte, (§. 127.) und er wäre in einen gänzlich neuen, von dem vorigen völlig verschiedenen, glücklichen und seiner erhabnen Bestimmung gemäsen, Zustand versetzt. Röm. 12, 2. Gal. 2, 20. 6, 15. vergl. 5, 6. (§. 153. c.) Nun ist er geheiliget Eph. 4, 24. 1 Thess. 5, 23. Hebr. 12, 14. 1 Petr. 1, 16. und zeigt in seinem ganzen Verhalten würdige Früchte seiner Besserung. Matth. 3, 8. 7, 20. Act. 26, 20. Jede Gelegenheit zu Gottgefälligen Handlungen ergreift er gern, Gal. 5, 25. Phil. 4, 8. und übt sich, um Gottes willen, in dem Kampfe gegen die zuweilen noch aufsteigenden bösen Begierden, 2 Cor. 7, 1. Gal. 5, 16. 17. Col. 3, 5‒9. Hebr. 12, 1. und in der ununter|d237|brochenen Erfüllung aller seiner Pflichten. Röm. 12, 1. 2. Col. 1, 10. Hebr. 12, 12. 13. 1 Petr. 1, 14. 15. 2 Petr. 1, 5‒10.
159. a) Aus jener Fertigkeit in einem aus kindlichem Gehorsam herrührenden Bestreben nach allgemeiner christlicher moralischer Vollkommenheit, (§. 157. d.) entspringen die einzelnen frommen innern und äussern Handlungen eines bis zur Heiligung gebesserten Christen, oder die christlichen guten Werke; Matth. 5, 16. Röm. 2, 7. 10. Eph. 2, 10. Col. 1, 10. Tit. 2, 14. welche b) nur dann die im N. T. erforderte Eigenschaften haben, wenn sie nach der Vorschrift des göttlichen Gesetzes Matth. 15, 9. und aus kindlichem Gehorsam Röm. 12, 2. 2 Cor. 5, 15. Phil. 1, 11. verrichtet werden: obgleich dieser weder die einzige Triebfeder solcher Handlungen nothwendig seyn muß, noch auch es möglich ist, sich dieses Bewegungsgrundes jedesmal deutlich bewußt zu seyn. Jedoch kommt es vornehmlich, und eben so sehr als auf das Materielle der Handlung, auf den Gemüthszustand des Menschen und auf die Gesinnung, mit welcher er die That verrichtet, an; Gal. 5, 22. ob nämlich Liebe zu Gott in dem Menschen herrschend sey, und ob es sein unerschütterlicher Grundsatz sey, um Gottes willen und um dessen heilige und liebevolle Absichten, so viel an ihm ist, zu befördern, alles erkannte |d238| Gute zu thun, und alles erkannte Böse zu meiden. Denn wo dies nicht ist, da ist die pflichtmäßigste und nützlichste That keine christlich fromme Handlung oder gutes Werk, ob sie gleich übrigens sehr löblich und auch Gott wohlgefällig seyn kann, und nicht unbelohnt bleiben wird. Röm. 2, 14. 26. 27. Act. 10, 4. 34. 35. Vergl. §. 152. Anmerk. ‒ Gute Werke aber c) werden von jedem gebesserten Christen, so fern sie ihm zu thun möglich sind, nothwendig erfordert; (§. 157. ) Gal. 5, 25. 1 Joh. 2, 6. 3, 7. und ohnerachtet der Mensch d) dadurch unmöglich etwas bey Gott verdienen kann, Röm. 11, 35. Luc. 17, 9. so hat sie doch e) Gott aus Gnaden zu belohnen verheissen, Röm. 2, 6. 7. 10. 1 Tim. 4, 8. Hebr. 6, 10. Matth. 25, 34. ff. wie sich dann der Grad der Belohnung nach dem Grade des Eifers den wir beweisen, keine Gelegenheit, in guten Werken uns zu üben, vorbeizulassen, richten wird. (§. 50. c. 103. ) Matth. 25, 20‒29. Gal. 6, 7. 2 Cor. 9, 6. 159. a) Aus jener Fertigkeit in einem aus kindlichem Gehorsam herrührenden Bestreben nach allgemeiner christlicher moralischer Vollkommenheit, (§. 157. d.) entspringen die einzelnen frommen innern und äussern Handlungen eines bis zur Heiligung gebesserten Christen, oder die christlichen guten Werke; Matth. 5, 16. Röm. 2, 7. 10. Eph. 2, 10. Col. 1, 10. Tit. 2, 14. welche b) nur dann die im N. T. erforderte Eigenschaften haben, wenn sie nach der Vorschrift des göttlichen Gesetzes Matth. 15, 9. und aus kindlichem Gehorsam Röm. 12, 2. 2 Cor. 5, 15. Phil. 1, 11. verrichtet werden: obgleich dieser weder die einzige Triebfeder solcher Handlungen nothwendig seyn muß, noch auch es möglich ist, sich dieses Bewegungsgrundes jedesmal deutlich bewußt zu seyn. Jedoch kommt es vornehmlich, und eben so sehr als auf das Materielle der Handlung, auf den Gemüthszustand des Menschen und auf die Gesinnung, mit welcher er die That verrichtet, an; Gal. 5, 22. ob nämlich Liebe zu Gott in dem Menschen herrschend sey, und ob es sein unerschütterlicher Grundsatz sey, um Gottes willen und um dessen heilige und liebevolle Absichten, so viel an ihm ist, zu befördern, alles erkannte |d238| Gute zu thun, und alles erkannte Böse zu meiden. Denn wo dies nicht ist, da ist die pflichtmäßigste und nützlichste That keine christlich fromme Handlung oder gutes Werk, ob sie gleich übrigens sehr löblich und auch Gott wohlgefällig seyn kann, und nicht unbelohnt bleiben wird. Röm. 2, 14. 26. 27. Act. 10, 4. 34. 35. Vergl. §. 152. Anmerk. ‒ Gute Werke aber c) werden von jedem gebesserten Christen, so fern sie ihm zu thun möglich sind, nothwendig erfordert; (§. 157. ) Gal. 5, 25. 1 Joh. 2, 6. 3, 7. und ohnerachtet der Mensch d) dadurch unmöglich etwas bey Gott verdienen kann, Röm. 11, 35. Luc. 17, 9. so hat sie doch e) Gott aus Gnaden zu belohnen verheissen, Röm. 2, 6. 7. 10. 1 Tim. 4, 8. Hebr. 6, 10. Matth. 25, 34. ff. wie sich dann der Grad der Belohnung nach dem Grade des Eifers den wir beweisen, keine Gelegenheit, in guten Werken uns zu üben, vorbeizulassen, richten wird. (§. 50. c. 103. ) Matth. 25, 20‒29. Gal. 6, 7. 2 Cor. 9, 6.
160. Die moralische Güte, zu welcher der Mensch nunmehr gebracht ist, bleibt indessen in diesem Leben immer α) unvollkommen, 1 Joh. 1, 8. 2, 1. Phil. 3, 12‒14. und findet sich bey den Gebesserten in sehr verschiedenen Graden. Daher ist nöthig, daß der Christ nicht nur β) im Guten beharre (vergl. §. sq.) |d239| 1 Cor. 10, 12. 15, 58. Hebr. 10, 35. 36. 2 Petr. 1, 10. und die neuen Fehltritte, welche er begehet, ernstlich bereue, 1 Joh. 1, 9. Vergebung derselben bey Gott täglich suche, Ps. 19, 13. und seine guten Vorsätze oft wieder erneure; sondern daß er auch γ) im Guten immer zu wachsen und zuzunehmen, Phil. 3, 12‒15. Col. 1, 10. 11. 2 Petr. 3, 18. und zu einer Stärke und Festigkeit in der christlichen Tugend zu gelangen suche. Die Mittel, welche die Religion Jesu uns hiezu empfiehlt, Eph. 6, 13. 14. 1 Thess. 5, 6‒8. sind a) Wachsamkeit über sich selbst, 1 Cor. 16, 13. 1 Petr. 4, 7. b) Gebet, Matth. 26, 41. Luc. 21, 36. Eph. 6, 18. c) fleißige Betrachtung der Religionswahrheiten, Eph. 1, 16‒20. 6, 17. Col. 1, 9. 1 Petr. 2, 2. 2 Petr. 3, 18. und d) Besuchung des öffentlichen Gottesdienstes, Hebr. 10, 25. e) nebst dem Genusse des heil. Abendmahls; (Siehe §. 165. ) 1 Cor. 11, 26. f) stete Uebung des Glaubens, Eph. 6, 16. Phil. 3, 8‒10. Col. 1, 23. Hebr. 6, 11. 12. 1 Joh. 2, 1. g) öftere Erneuerung der Empfindungen der Liebe gegen Gott und Jesum, vermittelst oft wiederhohlter Vorstellung der ausserordentlichen Anstalten zu unsrer Errettung, der grossen uns wiederfahrnen moralischen Wohlthaten, und der unaussprechlichen Seligkeit, die unser wartet; Hebr. 10, 19‒24. 12, 28. 1 Petr. 1, 17‒19. h) Uebung in der Ver|d240|leugnung unsrer selbst u. s. f. Auch i) kommt Gott selbst durch die Regierung der Schicksale der Menschen ihnen öfters zu Hülfe, bald durch erwiesene Wohlthaten, bald durch zugeschickte Leiden und Trübsale; Hebr. 12, 11. Jac. 1, 2. 3. daher der Christ auf diese Führungen Gottes aufmerksam seyn, und sie der Absicht gemäs zu benutzen trachten muß.160. Die moralische Güte, zu welcher der Mensch nunmehr gebracht ist, bleibt indessen in diesem Leben immer α) unvollkommen, 1 Joh. 1, 8. 2, 1. Phil. 3, 12‒14. und findet sich bey den Gebesserten in sehr verschiedenen Graden. Daher ist nöthig, daß der Christ nicht nur β) im Guten beharre (vergl. §. sq.) |d239| 1 Cor. 10, 12. 15, 58. Hebr. 10, 35. 36. 2 Petr. 1, 10. und die neuen Fehltritte, welche er begehet, ernstlich bereue, 1 Joh. 1, 9. Vergebung derselben bey Gott täglich suche, Ps. 19, 13. und seine guten Vorsätze oft wieder erneure; sondern daß er auch γ) im Guten immer zu wachsen und zuzunehmen, Phil. 3, 12‒15. Col. 1, 10. 11. 2 Petr. 3, 18. und zu einer Stärke und Festigkeit in der christlichen Tugend zu gelangen suche. Die Mittel, welche die Religion Jesu uns hiezu empfiehlt, Eph. 6, 13. 14. 1 Thess. 5, 6‒8. sind a) Wachsamkeit über sich selbst, 1 Cor. 16, 13. 1 Petr. 4, 7. b) Gebet, Matth. 26, 41. Luc. 21, 36. Eph. 6, 18. c) fleißige Betrachtung der Religionswahrheiten, Eph. 1, 16‒20. 6, 17. Col. 1, 9. 1 Petr. 2, 2. 2 Petr. 3, 18. und d) Besuchung des öffentlichen Gottesdienstes, Hebr. 10, 25. e) nebst dem Genusse des heil. Abendmahls; (Siehe §. 165. ) 1 Cor. 11, 26. f) stete Uebung des Glaubens, Eph. 6, 16. Phil. 3, 8‒10. Col. 1, 23. Hebr. 6, 11. 12. 1 Joh. 2, 1. g) öftere Erneuerung der Empfindungen der Liebe gegen Gott und Jesum, vermittelst oft wiederhohlter Vorstellung der ausserordentlichen Anstalten zu unsrer Errettung, der grossen uns wiederfahrnen moralischen Wohlthaten, und der unaussprechlichen Seligkeit, die unser wartet; Hebr. 10, 19‒24. 12, 28. 1 Petr. 1, 17‒19. h) Uebung in der Ver|d240|leugnung unsrer selbst u. s. f. Auch i) kommt Gott selbst durch die Regierung der Schicksale der Menschen ihnen öfters zu Hülfe, bald durch erwiesene Wohlthaten, bald durch zugeschickte Leiden und Trübsale; Hebr. 12, 11. Jac. 1, 2. 3. daher der Christ auf diese Führungen Gottes aufmerksam seyn, und sie der Absicht gemäs zu benutzen trachten muß.
161. Diese Uebungen in der Gottseligkeit sind um so viel nothwendiger, da der gebesserte Mensch in seinen ehemaligen verderbten Zustand wieder zurückfallen kann; welches geschiehet, wenn er vorsätzlich sündiget, und also den göttlichen Gesetzen den Gehorsam aufkündiget. Ezech. 3, 20. 1 Tim. 1, 19. Doch stehet auch einem solchen, so lange er lebt, der Weg zu einer abermaligen Besserung offen. Jes. 65, 2. Luc. 22, 32. Denn die Bibel lehrt nichts von einem Zeitpunkt in dem menschlichen Leben, hinter welchem es unmöglich sey, sich zu bessern und Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Hebr. 3, 7. 13. Ez. 18, 21‒23. Matth. 18, 21. 22. vergl. 6, 12. Allein das ist gewiß, daß die Besserung immer schwehrer wird, je länger man sie aufschiebt, und je öfter der auf dem Wege der Besserung schon Begriffene zu seinem vorigen sündlichen Leben wieder zurückkehrt, 2 Petr. 2, 20‒22. (Hebr. 6, 4‒9.) so wie es auch sehr unvernünftig ist, eine so wich|d241|tige Sache der höchst ungewissen Zukunft zu überlassen. 161. Diese Uebungen in der Gottseligkeit sind um so viel nothwendiger, da der gebesserte Mensch in seinen ehemaligen verderbten Zustand wieder zurückfallen kann; welches geschiehet, wenn er vorsätzlich sündiget, und also den göttlichen Gesetzen den Gehorsam aufkündiget. Ezech. 3, 20. 1 Tim. 1, 19. Doch stehet auch einem solchen, so lange er lebt, der Weg zu einer abermaligen Besserung offen. Jes. 65, 2. Luc. 22, 32. Denn die Bibel lehrt nichts von einem Zeitpunkt in dem menschlichen Leben, hinter welchem es unmöglich sey, sich zu bessern und Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Hebr. 3, 7. 13. Ez. 18, 21‒23. Matth. 18, 21. 22. vergl. 6, 12. Allein das ist gewiß, daß die Besserung immer schwehrer wird, je länger man sie aufschiebt, und je öfter der auf dem Wege der Besserung schon Begriffene zu seinem vorigen sündlichen Leben wieder zurückkehrt, 2 Petr. 2, 20‒22. (Hebr. 6, 4‒9.) so wie es auch sehr unvernünftig ist, eine so wich|d241|tige Sache der höchst ungewissen Zukunft zu überlassen.
162. Nach der Lehre der Bibel ist der Urheber der bisher beschriebenen Sinnesänderung *) , Gott, Ps. 51, 12. (Jer. 31, 18.) Ezech. 11, 19. 36, 26. 27. Act. 16, 14. Eph. 2, 10. 3, 16. 20. Phil. (1, 6.) 2, 13. 1 Thess. 5, 23. 2 Thess. 2, 17. Hebr. 13, 20. 21. Jac. 1, 17. 18. 1 Petr. 1, 3‒5. 5, 10. und insbesondere der heil. Geist, Tit. 3, 5. 1 Cor. 6, 11. Eph. 3, 15. Denn der Mensch hat in seinem ungebesserten Zustande für sich weder Lust noch Kräfte, eine solche vollständige christliche Sinnesänderung in sich hervorzubringen, als oben beschrieben worden ist. Gott muste nicht nur diejenige Religionswahrheiten bekannt machen, Eph. 1, 9. 17. 18. 1 Joh. 2, 20. welche, wegen ihres Inhalts sowohl als wegen ihrer auf göttlicher Autorität beruhen|d242|den Zuverläßigkeit, kräftig und wirksam genug waren, Röm. 1, 16. 1 Cor. 1, 18. Jac. 1, 21. daß durch sie, der Grösse des menschlichen Verderbens ungeachtet, eine solche moralische Veränderung in den Gesinnungen und Neigungen und in der Handlungsart des Menschen bewirkt, fortgesetzt und erhalten werden konnte; sondern Gott muß auch Gelegenheiten verschaffen , theils daß der Mensch diese Wahrheiten erlernen kann, (§. 129. ) theils daß sie Eindruck auf sein Gemüth machen können. Die Art und Weise aber, wie Gott durch die Lehren der Religion auf die Seelen der Menschen wirke, kann der untheologische Christ ununtersucht lassen. Ihm ist es genug zu wissen, a) daß er die geschehene Besserung nicht sich selbst und seinen eignen Kräften beimessen dürfe, b) daß er Gott um seinen Beistand anrufen müsse, c) daß Gott seinen Beistand niemanden versage, d) daß die Besserung auf eine unsrer moralischen Natur völlig angemessene Art geschehe, Luc. 8, 10‒15. (§. 155. ) folglich e) weder unwiderstehlich, Matth. 23, 37. Joh. 7, 17. noch in einem Augenblicke; f) daß der Mensch dabey nicht müßig seyn, sondern die von Gott verschafften Gelegenheiten und angeboteten Mittel fleißig brauchen müsse; g) daß die Besserung eines Christen anders nicht als durch die christliche Religionswahrheiten geschehe. Matth. 13, 22. |d243| 23. Eph. 1, 13. 1 Thess. 2, 13. 2 Tim. 3, 16. 2 Petr. 1, 3. 4. (§. 155. a.)162. Nach der Lehre der Bibel ist der Urheber der bisher beschriebenen Sinnesänderung *) , Gott, Ps. 51, 12. (Jer. 31, 18.) Ezech. 11, 19. 36, 26. 27. Act. 16, 14. Eph. 2, 10. 3, 16. 20. Phil. (1, 6.) 2, 13. 1 Thess. 5, 23. 2 Thess. 2, 17. Hebr. 13, 20. 21. Jac. 1, 17. 18. 1 Petr. 1, 3‒5. 5, 10. und insbesondere der heil. Geist, Tit. 3, 5. 1 Cor. 6, 11. Eph. 3, 15. Denn der Mensch hat in seinem ungebesserten Zustande für sich weder Lust noch Kräfte, eine solche vollständige christliche Sinnesänderung in sich hervorzubringen, als oben beschrieben worden ist. Gott muste nicht nur diejenige Religionswahrheiten bekannt machen, Eph. 1, 9. 17. 18. 1 Joh. 2, 20. welche, wegen ihres Inhalts sowohl als wegen ihrer auf göttlicher Autorität beruhen|d242|den Zuverläßigkeit, kräftig und wirksam genug waren, Röm. 1, 16. 1 Cor. 1, 18. Jac. 1, 21. daß durch sie, der Grösse des menschlichen Verderbens ungeachtet, eine solche moralische Veränderung in den Gesinnungen und Neigungen und in der Handlungsart des Menschen bewirkt, fortgesetzt und erhalten werden konnte; sondern Gott muß auch Gelegenheiten verschaffen , theils daß der Mensch diese Wahrheiten erlernen kann, (§. 129. ) theils daß sie Eindruck auf sein Gemüth machen können. Die Art und Weise aber, wie Gott durch die Lehren der Religion auf die Seelen der Menschen wirke, kann der untheologische Christ ununtersucht lassen. Ihm ist es genug zu wissen, a) daß er die geschehene Besserung nicht sich selbst und seinen eignen Kräften beimessen dürfe, b) daß er Gott um seinen Beistand anrufen müsse, c) daß Gott seinen Beistand niemanden versage, d) daß die Besserung auf eine unsrer moralischen Natur völlig angemessene Art geschehe, Luc. 8, 10‒15. (§. 155. ) folglich e) weder unwiderstehlich, Matth. 23, 37. Joh. 7, 17. noch in einem Augenblicke; f) daß der Mensch dabey nicht müßig seyn, sondern die von Gott verschafften Gelegenheiten und angeboteten Mittel fleißig brauchen müsse; g) daß die Besserung eines Christen anders nicht als durch die christliche Religionswahrheiten geschehe. Matth. 13, 22. |d243| 23. Eph. 1, 13. 1 Thess. 2, 13. 2 Tim. 3, 16. 2 Petr. 1, 3. 4. (§. 155. a.)
*) Mit den Spitzfindigkeiten des Systems und den darauf sich beziehenden Streitigkeiten in der Lehre von der Gnade und den Gnadenwirkungen, werden Nichttheologen billig verschont. Was davon wirklich praktisch und gemeinnützig ist, läßt sich kurz zusammenfassen.
163. Auf eben dem Wege der Sinnesänderung, auf welchem der Mensch geheiliget wird, (§. 158. ) gelangt er auch zur Begnadigung und wird beglückt, welches man mit einer biblischen Redensart die Rechtfertigung des Menschen *) zu nennen pflegt. Röm. 3, 20. 21. (vergl. 1, 17. 18.) 22. 24. 26. 28. 30. 4, 2. 3. 5. 6. 7. 22–25. 5, 1. 2 Cor. 3, 9. 5, 18. vergl. Eph. 2, 8. (vergl. Vers 5. 6. und Col. 2, 1. 1, 14.) Das Glück, welches dem Menschen hierdurch zu Theil wird, α) bestehet darin, daß ihm alle bisher begangene Sünden um Christi willen (§. 143. 144. ) vergeben werden, 2 Cor. 5, 21. 19, 14. Röm. 4, 5–8. 3, 24. 25. Act. 13, 38. 39. so daß er von allen denjenigen Stra|d244|fen, von welchen Christus uns erlöset hat, (§. 143. ) wirklich befreiet ist. Daher β) darf der Mensch von Gott, als dem Allgütigen, alles Gute, wozu er nur eine Empfänglichkeit hat, eben so zuversichtlich von Gott erwarten, (vergl. §. 48. a. §. 143. d. e. f.) als wenn er bisher nie gesündigt, Gottes Misfallen nie sich zugezogen, noch Strafen verdient hätte; Röm. 8. 32–34. ob es gleich gewiß bleibt, daß der Mensch, wenn er ohne zu sündigen von Kindheit an fromm gewesen wäre, oder weniger und minder schwehr gesündigt hätte, eine noch grössere Empfänglichkeit zu einem noch reineren Genusse noch mehreres Guten haben würde. Sonach hat er also auch γ) eine sichere Anwartschaft auf die ewige Seligkeit, und die positiven Belohnungen des künftigen Lebens. (§. 102. 143. ) Tit. 3, 7. Daraus δ) folgt dann weiter, Röm. 5, 1. daß der Begnadigte a) von aller ängstigenden Furcht befreiet , Röm. 8, 15. 1 Joh. 3, 19–21. und in seinem Gewissen völlig beruhigt ist, Röm. 8, 33. b) daß er Gott als seinen liebevollen Vater, und sich als dessen geliebtes Kind betrachten darf, Röm. 8, 14–17. Gal. 4, 5–7. und des Wohlgefallens Gottes, so wie dessen steter Fürsorge (§. 77. ) sich getrösten kann; und weiß, alles was ihm begegnet, seyn liebreiche Schickungen seines gnädigen Vaters; Rom. 8, 28. 35–39. |d245| 5, 3. Hebr. 12, 4–11. c) daß er mit kindlichem Zutrauen alle seine Anliegen Gott im Gebet vortragen darf; Röm. 5, 2. 8, 15. 26. 27. Hebr. 4, 16. Jac. 1, 5. 6. Matth. 7, 11. d) daß er eine fromme Freude über seinen jetzigen glücklichen Zustand empfindet; 2 Cor. 13, 11. Phil. 3, 1. 4, 4. e) daß er mit getroster Freudigkeit die ewige Seligkeit hoffen, Röm. 5, 2. Tit. 2, 13. Hebr. 9, 28. und daher f) dem Tode muthig entgegen sehen kann. Phil. 1, 21. 23. 2 Cor. 4, 2. 4.163. Auf eben dem Wege der Sinnesänderung, auf welchem der Mensch geheiliget wird, (§. 158. ) gelangt er auch zur Begnadigung und wird beglückt, welches man mit einer biblischen Redensart die Rechtfertigung des Menschen *) zu nennen pflegt. Röm. 3, 20. 21. (vergl. 1, 17. 18.) 22. 24. 26. 28. 30. 4, 2. 3. 5. 6. 7. 22–25. 5, 1. 2 Cor. 3, 9. 5, 18. vergl. Eph. 2, 8. (vergl. Vers 5. 6. und Col. 2, 1. 1, 14.) Das Glück, welches dem Menschen hierdurch zu Theil wird, α) bestehet darin, daß ihm alle bisher begangene Sünden um Christi willen (§. 143. 144. ) vergeben werden, 2 Cor. 5, 21. 19, 14. Röm. 4, 5–8. 3, 24. 25. Act. 13, 38. 39. so daß er von allen denjenigen Stra|d244|fen, von welchen Christus uns erlöset hat, (§. 143. ) wirklich befreiet ist. Daher β) darf der Mensch von Gott, als dem Allgütigen, alles Gute, wozu er nur eine Empfänglichkeit hat, eben so zuversichtlich von Gott erwarten, (vergl. §. 48. a. §. 143. d. e. f.) als wenn er bisher nie gesündigt, Gottes Misfallen nie sich zugezogen, noch Strafen verdient hätte; Röm. 8. 32–34. ob es gleich gewiß bleibt, daß der Mensch, wenn er ohne zu sündigen von Kindheit an fromm gewesen wäre, oder weniger und minder schwehr gesündigt hätte, eine noch grössere Empfänglichkeit zu einem noch reineren Genusse noch mehreres Guten haben würde. Sonach hat er also auch γ) eine sichere Anwartschaft auf die ewige Seligkeit, und die positiven Belohnungen des künftigen Lebens. (§. 102. 143. ) Tit. 3, 7. Daraus δ) folgt dann weiter, Röm. 5, 1. daß der Begnadigte a) von aller ängstigenden Furcht befreiet , Röm. 8, 15. 1 Joh. 3, 19–21. und in seinem Gewissen völlig beruhigt ist, Röm. 8, 33. b) daß er Gott als seinen liebevollen Vater, und sich als dessen geliebtes Kind betrachten darf, Röm. 8, 14–17. Gal. 4, 5–7. und des Wohlgefallens Gottes, so wie dessen steter Fürsorge (§. 77. ) sich getrösten kann; und weiß, alles was ihm begegnet, seyn liebreiche Schickungen seines gnädigen Vaters; Rom. 8, 28. 35–39. |d245| 5, 3. Hebr. 12, 4–11. c) daß er mit kindlichem Zutrauen alle seine Anliegen Gott im Gebet vortragen darf; Röm. 5, 2. 8, 15. 26. 27. Hebr. 4, 16. Jac. 1, 5. 6. Matth. 7, 11. d) daß er eine fromme Freude über seinen jetzigen glücklichen Zustand empfindet; 2 Cor. 13, 11. Phil. 3, 1. 4, 4. e) daß er mit getroster Freudigkeit die ewige Seligkeit hoffen, Röm. 5, 2. Tit. 2, 13. Hebr. 9, 28. und daher f) dem Tode muthig entgegen sehen kann. Phil. 1, 21. 23. 2 Cor. 4, 2. 4.
*) Wenn man bey dieser Lehre nur polemische Rücksichten bey Seite setzt, die unter den biblischen Ausdrücken liegenden Begriffe richtig entwickelt, und das, worin die sogenannte Rechtfertigung eigentlich bestehet, von dem, was unmittelbar oder mittelbar aus ihr folgt, unterscheidet, so ist die ganze Lehre simpel und leicht.
164. Zu dieser Begnadigung a) gelangt der Christ (§. 130. ) anders nicht als durch den Glauben; Röm. 3, 20. 21. 22. 25. 27. 28. 30. 4, 3. 5. 10. 11. 12. 20. 21. 22. 24. 5, 1. Act. 26, 18. nämlich denjenigen Glauben an Christum, der §. 156. nr. k. beschrieben ward, mehrere Theile der vollständigen christlichen Sinnesänderung voraussetzt, (§. 156. b–h.) und die übrigen, nämlich wahre Liebe zu Gott, willigen Gehorsam, Lust und Kraft die göttliche Vorschriften zu erfüllen, und ein unabläßiges Streben, Gott in allen Gesinnungen und Handlungen immer änlicher zu werden, unausbleiblich hervorbringt, (§. 157. ) und sich in guten Werken äussert. (§. 158. 159. ) Denn blosser historischer Glaube, oder leichtsinniges Berufen auf Christi Verdienst oder Gottes |d246| Barmherzigkeit und Verheisungen, bey einem noch ungebesserten Herzen, kann niemand berechtigen, sich unter die Begnadigten, denen ihre Sünden vergeben sind, zu zählen. b) Hingegen kann man auch die Begnadigung nicht verdienen, Röm. 4, 4. 5. weder durch Bereuung der Sünden, noch durch fromme Handlungen, oder auch christlich gute Werke. (§. 143. ) Denn wenn gleich jene vorausgesetzt wird, und diese unausbleiblich erfolgen müssen Eph. 2, 9. 10. und nothwendig sind, (§. 159. ) so daß der Begnadigte der erlangten Gnade sich selbst wieder verlustig machen würde, wenn er es am Eifer in der Ausübung guter Werke fehlen lassen wollte; wie dann auch eben dieser fromme Eifer das einzige sichere Merkmal ist, daß unser Glaube rechter Art, und wir also wahrhaftig Begnadigte seyn: Joh. 15, 10. Röm. 8, 9. 14. 16. 1 Joh. 2, 4. 5. 3, 10. 21. so spricht doch Paulus ausdrücklich den Einfluß in die Erlangung der Begnadigung den Werken ab, Röm. 3, 20. 28. 4, 2. 4. 5. Eph. 2, 9. unter welchen er (nach meiner *) Einsicht) nicht bloß |d247| die nach den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes, sondern auch die nach dem Natur und Mo|d248|ralgesetz verrichteten Werke verstanden haben muß, indem er theils im ganzen Zusammenhange von Uebertretungen dieses letztern Gesetzes, deren sich Heiden eben sowohl als Juden schuldig machten, redet, Röm. 1, 21. 24. 28–32. 2, 6. 7. 10. 14. 15. 21. 22. 23. 26. 27. 3, 10–21. theils auch solche Werke, dergleichen Abraham, den das Mosaische Gesetz nichts angieng, Gal. 3, 17. 18. thun konnte, ausschliesset. Röm. 4, 2–5, 13. 20. 21. 22. Dagegen behauptet er, wir würden umsonst und ohne unser Verdienst begnadigt, Röm. 3, 24. 4, 4. 5. um der durch Christum geschehenen Erlösung willen, Röm. 3, 24. 4, 25. 5, 9. welche der Mensch durch den Glauben annimmt und auf sich anwendet. c) Daß aber gerade der Glaube dasjenige ist, wodurch der Mensch der Begnadigung wirklich theilhaftig wird, ist nicht nur der Natur der Sache höchst angemessen, und zur Beförderung der christlichen Tugend, die vom ächten Glauben unzertrennlich ist, sehr geschickt, sondern scheint auch vornehmlich um deswillen von Gott so angeordnet zu seyn, weil unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Zusage |d249| und Verheisung unstreitig die ihm wohlgefälligste Verehrung ist. Röm. 4, 20. 21. 22.164. Zu dieser Begnadigung a) gelangt der Christ (§. 130. ) anders nicht als durch den Glauben; Röm. 3, 20. 21. 22. 25. 27. 28. 30. 4, 3. 5. 10. 11. 12. 20. 21. 22. 24. 5, 1. Act. 26, 18. nämlich denjenigen Glauben an Christum, der §. 156. nr. k. beschrieben ward, mehrere Theile der vollständigen christlichen Sinnesänderung voraussetzt, (§. 156. b–h.) und die übrigen, nämlich wahre Liebe zu Gott, willigen Gehorsam, Lust und Kraft die göttliche Vorschriften zu erfüllen, und ein unabläßiges Streben, Gott in allen Gesinnungen und Handlungen immer änlicher zu werden, unausbleiblich hervorbringt, (§. 157. ) und sich in guten Werken äussert. (§. 158. 159. ) Denn blosser historischer Glaube, oder leichtsinniges Berufen auf Christi Verdienst oder Gottes |d246| Barmherzigkeit und Verheisungen, bey einem noch ungebesserten Herzen, kann niemand berechtigen, sich unter die Begnadigten, denen ihre Sünden vergeben sind, zu zählen. b) Hingegen kann man auch die Begnadigung nicht verdienen, Röm. 4, 4. 5. weder durch Bereuung der Sünden, noch durch fromme Handlungen, oder auch christlich gute Werke. (§. 143. ) Denn wenn gleich jene vorausgesetzt wird, und diese unausbleiblich erfolgen müssen Eph. 2, 9. 10. und nothwendig sind, (§. 159. ) so daß der Begnadigte der erlangten Gnade sich selbst wieder verlustig machen würde, wenn er es am Eifer in der Ausübung guter Werke fehlen lassen wollte; wie dann auch eben dieser fromme Eifer das einzige sichere Merkmal ist, daß unser Glaube rechter Art, und wir also wahrhaftig Begnadigte seyn: Joh. 15, 10. Röm. 8, 9. 14. 16. 1 Joh. 2, 4. 5. 3, 10. 21. so spricht doch Paulus ausdrücklich den Einfluß in die Erlangung der Begnadigung den Werken ab, Röm. 3, 20. 28. 4, 2. 4. 5. Eph. 2, 9. unter welchen er (nach meiner *) Einsicht) nicht bloß |d247| die nach den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes, sondern auch die nach dem Natur und Mo|d248|ralgesetz verrichteten Werke verstanden haben muß, indem er theils im ganzen Zusammenhange von Uebertretungen dieses letztern Gesetzes, deren sich Heiden eben sowohl als Juden schuldig machten, redet, Röm. 1, 21. 24. 28–32. 2, 6. 7. 10. 14. 15. 21. 22. 23. 26. 27. 3, 10–21. theils auch solche Werke, dergleichen Abraham, den das Mosaische Gesetz nichts angieng, Gal. 3, 17. 18. thun konnte, ausschliesset. Röm. 4, 2–5, 13. 20. 21. 22. Dagegen behauptet er, wir würden umsonst und ohne unser Verdienst begnadigt, Röm. 3, 24. 4, 4. 5. um der durch Christum geschehenen Erlösung willen, Röm. 3, 24. 4, 25. 5, 9. welche der Mensch durch den Glauben annimmt und auf sich anwendet. c) Daß aber gerade der Glaube dasjenige ist, wodurch der Mensch der Begnadigung wirklich theilhaftig wird, ist nicht nur der Natur der Sache höchst angemessen, und zur Beförderung der christlichen Tugend, die vom ächten Glauben unzertrennlich ist, sehr geschickt, sondern scheint auch vornehmlich um deswillen von Gott so angeordnet zu seyn, weil unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Zusage |d249| und Verheisung unstreitig die ihm wohlgefälligste Verehrung ist. Röm. 4, 20. 21. 22.
*) Es kommt alles auf den Zusammenhang des ganzen Raisonnements Pauli Röm. 1–4. an[.] Zwar hat der Apostel freilich zur nächsten Absicht, die thörichte Einbildung der Juden und ihr höchstschäd|d247*| liches Vertrauen auf ihre Abstammung, ihre Beschneidung, ihre Beobachtung der im Mosaischen Gesetz vorgeschriebenen äusserlichen Handlungen, und auf ihre vermeinte National-Heiligkeit zu bestreiten. Aber um dies nachdrücklicher thun zu können, faßt er wohlbedächtig die Sache mehr im Allgemeinen, und leugnet überhaupt, daß irgend ein Mensch, selbst Abraham nicht ausgenommen, um seiner Werke willen die Begnadigung erlangt habe, oder erlangen könne; ungefähr so, wie es auch Luther machte, als er der Verdienstlichkeit dessen, was zu seiner Zeit für gute Werke galt, und dem Vertrauen auf dergleichen eigne oder fremde Werke widersprechen mußte. Man hat auch nicht Ursach, durch den möglichen Mißbrauch dieser Lehre sich von dem Vortrage derselben abschrecken zu lassen. Denn nicht zu gedenken, daß auch andere sehr wichtige Lehren, z[.] B. von der unendlichen Güte Gottes, von der Vorsehung u. a. m. wenn sie mißverstanden werden, gröblich mißbraucht werden können; so wird allem Schaden leicht vorgebeugt werden, wenn der Lehrer der Religion nur die wahre Beschaffenheit des Glaubens, den Paulus empfiehlt, sorgfältig und deutlich auseinander setzt, und immer dabey zugleich auf die Stellen des N. T. hinweiset, in welchen die unnachläßliche Nothwendigkeit der christlichen |d248*| Rechtschaffenheit und eines ununterbrochenen redlichen Eifers in Vollbringung Gott wohlgefälliger Werke eingeschärft wird.
165. Zu den Beförderungsmitteln der christlichen Tugend (§. 160. c.) gehöret auch der Genuß des heiligen Abendmahls, welche religiöse Handlung Christus kurz vor seinem Leiden und Sterben eingesetzet, Matth. 26, 26–28. Marc. 14, 22–24. Luc. 22, 19. 20. und als eine solche, welche die Christen aller folgenden Zeiten, zu oft wiederhohlten malen, begehen sollten, verordnet hat. 1 Cor. 10, 16. 17. 21. 11, 20–29. Sie bestehet aber darinn, daß wir nicht nur Brod sondern auch Wein, welche (durch eine gottesdienstliche Person) feierlich dazu bestimmt worden, 1 Cor. 10, 16. zur Erneuerung des Andenkens an Christum, seinen Tod, und dessen Folgen, 1 Cor. 11, 24. 26. Luc. 22, 19. (gemeinschaftlich 1 Cor. 10, 17. 11, 20. 21. 22. 33. 34.) essen und trinken.165. Zu den Beförderungsmitteln der christlichen Tugend (§. 160. c.) gehöret auch der Genuß des heiligen Abendmahls, welche religiöse Handlung Christus kurz vor seinem Leiden und Sterben eingesetzet, Matth. 26, 26–28. Marc. 14, 22–24. Luc. 22, 19. 20. und als eine solche, welche die Christen aller folgenden Zeiten, zu oft wiederhohlten malen, begehen sollten, verordnet hat. 1 Cor. 10, 16. 17. 21. 11, 20–29. Sie bestehet aber darinn, daß wir nicht nur Brod sondern auch Wein, welche (durch eine gottesdienstliche Person) feierlich dazu bestimmt worden, 1 Cor. 10, 16. zur Erneuerung des Andenkens an Christum, seinen Tod, und dessen Folgen, 1 Cor. 11, 24. 26. Luc. 22, 19. (gemeinschaftlich 1 Cor. 10, 17. 11, 20. 21. 22. 33. 34.) essen und trinken.
166. Daß wir, indem wir Brod und Wein bey dem Abendmahle essen und trinken, zugleich des für uns getödteten Leibes, und des zur Vergebung unsrer Sünden vergossenen |d250| Blutes Christi theilhaftig werden, lehret Christus in den Worten der Einsetzung: dies ist mein Leib, dies ist mein Blut; vergl. 2 Mos. 24, 8. und Paulus , wenn er sagt, daß wir im Abendmahle an dem Leibe und Blute Christi theilnehmen, 1 Cor. 10, 16. und daß man durch unwürdiges Verhalten bey dem Genusse des Abendmahls sich an dem Leibe und Blute des Herrn versündige. 1 Cor. 11, 27. 29. Die Frage aber, wie *) wir den Leib und das Blut Christi empfangen, welche zu beklagenswürdigen Spaltungen Anlaß gegeben hat, wird von den Theologen der verschiedenen Kirchenparteien nach verschiedenen Hypothesen, die freilich nicht von gleicher Güte sind, beantwortet. Für den Christen aber ist die Hauptsache, die Zwecke und den Nutzen dieser heiligen Handlung zu wissen, aus deren Betrachtung sich auch ergiebt, mit welcher Gemüthsfassung man dieselbe vornehmen müsse. 166. Daß wir, indem wir Brod und Wein bey dem Abendmahle essen und trinken, zugleich des für uns getödteten Leibes, und des zur Vergebung unsrer Sünden vergossenen |d250| Blutes Christi theilhaftig werden, lehret Christus in den Worten der Einsetzung: dies ist mein Leib, dies ist mein Blut; vergl. 2 Mos. 24, 8. und Paulus , wenn er sagt, daß wir im Abendmahle an dem Leibe und Blute Christi theilnehmen, 1 Cor. 10, 16. und daß man durch unwürdiges Verhalten bey dem Genusse des Abendmahls sich an dem Leibe und Blute des Herrn versündige. 1 Cor. 11, 27. 29. Die Frage aber, wie *) wir den Leib und das Blut Christi empfangen, welche zu beklagenswürdigen Spaltungen Anlaß gegeben hat, wird von den Theologen der verschiedenen Kirchenparteien nach verschiedenen Hypothesen, die freilich nicht von gleicher Güte sind, beantwortet. Für den Christen aber ist die Hauptsache, die Zwecke und den Nutzen dieser heiligen Handlung zu wissen, aus deren Betrachtung sich auch ergiebt, mit welcher Gemüthsfassung man dieselbe vornehmen müsse.
*) Gottlob, daß die ehemalige Streitsucht über diese Frage sich allmählich verlohren hat, und daß man daher desto weniger Bedenken zu haben braucht, bey den deutlichen Worten des N. T. stehen zu bleiben, und die Christen allein auf das hinzuweisen, was ihnen wahrhaft nützlich und tröstlich seyn kann. Als Theolog aber muß der Religionslehrer doch auch die Meinung seiner Kirche mit ihren Gründen kennen.
|d251| 167. Nämlich das Abendmahl ist a) eine sinnliche und rührende Vorstellung der eigenthümlichen Hauptlehre der christlichen Religion, von der durch den Tod Christi geschehenen Erlösung der Menschen, und b) ein feierliches Bekenntnis dieser grossen Wahrheit. c) Wer nun dieselbe von Herzen glaubt, (§. 156.) dem werden alle durch Christi Tod uns erworbene Güter (Vergebung der Sünden, das Recht auf die künftige Seligkeit etc.) wirklich zugeeignet, und d) er hat davon jedesmal die feierlichste Versicherung im Abendmahle, e) durch welche sein Glaube gestärkt, und also auch seine Liebe zu Gott und sein williger Gehorsam unterhalten und befördert werden. f) Weil aber Christus mit seinem Blute den neuen Bund (die göttliche Zusage, daß alle, welche sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, §. 156 159. begnadiget werden, §. 163. ) versiegelt hat, so übernimmt derjenige, der im Abendmahle des Leibes und Blutes Christi theilhaftig wird, (§. 166. ) die stärkste und feierlichste Verpflichtung, in allen Stücken dieser Ordnung sich gemäs zu verhalten. (§. 142. d.) Hiernächst g) kann auch durch gemeinschaftlichen Genuß dieses Mahles der gemeinschaftliche Antheil an allen Gütern, welche die Religion Jesu gewähret, vorgestellet, und das Band der brüderlichen Liebe unter den Christen enger geknüpft werden. 1 Cor. 10, 17.|d251| 167. Nämlich das Abendmahl ist a) eine sinnliche und rührende Vorstellung der eigenthümlichen Hauptlehre der christlichen Religion, von der durch den Tod Christi geschehenen Erlösung der Menschen, und b) ein feierliches Bekenntnis dieser grossen Wahrheit. c) Wer nun dieselbe von Herzen glaubt, (§. 156.) dem werden alle durch Christi Tod uns erworbene Güter (Vergebung der Sünden, das Recht auf die künftige Seligkeit etc.) wirklich zugeeignet, und d) er hat davon jedesmal die feierlichste Versicherung im Abendmahle, e) durch welche sein Glaube gestärkt, und also auch seine Liebe zu Gott und sein williger Gehorsam unterhalten und befördert werden. f) Weil aber Christus mit seinem Blute den neuen Bund (die göttliche Zusage, daß alle, welche sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, §. 156 159. begnadiget werden, §. 163. ) versiegelt hat, so übernimmt derjenige, der im Abendmahle des Leibes und Blutes Christi theilhaftig wird, (§. 166. ) die stärkste und feierlichste Verpflichtung, in allen Stücken dieser Ordnung sich gemäs zu verhalten. (§. 142. d.) Hiernächst g) kann auch durch gemeinschaftlichen Genuß dieses Mahles der gemeinschaftliche Antheil an allen Gütern, welche die Religion Jesu gewähret, vorgestellet, und das Band der brüderlichen Liebe unter den Christen enger geknüpft werden. 1 Cor. 10, 17.
|d252| 168. Folglich a) ist es am schicklichsten, (§. 167. b. g.) diese religiöse Handlung, wo möglich, in der öffentlichen Versammlung der Christen vorzunehmen. b) Wer sich nicht zur Religion Jesu bekennet, oder wer zur Betrachtung der im Abendmahle sinnlich vorgestellten Wahrheiten ganz unfähig ist, kann an dieser Handlung nicht theilnehmen. c) Niemand hat den vollen Nutzen von derselben (welcher ganz moralisch ist, und mithin sich nicht auf den Körper bezieht), der sich nicht in der vorhin erwähnten Ordnung befindet, oder sich in sie begiebt. d) Der Kommunikant soll sich lebhaft an die grossen Wahrheiten erinnern, welche das Abendmahl so rührend vorstellt; nämlich an die Lehren von der Liebe Gottes, welche er in Sendung seines Sohnes bewiesen, von der Liebe Christi gegen uns, welche ihn bewog für uns zu leiden und zu sterben, und von den grossen Folgen des für uns übernommenen Todes Jesu. Andächtige Betrachtung dieser Wahrheiten, und die Erwägung der bey würdigem Genusse des Abendmahls geschehenen Zueignung aller Früchte des Todes Christi, soll der Kommunikant seine Hauptbeschäftigung seyn lassen, und e) dadurch die Empfindungen des lebhaftesten Danks in sich nähren, zum Lobe Gottes und zum Preise Christi sich ermuntern, und in den Gesinnungen, welche das Christenthum fordert, besonders auch |d253| in den Gesinnungen eines allgemeinen Wohlwollens gegen seine Mitchristen, sich befestigen. f) Dem allem zu Folgen wird er zwar ohne Leichtsinn, der höchst strafbar seyn würde, aber auch ohne abergläubische Furcht, mit Ehrfurcht und inniger religiöser Freude, diese Gedächtnisfeier des für ihn so wohlthätigen Todes Jesu begehen, und eine so erfreuliche und ihm so vortheilhafte Handlung gern und oft wiederhohlen.|d252| 168. Folglich a) ist es am schicklichsten, (§. 167. b. g.) diese religiöse Handlung, wo möglich, in der öffentlichen Versammlung der Christen vorzunehmen. b) Wer sich nicht zur Religion Jesu bekennet, oder wer zur Betrachtung der im Abendmahle sinnlich vorgestellten Wahrheiten ganz unfähig ist, kann an dieser Handlung nicht theilnehmen. c) Niemand hat den vollen Nutzen von derselben (welcher ganz moralisch ist, und mithin sich nicht auf den Körper bezieht), der sich nicht in der vorhin erwähnten Ordnung befindet, oder sich in sie begiebt. d) Der Kommunikant soll sich lebhaft an die grossen Wahrheiten erinnern, welche das Abendmahl so rührend vorstellt; nämlich an die Lehren von der Liebe Gottes, welche er in Sendung seines Sohnes bewiesen, von der Liebe Christi gegen uns, welche ihn bewog für uns zu leiden und zu sterben, und von den grossen Folgen des für uns übernommenen Todes Jesu. Andächtige Betrachtung dieser Wahrheiten, und die Erwägung der bey würdigem Genusse des Abendmahls geschehenen Zueignung aller Früchte des Todes Christi, soll der Kommunikant seine Hauptbeschäftigung seyn lassen, und e) dadurch die Empfindungen des lebhaftesten Danks in sich nähren, zum Lobe Gottes und zum Preise Christi sich ermuntern, und in den Gesinnungen, welche das Christenthum fordert, besonders auch |d253| in den Gesinnungen eines allgemeinen Wohlwollens gegen seine Mitchristen, sich befestigen. f) Dem allem zu Folgen wird er zwar ohne Leichtsinn, der höchst strafbar seyn würde, aber auch ohne abergläubische Furcht, mit Ehrfurcht und inniger religiöser Freude, diese Gedächtnisfeier des für ihn so wohlthätigen Todes Jesu begehen, und eine so erfreuliche und ihm so vortheilhafte Handlung gern und oft wiederhohlen.
169. Zur Beförderung des würdigen Genusses des Abendmahls hat die Kirche vor demselben die Beichte verordnet, in welcher denen, die ernstlich bezeugen, daß sie sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, die Vergebung ihrer Sünden und die Gnade Gottes von einem Prediger angekündigt wird. Diese Handlung, ob sie gleich von Christo nicht vorgeschrieben und mancherley Mißbrauch unterworfen ist, kann doch da, wo sie einmal eingeführt ist, dazu genutzt werden, die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihren Gemüthszustand zu befördern; ihnen eine Veranlassung zu geben, daß sie manche Anliegen ihres Herzens ihrem Lehrer freier entdecken, und von diesem einen nähern, ihren Umständen angemessenen, Unterricht bekommen können; ihnen die Anwendung der göttlichen Zusagen auf sich selbst zu erleichtern etc.169. Zur Beförderung des würdigen Genusses des Abendmahls hat die Kirche vor demselben die Beichte verordnet, in welcher denen, die ernstlich bezeugen, daß sie sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, die Vergebung ihrer Sünden und die Gnade Gottes von einem Prediger angekündigt wird. Diese Handlung, ob sie gleich von Christo nicht vorgeschrieben und mancherley Mißbrauch unterworfen ist, kann doch da, wo sie einmal eingeführt ist, dazu genutzt werden, die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihren Gemüthszustand zu befördern; ihnen eine Veranlassung zu geben, daß sie manche Anliegen ihres Herzens ihrem Lehrer freier entdecken, und von diesem einen nähern, ihren Umständen angemessenen, Unterricht bekommen können; ihnen die Anwendung der göttlichen Zusagen auf sich selbst zu erleichtern etc.
|d254| 170. Die Taufe und das Abendmahl belegen die Theologen mit dem gemeinschaftlichen Namen der Sakramente *) , weil diese äussere religiöse Handlungen dies mit einander gemein haben, daß sie nicht nur feierliche Bekenntnisse der christlichen Religion, und sinnliche Vorstellungs- und Erinnerungsmittel der wichtigsten Wahrheiten derselben sind, sondern auch von Gott mit der angehängten Verheisung verordnet sind, daß denenjenigen, welche der Einsetzung gemäs diese Handlungen begehen, gewisse unsichtbare geistliche Güter (§ 151. b. c. und §. 167. d. e.) mitgetheilt werden. – Beide, (und mehrere hat Christus, dessen Religion nicht in äussern Gebräuchen bestehen sollte, nicht befohlen,) empfehlen sich durch die Leichtigkeit, mit der sie allenthalben vorgenommen werden |d255| können, durch ihre Simplicität, und durch ihre Bedeutsamkeit und Schicklichkeit zu ihrem Zwecke, nicht nur in Hinsicht auf die zur Zeit der Anordnung lebende Menschen, sondern auch in Ansehung der Christen aller folgenden Zeiten. Aus ihnen leuchtet die unermeßliche Güte und Weisheit ihres Stifters eben so hervor, als aus allen Lehrsätzen seiner Religion, die niemand, der nicht ganz verwildert ist, richtig kennen kann, ohne sie zu lieben, von ihrer Vortreflichkeit gerührt zu seyn, ihre Göttlichkeit einzugestehen, sie für die größte Wohlthat, die ihm Gott erwiesen hat, anzuerkennen, und täglich Gott für das Glück, ein Christ zu seyn, zu danken. Möchten doch alle, welche den edlen Beruf haben, das Volk in dieser göttlichen Religion zu unterrichten , sie in ihrer wahren, simpeln, ehrwürdigen, einnehmenden Gestalt darstellen, und nicht durch unweises Aufdringen entbehrlicher Spekulationen die Herzen vieler, zum Theil gutmeinender, Menschen von ihr entfernen. |d254| 170. Die Taufe und das Abendmahl belegen die Theologen mit dem gemeinschaftlichen Namen der Sakramente *) , weil diese äussere religiöse Handlungen dies mit einander gemein haben, daß sie nicht nur feierliche Bekenntnisse der christlichen Religion, und sinnliche Vorstellungs- und Erinnerungsmittel der wichtigsten Wahrheiten derselben sind, sondern auch von Gott mit der angehängten Verheisung verordnet sind, daß denenjenigen, welche der Einsetzung gemäs diese Handlungen begehen, gewisse unsichtbare geistliche Güter (§ 151. b. c. und §. 167. d. e.) mitgetheilt werden. – Beide, (und mehrere hat Christus, dessen Religion nicht in äussern Gebräuchen bestehen sollte, nicht befohlen,) empfehlen sich durch die Leichtigkeit, mit der sie allenthalben vorgenommen werden |d255| können, durch ihre Simplicität, und durch ihre Bedeutsamkeit und Schicklichkeit zu ihrem Zwecke, nicht nur in Hinsicht auf die zur Zeit der Anordnung lebende Menschen, sondern auch in Ansehung der Christen aller folgenden Zeiten. Aus ihnen leuchtet die unermeßliche Güte und Weisheit ihres Stifters eben so hervor, als aus allen Lehrsätzen seiner Religion, die niemand, der nicht ganz verwildert ist, richtig kennen kann, ohne sie zu lieben, von ihrer Vortreflichkeit gerührt zu seyn, ihre Göttlichkeit einzugestehen, sie für die größte Wohlthat, die ihm Gott erwiesen hat, anzuerkennen, und täglich Gott für das Glück, ein Christ zu seyn, zu danken. Möchten doch alle, welche den edlen Beruf haben, das Volk in dieser göttlichen Religion zu unterrichten , sie in ihrer wahren, simpeln, ehrwürdigen, einnehmenden Gestalt darstellen, und nicht durch unweises Aufdringen entbehrlicher Spekulationen die Herzen vieler, zum Theil gutmeinender, Menschen von ihr entfernen.
*) Dieser Begrif, den man in den Schulen der Theologen von dem was Taufe und Abendmahl mit einander gemein haben, abstrahiret hat, könnte in der populären Dogmatik ganz entbehret werden. Da aber schon die Katechismen das Wort und die Sache haben, so muß wohl der Religionslehrer einigen Unterricht darüber ertheilen. Nur verspare er denselben, bis er von der Taufe und dem Abendmahle einzeln gehandelt hat. Denn von dem Begrif Sakrament ausgehen, und dann ihn auf Taufe und Abendmahl anwenden, ist gegen die Regeln einer guten Methode und bedenklich.
Ende.
Ende.