|d[65]|A.
Abendmahl des Herrn:1 Cor. 11, 20. ist die von Jesu seinen Jüngern vorgeschriebene Gedächtnißmahlzeit seines Leidens und Todes; wobey man also das
Abend in der Zusammensetzung des deutschen Worts in einer genauern Auslegung eben nicht zu bemerken hat; s.
Testament .
Abtreten, eigentlich abfallen, von dem lebendigen Gott, Ebr. 3, 12. heißt ein Gottesverleugner werden, und also das Christenthum im Gegensatz gegen das Heydenthum verlassen; vomGlauben1 Tim. 4, 1. vergl.v. 2. 3.ein Schwärmerwerden.
Aehnlich dem Glauben, s.
Prophet .
Aelteste,im (jüdischen)
VolkMatth. 26, 3. waren die Beysitzer in dem hohen Staatsrath zu Jerusalem, in welchem der Hohepriester den Vorsitz, und die Schriftgelehrten den nächsten Rang nach ihm hatten, daß also damals nach der angeführten Erzählung der ganze Rath beysammen war; s.
Hohepriester , Schriftgelehrter .
Aeltestein der christlichenGemeine; sie werden auch Bischöffegenannt, Apostg. 20, 17. 28.Tit. 1, 5. 7. und eins wie das andre bedeutet so viel als Aufseher,Vorsteher, nach der eigenen Erklärung Pauli1 Tim. 5, 17. Ihr Haupt|d66|geschäfte war also die Besorgung dessen, was zur äußerlichen Zucht und Ordnung gehörte, als die Armenpflege, (zu der sie wieder gewisse Unterbediente hatten, Phil. 1, 1.Apostg. 6, 3. 5. 6.) die Besuchung der Kranken, die Beylegung kleiner Streitigkeiten, Bestrafung lasterhafter Gemeinglieder und zum Theil die Entscheidung vorkommender Gewissensfragen. Man vergleiche deswegen folgende Stellen unter einander, Apostelgesch.20, 17.25–35.1 Tim. 5, 17.Tit. 1, 5–9.1 Pet. 5, 1–3.Apostelgesch. 11, 30.Jac. 5, 14. Mit dem eigentlichen Religionsunterricht hatten sie also nichts zu thun, welcher den ausdrücklich sogenannten Lehrern (1 Cor. 12, 28.) überlassen war; obgleich die angezeigten Amtsverrichtungen ihnen zum Theil die Fürsorge für die Erhaltung der Lehre bey ihren Gemeinen und die Zurechtweisung derselben nach ihren Vorschriften zur Pflicht machten. Doch mußten zuweilen, besonders, wo es an brauchbaren Männern dazu fehlte, die Lehrer dieses Vorsteheramt mit verwalten; daherPaulus in seinem Schreiben an den Timotheusdiejenigen noch ausdrücklich nennt, die zugleicham Wort und an der Lehrearbeiteten. Dergleichen Aelteste ordneten die Apostel und die durch sie bestellten Lehrer an jedem Ort an, wo sie eine Gemeine gepflanzt hatten,Apostg. 14, 23.Tit. 1, 5.und vermuthlich in Nachahmung der jüdischen Aeltesten, so wie diese selbst ursprünglich von Mose eingeführt worden. Doch scheint sehr bald unter den Bischöffen und Aeltesten eine Unterscheidung aufgekommen zu seyn, da schon Clemens von Rom in seinem bekannten Brief an die Corinther, nicht |d67| nur die Vorsteher (Bischöffe) und dann die Aeltesten zweymal besonders nennt, sondern auch nur zur Ehrerbietung gegen diese ermahnt, für jene aber Gehorsam und Unterwerfung fodert.
Aergern,sich ärgern, Aergerniß, Aergerniß desKreuzes, ärgerlich. Die Ausleger haben zur Genüge gezeigt, daß aus dem eigentlichen Gebrauch des WortesAergernißin der Bedeutung einer aufgestellten Falle, und der daher abgeleiteten, ärgern, einem eine Falle stellen, sich ärgern, in dieselbe eingehn, oder sich daran stoßen, nach und nach der uneigentliche des Anstoßes, andern anstößig werden, etwas anstößig finden, entstanden sey. Hiernach lassen sich denn die Stellen, Matth. 5, 29. 30.16, 23. 18, 6. 7.8. 9.Marci 9, 42. 43. 45. 47. Luc. 17, 1.2.1 Cor. 8, 13.2 Cor. 11, 29.Matth. 11, 6.13, 57.Marci 6, 3.Joh. 6, 61.1 Cor. 1, 23.Röm. 9, 33.Gal. 5, 11. von selbst erklären, und muß der jedesmalige Zusammenhang die Art des Anstoßes genauer bestimmen. Ich sehe auch keine Nothwendigkeit, es mit einigen beym Matthäus 18, 6. 7. in dem Verstandeiner solchen Erbitterung gegen die Religion zu nehmen, welche Andre zum Abfall verleitet; da es im 10V. ausdrücklich mit dem Wort, verachten,als gleichgeltend verwechselt wird; einem andern anstößig werden, allezeit etwas Verachtendes mit in sich schließt; und das unwillig, verdrüßlich, erbittert werden, daß man der Sache selbst gehäßig wird, mehr die Folge des Anstoßes im natürlichen wie im moralischen Fall ist.
AeußerlicheSatzungen, äußerlicher Mensch: s.
Satzungen ,Mensch .
|d68|Aeußern(
sich) sich einer Sache freywillig begeben: Phil. 2, 7.
Er äußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt anetc.d. i.
Erentsagtedem Ansehen, mit welchem er in der Welt hätte leben könnenetc.s.
Gestalt .
Alber, ist 2 Cor. 11, 6. so viel als,ungeübt,unerfahren, und die Uebersetzung: Wennich gleich nicht beredt bin, so bin ich doch nicht unwissend. Jenes geht auf den Vortrag, dieses auf die Erkenntniß der Religion.
Alter, Statur, Größe;Luc. 2, 52.Eph. 4, 13.
Alt machen, für alt und abgenutzt erklären: Ebr. 8, 13.
das
Alte, der
alte Mensch; s.
Christus ,Creatur ,Mensch .
Amt. So wird einigemal das christliche Lehramt ohne eine genauere Bestimmung genannt; umständlicher aber beschreibt der Apostel den Zweck und die Geschäfte desselben in den Stellen, die hierbey in einer freyen Uebersetzung folgen:
2 Cor. 3, 6. Welcher auch uns Diener der neuen Religionsverfassung tüchtig gemacht hat, die es nicht mit einem geschriebenen Gesetz, wie Moses, sondern mit Anrichtung rechtschaffener Gesinnungen in den Herzen der Menschen zu thun haben: denn das geschriebene Gesetz richtete sogleich bey seiner Bekanntmachung eine schreckliche Niederlage an (es tödtet2 B. Mos. 32, 15. 19. 27. 28.) und setzte alles in Furcht und Schrecken; aber herzlich fromme Gesinnungen erheben das Herz in Ruhe und Freude (der |d69| Geist macht lebendig). 7. Wenn nun aber das Amt, dem der Ausspruch des durch jenes geschriebene und in Stein eingegrabene Gesetz veranlaßten Todesurtheils übertragen war, dem Moses ein so hellglänzendes Ansehn gab, daß die Israeliten ihn nicht ansehn konnten, wegen des verzehrenden Glanzes seines Angesichts (2 B. Mos. 34, 29.f.); 8. Wie vielmehr muß das Amt, dessen Hauptgeschäft es ist, in den Herzen der Menschen gute Gesinnungen auszubreiten, ein herrliches Amt seyn? 9. Wenn, sage ich, das Amt, welches sogleich das Verdammungsurtheil spricht, diesen äußerlichen Glanz um sich warf; so muß ja gewiß das, welches durch gottgefälliges Wohlverhalten solchem Urtheil entgehen lehret, um so vortreflicher seyn. 10. Wie denn auch überhaupt in dieser Vergleichung das noch so sehr glänzende Angesicht Mosis, wegen der überschwänglichen Herrlichkeit unsers Amts, nicht einmal für etwas so herrliches anzusehn ist: 11. Wenn endlich jenes bloß die Augen blendende Ansehn so herrlich war; wie weit vortreflicher muß das seyn, welches eine wesentliche Würde hat?
Wenn man diese Uebersetzung mit der Lutherschen vergleicht, so wird man finden, daß ich eigentlich nur in einigen Kleinigkeiten von ihr abgehe. Was er z. E. umschreibt, – das Amt zu führen – gebe ich wörtlich Diener; was er beydemal aufhören giebt, übersetze ich verzehrend, oder die Augen blendend, und halte dafür, daß jener Glanz im Angesicht Mosis hier recht eigentlich so beschrieben worden, so wie auch der Apostel selbst hinzusetzt, daß ihn die Israeliten |d70| nicht hätten vertragen können; was endlich Luther im Bilde und Gegenbilde beständig Klarheit übersetzt, das gebe ich, wie es die Natur der Sprache und der Sache mit sich bringt, im Bilde, welches zur Vergleichung dienet, Glanz, und in der Anwendung desselben, Herrlichkeit. Die übrigen Verschiedenheiten gehören zu der erklärenden Umschreibung, und also zur Freyheit derselben, die daher auch eine umständlichere Erläuterung erfodert.
So viel ist wohl ausgemacht, daß der Apostel die vorzügliche Würde des evangelischen Lehramts vor dem Mosaischen behaupten, und deswegen beyde mit einander vergleichen will: man ist nicht weniger größtentheils darinn einig, daß er die mosaische Gesetzgebung zum Grund der Vergleichung macht, und von da, so zu reden, den Faden derselben anspinnt. Er hatte unmittelbar vorher in gleich bildlichen Ausdrücken gesagt, den Christen sey die Religion Jesu nicht wie jenes Mosaische Gesetz auf steinern Tafeln vorgelegt, sondern ins Herz geschrieben worden, und da er denn einmal diese Vorstellung ergriffen hatte, so führte er sie zur Ehre des Apostelamts weitläuftiger aus. Jeder aufmerksame
Leser wird hiervon leicht selbst urtheilen können, und dieß einmal bemerkt, es auch weiter nicht zweifelhaft finden, daß
Buchstabe und
Geist, im Gegensatz mit den jeden beygelegten Würkungen des
Tödtens und
Lebendigmachens, nach der von mir angegebenen Erklärung zu verstehen sind. Gemeiniglich erklärt man jenen vom
Gesetz, und diesen vom
Evangelio. Allein wenn auch die herrschend gewordene Entgegensetzung
|d71| des Evangelii und des Gesetzes wirklich in andern Aussprüchen der Schrift gegründet wäre, (welches doch nicht ist, und bey dem Wort
Gesetz umständlicher gezeigt werden soll); so würde doch der ganze Zusammenhang der Rede hier etwas dergleichen zu suchen verbieten. Denn da der Apostel auf die in der Uebersetzung angeführte Erzählung aus der MosaischenGeschichte zielet, von einer Schrift redet, die in Steine eingegraben gewesen; so kann der
Buchstabe nichts anders bedeuten, als nun eben dieses
geschriebene Gesetz, oder die sogenannten
zehn Gebote, und
Geist im Gegensatz die evangelischen
Gesinnungen, das, was bildlich zu reden
ins Herz geschrieben wird. Die Frage wäre nun noch, wie von jenem Gesetz gesagt worden,
es tödte, und da dünkt mich denn auch, daß sie aus der Geschichte am zuverläßigsten beanwortet werden könne. Der Inhalt selbst ist nemlich nichts weniger als tödtend, verdammend; er ist dem Menschen, der sich darnach richtet, zuträglich, obgleich nicht zureichend zu einer wahrhaftig beruhigenden Gemüthsfassung, weil bey aller Enthaltung der darinn verbotenen äußerlichen Ausbrüche des Lasters, das Herz noch von der Menge unordentlicher Neigungen bestürmt werden, und das Gewissen verwundet seyn kann. Dem Erfolg nach, sagt man also, sind die Vorschriften des Gesetzes tödtend, wenn der Mensch gewahr wird, daß er sie nicht beobachet habe; und das läßt sich allerdings hören. Allein es kann selbst das Evangelium zufälligerweise eben so gut tödtend werden, und da man doch einmal auch bey dieser Erklärung eine Figur der Rede anneh
|d72|men muß,
warum wollte man sie nicht lieber darin suchen, daß der Apostel auf die Todesstrafe, zu der nach der Geschichte so viele verurtheilt wurden, gesehen habe, die Vergleichung noch um diesen Zug erweitere, und also das dem Gesetz der zwo Tafeln selbst zuschreibe, wozu es zufälligerweise nur den Anlaßgab? So scheint mir selbstRöm. 4, 15.
das Gesetz richtet nur Zornan, eine feine Anspielung auf die erwähnte Geschichte (2 B. Mos. 32, besonders v. 19.
er ergrimmte mit Zorn) zu seyn, und so kann auch die Behauptung,
christliche Gesinnungen machen lebendig, nichts anders sagen wollen, als was anderswo versichert wird:
so uns unser Herz nicht verdammet, so haben wir Freudigkeit zu Gott. s.
Testament .
2 Cor. 5, 18. Das alles, daß wir eine weit bessere Religion haben als Juden und Heyden, ist Gottes gnädige Veranstaltung, der durch Jesum Christum uns zur Wiedervereinigung mit ihm selbst hat bringen wollen, und daher uns Aposteln dieses Geschäft übertragen hat. 19. Denn Gott war inChristoetc. stiftete diese Vereinigung mit ihm selbst unter den Menschen durch ihn, und zwar indem er ihnen ihreAbweichungen nicht zurechnete, und vielmehr unter uns die Lehre von dieser Vereinigung bekannt machen ließ. 20.So sind wir nun Bothschafter anChristusstatt, wie er zuerst der unmittelbare Bothschafter seines Vaters war;Gottermahnt jetztdurchuns, wie zuvor durch ihn: Wir bitten an Christus statt, lasset euch vereinigen mit Gott!
|d73| Wegen des Schriftgebrauchs des Worts Versöhnung, wie Lutherübersetzt hat, und des eigentlichen Sinnes der Redart,
Gott war inChristoetc.
versöhnend: s.
dieses Wort . Ich setze hiernächst als bekannt voraus, daß das Griechische, welches ich
bekannt machen lassen, übersetze, eigentlich diese Bedeutung hat, wenn von Anordnungen und Gesetzen die Rede ist. Nur hier kann ich nicht unterlassen, die frühe Einsicht des vortreflichenLuthers in den eigentlichen Zweck des evangelischen Lehramts mir und andern zum Beyspiel vorzustellen. Was ich übersetze,
er hatunsdiesesGeschäfte (nemlich die Vereinigung mit Gott)
übertragen, dafür sagt er,
das Amt, das die Versöhnung prediget. Nun heißt es eigentlich im Griechischen bloß
das Amt der Versöhnung. Aber Luther umschreibt, und da er das sehr wohl thun konnte und einmal thun wollte, so sagt er doch nicht, das Amt, das die Versöhnung
ertheilet, sondern
prediget, ankündiget. Er wollte nemlich dem Apostel nicht ins Angesicht widersprechen, der gleich nachher den Prediger
nicht Sündevergeben, sondern nur
ermahnen und
bitten läßt, lasset euch versöhnen! Er wußte zu gut, daß Prediger nichts an Gottes statt wegzuschenken haben,
und daher übersetzte er so. Die ganze sogenannte
Absolution ist also ein Ueberbleibsel des Pabstthums; und wo verständige Lehrer sie nicht für sich selbst in eine bedingungsweise abgefaßte Ankündigung der Gnade Gottes umändern wollen oder dürfen, da sollten billig Obrigkeiten diese Abänderung veranstalten, wie sie schon hie und da die Abschaffung des Exorcismus verfügt haben.
|d74|Anbeten, Anbeter. Das Wort anbeten, ist der Hauptsache nach eben so viel, als verehren, Anbetung, Verehrung, nur daß es den höchsten Grad derselben anzeigt, den Schüler ihren Lehrern, Knechte ihren Herren, Unterthanen ihren Regenten, und die Menschen Gott, als ihrem allgemeinen Oberherrn, beweisen. Nach dem morgenländischen Gebrauch nun, dabey niederzufallen, sich zu Füßen zu legen oder die Knie tief zu beugen, werden diese Ausdrücke wie in den gleich anzuführenden Stellen, oft damit verbunden, oder es wird auch schlechtweg, die Kniebeugen, für das gewöhnliche,anbeten, gesetzt.
Von den Ehrfurchtsbezeugungen der Schüler gegen ihre Lehrer kömmt es im Neuen Testament vor, Apostg. 10, 25. Denn obgleich Petrus diese Ehre verbat, so ist doch des Cornelii Erniedrigung ein Beweis, daß man sie in seinem Zeitalter denen erwies, welche man recht hoch ehren wollte, und er sie daher als einen bürgerlichen Gebrauch bey aller seiner Gottesfurcht ohne Bedenken beybehalten konnte. Die Weigerung Petri war auf das feinere menschliche Gefühl gegründet, dem es widersteht, einen Mitmenschen vor sich auf den Füßen liegen zu sehen, und bey welchem man sich bescheidet, daß Gott allein eine solche Unterwerfung gebühre; welches aber der Stolz in der Seele eines Morgenländers nicht aufkommen ließ.
Es wird also auch von den Knechten im Verhältniß gegen ihre Herren gebraucht, Matth. 18, 26. Nur muß man sich hierbey einen Leibeignen der damaligen Zeit denken, der mit allem, |d75| was er hatte, und selbst mit seinem Leben, von der Gnade seines Herrn abhieng, sein Diener und Unterthan zugleich war.
Die Unterwerfung eines Unterthanen unter seinenBeherrscher ist gemeint, Matth. 2, 11. vergl.V. 8. Denn so wenig Jesus zur Verwaltung eines irrdischen Reichs bestimmt war, so hielten es doch die Weisen für seine künftige Bestimmung, und wollten ihm also gleichsam huldigen.
Insofern nun
Gott der Schöpfer und
Herr der ganzen Welt ist, wird ihm auch allein die Anbetung aller vernünftigen Geschöpfe vorbehalten,Matth. 4, 10.Off. 19, 10.22, 9. in Beyspielen gezeigt, wie höhere Geister ihm dieselbe bringen,Offenb. 5, 11–14.7, 11–12.4, 8. 9. und versichert, daß die Wiederherstellung derselben unter dem ganzen menschlichen Geschlechte durch Christum bewerkstelliget werden solle: Joh. 4, 20–24.s.
Geist .
Endlich wird dadurch das Verhältniß ausgedrückt, in welchem die Menschen gegen Jesum Christum als das Oberhaupt der Kirche, oder demStifter des Christenthums, stehen sollten, Phil. 2, 9. 10. Ich würde übersetzen:
Darum hat ihn Gott erhöhet, und ihm ein mit nichts zu vergleichendes Ansehen ertheilt, so daß alle vom Höchsten bis zum Niedrigsten, sich demselben unterwerfen, und alle Menschen zur Verherrlichung Gottes des Vaters bekennen sollten, daß er der allgemeine Lehrer des menschlichen Geschlechts sey.
Name ist nemlich hier so
|d76| viel als
Ansehen, die Kniebeugen in (unter)
eines Namen, sich diesem Ansehen unterwerfen, und beydes braucht keines Beweises, s.
Name . Zweifelhafter ist es, wer durch die Umschreibung derer,
die imHimmel,undauf Erden, und unter der Erden sind, gemeint sey; ob alle vernünftige Creaturen, d. i. Engel, Menschen, abgeschiedene und bereits in den Zustand der Todten versetzte; oder alle heydnische Götter, denen man theils die Himmelskörper, theils unsreOberwelt, theils die unterirrdischen Gegenden zur Regierung anwies, und die man
dann darnach benannte? Die letzte Erklärung hat vor der ersten das voraus, daß sie dem Sprachgebrauch der guten griechischen Schriftsteller gemäß ist; aber nach eben demselben müßte doch die ausdrückliche Anzeige der Götter dabey stehen. Es wird auch ohne allen Beweis dabey vorausgesetzt, daß diese Rangordnung der Götter allgemein erkannt und angenommen gewesen. Noch weit weniger kann die erste durch den Sprachgebrauch erwiesen werden. Und da ich gleichwol selbst keine bessere weis, so lasse ich gern durch das unbestimmte
allen, vom Höchsten bis zumNiedrigsten, jedem die Freyheit, es für sich näher zu bestimmen. Der ganz eigne Gebrauch, den der Apostel von dem in der Uebersetzung,
die im Himmelsind,umschriebnenWorte macht (s.
himmlisch ) und die ausdrückliche VersicherungEbr. 1, 4. 6. macht es freylich wahrscheinlich, daß die Engel verstanden werden könnten; aber dann weis ich doch immer noch für die unterirdischen keine wahrscheinliche Erklärung. Ueberhaupt wäre ich also geneigt, für mein Theil
alle Menschen zu verstehn, (die Gros
|d77|sen
der Erde; dann den Mittelmann, endlich die Geringen und Armen) und anzunehmen, der Apostel erkläre seine Umschreibung gleich nachher durch
alle Zungen eben so, wie die Redart,
sich dem AnsehenJesuunterwerfen, durch,
bekennen, daßJesus Christusder Herr sey, näher bestimmt. Daß aber die Benennung
Herr, den in der Uebersetzung ausgedrückten Sinn habe, wird
am gehörigen Ort bewiesen werden.
Anbruch (des Teiges)Röm. 11, 16.der erste Teig . Der Sinn ist: wennAbraham solcher Vorzüge gewürdiget worden, so kann Gott auch seine leiblichen Nachkommen, die Juden, nicht ganz verstossen haben.
Andächtig. Apostg.13, 50. sind
andächtigeWeiber Griechinnen, die sich zum Judenthum hielten, kurz,
Proselytinnen;s.
Griechen ,Gottesfürchtig .
Anfahren,Matth. 16, 22. Man könnte auch übersetzen, er beschwor ihn. Sonst ist freylich jenes die Bedeutung des griechischen Worts wie es auch die Natur der Sache mit sich bringt, wenn man auch als Freund, Jemand mit Lebhaftigkeit von etwas abrathen will.
Anfang: So wird das Entstehen einer Sache genannt, und daher, ohne Zusatz oder Einschränkung durch den Zusammenhang, der Ursprung aller Dinge außer Gott.
Joh. 1, 1.
Im Anfang (ehe noch etwas ausser Gott war) war das Wort:s.
Wort . Die hier die erste Pflanzung des Christenthums durch Jesum selbst verstehen, könnten sich zwar auf 2 Thess. 2, 13. berufen; allein es wird auch daselbst nicht so schlechtweg gesetzt, wie gleich gezeigt werden soll, und überdieß hier durch das gleichfolgende,
alle Dinge sind durch dasselbe gemacht |d78|u. s. w. deutlich genug angezeigt, daß man vorher sich das Nichtseyn aller geschaffnen Dinge denken müsse. Ich bin nicht dagegen, daß in dem SprachgebrauchPauli, die Schöpfung, die Jesu Christo zugeschrieben wird, auf die Zeiten des Neuen Testaments gehe (s.
schaffen ,) aber daraus läßt sich noch kein sichrer Schluß auf den Johanneischen Sprachgebrauch machen, und der ganze Zusammenhang, in Vergleichung mit den damaligen Schöpfungstheorien der Philosophen, muß diesen allein bestimmen. Das bloße Entstehen der
sichtbaren Körperwelt, kann eben so wenig gemeint seyn, da es mir wenigstens höchst wahrscheinlich ist, daß Johannes den Ausdruck aus Sprüchw. 8, 22.entlehnt, und also auch die daselbst festgesetzte Erklärung sich dabey gedacht hat, ehe er etwas machte (selbst das uns Unsichtbare), war ich da, also auch
noch vor derWelt. –Sir. 24, 14. – dem
Ganzen, allen Geschöpfen. In so weit scheinen also die nicht Unrecht zu haben, die hier
im Anfang erklären durch,
von Ewigkeit her.
2 Petr. 3, 4. welches keine Erläuterung bedarf.
Besonders bedeutet es nun im Neuen Testament die Dauer des menschlichen Geschlechts, Joh. 8, 44.1 Joh. 3, 8. wo man beydemal nach einer freyen Uebersetzung sagen müßte, so langeMenschengewesen sind.
Nach einem ganz besondern Sprachgebrauch ist es eine Beschreibung der Gründung des Christenthums durch JesumselbstLuc. 1, 2.Joh. 15, 27.1 Joh. 1, 1.2, 7.3, 11. oder durch dieApostel.
|d79|2 Thess. 2, 13. Wir sind verbunden, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, daß euch Gott von meiner ersten Predigt an zu der Glückseligkeit hat gelangen lassen, die ein geheiligter Sinn und eine aufrichtige Annahme des Christenthums verschaft; zu welchem Ende er euch auch durch mich das Evangelium hat predigen lassen. Siehe
erwählen ,Wahrheit . Hier ist es genug, zu bemerken, daß die eigentlich hiermit zu vergleichenden Stellen1 Thess. 1, 2. 3.2, 13. diese eingeschränktere Bedeutung erfodern. Die Vergleichung kann man für sich selbst anstellen; und ist es mir wenigstens gewiß, daß man Eph. 1, 4. hiermit nicht vergleichen kann, wie denn daselbst nicht
von Anfang, sondern,
vorGründung der Welt, gesagt wird.
Weil nun das, was seinen Anfang nimmt, dadurch sein erstesSystem empfängt, so wird Anfang überhaupt auch für das Erste, Vornehmste,Vortreflichste in seiner Art gesetzt.
Col. 1, 18. Er ist das Haupt des Leibes, nemlich der Gemeine, der Vornehmste und Erste derer, die vom Tode wieder auferstanden sind (der Anfang und Erstgeborne von den Todten).
Offenb. 3, 14. Der treue und wahrhaftige Lehrer (Zeuge), der erste unter allen Geschöpfen Gottes (der Anfang aller Creatur Gottes,) wie Hiob 40, 14.
Er ist der Anfang derWegeGottes, nach einer richtigernVerdeutschung,
das Vornehmste unter den Werken Gottes. s.
Erstling .
|d80|Anfängerund Vollender desGlaubens,Ebr. 12, 2. kann so viel, als der Stifter der Religion, heißen sollen, der alles gethan hat, was zu ihrer Bekanntmachung unter den Menschen gehörte: allein der Zusammenhang mit dem unmittelbar vorhergehenden und nachfolgenden, und die Wahrnehmung, daß schlechtweg gesagt wird,des Glaubens, nicht unsers Glaubens, macht es mir wahrscheinlich, es sey hier nach der Beschreibung 11, 1. die freudige und unüberwindliche HofnungJesu Christi zu verstehen, in dererdas vollkommenste Muster für uns geworden, auf welches also der Apostel verweiset. So würde ich , nach einer bekannten grammatikalischen Figur, auch übersetzen:
Lasset uns aufsehen auf Jesum, das vollkommenste Muster einer solchen freudigen Hoffnung, u. s. w.
Anfechtung, wird allezeit in der Schrift vom
äußerlichenElend, dieser und jener Traurigkeit des Lebens und der daraus entstehenden Beunruhigung des Herzens gebracht. Welch eine Art des Elends gemeint sey, muß der Zusammenhang lehren. Matth. 26, 41. Luc. 22, 40. 46.hieß
also
in Anfechtungfallen, als ein damaliger Jünger Jesu bey der Wahrnehmung seiner Leiden in allerhand schwermüthige Zweifel wegen seiner Person und göttlichen Sendung verfallen; die
Zeit derAnfechtungLuc. 8, 13. war jede Zeit, da die Jünger in dem Umgang mit Jesu an seinen Gefahren Theil nehmen mußten, und eben deswegen viele ihn wieder verliessen;
SeineAnfechtungenLuc. 22, 28. waren
|d81| eben diese Gefahren, Nachstellungen u. s. w. und so die
Anfechtungen der ersten Christen1 Petr. 1, 6.Jac. 1, 2. 12.die damaligen
Religionsdrückungen.
AngehörenChristo, oder wörtlich,
Christiseyn, Marc. 9, 41.2 Cor. 10, 7. und Gal. 5, 24. heißt in den beyden ersten Stellen
einApostel; in der dritten,ein
Christ dem äußerlichen Bekenntniß nachseyn. s.
Christus .
Angenehm, willkommen zum Christenthum, Apostg. 10, 35. Diese Erklärung scheint mir allerdings der ganze Zweck der Belehrung zu erfodern, welchePetruserhalten sollte . Zuerst sollte er durch das Gesicht von der irrigen Meynung zurückgebracht werden, daß kein Jude mit Menschen von einer fremden Nation zu vertraut umgehen müste, und diesen Erfolg hatte es wirklich bey ihm v. 28. Dann sollte ihn die dem Cornelius geschehene Offenbarung (30–32.) überzeugen, daß das Evangelium auch für die Heyden bestimmt sey; und auch dieß versichert er nun klar einzusehen – icherfahrein der Thatetc.etc. Mit andern Worten wiederholt er dieselbe BezeugungApostg. 15, 9.Gottmachtekeinen Unterschied zwischen uns und denHeyden und auch hier muß man die Einschränkung,was die Verkündigung desEvangeliumsbetrift, hinzudenken. Gleichwol ist es für sich ausgemacht, daß dem in jedem Volk göttliches Wohlgefallen gewiß sey, der auf die für ihm möglichste Weise aufrichtig gut ist.
Angesicht. Von
Angesicht zu Angesicht, 1 Cor. 13, 12. etwas erkennen, ist eben das, was wir,
|d82| im neuen Sprachgebrauch,
eine anschauende Erkenntnißnennen; wo nichts dazwischen kömmt, welches die klare und deutliche Erkennung einer Sache hinderte. s.
Spiegel .
AngesichtJesuChristi, ist,2 Cor. 4, 6.Jesus Christusund seine Lehre. Die besondere Nennung des Angesichts hat ihre Beziehung auf die im 4. V. enthaltene Beschreibung Christi, als desEbenbildes Gottes.
Anklopfen, sich anmelden: Offenb. 3, 20.Matth. 7, 7. 8.Luc. 11, 9. 10. In den letzten Stellen ist nicht sowohl eine Steigerung der Rede, nach welcher das folgende mehr bedeutete, als das vorhergehende, als vielmehr eine Zusammensetzung der verschiedenen Arten, wodurch man sein Verlangen nach etwas zu erkennen giebt.
Anrufen den Herrn, oder, mit einem Zusatz, den Namen des Herrn, ist allezeit im Neuen Testament eine Beschreibung derer, die sich zum Christenthum bekennen, kurz, der Christen: Apostg. 2, 21.9, 14. 21.Röm. 10, 12. 13. 14.1 Cor. 1, 2.2 Tim. 2, 22. Besonders kann die letzte Stelle zum Beweis dieses Sprachgebrauchs dienen, in welcher solche Verhaltungsarten empfohlen werden, die nicht sowol die eigentliche Anrufung, sondern das Christenthum überhaupt erfodert; daß man übersetzen könnte: Jage nach – – rechtschaffenenBekennern des Christenthums. Der Grund dieses Gebrauchs ist darinn zu suchen, daß die Hebräer die Diener des einzigen wahren Gottes, die Bekenner ihrer Religion, zum Unterschied der Abgötter, als Menschen beschrieben, die den Namen Gottesan|d83|rufen.Joel 2, 32. Die Apostel behielten also diesen Sprachgebrauch bey, und mit Verwandlung des Namens Gottes in den Jesu eigenthümlichen Herr, machten sie dieß zu einer die Christen von den Juden unterscheidenden Benennung.
Anschreiben. Ich erinnere hier vorläufig, und werde es bey der Erklärung der Wörter,
Buch des Lebens ,Himmel , umständlicher zu beweisen suchen, daß die Redart,
im Himmel angeschrieben seyn, Luc. 10, 20.Hebr. 12, 23. nichts anders anzeigen soll, als
ein Glied der christlichen Kircheseyn; daß die freye Uebersetzung der letzten Stelle wäre:
Ihr seyd kommen – – – – zu der Gemeine der von Gott geliebten rechtschaffnen Israeliten.
Die ganze Rede erhebt sich vom 18ten V. zu einer sehr prächtigen und fortreißenden Vorstellung der Würde eines Christen, und alles ist in Ausdrücken abgefaßt, die aus dem Judenthum entlehnt sind. Mitten unter diesen
kömmt nun auch die angezeigte Redensart vor, und wie die Juden ihre Kirche den
Himmel nannten, so nennt der Verfasser dieses Briefs die christliche Kirche gleichfalls so; wie die Namen jener in gewisse Register (Bürgerlisten Ps. 69, 29.Dan. 12, 1.
) eingetragen waren, und das nun eben so viel bedeutete, als ein
Israelitseyn, so stellt er auch die Christen, als Glieder der Kirche,figürlich vor, wie sie in die Bücher des Himmels (der Kirche) eingetragen sind.
|d84|Anziehen, wird im uneigentlichen Verstande sehr schön von der Annehmung gewisser Gesinnungen gebraucht, die man sich so zu eigen macht, als ein Kleid, das man anzieht. Hiervon ist nemlich das Bild hergenommen, und braucht man deshalb nicht erst aus der jüdischen und Platonischen Philosophie, in welcher die Tugend als die Kleidung der Seele vorgestellt wurde, die Erläuterung herbey zu holen, da man sie näher haben kannEs. 61, 10.Sir. 27, 9. Man versteht also auch sogleich, was es heißt,
anziehen herzlichesErbarmenCol. 3, 12.
dieLiebe.v.14.
den neuen Menschenv. 10. und Eph. 4, 24. nemlich
sich jene Tugenden zu eigen machen, und
eine gebesserte Lebensart annehmen: s.
Mensch . Besonders heißt nun
Jesum ChristumanziehenRöm. 13, 14. seine Gesinnungen annehmen, und Gal. 3, 27. sein Jünger werden. Das erstemal ist der Vergleichungsgrund hergenommen von einem bessern Kleide, das man beym Aufstehen mit den Nachtkleidern verwechselt, welches die ganze fortgesetzte Vergleichung beweiset; und da es die Absicht derselben war, vor gewissen herrschenden Lastern zu warnen, so kann die Benennung Jesu Christi hier nichts anders, als
seine heilige Gemüths-und
Lebensart, bedeuten. Das zweytemal wird auf die Kleidung angespielt, welche der Täufling anzog, nachdem er aus dem Wasser wieder heraufstieg, ohne daß man eben die spätere Einführung des sogenannten Westerhemdes dabey zu denken hat; und weil denn die Taufe selbst als eine Einweyhung zum Christenthum betrachtet wurde, und der Getaufte nun ein Christ nach dem Bekenntniß war, so heißt als
|d85| ein solcher Christum angezogen haben,
sein Bekenner gewordenseyn. Es kann um so weniger dabey an eine innerliche Verbesserung gedacht werden, da der Apostel keine andre Absicht hatte, (vergl.v. 28.) als zu beweisen, daß zwischen Juden und Heyden, als Christen, weiter kein äußerlicher Vorzug statt finde, welchen jene nemlich sich mit großer Heftigkeit zueignen wollten.
Apostel, ein Gesandter, ist mit dem Wort Engel von einerley Bedeutung; beydes die griechische Uebersetzung eines hebräischen Worts, welches eben das bedeutet. Ich zeichne es aber hier aus, ohne mich lange bey den vielen Stellen aufhalten zu wollen, in welchen bekanntermaßen die ersten von Jesu selbst verordneten zwölf Prediger des Evangelii so genannt werden; und bemerke nur die einzige.
Heb. 3, 1. wo er selbst und das sehr eigentlich nach seiner eignen Bezeugung Joh. 20, 21.so genannt wird, und man das Ganze übersetzen muß: derohalben meine christlichen Brüder (s.
heilig ), die ihr des Berufs zur christlichen Kirche seyd theilhaftig worden (s.
himmlisch ), betrachtet doch recht genau den Gesandten und
obersten Bevollmächtigten unsers Religionsbekenntnisses – Den
Hohenpriester, den wir bekennen, übersetzt der sel.Luther; allein im Griechischen heißt es von Wort zu Wort den Apostel und
Hohenpriester unsers Bekenntnisses, und dieser Zusatz geht auf beyde vorhergehende Benennungen. Wenn es also gleich die griechische Wortfügung leidet, zu übersetzen, der Hoheprie
|d86|ster, den wir bekennen, so leidet es doch die Sache nicht, eben so richtig zu sagen, der Gesandte, den wir bekennen.
Unser Bekenntniß ist also hier eben das, was 2 Cor. 9, 13. mit demselben griechischen Wort das
Bekenntniß des Evangelii genannt wird, und
Hoherpriester, nach der uralten egyptischen und jüdischen Staatsverfassung, eben so viel, als Gesandter, nur mit dem Unterschied, daß jener mit einer größern Autorität versehen war, ein
Minister plenipotentiaire, nach der neuern Art zu reden. Man muß sich nach und nach an diese Ideen gewöhnen, so fremd sie auch ins Ohr fallen, so lange man sich auch bloß an die deutsche Uebersetzung oder an die gewöhnlichen Erklärungen hält. s.
Hoherpriester .
Arbeitin der Liebe1 Thess. 1, 3.sind alle thätige Liebesbeweisungen, in so fern sie hier von dem WerkimGlauben, den eigentlichen Allmosen, unterschieden werden. Hingegen kann man Ebr. 6, 10. wo beydes mit einander verbunden wird, auch unter beyden Allmosen verstehen.
Arm:geistlich armseyn; s.
geistlich .
Auferwecken. Es ist hier bloß zu bemerken, und vielleicht wäre auch dieß, als zu bekannt, nicht einmal nöthig, daß dieses Wort einmal nach allgemeinem Geständniß von der Darstellung Jesu Christi zumMeßias gebraucht wird, Apostg. 3, 26. Weniger zugestanden ist es, daß es eben diese Bedeutung Apostg. 13, 33.hat, und der Apostel erst im 34stenV. zur Auferweckungvon den Todten, (wie diesauch ausdrücklich dabey steht) übergehe. Allein so abgeneigt ich ehe|d87|mals selbst gewesen bin, es so zu erklären, so sehr bin ich doch nun überzeugt, daß der ausdrückliche Gebrauch des Worts ohne den Zusatz von den Todten und mit demselben, so wie die ganze Absicht des Apostels, diese Erklärung erfodere.
Aufheben das HauptLuc. 21, 28. heißt sich freuen, weil dieß der natürliche Ausdruck eines vergnügten frohen Herzens ist. Die Redart ist zwar nicht gut griechisch, aber dem hebräischen Sprachgebrauch desto angemeßner, und kömmt vorPs. 24, 7. Denn machet die Thore weit, sollte eigentlich übersetzt seyn, erhebet eure Häupter, ihr Thore, wie ich anderswo gezeigt habe.
Aufhelfen, unterstützen, Röm. 8, 26.
Auflösen,Matth. 5, 17.18.
ungültig machen und das gegenseitige
erfüllen, vollgültig machen. s.
erfüllen .
Aufnehmen, annehmen, oder sich eines andern annehmen, Matth. 18, 5.Marc. 9, 37. Dann braucht Luther dasselbe Wort, wo das Griechische eigentlich duldenbedeutet,Röm. 14, 1. 3.Duldet die, die schwach an Religionseinsichten sind, Gott selbst duldet sie; 15, 7.duldet euch unter einander, gleichwie auchChristusuns (Apostel) geduldet hat. Einige wollen es zwar lieber beydemal erklären durch, mit Gelindigkeit bessern, und berufen sich deswegen auf eine Stelle beym Josephus, in den jüdischen Alterthümern, III. 6, 5. 6. Allein es wird auch ausdrücklich das Wort, Fehler, daselbst hinzugesetzt. Ich wollte also lieber eine Stelle aus des Aelians vermischten Geschichten III. 15. damit vergleichen, wo gesagt wird, daß das Volk, von |d88| welchem er redet, einen gewissen schändlichen Gebrauch unter sich dulde und Aelian dasselbe Wort braucht.
Aufnehmenin die ewigen Hütten, Luc. 16, 9. Diese Versicherung sollte unsrekünftige Glückseligkeit nicht von dem Urtheil und der Wahl derer abhängig machen, die wir uns in dem gegenwärtigen Zustande durch Wohlthun verbindlich gemacht, und eben so wenig behauptet werden, daß gutthätige Erweisungen allein dazu hinreichend wären. Um des vorher gebrauchten Bildes willenbehält Christus auch im Gegenbilde den Ausdruck des
Aufnehmens bey, in dem Verstande, in welchen man jemand
gern bey sich sieht, ihn sich
willkommen seyn läßt, ohne damit seinen ganzen moralischen Werth entscheiden zu wollen. s.
darben ,ungerecht .
Aufruhr,Apostg. 15, 2. richtiger, Zwiespalt; wie das hier gebrauchte griechische Wort, oft von jeder Verschiedenheit der Meynungen, gebraucht wird.
Aufstehenvon denTodtenEph. 5, 14.das Heydenthum verlassen; vom Schlaf, ist Röm. 13, 11. (nach der daselbst angestellten Vergleichung des Heydenthums mit der Nacht, und des Christenthums mit dem Tag,) so viel als, Laster und Untugenden ablegen.
Augeum Auge, Matth. 5, 38. in Beziehung auf 2 Buch Mos. 21, 24.3 Buch Mos. 24, 20. soll die Proportion zwischen Strafen und Verbrechen und das genaue Verhältniß, welches bey jenen in Ansehung dieser zu beobachten ist, anzeigen.
|d89|Auserwählt. Hiervon ist die allgemeine Bedeutung diese, daß es etwas anzeiget, das in seiner Art einen Vorzug vor den andern hat; und daher bekömmt es folgende besondre Bedeutungen im NeuenTestamente.
Einmal werden darunter Menschen verstanden, die sich entweder zum Lehramt oder überhaupt zum Christenthum schicken: und so kömmt es vor, Matth. 20, 16.22, 14. Unter der großen Menge derer, die mein Evangelium äußerlich annehmen werden, werden doch nur wenige der Erleuchtungen desselben fähig seyn, die Absichten desselben an sich erreichen lassen, und sich demselben gemäß verhalten: Dieß ist besonders der Verstand der letzten Stelle.
Dann zeigt es die rechtschaffnenChristen oder vielleicht auch Israeliten an, welche die Zerstörung Jerusalems in der Stadt selbst erleben würden, Matth. 24, 22. 24.Marci 13, 27.Jesus will sagen:um solcher willen, damit nicht auch diese mit in dem allgemeinen Elend umkommen, wird die Dauer der Belagerung verkürzetwerden – Wennes möglich wäre, und ihre eigne gesetzte Gemüthsfassung es zuließe, sowürdenauch die Rechtschaffensten mitverführetwerden.
Drittens werden diejenigen also bezeichnet, die von demHeyden-oder Judenthum zum Christenthum übergetreten waren, und also schon in so weit einen äußerlichen Vorzug vor den Juden und Heyden hatten. In diesem Verstand beschreibt Petrus die Christen überhaupt als ein auserwähltesGeschlecht1 Pet. 2, 9. nemlich der Absonderung nach vom Juden- und Heyden|d90|thum, und Paulus nennt sie AuserwählteGottesCol. 3, 12. An ihre moralische Beschaffenheit konnte er so wenig dabey denken, als Petrus, da er sie, ungeachtet dessen, als Menschen betrachtet, denen es noch an wohlwollenden Gesinnungen gegen andre fehle, und Petrus so deutlich alle übrige Benennungen der jüdischen Kirche, die auch nur auf äußerliche Vorzüge giengen, der christlichen zueignet. Wir müssen auch glauben, daß beyden ihr Sprachgebrauch besser bekannt war, als daß sie etwas anders, ohne ihre weitere ausdrückliche Erklärung, hätten dabey denken sollen. Nach demselben wurde das ganze Volk in Ansehung seiner Auswahl zu einem eignen abgesonderten Staat bey allen seinen Unsittlichkeiten auserwählt genannt; 1 Chron. 17, 13.Ps. 105, 43. Mir ist daher fast kein Zweifel, daß selbst Röm. 8, 33. nur die Christen überhaupt, ohne auf ihre innere Beschaffenheit zu sehen, zu verstehen sind, da der Apostel daselbst nur einen allgemeinen Vorzug des Christenthums in der Lehre von der Begnadigung bey Gott beschreiben will.
Ausgehen von jemand, heißt
von ihm kommen, entweder
was die Veränderung des Orts anlangt, oder,
in Ansehung seines Ursprungs. Nach der letzten Bestimmung ist es denn so viel, als
seinen Ursprung von ihm haben, und wird von dem heiligen Geist gesagt, Joh. 15, 26.s.
Geist . In der ersten Bedeutung braucht es Jesus von
seinerSendung in dieWeltJoh. 13, 3.16, 27. 28. 17, 8. Es haben zwar schon einige der ältesten Kirchenlehrer,
Hilarius,Cyrillus, u. an. diese Redart für eine Beschreibung des
|d91|ewigen Ursprungs Jesu von Gott gehalten, es hat aber auch andre gegeben, die nichts weiter, als die Sendung darunter verstanden haben (s.Augustin im 2 B.5.C. von der Dreyeinigkeit). Diese Erklärung scheint auch das für sich zu haben, daß einmal in derselben Wortverbindung (4 B. Mos. 11, 31.)
ausgehen so viel als
senden ist; dann von dem Ausgang des heiligen Geistes ein andres Zeitwort im Griechischen gebraucht wird, und endlich Jesus es selbst so zu erklären scheint: denn nachdem er das einemal schlechtweg gesagt hatte, er sey von Gott ausgegangen (Joh. 13, 3.), so setzte er das zweytemal hinzu, und
kommen in dieWelt(16, 28.) und das drittemal (17, 8.) verwechselt er das
Ausgehen vom Vater,mitdem Gesandtseyn in dieWelt,(V. 18. 25.) so wie das,
wahrhaftig erkannt haben, mit
glauben.Luther selbst übersetzt das erstemal,
daß er von Gott kommen war.
Ausgießen ist uneigentlich so viel als mittheilen, ohne eben auf das reichere Maaß der Mittheilung zu sehen, in folgenden Stellen;Apostg. 10, 45.Röm. 5, 5.Tit. 3, 6. wo noch das reichlich besonders dazu gesetzt wird. Von Gott versteht es sich ohnedem, daß er nicht kärglich austheilet, und einem jeden giebt, was für ihn zureichend ist.
Ausländervon Rom, Apostg.2, 10. werden die Juden genannt, die sich zu Rom aufhielten, und einen großen Theil der Stadt über der Tiber bewohnten; nach einer Nachricht des
Philo, in seiner Schutzschrift für die Juden gegen den Cajus im 2B.S. 508. der
Mangeischen Ausgabe . Es ist überhaupt mit diesem ganzen Verzeichniß der damals in Jerusalem gegenwärtigen
|d92| ausländischen Juden das zu vergleichen, was
Philo am angeführten Orte,S. 587. von den Gegenden sagt, in welchen sich jüdische Colonienniedergelassen hatten. Um der Leser willen, die ihn nicht selbst möchten vergleichen können, will ich die Stelle beydrucken lassen.
Jerusalem, heißt es,
ist die Hauptstadtnicht nur des jüdischen
Landes, sondern
vieler andern, wegen der zu verschiedenen
Zeitenausgeschickten
Colonien; theils in die benachbarten Länder, Egypten,Phönizien, ganz Syrien, theils in dieentfernternPamphilien,Cilicien, und
die meistenasiatischenGegenden bisBythinien und
Pontus;ingleichendie Europäischen, Thessalien, Böotien, Macedonien, Aetolien, Athen,Argos,Corinth.Und so sind nicht nur die Provinzen des festen Landes voll
von jüdischenColonien, sondern auch die berühmtesten Inseln,Cypern,Cretaetc.
Austilgen, die
Handschrift, heißt sie löschen;
aus demBuchdesLebenss.
Buch .
Auswendig ein Jude seyn Röm.2, 28. bedeutet, ein gebohrner Jude seyn, der nach den Sitten seines Volks und Landes lebt.
Ausziehen:s.
Mensch ,Fürstenthümer .