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|a[441]| |b420| |c470| Evangelium am zweiten Sontage nach Epiphanias.
Johannis 2, 1–12. verbunden mit Prediger Salomo 7, 1–6.
Wozu diese Geschichte? Was nüzet es uns und der Welt, zu wissen daß eine Hochzeit zu Cana in Galiläa gewesen? Daß Jesus nebst seiner Mutter und Jüngern, sie auch besuchet, und daß er daselbst, Wasser in Wein verwandelt! Mancher flüchtige, eilfertige Leser und Tadler der Bibel hat so gedacht und gefragt!
Schon der Schluß der Erzälung Johannis könte diese Frage beantworten. {vers 11} Das ist nun das erste Wunder, das Jesus that zu Cana in Galiläa, um seine Würde zu beweisen. Und seine Jünger glaubten an ihn. Es ist also dieses Wunder, für die damahlige Welt; so auch für uns; und die ganze folgende Nachwelt, ein Beweiß der göttlichen Sendung Jesu ; und der Wahrheit seiner dem menschlichen Geschlechte so unaussprechlich heilsahmen Lehre.
Aber auch ausserdem, können wir aus dieser Geschichte, zwei Grosse, für das menschliche Leben überaus wichtige Wahrheiten lernen! – 1) Daß nämlich, der Ehestand, dieses Fundament der zeitlichen, ja auch ewigen Wohlfarth des menschlichen Geschlechts, ein Gott-gefälliger Stand sey. Und, 2) daß auch die Lustbahrkeiten der Erde, mit Gottes Wohlgefallen, von uns können genossen werden. |a442| |b421| |c471| Wie wichtig ist es nun also, daß uns diese Geschichte in der Bibel aufgezeichnet worden!
Vorjezo wollen wir uns bei der leztern Wahrheit verweilen: – bei der Anweisung, die Ergözungen der Erde recht frölich zu geniessen.
Ein weiser und zärtlicher Vater schaffet von seinem Reichthum; wohlschmeckende Speisen und Getränke, schöne Kleider, bequeme Hausgeräthe, und andre zur Gemächlichkeit, und Vergnügen des irrdischen Lebens gehörige Dinge, in grossem Ueberfluß herbei! Er zwar braucht das alles nicht. Schon über diese Dinge hinaus, suchet er seine Freude in Erhabenern Sachen. Aber wenn seine Kinder es brauchen; es dankbahr gegen ihren gütigen Vater; mit geselliger Liebe; ohne Ausschweifung und damit unzertrenlich verbundene Nachreue, so recht frölich geniessen: so machet ihm das eine recht herz-innige Freude. – Da stehet Er, der gütige Vater! Sein ehrwürdiges Gesicht heiter! Die Augen voll Thränen der Zärtlichkeit! Und siehet mit herzlicher Wonne der frölichen Gesellschaft zu! – – – Gerade so stellet uns die vorgelesene Geschichte, unsern Heiland dar! Er findet sich, dazu eingeladen, gerne auf dem Hochzeitsfeste ein. Allen den Gastmahlen, Scherzen, und andern Freuden dieser vergnügten Gesellschaft wohnet er gesellig bei. Am Ende verschaffet er ihnen gar, durch seine Wunderkraft, Wein. Und zwar den besten Wein; reichlich und im Ueberfluß! – Und nun stehet er da; der zärtliche Menschenfreund, und betrachtet es mit inniger Herzens-Freude, wie Menschen, mit diesen seinen Wohlthaten sich ergözen.
|a443| |b422| |c472| {vers 1} Am dritten Tage, sagt der Evangelist, nämlich nach der Unterredung Jesu mit Nathanael , Kapit. 1, 44 f. war eine Hochzeit zu Cana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da. {vers 2.} Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. {vers 3.} Und da es am Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm, Sie haben nicht Wein. {vers 4.} Jesus spricht zu ihr: Frau! was gehet das dich und mich an? „Wir beide haben ja keine Pflicht auf uns, den Wein zu besorgen.“ Das Wort womit Jesus seine Mutter hier anredet, Frau, Weib, wird im Griechischen bei Anreden auch der vornehmsten Frauenzimmer, gar der Königin gebraucht. Meine Stunde (c des Todes, Kapit. 7, 30. 13, 1. u. a.) ist noch nicht kommen. „Ich habe noch Zeit genug, Wunder zu thun.“ {vers 5.} Seine Mutter spricht zu den Aufwärtern: Was er euch saget, das thut. {v. 6.} Es waren aber alda sechs steinerne Wassergefässe gesezt, für die unter den Juden übliche Reinigung; in deren jedes zwei bis drey Maaß giengen. Die Juden pflegten, nach den Grundsäzen der Pharisäer, fast bei jedem Anlaß, bald die Hände, bald die Füsse, oder den ganzen Leib, imgleichen die Eß- und Trink-Gefässe zu waschen. Diese sechs Gefässe enthielten über ein Oxhovt. Man muß sich hiebei erinnern, daß die Hochzeits-Feste bei den Juden sieben Tage daureten. Jesus sorgte auch nicht bloß für das Fest, sondern auch für die Zukunft. Zudem diente dieser starke Vorrath, die Wahrheit des Wunders ausser Zweifel zu sezen. Ein ganzes Oxhovt Wein läßt sich nicht |a444| |b423| |c473| so heimlich herbei bringen. {vers 7.} Jesus spricht zu ihnen: nämlich den Aufwärtern. Dies hinderte allen Verdacht. Nicht Jesus , oder seine Jünger fülleten die Gefässe: Füllet die Wassergefässe mit Wasser. Und sie fülleten sie bis oben an. {vers 8.} Da sprach er zu ihnen: Schöpfet nun, und bringets dem Speisemeister, Aufseher des Gastmahls. Und sie brachtens. {vers 9.} Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war; (er wuste aber nicht von wannen er kam; die Diener aber wustens, die das Wasser geschöpfet hatten) rufet der Speisemeister dem Bräutigam, {vers 10.} und spricht zu ihm, Jedermann giebt zum ersten guten Wein, und wenn sie zur Gnüge getrunken, alsdenn den geringern. Du hast den guten Wein bisher behalten. {vers 11.} Das ist das erste Wunder, das Jesus zu Cana in Galiläa that; um seine Würde zu zeigen. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Welch ein reizendes Bild von der Geselligkeit, Heiterkeit, und Menschenliebe unseres Heilandes, und seiner Sittenlehre! Und eben also, gleich jenem weisen und zärtlichen Vater, stellet uns auch, Natur und Bibel, unsern Gott dar! – {1 Buch Mos. 2.} Den ersten Menschen, sezte er nicht in eine rauhe, wüste Einöde. Sondern eine Gegend, gleich dem schönsten Garten, war seine erste Wohnung. Die schönsten, wohlschmeckendsten Früchte, seine Nahrung. Und um seine Freude vollständig zu machen, schuf er ihm auch eine Gesellschafterin, eine frohe Gehülfin seines Lebens. Ihm, und dem ganzen Menschen-Geschlechte gab er die Herrschaft über |a445| |b424| |c474| den Erdboden. Er bestellete uns Menschen zu Herrn seiner ganzen Erde, welche nach Psalm 8. alles Lebendige, und Lebloose, alles kleine und grosse Vieh, alle Vögel des Himmels, die Fische in den Gewässern, und alles was die Bahn der Fluthen gehet, beherrschen, das heißt frölich geniessen sollen. Er giebt, nach Psalm 104, 15. Wein, den Menschen zu erfreuen; und kostbahre wohlriechende Balsame, sein Gesicht aufzuheitern. Und allenthalben in seiner ganzen Schöpfung, machet Er den theuresten, kostbahrsten Aufwand, den ein trauriger, engherziger Rechner, für Verschwendung halten würde. Nichts ist da, bloß zur Nothdurft. Sondern alles Reichlich, alles im Ueberfluß. Sehet die hundert tausend Blumen, welche aus der Erde hervorsteigen, in Pracht blühen, und verwelken, bloß um von einem oder dem andern Menschen mit Vergnügen angeblicket zu werden! Sehet die vielen Millionen der Baum-Blüthen, welche nachdem sie unser Auge und Geruch ergözet, abfallen und verwelken! Die Fischeier, die zu Millionen von uns Menschen gegessen werden! Die ganz unermesliche Menge und Mannigfaltigkeit von Speisen und Getränken; und von Vergnügungen aller Sinne, in seiner Natur! – So recht, wie Paulus sagt Apostel-Geschicht 14, 17. füllet c Gott unsre Herzen mit Speise und Freude. Reichlich, Ueberflüssig giebt er uns alles, nach 1 Timotheum 6, 17. zum frohen Genuß. Wie gesagt; mit einem Reichthum und Ueberfluß, den ein trauriger geiziger Rechner für Verschwendung halten würde! Ja, die Bibel |a446| |b425| |c475| machet es gar, zu einem Zweige der christlichen Wohltätigkeit; wenn man durch schicklichen, dem Stande und Vermögen angemessenen Aufwand, Menschen erfreuet; Armuth verhindert; Arbeitsamkeit, Umlauf des Geldes, Geselligkeit und Freude in der Welt befördert. – Sie hat, sagt unser Heiland Matthäi 26, 10. 11. von der Maria , welche einen Balsam dreissig Thaler werth, ihm auf die Füsse und das Haupt gegossen; Sie hat mir eine Wohlthat gethan. Arme habt ihr allezeit bei euch, Mich aber nicht.
{Prediger Sal. 7, 1–6.} Wie aber, werdet ihr sagen , stimmet dies mit Salomons Lehre überein? – Es ist besser ins Trauer Haus als in das Haus des Gastmahls gehen. – Trauren ist besser als Lachen! – Das Herz des Weisen ist im Trauerhause: und das Herz des Narren im Hause der Freude.
Ist es aber besser, ist es Weisheit, zu trauren: so ist dies ja, gerade die schwarze Lehre jener Milzsüchtigen; welche ohne Gott und die Religion, ohne den Menschen und sich selbst zu kennen; unzufrieden mit sich, und der ganzen Welt, es uns auferlegen, daß wir uns durch die Welt durchweinen, und jammern; und die Ergözungen der Erde, nur im Nothfall, nur so gebrauchen sollen, wie wir bittere Arzeneien, und schmerzhafte Operationen brauchen.
So scheint es freilich, wenn man jene Aussprüche nur für sich, ausser dem Zusammenhange betrachtet! Aber der Zweck, die Haupt-Absicht des Buches, giebt uns allererst den rechten Verstand der einzelnen Stellen. Salomo will näm|a447||b426||c476|lich, darin die genaueste Vorsehung Gottes, und das Leben nach dem Tode, aus der Vernunft und Erfahrung beweisen. So beschreibet er selbst, den Zweck dieses seines Buchs, wenn er es, Capitel 12, 13. 14, mit dem Ausspruch beschließt, welcher die Folge, das Resultat seiner ganzen Abhandlung, und der Schlüssel zu dem ganzen Buch ist. Lasset uns die Haupt-Summe aller Lehren (meines ganzen bisherigen Vortrages) hören: Fürchte Gott, und halte seine Gebothe. Das gebüret allen Menschen. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht ziehen, auch die verborgenen: beides Gute und Böse. – Dieser Absicht gemäß füret er nun, den Leser auf das, was er täglich um sich herum siehet, und zeiget, wie Ungereimt, Abgeschmackt, und Jammervoll die Welt seyn müßte, wenn keine genaueste Vorsehung Gottes, und kein Leben nach dem Tode wäre. „Bekümmerte sich Gott nicht um die Handlungen und Schicksahle der Menschen; wäre – mit dem Tode, Alles aus: – so würde der Mensch, eine sehr lächerliche Creatur seyn: der beständige Ball, ein Spiel, der Thor eines Undinges, des Zufalls und Glücks. Denn, hier in dieser Welt, hat der Schnelle keinesweges den Lauf; und der Starke den Sieg, und der Weise den Ueberfluß in seiner Gewalt. Sondern alles hänget von Zeit und Glück ab“ Capitel 9, 11. 12. – – Bekümmerte sich Gott nicht um die Menschen, wäre mit dem Tode alles aus: so würde der Mensch nichts besser seyn als das Vieh. Denn, es gehet nach Cap. 3, 19. 20 dem Men|a448||b427||c477|schen, wie dem Vieh. Wie dies stirbt: so stirbt er auch, beide fahren an Einen Ort: es ist alles von Staub gemacht, und wird wieder zu Staub. – – Bekümmerte sich Gott nicht um die Menschen, wäre mit dem Tode alles aus: so würde endlich, die Erde, ein wahres Trauerhaus; und das Jezige Leben, eine finstere Leichen Cerimonie seyn!
Dies lezte macht den Inhalt des angefürten Textes aus. Salomo zeiget hier nämlich, nicht, was die Welt wirklich ist; sondern was sie seyn würde, wenn keine Vorsehung Gottes, und kein Leben nach dem Tode wäre!
{vers 1.} Wer weiß, was dem Menschen nüz ist im Leben: so lange er lebet in seiner Eitelkeit, welches dahin färet wie ein Schatten? Genauer ist die Uebersezung „Wer kan dem Menschen, Glück zeigen, in diesem seinem flüchtigen Leben, das gleich einem Schatten, vorübereilet?“
Oder wer will dem Menschen sagen, was nach ihm kommen wird unter der Sonnen. Besser, denn wer kan u. s. f. das heißt, Nimm die Religion weg, so kan Niemand den Menschen von dem Zustande nach dem Tode sicher belehren. {Cap. 3, 21.} Denn die Natur der Seele ist viel zu dunkel und verborgen, als daß man daraus, etwas gewisses entscheiden könte!“
{vers 2.} Wie ein gut Gerücht besser ist, als ein guter Balsam: so ist der Tag des Todes, besser als der Tag der Geburt. „Wäre keine Vorsehung und Leben nach dem Tode; so wäre es besser, nie gebohren zu seyn.“
|a449| |b428| |c478|{vers 3.} Es ist besser in das Klaghaus gehen, denn in das Trinkhaus: in jenem ist das Ende aller Menschen, und der Lebendige nimt es zu Herzen. Deutlicher: „da wäre es besser in das Trauer- als in das Freuden-Haus zu gehen! Denn, alsdenn wäre der Todt, das Ende des ganzen Menschen. Und dieses müste uns, da wir mit einem unwiderstehlichen Triebe zum Leben gebildet sind, in die tiefste Trauer versenken.“
{vers 4.} Es ist Trauren (oder eigentlich Verdruß) besser denn Lachen: denn durch Trauren wird das Herz gebessert: (oder, besser; Im Trauren ist Herz-Erquickung). „Sodenn wäre es Vernunft, verdrüslich mit seinem Schicksahle zu zanken! Ja Niedergeschlagenheit wäre alsdenn, der einzige Trost, die einzige Erquickung, des Armen Sterblichen.“
{vers 5.} Das Herz der Weisen ist im Klaghause, und das Herz der Narren im Hause der Freuden.Ist keine Vorsehung und kein Leben nach dem Tode: so ist es Weisheit, stets zu trauren. Und frölich seyn, die äusserste Narrheit!“
{vers 6 u. 7.} Den Beweiß davon giebt Vers 6 u. 7. Es ist besser, hören das Schelten des Weisen, denn hören den Gesang der Narren. Denn das Lachen des Narren ist wie das Krachen der Dornen unter den Töpfen: und das ist auch eitel.So wie wenige dürre Dornen, unter dem Topfe am Feuer, ein grosses Geräusche machen; weit grösser, als wenn man grosse Stücke vom bessern, edlern Holz; von ei|a450||b429||c479|ner hohen Fichte, oder schlanken Tanne, oder der ehrwürdigen hundertjärigen Eiche, verbrennt: – gerade so machen auch gemeiniglich; die Narren, weit mehr Aufsehen in der Welt; und werden mehr beachtet und geehret, als die Weisen.“
Traurige Erfahrung! Der Unwissende, der Abgeschmackte, der Narr gilt alles in der Welt! – Da komt er, in Purpur und Gold gekleidet; von einer Menge Clienten und Bedienten umringet! Und sehet wie ihm alles Plaz macht! Wie sich alles vor ihm bückt! Wie prächtig die Titel klingen, womit man ihn begrüsset! – Unter diesem Getümmel der Menschen, stehet dort, der Weise, schlecht bekleidet, mit blassem Gesicht, und hagerm Leibe! Lasset ihn doch in den glänzenden Cirkel hervortreten! Aber! Niemand würdiget ihn des Ansehens. Glücklich genung, wenn man ihn nur nicht verspottet, und auslacht! – So höret man von Salomo Zeiten her, täglich den Gesang froher, hochgeehrter und weltberühmter Narren. Das Lachen der Narren, gleich dem Krachen der Dornen im Feuer! – – Ist nun keine Vorsehung; kein Gott der den Weisen schäzet und den Narren verachtet; ist kein Leben nach dem Tode, wo Weisheit und Narrheit, Tugend und Laster, ihre angemessene Vergeltung erhalten? – – Sagt! wie Nichtswürdig; wie Verächtlich; wie Jammervoll und Schwermütig müste uns die Welt erscheinen! So ist diese Erde, ein wahres Trauerhauß; ein Jammerthal! Und das jezige Leben; ein Traum ohne Auslegung; eine Frage ohne Antwort! So wird fast alles was wir hier ansehen, für die Nachdenkenden und Wei|a451||b430||c480|sen, folglich für die besten Menschen; lauter Stoff zu Seufzern, Verdruß und Jammer.
Aber, Gott sey gelobt! Es ist eine genaueste Vorsehung! Es ist ein Leben nach dem Tode! – – Und darum ist es besser, schicklicher, es ist Weisheit, frölich zu seyn! – Oder mit Salomons Worten, Capitel 9, 7–9: So gehe denn hin, versichert von diesen grossen Wahrheiten, und iß dein Brodt mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Muth: denn dein Werk gefället Gott. „Gott siehet, und achtet auf dich, und deine Handlungen und deine Schicksahle.“ Laß deine Kleider immer schön seyn, und laß deinem Haupt Balsam nicht mangeln. Geniesse des Lebens mit deiner Gehülfin, die du lieb hast: so lange das flüchtige Leben wäret, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat.
Und besonders Cap. 11, 9–12. So freue dich Jüngling. Entferne die Traurigkeit, von deiner Kindheit: und laß dein Herz guter Dinge seyn in deiner Jugend. Thue was dein Herz ergözet, und deinen Augen gefällt. Nur bedenke, daß dich Gott um dies alles wird vor Gericht füren. Entferne die Traurigkeit aus deinem Herzen, und alle Niedergeschlagenheit aus deinem Leben. Denn Kindheit und Jugend eilet bald vorüber. Aber gedenke, daß dich Gott um dies alles wird vor Gericht füren.
Und dies ist nun auch die beste Anweisung, die Ergözungen der Erde, recht froh zu gebrauchen. – Brauche sie, o Christ! mit|a452| |b431| |c481| einem Dankbahren, – Menschenfreundlichen, – und auf die Ewigkeit gerichtetem Herzen.
Um die irrdischen Ergözungen recht frölich zu geniessen müssen wir sie Erstlich, mit einem dankbahren Herzen, einem Herzen voll von Dank gegen Gott, gebrauchen.
Denn, wer ist es, der uns mit einem solchen Reichthum der herlichsten Güter umringet? – Wer ist es, der unser Auge so eingerichtet, daß es durch den Anblick so vieler tausend prächtiger Werke der Natur und Kunst, so viel tausendfaches Vergnügen in die Seele leitet? – Wer ist es, der unser Ohr so gebaut, daß es den Wohllaut der Thöne empfindet; und mit jeder süssen Harmonie der Nachtigall; oder des Instruments, Wonne in die Seele giesset? – Wer hat uns den Geschmack; den Geruch; das zarte Gefül gegeben, um Speisen, und Getränke, Blumen und Kräuter; und fast alles in der Natur, zu reichen Quellen der Freude für uns zu machen? – Wer hat unsre Seele so gebildet, daß sie die Süssigkeiten des Umganges, das entzückende Vergnügen der Freundschaft: die unerschöpflichen Freuden der Imagination, schmecken kan? Wer anders, als unser Schöpfer; der uns {Apostel-Gesch. 17, 25.} Leben, Othem und alles giebt was wir haben? Er unser Erlöser, der auch {Röm. 8, 32.} seines eingebohrnen Sohnes nicht verschonet; sondern ihn zu unserer Freude und Glück, dahin gegeben.
Wir Alle, halten den Undankbahren, für einen Schandfleck der Menschen-Natur. Ferne sey es denn von uns, besonders denen, die noch in den |a453| |b432| |c482| Jahren stehen, wo wir die Freuden der Sinne am stärksten empfinden – Ferne sey es von uns, unsre Ergözungen, ohne Gott zu geniessen! – Wohlan! wir wollen, wie es dankbahre, edle Seelen geziemet, keine Freude der Augen, Ohren und übrigen Sinne geniessen, ohne uns dabei des liebreichen Gebers, Gottes, unsers Grösten, unsers einzigen Wohltäters, mit innigem Dank zu erinnern, und ihn mit vergnügtem Munde dafür zu preisen. – Jede Freude wollen wir Ihm weihen: es uns recht über alles angelegen seyn lassen, daß wir sie mit Seinem Beifall geniessen! – – Und alle unsre irrdischen Freuden wollen wir so gebrauchen, daß wir dadurch unsern Fleiß und Arbeitsamkeit in Seinem Dienst; und überhaupt unsern frölichen Gehorsahm gegen seine Gebothe verstärken!
Gottes Gebothe aber, kommen alle nach Röm. 13, 8–10 in dem Einzigen zusammen, Liebe deinen Nebenmenschen eben sowohl als dich selbst. – Wollen wir also bei unsern Ergözungen dankbahr gegen Gott seyn: so müssen wir sie auch zweitens, – Mit einem Menschenfreundlichen, und auf die Ewigkeit gerichtetem Herzen geniessen.
Wie? wir Christen, solten gleich Wilden und Barbaren unsere Ergözungen zum Schaden, zur Kränkung, Betrübung, zur Beleidigung unserer Nebenmenschen gebrauchen? Solten, gleich jenem Unsinnigen beim Salomo , Feuerbränder, Pfeile und Todt um uns herumwerfen, und sagen, Ich bin lustig? – Wir, die wir durch die Bibel belehret wissen, {Matth. 25.} daß unser ewiges Schicksahl nach |a454| |b433| |c483| dem Tode, vornemlich nach den Menschenfreundlichen Thaten, die wir hier verrichtet, wird entschieden werden! {Römer 12, 4–6.} Daß alle unsre Nebenmenschen nebst uns; Glieder EINES Gemeinschaftlichen Leibes sind, wovon Jesus Christus das Haupt ist! {Epheser 3, 15.} Daß sie alle zu der Familie Gottes gehören. {1 Johannis 4, 9–21.} Daß wir in jedem Menschen, Gott selbst lieben; den Gott, dem wir alles unser Glück in Zeit und Ewigkeit zu verdanken haben!
Doch ich zweifele nicht, ein jeder wird hierin mit mir völlig einstimmen; daß wir unsre Ergözungen, als Menschen-Freunde und Geschöpfe für die Ewigkeit bestimt, geniessen müssen. Räumet ihr aber dieses ein: so müsset ihr auch folgende Vorschriften unserer irrdischen Ergözungen für unsre Pflicht und Ehre erkennen. – Wir müssen nämlich, die Ergözungen nicht beständig geniessen wollen. Nicht eben so viel, oder gar mehr Zeit, darauf verwenden als auf gemeinnüzige Arbeiten. Sie nicht schwelgerisch, als unser Geschäfte, sondern mit grosser Mässigung, als das Gewürz unsrer Geschäfte geniessen. In steten Gesellschaften, Gastmahlen, Lustbahrkeiten, und Zerstreuungen leben; bei dem Genuß der einen Ergözung schon wiederum auf eine neue sinnen, das sezet unsre Tugend den grösten Gefahren aus, und stürzet uns, wie die Erfahrung lehret, unausbleiblich in allerlei Laster! Menschen die fast nichts thun, als von einer Ergözung und Zerstreuung zur andern gehen; gleichen den Wirthshäusern am Landwege, die jedem Landstreicher offen stehen. – In steten Gesellschaften und Lustbarkeiten der Erde leben, das benimt auch, |a455| |b434| |c484| selbst unsern Ergözungen, am Ende, allen Geschmack. Sie werden uns gar zu gewohnt. Sie erregen immer neuen Durst nach andern Lustbarkeiten. Ein Ewiger Cirkel, von Erwartung neuer Ergözung und Eckel, wenn sie nun da sind; Herablassung bis zu kindischen Zeitvertreiben; und die rastlosesten, ausschweifensten Lüste, sind die Folgen davon! – Aber solcher gar zu häufige Genuß der Ergözungen, kan auch nicht mit der Menschen Liebe und unserer künftigen Rechenschaft bestehen. Denn wir verschwenden alsdenn die Zeit, Kräfte und Güter, die uns Gott anvertrauet, um sie zum Wohl der menschlichen Gesellschaft heilsahm anzulegen. Wir werden also dadurch Menschenfeinde! {Matth. 25, 26–30 } Und haben in der Ewigkeit alle die Schrecken und Strafen jenes faulen Knechtes zu erwarten.
Sollen wir unsre irrdischen Ergözungen als Menschenfreunde, und für die Ewigkeit bestimte Geschöpfe geniessen: so müssen wir auch ferner, uns bei einer jeden Ergözung die Frage vorlegen: „Wird dadurch auch irgend einer meiner Nebenmenschen beunruhiget, beschädiget, beleidiget? Wird dadurch, auch irgend ein Gesez Gottes, der Keuschheit, der Gerechtigkeit, Arbeitsamkeit, Wohltätigkeit verlezet?“ Denn kein einziges Gesez Gottes kan übertreten werden, ohne Menschen zu beschädigen und zu betrüben! – – Wenn denn nun, unsre Ergözungen vielen Menschen den Schlaf, und vielleicht auch ihre Gesundheit rauben; über eine ganze Stadt Unruhe und Erschrecken verbreiten; Kranke und Schwächliche zum Schaden ihrer Gesundheit und Lebens be|a456|unruhigen; und uns in Gefahr sezen, durch Er|b435||c485|schrecken schwangerer Personen, Menschen zu tödten ehe sie noch das Tageslicht erblicken . – Christen! – Und ihr Jünglinge besonders; deren Sitten durch feinere Erziehung und Umgang gebildet worden. Sagt! Sind das – Ergözungen?
Wahr ist es freilich! Was auch immer kaltherzige Menschen uns von dem Vergnügen der Einsamkeit, und freudenloosen Einsiedelei vorreden mögen; so bleibt es doch richtig, was uns unser Schöpfer sagt, Es ist nicht gut daß der Mensch alleine sey! Wie eine Reise, auch bei dem Anblick der schönsten Gegenden, uns unausstehlich wird, wenn wir sie alleine thun: so ist es auch mit unserer Reise zur Ewigkeit beschaffen. Der weise und allgütige Schöpfer hat uns zu geselligen Freuden gebildet. Und darum können wir Gesellschaften, frohe Gefärten auf unserer Reise nicht entbehren!
Aber eben so wahr ist es, daß keine Freuden der Erde, die wir ohne Gott; oder gar mit seinem Misfallen geniessen, uns wahrhaftig erfreuen können. Je mehr ein solcher Mensch dem Glück |a457| nachläuft, desto weiter fliehet es von ihm! Gleich den Rädern an einem Waagen, welche, wenn sie auch noch so geschwinde eilen, doch immer gleich weit von einander entfernt bleiben. Bauet Palläste, leget die künstlichsten Gärten, gleich Paradiesen, an; eine Menge von Bedienten umringe euch die auf jeden Wink achten; häufet Silber und Gold bis zu unermeslichen Summen an; haltet Sänger und Sängerinnen; eröfnet alle Quellen der Natur und Kunst, um durch jeden Sinn |b436| |c486| Wollust in die Seele zu leiten! Fehlet es euch dabei, an Gottes Beifall; geniesset ihr diese Dinge, ohne Gott, mit einem undankbahren, gegen euren Schöpfer kalten, und gegen eure Mitgeschöpfe liebloosen Herzen: so werdet ihr nicht allein finden, daß dieses alles ein Dunst, ein Traum ist; sondern alle diese eure Freuden werden auch durch Nachreue, durch peinliche Blicke in die Zukunft und das Grab; und die Vorwürfe des verlezten Gewissens, euch zu Pein und Quaal werden.
Hingegen, mit Gott, das heißt, mit einem Herzen voll, von Dank gegen Ihn; von Liebe zu seinen Menschen, und Empfindung seiner eignen Hoheit, die irrdischen Ergözungen geniessen: das wird uns für aller sündlichen Lust bewah|a458|ren, die am Ende nichts als Schande und Elend nach sich ziehet. Das wird auch unser Vergnügen bei den irrdischen Ergözungen verdoppeln. Denn es sezet uns in den Stand, jede irrdische Freude, als einen sichtbahren Beweiß der Vaterliebe Gottes, und als einen geringen Vorschmack Seines ewigen Glücks im Himmel anzusehen! – – Dies alleine also, ist die ächte Kunst, bei irrdischen Ergözungen recht froh zu seyn!
c: Sonntage
c: Kana
c: – Mancher
c: v. 11.
c: Kana
c: ø
c: Reichthum,
c: Hausgeräte
bc: Erhabnern
bc: unzertrennlich
c: der gütige Vater
c: unsern Heiland
c: reichlich;
c: Er
c: ergözen!
bc: 1.
c: Kana
b: v.
b: v.
bc: sie
b: v.
c: Königinnen
c: die Stunde
b: 7.
c: Kap. 7.
b: v.
c: vers
c: drei
b: einen
c: sieben Tage
c: überdem,
c: Endlich
c: sezen: denn ein
c: v.
c: ihnen,
c: (Dies
c: Gefässe)
bc: v.
bc: v.
c: indessen
bc: v.
c: wann
bc: v.
c: Kana
b: Heiterkeit
c: M.
bc: Leblose
c: Er
c: Seiner
c: Er
c: Notdurft
c: verwelken;
c: Baum-Blüten
c: Apostel Geschichte
c: uns
c: ø
c: Er
c: Wohlthätigkeit
c: mann
c: Trauer-Haus
c: Gott
c: Kapitel
bc: Haupt-Summen
c: Gottes
c: Gott
c: Kreatur
c: Kapitel
c: Gott
c: Alles
c: Kap.
bc: 20.
c: Gott
b: Ceremonie
c: Leichen-Caerimonie
b: was
bc: Schatten
bc: Nimm
c: Kap.
c: Es
c: nimmt
c: „dann
bc: v.
bc: v.
bc: v. 6.
c: Beweis
bc: Es
b: Holz:
c: von besserm, edlerm Holz,
c: gemeiniglich,
c: Narren
c: Klienten
c: genug
c: hochgeehrter,
c: weltberümter
c: gleicht
c: Gott
b: Verächtlich?
c: Verächtlich!
bc: Trauerhaus
c: Leben,
c: Verdruß,
c: Gott
c: Weisheit
c: Kapitel
c: Kap.
c: von
c: die
bc: Erde
c: genissen,
b: gebrauchen
c: Gott, gebrauchen
bc: herrlichsten
c: Töne
bc: kann
bc: Apost. Gesch.
c: Seinem
b: fröhlichen
c: frolichen
c: Seine
c: Gott
c: gerichteten
c: Salomo
c: Pfeile,
bc: Matth[.]
bc: EINES
c: 9–21
c: Gott
c: benimmt
bc: ausschweifendsten
c: Menschen-Liebe
c: unsrer
c: Gott
c: Matthäi 25[,]
b: Matthäi 25[,] 26–30.
c: bestimmte
c: Gottes
bc: Woltätigkeit
c: Gottes
c: Christen!
c: Jünglinge
c: das
c: Schöpfer
c: Gesellschafter
c: Gott
c: Seinem
c: Gottes
c: ohne Gott
c: Schöpfer
b: lieblosen
c: Ihn
c: Seinen
c: vor
c: Vaterliebe Gottes
c: Seines
c: allein
z: ø