|a[489]| |b469| |c519| Evangelium am sechsten Sontage nach Epiphanias.
Matthäi 17, 1–13.
(und in den
Parallel Stellen,
Marci 9, 1–13.
Lucä 9, 28–36. und 2
Petri 1, 16–19)
{vers 1} Nach sechs Tagen (nämlich vollen Tagen, oder wie Lucas sagt vers 28., über acht Tage) nahm Jesus , Petrum , Jacobum und seinen Bruder Johannem mit sich, und fürete sie allein, auf einen hohen Berg. Den Nahmen dieses Berges finden wir nirgends. Seit langen Zeiten hat man geglaubt, es sey der Berg Thabor in Galiläa gewesen. Aber man irret. Denn dieser liegt 20 Stundenweges von der Stadt Cäsarea Philippi, wo sich Jesus damahls aufhielt. Matthäi 16, 13. Petrus nennt ihn 2 Brief 1, 18 den heiligen (ehrwürdigen) Berg, eben wegen dieser grossen Begebenheit die ihn merkwürdig machte. Denn daselbst,
{vers 2. 3} ward in ihrer Gegenwart die Gestalt Jesu verändert! sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß als das Licht. (eben jener Glanz des Gesichtes machte sie weiß)
Und sie sahen Mosen und Eliam , welche sich mit ihm unterredeten. (Daß es
Moses und
Elias waren, wusten die Apostel, von
Jesu , der sie in der Unterredung mit ihnen bei ihren Nahmen
nante, oder hernach es den Aposteln
sagte) Diese zwei grösten Propheten des
A. T.
unterredeten sich mit
Jesu , über den
|a490| |b470| |c520| Todt den er zu
Jerusalem dulden
solte; nach
Luca vers 31.
{vers 4–8} Petrus aber sprach, (nachdem Moses
und Elias
schon weg waren, Lucä vers
33.)
laß uns hie bleiben. Wenn du willst, so wollen wir drey Gezelte bauen, für dich eins, für Mosen eins und Eliam eins. Er bedachte aber nicht was er redete (Lucä
vers 33) So sehr in dem
Character Petri , den seine natürliche Hize und brennende Freundschaft zu
Jesu ohne die Leitung sicherer Grundsäze, in hundert unbesonnene Reden und Thaten fortriß!
Da er noch redete bedeckte sie eine lichte Wolke. Und eine Stimme aus der Wolke sprach – Dies ist mein geliebtester Sohn! Ihm sollt ihr gehorchen! Mit andern Worten, „Verlanget nicht
Mosen und
Eliam , erwartet keine Auferstehungen und Erscheinungen Verstorbener. Dieser mein Sohn soll euch alles lehren!
vergl.
vers 4.“ –
Die Jünger als sie das höreten, stürzten, sehr erschrocken zur Erde nieder. Jesus aber gieng hin, ermunterte sie und sprach, Stehet auf und fürchtet euch nicht. Und da sie ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand, als Jesum alleine.
Beim Herabsteigen vom Berge befahl ihnen Jesus , Saget niemanden dieses Gesicht, bis daß des Menschen Sohn wird vom Tode auferstanden seyn. (Um
Gärungen unter der Nation zu vermeiden, die damahls gegen die
Römer erbittert, jeden Anlaß zur Empörung ergriff, verboth
Jesus die
Bekandtmachung bei seinem sichtbahren Aufenthalte auf der Erde.)
Die Jünger|a491| |b471| |c521| aber fragten ihn, aber die Gesezgelehrten sagen ja, daß Elias erst kommen muß. (nämlich ehe der
Messias komt. Es
solte dieses eine Gegenvorstellung über jenes Verboth seyn. Aber, wollen sie sagen, „jene Geschichte wird vielmehr dazu dienen, die Nation von deiner
Messias Würde zu überzeugen.“)
Jesus antwortete. Allerdings muß Elias vorher kommen und alles bereiten.
(nach
Malachiä 4, 5.
6)
Und ich sage euch, Elias ist schon da. Sie erkennen ihn aber nicht dafür, sondern gehen mit ihm nach ihren Lüsten um.
(beim
Herodes ward er ein Opfer des Zorns; bei der
Herodias , des Hasses; und
bei den Juden, der Verleumdung.)
So wird auch des Menschen Sohn von ihnen leiden. Da verstunden die Jünger, daß er von Johanne dem Täufer mit ihnen redete.
Diese Verklärung Jesu wird uns deutlich genug beschrieben. Seine Gestalt nämlich verwandelte sich. Das Gesicht glänzete gleich der Sonne. Seine Kleidung ward weiß wie der Schnee. Moses und Elias kamen vom Himmel und unterredeten sich mit ihm. Endlich erscholl eine Stimme aus der leuchtenden Wolke, – Dies ist mein geliebter Sohn. Ihm sollt ihr gehorchen! – Das sind nun freilich lauter wundervolle Umstände. Aber in dem allen ist doch nicht das geringste Unmögliche; oder Ungereimte, oder Unanständige; oder auch nur Unwahrscheinliche.
Wozu aber eine solche Verklärung? – Ich antworte,
zum Beweise einer Religion, welche der Seegen der Welt ist. Und schon dies wäre genug, uns die
Schicklichkeit dieses Wunders zu lehren.
|a492| |b472| |c522| Aber es läßt sich noch manches Nähere über die Absichten dieser Begebenheit, mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen. –
Dadurch wurden die schwergläubigen Apostel auf den bevorstehenden Todt
Jesu vorbereitet. In ihrer Gegenwart unterredete sich
Moses und
Elias mit
Jesu darüber. Und dieser
augenscheinliche Beweis der Hoheit
Jesu verwahrete sie gegen das
Aergernis seines
Kreuzes Todes. –
Ueberhaupt stärkete diese Verklärung, die vernünftige feste Ueberzeugung der Apostel von der göttlichen Sendung ihres Herren. Und bei ihren väterlichen Vorurtheilen, bedurften sie gar sehr jeder solcher Stärkung.
{2 Petri 1, 16–19} Nicht auf künstlich ersonnene Fabeln, sagt Petrus
,
gestüzt, predigen wir euch die mächtige Zukunft des Herrn Jesu Christi .
(zum Gericht über die Welt. Siehe
Kapitel 3)
Sondern wir sind –
AUGEN ZEUGEN –
seiner Majestät gewesen. Denn Gott der Vater gab ihm die erhabenste Ehre; als folgende Stimme von seiner höchsten Majestät erscholl, dies ist mein innigst geliebter Sohn! Diese Stimme haben wir gehört vom Himmel erschallen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berge waren. Und dadurch ist die Weissagung
(von der Zukunft
Jesu zum
Welt Gericht vers 16)
um so viel sicherer geworden. Ihr werdet also wohl thun, darauf zu achten, als auf ein Licht das euch in einer dunklen Gegend leuchtet, bis daß der Tag anbricht
und der Morgenstern bei euch aufgehet. –
Vielleicht solte auch diese Begebenheit den Aposteln und der ganzen Nachwelt, eine
Sinnliche, in die Augen
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Versichrung von der für die wichtigsten Laagen des menschlichen Lebens so überaus trostvollen und aufmunternden Wahrheit seyn, daß die Seeligen im Himmel sich unter einander wieder
erkennen; und
die hier angefangene Freundschaft ewig fortsezen werden.
Moses und
Elias waren schon, (oder vielmehr ihre Leiber) jener vor mehr als funfzehnhundert, und dieser vor fast tausend Jahren gestorben. Und noch waren sie
Moses und
Elias . Sezet, der Gesezgeber der Juden, hätte nach seinem Tode nicht mehr gewust was für eine Person er hier in dieser Unterwelt
gewesen, nicht mehr sich des
Aaron , des
Josua ,
der siebenzig Gehülfen, der Repräsentanten der Nation, kurz der Handlungen und Personen nicht mehr sich erinnert, die ihn in dieser Welt, gerade zu
Moses machten. Eben also lasset den
Elias aus dem
Becher der Vergessenheit trinken, und nun auf einmahl nichts mehr von
Ahab , den
Baals Priestern, dem Königreiche Israel und Juda wissen. So hätten sie denn, gleich nach ihrem Eintritt in den Himmel aufgehöret,
Moses und
Elias zu seyn. Und wie
konte nun vernünftiger weise gesagt werden, daß aus der unzälichen Menge der Seeligen im Himmel, gerade
Moses und
Elias zu Jesu
gekommen? – „Aber sie waren es doch ehedem gewesen!“ Allein keine Sprache redet so verworren, Personen,
Moses und
Elias zu nennen, die schon seit Jahrtausenden aufgehöret,
Moses und
Elias zu seyn.
Jedoch! Dies ist nicht der einzige Beweis. Die Bibel beschreibet uns jenes Leben als einen Stand der
Vergeltung; der Belohnung oder Be
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{Römer 2, 6–8} Gott wird dort geben einem jeden nach seinen Thaten. Denen, die durch beharrlichen
Tugend Wandel nach der unvergänglichen Würde und Belohnung gestrebet, ein
Ewiges Glück.
Den Widerspenstigen aber, welche der Wahrheit ungehorsam dem Laster folgen,
schwere Straffe. Dort also soll
jede fromme That ihren Lohn finden. Die
zärtliche Mutter die hier, ihr krankes Kind zu pflegen, allen Lustbahrkeiten entsagt und zum Märtyrer geworden. Der
fromme Ehemann, dem die Besserung und Beglückung seiner verirreten Gattin, viel tausend Thränen, Seufzer, Ueberwindungen, schlaflose Nächte, mehrere Jahre nach einander gekostet. Der
fromme Sohn armer niedriger Eltern, der in seiner ersten Dürftigkeit, in der Stille Tage hungerte weil er das
Brodt seinen schmachtenden Eltern gab; und hernach als er zu den höchsten Posten in der Welt erhaben worden, ihnen täglich dankbahr die Hände
küßte; sie in seinem glänzenden Pallaste, für die gröste Merkwürdigkeit, für den kostbahresten Schaz
ansahe; von ihnen bei ihrem Tode sich noch den lezten Seegen
ausbat; mit zitternder Hand ihnen die Augen zudrückte, und ihre erblaßte Wangen mit Thränen der
Wehmut benezte. Der fromme
Advocat, Richter, Arzt, Staatsmann, Monarch, der hundert Glückliche hier gemacht. Die alle sollen dort für ihre edle, christliche Thaten den Lohn empfangen. Sie müssen also, sich jener edlen Thaten bewust seyn. Und so muß ja jene Mutter, ihres Kindes; jener Ehemann, seiner Frau; der Sohn seiner Eltern; der
Advocat, Arzt, und
Monarch; der Menschen denen sie wohlgethan, sich erinnern,
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und wenn sie sich im Himmel befinden
, sie wieder erkennen. – Solte auch hier noch ein Zweifel übrig bleiben; so wird auch der gehoben, wenn uns
Gott lehret, daß die Tugendhaften aller Zeiten und Gegenden, dort im Himmel, zu
Einer Gesellschaft verbunden werden. Sie werden in die Gesellschaft
Abrahams ,
Henoch , Moses ,
Paulus , und aller der grossen würdigen Menschen kommen, die durch alle Jahrtausende hindurch in allen Gegenden der Welt gelebet.
„Dies, wird
man uns dort sagen,
das ist
Abraham ! Jenes,
Paulus !
u. s. f.
“ So müssen ja Abraham
, und
Paulus , von ihren
Bekandten und Freunden wieder
gekandt seyn. –
{1 Thessalonicher 4, 17} Wir werden, sagt
Paulus ,
zugleich mit ihnen, (den Verstorbenen)
bei Jesu seyn. – Und in jener
Herz erhebenden, entzükenden Stelle –
{Hebräer 12, 22–24} Eure Religion füret euch zu der Stadt des Ewigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem. – Und den Myriaden der Engel. – Zu der festlichen Versamlung und Gemeinde der vornehmsten Bürger des Himmels. (der noch über die Engel erhabenen Geister) –
Und zu dem Regenten; dem Gott aller Völker. – Und zu den Geistern der Vollendeten (Eingeweiheten)
Tugendhaften. –
Und zu dem Mittler des neuen Bundes Jesu !
Eltern! Ehegatten! Kinder! Freunde! Nehmet das Gegentheil von dieser Lehre
des Wortes Gottes an. Und auf einmahl wird uns, das Liebste auf der Welt, gerade das Schrecklichste.
Schrecklich der Anblick derer die wir lieben! Quälend unsre süssesten, zärtlichsten Verbindun
|a496||b476| |c526|gen! Fürchterlich jede Regung der Zärtlichkeit die unser Herz fület! Nein! Nein! So hat der
Vater der Freude uns unser Leben nicht vergället! Jene edle Freundschaften die wir hier stiften, die entzückenden Verbindungen die wir knüpfen, der reizende Umgang mit unsern Gatten, Kindern, Freunden
: das alles ist nur der
Anfang der Freundschaft, der Verbindung, des Umganges der im Himmel unsre Wonne seyn wird. Das alles ist nicht für diesen Tropfen der Zeit, sondern für – die
Ewigkeit. Der Todt
unterbricht unsre Verbindungen, aber er trennet sie nicht. Gleich nach dem Tode, dort in unserm Vaterlande, finden wir sie wieder, die Lieblinge unseres Herzens. Den
Ehegatten der uns die Reise durchs Leben versüsset. Die
Kinder welche uns so viel Mühe gekostet aber auch mit so viel Freude belohnet. Die
Freunde welche der Trost und die Freude unsers Lebens waren. Sie gehen uns voran. Und nach einer kurzen Zeit werden wir ihnen folgen, sie wieder kennen; uns aller der Freuden, Erquickungen, aller der seeligen Stunden in ihrem Umgange erinnern; die unterbrochene Freundschaft wiederum erneuren, sie zu
himmlischer göttlicher Freundschaft erhöhen, und – in alle Ewigkeit fortsezen.
Abkürzungsauflösung von "A. T.": Altes Testament