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Evangelium am 9 Sontage nach Trinitatis.
Lucä 16, bc√ 1–15.
{Matth. 7, 28. 29} Mächtig war der Unterricht Jesu ; und nicht
wie das Trokene, Unschmakhafte, kraftlose Geschwäz der Pharisäer! – Nicht allein trug er die allerreinsten und wichtigsten Wahrheiten vor; gesäubert von allen Irtümern, und unaussprechlich heilsam für die Welt.
Er trug sie auch auf die beste Art vor. So klar, ohne Dunkelheit und Rätsel: so kurz, ohne ermüdende Umschweife: so angenehm;
unterhaltend, und besonders so herablassend zu den Fähigkeiten auch des Schwächsten!
Menschen sind nicht bloß Geist, sondern auch Körper: man muß daher nicht bloß zu ihrem
Verstande, sondern auch zu ihren
Sinnen sprechen.
Darum sind die Reden
Jesu voll von Geschichten, Erzälungen, Gleichnissen, Exempeln, und Bildern; womit er die unsichtbaren Wahrheiten, uns gleichsam vor die Augen stellet, und durch Hülfe der Sinne, tief in die Seele drückt.
So lehret diese
Gleichnis-Rede, oder Erzälung
von dem
listigen Haushalter * , oder
|a122| |b122| |c122| vielmehr, sie
mahlet uns das grosse Stück der Weisheit
ab; worin der
weise Gebrauch der irrdischen Güter bestehe? –
Die Irrdischen Güter müssen wir brauchen, um uns Gott zum Freunde zu machen: wie unterhaltend, und kräftig wird diese Wahrheit, durch die Erzälung
Jesu, unserm Verstande und Herzen übergeben,
c√ gleichsam eingeflösset!
|a121*||b121*| |c121*| * Nicht die Ungerechtigkeit, sondern die Verschlagenheit die List, ist der Haupt-Zug in diesem Gemälde. Das ist die Eigenschaft dieses |b122*| |c122*| Haushalters, worauf Jesus , die Moral der Erzälung bauet. Es ist also nicht genau geredt, wenn man dies, die Parabel vom Ungerechten Haushalter nent.
{vers 1–8} Es war ein reicher Mann der hatte einen Haushalter; welcher bei ihm angegeben ward daß er seine Güter durchbringe. Der Herr forderte ihn also vor, und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Thue Rechnung von deiner Verwaltung: denn du kanst nicht ferner mein Haushalter seyn. Der Haushalter aber überlegte bei sich: was soll ich nun thun? Mein Herr nimmt mir die Verwaltung. Das Land bauen? Dazu bin ich nicht stark genug. Und zu betteln schäme ich mich. – Doch! ich weis schon was zu thun! Ich will es so einrichten, daß mich die Schuldner meines Herren in ihr Haus und Kost nehmen, wenn ich von der Verwaltung abgesezt worden. – Nun berief er einen jeden der Schuldner seines Herren; und sprach zu dem Ersten: wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete, hundert Tonnen Oel. Und|b123| |c123| der Haushalter sprach; nimm hier deine Handschrift, seze dich hin und schreibe hinein, Funfzig. Darnach fragte er den andern: und du, wie viel bist du schuldig? Er antwortete, hun|a123|dert Malter Weizen. Und der Haushalter sprach; hier hast du deine Handschrift, schreibe hinein, Achtzig. – Ein schändliches Verfahren! Aber listig! Er brauchte die Güter seines Herren, um sich Freunde zu machen. – Und sein Herr lobte den ungerechten (treulosen) Haushalter: – und warum lobte er ihn? Etwa, wegen seiner Treulosigkeit? Vielmehr wird ihm diese vorgeworfen: „er lobte, heißt es, den Treulosen Haushalter.“ Oder weil sein Betrug fein ersonnen war? c√ Handschriften verfälschen, ist gewiß kein feiner Betrug. Er lobte ihn, wie man die Voraussicht eines Betrügers lobt[.] – Daß er klüglich gehandelt hatte; daß er mit Vorsicht für die Zukunft gesorget. Denn, die Kinder dieser Welt, (diejenigen welche in den irrdischen Gütern ihr Glück suchen, die Irrdisch-Gesinte) sind klüger als die Kinder des Lichts (die Christen, Erleuchtete, welche das Licht des Evangelii haben. Ephes. 5, 7. 8) in ihrem Geschlecht. (Art des Verfahrens, in ihrem Betragen.) – „Die Irrdisch-Gesinte beweisen in ihrem Betragen mehr Klugheit, als so manche Christen.“ Sie beweisen so viel Sorgfalt und Verstand in Wahl und Gebrauch der Mittel, ihre irrdische Absichten zu erreichen, als viele Christen zur Erlangung ihrer grossen, ewigen Zwecke nicht beweisen. Mit solcher |b124| |c124| Voraussicht dachte der treulose Haushalter an die Zukunft. So bedachtsam wich er den Gefahren aus. So ernstlich sann er auf die Mittel, seinen künftigen bequemen Unterhalt sich zu sichern. vers 3. 4–7. Ein Geldgeiziger, wie studirt er auf allerlei An|a124|schläge Geld zu machen? wie unermüdet ist er Tag und Nacht seinen Geldgeiz zu befriedigen? Und wie viel bessere Christen würde die Welt sehen, wenn alle bc√ die diesen Nahmen füren, mit gleicher Einsicht und Anstrengung für ihre Tugend sorgten!
{vers 9} Und ich sage euch auch: – dies ist also die
Lehre, die Moral, der Gleichnis-Rede, –
Machet euch Freunde, (der Freund, von dem hier
Christus redet, ist
Gott. Denn nur dieser kan in die
ewige Wohnungen aufnehmen, nur dieser gebiethet über das ewige Schicksahl des Menschen,
Lucä 12, 4.
5)
mit (durch)
den ungerechten (treulosen)
Mammon: (ein syrisches Wort, welches,
Geld, Reichthum, bedeutet)
damit
wenn ihr nun darbet, (richtiger,
sterbet. Das Wort beim Evangelisten
heißet, das
Leben verlassen, ein sanfterer, feinerer Ausdruck des Todes.)
sie euch aufnehmen, (man euch aufnehme)
in die ewige Hütten. – – Nach einer
genaueren Uebersezung lautet dieser Denkspruch unsers Heilandes so: „Machet euch durch den
Treulosen Reichthum Gott zum Freunde: damit
er, nach eurem Tode, euch in die
ewige Wohnungen aufnehme.“ –
Treulos nent Er den Reichthum. Nichts
druckt die Natur der irrdischen Güter kräftiger aus, als
|b125| |c125| dieses einzige Wort. Der Reichthum, und alle Güter der Erde, erfüllen
niemals die Hofnung ihrer Besizer. Wir schmeicheln uns alsdenn
recht glücklich zu seyn, wenn wir nur grosse Summen und hohe Ehrenstellen besizen. Sie werden uns zu Theil. Aber nicht lange darnach werden wir ihrer
|a125| gewohnt, und verliehren den Geschmack daran; und nun sind wir im Schoos des
Reichtums und Ansehens, eben so
freudenlos, so unruhig und unzufrieden als vorher. Eben diese irrdische
Güter die uns heute freundschaftlich anlachen; wie
treulos verlassen sie uns ofte, schon nach wenig Tagen? Und endlich, beim Tode, verlassen sie uns gewiß, und auf ewig. –
Treulos sind alle Güter der Erde! Was kan nun weiser seyn, als uns damit
Den zum Freunde machen, dessen Freundschaft
Ewig wäret, und
Unaufhörlich beglücket!
{vers 10–13} Wer im Geringsten Treu ist, der ist auch im Grossen Treu. Und wer im Geringsten Unrecht (Treulos)
ist, der ist auch im Grossen Treulos.
Wenn ihr nun in dem Ungerechten Mammon (beim Besiz des
treulosen, unbeständigen, flüchtigen Reichthums)
nicht Treu seyd:
wer wird euch das Wahrhafte (beständige, dauerhafte)
anvertrauen? „Wenn ihr beim Besiz der
geringeren Güter, der Güter dieser Erde nicht treu seyd: so könnt ihr nie hoffen die
grösseren, die Güter der Ewigkeit, zu erlangen.“ –
Und wenn ihr in dem Fremden nicht Treu seyd, wer wird euch geben dasjenige was Euer ist? „Wer
|b126| |c126| Fremdes ihm Anvertrautes Gut verschwendet, der wird gewiß noch weniger spahren, wenn er sein
Eigenes erhält! So auch, wenn ihr die
Güter der Erde, wo ihr nicht zu Hause, nur Reisende seyd, nicht wohl anwendet: so hoffet ihr vergebens, die
Güter des Himmels, der euer
Va|a126|terland; eure Bestimmung ist, zu erhalten.“ –
Kein Hausknecht (im Hause gebohrner
Sclave. Ein
Sclave gehörte, ganz, mit seinem Vermögen, seinem Leibe, seiner Frau und Kindern, dem
Herren. Er muste also seinem
Herren, nicht bloß einige Dienste leisten; wie unsre Bediente, welche eben darum, gar wohl auch
zwey und mehreren Herren, und mit aller Treue dienen können. Sondern
mit allen seinen Kräften muste er ihm dienen.)
kan zweyen Herren dienen. (mit allen Kräften dienen, wie ein
Sclave thun
muß)
Entweder er wird Einen hassen, (weniger lieben)
und den Andern lieben; oder wird Einem anhangen und den Andern verachten (vernachlässigen.) „Immer wird er den Einen weniger und den Anderen mehr lieben; dem Einen anhangen und den Andern
vernachlässigen.“
Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen. {Matth. 22, 37} „Wie könnt ihr Gott,
als Gott, das heißt, mit
allen Kräften dienen; wenn ihr das Herz zwischen
Ihn und den Reichthum
theilet?[“]
{vers 14. 15} Dies
alles höreten auch die
Pharisäer, welche Geizig waren; und spotteten über ihn. Er aber sprach zu ihnen: Ihr seyds|b127| |c127| die ihr euch selbst
rechtfertiget vor den Menschen. (Genauer; „ihr rümet euch vor den Menschen“
Matth. 6, 1–5.
Kapitel 23. Das Wort des Evangelisten bedeutet auch, Rümen, Loben.)
Aber Gott kennt eure Herzen. Denn, (Ja!
Sicherlich![)] was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott.
Jesus redet hier bloß zu den
Pharisäern, welche vor den
|a127| Menschen mit ihrer Tugend prahlten, und auch wirklich die Gözen des Volks waren. Man muß demnach diesen Ausspruch, ja nicht von allem verstehen was hoch, angesehen ist unter den Menschen. Gerade das Gegentheil lehret die Religion
Jesu , welche will daß wir auch nach dem streben sollen, was Ehre, Achtung bei den Menschen bringt.
Römer 14, 18.
Philipp. 4, 8. 9.
u. a.
Der Sinn ist – – „Ihr Geizige heuchlerische Pharisäer, die ihr vor der Welt Geehrt, Angebetet
seyd, bei
Gott seyd ihr ein Greuel!“ – Und warum? Nicht, weil sie in der Welt Geehrt und hoch angesehen: sondern, weil sie
Heuchler und
Lasterhafte waren!
Nichts kan Weiser seyn, als dieser Unterricht Jesu
von den
Gütern der Erde. Wie behutsam und sicher wält Er auch hier die rechte Mittel-Strasse, zwischen jener
Unnatürlichen, so
genanten,
Philosophie, welche
ihnen
allen Werth abspricht, sie schlechterdings für nichts erklärt; oder der
Mönchs-Moral die sie gar für Sünde hält: und – dem
niederträchtigen Unsin, welcher sie für das höchste Gut des Men
|b128|schen ansiehet
Men
|c128|schen ansiehet
! – 1)
{vers 9. 11.} Der Reichthum, wie alle
irrdische Güter,
ist Treulos:
Unzulänglich uns zu
beglücken, und noch dazu so äusserst
Unbeständig, und Flüchtig. Immer täuscht er die
sanguinischen Hofnungen seiner Besizer: die
Freude die er giebt, ist nur leicht, sie lässet immer ein grosses Leere in der Seele. Tausend und aber tausend Zufälle können ihn uns jeden Augenblick rauben. Und endlich nach wenig Jahren müssen wir ihn ge
|a128|wiß verlassen, und auf ewig verlassen. – 2)
{vers 12. 13.} Ein Weiser muß daher sein Glück nie im Besiz der irrdischen Güter suchen. Sie sind so wenig für unsern Geist gemacht, als dieser für sie
gemacht ist. Sie sind nicht
Unsre, für Menschen, Unsterbliche Seelen, bestimmte,
Güter.
(vers 12.) – 3)
{vers 9.} Doch sie sind ein Mittel, uns Gott zum Freunde zu machen. Es ist also eben so wenig weise, sie als ganz nichtswürdig zu verachten.
{1 Timoth. 4, 1–5.} Es ist unweise, und
Gottlos, sie für Sünde zu erklären,
Welt, irrdische Güter, und
Gott entgegen zu stellen; gleich als wären sie Geschöpfe des Satans. Sie sind zwar nicht
Alles, aber doch
Viel Werth. – 4)
{vers 9. 12} Aber nicht der blosse
Besiz, sondern der Gottgefällige Gebrauch, machet sie für uns zu Glück. Reich seyn, ist kein Vorzug, keine Ehre, kein Glück. Tausende der niederträchtigsten, schändlichsten Menschen, Bösewichter
c√ gar sind Reich: und Tausende sind bei allem
Reichthum immer unzufrieden und misvergnügt. Nichts als der
Gottgefällige Gebrauch der irr
|b129||c129|dischen Güter, machet sie für uns zu Ehre und Glück. An
sich selbst, ohne Verbindung mit der Tugend betrachtet, sind sie
Nichts: aber in Verbindung mit der Tugend, sind sie
viel Werth; sind sie
Mittel, uns Gott zum Freunde zu machen. – – So
mache denn durch den vergänglichen Reichthum, dir Gott zum Freunde! So
wird Er dich, wenn du stirbst, in die Ewige Wohnungen aufnehmen. – Dies ist die Lehre, die Moral dieser Erzälung Jesu
.
Vers 9.
|a129| „Wie aber müssen wir
denn, die irrdischen
Güter brauchen, um uns dadurch,
Gott zum Freunde zu machen?“ – – Das lehret
Jesus , Selbst und durch seine Apostel,
an andern Orten. –
Nicht Stolz seyn, sich nicht thöricht brüsten mit dem hinfälligen Reichthum:
Nicht in Ihm, sondern lediglich, in dem
Ewigen Gott, unser Glück suchen:
Ihn mit inniger Dankbarkeit gegen
Gott, den Geber desselben und herzlicher Freude über
Ihn geniessen:
Damit wohlthun,
Reich an Edlen Thaten werden; Freigebig seyn, und Gesellig. – – Sehet hier, nach Erklärung der Bibel 1
Timoth. 6,
17–19, das Mittel, uns durch den hinfälligen Reichthum,
Gott zum Freunde zu machen, oder
nach
Pauli Ausdruck,
eine sichere Handschrift für das Rechte, Ewige Leben zu verschaffen. Denn, der ächte
Glaube an Jesum , diese einzige Bedingung der Seeligkeit, wirket unausbleiblich,
himmlischen Sinn und herzliche Liebe zu allem was|b130| |c130| Mensch ist.
Matth. 6, 19–23.
Galat. 5, 6. 13. 14.
Johannis 13, 34. 35.
u. a.
{1 Timoth. 6, 18} Wohl-thun sollen wir mit dem Reichthum. Folglich nicht bloß geben; sondern
mit Weisheit geben; so daß die Gabe, unserm Neben-Menschen, wirklich zum Glück, nicht aber zum Schaden und Unglück gereiche.
Gesunden Armen, die nicht arbeiten wollen; oder Bettlern auf der Strasse, geben; das ist keine
Wohlthat. Gebet ihnen auch grosse Summen: sie nuzen ihnen nichts, denn sie verschwenden sie alsbald. Das ist
wahre, und
grosse Uebel-That.
|a130| Man begehet dadurch eine
dreifache Ungerechtigkeit,
Unbarmherzigkeit und Grausamkeit. 1)
An dem Armen dem man giebt: denn man stürzet ihn in
Müssiggang und Laster; raubt ihm also das tausendfache
Vergnügen welches ihm Arbeitsamkeit und Tugend schaffen würde; sezt ihn gar in Gefahr um das
Ewige Glück zu kommen. 2)
An den wirklich-Armen,
Preshaften Personen. Diesen Allmosen den wir an den
Müssiggänger und Schwelger verschwenden, entziehen wir
jenem Elenden
Nebenmenschen, der auf seinem harten Lager, ohne Arzenei, ohne Stärkung, ohne
Hülfe und Pflege schmachtet! 3)
An dem ganzen Publico; denn diesem entziehet man Arbeitsame und Nüzliche Mitglieder; und belastet es hingegen mit
Müssiggängern, Schwelgern und Landstreichern. – Heißt das
Wohl-Thun? Sich
Gott zum Freunde machen? Oder vielmehr, was kan
Uebel-That seyn, was kan uns
Gott zum
Feinde machen: wenn es nicht eine solche unkluge Ver
|b131||c131|wirrung und Störung der Wohlfarth
Seines Reichs
thut. – Wohl-Thaten unweise angelegt, sind
Uebel-Thaten!
{1 Timoth. 6, 18} Reich werden sollen wir, an
Edlen Thaten. Also nicht bloß Allmosen-Geben; sondern auch, mit gutem Rath, und freundlichem Zuspruch das Vergnügen und Glück anderer befördern; die unterdrückte Unschuld
vertheidigen;
verlassene Waisen zu nüzlichen Bürgern auferziehen; dem Laster den Eingang unter unsern Neben-Menschen verschliessen;
jede Noth zu erleichtern und zu endigen,
jede Freude zu sichern und zu er
|a131|höhen trachten; mit einem Wort, unserm
Allmächtigen Vater gleich, nur im
Vergnügen und
Wohlthun unsere Ehre und Freude suchen. – Es giebt nur
Eine Tugend: alle die einzelnen Tugenden, sind nur Zweige, nur verschiedene Beweise der im Herzen herrschenden
dankbaren Liebe zu Gott, zu Allen
seinen Gebothen, und Allen
Seinen Menschen. Wenn wir nur ein
Einziges Gebot Gottes wissentlich und vorsäzlich übertreten: so sind Allmosen, auch zu Tausenden gegeben, nur Tugenden unsers
Geld-kastens, nicht aber unsers Herzens.
Jacobi 2, 10–12.
{vers 8} Für diese ächte, christliche Tugend
müssen wir denn, mit eben der Klugheit sorgen, wie die Irrdisch-Gesinte für ihre sündliche und irrdische Neigungen arbeiten. Alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen suchen: auf die Wahl der schicklichsten Mittel mit Ernst
|b132| |c132| denken: und diese wohl
ausgedachte Mittel mit aller Anstrengung gebrauchen. So überlegt der Geld-Geizige die Sache von allen Seiten, ehe er einen Handel schließt; sinnet mit grosser Anstrengung und Feinheit den zuträglichsten aus bei dem er am meisten gewinnet; wartet
ofte Monathe, ehe er einen entscheidenden Entschluß fasset; und keine Mühe, keine Gefahr, keine Enthaltung wird ihm schwer, womit er eine Summe erkaufen kan. Der
Ehrgeizige ruhet
c√ Tag
und Nacht nicht um seinen Plan auszufüren: aufmerksam auf alles, immer wachsam, immer auf seinen Zweck gerich
|a132|tet. – Sollen denn
nun die
Kinder der Welt, in ihrem Betragen klüger seyn, als die
Kinder des Lichts? Soll der
Geldgeizige, für seine
haabsüchtige, der Ehrsüchtige,
c√ seine
stolze, der Rachbegierige,
c√ seine
boshafte, der Unzüchtige, für seine viehische Absichten, mit mehr Treue
, Vorsicht und Eifer arbeiten? als wir Christen, für –
den Beifall Gottes, und eine Ewigkeit voll Glück?