|a730| |b156| c√ Diese Wahl
kan eigentlich dann erst recht geschehen, wenn man die Jahre des Verstandes erreicht, und diesen schon durch
mancherley zusammenhängende Kenntnisse und Uebungen, überhaupt zu Wissenschaften, gebildet
hat; und sie wird gemeiniglich zu der Zeit vollzogen, wo man die Schule verläßt, um sich nun näher zu einer bestimmten Lebensart vorzubereiten. Aber nur sehr
wenige können zu dieser Zeit schon vernünftig und bestimmt genug
wählen; – weil die Wenigsten rechte Vorerkenntnisse von den sogenannten höhern Wissenschaften, ihrem
Umfang und ihren Erfordernissen besitzen;
– weil die Meisten ihren
Verstand nicht genug gebildet haben, und zu sehr gewohnt sind, nach sinnlichen Eindrücken und dem
äusserlichen Reitz eines gewissen Standes zu urtheilen; und
– weil nur
|c141| Wenige so vorzüglich zu gewissen Beschäftigungen und Wissenschaften aufgelegt sind, daß
bey ihnen die Natur selbst unwidersprechlich für die ihnen angemessenste Beschäftigung entschieden hätte.
– Daher sollte man schon auf
Schulen, denen,
bey welchen man wirkliche Anlage zu Gelehrten bemerkte, eine allgemeine vorläufige Idee von allen Wissenschaften und dem, was dazu erfordert wird,
etwa nach der
Meineckschen Synopsis eruditionis vniuersae a√, geben;
bey allem Schulunterricht ja auf
eignes Denken junger Leute, auf Uebung ihres Verstandes, und auf Hervorbringung einer zusammenhängenden Erkenntniß sehen; ihnen in Zeiten richtige Begriffe von der wahren Gestalt und dem eigentlichen
Werth äusserlicher Dinge in der Welt, so wie von dem
|b157| rechten Zweck
verschiedner Stände,
beybringen, und
sie, Rechtschaffenheit und Gewissen über
alles schätzen lehren; endlich, wenn man
bey ihnen nicht ganz entscheidende Talente für eine
besondre Wissen
|a731|schaft bemerkte, durch öftere Unterredungen und aufgegebene
Versuche, besondre Gegenstände in gewissen Wissenschaften zu bearbeiten, zu entdecken suchen, wozu sie sich am besten schickten, und ihre Neigung besonders darauf leiten.