Sünde; sündigen, Sünde haben, thun;Sünder,Sünderin. Der Hauptbegriff, der
bey diesen Ausdrücken und
Redarten zum Grunde liegt, ist die
Einwilligung in jede unregelmäßige Begierde, die schon das eigne ruhige Bewußtseyn dafür erklärt Jac. 1, 14. 15. – Zwischen
Sünde habenundSünde thun beym Johannes 8, 34.1
Br.
1, 8. und 3, 4. 8. 9. ist der
Unterschied, daß jenes von dem
ehemaligen Zustand der Christen, an die er schrieb, und dieses von
ihrem gegenwärtigen Verhalten
ab√ als Christen gesagt wird;
und er
auch deshalb die Behauptung, so wir sagen, wir
haben keine Sünde
etc.
gleich selbst verwechselt mit, – so wir sagen, wir
habennichtgesündigt. Hingegen ist zwischen
sündigen und
Sünde thun weiter kein
Unterschied, nur daß
k.
2, 1. übersetzt werden
sollte: ob jemand gesündiget
hat, für, „ob jemand sündiget“ – Er will überhaupt sagen: Wir
alle können uns
ab√ eben nicht rüh
|a347||b347|men, daß wir uns nicht auf mancherley Weise versün
|d435|diget
|f442| hätten;
|e435| wenn wir denn aber nur das erkennen, so können wir uns in Christo
unsrer Begnadigung versichern, und haben nur darauf zu sehen, daß wir von nun an als Christen uns
vor fernern Versündigungen
hüten; denn ein solches Leben, wie ihr es bisher geführt habt, kann mit dem Christenthum nicht bestehen. –
|c371|Von keiner Sünde wissen2 Cor. 5, 21.keine Sünde gethan haben1 Petr. 2, 22.ohne Sünde seynEbr. 4, 15. sind gleichgeltende Redarten, durch welche aber nicht die Unmöglichkeit zu sündigen angezeigt, sondern das Nichtwirklich sündigen oder gesündigt haben behauptet wird.
DieSünde tragen;
s.
tragen .
Die Sünde herrschen lassen, oderihr dienen, und gegenseitig;Röm. 6, 6. 12. 14. 17. 20.imgleichenseine Glieder ihr zu Werkzeugen leihen6, 13. ist auch einerley.
EinenzurSünde machen, wie Luther übersetzt2 Cor. 5, 21. soll so viel seyn, als, ihn gleich einem Sünder behandeln.
Dieinwohnende,anklebende, oder
anhängende SündeRöm. 7, 17. 20. 21.
Ebr. 12, 1. sind
alle herrschende böse Neigungen in dem Menschen.
Justin nennt sie in der ersten Apologie 1, 7. die
eigne Lasterhaftigkeit, und
Epictet braucht dasselbe Wort im
Handbuch XXX. 8. – Wenn dir jemand sagt, dieser oder jener habe übel von dir gesprochen, so
antworte, er
wuste warlich nicht alles andre Böse, das
mireigen ist, sonst würde er noch mehr gesagt haben.
|a348| |b348| |f443|Die Sünde ist mächtig worden, Röm. 5, 20.
s.
mächtig .
|d436| |e436|Durch
einenMenschen ist die Sünde in die Welt kommenRöm. 5, 12. ist, in Beziehung auf die Mosaische
Geschichte vom Fall, eine Beschreibung der Ausbreitung
sündlicher Gewohnheiten und Fertigkeiten unter dem menschlichen
Geschlecht.
|c372|Die Sünde hatgeherrschtzum(eigentlichim)
Todev.
21. sie hat alles Unglück in der Welt
angerichtet:s.
Tod .
Die Sünde nahm Ursach am Gebot7, 8. 11. ist das, was man im
Sprüchwortsagt, je mehr Verbot, desto mehr
Trieb dawider zu handeln. Die ganze
Redart kömmt beym
Philo in der
SchutzschriftwiderdenFlaccus S.
522ff.
einigemal vor, wenn er unter andern sagt: „Sobald
der Pöbel einmal einige Gelegenheit zu sündigen ergreifen kann, so bleibt er nicht bey geringen Anfängen stehen
etc.
“
Sie sind allzumal SünderRöm. 3, 23. geht auf die
damalige Allgemeinheit des Sittenverderbens unter Juden und Heyden, nach dem Inhalt der beyden vorhergehenden
Kapitel und der eignen Bezeugung Pauli
v.
9.
Der Leib derSündeRöm. 6, 6.
s.
Leib .
Vergebung derSünde;
s.
Vergebung .
Zuweilen
haben nun auch diese Wörter
eine eingeschränktere Bedeutung, nach welcher Sünde denUnglauben,
Sünder Ungläubige
ef√Joh. 16, 8. 9.
Gal. 2, 15.
Ebr. 3, 13.vergl.
17. 18. vielleicht auch Ebr. 12, 3. oder auch
|a349| |b349|wollüstigeAusschweifungen,sündigen, unzüchtig
leben, |f444|Sünderin eine öffentliche liederliche Weibsperson Luc. 7, 37. 39. 47. Joh.
5, 14.8, 11.
2 Tim. 3, 6.2
|e437| Petr. 2, 14.
bedeutet; s.
in Sün|d437|den gebohren seyn, bey gebohren . Nach einem ganz besondern
Sprachgebrauch der damaligen Juden werden unter
Sündern oft
alle andre Völker verstanden, besonders in den Lebensbeschreibungen Jesu
, wo das Wort mit dem
|c373| Namen
Zöllner verbunden wird;
s.
Zöllner . Vielleicht wollte man
anfangs sie damit
auch nur für
Ungläubige schelten, bis man nach und nach den Begriff damit verband, als wenn die
übrigen Völker auch durchaus die
verruchtesten Bösewichter wären.
Soviel ist gewiß, daß
dieß der damalige Sprachgebrauch gewesen, und aus 1 Macc. 2, 44. 47. 48.
vergl.
mit 40.Gal. 2, 15. auch der ganzen Vorstellung Pauli
in
dem Brief an die Römer 2,
17.ff.
3, 9. erweislich. Jesus
selbst scheint ihn,
doch ohne Billigung, vor Augen gehabt zu haben Matth. 26, 45.
Marc. 14, 41.Luc. 24, 7., wo,
den Sündern überantwortet werden, so viel ist,
alsdenRömernüberantwortet werden, Luc. 18, 32.
Sünde, nicht zumTode undzum Tode, 1 Joh. 5, 16. 17. verstehe ich
nicht da Johannes
selbst
(wenn anders die Worte, vom 14.
v.
an, von ihm sind und nicht ein späterer Anhang) sich nicht weiter darüber erklärt hat. Soll man ihn aus andern Stellen seiner Briefe erklären, so könnte man
muthmassen daß eben der vorhergedachte Abfall der Widerchristen gemeint sey. Als Christen waren sie nach dem Johanneischen
Ausdruck (3,
14)
aus dem Tode zum Leben gekommen, fielen
sie wieder ab, so kehrten sie aus dem Leben in den Tod zurück; und wie er war
|f445|net, mit solchen gar keine Freundschaft zu unterhalten,
(v.
10, im
2. |d438|Br.
) so würde er hier
sa|e438|gen,bittet nicht für sie, weil sie eben keine Brüder weiter sind.
Abkürzungsauflösung von "ff.": folgende