Zurechnen. Hier sind die beyden Redarten zu merken:
Die Sünde nicht zurechnenRöm. 4, 8.
|e493|2 Cor. 5, 19.
und etwas zur Gerechtigkeit zurechnen, Röm. 4, 3. 5. 9. 11. 22.Gal. 3, 6.Jac. 2, 23. (1 Buch Mos. 15, 6.vergl.Ps. 106, 31.). Die erste bedarf keiner Erklärung; man denkt sich sogleich dabey ein Vergeben der Sünde, die Erlassung der Schuld derselben, ihre Nichtbestrafung. Aber auch die zweyte würde man nicht so schwierig gefunden haben, wenn man nicht das Wort
Verdienst, von Menschen im Verhältniß gegen Gott gebraucht, unnöthiger Weise gescheut hätte. Der Hebräer hat kein besondersWort, um den Begriff
des Verdienstes auszudrücken; er legt ihn also dem Worte bey, welches unter andern
Gerechtigkeit bedeutet. Will er nun sagen,
einem etwas zum Verdienstanrechnen, so sagt er,
ihm etwas zur Gerechtigkeitanrechnen oder
zurechnen; wie wir zu sagen pflegen:
ich rechne ihm das sehr hoch an. Dies ist ganz unwiderlegbar in der angeführten Stelle aus den Psalmen, wo von dem
Pinehas in Beziehung auf 4 Buch Mos. 25, 6 ff. gesagt wird, daß ihm sein patriotisches Unternehmen,
zur Gerechtigkeit sey gerechnet worden immer undewiglich, und das heißt denn, nach unserer Sprache, zu einem ewigen Verdienst sey angerechnet worden. So ward nun auch dem Abraham, seine gehorsame Unterwerfung unter den Willen Gottes, nach der aus 1 B.Mos. angeführten Stelle, diese edle Gesinnung (s.
Glaube )
zur Gerechtigkeit gerechnet, d. i. für ein großes Verdienst angerechnet, so hoch, daß Gott vorgestellt wird, wie er ihn für seinen
Freund(Jac. 2, 23.) und
Liebling (Jes. 41, 8.) erklärt habe. Und so wird dem sündigen Menschen, der sich
|e494| bessert, seine zutrauliche Gesinnung zu Gottes Vaterhuld wegen der vorhergegangenen Unordnungen,
dieser Glaube an den, der gerecht machet, zum Verdienst, welches er sonst nicht hat, gerechnet. Hier ist also weiter nicht die Frage, was wirkliches Verdienst in dem Menschen ist, sondern was Gott dafür will gelten lassen.