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Abendmahl des Herrn:1 Cor. 11, 20. ist die von Jesu seinen Jüngern vorgeschriebene Gedächtnismahlzeit seines Leidens und Todes; wobey man doch das Abend in der Zusammensetzung des deutschen Worts in einer genauern Auslegung eben nicht zu bemerken hat; s.Testament .
Abtreten, eigentlich abfallen, von dem lebendigen Gott, Ebr. 3, 12. heißt ein Gottesverleugner werden, und also das Christenthum im Gegensatz gegen das Heydenthum verlassen; vomGlauben,1 Tim. 4, 1. vergl.v. 2. 3.ein Schwärmerwerden.
Aehnlich dem Glauben, s.Prophet .
Aelteste,im (jüdischen) Volke,Matth. 26, 3. waren die Beysitzer in dem hohen Staatsrath zu Jerusalem, in welchem der Hohepriester den Vorsitz, und die Schriftgelehrten den nächsten Rang nach ihm hatten, daß also damals nach der angeführten Erzählung der ganze Rath beysammen war; s.Hohepriester , Schriftgelehrter .
Aeltestein der christlichenGemeine: Sie werden auch Bischöffegenannt, Apostelg. 20, 17. 28.Tit. 1, 5. 7. und eins wie das andere bedeutet so viel als Aufseher,Vorsteher, nach der eigenen Erklärung Pauli1 Tim. 5, 17. Ihr Haupt|f66|geschäfte war also die Besorgung dessen, was zur äußerlichen Zucht und Ordnung gehörte: als die Armenpflege, (zu der sie wieder gewisse Unterbediente hatten, Phil. 1, 1.Apostelg. 6, 3. 5. 6.) die Besuchung der Kranken, die Beylegung kleiner Streitigkeiten, Bestrafung lasterhafter Gemeinglieder und zum Theil die Entscheidung vorkommender Gewissensfragen. Man vergleiche deswegen folgende Stellen untereinander, Apostelg.20, 17.25–35.1 Tim. 5, 17.Tit. 1, 5–8.1 Petr. 5, 1–3.Apostelg. 11, 30.Jac. 5, 14. Mit dem eigentlichen Religionsunterricht hatten sie nichts zu thun, welcher den ausdrücklich sogenannten Lehrern (1 Cor. 12, 28.) überlassen war; obgleich die angezeigten Amtsverrichtungen ihnen zum Theil die Fürsorge für die Erhaltung der Lehre bey ihren Gemeinen und die Zurechtweisung derselben nach ihren Vorschriften zur Pflicht machten. Doch mußten zuweilen, besonders, wo es an brauchbaren Männern dazu fehlte, die Lehrer dieses Vorsteheramt mit verwalten; daherPaulus in seinem Schreiben an den Timotheusdiejenigen noch ausdrücklich nennt, die zugleicham Wort und an der Lehrearbeiteten. Dergleichen Aelteste ordneten nun die Apostel und die durch sie bestellten Lehrer an jedem Ort an, wo sie eine Gemeine gepflanzt hatten,Apostelg. 14, 23.Tit. 1, 5.und vermuthlich in Nachahmung der jüdischen Aeltesten, so wie diese selbst ursprünglich von Mose eingeführt worden. Doch scheint sehr bald unter den Bischöffen und Aeltesten eine Unterscheidung aufgekommen zu seyn, da schon Clemens von Rom |f67| in seinem bekannten Briefe an die Corinther, nicht nur die Vorsteher (Bischöffe) und dann die Aeltesten zweymal besonders nennt, sondern auch nur zur Ehrerbietung gegen diese ermahnt, für jene aber Gehorsam und Unterwerfung fodert.
Aergern,sich ärgern, Aergerniß, Aergerniß desKreuzes, ärgerlich. Die Ausleger haben zur Genüge gezeigt, daß aus dem eigentlichen Gebrauch des WortsAergernißin der Bedeutung einer aufgestellten Falle, und der daher abgeleiteten, ärgern, einem eine Falle stellen, sich ärgern, in dieselbe eingehn, oder sich daran stoßen, nach und nach der uneigentliche des Anstoßes, andern anstößig werden, etwas anstößig finden, entstanden sey. Hiernach lassen sich denn die Stellen, Matth. 5, 29. 30.16, 23. 18, 6. 7.8. 9.Marci 9, 42. 43. 45. 47. Luc. 17, 1.2.1 Cor. 8, 13.2 Cor. 11, 29.Matth. 11, 6.13, 57.Marci 6, 3.Joh. 6, 61.1 Cor. 1, 23.Röm. 9, 33.Gal. 5, 11. von selbst erklären, und muß der jedesmalige Zusammenhang die Art des Anstoßes genauer bestimmen. Ich sehe auch keine Nothwendigkeit, es mit einigem beym Matthäus 18, 6. 7. in dem Verstandeeiner solchen Erbitterung gegen die Religion zu nehmen, welche Andere zum Abfall verleitet; da es im 10.V. ausdrücklich mit dem Wort, verachten,als gleichgeltend verwechselt wird; einem andern anstößig werden, allezeit etwas Verachtendes mit in sich schließt; und das unwillig, verdrüßlich, erbittert werden, daß man der Sache selbst gehäßig wird, mehr die Folge des Anstoßes im natürlichen wie im moralischen der Fall ist.
|f68|AeußerlicheSatzungen, äußerlicher Mensch: s.Satzungen ,Mensch .
Aeußern(sich) sich einer Sache freywillig begeben: Phil. 2, 7. Er äußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt anetc[.]d. i.Erentsagtedem Ansehen, mit welchem er in der Welt hätte leben könnenetc.s.Gestalt .
Alber, ist 2 Cor. 11, 6. so viel als:ungeübt,unerfahren, und die Uebersetzung: wennich gleich nicht beredt bin, so bin ich doch nicht unwissend. Jenes geht auf den Vortrag, dieses auf die Erkenntniß der Religion.
Alle,alles,s.Dinge .
Alter, Statur, Größe;Luc. 2, 52.Eph. 4, 13.
Alt machen, für alt und abgenutzt erklären: Ebr. 8, 13.
das Alte, der alte Mensch; s.Christus ,Creatur ,Mensch .
Amt. So wird einigemal das christliche Lehramt ohne eine genauere Bestimmung genannt; umständlicher aber beschreibt der Apostel den Zweck und die Geschäfte desselben in den Stellen, die hierbey in einer freyen Uebersetzung folgen:
2 Cor. 3, 6. Welcher auch uns Diener der neuen Religionsverfassung tüchtig gemacht hat, die es nicht mit einem geschriebenen Gesetz, wie Moses, sondern mit Anrichtung rechtschaffener Gesinnungen in den Herzen der Menschen zu thun haben. Denn das geschriebene Gesetz richtete sogleich bey seiner Bekanntmachung eine schreckliche Niederlage an (es tödtet,2 B. Mos. 32, 15. 19. 27. 28.) und setzte alles in Furcht und Schrecken; aber herzlich fromme |f69|Gesinnungen erheben das Herz in Ruhe und Freude (der Geist macht lebendig). 7. Wenn nun aber das Amt, welchem der Ausspruch des durch jenes geschriebene und in Stein eingegrabene Gesetz veranlaßten Todesurtheils übertragen war, dem Moses ein solches Antlitz gab, daß die Israeliten ihn nicht ansehen konnten, wegen des verzehrenden Glanzes desselben (2 B. Mos. 34, 29.f.); 8. Wie vielmehr muß das Amt, dessen Hauptgeschäft es ist, in den Herzen der Menschen gute Gesinnungen auszubreiten, ein herrliches Amt seyn? 9. Wenn, sage ich, das Amt, welches sogleich das Verdammungsurtheil spricht, diesen äußerlichen Glanz um sich warf; so muß ja gewiß das, welches durch gottgefälliges Wohlverhalten solchem Urtheil entgehen lehret, um so vortrefflicher seyn. 10. Wie denn auch überhaupt in dieser Vergleichung das noch so sehr glänzende Angesicht Mosis, wegen der überschwänglichen Herrlichkeit unsers Amts, nicht einmal für etwas so herrliches anzusehn ist: 11. Wenn endlich jenes bloß die Augen blendende Ansehn so herrlich war; wie weit vortrefflicher muß das seyn, welches eine wesentliche Würde hat?
Wenn man diese Uebersetzung mit der Lutherschen vergleicht, so wird man finden, daß ich eigentlich nur in einigen Kleinigkeiten von ihr abgehe. Was er z. E. umschreibt, – das Amt zu führen – gebe ich wörtlich Diener; was er beydemal aufhören giebt, übersetze ich verzehrend, oder die Augen blendend, und halte dafür, daß jener Glanz im Angesicht Mosis hier recht eigentlich so beschrieben worden, so |f70| wie auch der Apostel hinzusetzt, daß ihn die Israeliten nicht hätten vertragen können; was endlich Luther im Bilde und Gegenbilde beständig Klarheit übersetzt, das gebe ich, wie es die Natur der Sprache und der Sache mit sich bringt, im Bilde, welches zur Vergleichung dienet, Glanz, und in der Anwendung desselben, Herrlichkeit. Die übrigen Verschiedenheiten gehören zu der erklärenden Umschreibung, und also zur Freyheit derselben, die daher auch eine umständlichere Erläuterung erfordert.
So viel ist wohl ausgemacht, daß der Apostel die vorzügliche Würde des evangelischen Lehramts vor dem Mosaischen behaupten, und deswegen beyde mit einander vergleichen will. Man ist nicht weniger größtentheils darin einig, daß er die mosaische Gesetzgebung zum Grund der Vergleichung macht, und von da, so zu reden, den Faden derselben anspinnt. Er hatte unmittelbar vorher in gleich bildlichen Ausdrücken gesagt: den Christen sey die Religion Jesu nicht wie jenes mosaische Gesetz auf steinern Tafeln vorgelegt, sondern ins Herz geschrieben worden. Da er nun einmal diese Vorstellung ergriffen hatte, so führte er sie zur Ehre des Apostelamts weitläuftiger aus. Jeder aufmerksame Leser wird hiervon leicht selbst urtheilen können; und dieß einmal bemerkt, es auch weiter nicht zweifelhaft finden, daß Buchstabe und Geist, im Gegensatz mit den jeden beygelegten Wirkungen des Tödtens und Lebendigmachens, nach der von mir angegebenen Erklärung, zu verstehen sind. Gemeiniglich erklärt man jenen vom Gesetz, und diesen vom Evan|f71|gelio. Allein wenn auch die herrschend gewordene Entgegensetzung des Evangeliums und des Gesetzes wirklich in andern Aussprüchen der Schrift gegründet wäre, (welches doch nicht ist, und bey dem Wort Gesetz umständlicher gezeigt werden soll); so würde doch der ganze Zusammenhang der Rede hier etwas dergleichen zu suchen verbieten. Denn da der Apostel auf die in der Uebersetzung angeführte Erzählung aus der MosaischenGeschichte zielet; von einer Schrift redet, die in Steine eingegraben gewesen: so kann der Buchstabe nichts anders bedeuten, als nun eben dieses geschriebene Gesetz, oder die sogenannten zehn Gebote, und Geist im Gegensatz die evangelischenGesinnungen, das, was bildlich zu reden,ins Herz geschrieben wird. Die Frage wäre nun noch, wie von jenem Gesetz gesagt worden, es tödte, und da dünkt mich denn auch, daß sie aus der Geschichte am zuverläßigsten beanwortet werden könne. Der Inhalt selbst ist nemlich nichts weniger als tödtend, verdammend; er ist dem Menschen, der sich darnach richtet, zuträglich, obgleich nicht zureichend zu einer wahrhaftig beruhigenden Gemüthsfassung, weil bey aller Enthaltung der darin verbotenen äußerlichen Ausbrüche des Lasters, das Herz noch immer von der Menge unordentlicher Neigungen bestürmt werden und das Gewissen verwundet seyn kann. Dem Erfolg nach, sagt man also, sind die Vorschriften des Gesetzes tödtend, wenn der Mensch gewahr wird, daß er sie nicht beobachet habe; und das läßt sich allerdings hören. Allein selbst das Evangelium kann zu|f72|fälligerweise eben so gut tödtend werden; und da man doch einmal auch bey dieser Erklärung eine Figur der Rede annehmen muß, warum wollte man sie nicht lieber darin suchen, daß der Apostel auf die Todesstrafe, zu der nach der Geschichte so viele verurtheilt wurden, gesehen habe, die Vergleichung noch um diesen Zug erweitere, und also das dem Gesetz der zwey Tafeln selbst zuschreibe, wozu es zufälligerweise nur den Anlaßgab? So scheint mir selbst,Röm. 4, 15.das Gesetz richtet nur Zornan, eine feine Anspielung auf die erwähnte Geschichte, (2 B. Mos. 32, besonders V. 19.er ergrimmte mit Zorn) zu seyn, und so kann auch die Behauptung, christliche Gesinnungen machen lebendig, nichts anders sagen wollen, als was anderswo versichert wird!so uns unser Herz nicht verdammet, so haben wir Freudigkeit zu Gott. s.Testament .
2 Cor. 5, 18. Das alles, daß wir eine weit bessere Religion haben als Juden und Heyden, ist Gottes gnädige Veranstaltung, der durch Jesum Christum uns zur Wiedervereinigung mit ihm selbst hat bringen wollen, und daher uns Aposteln dieses Geschäft übertragen hat. 19. Denn Gott war inChristoetc. stiftete diese Vereinigung mit ihm selbst unter den Menschen durch ihn, und zwar indem er ihnen Abweichungen nicht zurechnete, und vielmehr unter uns die Lehre von dieser Vereinigung bekannt machen ließ. 20.So sind wir nun Bothschafter anChristusstatt, wie er zuerst der unmittelbare Bothschafter seines Vaters war;Gottermahnt jetztdurchuns, wie zuvor durch |f73| ihn: Wir bitten an Christus statt, lasset euch vereinigen mit Gott!
Wegen des Schriftgebrauchs des Worts Versöhnung, wie Lutherübersetzt hat, und des eigentlichen Sinnes der Redeart, Gott war inChristoetc.versöhnend: s.dieses Wort . Ich setze hiernächst nach dem Sprachgebrauche voraus: daß das Griechische, welches ich,bekannt machen lassen, übersetze, eigentlich diese Bedeutung hat, wenn von Anordnungen und Gesetzen die Rede ist. Nur kann ich nicht unterlassen, die frühe Einsicht Luthers in den eigentlichen Zweck des evangelischen Lehramts zu bemerken. Was ich übersetze, er hatunsdiesesGeschäfte (nemlich die Vereinigung mit Gott,[)]übertragen, dafür sagt er, das Amt, das die Versöhnung prediget. Nun heißt es eigentlich im Griechischen bloß das Amt der Versöhnung. Aber Luther umschreibt, und da er das sehr wohl thun konnte und einmal thun wollte, so sagt er doch nicht, das Amt, das die Versöhnung ertheilet, sondern prediget, ankündiget. Er wollte nemlich dem Apostel nicht ins Angesicht widersprechen, der gleich nachher den Prediger nicht Sündevergeben, sondern nur ermahnen und bitten läßt, lasset euch versöhnen! Er wußte zu gut, daß Prediger nichts an Gottes Statt wegzuschenken haben, und daher übersetzte er so. Die ganze sogenannte Absolution ist also ein Ueberbleibsel des Papstthums; und wo verständige Lehrer sie nicht für sich selbst in eine bedingsweise abgefaßte Ankündigung der Gnade Gottes umändern wollen und dürfen: da sollten billig Obrigkeiten diese |f74| Abänderung veranstalten, wie sie schon hie und da die Abschaffung des Exorcismus verfügt haben.
Anbeten, Anbeter. Das Wort anbeten, ist der Hauptsache nach eben so viel, als verehren, Anbetung, Verehrung; nur daß es den höchsten Grad derselben anzeigt, den Schüler ihren Lehrern, Knechte ihren Herren, Unterthanen ihren Regenten, und die Menschen Gott, als ihrem allgemeinen Oberherrn, beweisen. Nach dem morgenländischen Gebrauch nun, dabey niederzufallen, sich zu Füßen legen oder die Knie tief zu beugen, für das gewöhnlicheanbeten, gesetzt.
Von den Ehrfurchtsbezeugungen der Schüler gegen ihre Lehrer kömmt es im N. Testament vor, Apostelg. 10, 25. Denn obgleich Petrus diese Ehre verbat, so ist doch des Cornelii Erniedrigung ein Beweis, daß man sie in seinem Zeitalter denen erwies, welche man recht hoch ehren wollte, und er sie daher als einen bürgerlichen Gebrauch bey aller seiner Gottesfurcht ohne Bedenken beybehalten konnte. Die Weigerung Petri war auf das feinere menschliche Gefühl gegründet, dem es widersteht, einen Mitmenschen vor sich auf den Füssen liegen zu sehen, und bey welchem man sich bescheidet, daß Gott allein eine solche Unterwerfung gebühre; welches aber der Stolz in der Seele eines Morgenländers nicht aufkommen ließ.
Es wird also auch von den Knechten im Verhältniß gegen ihre Herren gebraucht, Matth. 18, 26. Nur muß man sich hierbey einen Leib|f75|eignen der damaligen Zeit denken, der mit allem, was er hatte, und selbst mit seinem Leben, von der Gnade seines Herrn abhieng, sein Diener und Unterthan zugleich war.
Die Unterwerfung eines Unterthanen unter seinenBeherscher ist gemeynt, Matth. 2, 11. vergl.V. 8. Denn so wenig Jesus zur Verwaltung eines irrdischen Reichs bestimmt war; so hielten es doch die Weisen für seine künftige Bestimmung, und wollten ihm also gleichsam huldigen.
Insofern nun Gott der Schöpfer und Herr der ganzen Welt ist, wird ihm auch allein die Anbetung aller vernünftigen Geschöpfe vorbehalten,Matth. 4, 10.Offenb. 19, 10.22, 9. in Beyspielen gezeigt, wie höhere Geister ihm dieselbe bringen,Offenb. 5, 11–14.7, 11. 12.4, 8. 9. und versichert, daß die Wiederherstellung derselben unter dem ganzen menschlichen Geschlechte durch Christum bewerkstelliget werden solle: Joh. 4, 20–24.s.Geist .
Endlich wird dadurch das Verhältniß ausgedrückt, in welchem die Menschen gegen Jesum Christum als das Oberhaupt der Kirche, oder denStifter des Christenthums, stehen sollten, Phil. 2, 9. 10. Ich würde übersetzen:
Darum hat ihn Gott erhöhet, und ihm ein mit nichts zu vergleichendes Ansehen ertheilt, so daß wir alle vom Höchsten bis zum Niedrigsten, sich demselben unterwerfen, und alle Menschen zur Verherrlichung Gottes des Vaters bekennen sollten, daß er der allgemeine Lehrer des menschlichen Geschlechts sey. Name ist nemlich hier so viel als Ansehen, die Knie |f76|beugen in (unter) eines Namen, sich diesem Ansehen unterwerfen, und beydes braucht keines Beweises, s.Name . Zweifelhafter ist es, wer durch die Umschreibung derer,die imHimmelund auf Erden, und unter der Erden sind, gemeynt sey: ob alle vernünftige Creaturen, d. i. Engel, Menschen, abgeschiedene und bereits in den Zustand der Todten versetzte; oder alle heydnische Götter, denen man theils die Himmelskörper, theils unsereOberwelt, theils die unterirrdischen Gegenden zur Regierung anwies, und die man darnach benannte? Die letzte Erklärung hat vor der ersten das voraus, daß sie dem Sprachgebrauch der guten griechischen Schriftsteller gemäß ist; aber nach eben demselben müßte doch die ausdrückliche Anzeige der Götter dabey stehen. Es wird auch ohne allen Beweis dabey vorausgesetzt, daß diese Rangordnung der Götter allgemein erkannt und angenommen gewesen. Noch weit weniger kann die erste durch den Sprachgebrauch erwiesen werden. Und da ich gleichwohl selbst keine bessere weiß, so lasse ich gern durch das unbestimmte allen, vom Höchsten bis zumNiedrigsten, jedem die Freyheit, es für sich näher zu bestimmen. Der ganz eigene Gebrauch, den der Apostel von dem in der Uebersetzung, die im Himmelsind,umschriebenenWorte macht (s.himmlisch ) und die ausdrückliche Versicherung,Ebr. 1, 4. 6. macht es freylich wahrscheinlich, daß die Engel verstanden werden könnten; aber dann weiß ich doch immer noch für die unterirrdischen keine wahrscheinliche Erklärung. Ueberhaupt wäre ich |f77| also geneigt, für mein Theil alle Menschen zu verstehn, (die Großen der Erde; dann den Mittelmann, endlich die Geringen und Armen) und anzunehmen: der Apostel erkläre seine Umschreibung gleich nachher durch alle Zungen eben so, wie er die Redeart, sich dem AnsehenJesuunterwerfen, durch, bekennen, daßJesus Christusder Herr sey, näher bestimmt. Daß aber die Benennung Herr, den in der Uebersetzung ausgedrückten Sinn habe, wird am gehörigen Orte bewiesen werden.
Anbruch (des Teiges)Röm. 11, 16.die Masse, woraus der Teig besteht. Der Sinn ist: wennAbraham solcher Vorzüge ist gewürdiget worden, so kann Gott auch seine leiblichen Nachkommen, die Juden, nicht ganz verstoßen haben.
Andächtig, Apostelg.13, 50. sind andächtigeWeiber, Griechinnen, die sich zum Judenthum hielten, kurz, Proselytinnen,s.Griechen ,Gottesfürchtig .
Anfahren,Matth. 16, 22. Man könnte auch übersetzen, er beschwor ihn. Sonst ist freylich jenes die Bedeutung des griechischen Worts, wie es auch die Natur der Sache mit sich bringt, wenn man selbst als Freund Jemand mit Lebhaftigkeit von etwas abrathen will.
Anfang: So wird das Entstehen einer Sache genannt, und daher, ohne Zusatz oder Einschränkung durch den Zusammenhang, der Ursprung aller Dinge außer Gott.
Joh. 1, 1.Im Anfang (ehe noch etwas ausser Gott war) war das Wort;s.Wort . Die hier die erste Pflanzung des Christenthums durch Jesum selbst verstehen, könnten sich zwar |f78| auf 2 Thess. 2, 13. berufen; allein es wird auch daselbst nicht so schlechtweg gesetzt, wie gezeigt werden soll, und überdieß hier durch das gleichfolgende, alle Dinge sind durch dasselbe gemachtu. s. w. deutlich genug angezeigt, daß man vorher sich das Nichtseyn aller geschaffenen Dinge denken müsse. Ich bin nicht dagegen, daß in dem SprachgebrauchePauli, die Schöpfung, die Jesu Christo zugeschrieben wird, auf die Zeiten des N. Testaments gehe (s.schaffen ); aber daraus läßt sich noch kein sicherer Schluß auf den Johanneischen Sprachgebrauch machen, und der ganze Zusammenhang, in Vergleichung mit den damaligen Schöpfungstheorieen der Philosophen muß diesen allein bestimmen. Das bloße Entstehen der sichtbaren Körperwelt, kann eben so wenig gemeynt seyn, da es mir wenigstens wahrscheinlich ist, daß Johannes den Ausdruck aus Sprüchw. 8, 22.entlehnt, und also auch die daselbst festgesetzte Erklärung sich dabey gedacht hat – ehe er etwas machte (selbst das Unsichtbare), war ich da, also auch noch vor derWelt. –Sir. 24, 14. – dem Ganzen, allen Geschöpfen. In so weit scheinen also die nicht Unrecht zu haben, die hier im Anfang erklären durch,von Ewigkeit her.
2 Petr. 3, 4. welches keine Erläuterung bedarf.
Besonders bedeutet es nun im N. Testament die Dauer des menschlichen Geschlechts, Joh. 8, 44.1 Joh. 3, 8. wo man beydemal nach einer freyen Uebersetzung sagen müßte, so langeMenschengewesen sind.
|f79| Nach einem ganz besondern Sprachgebrauch ist es eine Beschreibung der Gründung des Christenthums durch Jesumselbst,Luc. 1, 2.Joh. 15, 27.1 Joh. 1, 1.2, 7.3, 11. oder durch dieApostel.
2 Thess. 2, 13. Wir sind verbunden, Gott, allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, daß euch Gott von meiner ersten Predigt an zu der Glückseligkeit hat gelangen lassen, die eine aufrichtige Annahme des Christenthums verschafft; zu welchem Ende er auch durch mich das Evangelium euch hat predigen lassen. S.erwählen ,Wahrheit . Hier ist es genug, zu bemerken, daß die eigentlich hiermit zu vergleichenden Stellen,1 Thess. 1, 2. 3.2, 13. diese eingeschränktere Bedeutung erfordern. Die Vergleichung kann man für sich selbst anstellen; und ist es mir wenigstens gewiß, daß man Eph. 1, 4. hiermit nicht vergleichen kann, wie denn daselbst nicht von Anfang, sondern, vorGründung der Welt, gesagt wird.
Weil nun das, was seinen Anfang nimmt, dadurch sein erstesSeyn empfängt; so wird Anfang überhaupt auch für das Erste, Vornehmste,Vortrefflichste in seiner Art gesetzt.
Col. 1, 18. Er ist das Haupt des Leibes, nemlich der Gemeine, der Vornehmste und Erste derer, die vom Tode wieder auferstanden sind (der Anfang und Erstgeborne von den Todten).
Offenb. 3, 14. Der treue und wahrhaftige Lehrer (Zeuge), der erste unter allen Geschöpfen Gottes (der Anfang aller Creatur Gottes), wie Hiob 40, 14.Er ist der Anfang der |f80|WegeGottes, nach einer richtigenVerdeutschung,das Vornehmste unter den Werken Gottes. s.Erstling .
Anfängerund Vollender desGlaubens,Ebr. 12, 2. kann so viel, als der Stifter der Religion, heißen sollen, der alles gethan hat, was zu ihrer Bekanntmachung unter den Menschen gehörte. Allein der Zusammenhang mit dem unmittelbar vorhergehenden und nachfolgenden, und die Wahrnehmung, daß schlechtweg gesagt wirddes Glaubens, nicht unsers Glaubens, macht es mir wahrscheinlich, es sey hier nach der Beschreibung 11, 1. die freudige und unüberwindliche HoffnungJesu Christi zu verstehen, in dererdas vollkommenste Muster für uns geworden, auf welches also der Apostel verweiset. So würde ich , auch einer bekannten grammatikalischen Figur, nach übersetzen:
Lasset uns aufsehen auf Jesum, das vollkommenste Muster einer solchen freudigen Hoffnung, u. s. w.
Anfechtung, wird allezeit in der Schrift von äußerlichemElend, dieser und jener Traurigkeit des Lebens und der daraus entstehenden Beunruhigung des Herzens gebraucht. Welch eine Art des Elends gemeynt sey, muß der Zusammenhang lehren. Matth. 26, 41. Luc. 22, 40. 46.hieß also in Anfechtungfallen, als ein damaliger Jünger Jesu bey der Wahrnehmung seiner Leiden in allerhand schwermüthige Zweifel wegen seiner Person und göttlichen Sendung verfallen; die Zeit derAnfechtung,Luc. 8, 13. war jede Zeit, da die Jünger in dem Umgang mit Jesu an seinen Gefahren Theil |f81| nehmen mußten, und eben deswegen viele ihn wieder verließen; seineAnfechtungenLuc. 22, 28. waren eben diese Gefahren, Nachstellungen u. s. w. und so die Anfechtungen der ersten Christen,1 Petr. 1, 6.Jac. 1, 2. 12.die damaligen Religionsdrückungen.
AngehörenChristo, oder wörtlich, Christiseyn, Marc. 9, 41.2 Cor. 10, 7. und Gal. 5, 24. heißt in den beyden ersten StelleneinApostel; in dem dritten,einChrist dem äußerlichen Bekenntniß nachseyn. s.Christus .
Angenehm, willkommen zum Christenthum, Apostelg. 10, 35. Diese Erklärung scheint mir allerdings der ganze Zweck der Belehrung zu erfordern, welchePetruserhalten sollte . Zuerst sollte er durch das Gesicht von der irrigen Meynung zurückgebracht werden: daß kein Jude mit Menschen von einer fremden Nation zu vertraut umgehen müßte, und diesen Erfolg hatte es wirklich bey ihm V. 28. Dann sollte die dem Cornelius geschehene Offenbahrung (30–32.) ihn überzeugen, daß das Evangelium auch für die Heyden bestimmt sey; und auch dieß versichert er nun klar einzusehen – icherfahrein der Thatetc. Mit andern Worten wiederholt er dieselbe Bezeugung,Apostg. 15, 9.Gottmachtekeinen Unterschied zwischen uns und denHeyden, und auch hier muß man die Einschränkung,was die Verkündigung desEvangeliumsbetrifft, hinzudenken. Dabey wird aber doch auch ausdrücklich gesagt, daß selbst unter Nichtchristen damals rechtschaffene, Gottehrende, mithin Gott überhaupt gef|f82|ällige Menschen waren, und dieß also noch sind, wo sie sind.
Angesicht. Von Angesicht zu Angesicht, 1 Cor. 13, 12. etwas erkennen, ist eben das, was wir, im neuen Sprachgebrauch, eine anschauende Erkenntnißnennen; wo nichts dazwischen kömmt, welches die klare und deutliche Wahrnehmung einer Sache hinderte. s.Spiegel .
AngesichtJesuChristi, ist,2 Cor. 4, 6.Jesus Christusund seine Lehre. Die besondere Nennung des Angesichts hat ihre Beziehung auf die im 4. V. enthaltene Beschreibung Christi, als desEbenbildes Gottes.
Anklopfen, sich anmelden: Offenb. 3, 20.Matth. 7, 7. 8.Luc. 11, 9. 10. In den letzten Stellen ist nicht sowohl eine Steigerung der Rede, nach welcher das folgende mehr bedeutet, als das vorhergehende; sondern eine Zusammsezzung der verschiedenen Arten, wodurch man sein Verlangen nach etwas zu erkennen giebt.
Anrufen den Herrn, oder, mit einem Zusatz, den Namen des Herrn, ist allezeit im N. Testament eine Beschreibung derer, die sich zum Christenthum bekennen, kurz, der Christen: Apostelg. 2, 21.9, 14. 21.Röm. 10, 12. 13. 14.1 Cor. 1, 2.2 Tim. 2, 22. Besonders kann die letzte Stelle zum Beweis dieses Sprachgebrauchs dienen, in welcher solche Verhaltungsarten empfohlen werden, die nicht sowohl die eigentliche Anrufung, sondern das Christenthum überhaupt erfordert; daß man übersetzen könnte: Jage nach – – rechtschaffenenBekennern des Christenthums. Der Grund dieses Gebrauchs ist darin zu suchen, daß die |f83| Hebräer die Diener des einzigen wahren Gottes, die Bekenner ihrer Religion zum Unterschied der Abgötter, als Menschen beschrieben, die den Namen Gottesanrufen.Joel 2, 32. Die Apostel behielten also diesen Sprachgebrauch bey, und mit Verwandlung des Namens Gottes in den Jesu eigenthümlichen Herr, machten sie dieß zu einer die Christen von den Juden unterscheidenden Benennung.
Anschreiben. Ich erinnere hier vorläufig, und werde es bey der Erklärung der WörterBuch des Lebens ,Himmel , umständlicher zu beweisen suchen, daß die Redeart, im Himmel angeschrieben seyn, Luc. 10, 20.Hebr. 12, 23. nichts anders anzeigen soll, als ein Glied der christlichen Kircheseyn: daß die freye Uebersetzung der letzten Stelle wäre:
Ihr seyd kommen – – – – zu der Gemeine der von Gott geliebten rechtschaffenen Israeliten.
Die ganze Rede erhebt sich vom 18ten V. zu einer sehr prächtigen und fortreißenden Vorstellung der Würde eines Christen, und alles ist in Ausdrücken abgefaßt, die aus dem Judenthum entlehnt sind. Mitten unter diesen kömmt nun auch die angezeigte Redensart vor, und wie die Juden ihre Kirche den Himmel nannten, so nennt der Verfasser dieses Briefs die christliche Kirche gleichfalls so; wie die Namen jener in gewisse Register (Bürgerlisten Ps. 69, 29.Dan. 12, 1.) eingetragen waren, und das nun eben so viel bedeutete, als ein Israelitseyn: so stellt er auch die Christen, als Glieder der |f84|Kirchefigürlich vor, wie sie in die Bücher des Himmels (der Kirche) eingetragen sind.
Anziehen, wird im uneigentlichen Verstande sehr schön von der Annehmung gewisser Gesinnungen gebraucht, die man sich so zu eigen macht, als ein Kleid, daß man anzieht. Hiervon ist nemlich das Bild hergenommen, und braucht man deshalb nicht erst aus der jüdischen und Platonischen Philosophie, in welcher die Tugend als die Kleidung der Seele vorgestellt wurde, die Erklärung herbey zu holen, da man sie näher haben kann,Es. 61, 10.Sir. 27, 9. Man versteht also auch sogleich, was es heißt, anziehen herzlichesErbarmen,Col. 3, 12.dieLiebeV.14.den neuen MenschenV. 10. und Eph. 4, 24. nemlich sich jene Tugenden zu eigen machen, und eine gebesserte Lebensart annehmen: s.Mensch . Besonders heißt nun Jesum Christumanziehen,Röm. 13, 14. seine Gesinnungen annehmen, und Gal. 3, 27. sein Jünger werden. Das erstemal ist der Vergleichungsgrund hergenommen von einem bessern Kleide, das man beym Aufstehen mit den Nachtkleidern verwechselt, welches die ganze fortgesetzte Vergleichung beweiset; und da es die Absicht derselben war, vor gewissen herrschenden Lastern zu warnen, so kann die Benennung Jesu Christi hier nichts anders; als seine heilige Gemüths-undLebensart, bedeuten. Das zweytemal wird auf die Kleidung angespielt, welche der Täufling anzog, nachdem er aus dem Wasser wieder heraufstieg, ohne daß man eben die spätere Einführung des sogenannten Westerhemdes dabey zu denken hat. |f85| Und weil denn die Taufe selbst als eine Einweyhung zum Christenthum betrachtet wurde, und der Getaufte nun ein Christ nach dem Bekenntniß war; so heißt, als ein solcher Christum angezogen haben, sein Bekenner gewordenseyn. Es kann um so weniger dabey an eine innerliche Verbesserung gedacht werden, da der Apostel keine andere Absicht hatte, (vergl.V. 28.) als zu beweisen, daß zwischen Juden und Heyden, als Christen, weiter kein äußerlicher Vorzug statt finde, welchen nemlich jene sich mit großer Heftigkeit zueignen wollten.
Apostel, ein Gesandter, ist mit dem Wort Engel von einerley Bedeutung; beydes die griechische Uebersetzung eines hebräischen Worts, welches eben das bedeutet. Ich zeichne es nur hier aus, ohne mich lange bey den vielen Stellen aufhalten zu wollen, in welchen bekanntermaßen die ersten von Jesu selbst verordneten zwölf Prediger des Evangelii so genannt werden; und bemerke nur die einzige.
Hebr. 3, 1. wo er selbst und das sehr eigentlich nach seiner eigenen Bezeugung Joh. 20, 21.so genannt wird, und man das Ganze übersezzen muß: derohalben meine christlichen Brüder (s.heilig ), die ihr des Berufs zur christlichen Kirche seyd theilhaftig worden (s.himmlisch ), betrachtet doch mit Ernst den Gesandten und obersten Bevollmächtigten unsers Religionsbekenntnisses. – DenHohenpriester, den wir bekennen, übersetzt der sel.Luther; allein im Griechischen heißt es von Wort zu Wort den Apostel und Hohenpriester unsers Bekenntnisses, und dieser Zusatz geht auf beyde vorhergehende |f86|Benennungen. Wenn nun gleich die griechische Wortfügung es verstattet, zu übersetzen, „den Hohenpriester, den wir bekennen“ so leidet es doch die Sache nicht, eben so richtig zu sagen, der Gesandte, den wir bekennen. Unser Bekenntniß ist also hier eben das, was 2 Cor. 9, 13. mit demselben griechischen Wort das Bekenntniß des Evangelii genannt wird, undHoherpriester, nach der uralten egyptischen und jüdischen Staatsverfassung, eben so viel, als Gesandter, nur mit dem Unterschied: daß jener mit einer größern Autorität versehen war, ein Minister plenipotentiaire, nach der neuern Art zu reden. Man muß sich nach und nach an diese Ideen gewöhnen, so fremd sie auch ins Ohr fallen, so lange man sich auch bloß an die deutsche Uebersetzung oder an die gewöhnlichen Erklärungen hält. s.Hoherpriester .
Arbeitin der Liebe1 Thess. 1, 3.sind alle thätige Liebesbeweisungen, insofern sie hier von dem WerkimGlauben, dem eigentlichen Allmosen, unterschieden werden. Hingegen kann man Hebr. 6, 10. wo beydes miteinander verbunden wird, auch unter beyden Allmosen verstehen.
Arm:geistlich armseyn; s.geistlich .
Auferwecken. Es ist hier bloß zu bemerken, und vielleicht wäre auch dieß, als zu bekannt, nicht einmal nöthig, daß dieses Wort einmal nach allgemeinem Geständniß von der Darstellung Jesu Christi zumMessias gebraucht wird, Apostelg. 3, 26. Weniger zugestanden ist es, daß es eben diese Bedeutung Apostelg. 13, 33.hat und der Apostel erst im 34.V. zur Auferweckungvon den Todten, (wie dies ausdrück|f87|lich dabey steht) übergehe. Allein so abgeneigt ich ehemals selbst gewesen bin, es so zu erklären, so sehr bin ich nun doch überzeugt: daß der ausdrückliche Gebrauch des Worts ohne den Zusatz von den Todten und mit demselben, so wie die ganze Absicht des Apostels, diese Erklärung erfordere.
Aufheben das Haupt,Luc. 21, 28. heißt sich freuen, weil dies der natürliche Ausdruck eines vergnügten frohen Herzens ist. Die Redeart ist zwar nicht gut griechisch, aber dem hebräischen Sprachgebrauch desto angemessener, und kömmt vor,Ps. 24, 7. Denn machet die Thore weit, sollte eigentlich übersetzt seyn, erhebet eure Häupter, ihr Thore, wie ich anderswo gezeigt habe. – (weiter in der Beurtheilung des ersten Theils derCramerschenPsalmen-Uebersetzung S. 143. f. f.)
Aufhelfen, unterstützen, Röm. 8, 26.
Auflösen,Matth. 5, 17.18.ungültig machen und das gegenseitige erfüllen, vollgültig machen. s.erfüllen .
Aufnehmen, annehmen, oder sich eines andern annehmen, Matth. 18, 5.Marc. 9, 37. Dann braucht Luther dasselbe Wort, wo das Griechische eigentlich duldenbedeutet,Röm. 14, 1. 3.Duldet die, die schwach an Religionseinsichten sind, Gott selbst duldet sie; 15, 7.duldet euch unter einander, gleichwie auchChristusuns (Apostel) geduldet hat. Einige wollen es zwar lieber beydemal erklären durch, mit Gelindigkeit bessern, und berufen sich deswegen auf eine Stelle beym Josephus, in den jüdischen Alterthümern, III. 6, 5. 6. Allein es wird auch |f88| ausdrücklich das Wort, Fehler, daselbst hinzugesetzt. Ich wollte also lieber eine Stelle aus des Aelians vermischten Geschichten III. 15. damit vergleichen, wo gesagt wird, daß das Volk, von welchem er redet, einen gewissen schändlichen Gebrauch unter sich dulde und Aelian dasselbe Wort braucht.
Aufnehmenin die ewigen Hütten, Luc. 16, 9. Diese Versicherung sollte unserekünftige Glückseligkeit nicht von dem Urtheil und der Wahl derer abhängig machen, die wir uns in dem gegenwärtigen Zustande durch Wohlthun verbindlich gemacht, und eben so wenig behauptet werden, daß gutthätige Erweisungen allein dazu hinreichend wären. Um des vorher gebrauchten Bildes wegenbehält Christus auch im Gegenbilde den Ausdruck des Aufnehmens bey, in dem Verstande, in welchem man jemand gern bey sich sieht, ihn sich willkommen seyn läßt, ohne damit seinen ganzen moralischen Werth entscheiden zu wollen. s.darben ,ungerecht .
Aufruhr,Apostgesch. 15, 2. richtiger, Zwiespalt; wie das hier gebrauchte griechische Wort, oft von jeder Verschiedenheit der Meynungen, gebraucht wird.
Aufstehenvon denTodten,Eph. 5, 14.das Heydenthum verlassen; vom Schlaf, ist Röm. 13, 11. (nach der daselbst angestellten Vergleichung des Heydenthums mit der Nacht, und des Christenthums mit dem Tag), so viel als, Laster und Untugenden ablegen.
Augeum Auge, Matth. 5, 38. in Beziehung auf 2 Buch Mos. 21, 24.3 B. Mos. 24, 20. |f89| soll die Proportion zwischen Strafen und Verbrechen und das genaue Verhältniß, welches bey jenen in Ansehung dieser zu beobachten ist, anzeigen.
Auserwählt. Hiervon ist die allgemeine Bedeutung diese: daß es etwas anzeiget, das in seiner Art einen Vorzug vor den andern hat; und daher bekömmt es folgende besondere Bedeutungen im N.Testamente.
Einmal werden darunter Menschen verstanden, die sich entweder zum Lehramt oder überhaupt zum Christenthum schicken: und so kömmt es vor, Matth. 20, 16.22, 14. Unter der großen Menge derer, die mein Evangelium äußerlich annehmen werden, werden doch nur wenige der Erleuchtungen desselben fähig seyn, die Absichten desselben an sich erreichen lassen, und sich demselben gemäß verhalten: Dies ist besonders der Verstand der letzten Stelle.
Dann zeigt es die rechtschaffenenChristen oder vielleicht auch Israeliten an, welche die Zerstörung Jerusalems in der Stadt selbst erleben würden, Matth. 24, 22. 24.Marc. 13, 27.Jesus will sagen:um solcher willen, damit nicht auch diese mit in dem allgemeinen Elend umkommen, wird die Dauer der Belagerung verkürzetwerden. – Wennes möglich wäre, und ihre eigene gesetzte Gemüthsfassung es zuließe, sowürdenauch die Rechtschaffensten mitverführtwerden.
Drittens werden diejenigen also bezeichnet, die von demHeydenthum oder Judenthum zum Christenthum übergetreten waren, und also schon in so weit einen äußerlichen Vorzug |f90| vor den Juden und Heyden hatten. In diesem Verstande beschreibt Petrus die Christen überhaupt als ein auserwähltesGeschlecht,1 Petr. 2, 9. nemlich der Absonderung nach vom Juden- und Heydenthum, und Paulus nennt sie AuserwählteGottes,Col. 3, 12. An ihre moralische Beschaffenheit konnte er so wenig dabey denken, als Petrus, da er sie, ungeachtet dessen, als Menschen betrachtet, denen es noch an wohlwollenden Gesinnungen gegen andere fehle, und Petrus so deutlich alle übrigen Benennungen der jüdischen Kirche, die auch nur auf äußerliche Vorzüge giengen, der christlichen zueignet. Wir müssen auch glauben, daß beyden ihr Sprachgebrauch besser bekannt war, als daß sie etwas anders, ohne ihre weitere ausdrückliche Erklärung, hätten dabey denken sollen. Nach demselben wurde das ganze Volk in Ansehung seiner Auswahl zu einem eigenen abgesonderten Staat bey allen seinen Unsittlichkeiten auserwählt genannt; 1 Chron. 17, 13.Ps. 105, 43. Mir ist daher fast kein Zweifel, daß selbst Röm. 8, 33. nur die Christen überhaupt, ohne auf die innere Beschaffenheit zu sehen, zu verstehen sind; da der Apostel daselbst nur einen allgemeinen Vorzug des Christenthums in der Lehre von der Begnadigung bey Gott beschreiben will.
Ausgehen von jemand, heißt von ihm kommen, entweder was die Veränderung des Orts anlangt, oder, in Ansehung seines Ursprungs. Nach der letzten Bestimmung ist es denn so viel, als seinen Ursprung von ihm haben, und wird von dem heiligen Geist gesagt, Joh. 15, |f91| 26.s.Geist . In der ersten Bedeutung braucht es Jesus von seinerSendung in dieWelt,Joh. 13, 3.16, 27 28. 17, 8. Es haben zwar schon einige der ältesten Kirchenlehrer, Hilarius,Cyrillus, u. and. diese Redeart für eine Beschreibung des ewigen Ursprungs Jesu von Gott gehalten, es hat aber auch andere gegeben, die nichts weiter als die Sendung darunter verstanden haben (s.Augustin im 2 B.5.C. von der Dreyeinigkeit). Diese Erklärung scheint auch das für sich zu haben, daß einmal in derselben Wortverbindung (4 B. Mos. 11, 31.) ausgehen so viel als senden ist; dann von dem Ausgange des heiligen Geistes ein anderes Zeitwort im Griechischen gebraucht wird; endlich Jesus es selbst so zu erklären scheint. Denn nachdem er das einemal schlechtweg gesagt hatte, er sey von Gott ausgegangen, (Joh. 13, 3.), so setzte er das zweytemal hinzu, undkommen in dieWelt,(16, 28.) und das drittemal (17, 8.) verwechselt er das Ausgehen vom Vater,mitdem Gesandtseyn in dieWelt,(V. 18. 25.) so wie das, wahrhaftig erkannt haben, mitglauben.Luther selbst übersetzt das erstemal, daß er von Gott kommen war.
Ausgießen ist uneigentlich so viel als mittheilen, ohne eben auf das reichere Maaß der Mittheilung zu sehen, in folgenden Stellen;Apostg. 10, 45.Röm. 5, 5.Tit. 3, 6. wo noch das reichlich besonders dazu gesetzt wird. Von Gott versteht es sich ohnedem, daß er nicht kärglich austheilet, und einem jeden giebt, was für ihn zureichend ist.
|f92|Ausländervon Rom, Apostelg.2, 10. werden die Juden genannt, die sich zu Rom aufhielten, und einen großen Theil der Stadt über der Tiber bewohnten; nach einer Nachricht des Philo, in seiner Schutzschrift für die Juden gegen den Cajus im 2B.S. 508. der Mangeischen Ausgabe . Es ist überhaupt mit diesem ganzen Verzeichniß der damals in Jerusalem gegenwärtigen ausländischen Juden das zu vergleichen, was Philo am angeführten Orte,S. 587. von den Gegenden sagt, in welchen sich jüdische Colonieenniedergelassen hatten. Um der Leser willen, die ihn nicht selbst möchten vergleichen können, will ich die Stelle beydrucken lassen. Jerusalem, heißt es,ist die Hauptstadtnicht nur des jüdischenLandes, sondernvieler andern, wegen der zu verschiedenenZeitenausgeschicktenColonieen; theils in die benachbarten Länder, Egypten,Phönizien, ganz Syrien, theils in dieentferntenPamphilien,Cilicien , unddie meistenasiatischenGegenden bisBythinien und Pontus;imgleichendie Europäischen, Thessalien, Böotien, Macedonien, Aetolien, Athen,Argos,Corinth.Und so sind nicht nur die Provinzen des festen Landes vollvon jüdischenColonieen, sondern auch die berühmtesten Inseln,Cypern,Cretaetc.
Austilgen, die Handschrift, heißt sie löschen; aus demBuchdesLebens;s.Buch .
Auswendig ein Jude seyn, Röm[.]2, 28. bedeutet, ein geborner Jude seyn, der nach den Sitten seines Volks und Landes lebt.
Ausziehen:s.Mensch ,Fürstenthümer .