E.

Ebenbild Gottes 2 Cor. 4, 4. des Unsichtbaren Col. 1, 15. des göttlichen Wesens, Hebr.1, 3. wird Jesus genannt, in so fern er mit allem göttlichen Ansehen auf der Welt erschien (Phil. 2, 6.), der Repräsentant, unumschränkte Bevollmächtigte des unsichtbaren Gottes unter den Menschen seyn sollte, ihnen den göttlichen Willen bekannt zu machen. Die dritte Stelle scheint mir entscheidend für diese Erklärung zu seyn.Lutherübersetzt:
Welcher ist der Glanz seiner Herrlichkeit, und das Ebenbild seines Wesens.
Bey der ersten Hälfte dieser Uebersetzung weiß ich eben nichts zu erinnern, als daß vielleicht noch genauer für Glanz, Abglanz (Wiederschein) und für Herrlichkeit, Majestät gesagt werden könnte. Das meiste kömmt hier auf |f156| die Erklärung an. Nur in der zweyten Hälftewürde ich übersetzen:
Und der Abdruck (die Gestalt) seiner (Macht) mächtigen Stärke.
Ich denke nemlich, daß beydeHälften durchaus gleichgeltende Beschreibungen eben derselben Sache enthalten. Das Wort, welches LutherWesen übersetzt, bedeutet ohnedies eigentlich das Bestehen eines Dinges; wird überhaupt von dem gebraucht, was dicht, fest, gründlich ist, und die ganze Absicht des Briefs gieng dahin, zu zeigen, daß in Jesu alles der Wahrheit nach vereiniget sey, was die Juden ehemals in Sinnbildern großes und feyerliches gesehen und gehört hatten. Um so viel wahrscheinlicher wird es also auch, daß der Apostel hier gleichfalls ein Sinnbild der göttlichen Macht und Größe aus der Israelitischen Welt in Gedanken gehabt. Und diese Vermuthung erhebt sich zu einem höhernGradeexegetischer Gewißheit, wenn sich findet, daß die Wolken-und Feuersäule die Herrlichkeit Gottes genannt wurde (welches ich als bekannt voraussetze); das hebräische Zeitwort, von welchem das Nennwort in der Bedeutung, Säule, abgeleitet ist, mit demselben griechischen Zeitwort von den Uebersetzern des A. Testaments gegeben wird, von welchem das griechische Nennwort in dieser Stelle herkömmt;endlich die gedachten Uebersetzer für ein anderes Wort, welches gleichfalls eine Säule oder Statue bedeutet, dasselbe Nennwort, von dem die Rede ist, in der Uebersetzung Ezech. 26, 11.brauchen. Es ist wenigstens nicht zu leugnen, daß jene |f157|Säule als etwas festes, dichtes, die Hypostase Gottes genannt werden konnte, undGestalt der Hypostase Gottes hier beym Apostel, der Sprache nach ganz wohl mit der Redeart2 B. Mos. 24, 17.das Ansehen der HerrlichkeitGottes, verglichen werden kann, daß was hier χαρακτηρ ist dort εἰδοςsey; hier της ὑποστασεωςθ., dort της δοξηςθ. Der Sinn würde also seyn: „Gott hat ehemals auf mancherley Weise durch die Propheten geredet; aber nun redet er durch seinen Sohn und nur auf einerley Weise; ihn hat er gemacht zum Herrn über alles – denn nachdem er, gleich jener Wolken- und Feuersäule, das sichtbare Zeichen des großen und majestätischen Gottes auf der Welt gewesen, in göttlicher Gestalt unter uns erschienen, und durch sein Evangelium die bessere Religion erhält, so hat er sich gesetzt etc.“ Ich vermuthe auch beynahe, daß Johannes gleiche Rücksicht genommen, wenn er sagt:wir sahen seineHerrlichkeit (1, 14.) s.wohnen .
Wenn ich nun doch in der Uebersetzung das Wort Macht, mächtige Stärke, gebraucht habe, so habe ich mehr den Sinn ausdrücken wollen, weil die Wolken und Feuersäule den mächtigen Schutz Gottes, seine Gegenwart, zugleich abbilden sollte, und man also auch Gegenwart dafür setzen könnte.
Ebenbild Gottes, Christi; Col. 3, 10.Röm. 8, 29. Die genauere Uebersetzungen beyder Stellen sollte seyn: – ähnlich zu seyn, dem, der ihn erschaffen hat – daß sie gleich wären dem Bilde seines Sohnes.
|f158|Ehe;s. gleich ehrlich .
Ehre. Dieses Wort und die davon abgeleiteten Redearten sollten in der Uebersetzung Luthersmit folgenden bestimmtern verwechselt werden. –
Röm. 9, 21. Ein Gefäß zum Staat – zum gemeinenGebrauch; für: ein Faß zu Ehren – zu Unehren, wonach auch 2 Tim. 2, 20. zu erklären ist.
1 Cor. 11, 15. Es ist dem Weibe eine Zierde, (Schmuck) etc.
1 Thess. 4, 4. Ein jeglicher – in Heiligung und Ehrbarkeit; s.Faß .
Phil. 3, 19. – Die ihre Ehre in den schandbarsten Wollüsten suchen.
1 Cor. 10, 31.Phil. 2, 11. beydemal, zu Gottes Verherrlichung.
1 Cor. 12, 23. Die Glieder, die uns dünken, die unehrbarsten zu seyn, bedecken wir am meisten; s.Sprüchw. 12, 9. die griechische Uebersetzung, wo dieselbe Redeart in derselben Bedeutung vorkömmt, und 1 B. Mos. 20, 16. wo der Uebersetzer das Wort Decke im Grundtexte, mit dem vom Apostel gebrauchten griechischen Nennwort übersetzt.
Gal. 5, 26. Lasset uns nicht ehrsüchtig seyn.
Phil. 2, 3. Nichts thut aus Zank oder Ehrsucht.
1 Petr. 2, 17.Begegnet allenehrerbietig, (denen ihr in euren irdischen Verbindungen dergleichen schuldig seyd): Röm. 12, 10. ist also nicht ganz gleichsinnig; wohl aber |f159|13, 7.Ehrerbietung, wem ihr sie schuldig seyd.
1 Petr. 3, 7.Haltet das weibliche Geschlecht, als das schwächere Werkzeug, werth.
Col. 2, 23.für –und dem Fleische nicht seine Ehre thun zu seinerNothdurftwelche (Härte gegen den Leib) doch gar nichts zur eigentlichen Entkräftung fleischlicher Begierden beyträgt (wobey man doch immer noch der größteWollüstling seyn kann). Dies scheint mir wenigstens die richtige Uebersezzung zu seyn; s.Fleisch ,Nothdurft .
Ehre, die von Gott ist, wie LutherJoh. 5, 44. übersetzt hat, oder beyGottJoh. 12, 43. ist alles, was, nach dem von Gott geordneten Werth der Dinge, ein wahrer Vorzug des Menschen ist, wie Weisheit und Tugend – Anwendung der Vernunft und des Gewissens. Ganz dasselbe meyntPaulusRöm. 3, 23.vergl. mit der vorhergehenden Beschreibung menschlicher Verdorbenheit. und Röm. 2, 29.
Ehren, ist so viel, als schätzen, hoch und werth achten, Joh. 8, 54. (der mich schätzet, wie denn auch hier ein anderes Wort im Grundtexte steht, als V. 49.) 12, 26.
Gott; 1 Petr. 4, 16. richtiger, preisen;oderloben: Wer um des Christenthums willen leidet, der schäme sich nicht und preise vielmehr in so fernGott.
Ehrlich,sollte wegen des zu unsern Zeiten verändertenSprachgebrauchs, Luc. 14, 8. mit dem Wort Vornehmerer, und 1 Cor. 14, 40. mit ehrbar, oder anständig vertauscht werden. Aus eben der Ursache würde ich lieberHebr. |f160| 13, 4. übersetzen, niemand verachte den Ehestand (urtheile geringschätzig von ihm). Sprüchwört. Sal. 19, 11. ist es nach dem altdeutschen Sprachgebrauche so viel, als rühmlich.
Eifer, sollte richtiger übersetzt seyn:
Eifersucht, 1 Cor. 3, 3. wie denn Paulus auch in seiner Muttersprache nur ein Wort hatte, die Wörter von ungleicher Bedeutung Eifer, Nacheiferung, Eifersucht auszudrücken, und daher auch für alle dasselbe griechische Wort braucht.
Ernst, 2 Cor. 11, 2. und göttlicher Ernst wieder so viel, als, apostolischer Ernst.
Eifern; richtiger,
eifersüchtig seyn, 2 Cor. 11, 2. welches auch die gleichfolgendebildliche Rede erfordert.
misgünstigseyn, neidisch; 1 Cor. 13, 4.vergl.Sir. 9, 16. im Grundtexte, indem auch da die deutsche Uebersetzung seyn sollte: beneidedie Herrlichkeit des Gottlosen nichtetc.–an sichziehen,Gal. 4, 17. das erstemal, das zweytemal wählen, vergl.Sprüchw.Sal. 3, 31. den Grundtext mit der griechischen Uebersetzung. Der Apostel will sagen: sie suchen euch arglistiger Weise an sich zu ziehen, damit ihr sie zu euren Lehrern wählen sollt.
Eiferer, über dem Gesetz Apostg. 21, 20.ist eine Redeart, welche aus 2 B. Macc. 4, 2. genommen ist, wo Luther übersetzt, er hielt fest an Gottes Gebot. Es werden aber in der Apostelgeschichte die Neubekehrten aus dem Judenthum verstanden, welche für die Beybehaltung Mosaischer Gebräuche im Christenthum stritten. Man könnte übersetzen, sie sind alle |f161|strenge Anhänger derMosaischenKirchenordnung.
Weil übrigens die Apostel von einem Eifer für Gott, oder fürsGute reden, wie PaulusRöm. 10, 2.Gal. 4, 18.; so hat man, wie bekannt, daher Anlaß genommen, eine besondere Art desselben denReligionseifer zu nennen, ihn in den wahren und falschen einzutheilen, und nun die Grenzen von dem einen wie von dem andern zu bestimmen. Das Wahre, was auch hier zum Grunde liegt, läßt sich, wie mirs scheint, so wie jede Wahrheit bald ausfindig machen, so bald man nicht selbstfalscheifrig ist; ich will sagen, nicht bey Vertheidigung des wahren Religionseifers die unfreundliche Absicht hat, Personen zu treffen, daß nun ihr dem Geiste stets gegenwärtiges Bild die Einbildungskraft entflammt und diese Flamme die Kraft ruhiger Ueberlegung verzehret. – Was ist er also? Er ist ein anhaltendes Bestreben, seine Einsichten in die Religion und seine Ueberzeugungen davon auch bey andern und gegenanderegeltend zumachen. Der Hauptbegriff ist also das Bestreben, die Befleißigung, und so hat Luther selbst einigemal das Wort übersetzt 1 Cor. 14, 1. 12.Col. 4, 13.Tit. 2, 14.Soll es ein wahrer , oder, wie ich lieber sagen wollte, erlaubterseyn, so muß dieses Bestreben aufrichtig und unverstellt seyn, daß es uns eine herzliche Angelegenheit sey, mit andern die Erkenntnisse zu theilen, die uns ruhig und glücklich machen. Wenn er nun das ist, und überdem das nie Religion seyn kann, was die Ruhe und Glückseligkeit anderer störet; so |f162| muß er auch für andere ganz unschädlich seyn und alles von den Beweisungen desselben ausgeschlossen bleiben, was siean dem Besitz und Genuß des allgemeinen gesellschaftlichen Guten hindert. Zu diesen so bestimmten Eifer hat also jeder das Recht, der eine Religion hat, die er mit Ueberzeugung erkennet und die ihm nach derselben werth ist; er kann andere davon zu überreden suchen, sie mit Gründen vertheidigen, wenn sie auch irrig seyn sollte. Genug sie ist nach seinem Urtheil richtig, nach seinen Empfindungen wohlthätig, und er ist es also seinem Gewissen schuldig, sie andern kenntlich und schätzbar zu machen; aber auch dies nur so lange und in so weit, als niemand in seinen gesellschaftlichen Rechten, Freyheiten oder Vorzügen dadurch gestört wird. Daher gehört dieser Religionseifer für die Obrigkeit, als Obrigkeit, gar nicht; ihre Pflicht ist es, jeden bey seinem erlaubten Religionseifer zu schützen, und wenn sie den ihrigen beweisen will, hat sie nicht mehr Befugnisse, als der Privatmann, – sie ist auch hierin nicht anders, als der erste Diener des Staats, zu betrachten. Dahermüssenauch Lehrer sie auf keine Weise in ihre Religionsvertheidigungen hineinziehen, und selbst dabey alles vermeiden, was denen, die gegenseitige Ueberzeugungen haben, ihre Gemüthsruhe (dieses größte Eigenthum des Menschen) ihr bürgerliches und um in der Gesellschaft fortzukommen nöthiges Ansehen und die übrigen äußerlichen Vortheile des Lebens rauben kann. Man vertheidige also das, was man in der Religion für wahr hält, aber ohne |f163| alle Nennung oder anderweitige lebhafte Auszeichnung der Personen, die derselben abgeneigt sind, und, wo man sie ja nennen will, spreche man mit ihnen durchaus die freundliche Sprache des Umgangs und eines beständigen Bewußtseyns der Gegenwart Gottes, wie sie zwey Theologen in Beyseyn ihres Landesherrn sprechen würden.
Eigen. Dieses Beywort steht ohne allen Nachdruck, wo es im N. T.vorkömmt und ist es genug die schon dabey stehenden Vorwörtersein,mein, ihr,euer,eures in der Uebersetzung auszudrücken, oder es damit zu verwechseln. An vielen Orten hat diesLuther schon beobachtet, als: Matth. 25, 14.(seine Knechte, s. seine eigenen) Joh. 10, 3. 4.Gal[.] 6, 5.Eph. 5, 23. 24.Col. 3, 18.Tit. 2, 5. 9.1 Petr. 3, 1. 5. Dagegen hat er es ohne Noth ausgedrückt, Luc. 6, 44.1 Cor. 15, 38. (es sollte bloß heißen,seinenLeib) 1 Tim. 3, 4. 5. 12.1 Thess. 4, 11.vergl.Eph. 5, 28.Man vergleiche noch untereinander nach dem Grundtexte, Matth. 25, 14.Offenb. 10, 7. – Röm. 4, 19.1 Cor. 6, 18.7, 4.Eph. 5, 28. – 1 Cor. 4, 12.11, 5. – 2 Thess. 2, 6.Tit. 1, 3. – 1 Cor. 7, 2.Marc. 10, 11. 12.Offenb. 21, 2. – Röm. 8, 32. mit V. 3.(Mal. 3, 17.) Bey diesen beyden letzten Stellen könnte man zwar den Nachdruck darin suchen, daß im 3ten V. wo schlechtweg sein gesagt wird, der Ton bloß lehrend sey, dagegen im 32.V. der Gedanke mehr in Empfindung übergehe, und eben daher das Wort eigen statt sein schlechtweg gebraucht werde. So wird aber gleichwohl der |f164| Sinn dadurch um nichts erweitert. Es ist gerade, als wenn wir im gemeinen Umgange versichern dies oder jenes mit unserneigenen Augen gesehen zu haben. Der Ausdruck ist freylich gefühlvoller; aber im Grunde wollen wir doch nichts mehr und nichts weniger anzeigen, als daß wir es mit Augen gesehen. Denn schon der Zusatz unser, ja selbst das, mit Augen, ist in einem solchen Zusammenhange an sich unnöthig.
Eigenthum ist Joh. 1, 11. das Vaterland Jesu, so wie die Seinen, seine Landsleute. Wenn die Christen das Eigenthum ChristiEph. 1, 14. sein herrliches Eigenthum2 Thess. 2, 14. das Volk des Eigenthums, oder genauer, eineigenesVolkTit. 2, 14.1 Petr. 2, 9. genannt werden; so ist nur zu merken, daß besonders die letzte Benennung im Gegensatz gegen das ehemals sogenannte eigene Volk Gottes, die Israeliten, gebraucht wird: Mal. 3, 17.
Einerley Sinn haben,Röm. 12, 16. ist eben so viel, als, 1 Petr. 3, 8.gleichgesinnet, oder nachApostelg.4, 32. ein Herz und eine Seele seyn. Es wird damit auf das gegenseitige Wohlwollen gesehen, welches zum Nachgeben und allen gefälligen Dienstleistungen bereit macht, und ist also besonders eine Tugend des Umgangs und der Gesellschaft, gleichgeltend mit einmüthig, aber nicht so ganz mit einhellig; s.gleich nachher . Und so geht auch das einerley Sinn1 Cor. 1, 10. mehr auf die Uebereinstimmung in Meinungen, wie gleich dabey steht.
|f165|Einfalt, Einfältigkeit,einfältig,einfältiglich. In den griechischen Wörtern, wofür diese in der Uebersetzung vorkommen, liegt allezeit der Begriff des Ungetheilten, Ungetrennten, zum Grunde, der nun nach der Beschaffenheit der Sachen, von welchem sie gebraucht werden, seine genauere Bestimmung erhält; daß dann jedesmal in der Uebersetzung dieser bestimmtere Begriff ausgedrückt werden muß, und sie daher in folgenden Stellen diese ist:
Jac. 1, 5. Der jedermann ohneUnterschied giebt: So brauchen es die guten Griechen, wenn sie z. E. von einer Allgemeinheit reden und niemand ausnehmen wollen.
Röm. 12, 8. Giebt jemand, so gebe er willig: 16, 19.ungelehrig zum Bösen. (Matth. 10, 16.)
2 Cor. 8, 2. – Haben sie doch reichlich gegeben nach ihrer außerordentlichen Willigkeit.
2 Cor. 9, 11. In Verbindung mit V. 9. daß ihr an allen gutthätigen Erweisungen reich seyd – und allezeit willig dazu.
In beyden Stellen geht das reich seyn nicht auf diemilde Gabe, sondern auf den willigen Beytrag derselben.
2 Cor. 11, 3. – Daß nicht jemand eure Gesinnungen von dem unverfälschten Christenthum (Einfältigkeit in Christo, s.Christus ) abwendig mache.
Eph. 6, 5.Col. 3, 22. – Mit aufrichtigemHerzen; s.2 B. Chron. 30, 17.Buch der Weisheit 1, 1. im Grundtexte und der griechischen Uebersetzung.
|f166|Vom AugeMatth. 6, 22.Luc. 11, 34.ists so viel, als gesund. Und so brauchen die griechischen Uebersetzer des A. T. das hier vorkommende griechische Wort für ein hebräisches, welches diese Bedeutung hat,und dem verstümmelten, kränklichen, entgegengesetzt wird.
Eingeben. Wenn das A. Testament 2 Tim. 3, 16.alsvon Gott eingegeben, beschrieben wird, so kann diese allgemeine Anzeige wohl nicht sprachrichtiger erläutert werden, als aus Hiob 32, 8. der zweyten Hälfte, wo das Hebräische, Odem des Allmächtigen, wie Luther übersetzt, oder genauer, der Anhauch des Allmächtigen, mit dem Wort, das der Apostel hier braucht, gleichgeltend ist, und der griechische Uebersetzer auch das damit verwandte Nennwort gebraucht hat. – Alles geistige Gute kömmt von Gott, zu dem es führet; es ist so fromm als richtig gedacht, sich, nach der ältesten orientalischen Philosophie, es als etwas von Gott dem Menschen eingehauchtes vorzustellen.Aber so ist es auch allein Gottes Sache, das Maaß zu bestimmen, nach welchem er dieses geistige Gute einem Moses, Josua, Petrus oder Paulus mitgetheilt hat: Paulus selbst thut es nicht.
Eingeboren;s.Sohn .
Eingehen;
zum Leben, Matth. 19, 17.glücklich seyn.
zurHerrlichkeit,Luc. 24, 26. verherrlichet werden.
Einhelligseyn,Phil. 2, 2. einerley Absicht haben. Einen Endzweck sich vorsetzen.
Einig,s.Herrscher .
|f167|Einigkeit im Geist, s.Geist Eph. 4, 13. steht fürzu einerley Glauben, im Grundtexte gleichfalls zur Einigkeit des Glaubens; s.Glaube .
Einkommen,s.Neben .
Eins seyn, Joh. 10, 30. 17, 11.21.22. so viel als gleich gesinnetseyn. So erklärt es Jesusselbst,vergl.V. 38. der ersten Stelle mit dem Zusatze in der zweyten – ich bitte, daß sie so eins seyn mögen, wie du Vater in mir und ich in dir – und durch dies, du in mir und ich in dir, hatte er in der ersten das, wir sind eins, umschrieben
machen aus beyden, Eph. 2, 14.Beyde sind hier nach V. 13. 17. die Juden, die schon vorher dem Christenthum näher waren, und die Heyden, die noch entfernter waren. Aus ihnen hat also ChristusEins gemacht, indem er sie zu Einer Gesellschaft der wahren Anbeter Gottes vereiniget hat.
Eitel heißt entweder so viel als verkehrt1 Cor. 3, 20.Jac. 1, 26. (s.dienen )Tit. 3, 9.odervergeblich1 Cor. 15, 17. oder unkräftig1 Petr. 1, 18. (s.erlösen ).
Röm. 1, 21. könnte man in Vergleichung mit dem, was vorher bey dem Wort Dichten , erinnert worden, kurz übersetzen: sie sind durch ihreVernünfteleyen (eitel)Abgöttergeworden. Das griechische Zeitwort kommt nemlich in dieser Bedeutung vor, Jer. 2, 5.für welche Bemerkung ich dem ehemaligen norwegischen PredigerPeter Brynchiusmichverpflichtet erkenne, der schon in seiner Philologia sacraS. 144. diese Vergleichung angestellt hat.
|f168| ein eitler MenschJac. 2, 20. ein Schwätzer, ein leerer Kopf.
Eitelkeitdes SinnesEph. 4, 17. sollte gleich genauer übersetzt werden, vereitelte (verkehrte) Gesinnungen, oder auch verkehrte Einbildungen, nach welcher Uebersetzung Röm. 1, 21. damit zu vergleichen seyn würde,
derselben unterworfen seyn, Röm. 8, 20. Die Griechen brauchen das hier vorkommende griechische Wort in der Uebersetzung des A. T.Ps. 5, 9.38, 13.52, 7. (8.) für ein hebräisches Wort, welches Herzeleid, NothundElendbedeutet. Ich trage also kein Bedenken hier zu übersetzen – denn (die Creatur) die Christen sind mannichfaltigen Bekümmernissen ausgesetzt. Man vergleiche V. 17, 18.28.ff.
Elend ist so viel, als arm, niedrig,gering,Luc. 1, 48. 52.
elendseyn,Jac. 4, 9. sein Elend empfinden.
Ende ist die völlige Zerstörung der jüdischen Republik,Matth. 24, 13.Luc. 21, 9.vergl.V. 20. wo es ausdrücklich von der Verwüstung Jerusalems erklärt wird.
Zuweilen bedeutet es auch den Ausgang, den eine Sache nimmt,Röm[.] 6, 21. 22.2 Cor. 11, 15.Phil. 3, 19. Vielleicht könnte man es aber auch in der letzten Stelle, in der Bedeutung des Endzwecks, den sich jemand vorsetzt, nehmen, und das Ganze zur Verhaltungsart der daselbst geschilderten Wollüstlinge ziehen, daß die Uebersetzung wäre: deren höchster Zweck (höchstes Gut) die liederlichsten Ausschweifungen sind.
Ende der Erde,Welt;s.Ende ,Welt .
|f169|an allen Enden,Luc. 9, 6.allenthalben, wo sie (die Apostel) hinkamen;Apostelg. 17, 30. weit und breit.
des Gesetzes: So wird Christusgenannt,Röm. 10, 4. Ich habe aber für mich selbst noch nicht entscheiden können, ob der Verstand seyn soll, durchChristumist die ganze jüdische gottesdienstliche Einrichtung aufgehoben; oderdie LehreChristiist das vollkommenste Gesetz; oder endlich,alle jene gottesdienstliche Anstalten hatten ihre Beziehung aufChristum. Wenigstens mag ich bey der Ungewißheit, in der ich mich selbst wegen der Wahl zwischen diesen Erklärungen befinde, Keinem in der seinigen vorgreifen.
Engel ist ein griechisch-deutsches Wort und bedeutet eigentlich einen Boten. So hat Luther selbst es übersetzt, Luc. 9, 52. Aber man nehme an, um dies beyläufig zu bemerken, daß er auch hier von Anfang das undeutscheEngel gebraucht hätte, und also die Uebersetzung gewesen wäre, wie gewiß hätte mancher eben so gut unsichtbare Geister hineinerklärt, als es noch von vielen in ähnlichen Stellen (z. E.Ps. 104, 4.) aus nicht bessern Sprachgründen geschieht; und die Uebersetzung eigentlich seyn sollte: Du machest die Winde zu deinen Boten und zu deinen Dienern die Blitze.
Dabey ist nun gleichwohl gar nicht zu leugnen, daß in den Reden Jesu und den Anweisungen der Apostel unter dieser Benennung eine Gattung von geschaffenen Wesen, die den Menschen an Einsichten, Kräften u. s. w. über|f170|treffen, begriffen werde; und es ist hierin so wenig etwas Befremdendes, daß vielmehr die eigene Vermuthung des menschlichen Verstandes von dem Daseyn unzählbarer über den Menschen erhabenerGeschöpfe dadurch bestätiget wird. Nur dünkt mich, sollte man keinen besondern Lehrsatz in dem Unterrichte der Religion daraus machen, weil nie in eigentlichen Vorschriften weder gefordert wird, daß man die Menschen davon unterrichten solle, noch das bestimmt, was von ihnen geglaubt werden soll, noch von den Aposteln selbst etwas als ein nothwendiges Bekenntnißstück davon vorgetragen. Ueberdem scheinen Jesus und die Apostel, das, was sie nur gelegentlich davon sagen, auch mehr aus der jüdischen Philosophie vorauszusetzen, ohne es zum Wesen der Religion rechnen zu wollen.
Diese allgemeine Anmerkung läßt sich leicht auf alle die Stellen anwenden, in welchen es der ganze Zusammenhang deutlich macht, daß Geschöpfe einer höhern Natur zu verstehen sind. Hin und wieder werden nun aber auch andere Dinge mit diesen Namen bezeichnet, in so fern das hebräische Wort, für welches die Griechen und wir mit ihnen nach einer deutschen Endung Engel setzen, überhaupt einen Gesandten bedeutet, oder auch die griechischen Uebersetzer des A. Testaments es zuweilen in einer andern Bedeutung brauchen. Es sind also die Stellen N. Testaments, die hieher gehören, folgende:
Röm. 8, 38. Die ältesten Ausleger haben schon die Schwierigkeit erkannt, in welche man |f171| sich verwickelt, wenn man hier Engel nach dem gemeinsten Sprachgebrauch verstehen will, da der Apostel sie unter die Dinge rechnet, die ihn nicht irre machen sollen. Sie wird auch, dünkt mich, dadurch nicht gehoben, wenn man sagt, es beziehe sich die ganze Vorstellung auf die Meynung der jüdischen Philosophen, die ganzen Ländern, Provinzen u. s. w. in ihren Gedanken gewisse Schutzengel vorsetzten; denn für diesen wäre er wohl eben deswegen am meisten gesichert gewesen. Da nun doch so viel ziemlich gewiß ist, daß Fürstenthümer hier die höchsten Landesobrigkeiten,Gewalt , die Provinzial- und Unterobrigkeiten nach dem besten Sprachgebrauche bedeuten kann (s. beyde Rubriken), so würde ich für mein Theil annehmen, er begreife zuerst beyde unter der allgemeinen Benennung der Engel, in der Bedeutung der Mächtigen, und ich würde diesen Sprachgebrauch beweisen aus Ps. 78, 25. wo die Griechen für das wörtliche Brod der Mächtigen, übersetzen,Brod der Engel; und 2 B. Sam. 14, 17.19, 27. woraus sich ergiebt, daß es nichts ungewöhnliches unter den Juden war, Regenten und Landesherrn als Engel Gottes zu verehren. S. auch Thron .
1 Cor. 11, 10. Hier ist mir die Meynung derer immer noch die wahrscheinlichste, die in Beziehung auf die griechische Uebersetzung Jos. 6, 17.Kundschafter verstehen, welche die heydnischen Obrigkeiten in die christlichen Versammlungen schickten, um zu erfahren, ob alles ordentlich dabey zugehe.Aus Bescheidenheit |f172| wollte er vielleicht nicht das härtere Wort brauchen, das eigentlich einen Spion bedeutet.
2 Cor. 12, 7.Engel des Satans. Eine figürliche Beschreibung der reißenden Gicht, besonders Kopfgicht, Migraine. Auch dies ist eine der ältesten Erklärungen, welche man in spätern Zeiten hat verloren gehen lassen. Tertullian im zweyten Jahrhundert sagt schon (de pudic. c. 13.), der Apostel wurde mit Backenstreichen geschlagen, wegen der Schmerzen, die er in Ohren oder imKopfe hatte, und Hieronymus in der Auslegung des Br. an die Galater beym 4. Capitel.Es istmuthmaßlich, daß der Apostel damals von einerkörperlichenSchwachheit befallen gewesen. – Viele behauptenauch,er habe oft heftiges Kopfweh gehabt, und das sey der Engel des Satans, der ihn mit Fäusten schlage. In spätern Zeiten führt auch Theophylact diese Erklärung in seinem Kern von Auslegungen über diese Stelle an:Engel des Satans haben einige vom Kopfweh verstanden, das derTeufelgewirkt. Aber das sey ferne! der LeibPauliist nicht dem Satan übergeben worden, vielmehr hatPaulusihm Grenzen vorgeschrieben, da er ihm den unzüchtigen Menschen zum Verderben des Fleisches übergab (1 Cor. 5, 5.) Theophylact war also, wie man sieht, der Erklärung von einem heftigen Kopfweh nur deswegen so abgeneigt, weil der Teufel zum Urheber desselben gemacht wurde. Vielleicht würde er sie annehmlicher gefunden haben, wenn er bedacht hätte, daß selbst die Erwähnung des Satans zur bildlichen Vorstellung gehöre. So wenig haben die ältesten |f173| Ausleger hier an eigentliche satanische Versuchungen gedacht, sie vielmehr als eine Entehrung der Person Pauli verworfen. Die meisten haben die angezeigte Krankheit oder eine andere, als Nierenschmerzen, wie Thomas Aquino und Lyra, verstanden; einige die Widersacher des Apostels, wie Theophylact am angezeigten Orte; noch andere Reizungen zur Wollust.
Ich will nun noch die Gründe kurz zusammenfassen, die mir die Erklärung dieser figürlichen Vorstellung von einer Art der Kopfgicht am wahrscheinlichsten machen. 1.Paulus nennt es selbst nachher eine Schwachheit, Krankheit. 2. Er redet bey mehrern Gelegenheiten von Schwächlichkeit,1 Cor. 2, 3. und besondersGal. 4, 13. 14.und braucht da immer ein griechisches Wort, welches auch sonst im N. T. körperliche Uebel bezeichnet, Matth. 8, 17.Joh. 5, 5. und selbst in den besten griechischen Schriftstellern in dieser Bedeutung vorkömmt. 3. Er beschreibt sie als etwas, das seinem Fleische (Leibe) empfindlich sey. 4. Er vergleicht sie mit Dornen, und es muß also etwas stechendes, reißendes, gewesen seyn; und dies5. noch deutlicher auszumalen, vergleicht er ferner die Anfälle dieses Uebels mit Backenstreichen; wodurch er also den Hauptsitz der schmerzhaften Empfindungen desselben im Kopfe merklich machen wollte: Vergl.Pfahl .
1 Tim. 5, 21. würde ich auserwählte Engel von den ansehnlichsten und vornehmsten Kirchenbedienten verstehen.
|f174|Engel des Lichts,2 Cor. 11, 14.ein guter, reiner Engel. Col. 2, 18.s.Geistlichkeit . Hebr. 1, 14.s.dienstbar .
Entkleiden.2 Cor. 5, 4. ist das entkleidet werden so viel, als sterben, wobey der Leib, nach einer bey den alten Philosophen sehr gewöhnlichen Vergleichung, als das Kleid der Seele gedacht wird. Nach einem ähnlichen Vergleichungsgrund sagt Petrus (2 Br. 1, 14.) dafür, die Hütte ablegen. S.überkleiden .
Entschlafen, in Christo; s.Christus .
Entsetzen (sich) sollte Matth. 7, 28.12, 23.13, 54.22, 33.Marc. 1, 27.Luc. 5, 26.9, 43.Apostelg. 10, 45. genauer gegeben werden, sich verwundern, oder, erstaunen. So hat Luther selbst in einem gleichen Zusammenhange das erste gewählt, Luc. 4, 32.Apostelg. 13, 12. Richtiger heißt es Marc. 16, 5.sieentsatzten sich; es steht aber auch hier im Griechischen das Wort, welches eigentlich diese Bedeutung hat.
Erbarlich wandeln als am Tage Röm. 13, 13. heißt nach der angestellten Vergleichung der neubekehrten Christen mit Menschen, die vom Schlaf aufstehen, allen christlichen Wohlstand beobachten, und so sollte auch noch genauer, anständig, für erbarlich, übersetzt werden.
Erbauen.Apostelg.20, 32. heißt es nichts mehr und nichts weniger als stärken, und sollte auch gleich so übersetzt werden (2 Thess. 3, 3.2, 17.). Hingegen muß freylich Eph. 2, 20 22.4, 12.Col. 2, 7.Jud.V. 20. in der Uebersetzung dieser figürliche Ausdruck beybehalten werden; der Sinn ist aber doch auch hier, in allem Guten zunehmen. Röm. 14, 19.15, 2. hat schon Lu|f175|ther selbst für Erbauung das Wort Besserung in der Uebersetzung gewählt.
Erbe;(erben, ererben,)Erbtheil. So nennen die Apostel unter andern alle Glückseligkeiten des Christenthums, die in der bessern Erkenntniß, inrechtschaffenen Gesinnungen, Beruhigungen des Herzens und Gewissens bestehen, und ohne Ende fortdauern und erhöhet werden sollen; s.Reich Gottes ,Seligkeit . Es bedeutet also nichts weiter, als den Besitz von dem allen; es besitzen, oderin so fern man erst dazu kommen soll, es erlangen, in folgenden Stellen, Matth. 19, 29.25, 34.Marc. 10, 17.1 Cor. 6, 9. 10.15, 50.Gal. 5, 21.Eph. 1, 11. 14.5, 5.Col. 1, 12.Röm. 8, 17.Gal. 3, 29.Tit. 3, 7.Hebr. 1, 14.6, 12.9, 15.1 Petr. 1, 4. und so hat Luther selbst Matth. 5, 5. für das Erdreich ererben, übersetzt besitzen. Allein in der Uebersetzung müssen doch jene Ausdrücke beybehalten werden, weil die Apostel auch dabey die Christen mit ihren Besitzen den Israeliten entgegensetzen wollten, deren Land so oft als ein Erbe, sie selbst als Erben desselben vorgestellt worden, welche Rücksicht denn in der Uebersetzung auf diese Weise merkbar bleiben muß. Es ist alsdann das Geschäfte des Auslegers und Predigers, durch richtige Erklärung allen unrichtigen Erweiterungen dieser bildlichen Ausdrücke vorzubeugen. Gott, der die Christen dieser Besitze theilhaftig macht, ist nicht gestorben; und der gestorben ist, Jesus, ist selbst der Erbe, wir seine Miterben; er hat auch kein Testament gemacht, und selbst das, wo es in der Uebersez|f176|zung steht, ist ein gleichmäßiger uneigentlicher Ausdruck, welcher erklärt werden muß. S.Testament .
Erbeüber alles wird also Jesus genannt Hebr. 1, 2. in gleicher Rücksicht auf das Isrealitische Land; und reinesDeutsch ist es so viel,als,Herr derganzen Christenheit. Also auch dies eine neue Bestätigung, daß in dem gleichfolgenden ebenfalls auf eine den damaligen Juden aus der Geschichte ihres Landes bekannte Sache hingewiesen werde.S.Ebenbild .
Erbtheilder Heiligen im Licht; Col. 1, 12. Ich denke, daß dies kurz eine Umschreibung des Evangelii, als des ersten großen Besitzes der Christen sey; eben so ihr Erbe genannt werde, wie David das göttliche Wesensein Erbenennt,Ps. 119, 111.vergl. heilig.
Erde,Erdreich:Col. 3, 2. 5.s.droben . Uebrigens bedeutet es in folgenden Stellen dasjüdische Land: Matth. 5, 5.10, 34.16, 19.23, 35.24, 30.(alleGeschlechte auf Erden, d. i. alle Geschlechte Israels)Luc. 18, 8.21, 23. 25. 35.auf Erden, d. i. im jüdischen Lande, Joh. 17, 4. (s.Welt )Luther hätte hier allezeit das Wort Land in der Uebersetzung wählen sollen, wie er auch wirklich Matth. 27, 45.Marc. 15, 33.Luc. 23, 44.gethan hat.
DasErdreichbesitzen,Matth. 5, 5. ist nach dem, was gleich vorher gesagt worden, so viel, als glücklich seyn: denn auch hier heißt es eigentlich im Grundtexteererben, und die ganze Redeart ist genommen aus Ps. 37, 9. 11. 22. 29. 34.Weil nun die Israeliten sich in dem Besitze ihres Landes alle Glückseligkeiten ver|f177|eint dachten, außer demselben nichts wünschenswerthereskannten: so ist diese Redeart zum Ausdruck wahrer Glückseligkeit gewählt worden.Die mit der jüdischen Nation und besonders den Pharisäern (s.dies Wort undReich Israel), ein zukünftiges tausendjähriges Reich Christi erwarten, erklären diesen Ausdruck von einer wirklichen Besitzung des jüdischen Landes bey der Errichtung desselben. Wenn man nun auch dies wollte gelten lassen, so würde doch am Ende die Redeart, wie ich erinnert habe, so viel bedeuten, als glücklich seyn; es würde nur der Erklärungsgrund verändert, und die Art der Glückseligkeit genauer oder anders bestimmt. Da indeßJesus in allen seinen Anweisungen und Gesprächen sich nie umständlich darüber erklärt hat, vielmehr, wenn er darauf gebracht wurde, die Rede abbrach, so können beyde,Ausleger und Prediger, nicht sicherer gehen, als wenn sie bey dergleichen Redeartensich an die allgemeine Idee von wahrer und dauerhafter Glückseligkeit halten.
Ende derErde, Apostelg.1, 8. ist von den äußersten Grenzen des jüdischen Landes und der galiläischen Gegend zu verstehen. So erfordert es auch der Sprachgebrauch des A. T.z. E.Jesai. 45, 22. wo für, aller Welt Ende, wie Luther übersetzt, es genauer heißen sollte, alle aus dem ganzen Lande.
Unterste Oerter der Erden,Eph. 4, 9. ist nach der Erklärung vieler großen Ausleger eine Beschreibung des Grabes, daß der Gegensatz wäre: er ist zuvor begraben worden und dann |f178| wieder auferstanden; erhöht worden, nachdem er sich vorher aufs tiefste erniedriget hatte. Ich habe nichts dagegen, und es ist erwiesen, daß der Sprachgebrauch des A. Testaments diese Erklärung begünstiget. Allein da noch wörtlicher Ps. 139, 15. der Mutterleib so genannt wird, und auch hier genau übersetzt werden sollte, da ich gebildet ward in den untersten Oertern der Erde; da es ferner scheint, der Apostel wolle nicht sowohl die größte Erhöhung und die tiefste Erniedrigung, sondern vielmehr zwey äußerst entfernte Zustände der MenschheitJesu Christi einander entgegensetzen, welche denn die Empfängniß und die Himmelfahrt seyn würden; und endlich der ganze Vortrag vom 8. bis 17. Vers zu einer poetischen Prosa sich erhebt: So wäre ich sehr geneigt, hier lieber den Leib der Mutter zu verstehen, und die ganze Redeart für eine nicht nur erhabene, sondern auch sehr anständige, und bey der einmal gefaßten Vorstellung des Auffahrens ergriffene Beschreibung der EmpfängnißJesuanzunehmen. Das Hinunterfahrenmüßte also eben so wenig als das unterste Oerter der Erden selbst so genau genommen werden. Diese Erklärung hat auch schon Paulus Fagius angenommen, und nach ihm Esrom Rüdinger in seiner Paraphrase der Psalmen wiederholt. „UntersteOerterderErde sagt er in einer Anmerkung zu den angef. Psalmen, d. i. der Leib der Mutter, in welchem der Mensch so verborgen ist, als unter der Erde. Es ist daher auch das natürlichste, das, was der Apostel Eph. 4. schreibt, Christus habe sich zu den |f179| untersten Oertern der Erde herabgelassen, von der Empfängniß und nicht der Höllenfahrt zu verstehen.“ Dies war nemlich die damals herrschende Erklärung.
Herr Prof. Fischer in Leipzig, dem diese Erklärungsart nicht unbekannt war, will doch lieber die Erdeschlechtweg verstehen, daß der Sinn sey, er ist Mensch worden, und beruft sich zum Beweiseder gleichen Sprachart der Hebräer, für Erde mehr umschreibungsweise unterste Oerter der Erde zu sagen, auf Jesai. 44, 23. wo auch schon LutherErdeübersetzt hat, obgleich mit dem unverständlichen Zusatz herunter, zu, rufen. Nun konnte es freylich scheinen, als ob Himmel den Gegensatz Erdeerfordere, und diese also in der zur Frage gehörigen Umschreibung zu finden sey; aber es ist mir doch weit wahrscheinlicher, daß hier, unterste OerterderErden, der Gegensatz von dem folgenden Berge seyn soll, und also eine poetische Umschreibung der Thäler. Der Prophet scheint statt der Erde die leblose Fülle derselben nennen zu wollen, die zum Preise Gottes entweder großes Geräusche macht – der Wald und seine Bäume – oder das meiste Getöse des Windes verursachet, – Berge und Thäler. – So läßt sich auch eher einsehen, warum Thäler die untersten Oerter der Erden genannt werden, als wie die Erde selbst so umschrieben werden könne, und es gewinnt unstreitig Gedanke und Ausdruck an Schönheit, wenn man übersetzt: Und sonach wäre im Briefe an die Epheser der Sinn: „wenn er aber aufgefahren ist und über die Menschheit erhaben worden, so setzt dies voraus, daß er auch vorher Mensch worden sey;“ s.Gefängniß ,erfüllen .
Erfahrung.Röm. 5, 4.so viel als Rechtschaffenheit. Dies ist auch in mehrern Stellen die Bedeutung des hier gebrauchten griechischen Nennworts und des damit verwandten Zeitworts oder Beyworts. Fünfmal1 Cor. 11, 19.2 Cor. 2, 9.2 Tim. 2, 15.Phil. 2, 22.1 Petr. 1, 7. hat Luther zwar das Wort rechtschaffen, aber es sollte auch gleich das Nennwort stehen. Ich übersetze also ferner:
Röm. 5, 4. Trübsal wirket Geduld; Geduld Rechtschaffenheit; Rechtschaffenheit Hoffnung; Hoffnung läßt nicht zu schanden werden.
Jac. 1, 12. Selig ist – denn, nachdem er rechtschaffen ist erfunden worden etc.
Röm. 16, 10.Grüßet Appellen, den rechtschaffenen Christen.
1 Cor. 11, 19. Hat es Luther schon in der Uebersetzung.
2 Cor. 2, 9. Damit ich eure Rechtschaffenheit erführe, ob ihr auch darin folgsam seyn würdet.
|f181|2 Cor. 9, 13. Und wegen der Rechtschaffenheit dieses eures Beytrags. Vielleicht könnte man aber auch (weil in diesem Worte der Begriff des Auserlesenen jeder Art zum Grunde liegt) hier noch genauer übersetzen, wegen dieses eures ansehnlichen Beytrags, und damit vergleichen 8, 2.
2 Cor. 10, 18. Denn darum ist einer noch nicht rechtschaffen.
2 Cor. 13, 3. Da ihr doch einmal versichert seyn wollet, ob ich euch das rechtschaffene Christenthum vortrage etc. – (die wahre Lehre Christi), – so wäre das beste, ihr suchtet euch zu versichern u. s. w. Es ist die Rede zugleich etwas verweisend.
2 Cor. 13, 7. Nicht sowohl, daß wir rechtschaffen erfunden werden etc.
Phil. 2, 22. Ihr aber wisset seine Rechtschaffenheit.
Uebrigens haben die Gelehrten schon gezeigt, daß eigentlich die griechischen hier erklärten Wörter von den Kämpfern gebraucht werden, die bey der vorhergehenden Probe für tüchtig dazu erkannt wurden. Nur 1 Petr. 1, 7. ist die Vergleichung von der Feuerprobe hergenommen, und die genauere Uebersetzung: auf daß euer wohlgeprüfter Glaube köstlich erfunden werde.
An Erfahrung reichwerden,Phil. 1, 9. Hier steht nun ein ganz anderes Wort im Griechischen, wovon das in unsere Sprache aufgenommeneAesthetik herkömmt, und welches, so viel mir erinnerlich ist, nirgends weiter im N. Testamente gebraucht wird. Es bedeutet |f182| aber Verstand, Gefühl, Geschmack, nachdem die Sache ist, auf die es angewandt wird; und es ist also wegen des folgenden – daß ihr prüfen möget – welches keine Sache des Gefühls, sondern des Verstandes ist, kein Zweifel, daß es hier in der ersten Bedeutung zu nehmen sey, und die Uebersetzung: daß ihr immer mehr reich werdet an allerErkenntniß und Einsicht. – So brauchen die guten Griechen auch das Zeitwort von dem Erkennen,Bemerken gewisser Dinge, und die Uebersetzer des A. Testaments in den Stellen, wo im Hebräischen gleichbedeutende Wörter vorkommen, s. besonders Sprüchw. 1, 4. 22.2, 10.10, 14.14, 6. 7.10. Am Ende erklärt es Paulus selbst durch Verstand,Col. 1, 9.so wie Erkenntniß durch Weisheit, und reich werden durch erfülltetwerden,Eph. 1, 8.
Erfinden,Hebr. 9, 12. so viel als zuwegebringen.
Erforschen,1 Cor. 2, 10.Offenb. 2, 23. eine Sache genau kennen: s.forschen .
Erfüllen:dafür sollte in der Lutherschen Uebersetzung stehen –
Vollmachen; Matth. 23, 32. wo man bey Maaß nicht das allgemeine Wort Sünden, sondern nach dem, was gleich vorhergeht, Todtschläge, Mordthaten,(V. 31.) hinzufügen muß. – Joh. 3, 29.1 Thess. 2, 16. – Phil. 2, 2. Macht mir auch noch die Freude;Luc. 9, 31.
Vollenden,Marc. 1, 15.Apostelg. 13, 25. (2 Tim. 4, 7.)Luc. 21, 24. scheint der natürlichste Verstand zu seyn: Jerusalem wird so lange von den Völkern unterdrückt werden, |f183| bis gar kein Volk mehr seyn wird; es wird niemals wieder emporkommen; 2 Thess. 1, 11.
Genüge thun, Matth. 3, 15.s.Gerechtigkeit .
Ueberflüßig zureichen, 2 Cor. 9, 12.
Ausfüllen, Phil. 4, 19. wo man sehr gut übersetzen könnte, Gott schenke euch ein reichliches Auskommen, nach seinem herrlichen Reichthum um Christi willen.
Ausbreiten, Röm. 15, 19. daß ich das Evangelium von – – ausgebreitet habe (alles steht nicht im Texte) Apostelg.5, 28.
Einnehmen; Apostelg. 2, 2.5, 3.
Bereichern, Apostelg. 2, 28.Röm. 15, 13. 14.2 Cor. 7, 4. (ich bin überschwenglich getröstet) Eph. 3, 19.Phil. 1, 11.Col. 4, 12.
Leisten,halten,Röm. 8, 4.Röm. 13, 8.Gal. 6, 2.
Wahrmachen, eintreffen: Matth. 26, 54. 56.Luc. 4, 21.24, 44.21, 22. So wie wir nun auch in unserer Sprache das Wort eintreffen oft bey Vorfällen brauchen, die ehemaligen ganz ähnlich sind, als wenn wir sagen, hiertrifftrecht eigentlich das und das ein; so wird auch dieses Wort nicht selten, besonders beym Matthäus in der Redeart genommen, auf daß die Schrift erfüllet würde.
Vollgültigmachen,Matth. 5, 17.Eigentlich in seinem ganzen Umfange das Sittengesetz erklären und einschärfen; wie das Christus auch gleich nachher in einigen Beyspielen that. Ich möchte es nur so übersetzen und das gegenseitige ungültig machen, um in der Uebersetzung |f184| die Wortanspielung, die im Grundtexte ist, so viel möglich nachzuahmen.
Eph. 4, 10.vergl.1, 23. scheint mir jetzt beydemal auf den Umfang der geistlichen Herrschaft Christi zu gehen, daß der Sinn wäre: in der ersten Stelle, auf daß er alles mit seiner Regierung umschlösse; in der zweyten, der alles ohne Ausnahme regieret: s.Fülle .
Gal. 5, 14.ist es so viel, als,in sich begreifen, so wie das Nennwort.
Erfüllung,Röm. 13, 10.derInbegriff.
Ergeben,sichChristo und seinen Aposteln, kömmt 2 Cor. 8, 5. in dem ganz besondern Verstande vor, für arme Christen, auseigenemTriebe christlichen Wohlwollens und ohne ausdrückliche apostolischeAufforderungdazu Allmosen geben.Was er vorher mit dem einen Wortewillig, freywillig, angezeigt, das wiederholt er in diesen Ausdrücken, „und waren nicht allein willig auf unsere Fürsprache etwas zu geben, wie wirhofften, daß sie thun würden, sondern kamen uns zuvor mit ihrer freywilligen Erklärung zu einer Beysteuer, ehe wir sie an Christus statt dazu aufforderten; daß wir alsoTitumermahnten auch bey euch diese Allmosensammlung zu besorgen, damit ihr nicht von ihnen möchtet übertroffen werden.“
Ergreifen steht für erreichen,1 Cor. 9, 24. und erlangen,1 Tim. 6, 12. 19.Phil. 3, 12. wo er das Ziel meynt, welches er sich V. 8–11. vorgezeichnet hatte. Des Gegensatzes wegen behält er auch in der Redeart, vonJesu Christoergriffen seyn, dasselbe Wort bey, für,von ihm errettet seyn.
|f185|Erhöhen, erheben, verherrlichen,Apostelg. 2, 33.5, 31.Phil. 2, 9. wo jedesmal die Sache selbst sogleich erklärt wird; s.Name .
Erkennen. In unsererdeutschen Uebersetzung sollte dafür stehen,Luc. 19, 44.achten; 1 Cor. 8, 3.schätzen, (der wird von Gott geschätzt; ist Gott gefällig,Röm. 14, 18.); 1 Thess. 5, 12.werthhalten; und so sollte es auch Röm. 7, 7.heißen: die Sünde achtete ich nicht ohne Gesetz; s.Bekannt .
Erkenntniß:ChristiEph. 4, 13.Phil. 3, 8.2 Petr. 1, 8.3, 18. ist überhaupt das christliche Erkenntniß, s.Christus . 1 Cor. 12, 8. dem einen wird durch diesen Geist gegeben ein beredter Vortrag; dem andern durch denselben Geist ein scharfsinniger Vortrag. Erkenntniß ist nemlich hier so viel, als eine tiefe, gründliche Einsicht in die Religion, und Weisheit dagegen Beredtsamkeit (s.Weisheit ); wie denn Paulus jenes 13, 2. bey der Wiederholung selbst erklärt; wenn ich alleGeheimnissewüßte: Col. 2, 3.s.Schatz .
Erlassen die Sünde,Joh. 20, 23. ist gar nicht das, was wir gemeiniglich die Absolution nennen, so wenig als Matth. 16, 19. etwas davon steht (s.Schlüssel ).Sünde ist hier der Unglaube, in welcher Bedeutung es, wie bekannt ist und am gehörigen Orte bewiesen werden soll, öfters vorkömmt. Wenn man nun dazu nimmt, daß Jesus gleich vorher seine Jünger in ihrem Beruf, das Evangelium zu verkündigen, bestätiget hatte; so kann er nichts anders haben sagen wollen, als: „ich übergebe euch hiermit nochmals das evangelische Pre|f186|digtamt; die ihr für Gläubige erkennet und unter meine Bekenner aufnehmet, die sollen auch von mir dafür erkannt werden, und die ihr nicht dafür erkennet, die werde ich auch nicht dafür erkennen.“
Erleuchten, erleuchtete,Erleuchtung. Die Ausleger haben schon längst richtig bemerkt, daß diese Wörter eben so viel als unterrichten,Unterricht, bedeuten. Es sind also:
erleuchtete Augen des Verstandes,Eph. 1, 18. ein in den Wahrheiten der Religion wohl unterrichteter Verstand;
die einmal erleuchtetsind, Hebr.6, 4.10, 32. die einen gründlichen Unterricht in der Religion erhalten haben;
die Apostel, diejedermanerleuchten, Eph. 3, 9. die alle unterrichten;
Jesus, der alle erleuchtet, Joh. 1, 9. der alle unterrichtet; und
die Erleuchtung von der Erkenntniß der Klarheit Gottes etc.2 Cor. 4, 6.dieAnweisung zur Erkenntniß der Herrlichkeit Gottes durch Jesum Christum, der sie sichtbarlich darstellte.
Erlösen,Erlösung. Daß beyde Wörter an sich noch nichts bestimmen und dabey die allgemeine Idee einer Befreyung von Uebeln zum Grunde liege, ist aus dem allgemeinen griechischen Sprachgebrauche bekannt und auch daher erweislich, daß Moses selbst ein Erlöser genannt wird, Apostelg.7, 35. In der Uebersetzung Lutherswerden beyde von der Befreyung von physischen wie von moralischen Uebeln gebraucht. Mit dem ersten drückt er vier verschiedene griechische Zeitwörter aus, wovon |f187| das eine überhaupt erretten, die drey andern los- oder erkaufen,erlösen, befreyen, eigentlich bedeuten, und auch das Nennwort Erlösung, sollte zuweilen Lösegeld oder Loslassung übersetzt seyn, obgleich am Ende der Verstand nichts darunter leidet. Folgende Stellen sind also von einer leiblichen Errettung zu verstehen:
Matth. 6, 13. (s.Versuchung ,Uebel ) Matth. 27, 43.Luc. 1, 68. 74. (daß wir errettet von unsern Feinden, den Römern nemlich) 24, 21. (wir hoffeten, er sollte das Israelitische Volk wieder von fremder Bothmäßigkeit befreyen, und die verfallene königliche Regierungsform wieder aufrichten, Apostelg.1, 6.) 2 Cor. 1, 10.der uns aus dieser Todesgefahr errettet hat etc.2 Tim. 4, 17. 18.2 Petr. 2, 7. 9. – Luc. 21, 28. (wenn das mit Jerusalem vorgehen wird, so freuet euch, daß eure Errettung da ist, und die Juden vollends außer Stand werden gesetzt werden, euch bey der Verkündigung des Evangelii zu drücken und zu verfolgen) Eph. 4, 30. (bis an euer seliges Ende, s.Versiegeln ). Hieher gehört nun aber Eph. 1, 14. nicht, weil hier für PfandunsererErlösung eigentlich im Texte steht, Unterpfand unsers Besitzes; s.Erbe .
Die übrigen Schriftörter N. Testaments, in welchen die Befreyung von moralischen Uebeln damit ausgedrückt wird, sind wieder zweyfacher Art. Einige, und besonders folgende fünfe, gehen bloß die Juden an, und die darin versicherte Erlösung ist eine Befreyung von einem knechtischen, beschwerlichen und den Geist mehr |f188|niederschlagenden als erhebenden Gottesdienst. Und da denn diesen aus ihrer vorigen Religionsverfassung die Wörter auslösen, erkaufen oder abkaufen sehr geläufig waren, sie auch dabey als Knechte, die bereits einmal aus der egyptischen Sclaverey erlöset worden, oder auch unter beschwerlichen Diensten geseufzet hatten, (Apostelg. 15,10.) gedacht wurden, so werden auch diese Wörter hier besonders gebraucht –
Gal. 3, 13.Christus hat uns erlöset (losgekauft) von den verdammenden Satzungen (s.Fluch ,Gesetz ), da er sich für uns verdammen ließ.
Gal. 4, 5. Auf daß er die, so jenen Satzungen (V. 3.) unterworfen waren, erlösete (loskaufte), daß wir (Juden) die Kindschaft empfiengen (nachdem wir so lange als Knechte waren behandelt worden).
1 Petr. 1, 18. Wisset, daß ihr nicht – oder Gold erlöset (wörtlich, seyd ausgelöset, denn hier steht wieder ein anderes Wort) von euerm unfruchtbaren väterlichen Gottesdienst.
Hebr. 2, 15. Und erlösete (befreyete) die von aller Todesfurcht, welche das ganze Leben hindurch Leibeigene seyn mußten. Hier steht ein drittes Wort, welches Epictet an einem Orte gleichfalls mit dem WorteFurcht in dieser Bedeutung verbindet, im 25. seiner weisen Sprüche. – Nicht die Armuth macht Herzeleid, sondern die Begierden; so wie auch nicht der Reichthum, sondern die Vernunft von aller Furcht frey macht. – |f189|Man könnte auch übersetzen: und befreyte die von aller Knechtschaft, die derselben das ganze Leben hindurch unter beständiger Todesfurcht unterworfen waren. So braucht Theophilus dieselbe griechische Redeart,von der Knechtschaftbefreyen, in seiner Paraphrase der Institutionen. I. 11, 2. In der Hauptsache verändert dies nichts; und nur zur Erläuterung setze ich noch folgendes hinzu. Der Jude wurde als Knecht, als Leibeigener, behandelt; sein Gottesdienst war eine Art von Zwangdienst; wer nicht alle Vorschriften desselbenstrenge beobachtete, wurde ausgerottet aus seinem Volk. Daher waren beständige Veranlassungen ins Reich des Todes, welches als der Herrschaft des Satans unterworfen gedacht wurde, verstoßen zu werden und daher auch beständige Furcht des Todes. Nun wurde durch den Tod Jesu jener ganze Gottesdienst aufgehoben; dadurch wurden also jene Veranlassungen, in das satanische Reich verstoßen zu werden, zugleich zernichtet, und der Jude von dieserTodesfurcht befreyt: so daß er nun V. 17. keiner Versöhnung durch Opfer weiter bedurfte. Die eigentliche Uebersezzung und genauere Erklärung des 14. V.s. bey Gewalt .
Hebr. 9, 12. Er ist nicht durch das Blut – sondern durch sein eigenes Blut in das Heilige eingegangen, und hat eine ewige Erlösung (Loskaufung) erfunden. Hier sollte Loskaufung stehen, wie das Wort eigentlich im A. Testament von der Loslassung der |f190| Knechte gebraucht wird,3 B. Mos. 25, 48.S.ewig ,Opfer .
Die zweyte Art Stellen geht auf die Allgemeinheit der Christen aus dem Juden- und Heydenthum, und ihre Zurückbringung entweder von der Lasterhaftigkeit zur Rechtschaffenheit, oder von den Beängstigungen eines verschuldeten Gewissens zur Versicherung der göttlichen Begnadigung.
Tit. 2, 14. Er hat sich selbst für uns gegeben, daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit.
1 Thess. 1, 10. – Der uns vom dem zukünftigen Zorn erlöset (hier eigentlich, errettet) hat.
Röm. 3, 24.Eph. 1, 7.Col. 1, 14. Hier ist Erlösung allezeit richtig gebraucht: 1 Tim. 2, 6. wo es nur genauer heißen sollte – für alle zum Lösegeld.
1 Cor. 1, 30. Der Sinn ist: In dessen Lehre wir, Juden und Heyden, alles finden sollen, was wir brauchen: Die Heyden, die nach Weisheit fragen, und die Lehre des gekreuzigten Jesu für Thorheit halten, göttlicheWeisheit; daß wir wohl mit Recht fragen können V.20.wosind die Weisen? Was sind hiegegen alle philosophische Götter- und Tugend-Lehrer? Die Juden, die durch ihre Gebräuche gerecht werden wollen, viel mit Abwaschungen zu thun haben und auf ihre Erlösung aus der Knechtschaft Egyptens zu einem eigenen Volke stolz sind, (göttliche Kraft V. 24.) die wahre Gerechtigkeit vor Gott, die eigentliche Heiligung |f191| von Sünden und die herrlichste Erlösung von einem beschwerlichen Dienste der Gebräuche; daß wir also auch hier fragen können V.20.wosind die Schriftgelehrten? Was ist hiegegen alle jüdische Gelehrsamkeit? – So verstehe ich wenigstens diese Stelle und denke, der ganze Zusammenhang spreche für diese Erklärung aufs deutlichste.
Erndte,erndten; Das erste wird einmal figürlich von der Versammlung der Juden zum Christenthumgebraucht,Matth. 9, 37. 38. daß der Verstand ist: – Menschen sind genug da, denen meine Lehre zu verkündigen wäre, aber es sind nur wenige, denen ich diese Verkündigung mit Zuversicht übetragen kann. Eben so heißt nun auch das Zeitwort zuweilen uneigentlich so viel, als, die Frucht seinerArbeitenund Thaten genießen – und also
  • 1. als ein Diener der Religion 1 Cor. 9, 11. von der Verkündigung des Evangelii leben.
  • 2.als ein gutthätiger Mensch2 Cor. 9, 6. für seine Gutthaten belohnet werden, und die Uebersetzung ist: wer aber reichlich (s.Segen ) säet (Gutes thut), der wird auch reichlich erndten (belohnt werden) Gal. 6, 9.
  • 3.als ein tugendhafter oder lasterhafter Mensch,Gal. 6, 7. 8. nach dem genauen Zusammenhange zwischen Frömmigkeit und Glückseligkeit, glücklich oder unglücklich seyn – was der Mensch säet, das wird er erndten (wie mans macht, so gehts): wer sich lauter sinnlichen Lüsten ergiebt, der wird auch durch sie, sich in das äußerste Verderben stürzen; wer aber rechtschaffen handelt, der wird auch |f192| durch seine bessern Gesinnungen dauerhafteGlückseligkeit gewinnen. – Vielleicht ist aber auch hier Fleisch, wie gleich nachher (V. 12. 13.s.Fleisch ) das mit dem Judenthum vermischte Christenthum, Geist hingegen das reine lautere Evangelium, und so würde der Verstand seyn: – Aber indem ihr euren Lehrern ihre Arbeiten vergeltet, so sehet auch zu, wem ihr euch vertrauet, und denket nicht, daß ihr Gottes gnädige Veranstaltung, euch durch uns Apostel unterrichten zu lassen, ungestraft verachten werdet. – Wahrhaftig nachdem ihr euch entweder an jene falschen Lehrer, die euch halb zu Juden machen wollen, hänget, oder uns, die wir das reine Christenthum predigen, folget, nachdem wird auch euer Schicksal seyn. Wer sich nach solchen jüdischen Zusätzen zur Lehre Jesu richtet, der wird keinen Nutzen davon haben, so wie sie selbst unnütze sind; wer aber nach dem reinen Evangelio lebt, der wird dadurch ewig glücklich werden.
Erneuern(sich) sich verändern, andereGesinnungen annehmen,Eph. 4, 23.
Erneuert werden zur Buße, Hebr. 6, 6. zum Christenthum zurückkehren.
Erneuerung.S.Bad .
Erquickung.Zeit der ErquickungApostelg. 3, 20. des erfreulichen Zustandes der Seligen. Das griechische Wort braucht auch Homer zur Beschreibung der Glückseligkeit in den Elisäischen Feldern.
|f193|Erretten ist eben das, was Luther sonst durch erlösenübersetzt,Gal. 1, 4.Col. 1, 13.; die erste Stelle ganz gleichsinnig mit Tit. 2, 14. und die freye Uebersetzung beyder
– Daß er uns errettete von dem gegenwärtigen lasterhaften Zeitalter; s.Welt .
– Und hat uns errettet von aller herrschenden Unwissenheit und aller daraus entstehenden Lasterhaftigkeit; s.Obrigkeit .
Erscheinen,Erscheinung, ist schlechtweg so viel, als kommen, Ankunft, und sollte auch gleich so übersetzt seyn,Hebr. 9, 26. 28.1 Joh. 1, 2.3, 8.2 Tim. 1, 10.Tit. 2, 13.1 Petr. 5, 4.
Erste (der, das) –
Der ersteMensch1 Cor. 15, 45. so viel, als der gegenwärtige Mensch, wie er zu diesem Leben gemacht ist; und im Gegensatz der letzte, der zukünftige, wie er in einer andern Welt seyn wird. So verwechselt Paulus gleich selbst V. 47.AdamundMensch.
Der erste Leib, der gegenwärtige Leib, der aus sinnlichen Werkzeugen zusammengesetzt ist, wie sein Bestehen in dieser Körperwelt sie erforderte.
Der Erste, Matth. 20, 16; der mit zuerst, zum Apostel erwählt worden: Marc 9, 35,vergl.10, 43. der Vornehmste, Größte.
Das Erste, Hebr.8, 13.vergl.9, 1. 10. das ehemalige Judenthum, nach seiner ganzen äußerlichen Einrichtung.
– – – Offenb. 21, 4. alles ehemalige Elend, oder vielleicht noch genauer, die ehemaligen Religionsverfolgungen.
|f194| Der Erste aus der AuferstehungApostelg. 26, 23.Christus, so wie 1 Cor. 15, 20. der Erstling derer, die da schlafen, und Offenb. 1, 5.Col. 1, 18. der Erstgeborne von den Todten.
Erstgeborner ist so viel, als der Erste, der Vornehmste, und so muß man es verstehen, nicht nur wenn Jesus schlechthin so genannt wird, Hebr.1, 6. sondern auch in den Beschreibungen Röm. 8, 29.Col. 1, 15. 18.Offenb. 1, 5.s.Creatur . Zuweilen bedeutet es auch den Geliebten, und daher ist die Redeart:
Die Gemeine derErstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind (s.anschreiben ,Buch ), eine Beschreibung der Christenheit, der christlichen Gemeine, Hebr.12, 23. So werden die Christen an andern Orten Geliebte Gottes genannt, und nun hier figürlich Erstgeborne im Gegensatz gegen das Israelitische Volk, welches ehemals auch vorzugsweise der erstgeborne Sohn Gottes, d. i. sein geliebtes Volk, genannt wurde,2 B. Mos. 4, 22.Jer. 31, 9. Wie also der Verfasser des Briefs an die Hebräer den Christen alles andere zueignet, worauf jenes Volk stolz war; den eigentlichen Berg Sion, das wahre Jerusalem, die Gemeinschaft mit höhern Geistern: so überträgt er ihnen auch gleichsam das Recht der Erstgeburt.
Erstling ist gleichfalls nicht anders, als der Erste, das Erste in seiner Art; und so brauchen die verschiedenen griechischen Uebersetzer des A. Testaments in ihrer Sprache der eine das Wort Erstling, wo der andere schlechtweg das Erste setzt. Schon Hesychius hat bey der gleichfolgenden Stelle die Anmerkung gemacht, der |f195|ErstlingChristus, der Erste.Christus wird also so genannt,1 Cor. 15, 20. 23. dann die Apostel,
Röm. 8, 23.die da haben des Geistes Erstlinge, die zuerst das Evangelium von Jesu selbst empfangen haben (s. gleich nachher). Wer denn nun aber unter Creatur die Christen aus dem Heydenthum verstehen will, der wird auch Erstling von den Christen aus dem Judenthum verstehenmüssen.
ferner alle, die es zuerst von den Aposteln angenommen hatten.
Röm. 16, 5. (s.Christus ) 1 Cor. 16, 15. wo man eigentlich übersetzen sollte: Ihr wisset, daß die Stephanische Familie zu den ersten Bekennern des Christenthums in Achaja gehört.
Jac. 1, 18.Daß wir (Juden) die ersten Theilnehmer des Christenthums wären , oder auch mit Herrn D.Nößelt, daß wir (Juden) vor den Heyden des Christenthums theilhaftigwürden.Offenb. 14, 4. wo es nach einer fernern Bestimmung eine Benennung der Märtyrer, als der bewährtesten Religionsbekenner, ist. Hiernach können nun auch Röm. 8, 23. ganz wohl die bewährtesten Christen verstanden werden, die nemlich ein vorzügliches Maaß christlicher Gesinnungen haben, nach V. 14. 15. Nach der ersten Erklärung und dem, was bey dem Worte Creatur bemerkt worden, wäre also die Steigerung: alle Christen, auch die Apostel, auch ich Paulus, und allezeit sollte die Uebersetzung seyn:
|f196| – Nicht allein aber sie (die Creatur), sondern auch, die da haben des Geistes Erstlinge, ja wir selbst (ich Paulus).
Erwählen heißt nicht selten das, wovon die Rede ist, schätzen, werth halten,lieben, sich belieben, gefallenlassen. Daher sollte man übersetzen:
Luc. 14, 7.wie es ihnen um den Rang zu thun war.Apostelg.15, 7. Ihr wisset, meine Brüder, daß es Gott lange gefallen hat (oder, das Gott lange gewollt hat; denn so wird das hebräische Wort, welches Wohlgefallen anzeigt, von Gott schlechthin für Wille gesetzt, und da brauchen die griechischen Uebersetzer dieses erwählen, wie Luther wörtlich übersetzt hat), daß ich unter den Heyden das Evangelium verkündigte.
1 Cor. 1, 27. 28. Was den Menschen thöricht scheint, das ist Gott gefällig gewesen (hat Gott gewollt), daß u. s. f.
Eph. 1, 4. Wie er uns denn werth geachtet hat durch denselben etc. oder, in ihm geliebet hat.
Jac. 2, 5. Höret doch nur an, meine lieben Brüder: hat nicht Gott die vorzüglich lieb, die zwar ihren äußerlichen Umständen nach arm, aber doch reich an guten Gesinnungen sind? So erklärt er es gleich selbst.
Drey Stellen habe ich mit Fleiß aus der Reihe dieser weggelassen, in welchen im Grundtexte ein anderes Zeitwort steht, nehmlich:
Phil. 1, 22. – So weiß ich doch nicht, welches ich erwählen, genauer, lieber wünschen, soll.
|f197|Hebr. 11, 25. Und erwählte viel lieber – erwollteviel lieber.
2 Thess. 2, 13. – Daß euch Gott mit zu den ersten Bekennern des Christenthums ausersehen hat; s.Anfang .
In gleichem Verstande hat Luther in der Uebersetzung für erwählen oft auserwählen (s.auserwählt ) gesetzt. DerGrund aber, aus welchem eben dieses Wort in der gedachten Bedeutung von den Christen, und, wie schon einmal erinnert worden, auch ohne Rücksicht auf ihren innerlichen Werth, im N. Testamente gebraucht wird, ist in dem den Aposteln so geläufigen beständigen Gegensatze dieser gegen das Israelitische Volk zu suchen, welches auch so oft das erwählte, auserwählte, Volk genannt wird: Ps. 33, 12.47, 5.135, 4.78, 31. wo Luther selbst für die Erwähltesten übersetzt, die Besten in Israel. S.Erbe .
Erwählung, bedeutet nun eben auch, Schätzung, Liebe, Zuneigung, (s.Wahl , welches Luther für jenes in der Uebersetzung braucht), ausgenommen,2 Petr. 1, 10. Denn hier ist Beruf und Erwählung, nach einer bekannten Redeform, so viel, als ein theurer, hochzuschätzender, herrlicher Beruf und dies auch die Uebersetzung.
Essen, bedeutet in demBrief an die Römer 14, 3. 6.allerley essen (nach 2. V.), ohne sich darüber zu ängstigen; in dem ersten Brief an die Corinther aber 8, 8.Fleischessen, wenn es auch Ueberbleibsel von Götzenopfern wären, (V. 7.13.10, 25. 27. 28.) und also nichtessen, das Gegentheil von beyden.
|f198| Das Brod essen; s.Brod. Eines andern Brod essen; ebendas.
Nicht essen mit jemand1 Cor. 5, 11. keinen vertrauten Umgang mit ihm haben; sich nichts mit ihm zu schaffen machen, wie der Apostel gleich vorher sagt.
Essen undTrinken, ein üppiges,wollüstiges Leben führen; Luc. 12, 19.17, 27. 28.Matth. 24, 38.1 Cor. 15, 32. Der stärkere Ausdruck ist FressenundSaufenRöm. 13, 13. und die eigene Schrifterklärung,Luc. 16, 19.
Nicht essen und trinken; nicht zu Gaste gehen, und überhaupt ein eingezogenes Leben führen,Matth. 11, 18.Luc. 5, 33.7, 33. und so das Gegentheil.
JesuFleisch essen, sein Brodessen, Joh. 6, 51. 53. 56. 57. 58. ist so viel, als sein Evangelium annehmen und durch Ueberlegungen, Urtheile, Entschließungen sich ganz zu eigen machen:s.Brod ,Fleisch , und das heißt auch sein Blut trinken. Es thut auch nichts zur Sache, daß er bald das Brod, das er geben werde, bald sein Fleisch nennet; indem die Lehre von seiner Aufopferung ein Theil des Evangeliums ist. S.Reich .
Evangelium. Nach dem Sprachgebrauche der Apostel bedeutet es durchgehends die christliche Lehre, mit und ohne Zusatz. Sie wollten vielleicht nicht das Wort Gesetz schlechthin davon brauchen, weil die Juden es mit ihrem Gesetz hätten vermengen mögen, und daher bedienen sie sich desselbenauch mit den Einschränkungen Christi, der Freyheit, sehr selten; obgleich es auch nichts |f199| anders als Lehre ist. Ich will aber hiermit den Unterschied zwischen Gesetz und Evangelium so wenig leugnen, daß ich ihn vielmehr im strengsten Verstande annehme und nur in der Erklärung von der gewöhnlichen abgehe. S.Gesetz . – Es ist also auch
Evangelium Gottes 1 Petr. 4, 17.und andern Orten mehr, die göttliche Lehre;
Evangelium Christi und noch öftervonChristo,Röm. 1, 9. 16.15, 19.Phil. 1, 27. die christliche Lehre überhaupt.
Evangelium des Friedens,Eph. 6, 15. die seligmachende Lehre, und die Uebersetzung sollte vielleicht seyn – und an den Beinen gestiefelt mit aller evangelischen Fertigkeit; wörtlich, mit aller Fertigkeit, welche die seligmachende Lehre schenkt.
Evangelium vonder Seligkeit,Eph. 1, 13.Lehre von der Glückseligkeit.
Evangelium vomReicheGottes, Marc. 1, 14. Lehre von der neuen Veranstaltung Gottes zur Seligkeit.
Evangelium Pauli,2 Tim. 2, 8.Röm. 2, 16. Pauli Vortrag, Unterricht in der christlichen Lehre.
Ein anderes Evangelium 2 Cor. 11, 4. eben so viel, als ein besseres: Gal[.] 1, 6.8. 9. aber, die Lehre von der BeybehaltungjüdischerGebräuche, besonders der Beschneidung, welche genauere Bestimmung der Inhalt des ganzen Briefes klar macht.
Die gleichgeltenden Benennungen der christlichen Lehre sind: dasWort (und auch das heißt eigentlich Lehre, Apostelg.8, 21.Jac. 1, |f200| 21. 22.Phil. 1, 14. vergl. 15. 16. 17. 18.) das Wort Gottes, des Herrn,Christi, des Heils, desewigen Lebens, der Wahrheit, göttlicher Predigt, der Predigt, vom Kreuz,Apostelg. 6, 7.12, 24.19, 20.Röm. 10, 17.Col. 3, 16.Apostelg. 13, 26.Joh. 6, 68.Eph. 1, 13.Jac. 1, 18.1 Cor. 1, 18.Hebr. 4, 2.1 Thess. 2, 13.und and. Orten mehr.
Ferner,Predigt vonChristo1 Cor. 1, 6.Predigt vomGlauben,Gal. 3, 2.
Noch weiter: Gesetz des Glaubens,Röm. 3, 27. des Geistes,Röm. 8, 2. der Freiheit,Jac. 1, 25.Christi,Gal. 6, 2. und jedesmal sollte übersetzt seynLehre.
Wiederum Geheimniß auch mit dem Zusatz, Gottes und Christi, besonders in den Briefen an die Epheser und Colosser.
Noch, Erbtheil der Heiligen im Licht, nach meiner Vermuthung; s.Erbtheil .
Christus, Jesusder Gekreuzigte,Phil. 1, 15.1 Cor. 2, 2.vergl.V. 1. 4.6. ff. Das KreuzJesu Christiselbst; Gal. 6, 14.Glaube,Gal. 3, 23.für Lehre vom Glauben.
S. die jedesmaligen Hauptwörter dieser zusammengesetzten Ausdrücke.
Ewig;Ewigkeit;ewiglich. Zuweilen bedeuten diese Wörter eine unendliche Dauer und allezeit in dem Ausdrucke:
Von Ewigkeit zu Ewigkeit; welcher daher in den Apostolischen Briefen durchgehends so gebraucht wird, am häufigsten aber in der Offenbarung vorkömmt, auf die ich mich doch zur eigentlichen genauen Bestimmung |f201| ihrer Bedeutung nicht berufen möchte, weil die Sprache sehr poetisch ist.
Oft wird nun aber auch nur die ganze Dauer des gegenwärtigen Weltsystems dadurch bezeichnet; und dann sollte die Uebersetzung seyn:
Hebr. 5, 6.7, 17. (6, 20.) du bist ein Priester, so lange eine Zeit seyn wird, immerdar.
Hebr. 9, 12. Und hat eine immerwährende, immergültige, Loslassung verschafft: s.Erlösung .
Hebr. 10, 12. 14. gehört hieher nicht aus der gleich anzuführenden Ursache.
2 Petr. 3, 18. Demselbigen sey Ehre jetzt und zu aller Zeit: Die Formel,Gal. 1, 5.u. a. O. m. ist also nicht gleichgeltend.
Luc. 1, 33. Er wird ein König der Juden seyn, so lange die Zeitläufte dauern.
Joh. 12, 34. Wir haben gehört im Gesetz, daß Christus durch alle Zeiten der Welt bleiben wird.
In so weit ist also ewiglich so viel, als bis an der Welt Ende, wo nemlich diese Redeart nicht bloß das Ende der jüdischen Republik anzeigt.
Nicht selten wird auch darunter dieganze Dauer eines Menschen, seiner Nachkommenschaft; oder seiner Verhaltungsart verstanden.
2 Cor. 9, 9. Seine Gutthätigkeit ist unerschöpflich (wie man hier eigentlich übersetzen sollte);s.Gerechtigkeit .
Luc. 1, 55. Wie er versprochen hat unsern Vorfahren, Abraham und seinen spätesten Nachkommen.
|f202|Joh. 8, 35. Der Knecht bleibt nicht seine ganze Lebenszeit, nicht immer, im Hause; aber der Sohn bleibt es, so lange er lebt; d. i. er wird Erbe und Besitzer desselben.
Bey diesem verschiedenen Gebrauch der gedachten Wörter muß also die Bestimmung derselben aus der Natur der Sache selbst genommen werden, wenn von einem ewigen Leben, ewigen Feuer, ewigen Gericht die Redeist. Man könnte zwar sagen, daß dieses Beywort in der Verbindung mit Leben, oder Gericht, Pein, Feueretc. durch zukünftig, und also das zukünftigeLeben, die künftigePein, sollte übersetzt werden; und so wäre allerdings die Frage noch immer unentschieden, wie lange diese Pein dauern werde, und jedem unbenommen, sie nach eigenergewissenhaften Ueberlegung für sich zu entscheiden. Allein zuerst wird Luc. 18, 30. die zukünftige Welt ausdrücklich von dem ewigen Lebenunterschieden; dann braucht auchJosephusin dem Buch von den Maccabäern, nicht nur dieselbigen Ausdrückeewiges Feuer, ewiges Leben, sondern verwechselt auch das ewig mit unendlich, und umschreibt es durch das, was nimmermehraufhören wird. Da auch in dieser Erzählung diese Behauptung einer ganzen Familie in den Mund gelegt wird, so muß man dies wenigstens als einen Beweis der damals herrschenden Meynung unter den Juden von der Secte der Pharisäer gelten lassen.Uebrigens gehören die Stellen Matth. 3, 12.Luc. 3, 17.Hebr. 10, 12. 14. eigentlich nicht hieher. Denn in den beyden ersten steht für ewig im Grundtexteunauslöschlich, |f203| und in den zwey letzten sollte die Uebersetzung seyn, einmal für allemal,für beständig. Auch Hebr. 6, 2. würde ich kein Bedenken tragen, von dem besondern Gericht über die Juden in dem damaligen nächsten Zeitlauf zu erklären.