H.

Haben.Matth. 13, 12.Marc.4, 25. und Luc. 8, 18. ist das,wer da hatetc. vermuthlich ein damals bekanntes Sprüchwort gewesen, gleich dem beym Marcus vorhergehenden, mitdem Maaßetc. und den anderweitigen, wer sich selbst erhöhetetc.Viele sind berufenetc.Es werden die Ersten die Letztenetc.Wenn das geschieht am grünen Holzetc. Man hat aber eine Sache, wenn man sie so besitzt, wie mansoll; und nicht sie einen hat, oder man von ihr besessen wird.
Hand; wird gebraucht, für, Gewalt, BedrükkungLuc. 1, 71. 74.SchutzundBeystandJoh. 10, 28. 29.Luc. 1, 66. – durch die Hand eines andern etwas thun, veranstalten, ist schlechtweg gesagt, für, durch ihnApostelg. 14, 3.19, 11.Gal. 3, 19.
Handel,1 Thess. 4, 6. Die einzige wahre Erklärung scheint mir hier immer die zu seyn, welche schon beym Theodoret und Theophylact vorkommt, daß man den Ehebruch verstehen müsse und die Uebersetzung seyn könnte:
Daß niemand seinen Bruder durch vertrauten Umgang mit einer Fremden beleidige.
So wird das hier vorkommende griechische Wort von den besten griechischen Schriftstellern nach einer gewissen Züchtigkeit im Aus|f299|druck gleich dem Wort Umgang von fleischlicher Vermischung gebraucht. Da denn diese Ermahnung in der Mitte einer Warnung vor den Ausbrüchen sinnlicher Lust und moralischer Verunreinigung steht, so ist in einem solchen Zusammenhange noch weniger zu vermuthen, daß der Apostel die Gewerbtreue im Sinne gehabt habe. S.Faß .
HandschriftCol. 2, 14. ist die Beobachtung der Mosaischengottesdienstlichen Gebräuche, durch welche sich der Jude Gott gleichsam schuldig erklärte. Diese, sagt der Apostel, hat er ausgetilget, nemlich durch die Aufhebung jener Gebräuche.
Handreichung; Unterstützung, Beystand,Phil. 1, 19.AllmosenaustheilungApostelg. 6, 1. oder eine Beyhülfe, das Allmosen selbst, 11, 29.12, 25.2 Cor. 8, 4.9, 12.1 Tim. 5, 10.
Hangen.Matth. 22, 40. würde ich übersetzen: Diese zwey Gebote sind der Inbegriff des ganzen Gesetzes. Es ist eben so viel gesagt, als Erfüllung, Hauptsumme des Gesetzes Röm. 13, 10.1 Tim. 1, 5.
Harnisch: Kriegsrüstung Luc. 11, 22.Eph. 6, 11. 13.
Harren.Röm. 8, 19. ist der Zusatz ängstlich,unnöthig, und liegt wenigstens nicht in dem Begriff des griechischen Worts; wie denn Paulus selbst gleich nachherwarten,Hoffnung, schlechtweg sagt, und eben so Phil. 1, 20.mit harren, das Wort warten verwechselt.
Hassen: Die Erklärung dieses Worts Luc. 14, 26.Joh. 12, 25. ist aus Marc. 10, 29. und Luc. 14, 33. zu nehmen.
|f300|Haupt:s.aufheben ,sammeln.Eph. 1, 22.4, 15.5, 23.Col. 1, 18. wird Jesus das Haupt der Gemeine, oder bildlich, seines Leibes genannt, in so fern er durch sein Evangelium alle, die sich dazu bekennen, erleuchtet, heiliget, beruhiget und glücklich macht. Dann heißt er Col. 2, 10.das Haupt der Fürstenthümer und Obrigkeiten, in so fern seine Regierung über die Herzen der Menschen, nach ihrem Umfange und ihrer Wohlthätigkeit, ihn über alle irdische Regenten erhebt, deren Befehle nur das äußere Eigenthum der Unterthanen in einem noch überdies sehr eingeschränkten Raumeangehen. In demselben Verstande ist er Herr ,Herzog der Seligkeit ,Bischof der Seelen u. s. w. siehe diese Wörter und Fürstenthum .
Christi1 Cor. 11, 3. ist Gott, weil Gott durch ihn die Menschen zur Seligkeit leitet, ihn dazu gesendet hat; und so erklärt es Paulus selbst Eph. 1, 22.Gott hat ihn gesetzt, verordnet zum Haupt der Gemeine über alles, deutscher, der ganzenGemeine, oder Oberhaupt. Die Folge davon siehe 1 Cor. 15, 24. 28.
des Mannes ist Christus, wie er das Haupt der ganzen Gemeine ist, ohne daß das Weib davon ausgeschlossen würde; weil die Natur einer solchen Steigerung, wie sie in dieser Periode verkömmt, es mit sich bringt, die Ausdrücke nicht so genau zu nehmen.
Haus; Gottes, ist nach dem damaligen KirchenstylMatth. 21, 13.Luc. 19, 46. der Tempel, und also im Gegensatz, die ganze Christenheit,Luc. 14, 23.1 Tim. 3, 15.Hebr. 3, 6. (wo |f301| die Erklärung auch dabey steht) 10, 21.1 Petr. 4, 17.Petrus erläutert es 1, K. 2, 5. wenn er geistliches Haus dafür sagt, und Paulus stellt daher, nach einer weitern Vergleichung, die Christen selbst, besonders aus dem Heydenthum (s.Gäste ), vor als Gottes Hausgenossen, d. i. Familie.
der JudenMatth. 23, 38. verstehe ich von ihrer ganzenRepublik.
das ewig ist im Himmel2 Cor. 5, 1. der neue geistliche Leib, den er 1 Cor. 15. weitläuftiger beschreibt. Aber eben daselbst sollte irdischesHaus dieser Hütten genauer übersetzt werden, das irdischeGezelt, das wir bewohnen; welches leicht abzubrechen oder fortzutragen ist (nach einer feinen Anspielung auf die Wohnungen der Israeliten in der Wüsten), dem er nun eben so schön V. 2 die Festigkeit und Dauer der Leiber in der zukünftigen Welt anzuzeigen, das himmlische Hausentgegengesetzt.
Hausgenossen;s.gleich vorher .
Haushalter über Gottes Geheimnisse; Eine Beschreibung der Lehrer; s.Geheimniß ,Gnade .
Heil,Apostelg. 4, 12.13, 26.Röm. 11, 11.13, 11. wird das ganze Glück des Christenthums darunter verstanden;Apostelg. 4, 12. aber vergl. mit 3, 12. 16. wird auf die vorherbeschriebeneGesundmachung, Heilung, wie gleich übersetzt werden sollte, gesehen, wie denn auch V. 9.gesagt wird, durch welche er ist gesund, heil, worden. Der Apostel will also sagen: Eine solche Gesundmachung ist keines andern Menschen Sache, noch eine andere Person in der Welt, durch welche uns geholfen werden |f302| soll, als nemlich Jesus Christus, an dessen statt wir dies Wunder verrichtet haben, V. 10.s.Name ,Helm ,Horn .
Heilwerden. Die ganze Redeart1 Petr. 2, 23. 24. ist aus Jes. 53, 6.7. genommen, und die Erklärung von dem Apostel selbst V. 25. dahin gegeben: daß die Christen durch die Erleuchtungen und Antreibungen Jesu Christi (ihr seyd bekehret zum Bischof eurer Seelen, s.Bischof ) in den Stand gesetzt worden, der Lasterhaftigkeit zu entsagen und der Frömmigkeit ergeben zu seyn.
Heiland.Die allgemeine Bedeutung ist, ein Helfer,Retter, wie Nehem. 9, 27. und das ist Gott selbst nach der Sprache des A. Testaments Luc. 1, 47.1 Tim. 2, 3.4, 10.Tit. 1, 3.2, 10.3, 4.; dann Jesus Christus in Ansehung derJudenLuc. 2, 11. 30.3, 6.Joh. 4, 42. (s.Welt ) Apostelg. 5, 31.13, 23. in Absicht auf die ganze ChristenheitEph. 5, 23.Phil. 3, 20.Tit. 2, 13.2 Petr. 3, 18. Er ist es aber in demselben Verstande, wie er der Herr und das Haupt der Gemeine genannt wird. Daher verwechselt es Paulus mit dem letzten Wort in der Vorstellung an die Epheser, und setzt es der Benennung Fürst nach Apostelg. 5, 31. Den Gelehrten ist es ohnedem bekannt, daß auch die feinern Griechen ihre Beherrscher so zu nennen pflegten, und selbst Philo legt dem August in seiner Schutzschrift gegen den Flaccus diesen Titel bey. Doch nennt auch ebenderselbe Gott sehr oft den einzigen Heiland.
Heilig. In der hebräischen Sprache wird alles das heilig genannt, was entweder an sich und |f303| in seiner Art vorzüglich,vortrefflich ist, oder durch besondere Umstände auch eine besondereäußerliche Würdeerhält. Die Sache selbst, von der es gebraucht wird, muß also jedesmal entscheiden, welches Wort man in seiner Muttersprache eigentlich damit zu verwechseln hat, und dann ist es Pflicht des Uebersetzers, dieses zu wählen. Also ist
Heilig, von Gott gesagt, so viel, als majestätisch,herrlich,vollkommen,Joh. 17, 11.Luc. 1, 49.1 Joh. 2, 20.Offenb. 3, 7.4, 8. Die Uebersetzung sollte seyn – Allerhöchster Vater! erhalte sie etc. – des Name herrlich ist – Ihr habt die Salbung von dem Vollkommensten und wisset alles – das saget der Höchste, der etc. – herrlich, herrlich, herrlich ist Gott etc. – Und das ist wieder, er ist der Höchste, Vollkommenste, Anbetungswürdigste. Wo es nun aber auf die besondere Erweisung der göttlichen Vollkommenheit, die wir im gemeinen Sprachgebrauche die Heiligkeit nennen, eingeschränkt wird, da muß denn auch dieses Wort in der Uebersetzung beybehalten werden, und also 1 Petr. 1, 15.Offenb. 6, 10.16, 5.
Der HeiligeApostelg. 3, 14. der Heilige GottesMarc. 1, 24.vergl.Ps. 106, 16. (wo Aaron in gleicher Bedeutung so genannt wird) von Jesu gesagt, ist so viel, als Messias, sollte auch gleich so übersetzt werden, und Apostelg. 4, 27. 30. beydemal deinen herrlichen SohnJesum. Wenn nun aber eben derselbe in einem ganz andern Zusammenhange Hebr.7, 26.heilig genannt wird, so behält das Wort seine uns geläufigere Bedeutung.
|f304|Heilige StadtMatth. 4, 5.27, 53. ist eine Benennung Jerusalems, die auch beym Philo vorkömmt, und auf gut deutsch die Königsstadt, weil sie als die Residenz Gottes und der Tempel in derselben als sein Pallast angesehen wurde;s.Matth. 5, 35.
Heilige, oder besser, unverletzliche StätteApostelg. 21, 28. der Tempel.
Das Heilige, ist Hebr. 9, 25., erst so viel, als das Allerheiligste, V. 3. oder der Theil des Tempels, der, so zu reden, das Cabinet Gottes vorstellte, welches kein Mensch betreten durfte, und in welches selbst der Hohepriester nur ein einzigesmal im Jahr, und das nicht ohne Furcht und Zittern, eingehen durfte. Da Gott nemlich als der unmittelbare Monarch seines Volks gedacht wurde, so ward er auch vorgestellt, wie er sein eigenes Land, in demselben seine Residenz, und in dieser seinen Pallast hat. Und dieser Pallast, der Tempel, war nun wieder nach orientalischen Sitten so eingerichtet, daß er einen Vorhof, einHeiliges und ein Allerheiligstes hatte. In den ersten war der Eingang einem jeden erlaubt, der gleichsam bey Gott etwas zu suchen hatte; in das zweyte kamen nur die Priester, die Staatsbedienten, und dann die Leviten, die Hofbedienten Gottes, menschlicher Weise zu reden; und in das dritte durchaus niemand, als, wie gesagt, der Hohepriester, der oberste Staatsbediente Gottes, einmal im Jahre. Welche Aufklärung schon bloß durch diese Bemerkung der ganze Brief an die Hebräer erhält, werde ich bey Himmel ,Priester , noch deutlicher machen. Ich |f305| erinnere nur noch, daß Philo diese Erklärung des allerheiligst von dem Ort gesagt, wo Gott als wohnend gedacht wurde, sehr schön erläutert, wenn er den Berg den allerheiligsten nennt, auf welchemMoses Gottes Befehle erhielt, weil sich niemand demselben nähern durfte; im 2B. der Lebensbeschreibung desselben . Im Lateinischen könnte man das Wort augustissimus damit verwechseln, und allezeit muß man in einem solchen Zusammenhange nichts weiter dabey denken, als die äußerliche Würde, wie Hebr. 9, 1.die Uebersetzung seyn sollte.
Das Heilige im Gegensatz Hebr. 9, 12. 24.10, 19. ist nun der Himmel, und dieser die ganze christliche Kirche in ihrer ewigen Fortdauer: s.Himmel .
Heilige Güter Hebr. 8, 2. wird gleich erklärt durch himmlischeV. 5.9, 23. oder zukünftige, nemlich im A. Testamente9, 11. und das sind denn, nach unserm Sprachgebrauche, Religionssachen, alles, was die christliche Religion Gutes und Erfreuliches enthält. Davon ist Jesus der HohepriesterHebr. 9, 11, nach jüdischem Sprachgebrauch; nach einem schon allgemeinern der PflegerHebr. 8, 2. und nach dem für uns verständlichsten, das Hauptseiner Kirche; s.Herr .
HeiligeBrüder,1 Thess. 5, 27.Ebr. 3, 1. und die Heiligenim LichtApostg. 9, 13. 32. 41.26, 10.Röm. 1, 7.8, 27.12, 13.15, 25.16, 2. (Eph. 5, 3.Tit. 2, 3.) 15.1 Cor. 1, 2.6, 1.14, 33.16, 1. 15.2 Cor. 1, 1.8, 4.9, 1. 12.Eph. 1, 1. 15. 18.2, 19.3, 8. 18.4, 12.6, 18.Phil. 1, 1.4, 21. 22.Col. 1, 2. 4. 12. 26.3, |f306| 12.1 Thess. 3, 13.2 Thess. 1, 10.1 Tim. 5, 10.Philem. V. 5. 7.1 Petr. 2, 5. 9.3, 5.Jud. v. 3. 14.Offenb. 13, 10.sind allezeit Christen,Mitchristen, und sollte man zur Vermeidung aller Zweydeutigkeit, jedesmal so übersetzen, oder auch Religionsbekenner. Die Apostel nahmen hierbei ihre Rücksicht auf die gleiche Benennung der Israeliten, als der vormaligen Bekenner der wahren Religion, z. E.Ps. 50,5. wobey auch nur auf die äußerlichen Vorzüge gesehen wurde.
Heiliger, genauer:vortreflicher, herrlicher, Beruf 2 Tim. 1, 9. Bund Luc. 1, 72.
Die allgemein bekannte Bedeutung, nach der es den moralischen Werth einer Sache und also die christliche Rechtschaffenheit, Frömmigkeit u. s. w. anzeigt, behält es Röm. 6, 19. 22.Eph. 1, 4.5, 27.Tit. 1, 8.1 Petr. 1, 15. und sollte daher Röm. 7, 12. übersetzt werden – das Gebot ist vollkommen, recht und vortreflich; siehe Gut .
Heiligen. Nach dem vorhergehenden ist dies so viel, als verherrlichenMatth. 6, 9. – dein Name werde verherrlichet – 1 Petr. 3, 15.vergl.Luc. 1, 49., wo es auch genauer heißen sollte; des Name herrlichist. Dann bedeutet es, zum Christenthum, zum geistlichen Priesterthum,einweyhen, bestimmen, aussondernApostg. 26, 18.Ebr. 2, 11.10, 10.14.29.13, 12. Der Ausdruck ist in diesem Verstande, wie schon bemerkt worden, ganz alttestamentisch, und auf die Sachen des Christenthums angewandt. Das Volk war Gott geheiliget, d. i. er hatte es zu einem besondern |f307|Volk ausersehen; die Priester waren ihm geheiliget, d. i. zum Dienst im Tempel bestimmt; das Land war geheiliget, d. i. von andern durch eigne Gesetze unddergl.abgesondert. Wenn daher Juden und Heyden zum Christenthum übergiengen, so hießen sie Geheiligte,Heilige; Jesus der, der sieheiligte. Ich würde also z. E.Ebr. 10, 14.übersetzen:s.vollenden . So bedeutet es nun auch ferner überhauptetwas zum besondern Gebrauchoder Berufabsondern und ausersehen1 Tim. 4, 5.Joh. 10, 36.; endlich sich selbst einer Sache widmen,ihr ergeben, aufopfernJoh. 17, 19.erste Hälfte; aber in der zweyten Hälfte wieV. 17.wird es nach dem Gebrauch des Alten Testaments von der Einweyhung der Priester zur Erlangung der äußerlichenTüchtigkeit dazu, von der Amtstüchtigkeit der Apostel gesagt. Ich würde übersetzen: Mache sie tüchtig zum Dienste der Wahrheit und der Religion – ich opfere mich selbst für sie auf, damit auch sie zum Dienste der Religion immer geschickter werden mögen– 1 Cor. 6, 11.Eph. 5, 26. behält es die uns gewöhnlichere Bedeutung.
Heiligkeit; Würde, Vorzüglichkeit, Hoheit,Ebr. 9, 1. Und so ist das Wort zu verstehen Ps. 93, 5. Hoheit ist die Zierde deines Hauses. In den übrigen Stellen behält es die gewöhnliche Bedeutung.
Heiligung; ist so viel, als Reinigkeit des Herzens und des Wandels 2 Cor. 7, 1.1 Thess. 4, |f308| 3. 4. 7.Ebr. 12, 14.Mit dem Zusatz des Geistes, (d. i.Evangelii,s.Geist ) bedeutet es das Christenthum.
Heilsam; hülfreich Tit. 2, 11. und das Ganze eine Beschreibung des Evangelii, wie das gleichfolgende unterweisen(vergl.züchtigen) deutlich macht. Der LehreJesu zugeschrieben 1 Tim. 6, 3.2 Tim. 1, 13.4, 3. (Tit. 1, 9.2, 1.) könnte es vielleicht am besten übersetzt werden vernünftig, indem der Apostel in der ersten Stelle es dem Geschwätz solcher Menschen, die kränkeln (siechan der Einbildungskraft sind), entgegensetzt, diese noch weiter als Blödsinnigebeschreibt, und alles, was er in den übrigen Stellen von ihnen meldet, ein Beweis ist, daß es, kurz zu reden, Schwärmer waren, die mancherley Träume und Gesichte hatten. Hiernach wäre die Uebersetzung der ersten Stelle: „So jemand anders lehret, und nicht bey der vernünftigen (richtigen) Lehre Jesu Christi und Anweisung zur Gottseligkeit bleibet: der ist aufgeblasen, unwissend, aberwitzig in Fragen und Wortstreitigkeiten; aus welchen entstehen Neid – Schulgezänke blödsinniger (verrückter) Menschen etc.“ So pflegen auch die übrigen griechischen Schriftsteller, wie Plutarch in der Schrift von der Erziehung, gesunde Lehre mit demselben griechischen Ausdruck zu sagen und es durch rechte Lehre zu erklären.
Heimsuchen. So hat zwar LutherLuc. 7, 16.19, 44. dem alten deutschen Sprachgebrauch gemäß, übersetzt, nach welchem dies Wort so viel galt, als unser neueres besuchen; aber dem Sinn nach sollte es, von Gott gebraucht, rich|f309|tiger gegeben werden, sich annehmen, gnädig erweisen; und so wird es Apostelg. 15, 14. wirklich erklärt: In der zweyten Stelle versteht Jesus sein Lehramt unter den Juden.
Helm;des Heils, sollte genauer übersetzt werden Eph. 6, 17. der beschützende, bedeckende Helm und so auch – der Hofnung zur Seligkeit (zum Heil nach dem Grundtext) 1 Thess. 5, 8. der siegreichen Hofnung.
HerodisDiener, Matth. 22, 16.Marc. 3, 6.12, 13. oder nach dem Grundtext Herodianer, waren Hofleute, die beym Herodes den nächsten Zutritt hatten, wie auch der Syrer übersetzt.
Herr;Herrscher. Beyde Wörter haben ihre verschiedne Bedeutung. Das zweyte ist eigentlich der Lateiner und unserHerrimCanzleystil, so daß es einen Souverain, Regenten, anzeigt. Luther hat es ein einzigesmal in der Uebersezzung richtig, nur in verkehrter Ordnung Jud. 4., welche Stelle zugleich für den biblischen Unterschied beyder Wörter beweisend ist, sobald man nach dem Grundtexte übersetzt:
Und verleugnen den einzigen BeherrscherGott und unsern HerrnJesumChristum,
Es wird also von Gott gebraucht, in so fern er der Weltbeherrscher, Herr des All, des Ganzen ist, wie auch andre griechische Schriftsteller zu reden pflegen, Luc. 2, 29.Apostg. 4, 24., welche beyde Stellen die Erklärung bekräftigen. Und so sollte auch 2 Cor. 6, 18.Offenb. 1, 8.4, 8.11, 17.15, 3.16, 14.19, 6.21, 22.fürallmächtiger Herr, Gott, derAllmächtige, Beherrscher der Welt, gesagt werden.
|f310| Dagegen ist nun Herr, in der Bedeutung eines Vorgesetzten, der eigentliche Name Jesu Christi in den Schriften des Neuen Testaments, so daß nur wenige Stellen auszunehmen seyn dürften. So bezeugt Josephus in den jüdischen Alterthümern V. 2, 2. ausdrücklich das Wort κυριος (Herr) sey die Uebersetzung des Hebräischen אדני (Herr), und Hieronymus in seinem Nahmensregister erklärt dieses durch jenes. Es ist auch bekannt, daß die Juden ihre LehrerHerr oder Meister in Anreden zu nennen pflegten,Joh. 13, 13. 14. daß daher beydes untereinander verwechselt wird: Joh. 20, 13. 16. Unter diesen Namen ist nun auch Christus der Welt angekündigt worden Luc. 2, 11., wo es heißen sollte:
Euch ist heute der Heiland, welcher ist Christus der Herr, geboren in der Stadt David –
Dafür gab er selbst sich aus Joh. 13, 13.Matth. 7, 21. 22.Luc. 6, 46.Dazu hat ihn Gottverordnet,Phil. 2, 10. 11.Als einen solchen machten ihn die Apostel den Völkern bekannt, PetrusApostg. 2, 36.Paulus fast in allen seinen Briefen, Röm. 10, 9.14, 8.1 Cor. 8, 6.2 Cor. 4, 5.Eph. 4, 5.Phil. 2, 11.Col. 1, 10. und alle ihre Belehrungen, Ermahnungen, Anwünschungen thun sie entweder schlechtweg im Herrn, oder im Namen des HerrnJesu;s. die Vorrededer ersten Ausgabe . Die Frage kann auch nicht seyn, wie er der Vorgesetzte, der Schutzherr seiner Kirche ist? Es ist deutlich, daß er es in demselben Verstande ist, in welchem er ihr Haupt, Bischof der Seelen genannt wird; in so fern er sie |f311| nemlich durch sein Evangelium zu allen guten Einsichten und Fertigkeiten leitet und regieret, der vollkommenste Lehrerist. Und auch das ist seine eigne Erklärung Matth. 7, 21.Luc. 6, 46.s.König . Wie übrigens der Apostel Judas Gott den einzigen Herrscher, und Jesum den Herrn nennt, so auch Petrus2. Br. 2, 1.vergl.v. 20.3, 2. und Paulus verbindet beydes mit einander1 Tim. 6, 14. 15, nur daß er für, der einzigeHerrscher, der allein Gewaltige, der einzige Dynast, Souverain sagt. Es sind also im N. T. gleichgeltende Ausdrücke: der allein wahre Gott; dergroße(höchste)Gott; der allein Gewaltige; der einzige Beherrscher; der Herr aller Herren und König aller Könige.
Herr überalles, eigentlich, aller,Apostg. 10, 36. ist Christus in demselben Verstande, in welchem er Herr genannt wird: Und so
Herr derHerrlichkeit, genauer, der erhabenste Herr 1 Cor. 2, 8.s.Hofnung
Herr vom Himmel1 Cor. 15, 47.vergl.Joh. 3, 13. wegen seines höhern Ursprungs; obgleich auch hier nach dem Zusammenhange das ganze menschliche Geschlecht in seinem erhöheten künftigen Zustand verstanden werden kann.
Herr über Todte und LebendigeRöm. 14, 9.
Herr allerHerrnaber,d. i. der allerhöchste Herr 1 Tim. 6, 15. ist Gott; dagegen in der Offenbarung Jesus17, 14.19, 16. in dem Verstande, in welchem ihn Paulus das Haupt aller Fürstenthümer und Obrigkeiten nennt Col. 2, 10.s.Haupt.
Herren der Welt, die in der Finsterniß – |f312|herrschen –Eph. 6, 12., oder, nach einer genauern Uebersetzung, ungläubige Beherrscher des gegenwärtigen Zeitalters, die damaligen jüdischen und heydnischenObrigkeiten;s.Fürstenthum, himmlisch.
Herrlichkeit.Dies ist Joh. 1, 14. ohne Zweifel von der äußerlichen Würde Christi zu verstehen, in der er sich allenthalben zeigte, und die er doch mit der sanftesten Freundlichkeit verband. An das, was er nach seiner höhern Natur war, konnte Johannes hierbey nicht denken, da das nichts sichtbares war (er ist uns in allem gleich worden und an Geberden wie ein andrer Mensch); daher wird auch hinzugesetzt, als des Eingebohrnenetc.Joh. 17, 22. ist das Lehramt gemeint, welches Jesusnach V. 18. den Aposteln übertragen hatte. Ich würde übersetzen; die Amtswürde, so wie dasselbe Wort 4 B. Mos. 27, 20. von der AmtswürdeMosis und ihrer Uebertragung an den Josua gebraucht wird.
Herrschen wird nun auch von der unbegrenzten Regierung Gottes Offenb. 11, 17. und von der Oberaufsicht Jesu über seine Kirche gesagt 1 Cor. 15, 25.
Von der Sünde gebraucht Röm. 6, 12. 14. drückt es die Macht der Sinnlichkeit sehr stark aus, und von der Gnade,Röm. 5, 21.die allgemeine Erbarmung Gottes über eine sündvolle verschuldete Welt.
1Cor. 4, 8. ist der Sinn: Ihr seyd nach eurer Meinung schon genug unterrichtet, ihr bedürfet keiner apostolischen Weisung mehr (seyd schon satt, schon reichworden); ihr könnet eure |f313|eigeneLehrer seyn (herrschet ohneuns). Wollte Gott, daß es so wäre, daß wir nicht weiter nöthig hätten für euch zu sorgen .
Herrscher.S.gleich vorher .
Herzlich Dafür sollte in unsrer Uebersetzung mitleidig gesagt seyn Eph. 4, 32.vergl.Col. 3, 12. und zärtlichRöm. 12, 10.Habt gegeneinander eine zärtliche Bruderliebe.
Herzogd. i.Urheber,Lehrer – der Seligkeit, Ebr. 2, 10. und gleichbedeutend mit Fürst des Lebens, Bischof der Seelen, Haupt der Gemeine, Heiland u. s. w.So sagen die Griechen, Herzog einer Lehre, Meinung, aller Weisheit, d. i. der Urheber einer Meinung, der Lehrer aller Weisheit.
Heute;s.gestern ,zeugen .
Heyde bedeutet alle Völker außer den Juden, im Gegensatz derselben (Röm. 9, 24.); und sollte auch, wo dieser Gegensatz nicht offenbar gemacht wird, und alle vorgesetzt steht, gleich Völker übersetzt werden, wie Luther schon gethan hat Matth. 28,19.Römer, wo diese besonders gemeint sind, wie Luc. 18, 32. Des Menschensohn wird überantwortet werden den Römern
Himmel. So wird zuerst Gott selbst nach einem spätern Sprachgebrauch unter den Juden genannt(wie etwa die Griechen den Jupiter Olympius nannten)Matth. 21, 25. (war sie von Gott oder von Menschen?)Luc. 15, 18. (vor Gott und vor dir?) Joh. 3, 27. (es werde ihm denn gegeben von Gott) Matth. 16, 19.
Dann bedeutet es die sichtbareOberwelt von Sonnen u. s. w.Matth. 5, 16.11, 23.16, 2.Matth.5, 34.23, 22. (wo aus dem Zusatz: |f314|denn er ist Gottes Thron, die Erklärung zu nehmen ist) Col. 1, 23.Jac. 5, 12.2 Petr. 3, 10.– oder besonders den Wolkenhimmel, Luc. 12, 56.
Ferner die unsichtbaren Wohnungen der höhern Geister, vollendeten Menschen, und, menschlicher Weise zu reden, Gottes selbst (deren eine die jüdischen Gelehrten über die andre setzten 2 Cor. 12, 2.) Matth. 5, 12.Luc. 6, 23.Matth. 6, 20.19, 21.Luc. 15, 7.Apostg. 1, 11.3, 21.7, 55.1 Cor. 15, 47.Eph. 4, 10.Col. 1, 5.1 Petr. 1, 4. und vielleicht auch Luc. 10, 20.Ebr. 4, 14.8, 1.9, 24.12, 23. – Nur vielleicht, sage ich, weil in diesen Stellen auch
die jüdische, und im Gegensatz, die christliche Kirche im Stil Pauli, und besonders in Verbindung mit der Erde, verstanden werden kann:worüber ich mich gleich umständlicher erklären werde.
Himmel und Erde; die Welt alle sichtbare geschafne Dinge, [(]nach1 B. Mos. 1, 1.Ps. 75, 25.) Matth. 24, 35.Luc. 21, 33. (verglichen 1 Joh. 2, 17.) Luc. 16, 17. Und so ist mirs gewiß, daß auch Matth. 6, 10. diese Bedeutung statt finde, und der Sinn sey, – dein Wille werde in der ganzen Welt vollbracht – und wahrscheinlich, daß auch Matth. 28, 18. hieher gezogen werden müsse, weil Jesus gleich daraus die Folge zieht; darum gehet hin – alle Völker – also, in alle Welt gehet, wie auch beym Marcus ausdrücklich hinzugesetzt wird. Er würde also damit eben das sagen wollen, was die Apostel mit veränderten Wor|f315|ten ausdrücken, Col. 1, 17.2, 10.1 Petr. 3, 22.
Allein in einem ganz besondern Verstande nimmt Paulus die Redeart, der als ein ehemaliger großer jüdischer Gelehrter auch oft seinen eignen Sprachgebrauch hat. Die Juden nannten nemlich den Tempel, und besonders das Allerheiligste, den Himmel, wieJes. 63, 15. und daher wieder ihre ganze Kirche, alle andre Völker dagegen, vielleicht aus Verachtung, die Erde.So sagt Philo in der Abhandlung von der EinheitGottes: der Himmel sey die eigentliche Wohnung Gottes und das Gegenbild davon im Tempel zu Jerusalem, die Edelgesteine aber auf den Amtskleidern des Hohenpriesters wären eine Abbildung der Sterne am Himmel. Und in dem Buch von den Riesen, nicht weit vom Ende, theilt er die Menschen in drey Classen ein; in Erdmenschen d. i.blossinnliche und Lasterhafte, Himmelsmenschend. i.Weise und Gute, endlich, Gottesmenschend. i. Lehrer und Propheten. Es ist also Eph. 1, 10.Col. 1, 16. das, was im Himmel und auf Erden ist, eine auf diesen Sprachgebrauch gegründete Beschreibung der Juden und Heyden; Thronen und Herrschaften sind die heydnischen Kayser, und Fürstenthümer und Obrigkeiten die jüdischen Unterobrigkeiten (denn diese hatten keine Thronen mehr); und also der Sinn, wie er bey dem Wort Thron vollständig gezeigt werden soll. So erklärt sich Paulus darüber selbst Eph. 2, 13–16. Denn was er das einemal sagt, in ihm ist alleszusammen gefaßt, beyde,wasim Himmelundauf Erdenist, das zweytemal, |f316|durch ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erdenist: dafür sagt er das drittemal deutlicher – Er hat Beyde versöhnt mit Gott zu Einem Leibe (Einer Gemeine) – Er hat aus Zweyen Einen neuen Menschen durch sich selbst geschaffen – Er hat aus BeydenEins gemacht. Ich zweifle daher für mein Theil nicht, daß auch Eph. 3,15. undEbr. 7, 26. und zwar in einem solchen Zusammenhang, wo Jesus offenbar dem Hohenpriester des Alten Testaments entgegengesetzt wird, Himmel den Tempel, oder die jüdische Kirche, und die ganze Redeart eben so viel bedeutet, als wenn er selbst von sich sagt, er seygrößer, als der Tempel, Matth. 12, 6.
Wie nun die Apostel (nach dem allgemeinen Grundsatz, daß das Christenthum das alles in der Wahrheit enthalte, wovon das Judenthum ein bloßer Schatten gewesen) den Tempel, den Berg Sion, Jerusalem selbst – den Hohenpriester und die übrigen Priester, die Opfer und Gaben – das alles – auf das Christenthum im höhern Sinn deuten; so ist auch Himmel, in Beziehung auf den vorhin erklärten jüdischen Sprachgebrauch, nicht selten die christliche Kirche, Gemeine. Und es ist eine sehr reichhaltige Idee, daß nun weiter kein Unterschied sey unter heiligen Zeiten, Oertern, Personen, Ländern; alle heilig, die Gott ehren, und jeder Ort, wo er geehret wird; also auch nicht mehr das Allerheiligste, dieser Judenhimmel, an eine Stadt gebunden, sondern allenthalben der Himmel, das Heilige,Gott und Glückseligkeit, wo gute und weise Menschen |f317| sind und dereinst seyn werden. Hieher rechne ich nun folgende Stellen: Luc. 10, 20.Hebr. 12, 23. (s.Buch ) 1 Petr. 3, 22.Hebr. 8, 1.(s.RechteGottes ) Hebr. 10, 34. und selbst Hebr. 9, 24. Der Apostel setzt z. E. in der letzten Stelle dem mit Händen gemachten Allerheiligsten, als dem Bild des Himmels, den Himmel selbst entgegen. Wenn nun das den Ort des unsichtbaren Aufenthalts Jesu bedeuten sollte, wo bliebe die Christenheit selbst im Gegenbilde? Wie könnte er von den Christen sagen, sie sollten hinzutreten zu dem Gnadenstuhl, der nemlich in dem Allerheiligsten war, wenn sie nicht auch schon hienieden in dasselbe in einem gewissen Verstande eingiengen? Die Sache ist also: Jesusist eingegangen in den Himmel, d. i. er hat die Kirche geöfnet, so daß nun alle von der Zeit seines Todes an in dieselbe gleichfalls eingehen, die das Christenthum annehmen; da ist Er erschienen vor Gott für uns, hat uns durch seinen Tod den Weg dazu gebahnet; da sitzet er zurRechtenGottes, ist das Haupt der Gemeine; da treten wir alle mit Freudigkeit zumGnadenstuhl, Hebr. 4, 16. oder, gehen ein in das Heilige, 10, 19. suchen Begnadigung und erhalten sie. Das gilt nun auch von dem Worte
Himmlisch, in folgenden Stellen: Joh. 3, 12.Eph. 1, 3. 20. (nach dem Grundtexte; es heißt nemlich von Wort zu Wort, er hat ihn gesetzt zu seiner Rechten im himmlischen) 2, 6.Hebr. 3, 1.(Phil. 3, 14.[)]6, 4.8, 5.9, 23.11, 16.12, 22. in welchen es die christliche Kirche, und wo Beruf,Gabe, dabey steht, den Beruf da|f318|zu, das Evangelium, das in derselben gelehrt wird – Eph. 3, 10.6, 12. (unter demHimmel nach dem Grundtext imhimmlischen) wo es die jüdische Kirchebedeutet. Der Verstand ist z. E. in der letzten Stelle.
Wir haben nicht mit gemeinen Menschen zu kämpfen, sondern mit Obrigkeiten, mit den ungläubigen Beherrschern des gegenwärtigen Zeitalters, mit den boshaften Menschen in der jüdischen Kirche;
siehe Geist . Und in der ersten:
Damit jetzt den Obrigkeiten in der jüdischen Kirche durch die christliche Gemeine bekannt würde, was es mit den großen Anstalten, die Gott im Alten Testament gemacht hat, für eine Bedeutung gehabt, und ihnen nun die Augen geöfnet würden einzusehen, wie sehr sie selbst sich dem Rath Gottes in der Hinrichtung Jesuwidersetzt.
So erklärt schon Origenes diese Stelle in seiner Auslegung derKlagelieder im 1 B. der Benedictinerausgabe S. 348.: „Sie glaubten, daß es mit Jerusalem nie ein Ende nehmen würde, und die den Vätern geschehenen Verheißungen, so lange ihr Volk selbst dauerte, an demselben erfüllt werden müsten, indem sie nichts von Jesu Christoverstanden.“ Man wird nun auch sehen, was Jesus unter den himmlischen Dingen (wie Luther dieses Wort hinzusetzt) verstanden wissen wollte, nemlich die ganzeVerfassungderchristlichen Kirche, über die er sich dazumal noch nicht deutlicher erklärt hätte.
2 Tim. 4, 18. behält es die gewöhnliche Bedeutung des künftigen Zustandes der Seligen, |f319| und ist so viel als ReichV. 1. und ewige Herrlichkeit, 2 Cor. 4, 17. Allein hier hatte es Paulus auch nicht mit Juden zu thun, mit denen er in ihrer Sprache reden muste, um verstanden zu werden, und derselben bessre Begriffe unterzulegen, um sie vom Judenthum zur bessern Religion zu bringen.
Himmlischer Vater (wie Luther an einigen Orten deutschartiger übersetzt für Vater im Himmel, welches aber doch öfter vorkömmt), wird Gott genannt, so daß der Sinn Allerhöchster sey; weil wir uns über das Sonnensystem (s.die zweyte Bedeutung des Worts Himmel ) hinaus nichts höheres denken können. Dies ist auch die eigne Erklärung des Lucas 6, 35. wo für Kinder des Vaters im Himmel, beym Matth. 5, 45. Kinder des Allerhöchsten gesagt wird.
Himmelreich ist nun aus gleichen Gründen ebenfalls die christliche Kirche in den eignen Reden Jesu. Wenn also Matth. 19, 23. gesagt wird, der Reiche werde schwerlich insHimmelreichkommen; so hat dies zuerst seine nächste Beziehung auf die damaligen Reichen und Angesehnen unter den Juden, denen es freylich schwer fallen muste, den in Dürftigkeit einhergehenden Jesus zu ehren und seinem Unterrichte zu folgen. Dann soll nun eben dadurch angezeigt werden, daß er sich von solchen wenig zu versprechen habe, und vor der Hand wohl nicht viel Jünger aus ihnen sammlen werde. – Die Jünger verstanden darunter Matth. 18, 1. das tausendjährige Reich, von welchem die damaligen Pharisäer glaubten, daß es der Messias aufrichten würde: s.Reich .
|f320|Hirten. Die bloße Anmerkung ist zureichend, daß Jesus als Haupt der Kirche, und die Lehrer des Evangelii, wegen ihres Lehrgeschäftes so genannt werden.
Hochzeit bedeutet jede feyerliche hohe Zeit; dann auch jedes Gastmahl, und so muß es genommen werden Luc. 14, 8. – wenn du von jemand zu Gaste gebeten wirst.
Hoffnung. So heißt vorzugsweise, auch, wo es schlechtweg ohne die Beywörter, gute, lebendige, steht, die Erwartung derkünftigenAuferstehungApostelg. 23, 6.24, 15.Col. 1, 5.2 Thess. 2, 16.Tit. 3, 7.1 Petr. 1, 3.1 Thess. 4, 13. – In andern Stellen, als 1 Petr. 1, 21.3, 15.Hebr. 6, 11.7, 19.10, 23. bedeutet es die Hoffnung der göttlichen Begnadigung durchChristum; und daher wird er selbst die Hoffnungder Herrlichkeit, oder genauer, die vortrefflichste, erhabensteHoffnung, genannt.
Hoherpriester;s.Priester .
Höhe ist der HimmelLuc. 1, 78.2, 14.19, 38.24, 49.Eph. 4, 8.Hebr. 1, 3.Matth. 21, 9.Marc. 11, 10.s.Hosianna .
Hölle. Dadurch wird überhaupt jede außerordentliche Tiefe angezeigt Matth. 11, 23. so daß daselbst die ganze Redeart den völligen Verfall der Stadt Capernaum anzeigen soll. So sagen auch andere griechische Schriftsteller mit demselben griech. Wort, Tiefe des Elends. Nach einer besondern Bedeutung aber wird darunter derZustand der Todten imGrabe, oder das Grab selbst verstanden (Ps. 49, 16.Jes. 14, 9.ff.) Matth. 5, 29. 30.Luc. 16, 23.1 Cor. 15, 55.Offenb. 1, 18.s.Schlüssel |f321|2 Macc. 6, 23. steht auch schon dafür Grab in unserer deutschen Uebersetzung. Nach dem Maaß von Einsicht in das Zukünftige, welches den alten Israeliten verliehen war, herrschte die Vorstellung unter ihnen, welche man auch nachher bey den griechischen Weltweisen, z. E. dem Plato, antrifft, daß die Abgeschiedenen unter der Erde fortlebten, die Frommen in lichten, die Gottlosen in finstern, dunkeln, Behältnissen. Diese Meynung war zu den Zeiten Christi in so weit verändert, daß man nur den Gottlosen einen solchen unterirdischen Aufenthalt anwieß, die Frommen aber sich in einem Paradiese, und daselbst in dem SchooßAbrahams, dachte, wie die Stelle beym Lucas beweist: s.Paradies . Dieser Hölle schrieb man nun ihre ordentlichen großen und weitläuftigen Eingänge zu Matth. 16, 18.(s.Pforten der Hölle ) und die ganze hier vorkommende bildliche Redeart soll also eigentlich so viel sagen: Jesus wolle auf den Unterricht Petri seine Gemeine so fest gründen, daß sie nie aufhören, nie aussterbensolle.
Matth. 10, 28.Marc. 9, 43. 45.Luc. 12, 5. steht ein ganz anderes Wort im Grundtexte, welches eigentlich den Zustand der Verdammten anzeigt, und die Uebersetzung sollte seyn, der den ganzen Menschen in das Thal Hinnom werfen kann, 2 B.d. Kön. 23, 10.
Horn, des Heils Luc. 1, 69. ist so viel, als mächtiges Heil. Die Redeart kömmt oft in dem A. Testament vor, und Gott selbst wird in diesem Verstande so genanntPs. 18, 3. Es muß aber aus der Kriegskunst der Alten erklärt werden, |f322| und nicht aus der physicalischen Wahrnehmung, daß gewisse Arten der Thiere sich ihrer Hörner zur Vertheidigung bedienen.
Hosianna.Dies war unter den Juden ein glückwünschender oder überhaupt freudiger Zuruf, und sollte Matth. 21, 9.Marc. 11, 9. 10.Joh. 12, 13. übersetzt werden: Heil sey demSohneDavids – Er lebe hoch!so scheint es der Verfasser der Offenbarung übersetzt zu haben 7, 10.19, 1.
Hungern;s.dürsten .
Hurerey. Es ist wohl das Wahrscheinlichste hierunter Apostelg. 15, 20.29.21, 25.die Verheyrathung mit einer heydnischen Person zu verstehen. So wird in demMosaischen Recht diese Art der Verheyrathung mit der Theilnehmung an den Götzenopfern gleichfalls in einer Verbindung untersagt 2B.Mos. 34, 15. 16. und sie eineHurerey genannt, 4B.Mos. 25, 1. 2. So wird Esau ein
Hurer gescholten, Hebr. 12, 16. weil er gegen Abrahams ausdrückliches Verlangen in Ansehung der Verheyrathung seines Sohns Isaac, und diesem zum Trotz, sich mit Töchtern der Cananiter verheyrathete: s. 1B.Mos. 26, 34. 35.
Hure,Hebr. 11, 31. behält seine eigentliche Bedeutung; wie auchRahab zweymal in der Geschichte genannt wird, Jos. 2, 1.6, 22.und es ist unerweisbar, daß das hebräische Wort eine Gastwirthin bedeutet habe.Gasthäuser gab es überhaupt damals gar nicht. Dagegen war es sehr natürlich, daß Kundschafter, die verborgen bleiben wollten, bey einer solchen |f323| Weibsperson einkehrten; ihre Wohnung an der Stadtmauer läßt auch nichts anders von ihr vermuthen, und die vorsichtigen Maaßregeln, die man hernach mit ihr nahm, daß man sie außer dem Lager ließ, 6, 23.dienen zum neuen Beweise dessen.
Hütte. Eine sehr bedeutende bildliche Vorstellung des schwachen und hinfälligen Leibes 2 Cor. 5, 4.2 Petr. 1,13. 14. wofür aber noch genauer Zelt sollte gesagt werden. Es ist nemlich eine Anspielung auf die leichten Wohnungen der herumziehenden morgenländischen Völker, oder auch, der Israeliten in der Wüsten: s.Haus .