R.
Rache,Rächer,rächen. Diese Wörter sind nach dem allgemeinen griechischen Sprachgebrauch Rechtswörter, und haben als solche die Bedeutung
richten,das Recht sprechen,
strafen; Richter; Rechtshülfe, Gericht,Strafe. Dies ist denn besonders zu merken, wenn die Rede von Gott ist, der so wenig eigentlich rächet, als zürnet, wohl aber strafet und richtet; s.
Zorn . Und so hat schon Luther selbst Luc. 18, 7. 8. die Wörter,
retten, erretten, dafür gebraucht, obgleich auch da noch richtiger,
Recht sprechen, schaffen, übersetzt seyn sollte;
2 Cor. 10, 6.Wir sind bereit allen Ungehorsam zu strafen.
Röm. 12, 19.Schaffet euch nicht selbst Recht, meine Lieben; denn es stehet geschrieben, die Rechtshülfe ist mein etc.vergl.Hebr. 10, 30.
2 Thess. 1, 8. Gericht zu halten über alle Ungläubigen.
|f397|1 Petr. 2, 14. zur Bestrafung der Uebelthäter und Belohnung der Frommen.
1 Thess. 4, 6. der Herr ist Richter über das alles; vergl.1 Petr. 2, 23.
Rath. Von Gott gesagt, sollte es
Gesinnung, Wille,Beschlus übersetzt werden, z. E.Luc. 7, 30. – verachteten Gottes gnädige Gesinnungen gegen sich – Apostg. 2, 23. nach seinem gefaßten Beschluß – 4, 28. – was deine Fürsehung (Hand) und dein Wille (Rath) zuvor beschlossen hat; 20, 27.
daß ich euch nicht den ganzen Willen Gottes verkündiget hätte Eph. 1, 11. nach seinem gefaßten BeschlußHebr. 6, 17. – seinen unveränderlichen Willen beweisen – So hat Luther schon selbst Apostg. 13, 36.
Wille übersetzt.
Der
Rath wurde nun auch das höchste Gericht der Juden zu Jerusalem genannt, wofür die jüdischen Geschichtschreiber, wie Josephus, zuweilen ein Wort brauchen, welches den
Senat bedeutet, und dessen Mitglieder auch zuweilen schlechtweg
Oberste des VolksApostg. 4, 8. heißen, und von den
Obersten der Schulen wohl zu unterscheiden sind (s.
Oberster ,Schule ). Die Untergerichte in kleinen Städten, die da zu verstehen sind, wo Luther
Rathhäuser übersetzt, Matth. 10, 17.Marc. 13, 9. waren diesem höchsten Gerichte in wichtigen Fällen unterworfen; wie dieses auch allein die auswärtigen Geschäfte des Volks am römischen Hofe besorgte. Die Mitglieder waren ihrer Religion nach theils Pharisäer, theils Sadducäer Apostg. 23, 6.vergl.V.1. ihrem Range nach, die
Hohenpriester, d. i. Häupter der Priesterschaft, die
Schrift|f398|gelehrten, (s.
das Wort ) endlich die
Aeltesten, und das Oberhaupt der eigentlich sogenannte
Hohepriester; daß man zum Unterschied jene in der Mehrzahl lieber
Oberpriester übersetzen sollte: s.
Priester . Die Freyheiten dieser Versammlung waren bald mehr, bald weniger beschränkt, nachdem die römischen Statthalter oder auch die römischen Kayser selbst gegen die Nation gesinnt waren. Der Regel nach war sie in Entscheidung und Besorgung der Religionsangelegenheiten von aller fremden Gerichtsbarkeit frey Apostg. 18, 14. 15.
; eben so wurden bürgerliche Streitigkeiten in Schuldsachen, Klagen über Beleidigungen an der Ehre und geringe Verletzungen am Vermögen u. s. w. lediglich vor demselben verhandelt Matth. 5, 21. 22.; in Staatsverbrechen aber mußte Untersuchung und Urtheil von demrömischenStatthalter geschehenApostg. 18, 14.Joh. 18, 30., und am wenigsten durfte der Rath ein Todesurtheil sprechen, v. 31. ob ihm gleich die Vollziehung überlassen wurde, wenn es gesprochen war. Diesem könnte nun freylich die Geschichte des Stephanus zu widersprechen scheinen, in welcher gar keiner Anfrage bey dem römischen Statthalter, geschweige eines von ihm gesprochenen Urtheils gedacht wird Apostg. 7. Allein der Widerspruch ist leicht zu heben, wenn man bedenkt, daß es bey dieser ganzen Begebenheit, wie sie der Apostel beschreibt, ganz tumultuarisch zuging, und sich also daraus nichts wider die Regel schließen läßt, welche die Juden so ausdrücklich gegen die eigne Entscheidung der Sache Jesu vorschützten –
wir dürfen niemandtödten. – Es ist auch diesem
|f399| nicht entgegen, daß Pilatus nicht erkennen wollte, da man ihm doch schon Jesum als einen Verbrecher vorgestellt hatte, weil er eben annahm, es sey mehr ein bürgerliches Vergehen, welches noch für die Entscheidung des Raths gehöre. s.
Richter .
Raub. So übersetzt LutherPhil. 2, 6. ein griechisches Wort, welches in den übrigen Schriftstellern in gleicher Endung kaum zweymal vorkömmt. Man hat ihm daher immer die Bedeutung eines andern Worts von gleichem Ursprung und ähnlicher Endung gegeben, daß nun die Uebersetzung der ganzen Redeart wäre, wie sie Luther giebt, er hielt es nicht für einen Raubetc.Dies hat man denn wieder erklärt, entweder so, daß Jesus nicht geglaubt, es werde ihm die Gleichheit mit dem Vater durch seine Selbsterniedrigung gleichsam geraubt; oder, er sey nicht stolz darauf gewesen, Gott gleich zu seyn. Das erste möchte nun wohl gar nicht zur Absicht des Apostels dienen, ihn als das höchste Muster der Demuth vorzustellen, und beydes nicht ohne den grösten Zwang aus der so übersetzten Redeart herausgebracht werden können. Wer die Gleichheit mit Gott, die ihm nicht gehört, an sich reißt, von dem allein könnte gesagt werden, er hält es nicht für einen Raub, Gott gleich seyn, sich selbst zum Gott zu machen. – Ich wäre also geneigt zu übersetzen, er war nicht eifersüchtig, gierigdarauf, Gott gleichseyn; und bitte gelehrte Leser die eine Stelle beym Plutarch, wo dasselbe Wort vorkömmt, und die schon Wetstein angeführt hat, in Vergleichung mit der aus dem Cyrill genauer zu prüfen. Man wird mir |f400| nach dieser Vergleichung zugestehen müssen, es sey höchst wahrscheinlich, daß das griechische Wort ein Provinzialwort gewesen, welches nur in Creta und den benachbarten Gegenden im Gebrauch, und also Paulo, der sich so lange daselbst aufgehalten, bekannt war; ferner, daß es von einer schändlichen Begierde in besonderm Verstande Ursprünglich gebraucht worden (so wie auch das griechische Wort, welches Luther sehr richtig 1 B. M. 19, 3. übersetzt, ernöthigteihnfast, sehr, von jener Begierde auchgenommen wird); endlich es dann nach seiner ersten Bedeutung im allgemeinen Verstande von jedem unordentlichenheftigenBestreben, gebraucht worden sey.
Raum,geben: Eph. 4, 27.s.
Lästerer ; Hebr.12, 17.s.
Buße Röm. 12, 19.s.
Zorn , – Gal. 5, 13. bedeutet das griechische Wort eigentlich eine
Veranlassung zu irgend einer Sache, die
Gelegenheitdazu, und sollte also übersetzt werden – daß ihr nicht diese Freyheit gelegentlich mißbrauchet zu sündlichen Ausschweifungen
. – Oder auch (welches ich itzt vorziehen würde) daß ihr nicht in bittern Streit und Zank darüber gerathet vgl. V. 15.
Rechte – Hand Gottes; seine allmächtige Stärke: Apostg. 2, 33.5, 31.
Die
Erhebung und das SitzenJesuzur rechten Hand Gottes, oder,
aufdemStuhl, Thron,
der Majestät, Matth. 22, 44.Marc. 12, 36.Luc. 20, 42. – Apostg. 2, 34.Matth. 26, 64.Marc. 14, 62.Luc. 22, 69. – Marc. 16, 19.Röm. 8, 34.Eph. 1, 20.Col. 3, 1.
Hebr. 1, 3.8, 1.10, 12.12, 2.1 Petr. 3, 22. ist eine Beschreibung
seiner Mitregierung derKirche. So
|f401| erklärt es Paulus in dem Brief an die Eph. 1, 21. besonders 22. – er hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeine – PetrusApostg. 5, 31. und Josephus, in der Geschichte vonHaman, durch, den nächsten Platz nach dem Könige haben. –
Recht (das), oder in der Zahl der Vielheit, die
Rechte, welches noch öfter im A. T. vorkömmt, ist das, was wir
Statuten, Landesverordnungen nennen, und so hat Luther das griechische Wort recht eigentlich
Satzungen übersetzt Luc. 1, 6. Das
Recht, schon etwas undeutlicher Röm. 2, 26. für,
Vorschriftendes Gesetzes (s.
Beschneidung ) ganz unrichtig
GerechtigkeitRöm. 1, 32. für, Gottes
Verordnungen; Hebr. 9, 1.
seine Rechte undGottesdienste, für, seine gottesdienstliche
Verordnungen; v. 10.
äußerlicheHeiligkeit, für, und das
Opferfleisch der Thiere betreffendeVerordnungen. So kömmt dasselbe griechische Wort in gleicher Bedeutung vor beym JosephusXIX. 5, 2. in dem Rescript des Kaysers Claudius, in welchem den Juden ihre Freyheiten bestätigt werden.
Rechtfertigen,Rechtfertigung: Das Nennwort kömmt ein einzigesmal Röm. 5, 18. in der Bedeutung, Urtheil,Rechtsspruch, vor; womit 3 B. M. 24, 22. zu vergleichen ist; denn auch hier würde ich übersetzen: es soll dem Einheimischen, wie dem Fremdling, das Recht auf einerley Weise gesprochen werden. –
Das Zeitwort bedeutet zuerst etwas
für wahr oder rechterkennen. Diesen Verstand hat es Luc. 7, 29. nach unsrer Uebersetzung,
sie gaben Gott recht, eigenlich, sie erkannten diesen göttlichen
|f402| Unterricht für wahr und gut vergl.Röm. 4, 20.
– Und so wäre ich nun auch geneigt, es 1 Tim. 3, 16. zu erklären, wenn die Lesart als richtig angenommen wird: „Gott ist offenbaret durch den Menschgewordnen (hat durch ihn sein Daseyn und seine Größe allen kund gethan), als der
Wahrhaftigeerkanntworden durch das Evangelium (siehe
Geist und Röm. 3, 4.) erschienen den Engeln (den
Aposteln –
wer mich siehet, sagt Jesus selbst,
der siehetdenVater) geprediget den Heyden, geglaubet in der Welt, weit und breit verherrlichet worden[“] – Doch kann ich in der Anwendung der gedachten Bedeutung auf diesen Ausspruch irren; an sich ist sie richtig.
Zweytens heißt es einen andern
zurechtweisen, meistern, Matth. 11, 19.Luc. 7, 35.
Die Weisheitmußsichzurecht weisenlassen von ihren Kindern – der Sohn Gottes sich von schwachen Menschen,
die von ihm lernen sollten, belehren lassen, wie er leben und handeln soll. –
Endlich bedeutet es
lossprechen, begnadigen, die vorigen Sünden nicht weiter zurechnen, sie vergeben, Luc. 18, 14.Röm. 3, 26. 30.4, 5.8, 30. nach der eignen Erklärung des Apostels Röm. 3, 25.2 Cor. 5, 19,
und so sagt es Paulus von sich 1 Cor. 4, 4.s.
gerecht werden ;zurechnen .
RechtschaffenMatth. 3, 8.Apostg. 26, 20.8, 21.Eph. 4, 24.1 Tim. 1, 2.Tit. 1, 4.2 Cor. 2, 9.s.
Erfahrung . Uebrigens sollte Jac. 1, 3. die Uebersetzung eigentlich diese seyn:
daß diePrüfung eures Glaubens Geduld wirket; vergl.1 Petr. 1, 7.
Rede; richtiger, LehreJoh. 8, 31. 37.Erzählung, Luc. 1, 1.Apostg. 1, 1.Joh. 4, 39.Begeben|f403|heit, Apostg. 5, 24.Gerücht, Luc. 7, 17.Vorfall, Apostg. 16, 36.Vorschlag, Apostg. 6, 5.Gespräch, Col. 4, 6.
Reden:1 Cor. 12, 8.s.
Weisheit .
Was Gott geredet hatRöm. 3, 2. genauer, die
Gebote, Anordnungen,
Gottes (wie
Philo das griechische Wort braucht), sind hier besonders die fünf Bücher Mosis, das
mosaischeRecht.
Reden,genauer,lehren; Apostg. 4, 29.5, 20. 40.11, 19.14, 25.16, 6.1 Cor. 2, 7. 13.2 Cor. 2, 17.Phil. 1, 14.Col. 4, 2.1 Thess. 2, 4.Tit. 2, 1. 15.1 Petr. 4, 11.
Redner,Apostg. 24, 1.wurden der Alten ihre Advocaten genannt, und so trugTertullus die Anklage der Juden vor.
Regel.Gal. 6, 16 wird damit die in dem ganzen Briefevorgetragene und V. 15. in einen Hauptsatz zusammengezogene Lehre angezeigt, und so auchPhil. 3, 16. Der Apostel hatte schon gesagt, lasset uns darin gleich gesinnet seyn, und dem Christenthum nicht die mosaischen Gebräuche einmischen, und nun noch hinzugesetzt, „Gott aber wird das übrige, was euch noch zu einer vollständigen Einsicht fehlet, euch auch erkennen lassen.“ Er beschließe also mit der Wiederholung seiner Bitte: „Richtet euch indeß nach dem Erkenntniß, das ihr bereits habt, und nach der Lehre, deren Einsicht ihr schon besitzet.“
2 Cor. 10, 13.14.15. 16. ist der Bezirk zu verstehen, innerhalb dessen der Apostel das Evangelium gepredigt hatte, und die Erläuterung dieses Sprachgebrauchs aus Mich. 7, 4. zu nehmen, wo das hebräische Wort, welches Einzäu|f404|nung, Hecke, bedeutet, mit dem hier gebrauchten griechischen Wort von den Uebersetzern verwechselt wird. Die Umschreibung würde also seyn: „wir rühmen uns nicht das Evangelium verkündigt zu haben, wo wir nicht wirklich hingekommen sind; wohl aber, daß wir nach den Gränzen des Bezirks, in welchen uns Gott bisher zur Verkündigung desselben gebraucht hat, auch bis zu euch gekommen sind – wir rühmen uns, sage ich noch einmal, nicht fremder Arbeit bey andern Gemeinen, hoffen aber, auch noch in denen über euch hinausliegenden Gegenden, wo noch gar kein Apostel hingekommen ist, das Evangelium zu verkündigen, und also auch da, nicht etwa bey den Gemeinen , die schon von andern errichtet sind, Ruhm zu suchen; wenn nur ihr zuförderst die Religion recht gefaßt habt.“
Reich(das). Im N. T. und besonders den Lebensbeschreibungen Christi sind die Benennungen Reich Israel, oderDavids, oder des Messias von den anderweitigen, Himmelreich, Reich Gottes und Christi, im apostolischen Verstande, genau zu unterscheiden.
Das Reich Israel, oder Davids, oder des Messias im jüdischen Verstande Apost. 1, 6.Marc. 11, 10.Luc. 1, 32. 33.Matth. 20, 21.Luc. 23, 42. stellte sich der große Haufe nicht nur als eine sichtbare, unbeschränkte und alle andre Reiche verschlingende Monarchie vor; er dachte sich dabey auchein ordentlich tausendjähriges Reich, welches auf dem Zeugniß des Josephus beruhet, der ausdrücklich versichert, daß dies ein Lehrsatz der Pharisäer gewesen sey. Nimmt |f405| man nun hierzu die vorher gemachte Anmerkung, daß die Pharisäer die damaligen sogenannten Rechtgläubigen waren; so ist es auch weiter keine bloße Vermuthung, daß z. E.die Mutter der Kinder Zebedäi bey ihrer Bitte ein solches tausendjähriges von Jesu zu errichtendes Reich vorausgesetzt habe. So wird auch der Inhalt dieser Bitte weit verständlicher, und, wie gleichfalls schon erinnert worden, die Schalkheit der Sadducäer, wenn sie im Beyseyn der Pharisäer wissen wollten: wie es doch bey der Auferstehung mit der neuen Verbindung des Weibes, welches sieben Männer gehabt, ausfallen werde. Daher nahmen ferner die Pharisäer eine Auferstehung des eigentlich groben Fleisches an, setzten die Theilnehmer dieses Reichs inmittelst in das Paradies, oder in den Schooß Abrahams; und daher könnte man es zugleich für eine gelegentliche Verbesserung dieser Vorstellung halten, wenn Jesus den LazarusLuc. 16, 23.ff. vorstellt, wie er in jener Welt ohne Rückkunft in diese glücklich ist.
Himmelreich, Reich Gottes und Christi, ist nun die ganze höhere Einrichtung, die Gott zur Glückseligkeit der Menschen gemacht hat, und durch Jesum ausführen wollte. Sie wird das Himmelreich genannt, nach der besondern Bedeutung, welche das Wort Himmel bey den Juden hatte; ein Reich Gottes, weil sie seine Veranstaltung ist; und Jesu Christi, weil sie durch ihn ins Werk gerichtet worden. Folgende Vorstellungen bedürfen noch einer besondern Erläuterung:
Matth. 6, 10.Luc. 11, 2.
Dein Reich |f406|komme, vergl.Matth. 3, 2.4, 17. – Laß die neue Religionsverfassung weit und breit bekannt und angenommen werden.
Matth. 11, 11. Der kleinste im Himmelreich, d. i. dergeringste Christ ist größer denn Johannes; weil nemlich dieser bei aller innern Rechtschaffenheit doch noch nach seinem äußerlichen Gottesdienst ein Jude war.
Matth. 19, 23. 24.Luc. 18, 24. geht auf die damaligen Umstände, nach welchen die größte Ueberwindung und Verleugnung äusserlicher Vorzüge dazu gehörte, ein Christ zu seyn; indem der übertretende Jude aller seiner Besitze oder des noch zu hoffenden Erbtheils dadurch verlustig ging.
Luc. 17, 20.21. Das Reich Gottes ist inwendig in euch; wo die Erklärung aus Röm. 14, 17. zu nehmen ist.Jesus will sagen: in eurem Herzen muß die Einrichtung zum Guten und aller Glückseligkeit gemacht werden. Sonst hat Luther sehr richtig übersetzt, nicht, unter euch, sondern in euch. Denn die hier vorkommende griechische Partikel, wird durchaus dem äußern entgegengesetzt, und bey der Zusammensetzung der Redearten, etwas im Sinn haben, das innre muß dem äußerngleich seyn, der innre Mensch und dergl. gebraucht. Am leichtesten können der hebräischen Sprache kundige Leser, sich davon überzeugen, wenn sie Ps. 109, 22.Grundtext und Uebersetzung mit einander vergleichen wollen.
1 Cor. 4, 20. Der Sinn könnte überhaupt seyn: Nicht auf Ausdrücke und Rede|f407|arten, sondern auf die That kömmt es beym Christenthum an – In diesem Zusammenhange aber würde ich nach V. 18, 19.umschreiben: auf viel Reden und Rühmen kömmt es nicht an; die Frage ist, was dahinter ist.
1 Cor. 15, 24. ist deutlich, sobald man den ganzen Inhalt der christlichen Religion damit vergleicht. Denn in dem künftigen Stande hellernLichts, wie der Wahrheit und des Friedens, werden wir keiner Lehre, Ermahnung, Warnung, Tröstung weiter bedürfen, welches jetzt die Aufsicht Jesu über die Kirche und die Regierung derselben ausmacht.
– – 50. Auch hier nehme ich Reich Gottes nicht bloß von der zukünftigen vollkommnernGlückseligkeit; denn es ist allezeit Ein Ganzes, das hier schon demAnfange nach da ist.Fleisch und Blut hilftnie etwas zurGlückseligkeitund es wird also auch dort wegfallenetc.Dies scheint mir wenigstens die Vorstellung Pauli zu seyn.
Reichdes
Teufels: s.
Finsterniß ,Fürst ,Obrigkeit ,Satan .
Reich, reich seyn, Reiche,Reichthümer.
Reich in Gott, am Glaubenseyn, Luc[.] 12, 21.
vergl.15.Jac. 2, 5. ist so viel, als an guten Gesinnungen, Neigungen und Hofnungen reich seyn.
Reich werden
wollen1 Tim. 6,9. Diesesämsige Bestreben nach äußerlichen weitläuftigen Besitzen, führt in ein Labyrinth von Unglück, nicht das reich
seyn, oder
werden. V. 17.
|f408| sind Reiche von
dieser Welt die damaligen Reichen: s.
Stricke ,Welt .
Luc. 1, 53. wird auf die glückliche Zufriedenheit eines gutgesinnten Armen und die unruhigen Bestrebungen und Besorgnisse des kargen Reichen gesehen.Epictet fällt einmal ein Urtheil, welches zwar nicht ganz so stark gesagt ist, aber doch an Wahrheit und Würde sich diesem sehr nähert – nicht der Mangel, sondern die Begierden machen unglücklich. –
2 Cor. 8, 9.scheint mir das – ob er gleich reich war, ist er doch arm worden um unsertwillen – gleichsinnig zu seyn mit Phil. 2, 9.Jesus Christus, ob er wohl in göttlicher Gestalt war etc.s.
Gestalt ,Name ,Raub .
Reichthum der Herrlichkeit GottesRöm. 9, 23.
die unendliche Macht Gottes, die in Vergleichung mit dem vorhergehenden Verse sich auf vielfache Weise nicht nur im Strafen, sondern auch durch barmherzige Erweisungen zu erkennen giebt; so auch Eph. 3, 16. Hingegen ist
Reichthum der göttlichen HerrlichkeitPhil. 4, 19. die göttliche Allvermögenheit den menschlichen Bedürfnissen abzuhelfen.
Reichthum der GnadeEph. 1, 7.überschwängliche
Gnade; was gleich vorher, herrliche Gnade, ist.
Reichthum des herrlichen ErbesEph. 1, 18.
derungemein herrlicheBesitz der Christen (s.
Erbe );
Reichthum der göttlichen Güte etc.
der Weisheit undErkenntniß Gottes Röm. 2, 4.11, 33. die
überschwängliche Güte, Geduld, Weisheit Gottes.
Rein,reinigen,Reinigung.Die äußerlichen leiblichen Abwaschungen, welche die Mosaische Kirchenordnung vorschrieb, setzten Jesum und |f409| seine Apostel in die Nothwendigkeit, auch sie den Juden durch Hinweisung auf eine höhere Reinigung vergessend zu machen. –
Sie reden daher Einmal von einer durch den Tod Jesu für sie alle vollendeten Reinigung von den Sünden, mit welchen der zum Christenthum übertretende Jude bereits befleckt war, um sie wegen des Vergangenen zu beruhigen; 1 Joh. 1, 7.Hebr. 1, 3. und in so weit ist diese Reinigung von Sünden, mit andern Worten, die Vergebung der Sünden, die Nichtzurechnung derselben, wie es Johannes selbst erklärt V. 9. –
Dann ermahnen sie zu einer fortgesetzten
Selbstreinigung, Besserung, eigenen Bewahrung vor allem, was die Seele verletzt 2 Cor. 7, 1.1 Joh. 3, 3. – und diese sollte nun die eigene Sache des bey seinem Uebertritt zum Christenthum begnadigten Menschen seyn. S.
erlösen ,Erlösung:
Opfer, opfern .
Reines HerzensseynMatth. 5, 8. ist, nach dem Sprachgebrauch des A. Testaments (Ps. 24, 4.73, 1.
) so viel, als von lasterhaften Neigungen und dem Streben nach sinnlicher Lust frey seyn. An die Allgemeinheit rechtschaffenerGesinnungen dachte wenigstens der Hebräer dabey nicht, und wo die Redeart vorkommt
rechtschaffenenHerzens, oder wie Luther übersetzt,
frommen Herzens seyn, 7, 11.
97, 11.125, 4. da wird doch auch nur ein
ehrliches aufrichtiges Wohlwollen gegen andere verstanden; s.
schauen .
Reizen, zum Zorn Eph. 6, 4. die Kinder grausam behandeln, so wieCol. 3, 21.wo Luther |f410|dasgleiche Wort durcherbitternübersetzt hat; wie denn auch der Zusatz, daß sie nicht scheu werden, das kindliche Zutrauen verlieren, diese Erklärung erfordert.
Reue,2 Cor. 7, 9. 10. beydemal genauer,
Rückkehr, Besserung; s.
Buße ,Traurigkeit .
Richten;rechten. Ich fasse diese beyden Wörter in einer Erklärung zusammen, weil Luther für dasselbe griechische Wort auch zuweilen das letzte braucht. Nur das erste sollte in folgenden Stellen mit den anzuzeigenden verwechselt werden: –
Mit urtheilen, Joh. 5, 30.7, 24.8, 15. 16.Man könnte vielleicht übersetzen: ihr urtheilet nach Leidenschaften, ich verdamme niemand so schlechthin; so ich aber jemand sein Urtheil spreche, so ist mein Ausspruch gerecht.26.Apostelg. 15, 19.
Mit beurtheilen, Luc. 12, 57.Apostelg. 4, 19.1 Cor. 2, 13. 14. 15.10, 15.11, 13.
Mit anklagen, beschuldigenRöm. 3, 4.Luther hat schon Apostelg. 23, 6.26, 6. dies Wort gewählt.
Mit
verdammenJoh. 3, 17. 18.7, 51.12, 47. 48.16, 11.Röm. 2, 3. 27.14, 3. 4. 10. 13. (s.
Gewissen ).
Mit
verurtheilen, das Urtheil
sprechen, Joh. 18, 31.Apostelg. 3, 13.23, 3.25, 9. 10. 20.24, 6. Röm. 3, 6.1 Cor. 4, 4. 5. (s.
Tag ) 5, 12. 13.6, 1. 2. 3.Jac. 2, 12.4, 11. 12.
Mit strafenApostg. 7, 7.Röm. 3, 7.1 Cor. 11, 31. 32.2 Thess. 2, 12.
Mit dafür haltenApostg. 26, 8. – Warum haltet ihr das für so unglaublich? So hat |f411|Luther es richtig übersetzt 13, 46.; nur 16, 15. sollte es noch genauer heißen: so ihr mich wirklich für eine Christin haltet – 1 Cor. 2, 2.
Mit beschließen,2 Cor. 2, 1. wie Luther richtig übersetzt hatApostelg.27, 1.Tit. 3, 12.
Richter.2 Tim. 4, 8. ist es wahrscheinlich, daß der Apostel, nach der angefangenen Vergleichung seiner Amtsführung mit einem Kampf und Lauf, die Benennung
eines gerechten unpartheyischen Richters Gott in einer fernern Vergleichung mit denen beylegt, die bey den öffentlichen Spielen der Alten den Siegern den Preis zuerkannten und
Richter genannt wurden. Hebr. 4, 12.s.
Wort .
Matth. 5, 25.Luc. 12, 58. ist ein Unterrichter gemeynt, dergleichen in allen Städten des jüdischen Landes schon von Moses verordnet waren, worauf auch Luc. 18, 2. 6. gesehen wird. Es kann also auch seyn, daß Matth. 5, 21. 22.Gericht auf die Entscheidung eines solchen Unterrichters geht, und der Verstand seyn soll: Ich aber sage euch, daß schon der, der mit seinem Bruder zürnet, bey euren Untergerichten härter angesehen werden sollte.
Richtig; besser,
gerade,Matth. 3, 3.Marc. 1, 3.Luc. 3, 4. 5.2 Petr. 2, 15.s.
schlecht .
Rock;Matth. 5, 40.Luc. 6, 29.Marc. 6, 9.Matth. 10, 10.Marc. 14, 63.Luc. 3, 11.Joh. 19, 23. Nach unserer Art, sich zu kleiden, könnte dies Wort nur immerhin Kleid übersetzt werden, und Mantel, Oberrock.
Ruhe,ruhen.Hebr. 4, 1. 8. 9. 10.
11. wird sehr schön der Zustand eines Christen, der Gott
|f412| ohne jüdische Gebräuche und alle äußerliche ermüdende Zurüstungen verehren kann, mit einer Ruhe verglichen; und so ist besonders das,
sie ruhen von ihren Werken, von der Beobachtung jener Gebräuche zu verstehen. S.
Werk .