S.

Sadducäer. Diese machten die zweyte Secte unter den Juden nach den Pharisäern aus. Von dem A. T. nahmen sie, wenigstens äußerlich, die fünf Bücher Mosisan; daher auch Christus gegen sie aus diesen den Beweis für die Auferstehung führt Matth. 22, 23. ff. welche sie nebst der ganzen Geisterlehre leugneten Apostg. 23, 8. Indeß wurden sie, gleich den Pharisäern, zu öffentlichen Aemtern zugelassen (s.Rath ), welches zum Beweis dienet, daß die Juden dazumal nur den MosaischenBüchern ein allgemein verbindendes Ansehen zugeschrieben.
Säen;s.erndten ,Friede .
Sagen, wie reden, so viel als lehren, Marc. 2, 2. (vergl.V. 13.4, 1.) 4, 33.1 Thess. 1, 8.2, 2. 16.Hebr. 13, 7. – verordnenLuc. 2, 24.
Salben,Salbung. Weil die Priester des A. Testaments bey ihrer Einweyhung gesalbt wurden, so werden die Christen, als Diener Gottes, vorgestellt, wie sie dazu von Gott gesalbt worden, und dadurch der ihnen ertheilte Unterricht verstanden 2 Cor. 1, 21.1 Joh. 2, 20. 27.
Mit Freudenöl salbenHebr. 1, 9.vergl.Ps. 45, 8.so viel, als überschwänglicherfreuen. Da der Psalmist einmal für reichesMaaßder Freude (s.Freudenöl ) diesen bildlichen Ausdruck |f413| wählen wollte, so erforderte es die Richtigkeit der ganzen Redeart, nun auch für überschütten, oder etwas ähnliches, salben zu sagen.
Salben mit dem heiligen GeistundKraft, Apostelg. 10, 38. Hierdurch wird die reichste Mittheilung der Lehr- und Wundergaben an Jesum angezeigt.
Die Kranken mit Oel salben, Jac. 5, 14.vergl. mit Marc. 6, 13.zur Genesung oder Stärkung.
Salz;salzen:Matth. 5, 13.Marc. 9, 49. 50.Luc. 14,34. Beym Matthäus und Lucas ist der Vergleichungsgrund , daß wie das Salz die Speisen für der Fäulniß bewahrt, so die Apostel das jüdische Volk (denn die Erde ist hier das jüdische Land, s.Erde ),für Lastern und sündlichen Fertigkeiten durch ihren Unterricht verwahren sollten: – „Und wenn ihr denn also, will Jesus sagen, aus Furcht für Verfolgungen (nach dem Zusammenhang der Rede in der ersten Stelle), oder aus Weichlichkeit und Anhänglichkeit an den Eurigen (nach der dritten Stelle) den Muth und Eifer in Verkündigung meines Evangelii verlieren wolltet: wer soll dann die Menschen zurechtweisen? Dann seyd ihr mir so viel als nichts nütze.“ In Ansehung des figürlichen Gebrauchs dieser Wörter beym Marcus ist es mir jetzt wahrscheinlich, daß die erste Hälfte des 49. V. als eine ehemalige Randanmerkung zu der zweyten Hälfte, nicht in den Text gehöre, und man bloß lesen sollte: Ein jedes Opfer muß (nemlich nach den mosaischen Opfergesetzen 3 B. Mos. 2, 13.) mit Salz gesalzen werden. Wenn |f414| nun daraus die Folge gezogen wird: So habt nun auch ihr Salz in euch; so scheint mir dies eine Empfehlung der Pastoralklugheit, und mit der Anweisung Matth. 10, 16. einerley zu seyn. Mit der folgenden Erinnerung kann es nicht gleichgeltend seyn, weil etwadas Salz bey Freundschaftsverträgen gebraucht worden, da so ausdrücklich ein anderer Vergleichungsgrund angegeben wird.
Nach einem andern Vergleichungsgrunde, und in so weit das Salz scharf und beißend ist, wird eine weise,treffendeAntwortCol. 4, 6. als einemit Salz gewürzte Rede beschrieben.
Samariter. Diese waren ursprünglich eine Colonie Heyden aus Assyrien 2 B. der Kön. 17, 24. die sich um die Gegend von Samarien niedergelassen hatten, und hernach beständig in dem Besitz derselben geblieben sind. Ihre Religion war ein Gemisch von abgöttischen und jüdischen Gebräuchen V. 27.ff.daher sie Jesus selbst den Heyden an die Seite setzt, Matth. 10, 5. Ob sie nun gleich mit den Juden die Einheit Gottes annahmen und gleich ihnen den Messias erwarteten Joh. 4, 25.; so trennten sie sich doch von diesen in vielen äußerlichen Gebräuchen, und selbst in der Wahl des Berges Garizim zu ihren gottesdienstlichen Zusammenkünften Joh. 4, 20.ff.Dies verursachte denn zwischen beyden die bitterste Feindschaft; keine Parthey duldete die andere; Gewerbe, Umgang und gesellschaftliche Dienstleistungen waren völlig zwischen beyden aufgehoben Luc. 9, 52.ff.Joh. 4, 9.; es war unter den Juden einerley Scheltwort, zu sagen, du hast den Teu|f415|fel, oder, du bist ein SamariterJoh. 8, 48. und vermuthlich werden es auch die Samariter an gleichartigen Verunglimpfungen nicht haben fehlen lassen. – Indessen machen doch einige Reden JesuLuc. 10, 33.ff. und die Geschichte Luc. 17, 16.es wahrscheinlich, daß sie bey allen Irrungen im Erkenntniß mehr practische Religion gehabt.
Der Befehl JesuMatth. 10, 5. wird auch niemand weiter anstößig seyn, oder mit dem nachher ertheilten Matth. 28, 19. zu streiten scheinen, da der eine wie der andere zu ganz verschiedenen Zeiten ertheilt worden, und Jesus, so lange er noch selbst unter den Menschen war, den Juden zuförderst das Evangelium verkündigen wollte.
Same. Nach dem hebräischen Sprachgebrauch bedeutet dieses Wort die NachkommenschaftApostelg. 3, 25.vergl.1 B. Mos. 26, 4.der SameAbrahams also die Nachkommen Abrahams, die Israeliten Luc. 1, 55. (s.ewiglich ) Joh. 8, 33. 37.2 Cor. 11, 22.Hebr. 13, 7.Röm. 9, 7. – SameDavids, Röm. 1, 3. die Nachkommenschaft Davids – jemand Samen erwecken, Matth[.] 22, 25.Marc. 12, 19.Luc. 20, 28. ihm Nachkommenschaft verschaffen.
Luc. 8, 5.1 Petr. 1, 23. wird der uneigentliche Gebrauch dieses Worts sogleich erklärt; und 1 Joh. 3, 9.Gottes Same die gottähnliche Gesinnung genannt.
Satan,Teufel.Das erste Wort ist aus der Sprache der Hebräer, das zweyte als die Uebersetzung von jenem aus der Sprache der Griechen in unsere deutsche Sprache aufgenommen |f416| worden; daher auch beyde mit einanderverwechselt werden Matth. 4, 1.Marc. 1, 13.Luc. 4, 2. 3. Eins wie das andere bedeutet nun eigentlich einen Verläumder, einen, nicht schlechtweg Ankläger, sondern falschen im gerichtlichen Verstande; wie denn auch die Griechen noch ein anderes Wort in der Bedeutung Verläumdung,Lästerung daher ableiten, wofür wir mit gleicher Beybehaltung des griechischen Worts und Beugung desselben nach unserer Sprache Teufeleyen sagen . Diese Bedeutung liegt in der Geschichte Hiobs 1, 7.ff. und der Umschreibung Offenb. 12, 10. zum Grunde. So hat Luther schon selbst Lästerer übersetzt Eph. 4, 27.1 Tim. 3, 6.Lästerinnen, 1 Tim. 3, 11.Tit. 2, 3. und Schänder2 Tim. 3, 3. Weil nun falsche Anklage und Verläumdung die Lügen in sich schließen, so bedeutet es auch einen LügnerJoh. 8, 44. und in einem noch weitläuftigern Verstande, Widersacher1 Petr. 5, 8.
Nach der höhern speculativen Philosophie der Juden giebt es nun gewisse geistige den Menschen an Kräften überlegene Substanzen, von welchen sie das Oberhaupt den Satan,Teufel, d. i. den allgemeinen Menschenfeind nannten, oder auch Beelzebub, den Obersten der Dämonen (nicht der Teufel) Matth. 12, 24. 26.Luc. 11, 15. 18. und nun ebenMarc. 1, 13.2 Cor. 2, 11.die ihm untergeordneten Geister aber Dämonen. Ihm und seiner Schaar schrieben sie alles Unglück in der Welt, und nicht nur das ganze Sittenverderben der Menschen Offenb. 12, 9., sondern auch alle leibliche Uebel und Krankheiten zu; s.Besessene ,Engel des |f417|Satans ,Schlange . Weil denn dieser Lehrsatz sehr gemißbraucht wurde, so machen ihn weder Jesus noch seine Apostel in ihren eigentlichen Anweisungen zu einem Erkenntnißstück der allgemeinen Religion, weisen geradezu die Menschen auf Gott, als die Quelle alles Guten, und verweisen eben so einen Jeden unmittelbar auf sich selbst, als seinen eigenenFeindJac. 1, 13. 14.;daß es also auch recht eigentlich christlichweise ist, alle hieher gehörige Untersuchungen eines Jeden eigener Wahl zu überlassen.
Ich bemerke nur noch folgendes. Zuerst hätte Luther nach dem angegebenen Unterschied zwischen Satan und Dämonen, Joh. 8, 48. eigentlich übersetzen sollen, – und einen bösen Geist hast – von einem bösen Geist besessen bist. Dies sollte denn, nach dem was bey besessen bemerket worden, wieder so viel heißen, als du bist wahnsinnig; womit ich also die in der ersten Ausgabe gemachte Bemerkung S.328. zurücknehme, und woher auch in allen den Stellen, in welchen Lutherdie Teufel in der Zahl der Vielheit übersetzt hat, böse Geister, Dämonen, im Texte stehetMatth. 12.Luc. 11. Ferner ist, wie mich dünkt, in der letzten Stelle beym Lucas V. 24–26. eine wirkliche Beschreibung der immer gefährlicher werdenden Anfälle der Raserey, Rückfälle in dieselbe; woraus nun die Anwendung auf das moralische Uebel im Menschen von den Zuhörern gemacht werden sollte. Endlich verstehe ich 1 Thess. 2, 18.2 Cor. 2, 11. von den Widersachern des Apostels besonders unter den Jü|f418|dischgesinnten; denke auch, daß Röm. 16, 20.1 Petr. 5, 8.Eph. 6, 11.ganz wohl der damalige Verfolgungsgeist könne verstanden werden; so wieLuc. 22, 3.Joh. 13, 27. Satan nach der ersten Bedeutung als ein Verführer zu falschen Anklagen, V. 31. aber und Apostg. 5, 3. als der Eingeber der Lügen nach der zweyten Bedeutung gedacht wird. Wegen der Stellen Offenb. 12, 9.Joh. 8, 44.1 Joh. 3, 8.2 Cor. 11, 3. 14.s.Schlange .
In der so hart verweisenden Erklärung Christi gegen PetrusMatth. 16, 23. hat es ohne Zweifel die Bedeutung eines falschen,Rathgebers, Verführers, wie etwa 2 B.Sam. 19, 22. – – Weg mit dirVerführer! – Auch hier dachte er an eigentliche satanische Eingebung so wenig, daß er ausdrücklich die zu menschlicheDenkungsart des Apostels für die Ursache seines Unwillens angiebt.
Satzungen;Statuten, Luc. 1, 6.Col. 2, 14.s.Gesetz ,Recht . Am unrechtenOrte hat Luther dieses deutsche Wort fürAnfangsgründe, oder die ersten Buchstaben(Hebr. 5, 12.) gebraucht Gal. 4, 3. 9.Col. 2, 8. 20. und in allen diesen Stellen sind die äußerlichen gottesdienstlichen jüdischen Gebräuche zu verstehen, weil sie zur eigentlichen Rechschaffenheit zu verhelfen, theils zu unvermögend (schwach), theils zu mangelhaft (dürftig) waren. Man könnte also z. E.V. 20.21. im Briefe an die Colosser übersetzen: wenn ihr nun als Christen dem jüdischen A B C Abschied gegeben habt, was lasset ihr euch doch, als wenn ihr noch Juden wäret, wieder von neuem vorschreiben, |f419| du sollst das nicht essenetc. Das Zeitwort, welches ich vorschreiben gebe, übersetzt Luther mit Satzungenfangen; ganz richtig nach dem griechischen Sprachgebrauch, in welchem es so oft von landesfürstlichen Verordnungen vorkömmt, nur nicht deutlich genug.
Sauerteig. Im uneigentlichen Verstande wird es Luc. 12, 1. nach der dabey stehenden Erklärung gebraucht;Matth. 16, 6. nach V. 12. von der falschenLehre;Marc. 8, 15. von der FreydenkereyHerodis;Gal. 5, 9. vom Judenthum (so daß Teig das Christenthum ist) und 1 Cor. 5, 6. nach V. 8. von herrschenden Lastern. Ein wenig Sauerteig ist also im Briefe an die Galater ein einziger Gebrauch des Judenthums, wie die Beschneidung war, und der Sinn: daß diejenigen, die sie neben dem Christenthum beybehalten wollten, dadurch das ganze Christenthum verdürben – hingegen in dem Schreiben an die Corinther das Laster, oder der Lasterhafte selbst, wovon im 1. V. die Rede ist; und die Meynung des Apostels, V. 6. wisset ihr nicht, daß ein einziges lasterhaftes Gemeinglied eine ganze Gemeine anstecken kann? V.7. Darum stoßet den lasterhaften Menschen aus eurer Gemeine aus, damit ihr ganz frey von solchen groben Vergehungen seyn möget;V.8. lasset uns christlich leben, nicht in herrschenden Lastern, sondern in allen rechtschaffenentugendhaften Erweisungen.
Schaffen. Die bloße Vergleichung der Schriftstellen Eph. 2, 10. 15.3, 9. (s.Ding ) Col. 1, 16.unter einander und mit den Beschreibungen des Christen, als einer neuen Creatur2 Cor. |f420| 5, 17.Gal. 6, 15. eines nach Gottgeschaffenenneuen MenschenEph. 4, 24.Col. 3, 10. ist statt alles Beweises, dasschaffen in diesen Stellen auf die AnrichtungdesChristenthums unter den Menschen gehe. In der ersten Stelle will Paulus sagen, wir Christen sind Gottes ganz neues Geschöpf, und durch die christliche Lehre zu allen tugendhaften Erweisungen zubereitet: In der zweyten; damit er aus zweyen (Völkern, Juden und Heyden) EineGemeine durch sich selbst errichteteu. s. w.s.Creatur ,Himmel ,Mensch .
Es ist also auch der neue Mensch nach Gott geschaffen, der gottähnliche Mensch.
Schalk,Matth. 6, 23.richtiger krank.
Schande, sind, Röm. 1, 27.2 Petr. 2, 13.Phil. 3, 19. (s.Ehre ) Jud. 13.unnatürliche Laster.
Schatten, des Todes, eigentlich, nach dem hebräischen, die schwärzeste, mitternächtlicheFinsterniß, Matth. 4, 16. Schatten des zukünftigenunddesgl.Col. 2, 17.Hebr. 8, 5.10, 1. wird durch den jedesmaligen Zusammenhang erklärt.
Schatz. Hierdurch wird Röm. 14, 16. die christlicheFreyheit, alles ohne Unterschied als eine Gabe Gottes genießen zu dürfen, verstanden. Der Apostel will sagen, „hütet euch, daß euch eure Uneinigkeiten mit schwachen Brüdern, die sichs zum Gewissen machen, alles zu essen, diese eure kostbare Freyheit nicht von ihnen aus Erbitterung noch härter verdammt werde; ihr dagegen, die ihr desfalls zu ängstlich seyd, lasset andern, ohne beleidigende Vorwürfe, diese Freyheit.“ –
|f421|2 Cor. 4, 7. ist Schatz die christliche Lehre, welche die Apostel verkündigten, und der Sinn: „wir verkündigen diese Lehre bey geringen äusserlichen Umständen, damit u. s. w.“s.Gefäß – Col. 2, 3.kömmt es wohl auf eins hinaus, ob man diese Beschreibung auf Christum oder aufGeheimniß, d. i. die Lehre, zieht. Ich bin aber doch geneigter, wegen der Parallelstelle Eph. 3, 10., die letzte Verbindung vorzuziehen; denn wie er hier den Lehrsatz von der Verbindung der Juden und Heyden zu Einer Gemeine, als eine mannichfaltigeWeisheit Gottes beschreibt, so würde er in der ersten Stelle sie als den Inbegriff aller Weisheit und alles Verstandes vorstellen.
Schatzung,Luc. 2, 2. richtiger Zählung.
Schauen; Gott, Matth. 5, 8.Auch diese Redeart ist ganz alttestamentisch. Wenn der Israelit in den Tempel gieng, so suchte er Gott, und wenn er dann sein Angesicht gegen das Allerheiligste und die Lade des Bundes kehrte, so schaute er ihn. Beydes durfte er nun nicht wagen, ohne die vorher beobachteten gesetzlichen äußerlichen Reinigungen. So wie nun hier in dem Vordersatz die höhere Reinigung des Herzens gepriesen wird (s.rein ) so ist auch im Nachsatz das Gott schauenim höchern Sinne, die glückliche Verfassung des Herzens, bey welcher man erfreuliche Vorstellungen von Gott fassen kann, sich ihn gegenwärtig macht, in froher Anbetung zu ihm erhebt, alles Guten zu ihm versieht und von keiner bangen Furcht oder Sorge niedergeschlagen wird.
|f422|ScherzeEph. 5, 4. sind sowohl so viel, als das, was wir schlüpfrige Reden nennen; und so müssen auch unter dem, was LutherNarrentheiding übersetzt, solche Gespräche verstanden werden, dabey man sichs zum Geschäfte macht, den Lustigmacher in Gesellschaften zu spielen – Possenreißereyen. –
Schicken. Sich in die Zeitschicken, bedeutet Eph. 5, 16.Col. 4, 5. die Gelegenheit Gutes zu thun wahrnehmen; dagegen heißt es Röm. 12, 11.so viel, als die damaligen Zeiten der Verfolgung gefallen zu lassen, sich in Geduld dabey fassen. Dasgleich folgende ist nichts anders, als eine Erweiterung dieser Ermahnung, und also auch zugleich die Bestätigung dieser Erklärung, und sollte geduldig inTrübsal, eigentlich übersetzt werden, harret aus in Trübsal.
Schlagen, eines andern Gewissen, 1 Cor. 8,12. so viel, alsverwunden, ihm Gewissensbisse machen.
Schlange. 2Cor. 11, 3. läßt es der Apostel unentschieden, wie man die Erzählung von der Schlange in der Geschichte vom Fall zu verstehen habe; deutlicher erklärt sie der Verfasser der Offenbarung vom Teufel12, 9.oder beziehet sich vielmehr auf diese von jüdischen Lehrern damals angenommene Erklärung. Dies ist nun aber für den Ausleger jener Geschichte kein Gesetz, welches Urtheil man auch von dem Ansehen des Buchs haben mag; denn in einem so bildreichen Buche kann ja selbst das eine neue uneigentliche Vorstellung seyn. Ich gestehe also, daß ich in jener uralten Erzehlung das |f423| Ganze für eine symbolische,bildliche Vorstellung der Macht der Sinnlichkeit halte, welche so oft in dem Menschen sich die Vernunft unterwirft; ich denke, daß Paulus selbst für diese Erklärung war Gal. 5, 17.Jacobus nicht weniger 1, 14. 15. ich bin ihr um so günstiger, weil gewiß die malendePoesie alter und neuer Zeiten kein gleiches so trefflichausgezeichnetes Gemälde aufzuweisen hat, welches, sollte ich meynen, selbst die Lacher und Spötter werden eingestehen müssen. Die Schlange ist nemlich ein Bild der Sinnlichkeit in dem Menschen, nach einer egyptischen Hieroglyphe; die Rede, welche ihr angedichtet wird, sind die Reizungen der Sinnlichkeit; die Einwendungen, die das Weib dagegen macht, der schwache Widerstand der Vernunft; dieser ihr endliches Nachgeben, das Essen von dem Baum – die darauf folgende Bemerkung der Blöße und Bekleidung, die Selbstbeschämung des Menschen, der eine sinnliche Lust vollbracht hat; das Verbergen vor Gott und das Rufen dieses, die Schrecken eines bösen Gewissens, dabey dem Menschen immer so zu Muthe ist, als wenn ihm jemand auf der Ferse nacheilte, wo bist du? was hast du gethan? und dann die Selbstentschuldigungen des Menschen, wenn er die Beängstigungen überwunden hat, daß er wohl gar denkt, was kann ich dafür? hat Gott mich nicht so gemacht? (das Weib, das du mir zugesellethast, gab mir von dem Baum); die Verfluchung der Schlange, das Niedrige, den Menschen zum Thier herabwürdigende eines bloß sinnlichen Leben, daß wenn ein Funke von |f424| Vernunft in dem grobsinnlichen aufblitzt, er sich selbst verabscheuen muß (ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe); endlich die Verurtheilung des Weibes und des Mannes, die traurigen Folgen jenes.
Das ist mir das Wesentliche im Bilde und Gegenbilde. Alles andere, was nicht in dieser Entkleidung begriffen ist, gehört zur Ausschmükkung des Bildes. Die Schlange wird vorgestellt, wie sie mit ihren Anschmeichelungen sich an das Weib wendet, in so fern die alten Philosophen eine größere Masse von Sinnlichkeit dem weiblichen Geschlechte zuschrieben – das empfindende und begehrende Vermögen, den sinnlichen Theil in dem Menschen, das Weib, die vernünftige,denkende Kraft, den Mann, und daher den ganzen Menschen, entweder Mann-Weib, oder Weib-Mann zu nennen pflegten, auch die herrschende Sinnlichkeit in ihm als etwas unmännliches, weibisches, vorstellten. – Es wird ferner Adam vorgestellt, wie er bey einer Wetterkühlung oder einem entfernten Gewitter Gott gleichsam reden hört, weil sich dem Sünder bey dieser majestätischen Naturwirkung die Idee eines furchtbaren Richters aufdringt. Doch ich werde für ein Wörterbuch zu weitläuftig; und will nur noch kurz sagen, daß Joh. 8, 44.1 Joh. 3, 8.2 Cor. 11, 14. nicht zum Einwurf gegen diese figürliche Erklärung gebraucht werden können. Man kann in der letzten Stelle eine damals übliche sprüchwörtliche Redeart annehmen, und in den beyden andern ist nichts, was es nothwendig machte, den jedesmaligen Ausspruch für eine |f425| Zurückweisung auf die Geschichte vom Fall zu halten; es macht vielmehr der Zusatz in der ersten Stelle, er ist nicht bestanden in der Wahrheit, es weit wahrscheinlicher, daß damit auf eine Zerrüttung in der eigentlichen Geisterwelt gesehen werde. Vergl. meine älteste Theodicee.
Schlecht, nach dem alten deutschen Sprachgebrauch, eben, Luc. 3, 5.
Schlüssel, – des HimmelreichsMatth. 16, 19.vergl.Jes. 22, 22. die Vollmacht zum Lehramt, s.lösen ; – der Erkenntniß, Luc. 11, 52.die Mittel zu einer richtigen Erkenntniß zu gelangen;der Hölle(des Grabes)und desTodesOffenb. 1, 18. die Macht Todte zu erwecken.
SchmachChristi, Hebr. 11, 26. sind die Lästerungen, Verfolgungen, welche Mosesals der damalige Messias der Israeliten von den Egyptern, wie Jesus nachher von den Juden,erduldete. Man sollte sogleich übersetzen: und achtete die Schmach einesMessias, Gesandten Gottes, höher, denn etc.
Schmecken,s.Tod .
Schmerzen des Todes, richtiger, des Todes Bande, Apostelg. 2, 24. vergl. mit Ps. 18, 5.
Schonfahren, oder schönfahren, 2 Cor. 5, 11. ein altdeutsches Wort für schonen, verschonen, nicht hart begegnen. Allein die ganze Uebersetzung sollte wohl diese seyn: Weil wir denn die Majestät Gottes (s.Furcht ) kennen, so suchen wir (ohne Scheu) die Menschen zu gewinnen (ihnen die reine Lehre annehmlich zu machen) und Gott weiß es, daß wirs aufrichtig damit meynen.
|f426|SchoosAbrahams, Luc. 16, 22. 23. Es ist schon für sich deutlich, daß die hier vorkommende Redeart, eine Beschreibung des Zustandes zukünftiger Vergeltungnach dem Todesey, welches zu wissen denn auch für den allgemeinen christlichen Gebrauch zureichend ist. Zur gelehrten, historischen Erkenntniß gehört noch folgendes .
Einmal sind die Redeartenim Paradiesseyn und Matth. 8, 11.mitAbraham,IsaacundJacobim Himmelreichsitzen, von der beym Lucas noch darin unterschieden, daß durch jene ein höherer Grad der Ehre angezeigt wird, in so fern nach damaligen Sitten, dem andern imSchoossitzen, unserzunächstbey ihm sitzen war.
Dann redete man auch in dem damaligen jüdischen Sprachgebrauch von einem sitzenim SchoosIsaacsundJacobs.So läßt Josephus die sieben Brüder im Buch v. d. Maccabäern §. 13. sagen: „laßt uns mit aller Entschlossenheit diesen Martern entgegen gehen, damit nach dem Tode AbrahamIsaac und Jacob uns in ihrem Schoos aufnehmen und alle unsere Vorfahren loben mögen.“
Hierbey nun endlich vorausgesetzt, daß die Juden von der pharisäischen Secte das Paradies für einen Mittelort hielten, den die abgeschiedenen Frommen bis zum Anfang des tausendjährigen Reichs einnähmen, so würde dann das SitzenimHimmelreich, die höhere Glückseligkeit im tausendjährigen Reiche selbst, und das Sitzen imSchoosAbrahams, IsaacsundJacobs, einen besondern Vorzug in demselben anzeigen.
|f427|Schrift. Die Schrift vorzugsweise, oder die heilige Schrift, ist nach dem, was von der Bedeutung des Worts heilig vorher erinnert worden, die ganze Sammlung der Bücher des A. T. als der Urkunden , welchen die Israeliten ihre gottesdienstliche und bürgerliche Einrichtung zu danken hatten. In diesem Verstande kommt auch beym Philo und Josephus die letzte Benenung sehr oft vor.
Die Schriftbrechen,s.brechen .
Die SchriftwissenJoh. 7, 15. ein jüdischer Gelehrter seyn. Man könnte übersetzen:wie kann dieser Unstudirte ein Ausleger der Gesetze seyn?
Schriftgelehrter.Luc. 5, 17. 30.Apostg. 5, 34. sollte dafür Rechtslehrer und so auch für Meister der Schrift1 Tim. 1, 7. sonst aber durchaus in den Evangelisten, der Apostelgeschichte und 1 Cor. 1, 20.Tit. 3, 13.Rechtserfahrne übersetzt seyn, oder, wenn man diese Unterscheidung in der Uebersetzung eben nicht für so nöthig hält, wenigstens durchaus die allgemeine Benennung Rechtsgelehrte gebraucht werden. Jenes Wort ganz unrichtig verstanden, wenn man sich dabey das denkt, was wir einen Gottesgelehrten, Theologen, nennen. Sobald man nur das Wort, Schrift, in dem Sinne nimmt, in dem ich es eben erklärt habe; sobald man sich erinnert, daß bey den Juden die gottesdienstliche und bürgerliche Verfassung in ein genau zusammenhängendes Ganze vereiniget war; überdem die sogenannten Schriftgelehrten mit in dem höchsten Gericht der Juden saßen: sobald wird man es nicht schwer |f428| finden einzusehen, daß man sie richtiger mit unsern Rechtsgelehrten zu vergleichen habe, ein Theil Rechtslehrer, ein andrer Theil Rechtserfahrne, jene die theoretischen, diese die praktischen Juristen der damaligen Zeit waren. In der Sprache der Hebräer hat man auch für beyde verschiedene Benennungen, so wie gleichfalls beyde in dem Grundtexte des N. T. durch eigne Namen unterschieden werden, nur daß Luther diesen Unterschied nicht so genau beobachtet hat. Für jene brauchen die Evangelisten ein Wort, welches eigentlich einen Gesetzlehrer bedeutet, und das ist nun wieder ein Rechtslehrer, so wie Gesetz, das mosaische Recht, s.Gesetz . Diese hingegen bezeichnen sie mit zwey Wörtern, wovon das eine eigentlich einen Schreiber, Secretär, Notarius, Actuarius, das zweyte, welches auch in des Theophilus Paraphrase der Institutionen in diesem Verstande vorkömmt, einen praktischen Rechtsgelehrten bedeutet. Daher sollte auchApostelg. 19, 35.für das von Luthern gebrauchte Wort Canzler, noch genauer Stadtschreiber übersetzt werden, so wie er dasselbe Wort 2 Chron. 24, 11. richtig übersetzt hat, Schreiber (geheimer Secretär) des Königs. Oft konnte nun auch, wie bey uns, der Rechtslehrer und Rechtserfahrne in einer Person beysammen seyn, wie es der Fall beym Gamaliel war, unter dem Paulus, nach unserer Art zu reden, studirt hatte Apostg. 5, 35. Indeß waren sie doch, wie gesagt, beyde verschieden, und die meisten der letzten Gattung nur mit den Angelegenheiten der jüdischen Republik in den Rathsversammlungen beschäftiget.
|f429|Schuldigseyn an dem Leibe und Blute Christi1 Cor. 11, 27. ist eine Redeart, die der Jacobeischen2, 10. ähnlich ist. Der Sinn ist: der Leichtsinn, mit welchem ein Mensch das Abendmahl unehrbietig (s.unwürdig ) genießt, setzt eine Seele voraus, die mit demselben Leichtsinn seine Verurtheilung würde gebilligt oder mit dazu gewirkt haben.
Schule. Die Schulen der Juden, deren so oft in den Lebensbeschreibungen Jesu und der Apostel Erwähnung geschieht, waren Häuser, in welchen man zum Gebet zusammen kam, Matth. 6, 2. 5. oder Unterricht ertheilte, Matth. 4, 23.9, 35.13, 54.Marc. 1, 21. 39.6, 2.Luc. 4, 15.Apostg. 9, 20. 13, 14. 15. 42. 43.14, 1.18, 4. oder auch geringere Rechtshändel abthat. Dergleichen Versammlungshäuser waren in allen Städten, Flecken und Dörfern des jüdischen Landes, undauch außer demselben, wo sich Juden aufhielten. Man kann deswegen mitApostelg. 9, 2.17, 1. 10. 17.18, 4. 7. 19. 26.19, 8. 9.vergleichen die ausdrücklichen Zeugnisse des Philo und Josephus und den Inhalt des Decrets der halicarnaßischen Republik in den jüdischenAlterthümern des letzten XIV. 10, 23. in welchen unter andern gesagt wird: „Wir wollen, daß den Juden frey stehensoll, ihre gottesdienstlichen Gebräuche nach ihrem Gesetz abzuwarten, den Sabbath zu feyern und BethäuseramMeereanzulegen.“ Diese Lage am Wasser könnte zum Beweis dienen, daß auchApostg. 16, 13.eine solche Schule zu verstehen ist; und vermuthlich wählte man vorzüglich dergleichen Gegenden dazu, um die da|f430|bey üblichen Reinigungen desto bequemer verrichten zu können. – So versichert nun auch Philo in dem Bericht von der Gesandschaft an den Cajus: es wären zu Alexandrien in allen Quartieren der Stadt viele dergleichenBethäuserund dem Kaysernicht unbekanntgewesen, daß selbst in Rom dergleichen vorhanden wären. Sie standen übrigens unter der Aufsicht einer obrigkeitlichen Person, die der Oberste der Schule (s.Oberster ) genannt wurde. Bald muß man also Bethäuser, bald was wir eigentliche Schulen nennen, bald auch kleinere Gerichtshöfe darunter verstehen. An kleinen Orten mochte wohl zu dem allen nur ein einziges Versammlungshaus seyn, aber in größern Städten waren sie nach den Beschreibungen der jüdischen Gelehrten von einander unterschieden.
Schwach;Matth. 26, 41.s.Fleisch : Röm. 14, 1. 2.15, 1.s.Glaube : Gal. 4, 9.Hebr. 7, 18.s.Satzungen . Von dem Unvermögen durch bloße äußerliche Gebräuche Gott gefällig zu werden, verstehe ich es auch Röm. 5, 6., so daß es auf die Juden geht. Sich nennt der Apostel schwach2 Cor. 12, 10., wegen seiner Krankheit, die er daselbst beschreibt; s.Engel des Satans ,Pfahl .
Schwachheit ist nun eben das in der angeführten Stelle; hingegenRöm. 8, 26., wie es gleich erklärt wird, das Unvermögen, bey aller Willigkeit und Aufrichtigkeit, seine Gedanken im Gebete überhaupt oder doch mit Freudigkeit zu dem Höchsten zu erklären – Hebr. 4, 15. zeitliche Trübsale, und 2 Cor. 13, 4. die Ermangelung alles menschlichen Beystands. Ich wür|f431|de übersetzen: und ob er gleich, von allen verlassen, gekreuziget worden ist, so lebet er doch nun durch die Kraft Gottes.
In allen den Stellen aber, in welchen Paulus von seiner eigenen Schwachheit redet, wie besonders im 2. Brief an die Corinther, ist seine cörperliche Schwäche (vergl.Engel des Satans und Pfahl ) zu verstehen. Es ist also ganz gegen seinen Sprachgebrauch, wenn man diesem Worte 2 Cor. 11, 30.12, 5.9. den Begriff des Unvermögens zum Guten untergelegt, gar zum allgemeinen Schriftbeweis die ganze Periode gemacht, und dann wieder in die Erklärung alle wirkliche Versündigungen und Laster mitgezogen hat. Und es ist noch etwas mehr als Unkunde der Sprache, wenn man dabey nicht gefühlt hat, daß diese Unvermögenheit doch wahrhaftig keine Sache des Rühmens weder vor Menschen noch vor Gott seyn würde, wohl aber aller Herzensbeugung und Demüthigung.
Schwächen,Röm. 8, 3.s.Fleisch und Gal. 4, 9. welche Stelle ganz gleichen Inhalts ist. Was der Apostel im Briefe an die Römer von dem Unvermögen des Gesetzes sagt, dafür beschreibt er im Briefe an die Galater die Satzungen als dürftig; und statt daß er dort sagt, es sey selbst wegen desFleisches, sinnlicher Gebräuche, zu schwach gewesen, dafür redet er hier von schwachenSatzungen.
Schwerdt. Mit einem zweyschneidigen, wird das Wort Gottes Hebr. 4, 12. und Offenb. 2, 12. wegen dem schrecklichen Erfolge göttlicher Drohungen verglichen;s.Wort .
Secte; überhaupt eine Parthey, welche sich von einer andern in Meynungenunterscheidet. In |f432| einem übeln Verstande wird es genommenApostg. 24, 5.vergl.14. von einer ReligionspartheyApostg. 5, 17.15, 5. (26, 5.) 28, 22. – 2 Petr. 2, 1.bestimmt der Zusatz verderblich den Nebenbegriff der Verwerflichkeit und 1 Cor. 11, 19. der Zusammenhang.Lutherhat daher hier nicht unrechtRotten übersetzt .
Segen,segnen. Von Gott gebraucht muß Gutes thun dafür übersetzt werden, z.E.Eph. 1, 3.Gelobt sey Gott – der uns durch Christumalles geistliche Gute, als Christen, mitgetheilet hat.
im Segen2 Cor. 9, 6. ist nach einer hebräischenRedeformSprüchw. 11, 25.so viel, als reichlich; s.erndten .Daher zeigt nun auch dieses Wort 2Cor. 9, 5. ein reichlichesAllmosen an, dem der Geiz,d. i. ein geringes, entgegengesetzt wird.
Gottsegnen, als sein Geschöpf, heißt ihm danken, ihn loben1 Cor. 14, 16.wieLuther schon selbst richtiger übersetzt hatJac. 3, 9.andere segnen, ihnen Gutes wünschen, Matth. 5, 44.Luc. 6, 28.Röm. 12, 14.1 Cor. 4, 12. den Kelch segnen, 1 Cor. 10, 16. ein Dankgebet dabey sprechen; s.danken .
Seelebedeutet nach dem Sprachgebrauch der Hebräer und Griechen das Leben, welches der Mensch mit den Thieren gemein hat, in folgenden Stellen – Matth. 6, 25.10, 39.16, 26. (vergl.V. 25.)20, 28. Marc. 3, 4. 8, 35.36.37.10, 45. Luc. 6, 9.12, 22.14, 26.17, 33.Joh. 10, 12. 15. 17.12, 25.15, 13. |f433|1 Thess. 2, 8.5, 23.Hebr. 4, 12. – Beym Matthäus sollte die Uebersetzung seyn: Was hülfs dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und sein Leben darüber verlöre? Denn wenn er auch alles besäße, was kann er geben, um es wieder zu erhalten?s.Luc. 9, 25.
In dem bekannten Ausspruch ChristiMatth. 10, 28. behält es die Bedeutung dessen, was von uns nach dem Tode fortlebt. Josephus läßt die sieben Brüder im B. d.Maccabäer §. 3. auf eine ähnliche Weise sagen: „Laßt uns nicht einen Menschen fürchten, der unsern Leib zu tödten trachtet; ein weit größeres Unglück erwartet die Uebertreter des göttlichen Willens in der ewigen Pein.“
Sehen. Nicht auf das Seine sehen Phil. 2, 4. ist ganz wie, nicht das Seinesuchen,1 Cor. 10, 24.13, 5. eine Erweisung des, was wir Gefälligkeitnennen; da man sich gern nach den unschuldigen Neigungen, Wünschen und Meynungen anderer bequemt, und auch mit eigener Beschwerde ihre Fehler und Schwachheiten duldet. So erklärt es Paulus selbst 1 Cor. 10, 33.
Für erkennen wird es gebraucht Joh. 12, 45.3. Br. Joh. 11. in Vergleichung mit Matth. 11, 27.
Selig,selig werden, selig machen, Seligkeit. Im Grundtexte sind es verschiedene Wörter, für die Luther allezeit ohne Unterschied diese Wörter und Redearten braucht.
Das Einemalbedeutet es überhaupt Glück,Wohlstand, und sollte also übersetzt werden, glücklich,glückseligseyn, Glückseligkeit, Matth. 24, 46.glückselig ist der Knecht etc.Luc. 1, 45. |f434|glückselich bist du, die du geglaubet hast, Luc. 11, 27. glücklich ist der Leib etc. das ist eine glückselige Mutter, die einen solchen Sohn hat – V. 28.jaglückselig sind die Gottes Wort hören etc.23, 29.glückselig sind die Unfruchtbaren;Joh. 13, 17.glückselig seyd ihr, so ihrs thut 20, 29.glückselig sind die nicht sehen etc.Apostg. 20, 35. geben macht glückseliger, als nehmen.1 Cor. 7, 40.glückseliger ist sie aber etc.Jac. 1, 12. 25.–Röm. 4, 8. Matth. 5, 3–11. Luc. 6, 21.22.Matth. 11, 6.13, 16.Luc. 10, 23.Matth. 16, 17.Apostelg. 16, 30. 31.2 Cor. 7, 10.2 Tim. 3, 15.1 Thess. 5, 9.2 Petr. 3, 15. können auch hieher gerechnet werden. Und so unterscheidet PaulusSeligkeit vom ewigen Leben 2 Tim. 2, 10. Dann wird dadurch Errettung aus leiblichen Gefahren angezeigt Matth. 24, 22. – so würde kein Mensch errettet, vergl.Apostelg. 27, 31.;Apostg. 4, 12. – durch welchen wir sollen heil werden – (nach dem Zusammenhangeund vergl. mitLuc. 8, 50. und mehrern Stellen des N. Testaments in welchen dasselbe Wort von leiblichen Genesungen gebraucht wird); oder Befreyung von den Uebeln der Seele, Unwissenheit, Lasterhaftigkeit und den Folgen von beyden,Matth. 1, 21. er wird sein Volk erretten von seinen Sünden; 18, 11. – er ist gekommen sündige Menschen zu erretten s.verloren; Joh. 3, 17. – daß die Welt durch ihn (von ihrer Verdammniß) errettet werde; 12, 47. nicht daß ich die Welt verdamme, sondern sie von dem göttlichen Verdammungsurtheil befreye; Apostelg. 15, 11.1 Tim. 1, 15. – die |f435|Sünder zu erretten;Hebr. 7, 25. daher er auch von aller Verdammung befreyen kann, die durch ihn etc.Röm. 1, 16. ein von Gott kräftig gemachtes Mittel zu erretten, Röm. 10, 10.1 Cor. 3, 15.
In so fern es nun in den damaligen Zeiten schon eine Art derErrettungwar zum Christenthum überzugehen, heißt auch selig werdenoft, ein Christ werden, selig machen, zum Christen machen, Seligkeit,Christenthum. Ich rechne hieher folgende Stellen; Apostelg. 2, 47. der Herr that täglich zu der Gemeine, die Christen wurden – er vermehrte sie immer mit neuen Bekennern –Röm. 11, 26. und also das ganze Israel sich zum Christenthum bekehre; Eph. 2, 5. 8. aus Gnaden seyd ihr zum Christenthum gebracht worden;2 Tim. 1, 9., der uns zu Christen gemacht hat etc.Tit. 3, 5. nicht um der Werke willen – sondern nach seiner Barmherzigkeit macht er uns zu Christen – 2 Thess. 2, 13. daß euch Gott von Anfang zum Christenthum ausersehen hat; s.Anfang.
Endlich wird damit die zukünftigehöhereGlückseligkeitgemeynt, Matth. 10, 22.1 Cor. 5, 5.10, 33.15, 2.Phil. 2, 12.Jac. 4, 12.1 Cor. 9, 22.1 Tim. 4, 16.1 Petr. 1, 9. 10.Hebr. 5, 9.9, 28.
Der selige Gott1 Tim. 1, 11.6, 15. ist eine Anspielung auf die gleiche den Griechen gewöhnliche Vorstellung ihrer Götter als der Seligen; so wie sie auch dieselben die Unsterblichen nannten und im fernern Gegesatz der Apostel Gott als den vorstellt, der allein Unsterblichkeit hat.
|f436|Seuchtig,1 Tim. 6, 4. nach dem alten deutschen Sprachgebrauch so viel, als siech. Aber es sollte überhaupt aberwitzig gegeben werden, wie es nicht nur das griechische Wort zuläßt, sondern auch der Zusammenhang erfordert, da er dieselben Menschen gleich nachher als Blödsinnige, die zerrüttete Sinne haben, beschreibt, und eigentlich vor allen Abweichungen von der vernünftigen Lehre (s.gesund ) warnet.
Seyn, in Christo; s.Christus ,Versöhnung .
Siegel kann füglich Röm. 4, 11.(s.Beschneidung ) und 1 Cor. 9, 2. für das eigentliche Bestätigung, Bekräftigung, genommen werden.
Sinn;so viel, alsVerstand, 2 Cor. 3, 14.4, 4.11, 3.GesinnungPhil. 4, 7.Tit. 1, 15.1 Joh. 5, 20.1 Petr. 4, 1. – im Sinn beten, s.beten vonSinnen kommen, Marc. 3, 21. bestimmter, ohnmächtigwerden.
Sitzenim HimmelreichMatth. 8, 11. der Glückseligkeiten des Christenthums theilhaftig werden – zurRechtenGottes, s.Rechte Gottes .
Söller;Apostg. 1, 13.9, 37.10, 9.20, 8. 9. Hierunter sind abgelegene und an dem Hauptgebäude angebaute Böden und Säle zu verstehen, wie schon die Vergleichung dieser Stellen untereinander lehrt. Nur sollte in dem dritten Stockwerck übersetzt werden, wo Luthervom dritten Söller sagt.
Sohn,Gottes, des Höchsten, sein eigener, eingeborner, geliebter Sohn, oder auch ohne allen Zusatz, der Sohn, wird Christus genannt wegen seiner besondern Vereinigung mit der Gottheit, die wir nur aus den Wirkungen erkennen, und auch nicht anders als durch diese zu |f437| erklären geschickt sind. Er selbst hat daher diese seine Sohnschaftin Verbindung mit seiner Sendung denken gelehrtJoh. 10, 36. ganz wie Paulus dreymal sie genau an dieselbe knüpft Apostg. 9, 20. 22.13, 33.vergl.30. (s.auferwecken ),Hebr. 1, 5.undin dem damals üblichen Sprachgebrauch der Juden,Sohn Gottes und Messias für eins galtMatth. 26, 63.Luc. 22, 67. 70.4, 41.Joh. 1, 49.11, 27.20, 31.Wenn nun gleich der Name Christus, oder Messias, d. i. der Gesandte Gottes, mit der Benennung Sohn Gottes dem Sinn nach nicht ganz einerley ist, so war er doch alsMessiasderselbe, so daß beydes mit einander von den Aposteln verbunden (Joh. 20, 31.), oder auch die eine Benennung mit der andern verwechselt wird Apostg. 9, 20. 22.1 Joh. 5, 1. (wer da glaubet, daß Jesus sey der Christ) 4, 15. 5,5. (wer da bekennet, glaubet, daßJesusGottes Sohn ist), und also schon das Bekenntniß seiner außerordentlichengöttlichen Sendung die Annehmung seiner, als des Sohnes Gottes, mit in sich schließt.
Sorge,sorgen; soll nur in so fern nicht die Sache des Menschen seyn Matth. 6, 25. 28. 31. 32. 34.Phil. 4, 6. in wie fern es ein ängstliches,kummervolles Bestreben nach etwas anzeigt. Es muß also auch in der letzten Stelle dasnichts, ohne alle Einschränkung genommen, und nur gleich deutlicher fürsorget nichts, mehr umschrieben werden: „ängstiget euch nicht wegen eurer irdischen Umstände.“ So sollte man auch1 Petr. 5, 7. für das im Grundtexte von dem Nennwort ohnedem verschiedene Zeitwort ein anderes wählen, daß etwa die Uebersetzung |f438| sey: „Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn Er nimmt sich eurer an.“
Sorgen dieser WeltMarc. 4, 19.Matth. 13, 22.Luc. 8, 14.ingleichen Sorgen derNahrung, eigentlich, des Lebens,Luc. 21, 34. sind alle eitle, stolze, habsüchtige, Entwürfe und Bestrebungen des Weltmenschen; alle Verwickelungen in zu viele irdische Angelegenheiten, Bewerbungen um große glänzende Vorzüge und dergleichen: und also gar nicht das, was wir in der gemeinen Sprache Nahrungssorgen des ärmern Theils zu nennen pflegen.
Speise, ist uneigentlich das Hülfsmittel zu guten Einsichten und Fertigkeiten Joh. 6, 27. 55.; dann Joh. 4, 34. das, was die Seele erfreuet und stärket. – StarkeSpeise Hebr.5, 14. die Lehre von völliger Aufhebung des Judenthums durch Christum, oder noch genauer von dem eigentlichen Zweck des Christenthums eine reine Gottesverehrung, dieses Melchisedeckianische Priesterthum, einzuführen; s.Melchisedeck . Es sollte aber eigentlicher übersetzt werden, nahrhafte Speise, und also Speise schlechtweg im Gegensatz der Milch 1 Cor. 3,2. so daß jeder weitläuftigere und genauere Unterricht im Christenthum zu verstehen ist.
Spiegel. 1Cor. 13, 12.ist keinGlasstein, dergleichen man ehemals zu Fenstern gebrauchte, sondern ein wirklicher Spiegel zu verstehen, wie auch die Vergleichung beym Jacobus 1, 23.erfordert. Man muß nur hinzudenken, daß die Spiegel der Alten von geschliffenem Metall waren und also die Gegenstände sehr verdunkelt darstellten. WasLuther übersetzt, im dunkeln |f439|Wort, heißt daher schlechtweg dunkel; daß man eigentlich übersetzen sollte:
Wir sehen jetzt durch einen dunkeln Spiegel, dann aber etc.s.Angesicht .
Sprache, richtiger, Aussprache, Mundart Matth. 26, 73.Marc. 14, 70., welche im Galiläischen von der zu Jerusalem abwich: 1 Cor. 12, 10. 28. 30.13, 8.s.Zunge .
Sprüchwort, genauer, RätzelJoh. 16, 25. 29. – solches habe ich euch etwas dunkel gesagt; es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr so räthselhaft mit euch reden werde.
Stachel.Apostg. 9, 5. der Stecken des Treibers, der am äußersten Ende spitzig war; s.löcken .
Stachel des Todes1 Cor. 15, 55. 56.die Gewalt, Macht, Herrschaft desselben. Dieser ist die Sünde, wie der Apostel fortfährt,d. i.das, was den Tod so herrschend macht (Röm. 5, 12.14.);die Kraft aber der Sünde, das, was diese so furchtbar macht, ist das Gesetz, welches sie in ihrer ganzen Verwerflichkeit darstellt;(Röm. 7, 8. 9. 11.).
Sterben;unglücklich seyn Röm. 8, 13. den Lastern entsagt haben, Röm. 6, 7. 11.; mitChristo, Röm. 6, 8. allen Untugenden so Abschied gegeben haben, wie Jesus durch seinen Tod dem zeitlichen Leben – hingegen 2 Tim. 2, 11. als Apostel oder Christ den Märtyrertod dulden; täglich sterben1 Cor. 15, 31.verglichen2 Cor. 4, 10.6, 9. in beständiger Todesgefahr seyn: s.Tod .
Strafen. Dafür sollte in unserer Uebersetzung zuweilen ein anderes Wort stehen, alsVorstellung thun, zur Rede setzen, Matth. 18, 15. |f440|Luc. 17, 3.2 Tim. 4, 2.Tit. 2, 15.; ernstlichverweisenEph. 5, 11.1 Tim. 5, 20.; überführen, überzeugen Joh. 16, 8. (s.Sünde ) 1 Cor. 14, 24.s.Prophet Tit. 1, 9. (s.Wiedersacher ); belehren2 Tim. 2, 25. – Es ist daher wenigstens sehr zweydeutig gesagt, wenn man den Lehrern der Religion ein Strafamtzueignet. Ihr Geschäfte soll seyn, andre zu belehren, zu überzeugen, zu ermahnen, zu warnen; und wenn sie das mit aufrichtigem Ernst thun, so wird es schon an mannigfaltigen guten Erfolgen nicht fehlen können.
Stricke1 Tim. 6, 9. sind vergl.Jos. 23, 13. und Sprüch. 22, 5. die Reizungen zum Betrug und zur Ungerechtigkeit, denen der Habsüchtige unterliegt.
Stuhl, eigentlich Thron; Matth. 5, 34.19, 28.23, 22.25, 31.Luc. 1, 32. 52.Apost. 2, 30.7, 49.Ebr. 8, 1.12, 2. (s.Gnadenstuhl ) und am häufigsten in der Offenbarung.
Stunde ist so viel, als, die Zeit überhaupt, und wenn es mit dem Vorwort die oder diese verbunden wird, der gemeinte Zeitraum, doch ohne Bestimmung seiner eigentlichen Dauer – Matth. 8, 13.9, 22. (eigentlich, sie ward von der Zeit an gesund) 10, 19.15, 28.17, 18.18, 1.(dazumal, um die Zeit, sprach Jesus) 24, 42. 44. 50.26, 45.Marc[.] 13, 11.14, 41.Luc. 2, 38.7, 21.10, 21.12, 12. 39. 40. 46.14, 17.22, 53. (s.Macht ) Joh. 5, 25. 28.7, 30.8, 20.(4, 21. 23. 12,23.13, 1. hat Luther im ähnlichen Fall schon selbst, die Zeit ist kommen, übersetzt, und so auch 16, 2. 4. 25.) 16, 21. 32.17, 1.Röm. 13, 11.1 Joh. 2, 18.Offenb. 3, |f441| 3. 10.14, 7. 15. –Marc. 14, 35.Joh. 12, 27.bedarf keiner besondern Erläuterung.Joh. 2, 4. ist ohne Zweifel die Zeit zum Weggehen gemeint, an welche die Mutter Jesum mit ihrer ängstlichen Anzeige erinnern wollte: s.Tag .
Suchen – was droben ist, s.droben ; was sein ist 1 Cor. 10, 24. 33.13, 5.s.sehen ; Gott, Hebr. 11, 6. ihn verehren, nach einer so oft im A. T. vorkommenden Redeart. Die Uebersezzung sollte seyn: Der wahrhaftige Anbeter Gottes muß sich versichert halten, daß Gott sey und daß er seinen wahren Verehrern ein Vergelter seyn werde; s.schauen .
Sünde; sündigen, Sünde haben, thun;Sünder,Sünderin. Der Hauptbegriff, der bey diesen Ausdrücken und Redearten zum Grunde liegt, ist die Einwilligung in jede unregelmäßige Begierde, die schon das eigne ruhige Bewußtseyn dafür erklärt Jac. 1, 14. 15. – Zwischen Sünde habenundSünde thun beym Johannes 8, 34.1 Br. 1, 8. und 3, 4. 8. 9. ist der Unterschied, daß jenes von dem ehemaligen Zustand der Christen, an die er schrieb, und dieses von ihrem gegenwärtigen Verhalten als Christen gesagt wird; weshalb er auch die Behauptung: so wir sagen, wir haben keine Sünde etc. gleich selbst verwechselt mit, – so wir sagen, wir habennichtgesündigt. Hingegen ist zwischen sündigen und Sünde thun weiter kein Unterschied; nur daß K. 2, 1. übersetzt werden sollte: ob jemand gesündiget hat, für, „ob jemand sündiget“ – Er will überhaupt sagen: Wir alle können uns eben nicht rühmen, daß wir uns nicht auf mancherley Weise versündiget |f442| hätten; wenn wir denn aber nur das erkennen, so können wir uns in Christo unsrer Begnadigung versichern, und haben nur darauf zu sehen, daß wir von nun an als Christen uns für fernern Versündigungen hüten; denn ein solches Leben, wie ihr es bisher geführt habt, kann mit dem Christenthum nicht bestehen. –
Von keiner Sünde wissen2 Cor. 5, 21.keine Sünde gethan haben1 Petr. 2, 22.ohne Sünde seynHebr. 4, 15. sind gleichgeltende Redarten, durch welche aber nicht die Unmöglichkeit zu sündigen angezeigt, sondern das Nichtwirklich sündigen oder gesündigt haben behauptet wird – daß also in der letzten Stelle der Sinn ist, „doch ohne Versuchung unterzuliegen“.
DieSünde tragen; s.tragen .
Die Sünde herrschen lassen, oderihr dienen, und gegenseitig,Röm. 6, 6. 12. 14. 17. 20.ingleichenseine Glieder ihr zu Werkzeugen leihen6, 13. ist auch einerley.
EinenzurSünde machen, wie Lutherübersetzt,2 Cor. 5, 21. soll so viel seyn, als, ihn gleich einem Sünder behandeln.
Dieinwohnende,anklebende oder anhängende SündeRöm. 7, 17. 20. 21.Hebr. 12, 1. sind alle herrschende böse Neigungen in dem Menschen.Justin nennt sie in der ersten Apologie 1, 7. die eigne Lasterhaftigkeit, und Epictet braucht dasselbe Wort im Handbuch XXX. 8. – Wenn dir jemand sagt, dieser oder jener habe übel von dir gesprochen, so antworte: er wußte warlich nicht alles andre Böse, das mireigen ist, sonst würde er noch mehr gesagt haben.
|f443|Die Sünde ist mächtig worden, Röm. 5, 20.s.mächtig .
DurcheinenMenschen ist die Sünde in die Welt kommenRöm[.] 5, 12. ist, in Beziehung auf die Mosaische Geschichte vom Fall, eine Beschreibung der Ausbreitungsündlicher Gewohnheiten und Fertigkeiten unter dem menschlichen Geschlechte.
Die Sünde hatgeherrschtzum(eigentlichim) TodeV. 21. sie hat alles Unglück in der Welt angerichtet;s.Tod .
Die Sünde nahm Ursach am Gebot7, 8. 11. ist das, was man im Sprüchwortsagt: je mehr Verbot, desto mehr Trieb dawider zu handeln. Die ganze Redeart kömmt beym Philo in der SchutzschriftwiderdenFlaccusS.522.ff. einigemal vor, wenn er unter andern sagt: „Sobald der Pöbel einmal einige Gelegenheit zu sündigen ergreifen kann, so bleibt er nicht bey geringen Anfängen stehen etc.[“]
Sie sind allzumal SünderRöm. 3, 23. geht auf die damalige Allgemeinheit des Sittenverderbens unter Juden und Heyden, nach dem Inhalt der beyden vorhergehenden Kapitel und der eignen Bezeugung PauliV. 9.
Der Leib derSündeRöm. 6, 6.s.Leib .
Vergebung derSünde; s.Vergebung .
Zuweilen werden nun auch diese Wörter und Redearten in einem eingeschränkteren Sinn genommen, daß Sünde Unwahrheit, Joh. 8, 46.Unglauben, Sünder Ungläubige bedeutetJoh. 16, 8. 9.Gal. 2, 15.Hebr. 3, 13.vergl.17. 18. vielleicht auch Hebr. 12, 3. oder auch wollüstigeAusschweifungen;sündigen, unzüchtig leben; |f444|Sünderin eine öffentliche liederliche Weibsperson Luc. 7, 37. 39. 47. Joh. 5, 14.8, 11.2 Tim. 3, 6.2 Petr. 2, 14.; s.in Sünden gebohren seyn, bey gebohren . Nach einem ganz besondern Sprachgebrauche der damaligen Juden werden unter Sündern oft alle andre Völker verstanden, besonders in den Lebensbeschreibungen Jesu, wo das Wort mit dem Namen Zöllner verbunden wird; s.Zöllner . Vielleicht wollte man Anfangs sie damit für Ungläubige schelten, bis man nach und nach den Begriff damit verband, als wenn die übrigen Völker auch durchaus die verruchtesten Bösewichter wären. So viel ist gewiß, daß dies der damalige Sprachgebrauch gewesen, und aus 1 Macc. 2, 44. 47. 48.vergl. mit 40.Gal. 2, 15. auch der ganzen Vorstellung Pauli in den Brief an die Römer 2, 17.ff.3, 9. erweislich. Jesus selbst scheint ihn, vor Augen gehabt zu haben Matth. 26, 45.Marc. 14, 41.Luc. 24, 7., wo, den Sündern überantwortet werden, so viel ist, alsdenRömernüberantwortet werden, Luc. 18, 32.
Sünde, nicht zumTode, undzum Tode, 1 Joh. 5, 16. 17. verstehe ich nicht, da Johannes selbst (wenn anders die Worte, vom 14. V. an, von ihm sind und nicht ein späterer Anhang) sich nicht weiter darüber erklärt hat. Soll man ihn aus andern Stellen seiner Briefe erklären, so könnte man muthmaßen, daß eben der vorhergedachte Abfall der Widerchristen gemeint sey. Als Christen waren sie nach dem Johanneischen Ausdruck (3, 14.) aus dem Tode zum Leben gekommen, fielen sie wieder ab, so kehrten sie aus dem Leben in den Tod zurück; und wie er war|f445|net, mit solchen gar keine Freundschaft zu unterhalten, (V. 10, im 2Br.) so würde er hier sagen:bittet nicht für sie, weil sie eben keine Brüder weiter sind.
Sündendiener,Gal. 2, 17. der Gelegenheitsmacher zum sündigen; der gleichsam der Unterhändler dabey ist. Dies ist der beständige Gebrauch des griechischen Worts Diener in einer solchen Verbindung, in welcher es auch oft mit dem griechischen Wort Mittler, Vermittler, verwechselt wird.
Süßteig;s.Sauerteig .