E.
Ebenbild Gottes: Bey der weitläuftigen Anmerkung die ich im Wörterbuch
S. 95. ff. über die Stellen gemacht habe, in welchen J. C. ohne oder mit einem Zusatz so genannt wird, ist es mir hauptsächlich darum zu thun gewesen, die zweyte Hälfte, der dritten Stelle Ebr. 1, 3. zu erläutern. Es würde auch noch itzt überflüßig seyn, die vielen ähnlichen Ausdrücke abzuschreiben, mit welchen die griechischen Jüden die
Weisheit, die von Gott kömmt den Menschen unterrichtet u. s. w. zu beschreiben pflegen; wie z. E. der Verfasser des
Buchs der Weisheit 7, 26. Genug, daß es in allen den ausgezeichneten Stellen, der Context deutlich macht, daß Jesus wegen seiner göttlichen Sendung so genannt wird, kraft dessen er der Repräsentant, unumschränkte Bevollmächtigte (s.
Prophet ) des unsichtbaren Gottes unter den Menschen seyn sollte, durch den sie das Wahre und Gute sollten
|z15| kennen lernen, und von dem sie es mit völligen Beyfall annehmen sollten. Hiernach ist es also mir einerley zu sagen,
J. C.stellt den unsichtbaren Gott vor, oder,
er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes nach Col. 1, 15. so wie es dem Apostel einerley war 2. Cor. 4. ihn das einemal
das Ebenbild Gottes, v. 4. und ein zweytesmal den
Herrnd. i. das Oberhaupt der christlichen Gemeine,
den einzigen Meister (s.
Herr , zu nennen. Wäre es ihm nicht einerley gewesen, so hätte er auf dem Ausdruck beharren müssen, und nachdem er gesagt hatte,
Er ist das Ebenbild Gottes, nun auch, um seine Leser nicht irre zu machen, sagen müssen,
wir predigen ihn, daß er
das Ebenbild Gottes sey, oder erklärungsweise, daß
er gleich ewiger, höchster, Gott sey, wie es wohl in neuern Predigten über diese Stelle lautet. Allein von der Gottheit Christi wollte der Apostel nach meinen Ueberzeugungen hier nicht reden. Wollte man dagegen einwenden,
so würde jaJesu Christovor demMoseskein Vorzug gegeben, so könnte ich wohl kurz die Antwort von mir weisen und sagen: „Lieber! mache es mit dem Apostel aus.“ Aber damit dieß doch nicht unrecht verstanden werde, will ich lieber genauer wiederholen, was der Apostel zur Beantwortung dessen C. 3, v. 9. und v. 7.vergl. mit 4, 6. sagt:
So das Amt, das die Verdammniß prediget, Herrlichkeit hat, wie vielmehr das Amt, das die Gerechtigkeit prediget im überschweng|z16|lichen Maaß? – Und –
die Israeliten konnten das glänzende AngesichtMosisnicht ansehen; uns Christen aber
leuchtet das AngesichtJ. C.zur deutlichsten und erfreulichsten Erkenntniß Gottes.
Ehre: Nach Röm. 9, 21. ein Gefäß zum Staatetc. ist dieselbe Redart 2. Tim. 2, 20. zu erklären.
Eiferer über dem Gesetz: Diese Redart kömmt 2. Macc. 4, 2. im griechischen Text vor, da, wo Luther übersetzt,
er hielt fest an Gottes Gebot.
*) Eigentlich sollte Apostg. 21, 20. die Uebersetzung seyn:
sie sind alle strenge Anhänger der mosaischenKirchenordnung; das Uebrige, was mehr zur Erklärung gehört, s. im Wörterbuch; in welchen auch noch nach Röm. 10, 2. einzuschalten ist Gal. 4, 18. und auf der folgenden Seite nach 1. Cor. 14, 1. 12. – Col. 4, 13.Tit. 2, 14.
*) Beyde Stellen hat schon der sel.Biel miteinander verglichen in seinem sehr schätzbaren Specimine noui thesauri philologici, welches seiner Abhandlung de lignis ex Libano ad templum Hierosolymitanum petitis angehängt ist. Ich ergreife diese Gelegenheit, Gelehrten, denen daran gelegen ist, bekannt zu machen, daß das ganz ausgearbeitete Werk noch bey den Erben des sel. Mannes in Braunschweig vorhanden ist. Käme es doch in die Hände des Herrn Prof.Fischers in Leipzig, und mit demselben sein eigner Clauis Versionum V. T. heraus!
|z17|Eigen, dieses Beywort steht ohne allen Nachdruck, wo es im N. T.vorkömmt, und sollte allezeit mit dem Vorwort,
sein,unser, ihr,ihre,euer,eure, in der Uebersetzung verwechselt werden. An vielen Orten hat dießLuther schon beobachtet, als: Matthäi 25, 14.(
seine Knechte, f. seine
eignen) 15.22, 5.
(
seinen Acker, f. seinen
eignen).Joh. 10, 3. 4.Gal. 6, 5.Eph. 5, 22. 25.Col. 3, 18.Tit. 2, 5. 9.1. Petr. 3, 1. 5. Dagegen hat er es ohne Noth ausgedrückt, Luc. 6, 44.1. Cor. 15, 38. (es sollte bloß heißen
seinenLeib) 1. Tim. 3, 4. 5. 12.1. Thess. 4, 11.vergl.Eph. 5, 28.
Einfältig, vom Auge gesagtMatth. 6, 22.Luc. 11, 34.ist so viel, als
gesund, und so brauchen die griechischen Uebersetzer des A. T. das hier vorkommende griechische Wort für ein hebräisches, welches vom Körper gebraucht diese Bedeutung hat,und
dem
verstümmelten, kränklichen, entgegengesetzt wird.
Einfältige, richtiger
UngelehrteRöm. 2, 20. wie auch Matth. 11, 25. für
Unmündige übersetzt werden sollte, und eher das vorhergehende
thörigte, einfältige. Der Gegensatz
Weise in der zweyten Stelle, wofür auch
Gelehrte stehen sollte (s.
am gehörigen Orte ) ist an diesem zur Bestätigung zureichend.
Eitel:Röm. 1, 21. könnte man in Vergleichung mit dem, was ich kurz vorher bey dem Wort
dichten zur Erläuterung nachgeholt habe, kurz übersetzen;
|z18| sie sind durch ihreVernünfteleyen
Abgötter(Luther
eitel) worden. Derganze griechische Ausdruck kömmt nemlich in dieser Bedeutung vor, 2. B. d. K. 4, 17. 15. undJer. 2, 5.und da ich nicht selbst bey meiner Schriftlesung diese Stellen zu diesem Gebrauch bemerket habe, so erkenne ich mich für verbunden, den
Peter Brynchius*) zu nennen, als den, der schon in seiner
Philologia sacraS. 144. diese Vergleichung angestellt hat.
*) Es ist eben derselbe ehemalige Norwegische gelehrte Prediger, von dem man ein Examen der Chronologie des Josephus hat, welches Havercamp seiner Ausgabe hat beydrucken laßen.
Ende der
Erdens.
Erde im Anhang.
Engel, ist ein griechisch-deutsches Wort und bedeutet eigentlich einen
Boten: So hat Luther selbst einmal übersetzt, Luc. 9, 52. Aber man nehme an, um dieß beyläufig zu bemerken, daß er auch hier von Anfang das undeutsche
Engel gebraucht hätte, daß also die Uebersetzung gewesen wäre:
wie eben so gut hätte mancher unsichtbare Geister hineinerklären können, als es noch von vielen in ähnlichen Stellen aus nicht bessern Sprachgründen geschieht?
Engel des Satans,2. Cor. 12, 7.reißende Gicht, nach dem was ich im Wörterbuch |z19| erinnert habe, oder, noch genauer zu reden, Kopfgicht, Migraine. Um der Ungelehrten willen erinnere ich nur noch, daß dieß, nebst einer ähnlichen von Nierenschmerzen, eine der ältesten Erklärungen sey, die bewährtesten Ausleger eine Krankheit verstanden haben, wenn sie auch nicht so genau sie bestimmet, die die Umschreibung nicht dahin erkläret, doch auch selten an eine eigentliche satanische Versuchung gedacht, sie vielmehr als eine Beleidigung der Person Pauli verworfen, und also entweder, eine heftige Reizung zu wollüstigen Ausschweifungen, oder eine Art von Melancholie, oder Gewissensangst über seine ehemaligen feindseligen Unternehmungen gegen die Christen, oder die Hindernisse, die ihm seine Widersacher Alexander, Hymenäus und Philetus bey Verkündigung des Evangelii in den Weg legten, verstanden haben. Man vergleiche deswegen folgende Stellen unter einander, die ich ganz getreu übersetzt habe.
Theophylact in seinem Kern von Auslegungen über diePaulinischenBriefeS. 422. „Engel des Satans und Pfahl haben einige vom Kopfweh verstanden, das der Teufel gewirkt. Aber das sey ferne! Der Leib Pauli ist nicht dem Satan übergeben worden, vielmehr hat Paulus ihm Grenzen vorgeschrieben, da er ihm den unzüchtigen Menschen zum Verderben des Fleisches übergab, und er dieses Ziel nicht überschritten. (1. Cor. 5, 5.). Was ist also Satan? Nach |z20| der ebräischen Sprache ist das ein Widersacher; also sind Engel des Satans alle Widersacher, Alexander der Schmidt, und alle die ihn drückten als Menschen, welche sich teufelisch aufführten. Er will also sagen, Gott hat nicht verstattet, daß die Verkündigung des Evangelii mir ohne alle Gefahren von statten gienge, damit ich mich nicht überhübe.“ Warum sagt er aber nicht die Engel des Satans, sondern, der Engel? Weil an jeden Ort immer nur ein Hauptwidersacher gegen ihn aufstund, dem die andern als Anführer folgten: oder, welches auch das Beste ist, er nennt den Engel des Satans (als Einen) den Widerspruch selbst etc.
Theophylact war also, wie man sieht, gegen die Erklärung von einem heftigen Kopfweh nur deswegen so abgeneigt, weil der Teufel zum Urheber desselben gemacht wurde. Vielleicht, daß er sie annehmlicher gefunden hätte, wenn man ihm gezeigt hätte, daß selbst diese Erwähnung des Satans zur bildlichen Vorstellung gehöre.
Basilius in seinen kürzern ascetischen Unterweisungen bey der 261 Frage (im 2. B. der Benedictiner Ausgabe S. 504): „Man muß merken, daß die äußerlichen und leiblichen Uebel von mannigfaltiger Art sind, und Gott sie über den Menschen verhängt, weil sie ihm weit zuträglicher sind, als die augenblicklichste Befreyung seyn würde.“ In dieser Beantwortung wird also |z21| zum Grunde gesetzt, daß es entweder eine Verfolgung (äußerliches Uebel) oder eine Krankheit (leibliches Uebel) gewesen sey, das der Apostel gemeint.
Thomas von Aquino in seiner sogenannten güldnen (Auslegungs) Kette: „Christus als der vollkommenste Seelenarzt verhängt über seine getreuen Bekenner schwere Krankheiten des Leibes um die Krankheiten ihrer Seele zu heilen. – – Es ist mir gegeben, sagt der Apostel ein Pfahl der meinen Cörper durch ein cörperliches Leiden foltert, damit die Seele geheilt werde. Es soll nemlich eigentlich gesagt werden, daß er mit heftigen Nierenschmerzen sey beschweret gewesen, oder er meint, sinnliche Lüste die in ihm aufgestiegen.“ Dieß wiederholt Lyra beynahe mit denselben Worten: „Eigentlich will er sagen, daß er von der Nierenkrankheit heftig angegriffen worden: Oder Pfahl des Fleisches werden die Reizungen zu fleischlichen Sünden genennt: Endlich des Satans Engel, der mich schlägt, entweder durch Verursachung jener Krankheit, oder Erregung dieser Lüste.“
Ich will nun nochmals die Gründe kurz zusammenfassen, die mir die Erklärung dieser figürlichen Vorstellung von einer
reißenden Gicht, und zwar besonders Kopfgicht, am wahrscheinlichsten machen: 1)Paulus nennt es ausdrücklich gleich nachher eine Schwachheit, Krankheit, 2) er redet bey mehrerer Gelegen
|z22|heit von seiner Schwächlichkeit1. Cor. 2, 3. und welche Stelle ich zuerst aus der Acht gelaßen habeGal. 4, 13. 14.3) er beschreibt sie als etwas
das seinem Fleisch empfindlich sey 4) vergleicht sie mit
Dornen (s.
Pfahl ) und es muß also etwas stechendes, reißendes, gewesen seyn, und dieß5) noch deutlicher auszumahlen, ver
gleicht er ferner die Anfälle dieses Uebels mit
Backenstreichen, wodurch er also den Hauptsitz der schmerzhaften Empfindungen desselben im Kopf merklich machen wollte.Ich schreibe keinen Commentar; sonst ließe sich zur Bestätigung dieser Auslegung noch vieles sagen. Ich will auch eben niemand solch Uebel anwünschen, um die ästhetische Wahrheit dieses Ausdruckes an sich zu versuchen. Wenn es denn aber gleichwohl dazu dienen könnte, Männer, die eine gesunde Erklärungsart mit ausbreiten sollen, ihr geneigt zu machen, daß das arme unwissende Volk mit Vorträgen über diesen Text von satanischen Einwirkungen in die Leiber der Menschen verschonet würde, so wollte ich ihnen diese schmerzhafte Erfahrung auf eine Stunde wünschen, und dann zur völligen Vergütigung eine desto festere Gesundheit und ein hohes patriarchalisches Alter.
Erde: Insofern darunter oft nur das jüdische Land zu verstehen ist, ist auch
Ende der ErdenApostg. 1, 8. von den äußersten Grenzen des jüdischen Landes und der galiläischen Gegend, die hier nicht aus|z23|drücklich genannt wird, zu verstehen. So erfordert es auch der Sprachgebrauch des A. T.z. E.Jes. 45, 22,alle aus dem ganzen Lande, f.aller Welt Ende, wie Luther übersetzt.
Das
Erdreichbesitzen:Die mit der jüdischen Nation, und besonders den
Pharisäern (s.
S. 289. u.
316. des Wörterb. und was noch dabey, und bey
Wiedergeburt in diesen Zusätzen erinnert werden soll) ein zukünftiges tausendjähriges Reich des Messias erwarten, erklären diesen Ausdruck von einer wirklichen Besitznehmung des jüdischen Landes durch die Frommen und an der ersten Auferstehung theilnehmenden bey Errichtung desselben. Wenn man nun auch dieß gelten laßen, oder als für uns zur Zeit unentscheidbar nicht bestreiten wollte, so würde doch am Ende die Redart, wie ich erinnert habe, so viel bedeuten, als
glücklich seyn; es würde nur der Erklärungsgrund verändert, und die
Art der Glückseligkeit genauer oder anders bestimmt. Allein daJesus in allen seinen Anweisungen und Gesprächen sich nie darüber umständlich erklärt hat, vielmehr, wenn er darauf gebracht wurde, die Rede abbrach, so kann wohl der Ausleger, und nach ihm derPrediger nicht sicherer gehen, als wenn ersich an die allgemeine Idee von wahrer und dauerhafter Glükseligkeit hält.
Unterste Oerter der Erden: Der gelehrte Herr Professor Fischer in Leipzig hat in sei|z24|ner kürzlich herausgegebenen zweyten Einladungsschrift de vitiis Lexicorum N. T. der von mir angenommenen Erklärung dieser Redart von der EmpfängnißChristi den seinem Character gleichenden ganz uneigennützigen Dienst geleistet, durch die Autoritäten eines Paulus Fagius, der sie ordentlich verfochten, eines Beza, der sie als prüfungswerth angeführt, und eines Victorin Striegel, der nur kurz auf den Psalm zurückweiset, in welchem der Mutterleib so genannt wird; durch solche Autoritäten also ihr das Ansehen der Neuheit und des Lächerlichen zu benehmen. Er selbst ist aber doch nicht dafür, weil einmal der Mutterleib auf keine Weise dem Himmel könne entgegengesetzt werden, (welches doch nicht gegen mich ist; denn im Bilde wird Tiefe, der Höhe, und in der Erklärung, ein äußerster Zustand Empfängniß, dem andern, Himmelfahrt, entgegengesetzt) zweytens von dem Leib der Mutter nicht füglich das Hinuntersteigen könne gesagt werden (wogegen ich nur noch den Zweifel habe, daß eher die Natur des Bildes und die Genauigkeit des Gebrauchs desselben diese Wahl des Zeitworts zu erfordern schien, wenn einmal der Mutterleib mit der Tiefe verglichen werden sollte. Er selbst will also lieber mit dem Beza schlechtweg die Erde verstehen, daß der Sinn sey, er ist Mensch worden, und hat auf Erden gelebt, und beruft sich zum Beweisder gleichen Sprachart der Hebräer für Erde |z25| mehr umschreibungsweise unterste Oerter der Erde zu sagen auf Jes. 44, 23. wo auch schon LutherErdedoch mit dem unverständlichen Zusatz herunter (rufe, nemlich) übersetzt hat. Nun könnte es freylich scheinen, als ob Himmel den Gegensatz Erdeerfodere, und diese also in der zur Frage gehörigen Umschreibung zu finden sey; aber es ist mir doch weit wahrscheinlicher, daß in den untersten OerternderErden hier der Gegensatz von dem folgenden, Berge, seyn soll, nemlich die Thäler; er scheint mir statt der Erde die leblose Fülle derselben nennen zu wollen, die zum Preis Gottes entweder groß Geräusche macht, der Wald und seine Bäume, oder das meiste Getöse des Windes verursachet, Berge und Thäler; es ließe sich denn auch eher einsehen, warum Thäler, die untersten Oerter der Erden genennet würden, als wie die Erde selbst so umschrieben werden kann; und es würde endlich dieselbe Symmetrie in Gedanken und Ausdrücken bleiben:
Ich muß also dieser an sich sehr wahrscheinlichen Erklärung noch so lange meinen völligen Beyfall versagen, als ich mir diese Zwei|z26|fel wegen des Sprachgebrauchs nicht heben kann.
Erfahrung: Ich muß erinnern, daß Luther noch ein fünftesmal den Begriff der
Rechtschaffenheit mit dem dahin weitläuftiger erklärten griechischen Wort verbunden hat 1. Petr. 1, 7. Aber hier würde ich wegen der Vergleichung, die nicht von Kämpfern, sondern von der Feuerprobe hergenommen ist, übersetzen:
S. 21. kann die Vergleichung noch weiter angestellt werden mit Sprüchw. 1, 4. 22.2, 10.10, 14.14, 6. 7.
Ergeben, sich Christo und seinen Aposteln, kömmt 2. Cor. 8, 5. in dem ganz besondern Verstande vor, daß es die für arme Christen aus eignem Triebe des Wohlwollens und ohne ausdrückliche apostolische Auffoderung dazu zusammengebrachten Almosen anzeigt.Was er vorher mit dem Einen Wortewillig, oder genauer,freywillig, angezeigt, das wiederholt er in diesen Ausdrücken: – „Und waren nicht allein willig, auf unsre Fürsprache etwas zu geben, wie wir hoffeten, daß sie es thun würden, sondern kamen uns zuvor mit ihrer freywilligen Erklärung zu einer Beysteuer, ehe wir sie an Christus statt dazu auffoderten; daß wir also, damit ihr nicht von ihnen möchtet übertroffen werden,Titumermahnten, |z27| auch bey euch diese Almosensammlung zu besorgen.“
Erleuchten etc.So verbindet Clemens das Unterrichten und Erleuchten miteinander, in den vermischten Werken V, 2. oder 2. B.d. Mang. Ausgabe 653. und §. 10. S. 684. heißt es: „Man hat den Unterricht eine Erleuchtung genannt, da dadurch verborgene unbekannte Dinge kund und offenbar gemacht werden.“
Erlösen, Erlösung: Daß an sich diese Wörter noch nichts bestimmen, und dabey die allgemeine Idee einer Befreyung von Uebeln zum Grunde liege, ist auch daher erweislich, weil selbst MosesApostg. 7, 35. ein Erlöser genannt wird.
Wer 1. Petr. 1, 18. die Idee von dem praktischen Irrthum der Juden, als ob Heiligkeit und Gerechtigkeit gänzlich in der Beobachtung der im Gesetz vorgeschriebenen äußerlichen Dinge bestehe, mit zur Erklärung des unfruchtbaren Wandels ziehen wollte, den würde ich eben nicht widersprechen.
Die Stelle Hebr. 2, 15. sagt, wie einige glauben, etwas mehr, als ich darinnen zu suchen scheine, wegen des unmittelbar vorhergehenden und nachfolgenden. Ich erkläre mich also noch kurz dahin: Die Juden wurden als Knechte, Leibeigne, behandelt: Ihr Gottesdienst war eine Art von Zwangdienst: Wer nicht alle Vorschriften desselben streng beobachtete, wurde ausgerottet aus seinem Volck.
|z28| Daher waren beständige Veranlassungen, ins Reich des Todes, welches als der Herrschaft des Satans unterworfen gedacht wurde, verstoßen zu werden, und daher auch beständige
Furcht des Todes. Durch den Tod Jesu nun, wurde jener gantze Gottesdienst für weiter nicht geltend erklärt; dadurch wurden also
jene Veranlassungen, in das satanische Reich des Todes verstoßen zu werden, zugleich zernichtet, (so heißt es auch im Grundtext, nicht die
Macht genommen) und der Jude von dieser Todesfurcht befreyt; so daß er nun v. 17. keiner Versöhnung durch Opfer weiter bedarf. S. die eigentliche Uebersetzung und genauere Erklärung des 14. V. in diesen Zusätzen bey
Gewalt, wo ich noch eine besondere Aufklärung nebenher verspreche. Bey Ebr. 9, 12. wird in der Hauptsache eben nichts verändert, ob man
Erlösung, oder
Loskaufung, oder
Loslassung, oder
Befreyung übersetzen will. Erlöst, oder losgelaßen, oder losgekauft, oder befreyt, ist auch, so viel ich einsehen kann, die Schwierigkeit nicht, wie das auf
ewig, immer, geschehen sey, sondern
wie durch
das BlutJesu? Und hiervon habe ich meine Ueberzeugung für ein Wörterbuch zureichend schon erklärt,
S. 284. 85. bey
Opfer .
Uebrigens wird es als ein bloßer Druckfehler Entschuldigung finden, wenn ich
S. 126 eine
dreyfache Art Schriftörter von dem Erlösungswerck Jesu angegeben habe, und doch
|z29| nachher die dritte Art nicht merklicher ausgezeichnet. Es hatte nemlich
S. 128. zu Anfang heißen sollen: die
zweyte und
dritte Art etc.etc.
entweder – oderetc.etc.
Erstling: Wer Röm. 8, 19. 20.mit dem Herrn D.
Nösselt unter
Creatur (s. daselbst) die Christen aus den Heydenthum verstehen will, der wird auch v. 23. unter denen,
die des Geistes Erstlinge haben, allerdings, wie Er, die Christen aus dem Judenthum verstehen müssen.
Jac. 1, 18. trete ich nun diesem vortreflichen Mann bey, und übersetze: auf daß wir (Juden) vor den Heyden des Christenthums theilhaftig würden.
Daß übrigens Erstling so viel sey, als der Ersteetc.etc. beweisen auch die ältesten griechischen Wörterbücher, und z. E.Hesychius macht bey 1. Cor. 15, 20. der ErstlingChristus, die Anmerkung, der ersteChristus.
Ewig. Man könnte zwar sagen, daß dieses Beywort in der Verbindung mit Leben, oder Gericht, Pein, Feueretc. durch zukünftig, oder, das Leben, die Peinin der Zukunft, sollte übersetzt werden; und so wäre allerdings die Frage noch immer unentschieden, wie lange diese Pein dauern werde, und jedem unbenommen sie nach eignergewissenhafter Ueberlegung für sich zu entscheiden. Allein zuerst wird Luc. 18, 30. die zukünftige Welt ausdrücklich von dem ewigen Lebenunterschieden, und dann braucht nicht nurJosephusim Buch |z30| von den Maccabäern dieselben Ausdrücke,ewiges Feuer, ewiges Leben, sondern verwechselt auch das ewig mit unendlich, und umschreibt es durch das, was nimmermehraufhören wird: §. 10. 12. 15. S. 511. 513. 515. d. 2. B. der Havercampischen Ausgabe. Und da in allen diesen Stellen diese Behauptung beynahe einer ganzen Familie in den Mund gelegt wird, so muß man dieß wenigstens als einen Beweis der damaligen herrschenden Meynung unter den Juden gelten lassen.