|a53| Bestimmung und moralische Natur des Menschen.

89. Unter allen Geschöpfen auf dem Erdboden, ist der Mensch das edelste und Gott änlichste. Act. 17, 28. a) Man kan ihm mit Grunde eine Herrschaft über die übrigen Kreaturen beilegen, 1 Mos. 1, 26. so fern er allein ein Recht, und die zu Ausübung desselben nöthige Geschicklichkeit hat, alle und jede ihm vorkommende Geschöpfe (vergl. §. 76 ) zu seinem wahren Nutzen zu gebrauchen. b) Er allein kan und soll Ordnung und Glück rings um sich her unter seinen Mitgeschöpfen mit Bewustseyn verbreiten, und dadurch die Absichten Gottes befördern; c) insbesondere derjenigen Gesellschaft, deren Glied er ist, nach seinem von der Vorsehung bestimmten Verhältniße gegen dieselbe, sich nüzlich machen; d) die ihm mitgetheilten Kräfte durch immer fortdauernde Entwickelung und stete Uebung erhöhen und vermehren; e) unzähliches Gute, dessen kein andres Geschöpf in gleichem Umfange fähig ist, vornehmlich aber f) jene höhere Glückseligkeit, die auf Erkenntnis der Wahrheit und sittliche Güte, und vorzüglich auf Religion sich gründet, (§. 1. 2. 3. ) genießen, und daher g) unabläßig nach mehrerer Erkenntnis und moralischer Aenlichkeit mit Gott streben.89. Unter allen Geschöpfen auf dem Erdboden, ist der Mensch das edelste und Gott änlichste. Act. 17, 28. a) Man kan ihm mit Grunde eine Herrschaft über die übrigen Kreaturen beilegen, 1 Mos. 1, 26. so fern er allein ein Recht, und die zu Ausübung desselben nöthige Geschicklichkeit hat, alle und jede ihm vorkommende Geschöpfe (vergl. §. 76 ) zu seinem wahren Nutzen zu gebrauchen. b) Er allein kan und soll Ordnung und Glück rings um sich her unter seinen Mitgeschöpfen mit Bewustseyn verbreiten, und dadurch die Absichten Gottes befördern; c) insbesondere derjenigen Gesellschaft, deren Glied er ist, nach seinem von der Vorsehung bestimmten Verhältniße gegen dieselbe, sich nüzlich machen; d) die ihm mitgetheilten Kräfte durch immer fortdauernde Entwickelung und stete Uebung erhöhen und vermehren; e) unzähliches Gute, dessen kein andres Geschöpf in gleichem Umfange fähig ist, vornehmlich aber f) jene höhere Glückseligkeit, die auf Erkenntnis der Wahrheit und sittliche Güte, und vorzüglich auf Religion sich gründet, (§. 1. 2. 3. ) genießen, und daher g) unabläßig nach mehrerer Erkenntnis und moralischer Aenlichkeit mit Gott streben.
90. Doch ist die grose Bestimmung des Menschen nicht blos auf dieses irdische Leben eingeschränkt, sondern reichet bis in die Ewigkeit hinaus. 2 Cor. 4, 18. 1 Joh. 3, 2. Zwar ist der Mensch nicht blos um der Zukunft willen da. Das gegenwärtige Leben ist nicht blos Mittel, sondern auch Zwek; und daher soll der Mensch nicht alle seine Gedanken lediglich nur darauf richten, um dereinst glücklich erst zu werden, eben als wenn nicht jezt schon seine Bestimmung wäre, es zu seyn; sondern er soll vielmehr jeden gegenwärtigen Augenblick schon genießen, und in jeder Periode seines |a54| Daseyns möglichst glücklich seyn; wie denn auch das jetzige Leben, wenn nur die Menschen ihre jetzige Bestimmung zu erreichen sich mehr angelegen seyn ließen, schon für sich, und ohne Rücksicht auf das, was jenseits des Grabes unser wartet, des Daseyns immer werth wäre. Allein noch unendlich höhere, und alle Ewigkeiten hindurch steigende Seligkeiten sind von Gott uns nach dem Tode zugedacht, wenn wir das gegenwärtige Leben unsrer jetzigen Bestimmung gemäs anwenden. Phil. 3, 20. Col. 3, 1–4. 90. Doch ist die grose Bestimmung des Menschen nicht blos auf dieses irdische Leben eingeschränkt, sondern reichet bis in die Ewigkeit hinaus. 2 Cor. 4, 18. 1 Joh. 3, 2. Zwar ist der Mensch nicht blos um der Zukunft willen da. Das gegenwärtige Leben ist nicht blos Mittel, sondern auch Zwek; und daher soll der Mensch nicht alle seine Gedanken lediglich nur darauf richten, um dereinst glücklich erst zu werden, eben als wenn nicht jezt schon seine Bestimmung wäre, es zu seyn; sondern er soll vielmehr jeden gegenwärtigen Augenblick schon genießen, und in jeder Periode seines |a54| Daseyns möglichst glücklich seyn; wie denn auch das jetzige Leben, wenn nur die Menschen ihre jetzige Bestimmung zu erreichen sich mehr angelegen seyn ließen, schon für sich, und ohne Rücksicht auf das, was jenseits des Grabes unser wartet, des Daseyns immer werth wäre. Allein noch unendlich höhere, und alle Ewigkeiten hindurch steigende Seligkeiten sind von Gott uns nach dem Tode zugedacht, wenn wir das gegenwärtige Leben unsrer jetzigen Bestimmung gemäs anwenden. Phil. 3, 20. Col. 3, 1–4.
91. Denn unsre Seele ist, wie wir nach Gründen der Vernunft schon hoffen dürfen, und aus der Bibel gewis wissen, unsterblich. Matth. 10, 28. Joh. 11, 24–26. 1 Thess. 4, 13. ff. 2 Tim. 1, 10. Luc. 20, 27. 37. Im Tode stirbt nur unser Leib, Röm. 8, 10. dessen aufgelösete Theile jedoch nicht umkommen, sondern nur in andere Körper übergehen. (§. 72. ) Unser Ich aber dauert ununterbrochen fort, Luc. 20, 37. 38. 2 Cor. 5, 1. Hebr. 9, 27. und behält das Bewustseyn seiner selbst, und die deutliche Erinnerung an die vorhergegangenen Zustände, und an das was wir hier empfunden, gedacht und gethan haben. Luc. 16, 23 ff. Ja unsre Seele wird, von diesem groben Körper getrennt, ihre Thätigkeit desto freier äusern, und ihren Wirkungskreis desto mehr erweitern können; 1 Cor. 13, 9–12. 1 Joh. 3, 2. so wie wir auch, durch die Scheidung von diesem Leibe, von unzählichen dringenden Bedürfnißen, körperlichen Schmerzen, und Reitzungen zur Sünde befreiet werden. Röm. 8, 23. 7, 5. 18. 23. 24. Es hat daher der Tod, an sich betrachtet, nichts schreckliches an sich, sondern ist vielmehr als eine Wohlthat, als ein Uebergang zu einem vollkommnern Leben, anzusehen; 2 Cor. 5, 6–8. Phil. 1, 21. 23. gleichwie auch der Verlust des Genußes irdischer Güter durch die Fähigkeit zu weit edlerem Genuße reichlich ersetzt wird. Doch kan der Tod eigentlich nur dem |a55| wahrhaftig erfreulich seyn, der hier auf dieser Welt schon seiner hohen Bestimmung gemäs gelebt hat, und mit Gesinnungen, welche den göttlichen änlich sind, stirbt. Joh. 5, 29. 11, 25, 26. 1 Cor. 9, 24. 25. 2 Cor. 5. 9. Hebr. 11, 35. 1 Petr. 1, 4. 5. 1 Joh. 3, 2. Luc. 16, 22 ff.91. Denn unsre Seele ist, wie wir nach Gründen der Vernunft schon hoffen dürfen, und aus der Bibel gewis wissen, unsterblich. Matth. 10, 28. Joh. 11, 24–26. 1 Thess. 4, 13. ff. 2 Tim. 1, 10. Luc. 20, 27. 37. Im Tode stirbt nur unser Leib, Röm. 8, 10. dessen aufgelösete Theile jedoch nicht umkommen, sondern nur in andere Körper übergehen. (§. 72. ) Unser Ich aber dauert ununterbrochen fort, Luc. 20, 37. 38. 2 Cor. 5, 1. Hebr. 9, 27. und behält das Bewustseyn seiner selbst, und die deutliche Erinnerung an die vorhergegangenen Zustände, und an das was wir hier empfunden, gedacht und gethan haben. Luc. 16, 23 ff. Ja unsre Seele wird, von diesem groben Körper getrennt, ihre Thätigkeit desto freier äusern, und ihren Wirkungskreis desto mehr erweitern können; 1 Cor. 13, 9–12. 1 Joh. 3, 2. so wie wir auch, durch die Scheidung von diesem Leibe, von unzählichen dringenden Bedürfnißen, körperlichen Schmerzen, und Reitzungen zur Sünde befreiet werden. Röm. 8, 23. 7, 5. 18. 23. 24. Es hat daher der Tod, an sich betrachtet, nichts schreckliches an sich, sondern ist vielmehr als eine Wohlthat, als ein Uebergang zu einem vollkommnern Leben, anzusehen; 2 Cor. 5, 6–8. Phil. 1, 21. 23. gleichwie auch der Verlust des Genußes irdischer Güter durch die Fähigkeit zu weit edlerem Genuße reichlich ersetzt wird. Doch kan der Tod eigentlich nur dem |a55| wahrhaftig erfreulich seyn, der hier auf dieser Welt schon seiner hohen Bestimmung gemäs gelebt hat, und mit Gesinnungen, welche den göttlichen änlich sind, stirbt. Joh. 5, 29. 11, 25, 26. 1 Cor. 9, 24. 25. 2 Cor. 5. 9. Hebr. 11, 35. 1 Petr. 1, 4. 5. 1 Joh. 3, 2. Luc. 16, 22 ff.
92. Denn das Leben nach dem Tode ist nichts anders als eine unmittelbare und eigentliche Fortsetzung des jetzigen; wir nehmen unsere Denkungsart Gesinnungen und Fertigkeiten in jene Welt mit, und dort dauern alle Folgen unsrer jetzigen Gesinnungen und Handlungen fort. Röm[.] 2, 5–10. 12. 16. 1 Cor. 15, 58. 2 Cor. 4, 17. 5, 10. Gal. 6, 7–10. Eph. 6, 8. 1 Tim. 6, 18. 19. Hebr. 9, 27. Es wird daher sogleich nach dem Tode Luc. 20, 37. 38. 23, 43. 16, 22. Phil. 1, 23. der Tugendhafte höchst glücklich, und der Lasterhafte höchst unglücklich, jeder genau nach der Proportion seines Verhaltens, seyn. Luc. 16, 23–25. Und in diesem Zustande werden beide bleiben, bis es dereinst, zu einer Zeit welche kein Mensch vorher wissen kan, 1 Thess. 5, 1. 2. 2 Petr. 3, 10. Gott gefallen wird, die jetzige Einrichtung desjenigen Theils der Welt den wir bewohnen, aufzuheben und zu zerstören, und dessen lezten oder jüngsten Tag kommen zu lassen. 2 Petr. 3, 7–13.92. Denn das Leben nach dem Tode ist nichts anders als eine unmittelbare und eigentliche Fortsetzung des jetzigen; wir nehmen unsere Denkungsart Gesinnungen und Fertigkeiten in jene Welt mit, und dort dauern alle Folgen unsrer jetzigen Gesinnungen und Handlungen fort. Röm[.] 2, 5–10. 12. 16. 1 Cor. 15, 58. 2 Cor. 4, 17. 5, 10. Gal. 6, 7–10. Eph. 6, 8. 1 Tim. 6, 18. 19. Hebr. 9, 27. Es wird daher sogleich nach dem Tode Luc. 20, 37. 38. 23, 43. 16, 22. Phil. 1, 23. der Tugendhafte höchst glücklich, und der Lasterhafte höchst unglücklich, jeder genau nach der Proportion seines Verhaltens, seyn. Luc. 16, 23–25. Und in diesem Zustande werden beide bleiben, bis es dereinst, zu einer Zeit welche kein Mensch vorher wissen kan, 1 Thess. 5, 1. 2. 2 Petr. 3, 10. Gott gefallen wird, die jetzige Einrichtung desjenigen Theils der Welt den wir bewohnen, aufzuheben und zu zerstören, und dessen lezten oder jüngsten Tag kommen zu lassen. 2 Petr. 3, 7–13.
93. An diesem lezten Tage unsrer Welt werden alle Menschen, welche seit der Schöpfung verstorben sind, mit ihren aus dem Grabe wieder erweckten Leibern, 1 Cor. 15, 12 ff. 35. ff. 52. 2 Cor. 4, 14. 1 Thess. 4. 16. die alsdann Lebenden aber mit verwandelten oder umgebildeten Leibern, 1 Cor. 15, 51. 52. 53. 1 Thess. 4, 17. wieder dargestellt werden. Joh. 5, 25. 28. 29. Act. 24, 15. Diese neuen Körper werden aus dem Grundstoffe unsrer jetzigen entwickelt werden, und zu diesen sich verhalten, wie die Aehre zu dem ehemaligen, nun in Fäulnis übergegangenen, Saatkorn. |a56| 1 Cor. 15, 36–42. 50. 53. 54. Daß sie die jetzigen an Vollkommenheiten sehr weit übertreffen, Luc. 20, 36. 1 Cor. 15, 42–50. 2 Cor. 5, 1. ff. Phil. 3, 21. mithin zu höherer Vervollkommung der Seelen, zum Genuße reinerer Freuden, und zu einer ausgebreitetern Wirksamkeit geschickt eingerichtetseyn, und der Vergänglichkeit und Zerstörung nicht unterworfen seyn werden, 1 Cor. 15, 26. 54. Luc. 20, 36. lehrt die Schrift; welche auch zu erkennengiebt, daß alsdann manche körperliche Handlungen, welche jezt zu unsrer Bestimmung und zur Erhaltung und Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts mitgehören, aufhören sollen. Luc. 20, 35. 36. 1 Cor. 6, 13. Mehr aber können wir hiervon nicht wissen.93. An diesem lezten Tage unsrer Welt werden alle Menschen, welche seit der Schöpfung verstorben sind, mit ihren aus dem Grabe wieder erweckten Leibern, 1 Cor. 15, 12 ff. 35. ff. 52. 2 Cor. 4, 14. 1 Thess. 4. 16. die alsdann Lebenden aber mit verwandelten oder umgebildeten Leibern, 1 Cor. 15, 51. 52. 53. 1 Thess. 4, 17. wieder dargestellt werden. Joh. 5, 25. 28. 29. Act. 24, 15. Diese neuen Körper werden aus dem Grundstoffe unsrer jetzigen entwickelt werden, und zu diesen sich verhalten, wie die Aehre zu dem ehemaligen, nun in Fäulnis übergegangenen, Saatkorn. |a56| 1 Cor. 15, 36–42. 50. 53. 54. Daß sie die jetzigen an Vollkommenheiten sehr weit übertreffen, Luc. 20, 36. 1 Cor. 15, 42–50. 2 Cor. 5, 1. ff. Phil. 3, 21. mithin zu höherer Vervollkommung der Seelen, zum Genuße reinerer Freuden, und zu einer ausgebreitetern Wirksamkeit geschickt eingerichtetseyn, und der Vergänglichkeit und Zerstörung nicht unterworfen seyn werden, 1 Cor. 15, 26. 54. Luc. 20, 36. lehrt die Schrift; welche auch zu erkennengiebt, daß alsdann manche körperliche Handlungen, welche jezt zu unsrer Bestimmung und zur Erhaltung und Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts mitgehören, aufhören sollen. Luc. 20, 35. 36. 1 Cor. 6, 13. Mehr aber können wir hiervon nicht wissen.
94. An eben diesem lezten Tage unsrer Welt wird Jesus Christus das allgemeine Gericht über die Menschen halten, Matth. 25, 31. ff. Joh. 5, 22. 27. Act. 17, 31. 2 Cor. 5, 10. da dann alle ihre Handlungen, auch die geheimsten oder unrecht beurtheilten, die verkannte Tugend und das glänzende Laster, in ihrem wahren Lichte aufgestellt, Röm. 2, 12. 16. 1 Cor. 4, 5. Matth. 25, 35. 40. 42. 45. 7, 21–23. Marc. 9, 41. 42. und nebst dem Schicksale, das jeder durch seine Handlungen sich zugezogen hat, allgemein bekannt gemacht werden sollen. Matth. 25, 34. 41. Und dann erst wird, wie es scheint, (denn die Bibel unterscheidet nicht immer genau, was gleich nach dem Tode, und was erst am Ende der Welt geschehen wird,) ein jeder das ganze volle Maas der Belohnungen und Strafen, (vergl. §. 99 ff.) seinem Verhalten in dem gegenwärtigen Leben gemäs, zugetheilt bekommen. Matth. 25, 46. Die Frommen werden zum Ziele der erhabnen Bestimmung des Menschen, zum gemeinschaftlichen und ewig daurenden Genuße unaussprechlicher Seligkeiten gelangen, 2 Cor. 4, 17. 1 Thess. 4, 17. 2 Tim. 4, 8. Hebr. 12, 22. 23. Die Lasterhaf|a57|ten aber alle Ewigkeiten hindurch es empfinden müssen, daß man sich äuserst elend macht, wenn man die wohlthätigen Gesetze Gottes übertrit, und seiner erkannten Bestimmung entgegen handelt. Matth. 25, 46. Marc. 9, 47. 48.94. An eben diesem lezten Tage unsrer Welt wird Jesus Christus das allgemeine Gericht über die Menschen halten, Matth. 25, 31. ff. Joh. 5, 22. 27. Act. 17, 31. 2 Cor. 5, 10. da dann alle ihre Handlungen, auch die geheimsten oder unrecht beurtheilten, die verkannte Tugend und das glänzende Laster, in ihrem wahren Lichte aufgestellt, Röm. 2, 12. 16. 1 Cor. 4, 5. Matth. 25, 35. 40. 42. 45. 7, 21–23. Marc. 9, 41. 42. und nebst dem Schicksale, das jeder durch seine Handlungen sich zugezogen hat, allgemein bekannt gemacht werden sollen. Matth. 25, 34. 41. Und dann erst wird, wie es scheint, (denn die Bibel unterscheidet nicht immer genau, was gleich nach dem Tode, und was erst am Ende der Welt geschehen wird,) ein jeder das ganze volle Maas der Belohnungen und Strafen, (vergl. §. 99 ff.) seinem Verhalten in dem gegenwärtigen Leben gemäs, zugetheilt bekommen. Matth. 25, 46. Die Frommen werden zum Ziele der erhabnen Bestimmung des Menschen, zum gemeinschaftlichen und ewig daurenden Genuße unaussprechlicher Seligkeiten gelangen, 2 Cor. 4, 17. 1 Thess. 4, 17. 2 Tim. 4, 8. Hebr. 12, 22. 23. Die Lasterhaf|a57|ten aber alle Ewigkeiten hindurch es empfinden müssen, daß man sich äuserst elend macht, wenn man die wohlthätigen Gesetze Gottes übertrit, und seiner erkannten Bestimmung entgegen handelt. Matth. 25, 46. Marc. 9, 47. 48.
95. Gott hat den Menschen mit den Mitteln seine hohe Bestimmung zu erreichen, hinlänglich versehen. Selbst das Vorstellungs- und Begehrungs-Vermögen ist an solche physische Gesetze gebunden, welche den Menschen allmälich zu vervollkommen geschickt sind, und die er nicht überschreiten kan. Weil aber eine durch blose Befolgung der physischen Gesetze allein erlangte Vollkommenheit, dem Menschen noch keinen moralischen Werth geben könnte, welcher ohne Freiheit sich nicht denken läßt; so ist das Begehrungsvermögen durch diese Gesetze nicht dergestalt bestimmt, daß alle vernünftige Willkühr dabey wegfiele. Denn wenn gleich die Erfarung lehrt, daß die Instinkte von Zeit zu Zeit auch ohne Willkühr des Menschen sich thätig erweisen; so hängt doch die grösere oder kleinere Gewalt derselben nicht nur grosentheils von dem vorhergegangenen willkührlichen Verhalten des Menschen ab, sondern es ist auch gewis, daß er durch vernünftige Vorstellungen sich selbst bestimmen und den ihm anerschaffenen stets regen Trieb nach Glückseligkeit durch die Vernunft regieren kan. Und hierin besteht die moralische Natur des Menschen, ohne welche er keiner moralischen Glückseligkeit fähig wäre. 95. Gott hat den Menschen mit den Mitteln seine hohe Bestimmung zu erreichen, hinlänglich versehen. Selbst das Vorstellungs- und Begehrungs-Vermögen ist an solche physische Gesetze gebunden, welche den Menschen allmälich zu vervollkommen geschickt sind, und die er nicht überschreiten kan. Weil aber eine durch blose Befolgung der physischen Gesetze allein erlangte Vollkommenheit, dem Menschen noch keinen moralischen Werth geben könnte, welcher ohne Freiheit sich nicht denken läßt; so ist das Begehrungsvermögen durch diese Gesetze nicht dergestalt bestimmt, daß alle vernünftige Willkühr dabey wegfiele. Denn wenn gleich die Erfarung lehrt, daß die Instinkte von Zeit zu Zeit auch ohne Willkühr des Menschen sich thätig erweisen; so hängt doch die grösere oder kleinere Gewalt derselben nicht nur grosentheils von dem vorhergegangenen willkührlichen Verhalten des Menschen ab, sondern es ist auch gewis, daß er durch vernünftige Vorstellungen sich selbst bestimmen und den ihm anerschaffenen stets regen Trieb nach Glückseligkeit durch die Vernunft regieren kan. Und hierin besteht die moralische Natur des Menschen, ohne welche er keiner moralischen Glückseligkeit fähig wäre.
96. {Nämlich die Begierden des Menschen sind nicht von blinden, oder (wie bey den Thieren dieß der Fall ist) auf gewisse Gegenstände und auf ein bestimmtes Maas eingeschränckten Trieben abhängig, sondern gehen auf alles, was gut und zur Erweiterung seiner Kräfte fördersam ist. Zwar hängen sie zum Theil, wie |a58| bey den Thieren, von sinnlichen Empfindungen ab, welche dem Menschen überhaupt den Stoff aller seiner Vorstellungen zuführen; aber er kan theils den Eindruck äuserer Dinge schwächen oder verstärken, theils die durch Empfindung erlangte Vorstellungen verschiedentlich bearbeiten, theils sind die Empfindungen nicht die einzige Triebfeder der Begierden, sondern der Mensch hat Vernunft und kan sich auch nach Vorstellungen, die nicht zunächst vom Körper abhängen, ja durch Vorstellungen künftiger, niemals empfundener, Dinge bestimmen. Vermöge der Einrichtung seiner Natur, kan er zwar nichts anders wollen, als was er sich in dem Augenblicke, da er wählen soll, als gut vorstellt; und seine jetzige Vorstellung, welche den Grund seines Wollens enthält, hängt an einer Ideenkette, welche sich zulezt in etwas auserhalb des Menschen verliehrt. Aber der Mensch hat doch eine gewisse Gewalt über seine eigne Ideen; er kan, vermöge der eigenthümlichen Thätigkeit seiner Seele, den vorräthigen Stoff zu Ideen auf mannichfaltige Weise verbinden, trennen, und abändern; neue Beziehungen derselben auf einander entdecken, und solchergestalt der Form nach neue Ideen in sich hervorbringen, und die Reihe seiner Vorstellungen selbst anordnen. Auch hat er das Vermögen, den ersten Eindrücken von dem was ihm als gut oder böse erscheint, zu widerstehen, und seine Entschliesungen zurückzuhalten, bis er die Gründe derselben vernünftig abgewogen hat. Hierzu kommt noch die Fähigkeit zu wissen, warum er einen Gegenstand so sich vorstelle, daß gewisse Entschliesungen daraus erfolgen, und durch eigne Thätigkeit in eine andre Lage des Körpers und des Gemüths sich zu setzen, in welcher seine Denkkraft eine andere Richtung bekommt.}96. {Nämlich die Begierden des Menschen sind nicht von blinden, oder (wie bey den Thieren dieß der Fall ist) auf gewisse Gegenstände und auf ein bestimmtes Maas eingeschränckten Trieben abhängig, sondern gehen auf alles, was gut und zur Erweiterung seiner Kräfte fördersam ist. Zwar hängen sie zum Theil, wie |a58| bey den Thieren, von sinnlichen Empfindungen ab, welche dem Menschen überhaupt den Stoff aller seiner Vorstellungen zuführen; aber er kan theils den Eindruck äuserer Dinge schwächen oder verstärken, theils die durch Empfindung erlangte Vorstellungen verschiedentlich bearbeiten, theils sind die Empfindungen nicht die einzige Triebfeder der Begierden, sondern der Mensch hat Vernunft und kan sich auch nach Vorstellungen, die nicht zunächst vom Körper abhängen, ja durch Vorstellungen künftiger, niemals empfundener, Dinge bestimmen. Vermöge der Einrichtung seiner Natur, kan er zwar nichts anders wollen, als was er sich in dem Augenblicke, da er wählen soll, als gut vorstellt; und seine jetzige Vorstellung, welche den Grund seines Wollens enthält, hängt an einer Ideenkette, welche sich zulezt in etwas auserhalb des Menschen verliehrt. Aber der Mensch hat doch eine gewisse Gewalt über seine eigne Ideen; er kan, vermöge der eigenthümlichen Thätigkeit seiner Seele, den vorräthigen Stoff zu Ideen auf mannichfaltige Weise verbinden, trennen, und abändern; neue Beziehungen derselben auf einander entdecken, und solchergestalt der Form nach neue Ideen in sich hervorbringen, und die Reihe seiner Vorstellungen selbst anordnen. Auch hat er das Vermögen, den ersten Eindrücken von dem was ihm als gut oder böse erscheint, zu widerstehen, und seine Entschliesungen zurückzuhalten, bis er die Gründe derselben vernünftig abgewogen hat. Hierzu kommt noch die Fähigkeit zu wissen, warum er einen Gegenstand so sich vorstelle, daß gewisse Entschliesungen daraus erfolgen, und durch eigne Thätigkeit in eine andre Lage des Körpers und des Gemüths sich zu setzen, in welcher seine Denkkraft eine andere Richtung bekommt.}
97. Es hat auch Gott an mannichfaltigen Mitteln es nicht fehlen laßen, die Menschen von dem was ihnen gut ist zu unterrichten, und ihren Willen zu Be|a59|folgung desselben moralisch zu lenken. Als der Schöpfer, Erhalter und gröste Wohlthäter der Menschen, der alle ihre Schicksale in seiner Gewalt hat, und vermöge seines Wesens nichts anders als ihr untrüglich eingesehenes Beste wollen kan, ist er ihr höchster unumschränkter Oberherr, dessen Rechte nicht durch die Rechte eines andern eingeschränkt werden können, und dem sie unbedingten Gehorsam, sowohl ihrer Abhängigkeit als ihrer eignen Glückseligkeit wegen, zu leisten verbunden sind. Daher hat er ihr freies Verhalten durch Gesetze bestimmt, welche wegen der Allgenugsamkeit Gottes (§. 41 ) auf nichts anders als das Beste der Menschen selbst abzwecken können. (§. 50. )97. Es hat auch Gott an mannichfaltigen Mitteln es nicht fehlen laßen, die Menschen von dem was ihnen gut ist zu unterrichten, und ihren Willen zu Be|a59|folgung desselben moralisch zu lenken. Als der Schöpfer, Erhalter und gröste Wohlthäter der Menschen, der alle ihre Schicksale in seiner Gewalt hat, und vermöge seines Wesens nichts anders als ihr untrüglich eingesehenes Beste wollen kan, ist er ihr höchster unumschränkter Oberherr, dessen Rechte nicht durch die Rechte eines andern eingeschränkt werden können, und dem sie unbedingten Gehorsam, sowohl ihrer Abhängigkeit als ihrer eignen Glückseligkeit wegen, zu leisten verbunden sind. Daher hat er ihr freies Verhalten durch Gesetze bestimmt, welche wegen der Allgenugsamkeit Gottes (§. 41 ) auf nichts anders als das Beste der Menschen selbst abzwecken können. (§. 50. )
98. Sie sind entweder natürliche oder positive. Natürliche heißen diejenige, welche in der Natur des Menschen, in seiner wesentlichen Abhängigkeit von Gott, und in der allgemeinen Verbindung, in welche jeder Mensch mit andern Geschöpfen gesezt ist, ihren Grund haben: die daher durch Aufmerksamkeit auf diese Stücke, ohne nähere Bekanntmachung, erkannt werden können, und allgemein und unveränderlich sind. Positive hingegen (§. 9. ) sind diejenige, welche in gewissen, nicht in der allgemeinen Natur der Dinge gegründeten, sondern zufälligen, Verknüpfungen ihren Grund haben, eben darum weder nothwendig allgemein, noch unveränderlich sind, und von Menschen nicht sicher ohne vorgängige Bekanntmachung erkannt werden können, mithin aber auch niemanden verpflichten, dem sie ohne seine Schuld unbekannt bleiben. Sofern sie in gewissen daseyenden Dingen ihren Grund haben, und nicht anders als nach der Regel der höchsten Weisheit und Güte abgefaßet seyn können, (§. 45. ) sind sie nicht ganz willkührlich, noch so beschaffen, daß sie eben so gut anders seyn könnten; ob es gleich kurzsichtigen Menschen bisweilen so scheinet, und sie von Gottes freiem Willen allerdings abhängen. Daß Gott dergleichen Ge|a60|setze geben könne, kan nicht geleugnet werden; und daß er wirklich solche gegeben habe, lehrt die Bibel A. und N. T. Allemal aber haben sie, eben so wie die natürlichen, den Vortheil dessen der sie befolgt zur Absicht, Act. 17, 24. ohne daß sie ihn jemals nöthigen, wie menschliche Gesetze oft thun, sein wahres Wohl dem Vortheil andrer, oder des Ganzen, aufzuopfern.98. Sie sind entweder natürliche oder positive. Natürliche heißen diejenige, welche in der Natur des Menschen, in seiner wesentlichen Abhängigkeit von Gott, und in der allgemeinen Verbindung, in welche jeder Mensch mit andern Geschöpfen gesezt ist, ihren Grund haben: die daher durch Aufmerksamkeit auf diese Stücke, ohne nähere Bekanntmachung, erkannt werden können, und allgemein und unveränderlich sind. Positive hingegen (§. 9. ) sind diejenige, welche in gewissen, nicht in der allgemeinen Natur der Dinge gegründeten, sondern zufälligen, Verknüpfungen ihren Grund haben, eben darum weder nothwendig allgemein, noch unveränderlich sind, und von Menschen nicht sicher ohne vorgängige Bekanntmachung erkannt werden können, mithin aber auch niemanden verpflichten, dem sie ohne seine Schuld unbekannt bleiben. Sofern sie in gewissen daseyenden Dingen ihren Grund haben, und nicht anders als nach der Regel der höchsten Weisheit und Güte abgefaßet seyn können, (§. 45. ) sind sie nicht ganz willkührlich, noch so beschaffen, daß sie eben so gut anders seyn könnten; ob es gleich kurzsichtigen Menschen bisweilen so scheinet, und sie von Gottes freiem Willen allerdings abhängen. Daß Gott dergleichen Ge|a60|setze geben könne, kan nicht geleugnet werden; und daß er wirklich solche gegeben habe, lehrt die Bibel A. und N. T. Allemal aber haben sie, eben so wie die natürlichen, den Vortheil dessen der sie befolgt zur Absicht, Act. 17, 24. ohne daß sie ihn jemals nöthigen, wie menschliche Gesetze oft thun, sein wahres Wohl dem Vortheil andrer, oder des Ganzen, aufzuopfern.
99. Zum Gehorsam gegen die göttlichen Gesetze könnten uns schon, auser der Schönheit der von dem Heiligsten und Allweisen vorgeschriebenen Handlungen, die Hoffnung einer durch sie zu erlangenden grösern Aenlichkeit mit Gott, die Ehrfurcht vor dem Unendlichen und Allervollkommensten, und die Liebe gegen unsern grösten Wohlthäter, bewegen. Um aber diese Motive noch mehr zu verstärken, und solchergestalt desto kräftiger uns anzutreiben an unsrer eignen Vervollkommung zu arbeiten, hat Gott mit den durch die Gesetze bestimmten Handlungen Belohnungen und Strafen verknüpft, (§. 50. ) welche auf die den sämtlichen moralischen Eigenschaften Gottes gemäseste Art eingerichtet sind. (Ebendas.) Und da das Strafrecht Gottes nicht auf einerley Gründen mit dem Strafrechte menschlicher Regenten beruhet, und alle Unvollkommenheiten, welche den menschlichen Belohnungen und Strafen unzertrennlich ankleben, bey den göttlichen nothwendig wegfallen müssen, so kan die Beschaffenheit menschlicher Belohnungen und Strafen bey der Beurtheilung der göttlichen um so weniger zum Maasstabe sicher angenommen werden, je nachtheiliger eine verkehrte Vorstellung davon den religiösen Gesinnungen ist. 99. Zum Gehorsam gegen die göttlichen Gesetze könnten uns schon, auser der Schönheit der von dem Heiligsten und Allweisen vorgeschriebenen Handlungen, die Hoffnung einer durch sie zu erlangenden grösern Aenlichkeit mit Gott, die Ehrfurcht vor dem Unendlichen und Allervollkommensten, und die Liebe gegen unsern grösten Wohlthäter, bewegen. Um aber diese Motive noch mehr zu verstärken, und solchergestalt desto kräftiger uns anzutreiben an unsrer eignen Vervollkommung zu arbeiten, hat Gott mit den durch die Gesetze bestimmten Handlungen Belohnungen und Strafen verknüpft, (§. 50. ) welche auf die den sämtlichen moralischen Eigenschaften Gottes gemäseste Art eingerichtet sind. (Ebendas.) Und da das Strafrecht Gottes nicht auf einerley Gründen mit dem Strafrechte menschlicher Regenten beruhet, und alle Unvollkommenheiten, welche den menschlichen Belohnungen und Strafen unzertrennlich ankleben, bey den göttlichen nothwendig wegfallen müssen, so kan die Beschaffenheit menschlicher Belohnungen und Strafen bey der Beurtheilung der göttlichen um so weniger zum Maasstabe sicher angenommen werden, je nachtheiliger eine verkehrte Vorstellung davon den religiösen Gesinnungen ist.
100. Der Zweck der Belohnungen ist, theils des physischen Guten und der Glückseligkeit unter den vernünftigen Geschöpfen mehr zu machen, und also Gottes Güte desto preiswürdiger darzustellen; theils hierdurch unsre Liebe und Dankbarkeit gegen Gott, und |a61| mithin auch unser Bestreben ihm zu gefallen, anzufeuern; theils von der Heiligkeit Gottes, dem alles Gute, aber auch nur das Gute gefällt, und von der untadelhaften Beschaffenheit seiner Regierung uns zu überzeugen; theils das physische und das moralische Gute so genau mit einander zu verknüpfen, daß dieses ein Mittel zu jenem seyn, und daß folglich, vermittelst des in unsre Natur gelegten Verlangens nach dem ersten, unsere Selbstliebe für das leztere intereßirt werden möchte, und uns also die Ausübung unsrer Pflichten erleichtert würde. Denn es kan und soll jede verheisene Belohnung uns zum Streben nach moralischer Güte anreitzen; jede wirklich erhaltene aber, nicht nur bey dem, welcher sie empfängt dieß Bestreben erhalten und verstärken, sondern auch andere zur Nacheiferung antreiben.100. Der Zweck der Belohnungen ist, theils des physischen Guten und der Glückseligkeit unter den vernünftigen Geschöpfen mehr zu machen, und also Gottes Güte desto preiswürdiger darzustellen; theils hierdurch unsre Liebe und Dankbarkeit gegen Gott, und |a61| mithin auch unser Bestreben ihm zu gefallen, anzufeuern; theils von der Heiligkeit Gottes, dem alles Gute, aber auch nur das Gute gefällt, und von der untadelhaften Beschaffenheit seiner Regierung uns zu überzeugen; theils das physische und das moralische Gute so genau mit einander zu verknüpfen, daß dieses ein Mittel zu jenem seyn, und daß folglich, vermittelst des in unsre Natur gelegten Verlangens nach dem ersten, unsere Selbstliebe für das leztere intereßirt werden möchte, und uns also die Ausübung unsrer Pflichten erleichtert würde. Denn es kan und soll jede verheisene Belohnung uns zum Streben nach moralischer Güte anreitzen; jede wirklich erhaltene aber, nicht nur bey dem, welcher sie empfängt dieß Bestreben erhalten und verstärken, sondern auch andere zur Nacheiferung antreiben.
101. Auf gute Handlungen folgen theils natürliche, theils positive Belohnungen. Die natürlichen sind, nach der einmal von Gott gemachten Einrichtung der Natur, unausbleiblich mit jeder guten Handlung verbunden, und fangen schon in diesem Leben an. (§. 2. ) Sie erstrecken sich theils auf unsere Lage in dem gesellschaftlichen Leben, auf die äuseren Glücksumstände, auf die Konstitution des Körpers, und auf den Genuß sinnlicher Vergnügungen; theils und vornehmlich auf unser Gemüth, indem nicht nur die Fähigkeiten desselben erhöhet, und gute Fertigkeiten vergrösert werden, sondern auch Gemüthsruhe und Zufriedenheit, nebst andern sehr mannichfaltigen höchst angenehmen Empfindungen, durch das Bewußtseyn, recht, unsrer Bestimmung gemäs, und Gott wohlgefällig gehandelt zu haben, erzeuget, erhalten, und vermehret werden. Die natürlichen Belohnungen der zweiten Art dauern in dem künftigen Leben und in alle Ewigkeit fort, und breiten sich immer weiter und weiter aus.101. Auf gute Handlungen folgen theils natürliche, theils positive Belohnungen. Die natürlichen sind, nach der einmal von Gott gemachten Einrichtung der Natur, unausbleiblich mit jeder guten Handlung verbunden, und fangen schon in diesem Leben an. (§. 2. ) Sie erstrecken sich theils auf unsere Lage in dem gesellschaftlichen Leben, auf die äuseren Glücksumstände, auf die Konstitution des Körpers, und auf den Genuß sinnlicher Vergnügungen; theils und vornehmlich auf unser Gemüth, indem nicht nur die Fähigkeiten desselben erhöhet, und gute Fertigkeiten vergrösert werden, sondern auch Gemüthsruhe und Zufriedenheit, nebst andern sehr mannichfaltigen höchst angenehmen Empfindungen, durch das Bewußtseyn, recht, unsrer Bestimmung gemäs, und Gott wohlgefällig gehandelt zu haben, erzeuget, erhalten, und vermehret werden. Die natürlichen Belohnungen der zweiten Art dauern in dem künftigen Leben und in alle Ewigkeit fort, und breiten sich immer weiter und weiter aus.
|a62| 102. Positive Belohnungen nennen wir diejenige, welche nicht von selbst aus der Natur der guten Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen und andrer Dinge in der Welt, fließen, sondern nach dem freien Willen des Gesetzgebers erfolgen. Ob dergleichen von Gott schon in diesem Leben ertheilt werden, läßt sich so leicht nicht entscheiden. Denn die Vernunft und die Erfarung lehren hierüber nichts sicheres, und die Schriftstellen, welche diese Frage zu bejahen scheinen, können entweder ganz füglich auf die natürlichen guten Folgen der Tugend und Frömmigkeit gedeutet werden, 1 Tim. 4, 8. (Kap. 6, 6.) Marc. 10, 29. 30. Sprüchw. 3, 2. ff. oder beziehen sich auf die in ihrer Art einzige Anordnung der Schicksale des jüdischen Volcks. 5 Mos. 28. 5, 29. Jes. 1, 19. 2 Mos. 20, 12. Eph. 6, 2. Daß aber in jener Welt zu den natürlichen Belohnungen noch positive hinzu kommen werden, geben die in der Bibel von dem künftigen Leben vorkommende Beschreibungen deutlich zu erkennen. Ihre eigentliche Beschaffenheit aber näher anzugeben, sind wir auser Stande. Nur so viel kan man mit einiger Zuverläßigkeit behaupten: a) durch die Umbildung unsers jetzigen groben Körpers in einen weit vollkommenern fällt die Ursache unzählichen physischen Ubels weg, und entsteht eine Empfänglichkeit zu mehrerem physischen Guten, und zum reineren Genuße der natürlichen guten Folgen guter Handlungen. Ein Vortheil, von dem zwar auch der Lasterhafte nicht ganz ausgeschloßen seyn wird, der aber ihn, aus andern Ursachen, wenig oder nichts glücklicher machen kan. b) Der Fromme wird in eine solche, uns übrigens unbekannte, Verbindung der Dinge gesetzt werden, in welcher theils die auser seinem Wesen befindlichen Hinderniße, seine sämtlichen Kräfte zu erweitern, an Erkenntnis und moralischer Güte zuzunehmen, und die daraus entspringende neue Glückseligkeit möglichst rein zu geniesen, wegfallen, theils nie versiegende Quellen ihm zuströmen werden, durch deren ununter|a63|brochenen Gebrauch er alle seine Kräfte ohne Ende erhöhen, Gott an Kenntnißen und Gesinnungen immer änlicher werden, und daher in einem immer fortdauernden Gefühle des unaufhörlichen Zuwachses der möglichst reinen Seligkeit stehen wird. Dieß, mit den natürlichen Belohnungen in jener Welt zusammengenommen, ist es, was die Bibel ewiges Leben Joh. 3, 16. 36. Matth. 25, 46. Rom. 7, 23. 1 Tim. 6, 19. Seligkeit 1 Petr. 1, 9. Hebr. 2, 10. Herrlichkeit 2 Cor. 4, 17. 2 Tim. 2, 10. 1 Petr. 5, 4. Himmelreich 2 Tim. 4, 1. 18. u. s. w. nennet, und unter mancherley reitzenden Bildern beschreibt, die aber nothwendig der Faßungskraft der damaligen Menschen gemäs gewählt werden musten, und an denen man also auch nicht hangen bleiben darf. z. E. Matth. 8, 11. Luc. 16, 22. 23, 43. 2 Tim. 4, 8. 1 Petr. 1, 4. u. s. w.|a62| 102. Positive Belohnungen nennen wir diejenige, welche nicht von selbst aus der Natur der guten Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen und andrer Dinge in der Welt, fließen, sondern nach dem freien Willen des Gesetzgebers erfolgen. Ob dergleichen von Gott schon in diesem Leben ertheilt werden, läßt sich so leicht nicht entscheiden. Denn die Vernunft und die Erfarung lehren hierüber nichts sicheres, und die Schriftstellen, welche diese Frage zu bejahen scheinen, können entweder ganz füglich auf die natürlichen guten Folgen der Tugend und Frömmigkeit gedeutet werden, 1 Tim. 4, 8. (Kap. 6, 6.) Marc. 10, 29. 30. Sprüchw. 3, 2. ff. oder beziehen sich auf die in ihrer Art einzige Anordnung der Schicksale des jüdischen Volcks. 5 Mos. 28. 5, 29. Jes. 1, 19. 2 Mos. 20, 12. Eph. 6, 2. Daß aber in jener Welt zu den natürlichen Belohnungen noch positive hinzu kommen werden, geben die in der Bibel von dem künftigen Leben vorkommende Beschreibungen deutlich zu erkennen. Ihre eigentliche Beschaffenheit aber näher anzugeben, sind wir auser Stande. Nur so viel kan man mit einiger Zuverläßigkeit behaupten: a) durch die Umbildung unsers jetzigen groben Körpers in einen weit vollkommenern fällt die Ursache unzählichen physischen Ubels weg, und entsteht eine Empfänglichkeit zu mehrerem physischen Guten, und zum reineren Genuße der natürlichen guten Folgen guter Handlungen. Ein Vortheil, von dem zwar auch der Lasterhafte nicht ganz ausgeschloßen seyn wird, der aber ihn, aus andern Ursachen, wenig oder nichts glücklicher machen kan. b) Der Fromme wird in eine solche, uns übrigens unbekannte, Verbindung der Dinge gesetzt werden, in welcher theils die auser seinem Wesen befindlichen Hinderniße, seine sämtlichen Kräfte zu erweitern, an Erkenntnis und moralischer Güte zuzunehmen, und die daraus entspringende neue Glückseligkeit möglichst rein zu geniesen, wegfallen, theils nie versiegende Quellen ihm zuströmen werden, durch deren ununter|a63|brochenen Gebrauch er alle seine Kräfte ohne Ende erhöhen, Gott an Kenntnißen und Gesinnungen immer änlicher werden, und daher in einem immer fortdauernden Gefühle des unaufhörlichen Zuwachses der möglichst reinen Seligkeit stehen wird. Dieß, mit den natürlichen Belohnungen in jener Welt zusammengenommen, ist es, was die Bibel ewiges Leben Joh. 3, 16. 36. Matth. 25, 46. Rom. 7, 23. 1 Tim. 6, 19. Seligkeit 1 Petr. 1, 9. Hebr. 2, 10. Herrlichkeit 2 Cor. 4, 17. 2 Tim. 2, 10. 1 Petr. 5, 4. Himmelreich 2 Tim. 4, 1. 18. u. s. w. nennet, und unter mancherley reitzenden Bildern beschreibt, die aber nothwendig der Faßungskraft der damaligen Menschen gemäs gewählt werden musten, und an denen man also auch nicht hangen bleiben darf. z. E. Matth. 8, 11. Luc. 16, 22. 23, 43. 2 Tim. 4, 8. 1 Petr. 1, 4. u. s. w.
103. Daß die Belohnungen in jenem Leben dem Grade unsrer moralischen Güte genau proportionirt seyn werden, ist gewis. (§. 50. ) Ob aber das Mehrere und Wenigere durch ein verschiedenes Maas der positiven Belohnungen, oder allein durch den verschiedenen Grad der natürlichen, werde bewürkt werden, wissen wir nicht; wohl aber dieß, daß auch bey den Seligen, da doch kein Mensch ganz gut ist, die natürlichen Folgen ihrer nicht gesetzmäsigen Handlungen (indem die durch Christum geschehene Erlösung auf die natürlichen Folgen sich nicht geradehin beziehet ) fortdauern, und ihre Glückseligkeit, nach der gerechtesten Proportion, vermindern werden.103. Daß die Belohnungen in jenem Leben dem Grade unsrer moralischen Güte genau proportionirt seyn werden, ist gewis. (§. 50. ) Ob aber das Mehrere und Wenigere durch ein verschiedenes Maas der positiven Belohnungen, oder allein durch den verschiedenen Grad der natürlichen, werde bewürkt werden, wissen wir nicht; wohl aber dieß, daß auch bey den Seligen, da doch kein Mensch ganz gut ist, die natürlichen Folgen ihrer nicht gesetzmäsigen Handlungen (indem die durch Christum geschehene Erlösung auf die natürlichen Folgen sich nicht geradehin beziehet ) fortdauern, und ihre Glückseligkeit, nach der gerechtesten Proportion, vermindern werden.
104. Daß Gott bey seinen Strafen (§. 99. ) so viele Zwecke sich wirklich vorsetze, als nur dadurch zugleich erhalten werden können, dafür ist uns seine Weisheit Bürge; so wie die höchste Güte seines Willens, dafür, daß er Strafen nicht um ihrer selbst willen, noch um seinen entbrannten Zorn gleichsam abzukühlen, beschließe, sondern sie allemal als Mittel zu |a64| Abwendung eines grösern Ubels und zu Erlangung eines grösern Guts verhänge; also zur Vermehrung der Glückseligkeit in dem Reiche der vernünftigen Geister, durch Beförderung ihrer moralischen Güte und des Gehorsams gegen die göttlichen Gesetze, durch Aufrechthaltung des Ansehens dieser Gesetze, und durch Offenbarung der sämtlichen moralischen Eigenschaften Gottes. Bey den übrigen Bürgern des Staats Gottes sollen die an einem ihrer Mitbürger, der gesündigt hat, vollzogene Strafen, bewircken a) eine lebhafte Vorstellung von dem höchsten Misfallen Gottes an allem moralischen Bösen; mithin tiefste Verehrung des Heiligsten, und Liebe gegen das allervollkommenste Wesen; wodurch dann weiter der Eifer, ihm wohlgefällig sich zu machen, vermehrt wird. b) eine lebendige Uberzeugung von der untadelhaften Regierung Gottes, der, ohne eignen Nachtheil des Thäters, seine auf das Wohl des Ganzen abzielende Gesetze, nie übertreten, noch irgend einer seiner Kreaturen einen Schaden zufügen läßt; (und jede Sünde ist, wenigstens mittelbar, mit Schaden für unsre Mitgeschöpfe verbunden.) Dieß aber soll uns zum Danck für die väterliche Fürsorge Gottes für unser ungestörtes Wohl ermuntern. c) eine auf Induktion sich gründende Uberzeugung, daß das moralische Böse jederzeit physisches Ubel zur Folge habe; durch welche Uberzeugung die so mächtige Selbstliebe erregt werden soll, dem moralischen Bösen, als ein starker Damm, sich entgegen zusetzen. Strafexempel sollen den der Sünde noch ergebenen schrecken, den auf der Rückkehr zum Guten begriffenen in seinem Vorsatze stärcken, den wirklich gebesserten standhaft machen, und ganz schuldlose Geister warnen. – Bey allem dem aber muß vorausgesetzt werden, daß die Strafe als eine solche, und als von Gott verhänget, erkannt werde. 104. Daß Gott bey seinen Strafen (§. 99. ) so viele Zwecke sich wirklich vorsetze, als nur dadurch zugleich erhalten werden können, dafür ist uns seine Weisheit Bürge; so wie die höchste Güte seines Willens, dafür, daß er Strafen nicht um ihrer selbst willen, noch um seinen entbrannten Zorn gleichsam abzukühlen, beschließe, sondern sie allemal als Mittel zu |a64| Abwendung eines grösern Ubels und zu Erlangung eines grösern Guts verhänge; also zur Vermehrung der Glückseligkeit in dem Reiche der vernünftigen Geister, durch Beförderung ihrer moralischen Güte und des Gehorsams gegen die göttlichen Gesetze, durch Aufrechthaltung des Ansehens dieser Gesetze, und durch Offenbarung der sämtlichen moralischen Eigenschaften Gottes. Bey den übrigen Bürgern des Staats Gottes sollen die an einem ihrer Mitbürger, der gesündigt hat, vollzogene Strafen, bewircken a) eine lebhafte Vorstellung von dem höchsten Misfallen Gottes an allem moralischen Bösen; mithin tiefste Verehrung des Heiligsten, und Liebe gegen das allervollkommenste Wesen; wodurch dann weiter der Eifer, ihm wohlgefällig sich zu machen, vermehrt wird. b) eine lebendige Uberzeugung von der untadelhaften Regierung Gottes, der, ohne eignen Nachtheil des Thäters, seine auf das Wohl des Ganzen abzielende Gesetze, nie übertreten, noch irgend einer seiner Kreaturen einen Schaden zufügen läßt; (und jede Sünde ist, wenigstens mittelbar, mit Schaden für unsre Mitgeschöpfe verbunden.) Dieß aber soll uns zum Danck für die väterliche Fürsorge Gottes für unser ungestörtes Wohl ermuntern. c) eine auf Induktion sich gründende Uberzeugung, daß das moralische Böse jederzeit physisches Ubel zur Folge habe; durch welche Uberzeugung die so mächtige Selbstliebe erregt werden soll, dem moralischen Bösen, als ein starker Damm, sich entgegen zusetzen. Strafexempel sollen den der Sünde noch ergebenen schrecken, den auf der Rückkehr zum Guten begriffenen in seinem Vorsatze stärcken, den wirklich gebesserten standhaft machen, und ganz schuldlose Geister warnen. – Bey allem dem aber muß vorausgesetzt werden, daß die Strafe als eine solche, und als von Gott verhänget, erkannt werde.
105. Der Gestrafte selbst soll von dem höchsten Misfallen Gottes an der Sünde nachdrücklich überfüh|a65|ret, von fernern Versündigungen zurückgehalten, und wo möglich gebessert werden. {Ob aber durch Strafen die zulezt erwähnte Absicht allemal und ohne Ausnahme wirklich erreicht werde, entscheidet die Bibel nicht deutlich; und aus einer endlosen Dauer der Strafen kan auch nichts ganz zuverläßiges geschloßen werden. Sollte aber auch die Strafe nicht allemalbessern, so würde es doch übereilt seyn, davon einen Einwurf gegen die göttliche Weisheit herzunehmen. Denn so oft wegen des freien Verhaltens der Geschöpfe die nächste Absicht Gottes nicht erfüllt wird, sind wir berechtiget zu schliessen, daß Gott, der dies vorhergesehen und zugelaßen hat, selbst hierdurch andre höhere Zwecke zu erreichen beschloßen habe. Und überdieß ist die Besserung des Gestraften wenigstens nicht der einzige nächste Zweck der Strafe. Eben so würde es für schwache Sterbliche zu kühn seyn, aus dem angenommenen Falle einen Einwurf gegen die göttliche Güte zu machen, als wenn diese nicht damit bestehen könnte, daß Gott ein vernünftiges Geschöpf zu einer Strafe verdammet, die nicht für dieses Geschöpf selbst, sondern nur für andere einen Nutzen hat. Denn theils giebt Gott dem Menschen, noch auser der Strafe, viele andere Motive zur Besserung; theils kan man nicht sagen, daß von Gott verhängte Strafen die Besserung hindern oder unmöglich machen sollten, sondern die Schuld daß der Mensch nicht gebessert wird, fällt gewis allemal auf ihn selbst zurück; theils straft Gott gewis nie unproportionirt; theils kan der Sünder doch nicht ganz ungestraft bleiben; theils muß, unter diesen Umständen, das Wohl des einzelnen Geschöpfs dem Wohl des Ganzen nachstehen.}105. Der Gestrafte selbst soll von dem höchsten Misfallen Gottes an der Sünde nachdrücklich überfüh|a65|ret, von fernern Versündigungen zurückgehalten, und wo möglich gebessert werden. {Ob aber durch Strafen die zulezt erwähnte Absicht allemal und ohne Ausnahme wirklich erreicht werde, entscheidet die Bibel nicht deutlich; und aus einer endlosen Dauer der Strafen kan auch nichts ganz zuverläßiges geschloßen werden. Sollte aber auch die Strafe nicht allemalbessern, so würde es doch übereilt seyn, davon einen Einwurf gegen die göttliche Weisheit herzunehmen. Denn so oft wegen des freien Verhaltens der Geschöpfe die nächste Absicht Gottes nicht erfüllt wird, sind wir berechtiget zu schliessen, daß Gott, der dies vorhergesehen und zugelaßen hat, selbst hierdurch andre höhere Zwecke zu erreichen beschloßen habe. Und überdieß ist die Besserung des Gestraften wenigstens nicht der einzige nächste Zweck der Strafe. Eben so würde es für schwache Sterbliche zu kühn seyn, aus dem angenommenen Falle einen Einwurf gegen die göttliche Güte zu machen, als wenn diese nicht damit bestehen könnte, daß Gott ein vernünftiges Geschöpf zu einer Strafe verdammet, die nicht für dieses Geschöpf selbst, sondern nur für andere einen Nutzen hat. Denn theils giebt Gott dem Menschen, noch auser der Strafe, viele andere Motive zur Besserung; theils kan man nicht sagen, daß von Gott verhängte Strafen die Besserung hindern oder unmöglich machen sollten, sondern die Schuld daß der Mensch nicht gebessert wird, fällt gewis allemal auf ihn selbst zurück; theils straft Gott gewis nie unproportionirt; theils kan der Sünder doch nicht ganz ungestraft bleiben; theils muß, unter diesen Umständen, das Wohl des einzelnen Geschöpfs dem Wohl des Ganzen nachstehen.}
106. Natürliche Strafen sind solche physische Uebel, welche ohne weitere Veranstaltung des Gesetzgebers, aus der Natur jeder bösen Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen und derer Dinge die na|a66|türlich eine Beziehung auf ihn haben, von selbst und unausbleiblich für den Thäter entspringen. Schon in diesem Leben äusern sie sich, theils in Absicht unsrer Lage in dem gesellschaftlichen Leben, der äusern Glücksumstände, des Körpers, und des Genußes sinnlicher Vergnügungen; theils und vornehmlich in Absicht auf unser Gemüth. Denn, nicht zu gedenken, daß sündliche Handlungen nicht selten die physische Verstärkung unsrer Geisteskräfte hindern, so vermehren sie die Gewalt unordentlicher sinnlicher Triebe und Neigungen, verstärken böse Fertigkeiten, berauben uns der Gemüthsruhe und Zufriedenheit, stören unsre intellektuelle Vergnügungen , und verursachen, erhalten und vermehren, durch das Bewustseyn unrecht, unsrer Bestimmung entgegen, und Gott unserm Oberherrn misfällig gehandelt zu haben, sehr mannichfaltige höchst unangenehme Empfindungen, z. B. der Schaam, der Furcht u. s. w. Die natürlichen Strafen der zweiten Art dauren in dem künftigen Leben und in alle Ewigkeit, sogar in gewissem Maase auch nach erfolgter Besserung, fort, und breiten sich, wenn nichts dazwischen kommt, immer weiter aus.106. Natürliche Strafen sind solche physische Uebel, welche ohne weitere Veranstaltung des Gesetzgebers, aus der Natur jeder bösen Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen und derer Dinge die na|a66|türlich eine Beziehung auf ihn haben, von selbst und unausbleiblich für den Thäter entspringen. Schon in diesem Leben äusern sie sich, theils in Absicht unsrer Lage in dem gesellschaftlichen Leben, der äusern Glücksumstände, des Körpers, und des Genußes sinnlicher Vergnügungen; theils und vornehmlich in Absicht auf unser Gemüth. Denn, nicht zu gedenken, daß sündliche Handlungen nicht selten die physische Verstärkung unsrer Geisteskräfte hindern, so vermehren sie die Gewalt unordentlicher sinnlicher Triebe und Neigungen, verstärken böse Fertigkeiten, berauben uns der Gemüthsruhe und Zufriedenheit, stören unsre intellektuelle Vergnügungen , und verursachen, erhalten und vermehren, durch das Bewustseyn unrecht, unsrer Bestimmung entgegen, und Gott unserm Oberherrn misfällig gehandelt zu haben, sehr mannichfaltige höchst unangenehme Empfindungen, z. B. der Schaam, der Furcht u. s. w. Die natürlichen Strafen der zweiten Art dauren in dem künftigen Leben und in alle Ewigkeit, sogar in gewissem Maase auch nach erfolgter Besserung, fort, und breiten sich, wenn nichts dazwischen kommt, immer weiter aus.
107. Positive Strafen sind solche physische Uebel, welche nicht anders als durch eine besondere Veranstaltung des Gesetzgebers und Richters zu den natürlichen bösen Folgen einer unrechtmäsigen Handlung hinzukommen. Wenn dergleichen von Gott verhänget werden, so sind sie gewis allemal nach den Regeln der höchsten Weisheit und Güte, nicht nach einer blinden Willkühr bestimmt, und haben alle Eigenschaften göttlicher Strafen überhaupt (§. 99. 104. ) an sich; können aber entweder nach dem unter Gottes Regierung stehenden natürlichen Laufe der Dinge bewirkt werden: in welchem Falle jedoch eine vorgängige oder mit der Vollziehung verbundene Erklärung geschehen muß, daß es wirk|a67|liche Strafen seyen; oder sie erfolgen durch irgend eine unmittelbare Wirkung Gottes.107. Positive Strafen sind solche physische Uebel, welche nicht anders als durch eine besondere Veranstaltung des Gesetzgebers und Richters zu den natürlichen bösen Folgen einer unrechtmäsigen Handlung hinzukommen. Wenn dergleichen von Gott verhänget werden, so sind sie gewis allemal nach den Regeln der höchsten Weisheit und Güte, nicht nach einer blinden Willkühr bestimmt, und haben alle Eigenschaften göttlicher Strafen überhaupt (§. 99. 104. ) an sich; können aber entweder nach dem unter Gottes Regierung stehenden natürlichen Laufe der Dinge bewirkt werden: in welchem Falle jedoch eine vorgängige oder mit der Vollziehung verbundene Erklärung geschehen muß, daß es wirk|a67|liche Strafen seyen; oder sie erfolgen durch irgend eine unmittelbare Wirkung Gottes.
108. Daß es überhaupt positive Strafen gebe, wird theils durch mancherley Betrachtungen über die Natur der andern Art von Strafen wahrscheinlich, theils durch manche in der Bibel erzählte Beispiele bestätigt, 1 Mos. 6, 13. 2 Sam. 12, 10. 11. 14. Act. 5, 5. 9. 1 Cor. 5, 3. 4. 5. theils durch die so oft wiederhohlte und deutliche Versicherung der Bibel gewis, daß Gott Sünden vergebe, welches nicht blos von Verwandlung der natürlichen Strafen in heilsame Züchtigungen, oder von Aufhebung einiger natürlichen, aber zugleich moralisch bösen Folgen der Sünde, (der geistlichen Strafen) z. B. der Furcht vor Gott etc. sondern hauptsächlich von Erlassung positiver Strafen verstanden werden muß; wozu man noch die biblischen Stellen setzen kan, in welchen es heißt, Christus, der Unschuldigste, habe für uns Strafe erlitten. Daß aber schon in diesem Leben auf Sünden positive Strafen folgen, kan man mit nicht mehrerer Gewißheit, und nur unter änlichen Einschränckungen behaupten, als bey den Belohnungen, (§. 102 ) und das aus eben denselben Gründen. Sehr übereilt aber ist es, wofern keine besondere göttliche Erklärung darüber da ist, gewisse Unglücksfälle (sogenannte Strafgerichte) welche aus natürlichen Ursachen einzelne Personen oder ganze Länder treffen, für solche Strafen auszugeben; ob sie gleich unter Gottes Regierung allerdings zu Vermehrung des moralisch Guten und Verminderung des moralisch Bösen mitwirken können und sollen. Eben so muß man sich hüten, die übeln Folgen des Physischen einer unrechtmäsigen Handlung, welche bald natürlich, bald auch blos zufällig sind, mit den Folgen des Moralischen derselben zu verwechseln. Nur die lezten sind als Strafen zu betrachten; die ersten nicht. Denn nur moralische Handlungen, und zwar so ferne sie moralisch sind, können bestraft oder belohnt werden. 108. Daß es überhaupt positive Strafen gebe, wird theils durch mancherley Betrachtungen über die Natur der andern Art von Strafen wahrscheinlich, theils durch manche in der Bibel erzählte Beispiele bestätigt, 1 Mos. 6, 13. 2 Sam. 12, 10. 11. 14. Act. 5, 5. 9. 1 Cor. 5, 3. 4. 5. theils durch die so oft wiederhohlte und deutliche Versicherung der Bibel gewis, daß Gott Sünden vergebe, welches nicht blos von Verwandlung der natürlichen Strafen in heilsame Züchtigungen, oder von Aufhebung einiger natürlichen, aber zugleich moralisch bösen Folgen der Sünde, (der geistlichen Strafen) z. B. der Furcht vor Gott etc. sondern hauptsächlich von Erlassung positiver Strafen verstanden werden muß; wozu man noch die biblischen Stellen setzen kan, in welchen es heißt, Christus, der Unschuldigste, habe für uns Strafe erlitten. Daß aber schon in diesem Leben auf Sünden positive Strafen folgen, kan man mit nicht mehrerer Gewißheit, und nur unter änlichen Einschränckungen behaupten, als bey den Belohnungen, (§. 102 ) und das aus eben denselben Gründen. Sehr übereilt aber ist es, wofern keine besondere göttliche Erklärung darüber da ist, gewisse Unglücksfälle (sogenannte Strafgerichte) welche aus natürlichen Ursachen einzelne Personen oder ganze Länder treffen, für solche Strafen auszugeben; ob sie gleich unter Gottes Regierung allerdings zu Vermehrung des moralisch Guten und Verminderung des moralisch Bösen mitwirken können und sollen. Eben so muß man sich hüten, die übeln Folgen des Physischen einer unrechtmäsigen Handlung, welche bald natürlich, bald auch blos zufällig sind, mit den Folgen des Moralischen derselben zu verwechseln. Nur die lezten sind als Strafen zu betrachten; die ersten nicht. Denn nur moralische Handlungen, und zwar so ferne sie moralisch sind, können bestraft oder belohnt werden.
|a68| 109. Von der eigentlichen Beschaffenheit der positiven Strafen in jenem Leben, wissen wir nur einiges wenige Allgemeine. (vergl. §. 102. ). Wir haben nämlich guten Grund zu glauben, a) daß durch den Tod und die mit dem Körper vorgehende grose Veränderung, dem Lasterhaften die Quelle entzogen wird, aus welcher er in diesem Leben fast alle seine angenehme Empfindungen schöpfte, wodurch er sich gegen die Gewissensbisse, und gegen andre aus der Sünde entspringende böse Folgen, fühllos machte. b) Die Verdammten werden in eine solche, uns übrigens unbekannte, Verbindung der Dinge gesezt werden, welche verursachet, daß sie sowohl die Grausen erregende Abscheulichkeit ihrer den wohlthätigsten Gesetzen Gottes, ihres höchsten Oberherrn und grösten Wohlthäters, zuwiderlaufenden Handlungen, auf das allerlebhafteste sich vorstellen und empfinden, als auch die höchst unangenehmen natürlichen Folgen, die sie sich dadurch theils negativ theils positiv zugezogen haben, in ihrem ganzen Umfange fühlen müssen. c) Das Bewustseyn alle diese leicht vermeidlichen Uebel sich selbst zugezogen zu haben, aller dagegen in Händen gehabten Mittel ohnerachtet, wird sie höchst unglücklich machen; gewis unendlich unglücklicher, als in diesem Leben der heftigste körperliche Schmerz jemand machen kan. Ob aber zu allem diesem noch etwas mehreres, z. B. der Natur ihrer Leiber angemessene körperliche Schmerzen etc. hinzukommen werden, darüber läßt sich wenig sagen . Doch hat man keine unendliche Intension der peinigenden Empfindungen anzunehmen, welche vielmehr in ihrem Grade nach dem Grade der Moralität der begangenen Sünden sich genau richten wird. Luc. 12, 47. 48. Auch ist kein Grund da zu leugnen, daß die natürlichen guten Folgen guter Handlungen, (weil doch kein Mensch ganz böse ist) auch selbst bey den Verdammten fortdauern werden. vergl. §. 103. |a68| 109. Von der eigentlichen Beschaffenheit der positiven Strafen in jenem Leben, wissen wir nur einiges wenige Allgemeine. (vergl. §. 102. ). Wir haben nämlich guten Grund zu glauben, a) daß durch den Tod und die mit dem Körper vorgehende grose Veränderung, dem Lasterhaften die Quelle entzogen wird, aus welcher er in diesem Leben fast alle seine angenehme Empfindungen schöpfte, wodurch er sich gegen die Gewissensbisse, und gegen andre aus der Sünde entspringende böse Folgen, fühllos machte. b) Die Verdammten werden in eine solche, uns übrigens unbekannte, Verbindung der Dinge gesezt werden, welche verursachet, daß sie sowohl die Grausen erregende Abscheulichkeit ihrer den wohlthätigsten Gesetzen Gottes, ihres höchsten Oberherrn und grösten Wohlthäters, zuwiderlaufenden Handlungen, auf das allerlebhafteste sich vorstellen und empfinden, als auch die höchst unangenehmen natürlichen Folgen, die sie sich dadurch theils negativ theils positiv zugezogen haben, in ihrem ganzen Umfange fühlen müssen. c) Das Bewustseyn alle diese leicht vermeidlichen Uebel sich selbst zugezogen zu haben, aller dagegen in Händen gehabten Mittel ohnerachtet, wird sie höchst unglücklich machen; gewis unendlich unglücklicher, als in diesem Leben der heftigste körperliche Schmerz jemand machen kan. Ob aber zu allem diesem noch etwas mehreres, z. B. der Natur ihrer Leiber angemessene körperliche Schmerzen etc. hinzukommen werden, darüber läßt sich wenig sagen . Doch hat man keine unendliche Intension der peinigenden Empfindungen anzunehmen, welche vielmehr in ihrem Grade nach dem Grade der Moralität der begangenen Sünden sich genau richten wird. Luc. 12, 47. 48. Auch ist kein Grund da zu leugnen, daß die natürlichen guten Folgen guter Handlungen, (weil doch kein Mensch ganz böse ist) auch selbst bey den Verdammten fortdauern werden. vergl. §. 103.
|a69| 110. Den gesamten unglückseligen Zustand der Bestraften in jenem Leben, faßet die Bibel zusammen, wenn sie von der Hölle (γεεννα nicht ᾁδης) Matth. 10, 28. 18, 9. 23, 33. Marc. 9, 47. 48. der ewigen Strafe, Matth. 25, 46. dem ewigen Verderben, 2 Thess. 1, 9. und der Quaal oder Pein, Luc. 16, 23. 24. 25. redet, und unter dem Bilde eines ewigen Feuers, Matth. 18, 8. Marc. 9, 48. Luc. 16, 24. Matth. 13, 42. und andern änlichen, Entsetzen erregenden, Bildern ihn beschreibet. Marc. 9, 48. Apocal. 21, 8.|a69| 110. Den gesamten unglückseligen Zustand der Bestraften in jenem Leben, faßet die Bibel zusammen, wenn sie von der Hölle (γεεννα nicht ᾁδης) Matth. 10, 28. 18, 9. 23, 33. Marc. 9, 47. 48. der ewigen Strafe, Matth. 25, 46. dem ewigen Verderben, 2 Thess. 1, 9. und der Quaal oder Pein, Luc. 16, 23. 24. 25. redet, und unter dem Bilde eines ewigen Feuers, Matth. 18, 8. Marc. 9, 48. Luc. 16, 24. Matth. 13, 42. und andern änlichen, Entsetzen erregenden, Bildern ihn beschreibet. Marc. 9, 48. Apocal. 21, 8.
111. Die Strafen der Verdammten werden endlos seyn, oder ewig dauern. Matth. 25, 41. 46. 2 Thess. 1, 9. Marc. 9, 48. Denn so viel ist doch ganz unleugbar, daß ein groser Theil der natürlichen Strafen so beschaffen ist, daß weder der Tod, noch Besserung, noch irgend etwas anders, auser der Vernichtung des Sünders, oder einer unmittelbaren Wirkung der Allmacht, ihnen ein Ende machen kann. Eben so kan man auch nicht füglich anders denken, als daß, selbst im Falle der Besserung, der Zustand des Gebesserten, vergleichungsweise, zu dem Zustande des sogleich zur Seligkeit gelangten immer fort ohngefehr eben so sich verhalten werde, wie sich Anfangs bey ihrem Eintritte in die Ewigkeit jener gegen diesen verhielt. Ob aber, und in wie fern, auch das Positive der göttlichen Strafen von unendlicher Dauer seyn werde, kan man wohl unentschieden lassen, ohne den angeführten Schriftstellen, oder irgend einer Glaubenswahrheit zu nahe zu treten. Doch würde es zu kühn seyn, wenn man behaupten wollte , daß endlose positive Strafen durchaus den göttlichen Eigenschaften widersprächen Denn a) wir kennen die Natur und eigentliche Beschaffenheit der künftigen Strafen viel zu wenig, um hierüber sicher urtheilen zu können; b) der Nutzen, der für andere vernünftige Geschöpfe daraus entstehen |a70| mag, kan von uns nicht übersehen werden; c) wenn Gott wirklich ewige Strafen verhängt, so dürfen wir es ihm zutrauen, daß seine Weisheit Mittel wissen werde, sie mit seiner Güte zu vereinigen.111. Die Strafen der Verdammten werden endlos seyn, oder ewig dauern. Matth. 25, 41. 46. 2 Thess. 1, 9. Marc. 9, 48. Denn so viel ist doch ganz unleugbar, daß ein groser Theil der natürlichen Strafen so beschaffen ist, daß weder der Tod, noch Besserung, noch irgend etwas anders, auser der Vernichtung des Sünders, oder einer unmittelbaren Wirkung der Allmacht, ihnen ein Ende machen kann. Eben so kan man auch nicht füglich anders denken, als daß, selbst im Falle der Besserung, der Zustand des Gebesserten, vergleichungsweise, zu dem Zustande des sogleich zur Seligkeit gelangten immer fort ohngefehr eben so sich verhalten werde, wie sich Anfangs bey ihrem Eintritte in die Ewigkeit jener gegen diesen verhielt. Ob aber, und in wie fern, auch das Positive der göttlichen Strafen von unendlicher Dauer seyn werde, kan man wohl unentschieden lassen, ohne den angeführten Schriftstellen, oder irgend einer Glaubenswahrheit zu nahe zu treten. Doch würde es zu kühn seyn, wenn man behaupten wollte , daß endlose positive Strafen durchaus den göttlichen Eigenschaften widersprächen Denn a) wir kennen die Natur und eigentliche Beschaffenheit der künftigen Strafen viel zu wenig, um hierüber sicher urtheilen zu können; b) der Nutzen, der für andere vernünftige Geschöpfe daraus entstehen |a70| mag, kan von uns nicht übersehen werden; c) wenn Gott wirklich ewige Strafen verhängt, so dürfen wir es ihm zutrauen, daß seine Weisheit Mittel wissen werde, sie mit seiner Güte zu vereinigen.