Zustand des Menschen vor und nach seinem Verfalle *) .

*) Der Religionslehrer hat a) sich zu hüten, daß er nicht seine Hypothesen über die Auslegung der mosaischen Nachrichten von der ursprünglichen Beschaffenheit der Menschen und von dem Falle, für wesentliche Theile der Religion ausgebe und jemand aufdringe, daß er weder die anfängliche Vollkommenheit, noch jetzige Verdorbenheit der Menschen übertreibe, und daß er die fürtreflichen Anlagen zum Guten, welche sich noch itzt in der menschlichen Natur finden, nicht übersehe oder bey seinem Unterricht mit Stillschweigen übergehe, ohne jedoch auf eine der Selbsterkenntniß nachtheilige und den Stolz und falsches Selbstvertrauen |d148*| nährende Weise das wirkliche Verderben zu verkleinern. Er folge dem Beispiel der Bibel, welche bey ihren Schilderungen von der Verderbtheit der Menschen, Erwachsene vor Augen zu haben pflegt, und das angebohrne von dem nachher hinzugekommenen nicht mit ängstlicher Genauigkeit unterscheidet; welches auch wenig praktischen Nutzen haben kann. b) Findet er sich inzwischen veranlasset, über die angebohrne Verdorbenheit insbesondere sich näher zu erklären, wozu er zuweilen durch mancherley Umstände genöthiget seyn kann, so gehe er mit möglichster Vorsicht und Bescheidenheit zu Werk; er folge nicht blindlings alten willkührlichen Auslegungen einzelner biblischer Stellen, oder hergebrachten Meinungen dieser und jener theologischen Schule; er trage keine Bestimmung, die nicht deutlich in der Schrift enthalten, sondern bloß Hypothese ist, entschei dend vor; er vergesse nicht, daß die biblischen, zumal die alttestamentlichen Bücher zunächst für damalige Menschen bestimmt waren, und zu deren Vorstellungsart und Sprache sich bequemen mußten; er ziehe endlich das, was gründliche Psychologie an die Hand giebt, fleißig zu Rath. c) Sein Hauptaugenmerk aber muß immer seyn, die wahre Beschaffenheit und die mannichfaltigen Ursachen des Verderbens so zu zeigen, daß der Mensch und der Erzieher (und das soll jeder Vater, jede Mutter seyn,) daraus lernen könne, |d149*| woran der Fehler eigentlich liege, und welche Mittel angewendet werden müssen, um theils zu verhüten, daß er nicht tiefere Wurzel schlage und weiter um sich greife, theils ihn zu verbessern. d) Und nur aus diesem Gesichtspunkte kann man den sonst dem Christen freilich entbehrlichen Betrachtungen über die ursprüngliche Beschaffenheit der Menschen vor dem Falle, (§. 113. ) und über die nächsten und entfernteren Folgen der ersten Versündigung, (§. 122 124. ) einen gewissen Grad von Nützlichkeit zu gestehen, so fern sie nämlich angewendet werden, die jetzige Beschaffenheit des Menschen und ihre Ursachen zu dem angezeigten Zweck in ein etwas helleres Licht zu setzen. Geht doch auch der Philosoph bey gewissen Untersuchungen von seinem Naturmenschen, und seinem Stande der Natur, und wohl gar der Wildheit, aus. Und wenn anders der Mensch einst unmittelbar aus den Händen des Allgütigen kam, das edelste Geschöpf auf dieser Erde seyn sollte, und eine so erhabene Bestimmung hatte, als gezeigt worden ist; und wenn die älteste Geschichte, oder falls man lieber will, die Sagen der Urwelt einige Aufmerksamkeit verdienen: so, sollt' ich meinen, ists doch wohl so wenig unphilosophisch als unhistorisch, wenn der Theolog von einem Stande der Unschuld ausgehet; vorausgesetzt, daß er die so eben vorgezeichneten Grenzen nicht überschreitet, und die empfohlnen Kautelen beobachtet. |d150*| e) Von dem göttlichen Ebenbilde s. die Anmerk. c. zu §. 95.
112. Als die ersten Menschen von Gott erschaffen waren, befanden sie sich anfäng|d148|lich in einem Zustande, der bey keinem einzigen ihrer Nachkommen jemals wieder ange|d149|troffen werden kann. Sie traten a) als Erwachsene, mit ausgebildetem Körper und mit |d150| dem Gebrauche aller ihrer Kräfte, und doch b) vollkommen unschuldig, in die Welt, und so wie sie aus der Hand des Schöpfers kamen und noch ganz unverderbt waren, stunden c) ihre sämmtlichen Kräfte in demjenigen Verhältnisse gegen einander, welches d) zur Erreichung ihrer damaligen nächsten Bestimmung, in ihrer äuserst einfachen Lage, erforderlich war. Bey ihren Nachkommen hingegen, die als Kinder auf die Welt kommen, α) fängt der Gebrauch der edelsten Geisteskräfte erst nach mehreren Jahren an, zu einer Zeit, da β) schwehrlich ein einziger derselben mehr ganz unverdorben an Leib und Seele ist; und selbst die allmäliche langsame Entwickelung einer Kraft nach der andern, bringt γ) eine Disproportion zwischen den Kräften hervor, so wie auch δ) die mannichfaltigen und verwickelten Verhältnisse im gesellschaftlichen Leben, es sehr schwehr machen, unsrer Bestimmung und Pflicht in ihrem ganzen Umfange volles Genüge zu thun.112. Als die ersten Menschen von Gott erschaffen waren, befanden sie sich anfäng|d148|lich in einem Zustande, der bey keinem einzigen ihrer Nachkommen jemals wieder ange|d149|troffen werden kann. Sie traten a) als Erwachsene, mit ausgebildetem Körper und mit |d150| dem Gebrauche aller ihrer Kräfte, und doch b) vollkommen unschuldig, in die Welt, und so wie sie aus der Hand des Schöpfers kamen und noch ganz unverderbt waren, stunden c) ihre sämmtlichen Kräfte in demjenigen Verhältnisse gegen einander, welches d) zur Erreichung ihrer damaligen nächsten Bestimmung, in ihrer äuserst einfachen Lage, erforderlich war. Bey ihren Nachkommen hingegen, die als Kinder auf die Welt kommen, α) fängt der Gebrauch der edelsten Geisteskräfte erst nach mehreren Jahren an, zu einer Zeit, da β) schwehrlich ein einziger derselben mehr ganz unverdorben an Leib und Seele ist; und selbst die allmäliche langsame Entwickelung einer Kraft nach der andern, bringt γ) eine Disproportion zwischen den Kräften hervor, so wie auch δ) die mannichfaltigen und verwickelten Verhältnisse im gesellschaftlichen Leben, es sehr schwehr machen, unsrer Bestimmung und Pflicht in ihrem ganzen Umfange volles Genüge zu thun.
113. Zwar waren a) ihre Verstandeskräfte in dem ersten Moment ihres Daseyns noch nicht geübt, und daher unstreitig klein; aber die Kräfte selbst waren doch in dem ihnen vorerst nöthigen Maaße da, nebst der Fähigkeit sie |d151| sogleich anzuwenden; und Gott ließ es auch an Veranlassungen hierzu nicht fehlen. b) Gleich vom Anfang ihres Daseyns an strömten von allen Seiten her Kenntnisse in ihre offnen Seelen, die noch nicht durch die Gewohnheit des Eindrucks, den die um sie her befindlichen Dinge auf sie machten, abgestumpft waren. So sehr eingeschränkt und unvollkommen diese Kenntnisse gewesen seyn mögen, in Vergleichung mit den Kenntnissen der folgenden Zeiten, so waren sie doch hinreichend für sie, und würden sich bey Abwesenheit so vieler Hindernisse, bald vermehrt haben; zumal da Gott selbst sie anfänglich einer ihren Bedürfnissen angemessenen Unterweisung würdigte, und dasjenige, was sonst Erziehung bey dem Menschen thun muß, auf andre Weise *) ersetzte. c) Ihre Begriffe waren frei|d152|lich noch sehr sinnlich; aber anderer bedurften sie in ihrer anfänglichen Lage nicht; und die Fähigkeit zu den wenigen ihnen etwa brauchbaren allgemeinen Begriffen lag doch gleich Anfangs in ihnen, und wartete nur auf Veranlassungen zur Entwickelung. d) Auch von Gott, der von seinem Daseyn, seiner Güte und Macht, seiner Fürsorge für sie, ihrer Abhängigkeit von ihm, und ihrer Bestimmung, sie auf eine solche Art, wie es ihrem Zustande gemäs war, belehrt hatte, (§. 7. ) machten sie sich sinnliche Vorstellungen; aber diese waren hinlänglich, sie in dem Gefühl ihrer Abhängigkeit von ihm zu erhalten, und ihr Herz mit religiösen Empfindungen der Ehrfurcht, der Dankbarkeit, des Vertrauens, der Liebe und des Gehorsams zu erfüllen. e) Ihre Begierden waren ihren Bedürfnissen, und diese der Natur angemessen, und |d153| daher regelmäßig, ohne zu unerlaubten Gegenständen hingerissen, oder von wilden Leidenschaften erhitzt zu werden, und schuldlos. f) Ihr Körper war unverdorben, kraftvoll, gesund, und daher von solcher Dauer, daß er, ob er gleich an sich zerstörbar war, dennoch, bey Abwendung äuserer Gefahren, einem solchen Tode, wie der unsrige jetzt ist, nicht nothwendig unterworfen gewesen wäre; wie sich aus Pauli Argumentationen Röm. 5, 12. ff. schließen läßt *) . g) Auch ihre äussern Umstände waren höchst angenehm, indem sie unter dem mildesten Klima lebten, und bey leichter mäßiger Arbeit einen Ueberfluß an dem, was ihnen Bedürfniß war, hatten. – Dies ist die Beschreibung**) , welche wir aus dem, was wir von ihnen bey Mose lesen, zusammensetzen können, 1 Mos. 1, 26. ff. 2, 2. ff. 3, 1. ff. und welche der unpartheiische Forscher wohl nicht unwahrscheinlich finden wird. Und hätten sie diese ihre ursprüngliche Un|d154|schuld nicht verscherzt, so würden sie mit jedem Tage an moralischen, wie an intellektuellen, Vollkommenheiten schneller, als nun geschehen ist, zugenommen und es bald zu einer großen Fertigkeit darin gebracht haben.113. Zwar waren a) ihre Verstandeskräfte in dem ersten Moment ihres Daseyns noch nicht geübt, und daher unstreitig klein; aber die Kräfte selbst waren doch in dem ihnen vorerst nöthigen Maaße da, nebst der Fähigkeit sie |d151| sogleich anzuwenden; und Gott ließ es auch an Veranlassungen hierzu nicht fehlen. b) Gleich vom Anfang ihres Daseyns an strömten von allen Seiten her Kenntnisse in ihre offnen Seelen, die noch nicht durch die Gewohnheit des Eindrucks, den die um sie her befindlichen Dinge auf sie machten, abgestumpft waren. So sehr eingeschränkt und unvollkommen diese Kenntnisse gewesen seyn mögen, in Vergleichung mit den Kenntnissen der folgenden Zeiten, so waren sie doch hinreichend für sie, und würden sich bey Abwesenheit so vieler Hindernisse, bald vermehrt haben; zumal da Gott selbst sie anfänglich einer ihren Bedürfnissen angemessenen Unterweisung würdigte, und dasjenige, was sonst Erziehung bey dem Menschen thun muß, auf andre Weise *) ersetzte. c) Ihre Begriffe waren frei|d152|lich noch sehr sinnlich; aber anderer bedurften sie in ihrer anfänglichen Lage nicht; und die Fähigkeit zu den wenigen ihnen etwa brauchbaren allgemeinen Begriffen lag doch gleich Anfangs in ihnen, und wartete nur auf Veranlassungen zur Entwickelung. d) Auch von Gott, der von seinem Daseyn, seiner Güte und Macht, seiner Fürsorge für sie, ihrer Abhängigkeit von ihm, und ihrer Bestimmung, sie auf eine solche Art, wie es ihrem Zustande gemäs war, belehrt hatte, (§. 7. ) machten sie sich sinnliche Vorstellungen; aber diese waren hinlänglich, sie in dem Gefühl ihrer Abhängigkeit von ihm zu erhalten, und ihr Herz mit religiösen Empfindungen der Ehrfurcht, der Dankbarkeit, des Vertrauens, der Liebe und des Gehorsams zu erfüllen. e) Ihre Begierden waren ihren Bedürfnissen, und diese der Natur angemessen, und |d153| daher regelmäßig, ohne zu unerlaubten Gegenständen hingerissen, oder von wilden Leidenschaften erhitzt zu werden, und schuldlos. f) Ihr Körper war unverdorben, kraftvoll, gesund, und daher von solcher Dauer, daß er, ob er gleich an sich zerstörbar war, dennoch, bey Abwendung äuserer Gefahren, einem solchen Tode, wie der unsrige jetzt ist, nicht nothwendig unterworfen gewesen wäre; wie sich aus Pauli Argumentationen Röm. 5, 12. ff. schließen läßt *) . g) Auch ihre äussern Umstände waren höchst angenehm, indem sie unter dem mildesten Klima lebten, und bey leichter mäßiger Arbeit einen Ueberfluß an dem, was ihnen Bedürfniß war, hatten. – Dies ist die Beschreibung**) , welche wir aus dem, was wir von ihnen bey Mose lesen, zusammensetzen können, 1 Mos. 1, 26. ff. 2, 2. ff. 3, 1. ff. und welche der unpartheiische Forscher wohl nicht unwahrscheinlich finden wird. Und hätten sie diese ihre ursprüngliche Un|d154|schuld nicht verscherzt, so würden sie mit jedem Tage an moralischen, wie an intellektuellen, Vollkommenheiten schneller, als nun geschehen ist, zugenommen und es bald zu einer großen Fertigkeit darin gebracht haben.
*) Daß diese Belehrungen nicht durch Sprache und Worte gegeben worden seyen, begreift man leicht; wie sie aber den Menschen zu Theil geworden seyn mögen, ob durch unmittelbare Einwirkungen auf die Seele, oder durch besonders von Gott veranstaltete lehrreiche Begebenheiten und Vorfälle, oder wie sonst, bekennen wir gern, bey dem Mangel genauer Nachrichten, nicht zu wissen. Daß aber irgend etwas auserordentliches hier geschehen sey, wird man schwehrlich unwahrscheinlich, finden, wenn man die hohe Bestimmung der für die Ewigkeit geschaffenen Menschen erwegt, und |d152*| zugleich bedenkt, was unvermeidlich aus ihnen hätte werden müssen, und was sie aller Vermuthung nach Jahrtausende durch, bey allen ihren treflichen Anlagen, würden geblieben seyn, wenn sie im Anfang, ohne alle Erfarung und Unterweisung, sich selbst ganz überlassen worden wären. Läßt es sich wohl von der Weisheit und Güte Gottes, der nach der Lehre der Bibel so vieles für den Menschen hernach gethan hat, glauben, daß er ihn bey seinem Eintritt in die Welt, da er noch ganz unerzogen war und der Hülfe am allermeisten bedurfte, ohne alle Hülfe gelassen habe?
*) Da inzwischen die Stammeltern eben sowohl als ihre Nachkommen für ein besseres als dieses irrdische Leben bestimmt waren, so würde auch bey ihnen nothwendig ein Uebergang aus diesem in jenes statt gefunden haben, nur, wie es scheint, nicht unter so schreckhaften Umständen, als jetzt.
**) Sie stehet vornehmlich zu dem Zweck hier, um allerley noch immer gangbare sehr überspannte Vorstellungen von der Vollkommenheit der Stammeltern herabzustimmen.
114. a) Sehr verschieden von diesem anfänglichen Zustande der ersten Menschen, ist der Zustand aller Menschen, die jetzt leben, oder die uns die Geschichte aller Zeiten kennen lehrt. Indessen ist es doch auch nützlich und nöthig, b) die mannichfaltigen guten Anlagen, welche noch jetzt in der Natur des Menschen angetroffen werden, zu kennen, um nicht undankbar gegen den Schöpfer zu seyn, und um die Aufmerksamkeit darauf, wie diese Anlagen kultiviret werden können, zu lenken. Dahin gehöret die unsrer Natur unauslöschlich eingedruckte Selbstliebe, nebst den Trieben zur Selbsterhaltung und zur Vervollkommung unsrer selbst; die Sympathie, mit der Geselligkeit; das natürliche Wohlgefallen an Wahrheit, an Zweckmäßigkeit, und an Gesinnungen und Handlungen, die recht, gemeinnützig, und edel sind, nebst dem Misfallen an den entgegen gesetzten, auch ohne nähere Rücksicht auf die daraus für uns entspringende Nachtheile oder zu hoffende Vortheile ; die Schaam, wenn wir unrecht, niederträchtig, treulos, undankbar etc. gehandelt haben; der Trieb zur Thätigkeit, u. s. w. Selbst der Ehrtrieb, |d155| der Nachahmungstrieb etc. sind gute Anlagen, wenn sie in gehöriger Verbindung mit den übrigen Trieben genommen und zweckmäsig gelenkt werden. c) Es kann daher auch der Mensch immer noch viele Ausbrüche der Sünden hindern, und mancherley gute und nützliche Handlungen nach vernünftigen Gründen vornehmen, Röm. 2, 14. 26. 27. und es ist kein Mensch, welcher den wirklichen Gebrauch seiner Vernunft hat, der nicht dergleichen, und zum Theil in nicht geringer Anzahl, verrichte. Auch kann der verderbte Mensch die Nothwendigkeit einer Besserung einsehen, Röm. 1, 32. 2, 15. und die von Gott dazu veranstalteten und ihm dargebotenen Mittel gebrauchen. Röm. 1, 19. 20. Der Trieb zur Dankbarkeit und das natürliche Wohlgefallen an Vollkommenheit können sogar als entfernte Anlagen zur Liebe gegen Gott angesehen werden, wenn ein zweckmäsiger Unterricht von ihm, als dem vollkommensten Wesen und dem gütigsten Wohlthäter, hinzukommt. Ja es kann durch solchen Unterricht ein Mensch, in welchem übrigens lasterhafte Gesinnungen herrschend sind, dahin gebracht werden, daß er zu manchen einzelnen guten Handlungen die Bewegungsgründe von Gott hernehme.114. a) Sehr verschieden von diesem anfänglichen Zustande der ersten Menschen, ist der Zustand aller Menschen, die jetzt leben, oder die uns die Geschichte aller Zeiten kennen lehrt. Indessen ist es doch auch nützlich und nöthig, b) die mannichfaltigen guten Anlagen, welche noch jetzt in der Natur des Menschen angetroffen werden, zu kennen, um nicht undankbar gegen den Schöpfer zu seyn, und um die Aufmerksamkeit darauf, wie diese Anlagen kultiviret werden können, zu lenken. Dahin gehöret die unsrer Natur unauslöschlich eingedruckte Selbstliebe, nebst den Trieben zur Selbsterhaltung und zur Vervollkommung unsrer selbst; die Sympathie, mit der Geselligkeit; das natürliche Wohlgefallen an Wahrheit, an Zweckmäßigkeit, und an Gesinnungen und Handlungen, die recht, gemeinnützig, und edel sind, nebst dem Misfallen an den entgegen gesetzten, auch ohne nähere Rücksicht auf die daraus für uns entspringende Nachtheile oder zu hoffende Vortheile ; die Schaam, wenn wir unrecht, niederträchtig, treulos, undankbar etc. gehandelt haben; der Trieb zur Thätigkeit, u. s. w. Selbst der Ehrtrieb, |d155| der Nachahmungstrieb etc. sind gute Anlagen, wenn sie in gehöriger Verbindung mit den übrigen Trieben genommen und zweckmäsig gelenkt werden. c) Es kann daher auch der Mensch immer noch viele Ausbrüche der Sünden hindern, und mancherley gute und nützliche Handlungen nach vernünftigen Gründen vornehmen, Röm. 2, 14. 26. 27. und es ist kein Mensch, welcher den wirklichen Gebrauch seiner Vernunft hat, der nicht dergleichen, und zum Theil in nicht geringer Anzahl, verrichte. Auch kann der verderbte Mensch die Nothwendigkeit einer Besserung einsehen, Röm. 1, 32. 2, 15. und die von Gott dazu veranstalteten und ihm dargebotenen Mittel gebrauchen. Röm. 1, 19. 20. Der Trieb zur Dankbarkeit und das natürliche Wohlgefallen an Vollkommenheit können sogar als entfernte Anlagen zur Liebe gegen Gott angesehen werden, wenn ein zweckmäsiger Unterricht von ihm, als dem vollkommensten Wesen und dem gütigsten Wohlthäter, hinzukommt. Ja es kann durch solchen Unterricht ein Mensch, in welchem übrigens lasterhafte Gesinnungen herrschend sind, dahin gebracht werden, daß er zu manchen einzelnen guten Handlungen die Bewegungsgründe von Gott hernehme.
115. Dem allen ungeachtet a) bestätigt selbst die Erfahrung dasjenige, was die Bibel von der unter den Menschen herrschenden moralischen |d156| Verdorbenheit sagt, sowohl in Absicht der Allgemeinheit, 1 Joh. 1, 8. 10. Röm. 3, 9. ff. 23. 5, 12. 14. 19. 11, 32. Sprüchw. 20, 9. Pred. 7, 21. und des Anfangs derselben mit der frühesten Jugend, Ps. 51, 7. 1 Mos. 8, 21. als auch in Absicht der Größe derselben, Ps. 19, 13. Röm. 7, 8. 11. 13. 8, 7. und der daher entstehenden großen Schwierigkeit der Besserung, Röm. 7, 11. 13. 14. 15. 18. 21. 23. 24. ja der Unmöglichkeit, in diesem Leben eine vollkommene Tugend zu erreichen. b) Nämlich die Menschen wenden die besten von Gott gemachten Einrichtungen ihrer Natur unrecht an, und befriedigen einzelne Naturtriebe, ohne gebührende Rücksicht auf die übrigen. Ihre Kräfte stehen in einer solchen Disproportion gegen einander, daß die moralische Freiheit dadurch ungemein eingeschränkt wird. Diese Zerrüttung und Unordnung in ihren Kräften c) zeigt sich insbesondere darin, daß alles was den Sinnen angenehm ist, einen so mächtigen und schnellen Eindruck auf die Menschen macht, daß sie unzählich oft Scheingüter, oder kleinere und vergängliche, zumal wenn sie gegenwärtig sind, den wahren, größern und bleibenden Gütern, vornehmlich den unsichtbaren und zukünftigen, vorziehen, und also den Reizungen der sinnlichen Lust unterliegen; Jac. 1, 14. 15. daß ganz zügellose Begierden und unbändige Leidenschaften zuweilen erwachen; Röm. 1, 26. daß die Sinn|d157|lichkeit die Vernunft entweder gar nicht zur Rede kommen läßt, oder doch auf ihren Widerspruch nicht achtet, Röm. 7, 8. ff. und daß der Wille ein Sklave sinnlicher Begierden wird; Röm. 7, 19–23. Gal. 5, 17. Joh. 8, 34. daß die Vernunft selbst schwehr zu einer lebendigen Erkenntnis solcher Wahrheiten zu bringen ist, welche die Sinnlichkeit, (die noch überdies durch gewisse habituelle Bewegungen und Beschaffenheiten des Körpers unterstützt wird, Röm. 6, 11. 12. 7, 23. 8, 13. 23.) im Zaume zu halten im Stande wären; Röm. 1, 18. daß sich ihr im Gegentheil Irrthümer und Zweifel und Vorurtheile, die der Sinnlichkeit schmeicheln, eher und tiefer einprägen; Eph. 4, 18. und daß daher böse Fertigkeiten viel geschwinder und leichter erlangt, hingegen auch weit schwehrer abgelegt werden, als gute. 115. Dem allen ungeachtet a) bestätigt selbst die Erfahrung dasjenige, was die Bibel von der unter den Menschen herrschenden moralischen |d156| Verdorbenheit sagt, sowohl in Absicht der Allgemeinheit, 1 Joh. 1, 8. 10. Röm. 3, 9. ff. 23. 5, 12. 14. 19. 11, 32. Sprüchw. 20, 9. Pred. 7, 21. und des Anfangs derselben mit der frühesten Jugend, Ps. 51, 7. 1 Mos. 8, 21. als auch in Absicht der Größe derselben, Ps. 19, 13. Röm. 7, 8. 11. 13. 8, 7. und der daher entstehenden großen Schwierigkeit der Besserung, Röm. 7, 11. 13. 14. 15. 18. 21. 23. 24. ja der Unmöglichkeit, in diesem Leben eine vollkommene Tugend zu erreichen. b) Nämlich die Menschen wenden die besten von Gott gemachten Einrichtungen ihrer Natur unrecht an, und befriedigen einzelne Naturtriebe, ohne gebührende Rücksicht auf die übrigen. Ihre Kräfte stehen in einer solchen Disproportion gegen einander, daß die moralische Freiheit dadurch ungemein eingeschränkt wird. Diese Zerrüttung und Unordnung in ihren Kräften c) zeigt sich insbesondere darin, daß alles was den Sinnen angenehm ist, einen so mächtigen und schnellen Eindruck auf die Menschen macht, daß sie unzählich oft Scheingüter, oder kleinere und vergängliche, zumal wenn sie gegenwärtig sind, den wahren, größern und bleibenden Gütern, vornehmlich den unsichtbaren und zukünftigen, vorziehen, und also den Reizungen der sinnlichen Lust unterliegen; Jac. 1, 14. 15. daß ganz zügellose Begierden und unbändige Leidenschaften zuweilen erwachen; Röm. 1, 26. daß die Sinn|d157|lichkeit die Vernunft entweder gar nicht zur Rede kommen läßt, oder doch auf ihren Widerspruch nicht achtet, Röm. 7, 8. ff. und daß der Wille ein Sklave sinnlicher Begierden wird; Röm. 7, 19–23. Gal. 5, 17. Joh. 8, 34. daß die Vernunft selbst schwehr zu einer lebendigen Erkenntnis solcher Wahrheiten zu bringen ist, welche die Sinnlichkeit, (die noch überdies durch gewisse habituelle Bewegungen und Beschaffenheiten des Körpers unterstützt wird, Röm. 6, 11. 12. 7, 23. 8, 13. 23.) im Zaume zu halten im Stande wären; Röm. 1, 18. daß sich ihr im Gegentheil Irrthümer und Zweifel und Vorurtheile, die der Sinnlichkeit schmeicheln, eher und tiefer einprägen; Eph. 4, 18. und daß daher böse Fertigkeiten viel geschwinder und leichter erlangt, hingegen auch weit schwehrer abgelegt werden, als gute.
116. Insbesondere ist der Mensch zu nichts schwehrer zu bringen, als zu einer habituellen Liebe und einem Vertrauen gegen Gott, welche rechter Art wären, und zu Erfüllung seiner gesammten Pflichten aus freudigem kindlichem Gehorsam gegen Gott und aus Verlangen ihm wohlzugefallen. Und dies gilt selbst von denen, welchen Gott in den Wahrheiten der geoffenbarten Religion die kräftigsten Mittel zu ihrer Besserung anbietet. (Denn in Untersuchungen über die Beschaffenheit solcher Menschen, welchen der |d158| Gebrauch dieser Mittel versagt ist, nämlich der Nichtchristen, haben wir nicht nöthig uns hier einzulassen: obgleich in so fern auf sie Rücksicht zu nehmen ist, daß man dem Menschen überhaupt nicht schlechterdings etwas abspreche, was man doch bey vernünftigen Heiden, auch ohne die höhere Hülfe einer geoffenbarten Religion, antrift. Röm. 2, 14.[)]116. Insbesondere ist der Mensch zu nichts schwehrer zu bringen, als zu einer habituellen Liebe und einem Vertrauen gegen Gott, welche rechter Art wären, und zu Erfüllung seiner gesammten Pflichten aus freudigem kindlichem Gehorsam gegen Gott und aus Verlangen ihm wohlzugefallen. Und dies gilt selbst von denen, welchen Gott in den Wahrheiten der geoffenbarten Religion die kräftigsten Mittel zu ihrer Besserung anbietet. (Denn in Untersuchungen über die Beschaffenheit solcher Menschen, welchen der |d158| Gebrauch dieser Mittel versagt ist, nämlich der Nichtchristen, haben wir nicht nöthig uns hier einzulassen: obgleich in so fern auf sie Rücksicht zu nehmen ist, daß man dem Menschen überhaupt nicht schlechterdings etwas abspreche, was man doch bey vernünftigen Heiden, auch ohne die höhere Hülfe einer geoffenbarten Religion, antrift. Röm. 2, 14.[)]
117. Die moralische Verderbtheit findet sich zwar bey allen Menschen; jedoch mit einem Unterschiede. Betrachtet man den Menschen überhaupt, so ist jenes moralische Uebel noch nicht näher bestimmt, sondern bestehet nur überhaupt in der unordentlichen Gewalt der Sinnlichkeit, und in dem Unvermögen der Vernunft, die Herrschaft über sie zu behaupten. Der Mensch liebt sich selbst auf eine so verkehrte Art, daß er das, was den Sinnen angenehm ist, für sein höchstes Gut zu halten, und daher die uneingeschränkte Befriedigung seiner sinnlichen Begierden zum Hauptzwecke seines Thuns und Lassens zu machen geneigt ist, Eph. 2, 3. woraus ein Hang entstehet zum Sündigen überhaupt, d. i. zu Handlungen, welche dem göttlichen Willen und der Bestimmung des Menschen zuwider laufen. Bey einzelnen Menschen aber erhält dieses moralische Uebel seine besondere Bestimmung und Richtung, theils durch die individuelle Beschaffenheit ihrer Seelen und ihrer Körper, theils |d159| durch äusere Umstände; daher jeder Mensch zu gewissen Arten des Bösen geneigter ist, als zu den übrigen; Jac. 2, 11. so wie auch diese Neigung bey einem heftiger ist, als bey dem andern. Vergl. §. 152 . 117. Die moralische Verderbtheit findet sich zwar bey allen Menschen; jedoch mit einem Unterschiede. Betrachtet man den Menschen überhaupt, so ist jenes moralische Uebel noch nicht näher bestimmt, sondern bestehet nur überhaupt in der unordentlichen Gewalt der Sinnlichkeit, und in dem Unvermögen der Vernunft, die Herrschaft über sie zu behaupten. Der Mensch liebt sich selbst auf eine so verkehrte Art, daß er das, was den Sinnen angenehm ist, für sein höchstes Gut zu halten, und daher die uneingeschränkte Befriedigung seiner sinnlichen Begierden zum Hauptzwecke seines Thuns und Lassens zu machen geneigt ist, Eph. 2, 3. woraus ein Hang entstehet zum Sündigen überhaupt, d. i. zu Handlungen, welche dem göttlichen Willen und der Bestimmung des Menschen zuwider laufen. Bey einzelnen Menschen aber erhält dieses moralische Uebel seine besondere Bestimmung und Richtung, theils durch die individuelle Beschaffenheit ihrer Seelen und ihrer Körper, theils |d159| durch äusere Umstände; daher jeder Mensch zu gewissen Arten des Bösen geneigter ist, als zu den übrigen; Jac. 2, 11. so wie auch diese Neigung bey einem heftiger ist, als bey dem andern. Vergl. §. 152 .
118. Aus der beschriebenen verderbten Beschaffenheit des Menschen, (welche in der Bibel Fleisch, Röm. 8, 4. ff. Gal. 5, 16. ff. die in uns wohnende Sünde, Röm. 7, 8. 17. 20. 6, 12. der alte Mensch, Eph. 4, 22. Col. 3, 9. und die böse Lust Jac. 1, 14. genennet wird,) und aus den in einzelnen Menschen herrschenden lasterhaften Gesinnungen, (die unter der Benennung des alten Menschen, und der bösen Lust 1 Petr. 1, 14. mit begriffen werden,) entspringen die einzelnen den göttlichen Gesetzen zuwider laufende Handlungen, 1 Joh. 3, 4. welche, wenn sie von solchen, die das Gesetz kennen oder kennen könnten, mit Freiheit begangen werden, wirkliche Sünden sind. Diese theilen sich *) in Begehungs und Unterlassungs Sünden, Matth. 25, 42. ff. Luc. 12, 47. Jac. 4, 17. in innere und äusere, Matth. 5, 22. 28. 2 Cor. 7, 1. in solche, bey welchen bloß das formelle, und solche, bey denen auch das materielle der Hand|d160|lung sündlich ist, Matth. 6, 1. 2. 5. 16. 1 Cor. 13, 3. in wissentliche, vorsätzliche, vielleicht gar Bosheitssünden, welche gegen besser Wissen und Gewissen begangen werden, und in solche, die aus nicht unverschuldeter Unwissenheit, 1 Tim. 1, 13. oder aus Uebereilung Gal. 6, 1. oder aus Schwachheit geschehen; Matth. 26, 41. in anerkannte und unerkannte, Ps. 19, 13. 90, 8. ingleichen in selbstbegangene und in fremde, 1 Tim. 5, 22. da man zwar die strafbare That nicht selbst verübt, aber doch durch Veranlassung derselben, durch verschafte Gelegenheit, dargebotene Bewegungsgründe, unterlassene Verhinderung etc. oder auch durch gegebenen Beifall Röm. 1, 32. selbst sündiget und gleichsam an jener That strafbaren Antheil nimmt. Auch in Absicht des Grades der Strafbarkeit sind die Sünden verschieden, Joh. 19, 11. Luc. 12, 47. 48. und richtet sich dieser nach dem Grade der Moralität und Freiheit, womit man handelt. Die Sünde aber wider den heiligen Geist, Matth. 12, 31. 32. findet gegenwärtig nicht mehr statt, wenn man darunter boshafte Lästerung selbsterfarner göttlicher Wunder verstehet; in einem andern Sinne aber könnte diese Sünde nicht im eigentlichen Verstande unverzeihlich genennt werden.118. Aus der beschriebenen verderbten Beschaffenheit des Menschen, (welche in der Bibel Fleisch, Röm. 8, 4. ff. Gal. 5, 16. ff. die in uns wohnende Sünde, Röm. 7, 8. 17. 20. 6, 12. der alte Mensch, Eph. 4, 22. Col. 3, 9. und die böse Lust Jac. 1, 14. genennet wird,) und aus den in einzelnen Menschen herrschenden lasterhaften Gesinnungen, (die unter der Benennung des alten Menschen, und der bösen Lust 1 Petr. 1, 14. mit begriffen werden,) entspringen die einzelnen den göttlichen Gesetzen zuwider laufende Handlungen, 1 Joh. 3, 4. welche, wenn sie von solchen, die das Gesetz kennen oder kennen könnten, mit Freiheit begangen werden, wirkliche Sünden sind. Diese theilen sich *) in Begehungs und Unterlassungs Sünden, Matth. 25, 42. ff. Luc. 12, 47. Jac. 4, 17. in innere und äusere, Matth. 5, 22. 28. 2 Cor. 7, 1. in solche, bey welchen bloß das formelle, und solche, bey denen auch das materielle der Hand|d160|lung sündlich ist, Matth. 6, 1. 2. 5. 16. 1 Cor. 13, 3. in wissentliche, vorsätzliche, vielleicht gar Bosheitssünden, welche gegen besser Wissen und Gewissen begangen werden, und in solche, die aus nicht unverschuldeter Unwissenheit, 1 Tim. 1, 13. oder aus Uebereilung Gal. 6, 1. oder aus Schwachheit geschehen; Matth. 26, 41. in anerkannte und unerkannte, Ps. 19, 13. 90, 8. ingleichen in selbstbegangene und in fremde, 1 Tim. 5, 22. da man zwar die strafbare That nicht selbst verübt, aber doch durch Veranlassung derselben, durch verschafte Gelegenheit, dargebotene Bewegungsgründe, unterlassene Verhinderung etc. oder auch durch gegebenen Beifall Röm. 1, 32. selbst sündiget und gleichsam an jener That strafbaren Antheil nimmt. Auch in Absicht des Grades der Strafbarkeit sind die Sünden verschieden, Joh. 19, 11. Luc. 12, 47. 48. und richtet sich dieser nach dem Grade der Moralität und Freiheit, womit man handelt. Die Sünde aber wider den heiligen Geist, Matth. 12, 31. 32. findet gegenwärtig nicht mehr statt, wenn man darunter boshafte Lästerung selbsterfarner göttlicher Wunder verstehet; in einem andern Sinne aber könnte diese Sünde nicht im eigentlichen Verstande unverzeihlich genennt werden.
*) Diese Eintheilungen haben die Absicht, Menschen auf solche Versündigungen aufmerksam zu machen, welche sie sonst ganz zu übersehen geneigt sind z. B. Unterlassungs Sünden.
119. Die Ursachen dieses moralischen Verderbens sind mannichfaltig, und braucht man nicht bey dem entferntesten Grunde stehen |d161| zu bleiben, daß jedes eingeschränktes Geschöpf fehlen könne. Es ist vielmehr dem Lehrer nützlich und nöthig, alle mitwirkende Ursachen kennen zu lernen. Die Vernunft und das Nachdenken über unsre tägliche Erfarung geben uns folgende Dinge als Quellen derjenigen Zerrüttung an, welche wir bey allen Menschen in natürlichen Zustande antreffen: a) Unsere Empfindungen haben eine viel größere Stärke, als unsre übrige Vorstellungen, zumal als die Vorhersehungen der Folgen einer Sache oder Handlung. b) Der Hang zu allem, was uns angenehme Empfindungen gewähret, wird um so viel stärker, da wir im Anfange unsers Lebens, ehe noch die Vernunft erwacht, keine andere Regel, was wir begehren oder verabscheuen sollen, haben, als die Empfindungen. Daher gewöhnen wir uns, immer das zu begehren, was uns angenehme Empfindungen gewähret, die uns schon bekannt sind, und die uns die Einbildungskraft lebhaft vormahlet; dagegen fassen wir einen allgemeinen Widerwillen gegen alles, was diese stöhret oder einschränkt. c) Am frühesten aber wird der Mensch mit derjenigen Art angenehmer Empfindungen bekannt, welche aus Befriedigung sinnlicher Begierden, und aus dem Genusse der kleineren und vergänglichen Güter dieses Lebens entspringen. Von diesen erlangt er natürlich und ungesucht eine anschauende Erkenntnis. Erst später lernt er diejenigen angenehmen Empfindungen |d162| kennen, deren Quelle die Tugend ist. Und das die Tugend allemal und ohne Ausnahme wahrhaftig glücklich mache, davon würden, ohne fremde Beihülfe, die mehresten Menschen nie, und die übrigen erst spät überzeugt werden; dahingegen jeder bald und ganz von selbst gewahr wird, daß die Gesetze der Tugend ihm nicht selten den Genuß mancher gewohnten angenehmen Empfindungen untersagen, oder ihn wenigstens, zusammt dem natürlichen Freiheitstriebe, einschränken. d) Die unregelmäsigen Ausbrüche allerley Begierden und Neigungen, die man schon an Kindern bemerkt, sind meistens im Grunde nichts, als Folgen wirklich guter Anlagen unserer Natur und Aeusserungen an sich unschuldiger Triebe und Kräfte, denen es aber, wegen Unerfarenheit des Kindes oder Nachläßigkeit seiner Erzieher, an der gehörigen Richtung und Mäßigung fehlt. e) Daß aber der Mensch, wenn nun auch seine Vernunft erwacht ist, dennoch einen Hang hat, nach bloß sinnlicher Erkenntnis zu handeln, ohne die Vernunft zu fragen oder zu hören, wird begreiflich, wenn man bedenkt, theils, daß wir im Anfang unsers Lebens weder eine andre als bloß sinnliche Erkenntnis haben, noch die Folgen unsrer Handlungen zu übersehen vermögen, und uns daher frühzeitig gewöhnen, geradehin jener Erkenntnis und den ersten Eindrücken, welche die Dinge auf uns machen, zu folgen; theils, daß noch nach erlangten Gebrauche der Vernunft, |d163| stete Aufmerksamkeit auf uns selbst und sehr viele Uebung nöthig ist, um die Fertigkeit in uns hervorzubringen, jedesmal, ehe wir uns nach den schneller und von selbst entstehenden sinnlichen Begierden entschließen, vorher vernünftig zu überlegen, ob es auch gut und recht gethan seyn würde. f) Daß der Unterricht von Gott, und die Bewegungsgründe ihn zu lieben, und aus Liebe gegen ihn gut zu handeln, so wenig über den Menschen vermögen, könnte man daraus erklären, theils, daß es dem Menschen schwehr wird, seine Gedanken und Neigungen mehr auf unsichtbare, als auf sichtbare Gegenstände zu richten, 1 Joh. 4, 20. theils, daß er mit jenen erst zu einer Zeit bekannt gemacht werden kann, da er schon zu einer Fertigkeit gelangt ist, nach bloß sinnlichen Trieben sich zu bestimmen; theils, daß die Reize der Sinnlichkeit und böse Gewohnheiten nicht ohne Anstrengung und Mühe, welche der Mensch, so wie überhaupt die Anstrengung der höhern Seelenkräfte, scheuet, besieget werden können; theils, daß dem Unterrichte, man müsse gleichwohl nach dem Siege ringen, allerley praktische Vorurtheile entgegen gesetzt werden. 119. Die Ursachen dieses moralischen Verderbens sind mannichfaltig, und braucht man nicht bey dem entferntesten Grunde stehen |d161| zu bleiben, daß jedes eingeschränktes Geschöpf fehlen könne. Es ist vielmehr dem Lehrer nützlich und nöthig, alle mitwirkende Ursachen kennen zu lernen. Die Vernunft und das Nachdenken über unsre tägliche Erfarung geben uns folgende Dinge als Quellen derjenigen Zerrüttung an, welche wir bey allen Menschen in natürlichen Zustande antreffen: a) Unsere Empfindungen haben eine viel größere Stärke, als unsre übrige Vorstellungen, zumal als die Vorhersehungen der Folgen einer Sache oder Handlung. b) Der Hang zu allem, was uns angenehme Empfindungen gewähret, wird um so viel stärker, da wir im Anfange unsers Lebens, ehe noch die Vernunft erwacht, keine andere Regel, was wir begehren oder verabscheuen sollen, haben, als die Empfindungen. Daher gewöhnen wir uns, immer das zu begehren, was uns angenehme Empfindungen gewähret, die uns schon bekannt sind, und die uns die Einbildungskraft lebhaft vormahlet; dagegen fassen wir einen allgemeinen Widerwillen gegen alles, was diese stöhret oder einschränkt. c) Am frühesten aber wird der Mensch mit derjenigen Art angenehmer Empfindungen bekannt, welche aus Befriedigung sinnlicher Begierden, und aus dem Genusse der kleineren und vergänglichen Güter dieses Lebens entspringen. Von diesen erlangt er natürlich und ungesucht eine anschauende Erkenntnis. Erst später lernt er diejenigen angenehmen Empfindungen |d162| kennen, deren Quelle die Tugend ist. Und das die Tugend allemal und ohne Ausnahme wahrhaftig glücklich mache, davon würden, ohne fremde Beihülfe, die mehresten Menschen nie, und die übrigen erst spät überzeugt werden; dahingegen jeder bald und ganz von selbst gewahr wird, daß die Gesetze der Tugend ihm nicht selten den Genuß mancher gewohnten angenehmen Empfindungen untersagen, oder ihn wenigstens, zusammt dem natürlichen Freiheitstriebe, einschränken. d) Die unregelmäsigen Ausbrüche allerley Begierden und Neigungen, die man schon an Kindern bemerkt, sind meistens im Grunde nichts, als Folgen wirklich guter Anlagen unserer Natur und Aeusserungen an sich unschuldiger Triebe und Kräfte, denen es aber, wegen Unerfarenheit des Kindes oder Nachläßigkeit seiner Erzieher, an der gehörigen Richtung und Mäßigung fehlt. e) Daß aber der Mensch, wenn nun auch seine Vernunft erwacht ist, dennoch einen Hang hat, nach bloß sinnlicher Erkenntnis zu handeln, ohne die Vernunft zu fragen oder zu hören, wird begreiflich, wenn man bedenkt, theils, daß wir im Anfang unsers Lebens weder eine andre als bloß sinnliche Erkenntnis haben, noch die Folgen unsrer Handlungen zu übersehen vermögen, und uns daher frühzeitig gewöhnen, geradehin jener Erkenntnis und den ersten Eindrücken, welche die Dinge auf uns machen, zu folgen; theils, daß noch nach erlangten Gebrauche der Vernunft, |d163| stete Aufmerksamkeit auf uns selbst und sehr viele Uebung nöthig ist, um die Fertigkeit in uns hervorzubringen, jedesmal, ehe wir uns nach den schneller und von selbst entstehenden sinnlichen Begierden entschließen, vorher vernünftig zu überlegen, ob es auch gut und recht gethan seyn würde. f) Daß der Unterricht von Gott, und die Bewegungsgründe ihn zu lieben, und aus Liebe gegen ihn gut zu handeln, so wenig über den Menschen vermögen, könnte man daraus erklären, theils, daß es dem Menschen schwehr wird, seine Gedanken und Neigungen mehr auf unsichtbare, als auf sichtbare Gegenstände zu richten, 1 Joh. 4, 20. theils, daß er mit jenen erst zu einer Zeit bekannt gemacht werden kann, da er schon zu einer Fertigkeit gelangt ist, nach bloß sinnlichen Trieben sich zu bestimmen; theils, daß die Reize der Sinnlichkeit und böse Gewohnheiten nicht ohne Anstrengung und Mühe, welche der Mensch, so wie überhaupt die Anstrengung der höhern Seelenkräfte, scheuet, besieget werden können; theils, daß dem Unterrichte, man müsse gleichwohl nach dem Siege ringen, allerley praktische Vorurtheile entgegen gesetzt werden.
120. Hierzu kommt noch g) daß nach Gottes Absicht der Mensch erst durch Unterricht und Erziehung zum Guten gebildet werden soll, daß aber der Unterricht von Gott bey den mehresten Menschen, zumal in ihrer Jugend, so be|d164|schaffen ist, daß Liebe zu Gott nicht leicht dadurch erweckt werden kann. Er ist den Fähigkeiten nicht genug angemessen, beschäftigt meist bloß das Gedächtnis, wird oft zwangsweise mitgetheilet, zeigt zu wenig die Liebenswürdigkeit Gottes und der Tugend auf eine faßliche und eindringliche Art, nimmt die den Kindern begreiflichen natürlichen guten Folgen der Frömmigkeit zu wenig zu Hülfe, giebt der Gottesfurcht wohl gar ein mürrisches Ansehen, kommt aus einem kalten Herzen, wird zu früh abgebrochen, u. s. w. h) Die sittliche Erziehung ist fast durchgehends sehr mangelhaft . Ist sie nicht ganz verkehrt, wie sie es bey vielen, zumal solchen, die zur feinern Welt gerechnet werden wollen, nur allzuoft ist, so wird doch wenigstens nicht Sorgfalt genug auf sie gewendet; man glaubt es sey genug, Tugend und Frömmigkeit zu predigen, und vergißt die so nöthige Gewöhnung zur wirklichen Ausübung derselben; ja es scheinet unmöglich, die Sorgfalt so weit zu erstrecken, daß dem ersten Anfange des Verderbens hinlänglich vorgebeugt werde. i) Böse Exempel vermehren das Uebel unaussprechlich . Die meisten Menschen werden früher mit dem Laster als mit der Tugend bekannt, und saugen, durch den Umgang mit andern, schon in der frühesten Jugend verderbliche Grundsätze ein. k) Durch das gesellschaftliche Leben wird die Zahl der Bedürfniße unendlich vermehrt , und diese sind grossentheils der Natur |d165| nicht mehr angemessen . Hierdurch werden die Reize der sinnlichen Begierden vervielfältiget, die Begierden bekommen mehr Nahrung und werden immer mehr von unsichtbaren und künftigen Gegenständen abgezogen, und die Leidenschaften werden heftiger erhitzt. Und dieses Uebel nimmt zu, und wird gefährlicher mit der steigenden Kultur und Verfeinerung der Lebensart und der Künste, wofern ihm nicht die kräftigsten Mittel entgegen gesetzt werden, welche aber zum Theil die zunehmende Kultur selbst dem Menschen anbietet.120. Hierzu kommt noch g) daß nach Gottes Absicht der Mensch erst durch Unterricht und Erziehung zum Guten gebildet werden soll, daß aber der Unterricht von Gott bey den mehresten Menschen, zumal in ihrer Jugend, so be|d164|schaffen ist, daß Liebe zu Gott nicht leicht dadurch erweckt werden kann. Er ist den Fähigkeiten nicht genug angemessen, beschäftigt meist bloß das Gedächtnis, wird oft zwangsweise mitgetheilet, zeigt zu wenig die Liebenswürdigkeit Gottes und der Tugend auf eine faßliche und eindringliche Art, nimmt die den Kindern begreiflichen natürlichen guten Folgen der Frömmigkeit zu wenig zu Hülfe, giebt der Gottesfurcht wohl gar ein mürrisches Ansehen, kommt aus einem kalten Herzen, wird zu früh abgebrochen, u. s. w. h) Die sittliche Erziehung ist fast durchgehends sehr mangelhaft . Ist sie nicht ganz verkehrt, wie sie es bey vielen, zumal solchen, die zur feinern Welt gerechnet werden wollen, nur allzuoft ist, so wird doch wenigstens nicht Sorgfalt genug auf sie gewendet; man glaubt es sey genug, Tugend und Frömmigkeit zu predigen, und vergißt die so nöthige Gewöhnung zur wirklichen Ausübung derselben; ja es scheinet unmöglich, die Sorgfalt so weit zu erstrecken, daß dem ersten Anfange des Verderbens hinlänglich vorgebeugt werde. i) Böse Exempel vermehren das Uebel unaussprechlich . Die meisten Menschen werden früher mit dem Laster als mit der Tugend bekannt, und saugen, durch den Umgang mit andern, schon in der frühesten Jugend verderbliche Grundsätze ein. k) Durch das gesellschaftliche Leben wird die Zahl der Bedürfniße unendlich vermehrt , und diese sind grossentheils der Natur |d165| nicht mehr angemessen . Hierdurch werden die Reize der sinnlichen Begierden vervielfältiget, die Begierden bekommen mehr Nahrung und werden immer mehr von unsichtbaren und künftigen Gegenständen abgezogen, und die Leidenschaften werden heftiger erhitzt. Und dieses Uebel nimmt zu, und wird gefährlicher mit der steigenden Kultur und Verfeinerung der Lebensart und der Künste, wofern ihm nicht die kräftigsten Mittel entgegen gesetzt werden, welche aber zum Theil die zunehmende Kultur selbst dem Menschen anbietet.
121. a) Diese Ursachen ‒ die zu unsrer Natur gehörige Stärke der Empfindungen, die Art, wie sich die Seelenkräfte natürlich jetzt entwickeln, und die Umstände, unter welchen dieses geschiehet ‒ könnten zur Erklärung des traurigen Phänomens, daß gegenwärtig das moralische Böse in allen Menschen von Kindheit an angetroffen wird, hinlänglich scheinen. Aber b) über die historische Frage: wann und wie dieses Verderben, welches sich bey Adam ursprünglich nicht fand, zuerst angefangen habe? blieben wir in Unwissenheit, wenn uns nicht die Bibel über diese Thatsache einigen Unterricht gäbe. Sie leitet nämlich den Anfang und ersten Ursprung jener Verdorbenheit schon von den ersten Stammeltern des menschlichen Geschlechts und von dem freien Verhalten derselben her. Sie waren zwar unschuldig erschaf|d166|fen. (112. 113. ) Aber da sie an moralischer Vollkommenheit wachsen sollten, gab ihnen Gott, um dieses Wachsthum durch Uebung so schnell als möglich zu befördern, ein positives Gesetz, (welches vermuthlich sie zugleich für einer ihnen schädlichen Sache warnte.) Allein verführt durch Reize von ausen, (vergl. §. 87. ) welche der sinnlichen Lust das Uebergewicht gaben, übertraten sie das Gesetz; sie sündigten also, verscherzten ihre ursprüngliche Unschuld, machten sich unglücklich und wurden straffällig. Dies lehret die 1 Mos. 3. vorkommende Erzälung deutlich, man mag sie übrigens erklären wie man will: denn auch bey der allegorischen Erklärungsart, ja selbst, wenn man einen Mythus hier annimmt, bleibt in der Hauptsache alles eben so, nur das positive Gesetz ausgenommen. Und eben das bestätigen auch andre Schriftstellen, Röm. 5, 12. ff. 1 Tim. 2, 14. welche uns überdies belehren, daß seit jener Sünde der Stammeltern alle natürlich erzeugte Menschen, welche ein Alter, worin man sündigen kann, erreichen, wirklich sündigen, und daher strafwürdig werden. Eph. 2, 3. (Siehe §. 125. ) c) Dieses zusammengenommen mit den in der Bibel so häufig vorkommenden nachdrücklichen Beschreibungen von der Beschaffenheit, Größe und Allgemeinheit der menschlichen Verderbtheit, ( 115 117. ) und mit den mannichfaltigen uns begreiflichen Ursachen dieses Uebels bey Kindern sowohl als solchen, die |d167| zum Gebrauch ihrer Vernunft gekommen sind, (§. 119. 120. ) reicht zum Unterricht des Christen hin. Denn er wird dadurch hinlänglich belehrt, theils, daß Gott nicht Urheber der Sünde sey; (vergl. §. 95 107. und §. 114. und 126. ) theils, wie nöthig eine gründliche Besserung und ein unausgesetztes ernstliches Ringen nach moralischer Vollkommenheit sey, um bey so vielen Hindernissen die hohe Bestimmung eines Menschen und Christen dennoch zu erreichen; theils, was zu dieser Absicht der Christ zu thun, und was er zu vermeiden habe, was zu seiner Besserung erfordert werde, und welche Quellen des Verderbens er bey sich und andern ihm Anvertrauten zu verstopfen bemühet seyn müsse. Daher auch d) die Bibel, welcher der Volkslehrer hierin nachahmen sollte, keine ausführliche Belehrung gegeben hat, wie und auf was Art die moralische Verdorbenheit, welche allgemein bey den Menschen angetroffen wird, mit der Versündigung der Stammeltern zusammenhänge und in dieser gegründet sey. Will man inzwischen im Nachdenken über die Folgen der Sünde Adams noch etwas weiter gehen, so kann es etwa auf folgende Weise, (§. 122 124. vergl. Anmerk. d. zu §. 112. ) mit Rücksicht auf die in der Bibel vorkommenden Winke, zumal bey der Voraussetzung, daß Moses ein wirkliches Faktum erzähle, geschehen.121. a) Diese Ursachen ‒ die zu unsrer Natur gehörige Stärke der Empfindungen, die Art, wie sich die Seelenkräfte natürlich jetzt entwickeln, und die Umstände, unter welchen dieses geschiehet ‒ könnten zur Erklärung des traurigen Phänomens, daß gegenwärtig das moralische Böse in allen Menschen von Kindheit an angetroffen wird, hinlänglich scheinen. Aber b) über die historische Frage: wann und wie dieses Verderben, welches sich bey Adam ursprünglich nicht fand, zuerst angefangen habe? blieben wir in Unwissenheit, wenn uns nicht die Bibel über diese Thatsache einigen Unterricht gäbe. Sie leitet nämlich den Anfang und ersten Ursprung jener Verdorbenheit schon von den ersten Stammeltern des menschlichen Geschlechts und von dem freien Verhalten derselben her. Sie waren zwar unschuldig erschaf|d166|fen. (112. 113. ) Aber da sie an moralischer Vollkommenheit wachsen sollten, gab ihnen Gott, um dieses Wachsthum durch Uebung so schnell als möglich zu befördern, ein positives Gesetz, (welches vermuthlich sie zugleich für einer ihnen schädlichen Sache warnte.) Allein verführt durch Reize von ausen, (vergl. §. 87. ) welche der sinnlichen Lust das Uebergewicht gaben, übertraten sie das Gesetz; sie sündigten also, verscherzten ihre ursprüngliche Unschuld, machten sich unglücklich und wurden straffällig. Dies lehret die 1 Mos. 3. vorkommende Erzälung deutlich, man mag sie übrigens erklären wie man will: denn auch bey der allegorischen Erklärungsart, ja selbst, wenn man einen Mythus hier annimmt, bleibt in der Hauptsache alles eben so, nur das positive Gesetz ausgenommen. Und eben das bestätigen auch andre Schriftstellen, Röm. 5, 12. ff. 1 Tim. 2, 14. welche uns überdies belehren, daß seit jener Sünde der Stammeltern alle natürlich erzeugte Menschen, welche ein Alter, worin man sündigen kann, erreichen, wirklich sündigen, und daher strafwürdig werden. Eph. 2, 3. (Siehe §. 125. ) c) Dieses zusammengenommen mit den in der Bibel so häufig vorkommenden nachdrücklichen Beschreibungen von der Beschaffenheit, Größe und Allgemeinheit der menschlichen Verderbtheit, ( 115 117. ) und mit den mannichfaltigen uns begreiflichen Ursachen dieses Uebels bey Kindern sowohl als solchen, die |d167| zum Gebrauch ihrer Vernunft gekommen sind, (§. 119. 120. ) reicht zum Unterricht des Christen hin. Denn er wird dadurch hinlänglich belehrt, theils, daß Gott nicht Urheber der Sünde sey; (vergl. §. 95 107. und §. 114. und 126. ) theils, wie nöthig eine gründliche Besserung und ein unausgesetztes ernstliches Ringen nach moralischer Vollkommenheit sey, um bey so vielen Hindernissen die hohe Bestimmung eines Menschen und Christen dennoch zu erreichen; theils, was zu dieser Absicht der Christ zu thun, und was er zu vermeiden habe, was zu seiner Besserung erfordert werde, und welche Quellen des Verderbens er bey sich und andern ihm Anvertrauten zu verstopfen bemühet seyn müsse. Daher auch d) die Bibel, welcher der Volkslehrer hierin nachahmen sollte, keine ausführliche Belehrung gegeben hat, wie und auf was Art die moralische Verdorbenheit, welche allgemein bey den Menschen angetroffen wird, mit der Versündigung der Stammeltern zusammenhänge und in dieser gegründet sey. Will man inzwischen im Nachdenken über die Folgen der Sünde Adams noch etwas weiter gehen, so kann es etwa auf folgende Weise, (§. 122 124. vergl. Anmerk. d. zu §. 112. ) mit Rücksicht auf die in der Bibel vorkommenden Winke, zumal bey der Voraussetzung, daß Moses ein wirkliches Faktum erzähle, geschehen.
|d168| 122. Die Folgen der ersten Versündigung trafen zunächst unsere Stammeltern selbst. Regellose Begierden waren nun einmal erweckt und hatten den Weg zu ihrer Befriedigung gefunden. Die sinnlichen Triebe wurden unordentlich heftig, und erregten, von unregelmäsigen Bewegungen im Körper verstärkt, (welche vielleicht zum Theil aus den Wirkungen der Frucht, die nicht für sie zum Genusse bestimmt war, herrührten,) einen Tumult der Leidenschaften. 1 Mos. 3, 7. Das ihrer Lage angemessene Gleichgewicht war aufgehoben. Heiterkeit des Gemüths und Ruhe des Gewissens waren verlohren, und dafür Bewußtseyn der Schuld gekommen. In die Stelle der kindlichen Liebe gegen Gott trat knechtische Furcht, mit ihrer Wirkung, der Verstellung. V. 8.–13. Und von diesem allen mußten sich unausbleiblich die übeln Folgen durch den ganzen Rest des Lebens der Stammeltern zeigen[.] Auch der Körper fühlte die Folgen der Versündigung und der nun rege gewordenen unordentlichen Begierden und stürmenden Leidenschaften; er ward zerrüttet und geschwächt, und ganz unvermeidlich dem Tode, so wie itzt jeder Mensch ihn erfaren muß, unterworfen. V. 19. 22. Und aus weiser Güte Gottes gieng auch in den äussern glücklichen Umständen der Menschen eine Veränderung vor, die ihnen nicht anders als höchstempfindlich seyn konnte, so wohlthätig sie auch war. V. 16. 17. 23. 24. So folgte |d169| schon bey den Stammeltern unsers Geschlechts physisches Uebel dem moralischen auf dem Fuße nach. |d168| 122. Die Folgen der ersten Versündigung trafen zunächst unsere Stammeltern selbst. Regellose Begierden waren nun einmal erweckt und hatten den Weg zu ihrer Befriedigung gefunden. Die sinnlichen Triebe wurden unordentlich heftig, und erregten, von unregelmäsigen Bewegungen im Körper verstärkt, (welche vielleicht zum Theil aus den Wirkungen der Frucht, die nicht für sie zum Genusse bestimmt war, herrührten,) einen Tumult der Leidenschaften. 1 Mos. 3, 7. Das ihrer Lage angemessene Gleichgewicht war aufgehoben. Heiterkeit des Gemüths und Ruhe des Gewissens waren verlohren, und dafür Bewußtseyn der Schuld gekommen. In die Stelle der kindlichen Liebe gegen Gott trat knechtische Furcht, mit ihrer Wirkung, der Verstellung. V. 8.–13. Und von diesem allen mußten sich unausbleiblich die übeln Folgen durch den ganzen Rest des Lebens der Stammeltern zeigen[.] Auch der Körper fühlte die Folgen der Versündigung und der nun rege gewordenen unordentlichen Begierden und stürmenden Leidenschaften; er ward zerrüttet und geschwächt, und ganz unvermeidlich dem Tode, so wie itzt jeder Mensch ihn erfaren muß, unterworfen. V. 19. 22. Und aus weiser Güte Gottes gieng auch in den äussern glücklichen Umständen der Menschen eine Veränderung vor, die ihnen nicht anders als höchstempfindlich seyn konnte, so wohlthätig sie auch war. V. 16. 17. 23. 24. So folgte |d169| schon bey den Stammeltern unsers Geschlechts physisches Uebel dem moralischen auf dem Fuße nach.
123. Von ihnen verbreiteten sich nun die schlimmen Folgen jener Sünde weiter über ihre ganze Nachkommenschaft. Denn es wird nunmehr a) vermittelst der natürlichen Zeugung eine nicht nur nothwendig dem Tod unterworfene, Röm. 5, 12. 15. 17. 1 Cor. 15, 22. Röm. 6, 23. sondern auch zerrüttete Natur auf alle Menschen fortgepflanzt. Diese Zerrüttung (welche von derjenigen Verderbtheit, die aus unsrer oder andrer Menschen Nachläßigkeit und Schuld entstehet, eben so wohl als von den wesentlichen Schranken unsrer Natur und von der nothwendig zu derselben gehörigen Sinnlichkeit und deren unvermeidlichen Folgen unterschieden ist), bestehet nun zwar b) nicht, wie einige gewähnt haben, in einem angebohrnen Haß gegen alles Gute und Gott selbst; oder in angebohrnen sündlichen Fertigkeiten, oder darin, daß der Mensch unwissend und ohne Fertigkeit im Guten auf die Welt kommt. Es läßt sich auch nicht behaupten, daß, falls unsre Stamm- und übrige Voreltern sämtlich ihre Unschuld bewahret hätten, die Empfindungen schwächer als andre Vorstellungen auf uns gewirkt, oder die Seelenkräfte auf eine völlig andre Art, als itzt geschieht, sich entwickelt haben würden: obgleich c) gewiß ist, theils, |d170| daß im angenommenen Fall die Entwickelung unsrer Kräfte unter ganz andern Umständen vorgegangen seyn, mithin einen andern Gang genommen haben, und vermuthlich geschwinder erfolgt seyn würde; theils, daß statt aller §. 120. angezeigten Beförderungsmittel der Verdorbenheit, eben so viele Beförderungsmittel der sittlichen Vollkommenheit würden statt gefunden haben; daher dann, so natürlich es itzt ist, daß die Vernunft in die Sklaverey der Sinnlichkeit geräth, es eben so natürlich gewesen seyn würde, daß erstere die über letztere ihr gebührende Herrschaft behauptet hätte. Sondern d) jene Zerrüttung bestehet in gewissen angebohrnen und von unsern Voreltern ererbten verkehrten Beschaffenheiten oder Dispositionen unsrer Natur. Diese würden die Menschen, wenn ihre Voreltern nicht gesündigt hätten, nicht mit auf die Welt gebracht haben, und sie würden, so lange sie gleichfalls schuldlos geblieben wären, zwar immer fehlbar gewesen seyn, aber doch in einem andern Zustand als itzt, den wir aber genauer zu beschreiben unvermögend sind, sich befunden haben.123. Von ihnen verbreiteten sich nun die schlimmen Folgen jener Sünde weiter über ihre ganze Nachkommenschaft. Denn es wird nunmehr a) vermittelst der natürlichen Zeugung eine nicht nur nothwendig dem Tod unterworfene, Röm. 5, 12. 15. 17. 1 Cor. 15, 22. Röm. 6, 23. sondern auch zerrüttete Natur auf alle Menschen fortgepflanzt. Diese Zerrüttung (welche von derjenigen Verderbtheit, die aus unsrer oder andrer Menschen Nachläßigkeit und Schuld entstehet, eben so wohl als von den wesentlichen Schranken unsrer Natur und von der nothwendig zu derselben gehörigen Sinnlichkeit und deren unvermeidlichen Folgen unterschieden ist), bestehet nun zwar b) nicht, wie einige gewähnt haben, in einem angebohrnen Haß gegen alles Gute und Gott selbst; oder in angebohrnen sündlichen Fertigkeiten, oder darin, daß der Mensch unwissend und ohne Fertigkeit im Guten auf die Welt kommt. Es läßt sich auch nicht behaupten, daß, falls unsre Stamm- und übrige Voreltern sämtlich ihre Unschuld bewahret hätten, die Empfindungen schwächer als andre Vorstellungen auf uns gewirkt, oder die Seelenkräfte auf eine völlig andre Art, als itzt geschieht, sich entwickelt haben würden: obgleich c) gewiß ist, theils, |d170| daß im angenommenen Fall die Entwickelung unsrer Kräfte unter ganz andern Umständen vorgegangen seyn, mithin einen andern Gang genommen haben, und vermuthlich geschwinder erfolgt seyn würde; theils, daß statt aller §. 120. angezeigten Beförderungsmittel der Verdorbenheit, eben so viele Beförderungsmittel der sittlichen Vollkommenheit würden statt gefunden haben; daher dann, so natürlich es itzt ist, daß die Vernunft in die Sklaverey der Sinnlichkeit geräth, es eben so natürlich gewesen seyn würde, daß erstere die über letztere ihr gebührende Herrschaft behauptet hätte. Sondern d) jene Zerrüttung bestehet in gewissen angebohrnen und von unsern Voreltern ererbten verkehrten Beschaffenheiten oder Dispositionen unsrer Natur. Diese würden die Menschen, wenn ihre Voreltern nicht gesündigt hätten, nicht mit auf die Welt gebracht haben, und sie würden, so lange sie gleichfalls schuldlos geblieben wären, zwar immer fehlbar gewesen seyn, aber doch in einem andern Zustand als itzt, den wir aber genauer zu beschreiben unvermögend sind, sich befunden haben.
124. Diese fehlerhafte angeerbte Disposition mag wohl a) zunächst im Körper zu suchen seyn, und vielleicht in einer Schwäche und allzugrossen Reizbarkeit der Nerven und in der Leichtigkeit, mit welcher das Blut bey sinnlichen Reizen allerley Art in allzuheftige |d171| Wallung geräth, bestehen, wodurch dann auch die sinnlichen Triebe mehr Schnelligkeit und Heftigkeit bekommen, als daß die Vernunft sie leicht im Zaume halten könnte, und als sie vermuthlich in einem fortdauernden Stande der Unschuld gehabt haben würden. Es läßt sich wenigstens begreifen, daß Zerrüttung der Seele bey den Stammeltern nicht habe seyn können, ohne Zerrütung ihrer Körper; (der muthmaslichen Wirkung der genossenen Frucht nicht zu gedenken); daß zerrüttete Körper natürlich keine andere als gleichfalls zerrüttete erzeugen können; und daß die Zerrüttung des Körpers der Kinder sich unausbleiblich ihrer Seele mittheile. Ob aber auch eine verkehrte Disposition b) unmittelbar in die Seele der Kinder von den Voreltern übergehe, ist weder nöthig noch auch wohl möglich zu entscheiden, indem die Bibel hierüber keine deutliche und bestimmte Belehrungen giebt. Inzwischen, obgleich lasterhafte Neigungen der Eltern nicht immer auf die Kinder forterben, so scheint es doch nicht unmöglich, daß eine verkehrte Disposition, welche in der ganzen langen Reihe der Voreltern ohne Ausnahme, wenn schon mit tausernderley Modifikationen, angetroffen wird, auf die Disposition der Seele der Kinder einen Einfluß habe. Die eigentliche Beschaffenheit aber dieser angeerbten Disposition der Seele, falls man eine solche annimmt, läßt sich anders nicht, als durch ihre Folgen beschreiben, |d172| welche darin gesetzt werden müßten, daß die Vernunft so sehr leicht von der Sinnlichkeit überwältiget wird; daß wir, ohne ausserordentliche Reize und Verführungen und bey einer nicht sorglosen Erziehung doch viel leichter bös werden, als bey aller möglichen angewandten Mühe gut u. s. f.124. Diese fehlerhafte angeerbte Disposition mag wohl a) zunächst im Körper zu suchen seyn, und vielleicht in einer Schwäche und allzugrossen Reizbarkeit der Nerven und in der Leichtigkeit, mit welcher das Blut bey sinnlichen Reizen allerley Art in allzuheftige |d171| Wallung geräth, bestehen, wodurch dann auch die sinnlichen Triebe mehr Schnelligkeit und Heftigkeit bekommen, als daß die Vernunft sie leicht im Zaume halten könnte, und als sie vermuthlich in einem fortdauernden Stande der Unschuld gehabt haben würden. Es läßt sich wenigstens begreifen, daß Zerrüttung der Seele bey den Stammeltern nicht habe seyn können, ohne Zerrütung ihrer Körper; (der muthmaslichen Wirkung der genossenen Frucht nicht zu gedenken); daß zerrüttete Körper natürlich keine andere als gleichfalls zerrüttete erzeugen können; und daß die Zerrüttung des Körpers der Kinder sich unausbleiblich ihrer Seele mittheile. Ob aber auch eine verkehrte Disposition b) unmittelbar in die Seele der Kinder von den Voreltern übergehe, ist weder nöthig noch auch wohl möglich zu entscheiden, indem die Bibel hierüber keine deutliche und bestimmte Belehrungen giebt. Inzwischen, obgleich lasterhafte Neigungen der Eltern nicht immer auf die Kinder forterben, so scheint es doch nicht unmöglich, daß eine verkehrte Disposition, welche in der ganzen langen Reihe der Voreltern ohne Ausnahme, wenn schon mit tausernderley Modifikationen, angetroffen wird, auf die Disposition der Seele der Kinder einen Einfluß habe. Die eigentliche Beschaffenheit aber dieser angeerbten Disposition der Seele, falls man eine solche annimmt, läßt sich anders nicht, als durch ihre Folgen beschreiben, |d172| welche darin gesetzt werden müßten, daß die Vernunft so sehr leicht von der Sinnlichkeit überwältiget wird; daß wir, ohne ausserordentliche Reize und Verführungen und bey einer nicht sorglosen Erziehung doch viel leichter bös werden, als bey aller möglichen angewandten Mühe gut u. s. f.
125. Diese verkehrte Disposition, mit welcher itzt alle natürlich erzeugte Menschen geboren werden, wo sie auch immer ihren eigentlichen Sitz haben und worin sie bestehen mag, verursachet, daß es keinen solchen Menschen, welcher zum Gebrauch seiner Vernunft gelangt ist, giebt, welcher nicht Gottes Gesetz mannichfaltig überträte, und daher vor Gott strafwürdig wäre. Eph. 2, 3. Doch ist gewiß, a) daß allein um des angebohrnen Verderbens willen niemand verdammt werde; vergl. Röm. 5, 15. 18. daher wir wegen des künftigen Schicksals der Kinder, welche vor erlangtem Gebrauche der Vernunft versterben, (auch der ungetauften) unbekümmert seyn dürfen; b) daß die Zerrüttung der Natur des Menschen die Moralität seiner freien Handlungen keineswegs aufhebe, noch deren Strafbarkeit, wenn sie böse sind, wegnehme, oder dem Menschen zur Entschuldigung diene. Röm. 1, 20. Denn hat gleich der Mensch natürlich einen Hang zum sündigen, und reizt ihn gleich seine eigene Lust zur Sünde, Jak. 1, 14. so muß er doch nicht sündigen, und am wenig|d173|sten ist er gezwungen gerade diese oder jene Sünde zu begehen, sondern er kann durch seine Vernunft Gott erkennen, Röm. 1, 20. hat ein Gesetz von Gott ins Herz geschrieben, Röm. 2, 15. ist mit sehr mannichfaltigen natürlichen Anlagen, das was dieses Gesetz fordert, zu thun, versehen, (§. 114. ) kann daher Gutes thun und Böses meiden, (Ebendas.) und Gott verschafft jedem Menschen so viele Hülfen, als nöthig sind, die unordentliche Sinnlichkeit zu bändigen, und urtheilt über jeden nach dem Gebrauche, den er von den ihm dargebotenen Mitteln gemacht hat. Röm. 2, 12.125. Diese verkehrte Disposition, mit welcher itzt alle natürlich erzeugte Menschen geboren werden, wo sie auch immer ihren eigentlichen Sitz haben und worin sie bestehen mag, verursachet, daß es keinen solchen Menschen, welcher zum Gebrauch seiner Vernunft gelangt ist, giebt, welcher nicht Gottes Gesetz mannichfaltig überträte, und daher vor Gott strafwürdig wäre. Eph. 2, 3. Doch ist gewiß, a) daß allein um des angebohrnen Verderbens willen niemand verdammt werde; vergl. Röm. 5, 15. 18. daher wir wegen des künftigen Schicksals der Kinder, welche vor erlangtem Gebrauche der Vernunft versterben, (auch der ungetauften) unbekümmert seyn dürfen; b) daß die Zerrüttung der Natur des Menschen die Moralität seiner freien Handlungen keineswegs aufhebe, noch deren Strafbarkeit, wenn sie böse sind, wegnehme, oder dem Menschen zur Entschuldigung diene. Röm. 1, 20. Denn hat gleich der Mensch natürlich einen Hang zum sündigen, und reizt ihn gleich seine eigene Lust zur Sünde, Jak. 1, 14. so muß er doch nicht sündigen, und am wenig|d173|sten ist er gezwungen gerade diese oder jene Sünde zu begehen, sondern er kann durch seine Vernunft Gott erkennen, Röm. 1, 20. hat ein Gesetz von Gott ins Herz geschrieben, Röm. 2, 15. ist mit sehr mannichfaltigen natürlichen Anlagen, das was dieses Gesetz fordert, zu thun, versehen, (§. 114. ) kann daher Gutes thun und Böses meiden, (Ebendas.) und Gott verschafft jedem Menschen so viele Hülfen, als nöthig sind, die unordentliche Sinnlichkeit zu bändigen, und urtheilt über jeden nach dem Gebrauche, den er von den ihm dargebotenen Mitteln gemacht hat. Röm. 2, 12.
126. Man muß sich nicht einbilden, daß durch Adams Sünde der von Gott gemachte Plan zernichtet worden sey. Vielmehr hat der Allwissende jene Sünde mit allen ihren Folgen vorhergesehen, (§. 42 .) und der Allweise und Allgütige Vater der Menschen hat von Ewigkeit her beschlossen dies alles zuzulassen. (§. 66. 44. c.) Es muß also der unendliche Verstand des Allerheiligsten erkannt haben, daß durch diese wirklich gewordene Reihe von Veränderungen, am Ende und im Ganzen genommen, die größte mögliche Summe des Guten für das menschliche Geschlecht und das Geisterreich erhalten werden würde, daß hingegen dies nicht zu erreichen gewesen wäre, wenn Gott die ersten Menschen noch vollkommener erschaf|d174|fen, oder alle Gelegenheit zu fehlen von ihnen entfernt, oder ein anderes menschliches Individuum an Adams Stelle gesetzt, oder diesen in jenem kritischen Zeitpunkte durch übernatürliche Einwirkungen vor dem Sündigen gesichert, oder die Folgen seines Falles auf seine Nachkommen übernatürlicher Weise gehindert hätte. Ja, es ist so schwehr nicht einzusehen, wie es zugehe, daß selbst die Sünde zur Vermehrung des Guten und zur Veredlung des Menschen mitwirken müsse, und daß der Mensch ohne Fehlbarkeit unfähig seyn würde, alle ihm mögliche Stufen der Vollkommenheit durchzulaufen, und eben hierdurch von einer Stufe der Glückseligkeit zur andern, auf eine moralische Art, sich hinaufzuschwingen. Und so ist bey dem Menschen, so wie in der ganzen Welt, alles in steter successiver Entwickelung, und stetem Emporstreben nach höherer Vollkommenheit. Und Gott weiß das Böse (das ihm immer misfällig, und das an sich immer strafbar bleibt), zu grösserem Guten anzuwenden. – So kannte dann auch Gott schon von Ewigkeit her die Mittel, wodurch die Wiederherstellung des Menschengeschlechts bewirkt werden würde, übersahe den ganzen Erfolg derselben, und beschloß, mit der Zulassung des Falles, zugleich auch ihre wirkliche Anwendung.126. Man muß sich nicht einbilden, daß durch Adams Sünde der von Gott gemachte Plan zernichtet worden sey. Vielmehr hat der Allwissende jene Sünde mit allen ihren Folgen vorhergesehen, (§. 42 .) und der Allweise und Allgütige Vater der Menschen hat von Ewigkeit her beschlossen dies alles zuzulassen. (§. 66. 44. c.) Es muß also der unendliche Verstand des Allerheiligsten erkannt haben, daß durch diese wirklich gewordene Reihe von Veränderungen, am Ende und im Ganzen genommen, die größte mögliche Summe des Guten für das menschliche Geschlecht und das Geisterreich erhalten werden würde, daß hingegen dies nicht zu erreichen gewesen wäre, wenn Gott die ersten Menschen noch vollkommener erschaf|d174|fen, oder alle Gelegenheit zu fehlen von ihnen entfernt, oder ein anderes menschliches Individuum an Adams Stelle gesetzt, oder diesen in jenem kritischen Zeitpunkte durch übernatürliche Einwirkungen vor dem Sündigen gesichert, oder die Folgen seines Falles auf seine Nachkommen übernatürlicher Weise gehindert hätte. Ja, es ist so schwehr nicht einzusehen, wie es zugehe, daß selbst die Sünde zur Vermehrung des Guten und zur Veredlung des Menschen mitwirken müsse, und daß der Mensch ohne Fehlbarkeit unfähig seyn würde, alle ihm mögliche Stufen der Vollkommenheit durchzulaufen, und eben hierdurch von einer Stufe der Glückseligkeit zur andern, auf eine moralische Art, sich hinaufzuschwingen. Und so ist bey dem Menschen, so wie in der ganzen Welt, alles in steter successiver Entwickelung, und stetem Emporstreben nach höherer Vollkommenheit. Und Gott weiß das Böse (das ihm immer misfällig, und das an sich immer strafbar bleibt), zu grösserem Guten anzuwenden. – So kannte dann auch Gott schon von Ewigkeit her die Mittel, wodurch die Wiederherstellung des Menschengeschlechts bewirkt werden würde, übersahe den ganzen Erfolg derselben, und beschloß, mit der Zulassung des Falles, zugleich auch ihre wirkliche Anwendung.
|d175| 127. Sollte dem so sehr in Verfall gerathenen Menschengeschlecht geholfen werden, so mußten Mittel geschafft werden, die hinreichten a) den Verstand der Menschen über ihre Bestimmung und Pflichten aufzuklären; b) sie von der Liebe Gottes, und von dessen Fürsorge für sie und ihre ewige Wohlfarth, zu versichern, und einen festen Grund zu legen, auf welchen sich ihre Zuversicht stützen könnte, daß die verdienten Strafen ihnen erlassen werden, und sie des göttlichen Wohlgefallens wieder fähig seyn; c) zur Liebe und Vertrauen zu Gott sie kräftig zu reizen; d) die unregelmäßige Gewalt der unordentlichen Begierden so zu vermindern, daß die Vernunft wieder die Herrschaft über sie führen könnte; e) sie dahin zu bringen, daß eine Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit in ihnen entstünde.|d175| 127. Sollte dem so sehr in Verfall gerathenen Menschengeschlecht geholfen werden, so mußten Mittel geschafft werden, die hinreichten a) den Verstand der Menschen über ihre Bestimmung und Pflichten aufzuklären; b) sie von der Liebe Gottes, und von dessen Fürsorge für sie und ihre ewige Wohlfarth, zu versichern, und einen festen Grund zu legen, auf welchen sich ihre Zuversicht stützen könnte, daß die verdienten Strafen ihnen erlassen werden, und sie des göttlichen Wohlgefallens wieder fähig seyn; c) zur Liebe und Vertrauen zu Gott sie kräftig zu reizen; d) die unregelmäßige Gewalt der unordentlichen Begierden so zu vermindern, daß die Vernunft wieder die Herrschaft über sie führen könnte; e) sie dahin zu bringen, daß eine Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit in ihnen entstünde.
128. a) Die hiezu dienlichen Mittel hat der allweise Gott nach einem ganz freien Rathschlusse (§. 67. ) festgesetzt, 1 Cor. 1, 21. 23. Col. 1, 19. 20. Act. 4, 27. 28. und aus unendlicher Liebe und Erbarmung gegen das gefallene Menschengeschlecht veranstaltet. Joh. 3, 16. Röm. 5, 8. Eph. 1. 7. 2, 4. Tit. 3, 4–7. 1 Joh. 4, 9. 10. 19. b) Der Mittelpunkt aber der auf die Wiederherstellung der Menschen abzielenden Anstalten, ist die durch |d176| Christum geschehene Erlösung derselben 1 Cor. 1, 17. 18. 23. 24. 2, 2. 1 Tim. 1, 15. Hebr. 5, 9. Durch sie wird alles vollständig bewirkt, was nur (nach §. 127. ) dazu gehört, die in Verfall gerathenen Menschen zu Erreichung ihrer grossen Bestimmung wieder geschickt zu machen, 1 Cor. 1, 23. 24. 30. indem durch sie die Menschen theils von Strafübeln und der Furcht dafür befreiet, theils der höchsten Beweise der Gnade Gottes empfänglich gemacht werden. Joh. 3, 16. Eph. 1, 7. 25, 14. 15. 19 – 6, 1. Röm. 8, 3. 4. Tit. 2, 14. c) Und auf diese Erlösung hatten schon die frühern Anstalten Gottes ihre Beziehung; vornehmlich die in der Familie und unter den Nachkommen Abrahams gemachten, jedoch zum Theil auch die unter andern Völkern getroffenen. Sie waren Vorbereitungen, welche die Weisheit Gottes für nöthig fand, Gal. 3, 19. 23. – 4, 5. auf die d) von Gott bestimmte Zeit, Gal. 4, 4. Eph. 1, 10. in welcher der ewige Rathschluß Gottes Eph. 1, 4. 1 Petr. 1, 20. ausgeführt werden sollen.128. a) Die hiezu dienlichen Mittel hat der allweise Gott nach einem ganz freien Rathschlusse (§. 67. ) festgesetzt, 1 Cor. 1, 21. 23. Col. 1, 19. 20. Act. 4, 27. 28. und aus unendlicher Liebe und Erbarmung gegen das gefallene Menschengeschlecht veranstaltet. Joh. 3, 16. Röm. 5, 8. Eph. 1. 7. 2, 4. Tit. 3, 4–7. 1 Joh. 4, 9. 10. 19. b) Der Mittelpunkt aber der auf die Wiederherstellung der Menschen abzielenden Anstalten, ist die durch |d176| Christum geschehene Erlösung derselben 1 Cor. 1, 17. 18. 23. 24. 2, 2. 1 Tim. 1, 15. Hebr. 5, 9. Durch sie wird alles vollständig bewirkt, was nur (nach §. 127. ) dazu gehört, die in Verfall gerathenen Menschen zu Erreichung ihrer grossen Bestimmung wieder geschickt zu machen, 1 Cor. 1, 23. 24. 30. indem durch sie die Menschen theils von Strafübeln und der Furcht dafür befreiet, theils der höchsten Beweise der Gnade Gottes empfänglich gemacht werden. Joh. 3, 16. Eph. 1, 7. 25, 14. 15. 19 – 6, 1. Röm. 8, 3. 4. Tit. 2, 14. c) Und auf diese Erlösung hatten schon die frühern Anstalten Gottes ihre Beziehung; vornehmlich die in der Familie und unter den Nachkommen Abrahams gemachten, jedoch zum Theil auch die unter andern Völkern getroffenen. Sie waren Vorbereitungen, welche die Weisheit Gottes für nöthig fand, Gal. 3, 19. 23. – 4, 5. auf die d) von Gott bestimmte Zeit, Gal. 4, 4. Eph. 1, 10. in welcher der ewige Rathschluß Gottes Eph. 1, 4. 1 Petr. 1, 20. ausgeführt werden sollen.
129. a) Gleichwie die Liebe Gottes über alle Menschen sich erstreckt, Joh. 3, 16. Röm. 2, 11. 10, 12. 11, 32. 1 Tim. 2, 4. 5. Tit. 3, 4. so verordnete er auch Christum zum Erlöser aller Menschen. Joh. 3, 16. Röm. 5, 15. 18. 2 Cor. 5, 14. 15. |d177| 1 Tim. 2, 6. Tit[.] 2, 11. b) Weil aber die Natur der Sache mit sich bringet, daß zur wirklichen Theilnehmung an den Früchten der Erlösung die freie Einwilligung der Menschen und die Befolgung einer ihnen vorgeschriebenen Ordnung erfordert werde; Marc. 16, 16. Joh. 3, 15–18. Röm. 1, 16. 1 Cor. 1, 18. welches ohne Kenntnis von derselben nicht möglich war; Joh. 17, 3. so war nöthig, daß Gott die geschehene Erlösung, und die Bedingungen, unter welchen man an ihr Antheil bekommt, bekannt machte. Röm. 10, 13–17. c) Allein Geschichte und Erfahrung bezeugen, daß diese Bekanntmachung nicht unter allen Völkern aller Zeiten und bey allen Menschen geschehen sey; (§. 7. nr. 6.) und die Bibel lehret, daß dieser Unterschied auf einem freien Rathschlusse Gottes, welcher sich auf das untrüglich eingesehene Beste des Ganzen gründet, Röm. 1, 12–32. eben so beruhe in Absicht der Personen und der Zeit, Röm. 8, 30. 9, 6–31. 11, 5. 6. Eph. 1, 4–6. 9. 11. 2, 8. 9. Col. 1, 26. 27. 2 Tim. 1, 9. 1 Cor. 1, 30. Röm. 16, 25. 26. 1 Cor. 2, 7. Eph. 3, 10. 11. wie ehemals die den Nachkommen Abrahams vor andern Völkern verliehenen Vorzüge Röm. 3, 1. 2. 9, 4. 5. 11, 1. 2. 28. Eph. 2, 11. 12. gleichfalls einen freien Rathschluß Gottes, nicht aber ein vorhergegangenes vorzügliches Verdienst, zum Grunde hatten. Röm. 9, 11. 12. 129. a) Gleichwie die Liebe Gottes über alle Menschen sich erstreckt, Joh. 3, 16. Röm. 2, 11. 10, 12. 11, 32. 1 Tim. 2, 4. 5. Tit. 3, 4. so verordnete er auch Christum zum Erlöser aller Menschen. Joh. 3, 16. Röm. 5, 15. 18. 2 Cor. 5, 14. 15. |d177| 1 Tim. 2, 6. Tit[.] 2, 11. b) Weil aber die Natur der Sache mit sich bringet, daß zur wirklichen Theilnehmung an den Früchten der Erlösung die freie Einwilligung der Menschen und die Befolgung einer ihnen vorgeschriebenen Ordnung erfordert werde; Marc. 16, 16. Joh. 3, 15–18. Röm. 1, 16. 1 Cor. 1, 18. welches ohne Kenntnis von derselben nicht möglich war; Joh. 17, 3. so war nöthig, daß Gott die geschehene Erlösung, und die Bedingungen, unter welchen man an ihr Antheil bekommt, bekannt machte. Röm. 10, 13–17. c) Allein Geschichte und Erfahrung bezeugen, daß diese Bekanntmachung nicht unter allen Völkern aller Zeiten und bey allen Menschen geschehen sey; (§. 7. nr. 6.) und die Bibel lehret, daß dieser Unterschied auf einem freien Rathschlusse Gottes, welcher sich auf das untrüglich eingesehene Beste des Ganzen gründet, Röm. 1, 12–32. eben so beruhe in Absicht der Personen und der Zeit, Röm. 8, 30. 9, 6–31. 11, 5. 6. Eph. 1, 4–6. 9. 11. 2, 8. 9. Col. 1, 26. 27. 2 Tim. 1, 9. 1 Cor. 1, 30. Röm. 16, 25. 26. 1 Cor. 2, 7. Eph. 3, 10. 11. wie ehemals die den Nachkommen Abrahams vor andern Völkern verliehenen Vorzüge Röm. 3, 1. 2. 9, 4. 5. 11, 1. 2. 28. Eph. 2, 11. 12. gleichfalls einen freien Rathschluß Gottes, nicht aber ein vorhergegangenes vorzügliches Verdienst, zum Grunde hatten. Röm. 9, 11. 12.
|d178| 130. a) Durch was für Mittel nun Gott diejenigen Menschen zu ihrer grossen Bestimmung führe, welchen die Kenntnis der geschehenen Erlösung, und der Ordnung, in welcher man an ihr theilnimmt, mangelt, darüber können wir unbekümmert seyn, ob wir uns gleich bey einigem Nachdenken von der Wahrheit überzeugen können, daß Gott auch an ihnen sich nicht unbezeugt gelassen habe. Act. 14, 16. 17. b) Genug, daß es der unendlichen Weisheit nicht an Mitteln hiezu fehlen kann; daß auch sie vernünftige, und mit Fähigkeiten und Anlagen zu höherer Glückseligkeit begabte Geschöpfe Gottes sind; daß er der allgütige Vater aller Menschen ohne Unterschied ist, (§. 129. a.) der aller Menschen wahres Wohl ernstlich will, Röm. 11, 32. 1 Tim. 2, 4. 2 Petr. 3, 9. Ezech. 33, 11. Matth. 23, 37. und von niemand mehr fordert, als ihm zu leisten möglich ist; und daß Christus zum Besten aller Menschen (§. 129. a.) gestorben ist. c) Uns kommt nur zu, diejenige Anweisung zur Seligkeit zu wissen und zu befolgen, welche uns Christen in der Bibel gegeben ist; nicht aber andere zu richten und zu verdammen.|d178| 130. a) Durch was für Mittel nun Gott diejenigen Menschen zu ihrer grossen Bestimmung führe, welchen die Kenntnis der geschehenen Erlösung, und der Ordnung, in welcher man an ihr theilnimmt, mangelt, darüber können wir unbekümmert seyn, ob wir uns gleich bey einigem Nachdenken von der Wahrheit überzeugen können, daß Gott auch an ihnen sich nicht unbezeugt gelassen habe. Act. 14, 16. 17. b) Genug, daß es der unendlichen Weisheit nicht an Mitteln hiezu fehlen kann; daß auch sie vernünftige, und mit Fähigkeiten und Anlagen zu höherer Glückseligkeit begabte Geschöpfe Gottes sind; daß er der allgütige Vater aller Menschen ohne Unterschied ist, (§. 129. a.) der aller Menschen wahres Wohl ernstlich will, Röm. 11, 32. 1 Tim. 2, 4. 2 Petr. 3, 9. Ezech. 33, 11. Matth. 23, 37. und von niemand mehr fordert, als ihm zu leisten möglich ist; und daß Christus zum Besten aller Menschen (§. 129. a.) gestorben ist. c) Uns kommt nur zu, diejenige Anweisung zur Seligkeit zu wissen und zu befolgen, welche uns Christen in der Bibel gegeben ist; nicht aber andere zu richten und zu verdammen.
131. *) a) Von Ewigkeit her ist es der unveränderliche Wille Gottes, daß alle Menschen |d179| so vieler Glückseligkeit theilhaftig werden sollen, als nur ihre Empfänglichkeit verstattet; (§. 48. 43. ) folglich ist es auch sein Wille, daß alle Menschen zur Seeligkeit des künftigen Lebens gelangen sollen, die nicht durch unterlassenen Gebrauch der ihnen möglichen Mittel, und durch Widerspenstigkeit gegen die von Gott festgesetzte und ihnen bekannt gemachte Ordnung, sich selbst von derselben ausschliessen. Marc. 16, 16. b.) Da nun Gott das freie Verhalten eines jeden einzelnen Menschen in Absicht auf die Ordnung, welche er befolgen muß um selig werden zu können, von Ewigkeit vorhergesehen hat; so weiß er auch von jedem einzelnen Menschen untrüglich voraus, ob auch er werde selig werden, oder nicht. c) Und da der Rathschluß Gottes über die Welt, alle Dinge und alle Veränderungen derselben, die jemals wirklich werden, umfasset; (§. 67. ) so sind auch die Schicksale jedes Menschen unmittelbar nach seinem Tode, in diesem ewigen Rathschlusse Gottes mit begriffen. d) Es wird daher auch dieser Theil des göttlichen Rathschlusses eben so gewiß vollzogen, und ist eben so unveränderlich, |d180| als alle andere Theile desselben, weil er auf einer untrüglichen Vorhersehung beruhet, und die einem jeden Menschen vorgeschriebene Ordnung eben so unveränderlich ist, als es der Wille Gottes ist, jedem der sie befolgt, aber auch nur diesen, selig zu machen.131. *) a) Von Ewigkeit her ist es der unveränderliche Wille Gottes, daß alle Menschen |d179| so vieler Glückseligkeit theilhaftig werden sollen, als nur ihre Empfänglichkeit verstattet; (§. 48. 43. ) folglich ist es auch sein Wille, daß alle Menschen zur Seeligkeit des künftigen Lebens gelangen sollen, die nicht durch unterlassenen Gebrauch der ihnen möglichen Mittel, und durch Widerspenstigkeit gegen die von Gott festgesetzte und ihnen bekannt gemachte Ordnung, sich selbst von derselben ausschliessen. Marc. 16, 16. b.) Da nun Gott das freie Verhalten eines jeden einzelnen Menschen in Absicht auf die Ordnung, welche er befolgen muß um selig werden zu können, von Ewigkeit vorhergesehen hat; so weiß er auch von jedem einzelnen Menschen untrüglich voraus, ob auch er werde selig werden, oder nicht. c) Und da der Rathschluß Gottes über die Welt, alle Dinge und alle Veränderungen derselben, die jemals wirklich werden, umfasset; (§. 67. ) so sind auch die Schicksale jedes Menschen unmittelbar nach seinem Tode, in diesem ewigen Rathschlusse Gottes mit begriffen. d) Es wird daher auch dieser Theil des göttlichen Rathschlusses eben so gewiß vollzogen, und ist eben so unveränderlich, |d180| als alle andere Theile desselben, weil er auf einer untrüglichen Vorhersehung beruhet, und die einem jeden Menschen vorgeschriebene Ordnung eben so unveränderlich ist, als es der Wille Gottes ist, jedem der sie befolgt, aber auch nur diesen, selig zu machen.
*) Was dem Christen von der so genannten Prädestination allenfalls zu wissen nützlich seyn könnte, |d179*| läßt sich sehr kurz, wie hier geschehen ist, zusammenfassen. Ohnehin fällt der Anlaß zu manchen Mißverständnissen von selbst weg, wenn der Lehrer die §. 129. c. angeführte und andre diesen änliche Stellen der Bibel bey Gelegenheit richtig erklärt.