Wie wird der Christ durch seine Religion zu seiner grosen Bestimmung geführet?

152. Die Erfarung lehrt, daß die mehresten Glieder der Kirche, oder getaufte Christen, welche zum Gebrauch ihrer Vernunft gelanget sind, nicht diejeni|a107|ge moralische Beschaffenheit an sich haben, welche nach der Vorschrift der göttlichen Gesetze und zu Erreichung ihrer erhabenen Bestimmung (§. 90. 94. ) erforderlich ist, und ohne welche sie der durch Christum erworbenen Begnadigung (§. 142. b. 143. ) nicht theilhaftig werden können. (§. 129. ) Einige leben in offenbaren Sünden und Lastern; Röm. 6, 12. 16. 17. 1, 29–32. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19–21. 1 Tim. 1, 9. 10. andere unterdrücken die äuseren Ausbrüche des Lasters, und nehmen wohl gar einen heuchlerischen Schein der Tugend an, Matth. 6, 2. 5. 16. 23, 13. da doch die Liebe zum Laster in ihnen herrschend ist; andere thun zwar manches Gute und haben einen Abscheu für dem Laster und einige Liebe zur Tugend, aber nicht in ihrem ganzen Umfange , oder doch nicht aus den gehörigen Bewegungsgründen , nicht aus freudigem Gehorsam gegen unsern durch Christum versöhnten Vater. (§. 127. f. 116. ) Einige betrügen sich selbst und halten sich für besser als sie sind; Matth. 19, 20. Luc. 18, 11. 12. andere ängstiget von Zeit zu Zeit das Bewustseyn ihres schlechten moralischen Zustandes, ohne daß sie es zu einer gründlichen und dauerhaften Besserung kommen lassen; Röm. 7, 15. ff. noch andre leben ganz sorgenlos, ohne auf den Zustand ihres Gemüths aufmerksam zu seyn, oder die Gefahr desselben ernstlich zu erwägen; Ps. 50, 21. ja einige scheinen durch lange Gewohnheit im Sündigen und durch stete Leichtsinnigkeit bey dem Gebrauch der Besserungsmittel so fühllos geworden zu seyn, daß kaum noch irgend etwas einen Eindruck auf ihr Gemüth machen kan. Matth. 13, 15. 152. Die Erfarung lehrt, daß die mehresten Glieder der Kirche, oder getaufte Christen, welche zum Gebrauch ihrer Vernunft gelanget sind, nicht diejeni|a107|ge moralische Beschaffenheit an sich haben, welche nach der Vorschrift der göttlichen Gesetze und zu Erreichung ihrer erhabenen Bestimmung (§. 90. 94. ) erforderlich ist, und ohne welche sie der durch Christum erworbenen Begnadigung (§. 142. b. 143. ) nicht theilhaftig werden können. (§. 129. ) Einige leben in offenbaren Sünden und Lastern; Röm. 6, 12. 16. 17. 1, 29–32. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19–21. 1 Tim. 1, 9. 10. andere unterdrücken die äuseren Ausbrüche des Lasters, und nehmen wohl gar einen heuchlerischen Schein der Tugend an, Matth. 6, 2. 5. 16. 23, 13. da doch die Liebe zum Laster in ihnen herrschend ist; andere thun zwar manches Gute und haben einen Abscheu für dem Laster und einige Liebe zur Tugend, aber nicht in ihrem ganzen Umfange , oder doch nicht aus den gehörigen Bewegungsgründen , nicht aus freudigem Gehorsam gegen unsern durch Christum versöhnten Vater. (§. 127. f. 116. ) Einige betrügen sich selbst und halten sich für besser als sie sind; Matth. 19, 20. Luc. 18, 11. 12. andere ängstiget von Zeit zu Zeit das Bewustseyn ihres schlechten moralischen Zustandes, ohne daß sie es zu einer gründlichen und dauerhaften Besserung kommen lassen; Röm. 7, 15. ff. noch andre leben ganz sorgenlos, ohne auf den Zustand ihres Gemüths aufmerksam zu seyn, oder die Gefahr desselben ernstlich zu erwägen; Ps. 50, 21. ja einige scheinen durch lange Gewohnheit im Sündigen und durch stete Leichtsinnigkeit bey dem Gebrauch der Besserungsmittel so fühllos geworden zu seyn, daß kaum noch irgend etwas einen Eindruck auf ihr Gemüth machen kan. Matth. 13, 15.
153. Alle diese Christen bedürfen einer Besserung, Luc. 5, 31. 32. ohne welche sie, nach den klaren Aussprüchen der Bibel, einer ewigen Seligkeit nicht empfänglich sind. Matth. 7, 21. Marc. 16, 16. Joh. 3, 5. 6. 18. Röm. 2, 13. 1 Cor. 6, 9. 10. |a108| Gal. 5, 19. 21. Eph. 5, 3–6. Jac. 1, 22. 25. indem es nicht auf das äusere Bekenntnis der Religion, sondern auf einen durch Liebe thätigen Glauben, Gal. 5, 6. 6, 15. und auf Uebereinstimmung der Gesinnungen und Handlungen mit den göttlichen Vorschriften ankommt. Diese Besserung nennt die heil. Schrift eine Sinnesänderung (Buße) Matth. 3, 2. Act. 2, 38. 3, 19. und verbindet mit ihr den Glauben, Marc. 1, 15. Act. 20, 21. begreifet zuweilen aber auch alles was dazu gehöret unter dem Glauben an Christum; Marc. 16, 16. Joh. 3, 15. 16. 18. Röm. 1, 15. 16. 3, 22. 24. 28. 30. 4, 5. 5, 1. Eph. 2, 8. welcher allerdings, wenn er rechter Art ist, alles dieß theils voraussezt, theils in sich schließt, theils zur unausbleiblichen Folge hat, und welcher, im weitläuftigern Verstande, (vergl. §. 157. ) in der Annahme der ganzen Lehre Christi nach allen ihren nicht von einander zu trennenden Theilen, (Lehren, Verheisungen, Gebote) bestehet. Hebr[.] 11, 1. ff. Eben diese Sinnesänderung beschreibt die Bibel auch häufig mit uneigentlichen Ausdrücken, als eine Bekehrung des Menschen zu Gott, Jer. 31, 18. 19. Joel 2, 12. 13. Matth. 13, 15. 26, 20. Act. 3, 19. eine neue Geburt oder Geburt aus Gott, Joh. 3, 3. 1 Joh. 3, 9. 5, 1. 1 Petr. 1, 22. Schaffung eines neuen Herzens, Ps. 51, 12. Ez. 36, 26. neue Schöpfung nach dem Bilde Gottes, Eph. 4, 24. Col. 3, 10. Ablegung des alten und Anlegung des neuen Menschen, Eph. 4, 22. 24. Col. 3, 9. 10. Anziehen Christi, Röm. 13, 14. u. s. w. Den dadurch hervorgebrachten Zustand aber nennt sie den Geist, oder die göttliche, christliche, heilige Gesinnung, Röm. 8, 1. ff. Gal. 5, 17. 22. den neuen Menschen, Eph. 4, 24. eine neue Kreatur, Gal. 6, 15. u. s. f. 153. Alle diese Christen bedürfen einer Besserung, Luc. 5, 31. 32. ohne welche sie, nach den klaren Aussprüchen der Bibel, einer ewigen Seligkeit nicht empfänglich sind. Matth. 7, 21. Marc. 16, 16. Joh. 3, 5. 6. 18. Röm. 2, 13. 1 Cor. 6, 9. 10. |a108| Gal. 5, 19. 21. Eph. 5, 3–6. Jac. 1, 22. 25. indem es nicht auf das äusere Bekenntnis der Religion, sondern auf einen durch Liebe thätigen Glauben, Gal. 5, 6. 6, 15. und auf Uebereinstimmung der Gesinnungen und Handlungen mit den göttlichen Vorschriften ankommt. Diese Besserung nennt die heil. Schrift eine Sinnesänderung (Buße) Matth. 3, 2. Act. 2, 38. 3, 19. und verbindet mit ihr den Glauben, Marc. 1, 15. Act. 20, 21. begreifet zuweilen aber auch alles was dazu gehöret unter dem Glauben an Christum; Marc. 16, 16. Joh. 3, 15. 16. 18. Röm. 1, 15. 16. 3, 22. 24. 28. 30. 4, 5. 5, 1. Eph. 2, 8. welcher allerdings, wenn er rechter Art ist, alles dieß theils voraussezt, theils in sich schließt, theils zur unausbleiblichen Folge hat, und welcher, im weitläuftigern Verstande, (vergl. §. 157. ) in der Annahme der ganzen Lehre Christi nach allen ihren nicht von einander zu trennenden Theilen, (Lehren, Verheisungen, Gebote) bestehet. Hebr[.] 11, 1. ff. Eben diese Sinnesänderung beschreibt die Bibel auch häufig mit uneigentlichen Ausdrücken, als eine Bekehrung des Menschen zu Gott, Jer. 31, 18. 19. Joel 2, 12. 13. Matth. 13, 15. 26, 20. Act. 3, 19. eine neue Geburt oder Geburt aus Gott, Joh. 3, 3. 1 Joh. 3, 9. 5, 1. 1 Petr. 1, 22. Schaffung eines neuen Herzens, Ps. 51, 12. Ez. 36, 26. neue Schöpfung nach dem Bilde Gottes, Eph. 4, 24. Col. 3, 10. Ablegung des alten und Anlegung des neuen Menschen, Eph. 4, 22. 24. Col. 3, 9. 10. Anziehen Christi, Röm. 13, 14. u. s. w. Den dadurch hervorgebrachten Zustand aber nennt sie den Geist, oder die göttliche, christliche, heilige Gesinnung, Röm. 8, 1. ff. Gal. 5, 17. 22. den neuen Menschen, Eph. 4, 24. eine neue Kreatur, Gal. 6, 15. u. s. f.
154. Was zur Sinnesänderung erfordert werde , erkennet man leicht, wenn man überlegt, wie |a109| ein gebesserter Christ beschaffen seyn müße, und dann untersucht, was in einem Sünder vorgehen müße, wenn er diese Beschaffenheit erlangen soll. Der Christ soll nämlich a) nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit, so wie Christus und seine Apostel sie gelehrt haben, oder welches einerley ist, nach der möglichsten Aenlichkeit mit Gottes Urtheilen, Gesinnungen und Handlungen , unabläßig streben. b. Dieses Bestreben, wenn es stete seyn, zur Fertigkeit werden, und bis zur Würde einer christlichen Tugend sich erheben soll, muß aus einem willigen und kindlichen Gehorsam fließen, c) der seinen Grund in Liebe und Vertrauen zu Gott hat. d) Soll aber Liebe und Vertrauen zu Gott in einem Sünder erweckt werden, der nicht durch Selbstbetrug geblendet ist, so muß er gewiß seyn, daß Gott ihm seine Sünde vergebe. e) Da nun Gott uns nur um Christi willen vergiebt, so muß der Mensch Christum als denjenigen wirklich anerkennen und mit voller Zuversicht annehmen, der durch seinen unschuldig für die Schuldige erlittenen Tod uns Vergebung und Seligkeit zu wege gebracht habe. f) Und damit er geneigt gemacht werde, auch für seine eigene Person Christum als den Grund seiner Hoffnungen anzunehmen, so muß ein ernstliches Verlangen nach der Theilnehmung an den durch Christum erworbenen Gütern in ihm erweckt werden; g) welches durch ein lebhaftes Gefühl seiner Strafwürdigkeit bewirkt wird. h) Demnach muß der Mensch nicht nur Gottes Gebote kennen und darnach sie prüfen, sondern es ist auch eine lebendige Erkenntniß und feste Ueberzeugung von der Wahrheit dessen nöthig, was die Bibel von Christo als unserm Erlöser lehret. i) Da auch ein Christ wohl wissen kan und soll, daß der Heiligste und Allgerechte unmöglich Sünden vergeben kan, so lange der Mensch zu sündigen fortfährt und an der Sünde ein Wohlgefallen hat, so muß er theils den ernsten Vorsatz fassen, von allen Sünden ohne Ausnahme abzulassen, den durch sie angerichteten |a110| Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen, und in allen Stücken einer ächten christlichen Tugend sich zu befleißigen; theils seine begangene Sünden aufrichtig verabscheuen und bereuen; k) welches eine richtige Kenntnis und Beurtheilung der Sünde voraussetzt; die also zum Anfang der Besserung erfodert wird. 154. Was zur Sinnesänderung erfordert werde , erkennet man leicht, wenn man überlegt, wie |a109| ein gebesserter Christ beschaffen seyn müße, und dann untersucht, was in einem Sünder vorgehen müße, wenn er diese Beschaffenheit erlangen soll. Der Christ soll nämlich a) nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit, so wie Christus und seine Apostel sie gelehrt haben, oder welches einerley ist, nach der möglichsten Aenlichkeit mit Gottes Urtheilen, Gesinnungen und Handlungen , unabläßig streben. b. Dieses Bestreben, wenn es stete seyn, zur Fertigkeit werden, und bis zur Würde einer christlichen Tugend sich erheben soll, muß aus einem willigen und kindlichen Gehorsam fließen, c) der seinen Grund in Liebe und Vertrauen zu Gott hat. d) Soll aber Liebe und Vertrauen zu Gott in einem Sünder erweckt werden, der nicht durch Selbstbetrug geblendet ist, so muß er gewiß seyn, daß Gott ihm seine Sünde vergebe. e) Da nun Gott uns nur um Christi willen vergiebt, so muß der Mensch Christum als denjenigen wirklich anerkennen und mit voller Zuversicht annehmen, der durch seinen unschuldig für die Schuldige erlittenen Tod uns Vergebung und Seligkeit zu wege gebracht habe. f) Und damit er geneigt gemacht werde, auch für seine eigene Person Christum als den Grund seiner Hoffnungen anzunehmen, so muß ein ernstliches Verlangen nach der Theilnehmung an den durch Christum erworbenen Gütern in ihm erweckt werden; g) welches durch ein lebhaftes Gefühl seiner Strafwürdigkeit bewirkt wird. h) Demnach muß der Mensch nicht nur Gottes Gebote kennen und darnach sie prüfen, sondern es ist auch eine lebendige Erkenntniß und feste Ueberzeugung von der Wahrheit dessen nöthig, was die Bibel von Christo als unserm Erlöser lehret. i) Da auch ein Christ wohl wissen kan und soll, daß der Heiligste und Allgerechte unmöglich Sünden vergeben kan, so lange der Mensch zu sündigen fortfährt und an der Sünde ein Wohlgefallen hat, so muß er theils den ernsten Vorsatz fassen, von allen Sünden ohne Ausnahme abzulassen, den durch sie angerichteten |a110| Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen, und in allen Stücken einer ächten christlichen Tugend sich zu befleißigen; theils seine begangene Sünden aufrichtig verabscheuen und bereuen; k) welches eine richtige Kenntnis und Beurtheilung der Sünde voraussetzt; die also zum Anfang der Besserung erfodert wird.
155. Vergleicht man dieß mit dem oben §. 115. 116. beschriebenen verderbten Zustande eines noch ungebesserten Menschen, so erhellet α) daß sowohl im Verstande als im Willen eine Besserung vorgehen müße; obgleich die Wirkungen auf den einen nicht von den Wirkungen auf den andern getrennt werden können, und die Besserung des Willens eben dadurch erhalten wird, wenn dem Verstande die Religionswahrheiten nahe gebracht, und der Erkenntnis derselben hinlängliches Leben oder Wirksamkeit verschafft wird. Hieraus ergiebt sich auch schon, β) daß die Sinnesänderung nicht auf eine physische oder magische, sondern auf eine moralische, der vernünftigen freien Natur des Menschen angemessene Art, vorgehe. Und dieß bezeuget auch die Bibel, indem sie lehret, a) daß die Besserung des Menschen vermittelst der erkannten Religionswahrheiten geschehe: Luc. 8, 11–15. Joh. 17, 3. 17. Röm. 10, 14. 1 Thess. 2, 13. Jac. 1, 18. 1 Petr. 1, 23. Denn es kan weder überhaupt eine religiöse Gesinnung angerichtet werden, ohne Kenntnis von Gott, von seinen Eigenschaften und Wercken, von der moralischen Natur und Bestimmung und dem Zustande des Menschen nach dem Tode; Hebr. 11, 6. noch kan das Gott Misfällige in unsrer Gesinnung und unsern Handlungen eingesehen und verabscheuet, oder ein Gott wohlgefälliger Gehorsam beschlossen werden, ohne Kenntnis dessen, was die göttlichen Vorschriften von dem Menschen fordern, (des Gesetzes) und was die Bibel von dem gegenwärtigen moralischen Zustande des Menschen lehret; und eben so wenig kan Liebe und Vertrauen |a111| zu Gott erweckt und das aufwachende Gewissen beruhigt werden, ohne Ueberzeugung von dem, was die Schrift von den göttlichen Rathschlüßen über die Beseligung der sündigenden Menschen, von Christo, von den Absichten seiner Sendung in die Welt und den Früchten seines Todes, und von den Verheisungen und Zusicherungen, welche er den sich bessernden Sündern gegeben hat, uns saget. (des Evangelii) Weiter lehrt die Bibel, b) daß das blose historische Wissen dieser Wahrheiten nicht hinreiche, sondern daß eine lebendige Erkenntnis und eine stete Anwendung derselben auf sich selbst bey dem Menschen, wenn er gebessert werden soll, erfordert werde; Act. 16, 14. 17, 11. Jac. 1, 21. 23–25. c) daß der Mensch, auch noch nach angefangener Besserung, um immer tiefere Einsichten in die Religionslehren Gott bitten, Jac. 1, 5. Eph. 1, 16–20. und die Wahrheiten selbst fleißig wiederhohlen und andächtig betrachten müsse; Jac. 1, 25. d) daß er den Eindruck der Lehren auf sein Herz hindern, und der erkannten Wahrheit widerstreben könne; Matth. 7, 26. Luc. 8, 13. 14. Act. 18, 5. 6. 24, 25. 28, 24–27. e) daß er die Gelegenheiten, zur Sünde hingerissen zu werden, sorgfältig vermeiden, hingegen alle Gelegenheiten, die zum Fortgange seiner Besserung beförderlich seyn können, suchen und benutzen, und f) überhaupt bey dem Geschäfte seiner Besserung grosen Ernst und Eifer beweisen müsse. Matth. 7, 13. 14. 1 Cor. 9, 24–27. 2 Cor. 7, 1. Phil. 2, 12. 155. Vergleicht man dieß mit dem oben §. 115. 116. beschriebenen verderbten Zustande eines noch ungebesserten Menschen, so erhellet α) daß sowohl im Verstande als im Willen eine Besserung vorgehen müße; obgleich die Wirkungen auf den einen nicht von den Wirkungen auf den andern getrennt werden können, und die Besserung des Willens eben dadurch erhalten wird, wenn dem Verstande die Religionswahrheiten nahe gebracht, und der Erkenntnis derselben hinlängliches Leben oder Wirksamkeit verschafft wird. Hieraus ergiebt sich auch schon, β) daß die Sinnesänderung nicht auf eine physische oder magische, sondern auf eine moralische, der vernünftigen freien Natur des Menschen angemessene Art, vorgehe. Und dieß bezeuget auch die Bibel, indem sie lehret, a) daß die Besserung des Menschen vermittelst der erkannten Religionswahrheiten geschehe: Luc. 8, 11–15. Joh. 17, 3. 17. Röm. 10, 14. 1 Thess. 2, 13. Jac. 1, 18. 1 Petr. 1, 23. Denn es kan weder überhaupt eine religiöse Gesinnung angerichtet werden, ohne Kenntnis von Gott, von seinen Eigenschaften und Wercken, von der moralischen Natur und Bestimmung und dem Zustande des Menschen nach dem Tode; Hebr. 11, 6. noch kan das Gott Misfällige in unsrer Gesinnung und unsern Handlungen eingesehen und verabscheuet, oder ein Gott wohlgefälliger Gehorsam beschlossen werden, ohne Kenntnis dessen, was die göttlichen Vorschriften von dem Menschen fordern, (des Gesetzes) und was die Bibel von dem gegenwärtigen moralischen Zustande des Menschen lehret; und eben so wenig kan Liebe und Vertrauen |a111| zu Gott erweckt und das aufwachende Gewissen beruhigt werden, ohne Ueberzeugung von dem, was die Schrift von den göttlichen Rathschlüßen über die Beseligung der sündigenden Menschen, von Christo, von den Absichten seiner Sendung in die Welt und den Früchten seines Todes, und von den Verheisungen und Zusicherungen, welche er den sich bessernden Sündern gegeben hat, uns saget. (des Evangelii) Weiter lehrt die Bibel, b) daß das blose historische Wissen dieser Wahrheiten nicht hinreiche, sondern daß eine lebendige Erkenntnis und eine stete Anwendung derselben auf sich selbst bey dem Menschen, wenn er gebessert werden soll, erfordert werde; Act. 16, 14. 17, 11. Jac. 1, 21. 23–25. c) daß der Mensch, auch noch nach angefangener Besserung, um immer tiefere Einsichten in die Religionslehren Gott bitten, Jac. 1, 5. Eph. 1, 16–20. und die Wahrheiten selbst fleißig wiederhohlen und andächtig betrachten müsse; Jac. 1, 25. d) daß er den Eindruck der Lehren auf sein Herz hindern, und der erkannten Wahrheit widerstreben könne; Matth. 7, 26. Luc. 8, 13. 14. Act. 18, 5. 6. 24, 25. 28, 24–27. e) daß er die Gelegenheiten, zur Sünde hingerissen zu werden, sorgfältig vermeiden, hingegen alle Gelegenheiten, die zum Fortgange seiner Besserung beförderlich seyn können, suchen und benutzen, und f) überhaupt bey dem Geschäfte seiner Besserung grosen Ernst und Eifer beweisen müsse. Matth. 7, 13. 14. 1 Cor. 9, 24–27. 2 Cor. 7, 1. Phil. 2, 12.
156. Die grose Verschiedenheit der individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen Menschen macht es zwar unmöglich, alle an einerley Methode und Form, und an eben dieselbe Folge der zur Sinnesänderung zusammengehörigen Theile genau zu binden. Jedoch können mit Nutzen im Allgemeinen die einzelnen Stücke der Sinnesänderung in folgende natürliche Ordnung gebracht werden. Der Christ, a) bey |a112| welchem eine historische Kenntnis derjenigen Religionslehren, durch welche die Besserung bewirkt wird, (§. 155. ) vorausgesetzt werden kan, oder der doch sie kennen zu lernen Gelegenheit hat, Röm. 10, 14. 17. muß b) vor allen Dingen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken über diese Wahrheiten und über seinen moralischen Zustand gebracht werden; Luc. 15, 17. Act. 16, 30. welches die göttliche Regierung auf sehr mannichfalige Art veranstalten kan. c) Verweilet nun der Mensch bey der Betrachtung der Wahrheiten, ohne durch Leichtsinn oder vorsezliche Ablenkung des Gemüths ihren Eindruck zu hindern, Luc. 8, 12. Act. 13, 46. 24, 25. und denkt er an diese Wahrheiten in Beziehung auf sich selbst; Act. 2, 37. so wird d) die Erkenntnis derselben in ihm lebendig werden. e) Sein Gewissen sagt ihm, er sey ein Sünder. Ps. 32, 5. 51, 5. Luc. 18, 13. 1 Joh. 1, 8–10. Ps. 19, 13. Die Vorstellung der Schändlichkeit, Strafbarkeit, und Schädlichkeit seiner bisherigen Gesinnungen und Handlungen, f) bringt in ihm ein Misfallen an sich selbst, nebst den Empfindungen der Schaam, Furcht und Reue hervor, Jer. 31, 18. 19. Joel 2, 12. 13 Luc. 15, 17–19. 2 Cor. 7, 9–11. von welchen eine oder die andere stärker ist, je nachdem der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Wohlthäter, oder als seinen Richter lebhafter sich denkt, oder die Vorstellung von dem sich selbst und andern zugefügten Schaden die Oberhand hat. Diese Empfindungen werden um so viel stärker oder schwächer, länger oder kürzer anhaltend seyn, je nachdem theils die Empfindsamkeit des Menschen gröser oder geringer ist, theils sein Gemüth zu der Zeit gestimmt ist, theils heterogene Vorstellungen und Empfindungen die Wirckung jener mehr oder weniger unterbrechen, theils die Betrachtung der zu diesem Zwecke dienlichen Religionswahrheiten fleißig fortgesezt wird, theils die Wahrheiten auf eine die Leidenschaften mehr oder weniger erregende Art vorgestellt werden. Folgen |a113| dieser Empfindungen sind, daß der Mensch nicht nur die Sünde nie begangen zu haben wünscht, und sie aufrichtig zu verabscheuen anfängt, Ez. 36, 31. 2 Cor. 7, 11. sondern daß auch h) die Ueberzeugung, er bedürfe einer Besserung, und der Wunsch, ein frommer und Gott wohlgefälliger Mensch zu werden, in den festen Vorsatz übergeht, nicht mehr zu sündigen, sondern sich zu bessern. Daß dieser Vorsatz ernstlich sey, beweiset er durch den treuen Gebrauch der zur Ausführung desselben dienlichen Mittel. Dahin gehöret die fortgesezte Betrachtung der Religionswahrheiten, das Gebet um göttlichen Beistand, Ps. 51, 12. 13. die Vermeidung der Gelegenheiten zum Sündigen, die Aufmerksamkeit auf seine Gedanken, Begierden, Reden und Handlungen, der Widerstand gegen die Reize zur Sünde vermittelst der erneuerten Erinnerung an die zur Unterlassung der Sünde antreibende Bewegungsgründe, Bereuung der gethanen neuen Fehltritte u. s. w. Weil aber eingewurzelte Neigungen und Gewohnheiten nicht so leicht besieget und in die entgegenstehenden verwandelt werden, auch die unordentliche Stärke der Sinnlichkeit den besten Vorsätzen im Wege stehet, und es dem Menschen noch an Kräften fehlet, das Gute das er will zu vollbringen, und den göttlichen Gesetzen einen uneingeschränkten und willigen Gehorsam zu leisten; Röm. 7, 15. 18. 19. 21. 23. so bleiben die mehresten eine Zeitlang in diesem Zustande, da sie zwischen Tugend und Laster hin und her wanken. Ja bey vielen werden die guten Vorsätze entweder gar nicht, oder nur zum Theil ausgeführt, weil sie ihr aufgewachtes Gewissen wieder einschläfern, es geschehe dieß nun durch Vorurtheile, Luc. 3, 8. (z. B. es sey mit der Besserung zu spät, es habe damit noch Zeit, wir seyen so schlimm nicht als andere, man fordere allzuschwehre ja unmögliche Dinge, Gott werde nach seiner Barmherzigkeit und um des Verdienstes Christi willen es nicht so genau mit uns nehmen, sondern den Willen für die That gel|a114|ten lassen u. d. gl.) oder durch Zerstreuungen und Leichtsinn, Matth. 13, 19. oder durch genährte Vorstellungen von den mit der Sünde verbundenen Vergnügungen und Vortheilen, denen man ungerne entsaget. Matth. 13, 20‒22. i) Fährt hingegen der Mensch in dem treuen Gebrauch der schon erwähnten Mittel fort, so entstehet, neben der festen Entschließung, durch eine vollständige Sinnesänderung wahrhaftig gut und christlich fromm zu werden, ein sehnliches Verlangen nach einer gründlichen Beruhigung des Herzens, Ps. 25, 6. 7. 11. 17. 18. 51, 3. 4. 9. 10. 11. 14. welches durch die Lehren von der Allgemeinheit und Gröse der Liebe Gottes, von den durch Christum erduldeten Strafen unsrer Sünden und der durch seinem Tod gestifteten Versöhnung, von der Bereitwilligkeit Gottes allen sich bessernden Sündern ohne Ausnahme um Christi willen zu verzeihen, ihnen die Strafen zu erlassen und die Seligkeit ihnen zu schenken, (§. 128. 129. 144. ) Joh. 3, 16. Matth. 18, 11. ff. Luc. 19, 10. immer mehr belebet und vergrösert wird. Ps. 25, 6‒18. k) Erkennet nun der Mensch die christlichen Religionslehren, und darunter insbesondere die nur erwähnten, für wahr und gewiß, findet er an sich bey sorgfältiger Prüfung seiner selbst die Merkmale eines sich Bessernden, und wendet er demnach jene Sätze auf sich selbst an; 1 Tim. 1, 15. so entstehet in ihm die Hoffnung, und (oft nach und unter manchen Zweifeln) das feste Vertrauen auf Gottes Zusage und die gewisse Zuversicht, (der Glaube an Christum, in engerer Bedeutung) daß Gott auch ihm um Christi willen seine Sünden vergebe und sein gnädiger Gott sey, zu dem er sich, wofern er seine Gnade nicht wieder muthwillig verscherze, statt der verdienten Strafen, alles Guten in Zeit und Ewigkeit gänzlich versehen könne und dürfe. Röm. 4, 5. 17‒21. 24. 25. 5, 1. 3, 22. 25. 28. 30. Gal. 2, 16. 3, 11. 12. 13. Ebr. 10, 19‒22. 156. Die grose Verschiedenheit der individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen Menschen macht es zwar unmöglich, alle an einerley Methode und Form, und an eben dieselbe Folge der zur Sinnesänderung zusammengehörigen Theile genau zu binden. Jedoch können mit Nutzen im Allgemeinen die einzelnen Stücke der Sinnesänderung in folgende natürliche Ordnung gebracht werden. Der Christ, a) bey |a112| welchem eine historische Kenntnis derjenigen Religionslehren, durch welche die Besserung bewirkt wird, (§. 155. ) vorausgesetzt werden kan, oder der doch sie kennen zu lernen Gelegenheit hat, Röm. 10, 14. 17. muß b) vor allen Dingen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken über diese Wahrheiten und über seinen moralischen Zustand gebracht werden; Luc. 15, 17. Act. 16, 30. welches die göttliche Regierung auf sehr mannichfalige Art veranstalten kan. c) Verweilet nun der Mensch bey der Betrachtung der Wahrheiten, ohne durch Leichtsinn oder vorsezliche Ablenkung des Gemüths ihren Eindruck zu hindern, Luc. 8, 12. Act. 13, 46. 24, 25. und denkt er an diese Wahrheiten in Beziehung auf sich selbst; Act. 2, 37. so wird d) die Erkenntnis derselben in ihm lebendig werden. e) Sein Gewissen sagt ihm, er sey ein Sünder. Ps. 32, 5. 51, 5. Luc. 18, 13. 1 Joh. 1, 8–10. Ps. 19, 13. Die Vorstellung der Schändlichkeit, Strafbarkeit, und Schädlichkeit seiner bisherigen Gesinnungen und Handlungen, f) bringt in ihm ein Misfallen an sich selbst, nebst den Empfindungen der Schaam, Furcht und Reue hervor, Jer. 31, 18. 19. Joel 2, 12. 13 Luc. 15, 17–19. 2 Cor. 7, 9–11. von welchen eine oder die andere stärker ist, je nachdem der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Wohlthäter, oder als seinen Richter lebhafter sich denkt, oder die Vorstellung von dem sich selbst und andern zugefügten Schaden die Oberhand hat. Diese Empfindungen werden um so viel stärker oder schwächer, länger oder kürzer anhaltend seyn, je nachdem theils die Empfindsamkeit des Menschen gröser oder geringer ist, theils sein Gemüth zu der Zeit gestimmt ist, theils heterogene Vorstellungen und Empfindungen die Wirckung jener mehr oder weniger unterbrechen, theils die Betrachtung der zu diesem Zwecke dienlichen Religionswahrheiten fleißig fortgesezt wird, theils die Wahrheiten auf eine die Leidenschaften mehr oder weniger erregende Art vorgestellt werden. Folgen |a113| dieser Empfindungen sind, daß der Mensch nicht nur die Sünde nie begangen zu haben wünscht, und sie aufrichtig zu verabscheuen anfängt, Ez. 36, 31. 2 Cor. 7, 11. sondern daß auch h) die Ueberzeugung, er bedürfe einer Besserung, und der Wunsch, ein frommer und Gott wohlgefälliger Mensch zu werden, in den festen Vorsatz übergeht, nicht mehr zu sündigen, sondern sich zu bessern. Daß dieser Vorsatz ernstlich sey, beweiset er durch den treuen Gebrauch der zur Ausführung desselben dienlichen Mittel. Dahin gehöret die fortgesezte Betrachtung der Religionswahrheiten, das Gebet um göttlichen Beistand, Ps. 51, 12. 13. die Vermeidung der Gelegenheiten zum Sündigen, die Aufmerksamkeit auf seine Gedanken, Begierden, Reden und Handlungen, der Widerstand gegen die Reize zur Sünde vermittelst der erneuerten Erinnerung an die zur Unterlassung der Sünde antreibende Bewegungsgründe, Bereuung der gethanen neuen Fehltritte u. s. w. Weil aber eingewurzelte Neigungen und Gewohnheiten nicht so leicht besieget und in die entgegenstehenden verwandelt werden, auch die unordentliche Stärke der Sinnlichkeit den besten Vorsätzen im Wege stehet, und es dem Menschen noch an Kräften fehlet, das Gute das er will zu vollbringen, und den göttlichen Gesetzen einen uneingeschränkten und willigen Gehorsam zu leisten; Röm. 7, 15. 18. 19. 21. 23. so bleiben die mehresten eine Zeitlang in diesem Zustande, da sie zwischen Tugend und Laster hin und her wanken. Ja bey vielen werden die guten Vorsätze entweder gar nicht, oder nur zum Theil ausgeführt, weil sie ihr aufgewachtes Gewissen wieder einschläfern, es geschehe dieß nun durch Vorurtheile, Luc. 3, 8. (z. B. es sey mit der Besserung zu spät, es habe damit noch Zeit, wir seyen so schlimm nicht als andere, man fordere allzuschwehre ja unmögliche Dinge, Gott werde nach seiner Barmherzigkeit und um des Verdienstes Christi willen es nicht so genau mit uns nehmen, sondern den Willen für die That gel|a114|ten lassen u. d. gl.) oder durch Zerstreuungen und Leichtsinn, Matth. 13, 19. oder durch genährte Vorstellungen von den mit der Sünde verbundenen Vergnügungen und Vortheilen, denen man ungerne entsaget. Matth. 13, 20‒22. i) Fährt hingegen der Mensch in dem treuen Gebrauch der schon erwähnten Mittel fort, so entstehet, neben der festen Entschließung, durch eine vollständige Sinnesänderung wahrhaftig gut und christlich fromm zu werden, ein sehnliches Verlangen nach einer gründlichen Beruhigung des Herzens, Ps. 25, 6. 7. 11. 17. 18. 51, 3. 4. 9. 10. 11. 14. welches durch die Lehren von der Allgemeinheit und Gröse der Liebe Gottes, von den durch Christum erduldeten Strafen unsrer Sünden und der durch seinem Tod gestifteten Versöhnung, von der Bereitwilligkeit Gottes allen sich bessernden Sündern ohne Ausnahme um Christi willen zu verzeihen, ihnen die Strafen zu erlassen und die Seligkeit ihnen zu schenken, (§. 128. 129. 144. ) Joh. 3, 16. Matth. 18, 11. ff. Luc. 19, 10. immer mehr belebet und vergrösert wird. Ps. 25, 6‒18. k) Erkennet nun der Mensch die christlichen Religionslehren, und darunter insbesondere die nur erwähnten, für wahr und gewiß, findet er an sich bey sorgfältiger Prüfung seiner selbst die Merkmale eines sich Bessernden, und wendet er demnach jene Sätze auf sich selbst an; 1 Tim. 1, 15. so entstehet in ihm die Hoffnung, und (oft nach und unter manchen Zweifeln) das feste Vertrauen auf Gottes Zusage und die gewisse Zuversicht, (der Glaube an Christum, in engerer Bedeutung) daß Gott auch ihm um Christi willen seine Sünden vergebe und sein gnädiger Gott sey, zu dem er sich, wofern er seine Gnade nicht wieder muthwillig verscherze, statt der verdienten Strafen, alles Guten in Zeit und Ewigkeit gänzlich versehen könne und dürfe. Röm. 4, 5. 17‒21. 24. 25. 5, 1. 3, 22. 25. 28. 30. Gal. 2, 16. 3, 11. 12. 13. Ebr. 10, 19‒22.
|a115| 157. So bald dieses Vertrauen zu Gott in dem Menschen erweckt und also das Gewissen desselben beruhigt ist, bringt die Betrachtung der so grosen Liebe Gottes und Christi und der erhaltenen unverdienten Wohlthat, eine aufrichtige Gegenliebe und Dankbarkeit hervor. 1 Joh. 4, 19. 2 Cor. 5, 14. Und da diese stets unterhalten und vermehret wird, (wenn gleich die Empfindung der Regungen derselben eben so wenig an Starke sich immer gleich bleibet, als die Empfindung der Freude über die erlangte Vergebung) sind sie die Quelle eines willigen und kindlichen Gehorsams, 2 Cor. 5, 15. 1 Cor. 6, 19. 20. Röm. 6, 11. 18. welcher ein neues Principium der moralischen Handlungen des Menschen wird, und in alles sein Thun und Lassen einen Einfluß hat. Eph. 4, 32. Tit. 2, 11‒14. Nunmehr hat der Mensch Lust, Gottes Gebote zu halten. Denn er weiß, daß er seine dankbare Liebe zu Gott anders nicht als durch Haltung seiner Gebote, und insbesondere durch Liebe und thätiges Wohlwollen gegen seinen Nebenmenschen, erweisen kan, 1 Joh. 2, 3‒6. 4, 20. 5, 3. und daß eben dieselbe Lehre Christi, der er seine Beruhigung und die wiederhergestellte Gnade Gottes verdankt, auch ausdrücklich und oft bezeuget, daß niemand ohne stetes Streben nach moralischer Unsträflichkeit und ohne fortdauernden Eifer in der Tugend, der Gnade Gottes oder irgend eines durch Christum uns verschaften Guten theilhaftig seyn könne; 1 Joh. 1, 6 7. 3, 6‒10. Röm. 6, 1‒6. 11‒14. 18. 19. Eph. 2, 10. Tit. 2, 11‒14. Hebr. 12, 14. 2 Petr. 1, 3‒11. welcher Theil der Lehre Jesu zugleich mit jenem, der der Grund unserer Beruhigung ist, geglaubt und mit vollem Beifall angenommen werden muß, keinesweges aber von jenem abgesondert werden kan oder darf. Gal. 5, 6. Jac. 2, 14‒26. Der Mensch hat aber auch nunmehr Kräfte zur Erfüllung der göttlichen Vorschriften. Denn sein Verstand ist |a116| aufgeklärt und zur lebendigen Erkenntnis der Religionswahrheiten gebracht; Eph. 1, 17‒19. 5, 8. 9. 2 Tim. 2, 25. er beschäftigt sich gern mit den Lehren der Religion, welche sowohl die Vorschriften selbst als die Bewegungsgründe zu Befolgung derselben ihm vorhält; die Macht der Sinnlichkeit, die den Menschen ehedem beherrschte, (§. 115 117 ) ist durch die in ihm hervorgebrachte Liebe zu Gott, und durch die erwekte überwiegende Begierde nach höhern moralischen und unsichtbaren, zum theil schon gekosteten zum theil aber mit der grösten Zuversicht erwarteten Röm. 5, 8. 9. 10. 8, 14‒16. 31. ff. Gütern dergestalt geschwächt, daß die Vorstellungen von der Bestimmung und den Pflichten des Menschen, die unregelmäßigen Begierden und Leidenschaften im Zaum zu halten vermögend sind, und daß dem Menschen der wirkliche Gebrauch seiner Freiheit wieder hergestellt ist, und der Wille der erkannten Wahrheit mit Leichtigkeit folgen kan. So gelangt der Mensch zur wirklichen Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit.|a115| 157. So bald dieses Vertrauen zu Gott in dem Menschen erweckt und also das Gewissen desselben beruhigt ist, bringt die Betrachtung der so grosen Liebe Gottes und Christi und der erhaltenen unverdienten Wohlthat, eine aufrichtige Gegenliebe und Dankbarkeit hervor. 1 Joh. 4, 19. 2 Cor. 5, 14. Und da diese stets unterhalten und vermehret wird, (wenn gleich die Empfindung der Regungen derselben eben so wenig an Starke sich immer gleich bleibet, als die Empfindung der Freude über die erlangte Vergebung) sind sie die Quelle eines willigen und kindlichen Gehorsams, 2 Cor. 5, 15. 1 Cor. 6, 19. 20. Röm. 6, 11. 18. welcher ein neues Principium der moralischen Handlungen des Menschen wird, und in alles sein Thun und Lassen einen Einfluß hat. Eph. 4, 32. Tit. 2, 11‒14. Nunmehr hat der Mensch Lust, Gottes Gebote zu halten. Denn er weiß, daß er seine dankbare Liebe zu Gott anders nicht als durch Haltung seiner Gebote, und insbesondere durch Liebe und thätiges Wohlwollen gegen seinen Nebenmenschen, erweisen kan, 1 Joh. 2, 3‒6. 4, 20. 5, 3. und daß eben dieselbe Lehre Christi, der er seine Beruhigung und die wiederhergestellte Gnade Gottes verdankt, auch ausdrücklich und oft bezeuget, daß niemand ohne stetes Streben nach moralischer Unsträflichkeit und ohne fortdauernden Eifer in der Tugend, der Gnade Gottes oder irgend eines durch Christum uns verschaften Guten theilhaftig seyn könne; 1 Joh. 1, 6 7. 3, 6‒10. Röm. 6, 1‒6. 11‒14. 18. 19. Eph. 2, 10. Tit. 2, 11‒14. Hebr. 12, 14. 2 Petr. 1, 3‒11. welcher Theil der Lehre Jesu zugleich mit jenem, der der Grund unserer Beruhigung ist, geglaubt und mit vollem Beifall angenommen werden muß, keinesweges aber von jenem abgesondert werden kan oder darf. Gal. 5, 6. Jac. 2, 14‒26. Der Mensch hat aber auch nunmehr Kräfte zur Erfüllung der göttlichen Vorschriften. Denn sein Verstand ist |a116| aufgeklärt und zur lebendigen Erkenntnis der Religionswahrheiten gebracht; Eph. 1, 17‒19. 5, 8. 9. 2 Tim. 2, 25. er beschäftigt sich gern mit den Lehren der Religion, welche sowohl die Vorschriften selbst als die Bewegungsgründe zu Befolgung derselben ihm vorhält; die Macht der Sinnlichkeit, die den Menschen ehedem beherrschte, (§. 115 117 ) ist durch die in ihm hervorgebrachte Liebe zu Gott, und durch die erwekte überwiegende Begierde nach höhern moralischen und unsichtbaren, zum theil schon gekosteten zum theil aber mit der grösten Zuversicht erwarteten Röm. 5, 8. 9. 10. 8, 14‒16. 31. ff. Gütern dergestalt geschwächt, daß die Vorstellungen von der Bestimmung und den Pflichten des Menschen, die unregelmäßigen Begierden und Leidenschaften im Zaum zu halten vermögend sind, und daß dem Menschen der wirkliche Gebrauch seiner Freiheit wieder hergestellt ist, und der Wille der erkannten Wahrheit mit Leichtigkeit folgen kan. So gelangt der Mensch zur wirklichen Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit.
158. Und so wäre denn alles bewirkt, was geschehen muste, wann dem so sehr in Verfall gerathenen Menschen geholfen werden sollte, (§. 127.) und der Mensch wäre in einen gänzlich neuen, von dem vorigen völlig verschiedenen, glücklichen und seiner erhabnen Bestimmung gemäsen Zustand versezt. Röm. 12, 2. Gal. 2, 20. 6, 15. vergl. 5, 6. Nun ist er geheiliget Eph. 4, 24. 1 Thess. 5, 23. Hebr. 12, 14. 1 Petr. 1, 16. und zeigt in seinem ganzen Verhalten würdige Früchte seiner Besserung. Matth. 3, 8. 7, 20. Act. 26, 20. Jede Gelegenheit zu Gottgefälligen Handlungen ergreift er gern, Gal. 5, 25. Phil. 4, 8. und übt sich um Gottes willen in dem |a117| Kampfe gegen die zuweilen noch aufsteigende böse Begierden, 2 Cor. 7, 1. Gal. 5, 16. 17. Col. 3, 5‒9. Hebr. 12, 1. und in der ununterbrochenen Erfüllung aller seiner Pflichten. Röm. 12, 1. 2. Col. 1, 10. Hebr. 12, 12. 13. 1 Petr. 1, 14. 15. 2 Petr. 1, 5‒10. 158. Und so wäre denn alles bewirkt, was geschehen muste, wann dem so sehr in Verfall gerathenen Menschen geholfen werden sollte, (§. 127.) und der Mensch wäre in einen gänzlich neuen, von dem vorigen völlig verschiedenen, glücklichen und seiner erhabnen Bestimmung gemäsen Zustand versezt. Röm. 12, 2. Gal. 2, 20. 6, 15. vergl. 5, 6. Nun ist er geheiliget Eph. 4, 24. 1 Thess. 5, 23. Hebr. 12, 14. 1 Petr. 1, 16. und zeigt in seinem ganzen Verhalten würdige Früchte seiner Besserung. Matth. 3, 8. 7, 20. Act. 26, 20. Jede Gelegenheit zu Gottgefälligen Handlungen ergreift er gern, Gal. 5, 25. Phil. 4, 8. und übt sich um Gottes willen in dem |a117| Kampfe gegen die zuweilen noch aufsteigende böse Begierden, 2 Cor. 7, 1. Gal. 5, 16. 17. Col. 3, 5‒9. Hebr. 12, 1. und in der ununterbrochenen Erfüllung aller seiner Pflichten. Röm. 12, 1. 2. Col. 1, 10. Hebr. 12, 12. 13. 1 Petr. 1, 14. 15. 2 Petr. 1, 5‒10.
159. Aus jener Fertigkeit in einem aus kindlichem Gehorsam herrührenden Bestreben nach allgemeiner christlicher moralischer Vollkommenheit, (§. 157. ) entspringen die einzelnen frommen Handlungen eines bis zur Heiligung gebesserten Christen, oder die christlichen guten Werke; Matth. 5, 16. Eph. 2, 10. Col. 1, 10. Tit. 2, 14. welche nur dann die im N. T. erforderte Eigenschaften haben, wenn sie nach der Vorschrift des göttlichen Gesetzes Matth. 15, 9. und aus kindlichem Gehorsam Röm. 12, 2. 2 Cor. 5, 15. Phil. 1, 11. verrichtet werden: obgleich dieser weder die einzige Triebfeder solcher Handlungen nothwendig seyn muß, noch auch es möglich ist, sich dieses Bewegungsgrundes jedesmal deutlich bewußt zu seyn. Jedoch kommt es vornehmlich, und eben so sehr als auf das Materielle der Handlung, auf den Gemüthszustand des Menschen und auf die Gesinnung, mit welcher er die That verrichtet, an; Gal. 5, 22. ob nämlich Liebe zu Gott in dem Menschen herrschend sey, und ob es sein unerschütterlicher Grundsatz sey, um Gottes willen alles erkannte Gute zu thun, und alles erkannte Böse zu meiden. Denn wo dieß nicht ist, da ist die pflichtmäsigste und nützlichste That keine christlich fromme Handlung oder gutes Werk, ob sie gleich übrigens Gott wohlgefällig seyn kan. Röm. 2, 14. 26. 27. Act. 10, 4. 34. 35. ‒ Gute Werke aber werden von jedem gebesserten Christen, so fern sie ihm zu thun möglich sind, nothwendig erfordert; (§. 157. ) und ohnerachtet der |a118| Mensch dadurch unmöglich etwas bey Gott verdienen kan, Röm. 11, 35. Luc. 17, 10. so hat sie doch Gott aus Gnaden zu belohnen verheisen. Röm. 2, 6. 7. 10. 1 Tim. 4, 8. Hebr. 6, 10. 159. Aus jener Fertigkeit in einem aus kindlichem Gehorsam herrührenden Bestreben nach allgemeiner christlicher moralischer Vollkommenheit, (§. 157. ) entspringen die einzelnen frommen Handlungen eines bis zur Heiligung gebesserten Christen, oder die christlichen guten Werke; Matth. 5, 16. Eph. 2, 10. Col. 1, 10. Tit. 2, 14. welche nur dann die im N. T. erforderte Eigenschaften haben, wenn sie nach der Vorschrift des göttlichen Gesetzes Matth. 15, 9. und aus kindlichem Gehorsam Röm. 12, 2. 2 Cor. 5, 15. Phil. 1, 11. verrichtet werden: obgleich dieser weder die einzige Triebfeder solcher Handlungen nothwendig seyn muß, noch auch es möglich ist, sich dieses Bewegungsgrundes jedesmal deutlich bewußt zu seyn. Jedoch kommt es vornehmlich, und eben so sehr als auf das Materielle der Handlung, auf den Gemüthszustand des Menschen und auf die Gesinnung, mit welcher er die That verrichtet, an; Gal. 5, 22. ob nämlich Liebe zu Gott in dem Menschen herrschend sey, und ob es sein unerschütterlicher Grundsatz sey, um Gottes willen alles erkannte Gute zu thun, und alles erkannte Böse zu meiden. Denn wo dieß nicht ist, da ist die pflichtmäsigste und nützlichste That keine christlich fromme Handlung oder gutes Werk, ob sie gleich übrigens Gott wohlgefällig seyn kan. Röm. 2, 14. 26. 27. Act. 10, 4. 34. 35. ‒ Gute Werke aber werden von jedem gebesserten Christen, so fern sie ihm zu thun möglich sind, nothwendig erfordert; (§. 157. ) und ohnerachtet der |a118| Mensch dadurch unmöglich etwas bey Gott verdienen kan, Röm. 11, 35. Luc. 17, 10. so hat sie doch Gott aus Gnaden zu belohnen verheisen. Röm. 2, 6. 7. 10. 1 Tim. 4, 8. Hebr. 6, 10.
160. Die moralische Güte, zu welcher der Mensch nunmehr gebracht ist, bleibt indessen in diesem Leben immer unvollkommen, 1 Joh. 1, 8. 2, 1 Phil. 3, 12‒14. und findet sich bey den Gebesserten in sehr verschiedenen Graden. Daher ist nöthig, daß der Christ nicht nur die Fehltritte, welche er begehet, ernstlich bereue, 1 Joh. 1, 9. Vergebung derselben bey Gott täglich suche, Ps. 19, 13. und seine guten Vorsätze oft wieder erneure; sondern daß er auch im Guten immer zu wachsen und zuzunehmen, Phil[.] 3, 12‒15. Col. 1, 10. 11. und zu einer Stärke und Festigkeit in der christlichen Tugend zu gelangen suche. Die Mittel, welche die Religion Jesu uns hiezu empfiehlt, Eph. 6, 3. 4. sind a) Wachsamkeit über sich selbst, 1 Cor. 16, 13. b) Gebet, Matth. 26, 41. Luc. 21, 36. Eph. 6, 18. c) fleißige Betrachtung der Religionswahrheiten, Eph. 1, 16‒20. 6, 17. Col. 1, 9. 2 Petr. 3, 18. und d) Besuchung des öffentlichen Gottesdienstes, e) nebst dem Genuße des heil. Abendmahls; (Siehe §. 165. ) f) stete Uebung des Glaubens, Eph. 6, 16. Phil. 3, 8‒10. 1 Joh. 2, 1. g) öftere Erneuerung der Empfindungen der Liebe gegen Gott und Jesum, vermittelst oft wiederhohlter Vorstellung der auserordentlichen Anstalten zu unsrer Errettung, der grosen uns wiederfahrnen moralischen Wohlthaten, und der unaussprechlichen Seligkeit die unser wartet; 1 Petr. 1, 17‒19. h) Uebung in der Verleugnung unsrer selbst, u. s. f. Auch i) kommt Gott selbst durch die Regierung der Schicksale der Menschen ihnen öfters |a119| zu Hülfe, bald durch erwiesene Wohlthaten, bald durch zugeschickte Leiden und Trübsale; daher der Christ auf diese Führungen Gottes aufmerksam seyn, und sie der Absicht gemäs zu benutzen trachten muß.160. Die moralische Güte, zu welcher der Mensch nunmehr gebracht ist, bleibt indessen in diesem Leben immer unvollkommen, 1 Joh. 1, 8. 2, 1 Phil. 3, 12‒14. und findet sich bey den Gebesserten in sehr verschiedenen Graden. Daher ist nöthig, daß der Christ nicht nur die Fehltritte, welche er begehet, ernstlich bereue, 1 Joh. 1, 9. Vergebung derselben bey Gott täglich suche, Ps. 19, 13. und seine guten Vorsätze oft wieder erneure; sondern daß er auch im Guten immer zu wachsen und zuzunehmen, Phil[.] 3, 12‒15. Col. 1, 10. 11. und zu einer Stärke und Festigkeit in der christlichen Tugend zu gelangen suche. Die Mittel, welche die Religion Jesu uns hiezu empfiehlt, Eph. 6, 3. 4. sind a) Wachsamkeit über sich selbst, 1 Cor. 16, 13. b) Gebet, Matth. 26, 41. Luc. 21, 36. Eph. 6, 18. c) fleißige Betrachtung der Religionswahrheiten, Eph. 1, 16‒20. 6, 17. Col. 1, 9. 2 Petr. 3, 18. und d) Besuchung des öffentlichen Gottesdienstes, e) nebst dem Genuße des heil. Abendmahls; (Siehe §. 165. ) f) stete Uebung des Glaubens, Eph. 6, 16. Phil. 3, 8‒10. 1 Joh. 2, 1. g) öftere Erneuerung der Empfindungen der Liebe gegen Gott und Jesum, vermittelst oft wiederhohlter Vorstellung der auserordentlichen Anstalten zu unsrer Errettung, der grosen uns wiederfahrnen moralischen Wohlthaten, und der unaussprechlichen Seligkeit die unser wartet; 1 Petr. 1, 17‒19. h) Uebung in der Verleugnung unsrer selbst, u. s. f. Auch i) kommt Gott selbst durch die Regierung der Schicksale der Menschen ihnen öfters |a119| zu Hülfe, bald durch erwiesene Wohlthaten, bald durch zugeschickte Leiden und Trübsale; daher der Christ auf diese Führungen Gottes aufmerksam seyn, und sie der Absicht gemäs zu benutzen trachten muß.
161. Diese Uebungen in der Gottseligkeit sind um so viel nothwendiger, da der gebesserte Mensch in seinen ehemaligen verderbten Zustand wieder zurückfallen kan; welches geschiehet, wenn er vorsätzlich sündiget, und also Gott den Gehorsam aufkündiget. Ezech. 3, 20. 1 Tim. 1, 19. Doch stehet auch einem solchen, so lange er lebt, der Weg zu einer abermaligen Besserung offen. Jes. 65, 2. Luc. 22, 32. Denn die Bibel lehrt nichts von einem Zeitpunkt in dem menschlichen Leben, hinter welchem es unmöglich sey, sich zu bessern und Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Hebr. 3, 7. 13. Ez. 18, 21‒23. Allein das ist gewis, daß die Besserung immer schwehrer wird, je länger man sie aufschiebt, und je öfter der auf dem Wege der Besserung schon Begriffene zu seinem vorigen sündlichen Leben wieder zurückkehrt. 2 Petr. 2, 20‒22. Hebr. 6, 4–9. 161. Diese Uebungen in der Gottseligkeit sind um so viel nothwendiger, da der gebesserte Mensch in seinen ehemaligen verderbten Zustand wieder zurückfallen kan; welches geschiehet, wenn er vorsätzlich sündiget, und also Gott den Gehorsam aufkündiget. Ezech. 3, 20. 1 Tim. 1, 19. Doch stehet auch einem solchen, so lange er lebt, der Weg zu einer abermaligen Besserung offen. Jes. 65, 2. Luc. 22, 32. Denn die Bibel lehrt nichts von einem Zeitpunkt in dem menschlichen Leben, hinter welchem es unmöglich sey, sich zu bessern und Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Hebr. 3, 7. 13. Ez. 18, 21‒23. Allein das ist gewis, daß die Besserung immer schwehrer wird, je länger man sie aufschiebt, und je öfter der auf dem Wege der Besserung schon Begriffene zu seinem vorigen sündlichen Leben wieder zurückkehrt. 2 Petr. 2, 20‒22. Hebr. 6, 4–9.
162. Nach der Lehre der Bibel ist der Urheber der bisher beschriebenen Sinnesänderung , Gott, Ps. 51, 12. Jer. 31, 18. Ezech. 11, 19. 36, 26. 27. Act. 16, 14. Eph. 2, 10. Phil. 1, 6. 2, 13. 1 Thess. 5, 23. Hebr. 13, 20. 21. Jac. 1, 18. 1 Petr. 1, 3. und insbesondere der heil. Geist, Tit. 3, 5. 1 Cor. 6, 11. Denn der Mensch hat in seinem ungebesserten Zustande für sich weder Lust noch Kräfte, eine solche vollständige christliche Sinnesänderung in sich hervorzubringen, als oben beschrieben worden ist. Gott muste nicht nur diejenige Religions|a120|wahrheiten bekannt machen, durch welche eine solche Sinnesänderung bewirkt werden konnte, sondern er muß auch Gelegenheiten verschaffen, theils daß der Mensch diese Wahrheiten erlernen kan, theils daß sie Eindruck auf sein Gemüth machen können. Ueberdieß war bey der Größe des menschlichen Verderbens nöthig, daß Gott diesen Wahrheiten eine solche Kraft ertheilte, welche den Widerstand zu heben vermögte. Röm. 1, 16. 1 Cor. 1, 18. Die Art und Weise aber, wie Gott durch die Lehren der Religion auf die Seelen der Menschen wirke, kan der untheologische Christ ununtersucht lassen. Ihm ist es genug zu wissen, a) daß er die geschehene Besserung nicht sich selbst und seinen eignen Kräften beimessen dürfe, b) daß er Gott um seinen Beistand anrufen müsse, c) daß Gott seinen Beistand niemand versage, d) daß die Besserung auf eine unsrer moralischen Natur völlig angemessene Art geschehe, Luc. 8, 10‒15. (§. 155. ) folglich e) weder unwiderstehlich, Matth. 23, 37. Joh. 7, 17. 2 Cor. 3, 4. noch in einem Augenblicke; f) daß der Mensch dabey nicht müßig seyn, sondern die von Gott verschafte Gelegenheiten und angebotene Mittel fleißig brauchen müsse; g) daß die Besserung eines Christen anders nicht als durch die christliche Religionswahrheiten geschehe. Matth. 13, 22. 23. Eph. 1, 13. 1 Thess. 2, 13. 2 Tim. 3, 16. 162. Nach der Lehre der Bibel ist der Urheber der bisher beschriebenen Sinnesänderung , Gott, Ps. 51, 12. Jer. 31, 18. Ezech. 11, 19. 36, 26. 27. Act. 16, 14. Eph. 2, 10. Phil. 1, 6. 2, 13. 1 Thess. 5, 23. Hebr. 13, 20. 21. Jac. 1, 18. 1 Petr. 1, 3. und insbesondere der heil. Geist, Tit. 3, 5. 1 Cor. 6, 11. Denn der Mensch hat in seinem ungebesserten Zustande für sich weder Lust noch Kräfte, eine solche vollständige christliche Sinnesänderung in sich hervorzubringen, als oben beschrieben worden ist. Gott muste nicht nur diejenige Religions|a120|wahrheiten bekannt machen, durch welche eine solche Sinnesänderung bewirkt werden konnte, sondern er muß auch Gelegenheiten verschaffen, theils daß der Mensch diese Wahrheiten erlernen kan, theils daß sie Eindruck auf sein Gemüth machen können. Ueberdieß war bey der Größe des menschlichen Verderbens nöthig, daß Gott diesen Wahrheiten eine solche Kraft ertheilte, welche den Widerstand zu heben vermögte. Röm. 1, 16. 1 Cor. 1, 18. Die Art und Weise aber, wie Gott durch die Lehren der Religion auf die Seelen der Menschen wirke, kan der untheologische Christ ununtersucht lassen. Ihm ist es genug zu wissen, a) daß er die geschehene Besserung nicht sich selbst und seinen eignen Kräften beimessen dürfe, b) daß er Gott um seinen Beistand anrufen müsse, c) daß Gott seinen Beistand niemand versage, d) daß die Besserung auf eine unsrer moralischen Natur völlig angemessene Art geschehe, Luc. 8, 10‒15. (§. 155. ) folglich e) weder unwiderstehlich, Matth. 23, 37. Joh. 7, 17. 2 Cor. 3, 4. noch in einem Augenblicke; f) daß der Mensch dabey nicht müßig seyn, sondern die von Gott verschafte Gelegenheiten und angebotene Mittel fleißig brauchen müsse; g) daß die Besserung eines Christen anders nicht als durch die christliche Religionswahrheiten geschehe. Matth. 13, 22. 23. Eph. 1, 13. 1 Thess. 2, 13. 2 Tim. 3, 16.
163. Auf eben dem Wege der Sinnesänderung, auf welchem der Mensch geheiliget wird, (§. 158. ) gelangt er auch zur Begnadigung und wird beglückt, welches man mit einer biblischen Redensart die Rechtfertigung des Menschen zu nennen pflegt. Rom. 3, 20. 21. 22. 24. 26. 28. 30. 4, 2. 3. 22–25. |a121| 5, 1. vergl. Eph. 2, 8. Das Glück welches dem Menschen hierdurch zu Theil wird, bestehet darin, α) daß ihm alle bisher begangene Sünden um Christi willen (§. 143. 144. ) vergeben werden, 2 Cor. 5, 21. 19. 14. Röm. 4, 5–8. 3, 24. 25. Act. 13, 38. 39. so daß er von allen denjenigen Strafen, von welchen Christus uns erlöset hat, (§. 143. ) wirklich befreiet ist. Daher darf der Mensch alles Gute, wozu er nur eine Empfänglichkeit hat, eben so zuversichtlich von Gott erwarten, als wenn er bisher nie gesündigt, Gottes Misfallen nie sich zugezogen, noch Strafen verdient hätte; Röm. 8, 32–34. ob es gleich gewis bleibt, daß der Mensch, wenn er ohne zu sündigen von Kindheit an fromm gewesen wäre, oder weniger und minder schwehr gesündigt hätte, eine noch grösere Empfänglichkeit zu noch mehrerem Guten haben würde. β) Er hat also auch eine sichere Anwartschaft auf die ewige Seligkeit, und die positiven Belohnungen des künftigen Lebens. (§. 102. 143. ) Tit. 3, 7. Daraus folgt dann weiter, daß der Begnadigte a) von aller ängstigenden Furcht befreiet ist, Röm. 8, 15. 1 Joh. 3, 19–21. b) daß sein Gewissen völlig beruhigt ist, Röm. 8, 33. c) daß er eine fromme Freude über seinen glücklichen Zustand empfindet, 2 Cor. 13, 11. Phil. 3, 1. 4, 4. d) daß er Gott als seinen liebevollen Vater, und sich als dessen geliebtes Kind betrachten darf, Röm. 8, 14–17. Gal. 4, 5–7. und des Wohlgefallens Gottes, so wie dessen ganz besondrer Fürsorge (§. 77. ) sich getrösten kan; e) daß er mit kindlichem Zutrauen alle seine Anliegen Gott im Gebet vortragen darf, Röm. 5, 2. 8, 15. 26. 27. Hebr. 4, 16. Jac. 1, 5. 6. Matth. 7, 11. f) daß er weiß, alles was ihm begegnet, seyen liebreiche Schickungen seines gnädigen Vaters Röm. 8, 28. 35–39. 5, 3. Hebr. 12, 4–11. g) |a122| daß er mit getroster Freudigkeit die ewige Seligkeit hoffen, Röm. 5, 2. Tit. 2, 13. Hebr. 9, 28. und daher h) dem Tode muthig entgegen sehen kan. Phil. 1, 21. 23. 2 Cor. 4, 2. 4.163. Auf eben dem Wege der Sinnesänderung, auf welchem der Mensch geheiliget wird, (§. 158. ) gelangt er auch zur Begnadigung und wird beglückt, welches man mit einer biblischen Redensart die Rechtfertigung des Menschen zu nennen pflegt. Rom. 3, 20. 21. 22. 24. 26. 28. 30. 4, 2. 3. 22–25. |a121| 5, 1. vergl. Eph. 2, 8. Das Glück welches dem Menschen hierdurch zu Theil wird, bestehet darin, α) daß ihm alle bisher begangene Sünden um Christi willen (§. 143. 144. ) vergeben werden, 2 Cor. 5, 21. 19. 14. Röm. 4, 5–8. 3, 24. 25. Act. 13, 38. 39. so daß er von allen denjenigen Strafen, von welchen Christus uns erlöset hat, (§. 143. ) wirklich befreiet ist. Daher darf der Mensch alles Gute, wozu er nur eine Empfänglichkeit hat, eben so zuversichtlich von Gott erwarten, als wenn er bisher nie gesündigt, Gottes Misfallen nie sich zugezogen, noch Strafen verdient hätte; Röm. 8, 32–34. ob es gleich gewis bleibt, daß der Mensch, wenn er ohne zu sündigen von Kindheit an fromm gewesen wäre, oder weniger und minder schwehr gesündigt hätte, eine noch grösere Empfänglichkeit zu noch mehrerem Guten haben würde. β) Er hat also auch eine sichere Anwartschaft auf die ewige Seligkeit, und die positiven Belohnungen des künftigen Lebens. (§. 102. 143. ) Tit. 3, 7. Daraus folgt dann weiter, daß der Begnadigte a) von aller ängstigenden Furcht befreiet ist, Röm. 8, 15. 1 Joh. 3, 19–21. b) daß sein Gewissen völlig beruhigt ist, Röm. 8, 33. c) daß er eine fromme Freude über seinen glücklichen Zustand empfindet, 2 Cor. 13, 11. Phil. 3, 1. 4, 4. d) daß er Gott als seinen liebevollen Vater, und sich als dessen geliebtes Kind betrachten darf, Röm. 8, 14–17. Gal. 4, 5–7. und des Wohlgefallens Gottes, so wie dessen ganz besondrer Fürsorge (§. 77. ) sich getrösten kan; e) daß er mit kindlichem Zutrauen alle seine Anliegen Gott im Gebet vortragen darf, Röm. 5, 2. 8, 15. 26. 27. Hebr. 4, 16. Jac. 1, 5. 6. Matth. 7, 11. f) daß er weiß, alles was ihm begegnet, seyen liebreiche Schickungen seines gnädigen Vaters Röm. 8, 28. 35–39. 5, 3. Hebr. 12, 4–11. g) |a122| daß er mit getroster Freudigkeit die ewige Seligkeit hoffen, Röm. 5, 2. Tit. 2, 13. Hebr. 9, 28. und daher h) dem Tode muthig entgegen sehen kan. Phil. 1, 21. 23. 2 Cor. 4, 2. 4.
164. Zu dieser Begnadigung gelangt der Christ anders nicht als durch den Glauben; Rom. 3, 20. 21. 22. 25. 27. 28. 30. 4, 3. 5. 10. 11. 12. 20. 21. 22. 24. 5, 1. nämlich denjenigen Glauben an Christum, der §. 156. nr. k. beschrieben ward, mehrere Theile der vollständigen christlichen Sinnesänderung voraussetzt, und wahre Liebe zu Gott, willigen Gehorsam, Lust und Kraft die göttliche Vorschriften zu erfüllen, und ein unabläßiges Streben Gott in allen Gesinnungen und Handlungen immer änlicher zu werden, hervorbringt, und sich in guten Werken äusert. Denn bloser historischer Glaube, oder leichtsinniges Berufen auf Christi Verdienst oder Gottes Barmherzigkeit und Verheisungen, bey einem noch ungebesserten Herzen, kan niemand berechtigen, sich unter die Begnadigten, denen ihre Sünden vergeben sind, zu zählen. Hingegen kan man auch die Begnadigung nicht verdienen, Röm. 4, 4. 5. weder durch Bereuung der Sünden, noch durch fromme Handlungen, oder auch christlich gute Werke. Denn wenn gleich jene vorausgesetzt wird, und diese unausbleiblich erfolgen müssen Eph. 2, 9. 10. und nothwendig sind, (§. 159. ) so spricht doch Paulus ausdrücklich den Einfluß in unsre Begnadigung den Werken ab, Rom. 3, 20. 28. 4, 2. 4. 5. Eph. 2, 9. unter welchen er nicht blos die nach den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes, sondern auch die nach dem Natur und Moralgesetz verrichteten Werke verstanden haben muß, indem er theils im ganzen Zusammenhange von Ubertretungen dieses leztern Gesetzes, |a123| deren sich Heiden sowohl als Juden schuldig machten, redet, Röm. 1, 21. 24. 28–32. 2, 6. 7. 10. 14. 15. 21. 22. 23. 26. 27. 3, 10–21. theils auch solche Werke, dergleichen Abraham thun konnte, ausschließet. Rom. 4, 2–5. Dagegen behauptet er, wir würden umsonst und ohne unser Verdienst begnadigt, Rom 3, 24. 4, 4. 5. um der durch Christum geschehenen Erlösung willen, Röm. 3, 24. 4, 25. 5, 9. welche der Mensch durch den Glauben annimmt und auf sich anwendet. Daß aber gerade der Glaube dasjenige ist, wodurch der Mensch der Begnadigung wirklich theilhaftig wird, ist nicht nur der Natur der Sache höchst angemessen, und zur Beförderung der christlichen Tugend, die vom ächten Glauben unzertrennlich ist, sehr geschickt, sondern scheint auch vornehmlich um deßwillen von Gott so angeordnet zu seyn, weil Vertrauen auf Gottes Verheisung unstreitig die ihm wohlgefälligste Verehrung ist. Rom. 4, 20. 21. 22.164. Zu dieser Begnadigung gelangt der Christ anders nicht als durch den Glauben; Rom. 3, 20. 21. 22. 25. 27. 28. 30. 4, 3. 5. 10. 11. 12. 20. 21. 22. 24. 5, 1. nämlich denjenigen Glauben an Christum, der §. 156. nr. k. beschrieben ward, mehrere Theile der vollständigen christlichen Sinnesänderung voraussetzt, und wahre Liebe zu Gott, willigen Gehorsam, Lust und Kraft die göttliche Vorschriften zu erfüllen, und ein unabläßiges Streben Gott in allen Gesinnungen und Handlungen immer änlicher zu werden, hervorbringt, und sich in guten Werken äusert. Denn bloser historischer Glaube, oder leichtsinniges Berufen auf Christi Verdienst oder Gottes Barmherzigkeit und Verheisungen, bey einem noch ungebesserten Herzen, kan niemand berechtigen, sich unter die Begnadigten, denen ihre Sünden vergeben sind, zu zählen. Hingegen kan man auch die Begnadigung nicht verdienen, Röm. 4, 4. 5. weder durch Bereuung der Sünden, noch durch fromme Handlungen, oder auch christlich gute Werke. Denn wenn gleich jene vorausgesetzt wird, und diese unausbleiblich erfolgen müssen Eph. 2, 9. 10. und nothwendig sind, (§. 159. ) so spricht doch Paulus ausdrücklich den Einfluß in unsre Begnadigung den Werken ab, Rom. 3, 20. 28. 4, 2. 4. 5. Eph. 2, 9. unter welchen er nicht blos die nach den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes, sondern auch die nach dem Natur und Moralgesetz verrichteten Werke verstanden haben muß, indem er theils im ganzen Zusammenhange von Ubertretungen dieses leztern Gesetzes, |a123| deren sich Heiden sowohl als Juden schuldig machten, redet, Röm. 1, 21. 24. 28–32. 2, 6. 7. 10. 14. 15. 21. 22. 23. 26. 27. 3, 10–21. theils auch solche Werke, dergleichen Abraham thun konnte, ausschließet. Rom. 4, 2–5. Dagegen behauptet er, wir würden umsonst und ohne unser Verdienst begnadigt, Rom 3, 24. 4, 4. 5. um der durch Christum geschehenen Erlösung willen, Röm. 3, 24. 4, 25. 5, 9. welche der Mensch durch den Glauben annimmt und auf sich anwendet. Daß aber gerade der Glaube dasjenige ist, wodurch der Mensch der Begnadigung wirklich theilhaftig wird, ist nicht nur der Natur der Sache höchst angemessen, und zur Beförderung der christlichen Tugend, die vom ächten Glauben unzertrennlich ist, sehr geschickt, sondern scheint auch vornehmlich um deßwillen von Gott so angeordnet zu seyn, weil Vertrauen auf Gottes Verheisung unstreitig die ihm wohlgefälligste Verehrung ist. Rom. 4, 20. 21. 22.
165. Zu den Beförderungsmitteln der christlichen Tugend (§. 160. e.) gehöret auch der Genuß des heiligen Abendmahls, welche gottesdienstliche Handlung Christus kurz vor seinem Leiden und Sterben eingesetzet, Matth. 26, 26–28. Marc. 14, 22–24. Luc. 22, 19. 20. und als eine solche, welche die Christen aller folgenden Zeiten, zu oft wiederhohlten malen, begehen sollten, verordnet hat. 1 Cor. 10, 16. 17. 21. 11, 20–29. Sie bestehet aber darin, daß wir nicht nur Brod sondern auch Wein, welche (durch eine gottesdienstliche Person) feierlich dazu bestimmt worden, 1 Cor. 10, 16. zur Erneuerung des Andenkens an |a124| Christum, seinen Tod, und dessen Folgen, 1 Cor. 11, 24. 26. Luc. 22, 19. 1 Cor. 10, 17. 11, 20. 21. 22. 33. 34. gemeinschaftlich essen und trinken.165. Zu den Beförderungsmitteln der christlichen Tugend (§. 160. e.) gehöret auch der Genuß des heiligen Abendmahls, welche gottesdienstliche Handlung Christus kurz vor seinem Leiden und Sterben eingesetzet, Matth. 26, 26–28. Marc. 14, 22–24. Luc. 22, 19. 20. und als eine solche, welche die Christen aller folgenden Zeiten, zu oft wiederhohlten malen, begehen sollten, verordnet hat. 1 Cor. 10, 16. 17. 21. 11, 20–29. Sie bestehet aber darin, daß wir nicht nur Brod sondern auch Wein, welche (durch eine gottesdienstliche Person) feierlich dazu bestimmt worden, 1 Cor. 10, 16. zur Erneuerung des Andenkens an |a124| Christum, seinen Tod, und dessen Folgen, 1 Cor. 11, 24. 26. Luc. 22, 19. 1 Cor. 10, 17. 11, 20. 21. 22. 33. 34. gemeinschaftlich essen und trinken.
166. Daß wir, indem wir Brod und Wein bey dem Abendmahle essen und trinken, zugleich den für uns getödeten Leib, und das zur Vergebung unsrer Sünden vergossene Blut Christi empfangen, lehret Christus in den Worten der Einsetzung: dieß ist mein Leib, dieß ist mein Blut, deutlich, und Paulus bestätigt es, wenn er sagt, daß wir im Abendmahle an dem Leibe und Blute Christi theilnehmen, 1 Cor. 10, 16. und daß man durch unwürdiges Verhalten bey dem Genuße des Abendmahls sich an dem Leibe und Blute des Herrn versündige. 1 Cor. 11, 27. 29. Die Frage aber, wie wir den Leib und das Blut Christi empfangen, welche zu beklagenswürdigen Spaltungen Anlaß gegeben hat, wird von den Theologen aus triftigen Gründen nach dem Lehrbegriffe unsrer Kirche so beantwortet: der Leib und das Blut Christi seyen denen, welche das Brod und den Wein genießen, selbst ihrer Substanz nach, auf eine unerklärbare und in ihrer Art einzige Weise, gegenwärtig, und werden von ihnen zugleich mit jenen sichtbaren Zeichen wahrhaftig empfangen. Für den Christen aber ist die Hauptsache, die Zwecke und den Nutzen dieser heiligen Handlung zu wissen, aus deren Betrachtung sich auch ergiebt, mit welcher Gemüthsfassung man dieselbe vornehmen müsse. 166. Daß wir, indem wir Brod und Wein bey dem Abendmahle essen und trinken, zugleich den für uns getödeten Leib, und das zur Vergebung unsrer Sünden vergossene Blut Christi empfangen, lehret Christus in den Worten der Einsetzung: dieß ist mein Leib, dieß ist mein Blut, deutlich, und Paulus bestätigt es, wenn er sagt, daß wir im Abendmahle an dem Leibe und Blute Christi theilnehmen, 1 Cor. 10, 16. und daß man durch unwürdiges Verhalten bey dem Genuße des Abendmahls sich an dem Leibe und Blute des Herrn versündige. 1 Cor. 11, 27. 29. Die Frage aber, wie wir den Leib und das Blut Christi empfangen, welche zu beklagenswürdigen Spaltungen Anlaß gegeben hat, wird von den Theologen aus triftigen Gründen nach dem Lehrbegriffe unsrer Kirche so beantwortet: der Leib und das Blut Christi seyen denen, welche das Brod und den Wein genießen, selbst ihrer Substanz nach, auf eine unerklärbare und in ihrer Art einzige Weise, gegenwärtig, und werden von ihnen zugleich mit jenen sichtbaren Zeichen wahrhaftig empfangen. Für den Christen aber ist die Hauptsache, die Zwecke und den Nutzen dieser heiligen Handlung zu wissen, aus deren Betrachtung sich auch ergiebt, mit welcher Gemüthsfassung man dieselbe vornehmen müsse.
167. Nämlich das Abendmahl ist a) eine sinnliche und rührende Vorstellung der Hauptlehre der christlichen Religion, von der durch den Tod Christi geschehenen Erlösung der Menschen, und b) ein feierliches |a125| Bekenntnis dieser grosen Wahrheit. c) Wer nun dieselbe von Herzen glaubt, (§. 156.) dem werden alle durch Christi Tod uns erworbene Güter (Vergebung der Sünden, das Recht auf die künftige Seligkeit etc.) wirklich zugeeignet, und d) er hat davon jedesmal die feierlichste Versicherung im Abendmahle, e) durch welche sein Glaube gestärkt, und also auch seine Liebe zu Gott und sein williger Gehorsam unterhalten und befördert werden. f) Weil aber Christus mit seinem Blute den neuen Bund (die göttliche Zusage, daß alle, welche sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, §. 156 159 begnadiget werden, §. 163. ) versiegelt hat, so übernimt derjenige, der im Abendmahle Christi Leib und Blut empfängt, die stärkste Verpflichtung, in allen Stücken dieser Ordnung sich gemäs zu verhalten. Hiernächst g) soll auch durch dieses gemeinschaftliche Mahl der gemeinschaftliche Antheil an allen Gütern, welche die Religion Jesu gewähret, vorgestellet, und das Band der brüderlichen Liebe unter den Christen enger geknüpft werden 1 Cor. 10, 17. 167. Nämlich das Abendmahl ist a) eine sinnliche und rührende Vorstellung der Hauptlehre der christlichen Religion, von der durch den Tod Christi geschehenen Erlösung der Menschen, und b) ein feierliches |a125| Bekenntnis dieser grosen Wahrheit. c) Wer nun dieselbe von Herzen glaubt, (§. 156.) dem werden alle durch Christi Tod uns erworbene Güter (Vergebung der Sünden, das Recht auf die künftige Seligkeit etc.) wirklich zugeeignet, und d) er hat davon jedesmal die feierlichste Versicherung im Abendmahle, e) durch welche sein Glaube gestärkt, und also auch seine Liebe zu Gott und sein williger Gehorsam unterhalten und befördert werden. f) Weil aber Christus mit seinem Blute den neuen Bund (die göttliche Zusage, daß alle, welche sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, §. 156 159 begnadiget werden, §. 163. ) versiegelt hat, so übernimt derjenige, der im Abendmahle Christi Leib und Blut empfängt, die stärkste Verpflichtung, in allen Stücken dieser Ordnung sich gemäs zu verhalten. Hiernächst g) soll auch durch dieses gemeinschaftliche Mahl der gemeinschaftliche Antheil an allen Gütern, welche die Religion Jesu gewähret, vorgestellet, und das Band der brüderlichen Liebe unter den Christen enger geknüpft werden 1 Cor. 10, 17.
168. Folglich a) sollte billig diese Gottesdienstliche Handlung, wo möglich, in der öffentlichen Versammlung der Christen vorgenommen werden. b) Wer sich nicht zur Religion Jesu bekennet, oder wer zur Betrachtung der im Abendmahle sinnlich vorgestellten Wahrheiten ganz unfähig ist, kan an dieser Handlung nicht theilnehmen. c) Niemand hat den vollen Nutzen von derselben (welcher ganz moralisch ist, und mithin sich nicht auf den Körper bezieht), der sich nicht in der vorhin erwähnten Ordnung befindet, oder sich in sie begiebt. d) Der Kommunikant soll sich lebhaft an die grosen Wahrheiten erinnern, welche das Abendmahl so rührend vorstellt; nämlich an die Lehren von der Liebe Gottes, welche er in Sendung seines Sohnes bewie|a126|sen, von der Liebe Christi gegen uns, welche ihn bewog für uns zu leiden und zu sterben, und von den grosen Folgen des für uns übernommenen Todes Jesu. Andächtige Betrachtung dieser Wahrheiten, und die Erwägung der bey dem Genuße des Abendmahls geschehenden Zueignung aller Früchte des Todes Christi, soll der Kommunikant seine Hauptbeschäftigung seyn lassen, und e) dadurch die Empfindungen des lebhaftesten Danks in sich nähren, zum Lobe Gottes und zum Preiße Christi sich ermuntern, und in den Gesinnungen welche das Christenthum fordert, besonders aber in den Gesinnungen eines allgemeinen Wohlwollens gegen seine Mitchristen, sich befestigen. f) Dem allem zu Folge wird er zwar ohne Leichtsinn, der höchststrafbar seyn würde, aber auch ohne abergläubische Furcht, mit Ehrfurcht und inniger religiöser Freude, diese Gedächtnisfeier des für ihn so wohlthätigen Todes Jesu begehen, und eine so erfreuliche und ihm so vortheilhafte Handlung gern und oft wiederhohlen. 168. Folglich a) sollte billig diese Gottesdienstliche Handlung, wo möglich, in der öffentlichen Versammlung der Christen vorgenommen werden. b) Wer sich nicht zur Religion Jesu bekennet, oder wer zur Betrachtung der im Abendmahle sinnlich vorgestellten Wahrheiten ganz unfähig ist, kan an dieser Handlung nicht theilnehmen. c) Niemand hat den vollen Nutzen von derselben (welcher ganz moralisch ist, und mithin sich nicht auf den Körper bezieht), der sich nicht in der vorhin erwähnten Ordnung befindet, oder sich in sie begiebt. d) Der Kommunikant soll sich lebhaft an die grosen Wahrheiten erinnern, welche das Abendmahl so rührend vorstellt; nämlich an die Lehren von der Liebe Gottes, welche er in Sendung seines Sohnes bewie|a126|sen, von der Liebe Christi gegen uns, welche ihn bewog für uns zu leiden und zu sterben, und von den grosen Folgen des für uns übernommenen Todes Jesu. Andächtige Betrachtung dieser Wahrheiten, und die Erwägung der bey dem Genuße des Abendmahls geschehenden Zueignung aller Früchte des Todes Christi, soll der Kommunikant seine Hauptbeschäftigung seyn lassen, und e) dadurch die Empfindungen des lebhaftesten Danks in sich nähren, zum Lobe Gottes und zum Preiße Christi sich ermuntern, und in den Gesinnungen welche das Christenthum fordert, besonders aber in den Gesinnungen eines allgemeinen Wohlwollens gegen seine Mitchristen, sich befestigen. f) Dem allem zu Folge wird er zwar ohne Leichtsinn, der höchststrafbar seyn würde, aber auch ohne abergläubische Furcht, mit Ehrfurcht und inniger religiöser Freude, diese Gedächtnisfeier des für ihn so wohlthätigen Todes Jesu begehen, und eine so erfreuliche und ihm so vortheilhafte Handlung gern und oft wiederhohlen.
169. Zur Beförderung des würdigen Genusses des Abendmahls hat die Kirche vor demselben die Beichte verordnet, in welcher denen, die ernstlich bezeugen, daß sie sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, die Vergebung ihrer Sünden und die Gnade Gottes von einem Prediger angekündigt wird. Diese Handlung kan dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihren Gemüthszustand zu befördern; ihnen eine Veranlassung zu geben, daß sie manche Anliegen ihres Herzens ihrem Lehrer freier entdecken, und von diesem einen nähern, ihren Umständen angemessenen, Unterricht bekommen können; ihnen die Anwendung der göttlichen Zusagen auf sich selbst zu erleichtern etc.169. Zur Beförderung des würdigen Genusses des Abendmahls hat die Kirche vor demselben die Beichte verordnet, in welcher denen, die ernstlich bezeugen, daß sie sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, die Vergebung ihrer Sünden und die Gnade Gottes von einem Prediger angekündigt wird. Diese Handlung kan dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihren Gemüthszustand zu befördern; ihnen eine Veranlassung zu geben, daß sie manche Anliegen ihres Herzens ihrem Lehrer freier entdecken, und von diesem einen nähern, ihren Umständen angemessenen, Unterricht bekommen können; ihnen die Anwendung der göttlichen Zusagen auf sich selbst zu erleichtern etc.
|a127| 170. Die Taufe und das Abendmal belegen die Theologen mit dem gemeinschaftlichen Namen der Sakramente , weil diese äusere religiöse Handlungen dieß mit einander gemein haben, daß sie nicht nur feierliche Bekenntnisse der christlichen Religion, und sinnliche Vorstellungs und Erinnerungsmittel der wichtigsten Wahrheiten derselben sind, sondern auch von Gott mit der angehängten Verheisung verordnet sind, daß denenjenigen, welche der Einsetzung gemäs diese Handlungen begehen, gewisse unsichtbare geistliche Güter mitgetheilt werden. – Beide, (und mehrere hat Christus, dessen Religion nicht in äusern Gebräuchen bestehen sollte, nicht befohlen,) empfehlen sich durch die Leichtigkeit, mit der sie allenthalben vorgenommen werden können, durch ihre Simplicität, und durch ihre Bedeutsamkeit und Schicklichkeit zu ihrem Zwecke, nicht nur in Hinsicht auf die zur Zeit der Anordnung lebende Menschen, sondern auch in Ansehung der Christen aller folgenden Zeiten. Aus ihnen leuchtet die unermeßliche Güte und Weisheit ihres Stifters eben so sehr hervor, als aus allen Lehrsätzen seiner Religion, die niemand, der nicht ganz verwildert ist, richtig kennen kan, ohne sie zu lieben, von ihrer Vortreflichkeit gerührt zu seyn, ihre Göttlichkeit einzugestehen, sie für die gröste Wohlthat, die ihm Gott erwiesen hat, anzuerkennen, und täglich Gott für das Glück, ein Christ zu seyn, zu dancken. Möchten doch alle, |a128| welche das Volck in dieser göttlichen Religion unterrichten sollen, sie in ihrer wahren simpeln, ehrwürdigen, einnehmenden Gestalt darstellen, und nicht durch unweises Aufdringen entbehrlicher Spekulationen die Herzen vieler, zum Theil gutmeinender, Menschen von ihr entfernen.|a127| 170. Die Taufe und das Abendmal belegen die Theologen mit dem gemeinschaftlichen Namen der Sakramente , weil diese äusere religiöse Handlungen dieß mit einander gemein haben, daß sie nicht nur feierliche Bekenntnisse der christlichen Religion, und sinnliche Vorstellungs und Erinnerungsmittel der wichtigsten Wahrheiten derselben sind, sondern auch von Gott mit der angehängten Verheisung verordnet sind, daß denenjenigen, welche der Einsetzung gemäs diese Handlungen begehen, gewisse unsichtbare geistliche Güter mitgetheilt werden. – Beide, (und mehrere hat Christus, dessen Religion nicht in äusern Gebräuchen bestehen sollte, nicht befohlen,) empfehlen sich durch die Leichtigkeit, mit der sie allenthalben vorgenommen werden können, durch ihre Simplicität, und durch ihre Bedeutsamkeit und Schicklichkeit zu ihrem Zwecke, nicht nur in Hinsicht auf die zur Zeit der Anordnung lebende Menschen, sondern auch in Ansehung der Christen aller folgenden Zeiten. Aus ihnen leuchtet die unermeßliche Güte und Weisheit ihres Stifters eben so sehr hervor, als aus allen Lehrsätzen seiner Religion, die niemand, der nicht ganz verwildert ist, richtig kennen kan, ohne sie zu lieben, von ihrer Vortreflichkeit gerührt zu seyn, ihre Göttlichkeit einzugestehen, sie für die gröste Wohlthat, die ihm Gott erwiesen hat, anzuerkennen, und täglich Gott für das Glück, ein Christ zu seyn, zu dancken. Möchten doch alle, |a128| welche das Volck in dieser göttlichen Religion unterrichten sollen, sie in ihrer wahren simpeln, ehrwürdigen, einnehmenden Gestalt darstellen, und nicht durch unweises Aufdringen entbehrlicher Spekulationen die Herzen vieler, zum Theil gutmeinender, Menschen von ihr entfernen.
Ende.
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