/z|a[107]| |b108| |c108| Evangelium am 8 Sontage nach Trinitatis.
/bcMatth.bc\bc1 7, bc2 13–27.

Jede Geschicklichkeit kostet Mühe. Von der Kunst an, Staaten zu regieren, bis zu der Kunst hinab, das Holz zu spalten, womit wir unsre Zimmer erwärmen; komt man nie ohne Arbeit und Anstrengung zu einigem Geschick. Diese Mühe wächst mit der Grösse der Kunst. Wie viel Schriften muß man lesen, wie sein Nachdenken anstrengen, wie viel Uebungen unternehmen, wie viel Ergözungen aufopfern, und wie viel Arbeiten, saure Arbeiten thun; um es in irgend einer Wissenschaft zu einiger Vollkommenheit zu bringen? – Und die allerwichtigste Sache, die Tugend: die gröste, würdigste unter allen Künsten in der Welt, die Kunst Tugendhaft zu seyn, solte keine Mühe kosten?

Die Tugend, c4 das Glückc5, – denn, nur sie ist unser einziges Glück – hat ihren Tempel auf einem hohen steilen Berge. Der Weg dahin ist beschwerlich, enge,bc6 und rauh. Nur mit vieler Mühe und Vorsicht windet man sich durch alle die engen Fußsteige, hebt sich Schritt vor Schritt immer etwas höher, und klimmet den jähen Berg |b109| |c109| hinauf. Und da muß man sich noch, durch ein enges Thor, zum Tugend-Tempel hinein drängen. {versbc7 13.} Gehet ein durch die Engebc8 Pforte. Denn die Pforte ist Weit, und Breit ist der Wegc9 der zur Verdamniß (zum Verderben, Unglück) |a108| hinfüret. Ohne /cBild; [„]diec\c10 Religion eurer Irrlehrer, (/cvers 15b11c\c12) der Pharisäer (Siehebc13 Kapit. 5, 20. 21.–Endebc14) schmeichelt den sündlichen Lüsten. Sie gestattet, und begünstiget, Groll, Feindseligkeiten, Rachbegierde, Meineide so gar und Unzucht. Sie füret euch zum Laster; folglich ins Unglück.“ Und ihrer sind viel die darauf wandeln. „Nur gar zu viele eurer Landsleute folgen, wie ihr sehet, diesen unseeligen Fürern!“

{/bcvers 14bc\bc15 } Aber, die Pforte ist Enge, und der Weg ist Schmal, der zum Leben, (zum Glück) hinfüret.Meine Religion hingegen[“] (Siehebc16 Kapit. 5, 20. und 21, bis Kapit. 7, 12bc17) „fordert strenge Heiligkeit des Herzens so wie des Lebens[.]bc18Und wenig ist ihrer die ihn finden.c19 „Nur wenige /ceurer Landsleutec\c20 nehmen meine Religion an.“

Es ist klar für jedenbc21 der sehen will, daß unser Heiland hier, nur von der Aufnahme seiner Religion unter den damahligen Juden spricht. Die /cIrrlehrerb22 fürc\c23 denen er /cwarnetb24 vers /b15, sindb\b25 c\c26 wie wir sehen werden, die Pharisäer. Er spricht vor einer Versamlung, die aus Juden bestand, welche so schändlich von den Pharisäern betrogen, mit verbundenen Augen und hüpfend, in die Abgründe des Lasters |b110| |c110| und Unglücks gestürzet wurden. Matth. 23. Wie ofte klaget Er über die Verblendung der Juden Seiner Zeit, welche gegen alle die Tausend Wunderwerke und sonnenklare Beweise, dennoch gröstentheils seine Re|a109|ligion verwarfen; und verkündiget ihr dagegen eine desto bessere Aufnahme unter den Heiden.bc27 (Siehe z. E. oben Seite /bc17 f[.]bc\bc28) Man würde also diese Rede Jesuc29 falsch verstehen, wenn man sie von allen Menschen, und allen Zeiten verstehen wolte; daß nämlich, nur der kleinste Theil des menschlichen Geschlechts seelig werde. Ach! /cWarum kämpfen,b30 c\c31 und eifern wir doch so sehr dafür, das Reich des Teufels zu vergrössern, und die Hölle zu bevölkern? Nein! Nein! Weder hier, noch sonstwo in der Bibelbc32 wird eine solche melancholische Sache gelehret! Bloß von den Juden, und auch nicht von diesen allen, sondern nur den Juden Seiner Zeitc33 redet hier Jesus. „Gesellet euch zu den Wenigen von euren Landsleuten, die meine Religion annehmen. Gewiß viele von ihnen, folgen den Blendwerken und Eingebungen der Pharisäer, welche ihren Lüsten schmeicheln. Meine Religion hingegen ist Feind allen sündlichen Lüsten, kostet Mühe, und wird verfolget. Darum sind auch Wenige eurer Landsleute, welche sie annehmen.“ Dies ist der Sinn dieser Worte!

{/bcvers 15bc\bc34 } Aber, so färet Er fort; Aber (darum warne ich euch) sehet euch vor, vor den falschen Propheten, (den Irrlehrern) die in Schafskleidernbc35 zu euch kommen: inwendig sind sie reissende Wölfe. Elias und |b111| |c111| Elisa, welche in so überaus grossem Ansehen bei den Juden standen, /ctrugen, – diec\c36 alte Welt müssen wir nicht nach der jezigen beurtheilen. Pracht war damahls grossentheils unbekandt. Die Menschen närten |a110| und kleideten sich noch auf die simpelste Art.b37 – jenec38 Propheten trugen c39 Mäntel von Schaaf-Fellen. 2 Königec40 1, 8. 2, 13.bc41 In Schaafs-Fellen gehen, das heißtbc42 also, sich das Ansehen der alten, redlichen, grossen Propheten, eines Elias und Elisa geben wollen. Nun vergleiche man hiemit das Bild Jesu von den Pharisäern. {Matth.bc43 6, 2. 5. 16.} Sie gaben Allmosen /bcunter dem Schall der Posaunebc\bc44. Sie verrichteten lange Gebete an den Ecken der Stadt. Sie brauchten allerlei Künste, das Gesicht blaß zu machen; damit ein jeder voll Bedauren und Ehrfurcht ausrufe, ach! der heilige Mann! Seine strenge Fasten kosten ihm noch das Leben! {/bcMatth. 23bc\bc45 } Unzäliche Ränke brauchten sie, um auf dem Markte gegrüsset, und Rabbi! Rabbi! genant zu werden. – Wer kan noch, den Pharisäer verkennen, wenn Jesus sagt;bc46 Sehet euch vor, vor den Irrlehrernbc47 die in Schaafs-Fellen zu euch kommen; inwendig aber sind sie reissende Wölfe. Man lese nur das 23ste Kapitel Matthäi, nebst Lucä 11, 37–Ende des Kapitels. Und sage, ob etwas Schändlichers,bc48 und Pestilentialischersbc49 unter der Sonne zu erdenken sey, als /cein Pharisäerc\c50?

{/bcvers 16bc\bc51 } An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Deutlicher übersezt, könnet, werdet ihr sie erkennen. „Nichts ist leichterbc52 als einzusehen, daß diese |b112| |c112| unter euch angebetete Pharisäer; Irrlehrer,bc53 und Reissende Wölfe sind. {Matth.bc54 5, 21. 27. 33. 38. 43.} Sehet nur auf ihre,bc55 einleuchtend gottlosec56 und schädliche Lehren in der Moral! Groll, Ehebrecherische Begierden, Privat-Rache sey keine Sünde. Und be|a111|sonders; gehet ihnen nur ins Geheime nach. /bc{Matth. 23.}bc\ Da werdet ihr bald sehen, was für Ehebrecher, Betrüger, Räuber und Mörder sie sind?bc57

/bc{vers 17–20.}bc\ Kan man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte; aber ein fauler Baum (schlechter Baum) bringet arge Früchte. Ein guter Baum kan nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kan nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen, und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. „Also noch einmahl! Es kan euch nicht schwer seyn, sie an ihren Lehren und Thaten zu erkennen! Jene zeigen sie euch, als Irrlehrer; und diese, als reissende Wölfe. So lasset euch denn durch sie nicht abhalten, meine Religion anzunehmen.“

Jedoch! Es ist noch nicht genug, daß ihr meine Religion bekennet. Thun müßt ihr sie, wenn sie euch zum Glück füren soll. {/bcvers 21bc\bc58 } Es werden nicht alle die zu mir sagen Herr! Herr! (die sich äusserlich zu meiner Religion bekennen) in das Himmelreich kommen: sondern die |b113| |c113| den Willen thun meines Vaters der im Himmel ist. (Im Himmel seyn, ist ein in der Bibel {Siehe z. E. Psalm 113, 4. 5. und 115, 3.} gewönliches Bild der Oberherrschaft und Allmacht Gottesc59. Besser würde man folglich dies übersezen, meines allmächtigen Vaters.) – {vers 22. 23.} Viele werden zu mir sagen an jenem Tage: (dem Tage des |a112| Welt-Gerichts) Herr! Herr! haben wir nicht in deinem Nahmen (durch deine Macht c60) geweissaget? Haben wir nicht durch deine Macht Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht durch deine Macht viel Thaten (Wunderwerke) gethan? Dann werde ich ihnen bekennen, (öffentlich, im Angesicht der Menschen und Engel, sagen) Ich habe euch noch nie erkant, weichet alle von mir, ihr Uebeltäter. „Nie habe ich euch für meine Anhänger erkant. Gehet von mir, ihr Lasterhaften.c61“ – Denn selbst unter denen, welche in der apostolischen Kirche die Wunder-Gaben des /cheil. Geistes empfangenb62c\c63, fanden sich Stolze, Lieblose, Zanksüchtigec64 und in andern Sünden lebende Menschen.

{versbc65 24–27.} Darum, wer diese meine Rede (die Berg-Predigt Kapit. V–VIIbc66) höret und thut sie: der ist gleich einem klugen Mannbc67 der sein Haus auf einen Felsen bauet. Als nun ein Plaz-Regen fiel, /bcund die Gewässer rauschten,bc\ und die Winde stürmeten, und auf das Haus stiessen: da fiel es doch nicht. Denn es war auf den Felsen gegründet. – /cWerc\c68 aber diese meine Rede höret und thut sie nicht: der ist einem Thoren gleichbc69 welcher sein Haus auf den Sand bauete. Ein Plazregenbc70 fiel, |b114| |c114| und die Gewässer rauschten, und die Winde stürmeten, und stiessen auf das Haus. Da fiel es ganz und gar zu Boden. „Bei dem blossen Bekenner meiner Religion, werden alle die süssen Hofnungenbc71 womit er sich schmeichelt, mit seinem äussersten Schrecken sich |a113| endigen, in ewiges Unglück sich verwandeln. Wer hingegen sie bekennet und ausübet; dessen Hofnung wird ihm hier schon,b72 Sicherheit, Ruhe und Freude geben,c73 und dortc74 in ewigfrohenbc75 Genuß übergehen.“

Noch, christlicher Leser, haben wir es in unsrer Gewaltbc76 diesem klugen Mann zu gleichen. Allerdings hat die Uebung der Tugend, oder der Religion, (denn beides ist Einerlei) ihre, auch grosse, Schwierigkeiten. Hier in diesem unserm Stande der Zucht, ist die Bahn der Tugend nicht immer mit Rosen bestreuetc77: noch manche rauhe, dornigte Pläze finden sich da. {versbc78 14.} Die Pforte ist Enge und der Weg ist Schmal der zum Glück hinfüret. Da in dem ehrenvollen Dienst der Tugend finden sich, so manche Verlegenheiten: nicht immer erlaubet es unsre Kurzsichtigkeit, daß wir den Willen Gottesc79, unsre Pflicht deutlich und zuversichtlich erkennen. So manche Aengstlichkeiten beunruhigen uns, auch wenn wir nach Ueberlegung gehandelt. Da sind immer noch, so manche sündliche Begierden zu bekämpfen, schwer zu bekämpfen, welche die vor unsrer Bekehrung eingewurzelte böse Gewohnheiten zurückelassenbc80. Und zuweilen fordert die Tugend von uns, Opfer die uns viel Selbst-Ueberwindung kosten. Gesundheit, irrdisches Ansehen, Reichtümer, Leben, ja gar den zeitlichen Wohl|b115||c115|stand derer die mit unserm Herzen verbunden sind, müssen wir zuweilen für die Tugend wagenc81, und verliehren.

|a114| Aber, diese Unruhe, Mühe, Arbeit, und Schmerz, wird schonbc82 hier in diesem Leben, durch die Freuden der Tugend bei weitem überwogen. Schon hier hat sie ihren Lohn bei sich. Schon hier giebt nur sie allein, wahres, daurendes Glück. Das Bewustseyn seine Pflicht gethan zu haben; die Versicherung des gnädigen Beifalls und der Vater-Liebe des Allmächtigen durch Jesum Christum; der beständige, vertraute Umgang mit Gottc83; die unbeweglich-feste Hofnung einer seeligen Ewigkeit. Sehet da die Quellen der Tugend-Freuden! Freuden die viel Ausgebreiteter, Reiner, Stärker, und Beständiger sind, als die Freuden der Erde. Die innere Seelen-Ruhe; die vernünftige feste Sicherheit für sein ganzes Glück; das edle Gefallen an sich selbst; die kindliche Zuversicht zu Gottc84; nebst dem Vorschmack des Ewigen Glücks! Was kan uns die Ganzebc85 Welt geben, das mit diesen Freuden zu vergleichen wäre? Ein Mensch, der In Sich, Ruhe und Beifall des Gewissens,c86 Ueber Sich, in dem Allmächtigen, einen Vater,c87 und Vor Sich, eine Ewigkeit voll unaussprechlicher Freude siehet: der muß gewiß in herrschender Ruhe, Zufriedenheit, und unter vielfachen himlischen Freuden sein Leben hinbringen. Eng ist die Pforte die zum Glück füret.{Römerbc88 14, 17. 18.} Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, „der Vorzug des Christenthums bestehet nicht in der Erlaubniß alles zu essen und zu trinken, ohne sich an die lästigen Geseze Mosis zu binden[.]bc89Sondern Gerechtigkeit,bc90 und Friede und Freu|b116||c116|de im heil. Geist. „Sondern darin, daß es den Menschen |a115| zur Tugend, und dadurch /bczu derbc\bc91 Ruhe und Freude des heil. Geistes füret.“ Denn wer darin Christo dienet; der ist Gott gefällig und den Menschen werth. „Die Tugend welche uns das Christenthum lehretbc92 ist das einzige Mittel, uns den Beifall Gottesc93, und selbst die Achtung der Welt zu verschaffen.“

Und was ist das für eine Tugend, welche das Christenthum lehret? – {v. 21bc94 } Den Willen Gottes thun. – Also nicht gewisse unerklärliche, oder plözlichec95 und lebhafte Empfindungen. Nicht, wenn manc96 bei ausserordentlichen Wohlthaten, und sonst, Regungen der Dankbarkeit gegen Gottc97; oder bei Betrachtung des Leidens Jesuc98, Traurigkeit, und Schmerz fület. Nicht, wenn man die Religions-Lehren wohl gelernet, und eifrig bekentc99. Nicht, wenn man denc100 Nahmen Tugend und Gottc101, immer im Munde füret,c102 davon beredt, und mit Wärme, und mit Begeisterung spricht. Nicht, wenn man einige Geseze Gottesc103 thut, und sich den Ruhm eines bürgerlich-rechtschaffenen Mannes erworben. Dies alles, und was sonst unsre sündliche Begierden, in Gestalt der Tugend uns vormahlen, ist höchstens nur der Weg, den Willen Gottes zu thun. – Thun müssen wir den Willen Gottes. Also 1) Seine Gebothe {Jacobibc104 2, 10. 11bc106 } alle, Ungetheilt, ohne einzige Ausnahme und Einschränkung zu befolgen suchen: denn sonst thun wir nicht den Willen Gottesc107, sondern unsern selbst gemachten Willen. 2) Sie {2 Corintherbc108 1, 12.} Redlich, Lauter zu befolgen suchen; vornehmlich aus der Absicht, uns Gottc110 für seinec111 Unermesliche Liebe durch /cJesum Christumc\c112, dankbar zu zeigen: |b117| |c117| denn sonst |a116| thun wir den Willen des Ehrgeizes, Eigennuzes, und unsrer Selbst-Liebe, nicht aber den Willen Gottesc113. 3) Sie {Philipper 1, 9–11bc114 } Immer besser zu üben suchen: denn sonst thun wir abermahls nicht den Willen Gottesc115, wenn wir ihn nur einigermaassen thun. 4) Sie endlich, {1 Corinth.bc116 15, 58.} Unaufhörlich bis an den Todt, zu befolgen suchen. – Also, die aus dankbarer Liebe gegen Gottc118 fliessende redliche Bestrebung, Seinec119 Gebothe, Ungetheilt, Lauter, Immer besser, und Unaufhörlich auszuüben. – Dies ist ächte, christliche Tugend!

Ohne diese ist schlechterdings kein Antheil an Gottes Gnade und der Seeligkeitbc120 seines Himmels Möglich. Sehet hier die eigene Erklärung unsers Richters! Nurc121 die werden in den Himmel kommen, welche den Willen Gottes thun. v. 21. Selbst eifrige Bekenner der reinen Lehre, und Wundertäterc122, die ihn nicht gethan, werden von ihm dereinst als Menschenbc123 die er nie für die Seinigen erkant, weggewiesen werden, Vers 22. 23. Die Hofnungen desjenigen, welcher mit der Reinigkeit seines Glaubens, oder dem Eifer seines Bekentnisses, oder der Stärke seiner Empfindungen, oder dem Glanz seiner Thaten, sein Gewissen einwieget, werden sich in Schreckenbc124, und ewiges Unglück verwandeln. Vers 24–27. Und warum? – {Römerbc125 3, /bc23[–]25 verglichenbc\bc126 mit Kapitelbc127 6. undbc128 8. Galat.bc129 5, 6. 13–Endebc130 } Weil der wahre Glaube an das Verdienst, und die Lehre Jesu, allemahl Tugend-Reich, mit der Tugend unzertrenlich verbunden; weil ein Glaube ohne Tugend, ein Traum, ein Leichnam ist. Jacobic131 2, 26.

|a117| {/cJacobi /bzweites Kapitelb\b132 c\c133 }Nun so kan ich denn von meinem Antheil an Jesu Verdienst gewiß seyn; da ich nie wider, |b118| |c118| sondern immer nach meinem Gewissen handele?“ – Unseliges Vorurtheil! {/bcvers 22bc\bc134 } Dies thaten die auch, welche sich eingebildet, es sey genug, wenn man Jesumc135 Herr nenne, seine Religion der Welt predige, und durch Wunderwerke beweise. {v. 23bc136 } Und dennoch waren sie nie von Jesuc137, für die Seinigen erkant.c138 Du handelst immer Nach deinem Gewissen? Aber ist dein Gewissen,bc139 auch Richtig, oder ist es, wie das Gewissen jener unheiligen Bekenner und Wundertäterc140, voll grober Irtümer? – „Wie kan ich aber anders handeln, als nach meiner besten Einsicht?“ – Gehe fleissigbc141 und täglich mit dem Gesezbuche /cGottes um,c\c142 lerne daraus Seinenc143 Willen immer besser kennen. Berichtige auf diese Art erst, dein Gewissen. Sodenn handele stets nach Gewissen. So {v. 21bc144 } thust du den Willen Gottes, und kanst folglich sicher hoffen in den Himmel zu kommen.

{v. 21bc145 } THUN sollen wir den Willen Gottes. Folglich, sind auch die Unterlassungs-Sünden, verdamliche, oder Tod-Sünden. Nicht bloß der Diebstahl, sondern auch die muthwillig unterlassene christliche Wohltätigkeitc146; nicht bloß die Ungerechtigkeitc147 sondern auch die muthwillig unterlassene christliche Dienstfertigkeit; nicht bloß das /clieblose Uebelredenc\c148 sondern auch die vorsäzlich unterlassene Empfehlungc149 unsrer /c/bNeben Menschenb\b150 u. s. w.c\c151 ziehet uns Gottesc152 Misfallen und das Urtheil der Verdamniß zu. Denn, {v. 19.} ein jeder Baum der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins |a118| Feuer geworfen. Und unser Erlöser und Richter sagt nicht, Matth. 25, 42. 43. „Ihr habt mich unterdrückt, betrogen etc. Sondern, ihr habt mich /cnicht gespeiset, nicht getränketc\c153, ihr habt für mich /cnicht gesorgtc\c154. |b119| |c119| Darum gehet von mir in das /cEwigeb155 Feuerc\c156 das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“

Fast unerschöpflich ist diese Rede Jesu an Wichtigen, Gemeinnüzigen Lehren. Lasset uns nur noch, daraus lernen, {v. 15bc157 } Irr-Lehrer und Reissende Wölfe zu erkennen. – Sehet euch vor, vor den Irrlehrernbc158 die in Schaafs-Fellen zu euch kommen, inwendig aber sind sie reissende Wölfe.c159 Können das auch ungelehrte, gemeine Christen thun? Ja! denn hier sind die zwei so leichten als sicheren Kenzeichen: Ihre Lehren, und ihre Thaten. Jene zeigen uns bald, ob sie Irrlehrerbc160; und diese, ob sie bloß für ihren Eigennuz arbeitende Miethlinge, oder gar Reissende Wölfe sind. – Wenn dein Lehrer Dinge vorträgt, die dem göttlichen Ansehen der Bibel widersprechen, oder ihren klaren Aussprüchen entgegen sind; vornehmlich, wenn er eine Moral lehretc161 die sündlichen Lüsten schmeicheltbc162 und die allgemeine Menschen-Liebe, dieses königliche Gesez /cGottes, schwächetc\c163: so siehest du klar den Pharisäer, vor dem dich Jesusc164 warnet. Fliehe ihn und seine Lehre! – Wenn dein Lehrer nicht thut; was er lehret; wenn er in herrschendem Geiz, Ehrsucht, Zwietracht, Ungerechtigkeit u. s. w. lebt: so sey versichert, es ist ihm nicht um die Schaafe zu thun, sondern um ihre Wolle. Nicht für dich prediget |a119| erbc165 sondern für deinen Geldkasten. Fliehe ihn, wenn du kanst. Wenn nicht; so prüfe wenigstens immer, desto genauer, seine Lehren: denn sündliche Leidenschaften verschlimmern eben so wohl den Verstand als das Herz; ein Lasterhafter Lehrer wird ofte, auch ein Irriger Lehrer seyn. Prüfe jede seiner Lehren. Findest du sie /bcGottes Wortbc\bc166 gemäß: {Matth.bc167 23, 2. 3.} so |b120| |c120| thue nach seinen Reden, aber nicht nach seinen Thaten!

Wie aber? Wenn dieser Pharisäer die undurchdringliche Larve der Heuchelei vornimmt?“ – Erstlich, ist die Heuchelei selten ganz allgemein: auch der geübteste Heuchler giebt sich bloß. Je mehr man seine Begierden an der einen Seite einschränkt, desto mehr brechen sie an der andern hervor: gleich einem Strohm, der über sein Ufer tritt, wenn man ihn durch starke Dämme einschränkt. Der Heuchler verbirgt seine schändliche Neigungen, aus Furcht vor der Welt. Diese Furcht ist bei ihm nicht immer gegenwärtig und wirksam: aber die schändlichen Begierdenc168 die im Grunde seiner Seele herrschen, sind es. Und so wird er gemeiniglich der Thor seiner sündlichen Leidenschaften; von ihnen zu Ausschweifungen hingerissen; und auf diese Art, seinen Mitbürgern entdeckt. – {Lucä 11, 37–Ende.c169 und /bcMatthäi 23bc\bc170 } Ueberdem giebt uns Jesus gewisse Kenzeichen, die den Heuchler verrathen, oder doch wenigstens verdächtig machen. Inc171 äusseren, körperlichen Handlungen sehr strenge und pünktlich seyn; diec172 Tugend seiner /bcNeben Menschenbc\bc173 gerne ver|a120|dächtig machen, und zwar hinter allerlei gleisnerischen Gestalten; allerleic174 Aufsehenmachender Andächteleien sich /cbefleissigenb175; fürc\c176 die Lehr-Punctec177 der Religion eifern und von der Moral verächtlich sprechen; inc178 Kleinigkeiten Pünctlichc179, und in wichtigen Dingen Gleichgültig seyn; u. s. w. So sind die Heuchler aller Zeiten, und aller Nationen beschaffen. Und an diesen Früchten köntc180 ihr sie erkennen!z\

bc1: Matthäi bc2: vers (b); v. (c) c4: oder, c5: Glück bc6: enge bc7: v. bc8: enge c9: Weg, c10: Bild! „Die b11: 15. c12: Vers 15. bc13: (siehe bc14: 21–Ende bc15: v. 14. bc16: (siehe bc17: 12. bc18: Lebens. c19: finden! c20: eurer Landsleute bc21: jeden, b22: Irrlehrer, c23: Irrlehrer, vor b24: warnet, b25: 15., sind, c26: warnet, Vers 15., sind, bc27: Heiden? bc28: 17. f. c29: Jesu b30: kämpfen c31: warum kämpfen bc32: Bibel, c33: Zeit, bc34: v. 15. bc35: Schaafskleidern c36: trugen Kleider von Fellen. – Die b37: Art, c38: Jene c39: also, c40: Kön. bc41: 12. bc42: heist bc43: Math. bc44: um gesehen zu werden bc45: Math. 23. bc46: sagt: bc47: Irrlehrern, bc48: Schändlicheres bc49: Pestilentialischeres c50: die Lehre und das Leben eines Pharisäers bc51: v. 16. bc52: leichter, bc53: Irrlehrer bc54: Math. bc55: ihre c56: gottloose bc57: sind! bc58: v. 21. c59: Gottes c60: und für deine Religion c61: Lasterhaften! b62: empfingen c63: heil. Geistes empfingen c64: Zanksüchtige, bc65: v. bc66: V–VII. bc67: Mann, c68: Wer bc69: gleich, bc70: Plaz-Regen bc71: Hofnungen, b72: schon c73: geben; c74: dort, bc75: ewig frohen bc76: Gewalt, c77: bestreut bc78: v. c79: Gottes bc80: zurücke lassen c81: waagen bc82: schon c83: Gott c84: Gott bc85: ganze c86: Gewissens; c87: Vater; bc88: Röm. bc89: binden. bc90: Gerechtigkeit bc91: zur bc92: lehret, c93: Gottes bc94: 21. c95: plözliche, c96: mann c97: Gott c98: Jesu c99: bekennt c100: die c101: Gott c102: füret; c103: Gottes bc104: Jac. (b); Jak. (c) bc106: 11. c107: Gottes bc108: Cor. (b); Kor. (c) c110: Gott c111: Seine c112: Jesum Christum c113: Gottes bc114: 9–11. c115: Gottes bc116: Cor. (b); Kor. (c) c118: Gott c119: Seine bc120: Seligkeit c121: Nur c122: Wunderthäter bc123: Menschen, bc124: Schrekken bc125: Röm. bc126: 23–25. vergl. bc127: Kap. bc128: u. bc129: Gal. bc130: 13–Ende. c131: Jakobi b132: 2tes Kapit. c133: Jakobi 2tes Kapit. bc134: v. 22. c135: Jesum bc136: 23. c137: Jesu c138: erkant[.] bc139: Gewissen c140: Wunderthäter bc141: fleißig c142: Gottes um c143: Seinen bc144: 21. bc145: 21. c146: Wohlthätigkeit c147: Ungerechtigkeit, c148: liebloose Uebelreden, c149: Empfelung b150: Neben-Menschen c151: Neben-Menschen u. s. w., c152: Gottes c153: nicht gespeiset, nicht getränket c154: nicht gesorgt b155: ewige c156: ewige Feuer, bc157: 15. bc158: Irr-Lehrern c159: Wölfe! bc160: Irr-Lehrer c161: lehret, bc162: schmeichelt, c163: Gottes, schwächt c164: Jesus bc165: er, bc166: der Bibel bc167: Math. c168: Begierden, c169: 37–Ende bc170: Math. 23. c171: In c172: die bc173: Neben-Menschen c174: allerlei b175: befleißigen c176: befleißigen; für c177: Lehr-Punkte c178: in c179: Pünktlich c180: könnt