<div type="chapter" id="chapter_1_1">
<head><pb edRef="#a" n="49"/>
<pb edRef="#b" n="57"/>
<pb edRef="#c" n="52"/>
<choice>
<orig>Erster Abschnitt. <lb/><index indexName="subjects-index">
<term>Philologie</term>
</index>Philologie.</orig>
<supplied reason="toc-title">Erster Abschnitt.
<hi>Philologie</hi></supplied>
<supplied reason="column-title">I.1. Philologie</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="section_1_55-67">
<div n="55" type="section" id="section_1_55">
<head>55.</head>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Philologie</term>
</index><hi>Philologie</hi>
<app>
<lem>begreift –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">begreift,</rdg>
</app> in dem <app>
<lem>Sinn, wie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sinne, worin</rdg>
</app> man das Wort jetzt <app>
<lem>nimmt –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nimmt,</rdg>
</app> alle Kenntniß der Sprachen und der <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> erforderlichen Hülfsmittel. Sie lehrt also den Ausdruck in einer
Sprache <hi>verstehen</hi> und <app>
<lem><hi>anwenden</hi>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>anwenden</hi>,</rdg>
</app> lehrt den Gebrauch des <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdruck</term>
</index>Ausdrucks, <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">sowohl</rdg>
</app> in Absicht <app>
<lem>sowohl</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auf die damit verbundenen Begriffe, oder den sogenannten <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index><hi>Sprachgebrauch</hi>, als auch in Absicht auf die Veränderungen
der Wörter und ihre Verbindung, oder die <hi>Sprachregeln</hi>. In <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> sie das <app>
<lem>letztere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app> thut, nennt man sie auch <index indexName="subjects-index">
<term>Grammatik</term>
</index><hi>Grammatik</hi> im engsten Verstande.</p>
<note place="end">Man weiß, daß <hi>Philologie</hi> und <hi>Grammatik</hi>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Alten für <app>
<lem>Litteratur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Literatur</rdg>
</app> galt<app>
<lem>, <app>
<lem><choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">d. i.,</rdg>
</app> alle Sprach- und historische, selbst philosophische
Kenntnisse in sich faßte, die man zur Erklärung alter Schriftsteller
bauchte</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>; daß man sie nachher auf Kenntniß und Gebrauch der Sprachen
einschränkte; daß endlich Philosophie und <app>
<lem>Rhetorik,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Rhetorik</rdg>
</app> oder, wenn man will, auch die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_55_1"/>Aesthetik der Neuern, <app>
<lem>mit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">von</rdg>
</app> ihr <app>
<lem>theilte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">getrennt ward</rdg>
</app>. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<app>
<lem>unter <app>
<lem>Andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andern</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_55_2"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Quintilian (Quinctilian)</persName>
<title>inst.</title>
<measure>I. II.</measure></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gwt">Quinctilianus</persName></hi> de
instit. oratoria im ersten und <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> Buch. Nach <app>
<lem>der neuern Absonderung</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> dieser <app>
<lem>Wissenenschaften</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Theilung</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Wissenschaften,</rdg>
</app> hat man der <pb edRef="#b" n="58"/>
<app>
<lem>Philosophie,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Philosophie</rdg>
</app> die Untersuchung der allgemeinen Natur der <app>
<lem>Sprache,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sprache</rdg>
</app> und <app>
<lem>des, wenigstens deutlichen,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wenigstens des <hi>deutlichen</hi></rdg>
</app> Vortrags; der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Rhetorik</term>
</index>Rhetorik,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Rhetorik</rdg>
</app> und noch mehr der <index indexName="subjects-index">
<term>Aesthetik</term>
</index>Aesthetik, den Unterricht über den sinnlichen Vortrag, und, sofern
es <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> auf Sprache ankommt, über den edlern oder <app>
<lem>auserlesenern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auserlesnern</rdg>
</app> Ausdruck, vorbehalten; der Philologie aber <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die besonderen</rdg>
</app> Sprachen, und mehr das Mechani<pb edRef="#a" n="50"/>sche derselben, <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlassen</rdg>
</app>. So weit also jene Wissenschaften mit Sprache zu thun haben, theilt
ihnen die Philologie ihre <pb edRef="#c" n="53"/>
<app>
<lem>Produkte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Producte</rdg>
</app> mit, und erhält <app>
<lem>hinwiederum</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wiederum</rdg>
</app> nicht nur an den Sachen, die in jenen Wissenschaften erfunden werden,
neuen Stoff zum Ausdruck, sondern auch die <app>
<lem>Kunst,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kunst</rdg>
</app> ihre <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Produkte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Producte</rdg>
</app> zu <app>
<lem>veredlen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">veredlen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">veredeln,</rdg>
</app> und von dem Mechanischen der Sprachen Rechenschaft zu geben, oder es
in vernünftige und allgemeine Principien aufzulösen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_55_1">
<label>Aesthetik der Neuern</label>
<p>Gemeint ist v.a. Alexander Gottlieb Baumgarten (vgl. I § 177).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_55_2">
<label>Quinctilianus de instit. oratoria im ersten und zweyten Buch</label>
<p>Im ersten und zweiten Buch seiner <hi>Institutio oratoria</hi> behandelt
Quintilian die Grundlagen des Rhetorikunterrichts, d.h. das Verhältnis
der Rhetorik zu angrenzenden Disziplinen (v.a. zur Grammatik), und
inwieweit diese als Voraussetzung für den Rhetorikunterricht anzusehen
sind.</p></note>
</div>
<div n="56" type="section" id="section_1_56">
<head>56.</head>
<p>Es würde kaum nöthig <app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seyn</rdg>
</app> zu <app>
<lem>sagen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erinnern</rdg>
</app>, <app>
<lem><hi>wie unumgänglich nothwendig die gründliche Bekanntschaft mit
Sprachen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wie unumgänglich nothwendig die gründliche
Bekanntschaft mit Sprachen</rdg>
</app>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wenn der Ueberzeugung davon nicht weit mehr, als vielleicht irgend
einer andern Wissenschaft, sehr gangbare und herrschende Vorurtheile <app>
<lem><app>
<lem>entgegen stünden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entgegenstünden</rdg>
</app>. <ref type="note" target="#noe_2_1_56_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">entgegenstünden.</rdg>
</app> – Weil der Anfang des Unterrichts <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Erziehung gemeiniglich mit Sprachen gemacht wird, so mag dies die
Ursach seyn, warum <app>
<lem>vielen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vielen</rdg>
</app> dieses Studium bloß für <hi>Anfänger</hi> zu gehören scheint; so gar <app>
<lem>anders</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschieden</rdg>
</app> auch die Art ist, mit der der Verständigere und der Anfänger die <app>
<lem>nemliche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nehmliche</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">nämliche</rdg>
</app> Sache <pb edRef="#b" n="59"/> behandeln <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und so sehr auch in jener gewöhnlichen Ordnung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Unterricht, das sehr richtige Geständniß liegt, daß Kenntniß der
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprachen</term>
</index>Sprachen die Grundage von allen andern Kenntnissen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>.</p>
<app>
<lem><note id="noe_2_1_56_note1" place="end">*) Man weiß, wie sehr über
die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen, namentlich der alten,
und der ganzen alten Literatur, wenigstens der frühzeitigen und
allgemeinen Beschäftigung damit auf Schulen, noch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_56_1"/>neuerlich,
seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische Revolution <app>
<lem>hervor zu bringen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hervorzubringen</rdg>
</app>, gestritten worden ist. Das, theils Scheinbarste, theils
Wichtigste, wider diese Nothwendigkeit ist in den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_56_2"/><app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Trapp, Ernst Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2s">Trappischen</persName></hi> Aufsätzen: <app>
<lem>über</lem>
<rdg wit="#c" type="v">„Ueber</rdg>
</app> das Studium der alten classischen Schriftsteller und ihre <app>
<lem>Sprachen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sprachen,“</rdg>
</app> und: <app>
<lem>über</lem>
<rdg wit="#c" type="v">„über</rdg>
</app> den Unterricht in <app>
<lem>Sprachen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sprachen,“</rdg>
</app> zusammengefaßt, wovon jene in der <hi>Allgemeinen
Revi</hi><pb edRef="#c" n="54"/><hi>sion des gesammten Schul-
und Erziehungswesens, von einer Gesellschaft praktischer
Erzieher, herausgegeben von <index indexName="persons-index">
<term>Campe, Joachim Heinrich</term>
</index><persName ref="textgrid:24h24">J. H.
Campe</persName></hi>, im 7ten Theil <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 309 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> steht, und diese den 11ten Theil des gedachten Werks
einnimmt. So sehr der Streit <app>
<lem>hiedurch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierdurch</rdg>
</app> und <app>
<lem>durch</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die der erstern Abhandlung <app>
<lem>beygefügten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigefügten</rdg>
</app> Anmerkungen einiger gelehrten Männer sowohl, als durch die <app>
<lem>treflichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">trefflichen</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_56_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Rehberg, August Wilhelm</term>
</index><persName ref="textgrid:251j2">Rehbergschen</persName>
Aufsätze in der <hi>Berlinischen Monatsschrift</hi>, im Februar <app>
<lem>1788</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1788.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 105 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>, im März <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 253 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und im Januar <app>
<lem>1789</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1789.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 20 <app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">f., <choice>
<abbr>desgl.</abbr>
<expan>desgleichen</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_56_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Heyne, Christian Gottlob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h73">Heynens</persName></hi> Vorrede zu <index indexName="persons-index">
<term>Hermann, Martin Gottfried</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251j6">Hermans</persName></hi> Mythologie,</rdg>
</app> der <app>
<lem>unpartheyischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unparteiischen</rdg>
</app> Entscheidung näher gebracht ist; so sehr ich auch von dem
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen und der Nothwendigkeit einer Läuterung oder
wenigstens Darlegung <app>
<lem>beyderseitiger</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderseitiger</rdg>
</app> Urtheile und ihrer Gründe überzeugt bin: so erlauben doch die
Grän<pb edRef="#b" n="60"/>zen dieses Buchs schlechterdings
diese nicht. Ich hoffe, daß durch die folgenden kurzen Bemerkungen,
und durch die, welche weiter unten §. <app>
<lem><ref target="#section_1_106">106</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_106">106.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> vorkommen, vielen Mißverständnissen und Einwürfen schon
ehedem <app>
<lem>vorgebaut</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgebaut,</rdg>
</app> und mancher <app>
<lem>Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
</app> angewiesen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, der <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Beurtheilung dieses Streits nicht sollte übersehen werden;
auch scheinen sie mir mit den erst in dieser Ausgabe hinzugefügten
hinreichend, nachtheilige Eindrücke zu verhüten oder zu schwächen,
die durch jene Bestreitung könnten veranlaßt werden, wenn anders ein
Leser unbefangen urtheilen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und sich Mühe geben will, den oft bloß <app>
<lem>gegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gegebenen</rdg>
</app> Winken weiter nachzudenken. Ganz habe ich mich indessen auf
jene Abhandlungen weder einlassen können noch dürfen, da sie in
<hi>pädagogischer Hinsicht</hi> geschrieben sind, dieses Buch
hingegen nur die Bildung <hi>angehender Theologen</hi>
<app>
<lem>betrift</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betrifft</rdg>
</app>. Nur über die <hi>Streitfrage</hi>, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> sie <hi>hieher</hi> gehört, <app>
<lem>sey folgendes, vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei Folgendes, vornehmlich</rdg>
</app> in Rücksicht auf jene Aufsätze, hinzugefügt. Wer die
Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen behauptet, redet ja 1)
nicht bloß oder hauptsächlich von <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachregeln</term>
</index><hi>Sprachregeln</hi> oder überhaupt vom Bau der Sprachen;
noch weniger giebt er das Studium dieses <hi>Sprachenbaues</hi> für
wichti<pb edRef="#c" n="55"/>ger aus als <app>
<lem>den <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index><hi>Sprachgebrauch</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ihren <hi>Gebrauch</hi> selbst</rdg>
</app>. 2) Eben so wenig sondert er <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Sprachgebrauch <hi>Worte</hi> und ihren <hi>Sinn</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> die mit den Worten verknüpften Begriffe, oder, wie es
Andre ausdrucken, den <hi>Körper</hi> und den <hi>Geist</hi> der
Sprache, <app>
<lem>so, daß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">als ob</rdg>
</app> er die bloße Beschäftigung mit <hi>Worten</hi> empfehlen <app>
<lem>wollte</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, und die Kenntniß der <hi>bloßen Worte</hi> für wichtiger
ausge<pb edRef="#b" n="61"/>ben, als die Kenntniß der damit
verbundenen <app>
<lem><hi>Ideen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ideen</rdg>
</app>. 3) Er schließt nicht einmal die Kenntniß der <hi>Sachen</hi>
aus, <app>
<lem>so ferne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> ohne sie kein <app>
<lem>Begrif statt findet</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Begriff stattfindet</rdg>
</app>, und <app>
<lem>so ferne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> eine Schrift, durch deren Lesung er hauptsächlich die Sprache
gelernt wissen will, ohne sie gar nicht verstanden werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Er billigt 4) indem er das Sprachenstudium vertheidigt,
keinesweges verkehrte <app>
<lem>Methoden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Methoden</rdg>
</app> sie zu studieren, deren üble Folgen ohne Ungerechtigkeit
nicht dem <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachenstudium</term>
</index>Sprachenstudium selbst <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zur Last gelegt werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">können</rdg>
</app>. Wer ihm also irgend etwas von dem bisher <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erwähnten</rdg>
</app> Schuld giebt, läßt ihm nicht Gerechtigkeit <app>
<lem>wiederfahren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">widerfahren</rdg>
</app>, und ficht entweder mit einem bloßen Schatten, oder glaubt <app>
<lem>fälschlich</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>fäschlich</sic>
<corr type="editorial">fälschlich</corr>
</choice></rdg>
</app> den Werth des Studiums der Sprachen vernichtet zu haben,
indem er bloß Mißbräuche <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem Studium gerügt hat. Endlich 5) wer dieses Studium
empfiehlt, will damit nicht gleich das <hi>Studieren</hi> der <app>
<lem>Sprachen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Sprachen</hi></rdg>
</app>, oder gar das Studieren der <app>
<lem><hi>Alten</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Alten</hi></rdg>
</app> allgemein, in <hi>alle</hi>, selbst die niedrigsten, Schulen
eingeführt, oder in Schulen <hi>vollendet</hi>, oder eigentliche
<hi>Kinder</hi> mit den <hi>feinern</hi> Theilen und
Veränderungen der Sprachen beschäftigt <app>
<lem>wissen. Sondern 6)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wissen (man sehe <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_56_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Gesner, Johann Matthias</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251gm">J. M.
Geßner</persName></hi> verm. kleine Schulschriften, <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 356 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>); sondern</rdg>
</app> darin stimmen <app>
<lem>wohl</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nur 6)</rdg>
</app> alle wahre Kenner des wahren Werthes der Sprachen <app>
<lem>überein:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überein,</rdg>
</app> daß 1) die fleißige und frühzeitige Beschäftigung mit
Sprachen, in <hi>dem</hi> Umfang, wie sie §. <app>
<lem><ref target="#section_1_55">55</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_55">55.</ref></rdg>
</app> erklärt wurde, 2) <app>
<lem><hi>allen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Allen</hi></rdg>
</app>, die nach einer <app>
<lem>feinern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">feineren</rdg>
</app> Geistesbildung streben, oder dazu bereitet werden sollen,
sehr nützlich, und besonders denen, die sich den
<hi>Wissenschaften</hi>, namentlich der <hi>Theologie</hi>,
widmen wollen, unentbehrlich <app>
<lem>sey. –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei.</rdg>
</app> Wenn damit anzu<pb edRef="#b" n="62"/>fangen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>? wie weit? und wie sie zu <pb edRef="#c" n="56"/> diesem
Zweck zu treiben <app>
<lem>sey?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei,</rdg>
</app> läßt sich nicht im Allgemeinen beantworten. Das Nöthige, in
Absicht auf die, welchen dieses Buch bestimmt ist, wird unten in
diesem Abschnitt angegeben werden. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">{Man <choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_56_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Niethammer, Friedrich Immanuel</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251jh">Niethammers</persName></hi> Streit des Humanismus
und Philanthropismus. Jena, 1808.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251jk"/>}</rdg>
</app></note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_56_1">
<label>neuerlich, seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische
Revolution hervor zu bringen</label>
<p>Vgl. I § 106.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_56_2">
<label>beyden Trappischen Aufsätzen: über das Studium […] den 11ten Theil
des gedachten Werks</label>
<p>Der in der <hi>Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und
Erziehungswesens</hi> 7 (1787), 309–553 abgedruckte Aufsatz von
Ernst Christian Trapp (1745–1818) trägt den Titel <hi>Ueber das Studium
der alten classischen Schriftsteller und ihre Sprachen, in
pädagogischer Hinsicht</hi>; zum elften Band der <hi>Allgemeine[n]
Revision</hi> vgl. I § 33 c.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_56_3">
<label>Rehbergschen Aufsätze in der Berlinischen Monatsschrift, im Februar
1788 S. 105 f., im März S. 253 f. und im Januar 1789 S. 20 f.</label>
<p>Gemeint sind August Wilhelm Rehbergs (1757–1836) in zwei Teilen
abgedruckter Aufsatz <hi>Sollen die alten Sprachen dem allgemeinen
Unterricht der Jugend in den höhern Ständen zum Grunde gelegt, oder
den eigentlichen Gelehrten allein überlassen werden?</hi>, in:
<hi>Berlinische Monatsschrift</hi> 11 (1788), 105–131 bzw. 253–275
sowie dessen <hi>Verfolg der Untersuchung über die Allgemeinheit des
Unterrichts in den alten Sprachen</hi>, in: aaO 13 (1789), 20–56
(vgl. I § 64).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_56_4">
<label>Heynens Vorrede zu Hermans Mythologie</label>
<p>Gemeint ist Christian Gottlob Heynes Vorrede zu dem
dreibändigen <hi>Handbuch der Mythologie</hi> (1787–1795) seines sonst
nicht weiter hervorgetretenen Schülers Martin Gottfried Herrmann
(1754–1822) (vgl. I § 141).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_56_5">
<label>J. M. Geßner verm. kleine Schulschriften, S. 356 f.</label>
<p>Hier handelt es sich um Johann Matthias Gesners <hi>Kleine
Deutsche Schriften</hi> (1756). In den <hi>Bedenken wie ein
Gymnasium in einer Fürstlichen Residenzstatt einzurichten</hi> (aaO
352–372) wird die Jugend in drei Gruppen eingeteilt, die zunächst gleich
unterrichtet werden sollen. Während dieser Zeit spielt die lateinische
Sprache nur eine untergeordnete Rolle (vgl. aaO 356–359).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_56_6">
<label>Niethammers Streit des Humanismus und Philanthropismus. Jena,
1808</label>
<p>Der genaue Titel von Friedrich Immanuel Niethammers (1766–1848) Schrift
lautet <hi>Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der
Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit</hi>.</p></note>
</div>
<div n="57" type="section" id="section_1_57">
<head>57.</head>
<p>Wer es der Beschäftigung mit <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachen</term>
</index>Sprachen zum Vorwurf macht, daß sie so sehr <app>
<lem>bey <hi>Kleinigkeiten</hi> verweile;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei Kleinigkeiten verweile,</rdg>
</app> der überlegt nicht, daß man anders nie zur Vollkommenheit aufsteige,
als durch den Fortschritt vom Kleinern zum <app>
<lem>Größern,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grössern,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Größern;</rdg>
</app> und daß <pb edRef="#a" n="51"/> die Vollkommenheit jeder Erkenntniß,
wie jeder Kunst, von dem Fleiß abhänge, mit der man selbst die kleinsten
Theile bearbeitet. – Wer sie für <hi>unfruchtbare</hi>, <hi>von allem
Vergnügen</hi>
<app>
<lem><hi>entblößte</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>entblössete</hi></rdg>
</app> Beschäftigung hält, beurtheilt die Sache zu sehr nach seinem
besondern Geschmack, und verräth eine gewisse <app>
<lem>Kurzsicht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kurzsichtigkeit</rdg>
</app>, die es ihm unmöglich macht, mehr zu sehen, als was gleich vor seinen
Augen liegt. Jede Beschäftigung, wäre sie auch nur Uebung <app>
<lem>unserer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsrer</rdg>
</app> Kräfte, führt ihr <app>
<lem>eigenes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eignes</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen mit sich; wer würde sie <app>
<lem>denn sonst</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> verfolgen, wenn sie nicht ihren besondern <app>
<lem>Reitz</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Reiz</rdg>
</app> hätte? Der <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einer</rdg>
</app> gründlichen Sprachkenntniß zeigt sich <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> erst späterhin; aber eben <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieser</rdg>
</app> später erkannte Nutzen und die Erinnerung an die Mühe, die es <app>
<lem>uns,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">uns</rdg>
</app> bis dahin zu <app>
<lem>kommen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kommen</rdg>
</app> gekostet, gewährt ein <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">um</rdg>
</app> so <app>
<lem>größeres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösseres</rdg>
</app> Vergnügen, je unerwarteter der <app>
<lem>Nutzen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gewinn ist</rdg>
</app>, und je mühsamer er errungen <app>
<lem>worden ist</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ward</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="58" type="section" id="section_1_58">
<head><pb edRef="#b" n="63"/> 58.</head>
<p>Und gerade deswegen, weil diese Beschäftigung viele, selbst ins Kleine
gehende, Mühe und Fleiß erfordert, an der sich dieser, wie an einem <index indexName="subjects-index">
<term>Wetzstein</term>
</index>Wetzstein, schärfen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>; ge<pb edRef="#c" n="57"/>rade darum, weil man da, auf Hoffnung erst
mit der Zeit zu erreichender Vortheile, arbeiten lernen muß; und Anfänger
nicht genug zum <app>
<lem>unverdroßnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unverdrossenen</rdg>
</app> Fleiß <app>
<lem>in Ueberwindung vieler Schwierigkeiten</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, zur ausharrenden <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Geduld</term>
</index>Geduld,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Geduld</rdg>
</app> und zur Hinsicht auf das gewöhnt werden können, was nicht gleich vor
Augen ist: sollte man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen Lust zu dieser Beschäftigung zu erwecken suchen, <app>
<lem>eben um sie an Schwierigkeiten, Zweifel und Verlegenheit, die sich
ihnen künftig in ihrem Leben überall darstellen werden, zu gewöhnen,
und ihnen dadurch eben sowohl guten Muth zu machen, um sich von
dergleichen nie schrecken zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lassen</rdg>
</app>, als sie durch Uebungen zum voraus schon in den Stand zu
setzen, alles <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anfangs</rdg>
</app> Abschreckende glücklicher zu überwinden. <app>
<lem>Und sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sie</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">und sie</rdg>
</app> selbst <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">aber</rdg>
</app> sollten mehr <pb edRef="#a" n="52"/> dem <app>
<lem>Rath</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Rathe</rdg>
</app> derer folgen, die der Sache kundig sind, als ihrer eigenen Scheu <app>
<lem>für alles</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vor Allem</rdg>
</app>, was mühsam ist, oder nicht unmittelbaren Nutzen oder <app>
<lem>Vergnügungen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Vergnügen</rdg>
</app> verspricht, und den Vorspiegelungen <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solcher</rdg>
</app>, die weder Geschmack daran, noch Kenntniß davon haben; zumal weil
nichts mehr hinreißt, als herrschende Vorurtheile, und diese Beschäftigung
um so schwerer und abschreckender wird, je länger man sie aufgeschoben
hat.</p>
</div>
<div n="59" type="section" id="section_1_59">
<head><pb edRef="#b" n="64"/> 59.</head>
<p>Wie groß der Einfluß der <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung der menschlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Seele</term>
</index>Seele, sowohl auf <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verstand</rdg>
</app> als <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz, sowohl für <app>
<lem>sich,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sich</rdg>
</app> als durch gegenseitige Mittheilung der Gedanken und <app>
<lem>Gesinnungen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesinnungen</rdg>
</app>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, muß einem jeden einleuchten, der selbst zu denken gewohnt ist, und
der es darauf anlegt, sich <app>
<lem>Andern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andern</rdg>
</app> auf eine wirksame Art <app>
<lem>mitzutheilen. Und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">mitzutheilen; und</rdg>
</app> noch einleuchtender macht es der auffallende <app>
<lem>Unterschied</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unterscheid</rdg>
</app> zwischen sprachfähigen Menschen und sprachlosen Thieren, zwischen <pb edRef="#c" n="58"/> taub- oder <app>
<lem>stummgebornen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">stummgebohrnen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">stummgeborenen</rdg>
</app> und hörenden oder redenden Menschen, zwischen der Cultur solcher
Nationen, die eine reiche, und <app>
<lem>solcher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solche</rdg>
</app>, die eine arme Sprache haben, nebst dem gleichmäßigen Fortschritt der
Geistesbildung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Kindern, mit dem schnellern oder langsamern Fortgang in der Sprache.
Wer also eine Sprache genau und gründlich <app>
<lem>kennt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kennt</rdg>
</app> und sie in seiner Gewalt hat, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> in dem <app>
<lem>nemlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nehmlichen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">nämlichen</rdg>
</app> Grade <app>
<lem>ein vernünftigerer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vernünftiger</rdg>
</app> und <app>
<lem>besserer Mensch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wirksamer</rdg>
</app> seyn, <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andre</rdg>
</app> mehr <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufklären und bessern, und mehr <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen von <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andrer</rdg>
</app> Unterricht ziehen, als <app>
<lem>wem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wenn</rdg>
</app> es <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ihm</rdg>
</app> daran <app>
<lem>fehlt; <pb edRef="#a" id="noe_1_1_53_page" n="53"/> und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fehlte; ja</rdg>
</app> die <app>
<lem>verabsäumte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verabsäumete</rdg>
</app> genaue Kenntniß und Fertigkeit einer <app>
<lem>Sprache</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sprache,</rdg>
</app> ist eine <app>
<lem>Hauptursache</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hauptursach</rdg>
</app>, warum man theils selbst zurückbleibt, und auf unrichtige Begriffe
und Irrthümer fällt, theils <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>fort-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">forthelfen,</rdg>
</app> oder ihren falschen Vorstellungen und üblen Gesinnungen nicht
abhelfen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="60" type="section" id="section_1_60">
<head>60.</head>
<p><app>
<lem><app>
<lem>Schon erstlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Zuerst schon</rdg>
</app> in Rücksicht auf <hi>unsern</hi>
<app>
<lem><hi>eignen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenen</hi></rdg>
</app> Vortheil <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> können wir durch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Durch</rdg>
</app> Hülfe der Sprache <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">können wir</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="65"/> die <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe festhalten, welche wir durch den Eindruck der Dinge
empfangen haben, und uns dadurch nicht nur ihrer wieder erinnern, sondern
auch allgemeine Begriffe bilden, <app>
<lem>verworrene aus einander setzen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">verworrne auseinandersetzen</rdg>
</app>, und eine stete Verbindung unsrer Vorstellungen bewirken. – Die
Sprachen leiten sogar auf neue Begriffe und Entdeckungen, legen wenigstens
den Grund zu allgemeinen Begriffen und Sätzen, die zu <app>
<lem>weitern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weiteren</rdg>
</app> Betrachtungen ermuntern, und eine <app>
<lem>fruchtbare</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#noe_corr_5">
<sic>sichtbare</sic>
<corr type="authorial">fruchtbare</corr>
</choice></rdg>
</app> Quelle neuer Entdeckungen werden können. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Sie befördern den leichtern Uebergang von einem <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> zum andern, und stellen ihren Zusammenhang besser <app>
<lem>dar <ref type="note" target="#noe_2_1_60_note2">*)</ref>. – Und
wer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dar. <ref type="note" target="#noe_2_1_60_note2">*)</ref> – Wer ferner</rdg>
</app> der Sprache mächtig ist, mehrere Begriffe in Ein Wort, oder mehrere
Gedanken in wenige Worte <app>
<lem>zusammen zu drängen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zusammenzudrängen</rdg>
</app> versteht, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nicht nur schneller im Denken <pb edRef="#c" n="59"/> fortrücken, und
mehr in der Geschwindigkeit übersehen, sondern auch selbst seine Begriffe
anschauender, und ihre Wahrheit einleuchtender <app>
<lem>machen <ref type="note" target="#noe_2_1_60_note2">**)</ref>.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">machen. <ref type="note" target="#noe_2_1_60_note2">**)</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">machen. <choice>
<sic>*)</sic>
<corr type="editorial"><ref type="note" target="#noe_2_1_60_note2">**)</ref></corr>
</choice></rdg>
</app></p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. Zur Ueberzeugung von der Wahrheit des Meisten, was hier und im
Folgenden gesagt ist, auch von andern Vortheilen der Sprache, dienen
vorzüglich: <list>
<item><pb edRef="#a" id="noe_1_1_54_page" n="54"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_60_1"/>De
l'influence des opinions sur le langage et du langage sur les
opinions, par <app>
<lem>Mr.</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Mr.</hi></rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Michaelis, Johann David</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251jt">Michaelis</persName></hi>, à Breme <app>
<lem>1762<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251jw"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1762.</rdg>
</app> 8.</item>
<item>Neues Organon durch <index indexName="persons-index">
<term>Lambert, Johann Heinrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251k0">J. H.
Lambert</persName></hi>, Leipzig <app>
<lem>1764<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251k2"/></lem>
<rdg wit="#c" type="v">1764,</rdg>
</app> in 2 <app>
<lem>Bänden in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Bänden,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice>
<app>
<lem>8.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">8.,</rdg>
</app> Band 2. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 8 <choice>
<abbr>fgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></item>
<item><pb edRef="#b" n="66"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_60_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Sulzer, Johann Georg</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251gh">Joh. George
Sulzers</persName></hi> vermischte philosophische Schriften,
Leipzig <app>
<lem>1773<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251k4"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1773,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8. Theil 1. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 166 <choice>
<abbr>fgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></item>
<app>
<lem><seg type="item"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_60_3"/>Gedanken von dem Nutzen richtig <app>
<lem>getriebner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betriebener</rdg>
</app> Philologie, von <index indexName="persons-index">
<term>Funk, Gottfried Benedikt</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251k6">G. B.
Funk</persName></hi>, wieder abgedruckt in dem
Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste, Berlin <app>
<lem>1784<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251k9"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1784,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8. Band 2. <app>
<lem>Stück</lem>
<rdg wit="#c" type="v">St.</rdg>
</app> 1. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 113 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></seg></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<item><app>
<lem>Jerusalem,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jerusalem</rdg>
</app> oder über religiöse Macht und Judenthum, von <index indexName="persons-index">
<term>Mendelssohn, Moses</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251kb">Moses
Mendelssohn</persName></hi>, Berlin 1783.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251kd"/> 8.
Abschnitt 2. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 64 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></item>
</list></note>
<note n="2" id="noe_2_1_60_note2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 2 *).</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 2. *)</rdg>
</app> Ein <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> zur Erläuterung der dritten Bemerkung in diesem §. <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> die Herleitung der <app>
<lem>sämtlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sämmtlichen</rdg>
</app> moralischen Eigenschaften Gottes aus dem <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index><hi>Güte</hi>, vermittelst der Begriffe des boni physici und moralis
abgeben; so wie von der letzten Bemerkung <app>
<lem>**),</lem>
<rdg wit="#c" type="v">**)</rdg>
</app> die auch in der Theologie eingeführte Schulsprache, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> in der Lehre von dem Willen Gottes und der Mitwirkung Gottes <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Sünde. Die Schriften des <app>
<lem><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_60_4"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Thukydides</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:24h01"><app>
<lem><hi>Thukydides</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Thucydides</hi></rdg>
</app></persName><hi>,</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_60_5"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Cicero</persName></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gxq">Cicero</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_60_6"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Tacitus</persName></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gzb">Tacitus</persName></hi>, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_60_7"/>Apostels <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName></hi><app>
<lem>, – der mehrere vielkörnige (prägnante) Wörter und Redensarten hat, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:1:7">Phil.
1,</citedRange></bibl>
<app>
<lem>7. <foreign lang="grc">χάρις</foreign> (für <hi>Leiden</hi>, die
eine <hi>Wohlthat</hi> sind, verglichen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">7 in <foreign lang="grc">χαρις</foreign>
vergl.</rdg>
</app> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:1:29"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>29.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">29</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:4:14"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.</rdg>
</app></citedRange></bibl>); <foreign lang="grc">ἄδικοι</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:6:1">1 Kor. 6, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.</rdg>
</app></citedRange></bibl> (Richter, die keine
<hi>Christen</hi>, und daher gegen diese gewöhnlich
<hi>ungerecht</hi> sind); <foreign lang="grc">ἑτεροζυγεῖν
ἀπίστοις</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:6:14">2 Kor. 6, <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.</rdg>
</app></citedRange></bibl> (sich Unchristen gleichstellen,
aber mit Anspielung auf <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lev:19:19">3 Mos. 19, 19.</citedRange></bibl> und
Einschluß des <pb edRef="#c" n="60"/> darin liegenden Grundes der
ganz verschiedenen Denkart oder Gesinnung <pb edRef="#b" n="67"/>
eines Christen und eines Profanen); wie dergleichen
Redensarten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:4:14"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, 14.</citedRange></bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:1:21">Phil.
1,</citedRange></bibl>
<app>
<lem>21: „wenn ich leben bleibe, so fällt der <hi>Gewinn</hi> für <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName></hi>
<app>
<lem><hi>Lehre</hi>.</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Lehre</hi>;</rdg>
</app> sterbe ich, so fällt er für <hi>mich</hi> aus,“ verglichen
mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Phil:1:22" to="Phil:1:24"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 22 bis 24</citedRange></bibl>; auch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">21.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Kor:3:6" to="ff">2 Kor.
3, 6 <choice>
<abbr>fgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:4:12"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, <app>
<lem>12.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">12</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> bieten mehr <app>
<lem>dergleichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erläuternde</rdg>
</app> Exempel dar.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_60_1">
<label>De l'influence des opinions sur le langage et du langage sur les
opinions, par Mr. Michaelis, à Breme 1762</label>
<p>Hier handelt es sich um eine Übersetzung von Johann David Michaelis'
Preisschrift <hi>Beantwortung der Frage von dem Einfluß der Meinungen in
die Sprache und der Sprache in die Meinungen; welche den, von der
Königlichen Academie der Wissenschaften für das Jahr 1759, gesetzten
Preis erhalten hat</hi> (1760).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_60_2">
<label>Joh. George Sulzers vermischte philosophische Schriften, Leipzig 1773
in gr. 8. Theil 1. S. 166 fgg.</label>
<p>Johann Georg Sulzers (1720–1779) <hi>Vermischte philosophische
Schriften</hi> bestehen aus zwei Bänden (1773/1781). Verwiesen wird
auf die im ersten Band befindlichen <hi>Anmerkungen über den
gegenseitigen Einfluß der Vernunft in die Sprache, und der Sprache
in die Vernunft</hi> (aaO 166–198).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_60_3">
<label>Gedanken von dem Nutzen richtig getriebner Philologie […] Berlin 1784
in gr. 8. Band 2. Stück 1. S. 113 f.</label>
<p>Der hier angeführte Wiederabdruck von Gottfried Benedikt Funks
(1734–1814) in fünf Programmen vorgetragenen <hi>Gedanken von dem Nutzen
richtig getriebener Philologie in den Schulen</hi> (1774–1777)
findet sich in <hi>Berlinsches Magazin der Wissenschaften und
Künste</hi> 2 (1784), 113–145. Funk und seine <hi>Gedanken</hi>
wurden von Autoritäten wie Friedrich August Wolf hoch
geschätzt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_60_4">
<label>Thukydides</label>
<p>Der aus Athen stammende Historiker Thukydides (geb. ca. 460 v. Chr.) ist
der Verfasser einer acht Bücher umfassenden, im Jahr 411 v. Chr.
abbrechenden Geschichte des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.),
an dem er selbst bis zu seiner Verbannung als Stratege teilgenommen hat.
Auch wenn Thukydides in der Antike nicht so breit rezipiert wurde wie
Herodot, blieb er durch die Jahrhunderte immer präsent und erlebte seit
der Renaissance einen beachtenswerten Aufschwung
(Thukydidismus).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_60_5">
<label>Cicero</label>
<p>Der Politiker, Redner und Schriftsteller Marcus Tullius Cicero (106–43 v.
Chr.) zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der römischen Antike,
von keinem nicht-christlichen lateinischen Autor ist mehr überliefert.
Eine besondere Bedeutung besteht darin, dass seine Sprache bereits in
der Antike (besonders einflussreich von Quintilian) als stilbildend
betrachtet (Ciceronianismus) und in dieser Eigenschaft auch von Nösselt
hoch geschätzt wurde (vgl. Vorrede Hg. c X). Ciceros Werk wird gemeinhin
in Reden, philosophische Schriften, rhetorische Schriften (vgl. I § 284)
und Briefe untergliedert (vgl. die Einteilung in I § 146).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_60_6">
<label>Tacitus</label>
<p>Das ab etwa 98 entstandene und v.a. auf Moralität abhebende Werk
(<hi>Agricola, Germania, Dialogus de oratoribus, Historiae,
Annales</hi>) des römischen Senators und Geschichtsschreibers
(Publius) Cornelius Tacitus (ca. 55–120) wurde bereits in der Antike und
nach seiner Wiederentdeckung in der Renaissance auch im 16. und 17. Jh.
stark rezipiert (Tacitismus).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_60_7">
<label>Apostels Paulus</label>
<p>Paulus von Tarsus (gest. um 64) zählt zu den mit Abstand bedeutendsten
Gestalten des Christentums. Nach seiner Bekehrung (vgl. Apg 9,1–18) war
er missionarisch tätig (Missionsreisen). Heute wird er vielfach als der
eigentliche Gründer des Christentums betrachtet.</p></note>
</div>
<div n="61" type="section" id="section_1_61">
<head>61.</head>
<p>Auf der andern Seite sind <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aber auch</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachen</term>
</index>Sprachen, durch die wir unsere Begriffe <app>
<lem>bekommen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bekommen</rdg>
</app> und sie uns geläufig machen, eine ergiebige Quelle von <app>
<lem><choice>
<sic>mangelhasten</sic>
<corr type="editorial">mangelhaften</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">mangelhaften</rdg>
</app>, verworrenen, irrigen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Urtheile</term>
</index>Urtheilen. Denn</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#noe_corr_6">
<sic>Urtheilen: denn</sic>
<corr type="authorial">Urtheilen. Denn</corr>
</choice></rdg>
</app> wir müssen eine jede Sprache <app>
<lem>nehmen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nehmen</rdg>
</app> wie sie ist, und, weil diese sich nach den Begriffen <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">derer</rdg>
</app> gebildet hat, welche sie nach und nach erfanden, ihre mangelhaften,
ungeläuterten, unentwickelten, und oft ganz falschen Begriffe in Wörter
einkleideten, wenig von der <index indexName="subjects-index">
<term>Kunst</term>
</index>Kunst <pb edRef="#a" n="55"/> verstanden, die Sachen durch
angemessene Ausdrücke zu bezeichnen, und, um nicht die Wörter zu sehr zu
vervielfältigen, sehr oft Einen Ausdruck zur Bezeichnung mehrerer Begriffe
brauchten, oft auch, um gewisse Sachen mehr verständlich und anschauend, als
bestimmt darzustellen, <app>
<lem>neuerfundne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">neuerfundene</rdg>
</app> Ausdrücke den rohern Begriffen des <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Haufens anschmiegen mußten: so theilten sich alle <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> zum Grunde liegende Fehler oder Unbequemlichkeiten der Sprache mit,
und wurden durch sie so gangbar, daß es eben so viel Mühe kostet, diese
<index indexName="subjects-index">
<term>Fehler</term>
</index>Fehler zu entdecken, als sie durch <app>
<lem>allerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerlei</rdg>
</app> Gegenanstalten zu heben.</p>
<note place="end"><pb edRef="#b" n="68"/> Daher unter andern 1) die Ausdrücke,
welche die Sachen, nicht nach Untersuchung ihrer wahren Natur und Ursachen,
sondern nach den Vorstellungen der Sinne und der <index indexName="subjects-index">
<term>Einbildungskraft</term>
</index>Einbildungskraft bezeichnen, wie die, welche natürliche Dinge,
Eigenschaften und Handlungen Gottes, Geister und der<pb edRef="#c" n="61"/>gleichen betreffen. 2) Die, welche <app>
<lem>so gar</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sogar</rdg>
</app> leicht falsche <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenbegriffe</term>
</index>Nebenbegriffe erregen, wohin sonderlich bildliche Ausdrücke gehören, <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> solche, die Gott und göttliche Dinge durch ähnliche bezeichnen
sollen, als der Mißverstand in den Ausdrücken: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_61_1"/><hi>Beleidigung</hi>
und <hi>Versöhnung</hi> Gottes; <hi>Gott hat</hi>
<app>
<lem><hi>alles</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Alles</hi></rdg>
</app>
<hi>zu seiner Ehre erschaffen, Gottesdienst, Furcht Gottes</hi>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> 3) Die vieldeutigen Ausdrücke, als <foreign lang="grc">νόμος</foreign>, <foreign lang="grc">πνεῦμα</foreign>, <foreign lang="grc">ὑιοὶ Θεοῦ</foreign>, <foreign lang="grc">ἄγγελοι</foreign>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. dgl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_61_1">
<label>Beleidigung und Versöhnung Gottes</label>
<p>Angespielt ist auf die oft als zu juridisch kritisierte
Satisfaktionslehre (vgl. II § 83) Anselms von Canterbury (ca.
1033–1109). In <hi>Cur Deus homo</hi> entfaltet Anselm die Vorstellung,
der Mensch habe durch die Beleidigung der Ehre Gottes eine unendliche
Sündenlast auf sich geladen, die er selbst nicht tilgen könne, da die
Genugtuung entsprechend der Sündenlast ebenfalls unendlich sein müsse.
Daher müsse Gott selbst im Gekreuzigten für Genugtuung sorgen. Dieses
Verständnis hat sich unter dem Begriff <hi>stellvertretende
Genugtuung</hi> sowohl in der katholischen als auch in der
protestantischen Theologie weitgehend durchgesetzt. Die
altprotestantische Orthodoxie entwickelte im Anschluss an Luther eine am
Strafleiden Christi orientierte Satisfaktionslehre. Christus erbringt am
Kreuz nicht alleine eine Ausgleichsleistung, sondern trägt
stellvertretend die den Menschen zugedachte Strafe.</p></note>
</div>
<div n="62" type="section" id="section_1_62">
<head>62.</head>
<p><app>
<lem>Die</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Diese</rdg>
</app> Schwierigkeiten vermehren sich <app>
<lem><hi>zuvörderst</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">zuvörderst</rdg>
</app> durch die Menge sehr <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app>
<app>
<lem>Sprachen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sprachen,</rdg>
</app> und weil <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdrücke</term>
</index>Ausdrücken der einen Sprache nicht gerade die <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen zum Grunde liegen, <pb edRef="#a" n="56"/> welche zu
den Ausdrücken in der andern Gelegenheit gaben: so ist es oft unmöglich, oft
wenigstens schwer, den Ausdrücken in der <app>
<lem>einen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einen</rdg>
</app> vollkommen angemessene Ausdrücke in der andern unterzulegen, oder zu
verhüten, daß sich der Mißverstand aus einer nicht in die andere
fortpflanze.</p>
<note place="end"><app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app>, wie viel <index indexName="subjects-index">
<term>Mißverstand</term>
</index>Mißverstand hieraus entstehe, können 1) schon die unrichtigen, meist
nach der Etymologie <app>
<lem>eingerichteten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eingerichteten</rdg>
</app> Uebersetzungen der Wörter <foreign lang="grc">ἐκλέξασθαι</foreign>
und <foreign lang="grc">ἐκλεκτοὶ</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:9">Röm. <app>
<lem>9</lem>
<rdg wit="#c" type="v">9.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und an<pb edRef="#b" n="69"/>derwärts,
<foreign lang="grc">ἀναξίως</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:11:27">1 Kor. 11, <app>
<lem>27</lem>
<rdg wit="#c" type="v">27.</rdg>
</app></citedRange></bibl> (welches mit <foreign lang="grc">μὴ
διακρίνων τὸ σῶμα</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_62_1"/><foreign lang="grc">τ. Κυρίου</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:11:29"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>29</lem>
<rdg wit="#c" type="v">29.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:3:8">Matth. 3, <app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl> hätte <app>
<lem>verglichen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verglichen</rdg>
</app> und nicht unwürdig, sondern <hi>unanständig</hi> oder <app>
<lem><app>
<lem><hi>ungebürlich</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>ungebührlich</hi></rdg>
</app> sollen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>ungebührlich</hi> hätte</rdg>
</app> gegeben werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">sollen</rdg>
</app>), <app>
<lem><foreign lang="grc">σκανδαλίζειν</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">σκανδυλίξειν</foreign></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:8">1 Kor.
8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:14">Röm. <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<app>
<lem>(nicht:</lem>
<rdg type="v" wit="#a"><supplied>(</supplied>nicht:</rdg>
</app>
<hi>jemand ärgern</hi>, welches ein Mißfallen, sondern: ihm <hi>Gelegenheit
zur Versündigung geben</hi>, welches ein Wohlgefallen des <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> an unserm Betragen und eine Nachahmung <app>
<lem>desselben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desselben</rdg>
</app> anzeigt), und der Redensarten der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift <app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn</rdg>
</app> die Gott zum <app>
<lem>Urheber des Bösen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Urheber des Bösen</hi></rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="62"/> zu machen scheinen, welche durch die ähnlichen
Ausdrücke <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:13:29">Apostelgesch. 13, <app>
<lem>29</lem>
<rdg wit="#c" type="v">29.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:1:18"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 1, <app>
<lem>18</lem>
<rdg wit="#c" type="v">18.</rdg>
</app></citedRange></bibl> mehr Licht erhalten. Noch mehr 2) die <app>
<lem>unbestimmten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unbestimmten</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> solche Ausdrücke, deren Umfang nicht einleuchtend oder nicht
angegeben ist, und welche daher in einer Sprache oft weiter oder
eingeschränkter genommen <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app> als sie in der andern gebraucht sind. Zum <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app>
<app>
<lem>dienen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dienten</rdg>
</app> die Wörter <foreign lang="grc">θεοδίδακτοι</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:6:45">Joh. 6, <app>
<lem>45</lem>
<rdg wit="#c" type="v">45.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <foreign lang="grc">θεόπνευστος</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Tim:3:16">2 Tim. 3,
16</citedRange></bibl>, die nur zu oft auf unmittelbare Offenbarung
und Einfluß eingeschränkt <app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden,</rdg>
</app> und <app>
<lem><foreign lang="grc">ἀπιστία</foreign>, welches,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign lang="grc">ἀπιστια</foreign>,
welches</rdg>
</app> ganz wider den Sprachgebrauch der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Schrift,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schrift</rdg>
</app> auch auf die ausgedehnt wird, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> keine Kenntniß von den geoffenbarten Lehren erlangt haben.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_62_1">
<label><foreign lang="grc">τ.</foreign></label>
<p>D.i. <foreign lang="grc">τοῦ</foreign>.</p></note>
</div>
<div n="63" type="section" id="section_1_63">
<head><pb edRef="#a" n="57"/> 63.</head>
<p><app>
<lem><app>
<lem><hi>Ausser dem</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>Ausserdem</hi></rdg>
</app> giebts</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Außerdem</hi> giebt's</rdg>
</app> in <app>
<lem>mehrern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mehreren</rdg>
</app> Sprachen wieder besondere Gattungen, die entweder durch <app>
<lem>besondere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">besondre</rdg>
</app> Gegenstände der Erkenntniß, welche in der gemeinen Sprache nicht
bezeichnet waren, oder <pb edRef="#b" n="70"/> dadurch nothwendig <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
</app> sind, daß man <app>
<lem>das Mangel-</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die Mängel</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">das</rdg>
</app> Fehlerhafte der gemeinen Sprache verbessern wollte. Solche <index indexName="subjects-index">
<term>Gattungen</term>
</index>Gattungen sind die Kirchen- und <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrten-Sprache</term>
</index>Gelehrten-Sprache; ja <app>
<lem>gewissermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewissermassen</rdg>
</app> hat jeder in seiner Art originelle Schriftsteller seine eigene
Sprache. <app>
<lem>Hiedurch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hierdurch</rdg>
</app> wird eine Sprache noch weitläuftiger, folglich noch schwerer, und
selbst der <index indexName="subjects-index">
<term>Mißverstand</term>
</index>Mißverstand <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> dadurch zunehmen. Denn, weil dadurch die Bedeutungen Eines Ausdrucks
vervielfältigt, und die Begriffe in der besondern Sprache von denen in der
gemeinen Sprache verschieden <app>
<lem>werden:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden,</rdg>
</app> so wird auch die Verwechselung leichter. Ja selbst die Bestimmung,
welche man in der besondern Sprache einem Ausdruck gegeben hat, ist oft dem
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch in der gemeinen, oder in einer andern besondern
Sprache <pb edRef="#c" n="63"/> nicht gemäß, und bringt dadurch Mißverstand
aus jener in diese.</p>
<note place="end"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_63_1"/>So
drückt <index indexName="subjects-index">
<term>Person</term>
</index><hi>Person</hi>, als Suppositum intelligens erklärt, in der <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">kirchlichen</rdg>
</app> Lehre von der Trinität, und <hi>Natur</hi>, dem Erlöser der Menschen <app>
<lem>beygelegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigelegt</rdg>
</app>, einen ganz andern <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> aus, als <hi>Person</hi> im gemeinen Leben und <hi>Natur</hi> in der
Metaphysik. – So schließt <hi>Zurechnung</hi>, wie es <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5">Röm. <app>
<lem>5</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5.</rdg>
</app></citedRange></bibl> braucht, weder den <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> vom Urheber einer <app>
<lem>freyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freien</rdg>
</app>
<app>
<lem>Handlung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Handlung</rdg>
</app> noch <app>
<lem>einmal</lem>
<rdg wit="#c" type="v">selbst</rdg>
</app> den <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> von Strafe in sich, welches <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> sonst an dem Worte hängt; und <app>
<lem><foreign lang="grc">φυσις</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">φύσις</foreign></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:3">Ephes. 2, <app>
<lem>3</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3.</rdg>
</app></citedRange></bibl> hat einen ganz andern Sinn, als wenn man
in der Theologie <hi>Natur</hi> und <hi>Gnade</hi>
<pb edRef="#a" n="58"/> einander <app>
<lem>entgegengesetzt</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">entgegensetzt</rdg>
</app>. – Selbst diese <app>
<lem>zwey Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zwei Beispiele</rdg>
</app> und die bekannten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_63_2"/>Arianischen, Nestorianischen und Monophysitischen
Streitigkeiten über <pb edRef="#b" n="71"/> die Wörter <foreign lang="grc">ὁμοoύσιος</foreign>, <foreign lang="grc">Θεοτόκος</foreign> und <app>
<lem><foreign lang="grc">φῦσις</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">φύσις</foreign></rdg>
</app> können eine Erläuterung der <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> Hälfte des §. abgeben.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_63_1">
<label>So drückt Person, als Suppositum intelligens erklärt, in der Lehre
von der Trinität, und Natur, dem Erlöser der Menschen beygelegt […] in
der Metaphysik</label>
<p>Zum trinitätstheologischen bzw. christologischen Hintergrund vgl. II §
83. Die schon in der Scholastik gebräuchliche Definition der
trinitarischen Person als <hi>suppositum intellegens</hi> findet sich
etwa bei Hollaz, Buddeus und Siegmund Jacob Baumgarten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_63_2">
<label>Arianischen, Nestorianischen und Monophysitischen Streitigkeiten über
die Wörter <foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">Θεοτόκος</foreign> und <foreign lang="grc">φῦσις</foreign></label>
<p>Aufgezählt sind die großen christologischen Auseinandersetzungen der
Alten Kirche (vgl. auch II § 83). Der auf Arius von Alexandrien (gest.
ca. 336) zurückgehende Arianismus lehrte, dass Vater und Sohn nicht
wesens<hi>gleich</hi> (<foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>),
sondern nur wesens<hi>ähnlich</hi> (<foreign lang="grc">ὁμοιούσιος</foreign>) seien, und kann als radikaler
Subordinatianismus verstanden werden. Diese Auffassung wurde auf dem
Konzil von Nicäa 325 zugunsten der Zwei-Naturen-Lehre verworfen, zudem
wurde hier die von Arius abgelehnte Lehre von der Präexistenz Christi
bestätigt, nach der der Sohn vom Vater <hi>gezeugt</hi> und <hi>nicht
geschaffen</hi> ist. Beigelegt wurde der arianische Streit
jedoch erst auf dem Konzil von Konstantinopel 381. Der nach Nestorius von
Konstantinopel (gest. ca. 451) benannte Nestorianismus vertrat zwar eine
Zwei-Naturen-Lehre, lehrte jedoch, dass die göttliche und die menschliche
Natur in Jesus Christus geteilt und unvermischt seien. Daher könne Maria
zwar als <hi>Christus</hi>gebärerin, nicht aber als
<hi>Gottes</hi>gebärerin (<foreign lang="grc">Θεοτόκος</foreign>)
bezeichnet werden (vgl. II § 114). Diese Position wurde auf dem Konzil
von Ephesus (431) verworfen. Der Monophysitismus vertrat schließlich
eine Christologie, nach der der inkarnierte Christus nur eine einzige,
nämlich göttliche Natur (<foreign lang="grc">φύσις</foreign>) besitzt
(vgl. II § 113), und stand damit der bereits in Nicäa bestätigten
Zwei-Naturen-Lehre entgegen. Auf dem Konzil von Chalcedon (451) wurden die
Positionen der Monophysiten, aber auch die der Arianer und Nestorianer
verworfen und eine Zwei-Naturen-Lehre, nach der göttliche und
menschliche Natur Christi (<hi>wahrer Mensch und wahrer Gott</hi>) unvermischt
und ungetrennt nebeneinander stehen, angenommen.</p></note>
</div>
<div n="64" type="section" id="section_1_64">
<head>64.</head>
<p>Wenn nun die <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung unseres eigenen <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wenn aber auch</rdg>
</app> die Lücken, Vorurtheile und falschen Wendungen <app>
<lem>unserer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsrer</rdg>
</app> Erkenntniß so sehr von <app>
<lem>unserer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsrer</rdg>
</app> Sprache <app>
<lem>abhängen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">abhängen,</rdg>
</app> so muß ungemein viel daran liegen, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß man die Sprache, worin man zu denken gewohnt ist, sorgfältig
studiert habe, um dem <app>
<lem>Mißverstand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Mißverstande</rdg>
</app>, der daraus entstehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, auf die Spur zu kommen, und alle Vortheile zu <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genießen</rdg>
</app>, die eine Sprache giebt; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß man selbst, wenn man es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, mehrere Sprachen so studiere, nicht nur um das brauchen zu können,
was in solchen gesagt oder geschrieben wird, sondern auch um durch die eine
die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> mehr <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufzuklären, und durch Hülfe der einen das Fehlerhafte <app>
<lem>oder Unvollständige</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> der andern zu <app>
<lem>entdecken,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entdecken</rdg>
</app> und daraus möglichst zu <app>
<lem><app>
<lem>verbessern <ref type="note" target="#noe_2_1_64_note2">*)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verbessern; <ref type="note" target="#noe_2_1_64_note2">*)</ref></rdg>
</app> –</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">verbessern;</rdg>
</app> daß man endlich den Fehlern sei<pb edRef="#c" n="64"/>ner
eigenthümlichen Sprache so viel abhelfe, als es ihre Natur und <index indexName="subjects-index">
<term>Verständlichkeit</term>
</index>Verständlichkeit für die, welche sie ebenfalls brauchen, erlaubt. <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">Daß ein solches Sprachstudium nichts weniger als
blosses Geschäfte des Gedächtnisses, daß es sehr schwer sey, und daß
es keine gemeine Fähigkeiten erfordre, erhellet eben daraus.</rdg>
</app></p>
<app>
<lem><note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 1. Es ergiebt sich zugleich aus allem bisher <app>
<lem>gesagten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesagten</rdg>
</app>: 1) daß das Studium der Sprachen schon <hi>an sich</hi>, als
Sprachenstudium, auch abgesehen (nicht von den damit verknüpften
Begriffen, sondern) von den <hi>Sachen</hi>, die man durch Hülfe der
Sprachen, als Zeichen von Vorstellungen, lernt, einen unglaublichen
Nutzen habe. 2) Daß – vorausgesetzt: man treibt es mit jungen Leuten
zu <pb edRef="#b" n="72"/> den vorhin <app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app> Absichten, und lenkt immer <hi>darauf</hi> ihre
Aufmerksamkeit – es die beste Vorbereitung zur Bildung des Geistes
für künftige Gelehrte, und überhaupt für solche <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, die sich einmal vorzüglich mit <hi>Geistesarbeiten</hi>
beschäftigen sollen. (<choice>
<abbr>Vergl.</abbr>
<expan>Vergleiche</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_64_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Rehberg, August Wilhelm</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251j2">Rehberg</persName></hi>
in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 125 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und 1789, Januar, <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 53 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><index indexName="persons-index">
<term>Niemeyer, August Hermann</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gvf">Niemeyer's</persName></hi> Grundsätze der Erziehung
und des Unterrichts, 6te Ausgabe<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251m1"/>,
2ter Theil, <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 35 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> 84. 85 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app>) Dadurch wird das <index indexName="subjects-index">
<term>Gedächtniß</term>
</index>Gedächtniß geübt, gerade zu der Zeit, wo es die meiste
Empfänglichkeit für aufgefaßte Eindrücke hat, und wo diese
Gedächtnißübungen noch nicht durch die reitzendern Uebungen des
bloßen Verstandes verdrängt oder verleidet sind. Es wird zugleich
frühzeitig auf unsinnliche Dinge und solche Zeichen gerichtet,
welche die Dinge nicht sinnlich darstellen, wodurch verhindert wird,
daß man sich in <app>
<lem>frühern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">früheren</rdg>
</app> Jahren nicht zu sehr an das gewöhne, was bloß vor die Sinne
gebracht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Durch die Bereicherung des Gedächtnisses bekommt man früh
einen ansehnlichen Reichthum von Ideen, ohne <app>
<lem>welchem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> Stoff zum Denken, Genie und Verstand nichts <app>
<lem>vermag,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vermag;</rdg>
</app> und eben der Reichthum von Wörtern befestigt die Ideen und
setzt den jungen Geist in den Stand, die dadurch ausgedruckten
Begriffe zu behalten, sie sich geläufig zu machen, und Andern wieder
mitzutheilen. Seiner natürlichen Flüchtigkeit wird dadurch <app>
<lem>gesteuret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesteuert</rdg>
</app>, daß <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Sprachstudium die Aufmerksamkeit auch mit auf Kleinig<pb edRef="#c" n="65"/>keiten gelenkt, und die Seele <app>
<lem>gewöhnet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewöhnt</rdg>
</app> wird, diese überall mit in Anschlag nehmen zu lernen, und
sich nicht bloß mit dem Auffallenden oder sich leicht Darstellenden
zu begnügen. Ich wiederhole <pb edRef="#b" n="73"/> hier die übrigen
Vortheile nicht, die das <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachenstudium</term>
</index>Sprachenstudium gewähren <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, welche sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einer noch unverstimmten und feinerer Eindrücke <app>
<lem>empfänglichern</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>empfängchern</sic>
<corr type="editorial">empfänglichern</corr>
</choice></rdg>
</app> jugendlichen Seele wohl <app>
<lem>eher,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eher</rdg>
</app> als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> andern möchten erreichen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lassen</rdg>
</app>.</note>
<note n="2" id="noe_2_1_64_note2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 2. *) Wer jene Vortheile von dem Studium der Sprachen recht
beziehen will, muß wenigstens <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app> oder <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Sprachen eigentlich <app>
<lem><hi>studieren</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>studieren</hi></rdg>
</app> und mit einander vergleichen lernen, solche Sprachen, die,
wegen ihres gemeinschaftlichen Ursprungs oder Abstammung von
einander, kurz, wegen ihrer Verwandtschaft, viel Eigenes gemein
haben, wie die griechische und lateinische, und wieder <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>, die ganz in ihrer Bildungsart verschieden sind, wie jene und
die morgenländischen Sprachen. Mag es seyn, daß Dinge, die sich
überall auf <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Art den Sinnen zeigen, oder daß reine <index indexName="subjects-index">
<term>Verstandesbegriffe</term>
</index>Verstandesbegriffe, von allen Menschen und Nationen
überhaupt auf <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Art empfunden oder gedacht, also auch durch <index indexName="subjects-index">
<term>Wörter</term>
</index>Wörter, die dem Ton oder der Schrift nach ganz verschieden
sind, doch so ausgedruckt werden, daß alle, die das Wort verstehen,
sich eben dieselbe Sache <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> vorstellen: so gerathen doch manche Nationen oder einzelne
aufmerksame, schnell oder fein empfindende <app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#c" type="v">und</rdg>
</app> denkende Köpfe unter <app>
<lem>ihnen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihnen</rdg>
</app> auf Vieles, woran <app>
<lem>andere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> gar nicht denken. <app>
<lem>Seltenere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Seltnere</rdg>
</app>, oder unter verschiedenen Gestalten an <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Orten oder in <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Köpfen erschienene oder gedachte <app>
<lem>Gegenstände,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gegenstände</rdg>
</app> erwecken <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Verschiedenen auch sehr verschiedene Begriffe. Und selbst
gemeine oder all<pb edRef="#b" n="74"/>tägliche Gegenstände bekommen
in <app>
<lem>veschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Köpfen durch die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Umstände, unter welchen sie sich ihnen darstellen, und durch
die verschiedene besondere Vorstellungskraft oder Art, Dinge zu
bezeichnen, gleichsam eine ganz eigenthümliche <index indexName="subjects-index">
<term>Farbe</term>
</index>Farbe, werden mit <app>
<lem>mehrern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mehreren</rdg>
</app> oder <pb edRef="#c" n="66"/>
<app>
<lem>wenigern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wenigeren</rdg>
</app> Nebenbegriffen, mit <app>
<lem>feinern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">feineren</rdg>
</app> Bestimmungen, sinnlicher oder unsinnlicher gedacht, zumal je
nachdem sich die Einbildungskraft mehr oder weniger einmischt, und
der Reichthum von Begriffen größer oder geringer ist. Hieraus ist
offenbar, daß durch das Studium <hi>mehrerer</hi> Sprachen, und
selbst origineller <index indexName="subjects-index">
<term>Schriftsteller</term>
</index>Schriftsteller, ganz neue Ideen erzeugt werden, oder doch
schon bekannte Begriffe unter ganz <app>
<lem>neue</lem>
<rdg wit="#c" type="v">neuen</rdg>
</app> Gestalten erscheinen können, worauf wir erst durch die fremde
Sprache sind aufmerksam gemacht worden; und je mehr <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app>, was Einer Sprache eigen ist, in die andere übergetragen
wird, und durch unsere Art zu denken und uns <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auszudrücken,</rdg>
</app> wieder eine etwas veränderte Gestalt bekommt: <app>
<lem>je</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desto</rdg>
</app> mehr muß der Reichthum, und zum Theil die Bestimmtheit und <app>
<lem>Fruchtbarkeit, unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Fruchtbarkeit unserer</rdg>
</app> Begriffe und Gedanken zunehmen. Es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> also dieses Studium eine <app>
<lem>vortrefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vortreffliche</rdg>
</app> Uebung dem Verstande gewähren, der dadurch geschmeidiger, und
für Vieles empfänglicher <app>
<lem>wird;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird:</rdg>
</app> ein <index indexName="subjects-index">
<term>Gewinn</term>
</index>Gewinn, der schwerlich durch etwas Anderes erlangt werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und augenscheinlich beweiset, wie vortheilhaft das <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachenstudium</term>
</index>Sprachenstudium schon <hi>an sich</hi>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. – <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_64_2"/>Was
in der oben <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> §. <ref target="#section_1_56">56.</ref> angeführten
<hi>allgemeinen Revision</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> Theil 7. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 420 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und Theil 11. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 224 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> dagegen gesagt ist, beruhet <hi>theils</hi> darauf, daß
immer Stu<pb edRef="#b" n="75"/>dium der <hi>Sprache</hi> als ganz
abgesondert von der Erlernung der dadurch mitgetheilten <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index><hi>Begriffe von Sachen</hi> angenommen wird,
<hi>theils</hi> auf dem Wahn, als wenn sich Sprachkenntnisse
nicht <app>
<lem>ließen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> unterhaltend machen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ließen</rdg>
</app>, <hi>theils</hi> auf einer anderen Einbildung, als wenn
Kinder <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> unerträglich fänden, und nicht leicht fassen könnten, was
ihnen <hi>Zeichen</hi> darstellt, ohne zugleich die <hi>Sache</hi>
selbst darzustellen, wovon doch Musik und Mathematik <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und die tägliche Erfahrung selbst in
Schulen, wo nur der Sprachunterricht recht lebendig
getrieben wird,</rdg>
</app> das Gegentheil beweiset.</note>
<note n="3" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> 3. Daß übrigens ein solches Sprachenstudium nichts weniger
als bloßes <app>
<lem>Geschäfte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Geschäft</rdg>
</app> des Gedächtnisses, daß <pb edRef="#c" n="67"/> es sehr schwer <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, und keine gemeine Fähigkeiten und Uebungen, besonders eine
sorgfältige Aufmerksamkeit selbst auf Kleinigkeiten, ein feines
Gefühl, Geduld und anhaltenden <app>
<lem>Fleiß,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleiß</rdg>
</app> erfordere, also auch sein großer <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, Leuten, die bloß auf sinnliche und unmittelbare
Vortheile ausgehen, und den Werth der <index indexName="subjects-index">
<term>Geistesnahrung</term>
</index>Geistesnahrung wenig oder gar nicht zu schätzen wissen,
nicht einleuchtend <app>
<lem>könne</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> gemacht werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">könne</rdg>
</app>, bedarf wohl kaum einer Erinnerung.</note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_64_1">
<label>Rehberg in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, S. 125 f.
und 1789, Januar, S. 53 f.</label>
<p>Vgl. I § 56.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_64_2">
<label>Was in der oben bey §. 56. angeführten allgemeinen Revision etc.
Theil 7. S. 420 f. und Theil 11. S. 224 f. dagegen gesagt ist</label>
<p>Vgl. I § 56.</p></note>
</div>
<div n="65" type="section" id="section_1_65">
<head>65.</head>
<p>Und weil <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Neigungen</term>
</index>Neigungen ganz durch <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen gestimmt werden, diese Vorstellun<pb edRef="#a" n="59"/>gen aber <app>
<lem>inniglich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">innig</rdg>
</app> mit der Sprache verbunden sind: so muß die Sprache selbst über das
<index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Gewalt haben. Je edler ein <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdruck</term>
</index>Ausdruck ist, je anschauender er die Sachen darstellt, je
fruchtbarer er ist, das heißt, je mehr Begriffe er erregt, die <pb edRef="#b" n="76"/> Licht, Anmuth und Interesse in die Vorstellung
bringen, je passender, bestimmter und schöner er ist: desto mehr wirkt <app>
<lem>er</lem>
<rdg wit="#c" type="v">es</rdg>
</app> aufs Herz; so wie hingegen unedle, verworrene, kraftlose, <app>
<lem>unschikliche</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">unschickliche</rdg>
</app> Ausdrücke das Herz entweder kalt <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, oder gar gegen die beste Sache einnehmen.</p>
<app>
<lem/>
<rdg type="ptl" wit="#c"><note place="end"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/>Kann doch die Fülle der Empfindungen,
der Reichthum der Ideen selbst schaffend und bildend auf die Sprache
wirken und das <hi>Herz</hi> auch ohne Antheil der Kunst
<hi>beredt</hi> machen. Aber daß gleichwohl oft Menschen von
einem reichen Gemüth, was in ihnen ist gar nicht, oder nur höchst
unbeholfen und verworren von sich geben können, hat doch eben seinen
Grund in der Dürftigkeit ihrer Sprachkenntniß. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
</div>
<div n="66" type="section" id="section_1_66">
<head>66.</head>
<p>Alle Vortheile und Unbequemlichkeiten der Sprache <app>
<lem>ergießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ergiessen</rdg>
</app> sich auch <app>
<lem>2) (§. <ref target="#section_1_60">60</ref>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in den <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag und die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Mittheilung</term>
</index><hi>Mit</hi><pb edRef="#c" n="68"/><hi>theilung der Gedanken
an Andere</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Mittheilung der Gedanken an Andere</rdg>
</app>. – Wie viele Irrthümer, unnöthige und <app>
<lem>verworrene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verworrne</rdg>
</app> Untersuchungen, selbst wie viele Erbitterung und Argwohn, entstehen
aus <app>
<lem>bloßem Mißverstand, der in den Wörtern <app>
<lem>liegt?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">liegt!</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blossen Mißverstand?</rdg>
</app> der eben sowohl durch unbequeme Ausdrücke <app>
<lem>erregt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erregt</rdg>
</app> als von Andern aus ihnen geschöpft, und <app>
<lem>hinwiederum</lem>
<rdg wit="#a" type="v">doch</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">wiederum</rdg>
</app> durch schicklichere Wörter oder bestimmtere Erklärungen verhütet oder
gehoben werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Wie viel helfen deutliche und <app>
<lem>unzweydeutige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unzweideutige</rdg>
</app> oder von falschen Nebenbegriffen <app>
<lem>freye</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freie</rdg>
</app> Wörter, bestimmte Erklärungen und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Classification</term>
</index>Classification</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Claßification</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Klassifikationen</rdg>
</app> der Dinge, die nur durch Wörter geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, den <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> deutlich, und Sachen kenntlich zu machen, oder zu vergegenwärtigen? –
Wie viel besser <app>
<lem>drucken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">drücken</rdg>
</app> sich die Sachen durch bestimmte Wörter, durch bildliche Ausdrücke,
durch <app>
<lem>körnigte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">körnichte</rdg>
</app> Sentenzen, dem Gedächtniß und der Einbildungskraft <app>
<lem>ein?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ein!</rdg>
</app> – Wenn der dunkle, ver<pb edRef="#a" n="60"/>wirrte, matte und
weitschweifige Vortrag, der immer mit von Armuth und Ohnmacht der Sprache
herrührt, <app>
<lem>den Leser <pb edRef="#b" n="77"/> oder Zuhörer</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ermüdet, <app>
<lem>ihnen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> das Denken erschwert, und selbst die <app>
<lem>vorgetragene</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">vorgetragenen</rdg>
</app> Sachen verleidet: so unterhält die <index indexName="subjects-index">
<term>Deutlichkeit</term>
</index>Deutlichkeit, die Fülle der Wörter und die gedrängte Kürze, die
Aufmerksamkeit, und giebt den Sachen einen gewissen <app>
<lem>Reitz</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Reiz</rdg>
</app>, der die Theilnehmung befördert. – Und wie sehr erweckt der klare, <app>
<lem>bestimmte und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">bestimmte,</rdg>
</app> einleuchtende und gleichsam theilnehmende Ausdruck des <app>
<lem>Redenden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Redenden</rdg>
</app> auch das Vertrauen, daß er seine Sache verstehe, von ihrer Wahrheit
überzeugt, und von ihrem Werthe durchdrungen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, ein Vertrauen, <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#a" type="v">daß</rdg>
</app> für die Wahrheit und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Treflichkeit</term>
</index>Treflichkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Trefflichkeit</rdg>
</app> des Gesagten den Zuhörer sehr einnehmen muß. – Wenn auch kein <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andrer</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> so viel Ursache hätte, darnach zu trachten, daß er seiner Sprache
mächtig würde: so sollte es der, der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der <pb edRef="#c" n="69"/> Religion seyn will. Wäre auch der
Schade so groß nicht, den der Lehrer sonst gegen seinen Willen stiften <app>
<lem>kan:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann,</rdg>
</app> so thut er zur Empfehlung der Religion <app>
<lem>bey weiten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei weitem</rdg>
</app> nicht so viel, als er könnte, wenn er mehr Kraft der Sprache in
seiner Gewalt hätte.</p>
</div>
<div n="67" type="section" id="section_1_67">
<head>67.</head>
<p>Sofern endlich <app>
<lem>3) (§. <ref target="#section_1_66">66.</ref>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Sprachen der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Canal</term>
</index>Canal</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kanal</rdg>
</app> sind, durch den uns alle Kenntnisse <app>
<lem>zugeführet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zugeführt</rdg>
</app> werden, die wir von <app>
<lem>Andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderen</rdg>
</app> empfangen, sofern theilt sich uns, <pb edRef="#a" n="61"/> je nachdem
wir solche Sprachen genau oder obenhin verstehen, alles Gute und
Nachtheilige mit, was diese Sprachen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> sich führen. Denn, da dasjenige, was in der mittheilenden Sprache
liegt, in <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> eigene übergetragen wird, oder die <pb edRef="#b" n="78"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe, welche der Andere mit seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Wörter</term>
</index>Wörtern verknüpft, in <app>
<lem>unsre eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unsere eigenen</rdg>
</app>, immer an Sprache <app>
<lem>gebundne,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebundenen</rdg>
</app> Begriffe verwandelt werden müssen: so <app>
<lem>entgehet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entgeht</rdg>
</app> uns nicht nur, falls wir jener Sprache nicht recht kundig sind, das,
was uns durch sie mitgetheilet werden könnte, und das Fehlerhafte jener
Sprache schleicht sich mit in <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Sprache, und so mit in <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Erkenntniß, selbst oft in unser Herz; sondern wir selbst vermischen
auch dieses Mitgetheilte, wenn es nicht schon <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app> sich trübe ist, mit so <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielen</rdg>
</app> fremden Theilen aus <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unseren</rdg>
</app> Vorstellungen, daß es unmöglich rein zu uns kommen <app>
<lem>kan.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann.</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">kann. <ref type="note" target="#noe_3_1_67_note1">*)</ref></rdg>
</app> – Soll nun insbesondere ein Lehrer der Religion und des Christenthums
seine Kenntnisse <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> aus der heiligen Schrift schöpfen; soll er die kirchliche Theologie
und die verschiedenen Meinungen über gewisse Lehren verstehen, und selbst
das, was von seinen Vorstellungen abweicht, richtig beurtheilen; soll er in
der Geschichte und sonst die Quel<pb edRef="#c" n="70"/>len der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit gehörig benutzen: so muß er nothwendig <hi>theils</hi> die
Sprache <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> so studiert haben, daß er ihr Gutes und Fehlerhaftes genau kenne,
<hi>theils</hi> seiner <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Sprache so kundig seyn, daß er wisse, ob und wie weit sie mit jener
übereinkomme, oder davon abgehe. Sonst ist Mißverstand durchaus
unvermeidlich. Man bauet auf Ausdrücke der heiligen Schrift <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen und Theorien, an welche <pb edRef="#a" n="62"/> die
heiligen Schriftsteller nie gedacht haben, und giebt menschliche Irrthümer
für göttliche Wahrheit aus, sieht <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> aus einem falschen <app>
<lem>Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
</app> an, verwickelt sich in <index indexName="subjects-index">
<term>Wortstreit</term>
</index>Wortstreit, und bestreitet oft<app>
<lem>, was <pb edRef="#b" n="79"/> man dulden,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> oder fährt zurück vor dem, was man <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">dulden, oder</rdg>
</app> mit Dank annehmen sollte. Man erdichtet Begebenheiten und Meinungen,
die nie gewesen sind.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note id="noe_3_1_67_note1" place="end"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *) Wenn die patriotischen Römer darüber klagen, daß Alles
gräcisire, daß eine gewisse <hi>Gräcomanie</hi> selbst in der
Sprache, das Nationale verdränge, so dachten sie dabei gewiß auch
auf den Einfluß der Sprache, auf die Begriffe und auf die Sitten.
Und wer mag läugnen, daß wir uns lange Zeit in den demselben Fall
mit der französischen Sprache befunden haben? Indem das moralisch
Schlechte mit schönklingenden Namen in jener Sprache bezeichnet ward (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Falschheit savoir faire, Unzucht galanterie genannt
wurde), verlor es zugleich bei Vielen seine Verächtlichkeit. Dieß
haben mehrere kräftige Schriftsteller unserer Zeit ausführlich
erörtert und klar gemacht. Wenn sie nur nicht in das Extrem gefallen
wären, die Sprache selbst zu verachten und zu hassen, die ja <hi>an
sich</hi> ihren Mißbrauch nicht verschuldet hat. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_1_68-75">
<app type="structural-variance">
<lem><div n="68" type="section" id="section_1_68">
<head id="var_1_68_c_head">68.</head>
<p><seg id="var_1_68_c_p"><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>Erlernung der Sprachen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Erlernung der Sprachen</rdg>
</app> überhaupt kommt <app>
<lem>alles an –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Alles an:</rdg>
</app> auf genaue <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Sprachregeln</term>
</index><hi>Sprachregeln</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sprachregeln</rdg>
</app>, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auf vernünf<pb edRef="#c" n="71"/>tige <app>
<lem><hi>Lesung guter Schriften</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Lesung guter Schriften</rdg>
</app> in einer solchen <app>
<lem>Sprache –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sprache,</rdg>
</app> und auf <app>
<lem><app>
<lem><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigene</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index><hi>Uebung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">eigne Uebung</rdg>
</app> im <app>
<lem>genauern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genaueren</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Uebersetzen</term>
</index><hi>Uebersetzen, Schreiben</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Uebersetzen, Schreiben</rdg>
</app> oder <app>
<lem><hi>Reden</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#a">Reden</rdg>
</app>. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Daß die <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<hi>Uebung</hi> dem <hi>Lesen</hi> nachstehen müsse, versteht
sich von selbst. –</seg>
<app>
<lem/>
<rdg type="ptl" wit="#c"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><seg id="var_1_69_c_head">69.</seg></rdg>
</app>
<milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><seg id="var_1_69_c_p1"><app>
<lem>1)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>In Absicht auf die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Die</rdg>
</app>
<hi>Sprachregeln</hi>
<app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">betreffend, so</rdg>
</app> scheint es <hi>weder</hi> rathsam, sich damit allein oder <app>
<lem>weitläuftig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weitläufig</rdg>
</app> aufzuhalten, ehe man irgend einen Anfang mit Lesen guter
Schriften selbst <app>
<lem>macht:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">macht;</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">macht,</rdg>
</app>
<hi>noch</hi> sie ganz <app>
<lem>auszusetzen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszusetzen</rdg>
</app> bis man erst <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einige</rdg>
</app> Fertigkeit erlangt hat, Bücher in einer Sprache zu lesen,
oder sich, wenigstens nothdürftig, darin auszudrücken, <hi>noch
auch</hi> sie erst mit dem Lesen zu verbinden.</seg></p>
</div>
<div n="69" type="section" id="section_1_69">
<head><app>
<lem>69.</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app></head>
<p id="var_1_69_c_p2"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="no-p"/>Das <hi>erste</hi> würde nicht nur, wegen
Trockenheit dieser Beschäftigung, die Erlernung der Sprache sehr
verleiden; es würden auch die Vortheile <app>
<lem>verlohren gehn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verloren gehen</rdg>
</app>, die aus Verbindung der Regeln mit dem Lesen entspringen, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> man gleich die <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln in der Anwendung, folglich auch ihren <pb edRef="#a" n="63"/>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nutzen</rdg>
</app> und die Art, wie sie anzuwenden sind, besser absieht. – Das <app>
<lem><hi>zweyte</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zweite</hi></rdg>
</app> ist noch <app>
<lem>schlimmer. Denn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">schlimmer; denn</rdg>
</app> es ist unmöglich, recht sicher zu <app>
<lem>erklären,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erklären</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="80"/> oder sich recht <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">auszudrücken</rdg>
</app>, wo man keine Regeln vor sich hat, nach welchen man es thut,
und wonach man wieder in ähnlichen Fällen verfahren <app>
<lem><app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Auch <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">lassen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kan; auch lassen</rdg>
</app> sich angenommene Fehler viel schwerer hinterher ablegen, als
gleich anfangs verhüten, und je länger man eine für die <app>
<lem>meisten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Meisten</rdg>
</app> wenig unterhaltende Beschäftigung aufgeschoben hat, je
lästiger wird sie hinterdrein, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> wenn die Seele, durch fast stete Beschäftigung mit dem, was
den Sinnen und der <index indexName="subjects-index">
<term>Einbildungskraft</term>
</index>Einbildungskraft schmeichelt, verstimmt worden ist. Es ist
auch nicht abzusehen, <pb edRef="#c" n="72"/> wie man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Lesen um einer Sprache willen fortkommen könne, ohne das
Allgemeine oder die Natur einer solchen Sprache vorläufig zu kennen, <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> wenn man eine <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">durch</rdg>
</app> sich selbst lernen muß. Wenigstens ists viel schwerer und
unangenehmer, <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Beobachtungen in der Sprache zu fassen, und sie zu ordnen,
wenn man noch nicht <app>
<lem>weiß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weiß,</rdg>
</app> wohin man sie beziehen, oder an welche allgemeine Begriffe
man sie anreihen soll. Viel leichter ists <app>
<lem>auch,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auch</rdg>
</app> und man bekommt eher etwas Ganzes in der Sprache, wenn man
<index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln, die in einer gewissen Beziehung und Zusammenhang
unter einander stehen, in diesem Zusammenhang übersieht. Endlich
wird selbst das Lesen weit angenehmer, wenn man aus den Sprachregeln
gleich Grund anzugeben weiß, warum man die Wörter so oder so
verstehen und verbinden <app>
<lem>müsse,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müsse</rdg>
</app> und man gewöhnt sich mehr an eine philosophische Behandlung
der <pb edRef="#a" n="64"/> Sprache, die dem denkenden <app>
<lem>Kopf</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kopfe</rdg>
</app> eine gewisse Unterhaltung giebt, welche man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der bloß mechanischen Behandlung <pb edRef="#b" n="81"/>
derselben verliert. – Selbst die <hi>dritte</hi> Art, erst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Lesen die Regeln sich <app>
<lem>beyläufig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiläufig</rdg>
</app> bekannt zu machen, ob sie gleich weit besser ist als jene <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app>, hat den Nachtheil mit der <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> gemein, daß das Lesen aus Mangel der nöthigen grammatischen
Vorerkenntnisse sehr erschwert wird, und man den Vortheil der
zusammenhängenden Einsicht der Regeln entbehrt. Es zerstreut aber
auch zu sehr, wenn man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Lesen bald auf <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Wörter und ihre Bedeutung in und <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> der Verbindung, bald auf ihre grammatische Bildung und
Verknüpfung <app>
<lem>Acht geben</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">acht haben</rdg>
</app> muß.</p>
<note n="1" id="noe_2_1_69_note1" place="end">Man wird hoffentlich
nicht vergessen, daß hier <app>
<lem>eigentlich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> von der besten <app>
<lem>Art</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Art,</rdg>
</app> Sprachen zu <app>
<lem>lernen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lernen,</rdg>
</app> nicht für Kinder, son<pb edRef="#c" n="73"/>dern für
Erwachsene, nicht zur Bildung künftiger Schwätzer, sondern künftiger
Gelehrten, die Rede <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, sonderlich auf den Fall, wenn <app>
<lem>letztere vor sich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die letzteren</rdg>
</app> Sprachen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">durch eigenen Fleiß</rdg>
</app> lernen wollen. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> solchen kann man ohnehin schon <hi>theils</hi> die Kenntniß
der nothwendigsten Begriffe von Sprachen und Bekanntschaft mit
Behandlung einer Sprache, <hi>theils</hi> eigenen Trieb und Lust zum <app>
<lem>Sprachstudium,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sprachstudium</rdg>
</app> voraussetzen; und dadurch fallen die Schwierigkeiten noch
mehr weg, die man dem hier <app>
<lem>gesagten entgegen stellen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gesagten entgegenstellen</rdg>
</app> möchte.</note>
</div></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c">
<div n="68" type="section" id="section_1_68_c">
<head><seg copyOf="#var_1_68_c_head"/></head>
<p copyOf="#var_1_68_c_p"/>
</div>
<div n="69" type="section" id="section_1_69_c">
<head><seg copyOf="#var_1_69_c_head"/></head>
<join result="p" scope="branches" target="#var_1_69_c_p1 #var_1_69_c_p2"/>
<note n="1" place="end"><seg copyOf="#noe_2_1_69_note1"/></note>
</div></rdg>
</app>
<div n="70" type="section" id="section_1_70">
<head>70.</head>
<p>Die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Mittelstraße</term>
</index>Mittelstraße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mittelstrasse</rdg>
</app> würde also auch hier wohl die beste <app>
<lem>seyn:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn;</rdg>
</app> wenn man erst die nothwendigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln einer <app>
<lem>besondern</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>besonderu</sic>
<corr type="editorial">besondern</corr>
</choice></rdg>
</app> Sprache sich bekannt machte, sich <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> gleich zur Lesung leichter Schriften <pb edRef="#a" n="65"/>
<pb edRef="#b" n="82"/> wendete, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dieser theils auf die Anwendung jener Regeln sähe, theils das Uebrige
von den <app>
<lem>zurückgelaßenen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">zurückgelassenen</rdg>
</app> Regeln gelegentlich nachholte. Zu diesem <app>
<lem><hi>nothwendigsten</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Nothwendigsten</hi></rdg>
</app> könnte man das eigentliche Lesen und die gewöhnlichsten Beugungen und
Verbindungen der Wörter, sonderlich die gewöhnlichen Abänderungen der Nenn-
und Zeitwörter und die allerersten Regeln <app>
<lem>des <index indexName="subjects-index">
<term>Syntax</term>
</index>Syntax</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der Syntaxe</rdg>
</app> rechnen. Nur müßte man die Regeln sich mit <app>
<lem><choice>
<sic>mehrerern</sic>
<corr type="editorial">mehreren</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">mehreren</rdg>
</app>
<app>
<lem>Beyspielen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispielen</rdg>
</app>, wodurch jene anschaulich würden, eindrücken, oder vielmehr sie aus
solchen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiele</term>
</index>Beyspielen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispielen</rdg>
</app> abziehen, und, wenn man in einer solchen Sprache Anderer Unterricht <app>
<lem>genießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniessen</rdg>
</app> könnte, sich in ähnlichen Formen nach solchen Regeln üben.</p>
<app>
<lem/>
<rdg type="ptl" wit="#c"><note place="end"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/>Ueber die Frage, ob der <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachunterricht</term>
</index>Sprachunterricht von der Sprachlehre ausgehen müsse,
vergleiche man, was darüber in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_70_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Niemeyer, August Hermann</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gvf">Niemeyer's</persName></hi> Grundsätzen der Erziehung und des
Unterrichts, 2ter <choice>
<abbr>Th.</abbr>
<expan>Theil</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 86 gesagt ist, nebst den daselbst angeführten Schriften
und Urtheilen älterer und neuerer Philologen.</note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_70_1">
<label>Niemeyer's Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts, 2ter Th. S.
86</label>
<p>Niemeyers <hi>Grundsätze</hi> sind bereits zuvor nach der sechsten
Auflage (1810) angeführt worden (vgl. I § 64 c). Hier ist jedoch § 86 im
siebenten Kapitel des dritten, die Didaktik beinhaltenden
Hauptabschnitts des zweiten Teils gemeint. Das siebente Kapitel (vgl. aaO
496–547) behandelt den fremdsprachlichen Unterricht, der betreffende
Paragraph trägt den Titel <hi>Erlernen der Sprachen entweder durch
Gebrauch oder nach Regeln</hi> (vgl. aaO 499–502).</p></note>
</div>
<div n="71" type="section" id="section_1_71">
<head><pb edRef="#c" n="74"/> 71.</head>
<p><app>
<lem>Hätte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hat</rdg>
</app> man die nothwendigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgesetze</term>
</index>Sprachgesetze in seiner <app>
<lem>Gewalt:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gewalt,</rdg>
</app> so <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app> es Zeit, <app>
<lem>2) (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_68">68</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_68_c">68.</ref></rdg>
</app>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> gleich zur <hi>Lesung der Schriften</hi> in einer solchen Sprache
fortzuschreiten <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_68">68</ref>)</rdg>
</app>, wodurch man das Meiste, auch in Absicht auf die Sprache, und <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dies</rdg>
</app> aufs beste, lernen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Das <app>
<lem><hi>Meiste</hi>;</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Meiste</hi>:</rdg>
</app> weil man, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> den Sachen, <app>
<lem>Wörtern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wörter</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">die Wörter</rdg>
</app> mit ihren <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Bedeutungen, Einschränkungen und <app>
<lem>jedesmaligen schicklichsten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">jedesmaligem schicklichstem</rdg>
</app> Gebrauch, <ref type="note" target="#noe_2_1_71_note1">*)</ref> weise
Mannigfaltigkeit des Ausdrucks, Regeln einer Sprache, ihre Anwendung und
ihre Ausnahmen, das Eigenthümliche einer Sprache mit ihrem Unterschied von
andern, und die <app>
<lem>verschiedentlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Falten und Entwickelungen des menschlichen Geistes und Herzens,
welche auf den Ausdruck <app>
<lem>wirken,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">wirken</rdg>
</app> und durch ihn <app>
<lem>veranlaßet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">veranlasset</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">veranlaßt</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="83"/> werden, <hi>zugleich</hi> kennen lernt.
<hi>Aufs</hi>
<app>
<lem><hi>beste</hi>;</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>beste</hi>:</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="66"/> weil <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiele</term>
</index>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> immer deutlicher, unterhaltender und eindrücklicher sind, und der
Umgang mit verständigen, rechtschaffenen und gesitteten Menschen<app>
<lem>, folglich auch die Beschäftigung mit den Werken ihres
Geistes,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> mehr zur Bildung <app>
<lem>beyträgt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiträgt</rdg>
</app>, als allgemeine Regeln und Kenntnisse; weil erst durch das fleißige
Lesen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachkenntniß</term>
</index>Sprachkenntniß etwas Ganzes wird; und weil selbst Regeln, so wie <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Wörter und Redensarten, erst durch die Verbindung in Schriften recht
deutlich <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app> und die nöthige Bestimmung und Abänderung bekommen.</p>
<note n="1" id="noe_2_1_71_note1" place="end">*) <app>
<lem><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<hi>Gedanken vom</hi>
<app>
<lem><hi>Vocabellernen</hi> - -</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Vocabellernen</hi>,</rdg>
</app> von <index indexName="persons-index">
<term>Ehlers, Martin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251m2">Martin Ehlers</persName></hi>,
Altona <app>
<lem>1770<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251m4"/>
in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1770.</rdg>
</app> 8.</note>
</div>
<div n="72" type="section" id="section_1_72">
<head>72.</head>
<p>Die Frage: <hi>Wie</hi> soll man Schriften aufs nutzbarste lesen? kommt <app>
<lem><hi>hier</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">hier</rdg>
</app> nur so weit in Anschlag, als durch die<pb edRef="#c" n="75"/>ses
Lesen <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprachkenntniß</term>
</index><hi>Sprachkenntniß</hi> gebildet, das heißt, die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschicklichkeit</term>
</index>Geschicklichkeit erlangt werden soll, eine Sprache wohl zu <app>
<lem>verstehen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verstehen</rdg>
</app> und sich darin <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">auszudrücken</rdg>
</app>. In dieser Absicht muß man <hi>zuerst</hi> auf
<hi>gutgeschriebene</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> solche Schriften sehen, worin eben so viel Fleiß auf den Ausdruck
als auf die Sachen gewendet worden ist, die daher in ihrer Art
<hi>musterhaft</hi> oder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>classisch</term>
</index><hi>classisch</hi> heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>klassisch</hi> heißen</rdg>
</app> können; <hi>hernach</hi> von den <app>
<lem>leichtern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">leichteren</rdg>
</app> zu den <app>
<lem>schwerern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schwereren</rdg>
</app>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> zu <app>
<lem>solchen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solchen</rdg>
</app> fortgehen, die schon mehrere und reifere Kenntniß der Sprache
erfordern, in der sie geschrieben sind.</p>
<note n="1" place="end"><pb edRef="#b" n="84"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> 1. Ob man gleich gute Schriften auch, und meistens mehr, wegen der
Sachen <app>
<lem>lieset:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lieset,</rdg>
</app> so gehören doch Vorschläge, wie man sie in Rücksicht auf die Sachen
zu lesen habe, <app>
<lem>entweder</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>entweder</hi></rdg>
</app> mehr in eine Anweisung zur nützlichen <app>
<lem>Lectüre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lektüre</rdg>
</app>
<app>
<lem>überhaupt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überhaupt</rdg>
</app>
<hi>oder</hi> in <pb edRef="#a" n="67"/> den <app>
<lem>Unterricht,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unterricht</rdg>
</app> wie Bücher zu benutzen sind, die <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Wissenschaften betreffen.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> 2. <hi>Gutgeschriebene</hi> Bücher sind <app>
<lem>hier,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hier</rdg>
</app> im <app>
<lem>weitern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weiteren</rdg>
</app> Verstande genommen, nicht bloß schöngeschriebene, sondern eben sowohl
solche, die mit Klarheit und Bestimmtheit in der <app>
<lem>Sache</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sprache</rdg>
</app> abgefaßt sind. In dieser Rücksicht <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> selbst das trockenste Buch <app>
<lem>classisch</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>klassisch</hi></rdg>
</app> seyn.</note>
</div>
<div n="73" type="section" id="section_1_73">
<head>73.</head>
<p>Wenn sich unsre Sprache nach musterhaften Schriftstellern <app>
<lem>und Schriften</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> bilden <app>
<lem>soll:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">soll,</rdg>
</app> so muß man nicht nur wissen, <app>
<lem>welche,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">welche Schriftsteller,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">welche</rdg>
</app> und wie <app>
<lem>ferne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fern</rdg>
</app> sie, in Absicht auf <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache, diesen Namen <app>
<lem>verdienen?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verdienen,</rdg>
</app> sondern man muß auch, falls sie dafür bekannt sind, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gebrauch <app>
<lem>solcher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihrer</rdg>
</app> Schriften zu dieser Absicht, voraussetzen können, daß diese und daß
die darin gebrauchten Ausdrücke durchaus von <app>
<lem>dergleichen <index indexName="subjects-index">
<term>Schriftsteller</term>
</index>Schriftstellern</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ihnen</rdg>
</app> herrühren. Hier liegt die Nothwendigkeit der <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index><hi>Kritik</hi> (im engsten Verstande), die einen Theil der
Philologie <pb edRef="#c" n="76"/> ausmacht. <hi>Kritik</hi> ist überhaupt
die Geschicklichkeit zu urtheilen, <app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#c" type="v">namentlich</rdg>
</app> das <app>
<lem>Aechte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echte</rdg>
</app> vom <app>
<lem>Unächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unechten</rdg>
</app>, dasjenige, was wirklich das <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> wofür es gehalten oder ausgegeben wird, und was nur so scheint, zu
unterscheiden; oder, als Wissenschaft betrachtet, der <pb edRef="#b" n="85"/>
<app>
<lem>Inbegriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Inbegrif</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index>Grundsätze und <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln, wonach sich unser Urtheil richten muß. In diesem <app>
<lem><hi>allgemeinen Verstande</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>allgemeineren Sinne</hi></rdg>
</app> erstreckt sie sich auf alles Wahre, Gute, Schöne, Schickliche <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice>
<abbr>u. d. g.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</rdg>
</app> und bekommt <app>
<lem><hi>besondre</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>besondere</hi></rdg>
</app> Namen, oder einen <app>
<lem><app>
<lem><hi>eingeschränktern</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>eingeschränkten</hi></rdg>
</app>
<hi>Verstand</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>eingeschränkteren Sinn</hi></rdg>
</app>, nach den <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Gegenständen, womit sie sich beschäftigt. Daher ensteht eine
<hi>logische, morali</hi><pb edRef="#a" n="68"/><hi>sche, ästhetische,
historische, philologische Kritik</hi>; wiewohl diese <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gattungen</term>
</index>Gattungen oft in einander <app>
<lem>fließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fliessen</rdg>
</app>, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> die Gründe der Beurtheilung aus <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Wissenschaften entlehnt werden müssen; und <app>
<lem>alsdann bekommt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">alsdenn bekömmt</rdg>
</app> sie gemeiniglich den <app>
<lem>Namen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nahmen</rdg>
</app> von <hi>der</hi> Wissenschaft, die das <app>
<lem>meiste dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Meiste dabei</rdg>
</app> thut.</p>
<app>
<lem><note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> 1. <hi>Philologische <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik</hi> müßte sich eigentlich nur auf <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index><hi>Sprache</hi> erstrecken, also nur beurtheilen, ob der
<hi>Ausdruck</hi> in <hi>der</hi> Sprache, in <hi>dem</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Schriftsteller</term>
</index>Schriftsteller, in <hi>der</hi> Schrift und in <hi>der</hi>
Stelle derselben, wovon die Frage ist, <app>
<lem>ächt sey?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">echt sei;</rdg>
</app> müßte dann auch die Regeln begreifen, wonach dieses alles zu
bestimmen wäre. <app>
<lem>Und wer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Wer daher</rdg>
</app> den Namen eines philosophischen Kritikers verdienen sollte,
müßte nicht nur diese Regeln kennen, sondern auch die Kenntniß der
Sprache, wovon die Frage wäre, die Geschichte ihrer von Zeit zu Zeit
erfolgten Veränderungen, und des Schriftstellers, nebst der
gehörigen Fertigkeit besitzen, diese <app>
<lem>sämtlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sämmtlichen</rdg>
</app> Kenntnisse auf einen vorliegenden Fall richtig anzuwenden,
folglich auch zu entdecken, ob der Ausdruck in einer Stelle von
Abschreibern oder angeblichen Verbesserern verdorben, und wie er
wieder herzustellen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>? Hingegen, ob eine <hi>Schrift selbst</hi>
<pb edRef="#b" n="86"/>
<app>
<lem>ächt sey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">echt sei</rdg>
</app>, die dem ver<pb edRef="#c" n="77"/>meinten <app>
<lem>Verfasser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verfasser,</rdg>
</app> oder der Zeit, worein man sie setzt, in der That zukomme? <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> zu entscheiden, <app>
<lem>gehörte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">würde mehr</rdg>
</app> vor <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> Richterstuhl der <hi>historischen</hi>, oder, wenn man will,
<hi>literarischen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">gehören</rdg>
</app>. Allein, weil man diese letztere Frage, wenn eigentliche
entscheidende <hi>Zeugnisse</hi> abgehen, oder zweifelhaft sind,
nach <app>
<lem><hi>innern</hi> Umständen einer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>inneren</hi>, aus der</rdg>
</app> Schrift <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">selbst geschöpften Gründen</rdg>
</app> beurtheilen muß, <app>
<lem>und zu diesen Umständen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wozu allerdings</rdg>
</app> auch die <hi>Sprache</hi> gehört, die oft den Verfasser oder
die Zeit verräth: so rechnet man diese Kritik über eine
<hi>Schrift</hi> ebenfalls mit zum Gebiete der
<hi>philologischen</hi> Kritik.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> 2. Man sieht <app>
<lem>hieraus:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hieraus,</rdg>
</app> daß, weil sich dieser <app>
<lem>letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">letztere</rdg>
</app> Theil der philologischen Kritik auf den <app>
<lem>erstern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ersteren</rdg>
</app> gründet, <app>
<lem>Niemand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">niemand</rdg>
</app> recht über die <app>
<lem>Aechtheit jener</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Echtheit einer</rdg>
</app>
<hi>Schrift</hi> urtheilen könne, wer der Kritik des
<hi>Ausdrucks</hi>, oder der eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachkritik</term>
</index>Sprachkritik, nicht mächtig ist.</note>
<note n="3" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> 3. Manche nennen die Kritik der <app>
<lem><hi>Schriften</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Schriften</hi></rdg>
</app> den <hi>allgemeinen</hi>, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik ihres <app>
<lem><hi>Textes</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Textes</hi></rdg>
</app> den <app>
<lem><hi>besondern</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>besonderen</hi></rdg>
</app> Theil der <hi>philologischen Kritik</hi>, jene auch die
<hi>höhere</hi>, diese die <hi>niedere</hi>, oder gar die <app>
<lem><hi>Wort-Kritik</hi>. – Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Wortkritik</hi>. – Bei</rdg>
</app>
<hi>jener</hi> Abtheilung und ihrer Erklärung aber <app>
<lem>vergisset</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vergißt</rdg>
</app> man die Kritik der <hi>Sprache überhaupt</hi>, die ich im
Anfang der ersten Anmerkung erwähnte, ohne welche man weder von <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> der Schriften noch ihres Textes urtheilen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Die Kritik des Textes ist auch keine bloße Kritik der
<hi>Worte</hi>; denn es können ja eben sowohl unrichtige <app>
<lem><hi>Sachen</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Sachen</hi></rdg>
</app> als <app>
<lem>Worte,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Worte</rdg>
</app> verrathen, daß der Text verfälscht <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. – Und den Unterschied <pb edRef="#b" n="87"/> der <app>
<lem><hi>niedern</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>niederen</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem><hi>höhern</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>höheren</hi></rdg>
</app> Kritik scheinen wieder Andere für <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> mit dem bloß relativen Unterschiede der <hi>gemeinen</hi>
<app>
<lem><choice>
<sic>nnd</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c">und</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>feinern</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der <hi>feineren</hi></rdg>
</app> Kritik zu nehmen, sie mag <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> der Schriften, oder ihres Textes, oder der Sprache <app>
<lem>überhaupt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überhaupt</rdg>
</app> betreffen. Wenn man die <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app>
<hi>nach vorliegenden</hi>, zumahl sehr bekannten oder leicht <app>
<lem>erkennbaren,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erkennbaren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index><hi>Umständen</hi>, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einer Schrift nur nach Zeugnissen gleichzeitiger <pb edRef="#c" n="78"/> Schriftsteller, auffallenden historischen
oder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Sprach-Fehler</term>
</index>Sprach-Fehlern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sprachfehlern</rdg>
</app>, Spuren des Fehlers oder Mißverstandes in den Zügen oder
Abtheilungen der Wörter, <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Parallellstellen</term>
</index>Parallellstellen <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Parallelstellen <choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> zu entdecken <app>
<lem>vermöchte:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vermöchte,</rdg>
</app> so würde <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app>
<hi>gemeinere</hi> Kritik seyn; <hi>feinere</hi> aber, wo Spuren des <app>
<lem>Unächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unechten</rdg>
</app> verborgen liegen, und das <app>
<lem>Aechte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echte</rdg>
</app> oder <app>
<lem>Unächte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unechte</rdg>
</app> nur durch sehr feine Beobachtung und eine Zusammenstellung
mannigfaltiger <app>
<lem>kleinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kleiner</rdg>
</app> Umstände entdeckt werden könnte. So möchte diese
<hi>feinere</hi> Kritik mit sogenannter
<hi>Conjecturalkritik</hi>, wenn sie nicht bloß <app>
<lem>räth und willkürlich verfährt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">willkührlich einem <hi>Errathen</hi>
gleicht</rdg>
</app>, ziemlich <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> seyn.</note></lem>
<rdg wit="#a" type="ppl"><note place="end"><milestone type="structure" edRef="#a" unit="p"/>So muß die Frage: ob eine angebliche Stelle
oder Ausdruck einer Schrift von dem Verfasser der Schrift herrühre,
zwar oft, wenigstens mit, nach philosophischen Gründen, verglichen
mit dem, was uns sonst von des Verfassers <index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart, <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung und <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack bekannt ist, entschieden werden, aber
hauptsächlich nach seiner uns bekannten Sprache. Und eben so muß die
Frage: ob eine Schrift die seinige ist, zwar auch nach Nachrichten,
also nach historischer Kritik, bestimmt werden; aber, da ihn selbst
die Sprache verräth, so kömmt <choice>
<sic>im</sic>
<corr type="editorial">in</corr>
</choice> so fern die Entscheidung auch der Philologie zu. Dies ist
die Ursach, warum man die in Anfang des §. erwehnte Kritik zur
Philologie rechnet, und sie <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index><hi>Kritik</hi> im <hi>engsten Verstande</hi>
nennt.</note></rdg>
</app>
</div>
<div n="74" type="section" id="section_1_74">
<head>74.</head>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index><hi>Kritik im</hi>
<app>
<lem><hi>allgemeinern</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>allgemeineren</hi></rdg>
</app>
<hi>Verstande</hi> ist <app>
<lem>bey unsern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei unseren</rdg>
</app>
<app>
<lem>eigenen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eignen</rdg>
</app> Vorstellungen und Neigungen sowohl, als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> denenjenigen, die <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> uns mittheilen, folglich auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gebrauch ihrer Schriften, schlechterdings nothwendig, wenn wir
nicht betrogen werden, Schatten für Wahrheit ergreifen, und zu Irrthümern,
Fehlern und Ausschweifungen verleitet seyn wollen. <app>
<lem>Hänget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hängt</rdg>
</app> etwas vom <index indexName="subjects-index">
<term>Ansehen</term>
</index><hi>Ansehen</hi> des <index indexName="subjects-index">
<term>Schriftsteller</term>
</index>Schriftstellers ab, – und dies <pb edRef="#b" n="88"/> ist der Fall,
wenn wir uns <app>
<lem>müssen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auf seine Einsicht und Recht<pb edRef="#a" n="69"/>schaffenheit <app>
<lem><app>
<lem>verlaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verlassen</rdg>
</app>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verlassen müssen, um</rdg>
</app> ihn <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">als</rdg>
</app> Kenner, Gesetzgeber und Muster <app>
<lem>annehmen <app>
<lem>können: –</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">können –:</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">anzuerkennen: –</rdg>
</app> so müssen wir vor allen Dingen gewiß seyn, daß eine Schrift, und daß
namentlich der Theil derselben, an den wir uns halten sollen, wirklich von
ihm komme. <app>
<lem>– Alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Alsdenn</rdg>
</app> ist auch <app>
<lem><hi>philologische</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index><hi>Kritik</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><hi>im engsten Verstande</hi></rdg>
</app> schlechthin unentbehrlich, weil die in seiner angeblichen Schrift
gebrauchten Ausdrücke eben dasjenige sind, wodurch wir von ihm lernen<app>
<lem>; und es ungereimt seyn würde, eine Schrift <index indexName="subjects-index">
<term>erklären</term>
</index><hi>erklären</hi>, oder gar etwas daraus <index indexName="subjects-index">
<term>beweisen</term>
</index><hi>beweisen</hi> zu wollen, ehe man nicht wüßte, daß etwas
wirklich ein Theil einer solchen Schrift, und nicht untergeschoben <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>.</p>
<app>
<lem><note n="1" place="end"><pb edRef="#c" n="79"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Anmerk.</hi></rdg>
</app> Wie nöthig die Kritik <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gebrauch der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wird sich unten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der exegetischen Theologie besser zeigen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lassen</rdg>
</app>.</note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
</div>
<div n="75" type="section" id="section_1_75">
<head>75.</head>
<p>Aber deswegen ist es nicht <app>
<lem>nöthig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nöthig,</rdg>
</app> gleich <app>
<lem>anfangs, bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Anfangs, bei </rdg>
</app> dem Lesen einer Schrift um der Sprache willen, uns mit dieser
Untersuchung zu beschäftigen. <app>
<lem>– <app>
<lem>Ausser dem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Außer dem,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Ausserdem</rdg>
</app> daß dieses die wirkliche Benutzung einer Schrift ungemein aufhalten
und verzögern <app>
<lem>würde; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">würde,</rdg>
</app> ist es doch <app>
<lem>keine unwahrscheinliche Voraussetzung</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wahrscheinlich</rdg>
</app>, daß eine Schrift<app>
<lem>, die das Zeugniß ihrer Zeitgenossen oder <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Kenner <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app> sich hat,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und daß deren <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Stellen und <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdrücke</term>
</index>Ausdrücke <app>
<lem>ächt <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">echt seyen</rdg>
</app>, weil der Fälle weit mehr <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
</app> wo <app>
<lem>ein so <app>
<lem>angegebner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebener</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">der angegebne</rdg>
</app> Verfasser es auch wirklich ist, <pb edRef="#b" n="89"/> als wo er es
nicht ist, und weil eine Schrift selten so sehr unter <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andrer</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Händen leidet, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">als</rdg>
</app> daß nicht das Meiste übrig bleiben sollte. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Sehr oft beruht auch ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth in Absicht auf Sprache nicht auf dem Ansehen ihres Verfassers,
sondern auf ihrem <index indexName="subjects-index">
<term>Gehalt</term>
</index>Gehalt und ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Uebereinstimmung</term>
</index>Uebereinstimmung mit <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderen</rdg>
</app> der besten Schriften in einer solchen Sprache. <app>
<lem>– <app>
<lem>Ueber dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ueberdies</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Ueberdies</rdg>
</app> erfordert diese Beurtheilung schon <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Kenntniß einer Sprache, und wird daher besser bis auf die Uebungen in
derselben aufgeschoben, die erst <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> glücklich unternommen werden können, wenn man sich schon durch das
fleißige Lesen der Schriften <pb edRef="#a" n="70"/> gebildet hat. Man setze
also diese kritischen Untersuchungen lieber aus, begnüge sich mit <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kenner</term>
</index>Kenner <app>
<lem>Nachrichten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nachrichten</rdg>
</app> und mit den <app>
<lem>reinesten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">reinsten</rdg>
</app> Ausgaben von einer Schrift, und wende sich gleich zum Lesen <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">derselben</rdg>
</app>.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anmerk.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Möchten dieß auch so viele junge und selbst ältere Lehrer
in <index indexName="subjects-index">
<term>Gelehrtenschulen</term>
</index>Gelehrtenschulen beherzigen, die, statt die Elemente der
Sprachen oder der Schriftsteller vor allen Din<pb edRef="#c" n="80"/>gen grammatisch verstehen und übersetzen zu lehren, ihre
kritische, oft sehr unkritische Weisheit, oft ein bloßes Nachsagen
dessen, was sie eben in den akademischen Vorlesungen gehört haben,
nicht früh genug auskramen können, und dadurch die Ungeübten mehr
verwirren und aufhalten, als in der Sprachkenntniß weiter fördern.
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_1_76-114">
<div n="76" type="section" id="section_1_76">
<head>76.</head>
<p>Das <app>
<lem>nächste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Nächste</rdg>
</app>, worauf man <app>
<lem><app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem <index indexName="subjects-index">
<term>Lesen</term>
</index><hi>Lesen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hiebey</rdg>
</app> zu sehen hätte, wäre: den Ausdruck <index indexName="subjects-index">
<term>verstehen</term>
</index><hi>verstehen</hi> zu lernen. Denn ohne dieses könnte man weder zur
Kenntniß der in einer Schrift enthaltenen Sachen gelangen, die uns nur durch
den Ausdruck mitgetheilt werden <app>
<lem>können</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>, noch würde man durch das Lesen einer Schrift in den Stand gesetzt
werden, eine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> in eben derselben Sprache verstehen zu lernen, oder jemals <app>
<lem>eine solche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">einer solchen</rdg>
</app> Sprache <app>
<lem>in seine Gewalt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">mächtig</rdg>
</app> zu <app>
<lem>bekommen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app>. Aber der <hi>gute</hi> Schriftsteller bedient sich nicht bloß einer <app>
<lem>Sprache,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sprache;</rdg>
</app> er will auch das, was er darin sagt, <hi>gut</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> so <pb edRef="#b" n="90"/>
<app>
<lem>ausdrucken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">ausdrücken</rdg>
</app>, daß es sich dem Leser als <app>
<lem>wahr</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>wahr</hi></rdg>
</app>, als gut, als gefällig darstelle, wenigstens daß es sich ihm <app>
<lem>auf</lem>
<rdg wit="#c" type="v">von</rdg>
</app> einer dieser Seiten empfehle; und, wie die <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache Ausdruck der Seele ist, so ergießt sich seine gebildete
Empfindung, Verstand und Gesinnung in den Vortrag, der davon seine ganze
Farbe bekommt. Man muß daher gutgeschriebenen Schriften, selbst wenn man sie
wegen der Sprache lieset, einleuchtende Vorstellung der Wahrheit, Empfehlung
guter Gesinnungen, Annehmlichkeit des Vortrags, abzulernen, kurz, dadurch
seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand, sein <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz und seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack zu <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>bilden</term>
</index><hi>bilden</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">bilden</rdg>
</app> suchen. Dies nennt man das <hi>kritische</hi>, so wie jenes, das auf
den Verstand des Gelesenen <pb edRef="#a" n="71"/> abzielt, das
<hi>philologische</hi> oder <hi>grammatische</hi> Lesen einer
Schrift.</p>
<note place="end"><app type="structural-variance">
<lem><seg id="var_1_76_p2"><pb edRef="#c" n="81"/> Eine solche
Anweisung enthalten, ob sie sich gleich nur auf ältere
griechische und römische Schriftsteller</seg>
<app>
<lem>einschränken:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><seg id="var_1_76_lb_1">einschränken,</seg>
<milestone type="structure" edRef="#c" unit="line"/><seg id="var_1_76_lb_2">außer</seg></rdg>
</app>
<list>
<item><seg id="var_1_76_item1_1"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="line"/><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_76_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">Joh. Aug.
Ernesti</persName></hi> Zuschrift vor der Ausgabe
der Werke des <app>
<lem><index indexName="classics-index">
<term><persName>Cicero</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:24gxq">Cicero</persName>.</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><persName>Cicero</persName>,</rdg>
</app></seg></item>
<item><seg id="var_1_76_item1_2"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="no-line"/><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_76_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Sulzer, Johann Georg</term>
</index><persName ref="textgrid:251gh"><hi>J. G.</hi>
<app>
<lem><hi>Sulzers</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Sulzer's</hi></rdg>
</app></persName>
<hi>Gedanken über die beste</hi>
<app>
<lem><hi>Art,</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Art</hi></rdg>
</app>
<hi>die</hi>
<app>
<lem><hi>claßischen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>classischen</hi></rdg>
</app>
<hi>Schriften der Alten zu lesen</hi>, Berlin <app>
<lem>1765<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251m6"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1765.</rdg>
</app> 8. <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">und</rdg>
</app> in dessen <app>
<lem><hi>vermischten Schriften</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Vermischten
Schriften</hi>,</rdg>
</app> Theil 2. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 215 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<app>
<lem>wieder abgedruckt.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></seg></item>
<item><seg id="var_1_76_item2"><index indexName="persons-index">
<term>Scheller, Immanuel Johann Gerhard</term>
</index><persName ref="textgrid:24h0r"><hi>Imm. Joh.
Gerh.</hi>
<app>
<lem><hi>Schellers</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Scheller's</hi></rdg>
</app></persName>
<app>
<lem><hi>Anleitung,</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anleitung</hi></rdg>
</app>
<hi>die alten Schriftsteller philologisch und kritisch
zu erklären</hi>, <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app> Auflage, Halle 1783.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251m9"/>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8.</seg></item>
</list>
<app>
<lem/>
<rdg type="ptl" wit="#c"><milestone unit="p" type="structure" edRef="#c"/><seg id="var_1_76_p3">Auch kann in
mancher Hinsicht verglichen werden: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_76_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Bergk, Johann Adam</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251mb">Bergk's</persName></hi> Kunst zu lesen, Leipzig
1803.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251md"/> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_76_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Schelle, Karl Gottlob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24hbm">Schelle</persName></hi> über die Lesung der
klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig 1803.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:24hbt"/></seg></rdg>
</app></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><p><join scope="branches" target="#var_1_76_p2 #var_1_76_lb_1"/>
<lb/><seg copyOf="#var_1_76_lb_2"/>
<list>
<join scope="branches" result="item" target="#var_1_76_item1_1 #var_1_76_item1_2"/>
<item copyOf="#var_1_76_item2"/>
</list></p>
<p copyOf="#var_1_76_p3"/></rdg>
</app>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_76_1">
<label>Joh. Aug. Ernesti Zuschrift vor der Ausgabe der Werke des
Cicero</label>
<p>Gemeint ist die methodisch aufschlussreiche Zuschrift
(<hi>Dedicatio</hi>) an den Leipziger Bürgermeister Christian Ludwig
Stieglitz (1677–1758), die Johann August Ernestis
Cicero-Ausgabe (Leipzig 1737–1739; <hi rend="superscript">2</hi>1756/1757; <hi rend="superscript">3</hi>1774–1777) vorangestellt
ist. Auf Empfehlung Johann Matthias Gesners wurde Ernesti
Hauslehrer bei Stieglitz, der ihm als Vorstand der Thomasschule zum
Konrektorat und nach Gesners Abgang nach Göttingen 1734 auch zum
Rektorat verhalf.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_76_2">
<label>J. G. Sulzers Gedanken über die beste Art, die claßischen Schriften
der Alten zu lesen, Berlin 1765 in 8. in dessen vermischten Schriften
Theil 2. S. 215 f. wieder abgedruckt</label>
<p>Der Titel lautet <hi>Gedanken über die beste Art die claßische Schriften
der Alten mit der Jugend zu lesen</hi> (vgl. auch die
<hi>Vermischte[n] Schriften</hi> II (1781), 215–237).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_76_3">
<label>Bergk's Kunst zu lesen, Leipzig 1803</label>
<p>Die erste Auflage von Johann Adam Bergks (1769–1834) <hi>Die Kunst,
Bücher zu lesen. Nebst Bemerkungen über Schriften und
Schriftsteller</hi> ist 1799 in Jena erschienen (vgl. III § 159 c),
1802 folgte in Leipzig <hi>Die Kunst zu denken. Ein Seitenstück zur
Kunst, Bücher zu lesen</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_76_4">
<label>Schelle über die Lesung der klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig
1803</label>
<p>Gemeint ist Karl Gottlob Schelles (geb. 1777) zweibändiges Werk
<hi>Welche alte klassische Autoren, wie, in welcher Folge und
Verbindung mit andern Studien soll man sie auf Schulen lesen?</hi>
aus dem Jahr 1804.</p></note>
</div>
<div n="77" type="section" id="section_1_77">
<head><pb edRef="#b" n="91"/> 77.</head>
<p><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> der Absicht, eine Schrift <index indexName="subjects-index">
<term>verstehen</term>
</index><hi>verstehen</hi> zu lernen, möchte <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> auf folgende Regeln <app>
<lem>ankommen.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ankommen:</rdg>
</app> 1) Man bemühe sich zuerst, die bestimmte <index indexName="subjects-index">
<term>Bedeutung</term>
</index>Bedeutung <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Wörter und Redensarten recht einzusehen, nach ihrem Umfang, auch
Nebenbegriffen, Einschränkung und Unterschied von <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderen</rdg>
</app>, die eben dasselbe zu bedeuten scheinen. Giebt der Schriftsteller die
Bedeutung nicht selbst durch Erklärung, Gegensatz, gleichbedeutende Wörter, <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> oder Verbindung an, und kennen wir keine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> ähnliche Stellen desselben, die ein Licht auf das, was wir suchen,
werfen <app>
<lem>könnten:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könnten;</rdg>
</app>
<ref type="note" target="#noe_2_1_77_note1">*)</ref> so müßte man entweder,
zumal wenn die Sprache noch lebendig ist, sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> denen erkundigen, die feine Kenner einer solchen Sprache sind, oder
man müßte gute <index indexName="subjects-index">
<term>Wörterbücher</term>
</index>Wörterbücher, Claves, Wörterregister und <index indexName="subjects-index">
<term>Ausleger</term>
</index>Ausleger zu Hülfe nehmen, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihrer Wahl <app>
<lem>aber,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aber</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="72"/> und um sie mit Sicherheit brauchen zu können, wohl
darauf <app>
<lem>acht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Acht</rdg>
</app> geben, ob sie die Bedeutung be<pb edRef="#c" n="82"/>stimmt angeben,
und die Richtigkeit derselben, wo sie zweifelhaft seyn <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, mit angemessenen deutlichen Stellen oder Beweisen belegen.</p>
<note n="1" id="noe_2_1_77_note1" place="end">*) <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> sind im <choice>
<abbr>N. T.</abbr>
<expan>Neues Testament</expan>
</choice> von erläuternden <hi>Erklärungen</hi>, <foreign lang="grc">πιστις</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:11:1">Ebr. 11, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, <foreign lang="grc">μετανοια</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:7:10">2 Kor. 7, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:7:11"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 11.</citedRange></bibl> Von dergleichen <hi>Gegensatz</hi>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:10:4">2 Kor. 10,
4</citedRange></bibl>. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:9:18">Röm. 9, 18</citedRange></bibl>. Von
<hi>gleichbedeutenden Wörtern und Redensarten</hi>, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:10:24">1 Kor.
10,</citedRange></bibl>
<app>
<lem>24.</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:10:23">23</citedRange></bibl></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">οἰκοδομεῖν</foreign> und <foreign lang="grc">συμφέρειν</foreign>, so wie <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:5:8">1 Petr. 5, <app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app></citedRange></bibl> durch <foreign lang="grc">παθήματα</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:5:9"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>9.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">9</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Thess:2:14">1
Thess. 2, <app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#c" type="v">14.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, <pb edRef="#b" n="92"/> erklärt wird,
und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:9:1">Röm. 9, <app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">1</rdg>
</app></citedRange></bibl> die <app>
<lem>Betheurungs-Formel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Betheurungsformel</rdg>
</app>: <foreign lang="grc">ἀλήθειαν λέγω ἐν</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">Χριστῶ</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Χριστῷ</foreign></rdg>
</app>
<app>
<lem>beweiset,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beweiset</rdg>
</app> daß <foreign lang="grc">ἐν Πνεύματι ἁγίω</foreign> zu <foreign lang="grc">οὐ ψεύδομαι</foreign> gezogen, und auch für eine solche
Betheurung genommen werden müsse. Erklärungen durch <app>
<lem><hi>Beyspiele</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Beispiele</hi></rdg>
</app> sind <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:1">Luc. 18, <app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">1</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:18:2" to="f"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:15:10"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 15, <app>
<lem>10.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">10</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">μετανοεῖν</foreign> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:15:11" to="f"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 11 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>; durch die <hi>Verbindung</hi> oder
den Context <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:1">Ephes.
2, wo <foreign lang="grc">νεκροὶ</foreign>
<choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 1.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:3"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>3.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">3</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ὑιοὶ</foreign>
<app>
<lem><choice>
<sic><foreign lang="grc">ἐργῆς</foreign></sic>
<corr type="editorial">ὀργῆς</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">ὀργῆς</rdg>
</app>
<app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heißen</rdg>
</app>, <foreign lang="grc">ἐκλεκτοί</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:33">Röm. 8, <app>
<lem>33.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">33</rdg>
</app></citedRange></bibl> eben daselbst <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:28"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 28.</citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ἀγαπῶντες</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_77_1"/><foreign lang="grc">τ. Θεὸν</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπακοὴ
πεπληρομένη</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:10:6">2 Kor. 10, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app></citedRange></bibl> gleich nachher <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:10:15"><choice>
<abbr>V.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#c" type="v">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">πίστις αὐξανομένη</foreign>. <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> von Erklärungen aus <hi>ähnlichen Stellen</hi> sind bekannt
genug.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_77_1">
<label><foreign lang="grc">τ.</foreign></label>
<p>Röm 8,33 liest <foreign lang="grc">τὸν</foreign>.</p></note>
</div>
<div n="78" type="section" id="section_1_78">
<head>78.</head>
<p>Man müßte 2) wohl auf die Verbindung und Ordnung der Wörter <app>
<lem>Acht</lem>
<rdg type="v" wit="#a">acht</rdg>
</app> geben, als worauf <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">vernehmlich</rdg>
</app> das Eigenthümliche einer Sprache beruht, und sowohl die wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Bedeutung</term>
</index>Bedeutung <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg type="v" wit="#a">einzler</rdg>
</app> Formeln bemerken, als in <app>
<lem>wieferne</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">wiefern</rdg>
</app> eine gewisse Verbindung oder Stellung der Wörter und Redensarten, des
Sinnes wegen, oder nur den Ausdruck deutlicher oder angenehmer zu machen,
gebraucht <app>
<lem>sey</lem>
<rdg type="v" wit="#a">ist</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">sei</rdg>
</app>. Gute <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Sprachlehren</term>
</index>Sprachlehren</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Sprachehren</sic>
<corr type="editorial">Sprachlehren</corr>
</choice></rdg>
</app> und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Bücher, wel<pb edRef="#a" n="73"/>che die Idiotismen einer <pb edRef="#c" n="83"/> Sprache erklären, oder die Gründe der <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachregeln</term>
</index>Sprachregeln untersuchen, können <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dabei</rdg>
</app>
<app>
<lem>große</lem>
<rdg type="v" wit="#a">grosse</rdg>
</app> Dienste thun.</p>
</div>
<div n="79" type="section" id="section_1_79">
<head>79.</head>
<p>Es <app>
<lem>würde</lem>
<rdg type="v" wit="#c">wird</rdg>
</app> ferner 3) nöthig seyn, stets dahin zu sehen, daß man nicht bloß den
Wörtern und <pb edRef="#b" n="93"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Redensarten</term>
</index>Redensarten, die man verstehen lernen <app>
<lem>wollte, andre</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">will, andere</rdg>
</app> Wörter <app>
<lem>unterlegte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unterlegt</rdg>
</app>, sondern sich auch wirklich <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von dem <app>
<lem>machte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">macht</rdg>
</app>, was jene <app>
<lem>ausdrucken</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">ausdrücken</rdg>
</app>. Leicht <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ist</rdg>
</app> dieses, wenn wir einen solchen Ausdruck in einen uns <app>
<lem>geläufigern</lem>
<rdg type="v" wit="#c">geläufigeren</rdg>
</app>, der ihm völlig <app>
<lem>entspräche</lem>
<rdg type="v" wit="#c">entspricht</rdg>
</app>, verwandeln, und so den uns schon gewohnten Begriff, der damit
verbunden ist, erneuern <app>
<lem>könnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könten</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">können</rdg>
</app>. Wäre <app>
<lem>dies</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dieß</rdg>
</app> aber nicht, und bekäme ein Ausdruck eine <hi>der</hi> Sprache oder
<hi>dem</hi> Schriftsteller <app>
<lem>eigene</lem>
<rdg type="v" wit="#a">eigne</rdg>
</app> Bedeutung <app>
<lem>daher</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>daher</hi></rdg>
</app>, weil er sich auf <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">besondere</rdg>
</app>
<app>
<lem>Meinungen,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Meinungen</rdg>
</app> Gewohnheiten, Begebenheiten <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> bezöge: so müßte man sich vorher diese bekannt machen, oder
diejenigen zu Rathe ziehen, welche dergleichen Umstände und darnach
gebildete Ausdrücke aufgeklärt <app>
<lem>hätten</lem>
<rdg type="v" wit="#c">haben</rdg>
</app>.</p>
<note place="end">Von dieser Art sind die Namen der öffenlichen <app>
<lem>Bedienungen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Bedienungen:</rdg>
</app> Consul, Dictator <app>
<lem><choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#c">etc.,</rdg>
</app> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_79_1"/>calumnia
religionis <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app>
<index indexName="classics-index">
<term><persName>Cicero</persName>
<title>fam. (ad div.)</title>
<measure>I, 1</measure></term>
</index><persName ref="textgrid:24gxq">Cicero</persName> epist. ad <app>
<lem>diuers.</lem>
<rdg type="v" wit="#c">divers.</rdg>
</app> I, 1. Die Ausdrücke in seinen philosophischen <app>
<lem>Schriften,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Schriften</rdg>
</app> welche aus der akademischen, stoischen <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> Philosophie entlehnt <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">sind</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. dgl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> Im <choice>
<abbr>N. Test.</abbr>
<expan>Neues Testament</expan>
</choice> die Wörter <app>
<lem><foreign lang="grc">πραιτώριον</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">πραιτὼριον</foreign></rdg>
</app> (anders <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:27:27">Matth. 27, <app>
<lem>27</lem>
<rdg type="v" wit="#c">27.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, anders <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:1:13">Phil. 1, <app>
<lem>13,)</lem>
<rdg type="v" wit="#c">13.),</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">στρατοπεδάρχης</foreign>, <foreign lang="grc">Ἀσιάρχαι</foreign>, <foreign lang="grc">νεωκόρος</foreign> von einer
Stadt gebraucht, <foreign lang="grc">Γραμματεῖς</foreign> (anders in
Asien, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:19">Apostelgesch. <app>
<lem>19</lem>
<rdg type="v" wit="#c">19.</rdg>
</app></citedRange></bibl>, anders zu <app>
<lem>Jerusalem,)</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Jerusalem),</rdg>
</app>
<foreign lang="grc">σπένδομαι</foreign>, <foreign lang="grc">ἅδης</foreign>, <foreign lang="grc">δαιμονιακοὶ</foreign>, <foreign lang="grc">ἡ</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">οἰκουμένη</foreign></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic><foreign lang="grc">οἱκουμένη</foreign></sic>
<corr type="editorial"><foreign lang="grc">οἰκουμένη</foreign></corr>
</choice></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">ἡ μέλλουσα</foreign>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:2:5">Ebr. 2, <app>
<lem>5.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">5,</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">τὰ ἔθνη</foreign>, <app>
<lem><choice>
<sic><foreign lang="grc">ὀ</foreign></sic>
<corr type="editorial"><foreign lang="grc">ὁ</foreign></corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c"><foreign lang="grc">ὁ</foreign></rdg>
</app>
<foreign lang="grc">κόσμος</foreign>, <foreign lang="grc">στοιχεῖα του
κόσμου</foreign>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_79_1">
<label>calumnia religionis bey Cicero epist. ad diuers. I, 1</label>
<p>In dem ersten, an Prokonsul P. Lentulus gerichteten Brief der
<hi>Epistulae ad familiares</hi> (= <hi>Epistulae ad diversos</hi>)
heißt es Cic. fam. I 1: „Der Senat verschanzt sich hinter dem Kniff mit
den religiösen Bedenken, nicht aus religiösen Bedenken, sondern aus
Übelwollen und Empörung über die königliche Freigebigkeit (<hi>senatus
religionis calumniam non religione, sed malevolentia et illius
regiae largitionis invidia comprobat</hi>)“ (Text und Übers. nach
Tusculum [Ed. Kasten], München/Zürich <hi rend="superscript">4</hi>1989,
6.7). Bei der <hi>calumnia religionis</hi> handelt es sich um eine
vermutlich erfundene sibyllinische Weissagung, die vor dem Senat gegen
Lentulus vorgebracht wurde.</p></note>
</div>
<div n="80" type="section" id="section_1_80">
<head><pb edRef="#a" n="74"/>
<pb edRef="#c" n="84"/> 80.</head>
<p>Weil man aber sehr wohl <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg type="v" wit="#a">einzle</rdg>
</app> Wörter verstehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, ohne deswegen den ganzen Satz zu <pb edRef="#b" n="94"/> verstehen,
der aus ihnen zusammengesetzt <app>
<lem>ist <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note2">*)</ref>;</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">ist; <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note2">*)</ref></rdg>
</app> auch viele <app>
<lem>Wörter <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note3">**)</ref>,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Wörter, <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note3">**)</ref></rdg>
</app> ja ganze <app>
<lem>Sätze <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_1_80_note4">***)</ref>,</lem>
<rdg type="v" wit="#a"><ref type="note" target="#noe_2_1_80_note4">***)</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Sätze, <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note4">***)</ref></rdg>
</app> neue bestimmte Bedeutungen in einer Stelle durch die Verbindung mit
andern zu einem ganzen Satz <app>
<lem>bekommen;</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bekommen,</rdg>
</app> und sehr oft Ein Wort nicht geradezu mit Einem Wort aus einer <app>
<lem>andern</lem>
<rdg type="v" wit="#c">anderen</rdg>
</app> Sprache vertauscht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, sondern nur der Sinn im Ganzen <app>
<lem>ausgedruckt</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">ausgedrückt</rdg>
</app> werden <app>
<lem>muß <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note5">†)</ref>;</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">muß, <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note5">†)</ref></rdg>
</app> so wie bisweilen – und das ist der Fall der <index indexName="subjects-index">
<term>Allegorie</term>
</index><hi>Allegorie</hi> – anstatt einer Sache, die eigentlich <app>
<lem>ausgedruckt</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">ausgedrückt</rdg>
</app> werden sollte, eine ihr ähnliche gesetzt <app>
<lem>wird <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note6">††)</ref>,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">wird, <ref type="note" target="#noe_2_1_80_note6">††)</ref></rdg>
</app> folglich die gemeinte Aehnlichkeit aufgesucht werden muß; so muß man
sich auch 4) bemühen, den <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index><hi>Sinn</hi> des ganzen Satzes, oder mehrere in Eins <app>
<lem>verbundne</lem>
<rdg type="v" wit="#c">verbundene</rdg>
</app> Sätze im <hi>Ganzen</hi>, und das in der Allegorie liegende
<hi>Eigentliche</hi>, zu denken. Gute, <app>
<lem>freye</lem>
<rdg type="v" wit="#c">freie</rdg>
</app>, aber <app>
<lem>genaue</lem>
<rdg type="v" wit="#a">genaue,</rdg>
</app> Uebersetzungen und eben dergleichen Umschreibungen sind hier für den,
der es noch selbst nicht vermag, die besten Hülfsmittel.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_80_1"/><app>
<lem>zwey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">zwei</rdg>
</app> unschätzbaren Programmen von <index indexName="persons-index">
<term>Morus, Samuel Friedrich Nathanael</term>
</index><hi>S. F. N.</hi></lem>
<rdg type="pp" wit="#a"><hi>Sam. Frid. Nath.</hi></rdg>
</app>
<hi><persName ref="textgrid:24h4j">Morus</persName></hi>
<app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#a">Programma</rdg>
</app> de discrimine sensus et significationis in interpretando, Lips.
1777.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251mk"/> 4. und
Progr. quibus caussis allegoriarum interpretatio nitatur, Lips. 1781.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251mn"/> 4. <app>
<lem>Jenes ist das <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">zweite</rdg>
</app>, und dieses das zwölfte in <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>sein</expan>
</choice> Diss. theolog. et philologicis, Lips. 1787.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:251mq"/>
<app>
<lem>in</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> 8.</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app></note>
<note n="2" id="noe_2_1_80_note2" place="end">*) <choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:21:19">Luc. 21, <app>
<lem>19.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">19</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">κτήσασθε</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_1_80_2"/><foreign lang="grc">τ. ψυχὰς ὑμῶν ἐν τῇ</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ὐπομονῇ</foreign>
<app>
<lem>(seyd</lem>
<rdg type="v" wit="#c">(seid</rdg>
</app> standhaft, so werdet ihr euer Leben retten);</lem>
<rdg type="pp" wit="#a"><foreign lang="grc">ὐπομονῇ</foreign>,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:12:21"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 12, <app>
<lem>21.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">21</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">εἰς Θεὸν πλουτεῖν</foreign>
<app>
<lem>(seinen Reichthum nach Gottes Willen anwenden)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>.</note>
<note n="3" id="noe_2_1_80_note3" place="end"><pb edRef="#b" n="95"/> **)
Als <foreign lang="grc">ἀποθανεῖν</foreign>
<app>
<lem>(aufhören zu sündigen)</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:6:7">Röm. 6,
7</citedRange></bibl>.; <foreign lang="grc">ὡς ζῶντες ἐν
Κόσμῳ</foreign>, <app>
<lem><app>
<lem><foreign lang="grc">δογματιζεσθε</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">δογματίζεσθε</foreign></rdg>
</app> (ihr hängt noch an <pb edRef="#c" n="85"/>
<app>
<lem>willkürlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkührlichen</rdg>
</app> Gesetzen, als lebtet ihr noch im <app>
<lem>Judenthum,)</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Judenthum),</rdg>
</app>
</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign lang="grc">δογματίζεσθε</foreign>.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:2:20">Kol. 2,
20</citedRange></bibl>. Dieses gilt besonders von den Emphasen, als
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:9:16"><app>
<lem>1.</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">1</rdg>
</app> Kor. 9, 16.</citedRange></bibl>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ἐυαγγελίζεσθαι</foreign>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">ἐυαγγελίζεσθαι</foreign></rdg>
</app>
<app>
<lem>(das Christenthum lehren, und sich dafür bezahlen <app>
<lem>lassen)</lem>
<rdg type="v" wit="#c">lassen),</rdg>
</app></lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:9:17"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice>
<app>
<lem>17</lem>
<rdg type="v" wit="#a">17.</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#c">V. 17.</rdg>
</app>
</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:9:18"><app>
<lem>18<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">18.</rdg>
</app></citedRange></bibl></note>
<note n="4" id="noe_2_1_80_note4" place="end">***) Als <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:6:34">Luc. 6, <app>
<lem>34</lem>
<rdg type="v" wit="#c">34.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<app>
<lem>(von Ausleihen aus Gewinnsucht)</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>.</note>
<note n="5" id="noe_2_1_80_note5" place="end"><pb edRef="#a" n="73[!]"/> †) <choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:10:29">1 Kor. 10,
29.</citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">ἵνα τί ἡ ἐλευθερία μου</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">κρίνεται</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">κρινεται</foreign></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice>
<app>
<lem>(Warum soll ich mich nicht meiner <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Freiheit</rdg>
</app> bedienen, ohne erst zu fragen, ob ein Anderer Etwas für
erlaubt hält?)</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:10:30"><app>
<lem><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 30.</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">V. 30.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> zumahl wenn gewisse uneigentliche
Ausdrücke in der Sprache, wohin wir sie aus einer andern übertragen müßten,
ungewöhnlich sind, als <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:1:69">Luc. 1, 69</citedRange></bibl>. <foreign lang="grc">ἤγειρε</foreign>
<app>
<lem><foreign>κερας</foreign></lem>
<rdg type="v" wit="#a #c"><foreign>κέρας</foreign></rdg>
</app>
<foreign>σωτηρίας</foreign>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ἡμῖν</foreign></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic><foreign lang="grc">ἠμῖν</foreign></sic>
<corr type="editorial"><foreign lang="grc">ἡμῖν</foreign></corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem><app>
<lem>(Er</lem>
<rdg type="v" wit="#c">(er</rdg>
</app> hat uns einen Erretter geschenkt)</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:13:14">Röm. 13,
14.</citedRange></bibl>
<app>
<lem><foreign lang="grc">ἐνδύσασθε</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign lang="grc">ἐνδυσασθε</foreign></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice></note>
<note n="6" id="noe_2_1_80_note6" place="end">††) Als <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:6:22 Mt:6:23">Matth. 6, 22.
23.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:4:35" to="f">Joh. 4,
35 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_80_1">
<label>zwey unschätzbaren Programmen von S. F. N. Morus […] Jenes ist das
zweyte, und dieses das zwölfte in s. Diss. theolog. et philologicis,
Lips. 1787</label>
<p>Die betreffenden Programme finden sich im ersten Band der
<hi>Dissertationes theologicae et philologicae</hi> (1787), 61–98
(II.) bzw. 370–393 (XII.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_1_80_2">
<label><foreign lang="grc">τ.</foreign></label>
<p>Lk 21,19 liest <foreign lang="grc">τὰς</foreign>.</p></note>
</div>
<div n="81" type="section" id="section_1_81">
<head>81.</head>
<p><app>
<lem>Beynahe</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Beinahe</rdg>
</app> das Schwerste <app>
<lem>würde</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bleibt</rdg>
</app> 5) die <index indexName="subjects-index">
<term>Vergleichung</term>
</index>Vergleichung der <app>
<lem>Sprache <app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn;</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Sprache,</rdg>
</app> woraus, und <app>
<lem>der, worein</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">derjenigen, in welche</rdg>
</app> wir <app>
<lem>übersetzen. Denn</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">übersetzen; denn</rdg>
</app>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> den vorigen Beschäftigungen, eine Schrift verstehen zu lernen, <app>
<lem>wär'</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ist</rdg>
</app> es allenfalls genug, den richtigen <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index><hi>Sinn</hi>
<app>
<lem>unterzulegen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unterzulegen;</rdg>
</app> oft <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">muß</rdg>
</app> man damit auch zufrieden seyn; hier aber <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">soll</rdg>
</app> man eine Sprache der andern aufs <app>
<lem>möglichste</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Genaueste</rdg>
</app> anschmiegen, welches <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> Idiotismen selten möglich, <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">vernehmlich</rdg>
</app> aber <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="96"/> Schriftstellern, die recht eigentlich in
<hi>ihrer</hi> Sprache und <app>
<lem>sie rein schreiben</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">diese <hi>rein</hi></rdg>
</app>, oder gar eine eigenthümliche Art des Ausdrucks haben, sehr schwer <app>
<lem><app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auszudrücken</rdg>
</app> ist. Ohnehin</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">auszudrücken ist; ohnehin</rdg>
</app> muß man der Sprache, in die man übertragen will, und aller ihrer
Feinheit und Beugsamkeit, <app>
<lem>der</lem>
<rdg type="v" wit="#c">deren</rdg>
</app> sie fähig ist, sehr kundig und mächtig seyn. Der vornehmste Nutzen
einer so genauen <index indexName="subjects-index">
<term>Uebertragung</term>
</index>Uebertragung <app>
<lem>bestünde</lem>
<rdg type="v" wit="#c">besteht</rdg>
</app> denn wohl in der Ueberzeugung, daß man das, was jene Sprache <app>
<lem>ausdruckt</lem>
<rdg type="v" wit="#a #c">ausdrückt</rdg>
</app>, genau aufgefaßt <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">habe</rdg>
</app>, und in der Bereicherung oder <pb edRef="#c" n="86"/>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vervollkommnung</term>
</index>Vervollkommnung unserer</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Vervollkommung unsrer</rdg>
</app> Sprache durch jene. Weil es uns indessen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> dem <index indexName="subjects-index">
<term>Verstehenlernen</term>
</index><hi>Verstehenlernen</hi> zunächst nur um den Sinn zu thun <app>
<lem>ist:</lem>
<rdg type="v" wit="#c">ist,</rdg>
</app> so <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">mag</rdg>
</app> dieser schwerere Versuch <app>
<lem>wohl besser</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">lieber</rdg>
</app> über das Lesen guter Schriften <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">selbst</rdg>
</app> hinaus verschoben werden.</p>
</div>
<div n="82" type="section" id="section_1_82">
<head><pb edRef="#a" n="76"/> 82.</head>
<p><app>
<lem>Hätte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Hat</rdg>
</app> man nun einen guten Schriftsteller <app>
<lem><hi>verstanden</hi> (§. <app>
<lem><ref target="#section_1_76">76.</ref>)</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_1_76">76.</ref>),</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#a"><hi>verstanden</hi>:</rdg>
</app> so <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> man ihm auch den guten Ausdruck und Vortrag <index indexName="subjects-index">
<term>ablernen</term>
</index><hi>abzulernen</hi>
<app>
<lem><app>
<lem>suchen;</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">suchen (§. <ref target="#section_1_76">76</ref>),</rdg>
</app> und dies</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">suchen. Dies</rdg>
</app> muß <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">vorzüglich da</rdg>
</app> die Absicht seyn, <app>
<lem>wenn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">wo</rdg>
</app> man <app>
<lem>wohl geschriebene</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">wohlgeschriebene</rdg>
</app> Schriften zur Bildung des <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index><hi>Verstandes</hi>, des <hi>Geschmacks</hi> und des
<hi>Herzens</hi> lieset. Zur Bildung des <hi>Verstandes</hi> geschieht
dieses, – wenn man die Wahrheit dessen, was er sagt, es <app>
<lem>sey bey</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">sei bei</rdg>
</app> allgemeinen Sätzen oder <app>
<lem>bey</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bei</rdg>
</app> Erzählungen, prüft, und bemerkt, worin die Stärke oder die Fehler
dessen, was er zur Unterstützung einer Sache sagt, <app>
<lem>bestehn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">bestehen</rdg>
</app>; – wenn man <app>
<lem>Acht</lem>
<rdg type="v" wit="#a">acht</rdg>
</app> giebt auf <app>
<lem>alles</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Alles</rdg>
</app>, was zur Kenntniß der Menschen und der <pb edRef="#b" n="97"/> Welt, <app>
<lem>und</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> zur Kenntniß des Ganges <app>
<lem>dient</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>, den die göttliche <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Fürsehung</rdg>
</app> und den die Menschen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihren Handlungen nehmen, um gewisse Absichten zu <app>
<lem>erreichen:</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">erreichen, dient;</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">erreichen;</rdg>
</