Dritter Abschnitt.
Geschichte .

216.

Philosophie gründet sich, so wie alle menschliche Kenntnisse, auf Wahrnehmung dessen, was wirklich ist, und, bei den steten Abwechslungen der Dinge, auf die Beobachtung der verschiedenen Ereignisse. Wenn diese Kenntniß uns nutzbar, und daraus das Allgemeine abgezogen werden soll, um uns weiser und dadurch glücklicher zu machen, so müssen wir einzelne Ereignisse mit andern vergleichen, die zugleich, oder vor- oder nachher erfolgten, kurz, sie im Zusammenhang übersehen, um zu entdecken: was war die Ursach, und was die Folge eines Ereignisses? und, wenn es Veränderungen waren, die von vernünftigen Wesen bewirkt wurden: was war die Absicht? Jedes Geschehene, wenn es mit den begleitenden und auf einander folgenden Ereignissen erkannt wird, ist eine Geschichte; und eben diesen Namen legt man einer Wissenschaft bei, die uns von den Veränderungen in der Welt im Zusammenhange benachrichtigt.Philosophie gründet sich, so wie alle menschliche Kenntnisse, auf Wahrnehmung dessen, was wirklich ist, und, bei den steten Abwechslungen der Dinge, auf die Beobachtung der verschiedenen Ereignisse. Wenn diese Kenntniß uns nutzbar, und daraus das Allgemeine abgezogen werden soll, um uns weiser und dadurch glücklicher zu machen, so müssen wir einzelne Ereignisse mit andern vergleichen, die zugleich, oder vor- oder nachher erfolgten, kurz, sie im Zusammenhang übersehen, um zu entdecken: was war die Ursach, und was die Folge eines Ereignisses? und, wenn es Veränderungen waren, die von vernünftigen Wesen bewirkt wurden: was war die Absicht? Jedes Geschehene, wenn es mit den begleitenden und auf einander folgenden Ereignissen erkannt wird, ist eine Geschichte; und eben diesen Namen legt man einer Wissenschaft bei, die uns von den Veränderungen in der Welt im Zusammenhange benachrichtigt.

|c236| 217.

Aber nicht Alles, was geschieht, ist wissenswürdig, und der ungeheure Umfang der Veränderungen in der Welt macht ohnehin eine Auswahl des Merkwürdigern nothwendig, welches entweder nach dem bestimmt werden muß, was größere und weitgreifendere Veränderungen hervorgebracht hat, oder nach dem, was denjenigen, der sich mit Aufsuchung dieser Ereignisse beschäftigt, nach seinen besondern Absichten, wozu er diese Kenntniß brauchen will, am meisten interessirt. Daher hat man angefangen, die verschiedenen Arten der Ereignisse in der Welt von einander abzusondern: und daraus entstehen so viele verschiedene Theile der Geschichte. Schränkt sich diese auf solche Thaten und Veränderungen der Menschen ein, die in das Glück und Unglück der menschlichen Gesellschaft einen Einfluß haben, so heißt sie im eigentlichen Verstande Geschichte oder Historie.Aber nicht Alles, was geschieht, ist wissenswürdig, und der ungeheure Umfang der Veränderungen in der Welt macht ohnehin eine Auswahl des Merkwürdigern nothwendig, welches entweder nach dem bestimmt werden muß, was größere und weitgreifendere Veränderungen hervorgebracht hat, oder nach dem, was denjenigen, der sich mit Aufsuchung dieser Ereignisse beschäftigt, nach seinen besondern Absichten, wozu er diese Kenntniß brauchen will, am meisten interessirt. Daher hat man angefangen, die verschiedenen Arten der Ereignisse in der Welt von einander abzusondern: und daraus entstehen so viele verschiedene Theile der Geschichte. Schränkt sich diese auf solche Thaten und Veränderungen der Menschen ein, die in das Glück und Unglück der menschlichen Gesellschaft einen Einfluß haben, so heißt sie im eigentlichen Verstande Geschichte oder Historie.
Anm. Hierdurch unterscheidet sie sich von der Naturgeschichte überhaupt, und von der Naturgeschichte des Menschen insbesondere.

218.

Jedermann, wer die Geschichte kennt, muß zugestehen, daß sie eine sehr unterhaltende und höchst nützliche Wissenschaft seyn könne, und sie wird es in dem Grade wirklich seyn, in welchem sie, nebst der deutlichen und treuesten Darstellung der Begebenheiten, dem vorhin angegebenen Zweck entspricht, das heißt, zusammenhängend, und auf die Vorstellung des Einflusses derselben auf die menschliche Wohlfahrt und deren Gegentheil gerichtet ist. Sie vertritt 1) die Stelle der eigenen Erfahrung, und erweitert die Kennt|c237|niß der Welt und der Menschen ungemein. Sofern giebt sie die brauchbarsten Materialien, welche die Philosophie verarbeiten kann; sie macht aufmerksam auf Umstände, die dem speculativen Kopf, der immer nach dem Allgemeinen hinsieht, gar zu leicht entgehen, und somit die Vollständigkeit der Induction, wie die Sicherheit der Analogie, verhindern; sie beugt dadurch der Unfruchtbarkeit allgemeiner Untersuchungen über die Welt und den Menschen, nebst den zu einseitigen Vorstellungen vor; sie ist eine herrliche Uebung im Untersuchen und Vergleichen; ein reiches Magazin für Philosophie der Welt und des Lebens.Jedermann, wer die Geschichte kennt, muß zugestehen, daß sie eine sehr unterhaltende und höchst nützliche Wissenschaft seyn könne, und sie wird es in dem Grade wirklich seyn, in welchem sie, nebst der deutlichen und treuesten Darstellung der Begebenheiten, dem vorhin angegebenen Zweck entspricht, das heißt, zusammenhängend, und auf die Vorstellung des Einflusses derselben auf die menschliche Wohlfahrt und deren Gegentheil gerichtet ist. Sie vertritt 1) die Stelle der eigenen Erfahrung, und erweitert die Kennt|c237|niß der Welt und der Menschen ungemein. Sofern giebt sie die brauchbarsten Materialien, welche die Philosophie verarbeiten kann; sie macht aufmerksam auf Umstände, die dem speculativen Kopf, der immer nach dem Allgemeinen hinsieht, gar zu leicht entgehen, und somit die Vollständigkeit der Induction, wie die Sicherheit der Analogie, verhindern; sie beugt dadurch der Unfruchtbarkeit allgemeiner Untersuchungen über die Welt und den Menschen, nebst den zu einseitigen Vorstellungen vor; sie ist eine herrliche Uebung im Untersuchen und Vergleichen; ein reiches Magazin für Philosophie der Welt und des Lebens.

219.

Doch nicht bloßes Magazin, sondern 2) auch Schule der Weisheit und Klugheit, die nur bei Tugenden, zufälligen oder veränderlichen Dingen stattfinden, und immer die Verbindung geschickter Mittel mit guten Absichten berechnen. Die Geschichte lehrt uns, was gewisse Absichten, die sich Menschen vorsetzten, wenn sie sie auch erreichten, für gute und üble Folgen, also was für Einfluß sie auf wahre menschliche Glückseligkeit hatten; sie zeigt, wodurch gewisse Absichten bewirkt worden sind, und wie viel Grund zu diesem glücklichen Ausschlag oder zu dem Gegentheile, entweder in den Umständen oder in dem Benehmen der Menschen dabei, lag. Sie macht uns mit Menschen von sehr verschiedener Art und unter sehr verschiedenen Lagen bekannt, zeigt uns die Triebfedern ihrer Handlungen, und die Mittel, Andere am besten zu gewissen Absichten zu lenken. Kurz, sie versieht uns nicht nur mit einem großem Reichthum nützlicher Kenntnisse, und macht uns die Umstände in der Welt und ihren Einfluß auf einander anschaulich; sie schärft auch den praktischen Verstand, |c238| ohne welche drei Stücke keine Weisheit und Klugheit möglich ist. Durch den Fleiß, den man auf die Geschichte wendet, gewöhnt man sich zur Aufmerksamkeit auch auf die kleinsten Umstände, und selbst ihren unmerklichern Einfluß, zu einer schnellen Uebersicht derselben, und einen festen und sichern Blick auf das, was man jedesmal zu thun habe; man wird mit so vielen sonderbaren Ereignissen bekannt, daß uns unerwartete Umstände weit weniger befremden, und bei vorkommenden Fällen weniger außer Fassung setzen; und eben hierdurch gewöhnen wir uns, vermittelst der Geschichte, uns wirklich klug zu betragen. Es mag seyn, daß man auch ohne sie, in gewissen Arten von Geschäften, zu welchen man vorzüglich aufgelegt ist, und mit welchen man am meisten, oder beinahe allein, umgeht, Klugheit genug erlangen könne; aber zur Klugheit für jede Art zu handeln, zumal für die Geschäfte, wobei uns schon viel und lange vorgearbeitet ist, kann man schwerlich, ohne Bekanntschaft mit der Geschichte, gelangen, wenigstens wird die Weisheit und Klugheit, die man sich durch das Studium der Geschichte erwirbt, weiter reichen, sichrer seyn, und mit weit weniger eigenem Schaden erworben werden, als ohne Kenntniß dessen, was vor uns geschehen ist.Doch nicht bloßes Magazin, sondern 2) auch Schule der Weisheit und Klugheit, die nur bei Tugenden, zufälligen oder veränderlichen Dingen stattfinden, und immer die Verbindung geschickter Mittel mit guten Absichten berechnen. Die Geschichte lehrt uns, was gewisse Absichten, die sich Menschen vorsetzten, wenn sie sie auch erreichten, für gute und üble Folgen, also was für Einfluß sie auf wahre menschliche Glückseligkeit hatten; sie zeigt, wodurch gewisse Absichten bewirkt worden sind, und wie viel Grund zu diesem glücklichen Ausschlag oder zu dem Gegentheile, entweder in den Umständen oder in dem Benehmen der Menschen dabei, lag. Sie macht uns mit Menschen von sehr verschiedener Art und unter sehr verschiedenen Lagen bekannt, zeigt uns die Triebfedern ihrer Handlungen, und die Mittel, Andere am besten zu gewissen Absichten zu lenken. Kurz, sie versieht uns nicht nur mit einem großem Reichthum nützlicher Kenntnisse, und macht uns die Umstände in der Welt und ihren Einfluß auf einander anschaulich; sie schärft auch den praktischen Verstand, |c238| ohne welche drei Stücke keine Weisheit und Klugheit möglich ist. Durch den Fleiß, den man auf die Geschichte wendet, gewöhnt man sich zur Aufmerksamkeit auch auf die kleinsten Umstände, und selbst ihren unmerklichern Einfluß, zu einer schnellen Uebersicht derselben, und einen festen und sichern Blick auf das, was man jedesmal zu thun habe; man wird mit so vielen sonderbaren Ereignissen bekannt, daß uns unerwartete Umstände weit weniger befremden, und bei vorkommenden Fällen weniger außer Fassung setzen; und eben hierdurch gewöhnen wir uns, vermittelst der Geschichte, uns wirklich klug zu betragen. Es mag seyn, daß man auch ohne sie, in gewissen Arten von Geschäften, zu welchen man vorzüglich aufgelegt ist, und mit welchen man am meisten, oder beinahe allein, umgeht, Klugheit genug erlangen könne; aber zur Klugheit für jede Art zu handeln, zumal für die Geschäfte, wobei uns schon viel und lange vorgearbeitet ist, kann man schwerlich, ohne Bekanntschaft mit der Geschichte, gelangen, wenigstens wird die Weisheit und Klugheit, die man sich durch das Studium der Geschichte erwirbt, weiter reichen, sichrer seyn, und mit weit weniger eigenem Schaden erworben werden, als ohne Kenntniß dessen, was vor uns geschehen ist.

220.

Wie sich aber die Geschichte hauptsächlich mit den Handlungen der Menschen, mit den zu ihrer Ausführung genommenen Maaßregeln, und mit deren Erfolge sowohl, als mit den Folgen des Betragens der Menschen beschäftigt: so ist sie auch 3) ein Beförderungsmittel der Tugend, und kann vor Verirrungen und Ausschweifungen bewaren. Denn sie zeigt die unausbleiblichen Folgen von beiden, sie |c239| macht unsere Pflichten durch so viele Beispiele einleuchtender und eindrücklicher, als es alle Regeln und Beweise vermögen, und erhebt dadurch den Menschen zu edeln Empfindungen. Indem sie aber zugleich 4) den Gang der göttlichen Weltregierung vor Augen legt, und gleichsam die Jahrbücher derselben eröffnet; indem sie die Eitelkeit der menschlichen Anschläge, den steten Wechsel der Dinge und die wundersame Art zeigt, wie Gott überall seine weisesten Absichten durchgeführt hat, giebt sie nicht nur den Menschen Muth, Gutes zu thun, und selbst bei den größten Hindernissen und anscheinendem mißlichem Ausgang nie müde zu werden; sondern sie macht auch bei dem, der diesem Gange der göttlichen Vorsehung nachspüren will, einen tiefen Eindruck und überzeugt von Gottes höchster Macht, Weisheit und Güte, worin der Grund zur wahren Beruhigung des Gemüths und Zufriedenheit mit Allem liegt, was uns begegnet. Sofern daher alle wahre Glückseligkeit des Menschen theils auf stetem Bestreben nach Tugend, theils auf gegründeter Zufriedenheit des Gemüths beruht, und diese eigentlich von wahrer Weisheit abhängt, ist ihr ganzer Einfluß auf unsre wahre Glückseligkeit unverkennbar.Wie sich aber die Geschichte hauptsächlich mit den Handlungen der Menschen, mit den zu ihrer Ausführung genommenen Maaßregeln, und mit deren Erfolge sowohl, als mit den Folgen des Betragens der Menschen beschäftigt: so ist sie auch 3) ein Beförderungsmittel der Tugend, und kann vor Verirrungen und Ausschweifungen bewaren. Denn sie zeigt die unausbleiblichen Folgen von beiden, sie |c239| macht unsere Pflichten durch so viele Beispiele einleuchtender und eindrücklicher, als es alle Regeln und Beweise vermögen, und erhebt dadurch den Menschen zu edeln Empfindungen. Indem sie aber zugleich 4) den Gang der göttlichen Weltregierung vor Augen legt, und gleichsam die Jahrbücher derselben eröffnet; indem sie die Eitelkeit der menschlichen Anschläge, den steten Wechsel der Dinge und die wundersame Art zeigt, wie Gott überall seine weisesten Absichten durchgeführt hat, giebt sie nicht nur den Menschen Muth, Gutes zu thun, und selbst bei den größten Hindernissen und anscheinendem mißlichem Ausgang nie müde zu werden; sondern sie macht auch bei dem, der diesem Gange der göttlichen Vorsehung nachspüren will, einen tiefen Eindruck und überzeugt von Gottes höchster Macht, Weisheit und Güte, worin der Grund zur wahren Beruhigung des Gemüths und Zufriedenheit mit Allem liegt, was uns begegnet. Sofern daher alle wahre Glückseligkeit des Menschen theils auf stetem Bestreben nach Tugend, theils auf gegründeter Zufriedenheit des Gemüths beruht, und diese eigentlich von wahrer Weisheit abhängt, ist ihr ganzer Einfluß auf unsre wahre Glückseligkeit unverkennbar.

221.

Ueberhaupt aber ist sie 5) unentbehrliches Hülfsmittel jeder Wissenschaft, sofern man entweder das benutzen muß, was schon vor uns in einer Wissenschaft entdeckt worden ist, oder sofern eine Wissenschaft den zu verarbeitenden Stoff, wenigstens Erläuterungen, aus der Geschichte entlehnen muß. Jenes muß man aus der Geschichte der Wissenschaften schöpfen, und wenn gleich das Studium dieser Geschichte entbehrlich scheinen möchte, weil die Ent|c240|deckungen, wovon uns die Geschichte benachrichtigt, nach und nach schon in den Wissenschaften selbst aufgenommen worden sind, und man das Entdeckte benutzen kann, ohne gerade zu wissen, wie alt es sei, oder woher es komme: so kann doch auch die Geschichte der Entdeckungen vieles Licht auf sie selbst werfen, sofern sie uns zeigt, wie man auf so manche Entdeckungen gekommen sei, unter welchen Einschränkungen man sie gemacht, wie mit andern Lehrsätzen verbunden habe u. dergl. In einigen Wissenschaften, als der Philologie, zumal bei Lesung alter Schriftsteller, der Theologie, der Rechtsgelahrtheit, Staatswissenschaft u. s. f., kurz, wo sich der Inhalt, zum Theil wenigstens, auf nicht nothwendige Dinge, sondern auf menschliche Vorstellungen und willkührliche Anstalten gründet, leuchtet der Nutzen, ja bisweilen die Unentbehrlichkeit von selbst ein; und je mehr überall die Geschichte zu Hülfe genommen wird, je anschaulicher können auch die Lehrsätze , und je näher kann ihre Verbindung mit dem gemeinen Leben gemacht werden.Ueberhaupt aber ist sie 5) unentbehrliches Hülfsmittel jeder Wissenschaft, sofern man entweder das benutzen muß, was schon vor uns in einer Wissenschaft entdeckt worden ist, oder sofern eine Wissenschaft den zu verarbeitenden Stoff, wenigstens Erläuterungen, aus der Geschichte entlehnen muß. Jenes muß man aus der Geschichte der Wissenschaften schöpfen, und wenn gleich das Studium dieser Geschichte entbehrlich scheinen möchte, weil die Ent|c240|deckungen, wovon uns die Geschichte benachrichtigt, nach und nach schon in den Wissenschaften selbst aufgenommen worden sind, und man das Entdeckte benutzen kann, ohne gerade zu wissen, wie alt es sei, oder woher es komme: so kann doch auch die Geschichte der Entdeckungen vieles Licht auf sie selbst werfen, sofern sie uns zeigt, wie man auf so manche Entdeckungen gekommen sei, unter welchen Einschränkungen man sie gemacht, wie mit andern Lehrsätzen verbunden habe u. dergl. In einigen Wissenschaften, als der Philologie, zumal bei Lesung alter Schriftsteller, der Theologie, der Rechtsgelahrtheit, Staatswissenschaft u. s. f., kurz, wo sich der Inhalt, zum Theil wenigstens, auf nicht nothwendige Dinge, sondern auf menschliche Vorstellungen und willkührliche Anstalten gründet, leuchtet der Nutzen, ja bisweilen die Unentbehrlichkeit von selbst ein; und je mehr überall die Geschichte zu Hülfe genommen wird, je anschaulicher können auch die Lehrsätze , und je näher kann ihre Verbindung mit dem gemeinen Leben gemacht werden.

222.

Soll die Geschichte wirklich die angezeigten Vortheile verschaffen, so sei ihre erste Eigenschaft die strengste Wahrheit, so weit sich diese entdecken läßt; sie muß mithin auf geprüfter Echtheit und Lauterkeit der Quellen, woraus man schöpft, und auf geprüfter Glaubwürdigkeit der Schriften oder Denkmale über gewisse Ereignisse, d. i. darauf beruhen, ob ihre Verfasser hinlängliche Fähigkeiten und guten Willen, die gemeldeten Sachen kennen zu lernen, und sie Andern wieder mitzutheilen, besessen haben; mit Einem Wort, sie muß kritisch seyn. Fehlt es an solchen Quellen, oder sind sie bei einzelnen Begebenheiten mangel|c241|haft, oder läßt sich ihre Echtheit, Unverdorbenheit und Glaubwürdigkeit nicht darthun, so hat der Geschichtsforscher das Recht, durch Vergleichung der Natur der Sachen, oder durch Zusammenhaltung glaubwürdiger historischer Anzeigen, Vermuthungen zu wagen, die, bei gebrauchter Vorsicht, und wenn er nicht weiter geht, als diese zwei Hülfsmittel ihn leiten, den Zeugnissen an Werth nichts nachgeben, ja öfters auf die Entdeckung des Unrichtigen oder doch Unsichern in ausdrücklichen Nachrichten führen.Soll die Geschichte wirklich die angezeigten Vortheile verschaffen, so sei ihre erste Eigenschaft die strengste Wahrheit, so weit sich diese entdecken läßt; sie muß mithin auf geprüfter Echtheit und Lauterkeit der Quellen, woraus man schöpft, und auf geprüfter Glaubwürdigkeit der Schriften oder Denkmale über gewisse Ereignisse, d. i. darauf beruhen, ob ihre Verfasser hinlängliche Fähigkeiten und guten Willen, die gemeldeten Sachen kennen zu lernen, und sie Andern wieder mitzutheilen, besessen haben; mit Einem Wort, sie muß kritisch seyn. Fehlt es an solchen Quellen, oder sind sie bei einzelnen Begebenheiten mangel|c241|haft, oder läßt sich ihre Echtheit, Unverdorbenheit und Glaubwürdigkeit nicht darthun, so hat der Geschichtsforscher das Recht, durch Vergleichung der Natur der Sachen, oder durch Zusammenhaltung glaubwürdiger historischer Anzeigen, Vermuthungen zu wagen, die, bei gebrauchter Vorsicht, und wenn er nicht weiter geht, als diese zwei Hülfsmittel ihn leiten, den Zeugnissen an Werth nichts nachgeben, ja öfters auf die Entdeckung des Unrichtigen oder doch Unsichern in ausdrücklichen Nachrichten führen.
Anm. Je mehr der Geschichtschreiber verräth, daß er zu gefallen und zu unterhalten suche, je weniger er sich Mühe giebt, seine Erzählung zu bewähren, und je rascher er bei Muthmaßungen verfährt: je mehr hat er den Verdacht gegen sich, daß er nicht nach Erkenntniß genauer Wahrheit gestrebt, oder sie nicht treu mitgetheilt habe.

223.

Eine zweite Eigenschaft der guten historischen Erzählung ist die Deutlichkeit . Sie ist aber deutlich, wenn die Begebenheiten mit ihren besondern Umständen vorgestellt werden, – wenn nichts erwähnt wird, wovon der Leser nicht einen klaren Begriff hat, oder ihn aus der Erzählung selbst bekommen kann – und wenn selbst durch die Darstellung die Wahrheit des Erzählten begreiflich wird.Eine zweite Eigenschaft der guten historischen Erzählung ist die Deutlichkeit . Sie ist aber deutlich, wenn die Begebenheiten mit ihren besondern Umständen vorgestellt werden, – wenn nichts erwähnt wird, wovon der Leser nicht einen klaren Begriff hat, oder ihn aus der Erzählung selbst bekommen kann – und wenn selbst durch die Darstellung die Wahrheit des Erzählten begreiflich wird.
Anm. Das erste Stück, die Umständlichkeit, muß nicht mit Weitschweifigkeit oder mit Mikrologie verwechselt werden, und ist nur so weit nöthig, als die erwähnten Umstände ein Licht auf das Ganze werfen. – Das zweite hängt von der Bekanntschaft mit der Zeit, mit dem Ort, wo etwas geschehen, mit dem Charakter der aufgestellten Personen, und mit der Verfassung, den Sitten und Gebräuchen derer ab, unter welchen etwas vorgegangen ist. Wäre |c242| dieses nicht bei dem Leser als bekannt vorauszusetzen, so müßte es ausdrücklich erläutert, oder das Erzählte so eingerichtet werden, daß man es daraus selbst abnehmen könnte. – Wenn alle Umstände so gut zusammenhängen, daß einer den andern ins Licht setzt, und sich, so zu reden, der eine aus dem andern ergiebt: so wird die Wahrheit der Erzählung einleuchtend, und der Geschichtschreiber erspart dem Leser die Ermüdung durch sonst nöthige Belege, oder gar durch eine umständliche Auseinandersetzung der Gründe, warum er eine Vorstellungsart der Sache für wahrscheinlicher als die andere halte. Nur sind die Umstände selten so genau bekannt, oder so nothwendig in einander gegründet, daß man so erzählen kann; und der Geschichtschreiber muß die Gabe der Darstellung sehr in seiner Gewalt haben, wenn er so erzählen will.

224.

Sehr viel kommt auch drittens bei der Geschichte darauf an, daß alle Ereignisse und deren Umstände im Zusammenhange, d. i. so vorgestellt werden, daß man die Ursachen und Folgen derselben einsehen kann. Dieses setzt nicht nur den Leser in den Stand, die Sachen besser zu behalten – eine Schwierigkeit, über die so oft bei der Geschichte geklagt wird –: es befördert selbst die Deutlichkeit, so wie die Prüfung des Wahren, Falschen und Verdächtigen. Es macht die Geschichte unterhaltend. Sie wird dadurch Nahrung und Uebung des Geistes.Sehr viel kommt auch drittens bei der Geschichte darauf an, daß alle Ereignisse und deren Umstände im Zusammenhange, d. i. so vorgestellt werden, daß man die Ursachen und Folgen derselben einsehen kann. Dieses setzt nicht nur den Leser in den Stand, die Sachen besser zu behalten – eine Schwierigkeit, über die so oft bei der Geschichte geklagt wird –: es befördert selbst die Deutlichkeit, so wie die Prüfung des Wahren, Falschen und Verdächtigen. Es macht die Geschichte unterhaltend. Sie wird dadurch Nahrung und Uebung des Geistes.

225.

Hiedurch wird zugleich die vierte Tugend der Geschichte befördert, die in dem Pragmatischen besteht. Pragmatisch ist sie, insofern sie zur Weisheit und Klugheit bilden kann. Dieß kann sie aber, wenn der Geschichtschreiber immer das Interesse der Gesellschaft, deren Geschichte er liefert, d. i. dasjenige, wozu sie sich vereinigt hat, theils vor |c243| Augen behält, theils Alles in Beziehung auf dasselbe vorträgt, und die Mittel bemerken läßt, wodurch sie der Vollkommenheit, wonach sie streben soll, immer näher, oder davon weiter abgebracht worden ist. Da sich indessen der Gebrauch dieser Mittel nach der verschiedenen Lage der Gesellschaft und nach den nicht von ihr abhängenden Veränderungen richten, und eben danach der Werth dieser Mittel beurtheilt werden muß: so muß sie diese Veränderungen vorzüglich nach allen ihren Umständen darlegen; zeigen, wie man dieselben abzuwenden oder zu befördern, und wie zum Besten oder Schaden der Gesellschaft zu lenken gesucht; wie sich dabei die Gesellschaft durch Gesetze oder andere Anstalten, durch deren strenge oder fehlerhafte Beobachtung, oder auch Abänderung genommen; und was sie dabei für Absicht gehabt; wie, wie weit und wodurch sich der Geist und Charakter der Gesellschaft gezeigt; was einzelne Personen dabei für nachahmungswürdige oder warnende Beispiele gegeben; und was alles dieses, und wie weit es auf die Wohlfahrt oder die Verschlimmerung der Gesellschaft überhaupt oder einzelner Theile derselben gewirkt habe.Hiedurch wird zugleich die vierte Tugend der Geschichte befördert, die in dem Pragmatischen besteht. Pragmatisch ist sie, insofern sie zur Weisheit und Klugheit bilden kann. Dieß kann sie aber, wenn der Geschichtschreiber immer das Interesse der Gesellschaft, deren Geschichte er liefert, d. i. dasjenige, wozu sie sich vereinigt hat, theils vor |c243| Augen behält, theils Alles in Beziehung auf dasselbe vorträgt, und die Mittel bemerken läßt, wodurch sie der Vollkommenheit, wonach sie streben soll, immer näher, oder davon weiter abgebracht worden ist. Da sich indessen der Gebrauch dieser Mittel nach der verschiedenen Lage der Gesellschaft und nach den nicht von ihr abhängenden Veränderungen richten, und eben danach der Werth dieser Mittel beurtheilt werden muß: so muß sie diese Veränderungen vorzüglich nach allen ihren Umständen darlegen; zeigen, wie man dieselben abzuwenden oder zu befördern, und wie zum Besten oder Schaden der Gesellschaft zu lenken gesucht; wie sich dabei die Gesellschaft durch Gesetze oder andere Anstalten, durch deren strenge oder fehlerhafte Beobachtung, oder auch Abänderung genommen; und was sie dabei für Absicht gehabt; wie, wie weit und wodurch sich der Geist und Charakter der Gesellschaft gezeigt; was einzelne Personen dabei für nachahmungswürdige oder warnende Beispiele gegeben; und was alles dieses, und wie weit es auf die Wohlfahrt oder die Verschlimmerung der Gesellschaft überhaupt oder einzelner Theile derselben gewirkt habe.
Anm. 1. Ich bin in Bestimmung des Pragmatischen dem Begriffe der Alten, besonders des Polybius, gefolgt, und habe ihn nur etwas erweitert, um ihn nicht bloß der bürgerlichen Gesellschaft anzupassen, sondern auch auf andere Gesellschaften, auf die Menschheit, auf die Kirche u. s. f. auszudehnen. S. Isaaci Casauboni Commentar. in Polybium, Tom. I. p. 742 seq. und 721 seq. Was hier von der Geschichte der Gesellschaft gesagt ist, gilt auch in seiner Art von der Geschichte der Religion und der Wissenschaften. Uebrigens versteht sichs, daß der Geschichtschreiber nicht über Weisheit und Klugheit und die damit verbundenen übrigen Tugenden weitläuftig raisonnirt, sondern die Begebenheiten so zu stellen weiß, daß vielmehr der Leser sie selbst daraus schöpfen lerne. Höchstens darf er durch schick|c244|lich angebrachte Sentenzen, welche der Würde der Geschichte um so angemessener sind, je weniger sie ins Gemeine fallen, oder durch Winke, welche oft, wie besonders bei dem Tacitus, in einzelnen Worten liegen können, oder wenn die bloße Erzählung der Begebenheiten nicht deutlich genug die Uebersicht des Ganzen befördern, oder zu sehr durch allgemeinere Anwendungen unterbrochen werden würde, durch besondere ausführliche Abschweifungen (Digressionen, Excurse), des Lesers Aufmerksamkeit auf das lenken, was zu dieser Absicht dient.
Was einige Neuere Philosophie der Geschichte nennen, scheint im Grunde nichts Anderes als dieses Pragmatische zu seyn; und was man historische Kunst nennt, ist eben die Geschicklichkeit, die bisher angeführten Tugenden oder Haupteigenschaften, wenigstens die drei letztern, einer Geschichte zu geben. Die erste Tugend, Wahrheit, ist mehr der Gegenstand der Geschichtsforschung.

226.

Die Geschichte hat einen fast unermeßlichen Umfang. Wollte man nicht auf ihre einzelnen Theile einen ganz besondern Fleiß wenden, so würde immer ein sehr dürftiges Ganze herauskommen; man könnte vieles nicht deutlich machen, noch das Merkwürdigste ausheben, wo man nicht das Auslesen hätte, und also vieles und vielerlei von der Geschichte wüßte. Wenn vollends die Geschichte zusammenhängend und pragmatisch vorgestellt werden soll, so gehört dazu nothwendig eine ausführliche, und selbst ins Kleine gehende Kenntniß derselben. Aber aus den Theilen muß man doch auch ein wohl concentrirtes Ganze bilden können, um sich eine allgemeine Uebersicht der Weltveränderungen zu verschaffen, um die Geschichte der menschlichen Gesellschaft überhaupt zu verstehen, um einen allgemeinen Faden zu ha|c245|ben, daran man die besondere Geschichte knüpft. Dieses alles hat Gelegenheit zu gewissen Abtheilungen der Geschichte des großen Feldes gegeben.Die Geschichte hat einen fast unermeßlichen Umfang. Wollte man nicht auf ihre einzelnen Theile einen ganz besondern Fleiß wenden, so würde immer ein sehr dürftiges Ganze herauskommen; man könnte vieles nicht deutlich machen, noch das Merkwürdigste ausheben, wo man nicht das Auslesen hätte, und also vieles und vielerlei von der Geschichte wüßte. Wenn vollends die Geschichte zusammenhängend und pragmatisch vorgestellt werden soll, so gehört dazu nothwendig eine ausführliche, und selbst ins Kleine gehende Kenntniß derselben. Aber aus den Theilen muß man doch auch ein wohl concentrirtes Ganze bilden können, um sich eine allgemeine Uebersicht der Weltveränderungen zu verschaffen, um die Geschichte der menschlichen Gesellschaft überhaupt zu verstehen, um einen allgemeinen Faden zu ha|c245|ben, daran man die besondere Geschichte knüpft. Dieses alles hat Gelegenheit zu gewissen Abtheilungen der Geschichte des großen Feldes gegeben.

227.

Man kann diese theils nach den besondern Arten der Veränderungen machen, deren Geschichte man sucht, theils nach dem weitern oder engern Umfange der Geschichte. In jener Rücksicht ist die Abtheilung in bürgerliche, Religions- und Kirchengeschichte, und in Literärgeschichte entstanden, je nachdem man dabei auf die Veränderungen der bürgerlichen Gesellschaft, oder der Religion, und der zur Aufklärung und Uebung derselben zusammengetretenen Gesellschaften, oder der Wissenschaften, seine Absicht gerichtet hat. Alle drei lassen sich wieder nach gewissen Hauptperioden, z. B. die uns bekannte Geschichte in die ältere (bis auf den Anfang des 9ten Jahrhunderts nach Christi Geburt, oder besser, bis auf die große Völkerwanderung im 4ten und 5ten Jahrhundert), in die mittlere (bis auf den Anfang des 16ten Jahrhunderts), und in die neuere theilen. Nach dem weitern oder engern Umfang aber, pflegt man, wenigstens bei der bürgerlichen Geschichte, die allgemeine Weltgeschichte (Universalhistorie) und die besondere zu unterscheiden, welche letztere freilich, nach dem verschiedenen Umfange der Zeit oder der Gesellschaft und Wissenschaft, wieder sehr viele Abtheilungen leidet.Man kann diese theils nach den besondern Arten der Veränderungen machen, deren Geschichte man sucht, theils nach dem weitern oder engern Umfange der Geschichte. In jener Rücksicht ist die Abtheilung in bürgerliche, Religions- und Kirchengeschichte, und in Literärgeschichte entstanden, je nachdem man dabei auf die Veränderungen der bürgerlichen Gesellschaft, oder der Religion, und der zur Aufklärung und Uebung derselben zusammengetretenen Gesellschaften, oder der Wissenschaften, seine Absicht gerichtet hat. Alle drei lassen sich wieder nach gewissen Hauptperioden, z. B. die uns bekannte Geschichte in die ältere (bis auf den Anfang des 9ten Jahrhunderts nach Christi Geburt, oder besser, bis auf die große Völkerwanderung im 4ten und 5ten Jahrhundert), in die mittlere (bis auf den Anfang des 16ten Jahrhunderts), und in die neuere theilen. Nach dem weitern oder engern Umfang aber, pflegt man, wenigstens bei der bürgerlichen Geschichte, die allgemeine Weltgeschichte (Universalhistorie) und die besondere zu unterscheiden, welche letztere freilich, nach dem verschiedenen Umfange der Zeit oder der Gesellschaft und Wissenschaft, wieder sehr viele Abtheilungen leidet.

228.

Wenn es dem, der Theologie studieren will, andere Beschäftigungen, die seinen Fleiß fordern, nicht erlauben, sich in das so gar weite Feld der Geschichte zu wagen, so sollte er doch, als cultivirter Mensch, als Christ und Reli|c246|gionslehrer, als Gelehrter und Bürger, in der allgemeinen Weltgeschichte, der Religions-, Menschen- und Literärhistorie und in der Geschichte seines Vaterlandes, kein Fremdling seyn; zumal wenn, wie billig scheint, jeder, der Anspruch auf Kultur macht, wenigstens überhaupt und in dem Theil der Geschichte, die ihn am nächsten angeht, nicht ganz unwissend seyn darf, und gemeiniglich der Unterricht darin denen anvertrauet wird, die sich dem Studium der Theologie gewidmet haben.Wenn es dem, der Theologie studieren will, andere Beschäftigungen, die seinen Fleiß fordern, nicht erlauben, sich in das so gar weite Feld der Geschichte zu wagen, so sollte er doch, als cultivirter Mensch, als Christ und Reli|c246|gionslehrer, als Gelehrter und Bürger, in der allgemeinen Weltgeschichte, der Religions-, Menschen- und Literärhistorie und in der Geschichte seines Vaterlandes, kein Fremdling seyn; zumal wenn, wie billig scheint, jeder, der Anspruch auf Kultur macht, wenigstens überhaupt und in dem Theil der Geschichte, die ihn am nächsten angeht, nicht ganz unwissend seyn darf, und gemeiniglich der Unterricht darin denen anvertrauet wird, die sich dem Studium der Theologie gewidmet haben.
Anm. Alle Menschen wollen gern wissen, was geschehen, woher das gekommen, was daraus geworden sei? Dieser natürliche Trieb zur Geschichte und zur Philosophie darüber, zeigt sich schon bei Kindern, selbst bei dem gemeinen Mann. Hierin liegt der Grund zu aller Cultur; so wie diese zunimmt, so wächst auch die Begierde, diese Kenntniß zu erweitern; nur daß freilich jeder nach dem wißbegierig ist, was ihn am meisten interessirt. Ganz gleichgültig also gegen Geschichte, und auch nicht einmal begierig nach Kenntniß Einer Art der wahren Geschichte seyn, verräth einen Menschen, der entweder sich um nichts bekümmert, als um sich und seine Bedürfnisse, nicht um Andere, um ihr Schicksal und ihre Unternehmungen, die doch selbst auf sein eigenes Glück und Unglück einen Einfluß haben können, kurz, der keinen rechten Sinn für das menschliche Leben und die Gesellschaft hat, oder der wirklich überall keiner wahren Cultur fähig ist.

229.

Bei der Frage, wie man die Geschichte und deren angegebene Theile am vortheilhaftesten studieren solle, sieht man entweder auf die Eigenschaften der Geschichte und den Zweck, zu welchem man sie studieren muß; oder man sieht auf die Hülfs- und Erleichterungsmittel des |c247| Studiums. – Auf keinen Fall darf die Absicht bloße Befriedigung der Neugier, der Eitelkeit und des Triebes nach Vielwisserei, oder angenehme Zeitverkürzung und Unterhaltung der Einbildungskraft gehen, wenn von einem wirklichen Studium die Rede ist, sondern auf Erreichung des höhern Nutzens, der §. 218 f. angegeben ist. Alsdann wird man aus dem, was gesagt worden ist, leicht abnehmen können, welches der eigentliche und würdige Gesichtspunkt eines solchen Studiums seyn müsse.Bei der Frage, wie man die Geschichte und deren angegebene Theile am vortheilhaftesten studieren solle, sieht man entweder auf die Eigenschaften der Geschichte und den Zweck, zu welchem man sie studieren muß; oder man sieht auf die Hülfs- und Erleichterungsmittel des |c247| Studiums. – Auf keinen Fall darf die Absicht bloße Befriedigung der Neugier, der Eitelkeit und des Triebes nach Vielwisserei, oder angenehme Zeitverkürzung und Unterhaltung der Einbildungskraft gehen, wenn von einem wirklichen Studium die Rede ist, sondern auf Erreichung des höhern Nutzens, der §. 218 f. angegeben ist. Alsdann wird man aus dem, was gesagt worden ist, leicht abnehmen können, welches der eigentliche und würdige Gesichtspunkt eines solchen Studiums seyn müsse.
Anm. Mehr als alle Regeln lehrt die Lesung guter Geschichtschreiber selbst. Als Geschichtsforscher (§. 225. Anm. 2.), in Absicht auf Wahrheit und selbst Deutlichkeit, haben deutsche Historiker stets einen hohen Rang behauptet. In Absicht auf historische Kunst sind die Alten, Thukydides, Polybius, Livius, Plutarch, Tacitus, und unter den Neuern, wiewohl nicht von verschiedenen Seiten, Sleidan, de Thou (Thuanus), Voltaire, Hume, Robertson, Gibbon, Raynal, Barthelemy, Johann von Müller, Spittler, Schiller und wenige Andere, freilich bessere Muster, wenn nur einige unter ihnen eben so sorgfältig nach Wahrheit, der eigentlichen Seele der Geschichte, gestrebt, wie namentlich Voltaire, und sie nicht, der angenehmern Unterhaltung so oft aufgeopfert hätten.

230.

Die Methode und die Hülfsmittel des historischen Studiums betreffend, so wird man hier keine vollständige Anweisung für Geschichtsforscher, oder für solche erwarten, die sich mit vorzüglichem Fleiß diesem Studium widmen, und überall aus den Quellen schöpfen wollen. Nur einige Winke sollen denen gegeben werden, welche entweder versäumt, noch den ersten Grund hierin legen |c248| müssen, oder sich mit der Geschichte nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist. Jedoch kann die Religions- und Kirchengeschichte hier noch weniger berücksichtigt werden, da unter den eigentlichen theologischen Wissenschaften von ihr die Rede seyn wird.Die Methode und die Hülfsmittel des historischen Studiums betreffend, so wird man hier keine vollständige Anweisung für Geschichtsforscher, oder für solche erwarten, die sich mit vorzüglichem Fleiß diesem Studium widmen, und überall aus den Quellen schöpfen wollen. Nur einige Winke sollen denen gegeben werden, welche entweder versäumt, noch den ersten Grund hierin legen |c248| müssen, oder sich mit der Geschichte nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist. Jedoch kann die Religions- und Kirchengeschichte hier noch weniger berücksichtigt werden, da unter den eigentlichen theologischen Wissenschaften von ihr die Rede seyn wird.
{Anm. Als Einleitung in das Studium zeichnet sich aus:
  • E. B. Ruehs Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums. Berlin 1811.}

231.

Zuvörderst sollte ohne vorläufige Kenntniß der Geographie, welche uns den Schauplatz bekannt macht, auf welchem das, was sie erzählt, sich zutrug, niemand Geschichte studieren wollen. Dieses vorläufige Studium mag sich auf das Allgemeine beschränken, weil sonst die Menge der Sachen zerstreuen, oder unnöthig aufhalten, Vieles auch nicht einmal verständlich, oder dessen Nutzbarkeit begreiflich seyn würde, was erst durch die Geschichte aufgeklärt werden muß. Vorzüglich müssen die natürlichen Abtheilungen der Erde durch Meere, Flüsse und Gebirge bemerkt werden, als welche die beständigsten sind, woran sich auch größtentheils die Abtheilungen der Völker und die wichtigsten Städte geschlossen haben, von wo aus selbst die Verbindungen und die Ausbreitung der Völker gegangen sind. 1) Weil die neuere Beschaffenheit der Länder uns näher angeht, und man von ihr mehr wissen kann, als von der vorhergehenden: so fängt man gewöhnlich von der neuern Geographie an, und geht so zur mittlern und ältern fort. 2) Es versteht sich, daß dabei der Gebrauch der besten Landcharten, die man bekommen kann, unentbehrlich ist.Zuvörderst sollte ohne vorläufige Kenntniß der Geographie, welche uns den Schauplatz bekannt macht, auf welchem das, was sie erzählt, sich zutrug, niemand Geschichte studieren wollen. Dieses vorläufige Studium mag sich auf das Allgemeine beschränken, weil sonst die Menge der Sachen zerstreuen, oder unnöthig aufhalten, Vieles auch nicht einmal verständlich, oder dessen Nutzbarkeit begreiflich seyn würde, was erst durch die Geschichte aufgeklärt werden muß. Vorzüglich müssen die natürlichen Abtheilungen der Erde durch Meere, Flüsse und Gebirge bemerkt werden, als welche die beständigsten sind, woran sich auch größtentheils die Abtheilungen der Völker und die wichtigsten Städte geschlossen haben, von wo aus selbst die Verbindungen und die Ausbreitung der Völker gegangen sind. 1) Weil die neuere Beschaffenheit der Länder uns näher angeht, und man von ihr mehr wissen kann, als von der vorhergehenden: so fängt man gewöhnlich von der neuern Geographie an, und geht so zur mittlern und ältern fort. 2) Es versteht sich, daß dabei der Gebrauch der besten Landcharten, die man bekommen kann, unentbehrlich ist.
|c249| Anm. 1. Ein durchgreifender Versuch, natürliche Eintheilungsgründe zu wählen, und auf Gebirge, Thäler, besonders aber auf Meere und Flüsse Rücksicht zu nehmen, ist A. Zeune Versuch einer wissenschaftlichen Erdbeschreibung. Berlin 1808. Etwas noch weit vollständigeres aber läßt C. Ritter's Erdkunde, oder allgemeine vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physikalischen und historischen Wissenschaften, wovon bereits der erste Theil, Berlin 1817., erschienen ist, erwarten.
Anm. 2. Als Hülfsmittel für das erste Studium, mit Vorbeigehung der größern Werke von Cellarius, Büsching, Norrmann, erinnern wir
für alte Geographie an die §. 140. Anm. angeführten Werke;
für mittlere und neuere
  • J. C. Gatterer's kurzer Begriff der Geographie, Göttingen 1789., 2 Oktavbände,
die sich neben der Länder- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt.
  • D'Anville Handbuch der mittlern Erbeschreibung, nebst einer Landcharte von der mittlern Geographie. Nürnberg 1782. gr. 8.
  • J. E. Fabri's Handbuch der neuesten Geographie, 3te Aufl. Halle 1790., nebst
  • Desselben kurzem Abriß, 15te Aufl. 1817.
  • C. G. D. Stein Handbuch der Geographie und Statistik, nach den neuesten Ansichten, 2 Theile, nebst einer Weltcharte. Leipzig 1817., nebst
  • Desselben kleine Geographie. Neue Auflage. 1817.
Anm. 3. Die Versäumniß der Geographie überhaupt und ihre Trennung von der Geschichte ist eine Hauptursach, warum die geschichtlichen Kenntnisse bei Vielen theils so unklar sind, theils so bald verloren gehen, weil sie sich nicht sinnlich an die Orte und Länder anschließen, worin |c250| sie vorgegangen sind. Man sehe, was ich darüber, so wie überhaupt über das Studium beider Wissenschaften, in meinen Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts in der Unterrichtslehre Kap. 7. bemerkt habe.
A. d. H.

232.

Nach dieser vorläufig erlangten Kenntniß muß der Anfang von Erlernung der Geschichte selbst mit einer allgemeinen Uebersicht derselben, also mit der allgemeinen Weltgeschichte (§. 227. ) gemacht werden. Liegt bei dem Studium der Geschichte keine solche allgemeine Geschichte zum Grunde, so kann man sich in Absicht auf die Zeit, der jedes gehört, nicht wohl finden, ja selbst oft nicht einmal in Absicht auf die Länder, wo etwas vorgefallen ist, weil diese, nach verschiedenen Veränderungen in der Geschichte, auch andere Namen, einen andern Umfang, andere Cultur u. s. f. bekommen haben. Ueberdieß greift jeder besondere Theil der Geschichte in andere Theile ein, ohne deren Kenntniß auch jene nicht deutlich ist, zumal wenn man die Ursachen von besondern Veränderungen in Einem Staate wissen will, die Ursachen mögen vorhergehende oder mitwirkende seyn. Denn dazu ist Kenntniß vorhergehender oder gleichzeitiger Staaten nöthig, und, da man die Geschichte dieser einzelnen Staaten doch nicht auf Einmal lernen kann: so ist keine andere Hülfe als von der allgemeinen Weltgeschichte zu erwarten. Auch muß man sich gleich Anfangs an Bemerkung des Zusammenhangs in der Geschichte gewöhnen (§. 224. ), das Wichtigere von dem Unwichtigern unterscheiden lernen, um über dieses nicht jenes zu vernachlässigen. Auch diesen Zusammenhang lehrt jene allgemeine Geschichte. Sie macht uns auf das Gewicht und den Einfluß eines Staats und |c251| dessen Verhältnisse auf gleichzeitige und spätere Veränderungen aufmerksam. Selbst der Blick erweitert sich durch dieses eröffnete weite Feld. Es macht einen größern Eindruck von dem Umfang und der Wichtigkeit des Studiums überhaupt, welches die Lust, es zu betreiben, nicht wenig befördert.Nach dieser vorläufig erlangten Kenntniß muß der Anfang von Erlernung der Geschichte selbst mit einer allgemeinen Uebersicht derselben, also mit der allgemeinen Weltgeschichte (§. 227. ) gemacht werden. Liegt bei dem Studium der Geschichte keine solche allgemeine Geschichte zum Grunde, so kann man sich in Absicht auf die Zeit, der jedes gehört, nicht wohl finden, ja selbst oft nicht einmal in Absicht auf die Länder, wo etwas vorgefallen ist, weil diese, nach verschiedenen Veränderungen in der Geschichte, auch andere Namen, einen andern Umfang, andere Cultur u. s. f. bekommen haben. Ueberdieß greift jeder besondere Theil der Geschichte in andere Theile ein, ohne deren Kenntniß auch jene nicht deutlich ist, zumal wenn man die Ursachen von besondern Veränderungen in Einem Staate wissen will, die Ursachen mögen vorhergehende oder mitwirkende seyn. Denn dazu ist Kenntniß vorhergehender oder gleichzeitiger Staaten nöthig, und, da man die Geschichte dieser einzelnen Staaten doch nicht auf Einmal lernen kann: so ist keine andere Hülfe als von der allgemeinen Weltgeschichte zu erwarten. Auch muß man sich gleich Anfangs an Bemerkung des Zusammenhangs in der Geschichte gewöhnen (§. 224. ), das Wichtigere von dem Unwichtigern unterscheiden lernen, um über dieses nicht jenes zu vernachlässigen. Auch diesen Zusammenhang lehrt jene allgemeine Geschichte. Sie macht uns auf das Gewicht und den Einfluß eines Staats und |c251| dessen Verhältnisse auf gleichzeitige und spätere Veränderungen aufmerksam. Selbst der Blick erweitert sich durch dieses eröffnete weite Feld. Es macht einen größern Eindruck von dem Umfang und der Wichtigkeit des Studiums überhaupt, welches die Lust, es zu betreiben, nicht wenig befördert.
Anm. Man kann einen solchen allgemeinen Entwurf entweder vorher zur Einleitung in die noch ganz unbekannte Geschichte, oder nachher, wenn man schon mehrere einzelne Theile derselben sich bekannt gemacht hat, zur deutlichern und zusammenhängendern Uebersicht gebrauchen. Hier ist er nur in der erstern Absicht angenommen. Freilich muß der, wer einen solchen guten Unterricht über die allgemeine Weltgeschichte geben soll, vorher die Spezialgeschichte kennen gelernt haben; aber das braucht der nicht, der sie noch vor der Hand nicht untersuchen, sondern lernen will, um gleichsam eine allgemeine Geschichtscharte zu besserem Verständniß der Spezialcharten zu haben.

233.

Eine Geschichte, welche diese Absichten erfüllen soll, muß 1) bei allem Reichthum der Sachen, zweckmäßig kurz seyn, d. i. nichts enthalten, was nicht entweder zur Kenntniß eines ganzen Theils, Volks oder Staates und dessen merkwürdigsten Veränderungen, oder zur Kenntniß des Einflusses desselben auf andere ganze Theile, Völker oder Staaten, dient, und 2) doch hinlänglich zur allgemeinen Kenntniß dieser beiden Stücke. Sie muß sich 3) leicht im Zusammenhange übersehen, und 4) zum zukünftigen beständigen Gebrauch bei der Spezialgeschichte sowohl, als zur Festhaltung des Totaleindrucks, leicht behalten lassen.Eine Geschichte, welche diese Absichten erfüllen soll, muß 1) bei allem Reichthum der Sachen, zweckmäßig kurz seyn, d. i. nichts enthalten, was nicht entweder zur Kenntniß eines ganzen Theils, Volks oder Staates und dessen merkwürdigsten Veränderungen, oder zur Kenntniß des Einflusses desselben auf andere ganze Theile, Völker oder Staaten, dient, und 2) doch hinlänglich zur allgemeinen Kenntniß dieser beiden Stücke. Sie muß sich 3) leicht im Zusammenhange übersehen, und 4) zum zukünftigen beständigen Gebrauch bei der Spezialgeschichte sowohl, als zur Festhaltung des Totaleindrucks, leicht behalten lassen.

|c252| 234.

Unmöglich ist es, das Ganze deutlich zu übersehen, ehe man nicht vorher dessen einzelne Haupttheile kennen gelernt hat. Also sind gewisse Gränzen oder Abschnitte nöthig, und diese werden bei der Geschichte entweder durch die Zeit oder durch die Gegenstände, z. B. durch die verschiedenen Völker, bestimmt, mit welchen sich die Geschichte beschäftigt. Jenes würde die chronologische, dieses die synthetische Anordnung seyn. Bei der erstern kann man die Weltveränderungen in die Länge oder Breite, d. i. entweder so stellen, wie sie nach einander, oder wie sie neben einander erfolgten; im erstern Fall werden sie eigentlich chronologisch, im zweiten synchronistisch geordnet. Bei der andern aber kommt es darauf an, was man zum Hauptgegenstande machen will, ob das Schicksal der meisten Länder oder Völker, oder der Cultur mit Allem, was diese in sich begreift. Alle diese Methoden lassen sich verbinden. In einer allgemeinen Weltgeschichte, wo es am meisten auf leichte Uebersicht und ankommt, ists ohne Zweifel am besten, gewisse Hauptveränderungen in der Welt (universalhistorische Begebenheiten) als Epochen oder Ruhepunkte anzunehmen, und darnach verschiedene Perioden zu machen (die man nachher, wenn sie zu lang, und zu voll von merkwürdigen Revolutionen sind, wieder in gleicher Art abtheilen kann), in jeder aber die wichtigsten Völker (im politischen Verstande, oder in Einem Staatskörper vereint) und ihre Geschichte besonders, und daneben den Fortgang der Cultur überhaupt, oder bei jedem insbesondere aufzustellen.Unmöglich ist es, das Ganze deutlich zu übersehen, ehe man nicht vorher dessen einzelne Haupttheile kennen gelernt hat. Also sind gewisse Gränzen oder Abschnitte nöthig, und diese werden bei der Geschichte entweder durch die Zeit oder durch die Gegenstände, z. B. durch die verschiedenen Völker, bestimmt, mit welchen sich die Geschichte beschäftigt. Jenes würde die chronologische, dieses die synthetische Anordnung seyn. Bei der erstern kann man die Weltveränderungen in die Länge oder Breite, d. i. entweder so stellen, wie sie nach einander, oder wie sie neben einander erfolgten; im erstern Fall werden sie eigentlich chronologisch, im zweiten synchronistisch geordnet. Bei der andern aber kommt es darauf an, was man zum Hauptgegenstande machen will, ob das Schicksal der meisten Länder oder Völker, oder der Cultur mit Allem, was diese in sich begreift. Alle diese Methoden lassen sich verbinden. In einer allgemeinen Weltgeschichte, wo es am meisten auf leichte Uebersicht und ankommt, ists ohne Zweifel am besten, gewisse Hauptveränderungen in der Welt (universalhistorische Begebenheiten) als Epochen oder Ruhepunkte anzunehmen, und darnach verschiedene Perioden zu machen (die man nachher, wenn sie zu lang, und zu voll von merkwürdigen Revolutionen sind, wieder in gleicher Art abtheilen kann), in jeder aber die wichtigsten Völker (im politischen Verstande, oder in Einem Staatskörper vereint) und ihre Geschichte besonders, und daneben den Fortgang der Cultur überhaupt, oder bei jedem insbesondere aufzustellen.
Anm. Um das Vielerlei bei diesem ersten anfänglichen Unterricht zu vermindern, sollte wohl die Geschichte der ei|c253|gentlichen Cultur, wenigstens die Geschichte der Religion, sofern sie nicht zur äußerlichen Verfassung gehört, desgleichen der Wissenschaften und der Künste, von der Geschichte der Völker und ihrer Verfassung geschieden, und eine Universalgeschichte der Religion u. s. w. besonders entworfen werden, wie dieß z. B. in A. H. Niemeyer's Lehrbuch für die obern Religionsklassen, 9te Ausgabe, Halle 1818., geschehen ist. Indessen hängen freilich auch die Völkerveränderungen von den Veränderungen ihrer Cultur ab, und die Polizirung der Völker läßt sich schwerlich ohne die innere Cultur vorstellen; auch benimmt die Geschichte der Cultur der bloßen Völkergeschichte das Trockne, und macht sie lehrreicher.

235.

Wo gelehrte Schulen und Gymnasien zweckmäßig eingerichtet sind, darf man erwarten, daß wer zur Universität übergeht, in Besitz einer Grundansicht und Grundkenntniß der Geschichte gekommen seyn werde. Wäre dieß nicht der Fall, und selbst wo er es ist, wird sich, um die Grundlage weiter auszubauen, das Vergessene sogleich wieder zu finden, und überhaupt immer in vertrauter Bekanntschaft mit der Wissenschaft zu bleiben, ein jeder wenigstens mit einigen der besten Hülfsmittel zu versehen haben, an welchen unser Zeitalter keinen Mangel hat.
Anm. Für den ersten Anfang eignet sich hierzu ganz vorzüglich:
  • Schlözer's Weltgeschichte, 1ster und 2ter Theil, 1785. und 1789. 8.
und , da sie nicht vollendet ist,
  • Desselben Vorstellung der Universalhistorie, 2te Auflage. Göttingen 1775. 8.
Anm. Für den ersten Anfang eignet sich hierzu ganz vorzüglich:
  • Schlözer's Weltgeschichte, 1ster und 2ter Theil, 1785. und 1789. 8.
und , da sie nicht vollendet ist,
  • Desselben Vorstellung der Universalhistorie, 2te Auflage. Göttingen 1775. 8.
Indeß enthält sie doch mehr Plan zur allgemeinen Weltgeschichte, als eine eigentliche Darstellung derselben. Diese letztere findet man ganz vorzüglich in
  • |c254| Joh. Christoph Gatterer's Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, 1ster Theil, Göttingen 1785., 2ter Theil, 1787. gr. 8., die sich, durch ihren großen zusammengedrängten Reichthum von Sachen und selbst vielen neuen Aussichten, durch den überall sichtbaren Forschungsgeist, durch eine ungemein lehrreiche Darstellung und stete Verbindung, nicht nur der verschiedenen Völker mit einander, sondern auch ihrer Cultur und Verfassung mit ihrer Geschichte, vor so vielen andern auszeichnet. Sie geht jedoch auch nur bis zur Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander, mit einem Entwurf des Ursprungs und der Verfassung der griechischen Staaten. Man muß also das Uebrige aus
  • Dessen Abriß der Universalhistorie in ihrem ganzen Umfange, 2 Bände, 2te Ausgabe. Göttingen 1773.
ergänzen Hierzu ist die aus dem Französischen übersetzte
  • Universalhistorie des Abbé Millot, bis auf die neuere Zeit, fortgesetzt von M. F. Christiani, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1771–1791.
nicht unbrauchbar. . Das reichhaltigste und wohlgeordnetste, bis zur Entdeckung von Amerika gehende Handbuch über die ganze Universalgeschichte ist aber die
  • Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Christian Daniel Beck, 1ster bis 4ter Theil. Leipzig 1787–1813. gr. 8.; – kürzer:
  • Desselben kurzgefaßte Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, ein Auszug aus dem größern Werke, 1ster Theil, 1789. gr. 8.
  • Desselben Entwurf der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte der drei letzten Perioden (bis auf die neueste Zeit). Leipzig 1790.
Indeß enthält sie doch mehr Plan zur allgemeinen Weltgeschichte, als eine eigentliche Darstellung derselben. Diese letztere findet man ganz vorzüglich in
  • |c254| Joh. Christoph Gatterer's Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, 1ster Theil, Göttingen 1785., 2ter Theil, 1787. gr. 8., die sich, durch ihren großen zusammengedrängten Reichthum von Sachen und selbst vielen neuen Aussichten, durch den überall sichtbaren Forschungsgeist, durch eine ungemein lehrreiche Darstellung und stete Verbindung, nicht nur der verschiedenen Völker mit einander, sondern auch ihrer Cultur und Verfassung mit ihrer Geschichte, vor so vielen andern auszeichnet. Sie geht jedoch auch nur bis zur Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander, mit einem Entwurf des Ursprungs und der Verfassung der griechischen Staaten. Man muß also das Uebrige aus
  • Dessen Abriß der Universalhistorie in ihrem ganzen Umfange, 2 Bände, 2te Ausgabe. Göttingen 1773.
ergänzen Hierzu ist die aus dem Französischen übersetzte
  • Universalhistorie des Abbé Millot, bis auf die neuere Zeit, fortgesetzt von M. F. Christiani, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1771–1791.
nicht unbrauchbar. . Das reichhaltigste und wohlgeordnetste, bis zur Entdeckung von Amerika gehende Handbuch über die ganze Universalgeschichte ist aber die
  • Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Christian Daniel Beck, 1ster bis 4ter Theil. Leipzig 1787–1813. gr. 8.; – kürzer:
  • Desselben kurzgefaßte Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, ein Auszug aus dem größern Werke, 1ster Theil, 1789. gr. 8.
  • Desselben Entwurf der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte der drei letzten Perioden (bis auf die neueste Zeit). Leipzig 1790.
Diese Beckischen Werke erstrecken sich nicht nur auf den politischen, sondern auch auf den moralischen und literärischen Zustand der Welt in verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Völkern; sie sind recht eigentlich für Stu|c255|dierende auf Akademieen, freilich nicht für Anfänger, geschrieben, ausnehmend reich an Begebenheiten, an den neuesten und besten Entdeckungen in der Geschichte, und an literärischen Notizen, und, wenn man sich erst einmal in die darin beobachtete Ordnung gefunden hat, sehr bequem, sich in dieses Buch oder nach demselben das einzutragen, was man nachher, bei dem weiteren Studium der Geschichte, von Entdeckungen und dahin einschlagenden Schriften findet.
{Außerdem sind sehr empfehlungswerth:
  • J. A. Remer's Handbuch der allgemeinen Geschichte, 3 Theile. Braunschweig 1783.
  • J. G. F. Eichhorn's Weltgeschichte, 2 Theile, Göttingen 1804.
  • J. v. Müller 24 Bücher allgemeiner Geschichte, besonders der europäischen Geschichte, 3 Bde. Tübingen 1811.
  • K. H. L. Pölitz Handbuch der Weltgeschichte, 3 Theile. Leipzig 1805–1806.}

236[!].

Ehe man zur Spezialgeschichte fortschreitet, oder ehe man sich um eine ausführliche allgemeine Weltgeschichte bewirbt, oder wenn man sich auch bei der Spezialgeschichte nicht auf die Geschichte mehrerer Staaten einlassen kann, wird man nicht ohne Vortheil Werke zu Rathe ziehen, die mehr als bloß allgemeine Uebersicht geben, und doch nicht zu weitläufig sind, zumal wenn sie zugleich die Geschichte pragmatisch darstellen. Diese würde jenen allgemeinen Entwurf noch unterhaltender, und die gelernten Sachen durch etwas mehrere Umständlichkeit noch behältlicher machen, zugleich aber Vorbereitung auf die Spezialgeschichte und auf das pragmatische Studium der Geschichte seyn. Ehe man zur Spezialgeschichte fortschreitet, oder ehe man sich um eine ausführliche allgemeine Weltgeschichte bewirbt, oder wenn man sich auch bei der Spezialgeschichte nicht auf die Geschichte mehrerer Staaten einlassen kann, wird man nicht ohne Vortheil Werke zu Rathe ziehen, die mehr als bloß allgemeine Uebersicht geben, und doch nicht zu weitläufig sind, zumal wenn sie zugleich die Geschichte pragmatisch darstellen. Diese würde jenen allgemeinen Entwurf noch unterhaltender, und die gelernten Sachen durch etwas mehrere Umständlichkeit noch behältlicher machen, zugleich aber Vorbereitung auf die Spezialgeschichte und auf das pragmatische Studium der Geschichte seyn.

237[!].

Die allgemeine Uebersicht der Geschichte kann ungemein erleichtert, anschaulicher gemacht, und der |c256| Eindruck so verschiedener Perioden und Völker, nebst ihrem Verhältniß gegen einander, lebhafter und dauerhafter, zugleich aber die gar zu leichte Verwirrung in einer Wissenschaft von so ungeheurem und mannichfaltigem Inhalt verhindert werden, wenn man theils bei jener kurzen allgemeinen Weltgeschichte, theils noch mehr nach Vollendung derselben, sowohl gute chronologische Weltcharten, als auch synchronistische Tabellen zu Hülfe nimmt.
Anm. Beide Arten enthält die Gatterersche
  • Synopsis historiae universalis sex tabulis – comprehensa, der verbesserten Ausgabe. Göttingen 1769. gr. Fol.;
in der letztern Art ist
  • Theodor Berger's synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europäischen Reiche etc. nach der 6ten von Wolfg. Jäger verbess. Ausgabe. Coburg 1781. Fol.
vorzüglich nutzbar; noch weiter reichend aber sind für die ganze Universalhistorie die Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 unter dem Titel:
  • The Chronology and History of the World, in LVI Tables, by John Blair,
in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen, und nun endlich auch deutsch übersetzt:
  • J. Blair's synchronistische Tabellen für die allgemeine Weltgeschichte, von Erschaffung der Welt, fortgesetzt bis Leopold II. von Heinr. Joseph Watteroth. Wien 1790. 2 Theile. Querfolio
erschienen sind. Anm. Beide Arten enthält die Gatterersche
  • Synopsis historiae universalis sex tabulis – comprehensa, der verbesserten Ausgabe. Göttingen 1769. gr. Fol.;
in der letztern Art ist
  • Theodor Berger's synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europäischen Reiche etc. nach der 6ten von Wolfg. Jäger verbess. Ausgabe. Coburg 1781. Fol.
vorzüglich nutzbar; noch weiter reichend aber sind für die ganze Universalhistorie die Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 unter dem Titel:
  • The Chronology and History of the World, in LVI Tables, by John Blair,
in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen, und nun endlich auch deutsch übersetzt:
  • J. Blair's synchronistische Tabellen für die allgemeine Weltgeschichte, von Erschaffung der Welt, fortgesetzt bis Leopold II. von Heinr. Joseph Watteroth. Wien 1790. 2 Theile. Querfolio
erschienen sind.
Ganz vorzüglich aber empfehlen sich für den Handgebrauch:
  • D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer. 3 Lieferungen. 1796–1799.
  • G. H. Bredow's Weltgeschichte in Tabellen, 3te Auflage. Altona 1810.
|c257| womit Hinsichts der Abstammung der Völker und des Entstehens der Reiche auch verglichen zu werden verdient:
  • F. Straß Strom der Zeiten, oder bildliche Darstellung der Weltgeschichte, nebst des Verfassers Ueberblick zur Erläuterung. Berlin 1803.
Unter den nicht minder nothwendigen genealogischen Tabellen sind
  • J. E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte, wie auch zur europäischen Staaten- und Reichshistorie,
mit dem größten Fleiße entworfen. Die erste Sammlung derselben, von 32 Tafeln, ist zu Göttingen 1790. herausgekommen.Unter den nicht minder nothwendigen genealogischen Tabellen sind
  • J. E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte, wie auch zur europäischen Staaten- und Reichshistorie,
mit dem größten Fleiße entworfen. Die erste Sammlung derselben, von 32 Tafeln, ist zu Göttingen 1790. herausgekommen.
Auf die europäische Staatengeschichte beschränken sich
  • T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811.

238.

Von der Universalgeschichte gehe man nun zur Spezialgeschichte fort, und dieses um so mehr, da die meisten besseren Entwürfe der allgemeinen Weltgeschichte auf die gerade für uns wichtigste neuere Geschichte nicht gekommen sind, oder sie mit zu wenig Vollständigkeit vorgetragen haben. Unter den Theilen dieser Spezialgeschichte ist ohne Zweifel – wenn nicht besondere Umstände eine Ausnahme erfordern, z. B. die alten Schriftsteller das Studium der griechischen und römischen Geschichte zunächst nothwendig machen – die neuere, bei dieser die europäische, und besonders die Geschichte unsers deutschen Vaterlandes die wichtigste.

239.

Sowohl die ältere als die ausländische Geschichte lernen doch die Meisten hauptsächlich in der Absicht, um den heutigen Zustand der Welt gründlich aus dem vormaligen zu erkennen. Sie verhält sich also wie Zweck zu Mitteln; man kann selbst vieler, vielleicht der meisten Begebenheiten des Alterthums |c258| und des Auslandes unkundig seyn, ohne daß deswegen die neuere und vaterländische Geschichte unverständlich würde. Wenn überdieß die Geschichte hauptsächlich Klugheit und besonders die Sitten bilden soll, dabei aber Denkart, Charakter, Bedürfnisse, Anstalten und Umstände erfordert werden, die denen am nächsten kommen, welche die Geschichte darstellt: so muß eine uns näher liegende neuere Geschichte, nothwendig im Ganzen mehr Einfluß auf unsere Bildung als jene haben. Selbst, wegen der meist größern Gewißheit der Zeitrechnung und der einzelnen Begebenheiten, so wie wegen des Reichthums der Nachrichten, hat sie weniger Schwierigkeiten, und giebt mehrere Zuverlässigkeit, nöthigt auch weniger, sich bei unbeträchtlichern Sachen und oft doch vergebenen Grübeleien aufzuhalten, erlaubt mehrere Wahl der Ereignisse, entdeckt mehr die Ursachen und Folgen derselben, und gewährt, da sie weniger Lücken hat, einen deutlichern Zusammenhang.

240.

Man fange auch hier wieder mit einer vorläufigen allgemeinern Uebersicht an, ohne welche die vaterländische Geschichte eben so wenig recht verständlich und lehrreich genug gemacht werden kann, als die Geschichte besonderer europäischen Staaten, ohne die Kenntniß derer, aus deren Trümmern sie entstanden sind. Bloße allgemeine Weltgeschichte, die schon im Vorhergehenden, als voraus bekannt, angegeben ist, reicht hier nicht ganz zu, weil sie, nach ihrem Zweck, eine allgemeinere Uebersicht der Geschichte zu geben, sich in keine nähere Darstellung (Detail) einlassen kann, und doch die Kenntniß solcher nähern Umstände, selbst oft kleiner Ursachen großer Weltveränderungen, erfordert wird, wenn man die Geschichte besonderer Reiche und Völ|c259|ker verstehen, und, wie sichs gehört, in einem lehrreichen Zusammenhange übersehen will.
Anm. Eine solche vorläufige genauere Einleitung und selbst Uebersicht der neuern europäischen Staatengeschichte, die man von der sogenannten großen Völkerwanderung an rechnen kann, ist vorzüglich der
  • Grundriß der Geschichte der jetzigen, besonders der europäischen Staaten, von J. C. Krause. Halle 1788. gr. 8.
und, da doch so viel auf eine genügliche und wohlgeordnete Darstellung der merkwürdigern Veränderungen und ihrer Ursachen, so wie der Verfassung der aus oder neben einander entstandenen Völker und Staaten ankommt, zu deren näheren Kenntniß vielen Liebhabern der Geschichte Zeit und Hülfsmittel fehlen,
  • Desselben bündige und lehrreiche Geschichte der wichtigsten Begebenheiten des heutigen Europa, 1ster bis 5ter Bd., fortgesetzt von Remer, 6ter u. 7ter Bd. Halle 1789–1803. 8.
desgleichen
  • C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, 3 Theile. Berlin 1807. 8.

241.

Hiedurch vorbereitet, schreite man zu der Geschichte des gemeinsamen Vaterlandes, zu der Geschichte Deutschlands, fort. Diese Geschichte ist etwas Anderes als Geschichte der deutschen Regenten und Häuser, oder deutsche Reichsgeschichte, so sehr auch beiderlei Geschichte oft in einander fließt. Wie sind die Deutschen die cultivirte Nation geworden, die sie itzt sind? Dies zu wissen, ist doch noch allgemein nützlicher, als jenes, so unentbehrlich auch jene Geschichte ist, die Geschichte der Nation kennen zu lernen.
Anm. 1. {In Zeiten, wo Deutschland aus seiner tiefen Erniedrigung zu einem kräftigen Leben erwacht ist, – wel|c260|cher Theil des Studiums der Geschichte verdiente wohl mehr Empfehlung als gerade dieser? Wenn dadurch auf der einen Seite die Kraft des deutschen Volks erkannt werden kann, so wird man sich auch vor Einseitigkeit in seiner Schätzung und Bewunderung, und in dem Urtheil der Vorzüge der vergangenen Zeit vor der jetzigen, am besten bewahren können.
A. d. H.[}]
Anm. 2. Unter den Hauptwerken über die deutsche Geschichte bleibt, trotz vieler Mängel und der Unbeholfenheit des Stils, noch immer vorzüglich zu nennen:
  • Michael Ignaz Schmidt's Geschichte der Deutschen, fortgesetzt von Millbiller, 1ster bis 17ter Band, desgl. die erste Uebersicht, Ulm 1778–1791., bisher in 10 Theilen, gr. 8. – Ein kleines Handbuch, recht deutsch gedacht und geschrieben, ist
  • Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817.
Anm. 2. Unter den Hauptwerken über die deutsche Geschichte bleibt, trotz vieler Mängel und der Unbeholfenheit des Stils, noch immer vorzüglich zu nennen:
  • Michael Ignaz Schmidt's Geschichte der Deutschen, fortgesetzt von Millbiller, 1ster bis 17ter Band, desgl. die erste Uebersicht, Ulm 1778–1791., bisher in 10 Theilen, gr. 8. – Ein kleines Handbuch, recht deutsch gedacht und geschrieben, ist
  • Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817.
Zur Kenntniß der deutschen Reichs- oder vielmehr Kaisergeschichte dient ganz vorzüglich:
  • C. G. Heinrichs deutsche Reichsgeschichte, 5 Bände, Leipzig 1787–1789., und
  • Desselben Handbuch der deutschen Reichsgeschichte. Leipzig 1800.

242.

Diese deutsche Geschichte recht zu verstehen und zu beurtheilen, muß man wenigstens einen allgemeinen Begriff von der deutschen Staatsverfassung haben, oder die deutsche Staatskunde (Statistik) kennen, ohne welche theils vieles in dem Laufe der Begebenheiten nicht richtig verstanden, theils die Zeiten und ihre Wechsel in den Verfassungen, nicht genug unterschieden werden können.
Anm. Hierzu geben die beste Anleitung
  • H. W. G. Grellmann's historisch-statistisches Handbuch von Deutschland, 1ster und 2ter Theil, und mehr noch
  • |c261| J. S. Pütter's historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reichs, 2 Theile. 1798.

243.

Hierauf hat man sich mit der übrigen europäischen Staatengeschichte, die den nächsten Einfluß in die deutsche Geschichte hat, und mit selbiger auch sich die Staatsverfassung derselben bekannt zu machen, welche ohnehin nicht minder denkwürdige Ereignisse aufstellt, und besonders in einzelnen Zeitperioden an Interesse für den philosophischen und pragmatischen Geschichtsforscher die vaterländische Geschichte vollkommen an die Seite gesetzt, wo nicht vorgezogen werden kann.
Anm. Als Hülfsmittel empfehlen sich:
  • G. Achewall's Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Völker im Grundrisse, 2 Theile, 4te Auflage, Göttingen 1790.
  • M. E. Tozen's Einleitung zur allgemeinen und besondern europäischen Staatskunde, (4te Auflage, mit Zusätzen von V. A. Heinze, 1ster Band. Schwerin 1790. gr. 8.)
Anm. Als Hülfsmittel empfehlen sich:
  • G. Achewall's Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Völker im Grundrisse, 2 Theile, 4te Auflage, Göttingen 1790.
  • M. E. Tozen's Einleitung zur allgemeinen und besondern europäischen Staatskunde, (4te Auflage, mit Zusätzen von V. A. Heinze, 1ster Band. Schwerin 1790. gr. 8.)
Zur allgemeinen Uebersicht dient vorzüglich die
  • Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatenhistorie – von Joh. Georg Meusel, dritte Ausgabe, Leipzig 1800. 8. ,
die zugleich die nöthigsten genealogischen Tabellen enthält, und die besten allgemeinen Schriften und Werke anzeigt.
  • L. L. Spittler's Entwurf der Geschichte der europäischen Staaten, fortgesetzt von Sartorius, 2 Theile. Berlin 1807.
Zur allgemeinen Uebersicht dient vorzüglich die
  • Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatenhistorie – von Joh. Georg Meusel, dritte Ausgabe, Leipzig 1800. 8. ,
die zugleich die nöthigsten genealogischen Tabellen enthält, und die besten allgemeinen Schriften und Werke anzeigt.
  • L. L. Spittler's Entwurf der Geschichte der europäischen Staaten, fortgesetzt von Sartorius, 2 Theile. Berlin 1807.

244.

Nun wird es darauf ankommen, welche Theile der übrigen, sonderlich ältern Geschichte, der, welcher nicht aus der Geschichte sein Hauptstudium machen kann, zu seinem |c262| Zweck und für sein Fach am nothwendigsten fände. Die ältere Geschichte, wenigstens einzelne Theile derselben, können für Manchen weit nützlicher und unentbehrlicher, als die meisten Theile der neuern seyn; und sie haben selbst das Glück gehabt, weit pragmatischer bearbeitet zu werden, als manche der letzteren, welche, bei allem Nutzen für den bloß Wißbegierigen, den Staatsmann und Rechtsgelehrten, für andere Leser oft sehr wenig Wissenswürdiges oder Lehrreiches enthalten. Für den, welcher das Studium der Theologie und ihrer einzelnen Theile zu seiner Hauptbeschäftigung macht, wird daher die jüdische und die damit in Verbindung stehende Geschichte anderer Völker, nebst der griechischen und römischen, vorzüglichen Fleiß erfordern. Nun wird es darauf ankommen, welche Theile der übrigen, sonderlich ältern Geschichte, der, welcher nicht aus der Geschichte sein Hauptstudium machen kann, zu seinem |c262| Zweck und für sein Fach am nothwendigsten fände. Die ältere Geschichte, wenigstens einzelne Theile derselben, können für Manchen weit nützlicher und unentbehrlicher, als die meisten Theile der neuern seyn; und sie haben selbst das Glück gehabt, weit pragmatischer bearbeitet zu werden, als manche der letzteren, welche, bei allem Nutzen für den bloß Wißbegierigen, den Staatsmann und Rechtsgelehrten, für andere Leser oft sehr wenig Wissenswürdiges oder Lehrreiches enthalten. Für den, welcher das Studium der Theologie und ihrer einzelnen Theile zu seiner Hauptbeschäftigung macht, wird daher die jüdische und die damit in Verbindung stehende Geschichte anderer Völker, nebst der griechischen und römischen, vorzüglichen Fleiß erfordern.
Anm. Die dazu dienlichen Schriften sind theils schon oben §. 138. genannt worden, theils werden sie bei der exegetisch-historischen Theologie, namentlich Hinsichts der jüdischen Geschichte, genannt werden.

245.

Ein für den Gelehrten besonders unentbehrlicher Theil der Geschichte ist die gelehrte oder Literargeschichte, welche die Schicksale der Wissenschaften und der dazu dienlichen Hülfsmittel vorstellen soll. Fortschritte in einzelnen Wissenschaften, erforderten Fortschritte in der Kultur überhaupt, und in der Art der Kultur insbesondere, welche unter dem Namen der Gelehrsamkeit (§. 3. ) begriffen wird. Diese Fortschritte lassen sich aber nicht deutlich angeben, wenn man nicht diejenigen kennt, welche die meisten oder wichtigsten darin gethan, und sie dadurch bei Andern befördert haben. Insofern daher die Literargeschichte das Schick|c263|sal der Wissenschaften darstellen sollte, muß sie – die Geschichte der Cultur, wenigstens der der Wissenschaften überhaupt, – die Geschichte der einzelnen Wissenschaften, – und die Geschichte der merkwürdigern Gelehrten enthalten.Ein für den Gelehrten besonders unentbehrlicher Theil der Geschichte ist die gelehrte oder Literargeschichte, welche die Schicksale der Wissenschaften und der dazu dienlichen Hülfsmittel vorstellen soll. Fortschritte in einzelnen Wissenschaften, erforderten Fortschritte in der Kultur überhaupt, und in der Art der Kultur insbesondere, welche unter dem Namen der Gelehrsamkeit (§. 3. ) begriffen wird. Diese Fortschritte lassen sich aber nicht deutlich angeben, wenn man nicht diejenigen kennt, welche die meisten oder wichtigsten darin gethan, und sie dadurch bei Andern befördert haben. Insofern daher die Literargeschichte das Schick|c263|sal der Wissenschaften darstellen sollte, muß sie – die Geschichte der Cultur, wenigstens der der Wissenschaften überhaupt, – die Geschichte der einzelnen Wissenschaften, – und die Geschichte der merkwürdigern Gelehrten enthalten.
Anm. Cultur (Ausbildung, Aufklärung) im weitern Verstande, heißt jede Vervollkommnung der Seelenkräfte, sie mag in Erweiterung der Kenntnisse und Neigungen, oder in Verbesserung der Seelenkräfte, durch Berichtigung und Verdeutlichung der Begriffe sowohl, als durch Bestimmung der Neigungen nach deutlicher Erkenntniß, bestehen. Wird diese erlangte Vollkommenheit der Seelenkräfte zur Beförderung der innerlichen oder äußerlichen Glückseligkeit angewendet, so entsteht Cultur im engern Verstande, die also nichts anders ist, als Fertigkeit, unsre Seelenkräfte zur menschlichen (innern oder äußern, wahren oder vermeinten) Glückseligkeit anzuwenden.
Eine Wissenschaft (objective genommen) ist ein zusammenhängender Inbegriff deutlicher Kenntnisse von Gegenständen einer gewissen Art – und, will man sie noch von einer Kunst unterscheiden, so möchte es, bei aller Unbestimmtheit dieses Worts, doch wohl dem gewöhnlichen Sprachgebrauch am gemäßesten seyn, diesen Unterschied der Wissenschaften und Künste darnach zu bestimmen, daß diese sich zunächst mit Befriedigung sämmtlicher Bedürfnisse beschäftigen, jene aber zunächst mit Befriedigung der geistigen (§. 3. ), wenigstens durch solche Dinge, deren Kenntniß nicht auf bloßer Empfindung beruht. – Wissenschaftliche Cultur ist also eine Art der Cultur in weiterm Verstande, und von Cultur der Sitten sowohl als von Volks- oder gewöhnlicher Cultur noch sehr verschieden, ob sie gleich auf beide einen ungemeinen Einfluß haben kann.

|c264| 246.

Zu den Hülfsmitteln, welche zur Kenntniß der Wissenschaften, Künste, und überhaupt nützlicher Sachen, sowohl, als zur mehrern Ausbreitung derselben dienlich sind, gehören theils alle schriftliche Denkmale, vorzüglich Bücher, theils alle Anstalten, welche die bessere Entdeckung und Ausbildung nützlicher Kenntnisse, oder die Erhaltung desjenigen befördern, was bereits entdeckt und ausgebildet worden ist. Der Theil der Literargeschichte, welcher jene Denkmale bekannt macht, heißt die Bücherkenntniß, zuweilen auch in einer besondern Bedeutung Literatur. Zu den erwähnten Anstalten aber gehören Schulen, Universitäten, Akademieen, Bibliotheken, gelehrte Journale u. dergl. Man könnte diesen Theil Geschichte der literarischen Anstalten nennen.Zu den Hülfsmitteln, welche zur Kenntniß der Wissenschaften, Künste, und überhaupt nützlicher Sachen, sowohl, als zur mehrern Ausbreitung derselben dienlich sind, gehören theils alle schriftliche Denkmale, vorzüglich Bücher, theils alle Anstalten, welche die bessere Entdeckung und Ausbildung nützlicher Kenntnisse, oder die Erhaltung desjenigen befördern, was bereits entdeckt und ausgebildet worden ist. Der Theil der Literargeschichte, welcher jene Denkmale bekannt macht, heißt die Bücherkenntniß, zuweilen auch in einer besondern Bedeutung Literatur. Zu den erwähnten Anstalten aber gehören Schulen, Universitäten, Akademieen, Bibliotheken, gelehrte Journale u. dergl. Man könnte diesen Theil Geschichte der literarischen Anstalten nennen.

247.

Alle die Vortheile, welche 1) der Geschichte überhaupt zugeschrieben werden können (§. 218. bis 221. ), kann die Literargeschichte insbesondere in mehr als Einer Art stiften. Sie ist selbst dem Gelehrten, als Gelehrten, wenigstens eben so nützlich, als die meisten übrigen Theile der Historie, namentlich als die bürgerliche Geschichte; weil sie die Art seiner eigenthümlichen Beschäftigungen angeht, ihn mit den ihm nöthigsten Kenntnissen und Hülfsmitteln bekannt macht, ihm die nöthigsten Beispiele darstellt, nach welchen er sich bilden, durch die er ermuntert oder gewarnt werden kann. 2) Es wäre ungereimt für den, der nach immer mehrerer Vollkommenheit strebt, ungerecht gegen Anderer Verdienste, und undankbar gegen die göttliche Vorsehung, wenn man das nicht benutzen wollte, was schon Andere uns |c265| vorgearbeitet haben; am ungereimtesten da, wo bloße Beobachtung, Nachdenken oder Genie uns nicht helfen können, d. i. in Allem was historisch ist. Dieses Vorgearbeitete ist doch in Büchern enthalten, welche uns die Literargeschichte kennen lehrt; und ohne diese Kenntniß weiß man nicht, woran man sich halten soll, wenn man über eine Wissenschaft oder gewisse Gegenstände derselben unterrichtet seyn will. Mündlichen Unterricht in den Wissenschaften kann man wenigstens nicht immer haben, man kann ihn wenigstens, ja man kann selbst erlangte Kenntnisse immer mehr aus Büchern vermehren. Literargeschichte, und besonders Bücherkenntniß, ist das Repertorium für die ganze Gelehrsamkeit; ohne sie bleibt man in Kenntnissen unglaublich zurück.Alle die Vortheile, welche 1) der Geschichte überhaupt zugeschrieben werden können (§. 218. bis 221. ), kann die Literargeschichte insbesondere in mehr als Einer Art stiften. Sie ist selbst dem Gelehrten, als Gelehrten, wenigstens eben so nützlich, als die meisten übrigen Theile der Historie, namentlich als die bürgerliche Geschichte; weil sie die Art seiner eigenthümlichen Beschäftigungen angeht, ihn mit den ihm nöthigsten Kenntnissen und Hülfsmitteln bekannt macht, ihm die nöthigsten Beispiele darstellt, nach welchen er sich bilden, durch die er ermuntert oder gewarnt werden kann. 2) Es wäre ungereimt für den, der nach immer mehrerer Vollkommenheit strebt, ungerecht gegen Anderer Verdienste, und undankbar gegen die göttliche Vorsehung, wenn man das nicht benutzen wollte, was schon Andere uns |c265| vorgearbeitet haben; am ungereimtesten da, wo bloße Beobachtung, Nachdenken oder Genie uns nicht helfen können, d. i. in Allem was historisch ist. Dieses Vorgearbeitete ist doch in Büchern enthalten, welche uns die Literargeschichte kennen lehrt; und ohne diese Kenntniß weiß man nicht, woran man sich halten soll, wenn man über eine Wissenschaft oder gewisse Gegenstände derselben unterrichtet seyn will. Mündlichen Unterricht in den Wissenschaften kann man wenigstens nicht immer haben, man kann ihn wenigstens, ja man kann selbst erlangte Kenntnisse immer mehr aus Büchern vermehren. Literargeschichte, und besonders Bücherkenntniß, ist das Repertorium für die ganze Gelehrsamkeit; ohne sie bleibt man in Kenntnissen unglaublich zurück.

248.

Die Bekanntschaft mit ihr lehrt uns auch 3) den ganzen Umfang der Wissenschaften, wovon immer eine der andern die Hand bietet; sie bringt uns also einen allgemeinen Geschmack und wenigstens Achtung gegen alle Wissenschaften bei, verhindert dadurch nicht nur die so schädliche Pedanterey und Kleinkreisigkeit; sie vermindert auch, indem sie uns mit dem Gehalt und Einfluß der Wissenschaften in einander bekannt macht, die für die Wissenschaften so schädliche Trägheit, welche aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit gegen Alles entsteht, was uns nicht unmittelbar nützlich ist, nebst der unedeln Einschränkung bloß auf die Studien, wovon man seinen Lebensunterhalt zu ziehen hofft. Und wenn dann auch nur 4) die Kenntniß der Literargeschichte das Studieren erleichterte, so wäre dieß schon Gewinnst genug. Es ist doch immer schon lehrreich, auf Anderer Fehltritte und Abwege in den Wissenschaften aufmerksam gemacht zu |c266| werden, und sich neue oder vergebliche Arbeit zu ersparen, Andern gute Methoden, gebrauchte Hülfsmittel, und Zeit und Mühe verkürzende Handgriffe abzulernen; zu sehen, was in einer Wissenschaft bereits geleistet worden, oder noch zurück ist; Zeit zu gewinnen, die man über das Lesen schlechter oder doch nicht der besten Bücher einer Art und über unnöthige Arbeit verliert, und seine Kräfte auf das zu verwenden, worin von Andern noch Nichts oder doch das Geschehene nicht gut genug geleistet worden ist.Die Bekanntschaft mit ihr lehrt uns auch 3) den ganzen Umfang der Wissenschaften, wovon immer eine der andern die Hand bietet; sie bringt uns also einen allgemeinen Geschmack und wenigstens Achtung gegen alle Wissenschaften bei, verhindert dadurch nicht nur die so schädliche Pedanterey und Kleinkreisigkeit; sie vermindert auch, indem sie uns mit dem Gehalt und Einfluß der Wissenschaften in einander bekannt macht, die für die Wissenschaften so schädliche Trägheit, welche aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit gegen Alles entsteht, was uns nicht unmittelbar nützlich ist, nebst der unedeln Einschränkung bloß auf die Studien, wovon man seinen Lebensunterhalt zu ziehen hofft. Und wenn dann auch nur 4) die Kenntniß der Literargeschichte das Studieren erleichterte, so wäre dieß schon Gewinnst genug. Es ist doch immer schon lehrreich, auf Anderer Fehltritte und Abwege in den Wissenschaften aufmerksam gemacht zu |c266| werden, und sich neue oder vergebliche Arbeit zu ersparen, Andern gute Methoden, gebrauchte Hülfsmittel, und Zeit und Mühe verkürzende Handgriffe abzulernen; zu sehen, was in einer Wissenschaft bereits geleistet worden, oder noch zurück ist; Zeit zu gewinnen, die man über das Lesen schlechter oder doch nicht der besten Bücher einer Art und über unnöthige Arbeit verliert, und seine Kräfte auf das zu verwenden, worin von Andern noch Nichts oder doch das Geschehene nicht gut genug geleistet worden ist.

249.

Wenn überdieß 5) einem jeden Gelehrten daran liegen muß, sich nicht selbst verächtlich zu machen, sondern vielmehr Anderer Vertrauen zu gewinnen und zu erhalten, um mit seinen Kenntnissen desto mehr Nutzen zu stiften: so begreift man leicht, wie sehr es unserer Achtung bei Andern schade, wenn man oft nicht einmal die bekanntesten Hülfsmittel der Gelehrsamkeit, oder die besten Schriften einer Art kennt, längst von Andern gemachte Entdeckungen als etwas Neues anstaunt, oder sich ihrer als neuer Erfindungen rühmt: Fehler, die man ohne Kenntniß der Literargeschichte nicht vermeiden kann; wie sehr es hingegen Anderer Vertrauen erwerbe und vermehre, wenn man sich gleich zu helfen, und das, woran es uns noch fehlt, gleich durch Hülfe dessen, was Andere in einer Wissenschaft vorgearbeitet haben, zu ersetzen, oder Rechenschaft zu geben wisse, woran es liegt, und warum es nicht möglich ist, gewisse Lücken in der Erkenntniß auszufüllen. 6) Selbst auf den moralischen Charakter und das Betragen eines Gelehrten ist diese literarische Kenntniß nicht ohne Einfluß. Der allgenugsame Dünkel eingebildeter Selbstdenker und Erfinder, welcher we|c267|nigstens mit darauf beruht, daß man den Umfang menschlicher Kenntnisse, die mannichfaltigen Schwierigkeiten und verunglückten Versuche in gewissen Untersuchungen, und die Verdienste Anderer zu wenig kennt; die Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen Alles, was man nicht selbst versteht; der Parteigeist, der Haß oder Verdacht gegen Alle, die von uns verschieden denken, zumal das schädliche Vorurtheil gegen Alles, was man für Neuerung hält: alles dieses kann schwerlich bei dem aufkommen, oder sich lange erhalten, der genugsame Kenntnisse der Literargeschichte hat; die hingegen Bescheidenheit und Billigkeit, vernünftige Freiheit im Denken, gesetzten Muth und Zufriedenheit bei unsern verkannten Verdiensten oder guten Absichten, und Aufmunterung durch gute Beispiele und durch die wohlthätigen Leitungen der göttlichen Vorsehung, befördern können.Wenn überdieß 5) einem jeden Gelehrten daran liegen muß, sich nicht selbst verächtlich zu machen, sondern vielmehr Anderer Vertrauen zu gewinnen und zu erhalten, um mit seinen Kenntnissen desto mehr Nutzen zu stiften: so begreift man leicht, wie sehr es unserer Achtung bei Andern schade, wenn man oft nicht einmal die bekanntesten Hülfsmittel der Gelehrsamkeit, oder die besten Schriften einer Art kennt, längst von Andern gemachte Entdeckungen als etwas Neues anstaunt, oder sich ihrer als neuer Erfindungen rühmt: Fehler, die man ohne Kenntniß der Literargeschichte nicht vermeiden kann; wie sehr es hingegen Anderer Vertrauen erwerbe und vermehre, wenn man sich gleich zu helfen, und das, woran es uns noch fehlt, gleich durch Hülfe dessen, was Andere in einer Wissenschaft vorgearbeitet haben, zu ersetzen, oder Rechenschaft zu geben wisse, woran es liegt, und warum es nicht möglich ist, gewisse Lücken in der Erkenntniß auszufüllen. 6) Selbst auf den moralischen Charakter und das Betragen eines Gelehrten ist diese literarische Kenntniß nicht ohne Einfluß. Der allgenugsame Dünkel eingebildeter Selbstdenker und Erfinder, welcher we|c267|nigstens mit darauf beruht, daß man den Umfang menschlicher Kenntnisse, die mannichfaltigen Schwierigkeiten und verunglückten Versuche in gewissen Untersuchungen, und die Verdienste Anderer zu wenig kennt; die Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen Alles, was man nicht selbst versteht; der Parteigeist, der Haß oder Verdacht gegen Alle, die von uns verschieden denken, zumal das schädliche Vorurtheil gegen Alles, was man für Neuerung hält: alles dieses kann schwerlich bei dem aufkommen, oder sich lange erhalten, der genugsame Kenntnisse der Literargeschichte hat; die hingegen Bescheidenheit und Billigkeit, vernünftige Freiheit im Denken, gesetzten Muth und Zufriedenheit bei unsern verkannten Verdiensten oder guten Absichten, und Aufmunterung durch gute Beispiele und durch die wohlthätigen Leitungen der göttlichen Vorsehung, befördern können.

250.

Aber Geschichte der Gelehrsamkeit ist nicht Gelehrsamkeit selbst! – Freilich nicht, und wer weiter nichts als jene kennt, der versteht von dieser nicht mehr, als jemand von einem Buch aus dem bloßen Register oder der allgemeinen Anzeige des Inhalts; er kann selbst Vieles in jener nicht recht verstehen oder schätzen, wenn er nicht auch diese kennt. Aber durch diese Anzeige lernt er doch, was er in dem Buche suchen darf, und wenn sie lehrreich genug abgefaßt ist, kann selbst die Uebersicht des Plans und Zusammenhangs für den, der ihn gehörig zu gebrauchen weiß, sehr unterhaltend und nutzbar werden, zumal wenn er der in dem Buche vorgetragenen Sachen schon kundig ist. – Zudem ist die Literargeschichte kein bloßes Register; sie kann so gut, wie jede andere Art der Geschichte, philosophisch und pragma|c268|tisch behandelt, und zum Rang einer Wissenschaft erhoben werden; auch ist nicht abzusehen, warum es mehr Tadel verdienen sollte, wenn jemand ihr vorzüglich seinen Fleiß widmete, als wenn er sich irgend auf eine andere Wissenschaft, auf Sprachen, auf Geschichte, auf Metaphysik u. s. f. vornehmlich legt, falls er dazu vorzügliche Fähigkeit, Neigung und Hülfsmittel hat.Aber Geschichte der Gelehrsamkeit ist nicht Gelehrsamkeit selbst! – Freilich nicht, und wer weiter nichts als jene kennt, der versteht von dieser nicht mehr, als jemand von einem Buch aus dem bloßen Register oder der allgemeinen Anzeige des Inhalts; er kann selbst Vieles in jener nicht recht verstehen oder schätzen, wenn er nicht auch diese kennt. Aber durch diese Anzeige lernt er doch, was er in dem Buche suchen darf, und wenn sie lehrreich genug abgefaßt ist, kann selbst die Uebersicht des Plans und Zusammenhangs für den, der ihn gehörig zu gebrauchen weiß, sehr unterhaltend und nutzbar werden, zumal wenn er der in dem Buche vorgetragenen Sachen schon kundig ist. – Zudem ist die Literargeschichte kein bloßes Register; sie kann so gut, wie jede andere Art der Geschichte, philosophisch und pragma|c268|tisch behandelt, und zum Rang einer Wissenschaft erhoben werden; auch ist nicht abzusehen, warum es mehr Tadel verdienen sollte, wenn jemand ihr vorzüglich seinen Fleiß widmete, als wenn er sich irgend auf eine andere Wissenschaft, auf Sprachen, auf Geschichte, auf Metaphysik u. s. f. vornehmlich legt, falls er dazu vorzügliche Fähigkeit, Neigung und Hülfsmittel hat.
Anm. Man läßt wirklich der Literargeschichte zu wenig Gerechtigkeit widerfahren, und die Ursachen davon lassen sich wohl entdecken. Warum setzt man fast immer den Fall, daß jemand sich bloß auf diese Art von Kenntnissen lege? ein Fall, der bei jeder andern Wissenschaft eben sowohl angenommen werden, und in jeder Pedanten hervorbringen kann. Warum stellt man sich den Literator bloß als Bücher- oder gelehrten Anekdotenkenner, noch dazu als den vor, der nur eine trockene, wenigbedeutende Kenntniß von dem Aeußern der Bücher habe? Sicherlich liegt doch die Schuld bei den Meisten, die sie verachten, in der Unbekanntschaft mit der Literargeschichte, oder der Gewohnheit, was sie nicht, oder zu wenig, verstehen, oder was sie nicht als gemeinnützig erkennen. Dieser immer aus zu eingeschränkter Einsicht und Geschmack herrührende Hang, Alles gering zu schätzen, wovon man keinen unmittelbaren Nutzen sieht; die Liebe zu literarischen Mikrologieen, welche am Ende des vorigen, und in der ersten Hälfte des jetzigen Jahrhunderts sehr gewöhnlich war, und allerdings das Kennen von unzähligen Büchertiteln mit der Bekanntschaft mit ihrem Inhalt fast gleichstellte; und die noch viel zu wenige rechte Bearbeitung der Literargeschichte, die noch selten das Glück gehabt hat, unter so gute Hände, wie manche andere Wissenschaft, zu gerathen, so daß wir selbst bis jetzt mehr Fragmente als etwas nur einigermaßen Ganzes haben, hat wohl auch Verständigere zu unbilligen Urtheilen verleitet, die aber eben mit verursachen, daß dieser Zweig |c269| der Literatur noch nicht zu der Vollkommenheit gediehen ist, deren sich andere Theile der Gelehrsamkeit rühmen können.

251.

Ueberhaupt wird dieser Vorwurf immer mehr von seiner Scheinbarkeit verlieren, je mehr man dahin arbeiten wird, auch diesem Theil der Geschichte diejenigen Eigenschaften zu geben, die oben (§. 222. 225. ) von einer wahrhaft nutzbaren Geschichte erfordert wurden. Die Natur der Literargeschichte erlaubt es eben sowohl; einzelne gemachte Versuche über besondere Stücke derselben beweisen, wie ausführbar es sei; und, wenn es bei manchen besondern Theilen derselben nicht möglich scheint, so liegt die Ursach gewiß in dem Mangel hinlänglicher Nachrichten; eine Schwierigkeit, welche die andern Arten der Geschichte nicht minder drückt, ohne daß man deswegen an der philosophischen und pragmatischen Behandlung derselben verzweifelt hätte.Ueberhaupt wird dieser Vorwurf immer mehr von seiner Scheinbarkeit verlieren, je mehr man dahin arbeiten wird, auch diesem Theil der Geschichte diejenigen Eigenschaften zu geben, die oben (§. 222. 225. ) von einer wahrhaft nutzbaren Geschichte erfordert wurden. Die Natur der Literargeschichte erlaubt es eben sowohl; einzelne gemachte Versuche über besondere Stücke derselben beweisen, wie ausführbar es sei; und, wenn es bei manchen besondern Theilen derselben nicht möglich scheint, so liegt die Ursach gewiß in dem Mangel hinlänglicher Nachrichten; eine Schwierigkeit, welche die andern Arten der Geschichte nicht minder drückt, ohne daß man deswegen an der philosophischen und pragmatischen Behandlung derselben verzweifelt hätte.

252.

Auch die Literargeschichte läßt sich in die allgemeine und besondere eintheilen: beide können entweder synthetisch oder analytisch und chronologisch abgehandelt, beide Methoden auch gewissermaßen vereinigt werden (§. 227. 234. ). Die Haupttheile der besondern gelehrten Geschichte sind vorhin (§. 245. 246. ) erwähnt worden. Die Geschichte der Gelehrten läßt sich, wenn sie im Allgemeinen vorgestellt werden soll, am besten mit der Geschichte der besondern Wissenschaften, so wie die Geschichte der gelehrten Anstalten mit der Geschichte der Wissenschaften überhaupt, verbinden. Die Bücherkenntniß könnte zwar auch mit der Geschichte einzelner Wissenschaften, |c270| in welche die Bücher schlagen, verbunden werden, sofern es darauf ankommt, die fortschreitende Ausbildung einer Wissenschaft durch gewisse Bücher anzugeben. Da aber bei der nützlichen Bücherkenntniß weniger auf diesen Gesichtspunkt als darauf zu sehen ist, welche Schriften, und wie weit sie, und noch jetzt, zur Erlernung einer Wissenschaft vorzüglich brauchbar sind: so ist es besser, sie besonders, getrennt von der Geschichte der Wissenschaften, zu betrachten und zu erwerben.Auch die Literargeschichte läßt sich in die allgemeine und besondere eintheilen: beide können entweder synthetisch oder analytisch und chronologisch abgehandelt, beide Methoden auch gewissermaßen vereinigt werden (§. 227. 234. ). Die Haupttheile der besondern gelehrten Geschichte sind vorhin (§. 245. 246. ) erwähnt worden. Die Geschichte der Gelehrten läßt sich, wenn sie im Allgemeinen vorgestellt werden soll, am besten mit der Geschichte der besondern Wissenschaften, so wie die Geschichte der gelehrten Anstalten mit der Geschichte der Wissenschaften überhaupt, verbinden. Die Bücherkenntniß könnte zwar auch mit der Geschichte einzelner Wissenschaften, |c270| in welche die Bücher schlagen, verbunden werden, sofern es darauf ankommt, die fortschreitende Ausbildung einer Wissenschaft durch gewisse Bücher anzugeben. Da aber bei der nützlichen Bücherkenntniß weniger auf diesen Gesichtspunkt als darauf zu sehen ist, welche Schriften, und wie weit sie, und noch jetzt, zur Erlernung einer Wissenschaft vorzüglich brauchbar sind: so ist es besser, sie besonders, getrennt von der Geschichte der Wissenschaften, zu betrachten und zu erwerben.

253.

Die Erlernung der Wissenschaften selbst bleibt allerdings wichtiger, als die Erlernung ihrer Geschichte und die Kenntniß der zu jener dienlichen Hülfsmittel. Man bedarf überdies dieser letzteren Kenntniß mehr , um sich selbst in einer Wissenschaft weiter fortzuhelfen; sie ist also weniger unentbehrlich , wenn man in der Wissenschaft fremden Unterricht genießen kann. Auch kann die Geschichte einer Wissenschaft nicht recht verstanden, der Werth eines Buchs auch nicht gehörig, wenigstens nach unserm Bedürfniß, geschätzt werden , ehe man nicht der Wissenschaft selbst kundig ist. Daher ist es rathsamer, die Literargeschichte erst alsdann zu studieren, wenn man sich schon mit den Wissenschaften bekannt gemacht hat. Sehr gut wär' es zwar, wenn man schon einigen Begriff von den Wissenschaften, den merkwürdigsten Männern, die sich in jeder hervorgethan haben, und den besten allgemeinern Büchern mitbrächte; man wird sonst manches Historische nicht verstehen, was in den Vortrag der Wissenschaft muß eingeflochten werden, und den Nutzen mancher Lehrsätze, oder ihrer Bestimmungen und Erläuterungen, nicht recht einsehen. Aber dieser Unterricht brauchte nur |c271| ganz allgemein zu seyn, und mehr das eben Genannte als die Geschichte der Gelehrsamkeit und einzelner Wissenschaften zu betreffen. Auch pflegen in den Einleitungen in einzelne Wissenschaften dergleichen Notizen gegeben zu werden.
  • Anm. Synopsis eruditionis universae concinnata a Jo. Henr. Frid. Meinecke. Quedlinb. 1783. 8.
  • Anm. Synopsis eruditionis universae concinnata a Jo. Henr. Frid. Meinecke. Quedlinb. 1783. 8.
Auch gehört dahin die (§. 54. ) angeführte Gesnersche Isagoge .

254.

Es ist sehr zu bedauern, daß wir bei einem so wichtigen Theile der Historie, wie die Literargeschichte ist, noch kein einziges allgemeines Werk haben, das man dem, der den ersten Grund zu ihrer Kenntniß legen will, empfehlen könnte; da Alles, was man hieher Gehöriges hat, entweder fast bloßes Skelet ist, oder diese Geschichte nicht in ihrem ganzen Umfange begreift, oder gar nicht zur guten Uebersicht geordnet, oder voll Fehler und unzuverlässig, wenigstens nicht auf genugsame Untersuchung gegründet ist. Bei diesen Umständen scheinen folgende Rathschläge noch die nützlichsten zu seyn.Es ist sehr zu bedauern, daß wir bei einem so wichtigen Theile der Historie, wie die Literargeschichte ist, noch kein einziges allgemeines Werk haben, das man dem, der den ersten Grund zu ihrer Kenntniß legen will, empfehlen könnte; da Alles, was man hieher Gehöriges hat, entweder fast bloßes Skelet ist, oder diese Geschichte nicht in ihrem ganzen Umfange begreift, oder gar nicht zur guten Uebersicht geordnet, oder voll Fehler und unzuverlässig, wenigstens nicht auf genugsame Untersuchung gegründet ist. Bei diesen Umständen scheinen folgende Rathschläge noch die nützlichsten zu seyn.
Anm. In einem Buche, worin dieses nur angegeben werden darf, wie die Wissenschaften, die in seinen Plan gehören, und wie weit die Hülfsmittel, mit ihnen bekannt zu werden, unter uns vorhanden sind, ist der Ort nicht, Vorschläge über die beste Einrichtung der Handbücher für solche Wissenschaften zu thun. Eher können wir auch keine solche guten Handbücher über die Literargeschichte bekommen, ehe nicht alle einzelne Theile dieser Geschichte für sich gut bearbeitet sind, weil sich unmöglich eine genaue allgemeine Uebersicht des Ganzen geben läßt, wo einzelne Theile noch so sehr im Dunkeln liegen, oder nicht durch die Hände wahrer Kenner der Literatur dieser Theile gegangen sind.

|c272| 255.

Man lege 1) ein gutes Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte zum Grunde, wenn dasselbe zugleich mit die Geschichte der Cultur und der Wissenschaften begreift, in welcher Absicht die oben (§. 235. ) angeführten Gattererschen und Beckischen Schriften unstreitig die besten, oder vielmehr einzig brauchbaren ihrer Art sind. Man kann sich dadurch wenigstens orientiren lernen, und die Sachen besser behalten, wenn man sie an die Weltgeschichte anschließt. Zu eben diesem Zweck – denn ein Mehreres kann man bei einer Art von Kenntnissen, die einen so ungeheuern Umfang haben, wie die literarischen, nicht von den folgenden Büchern erwarten – halte man sich vorerst an ein allgemeineres Lehrbuch, woraus man ohngefähr die Rubriken ersehen kann, unter die sich Alles was hieher, wenigstens im Allgemeinen gehört, ordnen ließe.
Anm. Dahin gehören:
  • Christ. A. Heumanni Conspectus reipublicae literariae, Edit. 8. Hannover. 1791–92., und
  • K. J. Bouginé's Handbuch der allgemeinen Literargeschichte, nach Heumann's Grundriß, 6 Bände. Zürich 1789–1802. Desgleichen die
  • Einleitung in die Geschichte der Kenntnisse, Wissenschaften und schönen Künste, von S. G. Wald, Halle 1784. gr. 8.,
und das
  • Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von J. G. Dahler. Jena 1788. gr. 8.
nach dem Eichhornischen Plan, nur durch zu viel Druck- und Schreibfehler entstellt. Eben diesem Eichhornschen Plan folgt:
  • L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801.
Anm. Dahin gehören:
  • Christ. A. Heumanni Conspectus reipublicae literariae, Edit. 8. Hannover. 1791–92., und
  • K. J. Bouginé's Handbuch der allgemeinen Literargeschichte, nach Heumann's Grundriß, 6 Bände. Zürich 1789–1802. Desgleichen die
  • Einleitung in die Geschichte der Kenntnisse, Wissenschaften und schönen Künste, von S. G. Wald, Halle 1784. gr. 8.,
und das
  • Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von J. G. Dahler. Jena 1788. gr. 8.
nach dem Eichhornischen Plan, nur durch zu viel Druck- und Schreibfehler entstellt. Eben diesem Eichhornschen Plan folgt:
  • L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801.
|c273| Eichhorn selbst aber hat sich durch die
  • Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807.
auch um dieses Fach sehr verdient gemacht.

256.

Nach einem so gelegten Grunde scheint es 3) rathsamer, die besondern Theile der Literargeschichte etwas ausführlicher und genauer zu studieren, ehe man etwas größere allgemeinere Werke zu Rathe zieht. Denn diese letztern, wie wir sie jetzt haben, sind zu sehr compilirt, zu wenig genau, in einzelnen Theilen sich so ungleich, und enthalten so viel Unnützes oder Unausgeführtes, als daß nicht zu besorgen wäre, sie würden auch einen geduldigen und wißbegierigen Leser oft zu sehr ermüden, und ihn hinterher nöthigen, das zu berichtigen, oder mit Mühe wieder zu verlernen, was er daraus geschöpft hat. Man könnte sich also 4) zuvörderst eine allgemeine Uebersicht des Fortgangs der Cultur, besonders der Wissenschaften, erwerben, und sich zugleich etwas an die pragmatische Behandlung dieses Theils der Geschichte gewöhnen; hernach sich 5) eine ähnliche Uebersicht der Geschichte einzelner Wissenschaften zu verschaffen suchen, je nachdem jeder, zu seinem besondern Behuf, sich mit dieser oder jener Wissenschaft mehr bekannt machen will. Nach einem so gelegten Grunde scheint es 3) rathsamer, die besondern Theile der Literargeschichte etwas ausführlicher und genauer zu studieren, ehe man etwas größere allgemeinere Werke zu Rathe zieht. Denn diese letztern, wie wir sie jetzt haben, sind zu sehr compilirt, zu wenig genau, in einzelnen Theilen sich so ungleich, und enthalten so viel Unnützes oder Unausgeführtes, als daß nicht zu besorgen wäre, sie würden auch einen geduldigen und wißbegierigen Leser oft zu sehr ermüden, und ihn hinterher nöthigen, das zu berichtigen, oder mit Mühe wieder zu verlernen, was er daraus geschöpft hat. Man könnte sich also 4) zuvörderst eine allgemeine Uebersicht des Fortgangs der Cultur, besonders der Wissenschaften, erwerben, und sich zugleich etwas an die pragmatische Behandlung dieses Theils der Geschichte gewöhnen; hernach sich 5) eine ähnliche Uebersicht der Geschichte einzelner Wissenschaften zu verschaffen suchen, je nachdem jeder, zu seinem besondern Behuf, sich mit dieser oder jener Wissenschaft mehr bekannt machen will.
Anm. Die allgemeine Culturgeschichte giebt in einer kurzen Uebersicht:
  • G. C. Adelung's Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechts. Leipzig 1783.
so wie eine allgemeine Uebersicht der Geschichte der Wissenschaften:
  • J. G. Meusel's Leitfaden zur Geschichte der Gelehrsamkeit. Leipzig 1799., desgleichen
  • L. D. Wachler's Handbuch der allgemeinen Geschichte der literarischen Cultur, 2 Bände. Marburg 1804.

|c274| 257.

Bei den folgenden Theilen der Literargeschichte ist es 6) ziemlich gleichgültig, welchen man eher als den andern sich bekannt machen soll, obgleich die Bücherkenntniß, selbst in Absicht auf die Erlernung der Wissenschaften, der wichtigste ist.
Anm. Zur Kenntniß des Bücherwesens im Allgemeinen und dessen Geschichte, haben wir kein anderes Buch, welches in gedrängterer Kürze und mit mehrerer Genauigkeit und Vollständigkeit das dahin Gehörige enthielte, als:
  • M. Denis Einleitung in die Bücherkunde, 2 Theile, Bibliographie. Wien 1795. 1796. und
  • Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792.
Anm. Zur Kenntniß des Bücherwesens im Allgemeinen und dessen Geschichte, haben wir kein anderes Buch, welches in gedrängterer Kürze und mit mehrerer Genauigkeit und Vollständigkeit das dahin Gehörige enthielte, als:
  • M. Denis Einleitung in die Bücherkunde, 2 Theile, Bibliographie. Wien 1795. 1796. und
  • Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792.
Außerdem aber, und zur Kenntniß der gelehrten Anstalten überhaupt, dient:
  • Burc. Gotth. Struvii Introductio in notitiam rei literariae, die unter diesem Titel mit den Zusätzen gelehrter Männer zum sechstenmal cura J. C. Fischeri, Frft. et Lips. 1754. in zwei Bänden, gr. 8., und unter dem Titel: Bibliotheca historiae literariae, ganz umgearbeitet von J. Fr. Jugler, Jenae 1754–1763. 3 Tomm. gr. 8.
herausgekommen ist. Diese letztere Ausgabe ist weit vollständiger, und meistens noch genauer; erstere aber enthält doch Verschiedenes, was man in dieser vermißt. Außerdem aber, und zur Kenntniß der gelehrten Anstalten überhaupt, dient:
  • Burc. Gotth. Struvii Introductio in notitiam rei literariae, die unter diesem Titel mit den Zusätzen gelehrter Männer zum sechstenmal cura J. C. Fischeri, Frft. et Lips. 1754. in zwei Bänden, gr. 8., und unter dem Titel: Bibliotheca historiae literariae, ganz umgearbeitet von J. Fr. Jugler, Jenae 1754–1763. 3 Tomm. gr. 8.
herausgekommen ist. Diese letztere Ausgabe ist weit vollständiger, und meistens noch genauer; erstere aber enthält doch Verschiedenes, was man in dieser vermißt.

258.

Das Schwierigste ist, bei der unermeßlichen Menge der Bücher, in solchen Werken die Auswahl. Selbst bei den (§. 257. Anm.) angeführten Werken, wird theils diese, theils die Vollständigkeit vermißt. Ein Schriftsteller, der alle Fächer umfassen will, kann bei Bücherverzeichnissen von mehrern oder allen Theilen der Gelehrsamkeit, schwerlich die strengste Wahl beobachten und zuverlässige Beschreibung geben. |c275| Aber ohne dieses beides können solche Verzeichnisse wenig helfen. Man thut daher besser, sich an Bücher zu halten, welche sich nur auf einzelne Wissenschaften eingeschränkt, und dabei zum wenigsten, nebst zuverlässiger Genauigkeit, eine sorgfältige Wahl des Besten beobachtet haben.
Anm. In Absicht auf die theologischen Wissenschaften ist dieses in meiner
  • Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie, 4te Aufl. Leipzig 1800. 8.,
wenigstens meine Absicht gewesen, wo auch in der Einleitung Regeln zur Beurtheilung der Bücher und die Hülfsmittel zur Erweiterung der, zumal theologischen, Bücherkenntniß angegeben sind. Man kann damit die
  • Predigerbibliothek D. G. Niemeyer, neue Auflage, bearbeitet von A. H. Niemeyer und H. B. Wagnitz, 4 Theile, Halle 1796–1812. gr. 8.
sehr nützlich verbinden. Anm. In Absicht auf die theologischen Wissenschaften ist dieses in meiner
  • Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie, 4te Aufl. Leipzig 1800. 8.,
wenigstens meine Absicht gewesen, wo auch in der Einleitung Regeln zur Beurtheilung der Bücher und die Hülfsmittel zur Erweiterung der, zumal theologischen, Bücherkenntniß angegeben sind. Man kann damit die
  • Predigerbibliothek D. G. Niemeyer, neue Auflage, bearbeitet von A. H. Niemeyer und H. B. Wagnitz, 4 Theile, Halle 1796–1812. gr. 8.
sehr nützlich verbinden.
Den gesammten Zuwachs in Deutschland, liefert seit den Jahren 1750–1810 mit einer musterhaften Ordnung und Genauigkeit,
  • J. S. Ersch Handbuch der deutschen Literatur, 2ter Band, 8te Abtheilung. Leipzig 1811–1816.

259.

Nicht minder interessant und lehrreich ist aber auch die Geschichte der Männer, welche in allen Zeiträumen als Erfinder oder vorzügliche Beförderer der Wissenschaften sich ausgezeichnet haben, zumal wenn man in das Innere ihres Lebens und Wirkens eindringt, und sich nicht bloß mit allgemeinen biographischen Notizen oder den Titeln ihrer Schriften begnügt. An Werken, die dazu Anleitung geben, fehlt es nicht. Die lexicalischen sind freilich meist trocken und für jenen Zweck unbefriedigend.
|c276| Anm. Zur Geschichte der Gelehrten hat ein Anfänger, und selbst zum Theil der Gelehrtere, brauchbare Werke an
  • G. Chr. Hamberger's zuverlässigen Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vom Anfange der Welt bis 1500, Lemgo 1756–64. 4 Theile. gr. 8., woraus
  • Dessen kurze Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vor dem 16ten Jahrhundert, ebendaselbst 1767., 2 Octavbände,
ein verbesserter und vermehrter Auszug sind. Ferner an
  • Christoph. Saxii Onomasticon literarium, Traj. ad Rhen. 1775–1791, 7 Partt. gr. 8.
welches theils von engerm, theils von weiterm Umfang als das Hambergersche ist, da es sich zwar mehr, sonderlich auf humanistische Schriftsteller, einschränkt, aber auch mehr in kleinere Büchernotiz, und selbst bis auf unsere Zeit geht. Eine treffliche synchronistische Uebersicht giebt in diesem Fache (obgleich jetzt nur bis an das 16te Jahrhundert) die
  • Synopsis historiae litterariae, auctore Jerem. Nic. Eyring, Goetting. 1738. und 84. 3 Tomm. 4 min.
|c276| Anm. Zur Geschichte der Gelehrten hat ein Anfänger, und selbst zum Theil der Gelehrtere, brauchbare Werke an
  • G. Chr. Hamberger's zuverlässigen Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vom Anfange der Welt bis 1500, Lemgo 1756–64. 4 Theile. gr. 8., woraus
  • Dessen kurze Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vor dem 16ten Jahrhundert, ebendaselbst 1767., 2 Octavbände,
ein verbesserter und vermehrter Auszug sind. Ferner an
  • Christoph. Saxii Onomasticon literarium, Traj. ad Rhen. 1775–1791, 7 Partt. gr. 8.
welches theils von engerm, theils von weiterm Umfang als das Hambergersche ist, da es sich zwar mehr, sonderlich auf humanistische Schriftsteller, einschränkt, aber auch mehr in kleinere Büchernotiz, und selbst bis auf unsere Zeit geht. Eine treffliche synchronistische Uebersicht giebt in diesem Fache (obgleich jetzt nur bis an das 16te Jahrhundert) die
  • Synopsis historiae litterariae, auctore Jerem. Nic. Eyring, Goetting. 1738. und 84. 3 Tomm. 4 min.
Die Kenntniß anderer in diesen Werken nicht berührten Schriftsteller, kann man aus dem
  • Allgemeinen Gelehrten-Lexicon, herausgegeben von Ch. G. Jöcher, Leipz. 1750 und 51, 4 Theile, gr. 4.
schöpfen, wovon weit bessere (doch noch nicht zur Hälfte vollendete)
  • Fortsetzungen und Ergänzungen zu diesem Lexicon von J. Ch. Adelung, Erster Band, Leipz. 1774, Zweiter Band, 1787. gr. 4.,
erschienen sind. Die Kenntniß anderer in diesen Werken nicht berührten Schriftsteller, kann man aus dem
  • Allgemeinen Gelehrten-Lexicon, herausgegeben von Ch. G. Jöcher, Leipz. 1750 und 51, 4 Theile, gr. 4.
schöpfen, wovon weit bessere (doch noch nicht zur Hälfte vollendete)
  • Fortsetzungen und Ergänzungen zu diesem Lexicon von J. Ch. Adelung, Erster Band, Leipz. 1774, Zweiter Band, 1787. gr. 4.,
erschienen sind.
Eben so verdienstlich ist die von Rotermund unternommene und bereits angefangene Fortsetzung.
Anm. 2. Geistvoller und eben daher lehrreicher als jene Werke, ist freilich das berühmte kritisch-historische Wörterbuch von P. Bayle, aber Vollständigkeit war nicht sein Plan. Sein |c277| Fortsetzer Chaufepied und Marchand haben sich historische Verdienste erworben, seinen Geist aber nicht erreicht.
Anm. 3. Eine gleichsam wiederholende Uebersicht giebt, als synthetisches Werk über die Literargeschichte,
  • D. G. Morhofii Polyhistor, Edit. 4. 2 Vol. 4. Lubec. 1747.
  • J. A. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, 3 Bände. Leipzig 1751–1754.
und die schon oben (§. 256. ) angeführten Handbücher von Bouginé, Meusel und Wachler.

260.

Die übrigen hieher gehörigen Kenntnisse, besonders den steten Zuwachs, welchen die Literargeschichte, und was dahin einschlägt, von Zeit zu Zeit erhalten, muß 8) ein jeder selbst aus einzelnen gelehrten Zeit- und andern Schriften, durch fleißigen Besuch und Durchforschung der Büchersäle und Buchläden, und durch den Umgang mit gelehrten Männern zu ergänzen, zu berichtigen und zu vervollständigen suchen. Diese Mühe würde sehr erleichtert, und die vollständigere Uebersicht befördert werden, wenn man von allen Wissenschaften so vollständige Repertoria hätte, als die Allgemeine Literaturzeitung einige unübertroffene und unübertreffliche Proben geliefert hat.Die übrigen hieher gehörigen Kenntnisse, besonders den steten Zuwachs, welchen die Literargeschichte, und was dahin einschlägt, von Zeit zu Zeit erhalten, muß 8) ein jeder selbst aus einzelnen gelehrten Zeit- und andern Schriften, durch fleißigen Besuch und Durchforschung der Büchersäle und Buchläden, und durch den Umgang mit gelehrten Männern zu ergänzen, zu berichtigen und zu vervollständigen suchen. Diese Mühe würde sehr erleichtert, und die vollständigere Uebersicht befördert werden, wenn man von allen Wissenschaften so vollständige Repertoria hätte, als die Allgemeine Literaturzeitung einige unübertroffene und unübertreffliche Proben geliefert hat.