<div type="chapter" id="chapter_2_2">
  <head><pb edRef="#a" n="385"/>
    <pb edRef="#b" n="100"/>
    <choice>
      <orig><app>
          <lem>Zweyter</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Zweiter</rdg>
        </app> Abschnitt. <lb/>Historische Theologie.</orig>
      <supplied reason="toc-title">Zweyter Abschnitt. <hi>Historische
                                            Theologie</hi></supplied>
      <supplied reason="column-title">II.2. Historische
                                        Theologie</supplied>
    </choice></head>
  <div type="section-group" id="section_2_78-96">
    <div n="78" type="section" id="section_2_78">
      <head><app>
          <lem>78</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">365</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Es ist eine überaus lehrreiche Beschäftigung, dem <app>
          <lem>verschiedenen Gang</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Gange</rdg>
        </app> nachzuforschen, <app>
          <lem>den</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
        </app> die <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion in der Welt, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> so verschiedenen Fähigkeiten, <app>
          <lem>Aufmerksamkeit,</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> Hülfsmitteln, Neigungen, Sitten und Verbindungen der Menschen unter
						einander, genommen hat, man <app>
          <lem>mag die Religion</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">betrachte sie nun</rdg>
        </app> als Erkenntniß Gottes und des Verhältnisses zwischen ihm und den
						Menschen, oder als Dienst desselben, <choice>
          <abbr>d. i.</abbr>
          <expan>das ist</expan>
        </choice> als <app>
          <lem>Betragen ansehn, das</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Verehrung Gottes durch Gesinnungen oder äußere
								Handlungen, die</rdg>
        </app> auf Religion gegründet <app>
          <lem>ist</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sind</rdg>
        </app>. Eine <app>
          <lem>allgemeine <index indexName="subjects-index">
              <term>Geschichte</term>
            </index>Geschichte der Religion müßte –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>allgemeine Geschichte der Religion</hi>
								müßte,</rdg>
        </app> in <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt"><hi>jener</hi></rdg>
        </app> Rücksicht <app>
          <lem>auf die <index indexName="subjects-index">
              <term>Erkenntniß</term>
            </index><hi>Erkenntniß</hi> Gottes,</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> lehren, <pb edRef="#c" n="89"/> was nach und <app>
          <lem>nach,</lem>
          <rdg type="pp" wit="#c">nach und</rdg>
        </app> hie und da, unter den Menschen, in Absicht auf diesen Gegenstand, für
						Wahrheiten oder Irrthümer, Ueberzeugungen, Vorurtheile und <app>
          <lem>Zweifel?</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Zweifel geherrscht,</rdg>
        </app> aus was für Quellen, oder durch welche <app>
          <lem>Veranlassung,</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Veranlassung</rdg>
        </app> sie <app>
          <lem>entsprungen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">entsprungen,</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>wodurch</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>
        <app>
          <lem>befördert,</lem>
          <rdg type="pp" wit="#c">sie befördert</rdg>
        </app> oder <app>
          <lem>vermindert?</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">vermindert sind;</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">und</rdg>
        </app> was für merkwürdige Veränderungen dadurch in der Denkungsart, dem
						Charakter, den Sitten der Menschen und ganzer Völker, selbst in ihren <app>
          <lem>äusserlichen</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">äußerlichen</rdg>
        </app> Einrichtungen und Schicksalen, <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">allmählig</rdg>
        </app> hervorgebracht <app>
          <lem>worden <pb edRef="#a" n="386"/> sind?</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">worden;</rdg>
        </app> – in Rücksicht aber auf den <index indexName="subjects-index">
          <term>Dienst</term>
        </index><hi>Dienst</hi>
        <app>
          <lem>und Verehrung</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">oder die <hi>Verehrung</hi></rdg>
        </app>
        <pb edRef="#b" n="101"/> Gottes, oder <app>
          <lem>den Ausbruch</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">die Wirkungen</rdg>
        </app> dieser Begriffe <app>
          <lem>von Gott und die daraus entstandnen Empfindungen:</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">auf Empfindungen und Handlungen,</rdg>
        </app> wie sich diese <app>
          <lem>Begriffe und</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> Empfindungen <app>
          <lem>geäussert?</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">geäußert,</rdg>
        </app> durch was für Anstalten und Mittel das Wachsthum oder die Abnahme
						religiöser Gesinnungen und Handlungen, auch des <app>
          <lem>äusserlichen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
        </app> Gottesdienstes, befördert <app>
          <lem>worden? welche Begriffe und Empfindungen,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">worden;</rdg>
        </app> und wie sie auf <app>
          <lem>diesen Gottesdienst,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">den äußern Gottesdienst (Cultus) gewirkt,
								und</rdg>
        </app> umgekehrt <app>
          <lem>auch</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>, welche <app>
          <lem>gottesdienstliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gottesdienstlichen</rdg>
        </app> Handlungen auf die <app>
          <lem>Verändrung</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Veränderung</rdg>
        </app> der Erkenntniß Gottes, wie und auf welche Theile <app>
          <lem>derselben,</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">derselben</rdg>
        </app> sie Einfluß gehabt <app>
          <lem>haben.</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">haben?</rdg>
        </app></p>
    </div>
    <div n="79" type="section" id="section_2_79">
      <head><app>
          <lem>79</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">366</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Alle Kenntnisse, welche diese <index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte</term>
        </index>Geschichte der Religion betreffen, rechnet man zur <index indexName="subjects-index">
          <term>historisch</term>
        </index><hi>historischen Theologie</hi>, nach dem weitern Begriff, den man
						dem Namen der Theologie untergelegt hat (§. <app>
          <lem><app>
              <lem><ref target="#section_2_2">2</ref></lem>
              <rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_2">2.</ref></rdg>
            </app> und <app>
              <lem><ref target="#section_2_3">3</ref>);</lem>
              <rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_3">3.</ref>):</rdg>
            </app></lem>
          <rdg type="pp" wit="#a"><ref target="#section_2_2">289.</ref>
            <ref target="#section_2_3">290</ref>),</rdg>
        </app> und so würde dieser Theil der Theologie, als eine Wissenschaft
						betrachtet, nichts anders seyn, als <hi>Geschichte der Religion</hi> in
						ihrem ganzen Umfange <app>
          <lem/>
          <rdg type="pt" wit="#a">(§. <ref target="#section_1_216">219</ref> und
									<ref target="#section_1_217">220</ref>)</rdg>
        </app>, die alle merkwürdigere Veränderungen der Erkenntniß und des Dienstes
						Gottes <app>
          <lem>aller Zeiten</lem>
          <rdg type="pp" wit="#c"><hi>aller Zeiten</hi></rdg>
        </app> und <app>
          <lem>Völker</lem>
          <rdg type="v" wit="#c"><hi>Völker</hi></rdg>
        </app> begreifen müßte. Weil aber diese Wissenschaft von einem
						unübersehlichen Umfang seyn würde, wenn sie <pb edRef="#c" n="90"/> nur <app>
          <lem>einigermaßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
        </app> das leisten sollte, was der Name einer solchen allgemeinen Geschichte <app>
          <lem>verspricht;</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">verspricht,</rdg>
        </app> und uns von den meisten, <pb edRef="#a" n="387"/> wenigstens allen <app>
          <lem>barbarischen,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">barbarischen</rdg>
        </app> Völkern, Jahrtausende <app>
          <lem>hindurch,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">hindurch</rdg>
        </app> die Nachrichten dieser Art entweder ganz fehlen, oder so mangelhaft
						und <pb edRef="#b" n="102"/> unsicher sind, daß sich keine eigentliche
						zusammenhängende Geschichte davon liefern läßt: so schränkt man sich
						gemeiniglich nur auf die Geschichte der in der Bibel enthaltenen Religion
						und der darauf gegründeten Gesellschaften, <choice>
          <abbr>d. i.</abbr>
          <expan>das ist</expan>
        </choice> auf die <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirchengeschichte</term>
        </index>Kirchengeschichte, ein; zumal da es gewöhnlich ist, das Wort
						Theologie vornehmlich und eigentlich von der biblischen zu verstehen.</p>
      <note n="1" place="end"><app>
          <lem><choice>
              <abbr>Anm.</abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
        </app> 1. Diejenigen, welche eine Geschichte der Religionen, auch derer, die
						sich nicht auf die heilige Schrift gründen, zu entwerfen unternommen haben,
						geben doch eigentlich nur eine <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionsgeschichte</term>
        </index>Religionsgeschichte einiger bekannten Völker, die noch dazu sehr
						dürftig und <app>
          <lem>unzuverläßig</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unzuverlässig</rdg>
        </app> ist, wie man sich leicht überzeugen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, wenn man die in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_79_1"/><hi>Anweisung zur Kenntniß der</hi>
        <app>
          <lem><hi>theol.</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>theologischen</hi></rdg>
        </app>
        <hi>Bücher</hi> §. <app>
          <lem>293</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">293.</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>94</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">294.</rdg>
        </app> angeführten <app>
          <lem>Bücher</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Schriften</rdg>
        </app> vergleicht. Alle übrige (daselbst §. 296 <choice>
          <abbr>f.</abbr>
          <expan>folgend</expan>
        </choice>) sind nur, zum Theil <app>
          <lem>vortrefliche, Beyträge</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">vortreffliche, Beiträge</rdg>
        </app> zur <app>
          <lem>Religionsgeschichte besondrer Völker, und der mit so mühsamen Fleiß
								und philosophischen Blick entworfne</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Religionsgeschichte. Selbst der</rdg>
        </app>
        <hi>Grundriß der Geschichte aller Religionen</hi>, von <index indexName="persons-index">
          <term>Meiners, Christoph</term>
        </index><hi>C.</hi>
        <app>
          <lem><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi>
								(Lemgo</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Meiners</persName></hi>,
								Lemgo</rdg>
        </app> 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtm"/>
        <app>
          <lem>8.)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
        </app>, schränkt sich nur auf einige Religionsbegriffe und Gebräuche ein,
						die unter den Menschen am gangbarsten gewesen sind, <app>
          <lem>betrift</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">betrifft</rdg>
        </app> eigentlich nur den religiösen Aberglauben, und läßt sich auf gar
						keine Geschichte der Völker und Gesellschaften ein, so <app>
          <lem>ferne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">fern</rdg>
        </app> sie sich über Religionsbegriffe und davon abhängende Uebungen
						getrennt und unterschieden haben. <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="ptl">{<index indexName="persons-index">
              <term>Lindemann, Johann Gottlieb</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:2sjtn">Lindemann's</persName></hi> Geschichte der Meinungen alter und
								neuer Völker von Gott, in 7 Theilen, 1784–1795.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtq"/> ist zwar
								eine ziemlich reiche, aber zu wenig geordnete und gesichtete
								Sammlung von Materialien. Eine kurze Uebersicht der Religionen der
								wichtigsten Völker findet man in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_79_2"/><hi>meinem</hi> Lehrbuch der Religion für
									<pb edRef="#c" n="91"/> Schulen, 1ste <choice>
              <abbr>Abth.</abbr>
              <expan>Abtheilung</expan>
            </choice>, verglichen mit den erläuternden Anmerkungen. <hi rend="right-aligned"><choice>
                <abbr>A. d. H.</abbr>
                <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
              </choice>}</hi></rdg>
        </app></note>
      <note n="2" place="end"><pb edRef="#a" n="388"/>
        <pb edRef="#b" n="103"/>
        <app>
          <lem><choice>
              <abbr>Anm.</abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
        </app> 2. In einem <hi>engern</hi> Verstande wird <hi>historische
							Theologie</hi> nur von der Geschichte oder dem Fortgang und den
						Veränderungen der verschiedenen Begriffe der Menschen von besondern
						Religionslehren genommen, oder gar <app>
          <lem>nur</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">nur,</rdg>
        </app> theils auf Vorstellungen selbst, theils nur auf die verschiedenen
						Begriffe von den in der Bibel geoffenbarten Lehren eingeschränkt. <app>
          <lem>Am</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">In der</rdg>
        </app>
        <hi>engsten</hi>
        <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">Bedeutung</rdg>
        </app> wird dieses Wort von <app>
          <lem>denenjenigen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">denen</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>gebraucht</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">genommen</rdg>
        </app>, welche darunter die angeblich christlichen Lehren verstehen, sofern
						ihr Beweis, oder doch der Beweis ihres <index indexName="subjects-index">
          <term>Alterthum</term>
        </index>Alterthums in der christlichen Kirche, auf Nachrichten und
						Aussprüchen angesehener Kirchenlehrer, oder auf Decreten der sogenannten
						Kirche darüber, mit <app>
          <lem>einem</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Einem</rdg>
        </app> Wort, auf <app>
          <lem>der</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Tradition</term>
        </index>Tradition beruht.</note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_79_1">
        <label>Anweisung zur Kenntniß der theol. Bücher §. 293 und 94</label>
        <p>Vgl. I § 43.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_79_2">
        <label>meinem Lehrbuch der Religion für Schulen, 1ste Abth.</label>
        <p>Gemeint ist August Hermann Niemeyers häufig aufgelegtes <hi>Lehrbuch für
								die oberen Religionsclassen gelehrter Schulen</hi> (1801; <hi rend="superscript">18</hi>1843). In der ersten Abteilung findet sich
							die historische Behandlung der Religion, die in eine Einleitung in die
							biblischen oder Religionsschriften und die Religionsgeschichte
							zerfällt.</p></note>
    </div>
    <div n="80" type="section" id="section_2_80">
      <head><app>
          <lem>80</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">367</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Die <index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte</term>
        </index>Geschichte der <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Religionen unter den <app>
          <lem>Menschen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Menschen,</rdg>
        </app> verdient es <app>
          <lem>sehr</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">von vielen Seiten</rdg>
        </app>, daß man sie mit aller Sorgfalt studiere. Denn sie ist einer der
						wichtigsten Theile der <app>
          <lem>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
              <term>Menschheit</term>
            </index>Menschheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>Geschichte der Menschheit</hi></rdg>
        </app>, und überall <app>
          <lem>zeiget</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">zeigt</rdg>
        </app> sich der mächtige Einfluß der Religion auf die übrigen Arten der
						menschlichen <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Cultur</term>
            </index>Cultur</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
        </app>. Ueberall, wo man das Christenthum zuerst <app>
          <lem>predigte</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">gepredigt hat</rdg>
        </app>, schmiegte man entweder diesen Unterricht den <app>
          <lem>vorhandnen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">vorhandenen</rdg>
        </app> Religionen an, oder es ging natürlich <app>
          <lem>vieles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Vieles</rdg>
        </app> aus diesen in das Christenthum über, das sich nach <app>
          <lem>diesen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ihnen</rdg>
        </app> in solchen Gegenden <app>
          <lem>bildete; in so fern kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">bildete. Insofern kann</rdg>
        </app> selbst die christliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirchengeschichte</term>
        </index>Kirchengeschichte dieser Kenntniß <app>
          <lem>andrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
        </app> Religionen nicht entbehren. <app>
          <lem>– Ausser</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Außer</rdg>
        </app> den Frag<pb edRef="#b" n="104"/>menten von dieser allgemeinern <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionsgeschichte</term>
        </index>Religionsgeschichte, die sich in der bekannten <index indexName="subjects-index">
          <term>Völkergeschichte</term>
        </index>Völkergeschich<pb edRef="#a" n="389"/>te finden, sind <app>
          <lem>zuverläßige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">zuverlässige</rdg>
        </app> Reisebeschreibungen, <app>
          <lem>so fern</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
        </app> sie sich auch auf Sitten und Verfassungen der Völ<pb edRef="#c" n="92"/>ker <app>
          <lem>eingelaßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">eingelassen</rdg>
        </app> haben, eine unentbehrliche Quelle solcher Kenntnisse.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Ein Verzeichniß der wichtigsten steht hinter <index indexName="persons-index">
          <term>Meiners, Christoph</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi> Grundriß
						der Gesch. aller Rel. (<app>
          <lem><choice>
              <abbr>s.</abbr>
              <expan>siehe</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> §. <app>
          <lem><ref target="#section_2_79">79.</ref></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_79">366.</ref></rdg>
        </app>
        <choice>
          <abbr>Anm.</abbr>
          <expan>Anmerkung</expan>
        </choice>
        <app>
          <lem>1.</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">2.</rdg>
        </app>) und in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_80_1"/><hi>Anweisung zur</hi>
        <app>
          <lem><hi>theol.</hi>
            <app>
              <lem><hi>Bücherkenntn.</hi></lem>
              <rdg wit="#a" type="v"><hi>Bücherk.</hi></rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>theologischen Bücherkenntniß</hi>,</rdg>
        </app> §. 297 <app>
          <lem><choice>
              <abbr>flgg.</abbr>
              <expan>folgende</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><choice>
              <abbr>folg.</abbr>
              <expan>folgend</expan>
            </choice></rdg>
        </app></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_80_1">
        <label>Anweisung zur theol. Bücherkenntn. §. 297 flgg.</label>
        <p>Vgl. I § 43.</p></note>
    </div>
    <div n="81" type="section" id="section_2_81">
      <head><app>
          <lem>81</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">368</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Aus diesen <index indexName="subjects-index">
          <term>Quellen</term>
        </index>Quellen <app>
          <lem>müßte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
        </app> man sich nach und nach <app>
          <lem>einzelne</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
        </app> Nachrichten <app>
          <lem>sammlen</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">zu sammeln</rdg>
        </app>, und sie entweder nach den <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Ländern und Völkern <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
        </app> ordnen, oder nach den merkwürdigsten Lehren, Einrichtungen und
						Gewohnheiten, die nach den besondern <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionsbegriffe</term>
        </index>Religionsbegriffen getroffen, oder angenommen <app>
          <lem>worden.</lem>
          <rdg type="v" wit="#a">worden<supplied>.</supplied></rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>Bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
        </app> der <app>
          <lem>ersten</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">erstern</rdg>
        </app> Methode <app>
          <lem>könnte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> man etwa die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_81_1"/><app>
          <lem>anderwärts schon erwähnte</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">oben §. <ref target="#section_1_235">238</ref>
								erwehnte</rdg>
        </app>
        <index indexName="persons-index">
          <term>Gatterer, Johann Christoph</term>
        </index><app>
          <lem><hi><persName ref="textgrid:24wfq">Gattererische</persName></hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi><persName>Gatterersche</persName></hi></rdg>
        </app> Weltgeschichte, oder die <app>
          <lem>ohngefähr</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ohngefehr</rdg>
        </app> da gemachte Anlage, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der andern <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_81_2"/>den
						eben genannten Abriß von <index indexName="persons-index">
          <term>Meiners, Christoph</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi> zum
						Grunde legen. <app>
          <lem>Man müßte hernach</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Nächstdem muß man</rdg>
        </app>, sowohl nach der auffallenden Aehnlichkeit der Religionen <app>
          <lem>verschiedner</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
        </app> Völker mit einander, als nach den Nachrichten der Geschichte über den
						Ursprung eines Volks aus dem andern, <app>
          <lem>und über</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">oder</rdg>
        </app> den Einfluß des einen aus dem andern, zu entdecken suchen, welche
						Völker, auch in Absicht auf Religion originell sind, oder welche sich nach
						andern gebildet haben, und <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app>
        <pb edRef="#b" n="105"/> dem, was jedes Volk in seiner Religion Eignes hat,
						nach den natürlichen und sittlichen <app>
          <lem>Ursa<pb edRef="#a" n="390"/>chen,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Ursachen</rdg>
        </app> forschen, aus welchen sich dieses Eigene, der Geschichte gemäß,
						erklären läßt. <app>
          <lem>Bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
        </app> Befolgung dieser Regel <app>
          <lem>würden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">werden</rdg>
        </app> auch <app>
          <lem>einzelne</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
        </app> Untersuchungen gelehrter Männer über diese <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionsgeschichte</term>
        </index>Religionsgeschichte mit Nutzen <app>
          <lem>gebraucht</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><choice>
              <sic>vergleichen</sic>
              <corr type="editorial">verglichen</corr>
            </choice></rdg>
        </app> werden können.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><hi>Anm.</hi></rdg>
        </app> Der Versuch über die Religionsgeschichte der ältesten Völker,
						besonders der Egyptier, von <index indexName="persons-index">
          <term>Meiners, Christoph</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Chr. Meiners</persName></hi>, <pb edRef="#c" n="93"/> Göttingen <app>
          <lem>1775,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtz"/> in
								8. kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">1775., 8., kann</rdg>
        </app>, wenigstens einen Theil des Gesagten, deutlicher, und auf die
						Vorsichtigkeit <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> solchen Sammlungen und Untersuchungen aufmerksam machen.</note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_81_1">
        <label>anderwärts schon erwähnte Gattererische Weltgeschichte</label>
        <p>Vgl. I § 235.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_81_2">
        <label>eben genannten Abriß von Meiners</label>
        <p>Vgl. II § 80 bzw. II § 79.</p></note>
    </div>
    <div n="82" type="section" id="section_2_82">
      <head><app>
          <lem>82</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">369</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Unter allen Theilen der <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionsgeschichte</term>
        </index>Religionsgeschichte ist die <hi>Geschichte der christlichen</hi>
        <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Kirche</term>
            </index><hi>Kirche</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Kirche</rdg>
        </app> am bekanntesten, und am meisten bearbeitet. Das Wort <hi>Kirche</hi>
							(<foreign lang="grc">Ἐκκλησία</foreign>), welches in der gewöhnlichen
						Bedeutung nur erst unter Christen aufgekommen ist, und <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> diesen nur von solchen gesagt wird, die der in der heiligen Schrift
						liegenden, oder überhaupt von einer wahren nähern göttlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Offenbarung</term>
        </index>Offenbarung abhängenden Lehre folgen, bezeichnet vornehmlich die
						Christen zusammengenommen, oder den ganzen <app>
          <lem>Inbegrif dererjenigen</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Inbegriff derer</rdg>
        </app>, welche die von <index indexName="persons-index">
          <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
          <term>Jesus Christus</term>
        </index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und seinen
						Aposteln bekannt gemachte Religion für wahr annehmen, und, <app>
          <lem>so fern</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
        </app> man es von einer <app>
          <lem>äusserlichen</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">äußerlichen</rdg>
        </app> Gesellschaft nimmt, alle die zusammengenommen, welche sich zu dieser
						Religion, durch Theilnehmung an den <pb edRef="#b" n="106"/> darauf
						gegründeten <app>
          <lem>äusserlichen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Gottesdienst</term>
        </index>Gottesdienst, bekennen. <hi>Kirchengeschichte</hi>, <app>
          <lem>oder,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">oder</rdg>
        </app> be<pb edRef="#a" n="391"/>stimmter zu reden, <hi>christliche
							Kirchengeschichte</hi>, heißt daher die Erzählung der merkwürdigern
						Veränderungen dieser <app>
          <lem>Gesellschaft,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gesellschaft</rdg>
        </app> im Zusammenhang.</p>
    </div>
    <div n="83" type="section" id="section_2_83">
      <head><app>
          <lem>83</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">370</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Es versteht sich von selbst, daß diese Geschichte nicht bloß auf die
						christliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Gesellschaft</term>
        </index><hi>Gesellschaft</hi> und deren Schicksale eingeschränkt werden
						müsse. <app>
          <lem>Denn, <app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Denn</rdg>
        </app> da sich diese Gesellschaft auf besondere <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionsbegriffe</term>
        </index>Religionsbegriffe gründet, und dadurch sowohl als durch den <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Gottesdienst</term>
            </index>Gottesdienst,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gottesdienst</rdg>
        </app> von andern unterscheidet; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="om"/>
        </app> da diese Begriffe und die darauf beruhenden Gesinnungen durch
						Sprachen und <app>
          <lem>äusserliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
        </app> Handlungen <app>
          <lem>ausgedruckt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ausgedrückt</rdg>
        </app>, diese <pb edRef="#c" n="94"/> durch jene Begriffe und Gesinnungen
						gestimmt werden, und hinwiederum Sprachen und Gebräuche, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> ihrer besondern Modification, einen <app>
          <lem>grossen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">großen</rdg>
        </app> Einfluß in die Bestimmung und Richtung <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">der</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>religiösen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">religiöser</rdg>
        </app> Vorstellungen und Gesinnungen <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußern</rdg>
        </app> (<app>
          <lem>Theil 1.</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> §. <ref target="#section_1_60">60</ref><ref target="#section_1_67">67</ref>); <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="om"/>
        </app> da endlich <app>
          <lem>einzelne</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
        </app> merkwürdigere <app>
          <lem>Personen,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Personen</rdg>
        </app> und ihre Schriften, oder <app>
          <lem>besondre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
        </app> Gesellschaften, durch ihr erlangtes Ansehen, Gelegenheit zu <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Veränderungen in <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Lehrvorstellungen</term>
            </index>Lehrvorstellungen</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">den Ton, in Lehren</rdg>
        </app>, in deren Ausdruck und in gemachten Einrichtungen unter den Christen <app>
          <lem>gegeben</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">angegeben</rdg>
        </app> haben: so muß die christliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirchengeschichte</term>
        </index>Kirchengeschichte nicht bloß die Veränderungen der Kirche, als
						Gesellschaft betrachtet, sondern auch die Beschaffenheit und Geschichte der
						Lehre und des Gottesdienstes, der <pb edRef="#b" n="107"/> Ausdrücke, der
						Einrichtungen und Gebräuche, der <pb edRef="#a" n="392"/> merkwürdigern
						Personen, Schriften und besondern <app>
          <lem>Gesellschaften,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gesellschaften</rdg>
        </app> erzählen, welche jene Veränderungen bewirkt haben.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Die Geschichte der Lehren von <app>
          <lem>Dreyeinigkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Dreieinigkeit</rdg>
        </app> Gottes, <app>
          <lem>Freyheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
        </app> des menschlichen Willens, Erbsünde, Prädestination, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_1"/>Transsubstantiation <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. d. gl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr>u. dergl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></rdg>
        </app> – der <app>
          <lem>verschiednen <index indexName="subjects-index">
              <term>Liturgien</term>
            </index>Liturgien</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Liturgieen</rdg>
        </app>, besonders der römischen, die so eifrig als die Lehre selbst
						ausgebreitet worden, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_2"/>Bilderdienstes, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_3"/>Kindertaufe, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_4"/>Kelchsverweigerung <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem heiligen Abendmahl, – die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_5"/>Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche,
						und der Wörter <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_6"/><foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φύσις</foreign>, fides,
						bona opera, satisfactio <choice>
          <abbr>u. a.</abbr>
          <expan>und andere</expan>
        </choice> – der bischöflichen und übrigen hierarchischen Einrichtung, der
						Concilien und Synoden, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_7"/>Bullen in Coena Domini und Unigenitus, der <app>
          <lem>Kirchenbuße</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Kirchenbusse</rdg>
        </app> und des Beichtwesens – der <app>
          <lem>Gebräuche,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gebräuche</rdg>
        </app> über die sich oft allein <app>
          <lem>einzelne</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzele</rdg>
        </app> Gesellschaften getrennt haben, als über <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_8"/>gesäuertes <app>
          <lem>Brodt bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Brod bei</rdg>
        </app> dem heiligen Abendmahl, über Kindertaufe und Untertauchung oder
						Besprengung – die Geschichte des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_9"/><index indexName="classics-index">
          <term><persName>Athanasius von Alexandrien</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2sjxr">Athanasius</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_10"/><index indexName="classics-index">
          <term><persName>Hieronymus</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2sjxs">Hieronymus</persName>, <app>
          <lem><index indexName="classics-index">
              <term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
            </index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_11"/><index indexName="persons-index">
              <term>Hus, Jan</term>
            </index><persName ref="textgrid:2sjwn">Hussens</persName></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><persName>Augustinus</persName>,
									<persName>Huß</persName></rdg>
        </app>, <index indexName="persons-index">
          <term>Luther, Martin</term>
        </index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName>, <index indexName="persons-index">
          <term>Melanchthon, Philipp</term>
        </index><persName ref="textgrid:24h48">Melanchthons</persName>
        <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. a.</abbr>
              <expan>und andere</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr>u. A.</abbr>
              <expan>und Andere</expan>
            </choice></rdg>
        </app> – der <pb edRef="#c" n="95"/> Schriften des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_12"/><index indexName="classics-index">
          <term><persName>Dionysius Areopagita</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:3c0hn">Dionysius Areopag.</persName>, der
							<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_13"/><app>
          <lem>Vulgate</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Vulgata</rdg>
        </app>, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_14"/>falschen
							<index indexName="persons-index">
          <term>Isidor, s. Pseudo-Isidor</term>
          <term>Pseudo-Isidor</term>
        </index><persName ref="textgrid:2sjzm">Isidorus</persName>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_15"/><app>
          <lem>Weissagungen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Weißagungen</rdg>
        </app> des <app>
          <lem>Abts <index indexName="persons-index">
              <term>Joachim von Fiore</term>
            </index><persName ref="textgrid:2sjzn">Joachim</persName></lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">Abt <persName>Joachims</persName></rdg>
        </app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_16"/>Formulae
						Concordiae <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. d. gl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr>u. dergl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></rdg>
        </app> – der <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Orden <choice>
          <abbr>u. s. f.</abbr>
          <expan>und so ferner</expan>
        </choice>
        <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> hier zum Beweise dienen.</note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_1">
        <label>Transsubstantiation</label>
        <p>D.i. die wesenhafte (d.h. nicht akzidentielle, sondern substantielle) und
							dauerhafte Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi
							während der Eucharistie. Die katholische Lehre von der
							Transsubstantiation (vgl. II § 113) wurde zwar von den Reformatoren
							einvernehmlich abgelehnt, doch kam es zwischen Martin Luther und Ulrich
							Zwingli (1484–1531) auch zu innerreformatorischen Auseinandersetzungen.
							Im sog. ersten Abendmahlsstreit der Reformationszeit (vgl. II § 113)
							hielt Luther an der Realpräsenz Christi im Abendmahl fest, während
							Zwingli die Auffassung eines geistlich-symbolhaften Erinnerungsmahls
							vertrat; in dem in den 1550er Jahren entbrennenden sog. zweiten
							Abendmahlsstreit wurde die Realpräsenz dann mithilfe der Lehre von der
							Ubiquität Christi (vgl. II § 113) begründet. Später wurden Realpräsenz
							und Ubiquität Christi in der <hi>Konkordienformel</hi> (s.u.) gegen das
							katholische und das auf Zwingli (und Calvin) zurückgehende reformierte
							Abendmahlsverständnis festgestellt (Art. 7). Zur Geschichte der
							Abendmahlslehre vgl. insbesondere auch II § 113.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_2">
        <label>Bilderdienstes</label>
        <p>D.i. die Anbetung von Heiligenbildern, insbesondere der Jungfrau Maria.
							Da den Heiligen nach katholischer Vorstellung eine vermittelnde Funktion
							zwischen Gott und Mensch zukommt, können diese als Fürsprecher vor Gott
							angerufen werden. In diesem Zusammenhang steht auch das Reliquienwesen.
							Sowohl der Bilderdienst als auch der Reliquienkult wurden von den
							Reformatoren abgelehnt, auf katholischer Seite jedoch durch das
								<hi>Tridentinum</hi> (vgl. II § 98) bestätigt. Ähnlich dem auf
							protestantischer Seite ausbrechenden Bildersturm der Reformationszeit
							hatte die Frage nach dem rechten Umgang mit Ikonen bereits im sog.
							byzantinischen Bilderstreit (8./9. Jh.) zu ikonoklastischen Unruhen
							geführt (vgl. II § 113). Theologisch besonders bedeutsam ist die auch in
							der <hi>Anweisung</hi> dargelegte Verbindung des Bilderdienstes mit dem
							Abendmahl (vgl. II § 113).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_3">
        <label>Kindertaufe</label>
        <p>Die seit der Alten Kirche (vgl. II § 85) weit verbreitete Praxis der
							Kindertaufe ist im 16. Jh. von radikal-reformatorischen Gruppen
							abgelehnt worden (Täuferbewegung). Trotz ihrer Verurteilung auf dem
							Reichstag zu Speyer (1529) und teils massiven Verfolgungen haben sich
							täuferische Glaubensgemeinschaften (z.B. die Mennoniten) bis heute
							gehalten. Die Frage nach der Kindertaufe wird in protestantischer
							Tradition bis in die Gegenwart hinein diskutiert und ist in
							freikirchlichem Kontext nicht selten zugunsten der Gläubigen- oder
							Erwachsenentaufe entschieden.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_4">
        <label>Kelchsverweigerung bey dem heiligen Abendmahl</label>
        <p>Vor dem Hintergrund der scholastischen (vgl. II § 19) Vorstellung von der
							Konkomitanz (vgl. II § 113) hat sich in der katholischen Kirche eine
							Eucharistiepraxis entwickelt, in der der Priester beim Abendmahl Brot
							und Wein, die Gemeinde jedoch nur das Brot erhält. Laien wird der Kelch
							vorenthalten, das Abendmahl demnach nur unter einerlei Gestalt
								(<hi>communio sub una specie</hi>) dargereicht. Die Position des Jan
							Hus (s.u.), der das Abendmahl unter beiderlei Gestalt (<hi>communio sub
								utraque specie</hi>), d.h. den Kelch auch für Laien, gefordert
							hatte, wurde auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) ausdrücklich
							verboten. Später wurde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zum
							Kennzeichen der reformatorischen Bewegung, das Verbot seitens der
							katholischen Kirche trotz anfänglicher Zugeständnisse auf dem Konzil von
							Trient (1545–1563) erneuert (vgl. § 98). Seit dem Zweiten Vatikanischen
							Konzil (1962–1965) ist die Kelchkommunion jedoch auch in der
							katholischen Kirche wieder erlaubt und sogar angeraten.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_5">
        <label>Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche</label>
        <p>Das allgemeine Zurücktreten des Griechischen zugunsten des Lateinischen
							als römische Verkehrssprache verstärkte sich im Westen durch die Teilung
							des Römischen Reiches nach dem Tod Theodosius' I. im Jahre 395 in
							besonderer Weise. Während im oströmischen Teil das Griechische
							beherrschend blieb, wuchsen im weströmischen Teil <hi>romanitas</hi> und
								<hi>latinitas</hi> immer mehr zusammen. Durch die <hi>Vetus
								Latina</hi> und dann v.a. die Vulgata (s.u.) erhielt die biblische
							Überlieferung eine lateinische Gestalt, Latein wurde zur Sprache des
							Gottesdienstes, der Theologie, des Kirchenrechts, der Bildung und nicht
							zuletzt auch der Mission und blieb es – auch wenn das
							philologiegeschichtliche Urteil teilweise äußerst hart ausfällt – nach
							der als karolingische Renaissance bezeichneten Bildungsreform Karls des
							Großen (747–814) das gesamte Mittelalter hindurch (Scholastik). Während
							etwa mit Jan Hus (s.u.) und dann v.a. mit der Reformation die Bedeutung
							der Nationalsprachen für Gottesdienst und Kirche zunehmend aufgewertet
							wurde, blieb das Lateinische im Zuge des Renaissance-Humanismus
							Gelehrten- und damit auch Theologensprache (vgl. I § 123–128). In der
							römisch-katholischen, lateinischen Kirche spielt das Lateinische bis
							heute eine zentrale Rolle und ist (vgl. <hi>Sacrosanctum Concilium</hi>
							Art. 36) noch immer Sprache der Messe und Amtssprache des
							Vatikanstaats.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_6">
        <label><foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φύσις</foreign>, fides,
							bona opera, satisfactio</label>
        <p>Im Hintergrund stehen die bereits zuvor festgestellten Probleme die
							Sprache betreffend (vgl. I § 61–63). Die dogmatischen Schlüsselbegriffe
								<foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> und <foreign lang="grc">φύσις</foreign>
							(vgl. auch I § 63) sind der vorchristlichen Philosophie entliehen und
							wurden im Rahmen der komplexen, Jahrhunderte dauernden Beschreibung
							christologischer bzw. trinitätstheologischer Zusammenhänge in
							altkirchlicher Zeit uneinheitlich verwendet und ins Lateinische
							übersetzt. Der Begriff <foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>
							beschreibt die Wesensgleichheit der drei Personen der Trinität (Vater,
							Sohn, Heiliger Geist), die ihrerseits mit dem christlich umgeprägten
							Begriff <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> bezeichnet werden.
							Die sich herausbildende christologische Grundformel lautet im
							griechischen Osten <foreign lang="grc">μία οὐσία</foreign>, <foreign lang="grc">τρεῖς ὑποστάσεις</foreign> und im lateinischen Westen
							(Tertullian u.a.) <hi>una substantia, tres personae</hi>. Allerdings
							wurde <foreign lang="grc">οὐσία</foreign>, lange Zeit gleichbedeutend
							mit <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, auch mit
								<hi>essentia</hi>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> in
							wörtlicher Entsprechung mit <hi>substantia</hi> und <hi>persona</hi> mit
								<foreign lang="grc">πρόσωπον</foreign> übersetzt. Die damit
							einhergehenden definitorischen Probleme sind in der Dogmatik des 18.
							Jh.s wohlbekannt. Der Begriff <foreign lang="grc">φύσις</foreign>
							(Natur), zunächst auch synonym für <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> gebraucht, bezeichnet die göttliche und die
							menschliche Natur Christi (Zwei-Naturen-Lehre). Glaube (<hi>fides</hi>)
							und gute Werke (<hi>bona opera</hi>) sind Zentralbegriffe der
							lutherischen Rechtfertigungslehre, nach der der Mensch vor Gott nicht
							durch gute Werke, sondern allein durch den als Gnadengeschenk
							verstandenen Glauben gerecht wird (<hi>sola gratia</hi> bzw. <hi>sola
								fide</hi>). Diese gegen die Vorstellung einer Werkgerechtigkeit
							gerichtete Bestimmung der Rechtfertigung gehört zu den zentralen
							Theologumena des reformatorischen Christentums. Zum Begriff der
								<hi>Genugtuung</hi> (<hi>satisfactio</hi>) vgl. I § 61.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_7">
        <label>Bullen in Coena Domini und Unigenitus</label>
        <p><hi>In Coena Domini</hi> ist eine seit dem ausgehenden Mittelalter
							mehrfach erschienene und ergänzte Bannbulle gegen unterschiedliche
							Häresien und Verstöße gegen die Kirche. Die endgültige Form dieser
							Sammlung fällt in das Pontifikat Urbans VIII. (1623–1644), Clemens XIV.
							(1769–1774) hob die Bulle 1770 auf. Martin Luther, der in <hi>In Coena
								Domini</hi> 1521 namentlich als Ketzer aufgeführt wurde,
							übermittelte unter dem Titel <hi>Bulla coena domini, das ist, die Bulla
								vom Abendfressen des allerheiligsten Herrn, des Papstes</hi> zum
							Jahreswechsel 1521/1522 eine Übersetzung nebst Vorrede und Anmerkungen
							nach Rom (vgl. WA VIII [1889], [688] 691–720). <hi>Unigenitus Dei
								filius</hi>, kurz <hi>Unigenitus</hi>, bezeichnet eine 1713 auf
							Wunsch des französischen Königs von Papst Clemens XI. (1700–1721)
							verfasste Bulle, die sich besonders gegen die <hi>Réflexions morales sur
								le Nouveau Testament</hi> (1671) Pasquier Quesnels (1634–1719) und
							den erstarkenden Jansenismus (vgl. II § 98) richtete. Wohl nicht gemeint
							ist die Bulle <hi>Unigenitus Dei filius</hi> aus dem Jahr 1343, in der
							Papst Clemens VI. (1342–1352) den Sündenablass regelte und die insofern
							eine wichtige Grundlage für den von den Reformatoren bekämpften
							Ablasshandel darstellt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_8">
        <label>gesäuertes Brodt bey dem heiligen Abendmahl</label>
        <p>Hier ist v.a. der sog. Azymenstreit zu nennen, der ein Grund für das
							Große Schisma von 1054 zwischen der römisch-katholischen und den
							orthodoxen Kirchen war. Während sich im Westen ab dem 9. Jh. der
							Übergang zu ungesäuertem Brot (griech. <foreign lang="grc">ἄζυμα</foreign>) vollzog, wird im byzantinischen Ritus bis heute
							gesäuertes Brot verwendet. Im Hintergrund steht die Frage, ob das
							Abendmahl Jesu als Pessachmahl zu verstehen ist. Mit dem auch <hi>Fest
								der ungesäuerten Brote</hi> (Matzen) genannten Pessachfest (vgl. Ex
							12) wird im Judentum an den Auszug der Israeliten aus Ägypten
							erinnert.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_9">
        <label>Athanasius</label>
        <p>Über das Leben des Kirchenvaters und Heiligen Athanasius von Alexandrien
							(gest. 373), auch <hi>der Große</hi> genannt, ist vergleichsweise wenig
							bekannt. Nach koptischer Tradition wurde Athanasius im Alter von 33
							Jahren als Nachfolger Alexanders von Alexandrien (gest. 328), den er als
							Diakon auf die Synode von Nicäa (325) begleitet hatte, Bischof. Sein
							Geburtsjahr ist danach mit 295 anzugeben. Als Bischof und einer der
							Protagonisten des das 4. Jh. dominierenden arianischen Streites (vgl. I
							§ 63) setzte er den Kurs von Nicäa fort und musste in theologisch wie
							politisch unruhigen Zeiten mehrfach ins Exil fliehen. Neben seinen
							antiarianischen Schriften (u.a. die <hi>Orationes contra Arianos</hi>)
							seien die Lebensbeschreibung des Wüstenvaters Antonius (<hi>Vita
								Antonii</hi>), das apologetische Doppelwerk <hi>Contra gentes / De
								incarnatione Verbi</hi> sowie der 39. Festbrief mit der erstmaligen
							Aufzählung der 27 kanonischen Schriften des Neuen Testaments
							hervorgehoben. Neben Gregor von Nazianz (II § 102), Johannes
							Chrysostomus (vgl. II § 104) und Basilius (vgl. II § 115) zählt er zu
							den vier griechischen Kirchenlehrern.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_10">
        <label>Hieronymus</label>
        <p>Der aus einer begüterten Familie stammende Sophronius Eusebius Hieronymus
							(ca. 347–420) verbrachte die ersten Lebensjahrzehnte in
							unterschiedlichen Zentren des Reiches und bekehrte sich bereits früh zum
							monastischen Leben. Dass er in der chalkidischen Wüste in Syrien für
							einige Jahre in einer Mönchsgemeinschaft gelebt habe und später
							päpstlicher Sekretär Damasus' I. (305–384) gewesen sei, wird heute
							angezweifelt, dass er in Rom <hi>spiritus rector</hi> eines asketischen
							Kreises adliger Frauen (Marcella, Paula u.a.) war, gilt hingegen als
							gesichert. Nach Auseinandersetzungen um die Nachfolge Damasus' I.
							verließ Hieronymus gemeinsam mit Paula und deren Tochter Eustochium Rom,
							gründete im Jahre 386 ein Frauen- und ein Männerkloster in Bethlehem und
							stand diesen bis zu seinem Tod vor. In diese Zeit fällt ein großer Teil
							seiner umfangreichen literarischen Tätigkeit. Hieronymus schrieb ein
							hervorragendes Latein, neben asketischen Schriften hatte besonders seine
							v.a. an Origenes orientierte, spiritualistische Bibelauslegung einen
							beträchtlichen Einfluss auf die mittelalterliche Theologie des Westens
							(vgl. II § 115). Von substantieller Bedeutung sind Hieronymus' der
							Vulgata (s.u.) zugrundeliegende Übersetzungen bzw. Revisionen des Alten
							(unter Rückgriff auf den hebräischen Urtext) und Teilen des Neuen
							Testaments. Nicht selten wird Hieronymus als der eigentliche Urheber der
							Vulgata (s.u.) angesprochen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_11">
        <label>Hussens</label>
        <p>Jan Hus (ca. 1370–1415) studierte nach dem Besuch der Artistenfakultät in
							Prag ebenda Theologie und empfing im Jahr 1400 die Priesterweihe. Seit
							1402 ebenda Professor wurde er in unruhigen Zeiten (Wyclifstreit)
							1409–1410 Rektor der Prager Universität. Als der Prager Erzbischof
							zunehmend gegen Anhänger des Oxforder Theologen und Kirchenreformers
							John Wyclif (1326–1384) vorging, für dessen Lehren sich neben Hus etwa
							auch Hieronymus von Prag (1379–1416) begeistert hatte, verschärfte sich
							Hus' Kritik an der verweltlichten Kirche. Seine Exkommunikation 1411
							erfolgte, nachdem er einer Vorladung der Kurie nicht nachgekommen war.
							Da sich Hus auf dem 1414 eröffneten Konzil von Konstanz weigerte, seine
							Lehren zu widerrufen, wurde er hier 1415 als Ketzer verbrannt. Von
							Wyclif übernahm Hus etwa die Lehre von der doppelten Prädestination,
							bestimmend in den Auseinandersetzungen mit dem Hussitismus (vgl. II §
							98) blieb jedoch insbesondere auch die Frage nach der Eucharistie und
							dem Laienkelch (s.o.). Zudem ist Hus als Verfechter des Gebrauchs des
							Tschechischen im Gottesdienst (s.o.) hervorgetreten.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_12">
        <label>Dionysius Areopag.</label>
        <p>Dionysius Areopagita ist das Pseudonym (Pseudo-Dionysius) eines um 500
							lebenden Autors mehrerer theologischer Werke sowie von zehn Briefen, der
							vorgibt, der in Apg 17,34 genannte Dionysius zu sein, der wiederum laut
							Eusebius von Caesarea (vor 264/265–339/340) erster Bischof von Athen
							wurde. Bischof Gregor von Tours (538–594) kennt dagegen einen
							Missionsbischof, der in Paris das Martyrium erlitten haben soll und
							später mit dem Dionysius der Apostelgeschichte gleichgesetzt wurde.
							Hilduin (gest. Mitte des 9. Jh.s) identifizierte diesen Märtyrerbischof
							schließlich mit dem Verfasser der oben genannten Schriften. Bereits in
							der Spätantike und im Mittelalter (Abaelard) kamen Zweifel an der
							Apostelnähe des Autors auf, die dann von den Humanisten Lorenzo Valla
							(1407–1457) und Erasmus von Rotterdam erneut formuliert wurden. Die
							Schriften des Pseudo-Dionysius wurden mehrfach ins Lateinische übersetzt
							und kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin) und haben die christliche
							Theologie und Philosophie des Mittelalters stark beeinflusst.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_13">
        <label>Vulgate</label>
        <p>Mit dem Namen <hi>Vulgata</hi> wird die lateinische Übersetzung der Bibel
							bezeichnet, die sich in der Spätantike gegenüber älteren Übersetzungen
								(<hi>Vetus Latina</hi>) durchsetzen konnte und zur bestimmenden
							Bibelgestalt des Mittelalters wurde. Als Urheber der Vulgata gilt
							Hieronymus (s.o.).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_14">
        <label>falschen Isidorus</label>
        <p>Unter dem Namen eines sonst unbekannten Bischofs Isidorus Mercator ist
							eine Sammlung von ca. 100 Papstbriefen überliefert, die – vielleicht
							auch unter Inanspruchnahme der Autorität Isidors von Sevilla (vgl. II §
							115) – zusammen mit weiteren Sammlungen kirchenrechtlicher Dokumente,
							die ebenfalls unter dem Namen Isidors firmieren, in der ersten Hälfte
							des 17. Jh.s durch David Blondel (vgl. II § 90) als Fälschung erkannt
							wurde (Pseudo-Isidor). Die aus dem 9. Jh. stammenden Dokumente
							imponieren durch einen hohen Grad an Belesenheit und tatsächlicher
							Quellenkenntnis und fanden insbesondere ab dem 11. Jh. Verbreitung.
							Neuerdings wird vermutet, dass es sich bei dem Autor um Radbert von
							Corbie (ca. 790–859) (vgl. II § 110) handelt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_15">
        <label>Weissagungen des Abts Joachim</label>
        <p>Joachim von Fiore (ca. 1132–1202) war auf Wunsch der Eltern zunächst als
							Jurist tätig, wandte sich vermutlich nach einem Bekehrungserlebnis
							jedoch einem mönchischen Leben zu und wurde zum Priester geweiht. Nach
							seinem Eintritt in das Benediktinerkloster Corazzo wurde er hier Prior,
							dann Abt. In den 1190er Jahren gründete Joachim im kalabrischen
							Sila-Gebirge den Florenser-Orden sowie das Kloster <hi>San Giovanni di
								Fiore</hi>. In diese Zeit fallen Visionen und der Abschluss seiner
							drei exegetisch-prophetischen Hauptschriften. Aufgrund seiner
							Prophezeiungen genoss Joachim bei Päpsten und weltlichen Herrschern
							(z.B. Richard I. von England) großes Ansehen, bedeutsam ist dabei sein
							allegorisches Verständnis der Schrift und das in drei trinitarisch
							ausgedeutete <hi>status</hi> gegliederte Geschichtsbild: die
							alttestamentlich-synagogale Zeit des Vaters, die nach eigener Vorhersage
							bis zur Mitte des 13. Jh.s reichende neutestamentlich-klerikale Zeit des
							Sohnes und die sich anschließende mönchische Zeit des Heiligen Geistes,
							die nach vorausgehenden endzeitlichen Kämpfen von der <hi>intelligentia
								spiritualis</hi> durchdrungen sein und ohne die Papstkirche
							auskommen sollte. Joachimitische Vorstellungen fanden schnell
							Verbreitung (etwa bei den franziskanischen Spiritualen) und wirkten bis
							in die Aufklärung (Lessing) und darüber hinaus.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_16">
        <label>Formulae Concordiae</label>
        <p>Die 1577 auf Deutsch erschienene und erst später ins Lateinische
							übersetzte <hi>Konkordienformel</hi> ist die letzte der im
								<hi>Konkordienbuch</hi> (vgl. II § 211) festgehaltenen lutherischen
							Bekenntnisschriften und sollte die innerreformatorischen
							Auseinandersetzungen zwischen den gemäßigteren Philippisten bzw.
							Kryptocalvinisten (vgl. II § 98) und den streng lutherischen
							Gnesiolutheranern beilegen. Gegen das katholische und das auf Zwingli
							(und Calvin) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis wurden
							Realpräsenz und Ubiquität Christi festgestellt (Art. 7). Insgesamt
							verstehen sich die zwölf Artikel der <hi>Konkordienformel</hi> nicht als
							neues Bekenntnis, sondern wiederholen und erklären verschiedene Artikel
							der <hi>Confessio Augustana</hi> (vgl. II § 211). Neben die ausführliche
							Darlegung (<hi>Solida Declaratio</hi>) trat eine Kurzfassung
								(<hi>Epitome</hi>).</p></note>
    </div>
    <div n="84" type="section" id="section_2_84">
      <head><app>
          <lem>84</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">371</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Alles, was <app>
          <lem>im ersten Theil dieses Buchs</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">oben (§. <ref target="#section_1_218">221</ref><ref target="#section_1_221">24</ref>)</rdg>
        </app> von dem <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Nutzen</term>
        </index>Nutzen der <index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte</term>
        </index>Geschichte überhaupt ge<pb edRef="#b" n="108"/>sagt wurde, gilt auch
						von der Religions- und <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirchengeschichte</term>
        </index>Kirchengeschichte <app>
          <lem>insbesondre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
        </app>, und macht dem, der ein <pb edRef="#a" n="393"/> würdiger Lehrer der
						Religion und des Christenthums seyn will, das Studium dieses Theils der
						Geschichte zur ganz besondern Pflicht <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_228">231.</ref>)</rdg>
        </app>: man mag <hi>entweder</hi> auf die <index indexName="subjects-index">
          <term>Bildung</term>
        </index>Bildung seines Charakters, als eines solchen sehen, der die Religion
						lehren und empfehlen soll, auf welche Bildung dieses Studium einen so <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Einfluß hat, <hi>oder</hi> auf die <app>
          <lem>einzelnen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
        </app> Theile der <index indexName="subjects-index">
          <term>Theologie</term>
        </index>Theologie, womit er sich, nach dem ganzen Umfang seines Berufs,
						beschäftigen muß.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Der Nutzen der Kirchengeschichte reicht zwar viel weiter, als hier
						angegeben ist. Kein Christ, der wahre <index indexName="subjects-index">
          <term>Aufklärung</term>
        </index>Aufklärung, der anschauende Ueberzeugung in der Religion sucht, und
						nach erleuchteter Frömmigkeit trachtet, sollte dieses Studium <app>
          <lem>vernachläßigen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">vernachlässigen</rdg>
        </app>, wenn er irgend Gelegenheit und Hülfsmittel dazu haben <app>
          <lem>könnte. Noch</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">könnte; noch</rdg>
        </app> weniger irgend jemand, <app>
          <lem>der,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
        </app> als <app>
          <lem>Obrigkeit</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Obrigkeit,</rdg>
        </app> dereinst, auch durch sein Betragen in Absicht auf die Beförderung und
						Leitung der Religion, vieler Menschen Glück oder Elend befördern <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, weil <app>
          <lem>beydes</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
        </app> so sehr vom Einfluß wahrer oder falscher Religion, von Achtung oder
						Gleichgültigkeit dagegen, von den weisen und unweisen Mitteln, ihren Einfluß
						zu befördern oder zu hindern, abhängt. Und daß <app>
          <lem>verschiedne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
        </app> Wissenschaften, Geschichte <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice>, Staatskunst, Rechtsgelehrsamkeit, vornehmlich die geistliche, das
						Licht der Kirchengeschichte gar nicht entbehren können, bedarf keines
							Bewei<pb edRef="#c" n="96"/>ses. <app>
          <lem>Aber, nach</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Nach</rdg>
        </app> der Absicht dieses <app>
          <lem>Buchs,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Buchs</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>kommt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kömmt</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">indeß</rdg>
        </app> hier nur die Nothwendigkeit <pb edRef="#b" n="109"/> dieses Studiums
						der <app>
          <lem>Kirchengeschichte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Kirchengeschichte,</rdg>
        </app> in Absicht auf den Lehrer der <app>
          <lem>Religion</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Religion,</rdg>
        </app> in Anschlag.</note>
    </div>
    <div n="85" type="section" id="section_2_85">
      <head><pb edRef="#a" n="394"/>
        <app>
          <lem>85</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">372</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Der <app>
          <lem>große</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
        </app> Einfluß einer rechten Kenntniß der <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Kirchengeschichte</term>
            </index>Kirchengeschichte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirchengeschichte</hi></rdg>
        </app> auf die <hi>gründliche Erlernung der theologischen
							Wissenschaften</hi>, zeigt sich in <app>
          <lem>allen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>allen</hi></rdg>
        </app> Theilen der <index indexName="subjects-index">
          <term>Theologie</term>
        </index>Theologie. In <hi>der <index indexName="subjects-index">
            <term>exegetisch</term>
          </index>exegetischen</hi> 1) ganz eigentlich: <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Erklärung <app>
          <lem>dererjenigen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">derjenigen</rdg>
        </app> Stellen <app>
          <lem>neues</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">neuen</rdg>
        </app> Testaments, welche historische Umstände zur Zeit der Apostel
						enthalten, um in dieselbe mehr Licht zu bringen, oder falsches Licht davon
						zu entfernen; zur Kenntniß der Geschichte der neutestamentlichen Bücher; und
						zur Kenntniß mancher merkwürdigen Bücher der ältesten Zeiten, die, wenn sie
						gleich <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_1"/>apokryphisch <app>
          <lem>genennt</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">genannt</rdg>
        </app> werden, doch, wegen der darin liegenden Vorstellungen vieler unter
						den ältesten Christen oder Juden, auch wegen mancher Fragmente der
						historischen Tradition, noch einen reichen <app>
          <lem>Schaz</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Schatz</rdg>
        </app> von historischen Erläuterungen des neuen <app>
          <lem>Testaments,</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Testaments</rdg>
        </app> enthalten, und dazu gebraucht werden können, <app>
          <lem>so bald</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sobald</rdg>
        </app> erst durch Hülfe der genauern Kirchengeschichte die wahre Zeit, wohin
						sie gehören, und andere historische Umstände derselben bestimmt sind. 2) <app>
          <lem>Bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
        </app> der <index indexName="subjects-index">
          <term>Kritik</term>
        </index>Kritik des neuen Testaments, wo ohne genaue Kenntniß der
						Kirchengeschichte nicht einmal die Geschichte des heiligen Textes klar ist,
						so wenig als das <index indexName="subjects-index">
          <term>Alterthum</term>
        </index>Alterthum und der Werth gewisser Lesearten, ohne diese Kenntniß
						beurtheilt werden <app>
          <lem>kan. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note1">*)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kann. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
        </app>
        <pb edRef="#b" n="110"/> 3) Um sich gegen manche sehr schädliche Vorurtheile
						in der eigentlichen Theologie zu verwahren, <app>
          <lem>und</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">um</rdg>
        </app> ihren Ungrund aufzudecken. Denn viele Irrthü<pb edRef="#a" n="395"/>mer in der Theologie, so wie viele Beweise auch richtiger Lehren, beruhen
						auf <app>
          <lem>bloßem Mißverstande</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">blossen Mißverstand</rdg>
        </app> der heiligen Schrift, oder gar <pb edRef="#c" n="97"/> ihrer
						Uebersetzungen, hinter den man ohne diese Kenntniß nicht wohl kommen <app>
          <lem>kan, <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note2">**)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kann, <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
        </app> oder sie gar für apostolische Tradition hält; so wie man sich oft
						nicht gegen gewisse richtigere Erklärungen der heiligen Schrift sträuben
						würde, wenn man ihr Alterthum und den neuern Ursprung falscher <app>
          <lem>herrschenden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">herrschender</rdg>
        </app> Erklärungen <app>
          <lem>kennete. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note3">***)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kennte. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
        </app> Ueberhaupt würde man bald hierin von Irrthümern zurückkommen, wenn
						man die <index indexName="subjects-index">
          <term>Genealogie</term>
        </index>Genealogie und <app>
          <lem>die</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Chronologie</term>
        </index>Chronologie einiger berühmten Erklärungen, die von Hand in Hand
						gegangen sind, fleißiger aus der Kirchengeschichte aufsuchte, und sich aus
						dieser überzeugte, daß die angebliche exegetische <index indexName="subjects-index">
          <term>Tradition</term>
        </index>Tradition und fortgepflanzte sogenannte Erklärung der <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirche</term>
        </index><hi>Kirche</hi> oft anders nichts ist, als <index indexName="subjects-index">
          <term>Privaterklärung</term>
        </index>Privaterklärung eines, oft ohne sein Verdienst, berühmt <app>
          <lem>gewordnen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gewordenen</rdg>
        </app> alten Auslegers, die durch zufällige Umstände gangbar wurde, oder in
						häufig gelesene Commentarien überging, und hernach, ohne <app>
          <lem>weitre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">weitere</rdg>
        </app> Untersuchung, als ausgemachte Wahrheit, von Kirche zu Kirche, und
						Jahrhundert zu <app>
          <lem>Jahrhundert,</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Jahrhundert</rdg>
        </app> nachgesagt wurde, zumal wenn sie gewissen herrschenden Meinungen in
						der Theologie günstig war. <app>
          <lem><ref type="note" target="#noe_2_2_85_note4">****)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_85_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
        </app></p>
      <note n="1" id="noe_2_2_85_note1" place="end"><app>
          <lem>*)</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice> 1)</rdg>
        </app> Wie <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app>
        <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:3:16">1 Timoth. 3,
								16</citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:5:7">1 <app>
              <lem>Joh.</lem>
              <rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
                  <sic>Joh,</sic>
                  <corr type="editorial">Joh.</corr>
                </choice></rdg>
            </app> 5, 7</citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:11">Röm. 8, <app>
              <lem>11.</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">11</rdg>
              <rdg wit="#c" type="v">11,</rdg>
            </app></citedRange></bibl>
        <foreign lang="grc">διὰ τοῦ ἐνοικοῦντος πνεύματος</foreign>, statt
							<foreign lang="grc">διὰ τὸ</foreign>
        <pb edRef="#b" n="111"/>
        <foreign lang="grc">ἐνοικοῦν πνεῦμα</foreign>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:27:49">Matth. 27,
								49.</citedRange></bibl> der Zusatz aus <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:19:34">Joh. 19, <app>
              <lem>34</lem>
              <rdg wit="#c" type="v">34.</rdg>
            </app></citedRange></bibl> in einigen Handschriften.</note>
      <note n="2" id="noe_2_2_85_note2" place="end"><pb edRef="#a" n="396"/>
        <app>
          <lem>**)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
        </app> Wie die Vorstellungen in der lateinischen Kirche von praedestinatio,
						poenitentia, sacramentum; die alten Deutungen von <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Spr:8:22">Sprüchw. 8,
								22.</citedRange></bibl>
        <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:110:3"><app>
              <lem>Psalm.</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">Psalm</rdg>
            </app> 110, 3.</citedRange></bibl>
        <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:16:18">Matth. 16,
								18.</citedRange></bibl>
        <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:16:26">Joh. 16, <app>
              <lem>26.</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">26,</rdg>
            </app></citedRange></bibl> und eine neuere von <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:3:21">Apostelgesch. 3,
								21.</citedRange></bibl></note>
      <note n="3" id="noe_2_2_85_note3" place="end"><app>
          <lem>***)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
        </app> Als <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:12:6">Röm. 12,
								6.</citedRange></bibl>
        <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:2:14">1 Kor. 2,
								14.</citedRange></bibl></note>
      <note n="4" id="noe_2_2_85_note4" place="end"><app>
          <lem>****)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
        </app> Wie viel ist <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_2"/><index indexName="classics-index">
          <term><persName>Origenes</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName> in lateinische
						Ausleger, aus den <app>
          <lem>africanischen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">afrikanischen</rdg>
        </app> Kirchenvätern, sonderlich dem <index indexName="classics-index">
          <term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustinus</persName>, in eben
						dieselbe, aus solchen la<pb edRef="#c" n="98"/>teinischen Auslegern hernach,
						vermittelst des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_3"/><index indexName="classics-index">
          <term><persName>Ambrosiaster</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2skd2">Ambrosiasters</persName>, oder <index indexName="classics-index">
          <term><persName>Hilarius Diaconus</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2skd3">Hilarius Diaconus</persName>, und
						später durch die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_4"/>Glossam <app>
          <lem>ordinarium</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ordinariam</rdg>
        </app>, in alle Exegeten der lateinischen Kirche <app>
          <lem>übergangen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">übergegangen</rdg>
        </app>? Eben so in der griechischen Kirche; <choice>
          <abbr>s.</abbr>
          <expan>siehe</expan>
        </choice>
        <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_5"/><index indexName="persons-index">
          <term>Ernesti, Johann August</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:24h06">Ernesti</persName></hi> Opuscula
						philol. crit. <choice>
          <abbr>p.</abbr>
          <expan>pagina</expan>
        </choice> 317 <choice>
          <abbr>seq.</abbr>
          <expan>sequens</expan>
        </choice></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_1">
        <label>apokryphisch</label>
        <p>Vgl. I § 163.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_2">
        <label>Origenes</label>
        <p>Der bedeutende und literarisch äußerst produktive Theologe Origenes (ca.
							185–254) war zunächst als Grammatiklehrer in seiner Heimatstadt
							Alexandrien tätig. Ob er wie auch Plotin (ca. 205–270) ein Schüler des
							Platonikers Ammonios Sakkas war, wird heute ebenso bezweifelt wie seine
							Selbstentmannung. Bischof Demetrius von Alexandrien (gest. 232), der ihn
							um 217 als Leiter einer Katechetenschule eingesetzt hatte, strengte um
							230 zwei Synoden gegen den mittlerweile in Caesarea zum Presbyter
							ordinierten Origenes an und schloss ihn aus der Gemeinde aus. Origenes
							siedelte daraufhin nach Caesarea über und sammelte auch hier Schüler um
							sich. Origenes starb an den Folgen der im Zusammenhang der decischen
							Verfolgung erlittenen Folter. Aus seinem Werk seien neben der Hexapla
							(vgl. I § 162) das Werk <hi>De principiis</hi> und die Streitschrift
								<hi>Contra Celsum</hi> hervorgehoben. Auf den bereits zu Lebzeiten
							theologisch umstrittenen Origenes (vgl. II § 98) geht die Lehre vom
							mehrfachen (bei ihm noch dreifachen) Schriftsinn zurück (vgl. II § 56),
							trinitätstheologisch sprach er bereits von einem Wesen und drei
							Hypostasen, vertrat jedoch einen dynamischen Subordinatianismus (vgl. I
							§ 63).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_3">
        <label>Ambrosiasters, oder Hilarius Diaconus</label>
        <p>Ambrosiaster ist ein Paulus-Kommentator aus der zweiten Hälfte des 4. Jh.,
							dessen Schriften seit dem Frühmittelalter unter dem Namen des Ambrosius
							von Mailand überliefert sind und weit verbreitet waren. Ob
							der Name <hi>Ambrosiaster</hi> auf die Mauriner (vgl. II § 104) oder
							Erasmus von Rotterdam zurückgeht, der die falsche Zuordnung dieser
							Schriften nachgewiesen hat, ist nicht eindeutig zu klären. Neben seinen
							Kommentaren zum Corpus Paulinum werden Ambrosiaster auch die
							pseudo-augustinischen <hi>Quaestiones Veteris et Novi Testamenti</hi>
							zugeschrieben, die Zuweisung weiterer Schriften wird heute abgelehnt.
							Auffällig ist die theologische und exegetische Eigenständigkeit seines
							Werkes, dessen Kenntnis etwa bei Augustin, Pelagius und Hieronymus
							nachzuweisen ist. Hervorzuheben ist, dass Ambrosiasters Werk ein
							lateinischer Bibeltext zugrunde liegt, der vor der Vulgata anzusetzen
							ist. Der als radikaler Luciferianer in die Kirchengeschichte
							eingegangene Hilarius Diaconus (4. Jh.) begleitete Bischof Lucifer von
							Calaris (gest. 371) als Diakon zur Synode von Mailand (355) und ist als
							unerbittlicher Verfechter des nicänischen Glaubens und Anhänger des
							Athanasius gemeinsam mit Lucifer exiliert worden. Laut Hieronymus
							forderte Hilarius in einer heute verlorenen Schrift die erneute Taufe
							für reuige Arianer, die er als Ketzer für ungültig getauft hielt. Heute
							ist die nicht nur im 18. Jh. weit verbreitete Identifizierung von
							Ambrosiaster und Hilarius Diaconus nicht mehr haltbar.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_4">
        <label>Glossam ordinarium</label>
        <p>Vgl. II § 19. Mit der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> müsste es an
							dieser Stelle <hi>ordinariam</hi> heißen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_5">
        <label>Ernesti Opuscula philol. crit. p. 317 seq.</label>
        <p>In den bereits zuvor (vgl. I § 120) angeführten <hi>Opuscula philologica
								critica</hi> (Leiden 1764) geht Johann August Ernesti in der
							Abhandlung <hi>De Origene, interpretationis librorum SS. grammaticae
								auctore</hi> (aaO 288–323) an benannter Stelle auf den großen
							Einfluss des Origenes ein.</p></note>
    </div>
    <div n="86" type="section" id="section_2_86">
      <head><app>
          <lem>86</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">373</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Die Kirchengeschichte giebt 4) erst die recht anschauliche Ueberzeugung, wie
						sehr die ganze Theologie an ihrer Lauterkeit und wahrhaften <index indexName="subjects-index">
          <term>praktisch</term>
        </index>praktischen <index indexName="subjects-index">
          <term>Brauchbarkeit</term>
        </index>Brauchbarkeit gewonnen oder gelitten habe, je nachdem man die wahren
						Hülfsmittel zur Einsicht des Sinnes der heiligen Schrift recht kannte,
						schätzte und <app>
          <lem>brauchte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gebrauchte</rdg>
        </app>, oder nicht (<app>
          <lem>§. <app>
              <lem><ref target="#section_2_19">19</ref></lem>
              <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_19">19.</ref></rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">§ <ref target="#section_2_19">306</ref></rdg>
        </app>); und, indem sie uns so deutlich zeigt, welchen unsäglichen Schaden
						die Herrschaft des menschlichen Ansehens in der Kirche gestiftet <app>
          <lem>habe:</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">habe,</rdg>
        </app> so macht sie uns die göttlichen Schriften <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">nur</rdg>
        </app> desto <app>
          <lem>werther. <pb edRef="#b" n="112"/> Und</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">werther; und</rdg>
        </app>, weil auch <app>
          <lem>die Menschen</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> über den Sinn dieser göttlichen Belehrungen wieder <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">die Menschen</rdg>
        </app> so verschieden urtheilen, diese Verschiedenheit und Uneinigkeit aber
						immer <app>
          <lem>größer</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
        </app> und unvereinbarer wird, wenn man nicht hierin mit Gewalt und <app>
          <lem>offenbaren</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">offenbarem</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Gewissenszwang</term>
        </index>Ge<pb edRef="#a" n="397"/>wissenszwang eine <app>
          <lem>äußerliche</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">äusserliche</rdg>
        </app> Einigkeit befördern will: so lehrt sie uns sehr einleuchtend die
						Nothwendigkeit fester exegetischer Grundsätze, und des Fleißes, den man auf
						die deutliche <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Ueberzeugung</term>
        </index>Ueberzeugung von dem wahren Sinn der heiligen Schrift und die klare
						Darlegung desselben wenden muß. Und wenn denn auch nur 5) die
						Kirchengeschichte, wie sie es wirklich thut, uns mit der <app>
          <lem>so sehr</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">sosehr</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Denkungsart, <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
        </app> Fähigkeiten, vorzüglichen Hülfsmitteln und Sitten, und den dadurch
						geleiteten mannichfaltigen Vorstellungen und Neigungen der Menschen in so <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><choice>
              <sic>versch edenen</sic>
              <corr type="editorial">verschiedenen</corr>
            </choice></rdg>
        </app> Zeiten und so besondern Lagen, bekannt machte: so könnte sie uns
						wenigstens mehr gewöhnen, uns <pb edRef="#c" n="99"/> in fremde Zeiten und
						Umstände hinein zu denken, welches <app>
          <lem>so sehr viel</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> zur <index indexName="subjects-index">
          <term>Bildung</term>
        </index>Bildung des wahren <index indexName="subjects-index">
          <term>Ausleger</term>
        </index>Auslegers <app>
          <lem>beyträgt</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">so viel beitragen kann</rdg>
        </app>.</p>
    </div>
    <div n="87" type="section" id="section_2_87">
      <head><app>
          <lem>87</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">374</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Noch ausgebreiteter ist der <index indexName="subjects-index">
          <term>Nutzen</term>
        </index>Nutzen dieses Studiums in der <app>
          <lem><hi>eigentlich sogenannten <index indexName="subjects-index">
                <term>Theologie</term>
              </index>Theologie</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">eigentlichen sogenannten Theologie</rdg>
        </app>. – In der <index indexName="subjects-index">
          <term>dogmatisch</term>
        </index><hi>dogmatischen</hi> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_87_1"/><index indexName="subjects-index">
          <term>elenchtisch</term>
        </index><hi>elenchtischen</hi>, so fern 1) diese doppelte Wissenschaft nicht
						bloß die Religionslehren selbst, sondern auch die <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Vorstellungen davon vorlegen soll, ist ja die Geschichte dieser
						Lehren und der <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Begriffe davon, ein Haupttheil der Kirchen<pb edRef="#b" n="113"/>geschichte, der uns die <app>
          <lem>Veranlaßung</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Veranlassung</rdg>
        </app> der <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Vorstellungen, das Interesse <app>
          <lem>dabey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
        </app>, und den Zusammenhang mit andern Lehren und Vorstellungen, zum Theil
						die zu ihrer Unterstützung gebrauchten Gründe, und die eingetretenen
						Umstände <app>
          <lem>lehret</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">lehrt</rdg>
        </app>, welche gewissen Meinungen An<pb edRef="#a" n="398"/>sehen
						verschafft, oder Widerspruch gegen sie veranlaßt haben. 2) Indem sie dieses
						thut, unterrichtet sie uns von dem wahren Sinn <app>
          <lem>dererjenigen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">derer</rdg>
        </app>, die über gewisse Lehren der Religion, über gewisse Vorstellungen
						davon, oder über gewisse davon gebrauchte Ausdrücke <app>
          <lem>verschiedner</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
        </app> Meinung waren. Dadurch wird vielfältiger Mißverstand gehoben, viel
						unnützer Streit <app>
          <lem>und Untersuchung</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> abgeschnitten, und unnöthige, <app>
          <lem>parteyische</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">partheyische</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">parteiische</rdg>
        </app>, oder gar <app>
          <lem>gehäßige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gehässige</rdg>
        </app> Beurtheilung verhütet.</p>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_87_1">
        <label>elenchtischen</label>
        <p><hi>Elenchtisch</hi> wird in der <hi>Anweisung</hi> als Synonym für
								<hi>polemisch</hi> (vgl. II § 93) verwendet (vgl. II §
						186).</p></note>
    </div>
    <div n="88" type="section" id="section_2_88">
      <head><app>
          <lem>88</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">375</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Sie legt 3) zugleich den unsäglichen Schaden vor Augen, den die <index indexName="subjects-index">
          <term>Vermischung</term>
        </index>Vermischung dieser Meinungen über Religionslehren mit diesen
						letztern selbst, der gleiche Werth, den man auf jene, wie auf diese gelegt
						hat, das Bestreben, durch alle, auch unerlaubte Mittel, jene eben so wie
						diese geltend zu machen, gestiftet <app>
          <lem>hat;</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
        </app> und befördert dadurch <pb edRef="#c" n="100"/> nicht nur die <index indexName="subjects-index">
          <term>Billigkeit</term>
        </index>Billigkeit in Beurtheilung <app>
          <lem>verschiedner</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
        </app> Vorstellungen, sondern auch die Vorsichtigkeit, um nicht durch <app>
          <lem>Zweydeutigkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeit</rdg>
        </app>, Unbestimmtheit, Vermengung der Hauptsache mit Nebensachen, und
						unzeitigen Eifer für <app>
          <lem>unsre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
        </app> Meinungen, Gelegenheit zu Zwistigkeiten zu geben, und <pb edRef="#b" n="114"/> der <index indexName="subjects-index">
          <term>Hauptsache</term>
        </index>Hauptsache selbst dadurch zu schaden. Sie allein zeigt 4) wie manche
						Lehren oder Meinungen davon <app>
          <lem>eher gar</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> nicht <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">früher</rdg>
        </app> in Gang gekommen, oder Aufsehen und Widerspruch erregt, als bis
						gewisse <app>
          <lem>äusserliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
        </app> Umstände, <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> Eifersucht oder Herrschsucht angesehener Kirchen und Bischöfe, <pb edRef="#a" n="399"/>
        <app>
          <lem>ausserordentliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">außerordentliche</rdg>
        </app> Achtung gegen einen berühmten Mann <choice>
          <abbr>u. d. gl.</abbr>
          <expan>und dergleichen</expan>
        </choice> dazu gekommen, und diese zufälligen <index indexName="subjects-index">
          <term>Umstände</term>
        </index>Umstände erst die Sache wichtig, oder der weit um sich <app>
          <lem>gegriffne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gegriffene</rdg>
        </app> Streit sie zu einer Quelle <app>
          <lem>großer</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
        </app> Revolutionen gemacht <app>
          <lem>habe,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">habe</rdg>
        </app> (wovon die Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_88_1"/>pelagianischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_88_2"/>nestorianischen, monophysitischen und
						Sacramentstreitigkeiten <choice>
          <abbr>u. d. gl.</abbr>
          <expan>und dergleichen</expan>
        </choice> traurige <app>
          <lem>Beyspiele</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
        </app> liefert); wie daher die Wichtigkeit einer solchen Lehre, Meinung oder <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">eines solchen</rdg>
        </app> Ausdrucks gar nicht, oder lange nicht so sehr in der Natur der Sache
						selbst, und ihrem <app>
          <lem>Zusammenhang</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Zusammenhange</rdg>
        </app> mit den Lehren des eigentlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Christenthum</term>
        </index>Christenthums, und mit <index indexName="subjects-index">
          <term>praktisch</term>
        </index>praktischen <app>
          <lem>Folgen,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Folgen</rdg>
        </app> liege, als vielmehr in gewissen <app>
          <lem>Zufällen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Zufälligkeiten</rdg>
        </app>, welche die Religion gar <app>
          <lem>nicht</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">nichts</rdg>
        </app> angingen.</p>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_88_1">
        <label>pelagianischen</label>
        <p>Im Mittelpunkt des auf den wohl aus Britannien stammenden Laienchristen
							Pelagius (ca. 350–420) und seinen Anhänger Caelestius zurückgehenden
							pelagianischen Streites stehen deren Ablehnung der Erbsündenlehre, nach
							der Adam lediglich ein schlechtes Beispiel gewesen und seine Sünde nicht
							auf seine Nachkommen übergegangen sei, und damit verbunden die die
							Prädestinations- und Gnadenlehre tangierende Möglichkeit des Menschen,
							kraft seines freien Willens selbst für sein Heil zu sorgen. Konkret
							wurden diese Lehrauffassungen etwa im Hinblick auf die Bedeutung der
							Sakramente und der Kindertaufe (vgl. II § 83). Die im Verlauf der
							Auseinandersetzung dann v.a. von Julian von Aeclanum (ca. 385–450)
							gewandt vertretenen pelagianischen Positionen standen der Theologie
							Augustins von Hippo (vgl. II § 113) entgegen, der über Jahrzehnte
							literarisch und kirchenpolitisch gegen den Pelagianismus vorging und
							schließlich auf dem Konzil von Ephesus (431) dessen endgültige
							Verurteilung erreichte. Die Lehren Augustins sollten die
							Kirchengeschichte von nun an maßgeblich prägen, doch kamen v.a. mit
							Cassian (vgl. II § 115) im 5. und 6. Jh. nochmals pelagianisierende
							Ideen auf (Semipelagianismus).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_88_2">
        <label>nestorianischen, monophysitischen und Sacramentstreitigkeiten</label>
        <p>Zum nestorianischen und monophysitischen Streit vgl. I (§ 63). Im
							weiteren Sinne haben sich viele Auseinandersetzungen innerhalb der
							Geschichte der Kirche auch auf das Verständnis der Sakramente und ihre
							Ausgestaltung ausgewirkt (vgl. etwa den pelagianischen [s.o.] oder den
							Azymenstreit [vgl. II § 83]), im engeren Sinne dürften jedoch v.a. die
							mit den Begriffen <hi>Transsubstantiation</hi> und
								<hi>Kelchsverweigerung</hi> (vgl. II § 83) verbundenen
							Auseinandersetzungen um das Sakrament des Abendmahls in der
							Reformationszeit und ihre Vorgeschichte (vgl. II § 113) gemeint
							sein.</p></note>
    </div>
    <div n="89" type="section" id="section_2_89">
      <head><app>
          <lem>89</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">376</rdg>
        </app>.</head>
      <p><app>
          <lem>Wenn</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">So zeigt</rdg>
        </app> denn die Kirchengeschichte einem jeden <app>
          <lem>Unbefangnen so augenscheinlich zeigt, <app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Unbefangenen augenscheinlich,</rdg>
        </app> wie es <app>
          <lem>so gar keine völlige Einigkeit jemals</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">zu keiner Zeit eine <hi>völlige innere
									Einigkeit</hi></rdg>
        </app> in Meinungen gegeben habe, und alle <app>
          <lem>äusserliche völlige Einstimmung</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>äußerliche</hi> Uebereinstimmung,</rdg>
        </app> weder durch öffentliche Religionsgespräche, noch Friedens- oder
						Glaubensformeln, sondern nur durch Zwang oder durch blinden Glauben bewirkt <app>
          <lem>worden; <app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">worden. Sie zeigt,</rdg>
        </app> daß der Triumph gewisser <pb edRef="#b" n="115"/>
        <pb edRef="#c" n="101"/> Meinungen über <app>
          <lem>andre, so</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">andere, höchst</rdg>
        </app> selten durch Ueberzeugung, und gemeiniglich nur durch Anschmiegen an
						Vorurtheile des <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Haufens, oder an eingeführte <index indexName="subjects-index">
          <term>Gewohnheiten</term>
        </index>Gewohnheiten, und noch <app>
          <lem>öfterer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">öfter</rdg>
        </app> durch <app>
          <lem>mehrere</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">größere</rdg>
        </app> Macht und Kühnheit ihrer Vertheidiger, durch <app>
          <lem>Ansehn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>großer</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>Männer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Kirchenlehrer</rdg>
        </app>, oder berühmterer <pb edRef="#a" n="400"/> Kirchen, durch
						geschlossene Verbindungen der Bischöfe, durch <app>
          <lem>Beystand</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beistand</rdg>
        </app> der Fürsten, erfochten worden; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> daß zu Einer Zeit und in Einem Lande das wieder verdammt worden, was
						zu einer andern Zeit und anderwärts als Lehre und Befehl der Kirche, aus
						angeblicher Eingebung des heiligen Geistes, festgesetzt worden war; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> daß Bischöfe, <app>
          <lem>Päbste</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
        </app> und Concilien einander selbst widersprochen, und ihre <app>
          <lem>vorige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">vorigen</rdg>
        </app> Aussprüche wieder zerstört <app>
          <lem>haben; <app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">haben. Sie lehrt,</rdg>
        </app> daß die <app>
          <lem>vorgegebne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">vorgegebene</rdg>
        </app> bessere Einsicht oft bloß durch Einfluß der Höfe und mächtigerer <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Parteyen</term>
            </index>Parteyen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
        </app> gestimmt worden <app>
          <lem>sey; <app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sei;</rdg>
        </app> daß die sogenannte <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Kirche</term>
            </index>Kirche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirche</hi></rdg>
        </app> sich <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">sehr</rdg>
        </app> oft herausgenommen habe, über das Gewissen und die Seligkeit, selbst
						über und <app>
          <lem>wider</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">wieder</rdg>
        </app>
        <index indexName="persons-index">
          <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
          <term>Jesus Christus</term>
        </index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und seiner Apostel <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
        </app> Lehren und Verordnungen, zu entscheiden; <app>
          <lem><app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app> und</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> daß <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">aber</rdg>
        </app>, wenn sich die unterdrückte <app>
          <lem>Partey</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
        </app> nur <app>
          <lem>entschließen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">entschliessen</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>können</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">konnte</rdg>
        </app>, um des Gewissens willen zu leiden, oder <app>
          <lem>zu schweigen, und</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">schweigend durch solche Belehrungen</rdg>
        </app> in der Stille zu wirken, keine Macht je im Stande gewesen <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, den Fortgang der Wahrheit zu <app>
          <lem>verhindern: <app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">verhindern,</rdg>
        </app> so wirkt sie 5) die innigste <index indexName="subjects-index">
          <term>Ueberzeugung</term>
        </index>Ueberzeugung, daß überall kein menschliches Ansehen und kein Ansehen
						der sogenannten Kirche und Tradition eine den Verstand und das Gewissen
						verpflichtende Kraft habe, sondern höchstens ein Vorurtheil errege, das uns
						zur nähern <pb edRef="#b" n="116"/> Untersuchung der Sachen auffordert; <app>
          <lem>das</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">daß</rdg>
          <rdg wit="#c" type="pp">daß vielmehr</rdg>
        </app> schlechterdings <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Untersuchung</term>
        </index>Untersuchung in der Religion nothwendig <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, und <app>
          <lem>eigner</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
        </app> Glaube <app>
          <lem>frey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
        </app> bleibe; und daß man nur Glauben an <app>
          <lem>Gott</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gott,</rdg>
        </app> und Muth, die <index indexName="subjects-index">
          <term>Wahrheit</term>
        </index>Wahrheit zu untersuchen, <pb edRef="#c" n="102"/> und mit Weisheit
						zu bekennen, <app>
          <lem>erhalten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">festhalten</rdg>
        </app> dürfe, um gewiß <pb edRef="#a" n="401"/> zu seyn, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> veränderten Umständen, die in Gottes Hand sind, werde die Wahrheit
						doch durchdringen, und die Ehre des <index indexName="subjects-index">
          <term>Gewissen</term>
        </index>Gewissens gerettet werden. Eine <app>
          <lem>Ueberzeugung, die auch bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">solche Ueberzeugung ist aber, bei</rdg>
        </app> gewissenhafter Untersuchung der Religionslehren und der <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Meinungen darüber, unumgänglich nöthig <app>
          <lem>ist</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>, und <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">kann</rdg>
        </app> die Auffindung der Wahrheit ungemein <app>
          <lem>befördert</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">befördern</rdg>
        </app>.</p>
    </div>
    <div n="90" type="section" id="section_2_90">
      <head><app>
          <lem>90</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">377</rdg>
        </app>.</head>
      <p><app>
          <lem>Und wodurch <app>
              <lem>laßen</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Wodurch lassen</rdg>
        </app> sich <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">aber auch</rdg>
        </app> 6) <index indexName="subjects-index">
          <term>Meinungen</term>
        </index>Meinungen, die man fälschlich für christliche Lehren ausgiebt, und
						die keine andere Gründe <app>
          <lem>für</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">vor</rdg>
        </app> sich haben, als <app>
          <lem>Ansehn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
        </app> der Kirche, überzeugender widerlegen, als wenn man aus der <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Kirchengeschichte</term>
            </index>Kirchengeschichte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirchengeschichte</hi></rdg>
        </app> darthun <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, wie spät ihr <index indexName="subjects-index">
          <term>Ursprung</term>
        </index>Ursprung, und wie wenig die Kirche aller Zeiten darüber einig
						gewesen <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>? Gegen solche <app>
          <lem>Gemeinen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gemeinden</rdg>
        </app>, die ihre <index indexName="subjects-index">
          <term>Unterscheidungslehren</term>
        </index>Unterscheidungslehren <app>
          <lem>auf das Ansehen der ältern <choice>
              <abbr>christl.</abbr>
              <expan>christlich</expan>
            </choice> Kirche</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">darauf</rdg>
        </app> gründen, <app>
          <lem>giebts</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">giebt es</rdg>
        </app> kein wirksameres Mittel zur Widerlegung, als <app>
          <lem>die Kirchengeschichte</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">gerade diese Geschichte</rdg>
        </app>; und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_1"/><app>
          <lem><index indexName="persons-index">
              <term>Casaubon, Isaak</term>
            </index><persName ref="textgrid:252gb">Casaubon's</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_2"/><index indexName="persons-index">
              <term>Saumaise, Claude</term>
            </index><persName ref="textgrid:3c0hp">Saumaisen</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_3"/><index indexName="persons-index">
              <term>Blondel, David</term>
            </index><persName ref="textgrid:3c0hq">Blondel's</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_4"/><index indexName="persons-index">
              <term>Daillé, Jean</term>
            </index><persName ref="textgrid:3c0hr">Daillés</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_5"/><index indexName="persons-index">
              <term>Richer, Edmond</term>
            </index><persName ref="textgrid:3c0hs">Richer's</persName></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Casaubon's</persName>,
										<persName>Saumaisen</persName>,
										<persName>Blondel's</persName>,
									<persName>Daillés</persName>,
								<persName>Richer's</persName></hi></rdg>
        </app> und <app>
          <lem>andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
        </app> gründliche Kenner <app>
          <lem>dieser Geschichte</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">derselben,</rdg>
        </app> haben allezeit mehr ausgerichtet, als die ganze Polemik bloß
						scholastischer Theologen. Wem das Studium der Kirchengeschichte, selbst für
						den <pb edRef="#b" n="117"/>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Volkslehrer</term>
        </index>Volkslehrer, gleichgültig scheint, der muß entweder den immer regen,
						auch in Geheim <app>
          <lem>wirkenden,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">wirkenden</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem><choice>
              <sic>Bekehrunsgeist</sic>
              <corr type="editorial">Bekehrungsgeist</corr>
            </choice></lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Bekehrungsgeist</rdg>
        </app> der römisch-katholischen Kirche und die daher unserer <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Gewissensfreyheit</term>
            </index>Gewissensfreyheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gewissensfreiheit</rdg>
        </app> drohende Gefahr, oder die wirksame Macht religiöser Vorurtheile <pb edRef="#a" n="402"/> und des menschlichen Ansehens auf die Gemüther
						nicht kennen. Eben von <app>
          <lem>beyden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
        </app> giebt die Kirchengeschichte die überzeugendsten Beweise.</p>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_1">
        <label>Casaubon's</label>
        <p>Isaak Casaubon (1559–1614) war ein bedeutender protestantischer Humanist
							und Schüler Bezas, der neben einer Kommentierung des NT (1587) v.a.
							durch die Edition und Annotierung antiker Autoren hervorgetreten ist. In
							kirchenhistorischer Perspektive ist besonders der unter dem Titel
								<hi>Exercitium ad Appendicem Annalium Baronii XVIII</hi> (1614)
							erschienene kritische Kommentar zu den zwölfbändigen <hi>Annales
								ecclesiastici a Christo nato ad annum 1189</hi> (1588–1607) des
							katholischen Theologen und späteren Kardinals Cesare Baronio (Baronius)
							(1538–1607) hervorzuheben. Daneben könnte Nösselt hier auch Casaubons in
							Genf geborenen Sohn Florence Estienne Méric Casaubon (1599–1671) im
							Blick gehabt haben, der früh zu seinem Vater nach England übergesiedelt
							und ebenfalls als Gelehrter aufgefallen war.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_2">
        <label>Saumaisen</label>
        <p>Claude de Saumaise (Claudius Salmasius) (1588–1653) gehört wie Isaak
							Casaubon zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit.
							Auch er beschäftigte sich v.a. mit klassischen Autoren und wurde nach
							dem Studium an der Sorbonne und in Heidelberg, wo er sich zum
							Protestanismus bekannte, und nachdem er Stellen in Italien und England
							ausgeschlagen hatte, 1632 schließlich Nachfolger Scaligers in Leiden.
							Aus seinem umfangreichen und vielseitigen Gesamtwerk sei an dieser
							Stelle die Schrift <hi>De primatu Papae</hi> (1645) hervorgehoben, in
							der er den Primat des Papstes bestritt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_3">
        <label>Blondel's</label>
        <p>David Blondel (1591–1655) zählt zu den wichtigsten reformierten
							Kontroverstheologen und Kirchenhistorikern des 17. Jh.s. Nach dem
							Studium in Sedan und Genf war er zunächst als Prediger in Frankreich
							tätig und trat bereits in dieser Zeit durch akademische Arbeiten hervor.
							1631 wurde er für eine theologische Professur in Saumur vorgeschlagen,
							doch wurde er seitens der Gemeinde und der Nationalsynode nicht
							freigestellt. Zur Erleichterung seiner Studien gestattete man ihm 1644
							jedoch, nach Paris überzusiedeln, und verlieh ihm ein Jahr später den
							Titel eines Honorarprofessors, wodurch er sich nun voll auf die
							akademische Arbeit konzentrieren konnte. 1650 folgte er Gerhard Johannes
							Voss als Professor für Geschichte am Amsterdamer <hi>Athenaeum
								Illustre</hi> nach. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die
								<hi>Modeste déclaration de la sincérité et vérité des églises
								réformées de France, contre les invectives de l'évêque de Luçon et
								autres</hi> (1619), in der die reformierte Lehre gegen den Bischof
							von Luçon, den späteren Kardinal Richelieu, verteidigt wird, sowie der
							die Suprematie des Papstes bestreitende <hi>Traité historique de la
								Primauté en l'Eglise</hi> (1641) (vgl. II § 129). Zudem hat Blondel,
							wie auch Casaubon, Baronios <hi>Annalen</hi> kritisch kommentiert (1675
							bzw. 1679). Bedeutsam ist schließlich auch die Schrift
								<hi>Pseudo-Isidorus et Turrianus vapulantes</hi> (1628), in der
							Blondel die unter dem Namen <hi>Isidor</hi> firmierenden Dekretalen als
							mittelalterliche Fälschung (<hi>falscher</hi> oder
								<hi>Pseudo-Isidor</hi>) überführt hat (vgl. II § 83).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_4">
        <label>Daillés</label>
        <p>Der reformierte Theologe Jean Daillé (Dallaeus) (1594–1670) war zunächst
							Hauslehrer der Enkel des Gouverneurs Duplessis-Mornay, später dessen
							Schlossprediger. Danach übernahm er Predigtstellen in Saumur und
							Charenton bei Paris und wurde schließlich Präsident der letzten
							reformierten Nationalsynode in Loudun (1659). Zudem verfasste er
							zahlreiche Schriften, v.a. zur Alten Kirche. Sein wohl bedeutendstes
							Werk <hi>Traité de l'employ des saints Pères pour le jugement des
								différends qui sont aujourd'hui en la religion</hi> (1632) wurde ins
							Englische (1651; 1675) und ins Lateinische (1655 u.a.) übersetzt. Daillé
							wendet sich hier gegen die Autorität der Kirchenväter, deren Texte
							häufig korrupt und deren Denkweisen inkonsistent seien.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_5">
        <label>Richer's</label>
        <p>Der Theologe Edmond Richer (1559–1631) ist v.a. als herausragender
							Vertreter des Gallikanismus hervorgetreten. Zunächst Hausdiener am
							Collège du Cardinal Lemoine, fiel Richer durch eine hohe Begabung auf
							und konnte über ein Stipendium an der Sorbonne Theologie studieren. Nach
							dem Erwerb des Doktorgrades 1592 wirkte er als hochgeschätzter Prediger
							in Paris. In den Wirren des letzten Hugenottenkrieges legte der zunächst
							der Liga und den Jesuiten zuneigende Richer 1594 jedoch sein Predigtamt
							nieder und schwenkte auf die Seite Heinrichs IV. über. Wenige Jahre
							später trat er als Reformer des akademischen Lehrbetriebs am Collège du
							Cardinal Lemoine und ab 1601 an der Sorbonne hervor, wo er als Höhepunkt
							seiner Universitätslaufbahn schließlich zum Syndikus der Theologischen
							Fakultät gewählt wurde (1608). In der nach der Ermordung Heinrichs IV.
							1610 entbrennenden Auseinandersetzung gab Richer dem radikalen
							Gallikanismus mit dem <hi>Libellus de ecclesiastica et politica
								potestate</hi> (1611), in Übersetzung <hi>De la Puissance
								ecclesiastique et politique</hi> (1612), eine Programmschrift, in
							der er die Emanzipation des französischen Königs vertrat und im Zuge
							dessen den Episkopat und den niederen Klerus aufwertete. Auf Betreiben
							papsttreuer Kreise (der <hi>Libellus</hi> wurde 1613 indiziert) wurde
							Richer daraufhin ins Abseits gestellt, bis er 1629 widerrief. Nach
							seinem Tod wurden Richers Ideen jedoch immer wieder aufgegriffen
							(Jansenismus; Richerismus). Unter den zu seinen Lebzeiten erschienenen
							Schriften sind neben dem <hi>Libellus</hi> auch die <hi>Demonstratio
								libelli de ecclesiastica et politica potestate</hi> (1622) und die
								<hi>Apologia pro Joanne Gersonio</hi> (1606)
						hervorzuheben.</p></note>
    </div>
    <div n="91" type="section" id="section_2_91">
      <head><pb edRef="#c" n="103"/>
        <app>
          <lem>91</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">378</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Mitten in einer solchen Fluth menschlicher Meinungen, unter allen
						Verderbnissen <app>
          <lem>des Christenthums</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">dieser Religion</rdg>
        </app>, und den mannichfaltigen Versuchen, <app>
          <lem>es</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sie</rdg>
        </app> nach menschlicher <app>
          <lem>Willkühr</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Willkür</rdg>
        </app> abzuändern, oder gar zu <app>
          <lem>verdrängen:</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verdrängen,</rdg>
        </app> hat sich denn doch 7) das <app>
          <lem>eigentliche <index indexName="subjects-index">
              <term>Christenthum</term>
            </index>Christenthum selbst</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>eigentliche Christenthum</hi> seinem wahren
								Wesen nach</rdg>
        </app> immer <app>
          <lem>erhalten,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">erhalten</rdg>
        </app> und bewährt <app>
          <lem>befunden</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>. Alle, nicht <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Uebelunterrichteten, Leichtsinnigen und Leichtgläubigen, sondern <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> wahrhaftig <index indexName="subjects-index">
          <term>aufgeklärt</term>
        </index>aufgeklärten und gründlich untersuchenden Köpfen, <app>
          <lem>wirksame</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">wirksamen</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>siegende</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">siegenden</rdg>
        </app> Angriffe auf <app>
          <lem>das sogenannte</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">das, was sie</rdg>
        </app> Christenthum <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">nannten,</rdg>
        </app> haben nie <app>
          <lem>das Christenthum</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">dieses an sich</rdg>
        </app> selbst, sondern nur die falschen Zusätze und Vorstellungen
						zernichtet. Selbst in den verderbtesten Zeiten und Kirchen hat sich das <app>
          <lem>Ansehn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
        </app> der <choice>
          <abbr>heil.</abbr>
          <expan>heilig</expan>
        </choice> Schrift und <index indexName="persons-index">
          <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
          <term>Jesus Christus</term>
        </index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu Christi</persName>, hat sich das
						wahrhaftig allgemein Trostreiche und wahrhaftig Bessernde <app>
          <lem>im Christenthum</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">seiner Lehre</rdg>
        </app> überhaupt erhalten. Diese Ueberzeugung macht <app>
          <lem>das Christenthum</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">dasselbe</rdg>
        </app> und seinen <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">inneren</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Werth</term>
        </index>Werth sehr <app>
          <lem>respectabel</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">achtungswürdig</rdg>
        </app>, und <app>
          <lem><app>
              <lem>dergleichen</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">diese</rdg>
            </app> historische <index indexName="subjects-index">
              <term>Ueberzeugung</term>
            </index>Ueberzeugung gewährt</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">nichts ist so geschickt, sie zu befördern,
								als</rdg>
        </app> das fleißige Studium der <app>
          <lem>christlichen Kirchengeschichte, welches auch</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte. Nicht weniger wird
								dasselbe</rdg>
        </app> 8) zur rechten <pb edRef="#b" n="118"/>
        <app>
          <lem>eignen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
        </app> Ueberzeugung von der wahren Beschaffenheit, <app>
          <lem>Aechtheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
        </app>, Glaubwürdigkeit und <app>
          <lem>wesentlichen</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> Unverdorbenheit der biblischen Bücher <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">im Wesentlichen</rdg>
        </app>, worauf die Ueberzeugung von der Wahrheit und <pb edRef="#a" n="403"/> Verbindlichkeit der daraus geschöpften Lehren mit beruht, <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">eben</rdg>
        </app> sowohl erfordert <app>
          <lem>wird</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>, als zur Beschämung der <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorwürfe</term>
        </index>Vorwürfe gegen <app>
          <lem>das Christenthum</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">diese Religion</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>dessen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">deren</rdg>
        </app> wohlthätige Wirkungen. Denn alle Scheinbarkeit dieser Vorwürfe
						gründet sich lediglich darauf, daß man entweder nur das <app>
          <lem>Gehässige</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Gehäßige</rdg>
        </app> oder die nachtheilige Seite hervorzieht, auf der sich das sogenannte
						Christenthum leider oft genug gezeigt hat, und <app>
          <lem>daß man</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> nicht mit eben dem ehrlichen Fleiß dem Guten nachspürt, welches das
							<pb edRef="#c" n="104"/>
        <app>
          <lem>wahre Christenthum</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">echte</rdg>
        </app>, selbst <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> so <app>
          <lem>mancherley</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">mancherlei unläugbaren</rdg>
        </app> Verderbnissen, gestiftet hat; oder daß man das Christenthum selbst
						nicht von den ihm aufgehängten Zusätzen und Vorstellungen darüber
						unterscheidet; oder daß man das auf die Rechnung <app>
          <lem>des Christenthums</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">desselben</rdg>
        </app> setzt, was <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">doch</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>bloßer</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blosser</rdg>
        </app> Ausbruch <app>
          <lem>der <index indexName="subjects-index">
              <term>Leidenschaft</term>
            </index>Leidenschaft</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">von Leidenschaften</rdg>
        </app> war, die überall, nicht <app>
          <lem>verbunden</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">bloß in Verbindung</rdg>
        </app> mit <app>
          <lem>dem Christenthum allein</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">der Religion</rdg>
        </app>, die menschliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Glückseligkeit</term>
        </index>Glückseligkeit <app>
          <lem>zerstört</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">zerstören</rdg>
        </app>. Eben <app>
          <lem>dieser</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">diesen</rdg>
        </app> Unterschied, der so traurigen und ungerechten Mißverstand veranlaßt,
						und eben jene <app>
          <lem>unleugbar</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unläugbar</rdg>
        </app> heilsamen Einflüsse des Christenthums auf die Glückseligkeit der
						Welt, <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> nur der rechte Fleiß in der Kirchengeschichte klar machen.</p>
    </div>
    <div n="92" type="section" id="section_2_92">
      <head><app>
          <lem>92</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">379</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wenn die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_92_1"/><index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte</term>
        </index>Geschichte überhaupt die beste Schule der Weisheit und Tugend werden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
        </app>, <pb edRef="#b" n="119"/> wo man die Menschen <app>
          <lem>sieht</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">erblickt</rdg>
        </app>, wie sie wirklich sind, und <app>
          <lem>wie sie wirklich</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">was aus ihnen</rdg>
        </app> werden <app>
          <lem>können,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">könne;</rdg>
        </app> wo man sie unter und nach ihren jedesmaligen besondern Umständen <pb edRef="#a" n="404"/> handeln sieht, wo man sich von dem Werth und
						Einfluß ihrer moralischen Grundsätze und Gesinnungen in das <app>
          <lem>Verhalten</lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
              <sic>Verhalcen</sic>
              <corr type="editorial">Verhalten</corr>
            </choice></rdg>
        </app> und in die <index indexName="subjects-index">
          <term>Glückseligkeit</term>
        </index>Glückseligkeit der Gesellschaft überzeugen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>: so gewährt die Kirchengeschichte <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">ganz</rdg>
        </app> vorzüglich <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
        </app> diesen <index indexName="subjects-index">
          <term>Nutzen</term>
        </index>Nutzen, <app>
          <lem><hi>theils</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
        </app>, weil sie, ihrer Natur nach, <app>
          <lem>mehr Auftritte</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">so vieles</rdg>
        </app> enthält, <app>
          <lem>wo</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
        </app> sich die Menschen in ihrem eigentlich sittlichen <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">Charakter und</rdg>
        </app> Verhalten zeigen, <app>
          <lem><hi>theils</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
        </app>, weil sich <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">gerade</rdg>
        </app> da die besondern Wirkungen wahrer und falscher <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Vorstellungen</term>
            </index><choice>
              <sic>Vorstellungtn</sic>
              <corr type="editorial">Vorstellungen</corr>
            </choice></lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Vorstellungen</rdg>
        </app> in der <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion und des rechten und unrechten Gebrauchs offenbaren, den man
						von ihr <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem sittlichen Betragen macht. <app>
          <lem>Sie</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Auf der einen Seite</rdg>
        </app> stellt <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">sie</rdg>
        </app> uns <app>
          <lem>Beyspiele</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
        </app> von <app>
          <lem><choice>
              <sic>religöser</sic>
              <corr type="editorial">religiöser</corr>
            </choice></lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a #c">religiöser</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>Schwärmerey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
        </app> und Aberglauben, von Leidenschaften unter der <app>
          <lem>Masque</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Larve</rdg>
        </app> der Religion, von Irreligiosität und höchstem <app>
          <lem>Sittenverderbniß auf einer, und</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Sittenverderbniß,</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>auf <pb edRef="#c" n="105"/> der <app>
              <lem>andern Seite,</lem>
              <rdg wit="#c" type="pp">andern, nicht weniger Beispiele</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> von erleuchteter, reiner Frömmigkeit, von der Macht der Religion über
						die Schwäche des Herzens, und über die Stärke der Leidenschaften, in <app>
          <lem>mancherley</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
        </app> Lagen und Gestalten <app>
          <lem>vor;</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">vor,</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">auf;</rdg>
        </app> und einem aufmerksamen Beobachter, der zugleich das von den
						wirklichen Handlungen und ihren durchschimmernden Triebfedern zu scheiden
						versteht, was <app>
          <lem>Parteylichkeit</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Partheylichkeit</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">Parteilichkeit</rdg>
        </app> Gutes oder Böses <app>
          <lem>hinzu gedichtet</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">hinzugedichtet</rdg>
        </app> hat, <app>
          <lem>einem solchen kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kann</rdg>
        </app> es selten schwer fallen, zu entdecken, woraus <app>
          <lem>beyderley</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
        </app> Arten von Handlungen entsprungen sind, wodurch sie Nahrung bekommen,
						was für wohlthätige oder schädliche Wirkungen sie hervorgebracht haben. Wie
						viel Gewinn <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
        </app> also die <pb edRef="#b" n="120"/>
        <hi>christliche <index indexName="subjects-index">
            <term>Sittenlehre</term>
          </index>Sittenlehre</hi> aus der Kirchengeschichte <app>
          <lem>ziehn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ziehen</rdg>
        </app>, da diese Geschichte so viele Belege enthält, die den Inhalt dieser
						Sittenlehre bewähren, an<pb edRef="#a" n="405"/>schaulich darstellen, und
						eine so reiche Quelle feiner Beobachtungen über das menschliche Herz oder
						genauerer Bestimmungen der Sittenlehre eröffnen!</p>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_92_1">
        <label>Geschichte […] die beste Schule der Weisheit und Tugend</label>
        <p>Wie etwa die <hi>Beyspiele der Weisheit und Tugend aus der
								Geschichte</hi> (1777/1780) Jakob Friedrich Feddersens (1736–1788)
							zeigen, ist die pragmatische (vgl. I § 225) Auffassung,
								<hi>Geschichte</hi> sei eine Schule der Weisheit und Tugend,
							durchaus gängig und hat zu einschlägigen Sammlungen geführt. In seinem
							über die Auflagen hinweg auch unter anderen Titeln erschienenen
								<hi>Ausführliche[n] Lehrgebäude der Religion</hi> (1787) bezeichnet
							Carl Friedrich Bahrdt die <hi>Erfahrung</hi> als Schule der Weisheit und
							Tugend, die jedoch immer auch mit der Geschichte zu verbinden sei (vgl.
							aaO 323f.). Diese Behauptung einer solchen Verbindung findet sich auch
							in der <hi>Anweisung</hi> (vgl. II § 96).</p></note>
    </div>
    <div n="93" type="section" id="section_2_93">
      <head><app>
          <lem>93</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">380</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Die sogenannte <hi>symbolische Theologie</hi>, wenn sie ihrem Namen treu <app>
          <lem>bleibet</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bleibt</rdg>
        </app>, und nicht in das Gebiet der Dogmatik und Polemik schweift, ist
						selbst nichts anders als ein Theil der Kirchengeschichte, man mag auf die <app>
          <lem>Geschichte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Geschichte</hi></rdg>
        </app> der <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Symbolen</term>
            </index>Symbolen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Symbolen</hi></rdg>
        </app> und <app>
          <lem>symbolischen Bücher</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>symbolischen Bücher</hi></rdg>
        </app>, oder auf die <app>
          <lem>Geschichte der</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>Geschichte der</hi></rdg>
        </app> darin vorkommenden <app>
          <lem>Lehren und Vorstellungen</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>Lehren und Vorstellungen</hi></rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>davon</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">darüber</rdg>
        </app> sehen, die sowohl selbst, als die Nothwendigkeit, sie zu behaupten,
						zu vertheidigen oder zu widerlegen, schlechterdings ohne christliche
						Kirchengeschichte nicht verstanden werden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>.</p>
    </div>
    <div n="94" type="section" id="section_2_94">
      <head><pb edRef="#c" n="106"/>
        <app>
          <lem>94</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">381</rdg>
        </app>.</head>
      <p><app>
          <lem>Diejenigen</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">Und diejenige</rdg>
          <rdg wit="#c" type="pp">Weniger scheinen diejenigen</rdg>
        </app> Wissenschaften, <app>
          <lem>die nun eigentlich</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">welche</rdg>
        </app> die <index indexName="subjects-index">
          <term>Amtsführung</term>
        </index><hi>Amtsführung des <index indexName="subjects-index">
            <term>Prediger</term>
          </index>Predigers</hi><app>
          <lem>, und was dazu gehört,</lem>
          <rdg type="om" wit="#c"/>
        </app> betreffen, <app>
          <lem>scheinen zwar</lem>
          <rdg type="om" wit="#c"/>
        </app> die Kenntniß der <app>
          <lem>Kirchengeschichte in dem Grade, wie die</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte, als der</rdg>
        </app> bisher <app>
          <lem>erwähnten</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>Wissenschaften, nicht</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Theile der Theologie,</rdg>
        </app> zu erfordern. Denn – die Kenntniß der geistlichen Rechte abgerechnet, <app>
          <lem>wobey freylich</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wobei freilich</rdg>
        </app> diese Geschichte unentbehrlich bleibt, die aber zur Theologie
						eigentlich nicht gehört – so <app>
          <lem>nützlich es seyn würde</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">würde es zwar nützlich seyn</rdg>
        </app>, auch <pb edRef="#b" n="121"/> in <index indexName="subjects-index">
          <term>Predigten</term>
        </index>Predigten und <index indexName="subjects-index">
          <term>Katechisationen</term>
        </index>Katechisationen den Vortrag durch wohlgewählte <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Beyspiele</term>
            </index>Beyspiele</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
        </app> aus der christlichen Geschichte anschaulicher und eindrücklicher zu
							ma<pb edRef="#a" n="406"/>chen, <app>
          <lem>und so sehr auch</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wie denn auch sehr</rdg>
        </app> zu wünschen wäre, daß selbst dem gemeinen Christen und den Kindern
						recht frühzeitig <app>
          <lem>möchte</lem>
          <rdg type="om" wit="#c"/>
        </app> ein <app>
          <lem>Begrif</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Begriff</rdg>
        </app> von dem für sie lehrreichen Inhalt der <app>
          <lem>Kirchen-</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Kirchen,</rdg>
        </app> sonderlich der <index indexName="subjects-index">
          <term>Reformations-Geschichte</term>
        </index>Reformations- und übrigen Geschichte ihrer Kirche, <app>
          <lem>beygebracht werden: so</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">beigebracht werden möchte. Es</rdg>
        </app> sind <app>
          <lem>doch</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">jedoch</rdg>
        </app> jene <app>
          <lem>Beyspiele</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
        </app> nur unzusammenhängende Bruchstücke, die man, auch ohne eigentliches
						Studieren der Kirchengeschichte, sich bekannt machen <app>
          <lem><app>
              <lem>könnte;</lem>
              <rdg wit="#a" type="pp">könnte, und</rdg>
            </app> es gehörte</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">könnte. Ueberdieß gehört</rdg>
        </app> viel <app>
          <lem>Vorsichtigkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Vorsicht</rdg>
        </app> und weise Wahl dazu, um nicht den Vortrag, der für die Religion
						bestimmt ist, mit <index indexName="subjects-index">
          <term>Nebensachen</term>
        </index>Nebensachen, oder gar solchen Dingen anzufüllen, die für <app>
          <lem>solche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">viele</rdg>
        </app> Zuhörer unnütz, vielleicht selbst, wegen des zu leichten
						Mißverstandes, schädlich werden <app>
          <lem>könnten; und das</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">könnten. Das</rdg>
        </app> wirklich für sie Nützliche könnte ihnen <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
        </app> anderwärts wohl bequemer und vollständiger, als <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem Gottesdienst selbst, <app>
          <lem>beygebracht</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beigebracht</rdg>
        </app> werden. <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>
        <app>
          <lem>Allein der eigentlichste und wesentliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Aber es giebt dennoch einen andern sehr
								wesentlichen</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Nutzen</term>
        </index>Nutzen, <app>
          <lem>den</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
        </app> der Prediger aus der Kirchengeschichte ziehen <app>
          <lem>müßte, wäre</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kann –</rdg>
        </app> die so unentbehrliche Klugheit <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Mittheilung der Religion und <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> seinem ganzen Betragen, ja überhaupt die <hi>Bildung seines
							ganzen</hi>
        <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Character</term>
            </index><hi>Characters</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Charakters</hi></rdg>
        </app> dadurch, die doch überall das Wichtigste ist, wornach er zu trachten
						hat, und die so <pb edRef="#c" n="107"/> sehr durch das rechte Studieren der
						Kirchengeschichte <app>
          <lem>geschehen <app>
              <lem>kan</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
            </app>. – Dies</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">gefördert werden kann. – Dieß</rdg>
        </app> führt uns auf den <app>
          <lem>zweyten</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">zweiten (§. <ref target="#section_2_84">84.</ref>)</rdg>
        </app> höchst wichtigen Vortheil, <app>
          <lem>den</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
        </app> der <app>
          <lem>auf diese Wissenschaft</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">hierauf</rdg>
        </app> gewendete <app>
          <lem>Fleiß <app>
              <lem>giebt</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">giebt.</rdg>
            </app> (§. <app>
              <lem><ref target="#section_2_84">84.</ref>).</lem>
              <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_84">371.</ref>)</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Fleiß, wenn er nur rechter Art ist, und nicht
								ein bloßes Gedächtnißwerk bleibt, unfehlbar gewähren wird.</rdg>
        </app></p>
    </div>
    <div n="95" type="section" id="section_2_95">
      <head><pb edRef="#a" n="407"/>
        <pb edRef="#b" n="122"/>
        <app>
          <lem>95</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">382</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Man muß sich sehr wenig auf die rechte Schätzung des Werths der Dinge
						verstehen, wenn man sich einbilden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
        </app>, die Hauptsache, oder gar Alles, komme <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrer</term>
        </index>Lehrer der Religion auf das an, <hi>was er Andern wieder
							vortrage</hi>; dies müsse er eigentlich und vornehmlich, und nächstdem
						die <index indexName="subjects-index">
          <term>Kunst</term>
        </index>Kunst lernen, es deutlich und lebhaft <app>
          <lem>vorzutragen. Dieser Vortrag</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Andern mitzutheilen. Der <hi>Vortrag</hi></rdg>
        </app> ist doch nur ein Theil seines Berufs; <app>
          <lem>dazu</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">für manche Arten desselben und manche
								Gemeinden</rdg>
        </app> bedürfte es nicht einmal <app>
          <lem><hi>gelernter</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v">studierter</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Prediger</term>
        </index>Prediger; es bedürfte nur einiger <app>
          <lem>äusserlichen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
        </app> Gaben, eines <app>
          <lem>mittelmäßigen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gesunden</rdg>
        </app> schlichten Menschenverstandes, eines guten Gedächtnisses, des
						fleißigen Lesens guter, der <app>
          <lem>Classe</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Klasse</rdg>
        </app> der Zuhörer, vor welcher man reden soll, angemessener Predigten, oder <app>
          <lem>einer kleinen</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">einiger</rdg>
        </app> Aufmerksamkeit auf die Manier beliebter Prediger im <app>
          <lem>Vortrage:</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Vortrage,</rdg>
        </app> so <app>
          <lem>wäre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">könnte</rdg>
        </app> ein solcher <app>
          <lem>Prediger fertig</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Geistlicher immer schon recht viel Nutzen
								stiften</rdg>
        </app>. Wenn aber das übrige schlechte, oder wenigstens gleichgültige oder
						unvorsichtige Betragen des Predigers das Gute, so etwa durch Predigten
						gestiftet werden könnte, verhindert, oder wieder zerstört, oder doch
						schwächt; wenn die Kraft des ganzen <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Beyspiel</term>
            </index>Beyspiels</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiels</rdg>
        </app> weit mehr wirkt als alles Predigen, und diesem erst den rechten
						Nachdruck giebt; wenn der Prediger durch sein ganzes Benehmen zum Guten
						wirksam, wahrer Vater und Seelsorger der ihm Anvertraueten seyn soll; wenn
						er so nicht reden und handeln <pb edRef="#c" n="108"/>
        <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, ohne <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
        </app> innige Ueberzeugung von dem, was er empfehlen, ohne <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
        </app> herzliche Gesinnung und Liebe, die er dagegen <app>
          <lem>einflößen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einflössen</rdg>
        </app> will, ohne <pb edRef="#a" n="408"/>
        <pb edRef="#b" n="123"/> wahrhaftige Weisheit in der Wahl und in der <app>
          <lem>Art</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Art,</rdg>
        </app> wie er redet und handelt: so möchte doch wohl auf seine <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">eigene <hi>ganze</hi></rdg>
        </app>
        <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Bildung</term>
            </index><hi>Bildung</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Bildung</rdg>
        </app> weit mehr ankommen, als auf seinen <app>
          <lem><hi>Vortrag</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Vortrag</rdg>
        </app>, der ohnehin <app>
          <lem>nach</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mit</rdg>
        </app> jener <app>
          <lem>gestimmt werden wird</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">in einem genauern Zusammenhange steht</rdg>
        </app>.</p>
    </div>
    <div n="96" type="section" id="section_2_96">
      <head><app>
          <lem>96</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">383</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Eben diese <app>
          <lem>eigne <index indexName="subjects-index">
              <term>Bildung</term>
            </index>Bildung</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>vollendete Bildung</hi> des ganzen
								Menschen</rdg>
        </app> ists, die durch das rechte Studieren der <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Kirchengeschichte</term>
            </index>Kirchengeschichte, mehr als durch irgend etwas
								Anderes,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte in</rdg>
        </app> so <app>
          <lem>sehr</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">hohem Grade</rdg>
        </app> befördert werden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>. Denn sie zeigt <app>
          <lem>eigentlich</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">ja in einem lebendigen Bilde</rdg>
        </app> das Schicksal und die Wirkungen der <hi>Religion</hi>, nach den <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Umständen der Menschen und dem <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Gebrauch, den sie davon <app>
          <lem>machten; und, wenn</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">machten. Kann</rdg>
        </app> man gleich diese Wirkungen auch aus Beobachtungen seiner selbst und
						Anderer, mit denen wir leben, lernen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>: so zeigt uns doch die Kirchengeschichte eine viel <app>
          <lem>größere</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grössere</rdg>
        </app> Verschiedenheit der Menschen, <app>
          <lem>ein</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eine</rdg>
        </app> viel <app>
          <lem>mannichfaltigeres moralisches Verhalten</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">größere Mannigfaltigkeit des moralischen
								Verhaltens</rdg>
        </app> derselben, viel mehr <app>
          <lem>verschiedne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
        </app> Umstände, in die sie, in Absicht auf die <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion, kommen können, und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_96_1"/>ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer
						sehr eingeschränkten <index indexName="subjects-index">
          <term>Erfahrung</term>
        </index>Erfahrung abgeht. – Sie bildet und befestigt 1) unsre eigne <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Ueberzeugung</term>
            </index><hi>Ueberzeugung</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Ueberzeugung</rdg>
        </app> vom Christenthum <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> durch die Vorstellung des Fortgangs, der wunderbaren Erhaltung und
						Entwickelung der wahren Religion unter so <app>
          <lem>mancherley</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
        </app> Hindernissen und Angriffen, und ihrer für <app>
          <lem>einzelne</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
        </app> Menschen und die ganze Gesellschaft so heilsamen Wirkungen; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="om"/>
        </app> durch die ausgezeichnetsten Spuren der göttlichen <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Vorsehung</term>
            </index>Vorsehung</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
        </app>, <pb edRef="#a" n="409"/>
        <pb edRef="#b" n="124"/> die so sehr für <app>
          <lem>die</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">seine</rdg>
        </app> Erkenntniß <app>
          <lem>Gottes</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> und <app>
          <lem>für</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> wahre <index indexName="subjects-index">
          <term>Gottseligkeit</term>
        </index>Gottseligkeit einnehmen, <pb edRef="#c" n="109"/> so sehr das
						Vertrauen auf ihn auch unter den mißlichsten Umständen, nebst dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_96_2"/>Muth, Gutes zu thun,
						und nicht müde zu werden, stärken; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="om"/>
        </app> durch die so deutlichen Anzeigen des Unterschieds zwischen dem <app>
          <lem>ächten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">echten</rdg>
        </app> und daher unveränderlich bleibenden Christenthum, und zwischen den
						falschen Zusätzen oder nicht <app>
          <lem>allgemein</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">allgemeinen</rdg>
        </app> nothwendigen Vorstellungen davon; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="om"/>
        </app> durch die ganz besondere Fürsorge Gottes für <hi>die</hi> besondere
						Lehre und <hi>die</hi> besondere Kirche, zu der wir uns bekennen, durch die,
						im Ganzen genommen, <app>
          <lem>geringre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">geringere</rdg>
        </app> Mängel derselben, oder durch mehrere <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Gewissensfreyheit</term>
            </index>Gewissensfreyheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gewissensfreiheit</rdg>
        </app>, <app>
          <lem>sichrere</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">sichere</rdg>
        </app> Grundsätze und <index indexName="subjects-index">
          <term>Glückseligkeit</term>
        </index>Glückseligkeit überhaupt, die sie uns gewährt.</p>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_96_1">
        <label>ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer sehr eingeschränkten
							Erfahrung abgeht</label>
        <p>Vgl. II § 92.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_96_2">
        <label>Muth, Gutes zu thun, und nicht müde zu werden</label>
        <p>Vgl. Gal 6,9.</p></note>
    </div>
  </div>
  <div type="section-group" id="section_2_97-108">
    <div n="97" type="section" id="section_2_97">
      <head><app>
          <lem>97</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">384</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Durch diese einleuchtende Darstellung der wunderbaren und allezeit herrlichen
						Wege Gottes sowohl, als durch so viele <app>
          <lem>gute</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">guten</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>böse</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">bösen</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>Beyspiele,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
        </app> und des ganzen Ganges, den das <app>
          <lem>verschiedne</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">verschiedene</rdg>
        </app> Betragen der Menschen genommen hat, <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> sie 2) sehr die ganze gute <index indexName="subjects-index">
          <term>Gesinnung</term>
        </index>Gesinnung des <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionslehrer</term>
        </index>Religionslehrers bilden. Welche Achtung gegen Wahrheit und Gewissen,
						welche Zufriedenheit mit Gott <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> so mannichfaltigen <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Vorstellungen vom Christenthum, die auf so <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Wegen doch alle zu <app>
          <lem>Einem</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einem</rdg>
        </app> Hauptzweck führen, und <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> oft so sehr gegen einander laufenden Mitteln, die doch alle zu
						Beförderung der Absichten Gottes mitwirken müssen; welche Werthschätzung der
							<pb edRef="#a" n="410"/>
        <pb edRef="#b" n="125"/>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Vernunft</term>
        </index>Vernunft, der heiligen Schrift, der eignen Untersuchung, nützlicher
						Wissenschaften und guter Anstalten; welche Ueberzeugung von dem <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Umfang von Kenntnissen und Eigenschaften und ihrer Nothwendigkeit, um
						ganz dem Beruf eines <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrer</term>
        </index>Lehrers der Religion, nach den <index indexName="subjects-index">
          <term>Bedürfnisse</term>
        </index>Bedürfnissen seiner Zeit und seiner <app>
          <lem>Zuhörer,</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Zu<pb edRef="#c" n="110"/>hörer</rdg>
        </app> ein Genüge zu <app>
          <lem>thun,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">thun;</rdg>
        </app> und welchen regen Trieb <app>
          <lem>darnach;</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">darnach,</rdg>
        </app> welche Standhaftigkeit gegen diejenigen, die dieses Gute stören
						wollen, und welche Geduld, Mitleiden, Billigkeit gegen Irrende, oder die so
						von uns verschieden denken; welche Achtung und Liebe gegen unsern <app>
          <lem>eignen</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">eignen,</rdg>
        </app> so weit und <app>
          <lem>mannichfaltig</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mannigfaltig</rdg>
        </app> zum Besten der Menschen wirkenden <index indexName="subjects-index">
          <term>Beruf</term>
        </index>Beruf; wie viel Selbsterkenntniß und Ermunterung zu allen Tugenden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> dieses Studium wirken, wenn man, durch fleißige Beobachtung dieser
						Vorgänge in der Kirchengeschichte und ihrer Ursachen und Folgen, sie sich zu
						einer lehrreichen Schule der Bildung unsers eignen Herzens macht!</p>
    </div>
    <div n="98" type="section" id="section_2_98">
      <head><app>
          <lem>98</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">385</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wie viel dieses Studium 3) zur Beförderung der wahren <index indexName="subjects-index">
          <term>Klugheit</term>
        </index>Klugheit eines <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrer</term>
        </index>Lehrers der Religion <app>
          <lem>beytrage</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beitrage</rdg>
        </app>, können <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> folgende Bemerkungen lehren. – Der <app>
          <lem>vernachläßigte</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">vernachlässigte</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Unterschied</term>
        </index>Unterschied zwischen <index indexName="subjects-index">
          <term>Christenthum</term>
        </index>Christenthum und <index indexName="subjects-index">
          <term>Theologie</term>
        </index>Theologie <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem Unterricht des Volks thut unsäglichen Schaden; die
						einleuchtendsten Beweise davon stellt die Kirchengeschichte fast <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> allen (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_1"/>arianischen, nestorianischen, monophysitischen und andern) <pb edRef="#a" n="411"/>
        <pb edRef="#b" n="126"/> Streitigkeiten auf, an welchen selbst das Volk
						Theil <app>
          <lem>nahm,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">nahm;</rdg>
        </app> und sie zeigt auch, welche Lehren von jeher unter den Christen und
						unbestritten gewesen, welche hingegen erst nach und nach entstanden, oder
						nie auf einstimmige Art von allen behauptet worden sind. – Nichts ist dem
						immer mehrern Wachsthum des Guten in der Kirche nachtheiliger, als die zu
						hohen Begriffe von gewissen <index indexName="subjects-index">
          <term>Heilige</term>
        </index>Heiligen, angesehenen Lehrern, Anstalten, und der Untrüglichkeit der
						Kirche, so wie die Furcht vor der Gefahr, die aus <app>
          <lem>allem</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Allem</rdg>
        </app>, was <app>
          <lem>neu</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>neu</hi></rdg>
        </app> scheint, <app>
          <lem>entsteht; dies</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">entsteht. Dies</rdg>
        </app> verhindert alle weitere und eigne <pb edRef="#c" n="111"/>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Untersuchung</term>
        </index>Untersuchung, und giebt selbst Mängeln und Ausschweifungen ein
						unverletzliches Ansehn. Nichts ist<app>
          <lem>, auf der andern Seite,</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> der Erhaltung des wahrhaftig Guten, der Festigkeit der Grundsätze,
						und der gemeinschaftlichen Liebe gefährlicher, als das unzeitige und
						unvorsichtige <index indexName="subjects-index">
          <term>Reformiren</term>
        </index>Reformiren; nichts empört so sehr auch gegen gute neue Anstalten und
						Untersuchungen, als die <app>
          <lem>unterlaßne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unterlassene</rdg>
        </app> Schonung, die man dem Gewissen, der <app>
          <lem>Freyheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
        </app> der Menschen, und nützlichen, wenigstens unschädlichen, Vorurtheilen
						oder Dingen schuldig ist, an welche ein Theil von Menschen einmal seine
						Ueberzeugung von wichtigen Wahrheiten, seine Gemüthsruhe, oder seine Andacht
						und die Ausübung seiner Pflichten geknüpft hat. – Die Einigkeit in <index indexName="subjects-index">
          <term>Meinungen</term>
        </index>Meinungen über <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionssachen</term>
        </index>Religionssachen, in wie fern, und durch welche Mittel und unter
						welchen Umständen sie könne hervorgebracht werden, oder nicht, und was aus
						solchen Versuchen für Folgen <app>
          <lem>entstehn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">entstehen</rdg>
        </app>? was <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>
        <pb edRef="#a" n="412"/> alle diese Fragen besser <pb edRef="#b" n="127"/>
						beantworten, als die <index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte</term>
        </index>Geschichte der Conföderationen, der öffentlichen Religionsgespräche,
						der Glaubens- und Vereinigungsformeln? <app>
          <lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note1">*)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
        </app> was mehr die nöthige Vorsichtigkeit, auch in Einführung und <app>
          <lem>Aendrung</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Aenderung</rdg>
        </app> bloß <app>
          <lem>äusserlicher</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerlicher</rdg>
        </app> Anstalten und der <index indexName="subjects-index">
          <term>Nebendinge</term>
        </index>Nebendinge in der Religion, lehren? <app>
          <lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note2">**)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
        </app> was aufmerksamer auf Erhaltung der <app>
          <lem>Freyheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
        </app>, selbst in gleichgültigen Dingen? <app>
          <lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note3">***)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
        </app> was billiger in Beurtheilung hartnäckig- oder zu <app>
          <lem>nachgiebigscheinender</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">nachigiebig-scheinender</rdg>
        </app> Dissentienten? <app>
          <lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note4">†)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
        </app> was geneigter in Schätzung jedes Guten in seiner Art <app>
          <lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note5">††)</ref></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
        </app> machen <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. d. gl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr>u. dergl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice>,</rdg>
        </app> als die Geschichte solcher Personen oder Unternehmungen? – Kurz, es
						giebt keine lehrreichere Schule zur <index indexName="subjects-index">
          <term>Bildung</term>
        </index>Bildung kluger und <app>
          <lem>bescheidner</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bescheidener</rdg>
        </app> Lehrer der Religion, als die Kirchengeschichte, und immer haben sich
						in dieser Absicht diejenigen durch wahre <pb edRef="#c" n="112"/> Klugheit,
						und in dem Maaß ausgezeichnet, welche und in welchem Maaß sie mit Fleiß und <app>
          <lem>unbefangnem</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unbefangenem</rdg>
        </app> Gemüth diese Geschichte studiert hatten.</p>
      <note n="1" id="noe_2_2_98_note1" place="end"><app>
          <lem>*)</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice> 1)</rdg>
        </app>
        <choice>
          <abbr>Z. B.</abbr>
          <expan>Zum Beispiel</expan>
        </choice> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_2"/>Omousianer, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_3"/>Eusebianer und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_4"/>Anomöer; der Vertheidiger und Gegner der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_5"/>chalcedonischen Kirchenversammlung; der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_6"/>Streitigkeiten über
						den <index indexName="classics-index">
          <term><persName>Origenes</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName> und über die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_7"/><app>
          <lem>drey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
        </app> Kapitel <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. d. gl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr>u. dergl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></rdg>
        </app> – der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_8"/>Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der letztern
						unter einander; der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_9"/>wittenbergischen Concordie, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_10"/>kryptocalvinistischen Händel, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_11"/>sendomirischen
						Vereins, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_12"/>Concordienformel, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_13"/>jansenistischen Streitigkeiten <choice>
          <abbr>etc.</abbr>
          <expan>et cetera</expan>
        </choice></note>
      <note n="2" id="noe_2_2_98_note2" place="end"><app>
          <lem>**)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
        </app> Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_14"/>Feyer des Pascha unter den ersten Christen, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_15"/><app>
          <lem><foreign lang="grc">Τριςαγιον</foreign></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Τρισαγιον</foreign></rdg>
        </app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_16"/>Streitigkeiten <pb edRef="#a" n="413"/> über <pb edRef="#b" n="128"/>
						Verehrung der Bilder, über den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_17"/>Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten <app>
          <lem>Brodts</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Brods</rdg>
        </app> im heiligen Abendmahl <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. d. gl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr>u. dergl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></rdg>
        </app></note>
      <note n="3" id="noe_2_2_98_note3" place="end"><app>
          <lem>***)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
        </app>
        <choice>
          <abbr>S.</abbr>
          <expan>Siehe</expan>
        </choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_18"/>Geschichte der <app>
          <lem>päbstlichen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">päpstlichen</rdg>
        </app> Obergewalt, <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_19"/>eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den <app>
          <lem>Päbsten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Päpsten</rdg>
        </app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_20"/>falschen
						Decretalien, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_21"/>Eingriffe der <app>
          <lem>Päbste</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
        </app> in die <app>
          <lem>bischöfliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bischöflichen</rdg>
        </app> Rechte, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_22"/>Immunitäten und Privilegien der Bettelorden, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_23"/>Benehmens der <app>
          <lem>Päbste</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
        </app> und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen die <app>
          <lem>Hussiten</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Hußiten</rdg>
        </app>, wie des zu <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_24"/>Trident gegen die Protestanten, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_25"/>Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu
						unterdrücken, und evangelische Landesherren zu Proselyten zu <app>
          <lem>machen,</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">machen</rdg>
        </app>
        <choice>
          <abbr>u. s. w.</abbr>
          <expan>und so weiter</expan>
        </choice></note>
      <note n="4" id="noe_2_2_98_note4" place="end"><app>
          <lem>†)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
        </app>
        <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_26"/>Geschichte der
						pelagianischen Streitigkeiten und der aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_27"/>Interim entstandenen
						Händel.</note>
      <note n="5" id="noe_2_2_98_note5" place="end"><app>
          <lem>††)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
        </app> Geschichte der <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> allen Mängeln, <app>
          <lem>Fehlern</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Fehlern,</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>Irrthümern</lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
              <sic>Irrthü-</sic>
              <corr type="editorial">Irrthümern</corr>
            </choice></rdg>
        </app> sehr mächtig und heilsam auf Verbesserung der Kirche wirkenden <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_28"/>Priscillianisten,
							<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_29"/>Paulicianer,
							<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_30"/>Henrichianer,
							<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_31"/>Waldenser, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_32"/>böhmischen <app>
          <lem>Brüder,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Brüder</rdg>
        </app> und sogenannten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_33"/>Pietisten. Vergleichung zwischen <index indexName="persons-index">
          <term>Luther, Martin</term>
        </index><persName ref="textgrid:254tm">Luther</persName>, <index indexName="persons-index">
          <term>Melanchthon, Philipp</term>
        </index><persName ref="textgrid:24h48">Melanchthon</persName> und <index indexName="persons-index">
          <term>Erasmus, Desiderius</term>
        </index><persName ref="textgrid:24h47">Erasmus</persName>. Vergleichung der
						sich einander <app>
          <lem>balanzirenden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">balancirenden</rdg>
        </app> Gewalt der <app>
          <lem>Päbste</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
        </app> und Geistlichkeit auf einer, und der Landesherren und des befehdenden
						Adels, auch zum Theil der Bischöfe, auf der andern Seite.</note>
      <app>
        <lem/>
        <rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><pb edRef="#c" n="113"/>
            <choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice> Zu dem, was von dem Verfasser über die große Wichtigkeit
								kirchenhistorischer Kenntnisse, auch namentlich für den praktischen
								Religionslehrer, gesagt ist, kann man hinzusetzen, daß für den Mann,
								der in seiner theologischen Bildung und seinen Studien
								fortschreitet, kaum ein Studium bis in die spätesten Jahre so viel
								Interesse behalten kann, als Geschichte überhaupt und
								Religionsgeschichte insonderheit. Wenn so manche andere Studien, je
								länger man sie besonders als <hi>praktische Arbeiten</hi> betreibt,
								immer weniger befriedigen, weil man einsieht, daß man entweder nicht
								merklich weiter darin kommt, oder wenigen Gebrauch davon im Leben
								und in seiner amtlichen Wirksamkeit machen kann; wenn die Grübeleien
								der höhern Philosophie, der theologischen Metaphysik oder Dogmatik,
								der höhern und niedern Kritik, nach und nach ermüden und wenigstens
								dem Gemüth keinen Genuß gewähren, so liefert dagegen die Geschichte
								einen immer neuen, und je mehr man ins Einzelne geht, immer
								anziehendern Stoff für das Nachdenken, und afficirt das Gefühl auf
								die verschiedenartigste Weise. Wer mit offenen Augen vor dem großen
								Drama der Geschichte steht – wer könnte <hi>da</hi> ermüden? – Wie
								viel Lehre, wie viel Trost der denkende <index indexName="subjects-index">
              <term>Prediger</term>
            </index>Prediger, namentlich aus der Geschichte der Kirche <index indexName="persons-index">
              <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
              <term>Jesus Christus</term>
            </index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> schöpfen, wie
								er seinen sinkenden Muth durch sie beleben, wie er sich in den
								drückendsten Zeiten an dem Bilde derer, die das <hi>Bessere</hi>
								gefunden und erwählt hatten, erquicken, mit welcher Beschämung er
								von der Betrachtung derer, die unter unendlichen Schwierigkeiten
								lange <hi>vor</hi> uns, <hi>für</hi> uns gearbeitet haben,
								zurückkommen werde, das ist schon oben berührt, kann aber nicht oft
								genug wiederholt werden. <hi rend="right-aligned"><choice>
                <abbr>A. d. H.</abbr>
                <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
              </choice></hi></note></rdg>
      </app>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_1">
        <label>arianischen, nestorianischen, monophysitischen</label>
        <p>Vgl. I § 63.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_2">
        <label>Omousianer</label>
        <p>Die christologische Position der Homousianer, nach der Vater und Sohn
								wesens<hi>gleich</hi> (<foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>)
							sind, wurde gegen den Arianismus auf dem Konzil von Nicäa (325) fixiert
								(<hi>Nicänum</hi>) und auf den Konzilien von Konstantinopel (381)
							und Chalcedon (451) bestätigt (<hi>Nicäno-Constantinopolitanum</hi> bzw.
								<hi>Chalcedonense</hi>) (vgl. I § 63).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_3">
        <label>Eusebianer</label>
        <p>Der zu Arius (vgl. I § 63) tendierende Bischof Eusebius von Nikomedien
							(gest. 341), später Bischof von Konstantinopel, wurde nach dem Konzil
							von Nicäa (325) nach Gallien exiliert, aber bereits 328 wieder in sein
							Bistum eingesetzt. Eusebius, der gute Verbindungen zu Kaiser Konstantin
							und seiner Familie hatte und diesen 337 kurz vor seinem Tod taufte,
							konnte erwirken, dass auch Arius zurückgerufen, dessen entschiedener
							Gegner Eustathius von Antiochien (gest. Mitte d. 4. Jh.s) abgesetzt und
							Athanasius von Alexandrien gleich zweimal ins Exil gezwungen wurde. Im
							nach dem Tod Konstantins und der gescheiterten Synode von Serdica (342)
							religionspolitisch weiter aufgeladenen 4. Jh. vertraten Eusebius und
							seine Anhänger einen gemäßigten Arianismus, der sich v.a. im Osten des
							Reiches ausbreiten konnte und die in Nicäa fixierte Wesensgleichheit der
							göttlichen Personen bestritt. Laut der von Semler herausgegebenen
							Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) verdankt sich
							der Name der Eusebianer jedoch auch Eusebius von Caesarea (ca.
							260–339).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_4">
        <label>Anomöer</label>
        <p>Anders als die arianischen Homöusianer (vgl. I § 63) vertraten die
							gelegentlich auch als radikale Arianer bezeichneten Anhomöer
							christologisch die Auffassung, der Sohn sei dem Vater in allem unähnlich
								(<foreign lang="grc">ἀνόμοιος</foreign>). Bisweilen wurden die
							Anhomöer nach ihren führenden Persönlichkeiten Aetius von Antiochien
							(gest. ca. 367), seinem Schüler Eunomius (gest. ca. 395) oder Acacius
							von Caesarea (gest. 365) auch <hi>Aetianer, Eunomianer</hi> oder
								<hi>Acacianer</hi> genannt, wobei Letztere nach der von Semler
							herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c)
							gemäßigtere Positionen vertraten und aufgrund ihrer Zugeständnisse an
							homöische Auffassungen auch als arianische Mittelpartei bezeichnet
							wurden.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_5">
        <label>chalcedonischen Kirchenversammlung</label>
        <p>Gegen die Monophysiten wurde auf dem Konzil von Chalcedon (451) endgültig
							die Zwei-Naturen-Lehre fixiert (vgl. I § 63) und zugleich die Position
							der Homousianer bestätigt (s.o.).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_6">
        <label>Streitigkeiten über den Origenes</label>
        <p>Obgleich einige der Lehren Origenes' bereits zu Lebzeiten umstritten
							waren, werden als origenistische Streitigkeiten im engeren Sinne die im
							4. Jh. unter ägyptischen Mönchen entstandenen Auseinandersetzungen
							zwischen Origenisten (Subordinatianismus) und den sog. Anthropomorphiten
							verstanden, die einen Gott in menschlicher Gestalt und mit materiellem
							Körper annahmen. Zu nennen sind Epiphanius von Salamis (ca. 315–403) und
							dessen Widersacher Johannes von Jerusalem (gest. 417). Im weiteren
							Verlauf schlug sich Bischof Theophilus von Alexandrien (gest. 412), der
							zunächst eine vermittelnde Position einnahm, aus politischen Gründen auf
							die Seite der Anthropomorphiten und bedrohte die Origenisten mit dem
							Bann. Im Zuge einer dadurch ausgelösten Verfolgungswelle flohen einige
							origenistische Mönche nach Konstantinopel. Als ihnen der bedeutende
							Bischof Johannes Chrysostomus hier Asyl gewährte, wurde auch er
							angeklagt und nach langwierigen Auseinandersetzungen verbannt.
							Allerdings scheinen diese Vorgänge die allgemeinen Sympathien für den
							Origenismus verstärkt zu haben, der fortan geduldet wurde. Im 6. Jh.
							reagierte Kaiser Justinian (482–565) auf erneut auftretende
							Auseinandersetzungen um Origenes, indem er auf dem Zweiten Konzil von
							Konstantinopel (553), das ursprünglich wegen des Drei-Kapitel-Streites
							(s.u.) einberufen worden war, mehrere als unorthodox eingestufte
							Lehrsätze des Origenes verurteilen ließ und die Zustimmung aller
							Bischöfe des Reiches erhielt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_7">
        <label>drey Kapitel</label>
        <p>Die auf dem Konzil von Chalcedon (451) als orthodox fixierte
							Zwei-Naturen-Lehre hatte eine Integration des Monophysitismus
							aussichtslos werden lassen (vgl. I § 63). In seinem Bemühen um die
							Wiederherstellung der Kircheneinheit versuchte Kaiser Justinian
							(482–565), die auf dem Konzil von Ephesus (431) übereinstimmend
							abgelehnten Nestorianer (vgl. I § 63) als gemeinsamen Gegner in Stellung
							zu bringen. Per Edikt verurteilte Justinian Schriften des Ibas von
							Edessa (gest. 457), des Theodoret von Cyrus (gest. ca. 466) und v.a. des
							Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428), die als die <hi>drei Kapitel</hi>
							bezeichnet werden, als nestorianisierend. Während die Bischöfe im Osten
							widerwillig zustimmten, erhob sich auf Seiten des Westens Widerstand,
							der sich zu einem jahrelangen Machtkampf zwischen Justinian und Papst
							Vigilius (gest. 555) ausweitete. Auf dem zur Klärung einberufenen
							Zweiten Konzil von Konstantinopel (553), auf dem aus aktuellem Anlass
							auch die noch immer anhaltenden origenistischen Streitigkeiten
							verhandelt wurden (s.o.), konnte sich Justinian schließlich durchsetzen
							und eine offizielle Verurteilung der drei Kapitel erreichen. Im Westen
							folgte man diesem Beschluss teils widerwillig, teils gar nicht (Schisma
							von Aquileia), die kirchliche Einheit mit den Monophysiten kam nicht
							mehr zustande.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_8">
        <label>Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der
							letztern unter einander</label>
        <p>Aus den den reformatorischen Loslösungs- und Konsolidierungsprozess
							begleitenden Religionsgesprächen zwischen Katholiken und Protestanten im
							16. Jh. seien das Nürnberger Religionsgespräch (1525), die Abfolge der
							Hagenauer (1540), Wormser (1540/41) und Regensburger (1541)
							Religionsgespräche, die erneuten Religionsgespräche zu Regensburg (1546)
							und Worms (1557) sowie im 17. Jh. das Thorner Religionsgespräch (1645)
							hervorgehoben. Zu den in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennenden
							Disputationen zählen insbesondere die Heidelberger (1518) und die
							Leipziger (1519) Disputation sowie im Schweizer Raum die Zürcher
							Disputationen (1523–1524) und die Disputationen zu Bern (1528) und Genf
							(1535). Innerprotestantisch ist z.B. das auch in der <hi>Anweisung</hi>
							genannte Marburger Religionsgespräch (vgl. II § 113) zu nennen, zudem
							sind etwa auch die Wittenberger Konkordie (s.u.) oder der <hi>Consensus
								Sandomiriensis</hi> (s.u.) das Ergebnis von
						Religionsgesprächen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_9">
        <label>wittenbergischen Concordie</label>
        <p>Die v.a. durch das Engagement des Straßburger Reformators Martin Bucer
							(1491–1551) zustande gekommene und in ihrer Textgestalt im Wesentlichen
							auf Melanchthon zurückgehende <hi>Wittenberger Konkordie</hi>
								(<hi>Formula Concordiae Lutheri et Buceri</hi>) des Jahres 1536 ist
							das Ergebnis einer Verständigung der oberdeutschen und Wittenberger
							Theologen v.a. in der Abendmahlsfrage (vgl. II § 83). Im Zuge der
							Konsensverhandlungen änderte Melanchthon den betreffenden Artikel der
								<hi>Confessio Augustana</hi> (vgl. II § 212). Dass man ihr in Basel,
							Zürich und Bern letztlich nicht zustimmen wollte, beförderte in der
							Folge die Verselbständigung der deutschen und der schweizerischen
							Reformation (vgl. II § 212).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_10">
        <label>kryptocalvinistischen Händel</label>
        <p>Der sog. kryptocalvinistische Streit ist eine in der zweiten Hälfte des
							16. Jh.s entstandene Auseinandersetzung um das lutherische
							Abendmahlsverständnis. Lutheraner, die wie Melanchthon der Position
							Zwinglis zuneigten (vgl. II § 83), wurden als Kryptocalvinisten
							angefeindet, der kursächsische (vgl. II § 113) Kanzler Nikolaus Krell
							(1550–1601) später sogar hingerichtet. Mit der <hi>Konkordienformel</hi>
							sollte der Streit zwischen Philippisten und Gnesiolutheranern beigelegt
							werden (vgl. II § 83).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_11">
        <label>sendomirischen Vereins</label>
        <p>Der auch als <hi>sendimirischer Vergleich</hi> bezeichnete <hi>Consensus
								Sandomiriensis</hi> oder auch <hi>Sendomir(i)ensis</hi> ist ein 1570
							im südpolnischen Sandomir (Sandomierz) zwischen den polnischen
							Lutheranern, Reformierten und dem sich Mitte des 16. Jh.s
							verselbständigenden polnischen Zweig der Böhmischen Brüder (s.u.)
							formuliertes Übereinkommen, mit dem sich die teilnehmenden Parteien
							gegenseitig ihrer Eigenständigkeit und Rechtgläubigkeit sowie der
							gemeinsamen Abwehr gegenreformatorischer Angriffe versicherten. Im
							Zentrum des <hi>Consensus</hi> standen die Ablehnung antitrinitarischer
							Positionen und die Erörterung der Abendmahlslehre.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_12">
        <label>Concordienformel</label>
        <p>Vgl. II § 83.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_13">
        <label>jansenistischen Streitigkeiten</label>
        <p>Der auf Cornelius Jansens (1585–1638) posthum veröffentlichte Abhandlung
								<hi>Augustinus</hi> (1640) zurückgehende Jansenismus lehrte unter
							Berufung auf die Gnadenlehre des Kirchenvaters, dass die Erlösung
							ausschließlich von der göttlichen Gnade abhängig und der Mensch ohne
							eigene Einflussmöglichkeit sei. In Frankreich, ihrem
							Hauptverbreitungsgebiet, wurden die Jansenisten schnell zu einer
							kirchlichen Erneuerungsbewegung (Kloster Port-Royal), die auch die
							gebildete Oberschicht (z.B. Blaise Pascal) anzusprechen vermochte.
							Aufgrund ihrer Gnadenlehre gerieten die Jansenisten in Konflikt mit dem
							Jesuitenorden (Molinismus). Die römisch-katholische Kirche reagierte bis
							ins 18. Jh. hinein in mehreren Bullen, und auch der französische Staat
							setzte den bereits unter Kardinal Richelieu (1585–1642) begonnenen
							antijansenistischen Kurs grundsätzlich fort (Abriss des Klosters
							Port-Royal im Jahre 1713). V.a. infolge der Bulle <hi>Unigenitus Dei
								filius</hi> (vgl. II § 83), die auf jansenistischer, aber auch auf
							gallikanischer Seite als unzulässige Einmischung des Papstes in
							französische Angelegenheiten verstanden wurde, wurde der Jansenismus
							zunehmend zum Politikum, eine Entwicklung, die nicht zuletzt in die
							Aufhebung des Jesuitenordens (1773) mündete.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_14">
        <label>Feyer des Pascha unter den ersten Christen</label>
        <p>Gemeint ist das Verhältnis von Abendmahl und Pessachfest (vgl. II § 83),
							aber auch die Frage nach dem Ostertermin, die etwa in der
							Auseinandersetzung mit den Quartodezimanern (vgl. II § 128) von
							Bedeutung war.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_15">
        <label><foreign lang="grc">Τριςαγιον</foreign></label>
        <p>Das <hi>Trishagion</hi> (d.h. dreimal heilig) gehört zu den ältesten
							christlichen Hymnen (vgl. Jes 6,3; Offb 4,8) und ist ein zentraler
							Bestandteil der orthodoxen Liturgie. In der katholischen Kirche zählt es
							zu den Improperien am Karfreitag und ist auch in evangelischen
							Gesangbüchern zu finden. Das Schluss‐Sigma (kein Stigma) in der
							Wortmitte erklärt sich aus der Zusammensetzung des Begriffs aus τρίς und
							ἅγιον. Verwiesen werden kann in diesem Zusammenhang auf die unter
							Siegmund Jacob Baumgarten in Halle gehaltenene Disputation <hi>Historia
								Trisagii</hi> (1744).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_16">
        <label>Streitigkeiten über Verehrung der Bilder</label>
        <p>Vgl. II § 83.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_17">
        <label>Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten Brodts im heiligen
							Abendmahl</label>
        <p>Vgl. II § 83.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_18">
        <label>Geschichte der päbstlichen Obergewalt</label>
        <p>Gemeint ist zunächst der in den päpstlichen Reservatrechten
								(<hi>reservationes papales</hi>) u.a. zum Ausdruck kommende Primat
							oder Supremat des Papstes über die Bischöfe (Papalismus), der innerhalb
							der Kirchengeschichte immer wieder in Frage gestellt wurde
							(Episkopalismus bzw. Konziliarismus) und erst mit dem im Ersten
							Vatikanischen Konzil (1870) festgestellten Lehr- und Jurisdiktionsprimat
							des Papstes zur vollumfänglichen Durchsetzung kam. Neben den
							innerkatholischen Entwicklungen ist die Frage nach der päpstlichen
							Obergewalt zudem im Hinblick auf die Geschichte der Kirchentrennungen
							(Großes Schisma, Reformation, Altkatholiken [vgl. II § 122]) relevant
							und betrifft nicht zuletzt auch das Verhältnis des Papsttums zur
							weltlichen Herrschaft (vgl. Investiturstreit, Suprematsakte und -eid
							u.Ä.).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_19">
        <label>eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den Päbsten</label>
        <p>Gemeint sind das Heilige Römische Reich und die römisch-deutschen Kaiser.
							Die Krönung der Kaiser durch die Päpste geht auf Karl den Großen
							(747–814) zurück, der im Jahr 800 von Papst Leo III. (795–816) in Rom
							zum römischen Kaiser gekrönt wurde (<hi>translatio imperii</hi>). Als
							letzter römisch-deutscher Kaiser wurde Karl V. (1500–1558) im Jahre 1530
							von Papst Clemens VII. (1523–1534) in Bologna gekrönt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_20">
        <label>falschen Decretalien</label>
        <p>Gemeint ist etwa der sog. <hi>falsche</hi> oder <hi>Pseudo-Isidor</hi>
							(vgl. II § 83).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_21">
        <label>Eingriffe der Päbste in die bischöfliche Rechte</label>
        <p>Zu den bischöflichen Rechten zählen neben allgemeinen Standes- und
							Ehrenrechten (Tragen bischöflicher Insignien, Kleidung etc.) auch die
							geistliche Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit innerhalb der Diözese sowie
							dem Bischof qua Rang zukommende Vollmachten. Zu diesen zählen die
							Priesterweihe, der Bau von Kirchen und Klöstern, die Kirchweihe, aber
							etwa auch die Salbung von Königen, die Vergabe von Kirchenämtern und
							Pfründen und das Einfordern von Abgaben.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_22">
        <label>Immunitäten und Privilegien der Bettelorden</label>
        <p>Die klassischen Bettel- oder Mendikantenorden (<hi>ordines
								mendicantium</hi>) der Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten und
							Augustiner-Eremiten entstanden im Zusammenhang der Armutsbewegung des
							13. Jh.s und unterschieden sich neben dem Verzicht auf Besitz auch durch
							das Fehlen der Organisation in Klöstern (<hi>stabilitas loci</hi>) von
							älteren monastischen Formen. Aufgrund ihrer Lebenweise, aber auch durch
							die im Wesentlichen in Predigt, Seelsorge und v.a. bei den Dominikanern
							im Vorgehen gegen Häresien bestehenden Ziele ließen sich die Mitglieder
							von Bettelorden v.a. in Städten nieder und wirkten hier auch an den
							entstehenden Universitäten. Aus den kirchlichen Strukturen vor Ort
							herausgenommen (<hi>exemtio</hi>) und mit zahlreichen Sonderrechten
							ausgestattet kam es, wie es besonders eindrücklich der Pariser
							Bettelorden- oder Mendikantenstreit (1252–1272) zeigt, schnell zu
							Konkurrenzproblemen mit dem ansässigen Klerus bzw. weltgeistlichen
							Professoren. Der Bettelordenstreit hatte sich v.a. an der Frage nach den
							Beicht- und Seelsorge-, aber auch Lehrprivilegien entzündet, darüber
							hinaus genossen die Bettelorden umfangreiche steuerliche
							Privilegien.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_23">
        <label>Benehmens der Päbste und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen
							die Hussiten</label>
        <p>Auf dem auch als Konzil von <hi>Costnitz</hi> bezeichneten Konstanzer
							Konzil (1414–1418), auf dem durch das seit 1378 andauernde sog.
							Abendländische Schisma mit Johannes XXIII. (Pisa), Benedikt XIII.
							(Avignon) und Gregor XII. (Rom) gleich drei gewählte Päpste um das
							höchste kirchliche Amt konkurrierten, wurden 1415 Jan Hus und im
							folgenden Jahr auch sein Mitstreiter Hieronymus von Prag verurteilt und
							verbrannt (vgl. II § 83). Das von Papst Martin V. (1417–1431)
							einberufene, nach dessen Tod jedoch unter Eugen IV. (1431–1447)
							eröffnete Basler Konzil (1431–1449) sollte wie schon das Konzil zu
							Konstanz zu einem bedeutenden Beispiel für den Konziliarismus werden.
							Die in unterschiedliche Lager zerfallenen Hussiten, die unter dem
							Eindruck der von Martin V. erlassenen <hi>Kreuzzugsbulle</hi> (1420) und
							den sich anschließenden Hussitenkriegen zunehmend auch militärischen
							Widerstand leisteten, hatten mit den <hi>Prager Artikeln</hi> (1420)
							zentrale Anliegen formuliert, die zur Grundlage der Verhandlungen auf
							dem Basler Konzil wurden und ihren Abschluss in den <hi>Prager
								Kompaktaten</hi> (1433) fanden. Auch wenn die Forderungen der
								<hi>Prager Artikel</hi> nicht durchgesetzt werden konnten, wurde
							unter der Voraussetzung, dass die Kommunikanten über die vollständige
							Präsenz Christi sowohl im Brot als auch im Wein belehrt werden, das
							Abendmahl unter beiderlei Gestalt (vgl. II § 83) zugestanden.
							Päpstlicherseits wurden die <hi>Kompaktaten</hi> nicht
						anerkannt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_24">
        <label>Trident gegen die Protestanten</label>
        <p>Das vor dem Hintergrund reformatorischer Kritik zur umfassenden
							Erneuerung der Kirche einberufene Konzil von Trient (1545–1563) (nach
							dem lateinischen <hi>Tridentum</hi> auch <hi>Tridentinum</hi>), zu dem
							auch protestantische Vertreter eingeladen waren, fand in drei
							Tagungsperioden (1545–1547, 1551–1552, 1562–1563) statt, die in das
							Pontifikat Pauls III. (1534–1549), Julius' III. (1550–1555) und Pius'
							IV. (1559–1565) fielen. Festgehalten wurde, bei maßvoller und nicht auf
							Gewinn zielender Handhabung, etwa am Ablasshandel, an dem sich die
							Kritik der Reformatoren entzündet hatte, sowie an der Verehrung von
							Heiligen, Heiligenbildern und Reliquien (vgl. II § 83), der Siebenzahl
							der Sakramente und der Realpräsenz Christi im Abendmahl (vgl. II § 83).
							Die Entscheidung der Frage nach der Kelchkommunion wurde zunächst dem
							Papst überlassen, später wurde das Verbot jedoch erneuert (vgl. II §
							83). Bereits in einer frühen Phase des Konzils wurde die Vulgata zur
							weiterhin verbindlichen Gestalt der Bibel erklärt (vgl. II § 83) und die
							kirchliche Tradition als Autorität neben der Heiligen Schrift
							bekräftigt. Aufgrund der deutlich zutage tretenden Lehrunterschiede hat
							das <hi>Tridentinum</hi> die konfessionelle Spaltung eher befördert als
							verhindert, die weitreichende Bedeutung der in Trient gefassten
							Beschlüsse zur Konsolidierung der römisch-katholischen Lehre steht außer
							Frage.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_25">
        <label>Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu unterdrücken, und
							evangelische Landesherren zu Proselyten zu machen</label>
        <p>Der 1534 von Ignatius von Loyola (1491–1556) u.a. gegründete und 1540
							durch Papst Paul III. (1534–1549) anerkannten Jesuitenorden
								(<hi>Societas Jesu</hi>) war früh in ganz Europa, aber auch in
							Übersee tätig und gehörte, obgleich ursprünglich ohne
							antireformatorische Stoßrichtung, im Zuge des durch das Konzil von
							Trient (s.o.) eingeleiteten Konsolidierungsprozesses innerhalb der
							römisch-katholischen Kirche schnell zu den treibenden Kräften der sog.
							Gegenreformation und der Rekatholisierung. Erklärtes Anliegen der
							Jesuiten war es, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des seit dem
							Augsburger Religionsfrieden (vgl. III § 83) geltenden Grundsatzes
								<hi>cuius regio, eius religio</hi> v.a. auch auf politische
							Entscheidungsträger (z.B. Maximilian I. von Bayern [1573–1651])
							einzuwirken, um den Einfluss und die Ausbreitung des als Häresie
							verstandenen Protestantismus zu unterbinden und die Position der
							römisch-katholischen Kirche zu stärken. Durch ihre Funktion als Berater,
							Seelsorger und Beichtväter u.Ä., aber auch über das jesuitische
							Bildungswesen gelang es dem Orden bis ins 18. Jh. hinein, zahlreiche
							protestantische Fürsten, Adlige und Bürger zur Konversion zu bewegen.
							Prominente Beispiele sind etwa Christina von Schweden (1626–1689), die
							nach dem Tod ihres immerhin als Retter des Protestantismus gefeierten
							Vaters Gustav II. Adolf (1594–1632) Königin von Schweden wurde, jedoch
							bereits 1654 abdankte und zum Katholizismus übertrat, sowie die
							Konversion mehrerer Kinder Friedrichs V. (1596–1632), pfälzischer
							Kurfürst, kurzzeitig böhmischer König („Winterkönig“) und führender
							Vertreter der protestantischen <hi>Union</hi>.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_26">
        <label>Geschichte der pelagianischen Streitigkeiten</label>
        <p>Vgl. II § 88.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_27">
        <label>Interim entstandenen Händel</label>
        <p>Gemeint ist das <hi>Augsburger Interim</hi> (1548), das zwischen dem
							Reichstag von Augsburg 1547/1548 und dem Abschluss des Konzils von
							Trient (1545–1563) in 26 Artikeln drängende Religionsfragen regeln
							sollte, letztlich jedoch ein Sondergesetz für die evangelischen
							Reichsstände darstellte, das kaum zur Durchsetzung kam. Die Duldung der
							Priesterehe und des Laienkelchs (vgl. II § 83), wo beides bereits
							eingeführt war, als wichtigste Zugeständnisse fanden auf katholischer
							Seite keine Zustimmung, doch kam es im Zuge der Verhandlungen auch auf
							protestantischer Seite zu Auseinandersetzungen (adiaphoristischer
							Streit). Das <hi>Interim</hi> als letzter kaiserlicher Vergleichsversuch
							zwischen Katholiken und Protestanten wurde durch den <hi>Passauer
								Vertrag</hi> (1552) und schließlich den <hi>Augsburger
								Religionsfrieden</hi> (vgl. III § 83) aufgehoben und muss insgesamt
							als Misserfolg gewertet werden. Zu bemerken ist, dass (in polemischer
							Weise) auch die den sächsischen Sonderweg repräsentierenden
								<hi>Leipziger Artikel</hi> (1548) als Leipziger <hi>Interim</hi>
							bezeichnet wurden.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_28">
        <label>Priscillianisten</label>
        <p>Über diese auf den spanischen Bischof Priscillianus von Avila (ca.
							340–385) zurückgehende Bewegung ist wenig bekannt, hinzu kommt, dass die
							meisten Quellen antipriscillianisch sind. Zudem wird heute darauf
							hingewiesen, dass nur schwer zwischen den Ansichten Priscillians und
							denen seiner Anhänger unterschieden werden könne. Augustin und Sulpicius
							Severus (ca. 363–420) sehen v.a. gnostische und manichäische (vgl. II §
							113) Anleihen, Hieronymus äußert sich zunächst abwägend, später jedoch
							ebenfalls verurteilend. Der als Spiritualist zu bezeichnende Priscillian
							forderte eine absolute Treue zu den Taufgelübden, einen der Gottessuche
							gewidmeten Lebensstil und begründete eine radikal asketische Bewegung,
							die sich aus Welt und Kirche zurückzog, aber durchaus mit
							kirchenreformerischem Anspruch auftrat. Nachdem Priscillian in Trier –
							auf einer zuvor einberufenen Synode in Bordeaux (384) hatte er an den
							kaiserlichen Hof des weströmischen Usurpators Maximus (ca. 335–388)
							appelliert – wegen seiner Lehre (aber auch wegen Zauberei und diversen
							Ausschweifungen) als Ketzer hingerichtet worden war, kam es in Spanien
							und Gallien, dem Hauptverbreitungsgebiet der Priscillianer, zu
							Spaltungen und weiteren Verurteilungen. V.a. im Nordwesten Spaniens hat
							sich der Priscillianismus mindestens bis zum Ende des 6. Jh.s gehalten.
						</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_29">
        <label>Paulicianer</label>
        <p>Vgl. II § 19.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_30">
        <label>Henrichianer</label>
        <p>Die He(i)nricianer waren Anhänger des im 12. Jh. lebenden Heinrich von
							Lausanne (die Verbindung mit dieser Stadt ist jedoch ein Produkt des 18.
							Jh.s und nicht mehr haltbar), der im Gefolge des dem Armutsideal
							verpflichteten und die Mittlerrolle der Kirche bestreitenden
							Wanderpredigers Petrus von Bruis (gest. ca. 1132/1133) nach 1130 v.a.
							durch die Ablehnung der Kindertaufe und der Erbsündenlehre aufgefallen
							war. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob
							Baumgartens (vgl. II § 124 c) geht die Bezeichnung <hi>Heinricianer</hi>
							auf den in Lausanne wirkenden Henricus Eremita Tolosanus zurück, doch
							werde bisweilen auch ein Bruder des Petrus von Bruis namens Heinrich
							angeführt. In jedem Fall ist die Bezeichnung <hi>Heinricianer</hi> für
							Baumgarten (vgl. II § 124 c) eines der Synonyme für die Waldenser (vgl.
							II § 19).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_31">
        <label>Waldenser</label>
        <p>Vgl. II § 19.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_32">
        <label>böhmischen Brüder</label>
        <p>Die Gemeinschaft der Böhmischen Brüder (auch <hi>fratres unitatis</hi>
							bzw. <hi>unitas fratrum</hi>) ist Mitte des 15. Jh.s in Böhmen und
							Mähren aus unterschiedlichen Gruppierungen der Hussiten (vgl. II § 83)
							entstanden und hat v.a. taboritische (eine klare Abgrenzung von den
							Utraquisten oder Calixtinern erfolgte durch die Wahl eigener Priester
							auf der Brüderversammlung zu Lhotka 1467), aber auch waldensische (vgl.
							II § 19) Traditionen fortgeführt. Nach ihrer Konsolidierung als neben
							dem Utraquismus und dem Katholizismus dritte Glaubensrichtung in Böhmen
							wurden die Brüder im 16. Jh. in konfessionspolitische
							Auseinandersetzungen hineingezogen, im Zusammenhang mit der
								<hi>Confessio Bohemica</hi> (1575) und ihrer offiziellen Billigung
							durch den Majestätsbrief Rudolfs II. im Jahre 1609 wurden sie in Böhmen
							erstmals gesetzlich anerkannt, während des Dreißigjährigen Krieges
							jedoch nahezu vollständig vernichtet. Ein eigener Zweig der Brüder
							entwickelte sich in Polen-Litauen (s.o.), der nach und nach in den
							Reformierten aufgehen sollte. Ein Nachleben erfuhren die Böhmischen
							Brüder etwa in der Herrnhuter Brüdergemeine und durch das Werk ihres
							bedeutenden letzten Seniors (d.i. Bischofs) Johann Amos Comenius
							(1592–1670). Nach der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund
							Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) wurden die Böhmischen Brüder von
							ihren Gegnern auch als Waldenser und Hussiten bezeichnet, sie selbst
							haben diese Bezeichnung jedoch vehement abgelehnt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_33">
        <label>Pietisten</label>
        <p>Der Pietismus ist eine in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s entstehende
							protestantische Frömmigkeits- und Reformbewegung, als deren
							Gründungsgestalt der lutherische Theologe Philipp Jakob Spener (vgl. II
							§ 63 c) gelten kann, im reformierten Kontext ist Theodor Undereyck
							(1635–1693) zu nennen. Im Zentrum stehen ein intensiver Bibelbezug sowie
							die Individualisierung und Verinnerlichung religiösen Lebens, äußere
							Merkmale sind etwa das Konventikelwesen (<hi>Collegia pietatis</hi>) und
							eine ausgeprägte soziale und missionarische Tätigkeit. Als bedeutendste
							Zentren des Pietismus sind Halle (v.a. August Hermann Francke
							[1663–1727]) und Württemberg (v.a. Johann Albrecht Bengel; Friedrich
							Christoph Oetinger [1702–1782], Johann Michael Hahn [1758–1819]) zu
							nennen, die jeweils ein durchaus eigenständiges Gepräge aufweisen.
							Zeitlich lässt sich der Pietismus in eine Früh- (1670–1690), eine Haupt-
							(1690–1740) und eine Spätphase (1740–1780) gliedern, das Verhältnis zu
							Orthodoxie und Kirche, aber auch zur Aufklärung (Vertreibung Christian
							Wolffs aus Halle) war von Konflikten geprägt (vgl. II § 122). Eigens zu
							erwähnen ist in diesem Zusammenhang der sog. separatistische oder
							radikale Pietismus, in dem die dem Pietismus inhärenten
							spiritualistischen Tendenzen besondere, teils ausgefallene Formen
							annahmen. Durch Auswanderung konnte der Pietismus u.a. auch in
							Nordamerika Fuß fassen.</p></note>
    </div>
    <div n="99" type="section" id="section_2_99">
      <head><app>
          <lem>99</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">386</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Es ist <app>
          <lem>vor sich klar</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">indeß kaum nöthig zu erinnern</rdg>
        </app>, daß dieser <app>
          <lem>so</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>
        <app>
          <lem>große</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">und mannigfaltige</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Nutzen</term>
        </index>Nutzen der <app>
          <lem>christlichen</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirchengeschichte</term>
        </index>Kirchengeschichte nur <app>
          <lem>als<pb edRef="#b" n="129"/>dann</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">dann</rdg>
        </app> erreicht werden könne, wenn sie die <app>
          <lem>im ersten Theil <pb edRef="#c" n="114"/> erwähnten</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_222">225</ref><pb edRef="#a" n="414"/><ref target="#section_1_225">228</ref>
								erwehnten</rdg>
        </app> Eigenschaften <app>
          <lem>einer guten Geschichte</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> hat, und wenn man sie so studiert, daß man beständig diese vor Augen <app>
          <lem>behält</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">hat</rdg>
        </app>, und mit möglichstem <app>
          <lem>Fleisse</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Fleiße</rdg>
        </app> sie zu erreichen sucht. Dadurch fällt der <app>
          <lem>einfältige</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> Vorwurf <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">der Unwissenden</rdg>
        </app> von selbst weg, daß sie ein <app>
          <lem>bloßes</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blosses</rdg>
        </app> Gedächtnißwerk, mit unnützen und unfruchtbaren Kleinigkeiten <app>
          <lem>(wie wohl jede andre Wissenschaft)</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> überhäuft, und zur Zubereitung eines künftigen <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrer</term>
        </index>Lehrers der <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion sehr entbehrlich <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>. Eine flüchtige und <app>
          <lem>oberflächige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">oberflächliche</rdg>
        </app> Bekanntschaft mit derselben ist so viel wie gar keine, und schwerlich
						giebts irgend eine Art von akademischen <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorlesungen</term>
        </index>Vorlesungen für einen künftigen Theologen, die er, wenn er
						Gelegenheit hätte, sie ausführlich und auf die angezeigte Art zu hören,
						weniger versäumen, und <app>
          <lem>öftrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">öfter</rdg>
        </app> hören sollte, als solche historische. Denn <hi>zuerst</hi> ist den <app>
          <lem>meisten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Meisten</rdg>
        </app> darin <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> ganz neu und fremd; <app>
          <lem>vieles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Vieles</rdg>
        </app> unverständlich, weil so manche andre Kenntnisse <app>
          <lem>dabey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
        </app> vorausgesetzt, oder <app>
          <lem>mit beygebracht</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">beigebracht</rdg>
        </app> werden müssen, die schlechterdings sich in der Kürze nicht abfertigen <app>
          <lem>laßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
        </app>, sondern umständliche Auseinandersetzung erfordern; und Vieles muß,
						wenn dem Zuhörer fast <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> noch unbekannt ist, seiner Aufmerksamkeit <app>
          <lem>entwischen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">entgehen</rdg>
        </app>. <hi>Hiernächst</hi>
        <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> er kaum den Abgang dieser versäumten Gelegenheit durch eignen Fleiß
						ersetzen, weil es ein gar zu weitläufiges Studium ist, das sehr viele <index indexName="subjects-index">
          <term>Hülfsmittel</term>
        </index>Hülfsmittel erfordert, die selten jemand haben <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, so wenig wie hernach Geduld und <app>
          <lem>Muße</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
        </app> genug, um in seinem künftigen Beruf dieses nachzuholen; <pb edRef="#b" n="130"/>
        <app>
          <lem>zumal</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
        </app> da es so sehr an guten Handbüchern fehlt, <pb edRef="#a" n="415"/>
						woraus man sich selbst helfen könnte. Denn alle diese sind <hi>entweder</hi>
        <app>
          <lem>viel</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> zu unvollständig, <hi>oder</hi>
        <app>
          <lem>sehr unzuverläßig</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">unzuverlässig</rdg>
        </app>, selten aus den rechten Quellen geschöpft, und gar nicht so
						bearbeitet, daß sie sich durch die vorhin gedachten Eigenschaften <app>
          <lem>empfehlen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">empfählen</rdg>
        </app>; <hi>oder</hi> sie enthalten <app>
          <lem>trefliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">treffliche</rdg>
        </app> Materialien, die aber nicht genug geordnet, nicht lehr<pb edRef="#c" n="115"/>reich und überzeugend genug <app>
          <lem>zusammengestellt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">zusammengestellet</rdg>
        </app> sind, und für den Anfänger noch zu viel Dunkles und Unerläutertes
						enthalten; <hi>oder</hi> sie sind <app>
          <lem>– und das trift selbst die besten Handbücher, –</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> nicht vollendet, nicht auf die neuesten Zeiten fortgeführt.
						Ausführlichere Werke aber sind zu kostbar, und keines faßt den ganzen Umfang
						der Kirchengeschichte in sich.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Wahr ists, der akademische Unterricht darüber bleibt immer noch kurz <app>
          <lem>genug,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">genug;</rdg>
        </app> und wer sich selbst mit eignem Fleiß auf dieses Studium legen, und
						aus den Quellen schöpfen will, <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> es <app>
          <lem>freylich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
        </app> darin weiter bringen, und diese Geschichte <app>
          <lem>noch überzeugender</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sichrer und überzeugter</rdg>
        </app> lernen. Aber wer <hi>darum</hi> dergleichen Vorlesungen nicht auf
						Universitäten hören wollte, der würde nicht überlegen, daß, nach diesem
						Grundsatz, überall der akademische Unterricht auch in andern Wissenschaften
						entbehrlich wäre; daß es doch besser <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, wenigstens das Nothdürftigste von einer solchen nützlichen
						Wissenschaft, als gar nichts davon zu lernen; daß ein solcher Unterricht
						eine gute Grundlage für das künftige eigne Studieren <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>; und daß man doch schon viel gewonnen habe, <pb edRef="#b" n="131"/>
						wenn man auch nur auf <app>
          <lem>dasjenige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">das</rdg>
        </app> aufmerksam gemacht <app>
          <lem>würde</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">wird</rdg>
        </app>, worauf man <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> diesem Studium hauptsächlich sehen muß, <app>
          <lem>und</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> wenn man <app>
          <lem/>
          <rdg type="pt" wit="#c">endlich</rdg>
        </app> dem Lehrer die wahre <pb edRef="#a" n="416"/> Art <app>
          <lem>ablernte</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ablernete</rdg>
        </app>, wie die Kirchengeschichte <app>
          <lem>studieret</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">studiert</rdg>
        </app> werden müsse. <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="ptl">{Uebrigens ist wohl nicht zu läugnen, daß bei
								der Kürze eines gewöhnlichen Triennii, selbst die besten Vorlesungen
								der Krichengeschichte doch nur Skizzen, Uebersichten und Andeutungen
								seyn können, und gerade dieß Studium einen fortgesetzten Fleiß
								erfordert. Die im Vorigen angegebenen Schwierigkeiten sind indeß
								nicht unüberwindlich. Wem nur recht daran liegt, der wird sich die
								Hülfsmittel schon zu verschaffen und es zu sparen wissen, weiß auch
								schon, wohin er sich wenden kann, um sie zu benutzen. Auch haben wir
								seit dem Tode des Verfassers gar manche Bereicherung in diesem Fach
								erhalten. <hi rend="right-aligned"><choice>
                <abbr>A. d. H.</abbr>
                <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
              </choice><supplied>}</supplied></hi></rdg>
        </app></note>
    </div>
    <div n="100" type="section" id="section_2_100">
      <head><pb edRef="#c" n="116"/>
        <app>
          <lem>100</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">387</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Gemeiniglich stellt sich der <index indexName="subjects-index">
          <term>Anfänger</term>
        </index>Anfänger die Schwierigkeiten <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> diesem Studium <app>
          <lem>größer</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
        </app> und unüberwindlicher vor, als sie sind, nicht nur wegen der Menge und
						Mannichfaltigkeit der Sachen, sondern <app>
          <lem>auch</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">auch,</rdg>
        </app> weil man sich in der Geschichte und in allen Wissenschaften, wo nicht
						der Verstand das Meiste thun muß, weniger selbst helfen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
        </app>, sondern von Andern lernen muß; weil fast <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> in dieser Geschichte dem Anfänger ganz fremd <app>
          <lem>ist;</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
        </app> und weil wenige Arten von den einem Studierenden nöthigen Kenntnissen
						so sehr auf Schulen versäumt werden, als die Kenntniß der Geschichte.
						Indessen <app>
          <lem>laßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
        </app> sie sich durch die Beobachtung folgender Vorschläge gar wohl
						überwinden, die zugleich auch zeigen, wie man dergleichen Vorlesungen über
						die Kirchengeschichte mit <app>
          <lem>dem</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
        </app> meisten Nutzen hören könne.</p>
    </div>
    <div n="101" type="section" id="section_2_101">
      <head><app>
          <lem>101</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">388</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Weil <app>
          <lem>Wahrheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Wahrheit</hi></rdg>
        </app> die Seele der <index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte</term>
        </index>Geschichte, <app>
          <lem>Zuverläßigkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Zuverlässigkeit</rdg>
        </app> der Erzählung der Grund aller andern aus der Geschichte zu ziehenden
						Vortheile ist, und der <index indexName="subjects-index">
          <term>Anfänger</term>
        </index>Anfänger sich hier vornehmlich <app>
          <lem>muß</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> auf die Kenntniß, Genauigkeit und Deutlichkeit des <pb edRef="#b" n="132"/> Docenten sowohl, als auf seine gute Wahl des <index indexName="subjects-index">
          <term>Nützlichstes</term>
        </index>Nützlichsten, und auf die lehrreichste Behandlung der Geschichte von
						ihm, <app>
          <lem>verlaßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">verlassen</rdg>
          <rdg wit="#c" type="pp">muß verlassen</rdg>
        </app> können: so <pb edRef="#a" n="401[!]"/>
        <app>
          <lem>müßte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app> man 1) vor allen Dingen, wenn man die Wahl unter mehrern <index indexName="subjects-index">
          <term>Docenten</term>
        </index>Docenten haben <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, in dieser Wahl sehr vorsichtig <app>
          <lem>seyn</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>, und <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">beurtheile</rdg>
        </app> sie nach dem <app>
          <lem>beurtheilen</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>, was unten darüber gesagt werden soll. <app>
          <lem>Man müßte</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Dann sollte man auch</rdg>
        </app> 2) nie Kirchengeschichte studieren wollen, ehe man sich nicht die
						Universalgeschichte seit <index indexName="persons-index">
          <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
          <term>Jesus Christus</term>
        </index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Geburt, und 3) die
						ältere und neuere <index indexName="subjects-index">
          <term>Geographie</term>
        </index>Geographie wenigstens <app>
          <lem>nothdürftig, und</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> so weit bekannt gemacht hätte, <app>
          <lem>daß man</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">um</rdg>
        </app> sich mit Hülfe guter <index indexName="subjects-index">
          <term>Landcharten</term>
        </index>Landcharten in vorkommenden Fällen helfen <app>
          <lem>könnte; weil man sich ohne beyderley</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">zu können. <pb edRef="#c" n="117"/> Ohne diese
								beiderlei</rdg>
        </app> Vorerkenntnisse <app>
          <lem>gar nicht</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wird man sich auf dem großen Felde
								schwerlich</rdg>
        </app> zurecht finden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Es wäre sehr zu wünschen, daß man einige recht gute allgemeine
						Landcharten bekäme, <app>
          <lem>welche</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
        </app> ganz eigentlich für die Kirchengeschichte wären, und <app>
          <lem>welche</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> die <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Diöcesen in den christlichen Ländern zu <app>
          <lem>verschiednen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
        </app> Zeiten vorstellten, <app>
          <lem>ohngefähr</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ungefähr</rdg>
        </app> so, wie die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_1"/>christlichen Patriarchate von <index indexName="persons-index">
          <term>Anville, Jean Baptiste Bourguignon d'</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:24gz8">d'Anville</persName></hi> in
							<index indexName="persons-index">
          <term>Lequien, Michel</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:2svxh">le Quien</persName></hi> Oriens
						Christianus, und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_2"/>afrikanische Diöces von <index indexName="persons-index">
          <term>L'Isle, Guillaume de</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:2svxn">de l'Isle</persName></hi> vor
							<index indexName="persons-index">
          <term>Du Pin, Louis Ellies</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:250h7">Du Pin</persName></hi>
        <app>
          <lem>Ausgabe</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">(Ausgabe</rdg>
        </app> des <index indexName="classics-index">
          <term><persName>Optatus von Mileve</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:2svxm">Optatus <app>
            <lem>Milev.</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">Milev.),</rdg>
          </app></persName> woran es jetzt noch eben so, wie an einem guten
						Handbuch der Kirchengeographie fehlt. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_3"/><index indexName="persons-index">
          <term>Spanheim, Friedrich</term>
        </index><persName ref="textgrid:2svxp"><hi>Friedrich</hi>
          <app>
            <lem><hi>Spanheims</hi></lem>
            <rdg wit="#c" type="v"><hi>Spanheim's</hi></rdg>
          </app></persName>
        <app>
          <lem>Introductio ad Geographiam sacram</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">Geographia sacra et ecclesiastica</rdg>
        </app> ist fast das einzige<app>
          <lem>, obgleich sehr dürftige,</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> Handbuch, das man ziemlich leicht haben <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, und doch sind nur erst in der Ausgabe im ersten Tomo seiner Werke
						Landcharten <app>
          <lem>beygefügt</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beigefügt</rdg>
        </app>, die <app>
          <lem>zum Theil <app>
              <lem>einerley</lem>
              <rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
            </app>, zum Theil</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> nicht viel besser <app>
          <lem>sind,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
        </app>
        <pb edRef="#b" n="133"/> als die in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_4"/><index indexName="persons-index">
          <term>Vialart, Charles</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:2svxq">Caroli a S. Paulo</persName></hi>
						Geographia <app>
          <lem>S. Amstel. 1703.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svxs"/>
            <choice>
              <abbr>fol.</abbr>
              <expan>folio</expan>
            </choice>;</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">S.,</rdg>
        </app> auch gehen <app>
          <lem>beyderley</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
        </app> Werke und Charten nur die ältere Kirchengeographie <app>
          <lem>bis ins 6te Jahrhundert</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> an. Die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_5"/>oben <app>
          <lem>schon</lem>
          <rdg type="om" wit="#a"/>
        </app>
        <app>
          <lem><app>
              <lem>empfohlnen</lem>
              <rdg wit="#a" type="pp">(§. <ref target="#section_1_231">234</ref>
                <choice>
                  <abbr>Anm.</abbr>
                  <expan>Anmerkung</expan>
                </choice>) angezeigten</rdg>
            </app>
            <index indexName="persons-index">
              <term>Anville, Jean Baptiste Bourguignon d'</term>
            </index><persName ref="textgrid:24gz8">d'anvillischen</persName></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">empfohlenen
								<persName>d'Anvillischen</persName></rdg>
        </app> Charten und <app>
          <lem>übrige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">übrigen</rdg>
        </app> Hülfsmittel bleiben doch überhaupt, auch <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der Kirchengeschichte, unentbehrlich. <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="ptl">{Seit dem dieß geschrieben ist, hat <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_6"/><index indexName="persons-index">
              <term>Stäudlin, Karl Friedrich</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:2svxt">K. F.
										Stäudlin's</persName></hi> kirchliche Geographie und
								Statistik, Erlangen 1804.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svxw"/> 2 Bände, dem Bedürfniß sehr glücklich
								abgeholfen.}</rdg>
        </app></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_1">
        <label>christlichen Patriarchate von d'Anville in le Quien Oriens
							Christianus</label>
        <p>Das dreibändige Werk <hi>Oriens Christianus. In quatuor Patriarchatus
								digestus</hi> des französischen Dominikaners und Bibliothekars
							Michel Lequien (1661–1733) ist posthum 1740 in Paris erschienen und
							enthält mehrere Karten des bedeutenden Kartographen Jean Baptiste
							Bourguignon d'Anville (1697–1782).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_2">
        <label>afrikanische Diöces von de l'Isle vor Du Pin Ausgabe des Optatus
							Milev.</label>
        <p>Die den von Louis Ellies Du Pin (1657–1719) unter dem Titel <hi>Sancti
								Optati Afri Milevitani Episcopi De schismate donatistarum libri
								septem</hi> (1700) mehrfach herausgegebenen Schriften des
							nordafrikanischen Bischofs Optatus von Mileve (4. Jh.) beigegebene
							Faltkarte stammt von Guillaume de L'Isle (1675–1726).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_3">
        <label>Friedrich Spanheims Introductio ad Geographiam sacram</label>
        <p>Die <hi>Introductio ad Geographiam Sacram</hi> (1679) des jüngeren
							Friedrich Spanheim (1632–1701) ist 1698 als <hi>Geographia Sacra et
								Ecclesiastica</hi> erneut erschienen und unter diesem Titel auch im
							ersten Band seiner <hi>Opera omnia</hi> (1701) enthalten.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_4">
        <label>Caroli a S. Paulo Geographia S. Amstel. 1703</label>
        <p>Die in der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> ohne Jahresangabe
							genannte <hi>Geographia Sacra</hi> des auch unter dem Namen Carolus a
							Sancto Paulo bekannten französischen Bischofs Charles Vialart
							(1592–1644) ist erstmals 1641 erschienen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_5">
        <label>oben schon empfohlnen d'anvillischen Charten und übrige
							Hülfsmittel</label>
        <p>Vgl. I § 140; I § 231.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_6">
        <label>K. F. Stäudlin's kirchliche Geographie und Statistik, Erlangen 1804.,
							2 Bände</label>
        <p>Dieses Werk ist in Tübingen erschienen.</p></note>
    </div>
    <div n="102" type="section" id="section_2_102">
      <head><pb edRef="#a" n="402[!]"/>
        <app>
          <lem>102</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">389</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Gedächtniß</term>
        </index>Gedächtniß, wegen der vielen Namen und Jahrzahlen, zu Hülfe zu
						kommen, sich überall mehr zu orientiren, und immer einen Faden zu haben,
						woran man die Kenntnisse reihe, die man in der Kirchengeschichte erlangt <app>
          <lem>hat</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>, <app>
          <lem>müßte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
        </app> man sich 4) an ein gutes Handbuch <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
        </app> gewöhnen, worin, nebst einer verhältnißmäßigen allgemeinen
						Vollständigkeit, eine gleichförmige <index indexName="subjects-index">
          <term>Ordnung</term>
        </index>Ordnung <app>
          <lem><app>
              <lem>herrschte</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">herrscht</rdg>
            </app>
            <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note1">†)</ref>,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">herrscht, <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note1_c"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref> sodann</rdg>
        </app> 5) sich gewisse Epochen und <index indexName="subjects-index">
          <term>Hauptbegebenheiten</term>
        </index>Hauptbegebenheiten genau und <pb edRef="#c" n="118"/> fest mit ihren
						Umständen <app>
          <lem>eindrücken <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note2">††)</ref>,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">einzudrücken, <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
        </app> und 6) <app>
          <lem>sich</lem>
          <rdg type="om" wit="#c"/>
        </app> entweder selbst synchronistische <index indexName="subjects-index">
          <term>Tabellen</term>
        </index>Tabellen <app>
          <lem>machen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">anzulegen</rdg>
        </app>, oder dergleichen immer vor Augen <app>
          <lem>haben <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note3">†††)</ref>;</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">zu haben; <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
        </app> überall aber 7) nicht bloß das Gedächtniß <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
        </app> beschäftigen, sondern stets auf eine solche Kenntniß der
						Kirchengeschichte bedacht <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
        </app> seyn, welche die <app>
          <lem>schon im ersten Theil angegebenen</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">oben gedachten</rdg>
        </app> Eigenschaften <app>
          <lem>einer guten Geschichte</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> hat. <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_222">225</ref><ref target="#section_1_225">28.</ref>)</rdg>
        </app></p>
      <app type="structural-variance">
        <lem><note n="1" id="noe_2_2_102_note1" place="end"><seg id="var_2_102_note_p1_1"><app>
                <lem>†)</lem>
                <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
                    <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
                    <expan>Anmerkung</expan>
                  </choice> 1)</rdg>
              </app> In <hi>dieser</hi> Absicht scheint die Methode, die
									Kirchengeschichte nach den Jahrhunderten abzuhandeln, und <app>
                <lem>bey</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
              </app> jedem <app>
                <lem>alles</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
              </app> unter <app>
                <lem>einerley</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
              </app> Hauptrubriken zu bringen, so manche Unvollkommenheit sie
									auch sonst <pb edRef="#b" n="134"/> mit sich führt, für den
									Anfänger die zuträglichste zu seyn; <app>
                <lem>zumahl</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
              </app> da er sich <app>
                <lem>bey</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
              </app> längern Perioden zu leicht aus einer Zeit in die <app>
                <lem>andre</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
              </app> verirrt, und den Synchronismus aus den Augen verliert, <app>
                <lem><choice>
                    <sic>anch eimal</sic>
                    <corr type="editorial">auch einmal</corr>
                  </choice></lem>
                <rdg type="typo-correction" wit="#a #c">auch einmal</rdg>
              </app> das Rechnen nach Jahrhunderten üblich ist, und die
									synchronistischen Tabellen darnach eingerichtet sind. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_1"/><index indexName="persons-index">
                <term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
              </index><persName ref="textgrid:250j4"><app>
                  <lem><hi>Mosheims</hi></lem>
                  <rdg wit="#c" type="v"><hi>Mosheim's</hi></rdg>
                </app></persName> Institutiones Hist. Eccles. verdienen
									deswegen, <app>
                <lem>bey</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
              </app> allen etwanigen Mängeln, noch immer Empfehlung, selbst
									auch mit darum, weil der Anfänger an <app>
                <lem>zwey</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
              </app>
              <pb edRef="#a" n="403[!]"/> vermehrten <app>
                <lem>deutschen</lem>
                <rdg wit="#a" type="om"/>
              </app>
              <app>
                <lem>Uebersetzungen</lem>
                <rdg wit="#c" type="pp">Uebersetzungen, von <index indexName="persons-index">
                    <term>Schlegel, Johann Rudolph</term>
                  </index><hi><persName ref="textgrid:3c0m7">Schlegel</persName></hi> und von <index indexName="persons-index">
                    <term>Einem, Johann August Christoph von</term>
                  </index><hi><persName ref="textgrid:3c0m6">Einem</persName></hi>,</rdg>
              </app> einen kleinen Commentar über das Buch haben <app>
                <lem>kan</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
              </app>.</seg>
            <app>
              <lem><seg id="var_2_102_note_p1_2">Unter den Handbüchern,
											die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die
											Zeitfolge zum Grunde legen, ist die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_2"/><app>
                    <lem><hi>allgemeine</hi></lem>
                    <rdg wit="#c" type="v"><hi>Allgemeine</hi></rdg>
                  </app>
                  <hi>Geschichte der christl. Kirche</hi>, von <index indexName="persons-index">
                    <term>Henke, Heinrich Philipp Conrad</term>
                  </index><hi><persName ref="textgrid:2sz53">H. P. C.
												Henke</persName></hi>, <app>
                    <lem>wovon bis jetzt zu</lem>
                    <rdg wit="#c" type="om"/>
                  </app> Braunschweig <app>
                    <lem>1788–91<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz55"/> drey Theile erschienen
												sind</lem>
                    <rdg wit="#c" type="pp">1800–1806.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz56"/> 1ster bis 6ter Theil,
												4te Auflage, deren Beendigung von <index indexName="persons-index">
                        <term>Vater, Johann Severin</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:25399">Vater</persName></hi> erwartet wird</rdg>
                  </app>, unstreitig das</seg>
                <app>
                  <lem>beßte.</lem>
                  <rdg wit="#c" type="ppl"><seg id="var_2_102_note_p1_3">beste und
												reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern
												Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_3"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Stäudlin, Karl Friedrich</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2svxt">C. F.
												Stäudlin's</persName></hi> Universalgeschichte der
												christlichen Kirche. Bremen 1816.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz5f"/> 2te <choice>
                        <abbr>Ausg.</abbr>
                        <expan>Ausgabe</expan>
                      </choice> in einem Bande.}</seg>
                    <milestone unit="p" edRef="#c" type="structure"/><seg id="var_2_102_note_p2">{Der selige
												<index indexName="persons-index">
                        <term>Nösselt, Johann August</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:24gvc">Nößelt</persName></hi> blieb der Methode nach
												Jahrhunderten getreu, welche seit den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_4"/><hi>Magdeburgischen <index indexName="subjects-index">
                          <term>Centuriatoren</term>
                        </index>Centuriatoren</hi>, die
												Hauptschriftsteller, wie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_5"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Spanheim, Friedrich</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2svxp">Spanheim</persName>,</hi>
                      <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_6"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Le Nain de Tillemont, Sébastien</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2sw2p">Tillemont</persName>,</hi>
                      <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_7"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Alexander, Natalis</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2sw08">Natalis
												Alexander</persName>,</hi>
                      <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_8"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Weismann, Christian Eberhard</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2t4j3">Weisman</persName>,</hi>
                      <pb edRef="#c" n="119"/>
                      <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_9"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Pfaff, Christoph Matthäus</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:253jr">Pfaff</persName>,</hi>
                      <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_10"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:250j4">Mosheim</persName>,</hi>
                      <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_11"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName>,</hi>
                      <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_12"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Walch, Christian Wilhelm Franz</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2svz4">W. E.
												Walch</persName></hi> u. a. befolgt hatten. Indeß
												ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden,
												daß die Eintheilung in größere <index indexName="subjects-index">
                        <term>Perioden</term>
                      </index>Perioden vorzuziehen sei, wenn diese nur
												nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer
												besonders wichtigen und universellen Begebenheit
												eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr
												vermehrt wird. Man vergleiche <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_13"/><index indexName="persons-index">
                        <term>Planck, Gottlieb Jakob</term>
                      </index><hi><persName ref="textgrid:2505r">Plank's</persName></hi> Einleitung in die
												theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 <choice>
                        <abbr>fg.</abbr>
                        <expan>folgend</expan>
                      </choice>
                      <hi rend="right-aligned"><choice>
                          <abbr>A. d. H.</abbr>
                          <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
                        </choice>}</hi></seg></rdg>
                </app></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></note></lem>
        <rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end" id="noe_2_2_102_note1_c">
            <join scope="branches" result="p" target="#var_2_102_note_p1_1 #var_2_102_note_p1_2 #var_2_102_note_p1_3"/>
            <p copyOf="#var_2_102_note_p2"/></note></rdg>
      </app>
      <note n="2" id="noe_2_2_102_note2" place="end"><app>
          <lem>††)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
        </app> Hierin sowohl als in der pragmatischen <app>
          <lem>Behandlung</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Behandlung,</rdg>
        </app> hat der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_14"/><index indexName="persons-index">
          <term>Spittler, Ludwig Timotheus von</term>
        </index><persName ref="textgrid:253k3"><app>
            <lem><hi>spittlerische</hi></lem>
            <rdg wit="#c" type="v"><hi>Spittlerische</hi></rdg>
          </app></persName> Grundriß der Geschichte der christlichen <app>
          <lem>Kirche (2te</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Kirche, 3te</rdg>
        </app>
        <choice>
          <abbr>Aufl.</abbr>
          <expan>Auflage</expan>
        </choice>
        <app>
          <lem>Götting. 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz5h"/> 8.)</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Göttingen 1791.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2t2kk"/> 8.</rdg>
        </app> entschiedene Vorzüge, <app>
          <lem>zumahl</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
        </app> wenn er etwas mehr mit Begebenheiten und Literatur bereichert, auch
						der <app>
          <lem>Gesichtspunct</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
        </app>, so wie <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der Geschichte der Hierarchie, eben so in andern merkwürdigen
						Rücksichten erweitert würde. Wer sich gewisse Hauptvorfälle mit ihren
						Umständen bemerkt, <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> dadurch leicht, vermittelst der Association, auch <app>
          <lem>andre</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">andere</rdg>
        </app> Merkwürdigkeiten an ihren Ort stellen, wie <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> wenn man einmal die Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_15"/><app>
          <lem>2ten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
        </app> ökumenischen Kirchenversammlung sich eingedrückt <pb edRef="#b" n="135"/> hat, den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_16"/>arianischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_17"/><app>
          <lem>macedonianischen</lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
              <sic>man cedonianischen</sic>
              <corr type="editorial">macedonianischen</corr>
            </choice></rdg>
        </app>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_18"/>apollinarischen Händeln, <app>
          <lem>dem</lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
              <sic>de-</sic>
              <corr type="editorial">dem</corr>
            </choice></rdg>
        </app>
        <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_19"/>Ursprung des
						constantinopolitanischen Patriarchats, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_20"/>Regierung <index indexName="persons-index">
          <term>Theodosius I.</term>
        </index><persName ref="textgrid:3c0m8">Theodosii des <app>
            <lem>Großen</lem>
            <rdg wit="#a" type="v">Grossen</rdg>
          </app></persName>, dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_21"/><index indexName="classics-index">
          <term><persName>Gregor von Nazianz</persName></term>
        </index><persName ref="textgrid:3c0m9">Gregorius Nazianz.</persName> und
						somit mehrern Andern, ihr Platz angewiesen wird.</note>
      <note n="3" id="noe_2_2_102_note3" place="end"><app>
          <lem>†††)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
        </app> Wenn man dergleichen nicht schon <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem gewählten Handbuch hat, ist für den Anfänger der <app>
          <lem><index indexName="persons-index">
              <term>Seiler, Georg Friedrich</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:250cq">seilerische</persName></hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_22"/><hi>Seiler-</hi> und <index indexName="persons-index">
              <term>Rosenmüller, Johann Georg</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:2sgvt">Rosenmüllersche</persName></hi></rdg>
        </app> kurze <app>
          <lem>Inbegrif</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Inbegriff</rdg>
        </app> der Kirchengeschichte des N. T. in Tabellen, <app>
          <lem>nach der <hi>dritten</hi> Ausgabe (Erlangen 1777.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tff0"/> 4.)</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">7te Ausgabe, Erlangen 1796.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tff2"/> 4.</rdg>
        </app> sehr brauchbar. <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="ptl">{Uebertroffen aber ist dieß Werk durch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_23"/><index indexName="persons-index">
              <term>Vater, Johann Severin</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:25399">J. S.
									Vater's</persName></hi> synchronistische Tafeln der
								Kirchengeschichte. 3te Auflage, Halle 1818.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tgnk"/>}</rdg>
        </app></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_1">
        <label>Mosheims Institutiones Hist. Eccles. […] an zwey vermehrten deutschen
							Uebersetzungen einen kleinen Commentar über das Buch</label>
        <p>Johann Lorenz von Mosheims Hauptwerk erschien zunächst als
								<hi>Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti</hi>
							(1726), dann in zwei überarbeiteten Teilen als <hi>Institutiones
								historicae Christianae antiquioris</hi> (1737) bzw.
								<hi>Institutiones historicae Christianae recentioris</hi> (1741) und
							schließlich als <hi>Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et
								recentioris libri quatuor</hi> (1755). Dieses Werk wurde posthum und
							unverändert erneut aufgelegt (1764) und von Johann August Christoph von
							Einem (1730–1810) in neun (1769–1778) und von Johann Rudolph Schlegel
							(1729–1790) in sieben Bänden (1770–1796) ins Deutsche übersetzt,
							vermehrt und fortgesetzt. Daneben finden sich Übersetzungen ins
							Englische und Italienische, zudem hat Mosheims Schüler Johann Peter
							Miller (1725–1789) ein <hi>Compendium</hi> (1761) besorgt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_2">
        <label>allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von H. P. C. Henke, wovon
							bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind</label>
        <p>Dieses Werk ist zunächst in sechs Teilen erschienen (1788–1804). Wie in
							der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> nachgetragen, hat Johann
							Severin Vater (1771–1826) einen siebenten bis neunten Teil (1818–1823)
							folgen lassen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_3">
        <label>C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen
							1816., 2te Ausg. in einem Bande</label>
        <p>Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) <hi>Universalgeschichte</hi> ist in
							Hannover erschienen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_4">
        <label>Magdeburgischen Centuriatoren</label>
        <p>Die in Jahrhunderte (<hi>centuriae</hi>) unterteilten und nach
							theologisch-inhaltlichen Stichworten (<hi>loci communes</hi>) geordneten
								<hi>Magdeburger Centurien</hi> (1559–1574) gelten als das erste
							universal angelegte protestantische Kirchengeschichtswerk. In
							konfessionspolemischer Abzweckung stellt es die Lehre Luthers als
							Wiederherstellung des wahren urchristlichen Glaubens dar. Als
							Centuriatoren sind der Initiator Matthias Flacius Illyricus (1520–1575)
							und Johannes Wigand (1523–1587) zu nennen, die sich auf die Zuarbeit
							anderer Gelehrter stützen konnten, als katholische Anwort auf die
								<hi>Centurien</hi> gelten die von Isaak Casaubon kritisch
							kommentierten (vgl. II § 90) und von Antoine Pagi bearbeiteten (vgl. II
							§ 104) <hi>Annales ecclesiastici</hi> des Cesare Baronio (Baronius)
							(1538–1607).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_5">
        <label>Spanheim</label>
        <p>Gemeint ist Friedrich Spanheim d. J. (1632–1701), der nach Studium und
							Promotion in Leiden 1656 einem Ruf an die Universität Heidelberg folgte,
							hier v.a. Kontrovers- und Moraltheologie sowie später auch Neues
							Testament las und schließlich Rektor wurde. Als Nachfolger des Johannes
							Coccejus kehrte Spanheim 1670 als Professor der Theologie und der an der
							Philosophischen Fakultät angesiedelten Kirchengeschichte nach Leiden
							zurück. Hier hat er sich zudem als Bibliothekar und Rektor verdient
							gemacht und war ab 1684 als <hi>professor primarius</hi> von seinen
							Vorlesungsverpflichtungen entbunden. Spanheim hat ein umfangreiches Werk
							hinterlassen (vgl. II § 101), ist jedoch v.a. als Kirchenhistoriker
							hervorgetreten. Insbesondere seine in Epochen bzw. Jahrhunderte
							eingeteilte <hi>Brevis introductio ad historiam Sacram utriusque
								Testamenti ac praecipue Christianam ad Annum MDXVIII. inchoata jam
								reformatione</hi> (1694) war hoch gelobt und als akademisches
							Lehrbuch weit verbreitet.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_6">
        <label>Tillemont</label>
        <p>Vgl. II § 104.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_7">
        <label>Natalis Alexander</label>
        <p>Vgl. II § 103.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_8">
        <label>Weisman</label>
        <p>Der Theologe Christian Eberhard Weismann (1677–1747) wurde nach dem
							bereits 1693 erlangten Magisterabschluss in Tübingen ebenda Repetent,
							dann Diakon in Calw, 1705 Hofkaplan in Stuttgart und zwei Jahre später
							Gymnasialprofessor für Kirchengeschichte und Philosophie sowie
							Mittwochsprediger an der dortigen Stiftskirche. 1721 kehrte Weismann als
							außerordentlicher Professor an die Theologische Fakultät Tübingen zurück
							und wurde hier zugleich auch Stadtpfarrer. Ein Jahr später erwarb er den
							theologischen Doktorgrad und wurde 1726 Ordinarius. Weismann ist v.a.
							als Kirchenhistoriker hervorgetreten, sein Hauptwerk ist die
							zweibändige, zwischen Kompendium und ausführlicher
							Kirchengeschichtsdarstellung anzusiedelnde <hi>Introductio in
								Memorabilia ecclesiastica historiae sacrae Novi Testamenti, maxime
								vero saeculorum primorum et novissimorum</hi> (1718/1719; <hi rend="superscript">2</hi>1745). Im Unterschied zu den
								<hi>Magdeburger Centurien</hi> (s.o.) oder der pietistischen
							Geschichtsschreibung eines Gottfried Arnold (1666–1714) ging es
							Weismann, der zur unmittelbaren Vorgeschichte der modernen
							Kirchenhistoriographie in Gestalt Johann Lorenz von Mosheims gehört, um
							eine weitgehend objektive Darstellung von Geschichte.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_9">
        <label>Pfaff</label>
        <p>Christoph Matthäus Pfaff (1686–1760) war nach dem Studium in Tübingen
							zunächst Vikar, dann Stiftsrepetent, begab sich von 1706 bis 1709 auf
							eine Bildungsreise, die ihn neben Zielen in Deutschland auch nach
							Dänemark, in die Niederlande und nach England führte, und begleitete
							anschließend bis 1716 den württembergischen Erbprinzen Friedrich Ludwig
							(1698–1731) auf einer Reise durch Europa. 1717 wurde er (nicht zuletzt
							aufgrund der Edition angeblicher Irenäus-Fragmente, die gleich nach
							ihrem Erscheinen in ihrer Echtheit angezweifelt und später von Adolf von
							Harnack als Fälschungen Pfaffs identifiziert wurden) Professor in
							Tübingen, später <hi>Primarius</hi> der Theologischen Fakultät, Kanzler
							sowie Propst der Stiftskirche, 1724 kaiserlicher Hofpfalzgraf, 1727 Abt
							des Klosters Lorch und 1731 Mitglied der Berliner Akademie der
							Wissenschaften. Nach einer fehlgeschlagenen Berufung nach Göttingen
							wechselte Pfaff 1756 nach Gießen und war hier neben seiner theologischen
							Professur auch als Universitätskanzler und Generalsuperintendent tätig.
							U.a. durch sein Lehrbuch <hi>Institutiones historiae ecclesiasticae</hi>
							(1721) ist Pfaff als Kirchenhistoriker hervorgetreten, hat sich aber
							insbesondere im Bereich des Kirchenrechts und durch seine
							Unionsbemühungen verdient gemacht.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_10">
        <label>Mosheim</label>
        <p>S.o.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_11">
        <label>Baumgarten</label>
        <p>Als Kirchenhistoriker ist Siegmund Jacob Baumgarten durch den
							vierbändigen, in Jahrhunderte gegliederten <hi>Auszug der
								Kirchengeschichte, von der Geburt Jesu an</hi> (1743–1762) sowie den
								<hi>Abris einer Geschichte der Religionsparteien</hi> (vgl. II § 124
							c) hervorgetreten.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_12">
        <label>W. E. Walch</label>
        <p>Gemeint ist Christian Wilhelm Franz Walch (1726–1784), der nach dem
							Studium und der philosophischen Promotion in Jena sowie einer gemeinsam
							mit seinem Bruder Johann Ernst Immanuel Walch (1725–1778) absolvierten
							Studienreise 1750 ebenda außerordentlicher Professor für Philosophie
							wurde. 1753 als ordentlicher Professor für Philosophie (Geschichte) nach
							Göttingen berufen, erhielt er hier im darauffolgenden Jahr den
							theologischen Doktorgrad sowie zu seiner philosophischen eine
							außerordentliche theologische Professur. Seit 1757 Ordinarius an der
							Theologischen Fakultät wurde er hier 1766 Primarius, 1772
							großbritannischer Konsistorialrat und 1779 Direktor der Gesellschaft der
							Wissenschaften zu Göttingen. Besonders bedeutend sind seine
							kirchenhistorischen Arbeiten, sein Hauptwerk ist der elfbändige,
							unvollendet gebliebene <hi>Entwurf einer vollständigen Historie der
								Kezereien, Spaltungen und Religionsstreitigkeiten bis auf die Zeiten
								der Reformation</hi> (1762–1785), der, wie andere seiner Werke auch,
							einer Einteilung in Jahrhunderte folgt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_13">
        <label>Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S.
							223 fg.</label>
        <p>Vgl. Vorrede Hg. c [VIII].</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_14">
        <label>spittlerische Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (2te
							Aufl. Götting. 1785. 8.)</label>
        <p>Der Autor ist Ludwig Timotheus von Spittler.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_15">
        <label>2ten ökumenischen Kirchenversammlung</label>
        <p>D.i. das von Theodosius I. (347–395) einberufene Erste Konzil von
							Konstantinopel (381), auf dem v.a. die seit dem Konzil von Nicäa (325)
							bestehenden christologischen Streitigkeiten (vgl. I § 63) geklärt werden
							sollten.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_16">
        <label>arianischen</label>
        <p>Vgl. I § 63.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_17">
        <label>macedonianischen</label>
        <p>Die nach Makedonius I. von Konstantinopel (gest. ca. 360) benannten
							Makedonianer erkannten, anders als die Arianer, die in Nicäa (325)
							festgelegte Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (vgl. I § 63) an,
							bestritten jedoch, wie die Arianer, die Wesensgleichheit des Heiligen
							Geistes. Aus diesem Grund wurden die binitarischen Makedonianer auch als
								<hi>Pneumatomachen</hi> (d.h. Geistbekämpfer) bezeichnet und auf dem
							Ersten Konzil von Konstantinopel (381) verurteilt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_18">
        <label>apollinarischen Händeln</label>
        <p>Mit Bischof Apollinaris von Laodicea (ca. 310–390) verbindet sich eine
							monophysitische Christologie (vgl. I § 63) eigenen Gepräges, die das
							Inkarnationsgeschehen philosophisch zu durchdringen sucht und nur eine
							einzige fleischgewordene Natur (<foreign lang="grc">μία ϕύσις
								σεσαρκωμένη</foreign>) des göttlichen Logos annimmt. Laut der von
							Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II §
							124 c) eignet Christus laut Apollinaris zwar menschliche Sinnlichkeit,
							jedoch keine menschliche Seele (<foreign lang="grc">πνεῦμα</foreign>). Aus diesem Grund fehle ihm menschlicher Verstand und
							Wille. Auch diese Position wurde auf dem Ersten Konzil von
							Konstantinopel (381) verurteilt.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_19">
        <label>Ursprung des constantinopolitanischen Patriarchats</label>
        <p>Die kirchliche Bedeutung Byzantions, von Kaiser Konstantin (ca. 275–337)
							als neue Hauptstadt bestimmt, im Jahre 330 als <hi>Neues Rom</hi>
							eingeweiht und bald als Konstantinopel bekannt, blieb als
							Suffraganbistum des thrakischen Herakleia zunächst gering. Dies änderte
							sich mit der Inthronisation Gregors von Nazianz (s.u.) im Jahre 380 und
							dem von Theodosius I. (s.u.) ein Jahr später einberufenen Ersten Konzil
							von Konstantinopel (s.o.). Für Konstantinopel wurde hier in
							antialexandrinischer Stoßrichtung und mit der ausschließlich politischen
							Begründung, man sei das <hi>Neue Rom</hi>, der zweite Ehrenrang nach Rom
							beansprucht (Kanon 3), auf dem Konzil von Chalcedon (451) sprach man der
							Stadt schließlich gleiche Vorrechte (<foreign lang="grc">ἴσα
								πρεσβεῖα</foreign>) wie der älteren Kaiserstadt Rom und ihrem
							Bischof umfangreiche Weihegewalt für weitreichende Gebiete zu (Kanon
							28).</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_20">
        <label>Regierung Theodosii des Großen</label>
        <p>Nach dem Tode Valens' (328–378) und militärischen Erfolgen gegen die
							Goten wurde Theodosius I., der Große (347–395), im Jahre 379 durch den
							weströmischen Kaiser Gratian (359–383) zum Augustus erhoben. In den
							Folgejahren v.a. mit der Konsolidierung seines oströmischen
							Herrschaftsbereiches (u.a. durch den sog. Gotenvertrag des Jahres 382)
							beschäftigt, sah sich Theodosius später gezwungen, militärisch gegen die
							weströmischen Usurpatoren Maximus und Eugenius vorzugehen, und wurde so
							für die letzten Monate seines Lebens zum Alleinherrscher des Imperiums.
							Durch das gemeinsam mit Gratian und dessen Mitkaiser Valentinian II.
							(371–392) verabschiedete Edikt <hi>Cunctos populos</hi> (380) und das
							Erste Konzil von Konstantinopel (s.o.) verbindet sich mit Theodosius
							religionspolitisch v.a. die Durchsetzung des Christentums nizänischer
							Prägung (vgl. I § 63). Daneben ist jedoch auch sein Vorgehen gegen die
							alten Kulte sowie die Auseinandersetzung mit Ambrosius von Mailand zu
							nennen, dessen bischöfliche Autorität den 380 getauften Kaiser durchaus
							zu Zugeständnissen bewegen konnte. Immer wieder angeführt werden
							Ambrosius' Veto gegen den Wiederaufbau einer Synagoge im syrischen
							Callinicum sowie der dem Kaiser abgeforderte Bußakt nach einer außer
							Kontrolle geratenen Strafaktion in Thessaloniki.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_21">
        <label>Gregorius Nazianz.</label>
        <p>Nach dem Studium in unterschiedlichen Metropolen des Ostens neigte Gregor
							von Nazianz (ca. 329–390) einem monastisch-asketischen Lebensstil zu.
							Basilius d. Gr., Bischof von Caesarea, berief seinen Studienfreund 372
							zum Bischof von Sasima, doch trat Gregor diese Stelle, wie auch die
							Nachfolge seines Vaters, des Bischofs von Nazianz, nicht an. Stattdessen
							wurde er nach dem Herrschaftsantritt des nizänisch gesinnten Theodosius
							(s.o.) 379 als Leiter einer nizänischen Gemeinde in das mehrheitlich
							arianische (vgl. I § 63) Konstantinopel berufen und war hier nicht
							zuletzt aufgrund seiner hervorragenden rhetorischen Fähigkeiten derart
							erfolgreich, dass er ein Jahr später von Theodosius zum Bischof bestellt
							wurde und als Nachfolger des Meletius von Antiochien das wiederum ein
							Jahr später an seinen Amtssitz einberufene Konzil leitete. Bereits nach
							wenigen Wochen scheiterte er jedoch an der Lösung des sog.
							meletianischen (antiochenischen) Schismas (vgl. II § 128) und zog sich,
							nach einem Zwischenspiel in Nazianz, 383 auf sein in der Nähe gelegenes
							Landgut zurück. Das Werk des musterhaften Rhetors besteht neben Reden
							aus zahlreichen Gedichten und Briefen, Gregor selbst zählt mit Gregor
							von Nyssa (gest. vor 400) und Basilius (vgl. II § 115) zu den <hi>drei
								Kappadoziern</hi> und mit Basilius, Johannes Chrysostomus (vgl. II §
							104) und Athanasius (vgl. II § 83) zu den vier griechischen
							Kirchenlehrern.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_22">
        <label>Seiler- und Rosenmüllersche kurze Inbegriff der Kirchengeschichte des
							N. T. in Tabellen, 7te Ausgabe, Erlangen 1796</label>
        <p>Georg Friedrich Seilers (1733–1807) <hi>Kurzer Inbegriff</hi> ist in
							siebenter Auflage 1793 erschienen und enthält als Anhang die von Johann
							Georg Rosenmüller (1736–1815) besorgte <hi>Kirchengeschichte des
								achtzehnten Jahrhunderts in V. Tabellen</hi>.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_23">
        <label>J. S. Vater's synchronistische Tafeln der Kirchengeschichte. 3te
							Auflage, Halle 1818</label>
        <p>Dieses Werk ist 1819 erschienen.</p></note>
    </div>
    <div n="103" type="section" id="section_2_103">
      <head><app>
          <lem>103</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">390</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wenn man sich auf die gedachte Art entweder durch gute Vorlesungen, oder
						durch den Gebrauch eines guten <pb edRef="#c" n="120"/> Handbuchs der
						Kirchengeschichte eine allgemeinere Kenntniß derselben erworben <app>
          <lem>hätte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
        </app>, und <app>
          <lem>man wollte</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> dieses Studium, wegen seines <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Nutzens, weiter <app>
          <lem>fortsetzen <ref type="note" target="#noe_2_2_103_note1">†)</ref>,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">fortsetzen, <ref type="note" target="#noe_2_2_103_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
        </app>
        <pb edRef="#a" n="404[!]"/> und <app>
          <lem>sie selbst untersuchen:</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">mit eigenen Untersuchungen verbinden will,</rdg>
        </app> so <app>
          <lem>würden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">dürfen</rdg>
        </app>, in Beziehung auf die oben <app>
          <lem>im ersten Theil</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_222">225</ref>
            <choice>
              <abbr>f.</abbr>
              <expan>folgend</expan>
            </choice></rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>angegebnen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
        </app> nothwendigen Eigenschaften einer wahren und nützlichen
						Geschichtskunde, folgende <index indexName="subjects-index">
          <term>Regeln</term>
        </index>Regeln nie <app>
          <lem>müssen</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>
        <app>
          <lem>aus der</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">ausser</rdg>
        </app> Acht <app>
          <lem>gelaßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">gelassen</rdg>
        </app> werden. 1) Weil <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Geschichte <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> auf Nachrichten und Zeugnisse ankommt, und es, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der ungeheuren Menge <app>
          <lem>von Nachrichten</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">derselben</rdg>
        </app>, die oft in <app>
          <lem>Denkmahlen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Denkmalen</rdg>
        </app> und Schriften, wo man sie gar nicht sucht, nur <app>
          <lem>beyläufig</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiläufig</rdg>
        </app> vorkommen, unmöglich ist, daß auch der <app>
          <lem>fleissigste</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">fleißigste</rdg>
        </app> Mann <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> wissen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, was hier einiges Licht <app>
          <lem>ausbreiten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verbreiten</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>möchte,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">möchte:</rdg>
        </app> so muß man sich vor allen Dingen sowohl um die <index indexName="subjects-index">
          <term>Quellen</term>
        </index>Quellen aller Art, <pb edRef="#b" n="136"/> als um die, welche sie
						schon benutzt, und darnach irgend einen Theil der <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirchengeschichte</term>
        </index>Kirchengeschichte untersucht haben, bekümmern.</p>
      <note n="1" id="noe_2_2_103_note1" place="end"><app>
          <lem><app>
              <lem><choice>
                  <abbr>Anm.</abbr>
                  <expan>Anmerkung</expan>
                </choice></lem>
              <rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
            </app> 1. †)</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
        </app> Es wäre allerdings sehr gut, vor der <app>
          <lem>eignen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
        </app> Untersuchung, ein oder anderes <app>
          <lem>größeres</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grösseres</rdg>
        </app> Werk über diese Geschichte zu <app>
          <lem>studieren.</lem>
          <rdg type="v" wit="#a">studieren<supplied>.</supplied></rdg>
        </app> Man würde dadurch nicht nur jene erste Grundlage, sondern auch die <app>
          <lem>verschiednen Gesichtspuncte</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Gesichtspunkte</rdg>
        </app> erweitern, aus der man die zur Kirchengeschichte gehörigen Sachen
						ansehen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>. Denn die Verfasser der Handbücher schränken sich gemeiniglich nur
						auf gewisse <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Gesichtspuncte</term>
            </index>Gesichtspuncte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkte</rdg>
        </app>, und oft zu sehr, ein, <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> auf Geschichte der Kirche, ohne eben so genau der Geschichte der
						Lehre nachzuforschen, auf Geschichte der Hierarchie, ohne die Geschichte der
						religiösen <app>
          <lem>Cultur,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
        </app> und der sie befördernden Mittel <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. d. gl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">u. d. gl.,</