<div type="chapter" id="chapter_2_2">
<head><pb edRef="#a" n="385"/>
<pb edRef="#b" n="100"/>
<choice>
<orig><app>
<lem>Zweyter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweiter</rdg>
</app> Abschnitt. <lb/>Historische Theologie.</orig>
<supplied reason="toc-title">Zweyter Abschnitt. <hi>Historische
Theologie</hi></supplied>
<supplied reason="column-title">II.2. Historische
Theologie</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="section_2_78-96">
<div n="78" type="section" id="section_2_78">
<head><app>
<lem>78</lem>
<rdg wit="#a" type="v">365</rdg>
</app>.</head>
<p>Es ist eine überaus lehrreiche Beschäftigung, dem <app>
<lem>verschiedenen Gang</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gange</rdg>
</app> nachzuforschen, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in der Welt, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> so verschiedenen Fähigkeiten, <app>
<lem>Aufmerksamkeit,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Hülfsmitteln, Neigungen, Sitten und Verbindungen der Menschen unter
einander, genommen hat, man <app>
<lem>mag die Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">betrachte sie nun</rdg>
</app> als Erkenntniß Gottes und des Verhältnisses zwischen ihm und den
Menschen, oder als Dienst desselben, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> als <app>
<lem>Betragen ansehn, das</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Verehrung Gottes durch Gesinnungen oder äußere
Handlungen, die</rdg>
</app> auf Religion gegründet <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sind</rdg>
</app>. Eine <app>
<lem>allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der Religion müßte –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>allgemeine Geschichte der Religion</hi>
müßte,</rdg>
</app> in <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><hi>jener</hi></rdg>
</app> Rücksicht <app>
<lem>auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index><hi>Erkenntniß</hi> Gottes,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> lehren, <pb edRef="#c" n="89"/> was nach und <app>
<lem>nach,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">nach und</rdg>
</app> hie und da, unter den Menschen, in Absicht auf diesen Gegenstand, für
Wahrheiten oder Irrthümer, Ueberzeugungen, Vorurtheile und <app>
<lem>Zweifel?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Zweifel geherrscht,</rdg>
</app> aus was für Quellen, oder durch welche <app>
<lem>Veranlassung,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Veranlassung</rdg>
</app> sie <app>
<lem>entsprungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entsprungen,</rdg>
</app> und <app>
<lem>wodurch</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>befördert,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">sie befördert</rdg>
</app> oder <app>
<lem>vermindert?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vermindert sind;</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">und</rdg>
</app> was für merkwürdige Veränderungen dadurch in der Denkungsart, dem
Charakter, den Sitten der Menschen und ganzer Völker, selbst in ihren <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">äußerlichen</rdg>
</app> Einrichtungen und Schicksalen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">allmählig</rdg>
</app> hervorgebracht <app>
<lem>worden <pb edRef="#a" n="386"/> sind?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">worden;</rdg>
</app> – in Rücksicht aber auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Dienst</term>
</index><hi>Dienst</hi>
<app>
<lem>und Verehrung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">oder die <hi>Verehrung</hi></rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="101"/> Gottes, oder <app>
<lem>den Ausbruch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die Wirkungen</rdg>
</app> dieser Begriffe <app>
<lem>von Gott und die daraus entstandnen Empfindungen:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auf Empfindungen und Handlungen,</rdg>
</app> wie sich diese <app>
<lem>Begriffe und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Empfindungen <app>
<lem>geäussert?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geäußert,</rdg>
</app> durch was für Anstalten und Mittel das Wachsthum oder die Abnahme
religiöser Gesinnungen und Handlungen, auch des <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app> Gottesdienstes, befördert <app>
<lem>worden? welche Begriffe und Empfindungen,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">worden;</rdg>
</app> und wie sie auf <app>
<lem>diesen Gottesdienst,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den äußern Gottesdienst (Cultus) gewirkt,
und</rdg>
</app> umgekehrt <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, welche <app>
<lem>gottesdienstliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gottesdienstlichen</rdg>
</app> Handlungen auf die <app>
<lem>Verändrung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Veränderung</rdg>
</app> der Erkenntniß Gottes, wie und auf welche Theile <app>
<lem>derselben,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">derselben</rdg>
</app> sie Einfluß gehabt <app>
<lem>haben.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben?</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="79" type="section" id="section_2_79">
<head><app>
<lem>79</lem>
<rdg wit="#a" type="v">366</rdg>
</app>.</head>
<p>Alle Kenntnisse, welche diese <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der Religion betreffen, rechnet man zur <index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index><hi>historischen Theologie</hi>, nach dem weitern Begriff, den man
dem Namen der Theologie untergelegt hat (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_2">2</ref></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_2">2.</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_2_3">3</ref>);</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_3">3.</ref>):</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#a"><ref target="#section_2_2">289.</ref>
<ref target="#section_2_3">290</ref>),</rdg>
</app> und so würde dieser Theil der Theologie, als eine Wissenschaft
betrachtet, nichts anders seyn, als <hi>Geschichte der Religion</hi> in
ihrem ganzen Umfange <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#a">(§. <ref target="#section_1_216">219</ref> und
<ref target="#section_1_217">220</ref>)</rdg>
</app>, die alle merkwürdigere Veränderungen der Erkenntniß und des Dienstes
Gottes <app>
<lem>aller Zeiten</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>aller Zeiten</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Völker</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Völker</hi></rdg>
</app> begreifen müßte. Weil aber diese Wissenschaft von einem
unübersehlichen Umfang seyn würde, wenn sie <pb edRef="#c" n="90"/> nur <app>
<lem>einigermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
</app> das leisten sollte, was der Name einer solchen allgemeinen Geschichte <app>
<lem>verspricht;</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">verspricht,</rdg>
</app> und uns von den meisten, <pb edRef="#a" n="387"/> wenigstens allen <app>
<lem>barbarischen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">barbarischen</rdg>
</app> Völkern, Jahrtausende <app>
<lem>hindurch,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hindurch</rdg>
</app> die Nachrichten dieser Art entweder ganz fehlen, oder so mangelhaft
und <pb edRef="#b" n="102"/> unsicher sind, daß sich keine eigentliche
zusammenhängende Geschichte davon liefern läßt: so schränkt man sich
gemeiniglich nur auf die Geschichte der in der Bibel enthaltenen Religion
und der darauf gegründeten Gesellschaften, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte, ein; zumal da es gewöhnlich ist, das Wort
Theologie vornehmlich und eigentlich von der biblischen zu verstehen.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. Diejenigen, welche eine Geschichte der Religionen, auch derer, die
sich nicht auf die heilige Schrift gründen, zu entwerfen unternommen haben,
geben doch eigentlich nur eine <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte einiger bekannten Völker, die noch dazu sehr
dürftig und <app>
<lem>unzuverläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unzuverlässig</rdg>
</app> ist, wie man sich leicht überzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wenn man die in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_79_1"/><hi>Anweisung zur Kenntniß der</hi>
<app>
<lem><hi>theol.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>theologischen</hi></rdg>
</app>
<hi>Bücher</hi> §. <app>
<lem>293</lem>
<rdg wit="#c" type="v">293.</rdg>
</app> und <app>
<lem>94</lem>
<rdg wit="#c" type="v">294.</rdg>
</app> angeführten <app>
<lem>Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schriften</rdg>
</app> vergleicht. Alle übrige (daselbst §. 296 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>) sind nur, zum Theil <app>
<lem>vortrefliche, Beyträge</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vortreffliche, Beiträge</rdg>
</app> zur <app>
<lem>Religionsgeschichte besondrer Völker, und der mit so mühsamen Fleiß
und philosophischen Blick entworfne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Religionsgeschichte. Selbst der</rdg>
</app>
<hi>Grundriß der Geschichte aller Religionen</hi>, von <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi>C.</hi>
<app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi>
(Lemgo</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Meiners</persName></hi>,
Lemgo</rdg>
</app> 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtm"/>
<app>
<lem>8.)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app>, schränkt sich nur auf einige Religionsbegriffe und Gebräuche ein,
die unter den Menschen am gangbarsten gewesen sind, <app>
<lem>betrift</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betrifft</rdg>
</app> eigentlich nur den religiösen Aberglauben, und läßt sich auf gar
keine Geschichte der Völker und Gesellschaften ein, so <app>
<lem>ferne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fern</rdg>
</app> sie sich über Religionsbegriffe und davon abhängende Uebungen
getrennt und unterschieden haben. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{<index indexName="persons-index">
<term>Lindemann, Johann Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sjtn">Lindemann's</persName></hi> Geschichte der Meinungen alter und
neuer Völker von Gott, in 7 Theilen, 1784–1795.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtq"/> ist zwar
eine ziemlich reiche, aber zu wenig geordnete und gesichtete
Sammlung von Materialien. Eine kurze Uebersicht der Religionen der
wichtigsten Völker findet man in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_79_2"/><hi>meinem</hi> Lehrbuch der Religion für
<pb edRef="#c" n="91"/> Schulen, 1ste <choice>
<abbr>Abth.</abbr>
<expan>Abtheilung</expan>
</choice>, verglichen mit den erläuternden Anmerkungen. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></rdg>
</app></note>
<note n="2" place="end"><pb edRef="#a" n="388"/>
<pb edRef="#b" n="103"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2. In einem <hi>engern</hi> Verstande wird <hi>historische
Theologie</hi> nur von der Geschichte oder dem Fortgang und den
Veränderungen der verschiedenen Begriffe der Menschen von besondern
Religionslehren genommen, oder gar <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nur,</rdg>
</app> theils auf Vorstellungen selbst, theils nur auf die verschiedenen
Begriffe von den in der Bibel geoffenbarten Lehren eingeschränkt. <app>
<lem>Am</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">In der</rdg>
</app>
<hi>engsten</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Bedeutung</rdg>
</app> wird dieses Wort von <app>
<lem>denenjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denen</rdg>
</app>
<app>
<lem>gebraucht</lem>
<rdg wit="#a" type="v">genommen</rdg>
</app>, welche darunter die angeblich christlichen Lehren verstehen, sofern
ihr Beweis, oder doch der Beweis ihres <index indexName="subjects-index">
<term>Alterthum</term>
</index>Alterthums in der christlichen Kirche, auf Nachrichten und
Aussprüchen angesehener Kirchenlehrer, oder auf Decreten der sogenannten
Kirche darüber, mit <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Einem</rdg>
</app> Wort, auf <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Tradition</term>
</index>Tradition beruht.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_79_1">
<label>Anweisung zur Kenntniß der theol. Bücher §. 293 und 94</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_79_2">
<label>meinem Lehrbuch der Religion für Schulen, 1ste Abth.</label>
<p>Gemeint ist August Hermann Niemeyers häufig aufgelegtes <hi>Lehrbuch für
die oberen Religionsclassen gelehrter Schulen</hi> (1801; <hi rend="superscript">18</hi>1843). In der ersten Abteilung findet sich
die historische Behandlung der Religion, die in eine Einleitung in die
biblischen oder Religionsschriften und die Religionsgeschichte
zerfällt.</p></note>
</div>
<div n="80" type="section" id="section_2_80">
<head><app>
<lem>80</lem>
<rdg wit="#a" type="v">367</rdg>
</app>.</head>
<p>Die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Religionen unter den <app>
<lem>Menschen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Menschen,</rdg>
</app> verdient es <app>
<lem>sehr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von vielen Seiten</rdg>
</app>, daß man sie mit aller Sorgfalt studiere. Denn sie ist einer der
wichtigsten Theile der <app>
<lem>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Menschheit</term>
</index>Menschheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Geschichte der Menschheit</hi></rdg>
</app>, und überall <app>
<lem>zeiget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zeigt</rdg>
</app> sich der mächtige Einfluß der Religion auf die übrigen Arten der
menschlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Cultur</term>
</index>Cultur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
</app>. Ueberall, wo man das Christenthum zuerst <app>
<lem>predigte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gepredigt hat</rdg>
</app>, schmiegte man entweder diesen Unterricht den <app>
<lem>vorhandnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorhandenen</rdg>
</app> Religionen an, oder es ging natürlich <app>
<lem>vieles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vieles</rdg>
</app> aus diesen in das Christenthum über, das sich nach <app>
<lem>diesen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihnen</rdg>
</app> in solchen Gegenden <app>
<lem>bildete; in so fern kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bildete. Insofern kann</rdg>
</app> selbst die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte dieser Kenntniß <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Religionen nicht entbehren. <app>
<lem>– Ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Außer</rdg>
</app> den Frag<pb edRef="#b" n="104"/>menten von dieser allgemeinern <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte, die sich in der bekannten <index indexName="subjects-index">
<term>Völkergeschichte</term>
</index>Völkergeschich<pb edRef="#a" n="389"/>te finden, sind <app>
<lem>zuverläßige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverlässige</rdg>
</app> Reisebeschreibungen, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> sie sich auch auf Sitten und Verfassungen der Völ<pb edRef="#c" n="92"/>ker <app>
<lem>eingelaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">eingelassen</rdg>
</app> haben, eine unentbehrliche Quelle solcher Kenntnisse.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Ein Verzeichniß der wichtigsten steht hinter <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi> Grundriß
der Gesch. aller Rel. (<app>
<lem><choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_2_79">79.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_79">366.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">2.</rdg>
</app>) und in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_80_1"/><hi>Anweisung zur</hi>
<app>
<lem><hi>theol.</hi>
<app>
<lem><hi>Bücherkenntn.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Bücherk.</hi></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>theologischen Bücherkenntniß</hi>,</rdg>
</app> §. 297 <app>
<lem><choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_80_1">
<label>Anweisung zur theol. Bücherkenntn. §. 297 flgg.</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
</div>
<div n="81" type="section" id="section_2_81">
<head><app>
<lem>81</lem>
<rdg wit="#a" type="v">368</rdg>
</app>.</head>
<p>Aus diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Quellen</term>
</index>Quellen <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app> man sich nach und nach <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Nachrichten <app>
<lem>sammlen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu sammeln</rdg>
</app>, und sie entweder nach den <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Ländern und Völkern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> ordnen, oder nach den merkwürdigsten Lehren, Einrichtungen und
Gewohnheiten, die nach den besondern <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsbegriffe</term>
</index>Religionsbegriffen getroffen, oder angenommen <app>
<lem>worden.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">worden<supplied>.</supplied></rdg>
</app>
<app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> der <app>
<lem>ersten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erstern</rdg>
</app> Methode <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man etwa die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_81_1"/><app>
<lem>anderwärts schon erwähnte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oben §. <ref target="#section_1_235">238</ref>
erwehnte</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Gatterer, Johann Christoph</term>
</index><app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:24wfq">Gattererische</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi><persName>Gatterersche</persName></hi></rdg>
</app> Weltgeschichte, oder die <app>
<lem>ohngefähr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ohngefehr</rdg>
</app> da gemachte Anlage, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der andern <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_81_2"/>den
eben genannten Abriß von <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi> zum
Grunde legen. <app>
<lem>Man müßte hernach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nächstdem muß man</rdg>
</app>, sowohl nach der auffallenden Aehnlichkeit der Religionen <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Völker mit einander, als nach den Nachrichten der Geschichte über den
Ursprung eines Volks aus dem andern, <app>
<lem>und über</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oder</rdg>
</app> den Einfluß des einen aus dem andern, zu entdecken suchen, welche
Völker, auch in Absicht auf Religion originell sind, oder welche sich nach
andern gebildet haben, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="105"/> dem, was jedes Volk in seiner Religion Eignes hat,
nach den natürlichen und sittlichen <app>
<lem>Ursa<pb edRef="#a" n="390"/>chen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ursachen</rdg>
</app> forschen, aus welchen sich dieses Eigene, der Geschichte gemäß,
erklären läßt. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> Befolgung dieser Regel <app>
<lem>würden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden</rdg>
</app> auch <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Untersuchungen gelehrter Männer über diese <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte mit Nutzen <app>
<lem>gebraucht</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<sic>vergleichen</sic>
<corr type="editorial">verglichen</corr>
</choice></rdg>
</app> werden können.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> Der Versuch über die Religionsgeschichte der ältesten Völker,
besonders der Egyptier, von <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Chr. Meiners</persName></hi>, <pb edRef="#c" n="93"/> Göttingen <app>
<lem>1775,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtz"/> in
8. kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1775., 8., kann</rdg>
</app>, wenigstens einen Theil des Gesagten, deutlicher, und auf die
Vorsichtigkeit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen Sammlungen und Untersuchungen aufmerksam machen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_81_1">
<label>anderwärts schon erwähnte Gattererische Weltgeschichte</label>
<p>Vgl. I § 235.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_81_2">
<label>eben genannten Abriß von Meiners</label>
<p>Vgl. II § 80 bzw. II § 79.</p></note>
</div>
<div n="82" type="section" id="section_2_82">
<head><app>
<lem>82</lem>
<rdg wit="#a" type="v">369</rdg>
</app>.</head>
<p>Unter allen Theilen der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte ist die <hi>Geschichte der christlichen</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index><hi>Kirche</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kirche</rdg>
</app> am bekanntesten, und am meisten bearbeitet. Das Wort <hi>Kirche</hi>
(<foreign lang="grc">Ἐκκλησία</foreign>), welches in der gewöhnlichen
Bedeutung nur erst unter Christen aufgekommen ist, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen nur von solchen gesagt wird, die der in der heiligen Schrift
liegenden, oder überhaupt von einer wahren nähern göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung abhängenden Lehre folgen, bezeichnet vornehmlich die
Christen zusammengenommen, oder den ganzen <app>
<lem>Inbegrif dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Inbegriff derer</rdg>
</app>, welche die von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und seinen
Aposteln bekannt gemachte Religion für wahr annehmen, und, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> man es von einer <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">äußerlichen</rdg>
</app> Gesellschaft nimmt, alle die zusammengenommen, welche sich zu dieser
Religion, durch Theilnehmung an den <pb edRef="#b" n="106"/> darauf
gegründeten <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienst</term>
</index>Gottesdienst, bekennen. <hi>Kirchengeschichte</hi>, <app>
<lem>oder,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">oder</rdg>
</app> be<pb edRef="#a" n="391"/>stimmter zu reden, <hi>christliche
Kirchengeschichte</hi>, heißt daher die Erzählung der merkwürdigern
Veränderungen dieser <app>
<lem>Gesellschaft,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesellschaft</rdg>
</app> im Zusammenhang.</p>
</div>
<div n="83" type="section" id="section_2_83">
<head><app>
<lem>83</lem>
<rdg wit="#a" type="v">370</rdg>
</app>.</head>
<p>Es versteht sich von selbst, daß diese Geschichte nicht bloß auf die
christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index><hi>Gesellschaft</hi> und deren Schicksale eingeschränkt werden
müsse. <app>
<lem>Denn, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Denn</rdg>
</app> da sich diese Gesellschaft auf besondere <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsbegriffe</term>
</index>Religionsbegriffe gründet, und dadurch sowohl als durch den <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienst</term>
</index>Gottesdienst,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gottesdienst</rdg>
</app> von andern unterscheidet; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> da diese Begriffe und die darauf beruhenden Gesinnungen durch
Sprachen und <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Handlungen <app>
<lem>ausgedruckt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgedrückt</rdg>
</app>, diese <pb edRef="#c" n="94"/> durch jene Begriffe und Gesinnungen
gestimmt werden, und hinwiederum Sprachen und Gebräuche, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihrer besondern Modification, einen <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">großen</rdg>
</app> Einfluß in die Bestimmung und Richtung <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">der</rdg>
</app>
<app>
<lem>religiösen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">religiöser</rdg>
</app> Vorstellungen und Gesinnungen <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußern</rdg>
</app> (<app>
<lem>Theil 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <ref target="#section_1_60">60</ref>–<ref target="#section_1_67">67</ref>); <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> da endlich <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> merkwürdigere <app>
<lem>Personen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Personen</rdg>
</app> und ihre Schriften, oder <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Gesellschaften, durch ihr erlangtes Ansehen, Gelegenheit zu <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Veränderungen in <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrvorstellungen</term>
</index>Lehrvorstellungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den Ton, in Lehren</rdg>
</app>, in deren Ausdruck und in gemachten Einrichtungen unter den Christen <app>
<lem>gegeben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angegeben</rdg>
</app> haben: so muß die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte nicht bloß die Veränderungen der Kirche, als
Gesellschaft betrachtet, sondern auch die Beschaffenheit und Geschichte der
Lehre und des Gottesdienstes, der <pb edRef="#b" n="107"/> Ausdrücke, der
Einrichtungen und Gebräuche, der <pb edRef="#a" n="392"/> merkwürdigern
Personen, Schriften und besondern <app>
<lem>Gesellschaften,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesellschaften</rdg>
</app> erzählen, welche jene Veränderungen bewirkt haben.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Die Geschichte der Lehren von <app>
<lem>Dreyeinigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dreieinigkeit</rdg>
</app> Gottes, <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> des menschlichen Willens, Erbsünde, Prädestination, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_1"/>Transsubstantiation <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <app>
<lem>verschiednen <index indexName="subjects-index">
<term>Liturgien</term>
</index>Liturgien</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Liturgieen</rdg>
</app>, besonders der römischen, die so eifrig als die Lehre selbst
ausgebreitet worden, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_2"/>Bilderdienstes, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_3"/>Kindertaufe, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_4"/>Kelchsverweigerung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem heiligen Abendmahl, – die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_5"/>Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche,
und der Wörter <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_6"/><foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φύσις</foreign>, fides,
bona opera, satisfactio <choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> – der bischöflichen und übrigen hierarchischen Einrichtung, der
Concilien und Synoden, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_7"/>Bullen in Coena Domini und Unigenitus, der <app>
<lem>Kirchenbuße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchenbusse</rdg>
</app> und des Beichtwesens – der <app>
<lem>Gebräuche,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gebräuche</rdg>
</app> über die sich oft allein <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzele</rdg>
</app> Gesellschaften getrennt haben, als über <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_8"/>gesäuertes <app>
<lem>Brodt bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Brod bei</rdg>
</app> dem heiligen Abendmahl, über Kindertaufe und Untertauchung oder
Besprengung – die Geschichte des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_9"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Athanasius von Alexandrien</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sjxr">Athanasius</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_10"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Hieronymus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sjxs">Hieronymus</persName>, <app>
<lem><index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Hus, Jan</term>
</index><persName ref="textgrid:2sjwn">Hussens</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><persName>Augustinus</persName>,
<persName>Huß</persName></rdg>
</app>, <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName>, <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48">Melanchthons</persName>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. A.</abbr>
<expan>und Andere</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <pb edRef="#c" n="95"/> Schriften des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_12"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Dionysius Areopagita</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hn">Dionysius Areopag.</persName>, der
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_13"/><app>
<lem>Vulgate</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vulgata</rdg>
</app>, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_14"/>falschen
<index indexName="persons-index">
<term>Isidor, s. Pseudo-Isidor</term>
<term>Pseudo-Isidor</term>
</index><persName ref="textgrid:2sjzm">Isidorus</persName>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_15"/><app>
<lem>Weissagungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Weißagungen</rdg>
</app> des <app>
<lem>Abts <index indexName="persons-index">
<term>Joachim von Fiore</term>
</index><persName ref="textgrid:2sjzn">Joachim</persName></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Abt <persName>Joachims</persName></rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_16"/>Formulae
Concordiae <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Orden <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> hier zum Beweise dienen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_1">
<label>Transsubstantiation</label>
<p>D.i. die wesenhafte (d.h. nicht akzidentielle, sondern substantielle) und
dauerhafte Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi
während der Eucharistie. Die katholische Lehre von der
Transsubstantiation (vgl. II § 113) wurde zwar von den Reformatoren
einvernehmlich abgelehnt, doch kam es zwischen Martin Luther und Ulrich
Zwingli (1484–1531) auch zu innerreformatorischen Auseinandersetzungen.
Im sog. ersten Abendmahlsstreit der Reformationszeit (vgl. II § 113)
hielt Luther an der Realpräsenz Christi im Abendmahl fest, während
Zwingli die Auffassung eines geistlich-symbolhaften Erinnerungsmahls
vertrat; in dem in den 1550er Jahren entbrennenden sog. zweiten
Abendmahlsstreit wurde die Realpräsenz dann mithilfe der Lehre von der
Ubiquität Christi (vgl. II § 113) begründet. Später wurden Realpräsenz
und Ubiquität Christi in der <hi>Konkordienformel</hi> (s.u.) gegen das
katholische und das auf Zwingli (und Calvin) zurückgehende reformierte
Abendmahlsverständnis festgestellt (Art. 7). Zur Geschichte der
Abendmahlslehre vgl. insbesondere auch II § 113.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_2">
<label>Bilderdienstes</label>
<p>D.i. die Anbetung von Heiligenbildern, insbesondere der Jungfrau Maria.
Da den Heiligen nach katholischer Vorstellung eine vermittelnde Funktion
zwischen Gott und Mensch zukommt, können diese als Fürsprecher vor Gott
angerufen werden. In diesem Zusammenhang steht auch das Reliquienwesen.
Sowohl der Bilderdienst als auch der Reliquienkult wurden von den
Reformatoren abgelehnt, auf katholischer Seite jedoch durch das
<hi>Tridentinum</hi> (vgl. II § 98) bestätigt. Ähnlich dem auf
protestantischer Seite ausbrechenden Bildersturm der Reformationszeit
hatte die Frage nach dem rechten Umgang mit Ikonen bereits im sog.
byzantinischen Bilderstreit (8./9. Jh.) zu ikonoklastischen Unruhen
geführt (vgl. II § 113). Theologisch besonders bedeutsam ist die auch in
der <hi>Anweisung</hi> dargelegte Verbindung des Bilderdienstes mit dem
Abendmahl (vgl. II § 113).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_3">
<label>Kindertaufe</label>
<p>Die seit der Alten Kirche (vgl. II § 85) weit verbreitete Praxis der
Kindertaufe ist im 16. Jh. von radikal-reformatorischen Gruppen
abgelehnt worden (Täuferbewegung). Trotz ihrer Verurteilung auf dem
Reichstag zu Speyer (1529) und teils massiven Verfolgungen haben sich
täuferische Glaubensgemeinschaften (z.B. die Mennoniten) bis heute
gehalten. Die Frage nach der Kindertaufe wird in protestantischer
Tradition bis in die Gegenwart hinein diskutiert und ist in
freikirchlichem Kontext nicht selten zugunsten der Gläubigen- oder
Erwachsenentaufe entschieden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_4">
<label>Kelchsverweigerung bey dem heiligen Abendmahl</label>
<p>Vor dem Hintergrund der scholastischen (vgl. II § 19) Vorstellung von der
Konkomitanz (vgl. II § 113) hat sich in der katholischen Kirche eine
Eucharistiepraxis entwickelt, in der der Priester beim Abendmahl Brot
und Wein, die Gemeinde jedoch nur das Brot erhält. Laien wird der Kelch
vorenthalten, das Abendmahl demnach nur unter einerlei Gestalt
(<hi>communio sub una specie</hi>) dargereicht. Die Position des Jan
Hus (s.u.), der das Abendmahl unter beiderlei Gestalt (<hi>communio sub
utraque specie</hi>), d.h. den Kelch auch für Laien, gefordert
hatte, wurde auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) ausdrücklich
verboten. Später wurde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zum
Kennzeichen der reformatorischen Bewegung, das Verbot seitens der
katholischen Kirche trotz anfänglicher Zugeständnisse auf dem Konzil von
Trient (1545–1563) erneuert (vgl. § 98). Seit dem Zweiten Vatikanischen
Konzil (1962–1965) ist die Kelchkommunion jedoch auch in der
katholischen Kirche wieder erlaubt und sogar angeraten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_5">
<label>Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche</label>
<p>Das allgemeine Zurücktreten des Griechischen zugunsten des Lateinischen
als römische Verkehrssprache verstärkte sich im Westen durch die Teilung
des Römischen Reiches nach dem Tod Theodosius' I. im Jahre 395 in
besonderer Weise. Während im oströmischen Teil das Griechische
beherrschend blieb, wuchsen im weströmischen Teil <hi>romanitas</hi> und
<hi>latinitas</hi> immer mehr zusammen. Durch die <hi>Vetus
Latina</hi> und dann v.a. die Vulgata (s.u.) erhielt die biblische
Überlieferung eine lateinische Gestalt, Latein wurde zur Sprache des
Gottesdienstes, der Theologie, des Kirchenrechts, der Bildung und nicht
zuletzt auch der Mission und blieb es – auch wenn das
philologiegeschichtliche Urteil teilweise äußerst hart ausfällt – nach
der als karolingische Renaissance bezeichneten Bildungsreform Karls des
Großen (747–814) das gesamte Mittelalter hindurch (Scholastik). Während
etwa mit Jan Hus (s.u.) und dann v.a. mit der Reformation die Bedeutung
der Nationalsprachen für Gottesdienst und Kirche zunehmend aufgewertet
wurde, blieb das Lateinische im Zuge des Renaissance-Humanismus
Gelehrten- und damit auch Theologensprache (vgl. I § 123–128). In der
römisch-katholischen, lateinischen Kirche spielt das Lateinische bis
heute eine zentrale Rolle und ist (vgl. <hi>Sacrosanctum Concilium</hi>
Art. 36) noch immer Sprache der Messe und Amtssprache des
Vatikanstaats.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_6">
<label><foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φύσις</foreign>, fides,
bona opera, satisfactio</label>
<p>Im Hintergrund stehen die bereits zuvor festgestellten Probleme die
Sprache betreffend (vgl. I § 61–63). Die dogmatischen Schlüsselbegriffe
<foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> und <foreign lang="grc">φύσις</foreign>
(vgl. auch I § 63) sind der vorchristlichen Philosophie entliehen und
wurden im Rahmen der komplexen, Jahrhunderte dauernden Beschreibung
christologischer bzw. trinitätstheologischer Zusammenhänge in
altkirchlicher Zeit uneinheitlich verwendet und ins Lateinische
übersetzt. Der Begriff <foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>
beschreibt die Wesensgleichheit der drei Personen der Trinität (Vater,
Sohn, Heiliger Geist), die ihrerseits mit dem christlich umgeprägten
Begriff <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> bezeichnet werden.
Die sich herausbildende christologische Grundformel lautet im
griechischen Osten <foreign lang="grc">μία οὐσία</foreign>, <foreign lang="grc">τρεῖς ὑποστάσεις</foreign> und im lateinischen Westen
(Tertullian u.a.) <hi>una substantia, tres personae</hi>. Allerdings
wurde <foreign lang="grc">οὐσία</foreign>, lange Zeit gleichbedeutend
mit <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, auch mit
<hi>essentia</hi>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> in
wörtlicher Entsprechung mit <hi>substantia</hi> und <hi>persona</hi> mit
<foreign lang="grc">πρόσωπον</foreign> übersetzt. Die damit
einhergehenden definitorischen Probleme sind in der Dogmatik des 18.
Jh.s wohlbekannt. Der Begriff <foreign lang="grc">φύσις</foreign>
(Natur), zunächst auch synonym für <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> gebraucht, bezeichnet die göttliche und die
menschliche Natur Christi (Zwei-Naturen-Lehre). Glaube (<hi>fides</hi>)
und gute Werke (<hi>bona opera</hi>) sind Zentralbegriffe der
lutherischen Rechtfertigungslehre, nach der der Mensch vor Gott nicht
durch gute Werke, sondern allein durch den als Gnadengeschenk
verstandenen Glauben gerecht wird (<hi>sola gratia</hi> bzw. <hi>sola
fide</hi>). Diese gegen die Vorstellung einer Werkgerechtigkeit
gerichtete Bestimmung der Rechtfertigung gehört zu den zentralen
Theologumena des reformatorischen Christentums. Zum Begriff der
<hi>Genugtuung</hi> (<hi>satisfactio</hi>) vgl. I § 61.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_7">
<label>Bullen in Coena Domini und Unigenitus</label>
<p><hi>In Coena Domini</hi> ist eine seit dem ausgehenden Mittelalter
mehrfach erschienene und ergänzte Bannbulle gegen unterschiedliche
Häresien und Verstöße gegen die Kirche. Die endgültige Form dieser
Sammlung fällt in das Pontifikat Urbans VIII. (1623–1644), Clemens XIV.
(1769–1774) hob die Bulle 1770 auf. Martin Luther, der in <hi>In Coena
Domini</hi> 1521 namentlich als Ketzer aufgeführt wurde,
übermittelte unter dem Titel <hi>Bulla coena domini, das ist, die Bulla
vom Abendfressen des allerheiligsten Herrn, des Papstes</hi> zum
Jahreswechsel 1521/1522 eine Übersetzung nebst Vorrede und Anmerkungen
nach Rom (vgl. WA VIII [1889], [688] 691–720). <hi>Unigenitus Dei
filius</hi>, kurz <hi>Unigenitus</hi>, bezeichnet eine 1713 auf
Wunsch des französischen Königs von Papst Clemens XI. (1700–1721)
verfasste Bulle, die sich besonders gegen die <hi>Réflexions morales sur
le Nouveau Testament</hi> (1671) Pasquier Quesnels (1634–1719) und
den erstarkenden Jansenismus (vgl. II § 98) richtete. Wohl nicht gemeint
ist die Bulle <hi>Unigenitus Dei filius</hi> aus dem Jahr 1343, in der
Papst Clemens VI. (1342–1352) den Sündenablass regelte und die insofern
eine wichtige Grundlage für den von den Reformatoren bekämpften
Ablasshandel darstellt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_8">
<label>gesäuertes Brodt bey dem heiligen Abendmahl</label>
<p>Hier ist v.a. der sog. Azymenstreit zu nennen, der ein Grund für das
Große Schisma von 1054 zwischen der römisch-katholischen und den
orthodoxen Kirchen war. Während sich im Westen ab dem 9. Jh. der
Übergang zu ungesäuertem Brot (griech. <foreign lang="grc">ἄζυμα</foreign>) vollzog, wird im byzantinischen Ritus bis heute
gesäuertes Brot verwendet. Im Hintergrund steht die Frage, ob das
Abendmahl Jesu als Pessachmahl zu verstehen ist. Mit dem auch <hi>Fest
der ungesäuerten Brote</hi> (Matzen) genannten Pessachfest (vgl. Ex
12) wird im Judentum an den Auszug der Israeliten aus Ägypten
erinnert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_9">
<label>Athanasius</label>
<p>Über das Leben des Kirchenvaters und Heiligen Athanasius von Alexandrien
(gest. 373), auch <hi>der Große</hi> genannt, ist vergleichsweise wenig
bekannt. Nach koptischer Tradition wurde Athanasius im Alter von 33
Jahren als Nachfolger Alexanders von Alexandrien (gest. 328), den er als
Diakon auf die Synode von Nicäa (325) begleitet hatte, Bischof. Sein
Geburtsjahr ist danach mit 295 anzugeben. Als Bischof und einer der
Protagonisten des das 4. Jh. dominierenden arianischen Streites (vgl. I
§ 63) setzte er den Kurs von Nicäa fort und musste in theologisch wie
politisch unruhigen Zeiten mehrfach ins Exil fliehen. Neben seinen
antiarianischen Schriften (u.a. die <hi>Orationes contra Arianos</hi>)
seien die Lebensbeschreibung des Wüstenvaters Antonius (<hi>Vita
Antonii</hi>), das apologetische Doppelwerk <hi>Contra gentes / De
incarnatione Verbi</hi> sowie der 39. Festbrief mit der erstmaligen
Aufzählung der 27 kanonischen Schriften des Neuen Testaments
hervorgehoben. Neben Gregor von Nazianz (II § 102), Johannes
Chrysostomus (vgl. II § 104) und Basilius (vgl. II § 115) zählt er zu
den vier griechischen Kirchenlehrern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_10">
<label>Hieronymus</label>
<p>Der aus einer begüterten Familie stammende Sophronius Eusebius Hieronymus
(ca. 347–420) verbrachte die ersten Lebensjahrzehnte in
unterschiedlichen Zentren des Reiches und bekehrte sich bereits früh zum
monastischen Leben. Dass er in der chalkidischen Wüste in Syrien für
einige Jahre in einer Mönchsgemeinschaft gelebt habe und später
päpstlicher Sekretär Damasus' I. (305–384) gewesen sei, wird heute
angezweifelt, dass er in Rom <hi>spiritus rector</hi> eines asketischen
Kreises adliger Frauen (Marcella, Paula u.a.) war, gilt hingegen als
gesichert. Nach Auseinandersetzungen um die Nachfolge Damasus' I.
verließ Hieronymus gemeinsam mit Paula und deren Tochter Eustochium Rom,
gründete im Jahre 386 ein Frauen- und ein Männerkloster in Bethlehem und
stand diesen bis zu seinem Tod vor. In diese Zeit fällt ein großer Teil
seiner umfangreichen literarischen Tätigkeit. Hieronymus schrieb ein
hervorragendes Latein, neben asketischen Schriften hatte besonders seine
v.a. an Origenes orientierte, spiritualistische Bibelauslegung einen
beträchtlichen Einfluss auf die mittelalterliche Theologie des Westens
(vgl. II § 115). Von substantieller Bedeutung sind Hieronymus' der
Vulgata (s.u.) zugrundeliegende Übersetzungen bzw. Revisionen des Alten
(unter Rückgriff auf den hebräischen Urtext) und Teilen des Neuen
Testaments. Nicht selten wird Hieronymus als der eigentliche Urheber der
Vulgata (s.u.) angesprochen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_11">
<label>Hussens</label>
<p>Jan Hus (ca. 1370–1415) studierte nach dem Besuch der Artistenfakultät in
Prag ebenda Theologie und empfing im Jahr 1400 die Priesterweihe. Seit
1402 ebenda Professor wurde er in unruhigen Zeiten (Wyclifstreit)
1409–1410 Rektor der Prager Universität. Als der Prager Erzbischof
zunehmend gegen Anhänger des Oxforder Theologen und Kirchenreformers
John Wyclif (1326–1384) vorging, für dessen Lehren sich neben Hus etwa
auch Hieronymus von Prag (1379–1416) begeistert hatte, verschärfte sich
Hus' Kritik an der verweltlichten Kirche. Seine Exkommunikation 1411
erfolgte, nachdem er einer Vorladung der Kurie nicht nachgekommen war.
Da sich Hus auf dem 1414 eröffneten Konzil von Konstanz weigerte, seine
Lehren zu widerrufen, wurde er hier 1415 als Ketzer verbrannt. Von
Wyclif übernahm Hus etwa die Lehre von der doppelten Prädestination,
bestimmend in den Auseinandersetzungen mit dem Hussitismus (vgl. II §
98) blieb jedoch insbesondere auch die Frage nach der Eucharistie und
dem Laienkelch (s.o.). Zudem ist Hus als Verfechter des Gebrauchs des
Tschechischen im Gottesdienst (s.o.) hervorgetreten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_12">
<label>Dionysius Areopag.</label>
<p>Dionysius Areopagita ist das Pseudonym (Pseudo-Dionysius) eines um 500
lebenden Autors mehrerer theologischer Werke sowie von zehn Briefen, der
vorgibt, der in Apg 17,34 genannte Dionysius zu sein, der wiederum laut
Eusebius von Caesarea (vor 264/265–339/340) erster Bischof von Athen
wurde. Bischof Gregor von Tours (538–594) kennt dagegen einen
Missionsbischof, der in Paris das Martyrium erlitten haben soll und
später mit dem Dionysius der Apostelgeschichte gleichgesetzt wurde.
Hilduin (gest. Mitte des 9. Jh.s) identifizierte diesen Märtyrerbischof
schließlich mit dem Verfasser der oben genannten Schriften. Bereits in
der Spätantike und im Mittelalter (Abaelard) kamen Zweifel an der
Apostelnähe des Autors auf, die dann von den Humanisten Lorenzo Valla
(1407–1457) und Erasmus von Rotterdam erneut formuliert wurden. Die
Schriften des Pseudo-Dionysius wurden mehrfach ins Lateinische übersetzt
und kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin) und haben die christliche
Theologie und Philosophie des Mittelalters stark beeinflusst.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_13">
<label>Vulgate</label>
<p>Mit dem Namen <hi>Vulgata</hi> wird die lateinische Übersetzung der Bibel
bezeichnet, die sich in der Spätantike gegenüber älteren Übersetzungen
(<hi>Vetus Latina</hi>) durchsetzen konnte und zur bestimmenden
Bibelgestalt des Mittelalters wurde. Als Urheber der Vulgata gilt
Hieronymus (s.o.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_14">
<label>falschen Isidorus</label>
<p>Unter dem Namen eines sonst unbekannten Bischofs Isidorus Mercator ist
eine Sammlung von ca. 100 Papstbriefen überliefert, die – vielleicht
auch unter Inanspruchnahme der Autorität Isidors von Sevilla (vgl. II §
115) – zusammen mit weiteren Sammlungen kirchenrechtlicher Dokumente,
die ebenfalls unter dem Namen Isidors firmieren, in der ersten Hälfte
des 17. Jh.s durch David Blondel (vgl. II § 90) als Fälschung erkannt
wurde (Pseudo-Isidor). Die aus dem 9. Jh. stammenden Dokumente
imponieren durch einen hohen Grad an Belesenheit und tatsächlicher
Quellenkenntnis und fanden insbesondere ab dem 11. Jh. Verbreitung.
Neuerdings wird vermutet, dass es sich bei dem Autor um Radbert von
Corbie (ca. 790–859) (vgl. II § 110) handelt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_15">
<label>Weissagungen des Abts Joachim</label>
<p>Joachim von Fiore (ca. 1132–1202) war auf Wunsch der Eltern zunächst als
Jurist tätig, wandte sich vermutlich nach einem Bekehrungserlebnis
jedoch einem mönchischen Leben zu und wurde zum Priester geweiht. Nach
seinem Eintritt in das Benediktinerkloster Corazzo wurde er hier Prior,
dann Abt. In den 1190er Jahren gründete Joachim im kalabrischen
Sila-Gebirge den Florenser-Orden sowie das Kloster <hi>San Giovanni di
Fiore</hi>. In diese Zeit fallen Visionen und der Abschluss seiner
drei exegetisch-prophetischen Hauptschriften. Aufgrund seiner
Prophezeiungen genoss Joachim bei Päpsten und weltlichen Herrschern
(z.B. Richard I. von England) großes Ansehen, bedeutsam ist dabei sein
allegorisches Verständnis der Schrift und das in drei trinitarisch
ausgedeutete <hi>status</hi> gegliederte Geschichtsbild: die
alttestamentlich-synagogale Zeit des Vaters, die nach eigener Vorhersage
bis zur Mitte des 13. Jh.s reichende neutestamentlich-klerikale Zeit des
Sohnes und die sich anschließende mönchische Zeit des Heiligen Geistes,
die nach vorausgehenden endzeitlichen Kämpfen von der <hi>intelligentia
spiritualis</hi> durchdrungen sein und ohne die Papstkirche
auskommen sollte. Joachimitische Vorstellungen fanden schnell
Verbreitung (etwa bei den franziskanischen Spiritualen) und wirkten bis
in die Aufklärung (Lessing) und darüber hinaus.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_16">
<label>Formulae Concordiae</label>
<p>Die 1577 auf Deutsch erschienene und erst später ins Lateinische
übersetzte <hi>Konkordienformel</hi> ist die letzte der im
<hi>Konkordienbuch</hi> (vgl. II § 211) festgehaltenen lutherischen
Bekenntnisschriften und sollte die innerreformatorischen
Auseinandersetzungen zwischen den gemäßigteren Philippisten bzw.
Kryptocalvinisten (vgl. II § 98) und den streng lutherischen
Gnesiolutheranern beilegen. Gegen das katholische und das auf Zwingli
(und Calvin) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis wurden
Realpräsenz und Ubiquität Christi festgestellt (Art. 7). Insgesamt
verstehen sich die zwölf Artikel der <hi>Konkordienformel</hi> nicht als
neues Bekenntnis, sondern wiederholen und erklären verschiedene Artikel
der <hi>Confessio Augustana</hi> (vgl. II § 211). Neben die ausführliche
Darlegung (<hi>Solida Declaratio</hi>) trat eine Kurzfassung
(<hi>Epitome</hi>).</p></note>
</div>
<div n="84" type="section" id="section_2_84">
<head><app>
<lem>84</lem>
<rdg wit="#a" type="v">371</rdg>
</app>.</head>
<p>Alles, was <app>
<lem>im ersten Theil dieses Buchs</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oben (§. <ref target="#section_1_218">221</ref>–<ref target="#section_1_221">24</ref>)</rdg>
</app> von dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte überhaupt ge<pb edRef="#b" n="108"/>sagt wurde, gilt auch
von der Religions- und <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte <app>
<lem>insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
</app>, und macht dem, der ein <pb edRef="#a" n="393"/> würdiger Lehrer der
Religion und des Christenthums seyn will, das Studium dieses Theils der
Geschichte zur ganz besondern Pflicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_228">231.</ref>)</rdg>
</app>: man mag <hi>entweder</hi> auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung seines Charakters, als eines solchen sehen, der die Religion
lehren und empfehlen soll, auf welche Bildung dieses Studium einen so <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einfluß hat, <hi>oder</hi> auf die <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Theile der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie, womit er sich, nach dem ganzen Umfang seines Berufs,
beschäftigen muß.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Der Nutzen der Kirchengeschichte reicht zwar viel weiter, als hier
angegeben ist. Kein Christ, der wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung, der anschauende Ueberzeugung in der Religion sucht, und
nach erleuchteter Frömmigkeit trachtet, sollte dieses Studium <app>
<lem>vernachläßigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigen</rdg>
</app>, wenn er irgend Gelegenheit und Hülfsmittel dazu haben <app>
<lem>könnte. Noch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnte; noch</rdg>
</app> weniger irgend jemand, <app>
<lem>der,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> als <app>
<lem>Obrigkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Obrigkeit,</rdg>
</app> dereinst, auch durch sein Betragen in Absicht auf die Beförderung und
Leitung der Religion, vieler Menschen Glück oder Elend befördern <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, weil <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> so sehr vom Einfluß wahrer oder falscher Religion, von Achtung oder
Gleichgültigkeit dagegen, von den weisen und unweisen Mitteln, ihren Einfluß
zu befördern oder zu hindern, abhängt. Und daß <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Wissenschaften, Geschichte <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>, Staatskunst, Rechtsgelehrsamkeit, vornehmlich die geistliche, das
Licht der Kirchengeschichte gar nicht entbehren können, bedarf keines
Bewei<pb edRef="#c" n="96"/>ses. <app>
<lem>Aber, nach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nach</rdg>
</app> der Absicht dieses <app>
<lem>Buchs,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Buchs</rdg>
</app>
<app>
<lem>kommt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kömmt</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">indeß</rdg>
</app> hier nur die Nothwendigkeit <pb edRef="#b" n="109"/> dieses Studiums
der <app>
<lem>Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kirchengeschichte,</rdg>
</app> in Absicht auf den Lehrer der <app>
<lem>Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religion,</rdg>
</app> in Anschlag.</note>
</div>
<div n="85" type="section" id="section_2_85">
<head><pb edRef="#a" n="394"/>
<app>
<lem>85</lem>
<rdg wit="#a" type="v">372</rdg>
</app>.</head>
<p>Der <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Einfluß einer rechten Kenntniß der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirchengeschichte</hi></rdg>
</app> auf die <hi>gründliche Erlernung der theologischen
Wissenschaften</hi>, zeigt sich in <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>allen</hi></rdg>
</app> Theilen der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie. In <hi>der <index indexName="subjects-index">
<term>exegetisch</term>
</index>exegetischen</hi> 1) ganz eigentlich: <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Erklärung <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">derjenigen</rdg>
</app> Stellen <app>
<lem>neues</lem>
<rdg wit="#c" type="v">neuen</rdg>
</app> Testaments, welche historische Umstände zur Zeit der Apostel
enthalten, um in dieselbe mehr Licht zu bringen, oder falsches Licht davon
zu entfernen; zur Kenntniß der Geschichte der neutestamentlichen Bücher; und
zur Kenntniß mancher merkwürdigen Bücher der ältesten Zeiten, die, wenn sie
gleich <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_1"/>apokryphisch <app>
<lem>genennt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genannt</rdg>
</app> werden, doch, wegen der darin liegenden Vorstellungen vieler unter
den ältesten Christen oder Juden, auch wegen mancher Fragmente der
historischen Tradition, noch einen reichen <app>
<lem>Schaz</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Schatz</rdg>
</app> von historischen Erläuterungen des neuen <app>
<lem>Testaments,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Testaments</rdg>
</app> enthalten, und dazu gebraucht werden können, <app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sobald</rdg>
</app> erst durch Hülfe der genauern Kirchengeschichte die wahre Zeit, wohin
sie gehören, und andere historische Umstände derselben bestimmt sind. 2) <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik des neuen Testaments, wo ohne genaue Kenntniß der
Kirchengeschichte nicht einmal die Geschichte des heiligen Textes klar ist,
so wenig als das <index indexName="subjects-index">
<term>Alterthum</term>
</index>Alterthum und der Werth gewisser Lesearten, ohne diese Kenntniß
beurtheilt werden <app>
<lem>kan. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="110"/> 3) Um sich gegen manche sehr schädliche Vorurtheile
in der eigentlichen Theologie zu verwahren, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">um</rdg>
</app> ihren Ungrund aufzudecken. Denn viele Irrthü<pb edRef="#a" n="395"/>mer in der Theologie, so wie viele Beweise auch richtiger Lehren, beruhen
auf <app>
<lem>bloßem Mißverstande</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blossen Mißverstand</rdg>
</app> der heiligen Schrift, oder gar <pb edRef="#c" n="97"/> ihrer
Uebersetzungen, hinter den man ohne diese Kenntniß nicht wohl kommen <app>
<lem>kan, <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note2">**)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann, <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> oder sie gar für apostolische Tradition hält; so wie man sich oft
nicht gegen gewisse richtigere Erklärungen der heiligen Schrift sträuben
würde, wenn man ihr Alterthum und den neuern Ursprung falscher <app>
<lem>herrschenden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">herrschender</rdg>
</app> Erklärungen <app>
<lem>kennete. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note3">***)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kennte. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> Ueberhaupt würde man bald hierin von Irrthümern zurückkommen, wenn
man die <index indexName="subjects-index">
<term>Genealogie</term>
</index>Genealogie und <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Chronologie</term>
</index>Chronologie einiger berühmten Erklärungen, die von Hand in Hand
gegangen sind, fleißiger aus der Kirchengeschichte aufsuchte, und sich aus
dieser überzeugte, daß die angebliche exegetische <index indexName="subjects-index">
<term>Tradition</term>
</index>Tradition und fortgepflanzte sogenannte Erklärung der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index><hi>Kirche</hi> oft anders nichts ist, als <index indexName="subjects-index">
<term>Privaterklärung</term>
</index>Privaterklärung eines, oft ohne sein Verdienst, berühmt <app>
<lem>gewordnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewordenen</rdg>
</app> alten Auslegers, die durch zufällige Umstände gangbar wurde, oder in
häufig gelesene Commentarien überging, und hernach, ohne <app>
<lem>weitre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weitere</rdg>
</app> Untersuchung, als ausgemachte Wahrheit, von Kirche zu Kirche, und
Jahrhundert zu <app>
<lem>Jahrhundert,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Jahrhundert</rdg>
</app> nachgesagt wurde, zumal wenn sie gewissen herrschenden Meinungen in
der Theologie günstig war. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_85_note4">****)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_85_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_85_note1" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> Wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:3:16">1 Timoth. 3,
16</citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:5:7">1 <app>
<lem>Joh.</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Joh,</sic>
<corr type="editorial">Joh.</corr>
</choice></rdg>
</app> 5, 7</citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:11">Röm. 8, <app>
<lem>11.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">11</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">11,</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">διὰ τοῦ ἐνοικοῦντος πνεύματος</foreign>, statt
<foreign lang="grc">διὰ τὸ</foreign>
<pb edRef="#b" n="111"/>
<foreign lang="grc">ἐνοικοῦν πνεῦμα</foreign>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:27:49">Matth. 27,
49.</citedRange></bibl> der Zusatz aus <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:19:34">Joh. 19, <app>
<lem>34</lem>
<rdg wit="#c" type="v">34.</rdg>
</app></citedRange></bibl> in einigen Handschriften.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_85_note2" place="end"><pb edRef="#a" n="396"/>
<app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wie die Vorstellungen in der lateinischen Kirche von praedestinatio,
poenitentia, sacramentum; die alten Deutungen von <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Spr:8:22">Sprüchw. 8,
22.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:110:3"><app>
<lem>Psalm.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Psalm</rdg>
</app> 110, 3.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:16:18">Matth. 16,
18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:16:26">Joh. 16, <app>
<lem>26.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">26,</rdg>
</app></citedRange></bibl> und eine neuere von <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:3:21">Apostelgesch. 3,
21.</citedRange></bibl></note>
<note n="3" id="noe_2_2_85_note3" place="end"><app>
<lem>***)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Als <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:12:6">Röm. 12,
6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:2:14">1 Kor. 2,
14.</citedRange></bibl></note>
<note n="4" id="noe_2_2_85_note4" place="end"><app>
<lem>****)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app> Wie viel ist <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_2"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Origenes</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName> in lateinische
Ausleger, aus den <app>
<lem>africanischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">afrikanischen</rdg>
</app> Kirchenvätern, sonderlich dem <index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustinus</persName>, in eben
dieselbe, aus solchen la<pb edRef="#c" n="98"/>teinischen Auslegern hernach,
vermittelst des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_3"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Ambrosiaster</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2skd2">Ambrosiasters</persName>, oder <index indexName="classics-index">
<term><persName>Hilarius Diaconus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2skd3">Hilarius Diaconus</persName>, und
später durch die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_4"/>Glossam <app>
<lem>ordinarium</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ordinariam</rdg>
</app>, in alle Exegeten der lateinischen Kirche <app>
<lem>übergangen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">übergegangen</rdg>
</app>? Eben so in der griechischen Kirche; <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">Ernesti</persName></hi> Opuscula
philol. crit. <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 317 <choice>
<abbr>seq.</abbr>
<expan>sequens</expan>
</choice></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_1">
<label>apokryphisch</label>
<p>Vgl. I § 163.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_2">
<label>Origenes</label>
<p>Der bedeutende und literarisch äußerst produktive Theologe Origenes (ca.
185–254) war zunächst als Grammatiklehrer in seiner Heimatstadt
Alexandrien tätig. Ob er wie auch Plotin (ca. 205–270) ein Schüler des
Platonikers Ammonios Sakkas war, wird heute ebenso bezweifelt wie seine
Selbstentmannung. Bischof Demetrius von Alexandrien (gest. 232), der ihn
um 217 als Leiter einer Katechetenschule eingesetzt hatte, strengte um
230 zwei Synoden gegen den mittlerweile in Caesarea zum Presbyter
ordinierten Origenes an und schloss ihn aus der Gemeinde aus. Origenes
siedelte daraufhin nach Caesarea über und sammelte auch hier Schüler um
sich. Origenes starb an den Folgen der im Zusammenhang der decischen
Verfolgung erlittenen Folter. Aus seinem Werk seien neben der Hexapla
(vgl. I § 162) das Werk <hi>De principiis</hi> und die Streitschrift
<hi>Contra Celsum</hi> hervorgehoben. Auf den bereits zu Lebzeiten
theologisch umstrittenen Origenes (vgl. II § 98) geht die Lehre vom
mehrfachen (bei ihm noch dreifachen) Schriftsinn zurück (vgl. II § 56),
trinitätstheologisch sprach er bereits von einem Wesen und drei
Hypostasen, vertrat jedoch einen dynamischen Subordinatianismus (vgl. I
§ 63).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_3">
<label>Ambrosiasters, oder Hilarius Diaconus</label>
<p>Ambrosiaster ist ein Paulus-Kommentator aus der zweiten Hälfte des 4. Jh.,
dessen Schriften seit dem Frühmittelalter unter dem Namen des Ambrosius
von Mailand überliefert sind und weit verbreitet waren. Ob
der Name <hi>Ambrosiaster</hi> auf die Mauriner (vgl. II § 104) oder
Erasmus von Rotterdam zurückgeht, der die falsche Zuordnung dieser
Schriften nachgewiesen hat, ist nicht eindeutig zu klären. Neben seinen
Kommentaren zum Corpus Paulinum werden Ambrosiaster auch die
pseudo-augustinischen <hi>Quaestiones Veteris et Novi Testamenti</hi>
zugeschrieben, die Zuweisung weiterer Schriften wird heute abgelehnt.
Auffällig ist die theologische und exegetische Eigenständigkeit seines
Werkes, dessen Kenntnis etwa bei Augustin, Pelagius und Hieronymus
nachzuweisen ist. Hervorzuheben ist, dass Ambrosiasters Werk ein
lateinischer Bibeltext zugrunde liegt, der vor der Vulgata anzusetzen
ist. Der als radikaler Luciferianer in die Kirchengeschichte
eingegangene Hilarius Diaconus (4. Jh.) begleitete Bischof Lucifer von
Calaris (gest. 371) als Diakon zur Synode von Mailand (355) und ist als
unerbittlicher Verfechter des nicänischen Glaubens und Anhänger des
Athanasius gemeinsam mit Lucifer exiliert worden. Laut Hieronymus
forderte Hilarius in einer heute verlorenen Schrift die erneute Taufe
für reuige Arianer, die er als Ketzer für ungültig getauft hielt. Heute
ist die nicht nur im 18. Jh. weit verbreitete Identifizierung von
Ambrosiaster und Hilarius Diaconus nicht mehr haltbar.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_4">
<label>Glossam ordinarium</label>
<p>Vgl. II § 19. Mit der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> müsste es an
dieser Stelle <hi>ordinariam</hi> heißen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_5">
<label>Ernesti Opuscula philol. crit. p. 317 seq.</label>
<p>In den bereits zuvor (vgl. I § 120) angeführten <hi>Opuscula philologica
critica</hi> (Leiden 1764) geht Johann August Ernesti in der
Abhandlung <hi>De Origene, interpretationis librorum SS. grammaticae
auctore</hi> (aaO 288–323) an benannter Stelle auf den großen
Einfluss des Origenes ein.</p></note>
</div>
<div n="86" type="section" id="section_2_86">
<head><app>
<lem>86</lem>
<rdg wit="#a" type="v">373</rdg>
</app>.</head>
<p>Die Kirchengeschichte giebt 4) erst die recht anschauliche Ueberzeugung, wie
sehr die ganze Theologie an ihrer Lauterkeit und wahrhaften <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen <index indexName="subjects-index">
<term>Brauchbarkeit</term>
</index>Brauchbarkeit gewonnen oder gelitten habe, je nachdem man die wahren
Hülfsmittel zur Einsicht des Sinnes der heiligen Schrift recht kannte,
schätzte und <app>
<lem>brauchte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchte</rdg>
</app>, oder nicht (<app>
<lem>§. <app>
<lem><ref target="#section_2_19">19</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_19">19.</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§ <ref target="#section_2_19">306</ref></rdg>
</app>); und, indem sie uns so deutlich zeigt, welchen unsäglichen Schaden
die Herrschaft des menschlichen Ansehens in der Kirche gestiftet <app>
<lem>habe:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">habe,</rdg>
</app> so macht sie uns die göttlichen Schriften <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">nur</rdg>
</app> desto <app>
<lem>werther. <pb edRef="#b" n="112"/> Und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">werther; und</rdg>
</app>, weil auch <app>
<lem>die Menschen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> über den Sinn dieser göttlichen Belehrungen wieder <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">die Menschen</rdg>
</app> so verschieden urtheilen, diese Verschiedenheit und Uneinigkeit aber
immer <app>
<lem>größer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
</app> und unvereinbarer wird, wenn man nicht hierin mit Gewalt und <app>
<lem>offenbaren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">offenbarem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gewissenszwang</term>
</index>Ge<pb edRef="#a" n="397"/>wissenszwang eine <app>
<lem>äußerliche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äusserliche</rdg>
</app> Einigkeit befördern will: so lehrt sie uns sehr einleuchtend die
Nothwendigkeit fester exegetischer Grundsätze, und des Fleißes, den man auf
die deutliche <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung von dem wahren Sinn der heiligen Schrift und die klare
Darlegung desselben wenden muß. Und wenn denn auch nur 5) die
Kirchengeschichte, wie sie es wirklich thut, uns mit der <app>
<lem>so sehr</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sosehr</rdg>
</app>
<app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Denkungsart, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
</app> Fähigkeiten, vorzüglichen Hülfsmitteln und Sitten, und den dadurch
geleiteten mannichfaltigen Vorstellungen und Neigungen der Menschen in so <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<sic>versch edenen</sic>
<corr type="editorial">verschiedenen</corr>
</choice></rdg>
</app> Zeiten und so besondern Lagen, bekannt machte: so könnte sie uns
wenigstens mehr gewöhnen, uns <pb edRef="#c" n="99"/> in fremde Zeiten und
Umstände hinein zu denken, welches <app>
<lem>so sehr viel</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zur <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung des wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Ausleger</term>
</index>Auslegers <app>
<lem>beyträgt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">so viel beitragen kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="87" type="section" id="section_2_87">
<head><app>
<lem>87</lem>
<rdg wit="#a" type="v">374</rdg>
</app>.</head>
<p>Noch ausgebreiteter ist der <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen dieses Studiums in der <app>
<lem><hi>eigentlich sogenannten <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">eigentlichen sogenannten Theologie</rdg>
</app>. – In der <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index><hi>dogmatischen</hi> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_87_1"/><index indexName="subjects-index">
<term>elenchtisch</term>
</index><hi>elenchtischen</hi>, so fern 1) diese doppelte Wissenschaft nicht
bloß die Religionslehren selbst, sondern auch die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen davon vorlegen soll, ist ja die Geschichte dieser
Lehren und der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Begriffe davon, ein Haupttheil der Kirchen<pb edRef="#b" n="113"/>geschichte, der uns die <app>
<lem>Veranlaßung</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Veranlassung</rdg>
</app> der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen, das Interesse <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>, und den Zusammenhang mit andern Lehren und Vorstellungen, zum Theil
die zu ihrer Unterstützung gebrauchten Gründe, und die eingetretenen
Umstände <app>
<lem>lehret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lehrt</rdg>
</app>, welche gewissen Meinungen An<pb edRef="#a" n="398"/>sehen
verschafft, oder Widerspruch gegen sie veranlaßt haben. 2) Indem sie dieses
thut, unterrichtet sie uns von dem wahren Sinn <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">derer</rdg>
</app>, die über gewisse Lehren der Religion, über gewisse Vorstellungen
davon, oder über gewisse davon gebrauchte Ausdrücke <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Meinung waren. Dadurch wird vielfältiger Mißverstand gehoben, viel
unnützer Streit <app>
<lem>und Untersuchung</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> abgeschnitten, und unnöthige, <app>
<lem>parteyische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">partheyische</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">parteiische</rdg>
</app>, oder gar <app>
<lem>gehäßige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehässige</rdg>
</app> Beurtheilung verhütet.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_87_1">
<label>elenchtischen</label>
<p><hi>Elenchtisch</hi> wird in der <hi>Anweisung</hi> als Synonym für
<hi>polemisch</hi> (vgl. II § 93) verwendet (vgl. II §
186).</p></note>
</div>
<div n="88" type="section" id="section_2_88">
<head><app>
<lem>88</lem>
<rdg wit="#a" type="v">375</rdg>
</app>.</head>
<p>Sie legt 3) zugleich den unsäglichen Schaden vor Augen, den die <index indexName="subjects-index">
<term>Vermischung</term>
</index>Vermischung dieser Meinungen über Religionslehren mit diesen
letztern selbst, der gleiche Werth, den man auf jene, wie auf diese gelegt
hat, das Bestreben, durch alle, auch unerlaubte Mittel, jene eben so wie
diese geltend zu machen, gestiftet <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
</app> und befördert dadurch <pb edRef="#c" n="100"/> nicht nur die <index indexName="subjects-index">
<term>Billigkeit</term>
</index>Billigkeit in Beurtheilung <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Vorstellungen, sondern auch die Vorsichtigkeit, um nicht durch <app>
<lem>Zweydeutigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeit</rdg>
</app>, Unbestimmtheit, Vermengung der Hauptsache mit Nebensachen, und
unzeitigen Eifer für <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Meinungen, Gelegenheit zu Zwistigkeiten zu geben, und <pb edRef="#b" n="114"/> der <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptsache</term>
</index>Hauptsache selbst dadurch zu schaden. Sie allein zeigt 4) wie manche
Lehren oder Meinungen davon <app>
<lem>eher gar</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">früher</rdg>
</app> in Gang gekommen, oder Aufsehen und Widerspruch erregt, als bis
gewisse <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Umstände, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Eifersucht oder Herrschsucht angesehener Kirchen und Bischöfe, <pb edRef="#a" n="399"/>
<app>
<lem>ausserordentliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außerordentliche</rdg>
</app> Achtung gegen einen berühmten Mann <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> dazu gekommen, und diese zufälligen <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände erst die Sache wichtig, oder der weit um sich <app>
<lem>gegriffne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gegriffene</rdg>
</app> Streit sie zu einer Quelle <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Revolutionen gemacht <app>
<lem>habe,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">habe</rdg>
</app> (wovon die Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_88_1"/>pelagianischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_88_2"/>nestorianischen, monophysitischen und
Sacramentstreitigkeiten <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> traurige <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> liefert); wie daher die Wichtigkeit einer solchen Lehre, Meinung oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eines solchen</rdg>
</app> Ausdrucks gar nicht, oder lange nicht so sehr in der Natur der Sache
selbst, und ihrem <app>
<lem>Zusammenhang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zusammenhange</rdg>
</app> mit den Lehren des eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthums, und mit <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen <app>
<lem>Folgen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Folgen</rdg>
</app> liege, als vielmehr in gewissen <app>
<lem>Zufällen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zufälligkeiten</rdg>
</app>, welche die Religion gar <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nichts</rdg>
</app> angingen.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_88_1">
<label>pelagianischen</label>
<p>Im Mittelpunkt des auf den wohl aus Britannien stammenden Laienchristen
Pelagius (ca. 350–420) und seinen Anhänger Caelestius zurückgehenden
pelagianischen Streites stehen deren Ablehnung der Erbsündenlehre, nach
der Adam lediglich ein schlechtes Beispiel gewesen und seine Sünde nicht
auf seine Nachkommen übergegangen sei, und damit verbunden die die
Prädestinations- und Gnadenlehre tangierende Möglichkeit des Menschen,
kraft seines freien Willens selbst für sein Heil zu sorgen. Konkret
wurden diese Lehrauffassungen etwa im Hinblick auf die Bedeutung der
Sakramente und der Kindertaufe (vgl. II § 83). Die im Verlauf der
Auseinandersetzung dann v.a. von Julian von Aeclanum (ca. 385–450)
gewandt vertretenen pelagianischen Positionen standen der Theologie
Augustins von Hippo (vgl. II § 113) entgegen, der über Jahrzehnte
literarisch und kirchenpolitisch gegen den Pelagianismus vorging und
schließlich auf dem Konzil von Ephesus (431) dessen endgültige
Verurteilung erreichte. Die Lehren Augustins sollten die
Kirchengeschichte von nun an maßgeblich prägen, doch kamen v.a. mit
Cassian (vgl. II § 115) im 5. und 6. Jh. nochmals pelagianisierende
Ideen auf (Semipelagianismus).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_88_2">
<label>nestorianischen, monophysitischen und Sacramentstreitigkeiten</label>
<p>Zum nestorianischen und monophysitischen Streit vgl. I (§ 63). Im
weiteren Sinne haben sich viele Auseinandersetzungen innerhalb der
Geschichte der Kirche auch auf das Verständnis der Sakramente und ihre
Ausgestaltung ausgewirkt (vgl. etwa den pelagianischen [s.o.] oder den
Azymenstreit [vgl. II § 83]), im engeren Sinne dürften jedoch v.a. die
mit den Begriffen <hi>Transsubstantiation</hi> und
<hi>Kelchsverweigerung</hi> (vgl. II § 83) verbundenen
Auseinandersetzungen um das Sakrament des Abendmahls in der
Reformationszeit und ihre Vorgeschichte (vgl. II § 113) gemeint
sein.</p></note>
</div>
<div n="89" type="section" id="section_2_89">
<head><app>
<lem>89</lem>
<rdg wit="#a" type="v">376</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">So zeigt</rdg>
</app> denn die Kirchengeschichte einem jeden <app>
<lem>Unbefangnen so augenscheinlich zeigt, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Unbefangenen augenscheinlich,</rdg>
</app> wie es <app>
<lem>so gar keine völlige Einigkeit jemals</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu keiner Zeit eine <hi>völlige innere
Einigkeit</hi></rdg>
</app> in Meinungen gegeben habe, und alle <app>
<lem>äusserliche völlige Einstimmung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>äußerliche</hi> Uebereinstimmung,</rdg>
</app> weder durch öffentliche Religionsgespräche, noch Friedens- oder
Glaubensformeln, sondern nur durch Zwang oder durch blinden Glauben bewirkt <app>
<lem>worden; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">worden. Sie zeigt,</rdg>
</app> daß der Triumph gewisser <pb edRef="#b" n="115"/>
<pb edRef="#c" n="101"/> Meinungen über <app>
<lem>andre, so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">andere, höchst</rdg>
</app> selten durch Ueberzeugung, und gemeiniglich nur durch Anschmiegen an
Vorurtheile des <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Haufens, oder an eingeführte <index indexName="subjects-index">
<term>Gewohnheiten</term>
</index>Gewohnheiten, und noch <app>
<lem>öfterer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">öfter</rdg>
</app> durch <app>
<lem>mehrere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größere</rdg>
</app> Macht und Kühnheit ihrer Vertheidiger, durch <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app>
<app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app>
<app>
<lem>Männer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kirchenlehrer</rdg>
</app>, oder berühmterer <pb edRef="#a" n="400"/> Kirchen, durch
geschlossene Verbindungen der Bischöfe, durch <app>
<lem>Beystand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beistand</rdg>
</app> der Fürsten, erfochten worden; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß zu Einer Zeit und in Einem Lande das wieder verdammt worden, was
zu einer andern Zeit und anderwärts als Lehre und Befehl der Kirche, aus
angeblicher Eingebung des heiligen Geistes, festgesetzt worden war; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß Bischöfe, <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und Concilien einander selbst widersprochen, und ihre <app>
<lem>vorige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorigen</rdg>
</app> Aussprüche wieder zerstört <app>
<lem>haben; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">haben. Sie lehrt,</rdg>
</app> daß die <app>
<lem>vorgegebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgegebene</rdg>
</app> bessere Einsicht oft bloß durch Einfluß der Höfe und mächtigerer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Parteyen</term>
</index>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> gestimmt worden <app>
<lem>sey; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei;</rdg>
</app> daß die sogenannte <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirche</hi></rdg>
</app> sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sehr</rdg>
</app> oft herausgenommen habe, über das Gewissen und die Seligkeit, selbst
über und <app>
<lem>wider</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wieder</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und seiner Apostel <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> Lehren und Verordnungen, zu entscheiden; <app>
<lem><app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> daß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aber</rdg>
</app>, wenn sich die unterdrückte <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> nur <app>
<lem>entschließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">entschliessen</rdg>
</app>
<app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="v">konnte</rdg>
</app>, um des Gewissens willen zu leiden, oder <app>
<lem>zu schweigen, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">schweigend durch solche Belehrungen</rdg>
</app> in der Stille zu wirken, keine Macht je im Stande gewesen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, den Fortgang der Wahrheit zu <app>
<lem>verhindern: <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verhindern,</rdg>
</app> so wirkt sie 5) die innigste <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung, daß überall kein menschliches Ansehen und kein Ansehen
der sogenannten Kirche und Tradition eine den Verstand und das Gewissen
verpflichtende Kraft habe, sondern höchstens ein Vorurtheil errege, das uns
zur nähern <pb edRef="#b" n="116"/> Untersuchung der Sachen auffordert; <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#a" type="v">daß</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">daß vielmehr</rdg>
</app> schlechterdings <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Untersuchung</term>
</index>Untersuchung in der Religion nothwendig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, und <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> Glaube <app>
<lem>frey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
</app> bleibe; und daß man nur Glauben an <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gott,</rdg>
</app> und Muth, die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit zu untersuchen, <pb edRef="#c" n="102"/> und mit Weisheit
zu bekennen, <app>
<lem>erhalten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">festhalten</rdg>
</app> dürfe, um gewiß <pb edRef="#a" n="401"/> zu seyn, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> veränderten Umständen, die in Gottes Hand sind, werde die Wahrheit
doch durchdringen, und die Ehre des <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens gerettet werden. Eine <app>
<lem>Ueberzeugung, die auch bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">solche Ueberzeugung ist aber, bei</rdg>
</app> gewissenhafter Untersuchung der Religionslehren und der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Meinungen darüber, unumgänglich nöthig <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">kann</rdg>
</app> die Auffindung der Wahrheit ungemein <app>
<lem>befördert</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befördern</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="90" type="section" id="section_2_90">
<head><app>
<lem>90</lem>
<rdg wit="#a" type="v">377</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Und wodurch <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Wodurch lassen</rdg>
</app> sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aber auch</rdg>
</app> 6) <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen, die man fälschlich für christliche Lehren ausgiebt, und
die keine andere Gründe <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor</rdg>
</app> sich haben, als <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der Kirche, überzeugender widerlegen, als wenn man aus der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirchengeschichte</hi></rdg>
</app> darthun <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wie spät ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Ursprung</term>
</index>Ursprung, und wie wenig die Kirche aller Zeiten darüber einig
gewesen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>? Gegen solche <app>
<lem>Gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemeinden</rdg>
</app>, die ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Unterscheidungslehren</term>
</index>Unterscheidungslehren <app>
<lem>auf das Ansehen der ältern <choice>
<abbr>christl.</abbr>
<expan>christlich</expan>
</choice> Kirche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">darauf</rdg>
</app> gründen, <app>
<lem>giebts</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">giebt es</rdg>
</app> kein wirksameres Mittel zur Widerlegung, als <app>
<lem>die Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gerade diese Geschichte</rdg>
</app>; und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_1"/><app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Casaubon, Isaak</term>
</index><persName ref="textgrid:252gb">Casaubon's</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Saumaise, Claude</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hp">Saumaisen</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Blondel, David</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hq">Blondel's</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Daillé, Jean</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hr">Daillés</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Richer, Edmond</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hs">Richer's</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Casaubon's</persName>,
<persName>Saumaisen</persName>,
<persName>Blondel's</persName>,
<persName>Daillés</persName>,
<persName>Richer's</persName></hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> gründliche Kenner <app>
<lem>dieser Geschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">derselben,</rdg>
</app> haben allezeit mehr ausgerichtet, als die ganze Polemik bloß
scholastischer Theologen. Wem das Studium der Kirchengeschichte, selbst für
den <pb edRef="#b" n="117"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Volkslehrer</term>
</index>Volkslehrer, gleichgültig scheint, der muß entweder den immer regen,
auch in Geheim <app>
<lem>wirkenden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirkenden</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>Bekehrunsgeist</sic>
<corr type="editorial">Bekehrungsgeist</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Bekehrungsgeist</rdg>
</app> der römisch-katholischen Kirche und die daher unserer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gewissensfreyheit</term>
</index>Gewissensfreyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gewissensfreiheit</rdg>
</app> drohende Gefahr, oder die wirksame Macht religiöser Vorurtheile <pb edRef="#a" n="402"/> und des menschlichen Ansehens auf die Gemüther
nicht kennen. Eben von <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> giebt die Kirchengeschichte die überzeugendsten Beweise.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_1">
<label>Casaubon's</label>
<p>Isaak Casaubon (1559–1614) war ein bedeutender protestantischer Humanist
und Schüler Bezas, der neben einer Kommentierung des NT (1587) v.a.
durch die Edition und Annotierung antiker Autoren hervorgetreten ist. In
kirchenhistorischer Perspektive ist besonders der unter dem Titel
<hi>Exercitium ad Appendicem Annalium Baronii XVIII</hi> (1614)
erschienene kritische Kommentar zu den zwölfbändigen <hi>Annales
ecclesiastici a Christo nato ad annum 1189</hi> (1588–1607) des
katholischen Theologen und späteren Kardinals Cesare Baronio (Baronius)
(1538–1607) hervorzuheben. Daneben könnte Nösselt hier auch Casaubons in
Genf geborenen Sohn Florence Estienne Méric Casaubon (1599–1671) im
Blick gehabt haben, der früh zu seinem Vater nach England übergesiedelt
und ebenfalls als Gelehrter aufgefallen war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_2">
<label>Saumaisen</label>
<p>Claude de Saumaise (Claudius Salmasius) (1588–1653) gehört wie Isaak
Casaubon zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit.
Auch er beschäftigte sich v.a. mit klassischen Autoren und wurde nach
dem Studium an der Sorbonne und in Heidelberg, wo er sich zum
Protestanismus bekannte, und nachdem er Stellen in Italien und England
ausgeschlagen hatte, 1632 schließlich Nachfolger Scaligers in Leiden.
Aus seinem umfangreichen und vielseitigen Gesamtwerk sei an dieser
Stelle die Schrift <hi>De primatu Papae</hi> (1645) hervorgehoben, in
der er den Primat des Papstes bestritt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_3">
<label>Blondel's</label>
<p>David Blondel (1591–1655) zählt zu den wichtigsten reformierten
Kontroverstheologen und Kirchenhistorikern des 17. Jh.s. Nach dem
Studium in Sedan und Genf war er zunächst als Prediger in Frankreich
tätig und trat bereits in dieser Zeit durch akademische Arbeiten hervor.
1631 wurde er für eine theologische Professur in Saumur vorgeschlagen,
doch wurde er seitens der Gemeinde und der Nationalsynode nicht
freigestellt. Zur Erleichterung seiner Studien gestattete man ihm 1644
jedoch, nach Paris überzusiedeln, und verlieh ihm ein Jahr später den
Titel eines Honorarprofessors, wodurch er sich nun voll auf die
akademische Arbeit konzentrieren konnte. 1650 folgte er Gerhard Johannes
Voss als Professor für Geschichte am Amsterdamer <hi>Athenaeum
Illustre</hi> nach. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die
<hi>Modeste déclaration de la sincérité et vérité des églises
réformées de France, contre les invectives de l'évêque de Luçon et
autres</hi> (1619), in der die reformierte Lehre gegen den Bischof
von Luçon, den späteren Kardinal Richelieu, verteidigt wird, sowie der
die Suprematie des Papstes bestreitende <hi>Traité historique de la
Primauté en l'Eglise</hi> (1641) (vgl. II § 129). Zudem hat Blondel,
wie auch Casaubon, Baronios <hi>Annalen</hi> kritisch kommentiert (1675
bzw. 1679). Bedeutsam ist schließlich auch die Schrift
<hi>Pseudo-Isidorus et Turrianus vapulantes</hi> (1628), in der
Blondel die unter dem Namen <hi>Isidor</hi> firmierenden Dekretalen als
mittelalterliche Fälschung (<hi>falscher</hi> oder
<hi>Pseudo-Isidor</hi>) überführt hat (vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_4">
<label>Daillés</label>
<p>Der reformierte Theologe Jean Daillé (Dallaeus) (1594–1670) war zunächst
Hauslehrer der Enkel des Gouverneurs Duplessis-Mornay, später dessen
Schlossprediger. Danach übernahm er Predigtstellen in Saumur und
Charenton bei Paris und wurde schließlich Präsident der letzten
reformierten Nationalsynode in Loudun (1659). Zudem verfasste er
zahlreiche Schriften, v.a. zur Alten Kirche. Sein wohl bedeutendstes
Werk <hi>Traité de l'employ des saints Pères pour le jugement des
différends qui sont aujourd'hui en la religion</hi> (1632) wurde ins
Englische (1651; 1675) und ins Lateinische (1655 u.a.) übersetzt. Daillé
wendet sich hier gegen die Autorität der Kirchenväter, deren Texte
häufig korrupt und deren Denkweisen inkonsistent seien.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_5">
<label>Richer's</label>
<p>Der Theologe Edmond Richer (1559–1631) ist v.a. als herausragender
Vertreter des Gallikanismus hervorgetreten. Zunächst Hausdiener am
Collège du Cardinal Lemoine, fiel Richer durch eine hohe Begabung auf
und konnte über ein Stipendium an der Sorbonne Theologie studieren. Nach
dem Erwerb des Doktorgrades 1592 wirkte er als hochgeschätzter Prediger
in Paris. In den Wirren des letzten Hugenottenkrieges legte der zunächst
der Liga und den Jesuiten zuneigende Richer 1594 jedoch sein Predigtamt
nieder und schwenkte auf die Seite Heinrichs IV. über. Wenige Jahre
später trat er als Reformer des akademischen Lehrbetriebs am Collège du
Cardinal Lemoine und ab 1601 an der Sorbonne hervor, wo er als Höhepunkt
seiner Universitätslaufbahn schließlich zum Syndikus der Theologischen
Fakultät gewählt wurde (1608). In der nach der Ermordung Heinrichs IV.
1610 entbrennenden Auseinandersetzung gab Richer dem radikalen
Gallikanismus mit dem <hi>Libellus de ecclesiastica et politica
potestate</hi> (1611), in Übersetzung <hi>De la Puissance
ecclesiastique et politique</hi> (1612), eine Programmschrift, in
der er die Emanzipation des französischen Königs vertrat und im Zuge
dessen den Episkopat und den niederen Klerus aufwertete. Auf Betreiben
papsttreuer Kreise (der <hi>Libellus</hi> wurde 1613 indiziert) wurde
Richer daraufhin ins Abseits gestellt, bis er 1629 widerrief. Nach
seinem Tod wurden Richers Ideen jedoch immer wieder aufgegriffen
(Jansenismus; Richerismus). Unter den zu seinen Lebzeiten erschienenen
Schriften sind neben dem <hi>Libellus</hi> auch die <hi>Demonstratio
libelli de ecclesiastica et politica potestate</hi> (1622) und die
<hi>Apologia pro Joanne Gersonio</hi> (1606)
hervorzuheben.</p></note>
</div>
<div n="91" type="section" id="section_2_91">
<head><pb edRef="#c" n="103"/>
<app>
<lem>91</lem>
<rdg wit="#a" type="v">378</rdg>
</app>.</head>
<p>Mitten in einer solchen Fluth menschlicher Meinungen, unter allen
Verderbnissen <app>
<lem>des Christenthums</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieser Religion</rdg>
</app>, und den mannichfaltigen Versuchen, <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sie</rdg>
</app> nach menschlicher <app>
<lem>Willkühr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Willkür</rdg>
</app> abzuändern, oder gar zu <app>
<lem>verdrängen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verdrängen,</rdg>
</app> hat sich denn doch 7) das <app>
<lem>eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum selbst</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>eigentliche Christenthum</hi> seinem wahren
Wesen nach</rdg>
</app> immer <app>
<lem>erhalten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erhalten</rdg>
</app> und bewährt <app>
<lem>befunden</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>. Alle, nicht <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Uebelunterrichteten, Leichtsinnigen und Leichtgläubigen, sondern <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> wahrhaftig <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index>aufgeklärten und gründlich untersuchenden Köpfen, <app>
<lem>wirksame</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirksamen</rdg>
</app> und <app>
<lem>siegende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">siegenden</rdg>
</app> Angriffe auf <app>
<lem>das sogenannte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">das, was sie</rdg>
</app> Christenthum <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">nannten,</rdg>
</app> haben nie <app>
<lem>das Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieses an sich</rdg>
</app> selbst, sondern nur die falschen Zusätze und Vorstellungen
zernichtet. Selbst in den verderbtesten Zeiten und Kirchen hat sich das <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift und <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu Christi</persName>, hat sich das
wahrhaftig allgemein Trostreiche und wahrhaftig Bessernde <app>
<lem>im Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">seiner Lehre</rdg>
</app> überhaupt erhalten. Diese Ueberzeugung macht <app>
<lem>das Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dasselbe</rdg>
</app> und seinen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">inneren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth sehr <app>
<lem>respectabel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">achtungswürdig</rdg>
</app>, und <app>
<lem><app>
<lem>dergleichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">diese</rdg>
</app> historische <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung gewährt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nichts ist so geschickt, sie zu befördern,
als</rdg>
</app> das fleißige Studium der <app>
<lem>christlichen Kirchengeschichte, welches auch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte. Nicht weniger wird
dasselbe</rdg>
</app> 8) zur rechten <pb edRef="#b" n="118"/>
<app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Ueberzeugung von der wahren Beschaffenheit, <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app>, Glaubwürdigkeit und <app>
<lem>wesentlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Unverdorbenheit der biblischen Bücher <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">im Wesentlichen</rdg>
</app>, worauf die Ueberzeugung von der Wahrheit und <pb edRef="#a" n="403"/> Verbindlichkeit der daraus geschöpften Lehren mit beruht, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eben</rdg>
</app> sowohl erfordert <app>
<lem>wird</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, als zur Beschämung der <index indexName="subjects-index">
<term>Vorwürfe</term>
</index>Vorwürfe gegen <app>
<lem>das Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diese Religion</rdg>
</app> und <app>
<lem>dessen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">deren</rdg>
</app> wohlthätige Wirkungen. Denn alle Scheinbarkeit dieser Vorwürfe
gründet sich lediglich darauf, daß man entweder nur das <app>
<lem>Gehässige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gehäßige</rdg>
</app> oder die nachtheilige Seite hervorzieht, auf der sich das sogenannte
Christenthum leider oft genug gezeigt hat, und <app>
<lem>daß man</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht mit eben dem ehrlichen Fleiß dem Guten nachspürt, welches das
<pb edRef="#c" n="104"/>
<app>
<lem>wahre Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">echte</rdg>
</app>, selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> so <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mancherlei unläugbaren</rdg>
</app> Verderbnissen, gestiftet hat; oder daß man das Christenthum selbst
nicht von den ihm aufgehängten Zusätzen und Vorstellungen darüber
unterscheidet; oder daß man das auf die Rechnung <app>
<lem>des Christenthums</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">desselben</rdg>
</app> setzt, was <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">doch</rdg>
</app>
<app>
<lem>bloßer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosser</rdg>
</app> Ausbruch <app>
<lem>der <index indexName="subjects-index">
<term>Leidenschaft</term>
</index>Leidenschaft</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von Leidenschaften</rdg>
</app> war, die überall, nicht <app>
<lem>verbunden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bloß in Verbindung</rdg>
</app> mit <app>
<lem>dem Christenthum allein</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der Religion</rdg>
</app>, die menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit <app>
<lem>zerstört</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zerstören</rdg>
</app>. Eben <app>
<lem>dieser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">diesen</rdg>
</app> Unterschied, der so traurigen und ungerechten Mißverstand veranlaßt,
und eben jene <app>
<lem>unleugbar</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbar</rdg>
</app> heilsamen Einflüsse des Christenthums auf die Glückseligkeit der
Welt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nur der rechte Fleiß in der Kirchengeschichte klar machen.</p>
</div>
<div n="92" type="section" id="section_2_92">
<head><app>
<lem>92</lem>
<rdg wit="#a" type="v">379</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_92_1"/><index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte überhaupt die beste Schule der Weisheit und Tugend werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="119"/> wo man die Menschen <app>
<lem>sieht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erblickt</rdg>
</app>, wie sie wirklich sind, und <app>
<lem>wie sie wirklich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">was aus ihnen</rdg>
</app> werden <app>
<lem>können,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könne;</rdg>
</app> wo man sie unter und nach ihren jedesmaligen besondern Umständen <pb edRef="#a" n="404"/> handeln sieht, wo man sich von dem Werth und
Einfluß ihrer moralischen Grundsätze und Gesinnungen in das <app>
<lem>Verhalten</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Verhalcen</sic>
<corr type="editorial">Verhalten</corr>
</choice></rdg>
</app> und in die <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit der Gesellschaft überzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>: so gewährt die Kirchengeschichte <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ganz</rdg>
</app> vorzüglich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
</app> diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app>, weil sie, ihrer Natur nach, <app>
<lem>mehr Auftritte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">so vieles</rdg>
</app> enthält, <app>
<lem>wo</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> sich die Menschen in ihrem eigentlich sittlichen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Charakter und</rdg>
</app> Verhalten zeigen, <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app>, weil sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">gerade</rdg>
</app> da die besondern Wirkungen wahrer und falscher <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index><choice>
<sic>Vorstellungtn</sic>
<corr type="editorial">Vorstellungen</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Vorstellungen</rdg>
</app> in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion und des rechten und unrechten Gebrauchs offenbaren, den man
von ihr <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem sittlichen Betragen macht. <app>
<lem>Sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Auf der einen Seite</rdg>
</app> stellt <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sie</rdg>
</app> uns <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> von <app>
<lem><choice>
<sic>religöser</sic>
<corr type="editorial">religiöser</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">religiöser</rdg>
</app>
<app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
</app> und Aberglauben, von Leidenschaften unter der <app>
<lem>Masque</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Larve</rdg>
</app> der Religion, von Irreligiosität und höchstem <app>
<lem>Sittenverderbniß auf einer, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sittenverderbniß,</rdg>
</app>
<app>
<lem>auf <pb edRef="#c" n="105"/> der <app>
<lem>andern Seite,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">andern, nicht weniger Beispiele</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> von erleuchteter, reiner Frömmigkeit, von der Macht der Religion über
die Schwäche des Herzens, und über die Stärke der Leidenschaften, in <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
</app> Lagen und Gestalten <app>
<lem>vor;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">auf;</rdg>
</app> und einem aufmerksamen Beobachter, der zugleich das von den
wirklichen Handlungen und ihren durchschimmernden Triebfedern zu scheiden
versteht, was <app>
<lem>Parteylichkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheylichkeit</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteilichkeit</rdg>
</app> Gutes oder Böses <app>
<lem>hinzu gedichtet</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hinzugedichtet</rdg>
</app> hat, <app>
<lem>einem solchen kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann</rdg>
</app> es selten schwer fallen, zu entdecken, woraus <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Arten von Handlungen entsprungen sind, wodurch sie Nahrung bekommen,
was für wohlthätige oder schädliche Wirkungen sie hervorgebracht haben. Wie
viel Gewinn <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> also die <pb edRef="#b" n="120"/>
<hi>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre</hi> aus der Kirchengeschichte <app>
<lem>ziehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ziehen</rdg>
</app>, da diese Geschichte so viele Belege enthält, die den Inhalt dieser
Sittenlehre bewähren, an<pb edRef="#a" n="405"/>schaulich darstellen, und
eine so reiche Quelle feiner Beobachtungen über das menschliche Herz oder
genauerer Bestimmungen der Sittenlehre eröffnen!</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_92_1">
<label>Geschichte […] die beste Schule der Weisheit und Tugend</label>
<p>Wie etwa die <hi>Beyspiele der Weisheit und Tugend aus der
Geschichte</hi> (1777/1780) Jakob Friedrich Feddersens (1736–1788)
zeigen, ist die pragmatische (vgl. I § 225) Auffassung,
<hi>Geschichte</hi> sei eine Schule der Weisheit und Tugend,
durchaus gängig und hat zu einschlägigen Sammlungen geführt. In seinem
über die Auflagen hinweg auch unter anderen Titeln erschienenen
<hi>Ausführliche[n] Lehrgebäude der Religion</hi> (1787) bezeichnet
Carl Friedrich Bahrdt die <hi>Erfahrung</hi> als Schule der Weisheit und
Tugend, die jedoch immer auch mit der Geschichte zu verbinden sei (vgl.
aaO 323f.). Diese Behauptung einer solchen Verbindung findet sich auch
in der <hi>Anweisung</hi> (vgl. II § 96).</p></note>
</div>
<div n="93" type="section" id="section_2_93">
<head><app>
<lem>93</lem>
<rdg wit="#a" type="v">380</rdg>
</app>.</head>
<p>Die sogenannte <hi>symbolische Theologie</hi>, wenn sie ihrem Namen treu <app>
<lem>bleibet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bleibt</rdg>
</app>, und nicht in das Gebiet der Dogmatik und Polemik schweift, ist
selbst nichts anders als ein Theil der Kirchengeschichte, man mag auf die <app>
<lem>Geschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Geschichte</hi></rdg>
</app> der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Symbolen</term>
</index>Symbolen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Symbolen</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>symbolischen Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>symbolischen Bücher</hi></rdg>
</app>, oder auf die <app>
<lem>Geschichte der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Geschichte der</hi></rdg>
</app> darin vorkommenden <app>
<lem>Lehren und Vorstellungen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Lehren und Vorstellungen</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>davon</lem>
<rdg wit="#a" type="v">darüber</rdg>
</app> sehen, die sowohl selbst, als die Nothwendigkeit, sie zu behaupten,
zu vertheidigen oder zu widerlegen, schlechterdings ohne christliche
Kirchengeschichte nicht verstanden werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="94" type="section" id="section_2_94">
<head><pb edRef="#c" n="106"/>
<app>
<lem>94</lem>
<rdg wit="#a" type="v">381</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Diejenigen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Und diejenige</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">Weniger scheinen diejenigen</rdg>
</app> Wissenschaften, <app>
<lem>die nun eigentlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">welche</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Amtsführung</term>
</index><hi>Amtsführung des <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigers</hi><app>
<lem>, und was dazu gehört,</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> betreffen, <app>
<lem>scheinen zwar</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> die Kenntniß der <app>
<lem>Kirchengeschichte in dem Grade, wie die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte, als der</rdg>
</app> bisher <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app>
<app>
<lem>Wissenschaften, nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Theile der Theologie,</rdg>
</app> zu erfordern. Denn – die Kenntniß der geistlichen Rechte abgerechnet, <app>
<lem>wobey freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wobei freilich</rdg>
</app> diese Geschichte unentbehrlich bleibt, die aber zur Theologie
eigentlich nicht gehört – so <app>
<lem>nützlich es seyn würde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">würde es zwar nützlich seyn</rdg>
</app>, auch <pb edRef="#b" n="121"/> in <index indexName="subjects-index">
<term>Predigten</term>
</index>Predigten und <index indexName="subjects-index">
<term>Katechisationen</term>
</index>Katechisationen den Vortrag durch wohlgewählte <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiele</term>
</index>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> aus der christlichen Geschichte anschaulicher und eindrücklicher zu
ma<pb edRef="#a" n="406"/>chen, <app>
<lem>und so sehr auch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wie denn auch sehr</rdg>
</app> zu wünschen wäre, daß selbst dem gemeinen Christen und den Kindern
recht frühzeitig <app>
<lem>möchte</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> ein <app>
<lem>Begrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriff</rdg>
</app> von dem für sie lehrreichen Inhalt der <app>
<lem>Kirchen-</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Kirchen,</rdg>
</app> sonderlich der <index indexName="subjects-index">
<term>Reformations-Geschichte</term>
</index>Reformations- und übrigen Geschichte ihrer Kirche, <app>
<lem>beygebracht werden: so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beigebracht werden möchte. Es</rdg>
</app> sind <app>
<lem>doch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jedoch</rdg>
</app> jene <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> nur unzusammenhängende Bruchstücke, die man, auch ohne eigentliches
Studieren der Kirchengeschichte, sich bekannt machen <app>
<lem><app>
<lem>könnte;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">könnte, und</rdg>
</app> es gehörte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnte. Ueberdieß gehört</rdg>
</app> viel <app>
<lem>Vorsichtigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vorsicht</rdg>
</app> und weise Wahl dazu, um nicht den Vortrag, der für die Religion
bestimmt ist, mit <index indexName="subjects-index">
<term>Nebensachen</term>
</index>Nebensachen, oder gar solchen Dingen anzufüllen, die für <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">viele</rdg>
</app> Zuhörer unnütz, vielleicht selbst, wegen des zu leichten
Mißverstandes, schädlich werden <app>
<lem>könnten; und das</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnten. Das</rdg>
</app> wirklich für sie Nützliche könnte ihnen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
</app> anderwärts wohl bequemer und vollständiger, als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gottesdienst selbst, <app>
<lem>beygebracht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigebracht</rdg>
</app> werden. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Allein der eigentlichste und wesentliche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Aber es giebt dennoch einen andern sehr
wesentlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> der Prediger aus der Kirchengeschichte ziehen <app>
<lem>müßte, wäre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann –</rdg>
</app> die so unentbehrliche Klugheit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Mittheilung der Religion und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> seinem ganzen Betragen, ja überhaupt die <hi>Bildung seines
ganzen</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Character</term>
</index><hi>Characters</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Charakters</hi></rdg>
</app> dadurch, die doch überall das Wichtigste ist, wornach er zu trachten
hat, und die so <pb edRef="#c" n="107"/> sehr durch das rechte Studieren der
Kirchengeschichte <app>
<lem>geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>. – Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gefördert werden kann. – Dieß</rdg>
</app> führt uns auf den <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zweiten (§. <ref target="#section_2_84">84.</ref>)</rdg>
</app> höchst wichtigen Vortheil, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> der <app>
<lem>auf diese Wissenschaft</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hierauf</rdg>
</app> gewendete <app>
<lem>Fleiß <app>
<lem>giebt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">giebt.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_84">84.</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_84">371.</ref>)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Fleiß, wenn er nur rechter Art ist, und nicht
ein bloßes Gedächtnißwerk bleibt, unfehlbar gewähren wird.</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="95" type="section" id="section_2_95">
<head><pb edRef="#a" n="407"/>
<pb edRef="#b" n="122"/>
<app>
<lem>95</lem>
<rdg wit="#a" type="v">382</rdg>
</app>.</head>
<p>Man muß sich sehr wenig auf die rechte Schätzung des Werths der Dinge
verstehen, wenn man sich einbilden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app>, die Hauptsache, oder gar Alles, komme <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der Religion auf das an, <hi>was er Andern wieder
vortrage</hi>; dies müsse er eigentlich und vornehmlich, und nächstdem
die <index indexName="subjects-index">
<term>Kunst</term>
</index>Kunst lernen, es deutlich und lebhaft <app>
<lem>vorzutragen. Dieser Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Andern mitzutheilen. Der <hi>Vortrag</hi></rdg>
</app> ist doch nur ein Theil seines Berufs; <app>
<lem>dazu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">für manche Arten desselben und manche
Gemeinden</rdg>
</app> bedürfte es nicht einmal <app>
<lem><hi>gelernter</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">studierter</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger; es bedürfte nur einiger <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app> Gaben, eines <app>
<lem>mittelmäßigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesunden</rdg>
</app> schlichten Menschenverstandes, eines guten Gedächtnisses, des
fleißigen Lesens guter, der <app>
<lem>Classe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Klasse</rdg>
</app> der Zuhörer, vor welcher man reden soll, angemessener Predigten, oder <app>
<lem>einer kleinen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">einiger</rdg>
</app> Aufmerksamkeit auf die Manier beliebter Prediger im <app>
<lem>Vortrage:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vortrage,</rdg>
</app> so <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könnte</rdg>
</app> ein solcher <app>
<lem>Prediger fertig</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Geistlicher immer schon recht viel Nutzen
stiften</rdg>
</app>. Wenn aber das übrige schlechte, oder wenigstens gleichgültige oder
unvorsichtige Betragen des Predigers das Gute, so etwa durch Predigten
gestiftet werden könnte, verhindert, oder wieder zerstört, oder doch
schwächt; wenn die Kraft des ganzen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiel</term>
</index>Beyspiels</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiels</rdg>
</app> weit mehr wirkt als alles Predigen, und diesem erst den rechten
Nachdruck giebt; wenn der Prediger durch sein ganzes Benehmen zum Guten
wirksam, wahrer Vater und Seelsorger der ihm Anvertraueten seyn soll; wenn
er so nicht reden und handeln <pb edRef="#c" n="108"/>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ohne <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> innige Ueberzeugung von dem, was er empfehlen, ohne <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> herzliche Gesinnung und Liebe, die er dagegen <app>
<lem>einflößen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einflössen</rdg>
</app> will, ohne <pb edRef="#a" n="408"/>
<pb edRef="#b" n="123"/> wahrhaftige Weisheit in der Wahl und in der <app>
<lem>Art</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Art,</rdg>
</app> wie er redet und handelt: so möchte doch wohl auf seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigene <hi>ganze</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index><hi>Bildung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bildung</rdg>
</app> weit mehr ankommen, als auf seinen <app>
<lem><hi>Vortrag</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vortrag</rdg>
</app>, der ohnehin <app>
<lem>nach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mit</rdg>
</app> jener <app>
<lem>gestimmt werden wird</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in einem genauern Zusammenhange steht</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="96" type="section" id="section_2_96">
<head><app>
<lem>96</lem>
<rdg wit="#a" type="v">383</rdg>
</app>.</head>
<p>Eben diese <app>
<lem>eigne <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>vollendete Bildung</hi> des ganzen
Menschen</rdg>
</app> ists, die durch das rechte Studieren der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte, mehr als durch irgend etwas
Anderes,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte in</rdg>
</app> so <app>
<lem>sehr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hohem Grade</rdg>
</app> befördert werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Denn sie zeigt <app>
<lem>eigentlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ja in einem lebendigen Bilde</rdg>
</app> das Schicksal und die Wirkungen der <hi>Religion</hi>, nach den <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Umständen der Menschen und dem <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Gebrauch, den sie davon <app>
<lem>machten; und, wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">machten. Kann</rdg>
</app> man gleich diese Wirkungen auch aus Beobachtungen seiner selbst und
Anderer, mit denen wir leben, lernen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>: so zeigt uns doch die Kirchengeschichte eine viel <app>
<lem>größere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössere</rdg>
</app> Verschiedenheit der Menschen, <app>
<lem>ein</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eine</rdg>
</app> viel <app>
<lem>mannichfaltigeres moralisches Verhalten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">größere Mannigfaltigkeit des moralischen
Verhaltens</rdg>
</app> derselben, viel mehr <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Umstände, in die sie, in Absicht auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, kommen können, und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_96_1"/>ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer
sehr eingeschränkten <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung abgeht. – Sie bildet und befestigt 1) unsre eigne <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index><hi>Ueberzeugung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ueberzeugung</rdg>
</app> vom Christenthum <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> durch die Vorstellung des Fortgangs, der wunderbaren Erhaltung und
Entwickelung der wahren Religion unter so <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
</app> Hindernissen und Angriffen, und ihrer für <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Menschen und die ganze Gesellschaft so heilsamen Wirkungen; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> durch die ausgezeichnetsten Spuren der göttlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>, <pb edRef="#a" n="409"/>
<pb edRef="#b" n="124"/> die so sehr für <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seine</rdg>
</app> Erkenntniß <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit einnehmen, <pb edRef="#c" n="109"/> so sehr das
Vertrauen auf ihn auch unter den mißlichsten Umständen, nebst dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_96_2"/>Muth, Gutes zu thun,
und nicht müde zu werden, stärken; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> durch die so deutlichen Anzeigen des Unterschieds zwischen dem <app>
<lem>ächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">echten</rdg>
</app> und daher unveränderlich bleibenden Christenthum, und zwischen den
falschen Zusätzen oder nicht <app>
<lem>allgemein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allgemeinen</rdg>
</app> nothwendigen Vorstellungen davon; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> durch die ganz besondere Fürsorge Gottes für <hi>die</hi> besondere
Lehre und <hi>die</hi> besondere Kirche, zu der wir uns bekennen, durch die,
im Ganzen genommen, <app>
<lem>geringre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geringere</rdg>
</app> Mängel derselben, oder durch mehrere <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gewissensfreyheit</term>
</index>Gewissensfreyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gewissensfreiheit</rdg>
</app>, <app>
<lem>sichrere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sichere</rdg>
</app> Grundsätze und <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit überhaupt, die sie uns gewährt.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_96_1">
<label>ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer sehr eingeschränkten
Erfahrung abgeht</label>
<p>Vgl. II § 92.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_96_2">
<label>Muth, Gutes zu thun, und nicht müde zu werden</label>
<p>Vgl. Gal 6,9.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_97-108">
<div n="97" type="section" id="section_2_97">
<head><app>
<lem>97</lem>
<rdg wit="#a" type="v">384</rdg>
</app>.</head>
<p>Durch diese einleuchtende Darstellung der wunderbaren und allezeit herrlichen
Wege Gottes sowohl, als durch so viele <app>
<lem>gute</lem>
<rdg wit="#a" type="v">guten</rdg>
</app> und <app>
<lem>böse</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bösen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Beyspiele,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> und des ganzen Ganges, den das <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg type="v" wit="#c">verschiedene</rdg>
</app> Betragen der Menschen genommen hat, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> sie 2) sehr die ganze gute <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung des <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehrer</term>
</index>Religionslehrers bilden. Welche Achtung gegen Wahrheit und Gewissen,
welche Zufriedenheit mit Gott <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> so mannichfaltigen <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen vom Christenthum, die auf so <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Wegen doch alle zu <app>
<lem>Einem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einem</rdg>
</app> Hauptzweck führen, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> oft so sehr gegen einander laufenden Mitteln, die doch alle zu
Beförderung der Absichten Gottes mitwirken müssen; welche Werthschätzung der
<pb edRef="#a" n="410"/>
<pb edRef="#b" n="125"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, der heiligen Schrift, der eignen Untersuchung, nützlicher
Wissenschaften und guter Anstalten; welche Ueberzeugung von dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Umfang von Kenntnissen und Eigenschaften und ihrer Nothwendigkeit, um
ganz dem Beruf eines <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers der Religion, nach den <index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfnisse</term>
</index>Bedürfnissen seiner Zeit und seiner <app>
<lem>Zuhörer,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Zu<pb edRef="#c" n="110"/>hörer</rdg>
</app> ein Genüge zu <app>
<lem>thun,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">thun;</rdg>
</app> und welchen regen Trieb <app>
<lem>darnach;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">darnach,</rdg>
</app> welche Standhaftigkeit gegen diejenigen, die dieses Gute stören
wollen, und welche Geduld, Mitleiden, Billigkeit gegen Irrende, oder die so
von uns verschieden denken; welche Achtung und Liebe gegen unsern <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">eignen,</rdg>
</app> so weit und <app>
<lem>mannichfaltig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mannigfaltig</rdg>
</app> zum Besten der Menschen wirkenden <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf; wie viel Selbsterkenntniß und Ermunterung zu allen Tugenden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> dieses Studium wirken, wenn man, durch fleißige Beobachtung dieser
Vorgänge in der Kirchengeschichte und ihrer Ursachen und Folgen, sie sich zu
einer lehrreichen Schule der Bildung unsers eignen Herzens macht!</p>
</div>
<div n="98" type="section" id="section_2_98">
<head><app>
<lem>98</lem>
<rdg wit="#a" type="v">385</rdg>
</app>.</head>
<p>Wie viel dieses Studium 3) zur Beförderung der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Klugheit</term>
</index>Klugheit eines <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers der Religion <app>
<lem>beytrage</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beitrage</rdg>
</app>, können <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> folgende Bemerkungen lehren. – Der <app>
<lem>vernachläßigte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">vernachlässigte</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied zwischen <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum und <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Unterricht des Volks thut unsäglichen Schaden; die
einleuchtendsten Beweise davon stellt die Kirchengeschichte fast <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_1"/>arianischen, nestorianischen, monophysitischen und andern) <pb edRef="#a" n="411"/>
<pb edRef="#b" n="126"/> Streitigkeiten auf, an welchen selbst das Volk
Theil <app>
<lem>nahm,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nahm;</rdg>
</app> und sie zeigt auch, welche Lehren von jeher unter den Christen und
unbestritten gewesen, welche hingegen erst nach und nach entstanden, oder
nie auf einstimmige Art von allen behauptet worden sind. – Nichts ist dem
immer mehrern Wachsthum des Guten in der Kirche nachtheiliger, als die zu
hohen Begriffe von gewissen <index indexName="subjects-index">
<term>Heilige</term>
</index>Heiligen, angesehenen Lehrern, Anstalten, und der Untrüglichkeit der
Kirche, so wie die Furcht vor der Gefahr, die aus <app>
<lem>allem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Allem</rdg>
</app>, was <app>
<lem>neu</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>neu</hi></rdg>
</app> scheint, <app>
<lem>entsteht; dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entsteht. Dies</rdg>
</app> verhindert alle weitere und eigne <pb edRef="#c" n="111"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Untersuchung</term>
</index>Untersuchung, und giebt selbst Mängeln und Ausschweifungen ein
unverletzliches Ansehn. Nichts ist<app>
<lem>, auf der andern Seite,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> der Erhaltung des wahrhaftig Guten, der Festigkeit der Grundsätze,
und der gemeinschaftlichen Liebe gefährlicher, als das unzeitige und
unvorsichtige <index indexName="subjects-index">
<term>Reformiren</term>
</index>Reformiren; nichts empört so sehr auch gegen gute neue Anstalten und
Untersuchungen, als die <app>
<lem>unterlaßne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unterlassene</rdg>
</app> Schonung, die man dem Gewissen, der <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> der Menschen, und nützlichen, wenigstens unschädlichen, Vorurtheilen
oder Dingen schuldig ist, an welche ein Theil von Menschen einmal seine
Ueberzeugung von wichtigen Wahrheiten, seine Gemüthsruhe, oder seine Andacht
und die Ausübung seiner Pflichten geknüpft hat. – Die Einigkeit in <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen über <index indexName="subjects-index">
<term>Religionssachen</term>
</index>Religionssachen, in wie fern, und durch welche Mittel und unter
welchen Umständen sie könne hervorgebracht werden, oder nicht, und was aus
solchen Versuchen für Folgen <app>
<lem>entstehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstehen</rdg>
</app>? was <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="412"/> alle diese Fragen besser <pb edRef="#b" n="127"/>
beantworten, als die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der Conföderationen, der öffentlichen Religionsgespräche,
der Glaubens- und Vereinigungsformeln? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> was mehr die nöthige Vorsichtigkeit, auch in Einführung und <app>
<lem>Aendrung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Aenderung</rdg>
</app> bloß <app>
<lem>äusserlicher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlicher</rdg>
</app> Anstalten und der <index indexName="subjects-index">
<term>Nebendinge</term>
</index>Nebendinge in der Religion, lehren? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note2">**)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> was aufmerksamer auf Erhaltung der <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app>, selbst in gleichgültigen Dingen? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note3">***)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> was billiger in Beurtheilung hartnäckig- oder zu <app>
<lem>nachgiebigscheinender</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nachigiebig-scheinender</rdg>
</app> Dissentienten? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note4">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app> was geneigter in Schätzung jedes Guten in seiner Art <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note5">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
</app> machen <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</rdg>
</app> als die Geschichte solcher Personen oder Unternehmungen? – Kurz, es
giebt keine lehrreichere Schule zur <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung kluger und <app>
<lem>bescheidner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bescheidener</rdg>
</app> Lehrer der Religion, als die Kirchengeschichte, und immer haben sich
in dieser Absicht diejenigen durch wahre <pb edRef="#c" n="112"/> Klugheit,
und in dem Maaß ausgezeichnet, welche und in welchem Maaß sie mit Fleiß und <app>
<lem>unbefangnem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unbefangenem</rdg>
</app> Gemüth diese Geschichte studiert hatten.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_98_note1" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_2"/>Omousianer, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_3"/>Eusebianer und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_4"/>Anomöer; der Vertheidiger und Gegner der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_5"/>chalcedonischen Kirchenversammlung; der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_6"/>Streitigkeiten über
den <index indexName="classics-index">
<term><persName>Origenes</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName> und über die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_7"/><app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Kapitel <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_8"/>Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der letztern
unter einander; der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_9"/>wittenbergischen Concordie, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_10"/>kryptocalvinistischen Händel, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_11"/>sendomirischen
Vereins, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_12"/>Concordienformel, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_13"/>jansenistischen Streitigkeiten <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></note>
<note n="2" id="noe_2_2_98_note2" place="end"><app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_14"/>Feyer des Pascha unter den ersten Christen, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_15"/><app>
<lem><foreign lang="grc">Τριςαγιον</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Τρισαγιον</foreign></rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_16"/>Streitigkeiten <pb edRef="#a" n="413"/> über <pb edRef="#b" n="128"/>
Verehrung der Bilder, über den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_17"/>Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten <app>
<lem>Brodts</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brods</rdg>
</app> im heiligen Abendmahl <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note n="3" id="noe_2_2_98_note3" place="end"><app>
<lem>***)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_18"/>Geschichte der <app>
<lem>päbstlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">päpstlichen</rdg>
</app> Obergewalt, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_19"/>eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den <app>
<lem>Päbsten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpsten</rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_20"/>falschen
Decretalien, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_21"/>Eingriffe der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> in die <app>
<lem>bischöfliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bischöflichen</rdg>
</app> Rechte, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_22"/>Immunitäten und Privilegien der Bettelorden, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_23"/>Benehmens der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen die <app>
<lem>Hussiten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hußiten</rdg>
</app>, wie des zu <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_24"/>Trident gegen die Protestanten, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_25"/>Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu
unterdrücken, und evangelische Landesherren zu Proselyten zu <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">machen</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice></note>
<note n="4" id="noe_2_2_98_note4" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_26"/>Geschichte der
pelagianischen Streitigkeiten und der aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_27"/>Interim entstandenen
Händel.</note>
<note n="5" id="noe_2_2_98_note5" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app> Geschichte der <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen Mängeln, <app>
<lem>Fehlern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fehlern,</rdg>
</app> und <app>
<lem>Irrthümern</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Irrthü-</sic>
<corr type="editorial">Irrthümern</corr>
</choice></rdg>
</app> sehr mächtig und heilsam auf Verbesserung der Kirche wirkenden <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_28"/>Priscillianisten,
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_29"/>Paulicianer,
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_30"/>Henrichianer,
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_31"/>Waldenser, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_32"/>böhmischen <app>
<lem>Brüder,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brüder</rdg>
</app> und sogenannten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_33"/>Pietisten. Vergleichung zwischen <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luther</persName>, <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48">Melanchthon</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Erasmus, Desiderius</term>
</index><persName ref="textgrid:24h47">Erasmus</persName>. Vergleichung der
sich einander <app>
<lem>balanzirenden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">balancirenden</rdg>
</app> Gewalt der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und Geistlichkeit auf einer, und der Landesherren und des befehdenden
Adels, auch zum Theil der Bischöfe, auf der andern Seite.</note>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><pb edRef="#c" n="113"/>
<choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Zu dem, was von dem Verfasser über die große Wichtigkeit
kirchenhistorischer Kenntnisse, auch namentlich für den praktischen
Religionslehrer, gesagt ist, kann man hinzusetzen, daß für den Mann,
der in seiner theologischen Bildung und seinen Studien
fortschreitet, kaum ein Studium bis in die spätesten Jahre so viel
Interesse behalten kann, als Geschichte überhaupt und
Religionsgeschichte insonderheit. Wenn so manche andere Studien, je
länger man sie besonders als <hi>praktische Arbeiten</hi> betreibt,
immer weniger befriedigen, weil man einsieht, daß man entweder nicht
merklich weiter darin kommt, oder wenigen Gebrauch davon im Leben
und in seiner amtlichen Wirksamkeit machen kann; wenn die Grübeleien
der höhern Philosophie, der theologischen Metaphysik oder Dogmatik,
der höhern und niedern Kritik, nach und nach ermüden und wenigstens
dem Gemüth keinen Genuß gewähren, so liefert dagegen die Geschichte
einen immer neuen, und je mehr man ins Einzelne geht, immer
anziehendern Stoff für das Nachdenken, und afficirt das Gefühl auf
die verschiedenartigste Weise. Wer mit offenen Augen vor dem großen
Drama der Geschichte steht – wer könnte <hi>da</hi> ermüden? – Wie
viel Lehre, wie viel Trost der denkende <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger, namentlich aus der Geschichte der Kirche <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> schöpfen, wie
er seinen sinkenden Muth durch sie beleben, wie er sich in den
drückendsten Zeiten an dem Bilde derer, die das <hi>Bessere</hi>
gefunden und erwählt hatten, erquicken, mit welcher Beschämung er
von der Betrachtung derer, die unter unendlichen Schwierigkeiten
lange <hi>vor</hi> uns, <hi>für</hi> uns gearbeitet haben,
zurückkommen werde, das ist schon oben berührt, kann aber nicht oft
genug wiederholt werden. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_1">
<label>arianischen, nestorianischen, monophysitischen</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_2">
<label>Omousianer</label>
<p>Die christologische Position der Homousianer, nach der Vater und Sohn
wesens<hi>gleich</hi> (<foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>)
sind, wurde gegen den Arianismus auf dem Konzil von Nicäa (325) fixiert
(<hi>Nicänum</hi>) und auf den Konzilien von Konstantinopel (381)
und Chalcedon (451) bestätigt (<hi>Nicäno-Constantinopolitanum</hi> bzw.
<hi>Chalcedonense</hi>) (vgl. I § 63).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_3">
<label>Eusebianer</label>
<p>Der zu Arius (vgl. I § 63) tendierende Bischof Eusebius von Nikomedien
(gest. 341), später Bischof von Konstantinopel, wurde nach dem Konzil
von Nicäa (325) nach Gallien exiliert, aber bereits 328 wieder in sein
Bistum eingesetzt. Eusebius, der gute Verbindungen zu Kaiser Konstantin
und seiner Familie hatte und diesen 337 kurz vor seinem Tod taufte,
konnte erwirken, dass auch Arius zurückgerufen, dessen entschiedener
Gegner Eustathius von Antiochien (gest. Mitte d. 4. Jh.s) abgesetzt und
Athanasius von Alexandrien gleich zweimal ins Exil gezwungen wurde. Im
nach dem Tod Konstantins und der gescheiterten Synode von Serdica (342)
religionspolitisch weiter aufgeladenen 4. Jh. vertraten Eusebius und
seine Anhänger einen gemäßigten Arianismus, der sich v.a. im Osten des
Reiches ausbreiten konnte und die in Nicäa fixierte Wesensgleichheit der
göttlichen Personen bestritt. Laut der von Semler herausgegebenen
Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) verdankt sich
der Name der Eusebianer jedoch auch Eusebius von Caesarea (ca.
260–339).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_4">
<label>Anomöer</label>
<p>Anders als die arianischen Homöusianer (vgl. I § 63) vertraten die
gelegentlich auch als radikale Arianer bezeichneten Anhomöer
christologisch die Auffassung, der Sohn sei dem Vater in allem unähnlich
(<foreign lang="grc">ἀνόμοιος</foreign>). Bisweilen wurden die
Anhomöer nach ihren führenden Persönlichkeiten Aetius von Antiochien
(gest. ca. 367), seinem Schüler Eunomius (gest. ca. 395) oder Acacius
von Caesarea (gest. 365) auch <hi>Aetianer, Eunomianer</hi> oder
<hi>Acacianer</hi> genannt, wobei Letztere nach der von Semler
herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c)
gemäßigtere Positionen vertraten und aufgrund ihrer Zugeständnisse an
homöische Auffassungen auch als arianische Mittelpartei bezeichnet
wurden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_5">
<label>chalcedonischen Kirchenversammlung</label>
<p>Gegen die Monophysiten wurde auf dem Konzil von Chalcedon (451) endgültig
die Zwei-Naturen-Lehre fixiert (vgl. I § 63) und zugleich die Position
der Homousianer bestätigt (s.o.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_6">
<label>Streitigkeiten über den Origenes</label>
<p>Obgleich einige der Lehren Origenes' bereits zu Lebzeiten umstritten
waren, werden als origenistische Streitigkeiten im engeren Sinne die im
4. Jh. unter ägyptischen Mönchen entstandenen Auseinandersetzungen
zwischen Origenisten (Subordinatianismus) und den sog. Anthropomorphiten
verstanden, die einen Gott in menschlicher Gestalt und mit materiellem
Körper annahmen. Zu nennen sind Epiphanius von Salamis (ca. 315–403) und
dessen Widersacher Johannes von Jerusalem (gest. 417). Im weiteren
Verlauf schlug sich Bischof Theophilus von Alexandrien (gest. 412), der
zunächst eine vermittelnde Position einnahm, aus politischen Gründen auf
die Seite der Anthropomorphiten und bedrohte die Origenisten mit dem
Bann. Im Zuge einer dadurch ausgelösten Verfolgungswelle flohen einige
origenistische Mönche nach Konstantinopel. Als ihnen der bedeutende
Bischof Johannes Chrysostomus hier Asyl gewährte, wurde auch er
angeklagt und nach langwierigen Auseinandersetzungen verbannt.
Allerdings scheinen diese Vorgänge die allgemeinen Sympathien für den
Origenismus verstärkt zu haben, der fortan geduldet wurde. Im 6. Jh.
reagierte Kaiser Justinian (482–565) auf erneut auftretende
Auseinandersetzungen um Origenes, indem er auf dem Zweiten Konzil von
Konstantinopel (553), das ursprünglich wegen des Drei-Kapitel-Streites
(s.u.) einberufen worden war, mehrere als unorthodox eingestufte
Lehrsätze des Origenes verurteilen ließ und die Zustimmung aller
Bischöfe des Reiches erhielt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_7">
<label>drey Kapitel</label>
<p>Die auf dem Konzil von Chalcedon (451) als orthodox fixierte
Zwei-Naturen-Lehre hatte eine Integration des Monophysitismus
aussichtslos werden lassen (vgl. I § 63). In seinem Bemühen um die
Wiederherstellung der Kircheneinheit versuchte Kaiser Justinian
(482–565), die auf dem Konzil von Ephesus (431) übereinstimmend
abgelehnten Nestorianer (vgl. I § 63) als gemeinsamen Gegner in Stellung
zu bringen. Per Edikt verurteilte Justinian Schriften des Ibas von
Edessa (gest. 457), des Theodoret von Cyrus (gest. ca. 466) und v.a. des
Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428), die als die <hi>drei Kapitel</hi>
bezeichnet werden, als nestorianisierend. Während die Bischöfe im Osten
widerwillig zustimmten, erhob sich auf Seiten des Westens Widerstand,
der sich zu einem jahrelangen Machtkampf zwischen Justinian und Papst
Vigilius (gest. 555) ausweitete. Auf dem zur Klärung einberufenen
Zweiten Konzil von Konstantinopel (553), auf dem aus aktuellem Anlass
auch die noch immer anhaltenden origenistischen Streitigkeiten
verhandelt wurden (s.o.), konnte sich Justinian schließlich durchsetzen
und eine offizielle Verurteilung der drei Kapitel erreichen. Im Westen
folgte man diesem Beschluss teils widerwillig, teils gar nicht (Schisma
von Aquileia), die kirchliche Einheit mit den Monophysiten kam nicht
mehr zustande.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_8">
<label>Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der
letztern unter einander</label>
<p>Aus den den reformatorischen Loslösungs- und Konsolidierungsprozess
begleitenden Religionsgesprächen zwischen Katholiken und Protestanten im
16. Jh. seien das Nürnberger Religionsgespräch (1525), die Abfolge der
Hagenauer (1540), Wormser (1540/41) und Regensburger (1541)
Religionsgespräche, die erneuten Religionsgespräche zu Regensburg (1546)
und Worms (1557) sowie im 17. Jh. das Thorner Religionsgespräch (1645)
hervorgehoben. Zu den in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennenden
Disputationen zählen insbesondere die Heidelberger (1518) und die
Leipziger (1519) Disputation sowie im Schweizer Raum die Zürcher
Disputationen (1523–1524) und die Disputationen zu Bern (1528) und Genf
(1535). Innerprotestantisch ist z.B. das auch in der <hi>Anweisung</hi>
genannte Marburger Religionsgespräch (vgl. II § 113) zu nennen, zudem
sind etwa auch die Wittenberger Konkordie (s.u.) oder der <hi>Consensus
Sandomiriensis</hi> (s.u.) das Ergebnis von
Religionsgesprächen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_9">
<label>wittenbergischen Concordie</label>
<p>Die v.a. durch das Engagement des Straßburger Reformators Martin Bucer
(1491–1551) zustande gekommene und in ihrer Textgestalt im Wesentlichen
auf Melanchthon zurückgehende <hi>Wittenberger Konkordie</hi>
(<hi>Formula Concordiae Lutheri et Buceri</hi>) des Jahres 1536 ist
das Ergebnis einer Verständigung der oberdeutschen und Wittenberger
Theologen v.a. in der Abendmahlsfrage (vgl. II § 83). Im Zuge der
Konsensverhandlungen änderte Melanchthon den betreffenden Artikel der
<hi>Confessio Augustana</hi> (vgl. II § 212). Dass man ihr in Basel,
Zürich und Bern letztlich nicht zustimmen wollte, beförderte in der
Folge die Verselbständigung der deutschen und der schweizerischen
Reformation (vgl. II § 212).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_10">
<label>kryptocalvinistischen Händel</label>
<p>Der sog. kryptocalvinistische Streit ist eine in der zweiten Hälfte des
16. Jh.s entstandene Auseinandersetzung um das lutherische
Abendmahlsverständnis. Lutheraner, die wie Melanchthon der Position
Zwinglis zuneigten (vgl. II § 83), wurden als Kryptocalvinisten
angefeindet, der kursächsische (vgl. II § 113) Kanzler Nikolaus Krell
(1550–1601) später sogar hingerichtet. Mit der <hi>Konkordienformel</hi>
sollte der Streit zwischen Philippisten und Gnesiolutheranern beigelegt
werden (vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_11">
<label>sendomirischen Vereins</label>
<p>Der auch als <hi>sendimirischer Vergleich</hi> bezeichnete <hi>Consensus
Sandomiriensis</hi> oder auch <hi>Sendomir(i)ensis</hi> ist ein 1570
im südpolnischen Sandomir (Sandomierz) zwischen den polnischen
Lutheranern, Reformierten und dem sich Mitte des 16. Jh.s
verselbständigenden polnischen Zweig der Böhmischen Brüder (s.u.)
formuliertes Übereinkommen, mit dem sich die teilnehmenden Parteien
gegenseitig ihrer Eigenständigkeit und Rechtgläubigkeit sowie der
gemeinsamen Abwehr gegenreformatorischer Angriffe versicherten. Im
Zentrum des <hi>Consensus</hi> standen die Ablehnung antitrinitarischer
Positionen und die Erörterung der Abendmahlslehre.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_12">
<label>Concordienformel</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_13">
<label>jansenistischen Streitigkeiten</label>
<p>Der auf Cornelius Jansens (1585–1638) posthum veröffentlichte Abhandlung
<hi>Augustinus</hi> (1640) zurückgehende Jansenismus lehrte unter
Berufung auf die Gnadenlehre des Kirchenvaters, dass die Erlösung
ausschließlich von der göttlichen Gnade abhängig und der Mensch ohne
eigene Einflussmöglichkeit sei. In Frankreich, ihrem
Hauptverbreitungsgebiet, wurden die Jansenisten schnell zu einer
kirchlichen Erneuerungsbewegung (Kloster Port-Royal), die auch die
gebildete Oberschicht (z.B. Blaise Pascal) anzusprechen vermochte.
Aufgrund ihrer Gnadenlehre gerieten die Jansenisten in Konflikt mit dem
Jesuitenorden (Molinismus). Die römisch-katholische Kirche reagierte bis
ins 18. Jh. hinein in mehreren Bullen, und auch der französische Staat
setzte den bereits unter Kardinal Richelieu (1585–1642) begonnenen
antijansenistischen Kurs grundsätzlich fort (Abriss des Klosters
Port-Royal im Jahre 1713). V.a. infolge der Bulle <hi>Unigenitus Dei
filius</hi> (vgl. II § 83), die auf jansenistischer, aber auch auf
gallikanischer Seite als unzulässige Einmischung des Papstes in
französische Angelegenheiten verstanden wurde, wurde der Jansenismus
zunehmend zum Politikum, eine Entwicklung, die nicht zuletzt in die
Aufhebung des Jesuitenordens (1773) mündete.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_14">
<label>Feyer des Pascha unter den ersten Christen</label>
<p>Gemeint ist das Verhältnis von Abendmahl und Pessachfest (vgl. II § 83),
aber auch die Frage nach dem Ostertermin, die etwa in der
Auseinandersetzung mit den Quartodezimanern (vgl. II § 128) von
Bedeutung war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_15">
<label><foreign lang="grc">Τριςαγιον</foreign></label>
<p>Das <hi>Trishagion</hi> (d.h. dreimal heilig) gehört zu den ältesten
christlichen Hymnen (vgl. Jes 6,3; Offb 4,8) und ist ein zentraler
Bestandteil der orthodoxen Liturgie. In der katholischen Kirche zählt es
zu den Improperien am Karfreitag und ist auch in evangelischen
Gesangbüchern zu finden. Das Schluss‐Sigma (kein Stigma) in der
Wortmitte erklärt sich aus der Zusammensetzung des Begriffs aus τρίς und
ἅγιον. Verwiesen werden kann in diesem Zusammenhang auf die unter
Siegmund Jacob Baumgarten in Halle gehaltenene Disputation <hi>Historia
Trisagii</hi> (1744).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_16">
<label>Streitigkeiten über Verehrung der Bilder</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_17">
<label>Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten Brodts im heiligen
Abendmahl</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_18">
<label>Geschichte der päbstlichen Obergewalt</label>
<p>Gemeint ist zunächst der in den päpstlichen Reservatrechten
(<hi>reservationes papales</hi>) u.a. zum Ausdruck kommende Primat
oder Supremat des Papstes über die Bischöfe (Papalismus), der innerhalb
der Kirchengeschichte immer wieder in Frage gestellt wurde
(Episkopalismus bzw. Konziliarismus) und erst mit dem im Ersten
Vatikanischen Konzil (1870) festgestellten Lehr- und Jurisdiktionsprimat
des Papstes zur vollumfänglichen Durchsetzung kam. Neben den
innerkatholischen Entwicklungen ist die Frage nach der päpstlichen
Obergewalt zudem im Hinblick auf die Geschichte der Kirchentrennungen
(Großes Schisma, Reformation, Altkatholiken [vgl. II § 122]) relevant
und betrifft nicht zuletzt auch das Verhältnis des Papsttums zur
weltlichen Herrschaft (vgl. Investiturstreit, Suprematsakte und -eid
u.Ä.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_19">
<label>eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den Päbsten</label>
<p>Gemeint sind das Heilige Römische Reich und die römisch-deutschen Kaiser.
Die Krönung der Kaiser durch die Päpste geht auf Karl den Großen
(747–814) zurück, der im Jahr 800 von Papst Leo III. (795–816) in Rom
zum römischen Kaiser gekrönt wurde (<hi>translatio imperii</hi>). Als
letzter römisch-deutscher Kaiser wurde Karl V. (1500–1558) im Jahre 1530
von Papst Clemens VII. (1523–1534) in Bologna gekrönt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_20">
<label>falschen Decretalien</label>
<p>Gemeint ist etwa der sog. <hi>falsche</hi> oder <hi>Pseudo-Isidor</hi>
(vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_21">
<label>Eingriffe der Päbste in die bischöfliche Rechte</label>
<p>Zu den bischöflichen Rechten zählen neben allgemeinen Standes- und
Ehrenrechten (Tragen bischöflicher Insignien, Kleidung etc.) auch die
geistliche Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit innerhalb der Diözese sowie
dem Bischof qua Rang zukommende Vollmachten. Zu diesen zählen die
Priesterweihe, der Bau von Kirchen und Klöstern, die Kirchweihe, aber
etwa auch die Salbung von Königen, die Vergabe von Kirchenämtern und
Pfründen und das Einfordern von Abgaben.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_22">
<label>Immunitäten und Privilegien der Bettelorden</label>
<p>Die klassischen Bettel- oder Mendikantenorden (<hi>ordines
mendicantium</hi>) der Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten und
Augustiner-Eremiten entstanden im Zusammenhang der Armutsbewegung des
13. Jh.s und unterschieden sich neben dem Verzicht auf Besitz auch durch
das Fehlen der Organisation in Klöstern (<hi>stabilitas loci</hi>) von
älteren monastischen Formen. Aufgrund ihrer Lebenweise, aber auch durch
die im Wesentlichen in Predigt, Seelsorge und v.a. bei den Dominikanern
im Vorgehen gegen Häresien bestehenden Ziele ließen sich die Mitglieder
von Bettelorden v.a. in Städten nieder und wirkten hier auch an den
entstehenden Universitäten. Aus den kirchlichen Strukturen vor Ort
herausgenommen (<hi>exemtio</hi>) und mit zahlreichen Sonderrechten
ausgestattet kam es, wie es besonders eindrücklich der Pariser
Bettelorden- oder Mendikantenstreit (1252–1272) zeigt, schnell zu
Konkurrenzproblemen mit dem ansässigen Klerus bzw. weltgeistlichen
Professoren. Der Bettelordenstreit hatte sich v.a. an der Frage nach den
Beicht- und Seelsorge-, aber auch Lehrprivilegien entzündet, darüber
hinaus genossen die Bettelorden umfangreiche steuerliche
Privilegien.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_23">
<label>Benehmens der Päbste und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen
die Hussiten</label>
<p>Auf dem auch als Konzil von <hi>Costnitz</hi> bezeichneten Konstanzer
Konzil (1414–1418), auf dem durch das seit 1378 andauernde sog.
Abendländische Schisma mit Johannes XXIII. (Pisa), Benedikt XIII.
(Avignon) und Gregor XII. (Rom) gleich drei gewählte Päpste um das
höchste kirchliche Amt konkurrierten, wurden 1415 Jan Hus und im
folgenden Jahr auch sein Mitstreiter Hieronymus von Prag verurteilt und
verbrannt (vgl. II § 83). Das von Papst Martin V. (1417–1431)
einberufene, nach dessen Tod jedoch unter Eugen IV. (1431–1447)
eröffnete Basler Konzil (1431–1449) sollte wie schon das Konzil zu
Konstanz zu einem bedeutenden Beispiel für den Konziliarismus werden.
Die in unterschiedliche Lager zerfallenen Hussiten, die unter dem
Eindruck der von Martin V. erlassenen <hi>Kreuzzugsbulle</hi> (1420) und
den sich anschließenden Hussitenkriegen zunehmend auch militärischen
Widerstand leisteten, hatten mit den <hi>Prager Artikeln</hi> (1420)
zentrale Anliegen formuliert, die zur Grundlage der Verhandlungen auf
dem Basler Konzil wurden und ihren Abschluss in den <hi>Prager
Kompaktaten</hi> (1433) fanden. Auch wenn die Forderungen der
<hi>Prager Artikel</hi> nicht durchgesetzt werden konnten, wurde
unter der Voraussetzung, dass die Kommunikanten über die vollständige
Präsenz Christi sowohl im Brot als auch im Wein belehrt werden, das
Abendmahl unter beiderlei Gestalt (vgl. II § 83) zugestanden.
Päpstlicherseits wurden die <hi>Kompaktaten</hi> nicht
anerkannt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_24">
<label>Trident gegen die Protestanten</label>
<p>Das vor dem Hintergrund reformatorischer Kritik zur umfassenden
Erneuerung der Kirche einberufene Konzil von Trient (1545–1563) (nach
dem lateinischen <hi>Tridentum</hi> auch <hi>Tridentinum</hi>), zu dem
auch protestantische Vertreter eingeladen waren, fand in drei
Tagungsperioden (1545–1547, 1551–1552, 1562–1563) statt, die in das
Pontifikat Pauls III. (1534–1549), Julius' III. (1550–1555) und Pius'
IV. (1559–1565) fielen. Festgehalten wurde, bei maßvoller und nicht auf
Gewinn zielender Handhabung, etwa am Ablasshandel, an dem sich die
Kritik der Reformatoren entzündet hatte, sowie an der Verehrung von
Heiligen, Heiligenbildern und Reliquien (vgl. II § 83), der Siebenzahl
der Sakramente und der Realpräsenz Christi im Abendmahl (vgl. II § 83).
Die Entscheidung der Frage nach der Kelchkommunion wurde zunächst dem
Papst überlassen, später wurde das Verbot jedoch erneuert (vgl. II §
83). Bereits in einer frühen Phase des Konzils wurde die Vulgata zur
weiterhin verbindlichen Gestalt der Bibel erklärt (vgl. II § 83) und die
kirchliche Tradition als Autorität neben der Heiligen Schrift
bekräftigt. Aufgrund der deutlich zutage tretenden Lehrunterschiede hat
das <hi>Tridentinum</hi> die konfessionelle Spaltung eher befördert als
verhindert, die weitreichende Bedeutung der in Trient gefassten
Beschlüsse zur Konsolidierung der römisch-katholischen Lehre steht außer
Frage.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_25">
<label>Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu unterdrücken, und
evangelische Landesherren zu Proselyten zu machen</label>
<p>Der 1534 von Ignatius von Loyola (1491–1556) u.a. gegründete und 1540
durch Papst Paul III. (1534–1549) anerkannten Jesuitenorden
(<hi>Societas Jesu</hi>) war früh in ganz Europa, aber auch in
Übersee tätig und gehörte, obgleich ursprünglich ohne
antireformatorische Stoßrichtung, im Zuge des durch das Konzil von
Trient (s.o.) eingeleiteten Konsolidierungsprozesses innerhalb der
römisch-katholischen Kirche schnell zu den treibenden Kräften der sog.
Gegenreformation und der Rekatholisierung. Erklärtes Anliegen der
Jesuiten war es, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des seit dem
Augsburger Religionsfrieden (vgl. III § 83) geltenden Grundsatzes
<hi>cuius regio, eius religio</hi> v.a. auch auf politische
Entscheidungsträger (z.B. Maximilian I. von Bayern [1573–1651])
einzuwirken, um den Einfluss und die Ausbreitung des als Häresie
verstandenen Protestantismus zu unterbinden und die Position der
römisch-katholischen Kirche zu stärken. Durch ihre Funktion als Berater,
Seelsorger und Beichtväter u.Ä., aber auch über das jesuitische
Bildungswesen gelang es dem Orden bis ins 18. Jh. hinein, zahlreiche
protestantische Fürsten, Adlige und Bürger zur Konversion zu bewegen.
Prominente Beispiele sind etwa Christina von Schweden (1626–1689), die
nach dem Tod ihres immerhin als Retter des Protestantismus gefeierten
Vaters Gustav II. Adolf (1594–1632) Königin von Schweden wurde, jedoch
bereits 1654 abdankte und zum Katholizismus übertrat, sowie die
Konversion mehrerer Kinder Friedrichs V. (1596–1632), pfälzischer
Kurfürst, kurzzeitig böhmischer König („Winterkönig“) und führender
Vertreter der protestantischen <hi>Union</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_26">
<label>Geschichte der pelagianischen Streitigkeiten</label>
<p>Vgl. II § 88.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_27">
<label>Interim entstandenen Händel</label>
<p>Gemeint ist das <hi>Augsburger Interim</hi> (1548), das zwischen dem
Reichstag von Augsburg 1547/1548 und dem Abschluss des Konzils von
Trient (1545–1563) in 26 Artikeln drängende Religionsfragen regeln
sollte, letztlich jedoch ein Sondergesetz für die evangelischen
Reichsstände darstellte, das kaum zur Durchsetzung kam. Die Duldung der
Priesterehe und des Laienkelchs (vgl. II § 83), wo beides bereits
eingeführt war, als wichtigste Zugeständnisse fanden auf katholischer
Seite keine Zustimmung, doch kam es im Zuge der Verhandlungen auch auf
protestantischer Seite zu Auseinandersetzungen (adiaphoristischer
Streit). Das <hi>Interim</hi> als letzter kaiserlicher Vergleichsversuch
zwischen Katholiken und Protestanten wurde durch den <hi>Passauer
Vertrag</hi> (1552) und schließlich den <hi>Augsburger
Religionsfrieden</hi> (vgl. III § 83) aufgehoben und muss insgesamt
als Misserfolg gewertet werden. Zu bemerken ist, dass (in polemischer
Weise) auch die den sächsischen Sonderweg repräsentierenden
<hi>Leipziger Artikel</hi> (1548) als Leipziger <hi>Interim</hi>
bezeichnet wurden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_28">
<label>Priscillianisten</label>
<p>Über diese auf den spanischen Bischof Priscillianus von Avila (ca.
340–385) zurückgehende Bewegung ist wenig bekannt, hinzu kommt, dass die
meisten Quellen antipriscillianisch sind. Zudem wird heute darauf
hingewiesen, dass nur schwer zwischen den Ansichten Priscillians und
denen seiner Anhänger unterschieden werden könne. Augustin und Sulpicius
Severus (ca. 363–420) sehen v.a. gnostische und manichäische (vgl. II §
113) Anleihen, Hieronymus äußert sich zunächst abwägend, später jedoch
ebenfalls verurteilend. Der als Spiritualist zu bezeichnende Priscillian
forderte eine absolute Treue zu den Taufgelübden, einen der Gottessuche
gewidmeten Lebensstil und begründete eine radikal asketische Bewegung,
die sich aus Welt und Kirche zurückzog, aber durchaus mit
kirchenreformerischem Anspruch auftrat. Nachdem Priscillian in Trier –
auf einer zuvor einberufenen Synode in Bordeaux (384) hatte er an den
kaiserlichen Hof des weströmischen Usurpators Maximus (ca. 335–388)
appelliert – wegen seiner Lehre (aber auch wegen Zauberei und diversen
Ausschweifungen) als Ketzer hingerichtet worden war, kam es in Spanien
und Gallien, dem Hauptverbreitungsgebiet der Priscillianer, zu
Spaltungen und weiteren Verurteilungen. V.a. im Nordwesten Spaniens hat
sich der Priscillianismus mindestens bis zum Ende des 6. Jh.s gehalten.
</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_29">
<label>Paulicianer</label>
<p>Vgl. II § 19.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_30">
<label>Henrichianer</label>
<p>Die He(i)nricianer waren Anhänger des im 12. Jh. lebenden Heinrich von
Lausanne (die Verbindung mit dieser Stadt ist jedoch ein Produkt des 18.
Jh.s und nicht mehr haltbar), der im Gefolge des dem Armutsideal
verpflichteten und die Mittlerrolle der Kirche bestreitenden
Wanderpredigers Petrus von Bruis (gest. ca. 1132/1133) nach 1130 v.a.
durch die Ablehnung der Kindertaufe und der Erbsündenlehre aufgefallen
war. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob
Baumgartens (vgl. II § 124 c) geht die Bezeichnung <hi>Heinricianer</hi>
auf den in Lausanne wirkenden Henricus Eremita Tolosanus zurück, doch
werde bisweilen auch ein Bruder des Petrus von Bruis namens Heinrich
angeführt. In jedem Fall ist die Bezeichnung <hi>Heinricianer</hi> für
Baumgarten (vgl. II § 124 c) eines der Synonyme für die Waldenser (vgl.
II § 19).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_31">
<label>Waldenser</label>
<p>Vgl. II § 19.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_32">
<label>böhmischen Brüder</label>
<p>Die Gemeinschaft der Böhmischen Brüder (auch <hi>fratres unitatis</hi>
bzw. <hi>unitas fratrum</hi>) ist Mitte des 15. Jh.s in Böhmen und
Mähren aus unterschiedlichen Gruppierungen der Hussiten (vgl. II § 83)
entstanden und hat v.a. taboritische (eine klare Abgrenzung von den
Utraquisten oder Calixtinern erfolgte durch die Wahl eigener Priester
auf der Brüderversammlung zu Lhotka 1467), aber auch waldensische (vgl.
II § 19) Traditionen fortgeführt. Nach ihrer Konsolidierung als neben
dem Utraquismus und dem Katholizismus dritte Glaubensrichtung in Böhmen
wurden die Brüder im 16. Jh. in konfessionspolitische
Auseinandersetzungen hineingezogen, im Zusammenhang mit der
<hi>Confessio Bohemica</hi> (1575) und ihrer offiziellen Billigung
durch den Majestätsbrief Rudolfs II. im Jahre 1609 wurden sie in Böhmen
erstmals gesetzlich anerkannt, während des Dreißigjährigen Krieges
jedoch nahezu vollständig vernichtet. Ein eigener Zweig der Brüder
entwickelte sich in Polen-Litauen (s.o.), der nach und nach in den
Reformierten aufgehen sollte. Ein Nachleben erfuhren die Böhmischen
Brüder etwa in der Herrnhuter Brüdergemeine und durch das Werk ihres
bedeutenden letzten Seniors (d.i. Bischofs) Johann Amos Comenius
(1592–1670). Nach der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund
Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) wurden die Böhmischen Brüder von
ihren Gegnern auch als Waldenser und Hussiten bezeichnet, sie selbst
haben diese Bezeichnung jedoch vehement abgelehnt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_33">
<label>Pietisten</label>
<p>Der Pietismus ist eine in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s entstehende
protestantische Frömmigkeits- und Reformbewegung, als deren
Gründungsgestalt der lutherische Theologe Philipp Jakob Spener (vgl. II
§ 63 c) gelten kann, im reformierten Kontext ist Theodor Undereyck
(1635–1693) zu nennen. Im Zentrum stehen ein intensiver Bibelbezug sowie
die Individualisierung und Verinnerlichung religiösen Lebens, äußere
Merkmale sind etwa das Konventikelwesen (<hi>Collegia pietatis</hi>) und
eine ausgeprägte soziale und missionarische Tätigkeit. Als bedeutendste
Zentren des Pietismus sind Halle (v.a. August Hermann Francke
[1663–1727]) und Württemberg (v.a. Johann Albrecht Bengel; Friedrich
Christoph Oetinger [1702–1782], Johann Michael Hahn [1758–1819]) zu
nennen, die jeweils ein durchaus eigenständiges Gepräge aufweisen.
Zeitlich lässt sich der Pietismus in eine Früh- (1670–1690), eine Haupt-
(1690–1740) und eine Spätphase (1740–1780) gliedern, das Verhältnis zu
Orthodoxie und Kirche, aber auch zur Aufklärung (Vertreibung Christian
Wolffs aus Halle) war von Konflikten geprägt (vgl. II § 122). Eigens zu
erwähnen ist in diesem Zusammenhang der sog. separatistische oder
radikale Pietismus, in dem die dem Pietismus inhärenten
spiritualistischen Tendenzen besondere, teils ausgefallene Formen
annahmen. Durch Auswanderung konnte der Pietismus u.a. auch in
Nordamerika Fuß fassen.</p></note>
</div>
<div n="99" type="section" id="section_2_99">
<head><app>
<lem>99</lem>
<rdg wit="#a" type="v">386</rdg>
</app>.</head>
<p>Es ist <app>
<lem>vor sich klar</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">indeß kaum nöthig zu erinnern</rdg>
</app>, daß dieser <app>
<lem>so</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und mannigfaltige</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der <app>
<lem>christlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte nur <app>
<lem>als<pb edRef="#b" n="129"/>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">dann</rdg>
</app> erreicht werden könne, wenn sie die <app>
<lem>im ersten Theil <pb edRef="#c" n="114"/> erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_222">225</ref><pb edRef="#a" n="414"/>–<ref target="#section_1_225">228</ref>
erwehnten</rdg>
</app> Eigenschaften <app>
<lem>einer guten Geschichte</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> hat, und wenn man sie so studiert, daß man beständig diese vor Augen <app>
<lem>behält</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat</rdg>
</app>, und mit möglichstem <app>
<lem>Fleisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleiße</rdg>
</app> sie zu erreichen sucht. Dadurch fällt der <app>
<lem>einfältige</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Vorwurf <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">der Unwissenden</rdg>
</app> von selbst weg, daß sie ein <app>
<lem>bloßes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosses</rdg>
</app> Gedächtnißwerk, mit unnützen und unfruchtbaren Kleinigkeiten <app>
<lem>(wie wohl jede andre Wissenschaft)</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> überhäuft, und zur Zubereitung eines künftigen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion sehr entbehrlich <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Eine flüchtige und <app>
<lem>oberflächige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">oberflächliche</rdg>
</app> Bekanntschaft mit derselben ist so viel wie gar keine, und schwerlich
giebts irgend eine Art von akademischen <index indexName="subjects-index">
<term>Vorlesungen</term>
</index>Vorlesungen für einen künftigen Theologen, die er, wenn er
Gelegenheit hätte, sie ausführlich und auf die angezeigte Art zu hören,
weniger versäumen, und <app>
<lem>öftrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">öfter</rdg>
</app> hören sollte, als solche historische. Denn <hi>zuerst</hi> ist den <app>
<lem>meisten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Meisten</rdg>
</app> darin <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> ganz neu und fremd; <app>
<lem>vieles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vieles</rdg>
</app> unverständlich, weil so manche andre Kenntnisse <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> vorausgesetzt, oder <app>
<lem>mit beygebracht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beigebracht</rdg>
</app> werden müssen, die schlechterdings sich in der Kürze nicht abfertigen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, sondern umständliche Auseinandersetzung erfordern; und Vieles muß,
wenn dem Zuhörer fast <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> noch unbekannt ist, seiner Aufmerksamkeit <app>
<lem>entwischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entgehen</rdg>
</app>. <hi>Hiernächst</hi>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er kaum den Abgang dieser versäumten Gelegenheit durch eignen Fleiß
ersetzen, weil es ein gar zu weitläufiges Studium ist, das sehr viele <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index>Hülfsmittel erfordert, die selten jemand haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, so wenig wie hernach Geduld und <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app> genug, um in seinem künftigen Beruf dieses nachzuholen; <pb edRef="#b" n="130"/>
<app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> da es so sehr an guten Handbüchern fehlt, <pb edRef="#a" n="415"/>
woraus man sich selbst helfen könnte. Denn alle diese sind <hi>entweder</hi>
<app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zu unvollständig, <hi>oder</hi>
<app>
<lem>sehr unzuverläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unzuverlässig</rdg>
</app>, selten aus den rechten Quellen geschöpft, und gar nicht so
bearbeitet, daß sie sich durch die vorhin gedachten Eigenschaften <app>
<lem>empfehlen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">empfählen</rdg>
</app>; <hi>oder</hi> sie enthalten <app>
<lem>trefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">treffliche</rdg>
</app> Materialien, die aber nicht genug geordnet, nicht lehr<pb edRef="#c" n="115"/>reich und überzeugend genug <app>
<lem>zusammengestellt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zusammengestellet</rdg>
</app> sind, und für den Anfänger noch zu viel Dunkles und Unerläutertes
enthalten; <hi>oder</hi> sie sind <app>
<lem>– und das trift selbst die besten Handbücher, –</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nicht vollendet, nicht auf die neuesten Zeiten fortgeführt.
Ausführlichere Werke aber sind zu kostbar, und keines faßt den ganzen Umfang
der Kirchengeschichte in sich.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Wahr ists, der akademische Unterricht darüber bleibt immer noch kurz <app>
<lem>genug,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genug;</rdg>
</app> und wer sich selbst mit eignem Fleiß auf dieses Studium legen, und
aus den Quellen schöpfen will, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> es <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> darin weiter bringen, und diese Geschichte <app>
<lem>noch überzeugender</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sichrer und überzeugter</rdg>
</app> lernen. Aber wer <hi>darum</hi> dergleichen Vorlesungen nicht auf
Universitäten hören wollte, der würde nicht überlegen, daß, nach diesem
Grundsatz, überall der akademische Unterricht auch in andern Wissenschaften
entbehrlich wäre; daß es doch besser <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wenigstens das Nothdürftigste von einer solchen nützlichen
Wissenschaft, als gar nichts davon zu lernen; daß ein solcher Unterricht
eine gute Grundlage für das künftige eigne Studieren <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>; und daß man doch schon viel gewonnen habe, <pb edRef="#b" n="131"/>
wenn man auch nur auf <app>
<lem>dasjenige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">das</rdg>
</app> aufmerksam gemacht <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird</rdg>
</app>, worauf man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem Studium hauptsächlich sehen muß, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">endlich</rdg>
</app> dem Lehrer die wahre <pb edRef="#a" n="416"/> Art <app>
<lem>ablernte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ablernete</rdg>
</app>, wie die Kirchengeschichte <app>
<lem>studieret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">studiert</rdg>
</app> werden müsse. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Uebrigens ist wohl nicht zu läugnen, daß bei
der Kürze eines gewöhnlichen Triennii, selbst die besten Vorlesungen
der Krichengeschichte doch nur Skizzen, Uebersichten und Andeutungen
seyn können, und gerade dieß Studium einen fortgesetzten Fleiß
erfordert. Die im Vorigen angegebenen Schwierigkeiten sind indeß
nicht unüberwindlich. Wem nur recht daran liegt, der wird sich die
Hülfsmittel schon zu verschaffen und es zu sparen wissen, weiß auch
schon, wohin er sich wenden kann, um sie zu benutzen. Auch haben wir
seit dem Tode des Verfassers gar manche Bereicherung in diesem Fach
erhalten. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice><supplied>}</supplied></hi></rdg>
</app></note>
</div>
<div n="100" type="section" id="section_2_100">
<head><pb edRef="#c" n="116"/>
<app>
<lem>100</lem>
<rdg wit="#a" type="v">387</rdg>
</app>.</head>
<p>Gemeiniglich stellt sich der <index indexName="subjects-index">
<term>Anfänger</term>
</index>Anfänger die Schwierigkeiten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem Studium <app>
<lem>größer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
</app> und unüberwindlicher vor, als sie sind, nicht nur wegen der Menge und
Mannichfaltigkeit der Sachen, sondern <app>
<lem>auch</lem>
<rdg type="v" wit="#c">auch,</rdg>
</app> weil man sich in der Geschichte und in allen Wissenschaften, wo nicht
der Verstand das Meiste thun muß, weniger selbst helfen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, sondern von Andern lernen muß; weil fast <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> in dieser Geschichte dem Anfänger ganz fremd <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> und weil wenige Arten von den einem Studierenden nöthigen Kenntnissen
so sehr auf Schulen versäumt werden, als die Kenntniß der Geschichte.
Indessen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> sie sich durch die Beobachtung folgender Vorschläge gar wohl
überwinden, die zugleich auch zeigen, wie man dergleichen Vorlesungen über
die Kirchengeschichte mit <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app> meisten Nutzen hören könne.</p>
</div>
<div n="101" type="section" id="section_2_101">
<head><app>
<lem>101</lem>
<rdg wit="#a" type="v">388</rdg>
</app>.</head>
<p>Weil <app>
<lem>Wahrheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Wahrheit</hi></rdg>
</app> die Seele der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte, <app>
<lem>Zuverläßigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zuverlässigkeit</rdg>
</app> der Erzählung der Grund aller andern aus der Geschichte zu ziehenden
Vortheile ist, und der <index indexName="subjects-index">
<term>Anfänger</term>
</index>Anfänger sich hier vornehmlich <app>
<lem>muß</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auf die Kenntniß, Genauigkeit und Deutlichkeit des <pb edRef="#b" n="132"/> Docenten sowohl, als auf seine gute Wahl des <index indexName="subjects-index">
<term>Nützlichstes</term>
</index>Nützlichsten, und auf die lehrreichste Behandlung der Geschichte von
ihm, <app>
<lem>verlaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verlassen</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">muß verlassen</rdg>
</app> können: so <pb edRef="#a" n="401[!]"/>
<app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> man 1) vor allen Dingen, wenn man die Wahl unter mehrern <index indexName="subjects-index">
<term>Docenten</term>
</index>Docenten haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, in dieser Wahl sehr vorsichtig <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">beurtheile</rdg>
</app> sie nach dem <app>
<lem>beurtheilen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, was unten darüber gesagt werden soll. <app>
<lem>Man müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Dann sollte man auch</rdg>
</app> 2) nie Kirchengeschichte studieren wollen, ehe man sich nicht die
Universalgeschichte seit <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Geburt, und 3) die
ältere und neuere <index indexName="subjects-index">
<term>Geographie</term>
</index>Geographie wenigstens <app>
<lem>nothdürftig, und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> so weit bekannt gemacht hätte, <app>
<lem>daß man</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">um</rdg>
</app> sich mit Hülfe guter <index indexName="subjects-index">
<term>Landcharten</term>
</index>Landcharten in vorkommenden Fällen helfen <app>
<lem>könnte; weil man sich ohne beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu können. <pb edRef="#c" n="117"/> Ohne diese
beiderlei</rdg>
</app> Vorerkenntnisse <app>
<lem>gar nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wird man sich auf dem großen Felde
schwerlich</rdg>
</app> zurecht finden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Es wäre sehr zu wünschen, daß man einige recht gute allgemeine
Landcharten bekäme, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> ganz eigentlich für die Kirchengeschichte wären, und <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Diöcesen in den christlichen Ländern zu <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Zeiten vorstellten, <app>
<lem>ohngefähr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungefähr</rdg>
</app> so, wie die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_1"/>christlichen Patriarchate von <index indexName="persons-index">
<term>Anville, Jean Baptiste Bourguignon d'</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gz8">d'Anville</persName></hi> in
<index indexName="persons-index">
<term>Lequien, Michel</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxh">le Quien</persName></hi> Oriens
Christianus, und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_2"/>afrikanische Diöces von <index indexName="persons-index">
<term>L'Isle, Guillaume de</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxn">de l'Isle</persName></hi> vor
<index indexName="persons-index">
<term>Du Pin, Louis Ellies</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250h7">Du Pin</persName></hi>
<app>
<lem>Ausgabe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">(Ausgabe</rdg>
</app> des <index indexName="classics-index">
<term><persName>Optatus von Mileve</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2svxm">Optatus <app>
<lem>Milev.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Milev.),</rdg>
</app></persName> woran es jetzt noch eben so, wie an einem guten
Handbuch der Kirchengeographie fehlt. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Spanheim, Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2svxp"><hi>Friedrich</hi>
<app>
<lem><hi>Spanheims</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Spanheim's</hi></rdg>
</app></persName>
<app>
<lem>Introductio ad Geographiam sacram</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Geographia sacra et ecclesiastica</rdg>
</app> ist fast das einzige<app>
<lem>, obgleich sehr dürftige,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Handbuch, das man ziemlich leicht haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und doch sind nur erst in der Ausgabe im ersten Tomo seiner Werke
Landcharten <app>
<lem>beygefügt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigefügt</rdg>
</app>, die <app>
<lem>zum Theil <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app>, zum Theil</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht viel besser <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="133"/> als die in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Vialart, Charles</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxq">Caroli a S. Paulo</persName></hi>
Geographia <app>
<lem>S. Amstel. 1703.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svxs"/>
<choice>
<abbr>fol.</abbr>
<expan>folio</expan>
</choice>;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">S.,</rdg>
</app> auch gehen <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Werke und Charten nur die ältere Kirchengeographie <app>
<lem>bis ins 6te Jahrhundert</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> an. Die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_5"/>oben <app>
<lem>schon</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>
<app>
<lem><app>
<lem>empfohlnen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">(§. <ref target="#section_1_231">234</ref>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>) angezeigten</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Anville, Jean Baptiste Bourguignon d'</term>
</index><persName ref="textgrid:24gz8">d'anvillischen</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">empfohlenen
<persName>d'Anvillischen</persName></rdg>
</app> Charten und <app>
<lem>übrige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übrigen</rdg>
</app> Hülfsmittel bleiben doch überhaupt, auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Kirchengeschichte, unentbehrlich. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Seit dem dieß geschrieben ist, hat <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Stäudlin, Karl Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxt">K. F.
Stäudlin's</persName></hi> kirchliche Geographie und
Statistik, Erlangen 1804.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svxw"/> 2 Bände, dem Bedürfniß sehr glücklich
abgeholfen.}</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_1">
<label>christlichen Patriarchate von d'Anville in le Quien Oriens
Christianus</label>
<p>Das dreibändige Werk <hi>Oriens Christianus. In quatuor Patriarchatus
digestus</hi> des französischen Dominikaners und Bibliothekars
Michel Lequien (1661–1733) ist posthum 1740 in Paris erschienen und
enthält mehrere Karten des bedeutenden Kartographen Jean Baptiste
Bourguignon d'Anville (1697–1782).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_2">
<label>afrikanische Diöces von de l'Isle vor Du Pin Ausgabe des Optatus
Milev.</label>
<p>Die den von Louis Ellies Du Pin (1657–1719) unter dem Titel <hi>Sancti
Optati Afri Milevitani Episcopi De schismate donatistarum libri
septem</hi> (1700) mehrfach herausgegebenen Schriften des
nordafrikanischen Bischofs Optatus von Mileve (4. Jh.) beigegebene
Faltkarte stammt von Guillaume de L'Isle (1675–1726).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_3">
<label>Friedrich Spanheims Introductio ad Geographiam sacram</label>
<p>Die <hi>Introductio ad Geographiam Sacram</hi> (1679) des jüngeren
Friedrich Spanheim (1632–1701) ist 1698 als <hi>Geographia Sacra et
Ecclesiastica</hi> erneut erschienen und unter diesem Titel auch im
ersten Band seiner <hi>Opera omnia</hi> (1701) enthalten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_4">
<label>Caroli a S. Paulo Geographia S. Amstel. 1703</label>
<p>Die in der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> ohne Jahresangabe
genannte <hi>Geographia Sacra</hi> des auch unter dem Namen Carolus a
Sancto Paulo bekannten französischen Bischofs Charles Vialart
(1592–1644) ist erstmals 1641 erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_5">
<label>oben schon empfohlnen d'anvillischen Charten und übrige
Hülfsmittel</label>
<p>Vgl. I § 140; I § 231.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_6">
<label>K. F. Stäudlin's kirchliche Geographie und Statistik, Erlangen 1804.,
2 Bände</label>
<p>Dieses Werk ist in Tübingen erschienen.</p></note>
</div>
<div n="102" type="section" id="section_2_102">
<head><pb edRef="#a" n="402[!]"/>
<app>
<lem>102</lem>
<rdg wit="#a" type="v">389</rdg>
</app>.</head>
<p>Dem <index indexName="subjects-index">
<term>Gedächtniß</term>
</index>Gedächtniß, wegen der vielen Namen und Jahrzahlen, zu Hülfe zu
kommen, sich überall mehr zu orientiren, und immer einen Faden zu haben,
woran man die Kenntnisse reihe, die man in der Kirchengeschichte erlangt <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app> man sich 4) an ein gutes Handbuch <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> gewöhnen, worin, nebst einer verhältnißmäßigen allgemeinen
Vollständigkeit, eine gleichförmige <index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung <app>
<lem><app>
<lem>herrschte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">herrscht</rdg>
</app>
<ref type="note" target="#noe_2_2_102_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">herrscht, <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note1_c"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref> sodann</rdg>
</app> 5) sich gewisse Epochen und <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptbegebenheiten</term>
</index>Hauptbegebenheiten genau und <pb edRef="#c" n="118"/> fest mit ihren
Umständen <app>
<lem>eindrücken <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note2">††)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">einzudrücken, <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> und 6) <app>
<lem>sich</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> entweder selbst synchronistische <index indexName="subjects-index">
<term>Tabellen</term>
</index>Tabellen <app>
<lem>machen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anzulegen</rdg>
</app>, oder dergleichen immer vor Augen <app>
<lem>haben <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note3">†††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu haben; <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> überall aber 7) nicht bloß das Gedächtniß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> beschäftigen, sondern stets auf eine solche Kenntniß der
Kirchengeschichte bedacht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> seyn, welche die <app>
<lem>schon im ersten Theil angegebenen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oben gedachten</rdg>
</app> Eigenschaften <app>
<lem>einer guten Geschichte</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> hat. <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_222">225</ref>–<ref target="#section_1_225">28.</ref>)</rdg>
</app></p>
<app type="structural-variance">
<lem><note n="1" id="noe_2_2_102_note1" place="end"><seg id="var_2_102_note_p1_1"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> In <hi>dieser</hi> Absicht scheint die Methode, die
Kirchengeschichte nach den Jahrhunderten abzuhandeln, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> unter <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Hauptrubriken zu bringen, so manche Unvollkommenheit sie
auch sonst <pb edRef="#b" n="134"/> mit sich führt, für den
Anfänger die zuträglichste zu seyn; <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> da er sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> längern Perioden zu leicht aus einer Zeit in die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> verirrt, und den Synchronismus aus den Augen verliert, <app>
<lem><choice>
<sic>anch eimal</sic>
<corr type="editorial">auch einmal</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">auch einmal</rdg>
</app> das Rechnen nach Jahrhunderten üblich ist, und die
synchronistischen Tabellen darnach eingerichtet sind. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><persName ref="textgrid:250j4"><app>
<lem><hi>Mosheims</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Mosheim's</hi></rdg>
</app></persName> Institutiones Hist. Eccles. verdienen
deswegen, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen etwanigen Mängeln, noch immer Empfehlung, selbst
auch mit darum, weil der Anfänger an <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="403[!]"/> vermehrten <app>
<lem>deutschen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Uebersetzungen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Uebersetzungen, von <index indexName="persons-index">
<term>Schlegel, Johann Rudolph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0m7">Schlegel</persName></hi> und von <index indexName="persons-index">
<term>Einem, Johann August Christoph von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0m6">Einem</persName></hi>,</rdg>
</app> einen kleinen Commentar über das Buch haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</seg>
<app>
<lem><seg id="var_2_102_note_p1_2">Unter den Handbüchern,
die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die
Zeitfolge zum Grunde legen, ist die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_2"/><app>
<lem><hi>allgemeine</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Allgemeine</hi></rdg>
</app>
<hi>Geschichte der christl. Kirche</hi>, von <index indexName="persons-index">
<term>Henke, Heinrich Philipp Conrad</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sz53">H. P. C.
Henke</persName></hi>, <app>
<lem>wovon bis jetzt zu</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Braunschweig <app>
<lem>1788–91<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz55"/> drey Theile erschienen
sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1800–1806.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz56"/> 1ster bis 6ter Theil,
4te Auflage, deren Beendigung von <index indexName="persons-index">
<term>Vater, Johann Severin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25399">Vater</persName></hi> erwartet wird</rdg>
</app>, unstreitig das</seg>
<app>
<lem>beßte.</lem>
<rdg wit="#c" type="ppl"><seg id="var_2_102_note_p1_3">beste und
reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern
Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Stäudlin, Karl Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxt">C. F.
Stäudlin's</persName></hi> Universalgeschichte der
christlichen Kirche. Bremen 1816.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz5f"/> 2te <choice>
<abbr>Ausg.</abbr>
<expan>Ausgabe</expan>
</choice> in einem Bande.}</seg>
<milestone unit="p" edRef="#c" type="structure"/><seg id="var_2_102_note_p2">{Der selige
<index indexName="persons-index">
<term>Nösselt, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gvc">Nößelt</persName></hi> blieb der Methode nach
Jahrhunderten getreu, welche seit den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_4"/><hi>Magdeburgischen <index indexName="subjects-index">
<term>Centuriatoren</term>
</index>Centuriatoren</hi>, die
Hauptschriftsteller, wie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Spanheim, Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxp">Spanheim</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Le Nain de Tillemont, Sébastien</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw2p">Tillemont</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Alexander, Natalis</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw08">Natalis
Alexander</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Weismann, Christian Eberhard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2t4j3">Weisman</persName>,</hi>
<pb edRef="#c" n="119"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Pfaff, Christoph Matthäus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253jr">Pfaff</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250j4">Mosheim</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_12"/><index indexName="persons-index">
<term>Walch, Christian Wilhelm Franz</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svz4">W. E.
Walch</persName></hi> u. a. befolgt hatten. Indeß
ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden,
daß die Eintheilung in größere <index indexName="subjects-index">
<term>Perioden</term>
</index>Perioden vorzuziehen sei, wenn diese nur
nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer
besonders wichtigen und universellen Begebenheit
eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr
vermehrt wird. Man vergleiche <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_13"/><index indexName="persons-index">
<term>Planck, Gottlieb Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2505r">Plank's</persName></hi> Einleitung in die
theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 <choice>
<abbr>fg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end" id="noe_2_2_102_note1_c">
<join scope="branches" result="p" target="#var_2_102_note_p1_1 #var_2_102_note_p1_2 #var_2_102_note_p1_3"/>
<p copyOf="#var_2_102_note_p2"/></note></rdg>
</app>
<note n="2" id="noe_2_2_102_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Hierin sowohl als in der pragmatischen <app>
<lem>Behandlung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Behandlung,</rdg>
</app> hat der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_14"/><index indexName="persons-index">
<term>Spittler, Ludwig Timotheus von</term>
</index><persName ref="textgrid:253k3"><app>
<lem><hi>spittlerische</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Spittlerische</hi></rdg>
</app></persName> Grundriß der Geschichte der christlichen <app>
<lem>Kirche (2te</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirche, 3te</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Aufl.</abbr>
<expan>Auflage</expan>
</choice>
<app>
<lem>Götting. 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz5h"/> 8.)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Göttingen 1791.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2t2kk"/> 8.</rdg>
</app> entschiedene Vorzüge, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> wenn er etwas mehr mit Begebenheiten und Literatur bereichert, auch
der <app>
<lem>Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
</app>, so wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Geschichte der Hierarchie, eben so in andern merkwürdigen
Rücksichten erweitert würde. Wer sich gewisse Hauptvorfälle mit ihren
Umständen bemerkt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> dadurch leicht, vermittelst der Association, auch <app>
<lem>andre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">andere</rdg>
</app> Merkwürdigkeiten an ihren Ort stellen, wie <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> wenn man einmal die Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_15"/><app>
<lem>2ten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> ökumenischen Kirchenversammlung sich eingedrückt <pb edRef="#b" n="135"/> hat, den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_16"/>arianischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_17"/><app>
<lem>macedonianischen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>man cedonianischen</sic>
<corr type="editorial">macedonianischen</corr>
</choice></rdg>
</app>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_18"/>apollinarischen Händeln, <app>
<lem>dem</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>de-</sic>
<corr type="editorial">dem</corr>
</choice></rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_19"/>Ursprung des
constantinopolitanischen Patriarchats, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_20"/>Regierung <index indexName="persons-index">
<term>Theodosius I.</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0m8">Theodosii des <app>
<lem>Großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grossen</rdg>
</app></persName>, dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_21"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Gregor von Nazianz</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3c0m9">Gregorius Nazianz.</persName> und
somit mehrern Andern, ihr Platz angewiesen wird.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_102_note3" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Wenn man dergleichen nicht schon <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem gewählten Handbuch hat, ist für den Anfänger der <app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Seiler, Georg Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250cq">seilerische</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_22"/><hi>Seiler-</hi> und <index indexName="persons-index">
<term>Rosenmüller, Johann Georg</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgvt">Rosenmüllersche</persName></hi></rdg>
</app> kurze <app>
<lem>Inbegrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Inbegriff</rdg>
</app> der Kirchengeschichte des N. T. in Tabellen, <app>
<lem>nach der <hi>dritten</hi> Ausgabe (Erlangen 1777.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tff0"/> 4.)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">7te Ausgabe, Erlangen 1796.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tff2"/> 4.</rdg>
</app> sehr brauchbar. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Uebertroffen aber ist dieß Werk durch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_23"/><index indexName="persons-index">
<term>Vater, Johann Severin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25399">J. S.
Vater's</persName></hi> synchronistische Tafeln der
Kirchengeschichte. 3te Auflage, Halle 1818.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tgnk"/>}</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_1">
<label>Mosheims Institutiones Hist. Eccles. […] an zwey vermehrten deutschen
Uebersetzungen einen kleinen Commentar über das Buch</label>
<p>Johann Lorenz von Mosheims Hauptwerk erschien zunächst als
<hi>Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti</hi>
(1726), dann in zwei überarbeiteten Teilen als <hi>Institutiones
historicae Christianae antiquioris</hi> (1737) bzw.
<hi>Institutiones historicae Christianae recentioris</hi> (1741) und
schließlich als <hi>Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et
recentioris libri quatuor</hi> (1755). Dieses Werk wurde posthum und
unverändert erneut aufgelegt (1764) und von Johann August Christoph von
Einem (1730–1810) in neun (1769–1778) und von Johann Rudolph Schlegel
(1729–1790) in sieben Bänden (1770–1796) ins Deutsche übersetzt,
vermehrt und fortgesetzt. Daneben finden sich Übersetzungen ins
Englische und Italienische, zudem hat Mosheims Schüler Johann Peter
Miller (1725–1789) ein <hi>Compendium</hi> (1761) besorgt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_2">
<label>allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von H. P. C. Henke, wovon
bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind</label>
<p>Dieses Werk ist zunächst in sechs Teilen erschienen (1788–1804). Wie in
der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> nachgetragen, hat Johann
Severin Vater (1771–1826) einen siebenten bis neunten Teil (1818–1823)
folgen lassen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_3">
<label>C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen
1816., 2te Ausg. in einem Bande</label>
<p>Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) <hi>Universalgeschichte</hi> ist in
Hannover erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_4">
<label>Magdeburgischen Centuriatoren</label>
<p>Die in Jahrhunderte (<hi>centuriae</hi>) unterteilten und nach
theologisch-inhaltlichen Stichworten (<hi>loci communes</hi>) geordneten
<hi>Magdeburger Centurien</hi> (1559–1574) gelten als das erste
universal angelegte protestantische Kirchengeschichtswerk. In
konfessionspolemischer Abzweckung stellt es die Lehre Luthers als
Wiederherstellung des wahren urchristlichen Glaubens dar. Als
Centuriatoren sind der Initiator Matthias Flacius Illyricus (1520–1575)
und Johannes Wigand (1523–1587) zu nennen, die sich auf die Zuarbeit
anderer Gelehrter stützen konnten, als katholische Anwort auf die
<hi>Centurien</hi> gelten die von Isaak Casaubon kritisch
kommentierten (vgl. II § 90) und von Antoine Pagi bearbeiteten (vgl. II
§ 104) <hi>Annales ecclesiastici</hi> des Cesare Baronio (Baronius)
(1538–1607).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_5">
<label>Spanheim</label>
<p>Gemeint ist Friedrich Spanheim d. J. (1632–1701), der nach Studium und
Promotion in Leiden 1656 einem Ruf an die Universität Heidelberg folgte,
hier v.a. Kontrovers- und Moraltheologie sowie später auch Neues
Testament las und schließlich Rektor wurde. Als Nachfolger des Johannes
Coccejus kehrte Spanheim 1670 als Professor der Theologie und der an der
Philosophischen Fakultät angesiedelten Kirchengeschichte nach Leiden
zurück. Hier hat er sich zudem als Bibliothekar und Rektor verdient
gemacht und war ab 1684 als <hi>professor primarius</hi> von seinen
Vorlesungsverpflichtungen entbunden. Spanheim hat ein umfangreiches Werk
hinterlassen (vgl. II § 101), ist jedoch v.a. als Kirchenhistoriker
hervorgetreten. Insbesondere seine in Epochen bzw. Jahrhunderte
eingeteilte <hi>Brevis introductio ad historiam Sacram utriusque
Testamenti ac praecipue Christianam ad Annum MDXVIII. inchoata jam
reformatione</hi> (1694) war hoch gelobt und als akademisches
Lehrbuch weit verbreitet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_6">
<label>Tillemont</label>
<p>Vgl. II § 104.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_7">
<label>Natalis Alexander</label>
<p>Vgl. II § 103.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_8">
<label>Weisman</label>
<p>Der Theologe Christian Eberhard Weismann (1677–1747) wurde nach dem
bereits 1693 erlangten Magisterabschluss in Tübingen ebenda Repetent,
dann Diakon in Calw, 1705 Hofkaplan in Stuttgart und zwei Jahre später
Gymnasialprofessor für Kirchengeschichte und Philosophie sowie
Mittwochsprediger an der dortigen Stiftskirche. 1721 kehrte Weismann als
außerordentlicher Professor an die Theologische Fakultät Tübingen zurück
und wurde hier zugleich auch Stadtpfarrer. Ein Jahr später erwarb er den
theologischen Doktorgrad und wurde 1726 Ordinarius. Weismann ist v.a.
als Kirchenhistoriker hervorgetreten, sein Hauptwerk ist die
zweibändige, zwischen Kompendium und ausführlicher
Kirchengeschichtsdarstellung anzusiedelnde <hi>Introductio in
Memorabilia ecclesiastica historiae sacrae Novi Testamenti, maxime
vero saeculorum primorum et novissimorum</hi> (1718/1719; <hi rend="superscript">2</hi>1745). Im Unterschied zu den
<hi>Magdeburger Centurien</hi> (s.o.) oder der pietistischen
Geschichtsschreibung eines Gottfried Arnold (1666–1714) ging es
Weismann, der zur unmittelbaren Vorgeschichte der modernen
Kirchenhistoriographie in Gestalt Johann Lorenz von Mosheims gehört, um
eine weitgehend objektive Darstellung von Geschichte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_9">
<label>Pfaff</label>
<p>Christoph Matthäus Pfaff (1686–1760) war nach dem Studium in Tübingen
zunächst Vikar, dann Stiftsrepetent, begab sich von 1706 bis 1709 auf
eine Bildungsreise, die ihn neben Zielen in Deutschland auch nach
Dänemark, in die Niederlande und nach England führte, und begleitete
anschließend bis 1716 den württembergischen Erbprinzen Friedrich Ludwig
(1698–1731) auf einer Reise durch Europa. 1717 wurde er (nicht zuletzt
aufgrund der Edition angeblicher Irenäus-Fragmente, die gleich nach
ihrem Erscheinen in ihrer Echtheit angezweifelt und später von Adolf von
Harnack als Fälschungen Pfaffs identifiziert wurden) Professor in
Tübingen, später <hi>Primarius</hi> der Theologischen Fakultät, Kanzler
sowie Propst der Stiftskirche, 1724 kaiserlicher Hofpfalzgraf, 1727 Abt
des Klosters Lorch und 1731 Mitglied der Berliner Akademie der
Wissenschaften. Nach einer fehlgeschlagenen Berufung nach Göttingen
wechselte Pfaff 1756 nach Gießen und war hier neben seiner theologischen
Professur auch als Universitätskanzler und Generalsuperintendent tätig.
U.a. durch sein Lehrbuch <hi>Institutiones historiae ecclesiasticae</hi>
(1721) ist Pfaff als Kirchenhistoriker hervorgetreten, hat sich aber
insbesondere im Bereich des Kirchenrechts und durch seine
Unionsbemühungen verdient gemacht.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_10">
<label>Mosheim</label>
<p>S.o.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_11">
<label>Baumgarten</label>
<p>Als Kirchenhistoriker ist Siegmund Jacob Baumgarten durch den
vierbändigen, in Jahrhunderte gegliederten <hi>Auszug der
Kirchengeschichte, von der Geburt Jesu an</hi> (1743–1762) sowie den
<hi>Abris einer Geschichte der Religionsparteien</hi> (vgl. II § 124
c) hervorgetreten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_12">
<label>W. E. Walch</label>
<p>Gemeint ist Christian Wilhelm Franz Walch (1726–1784), der nach dem
Studium und der philosophischen Promotion in Jena sowie einer gemeinsam
mit seinem Bruder Johann Ernst Immanuel Walch (1725–1778) absolvierten
Studienreise 1750 ebenda außerordentlicher Professor für Philosophie
wurde. 1753 als ordentlicher Professor für Philosophie (Geschichte) nach
Göttingen berufen, erhielt er hier im darauffolgenden Jahr den
theologischen Doktorgrad sowie zu seiner philosophischen eine
außerordentliche theologische Professur. Seit 1757 Ordinarius an der
Theologischen Fakultät wurde er hier 1766 Primarius, 1772
großbritannischer Konsistorialrat und 1779 Direktor der Gesellschaft der
Wissenschaften zu Göttingen. Besonders bedeutend sind seine
kirchenhistorischen Arbeiten, sein Hauptwerk ist der elfbändige,
unvollendet gebliebene <hi>Entwurf einer vollständigen Historie der
Kezereien, Spaltungen und Religionsstreitigkeiten bis auf die Zeiten
der Reformation</hi> (1762–1785), der, wie andere seiner Werke auch,
einer Einteilung in Jahrhunderte folgt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_13">
<label>Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S.
223 fg.</label>
<p>Vgl. Vorrede Hg. c [VIII].</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_14">
<label>spittlerische Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (2te
Aufl. Götting. 1785. 8.)</label>
<p>Der Autor ist Ludwig Timotheus von Spittler.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_15">
<label>2ten ökumenischen Kirchenversammlung</label>
<p>D.i. das von Theodosius I. (347–395) einberufene Erste Konzil von
Konstantinopel (381), auf dem v.a. die seit dem Konzil von Nicäa (325)
bestehenden christologischen Streitigkeiten (vgl. I § 63) geklärt werden
sollten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_16">
<label>arianischen</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_17">
<label>macedonianischen</label>
<p>Die nach Makedonius I. von Konstantinopel (gest. ca. 360) benannten
Makedonianer erkannten, anders als die Arianer, die in Nicäa (325)
festgelegte Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (vgl. I § 63) an,
bestritten jedoch, wie die Arianer, die Wesensgleichheit des Heiligen
Geistes. Aus diesem Grund wurden die binitarischen Makedonianer auch als
<hi>Pneumatomachen</hi> (d.h. Geistbekämpfer) bezeichnet und auf dem
Ersten Konzil von Konstantinopel (381) verurteilt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_18">
<label>apollinarischen Händeln</label>
<p>Mit Bischof Apollinaris von Laodicea (ca. 310–390) verbindet sich eine
monophysitische Christologie (vgl. I § 63) eigenen Gepräges, die das
Inkarnationsgeschehen philosophisch zu durchdringen sucht und nur eine
einzige fleischgewordene Natur (<foreign lang="grc">μία ϕύσις
σεσαρκωμένη</foreign>) des göttlichen Logos annimmt. Laut der von
Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II §
124 c) eignet Christus laut Apollinaris zwar menschliche Sinnlichkeit,
jedoch keine menschliche Seele (<foreign lang="grc">πνεῦμα</foreign>). Aus diesem Grund fehle ihm menschlicher Verstand und
Wille. Auch diese Position wurde auf dem Ersten Konzil von
Konstantinopel (381) verurteilt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_19">
<label>Ursprung des constantinopolitanischen Patriarchats</label>
<p>Die kirchliche Bedeutung Byzantions, von Kaiser Konstantin (ca. 275–337)
als neue Hauptstadt bestimmt, im Jahre 330 als <hi>Neues Rom</hi>
eingeweiht und bald als Konstantinopel bekannt, blieb als
Suffraganbistum des thrakischen Herakleia zunächst gering. Dies änderte
sich mit der Inthronisation Gregors von Nazianz (s.u.) im Jahre 380 und
dem von Theodosius I. (s.u.) ein Jahr später einberufenen Ersten Konzil
von Konstantinopel (s.o.). Für Konstantinopel wurde hier in
antialexandrinischer Stoßrichtung und mit der ausschließlich politischen
Begründung, man sei das <hi>Neue Rom</hi>, der zweite Ehrenrang nach Rom
beansprucht (Kanon 3), auf dem Konzil von Chalcedon (451) sprach man der
Stadt schließlich gleiche Vorrechte (<foreign lang="grc">ἴσα
πρεσβεῖα</foreign>) wie der älteren Kaiserstadt Rom und ihrem
Bischof umfangreiche Weihegewalt für weitreichende Gebiete zu (Kanon
28).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_20">
<label>Regierung Theodosii des Großen</label>
<p>Nach dem Tode Valens' (328–378) und militärischen Erfolgen gegen die
Goten wurde Theodosius I., der Große (347–395), im Jahre 379 durch den
weströmischen Kaiser Gratian (359–383) zum Augustus erhoben. In den
Folgejahren v.a. mit der Konsolidierung seines oströmischen
Herrschaftsbereiches (u.a. durch den sog. Gotenvertrag des Jahres 382)
beschäftigt, sah sich Theodosius später gezwungen, militärisch gegen die
weströmischen Usurpatoren Maximus und Eugenius vorzugehen, und wurde so
für die letzten Monate seines Lebens zum Alleinherrscher des Imperiums.
Durch das gemeinsam mit Gratian und dessen Mitkaiser Valentinian II.
(371–392) verabschiedete Edikt <hi>Cunctos populos</hi> (380) und das
Erste Konzil von Konstantinopel (s.o.) verbindet sich mit Theodosius
religionspolitisch v.a. die Durchsetzung des Christentums nizänischer
Prägung (vgl. I § 63). Daneben ist jedoch auch sein Vorgehen gegen die
alten Kulte sowie die Auseinandersetzung mit Ambrosius von Mailand zu
nennen, dessen bischöfliche Autorität den 380 getauften Kaiser durchaus
zu Zugeständnissen bewegen konnte. Immer wieder angeführt werden
Ambrosius' Veto gegen den Wiederaufbau einer Synagoge im syrischen
Callinicum sowie der dem Kaiser abgeforderte Bußakt nach einer außer
Kontrolle geratenen Strafaktion in Thessaloniki.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_21">
<label>Gregorius Nazianz.</label>
<p>Nach dem Studium in unterschiedlichen Metropolen des Ostens neigte Gregor
von Nazianz (ca. 329–390) einem monastisch-asketischen Lebensstil zu.
Basilius d. Gr., Bischof von Caesarea, berief seinen Studienfreund 372
zum Bischof von Sasima, doch trat Gregor diese Stelle, wie auch die
Nachfolge seines Vaters, des Bischofs von Nazianz, nicht an. Stattdessen
wurde er nach dem Herrschaftsantritt des nizänisch gesinnten Theodosius
(s.o.) 379 als Leiter einer nizänischen Gemeinde in das mehrheitlich
arianische (vgl. I § 63) Konstantinopel berufen und war hier nicht
zuletzt aufgrund seiner hervorragenden rhetorischen Fähigkeiten derart
erfolgreich, dass er ein Jahr später von Theodosius zum Bischof bestellt
wurde und als Nachfolger des Meletius von Antiochien das wiederum ein
Jahr später an seinen Amtssitz einberufene Konzil leitete. Bereits nach
wenigen Wochen scheiterte er jedoch an der Lösung des sog.
meletianischen (antiochenischen) Schismas (vgl. II § 128) und zog sich,
nach einem Zwischenspiel in Nazianz, 383 auf sein in der Nähe gelegenes
Landgut zurück. Das Werk des musterhaften Rhetors besteht neben Reden
aus zahlreichen Gedichten und Briefen, Gregor selbst zählt mit Gregor
von Nyssa (gest. vor 400) und Basilius (vgl. II § 115) zu den <hi>drei
Kappadoziern</hi> und mit Basilius, Johannes Chrysostomus (vgl. II §
104) und Athanasius (vgl. II § 83) zu den vier griechischen
Kirchenlehrern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_22">
<label>Seiler- und Rosenmüllersche kurze Inbegriff der Kirchengeschichte des
N. T. in Tabellen, 7te Ausgabe, Erlangen 1796</label>
<p>Georg Friedrich Seilers (1733–1807) <hi>Kurzer Inbegriff</hi> ist in
siebenter Auflage 1793 erschienen und enthält als Anhang die von Johann
Georg Rosenmüller (1736–1815) besorgte <hi>Kirchengeschichte des
achtzehnten Jahrhunderts in V. Tabellen</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_23">
<label>J. S. Vater's synchronistische Tafeln der Kirchengeschichte. 3te
Auflage, Halle 1818</label>
<p>Dieses Werk ist 1819 erschienen.</p></note>
</div>
<div n="103" type="section" id="section_2_103">
<head><app>
<lem>103</lem>
<rdg wit="#a" type="v">390</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn man sich auf die gedachte Art entweder durch gute Vorlesungen, oder
durch den Gebrauch eines guten <pb edRef="#c" n="120"/> Handbuchs der
Kirchengeschichte eine allgemeinere Kenntniß derselben erworben <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app>, und <app>
<lem>man wollte</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> dieses Studium, wegen seines <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Nutzens, weiter <app>
<lem>fortsetzen <ref type="note" target="#noe_2_2_103_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fortsetzen, <ref type="note" target="#noe_2_2_103_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="404[!]"/> und <app>
<lem>sie selbst untersuchen:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mit eigenen Untersuchungen verbinden will,</rdg>
</app> so <app>
<lem>würden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dürfen</rdg>
</app>, in Beziehung auf die oben <app>
<lem>im ersten Theil</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_222">225</ref>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app> nothwendigen Eigenschaften einer wahren und nützlichen
Geschichtskunde, folgende <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln nie <app>
<lem>müssen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>aus der</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausser</rdg>
</app> Acht <app>
<lem>gelaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">gelassen</rdg>
</app> werden. 1) Weil <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Geschichte <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> auf Nachrichten und Zeugnisse ankommt, und es, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der ungeheuren Menge <app>
<lem>von Nachrichten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">derselben</rdg>
</app>, die oft in <app>
<lem>Denkmahlen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denkmalen</rdg>
</app> und Schriften, wo man sie gar nicht sucht, nur <app>
<lem>beyläufig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiläufig</rdg>
</app> vorkommen, unmöglich ist, daß auch der <app>
<lem>fleissigste</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">fleißigste</rdg>
</app> Mann <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> wissen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, was hier einiges Licht <app>
<lem>ausbreiten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verbreiten</rdg>
</app>
<app>
<lem>möchte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">möchte:</rdg>
</app> so muß man sich vor allen Dingen sowohl um die <index indexName="subjects-index">
<term>Quellen</term>
</index>Quellen aller Art, <pb edRef="#b" n="136"/> als um die, welche sie
schon benutzt, und darnach irgend einen Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte untersucht haben, bekümmern.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_103_note1" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. †)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> Es wäre allerdings sehr gut, vor der <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Untersuchung, ein oder anderes <app>
<lem>größeres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösseres</rdg>
</app> Werk über diese Geschichte zu <app>
<lem>studieren.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">studieren<supplied>.</supplied></rdg>
</app> Man würde dadurch nicht nur jene erste Grundlage, sondern auch die <app>
<lem>verschiednen Gesichtspuncte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Gesichtspunkte</rdg>
</app> erweitern, aus der man die zur Kirchengeschichte gehörigen Sachen
ansehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Denn die Verfasser der Handbücher schränken sich gemeiniglich nur
auf gewisse <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gesichtspuncte</term>
</index>Gesichtspuncte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkte</rdg>
</app>, und oft zu sehr, ein, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> auf Geschichte der Kirche, ohne eben so genau der Geschichte der
Lehre nachzuforschen, auf Geschichte der Hierarchie, ohne die Geschichte der
religiösen <app>
<lem>Cultur,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
</app> und der sie befördernden Mittel <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">u. d. gl.,</