<div type="chapter" id="chapter_3_1">
<head><pb edRef="#a" n="596"/>
<pb edRef="#b" n="18"/>
<pb edRef="#c" n="17"/>
<choice>
<orig>Erster Abschnitt. <lb/><index indexName="subjects-index">
<term>Homiletik</term>
</index>Homiletik und <index indexName="subjects-index">
<term>Katechetik</term>
</index>Katechetik.</orig>
<supplied reason="toc-title">Erster Abschnitt. <hi>Homiletik und
Katechetik</hi></supplied>
<supplied reason="column-title">III.1. Homiletik und
Katechetik</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="section_3_13-26">
<div n="13" type="section" id="section_3_13">
<head><app>
<lem>13</lem>
<rdg wit="#a" type="v">515</rdg>
</app>.</head>
<p>Nach dem Leichtsinn oder der Gleichgültigkeit zu urtheilen, mit der ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Theil wirklicher oder künftiger <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger den Vortrag der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion behandelt, scheint es, daß man das sogenannte <app>
<lem>Predigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Predigen</hi></rdg>
</app>, und die Erreichung seiner Absicht, für etwas sehr <app>
<lem>leichtes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Leichtes</rdg>
</app>, oder den Fleiß, der auf den guten Vortrag gewendet werden soll, für
sehr entbehrlich halte. Liegt nicht <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> Verachtung der Religion selbst, Gleichgültigkeit gegen das wahre Wohl <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Menschen, oder Mangel der Ueberzeugung von dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einfluß der Religion auf das Beste der Menschen, zum Grunde: so ist
nicht abzusehen, wie es ohne jene Einbildung möglich wäre, daß man sich für
reif zu einem solchen <app>
<lem>Vortrage,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vortrage</rdg>
</app> oder für berechtigt halten <app>
<lem><app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte,</rdg>
</app> –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnte,</rdg>
</app> wenn man kaum mehr wie die ersten Schritte zur deutlichen Kenntniß
und Ueberzeugung in der Religion gethan <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
</app> noch eben so arm an Kenntniß des menschlichen Herzens als an
mannichfaltigen Kenntnissen zu Befriedigung so vieler Bedürfnisse des
Verstandes und Herzens <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Menschen <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> noch so wenig <pb edRef="#a" n="597"/> sich selbst durch <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung und <index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung in der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit gebildet <pb edRef="#b" n="19"/>
<app>
<lem>hat –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat,</rdg>
</app>
<app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> schon auf den Lehrstuhl zu eilen, und sich zum Lehrer <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app>, gewiß oft an Kenntnissen und Erfahrungen reicherer Zuhörer, auf<pb edRef="#c" n="18"/>zuwerfen. Es wäre unbegreiflich, wie viele Prediger
diese Beschäftigung als <app>
<lem>bloßes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosses</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Hand- und</rdg>
</app> Tagewerk, ohne wahrhaftige Theilnehmung oder gar mit Verdruß treiben, <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, was und wie sie es sagen, für gut genug für ihre Zuhörer halten,
sich mit der Vorstellung einwiegen könnten, daß Gottes Wort schon an sich
kräftig genug <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei,</rdg>
</app> Gutes zu wirken, ohne daß es einer sorgfältigen Auswahl der Sachen,
eines <app>
<lem>eignen Fleisses</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigenen Fleißes</rdg>
</app> im Ausdrucke bedürfte, oder daß diese Wahl und dieser Fleiß Mißtrauen
gegen die göttlichen Lehren selbst voraussetzte, und gar dem Eindruck
derselben hinderlich wäre. Es <app>
<lem>bliebe,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bliebe aber auch</rdg>
</app> ohne <app>
<lem>dies,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dies</rdg>
</app> eben so unerklärlich, wie manche <app>
<lem>Andre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Andre</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Andere,</rdg>
</app> unbekümmert um das, was sie lehren und einschärfen, fast den einzigen
oder <app>
<lem>größesten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössesten</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">größten</rdg>
</app> Werth auf Einkleidung und auf das <app>
<lem>Aeusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Aeußerliche</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrags setzen, anstatt Verstand und Herz reden zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, nach <app>
<lem>allerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerlei</rdg>
</app> Künsten, den Vortrag auszuschmücken, haschen, und sich einbilden
könnten, mit einem, ihrer Meinung nach, schönen und lebhaften <app>
<lem>Vortrag alles</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Vortrage Alles</rdg>
</app> gethan zu haben, was man von dem Prediger erwarten dürfe.</p>
</div>
<div n="14" type="section" id="section_3_14">
<head><app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#a" type="v">516</rdg>
</app>.</head>
<p>Sicherlich würde man nie auf diese Einbildungen und Ausschweifungen
verfallen, oder sich <pb edRef="#a" n="598"/> leichter von ihnen loswinden
können, wenn man sich von der Wahrheit folgender Betrachtungen <pb edRef="#b" n="20"/> recht lebhaft überzeugte, und sie stets gegenwärtig
zu erhalten suchte, Betrachtungen, die der ernsthaftesten Untersuchung, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> eines jeden, der sich dem Beruf eines <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers der Religion <app>
<lem>weyhen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weihen</rdg>
</app> will, höchst würdig sind. <app>
<lem>Zuförderst</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Zuvörderst</rdg>
</app> 1) beruht alle wahre wesentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit, so fern sie in <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Gewalt ist, auf <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index><hi>Tugend</hi>, und, so fern sie nicht in unsern <app>
<lem>Händen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Häuden</sic>
<corr type="editorial">Händen</corr>
</choice></rdg>
</app> steht, auf <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index><hi>Zufrieden</hi><pb edRef="#c" n="19"/><hi>heit</hi>. Diese
Glückseligkeit <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> nur <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> vollkommen seyn, wenigstens nähern wir uns dieser Vollkommenheit <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">nur</rdg>
</app> in dem Grade, <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> je weiter Tugend und Zufriedenheit reichen, <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> je mehr sie Ermunterung und Unterstützung haben, und <app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> je dauerhafter sie sind. Aber es läßt sich kein Mittel denken, das in
dieser <app>
<lem>dreyfachen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dreifachen</rdg>
</app> Absicht so weit reichte, als die <app>
<lem>Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Religion</hi></rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="15" type="section" id="section_3_15">
<head><app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#a" type="v">517</rdg>
</app>.</head>
<p>Sie giebt <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c" type="v">A)</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend und <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit den weitesten Umfang. Wer an einen <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index>Gott glaubt, der der Vater aller Geschöpfe <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> wer alle Geschöpfe, und die Menschen insonderheit, als <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_15_1"/>Glieder Eines <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Körpers ansieht; wer eine allweise und gütige Regierung des Ganzen
erkennt, wo Alles als Mittel zu <app>
<lem>Einem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Einen</rdg>
</app> gemeinsamen Zweck, zur <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit <app>
<lem>Aller mitwirkt;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Aller, mitwirkte,</rdg>
</app> wer also auch glaubt, daß kein Fleiß in dem Trachten nach dem, was
wahr ist, ganz vergebens seyn könne, daß dies vielmehr die Ursach des <pb edRef="#a" n="599"/> weitern Fortrückens in jeder Vollkommenheit seyn <app>
<lem>müsse,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">müsse;</rdg>
</app> daß endlich uns schlechterdings nichts begegnen könne ohne Gottes
<index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen, der immer das <pb edRef="#b" n="21"/> erfolgen läßt, was für
uns das Beste ist: wie sollte dem, der dieses mit Ueberzeugung und von
Herzen glaubt, der sich über das Sichtbare zum Unsichtbaren erheben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, irgend etwas gleichgültig, von seiner Liebe und seinem Bestreben, <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Bestes zu befördern, ausgeschlossen, irgend etwas, das ihm begegnet,
niederschlagend, und nicht vielmehr Ermunterung zur Dankbarkeit seyn? – <app>
<lem><app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">B)</rdg>
</app> Alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Alsdenn</rdg>
</app> sind ihm alle <index indexName="subjects-index">
<term>Gesetze</term>
</index>Gesetze, als so viele Anzeigen der Quellen seines Glücks, wahre
Wohlthaten, an welchen er um so mehr Antheil hat, je mehr er Gutes thut. Ihm
sind alle seine Kräfte <pb edRef="#c" n="20"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eben</rdg>
</app> so viele Mittel glücklich zu werden; alle Erkenntniß des <app>
<lem>wahren</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Wahren</rdg>
</app> und alle Ausübung des Guten so viele Belohnungen; und von der
unerschöpflichen Macht, Weisheit und Liebe Gottes <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er, selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> gefühlter Ohnmacht, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> fehlgeschlagenen bestimmten Hoffnungen, sogar <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Vergehungen, Unterstützung, Ersatz, Nachsicht und Lenkung dessen, was
versehen ist, oder vergeblich scheint, zum Besten, erwarten. Wie dieses
stete Ermunterung ist, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_15_2"/><index indexName="subjects-index">
<term>Gutes</term>
</index>Gutes zu thun, und nie müde zu werden, weil der Gedanke, Gott ist
Zeuge und Vergelter meiner Handlungen und Gesinnungen, überall und auch
dahin reicht, wo es an andern Beweggründen fehlt, oder diese nicht wirksam
genug sind: so ist es auch kräftiger Antrieb, seine Begierden zu mäßigen,
und Verwahrungsmittel wider Eigennutz, Miß<pb edRef="#a" n="600"/>muth und
Neid. – Und da <app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c" type="v">C)</rdg>
</app> weder die seligen Folgen der Tugend, ihrer Natur nach, ausbleiben
können, <app>
<lem>diejenige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> wenigstens nie, welche in <pb edRef="#b" n="22"/> dem Wohlgefallen
Gottes daran besteht, noch Gott sich in seinen <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app> Eigenschaften <app>
<lem>verleugnen kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verläugnen kann</rdg>
</app>: so steht Tugend und Zufriedenheit auf einem <app>
<lem>unerschütterlichem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unerschütterlichen</rdg>
</app> Grunde, so lange die Ueberzeugung von der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit und dem <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Werthe</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion bleibt, und wir uns immer an dieselbe halten. – Die
Religion müßte also die <app>
<lem>wichtigste Angelegenheit des Menschen seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>wichtigste Angelegenheit des Menschen
seyn</hi></rdg>
</app>.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_15_1">
<label>Glieder Eines großen Körpers</label>
<p>Vgl. 1Kor 12,12–27.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_15_2">
<label>Gutes zu thun, und nie müde zu werden</label>
<p>Vgl. Gal 6,9.</p></note>
</div>
<div n="16" type="section" id="section_3_16">
<head><app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#a" type="v">518</rdg>
</app>.</head>
<p>Diese <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Angelegenheit</term>
</index>Angelegenheit für die Menschen zu der zu machen, die sie seyn soll,
ist 2) <app>
<lem>(§. <app>
<lem><ref target="#section_3_14">14</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_14">14.</ref></rdg>
</app>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> der sogenannte <app>
<lem>geistliche <index indexName="subjects-index">
<term>Stand</term>
</index>Stand</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>geistliche Stand</hi></rdg>
</app> ganz eigentlich errichtet. Man erwartet von denen, die sich ihm
widmen, daß sie für Andere, welche zur Untersuchung der Religion nicht
Fähigkeit, oder <pb edRef="#c" n="21"/> Hülfsmittel, oder <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app> genug haben, <app>
<lem>untersuchen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diese Untersuchung anstellen</rdg>
</app>, ihnen, nach ihren <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">so</rdg>
</app> verschiedenen Fähigkeiten <app>
<lem>und Bedürfnissen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, Ueberzeugung von den Lehren der Religion und deren <app>
<lem>großem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Werth beybringen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Werthe beibringen</rdg>
</app>, ihnen diese durch Vorstellungen und <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Bepspiele</sic>
<corr type="editorial">Beyspiele</corr>
</choice></rdg>
<rdg type="v" wit="#c">Beispiele</rdg>
</app> eindringlich machen, Zweifel benehmen, in Gewissensangelegenheiten
rathen, sie mit Trost unterstützen, kurz, sie durch Religion leiten und
beruhigen sollen. Man hat ihnen, um diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflichten besser und ungestörter obliegen zu können, in der
bürgerlichen Gesellschaft gewisse kleine Gesellschaften oder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gemeinen</term>
</index>Gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemeinden</rdg>
</app> angewiesen, auf die sie zu<pb edRef="#a" n="601"/>nächst ihre
Beschäftigungen einschränken sollen; man hat sie von manchen bürgerlichen
Plichten und Lasten <app>
<lem>befreyet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befreiet</rdg>
</app>; man hat sogar deswegen für ihren bequemen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterhalt</term>
</index>Unterhalt gesorgt. Man <app>
<lem>rech<pb edRef="#b" n="23"/>net</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwartet</rdg>
</app> um so mehr <app>
<lem>auf ihre</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">von ihrer</rdg>
</app> Geschicklichkeit, Fleiß und <app>
<lem><choice>
<sic>Redlichkelt</sic>
<corr type="editorial">Redlichkeit</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">Redlichkeit</rdg>
</app>, da sie eigentlich den einzigen Stand ausmachen, dem die
Aufrechterhaltung und Beförderung der Religion selbst anvertraut ist. Wie
verabscheuungswürdig muß derjenige seyn, der, in einer Sache von
<hi>der</hi> Wichtigkeit, einen <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf übernimmt, von dem er nicht <app>
<lem>weiß,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">weiß</rdg>
</app> ob er ihn würdig und nach den billigen Erwartungen der Gesellschaft
erfüllen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, oder, wenn er ihn übernommen hat, der nicht, alles dies erfüllen zu
wollen, willig, oder fleißig, oder redlich genug ist.</p>
</div>
<div n="17" type="section" id="section_3_17">
<head><app>
<lem>17</lem>
<rdg wit="#a" type="v">519</rdg>
</app>.</head>
<p>Nun hat zwar 3) der, <app>
<lem>wer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welcher</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht und die <index indexName="subjects-index">
<term>Seelsorge</term>
</index>Seelsorge für <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Andere</rdg>
</app> übernimmt, in dem <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Privatumgang</term>
</index>Privatumgang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Privatumgange</rdg>
</app> mit <app>
<lem>ihnen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihnen</rdg>
</app> Gelegenheit genug, sich mit ihnen über die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion zu unterhalten, und nach jedesmaligem Befinden der Umstände
ihre rechte Anwendung und ihren <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einfluß auf Besserung und Beruhigung der Menschen zu zeigen. <pb edRef="#c" n="22"/> Er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> selbst da recht eigentlich für jeden <app>
<lem>insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
</app> mit Weisheit und mit dem glücklichsten <app>
<lem>Erfolg</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erfolge</rdg>
</app> arbeiten, gerade auf <hi>die</hi> Art, wie dieser es am meisten
braucht, und wie Religion am ersten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihm Eingang findet; und wird er sonderlich selbst dazu aufgefordert
durch einen solchen, <pb edRef="#a" n="602"/> der in besondern Umständen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Krankheiten, fühlt, wie unentbehrlich ihm die Religion und die
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung darüber und über seinen Gemüthszustand <app>
<lem>sey:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei,</rdg>
</app> so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er sie mit desto mehrerer Wirksamkeit empfehlen. Aber es giebt <app>
<lem>derer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">deren</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">viele</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="24"/> die den Umgang des <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigers deswegen suchen, oder gern sehen, um sich mit ihm über
dergleichen geistige Angelegenheiten zu unterhalten: selbst die, welchen
Religion unter bedrängten Umständen Bedürfniß wird, oder werden sollte,
werden durch Sicherheit, Dünkel, Schüchternheit oder abergläubische Furcht
abgehalten, den Prediger zu Rathe zu <app>
<lem>ziehen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ziehen,</rdg>
</app> kennen sich selbst, ihre Verderbnisse und deren Quelle zu wenig, oder <app>
<lem>verhehlen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verheelen</rdg>
</app> sie sich und <app>
<lem>ihm;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihm,</rdg>
</app> oder sind, <app>
<lem>zumahl bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zumal bei</rdg>
</app> Krankheiten, so wenig zum Nachdenken fähig, aufgelegt und geneigt,
als daß da die Unterredung des Predigers mit ihnen wirksam genug werden
könnte. Und wäre dieses alles auch nicht: so ist selten viel auszurichten,
wenn nicht schon vorher <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen der Grund zu einer rechten Erkenntniß der Religion und zum
Geschmack daran gelegt worden ist; wenigstens <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> der Prediger durch öffentlichen Vortrag weit Mehrern nutzbar werden,
als durch den Privatumgang. Jener bleibt also doch immer die wichtigste
Beschäftigung, von der <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den meisten der ihm Anvertrauten, die selten <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Quellen des <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsunterricht</term>
</index>Religionsunterrichts haben, und nutzen können, sowohl ihre ganze
Bildung durch die Religion, als ihre Neigung <pb edRef="#c" n="23"/>
abhängt, sich auch in besondern Angelegenheiten seiner Leitung zu
bedienen.</p>
</div>
<div n="18" type="section" id="section_3_18">
<head><pb edRef="#a" n="603"/>
<app>
<lem>18</lem>
<rdg wit="#a" type="v">520</rdg>
</app>.</head>
<p>Aber hier kommt 4) überaus viel auf die <hi>Art</hi> an, wie dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag eingerichtet <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist;</rdg>
</app> und die gute Wirkung desselben, so weit sie von dem <pb edRef="#b" n="25"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger selbst abhängt, beruht immer entweder auf dem Vertrauen,
das er <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Zuhörern hat, oder auf der guten Einrichtung seines Vortrags.
Jenes Vertrauen <app>
<lem>kan freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann freilich</rdg>
</app> auch aus seiner anerkannten Geschicklichkeit, aus seiner Liebe gegen
die Zuhörer, und der thätigen Theilnehmung an ihrem Besten, aus seinem
ganzen exemplarischen und anziehenden Betragen, entspringen. Aber, so lange
man ihn nach diesen Eigenschaften noch nicht kennt, muß er sich doch dieses
Vertrauen erst durch den guten Vortrag erwerben; seinen Werth <app>
<lem><hi>als</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">als</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index><hi>Lehrer</hi>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> und pflegt man doch erst nach diesen zu schätzen; und das Vertrauen
selbst ist nichts anders, als nur Mittel, nur Vorbereitung, das ihm den Weg
bahnt, um gern gehört, und <hi>so</hi> erst <hi>durch den Vortrag</hi> den
Zuhörern nutzbar zu werden.</p>
</div>
<div n="19" type="section" id="section_3_19">
<head><app>
<lem>19</lem>
<rdg wit="#a" type="v">521</rdg>
</app>.</head>
<p>Der <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag hat doch ganz <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Wirkungen, wenn er die Aufmerksamkeit der Zuhörer fesselt, wenn er
ihnen die <app>
<lem>vorgetragnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgetragenen</rdg>
</app> Sachen deutlich und einleuchtend macht, wenn er sie dafür einnimmt,
und daher ihren Fähigkeiten und Neigungen, wenigstens ihren Bedürfnissen
angemessen ist, als wenn es ihm an diesen oder einer <pb edRef="#a" n="[6]04"/> dieser Eigenschaften fehlt, oder wenn entweder gewisse
Fehler desselben den Zuhörern die Sachen verleiden, oder der Vortrag, indem
er ihren Leidenschaften oder ihrer Einbildungskraft <pb edRef="#c" n="24"/>
schmeichelt, ganz sie von dem Zweck abführt, sie von der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion zu überzeugen, und sie zur Befolgung <pb edRef="#b" n="26"/> derselben willig zu machen. – Selbst dieser Zweck und die Natur der
Religion hat, wenigstens für die meisten Menschen, nichts Anziehendes. Es
gehört schon manche <app>
<lem>Cultur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Seele</term>
</index>Seele, mindestens ein Gefühl, wie wenig uns sichtbare Dinge
befriedigen, und eine gewisse Verlegenheit über unsern Gemüthszustand, dazu,
wenn der Mensch nur erst <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack an Beschäftigung mit unsichtbaren Dingen finden soll; und
die stete Beschäftigung mit sichtbaren Dingen, das Vergnügen, das aus ihrem
Genuß entsteht, und die Gewöhntheit daran, nebst der Kunst, den Ueberdruß
dieser Vergnügungen durch mannichfaltige Abwechselung zu verdrängen, läßt
vollends jenen Geschmack selten aufkommen. Soll <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> auch das, was zur Religion gehört, den Menschen nicht bloß
unterhalten, sondern wirklich <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>bessern</term>
</index>bessern:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bessern,</rdg>
</app> so muß er sich sehr <app>
<lem>bittre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bittere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheiten</term>
</index>Wahrheiten gefallen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, ihnen gegen sich selbst und seine Eigenliebe <app>
<lem>recht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Recht</rdg>
</app> geben, seinen Neigungen Gewalt anthun, gewohnte und fast
unentbehrlich <app>
<lem>gewordne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewordene</rdg>
</app> Vergnügungen aufopfern, beschwerliche Uebungen <app>
<lem>übernehmen;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übernehmen:</rdg>
</app> lauter Dinge, von welchen der Mensch nicht gern hören mag. Und wenn
auch schon die <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer, durch sonst erlangte Kenntniß der Religion, durch einigen
Geschmack <pb edRef="#a" n="605"/> daran, durch manche Erfahrungen, wie übel
sie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Leichtsinn und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
</app> Ausschweifungen gefahren sind, vorbereitet scheinen mögen, das, was
ihnen die Religion vorhält, williger anzunehmen: wie ganz etwas anders ist
es, etwas gern zu hören, und es willig zu thun? welch ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="27"/> Unterschied ist zwischen vorübergehenden Bewegungen
und zwischen einem dauerhaften <index indexName="subjects-index">
<term>Eindruck</term>
</index>Eindruck, der in religiöse <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung übergeht? also, wie unumgänglich nöthig, wenn <pb edRef="#c" n="25"/> die selige Absicht der Religion erreicht werden
soll, sie nicht nur vorzutragen, sondern es so zu thun, daß wahrhaftige
<index indexName="subjects-index">
<term>Willigkeit</term>
</index>Willigkeit, sich nach ihr zu bilden, und bleibender Eindruck
entstehe.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> So unverantwortlich <app>
<lem>hienach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hiernach</rdg>
</app> der Prediger handelt, wenn er nicht den <app>
<lem>äussersten möglichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">höchstmöglichen</rdg>
</app> Fleiß auf den Vortrag zu dieser Absicht <app>
<lem>wendet:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wendet,</rdg>
</app> so sehr wird auch dadurch die Einbildung geschwächt: man müsse den
Eindruck der Religion und des Christenthums <app>
<lem>insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lediglich</rdg>
</app> ihrer <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Kraft zutrauen; Künste des Redners verhinderten ihn eher; und die
heilige Schrift warne selbst <app>
<lem>dafür</lem>
<rdg wit="#c" type="v">davor,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:1">1 Cor. 1</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:2">2</citedRange></bibl>.
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:4:3 2Tim:4:4">2 Tim. 4, 3. 4.</citedRange></bibl> – <app>
<lem>Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
</app> macht der gute Vortrag jenen guten Eindruck, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> wenn er bleiben, und die ganze Gesinnung ändern soll, <hi>allein</hi>
nicht; auch hängt dieser heilsame Eindruck eigentlich von der Wahrheit und
ihrem Werth selbst, und von den Umständen der Zuhörer ab, welcher sich Gott
bedient, ihnen Eingang <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen zu verschaffen. Aber zu diesen Umständen gehört der gute
Vortrag mit; und die heilsamste <app>
<lem>Arzeney</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Arznei</rdg>
</app> ist unnütz, wenn der Kranke nicht an ihre Kraft glaubt, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht bewogen werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, sie zu nehmen. Eben <pb edRef="#a" n="606"/> auf diese Kraft der
Religion die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu ziehen, Glauben an ihre Wahrheit
und an ihren Werth hervorzubringen, sie zu ihrem Gebrauch zu bewegen, dies,
<pb edRef="#b" n="28"/> dies soll die Absicht des guten Vortrags seyn. –
Sonach <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er auch ihrer Kraft keinen Eintrag thun. <app>
<lem>Sogenannte <index indexName="subjects-index">
<term>Rednerkünste</term>
</index>Rednerkünste</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Die sogenannte <hi>Rednerkunst</hi></rdg>
</app>, wenn sie <app>
<lem><hi>den</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nur jenen</rdg>
</app> heilsamen Endzweck <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app>, und dazu etwas <app>
<lem>beytragen können, sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beitragen kann, ist</rdg>
</app> nicht verwerflicher, als jedes <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> in der Natur der Dinge liegende, und den menschlichen Bedürfnissen
angemessene Mittel; sie <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app> nur <app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">alsdann</rdg>
</app> hier übel angebracht, und jener Absicht hinderlich, wenn sie bloß die
Zuhörer angenehmer unterhalten <app>
<lem>sollen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">will</rdg>
</app>, ohne auf jenen <app>
<lem>wesentlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">weit wesentlicheren</rdg>
</app> Zweck zu arbeiten. – <app>
<lem>Und diese falschen Künste</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nur die eitlen Rednerkünste</rdg>
</app> mißbilligt die heilige Schrift <app>
<lem>allein</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, wie auch schon <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_19_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und seiner Apostel <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="26"/> beweiset, die selbst jene <app>
<lem>bessern Künste</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">echte Kunst</rdg>
</app> nicht verschmähten, und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_19_2"/>Allen <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> wurden, um doch überall Einige für die Religion zu gewinnen. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Eine recht gefaßte Homiletik ist gerade das
Mittel, vor neuen Verirrungen des Geschmacks zu bewahren.</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_19_1">
<label>Christi und seiner Apostel Beyspiel beweiset, die selbst jene bessern
Künste nicht verschmähten […] um doch überall Einige für die Religion zu
gewinnen</label>
<p>So berichtet etwa die Apostelgeschichte, dass im Anschluss an die sog.
<hi>Areopagrede</hi> des Paulus (Apg 17,22–31) einige Personen
gläubig wurden (vgl. Apg 17,34).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_19_2">
<label>Allen alles wurden</label>
<p>Vgl. 1Kor 9,22.</p></note>
</div>
<div n="20" type="section" id="section_3_20">
<head><app>
<lem>20</lem>
<rdg wit="#a" type="v">522</rdg>
</app>.</head>
<p>Aber zu <app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einem</rdg>
</app> guten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app> der Religion gehört 5) überaus viel, gewiß mehr, als sich <app>
<lem>Mancher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Mancher, der nie gründlich darüber
nachgedacht,</rdg>
</app> nur <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> vorzustellen vermögend ist. <hi>Gut</hi> nenne ich dergleichen
Vortrag, wenn er durchaus der Absicht gemäß ist, die <app>
<lem>bey denenjenigen, bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei denen, bei</rdg>
</app> welchen man ihn braucht, erreicht werden soll. Diese muß seyn, ihnen <app>
<lem>wahrhaftig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">{wahrhaft}</rdg>
</app> die Religion und ihren Werth einleuchtend, und sie willig zu machen,
ganz ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnungen</term>
</index>Gesinnungen und <index indexName="subjects-index">
<term>Handlungen</term>
</index>Handlungen <app>
<lem>danach</lem>
<rdg wit="#a" type="v">darnach</rdg>
</app> einzurichten. Denn, daß <hi>der</hi> Vortrag, wo es der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger bloß darauf anlegt, daß <hi>Er</hi>
<pb edRef="#a" n="607"/>
<hi>selbst</hi> gefallen will, wo es ihm nur darum zu thun ist, seine <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer zu unterhalten, und wo nicht das herzliche Verlangen zum
Grunde liegt, <pb edRef="#b" n="29"/> die Zuhörer wirklich zu <index indexName="subjects-index">
<term>bessern</term>
</index><hi>bessern</hi>, oder wo es ihm gar genügt, sein Tagewerk
mechanisch gethan zu haben, daß <hi>der</hi> Vortrag jenen Namen nicht
verdiene, und dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Zweck</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zwecke</rdg>
</app>, worauf der Prediger durch Religion arbeiten soll, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> weitem nicht entspreche, bedarf doch wohl keines Beweises. Aber <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">daß</rdg>
</app> eben <app>
<lem>jener</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jenen</rdg>
</app> des Namens wahrhaftig <app>
<lem>würdige Vortrag, daß <hi>der</hi> sehr schwer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">würdigen Vortrag</rdg>
</app> zu erreichen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">nicht leicht sei</rdg>
</app>, davon <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man sich <app>
<lem>einigermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">einigermaaßen</rdg>
</app> überzeugen, wenn man folgende Schwierigkeiten wohl überlegt, <app>
<lem>die –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die zum Theil</rdg>
</app> in der Natur der Sache <app>
<lem>selbst</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> und den daraus entstehenden <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Erfordernissen auf Seiten des Predigers selbst <app>
<lem>§. <app>
<lem><ref target="#section_3_21">21</ref>–<ref target="#section_3_25">25</ref> –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_21">21</ref>–<ref target="#section_3_25">25.</ref>,</rdg>
</app> in dem Mangel derselben <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Prediger oder</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in der Beschaffenheit der <app>
<lem>Zuhörer §. <app>
<lem><ref target="#section_3_26">26</ref>–<ref target="#section_3_28">28</ref> –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_26">26</ref>–<ref target="#section_3_28">28.</ref>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Zuhörer –</rdg>
</app> und zum Theil in <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> ganzen Erziehungsart und Verfassung <app>
<lem>§. <ref target="#section_3_29">29.</ref>
<app>
<lem><ref target="#section_3_30">30</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_30">30.</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> liegen.</p>
</div>
<div n="21" type="section" id="section_3_21">
<head><pb edRef="#c" n="27"/>
<app>
<lem>21</lem>
<rdg wit="#a" type="v">523</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem><hi>Zuerst in der Natur der Sache selbst</hi>, oder</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice corresp="#noe_corr_13">
<sic><hi>In der Natur der Sache selbst. – Zuvörderst</hi> in der
Natur</sic>
<corr type="authorial">In der Natur der Sache selbst
<hi>oder</hi></corr>
</choice></rdg>
</app> eines solchen <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrags, der durch Nichts die abgezweckte Wirkung verhindern oder
stören, sondern durchaus durch alle jedesmal mögliche Mittel sie befördern
soll. Nothwendig muß der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger oder <index indexName="subjects-index">
<term>Katechet</term>
</index>Katechet wissen, 1) <hi>woher</hi> er <hi>theils</hi> die
vorgetragenen <index indexName="subjects-index">
<term>Sachen</term>
</index>Sachen <hi>nehmen</hi>, <hi>theils wie</hi> er sie
<hi>empfehlen</hi> soll. Zu <hi>jenem</hi> gehört ein gewisser Reichthum
von recht <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen Kenntnissen des ganzen Umfangs der <pb edRef="#a" n="608"/> Religion; zu <hi>diesem</hi> ein ansehnlicher Vorrath selbst
von praktischen Kenntnissen aus der Philosophie, <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> der Psychologie und Logik, und aus den schö<pb edRef="#b" n="30"/>nen
Wissenschaften, hauptsächlich aus der Rhetorik. <app>
<lem>Beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beiderlei</rdg>
</app> Kenntnisse, jene, die den Stoff, diese, welche die Form dem Vortrage
geben, muß <app>
<lem><hi>eigner</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigener</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index><hi>Fleiß und <index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung</hi> erlangt und verarbeitet haben. Die Sache verdient
eine etwas deutlichere Erläuterung.</p>
</div>
<div n="22" type="section" id="section_3_22">
<head><app>
<lem>22</lem>
<rdg wit="#a" type="v">524</rdg>
</app>.</head>
<p><hi>Erstlich</hi> sollte jede <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index>Erkenntniß, und vorzüglich <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Kenntniß der Religion, in dem oben (<app>
<lem>Theil <app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2.</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_169">169</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_169">456</ref></rdg>
</app>) angegebenem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_2_169">169.</ref>)
angegebenen</rdg>
</app> Verstande, <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index><hi>praktisch</hi> seyn, daß wir nie bloß auf ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index><hi>Wahrheit</hi>
<app>
<lem>sähen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sehen</rdg>
</app>, sondern eben so sehr auf ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index><hi>Werth</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und ihre <hi>Brauchbarkeit</hi></rdg>
</app>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen und Einfluß in die menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit, es mag dieser Einfluß mittelbar oder unmittelbar
seyn (<choice>
<abbr>ebendas.</abbr>
<expan>ebendaselbst</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>). <hi>Wozu</hi> weiß oder lernt man sonst? <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app>, wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> der die Absicht der Religion und seines Berufs erfüllen, wer auch die
richtigsten Sätze derselben nicht zu <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Besten anzuwenden <app>
<lem>weiß.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weiß?</rdg>
</app> – Aber es giebt <app>
<lem>ausser dem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausserdem</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">außerdem</rdg>
</app> noch eine weit mehr verkannte praktische Erkenntniß, die darum so <app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heißen</rdg>
</app> könnte, weil die <hi>Art</hi>, wie man sie erlangt hat und <pb edRef="#c" n="28"/> wieder anwendet, <hi>praktisch</hi> ist. Wer als ein
vernünftiger, wirklich <app>
<lem>freyer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freier</rdg>
</app> Mensch, gewissenhaft lernen, und so wieder mittheilen will, der muß
nicht bloß von <hi>Andern</hi> Sachen, Beweise und deren Anwendung lernen,
oder dies ihnen <pb edRef="#a" n="609"/> nachsagen; er muß nicht bloß
wiedergeben was er empfangen hat, und es von Hand in Hand <app>
<lem>fortpflanzen. Er</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fortpflanzen: er</rdg>
</app> muß vielmehr – in Absicht auf <hi>Erkenntniß</hi> – <index indexName="subjects-index">
<term>eigenthümlich</term>
</index><hi>eigenthümliche</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe und <pb edRef="#b" n="31"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung davon erlangt, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> sich es nach <hi>seiner</hi> Art <app>
<lem>vorgestellt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgestellt</rdg>
</app> und klar gemacht, mit <hi>seinen</hi> übrigen Begriffen vereinigt <app>
<lem>haben;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben,</rdg>
</app> er muß, so viel er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, durch <app>
<lem><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigene</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Beobachtung</term>
</index>Beobachtung und <app>
<lem><hi>eignes</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenes</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nachdenken</term>
</index>Nachdenken versuchen, sie deutlich und einleuchtend zu machen, <app>
<lem>vornehmlich</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">und vornemlich</rdg>
</app>, was er erkennt, in so vielen Beziehungen auf menschliche
Glückseligkeit zu <app>
<lem>denken;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denken,</rdg>
</app> und fleißig <app>
<lem>insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
</app> auf den Einfluß Acht geben, den dies auf seine Gewißheit, auf seine
Gesinnung und auf alle Handlungen hat, daß ihm <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Lehren der Religion zu seiner und Anderer Besserung und Beruhigung
immer brauchbarer werden. Und, in eben dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Maaße</rdg>
</app>, wie diese seine Erkenntniß wächset, muß er – in Absicht auf <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index><hi>Anwendung</hi> derselben – immer mehr <app>
<lem><hi>eignen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenen</hi></rdg>
</app> Antheil daran nehmen, sich wirklich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> beruhigen, wirklich darnach handeln, sich immer mehr darüber freuen
lernen, und den Trieb unterhalten, Andern auf eben die Spur zu helfen, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihnen die <app>
<lem>nemliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nämliche</rdg>
</app> Ueberzeugung, Gesinnung, Freude und Art zu handeln, zu befördern. –
Sonach muß er Anderer mündlichen oder schriftlichen Vortrag mehr als <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Veranlaßung</term>
</index>Veranlaßung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Veranlassung</rdg>
</app> zum <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Denken, mehr als Winke, als <app>
<lem>Eröfnung weitrer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Eröffnung weiterer</rdg>
</app> Aussichten brauchen, die <app>
<lem>ihm</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihn</rdg>
</app> aufmerksam machen, ihm zu <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Gedanken helfen sollen, ihnen mehr die <hi>Art</hi>, selbst
Erfahrungen anzustellen, darüber nachzu<pb edRef="#a" n="610"/>denken, und
sie nutzbar zu machen, ablernen, <pb edRef="#c" n="29"/> als die
<hi>Kenntnisse selbst</hi> von ihnen annehmen. – Durch diesen <app>
<lem><hi>eignen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenen</hi></rdg>
</app> Fleiß, <app>
<lem><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigene</hi></rdg>
</app> Beobachtungen oder benutzte Erfahrungen, <app>
<lem><hi>eignes</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenes</hi></rdg>
</app> Nach<pb edRef="#b" n="32"/>denken, <app>
<lem><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigene</hi></rdg>
</app> Anwendung, wird seine Erkenntniß, Gesinnung und Handlungsart ihm
eigenthümlich und wahrhaftig gewissenhaft.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Um sich dieses deutlicher zu machen, <app>
<lem>erwege</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwäge</rdg>
</app> man nur, wie wir es <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Anhörung des <app>
<lem>Vortrages</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vortrags</rdg>
</app> eines Andern oder der Lesung seiner Schriften machen, und welch ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Unterschied es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, bloß da dem <hi>Andern</hi> zu folgen, und im Gegentheil das Buch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Seite zu legen, <app>
<lem><hi>sich selbst</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sich selbst</rdg>
</app> zu fragen, ob man das nicht bloß verstehe, sondern Ueberzeugung
fühle? was man sonst davon wisse? und wie man dies damit verbinden, dadurch
bestätigen, <app>
<lem>eins</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Eins</rdg>
</app> durch das <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> berichtigen, wie und wozu man es brauchen könne? wie es in der
Anwendung zu Hebung von Zweifeln, <app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Entdeckung neuer Vorstellungen, zu neuer Ermunterung im Guten diene <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice></note>
</div>
<div n="23" type="section" id="section_3_23">
<head><app>
<lem>23</lem>
<rdg wit="#a" type="v">525</rdg>
</app>.</head>
<p>Es ist kein Zweifel, daß, wer <hi>so</hi> die Religion erkennt, daß der auch
mehr dadurch selbst gebildet werde, sie klärer und anschauender erkenne,
mehr von ihrer Wahrheit und <app>
<lem>Werth</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ihrem Werthe</rdg>
</app> überzeugt, mehr dafür eingenommen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>; daß er weit kräftigern <index indexName="subjects-index">
<term>Antrieb</term>
</index>Antrieb habe, sie Andern mitzutheilen; mit mehr Deutlichkeit, und,
so zu sagen, Herzlichkeit davon spreche; mehr aus <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung wisse, sie Andern wirksam <app>
<lem>beyzubringen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beizubringen</rdg>
</app>; folglich <pb edRef="#a" n="611"/> auch auf <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> weit kräftiger <app>
<lem>wirke;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirke:</rdg>
</app> daß dies also, dieses <index indexName="subjects-index">
<term>Praktisches</term>
</index><hi>Praktische</hi> der Erkenntniß in der Religion, in <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Sinn (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_22">22</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_22">524</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_22">22.</ref></rdg>
</app>) genommen, <pb edRef="#b" n="33"/> die Hauptsache <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wenn ein Lehrer der Religion wahrhaftig sie Andern recht <index indexName="subjects-index">
<term>nutzbar</term>
</index>nutzbar machen will. Sehr schwer ist es immer, zu dieser praktischen
Erkenntiß zu gelangen, und angestellte Versuche werden es jeden lehren, der
es im Ernst darauf <pb edRef="#c" n="30"/> anlegt. Beständige <app>
<lem>Aufmerksamkeit, <app>
<lem>viel und ein</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">viel,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Aufmerksamkeit; ein</rdg>
</app> eben so ruhiger als <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">reger und</rdg>
</app> geschäftiger <app>
<lem>Beobachtungsgeist,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beobachtungsgeist;</rdg>
</app> Gewohnheit, eine Sache auf mehrern Seiten anzusehen, und über den
Einfluß eines <app>
<lem>Satzes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrsatzes</rdg>
</app> auf <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andre</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> sowohl als auf den Verstand und das Herz des Menschen <app>
<lem>nachzudenken,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nachzudenken;</rdg>
</app> Kenntniß dessen, worauf man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einer solchen Untersuchung Acht zu geben, woraus man die Kenntnisse
zu schöpfen <app>
<lem>hat,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat;</rdg>
</app> gute Hülfsmittel, <app>
<lem>fleissige</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">fleißige</rdg>
</app> Uebung, selbst hinlängliche Zeit <app>
<lem>dazu – dieses</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dazu: dies</rdg>
</app> alles erfordert viele Fähigkeiten, Kenntnisse, <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack an solchen Betrachtungen, Fleiß und glückliche Umstände. –
Gemeiniglich schöpft der angehende <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger oder <index indexName="subjects-index">
<term>Katechet</term>
</index>Katechet seine Kenntnisse aus dem Unterricht auf Schulen und
Universitäten, und aus Büchern. <hi>Daraus</hi> zu lernen, macht ihn, wie
schon gesagt, <hi>allein</hi> nicht zu <app>
<lem>seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">seinem Berufe</rdg>
</app> tüchtig. Gesetzt auch, daß er in der Wahl oder <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Zufall, der ihn auf diese Anweisung führte, nicht unglücklich
gewesen, durch diesen genossenen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht nicht verstimmt worden <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, also nicht erst noch zu lernen habe, wie viel er gar nicht, wie viel
er vergebens gelernt habe, wie viel er also erst wieder verlernen müsse;
gesetzt daß er auch <pb edRef="#a" n="612"/> selbst den besten, zu seinem
künftigen besondern <app>
<lem>Beruf,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beruf</rdg>
</app> zweckmäßigsten Unterricht erhalten, daß er ihn mit der gehörigen
Aufmerksamkeit <app>
<lem>benützt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">benutzt</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="34"/> habe – Fälle, die <app>
<lem>äusserst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerst</rdg>
</app> selten <app>
<lem>sind –:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sind: –</rdg>
</app> so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ihm zwar dieser Unterricht sehr nützlich, ja in so fern unentbehrlich
seyn, daß er <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> kürzer, bestimmter, zu einer allgemein zusammenhängenden Uebersicht
der Religion brauchbarer, <app>
<lem>lernt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lernt;</rdg>
</app> daß er auf das aufmerksam gemacht wird, was und wie er es lernen,
untersuchen, anwenden, auch wohl wie er das Gelernte praktisch machen soll.
Aber es ist doch alles dieses mehr ein <index indexName="subjects-index">
<term>Faden</term>
</index>Faden, woran er seine <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> erworbenen Kenntnisse an<pb edRef="#c" n="31"/>reihen, eine
Grundlage, worauf er erst selbst weiter fortbauen, ein angewiesenes <index indexName="subjects-index">
<term>Fachwerk</term>
</index>Fachwerk, worin er erst noch viel zusammentragen und ordnen soll.
Und wenn er selbst dem Lehrer die gute <index indexName="subjects-index">
<term>Methode</term>
</index>Methode abgelernt hat, selbst von ihm in praktischer Behandlung des
Gelernten geübt worden ist: so sind dieses doch nur Muster in wenigen <app>
<lem>Beyspielen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispielen</rdg>
</app>, so wie der allgemeinere Unterricht nur Entwurf im Ganzen, den er
selbst, nach den künftigen besondern Umständen und Bedürfnissen seiner <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Zuhörer, erst ausführen muß. Kurz, er wird nur mit vorläufigen
allgemeinen Kenntnissen, mit einer allgemeinen Instruction, wie er sich zu
benehmen habe, mit einigen Handgriffen und Uebungen ausgerüstet, in die Welt
geschickt, und es wird ihm nun, da er unmöglich auf Alles vorbereitet werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, was er für sich und <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> nöthig haben wird, ihm nun selbst <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlassen</rdg>
</app>, sich weiter zu bilden, seine Kenntnisse zu vermehren, und immer neue
Anwendung zu machen.</p>
<note place="end"><pb edRef="#a" n="613"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> Demnach lerne er von seinem Lehrer oder dem guten Schriftsteller, den
er lieset, nicht nur die <pb edRef="#b" n="35"/> Lehren der Religion, ihre
genaue Bestimmung, ihre Gründe und ihre Anwendung. Er lerne ihm auch die <app>
<lem><hi>Art</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Art</rdg>
</app> ab, wie man untersuchen, sich überzeugen, Mißverstand und falsche
Vorstellungen absondern, <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> praktisch machen müsse. Er gewöhne sich aber, gleich zu <hi>der</hi>
Zeit schon, wo er noch Verständigere befragen, seine Ideen durch sie
berichtigen, sich in unternommenen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Uebungen leiten <app>
<lem><app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
</app> kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">lassen kann</rdg>
</app>, zu <app>
<lem><hi>eignen</hi> Fleiß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>eigenem Fleiß</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Uebung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>eigener Uebung</hi></rdg>
</app>, und arbeite eben so eifrig an der Besserung seines Herzens, an dem
Geschmack an allem Guten, an der Erweiterung und Befestigung seiner guten
Gesinnung, an der steten Anwendung alles Gelernten und Entdeckten zur wahren
Gottseligkeit, als an <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung seines Verstandes. Ohne diesen <app>
<lem>erworbnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erworbenen</rdg>
</app> Schatz, der sicherlich nicht leicht zu erwer<pb edRef="#c" n="32"/>ben ist, wird er niemals selbst nur recht brauchbaren <app>
<lem>Stof</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Stoff</rdg>
</app> erlangen, den er <app>
<lem>verarbeiten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verarbeiten</rdg>
</app> und Andern wieder aufs nützlichste mittheilen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</note>
</div>
<div n="24" type="section" id="section_3_24">
<head><app>
<lem>24</lem>
<rdg wit="#a" type="v">526</rdg>
</app>.</head>
<p>Was bisher eigentlich nur <app>
<lem>darüber</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>darüber</hi></rdg>
</app> gesagt worden ist, <hi>woher</hi> man die vorzutragenden Sachen
<hi>nehmen</hi> soll, gilt auch in seiner Art von dem, <hi>wodurch</hi>
man sie Andern <hi>empfehlen</hi>
<app>
<lem>soll</lem>
<rdg wit="#c" type="v">soll.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_21">21</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_21">523</ref>).</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_21">21.</ref>)</rdg>
</app> Man hat schon <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
</app> gewonnen, wenn man seine <app>
<lem><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigene</hi></rdg>
</app> Kenntniß der Religion <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktisch gemacht hat. Sie <hi>für Andere</hi> eben so <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">praktisch</rdg>
</app> zu machen, die gemeiniglich weniger Fähigkeiten, weniger <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack an <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, weniger Kenntniß derselben, und weniger Uebung in
praktischer Kennt<pb edRef="#b" n="36"/>niß der Religion haben, ist nicht
<pb edRef="#a" n="614"/> nur nöthig, aus den oben (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_21">21</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_21">523.</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_21">21.</ref></rdg>
</app>) angegebenen Wissenschaften und aus <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> fleißigen Beobachtung und Nachdenken die beste Art zu lernen, wie man <app>
<lem>jemandem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jemanden</rdg>
</app> Sachen interessant, deutlich und eindrücklich machen könne, sondern
auch fleißig mit <app>
<lem>Anderen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app>, zumal Leuten von geringeren Fähigkeiten, in der Absicht umzugehen,
um ihre Fähigkeiten, Kenntnisse, Gesinnungen und Bedürfnisse <app>
<lem>auszustudieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszustudiren</rdg>
</app>, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auf diesem Wege</rdg>
</app> die wirksamste Art <app>
<lem>ausfündig</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zu <app>
<lem>machen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">finden</rdg>
</app>, wie man ihnen am besten <app>
<lem>beykommen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beikommen</rdg>
</app>
<app>
<lem>könne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>. Daß dieses keine leichte Sache <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, braucht kaum erinnert zu werden.</p>
</div>
<div n="25" type="section" id="section_3_25">
<head><app>
<lem>25</lem>
<rdg wit="#a" type="v">527</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Außer</rdg>
</app> dem <index indexName="subjects-index">
<term>Auffinden</term>
</index><hi>Auffinden</hi> desjenigen, was und wie man es am wirksamsten in
dem <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrage der Religion vorstellen soll, trägt 2) (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_21">21</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_21">523</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_21">21.</ref></rdg>
</app>) die <index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index><hi>Ordnung</hi>, in welcher die Gedanken gestellt werden, der
<index indexName="subjects-index">
<term>Ausdruck</term>
</index><hi>Ausdruck</hi>, worein man sie kleidet, und das <app>
<lem><hi>Aeusserliche</hi> bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Aeußerliche</hi> bei</rdg>
</app> Ablegung des Vortrags (die <hi>Action</hi>) ungemein viel zur
Wirksamkeit des <pb edRef="#c" n="33"/> Vortrags <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>. – Wenn die Unordnung in Stellung der Gedanken auch nicht so groß
ist, daß sie Undeutlichkeit der Begriffe und Verwirrung <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> Vorstellungen hervorbringt, den Vortrag widerlich, und das Gesagte zu
behalten unmöglich <app>
<lem>macht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">macht</rdg>
</app> oder erschwert: so unterhält doch lichtvolle Ordnung und natürliche
Folge der Gedanken die Aufmerksamkeit; jeder Gedanke giebt dem andern Licht
und Stärke, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> bereitet den <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer auf das Folgende; der natür<pb edRef="#a" n="615"/>liche
Zusammenhang giebt <pb edRef="#b" n="37"/> eine angenehmere Unterhaltung,
eine zusammenhängendere Uebersicht des Ganzen, und macht die Eindrücke
dauerhafter, weil der Vortrag <app>
<lem>behältlicher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">behaltbarer</rdg>
</app> ist, indem eine Idee die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>, wegen ihres <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhangs, leichter wieder ins Gemüth bringt. – <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">3)</rdg>
</app> Wie viel der gute Ausdruck, der den Sachen und ihrer Würde angemessen
ist, zur Empfehlung der Sache selbst thue, ist schon <app>
<lem>oben</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>im ersten Theile</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">(<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<ref target="#noe_3_1_284_page">284</ref>)</rdg>
</app> berührt worden <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_272">274</ref>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>)</rdg>
</app>. – Und daß <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">4)</rdg>
</app> der den Sachen selbst entsprechende, und nach ihrer Verschiedenheit
abgeänderte Ton der Stimme, die ganze natürliche Gebärdensprache, der ganze <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Anstand, mit <app>
<lem>einem Wort,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Einem Wort:</rdg>
</app> das ganze <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Benehmen</term>
</index>Benehmen, in welchem sich die anschauliche Ueberzeugung von den
vorgetragenen Sachen und ihrem <app>
<lem>Werth</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Werthe</rdg>
</app>, die wahrhaftige Theilnehmung daran und an dem Wohl der Zuhörer,
abdrückt, <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einfluß auf diese habe, weiß ein jeder, der einiges Gefühl hat. –
Aber daß dieses alles, was den Vortrag so sehr empfiehlt, zu erlangen, die
rechte <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Mittelstraße</term>
</index>Mittelstraße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mittelstrasse</rdg>
</app> zwischen der ungebildeten Natur und der Kunst <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> zu treffen, den Einfluß der oft unbemerkten Naturfehler und <app>
<lem>üblen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übeln</rdg>
</app> Gewohnheiten auf einer, und der <app>
<lem>Ziererey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ziererei</rdg>
</app> oder der unnatürlichen Nachahmung auf der andern, abzuwehren, auch
sehr schwer <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, lehren die seltenen <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> genug, wenn man auch nicht wüßte, wie viel <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="34"/> natürliche Talente, <app>
<lem>ein</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>eiu</sic>
<corr type="editorial">ein</corr>
</choice></rdg>
</app> durch viele Uebung aufgeräumter Kopf, genaue Bekanntschaft mit den
Sachen, ein für alles Gute warmes und wohlwollendes <pb edRef="#a" n="616"/>
Herz, Reichthum der Sprache und Gewalt über <pb edRef="#b" n="38"/> sie, ein
feines Gefühl des <app>
<lem>Schicklichen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schicklichen</rdg>
</app> und ein sehr gebildeter <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Geschmack</rdg>
</app> vermögen.</p>
</div>
<div n="26" type="section" id="section_3_26">
<head><app>
<lem>26</lem>
<rdg wit="#a" type="v">528</rdg>
</app>.</head>
<p>Zu diesen Schwierigkeiten, die in der <hi>Natur des <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrags</hi> und dessen Theilen liegen (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_3_21">21</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_21">21.</ref></rdg>
</app>), kommen noch mehrere andere</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_3_21">523</ref>),
<hi>kommen noch mehrere andere</hi></rdg>
</app>, die mehr von gewissen <hi>Mängeln des <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigers</hi> selbst und den <hi>Bedürfnissen der <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer</hi> abhängen, denen er <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">vielleicht</rdg>
</app> nicht gewachsen ist (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_3_20">20</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_20">522</ref></rdg>
</app>). –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_20">20.</ref>).</rdg>
</app> Jeder hat nicht nur seine <app>
<lem>eigne Grundsätze,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigenen Grundsätze;</rdg>
</app> er hat auch seine eigne Art, Begriffe und Sätze zu verbinden, zu
ordnen, zu bestätigen und <app>
<lem>auszudrucken;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszudrücken;</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">auszudrucken:</rdg>
</app> deswegen ist das, was <hi>uns</hi> verständlich, deutlich,
überzeugend und eindrücklich ist, nicht <hi>Andern</hi> eben so. Es ist
schon nichts Leichtes, zu empfinden, daß man sich oft selbst nicht recht
verstehe, selbst nicht deutlich denke, sich mehr überedet als <app>
<lem>überzeuget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überzeugt</rdg>
</app> habe; wie <app>
<lem>käm'</lem>
<rdg wit="#c" type="v">käme</rdg>
</app> es sonst, daß man seine <index indexName="subjects-index">
<term>Ausdrücke</term>
</index>Ausdrücke, zumal wenn man in Bildern und Tropen spricht, nicht in
deutlichere einkleiden, seine Gedanken nicht weiter <app>
<lem>auseinander setzen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auseinandersetzen</rdg>
</app> oder zusammenziehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, seine Ueberzeugung oder Rührung oft zerstört sieht, wenn man die
<index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung oder <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index>Einkleidung der Gedanken geändert hat? Wie viel schwerer muß es
seyn, sich in <hi>Anderer</hi> Lage nur vorerst <hi>hinein zu denken</hi>,
um zu erkennen, was ihnen verständlich, überzeugend und anziehend seyn
möchte, um deswegen den Grad ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Fassungskraft</term>
</index>Fas<pb edRef="#a" n="617"/>sungskraft, ihre Vorurtheile und
vermuthlichen Kenntnisse, ihre Neigungen, <pb edRef="#b" n="39"/> ihre
Bedürfnisse, an welches <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> man den <app>
<lem>weitern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weiteren</rdg>
</app> Unterricht und dessen <pb edRef="#c" n="35"/> Anordnung <app>
<lem>anschließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anschliessen</rdg>
</app> soll, und die beste Art zu kennen, wie man ihrem Verstande und Herzen <app>
<lem>beykommen kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beikommen kann</rdg>
</app>? Wie noch viel schwerer, sich in Anderer Lage <hi>hinein zu
versetzen</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> Art zu denken, sich in Bewegung zu setzen, und sich <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">auszudrücken</rdg>
</app>, in <app>
<lem>diejenige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> gleichsam umzuschmelzen, die ihnen eigen ist? Wie <app>
<lem>viele</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">viel</rdg>
</app> feine <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenkenntniß</term>
</index>Menschenkenntniß gehört dazu? wie viel Beugsamkeit des Verstandes
und Herzens? welche Mannichfaltigkeit und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">welcher</rdg>
</app> Reichthum von Gedanken, Worten und Wendungen?</p>
<app type="structural-variance">
<lem><note place="end"><seg id="var_3_26_p1"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Wahr ists, es giebt gewisse Begriffe, die alle Menschen
für wahr <app>
<lem>halten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">halten;</rdg>
</app> gewisse Neigungen, wodurch alle gelenkt werden <app>
<lem>können; jene</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">können. Jene</rdg>
</app> sind das, was man unter dem <hi>gemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheitssinn</term>
</index>Wahrheitssinn</hi>, diese, was man, wenn sie auf <app>
<lem>freye</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freie</rdg>
</app> Handlungen <app>
<lem>gehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehen</rdg>
</app>, unter <hi>moralischem</hi>
<app>
<lem><hi>Gefühle</hi>, beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Gefühl</hi>, Beides</rdg>
</app> zusammen vielleicht, was man unter <index indexName="subjects-index">
<term>Gemeinsinn</term>
</index><hi>Gemeinsinn</hi> (sensus communis) zu begreifen
pflegt. Dem, sagt man, dürfe man nur <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>
<app>
<lem>anschließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anschliessen</rdg>
</app>, so könne man mit dem Menschen machen was man wolle. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app></seg>
<milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><seg id="var_3_26_p2">Aber 1) eben dieses <app>
<lem><hi>Anschließen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anschliessen</hi></rdg>
</app> und das so lange fortgesetzte Herumwenden aller Begriffe,
bis sie sich <app>
<lem>jedes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Jedes</rdg>
</app> Begriffen und Neigungen <app>
<lem>anschließen, dies</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">anschliessen, das</rdg>
</app>
<app>
<lem>ist eben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eben ists</rdg>
</app>, was so schwer, ohne die am Ende <app>
<lem>unsers Textes erwehnte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">des vorstehenden §. erwähnten</rdg>
</app> Eigenschaften, und ohne lange Uebung unerreichbar ist. 2)
Vieles, dasjenige wenigstens, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> irgend historische Kenntnisse, wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Erklärung der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der in ihr vorkommenden Geschichte, oder eine genauere
Kennt<pb edRef="#b" n="40"/>niß der Natur der Dinge, zum
Grunde gelegt werden <app>
<lem>müssen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">muß</rdg>
</app>, wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="618"/> manchen zwar oft gemeinen, aber sehr
verwickelten Zweifeln und sehr gewöhnlichem Mißverstande, läßt
sich durch diesen Gemeinsinn allein, nicht zur Ueberzeugung oder <app>
<lem>Entschließung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Entschliessung</rdg>
</app> bringen. Und wenn vollends 3) vieles zu diesem Gemeinsinn
gezogen würde, was dahin nicht gehörte, oder dieser durch
Vorurtheile und <app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
</app> verdorben wäre; kostete es da nicht viel Mühe, den so <app>
<lem>Verdorbnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verdorbenen</rdg>
</app> zu überzeugen, daß er sich täuschte, <pb edRef="#c" n="36"/> daß sein Sinn zerrüttet wäre? und könnte man ihn
wohl eben durch diesen Sinn dahin bringen, daß er empfände, er
habe keine Empfindung, oder empfände nicht recht? Wie diese
Ueberzeugung durch ganz etwas <app>
<lem>Anders</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anders</rdg>
</app>, als durch den <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Gemeinsinn, bewirkt werden muß: so hat 4) jeder Mensch, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> dem, worin seine Begriffe und Neigungen mit <app>
<lem>Andrer ihren</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">denen anderer <choice>
<sic>Meschnen</sic>
<corr type="editorial">Menschen</corr>
</choice></rdg>
</app> übereinstimmen, noch viele <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Vorstellungen, die <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<hi>ihm</hi> Ueberzeugung wirken, noch sein <app>
<lem><hi>eignes</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>eigenes</hi></rdg>
</app> Interesse, National- und <app>
<lem>Zeitvorurtheile,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Zeitvorurtheile</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die aus seinem besondern Temperament, seiner
Lebensart, seiner besondern Art zu denken, zu <app>
<lem>schließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schliessen</rdg>
</app>, zu erklären <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice> entspringen; und gerade das wirkt auf ihn am meisten,
was sich <hi>daran</hi> schließt. Ists denn also weniger nöthig,
oder weniger schwer, <hi>daran</hi> sich zu halten, wenn man ihn <app>
<lem>wofür</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app> oder <app>
<lem>wowider</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wider etwas</rdg>
</app> einnehmen will? – Man hat <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesum</persName>
<app>
<lem>als ein</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zum</rdg>
</app> Muster des <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populären und eindringlichen Vortrags dargestellt, und
man hat es mit dem <app>
<lem>größesten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössesten</rdg>
</app> Recht gethan. Aber eben seine ganze so vollkommen weise
Lehrart zeigt, <pb edRef="#b" n="41"/> daß er sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> denen, die er bekehren oder bessern wollte, keineswegs
bloß an den Gemeinsinn <app>
<lem>hielte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hielt</rdg>
</app>, sondern gewiß auch das <app>
<lem>andere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>, was hier berührt worden ist, <app>
<lem>vornehmlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornämlich</rdg>
</app> das zuletzt genannte <hi>Eigne</hi> seiner Zuhörer, zu
Hülfe nahm.</seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><seg id="var_3_26_p3">Man vergleiche <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_26_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Hauff, Karl Viktor</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253p6">Hauff</persName></hi> Bemerkungen über die
Lehrart <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>,
mit Rücksicht auf jüdische Sprache und Denkart.
Offenbach 1798.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253p8"/></seg></rdg>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end"><p copyOf="#var_3_26_p1"/>
<p copyOf="#var_3_26_p2"/>
<p copyOf="#var_3_26_p3"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_26_1">
<label>Hauff Bemerkungen über die Lehrart Jesu, mit Rücksicht auf jüdische
Sprache und Denkart. Offenbach 1798</label>
<p>Bei Karl Viktor Hauffs (1753–1832) <hi>Bemerkungen über die Lehrart Jesu
mit Rücksicht auf jüdische Sprach- und Denkungsart. Ein Beitrag zur
richtigen Beurtheilung dessen, was Lehre Jesu ist</hi> (1798)
handelt es sich um die zweite Auflage. Die Erstauflage stammt aus dem
Jahr 1788.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_3_27-40">
<div n="27" type="section" id="section_3_27">
<head><pb edRef="#a" n="619"/>
<app>
<lem>27</lem>
<rdg wit="#a" type="v">529</rdg>
</app>.</head>
<p>Und gerade der <app>
<lem><app>
<lem>natürlich</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>natüelich</sic>
<corr type="editorial">natürlich</corr>
</choice></rdg>
</app> schöne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">natürlich-schöne</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag, der allen Arten von Zuhörern gefällt, weil er für <app>
<lem>Alle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">alle</rdg>
</app> nicht nur verständlich, sondern auch unterhaltend ist, der eben so
wenig <index indexName="subjects-index">
<term>künstlich</term>
</index><hi>künstlich</hi> als <hi>kunstlos</hi> ist, ob er gleich das <app>
<lem>Letztre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
</app> zu seyn scheint; der so einnimmt, daß jeder sagen muß: <hi>so</hi>
stellen sich die Sachen in ihrer natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Einfalt</term>
</index>Einfalt dar; von dem jeder glauben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, <hi>der</hi> koste die wenigste Anstren<pb edRef="#c" n="37"/>gung –
gerade der ist am <app>
<lem>allerschweresten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerschwersten</rdg>
</app> zu erreichen, weit schwerer als der, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> man die Anstrengung des Verstandes oder der Einbildungskraft, oder
gar das ängstliche Bestreben, etwas Schönes und Auffallendes zu sagen,
wahrnimmt. Woher käm' es sonst, daß wir so <app>
<lem>äusserst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerst</rdg>
</app> wenige Muster desselben fänden? woher sonst so <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Schwierigkeiten, wenn man, was man selbst gedacht, sich es selbst
ganz deutlich gemacht, sich es ganz zu seiner eigenen Zufriedenheit <app>
<lem>ausgedruckt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgedrückt</rdg>
</app> hat, in eine ganz <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Form</term>
</index>Form für anders Denkende <app>
<lem>gießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">giessen</rdg>
</app> soll? woher, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einer nicht geringen Anzahl recht guter <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger, so ungleich weniger recht gute <index indexName="subjects-index">
<term>Katecheten</term>
</index>Katecheten? Es ist wahr, ein solcher Vortrag gelingt nur in solchen
Stunden, wo die <pb edRef="#b" n="42"/> Seele ruhig, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> von keinem andern Gegenstande gestört, wo sie ganz heiter, ganz
von <hi>dem</hi> Gegenstande eingenommen, voll von ihm, aber nicht überladen
ist. <app>
<lem>Allein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Aber</rdg>
</app> er wird da nur <app>
<lem>geboren oder empfangen,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">geboren, empfangen</rdg>
</app> und lange gebildet ist er schon vorher; oder, um ohne Bilder zu
reden, <pb edRef="#a" n="620"/> er könnte da nicht gelingen, wenn nicht ein
reicher Schatz von <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen Kenntnissen in der Seele läge, die sich gerade zu
rechter Zeit darstellten, um <hi>dieser</hi> Sache Licht und Wärme zu geben;
wenn <app>
<lem>er</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sie</rdg>
</app> nicht von vielen feinen Kenntnissen der Menschen und ihrer hier in
Anschlag kommenden Umstände unterstützt würde; wenn <app>
<lem>die Seele</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sie</rdg>
</app> nicht viele Regeln kennte, die man zur Gewinnung des menschlichen
Verstandes und Herzens befolgen muß; wenn sie sich nicht durch viele Uebung
die Fertigkeit erworben hätte, Sachen von vielen Seiten zu denken,
mannichfaltig <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">auszudrücken</rdg>
</app>, und sich gleichsam in <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
</app> Formen zu <app>
<lem>gießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">giessen</rdg>
</app>; nur daß zu der Zeit zwar die Vorstellung von den <index indexName="subjects-index">
<term>Sachen</term>
</index><hi>Sachen</hi> lebhaft in der Seele ist, aber die <hi>Art</hi> sie
zu sagen, nicht ganz deutlich gedacht wird, <pb edRef="#c" n="38"/> sondern
mehr im Verborgnen wirkt, und jene Kenntnisse von Menschen, jene Regeln und <app>
<lem><choice>
<sic>Fertigkeiteu</sic>
<corr type="editorial">Fertigkeiten</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">Fertigkeiten</rdg>
</app> sich mehr unvermerkt in den Vortrag <app>
<lem>ergießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ergiessen</rdg>
</app>. Es muß jedem einleuchten, wie viel mehr dazu der ehemalige Erwerb
aller jener Kenntnisse und Fertigkeiten, als die Stimmung der Seele in einer
solchen Stunde selbst, <app>
<lem>beytrage</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beitrage</rdg>
</app>, und wie schwer es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, sich erst jenes zu erwerben, wenn man sich Hoffnung machen solle,
daß ein solcher Vortrag gelingen werde.</p>
</div>
<div n="28" type="section" id="section_3_28">
<head><pb edRef="#b" n="43"/>
<app>
<lem>28</lem>
<rdg wit="#a" type="v">530</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger immer eine Versammlung von Zuhörern vor sich hätte, die
wahres <pb edRef="#a" n="621"/> Interesse für die Religion, und für ihre
wahre geistige Wohlfahrt, einen reichen Vorrath von praktischen Kenntnissen
der Religion, und <app>
<lem>heisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiße</rdg>
</app> Lernbegierde mitbrächten, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und</rdg>
</app> die zum Denken über ernsthafte und unsichtbare Dinge, zur
gewissenhaften Anwendung des Erlernten gewöhnt <app>
<lem>wären;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wären:</rdg>
</app> die sich nicht bloß führen <app>
<lem>ließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">liessen</rdg>
</app>, sondern, an der Hand des Lehrers, über das Vorgetragene selbst
dächten, und es auf ihren besondern Zustand <app>
<lem>anwendeten:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anwendeten;</rdg>
</app> so würde <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">er</rdg>
</app> sich <app>
<lem>der Prediger bey seinen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei seinem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag sehr erleichtert, und dieser sicherlich mehr Eingang finden.
So sind und handeln aber die wenigsten Zuhörer; selbst der <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärter</term>
</index>aufgeklärtere und der frömmere Theil denkt gemeiniglich, jener zu
wenig an die Anwendung, dieser zu wenig an die Läuterung und feste Gründung
der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Religionserkenntniß</term>
</index>Religionserkenntniß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Religionskenntniß</rdg>
</app>. Noch dazu ist fast immer die Versammlung ein vermischter Haufe; wo,
was dem Einen verständlich, dem Andern schaal und wässerig, und was <app>
<lem>diesen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">diesem</rdg>
</app> unterhält, jenem undeutlich und zu hoch ist; wo die Fähigkeiten,
Kenntnisse, Geschmack und Interesse so <app>
<lem>verschieden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entschieden</rdg>
</app> sind, daß es sehr schwer wird, sich ganz zu dem einen Theil
herabzulassen, und ihn zu sich hinaufzuheben, <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> andern hinlängliche Unterhaltung zu geben, <pb edRef="#c" n="39"/>
durchaus aber <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_28_2"/>Allen
Alles zu werden. – <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
</app>
<app>
<lem>und das Unvermögen des Predigers, sich in die <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Um<pb edRef="#b" n="44"/>stände der Zuhörer zu
schicken,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ist <app>
<lem>also</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die <app>
<lem><hi>zweyte</hi> Hauptursach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>zweite</hi> Hauptursache</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_20">20</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_20">522</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_20">20.</ref></rdg>
</app>) der <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Schwierigkeiten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einen</rdg>
</app> guten <app>
<lem><app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Vortrag, die in der Beschaffenheit und
Verschiedenheit der Zuhörer liegt</rdg>
</app>.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_28_2">
<label>Allen Alles zu werden</label>
<p>Vgl. 1Kor 9,22.</p></note>
</div>
<div n="29" type="section" id="section_3_29">
<head><pb edRef="#a" n="622"/>
<app>
<lem>29.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">531</rdg>
</app></head>
<p>Indessen würden sie sehr vermindert werden, und der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index><choice>
<sic>Prdiger</sic>
<corr type="editorial">Prediger</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">Prediger</rdg>
</app> oder <index indexName="subjects-index">
<term>Katechet</term>
</index>Katechet würde sie weit leichter überwinden können, wenn ihm –
welches das <app>
<lem><hi>dritte</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Dritte</hi></rdg>
</app> war (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_20">20</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_28">530.</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_20">20.</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_3_26">26</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_20">522</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_26">26.</ref></rdg>
</app>) – nicht manche <hi>Einrichtungen unter uns</hi> im Wege stünden, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">die</rdg>
</app>
<hi>Anstalten</hi> dazu mehr angelegt wären, worin <app>
<lem>Christen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Christen,</rdg>
</app> und worin vornehmlich Lehrer der Religion sollen gebildet werden. –
Es versteht sich von <app>
<lem>selbst</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>sebst</sic>
<corr type="editorial">selbst</corr>
</choice></rdg>
</app>, und die Geschichte bestätigt es, daß, wenn Wißbegierde, <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung in der Religion, Interesse für sie und für geistige
Angelegenheiten, allgemeiner würde, ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Theil der Schwierigkeiten wegfallen müßte, welcher von <index indexName="subjects-index">
<term>Beschaffenheit</term>
</index><hi>Beschaffenheit</hi>
<app>
<lem>des Predigers selbst und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer <app>
<lem>herrührt.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">selbst herrührt,</rdg>
</app> Und, wenn gleich <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> immer noch eine <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Verschiedenheit der <app>
<lem>Lehrer und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Zuhörer bliebe: so würde doch auch die den Vortrag weniger
erschweren, wenn, wenigstens öfters, <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Vorträge für die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Arten der Zuhörer, bloß für Kinder, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Handwerker, Dienstboten, <ref type="note" target="#noe_3_3_29_note1">*)</ref></rdg>
</app> für Landleute, für Gelehrtere <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> gehalten würden, und wenn man in Besetzung der Lehrstellen mit
mehr Weisheit und Gewissenhaftigkeit verführe, um jeden Lehrer an
<hi>den</hi> Ort, unter <hi>die</hi> Art von Zuhörern zu versetzen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und</rdg>
</app> ihm <hi>die</hi> Art des Vortrags anzuweisen, die seinen Fähigkeiten
am angemessensten wäre.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end" n="1" id="noe_3_3_29_note1"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *) Ich kann mich noch immer nicht überzeugen, daß eine
solche von Zeit zu Zeit eintretende Absonderung der Zuhörer,
wenigstens auf dem Lande oder in kleinen Städten, <pb edRef="#c" n="40"/> nicht möglich sein sollte, sobald es nur der Prediger
auf die rechte Art anzufangen wüßte. Siehe <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_29_1"/>meine
Vorschläge darüber im Journal für Prediger, <choice>
<abbr>Bd.</abbr>
<expan>Band</expan>
</choice> 17.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253qq"/>
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_29_1">
<label>meine Vorschläge darüber im Journal für Prediger, Bd. 17</label>
<p>Im <hi>Journal für Prediger</hi> 17 (1785), 125–139 findet sich August
Hermann Niemeyers <hi>Vorschlag zur besondern Bearbeitung einzelner
Classen von Mitgliedern christlicher Gemeinen</hi>.</p></note>
</div>
<div n="30" type="section" id="section_3_30">
<head><pb edRef="#b" n="45"/>
<app>
<lem>30</lem>
<rdg wit="#a" type="v">532</rdg>
</app>.</head>
<p>Eigentlich aber ziele ich hier auf die Anstalten zur Bildung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Christen und ihrer <pb edRef="#a" n="623"/> Lehrer. Diese sind
entweder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Schulen</term>
</index>Schulen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Schulen</hi></rdg>
</app> oder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Universitäten</term>
</index>Universitäten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Universitäten</hi></rdg>
</app>, und, wenn man will, besondere Pflanzschulen für die <app>
<lem>Lehrer. –</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Letztern.</rdg>
</app> In <app>
<lem>Schulen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Schulen</hi></rdg>
</app> wird gemeiniglich die Jugend fast bloß zu Gelehrten, oder bloß zum
gemeinen Leben und den Nahrungsstand erzogen, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jenen die Bildung zu recht <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen Kenntnissen in den Wissenschaften, und besonders in der
<index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen die Kenntniß und das Nachdenken über unsichtbare Dinge, <app>
<lem>bey beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei beiden</rdg>
</app> moralische Bildung und Gewöhnung zu <app>
<lem>eignem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenem</rdg>
</app> Fleiß zu sehr <app>
<lem>vernachläßigt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigt</rdg>
</app>. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Auf <app>
<lem>Universitäten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Universitäten</hi></rdg>
</app>, wo der künftige Lehrer <app>
<lem>nothwendig muß</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zu gelehrten Kenntnissen <app>
<lem>angeführet</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nothwendig angeführt</rdg>
</app> werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">muß</rdg>
</app>, führt die Natur der Wissenschaften, worin <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">es</rdg>
</app> vorzüglich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auf</rdg>
</app> Bestimmtheit und Gründlichkeit <app>
<lem>herrschen muß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ankommt</rdg>
</app>, und der Vortrag, wodurch nicht das Volk, sondern Lehrer <app>
<lem>sollen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> gebildet werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sollen</rdg>
</app>, auf eine gewisse einförmige und gelehrte Art zu denken, worüber
gemeiniglich die praktische Art, die Religion zu behandeln, <app>
<lem>versäumet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">versäumt</rdg>
</app> wird, und der künftige Lehrer eine Art zu denken und sich <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">auszudrücken</rdg>
</app> annimmt, die es ihm hernach sehr schwer macht, sich zu Ungelehrten <app>
<lem>herabzulaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">herabzulassen</rdg>
</app>, und mit ihnen nach ihren Bedürfnissen zu reden. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Ueberhaupt aber werden in <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Anstalten zu sehr die <index indexName="subjects-index">
<term>Uebungen</term>
</index>Uebungen im guten, besonders praktischen und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populären, Vortrag <app>
<lem>vernachläßigt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vernachlässigt</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">populären Vortrage vernachlässigt</rdg>
</app> und immer <app>
<lem>seltner,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seltener:</rdg>
</app> Uebungen, zu welchen man frühzeitig, vorzüglich auf Schu<pb edRef="#b" n="46"/>len, sollte angehalten werden. Denn <hi>da</hi> ist
nicht nur die meiste Zeit <pb edRef="#c" n="41"/> dazu; <app>
<lem><hi>da</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">da</rdg>
</app> könnte auch die Leitung und Kritik eines <pb edRef="#a" n="624"/>
verständigen Lehrers die Aufmerksamkeit des jungen Lehrlings gerade auf das
richten, was <app>
<lem>eigentlich</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>eigenlich</sic>
<corr type="editorial">eigentlich</corr>
</choice></rdg>
</app> zum guten <app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app> gehört, ihm die Quellen, woraus er schöpfen sollte, anweisen, oder
ihm selbst zu den nöthigen Gedanken helfen, und <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> durch nöthige Erinnerungen <app>
<lem>verbessern;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verbessern:</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>da</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">da</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man noch an Achtsamkeit auf <app>
<lem>klein scheinende</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kleinscheinende</rdg>
</app> Umstände, die auf den Vortrag so <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einfluß haben, gewöhnt werden, weil das Gemüth noch nicht durch die
Aufmerksamkeit auf nöthigere Dinge abgelenkt, und der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack noch nicht durch sogenannte reelle Kenntnisse verwöhnt
ist; <app>
<lem><hi>da</hi></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">da</rdg>
</app> läßt sich auch noch die Flüchtigkeit des jungen Kopfs durch stete
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index>Uebung und einen heilsamen Zwang einschränken. – Sind aber diese
Uebungen versäumt <app>
<lem>worden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">worden,</rdg>
</app> ist der Geschmack nicht frühzeitig zum Gefühl der wahren natürlichen
Schönheit des Vortrags <app>
<lem>gebildet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gebildet,</rdg>
</app> kommt noch eine unvorsichtige Lectüre dazu, und der Trieb, mehr sein
Vergnügen dadurch zu befriedigen, oder höchstens Kenntnisse <app>
<lem>einzusammlen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einzusammeln</rdg>
</app>, als den zweckmäßigen Vortrag der Religion zu bilden: so muß es, wie
auch die Erfahrung <app>
<lem>lehret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lehrt</rdg>
</app>, unbeschreiblich schwer werden, hinterher erst einen solchen Vortrag,
wie er bisher beschrieben ist, in seine Gewalt zu bekommen.</p>
</div>
<div n="31" type="section" id="section_3_31">
<head><app>
<lem>31</lem>
<rdg wit="#a" type="v">533</rdg>
</app>.</head>
<p>Worauf käme es nun eigentlich an, wenn der <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag der Religion, – er <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> aneinan<pb edRef="#a" n="625"/><pb edRef="#b" n="47"/>derhangend,
oder mehr Unterredung mit <app>
<lem>Anderen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> – so seyn sollte, daß die Absicht, Andere durch Religion glücklich zu
machen, erreicht werden könnte? <app>
<lem><app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Willigkeit</term>
</index>Willigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Willigkeit,</rdg>
</app> sie anzunehmen und zu befolgen, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> anders nicht, als durch erweckte Vorstellungen entstehen, die uns
das, was zur Religion gehört, als wahr und als <pb edRef="#c" n="42"/> gut
zeigen. Wenn also der Vortrag jene Absicht befördern <app>
<lem>soll:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">soll,</rdg>
</app> so muß <app>
<lem>er: – bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">er bei</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörern Vorstellungen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>erwecken</term>
</index><hi>erwecken</hi> –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>erwecken</hi>,</rdg>
</app> die von ihnen als <index indexName="subjects-index">
<term>wahr</term>
</index><hi>wahr</hi>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> als der Sache selbst, oder dem Grunde, worauf sie beruhen, gemäß
erkannt <app>
<lem>werden –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden,</rdg>
</app> und deren <index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index><hi>Werth</hi> ihnen in Rücksicht auf ihr Bestes einleuchtet. In der
ersten Absicht ist der Vortrag <index indexName="subjects-index">
<term>belehrend</term>
</index><hi>belehrend</hi> (unterrichtend); in der <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>überzeugend</term>
</index><hi>überzeugend</hi>; in der dritten <index indexName="subjects-index">
<term>rührend</term>
</index><hi>rührend</hi> (im <app>
<lem>weitern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weiteren</rdg>
</app> Verstande<app>
<lem>; <app>
<lem>s.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">siehe</rdg>
</app> unten §. <ref target="#section_3_43">43.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>) <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_3_31_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_3_31_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app>. Diese <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Eigenschaften <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man unter dem Namen der <index indexName="subjects-index">
<term>Erbaulichkeit</term>
</index><hi>Erbaulichkeit</hi> zusammenfassen, und der Vortrag ist
<hi>erbaulich</hi>, wenn er so eingerichtet ist, daß er <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die <app>
<lem>Erkenntniß</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Erkenntntß</sic>
<corr type="editorial">Erkenntniß</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> der göttlichen Wahrheit <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zur <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> befördern <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>; wiewohl er auch von Manchen schon so genannt wird, wenn er auch nur <app>
<lem>Eine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eine</rdg>
</app> dieser Eigenschaften, vornehmlich wenn er die <app>
<lem>dritte,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dritte</rdg>
</app> hat. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><ref type="note" target="#noe_3_3_31_note2_c"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_3_31_note1" place="end"><app>
<lem>†) <app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> In dem gedachten ersten <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Falle</rdg>
</app> wirkt der Vortrag auf die <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app>
<hi>Vorstellungskraft</hi>, <hi>erweitert</hi> die Erkenntniß, und verbannt
die <hi>Unwissenheit</hi> oder <hi>Unbedachtsamkeit</hi>; im <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> wirkt er auf den <hi>Verstand</hi>, <hi>berichtigt</hi> die
Erkenntniß, und vertreibt <hi>Vorurtheile</hi> und <hi>Irrthümer</hi>; im
dritten <pb edRef="#b" n="48"/> wirkt er aufs <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index><hi>Herz</hi>, oder auf <pb edRef="#a" n="626"/> den Willen, macht
die Erkenntniß <hi>lebendig</hi>, und hebt die
<hi>Gleichgültigkeit</hi>.</note>
<app type="structural-variance">
<lem><note n="2" place="end" id="noe_3_3_31_note2"><seg id="var_3_31_p1"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2. Das Folgende</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2) Wenn wir diese Haupttendenz
öffentlicher Vorträge etwas weiter verfolgen, so</rdg>
</app> soll <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">dies doch</rdg>
</app> weder eine <app>
<lem>Anweisung zum Predigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anweisung zum
Predigen</hi></rdg>
</app>, noch zum <app>
<lem>Katechisiren</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Katechisiren</hi></rdg>
</app> seyn. Es soll nur auf die Hauptsache <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem>erbaulichen Vortrage</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>erbaulichen Vortrage</hi></rdg>
</app> aufmerksam machen, und zeigen, wie viel dazu gehöre, wenn
ein solcher Vortrag seiner wahren Absicht entsprechen soll.
Einzelne Regeln lassen sich hernach leicht daraus
ableiten.</seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><seg id="var_3_31_p2">{Die Bedeutung des
<hi>Erbaulichen</hi> wird oft sehr einseitig
aufgefaßt, wie es meistentheils <index indexName="subjects-index">
<term>tropisch</term>
</index><hi>tropischen</hi> Aus<pb edRef="#c" n="43"/>drücken geht. Die Hauptidee, welche auch den Stellen
des neuen Testaments, woraus er genommen ist (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:20:32">Apostelgesch. 20, 32.<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_31_5"/></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:21:22 Eph:21:23">Eph. 21, 22.
23.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Jud:20">Jud. 20.</citedRange></bibl>,
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:14:5 1Kor:14:26">1 Kor. 14, 5.
26.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice>) zum Grunde liegt, ist das <hi>Emporsteigen
eines Baues auf einem gelegten Grunde</hi>;
eigentlich also ein <hi>Zunehmen, Besser-</hi> und
<hi>Vollkommnerwerden</hi>, wie denn <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luther</persName>
selbst in mehreren Stellen <foreign lang="grc">οἰκοδομη</foreign> durch <hi>Besserung</hi>
übersetzt hat (<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:14:3 1Kor:14:26">1. Kor. 14, 3.
26.</citedRange></bibl>). Dieß wird eben sowohl
auf Wachsthum an <hi>Erkenntniß</hi> als an
<hi>Heiligung</hi> bezogen; und Alles, was das Eine
oder das Andere, sei es durch <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung der Vorstellungen, sei es durch
Erweckung sittlicher und frommer Gefühle, sei es durch
Belebung des Eifers in allen Tugenden befördert, ist
<hi>erbaulich</hi>. Häufig aber hat man das Erste
davon ausgeschlossen, und nicht nur Vorträge, die mehr
den Zweck hatten zu erleuchten, als zu erwärmen,
<hi>unerbaulich</hi> genannt. Allerdings sind
<hi>Erbauungsbücher, Erbauungsstunden, erbauliche
Predigten</hi> nicht bloße
Verstandesbeschäftigungen, oder Belehrungen über Dinge,
und Materieen, die keinen Einfluß auf die ganze
Besserung des Menschen haben, wie schon früherhin so
viele streng dogmatische und gar polemische Predigten
enthielten; aber es giebt auch <hi>heilsame
Erkenntnisse</hi> und eine Berichtigung der
Begriffe, die von großer Wichtigkeit für die Tugend des
Menschen ist. Außer <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_31_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Koppe, Johann Benjamin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253qz">J. B.
Koppe</persName></hi> genauere Bestimmung des
Erbaulichen in Predigten, Göttingen 1778<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253r1"/>, vergleiche man <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_31_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Spalding, Johann Joachim </term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2506m">Spalding's</persName></hi> Predigt von dem was
erbaulich ist, Berlin 1781<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253r3"/>, und die lehrreiche <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_31_3"/>Abhandlung in <index indexName="persons-index">
<term>Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h66">Paulus</persName></hi> neuem theologischen
Journal 1797<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253r5"/>, <choice>
<abbr>N.</abbr>
<expan>Numero</expan>
</choice> 6. über den Begriff des Erbaulichen, und in
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_31_4"/><hi>meinen</hi> Briefen an
christliche Religionslehrer, 3te Sammlung. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end" id="noe_3_3_31_note2_c"><p copyOf="#var_3_31_p1"/>
<p copyOf="#var_3_31_p2"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_31_5">
<label>Eph. 21, 22. 23.</label>
<p>Gemeint ist Eph 2,20–22.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_31_1">
<label>J. B. Koppe genauere Bestimmung des Erbaulichen in Predigten,
Göttingen 1778</label>
<p>D.i. Johann Benjamin Koppe (1750–1791) und seine <hi>Genauere Bestimmung
des Erbaulichen im Predigen</hi> (1778).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_31_2">
<label>Spalding's Predigt von dem was erbaulich ist, Berlin 1781</label>
<p>Es handelt sich um Johann Joachim Spalding (vgl. SpKA II/3,
52–72).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_31_3">
<label>Abhandlung in Paulus neuem theologischen Journal 1797, N. 6. über den
Begriff des Erbaulichen</label>
<p>In dem seit 1795 von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus herausgegebenen
<hi>Neue[n] theologische[n] Journal</hi> 9 (6. St.) (1797), 521–546
findet sich eine anonym erschienene Rezension zu Georg Wilhelm Rullmanns
(1757–1804) <hi>Anweisung zu einem erbaulichen und populären
Canzelvortrag nach den Bedürfnissen unserer Zeiten</hi> (1796).
Eingeschaltet ist ein Exkurs über den für die Homiletik wichtigen
Begriff der Erbauung (vgl. aaO 535–542), der im Inhaltsverzeichnis unter
dem Titel <hi>Was ist Erbauung?</hi> als eigenständiger Beitrag
verzeichnet ist.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_31_4">
<label>meinen Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung</label>
<p>Gemeint ist wohl die zweite Auflage (vgl. I § 285 c; II § 174
c).</p></note>
</div>
<div n="32" type="section" id="section_3_32">
<head><app>
<lem>32</lem>
<rdg wit="#a" type="v">534</rdg>
</app>.</head>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Belehrung</term>
</index><hi>Belehrung</hi>, wodurch die Kenntniß des Zuhörers immer mehr
erweitert, und er zum Besinnen und Denken ge<pb edRef="#c" n="44"/>bracht
wird, ist die <app>
<lem><hi>erste</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">erste</rdg>
</app> unentbehrliche Eigenschaft eines guten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrags,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrags;</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">nur</rdg>
</app> in dem Grade <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> dieser nützlich seyn, in welchem er diese Eigenschaft hat. – Denn wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man etwas für wahr <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="v">oder</rdg>
</app> gut halten, was man nicht kennt? woher anders, als daraus, können
Gründe genommen werden, wodurch man sich überzeugt, und wonach man etwas
begehrt oder verabscheut? oder wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> der <app>
<lem>Beyfall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beifall</rdg>
</app>, den man einem <app>
<lem>Satz</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Satze</rdg>
</app> giebt, und die Willigkeit, mit der man ihn befolgt, gewissenhaft
seyn, <app>
<lem><choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">d. i.:</rdg>
</app> wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man sich selbst Rechenschaft geben, daß man etwas für wahr annehmen
und wollen müsse, ohne durch die Kenntniß, die man von einer solchen <index indexName="subjects-index">
<term>Sache</term>
</index>Sache hat? Immer rührt auch alle Gleichgültigkeit gegen das, was
wahr und gut ist, und alle Verwerfung desselben da<pb edRef="#b" n="49"/>her, daß man es entweder nicht kennt, oder zu der Zeit nicht daran denkt,
oder sichs nicht lebhaft genug vorstellt; und diesem allen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="627"/> nur rechte Belehrung abhelfen. – Das Bekannte
verliert, weil man dessen gewohnt wird, nach und nach den Eindruck, und <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nur dadurch aufgefrischt werden, daß man immer Mehreres hinzu lernt,
wodurch das Bekannte in uns in neuen Verbindungen erscheint, und uns neue
Aussichten <app>
<lem>eröfnet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eröffnet</rdg>
</app> werden, welche die Beschäftigung mit bekannten Sachen unterhaltender
machen. – Was nicht wirklich belehrt, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> man nichts Bestimmtes denkt, was bloß die Phantasie in Bewegung, und
das Gemüth in Affekt setzt, das geht wie ein Rausch vorüber, und <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> keine <app>
<lem>dauerhafte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dauerhaften</rdg>
</app> Eindrücke <app>
<lem>hinterlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">hinterlassen</rdg>
</app>. Je mehreres man hingegen von einer Sache <app>
<lem>weiß; je</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">weiß, desto</rdg>
</app> mehr erzeugt Eines das Andere, weckt Eins das <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> wieder auf, wirkt Eins wenn das <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> unwirksam schläft, verstärkt das Eine die Wirkungen des Andern. –
Wenn nun vollends der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsunterricht</term>
</index>Re<pb edRef="#c" n="45"/>ligionsunterricht in den früheren Jahren,
es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> aus Schuld des Lehrers oder der Unfähigkeit und Flüchtigkeit des
Alters, bloß auf das Gedächtniß gewirkt hat; wenn aus der Denkungsart und
aus anderweitigen <app>
<lem>angenommnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angenommenen</rdg>
</app> Vorurtheilen eines Menschen sich Vorstellungen in seine <index indexName="subjects-index">
<term>Religionskenntnisse</term>
</index>Religionskenntnisse eingeschlichen haben, die, so denkbar sie sonst
seyn mögen, in der Religion undenkbar sind; wenn sein Gemüth durch <app>
<lem>angefangne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufgefangne</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">angefangene</rdg>
</app> Zweifel oder verführerische, zumal den Leidenschaften des Men<pb edRef="#b" n="50"/>schen schmeichelnde, Gedanken verwirrt, oder von der
Achtung und Liebe zur Religion abgezogen worden ist; wenn ohnehin mit den
Jah<pb edRef="#a" n="628"/>ren der Unmündigkeit der jugendliche
Religionsunterricht aufhört; wenn die sich nun selbst <app>
<lem>Ueberlaßenen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Ueberlassenen</rdg>
</app> keines aneinanderhängenden förmlichen Unterrichts in derselben mehr <app>
<lem>genießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniessen</rdg>
</app>, und sich entweder gar nicht mehr um Unterricht in der Religion und
dessen Erweiterung bekümmern, oder sich selbst nach mangelhaften und <app>
<lem>willkührlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkürlichen</rdg>
</app> Begriffen eine Religion bilden: was bleibt dann, diesem Uebel
abzuhelfen, noch übrig, als daß durch öffentliche Vorträge der Religion
diese Belehrung entweder erst ertheilt, oder unbestimmten, halbwahren und
unrecht angewendeten Vorstellungen eine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Richtung gegeben <app>
<lem>werde.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werde?</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="33" type="section" id="section_3_33">
<head><app>
<lem>33</lem>
<rdg wit="#a" type="v">535</rdg>
</app>.</head>
<p>Soll der Vortrag <index indexName="subjects-index">
<term>belehrend</term>
</index><hi>belehrend</hi> seyn: so muß er nicht nur Dinge bekannt machen,
die der Zuhörer vorhin nicht wußte, oder an die er nicht dachte; er muß auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihm wirklich <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe, und zwar bestimmte <app>
<lem>Begriffe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriffe,</rdg>
</app> davon hervorbringen können. – Er muß ihm 1) etwas zu denken geben,
sowohl in Absicht auf <index indexName="subjects-index">
<term>Sachen</term>
</index><hi>Sachen</hi> als auf <hi>Worte</hi>. – – Auf <app>
<lem><hi>Sachen</hi>.</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Sachen</hi>!</rdg>
</app> Und hier sollte aus dem Vortrage <pb edRef="#c" n="46"/>
<app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> entfernt werden, was entweder an sich undenkbar ist, oder doch, so
fern es von Gott und in der Religion gebraucht wird, sich nicht denken läßt,
oder, weil die ganze Religion <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktisch seyn <app>
<lem>muß (<app>
<lem>Theil 2.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <pb edRef="#b" n="51"/>
<app>
<lem><ref target="#section_2_169">169</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_169">456</ref></rdg>
</app>)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">muß, Alles</rdg>
</app>, was überhaupt oder <app>
<lem>bey denenjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei denjenigen</rdg>
</app> Zuhörern, mit welchen man zu thun hat, weder zu ihrer <pb edRef="#a" n="629"/> Besserung, noch zu ihrer Beruhigung brauchbar vorgetragen
werden <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_3_33_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Was sich hingegen denkbar und praktisch machen läßt, müßte man so
sehr an die Begriffe, die man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörern voraussetzen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, anknüpfen, durch Gegensätze, durch Erfahrungen, <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> und Beschreibungen so erläutern, und, wenn man Stellen der heiligen
Schrift braucht, diese durch faßlichere Gedanken und Umschreibungen so klar
und anschauend machen, daß aller nachtheilige Mißverstand verhütet, und der
Gedanke ihnen so <app>
<lem>anschaulich,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anschaulich</rdg>
</app> als möglich gemacht würde. – In Absicht auf <index indexName="subjects-index">
<term>Worte</term>
</index><hi>Worte</hi> aber müßte man sich aller Ausdrücke enthalten, die
den Zuhörern unverständlich sind, sie mögen übrigens sonst so gut, und durch
den Gebrauch so gangbar gemacht und geheiligt seyn, als sie <app>
<lem>wollen; man</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wollen. Wenigstens</rdg>
</app> müßte <app>
<lem>wenigstens</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nichts unerklärt <app>
<lem><app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
</app>, wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bleiben, wovon</rdg>
</app> man <app>
<lem>wüßte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">weiß</rdg>
</app>, daß sie nichts oder leicht etwas Falsches zu denken gewohnt <app>
<lem>wären</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
</app>; <app>
<lem>und alles müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Alles dagegen</rdg>
</app> in so faßliche, darstellende und edle Ausdrücke eingekleidet werden,
als man <app>
<lem>irgend,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nur irgend</rdg>
</app> der Natur der Sachen <app>
<lem>angemessen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angemessen,</rdg>
</app> finden könnte.</p>
<note n="1" id="noe_2_3_33_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>undenkbar</term>
</index>Undenkbar <hi>an sich</hi> ist <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">dogmatische</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_33_1"/>Lehre von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Allwissenheit, der
er sich in besondern Fällen soll <app>
<lem>entäussert</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entäußert</rdg>
</app> haben. Undenkbar <hi>in der Religion</hi> sind die gemeinen
<hi>groben</hi> Begriffe von dem <app>
<lem>erzürnten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>erzürnten</hi></rdg>
</app> und erst durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>
<app>
<lem>besänftigten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>besänftigten</hi></rdg>
</app> Gott, von Vergebung der Sünden, als einer Aufhebung aller <pb edRef="#b" n="52"/> nachtheiligen Folgen <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Vergehungen, von Strafen Gottes als <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Uebeln <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dgl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> Undenkbar <hi>im praktischen Verstan</hi><pb edRef="#c" n="47"/><hi>de</hi>, die Lehre von der <app>
<lem>Höllenfahrt <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Höllenfahrt
<persName>Christi</persName></hi></rdg>
</app> im eigentlichen <app>
<lem>Verstande</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verstand</rdg>
</app>, die von einer <hi>eigentlichen</hi> Zurech<pb edRef="#a" n="630"/>nung des Falls <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> – <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> zu den übrigen Theilen des §., sonderlich von unverständlichen,
gemißdeuteten, theils vieldeutigen, theils uneigentlichen Ausdrücken, als:
wesentlicher Leib <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, Glaube, <app>
<lem>Buße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Busse</rdg>
</app>, Gnade, Wiedergeburt <app>
<lem>u. d. gl.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">und dergleichen,</rdg>
</app> werden jedem leicht <app>
<lem>beyfallen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beifallen</rdg>
</app>.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_33_1">
<label>Lehre von Christi Allwissenheit, der er sich in besondern Fällen soll
entäussert haben</label>
<p>Vgl. II § 170.</p></note>
</div>
<div n="34" type="section" id="section_3_34">
<head><app>
<lem>34</lem>
<rdg wit="#a" type="v">536</rdg>
</app>.</head>
<p>Doch dieses allein würde zur rechten <index indexName="subjects-index">
<term>Belehrung</term>
</index>Belehrung nicht dienen, wenn der Vortrag nicht auch so eingerichtet
wäre, daß er 2) <hi>bestimmte</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe erwecken könnte. Wer diese Eigenschaft <app>
<lem>seinen Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">seinem Vortrage</rdg>
</app> mittheilen, und verhindern wollte, daß dieser nicht entweder
Irrthümer erzeugte, welchen doch die Belehrung eben mit vorbeugen will, oder
daß der Vortrag <hi>den</hi> Zweck nicht erreichte, den er doch haben soll,
Belehrung zu geben: der müßte sich durchaus solcher Ausdrücke bedienen, <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> er voraussehen <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>, der Zuhörer werde, nach dem ihm bekannten <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch, gerade das <index indexName="subjects-index">
<term>denken</term>
</index>denken, was der Lehrer ihm dadurch sagen <app>
<lem>will. Er</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">will; er</rdg>
</app> müßte sich aller <app>
<lem>zweydeutigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweideutigen</rdg>
</app> und schwankenden Ausdrücke enthalten, die nach dem Sprachgebrauch
entweder mehr oder weniger Vorstellungen, als der Lehrer wirklich mittheilen
will, oder gar fremde Vorstellungen, erregen <app>
<lem>könnten. Wäre</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">könnten; wäre</rdg>
</app> dieses aber zu besorgen, <pb edRef="#b" n="53"/> und wären entweder
keine Ausdrücke in der Sprache vorhanden, die diese Fehler nicht hätten,
oder gäbe es zwar bestimmtere, aber <app>
<lem>denen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app> Zuhörern, vor denen man redete, nicht verständliche Ausdrü<pb edRef="#a" n="631"/>cke, so müßte durch deutliche und faßliche
Erklärungen und Erläuterungen, auf die <app>
<lem>im vorigen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">in vorigem</rdg>
</app> §. <app>
<lem>erwähnte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnte</rdg>
</app> Art, diesem Mißverstande abgeholfen werden.</p>
<note place="end"><pb edRef="#c" n="48"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Man sieht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sowohl</rdg>
</app> aus diesen <app>
<lem>zwey <app>
<lem>§§</lem>
<rdg type="v" wit="#a">§§.</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">als den vorigen §§.</rdg>
</app>
<list>
<item><app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1)</rdg>
</app> Wie ausnehmend viel auf die Klugheit des Lehrers in der Wahl
der vorzutragenden Sachen und Worte ankomme, und worauf er <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dieser Wahl zu sehen habe. Die wahren <hi>Bedürfnisse</hi>
und <hi>Kenntnisse</hi> der <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index><hi>Zuhörer</hi>, die er belehren will, müssen der Maaßstab
seyn, wonach er sich in seiner <app>
<lem>Wahl,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wahl</rdg>
</app> aufs gewissenhafteste und <app>
<lem>schonendste,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">schonendste</rdg>
</app> richten muß.</item>
<item><app>
<lem>2.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wie höchst nöthig es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, daß ein Lehrer seine Zuhörer, wenigstens überhaupt nach
ihrer Fähigkeit, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ihren</rdg>
</app> Kenntnissen, herrschender Denkungsart, Geschmack und Sitten
kenne; mit den gewöhnlichen Begriffen, Vorurtheilen, moralischen
Grundsätzen, und selbst der Sprache des Volks, <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> besonders in Absicht auf Religion, bekannt <app>
<lem>sey;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei,</rdg>
</app> und nicht nur die Wahrheit, sondern auch den wahren
praktischen Werth und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die</rdg>
</app> Wichtigkeit der Lehren zu schätzen wisse; und</item>
<item><app>
<lem>3.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> wie sehr ein wahrer Volkslehrer nach <app>
<lem>Menschenkenntniß,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Menschenkenntniß</rdg>
</app> und nach ausgebreiteter, bestimmter und fruchtbarer Kenntniß
der Religion, der Moral, des guten Vortrags und der Sprachen, <app>
<lem>wenigsten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wenigstens</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="54"/> der Sprache, worin er seine Vorträge hält,
und nach der gehörigen Fertigkeit darin, durch öftere und <app>
<lem>fleissige</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">fleißige</rdg>
</app> Uebung streben sollte.</item>
</list></note>
</div>
<div n="35" type="section" id="section_3_35">
<head><app>
<lem>35</lem>
<rdg wit="#a" type="v">537</rdg>
</app>.</head>
<p>Durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Belehrung</term>
</index>Belehrung lernt der Zuhörer die Sachen recht kennen; soll er aber <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> nicht <pb edRef="#a" n="632"/> gleichgültig bleiben, sondern sie zu
seinem Besten <app>
<lem>benutzen;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">benutzen,</rdg>
</app> so muß er einsehen lernen, daß dasjenige, was er gehört hat,
<hi>wahr</hi>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> er muß es, so fern es seine Kenntniß angeht, <index indexName="subjects-index">
<term>glauben</term>
</index><hi>glauben</hi>, und, so fern es seinen Willen betrifft, für seine
<index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index><hi>Pflicht</hi> ansehen, und sich, es zu thun oder zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, für verbunden achten. Ein Vortrag, der dies bewirken <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ist <index indexName="subjects-index">
<term>überzeugend</term>
</index><hi>überzeugend</hi>; welches die <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app> Eigenschaft <app>
<lem>war</lem>
<rdg wit="#c" type="v">war.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_31">31</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_31">533</ref>).</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_31">31.</ref>)</rdg>
</app> Die Einsicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit beruht auf Gründen, die den <pb edRef="#c" n="49"/> Zuhörer
nöthigen, eine Lehre für wahr zu halten; er wird aber diesen keine
hinlängliche Aufmerksamkeit schenken, wenn er die Lehre nicht in Beziehung
auf sein Bestes ansieht, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> wenn sie nichts Anziehendes für ihn hat, wenn sie ihm nicht
<hi>interessant</hi>
<app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist:</rdg>
</app> und <app>
<lem>dies kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieß kann</rdg>
</app> sie für ihn, wenn sie <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktisch ist, nicht seyn, falls er nicht einsieht, daß sie in der
Anwendung möglich <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß er ihr gemäß handeln könne. Hieraus entstehen <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Eigenschaften des <hi>überzeugenden</hi> Vortrags. Er muß darauf
eingerichtet seyn, daß die <app>
<lem>Zuhörer,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zuhörer</rdg>
</app> die Lehren <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> für <hi>gegründet</hi>, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> für <hi>interessant</hi> und <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> für <hi>ausführbar</hi> erkennen.</p>
</div>
<div n="36" type="section" id="section_3_36">
<head><pb edRef="#b" n="55"/>
<app>
<lem>36</lem>
<rdg wit="#a" type="v">538</rdg>
</app>.</head>
<p>Um den <hi>ersten</hi> Zweck zu erreichen, ist <app>
<lem>1)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die <app>
<lem>bloße <hi>Wärme</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blosse Wärme</rdg>
</app> oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">der</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>Eifer</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Eifer</rdg>
</app> im <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag nicht hinlänglich; <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">er</rdg>
</app> beweiset nur, daß der Lehrer für das, was er sagt, eingenommen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Affekt</term>
</index>Affekt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Affect</rdg>
</app> läßt sich nicht immer den Zuhörern <app>
<lem>mittheilen. Er</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">mitthei<pb edRef="#a" n="633"/>len; er</rdg>
</app> wirkt nur da, wo der Zuhörer schon durch seine Denkungsart, durch
seine Grundsätze, durch seine <app>
<lem>Neigungen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Neigungen</rdg>
</app> dazu gestimmt ist, aber nicht da, <app>
<lem>wo</lem>
<rdg wit="#a" type="v">worauf</rdg>
</app> er eben am <app>
<lem>nöthigsten wäre; ich meine</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">meisten arbeiten sollte</rdg>
</app>, wo gerade alles dieses nach den Lehren, und durch sie, sollte
verbessert <app>
<lem>werden. Es</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">werden; er</rdg>
</app> wird <app>
<lem><app>
<lem>so gar</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sogar</rdg>
</app> der <app>
<lem>Affekt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Affect</rdg>
</app>
<hi>da</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sogar da</rdg>
</app>, wo die Zuhörer nicht blindlings zu folgen gewohnt sind – und <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> sollte der Lehrer nicht einmal wünschen, wenn ihm Gewissenhaftigkeit
der Zuhörer lieb <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> – er wird <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> nüchternen, selbstdenkenden, gewissenhaften, oder gegen eine Lehre <app>
<lem>eingenommnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eingenommenen</rdg>
</app> Zuhörern vielmehr das Vorurtheil einer übeln Sache, oder doch
wenigstens der Unfähigkeit des Lehrers, <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> zu überzeugen, <app>
<lem>hervorbringen; weil jeder glauben muß, daß der Lehrer den einzigen
Weg zur wahren Ueberzeugung, <pb edRef="#c" n="50"/> die nur durch
<index indexName="subjects-index">
<term>Gründe</term>
</index>Gründe bewirkt wird, gehen würde, wenn er wirkliche Gründe
hätte, und nicht den Abgang der Gründe durch sinnliche Betäubung der
Zuhörer ersetzen wollte. – 2) <hi>Scharfsinnige</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hervorbringen. Scharfsinnige</rdg>
</app> und <app>
<lem><hi>gelehrte <index indexName="subjects-index">
<term>Beweise</term>
</index>Beweise</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gelehrte Beweise</rdg>
</app> wirken eben so wenig, weil sie die Wenigsten fassen können, und die
Meisten ohnehin gelehrte Angaben auf das bloße Wort des Lehrers annehmen
müssen. – Man führe hingegen <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="56"/> wovon man überzeugen will, so viel man immer <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, auf den gemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenverstand</term>
</index>Menschenverstand und auf das <index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralische <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index>Gefühl;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gefühl,</rdg>
</app> auf Sätze, die man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Zuhörern, als wahr erkannt, gewiß voraussetzen <app>
<lem>kan;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">kann;</rdg>
</app> auf bekannte Erfahrungen, deutliche <app>
<lem>Gleichnisse</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Glelchnisse</sic>
<corr type="editorial">Gleichnisse</corr>
</choice></rdg>
</app>, einleuchtende <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app>, auf Vergleichung mit offenbar ähnlichen unbezweifelten Sätzen und <app>
<lem>Fällen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fällen,</rdg>
</app> auf ganz klare oder leicht klar zu machende Stellen der heiligen
Schrift zurück. Man nehme <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> moralischen Sätzen die natürliche Billigkeit und die
augenscheinlichen oder leicht abzusehenden Folgen der Handlungen zu Hülfe.
<pb edRef="#a" n="634"/> Man mache, zumal wenn uns die bisher erwähnten
Mittel abgehen, die Lehren <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktisch, und zeige, wie viel besser man, in Absicht auf
Beförderung des Guten und <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsrer</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Beruhigung, als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gegentheil, fahre. Man hüte sich insbesondere <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> unbestimmten Behauptungen, die man nicht ganz wahr machen, und <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> der Zuhörer leicht Ausflüchte finden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und <app>
<lem>für übertriebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vor übertriebenen</rdg>
</app> Sätzen und Forderungen, welchen er leicht gegenseitige Erfahrungen
oder die Unmöglichkeit entgegensetzen <app>
<lem>könnte. Man</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">könnte; man</rdg>
</app> zeige vielmehr, wie weit jemand, der anders denken möchte, <app>
<lem>recht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Recht</rdg>
</app> habe, und <app>
<lem>laße</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lasse</rdg>
</app> selbst der Schwachheit und den Fehlern Gerechtigkeit <app>
<lem>wiederfahren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">widerfahren</rdg>
</app>. Man hüte sich endlich, keine <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel zu erwähnen, oder zu bestreiten, wenn sie nicht jedem von
selbst aufzustoßen schei<pb edRef="#c" n="51"/>nen, oder als sehr gangbar
bekannt sind; man richte vielmehr den Vortrag so behutsam, bestimmt und
discret ein, daß dadurch selbst die Zweifel verhindert werden, oder der
ir<pb edRef="#b" n="57"/>gend nachdenkende Zuhörer schon in dem <app>
<lem>Vorgetragnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vorgetragenen</rdg>
</app> selbst hinlängliche Auflösung der etwa entstehenden Zweifel
finde.</p>
</div>
<div n="37" type="section" id="section_3_37">
<head><app>
<lem>37</lem>
<rdg wit="#a" type="v">539</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn wir uns eine Sache – es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> ein allgemeiner Satz oder ein <app>
<lem>besondrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besonderer</rdg>
</app> Fall – in Beziehung auf <hi>uns</hi> vorstellen, und <app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app>
<hi>vortheilhaften <index indexName="subjects-index">
<term>Einfluß</term>
</index>Einfluß</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">derselben</rdg>
</app> auf uns <app>
<lem>bemerken,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">bemerken</rdg>
</app> oder ahnden, so ist sie <hi>anziehend</hi> für uns, oder <app>
<lem><hi>in</hi><pb edRef="#a" n="635"/><hi>teressant</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>interessant</hi></rdg>
</app> (sie <hi>nimmt uns ein</hi>, wir <hi>nehmen daran Theil</hi>, bleiben
dagegen <hi>nicht</hi>
<app>
<lem><hi>gleichgültig</hi>) <ref type="note" target="#noe_2_3_37_note1">†)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>gleichgültig</hi>); <ref type="note" target="#noe_2_3_37_note1">*)</ref></rdg>
</app> und ein Vortrag ist <hi>anziehend</hi>, wenn er diese Wirkung
hervorbringt. Diese <app>
<lem><hi>zweyte</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zweite</hi></rdg>
</app> Eigenschaft <app>
<lem>(§. <app>
<lem><ref target="#section_3_35">35</ref>) kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_35">35.</ref>)
kann</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">(§ <ref target="#section_3_35">537</ref>)
kan</rdg>
</app>
<hi>entweder</hi> in den Sachen selbst liegen, die man vorträgt,
<hi>oder</hi> in der Art, wie sie vorgetragen werden, wodurch das einen
Reiz bekommen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, was für uns sonst gar keinen, oder, weil es uns schon geläufig war,
nicht mehr den starken Reiz, wie vorhin, hatte. – Ein solcher Vortrag erregt
und fesselt <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufmerksamkeit</term>
</index>Aufmerksamkeit. Er überzeugt, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> er macht, daß wir etwas für wahr und gegründet erkennen, weil wir
es, in solcher Beziehung, mit <app>
<lem>unserm</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsern</rdg>
</app> Zustand, unserer Denkungsart oder sonstigen Kenntnissen und
Neigungen, übereinstimmend finden; er verstärkt wenigstens <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Ueberzeugung, oder vertritt doch ihre Stelle, wenn wir einsehen, daß
wir, ohne dieses als wahr vorauszusetzen, uns gewisse für wahr erkannte
Dinge nicht erklären, oder ein gefühltes Bedürfniß nicht befriedigen <pb edRef="#b" n="58"/> können. Und überhaupt <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ein Vortrag <pb edRef="#c" n="52"/> nicht den geringsten <index indexName="subjects-index">
<term>Eindruck</term>
</index>Eindruck auf uns machen, und also auch nicht erbauen (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_31">31</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_31">533</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_31">31.</ref></rdg>
</app>), wenn er für uns gar nichts Anziehendes hat.</p>
<note n="1" id="noe_2_3_37_note1" place="end"><app>
<lem>†) Es scheint, daß das</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *) Das</rdg>
</app>
<hi>Interessante</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wird</rdg>
</app> nicht immer in <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Sinn genommen <app>
<lem>werde</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>. Wir <app>
<lem>nennen schon alles interessirend</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sagen von Allem, daß es uns interessire</rdg>
</app>, was wir uns in Beziehung auf unsern Zustand denken, es mag ihm eine
angenehme Veränderung versprechen, oder eine unangenehme drohen; wir bleiben <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem so wenig gleichgültig als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jenem. Aber oft nennen wir nur das <pb edRef="#a" n="636"/> anziehend
oder interessant, was wir uns <hi>gern</hi>
<app>
<lem>vorstellen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>vorst llen</sic>
<corr type="editorial">vorstellen</corr>
</choice></rdg>
</app>; wir wenden uns vom Unangenehmen weg, und es hat nur einen Reiz für
uns, so fern es mit etwas Angenehmen verbunden ist, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> mit der Vorstellung von moralischer Stärke der leidenden
Menschheit, von <app>
<lem>Mitteln,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mitteln</rdg>
</app> dem Unangenehmen abzuhelfen <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dgl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> Man könnte jenes <hi>interessant im weitern</hi>, <app>
<lem>dieses,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieses</rdg>
</app>
<hi>im engern Verstande</hi> nennen. In dem letztern ist es hier
genommen.</note>
</div>
<div n="38" type="section" id="section_3_38">
<head><app>
<lem>38</lem>
<rdg wit="#a" type="v">540</rdg>
</app>.</head>
<p>Nach dem bisher erläuterten Begriff wird es überhaupt auf <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app> Stücke ankommen, wenn der Vortrag <index indexName="subjects-index">
<term>anziehend</term>
</index><hi>anziehend</hi> werden soll. – <hi>Zuerst</hi>, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> weil die Zuhörer das, was gesagt wird, auf <hi>sich</hi> ziehen, für
ihre Angelegenheit erkennen sollen, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß man <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> vermeide, was sie auf den Gedanken bringen könnte, als redete der
Lehrer bloß Amts <app>
<lem>halben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">halber</rdg>
</app>, hörte sich selbst gern, suchte seine Talente oder Kenntnisse zu
zeigen, wollte über <pb edRef="#b" n="59"/> das Gewissen der Zuhörer
herrschen, oder sie durch Vorwürfe kränken, kurz, <hi>seinetwegen</hi>
reden; hingegen den <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag so einrichte, daß die Zuhörer merken können, er sage alles
bloß <hi>ihretwegen</hi>, und mache ihre Angelegenheit zu der seinigen. – <app>
<lem><hi>Hernach</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Hernach</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> weil nur das interessirt, was einen Einfluß <pb edRef="#c" n="53"/>
auf unser <hi>Bestes</hi> hat, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß der Vortrag nichts enthalte, als was <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index><hi>praktisch</hi> ist (<app>
<lem>Theil 2.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_2_169">169</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_169">456</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_169">169.</ref></rdg>
</app>), und <hi>so</hi> dargestellt werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="39" type="section" id="section_3_39">
<head><pb edRef="#a" n="637"/>
<app>
<lem>39</lem>
<rdg wit="#a" type="v">541</rdg>
</app>.</head>
<p>Dieses doppelte Interesse <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man dem <app>
<lem>Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vortrage</rdg>
</app> 1) durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Sachen</term>
</index><hi>Sachen</hi> selbst geben (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_37">37</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_37">539</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_37">37.</ref></rdg>
</app>). Es giebt gewisse Sachen, die jeden Menschen, der nicht ganz
unempfindlich ist, <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>, die gewisse <app>
<lem>Classen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Klassen</rdg>
</app> von Menschen, oder die sie unter gewissen Umständen vorzüglich
interessiren, weil sie mit ihrer besondern Denkungsart, Beschäftigungen,
Bedürfnissen und Wünschen zusammenhängen. Davon hören sie gern sprechen,
darüber wünschen sie weitere Belehrung, an deren Gewißheit liegt ihnen, und
dagegen sind ihnen Zweifel, oder Verlegenheit darüber, peinlich; was <app>
<lem>da hinein schlägt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dahin einschlägt</rdg>
</app>, ihnen darüber Licht, Gewißheit und Auskunft giebt, findet allezeit
willig <index indexName="subjects-index">
<term>Gehör</term>
</index>Gehör; und wer <app>
<lem>selbst solche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">auch</rdg>
</app> Sachen, die ihnen gleichgültig sind, daran zu knüpfen versteht, wird <app>
<lem>sogar</lem>
<rdg wit="#a" type="v">selbst</rdg>
</app>, durch jener Hülfe, auch für diese einnehmen. Man mache ihnen also
nur, was man sagt, durch ihre <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> erlangten oder leicht zu erlangenden <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen <app>
<lem>begreiflich;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begreiflich,</rdg>
</app> zeige ihnen über<pb edRef="#b" n="60"/>all, wozu und wie sie das
Gesagte brauchen, wie sie Gottes nie entbehren, aber <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihm immer Rath und Hülfe finden können, wie die <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit zu allen Dingen und in allen und <app>
<lem>allerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerlei</rdg>
</app> Angelegenheiten nütze <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, und was alle Arten des Bösen für schädliche Folgen haben; man bleibe
nie bloß <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Allgemeinen stehen, wovon sie die Beziehung auf sich nicht
absehen, oder sich einbilden möchten, es gehe sie nicht <app>
<lem>an <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_3_39_note1">†)</ref>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_3_39_note1">†)</ref>,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">an:</rdg>
</app> sondern <app>
<lem>man</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> gehe mehr ins Einzelne, <pb edRef="#a" n="638"/> und <app>
<lem>laße</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lasse</rdg>
</app> sich zu den besondern Angelegenheiten der Zuhörer <app>
<lem>herab:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">herab,</rdg>
</app> so wird man <pb edRef="#c" n="54"/> sie gewiß anziehen, so weit es
durch die Natur der Sache selbst möglich ist.</p>
<note n="1" id="noe_2_3_39_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Man dringe <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> nicht bloß auf <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung oder Glauben, sondern zeige zugleich, auf die §. <app>
<lem><ref target="#section_3_36">36</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_36">538.</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_36">36.</ref></rdg>
</app> erwähnte Art, was und wie viel dazu gehöre, nebst den Hindernissen
und den <app>
<lem>Mitteln</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Mitteln,</rdg>
</app> sie zu überwinden; man bestreite vornehmlich praktische Vorurtheile
und schädliche Mißverständnisse, und mache ihren Schaden klar. Man zeige,
wenn von besondern Tugenden oder Lastern und Sünden die Rede ist, die
Gränzen, wo Recht und Unrecht aufhört, ziehe die feinern unerkannten <app>
<lem>Vergehungen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vergehungen</rdg>
</app> (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<app>
<lem>beym</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beim</rdg>
</app> Diebstahl, die Verfertigung schlechter Arbeit, die Verwendung zu
vieler Zeit darauf, das Beziehen eines unbilligen Preises, die Benutzung
öffentlicher Bedürfnisse und deren Seltenheit zur Uebertheurung Anderer <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dgl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app>) ans Licht, mache das darin liegende Unrecht, mit aller Billigkeit
und Schonung, begreiflich. Eben so <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <pb edRef="#b" n="61"/> Beurtheilung sogenannter <app>
<lem>unschuldigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unschuldiger</rdg>
</app> Vergnügungen, des falschen Vertrauens auf Gott <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice></note>
</div>
<div n="40" type="section" id="section_3_40">
<head><app>
<lem>40</lem>
<rdg wit="#a" type="v">542</rdg>
</app>.</head>
<p>Denn es <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> der Vortrag 2) auch durch die <hi>Art</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>anziehend</term>
</index>anziehend gemacht werden, wie man die Sachen darstellt. Je natürlich
schöner und dem guten <app>
<lem>Geschmacke</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Geschmack</rdg>
</app>
<app>
<lem>gemäßer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gemässer</rdg>
</app> der Vortrag ist; je mehr er Erguß des von dem Werth der Sachen und
von Liebe zu den <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörern vollen Herzens ist; je mehr er den <app>
<lem>Reiz</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Reitz</rdg>
</app> des Neuen hat, <pb edRef="#a" n="639"/>
<choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> nicht des Paradoxen oder überhaupt Auffallenden, sondern so, daß
der Zuhörer auf das bisher Unbemerkte, oder, wenn es gefunden ist, sich
durch seine Einfalt und Werth so leicht Empfehlende aufmerksam gemacht wird;
je natürlicher Eines sich aus dem Andern ergiebt; je leichter man es dem
Zuhörer macht, <hi>selbst</hi> Entdeckungen zu machen, und das Ge<pb edRef="#c" n="55"/>sagte <hi>selbst</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>anwenden</term>
</index>anzuwenden; je vertraulicher und <app>
<lem>herablaßender</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">herablassender</rdg>
</app> der Lehrer mit ihnen spricht; je natürlicher selbst der Ton seiner
Stimme und der ganzen <app>
<lem>Aktion</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Action</rdg>
</app> ist: je mehr Wirkung <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er thun. – Wie nöthig es zu allem bisher Erwähnten <app>
<lem>sey:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei,</rdg>
</app> seine <app>
<lem>Zuhörer,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zuhörer</rdg>
</app> nach ihren Fähigkeiten, Beschäftigungen, allgemeinen und besondern
Bedürfnissen, herrschenden Vorurtheilen, Meinungen und Sitten zu kennen;
eine recht ausgebreitete <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktische <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntniß</term>
</index>Kenntniß der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, besonders nach <app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">ihrem</rdg>
</app> Werth und Einfluß aufs Herz und <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit der Menschen; viele Uebung, diese Lehren <pb edRef="#b" n="62"/> darauf anzuwenden; viele vertraute Bekanntschaft mit
dem menschlichen Herzen, denen darin liegenden Hindernissen des Guten, der
mannichfaltigen besten Art ihm <app>
<lem>beyzukommen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beizukommen</rdg>
</app>, der Geschichte und dem gemeinen Leben, endlich der schönen
Wissenschaften, zu haben – das bedarf kaum einer Erinnerung.</p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_3_41-54">
<div n="41" type="section" id="section_3_41">
<head><app>
<lem>41</lem>
<rdg wit="#a" type="v">543</rdg>
</app>.</head>
<p>Und eben dieses ist nöthig, um das Gesagte <hi>drittens</hi> (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_35">35</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_35">537</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_35">35.</ref></rdg>
</app>) <index indexName="subjects-index">
<term>ausführbar</term>
</index><hi>ausführbar</hi> darzustellen. Denn, <pb edRef="#a" n="640"/>
wenn der <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer in der Einbildung steht, daß das, was ihm empfohlen wird,
unmöglich, oder über seine Kräfte <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, oder wenigstens nicht weiß, wie er es anfangen solle: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> es <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihm keine Frucht <app>
<lem>schaffen. Ihm</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">schaffen; und ihm</rdg>
</app> jene Einbildung zu benehmen, zu zeigen wie er der werde, der er seyn
soll, wie er das <app>
<lem>Empfohlne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Empfohlene</rdg>
</app> in <index indexName="subjects-index">
<term>Ausübung</term>
</index>Ausübung bringen, wie er die <app>
<lem>vorgeschlagnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgeschlagenen</rdg>
</app> Mittel wirklich anwenden <app>
<lem>könne, dies kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könne: dieß kann</rdg>
</app> ohne jene <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Kenntnisse des Lehrers nicht geschehen. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_3_41_note1">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_3_41_note1">*)</ref></rdg>
</app>
<app>
<lem>Bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Blosse</rdg>
</app> Vermahnungen und Gewissensrügen, oder <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Verweisungen auf Gott, ohne Aufmunterung zu <app>
<lem>eignem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenem</rdg>
</app> Fleiß, helfen nicht. Der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer gewinnt schon viel, <pb edRef="#c" n="56"/> wenn er den
Zuhörern die Vorurtheile benehmen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, worauf jene Einbildungen beruhen. Er verhindert oder schwächt die
Ausflüchte, wenn er seine Forderungen nicht überspannt, wenn er nichts
Unmögliches und das Schwere nicht auf <app>
<lem>einmal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einmahl</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Einmal</rdg>
</app> fordert. Noch mehr, wen er an ähnlichen Fällen des menschlichen
Lebens die Möglichkeit der Ausführung und die Art zeigt, wie es <pb edRef="#b" n="63"/> anzufangen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Je mehr er die <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstliebe</term>
</index>Selbstliebe der Zuhörer in Bewegung zu setzen, und es ihnen
einleuchtend zu machen weiß, was für selige Folgen der Fleiß habe, das Gute
auszuüben, und wenigstens öftere Versuche zu machen, und wie unglücklich der
Mensch werde oder bleibe, wenn er es <app>
<lem><choice>
<sic>nicht nicht</sic>
<corr type="editorial">nicht</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">nicht</rdg>
</app> thue: je mehr wird er ihre Trägheit besiegen, welche die <app>
<lem>größeste</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösseste</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">größte</rdg>
</app>, oft die einzige, Ursache ist, warum sie den Lehren nicht folgen, und
sich von ihrer Wahrheit oder Werth oft nicht <app>
<lem>einmahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einmal</rdg>
</app> überzeugen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>.</p>
<note id="noe_2_3_41_note1" place="end"><pb edRef="#a" n="641"/>
<app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *)</rdg>
</app> Es ist <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> eben so <app>
<lem>vergeblich,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vergeblich</rdg>
</app> als <app>
<lem>leicht, gesagt:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">leicht gesagt,</rdg>
</app> daß man Zweifel, Gram und Sorgen wegwerfen solle. Man <app>
<lem>laße</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lasse</rdg>
</app> dagegen auch diesen Gerechtigkeit <app>
<lem>wiederfahren;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wiederfahren,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">widerfahren;</rdg>
</app> mache sie nicht geradezu und durchaus zur <app>
<lem>Sünde,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sünde;</rdg>
</app> nehme wirklich mitleidigen <app>
<lem>Antheil;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Antheil,</rdg>
</app> warne nur <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> dem bloß sinnlichen <app>
<lem>Nachhängen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nachhängen</rdg>
</app> oder der Verfolgung trauriger Gedanken, <app>
<lem>für den</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vor dem</rdg>
</app> süßen Gift, das sie mit sich führen, besonders <app>
<lem>dafür</lem>
<rdg wit="#c" type="v">davor</rdg>
</app>, daß die Leidenden sich nicht diese <app>
<lem>Verfolgung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">geflissentliche Nährung</rdg>
</app>
<app>
<lem>trüber Gedanken</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> zur Gewissenspflicht <app>
<lem>machen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">machen,</rdg>
</app> benehme, durch heilsame <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung ihrer Religionsbegriffe, allem schädlichen Wahne die <app>
<lem>Nahrung;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Nahrung,</rdg>
</app> suche sie durch wahrhaftig tröstende Vorstellungen und <app>
<lem>heitre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heitere</rdg>
</app> Aussichten, auch Verdeutlichung der, ohne unser Verdienst und Denken,
überall, selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Leiden, väterlich sorgenden Güte und Weisheit Gottes, auf angenehme
Umstände zu lenken, ihnen wirklich <app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihre</rdg>
</app> Zweifel aufzulösen, oder, wo sie, <pb edRef="#c" n="57"/> den
Umständen nach, zu <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> noch nicht fähig sind, sie nützlich zu zerstreuen <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
</div>
<div n="42" type="section" id="section_3_42">
<head><pb edRef="#b" n="64"/>
<app>
<lem>42</lem>
<rdg wit="#a" type="v">544</rdg>
</app>.</head>
<p>Der <hi>dritte</hi> Zweck des <index indexName="subjects-index">
<term>erbaulich</term>
</index>erbaulichen Vortrags (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_3_31">31</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_31">31.</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_3_35">35</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_35">35.</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_3_31">533</ref> u. <ref target="#section_3_35">537</ref></rdg>
</app>) muß auf das Herz und die Neigungen der Zuhörer gerichtet seyn, und
dahin gehen, die Erkenntniß lebendig zu machen, oder <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihnen wirksame <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Entschließungen</term>
</index>Entschließungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Entschliessungen</rdg>
</app> hervorzubringen, dem zu folgen, was man als wahr und gut erkannt hat.
Ein Vortrag, der so eingerichtet ist, daß er diese <index indexName="subjects-index">
<term>Wirkung</term>
</index>Wirkung hervorbringen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ist ein <index indexName="subjects-index">
<term>rührend</term>
</index><hi>rührender</hi> Vortrag (§. <app>
<lem><ref target="#section_3_31">31</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_31">533</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_31">31.</ref></rdg>
</app>) – Ohne diese Eigenschaft desselben würde alle noch so verbesserte
Kenntniß das Beste <pb edRef="#a" n="642"/> des Menschen nicht wirklich <app>
<lem>befördern;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befördern,</rdg>
</app> ohne zugleich mit auf das Herz zu arbeiten, würde nicht <app>
<lem>einmal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einmahl</rdg>
</app> die Aufmerksamkeit des Zuhörers an das, was zu seiner Belehrung
gesagt wird, genug gefesselt, noch die Ueberzeugung vollendet werden, wenn
sich Neigungen und Gewohnheiten gegen die Ueberzeugung <app>
<lem>streubten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sträubten</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="43" type="section" id="section_3_43">
<head><app>
<lem>43</lem>
<rdg wit="#a" type="v">545</rdg>
</app>.</head>
<p>Nun hängt alle wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit der Menschen davon ab, daß sie <hi>theils</hi>, in
Absicht auf diejenige, die in ihrer Gewalt steht, und von ihrem Willen
abhängt, immer recht handeln, und daher stets mit <hi>sich</hi> zufrieden
seyn können; <hi>theils</hi>, in Absicht auf die, welche nicht in ihren
Händen ist, aber ihnen von der stets weisesten und gütigsten Regierung
Gottes <app>
<lem>zugetheilet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zugetheilt</rdg>
</app> wird, immer das für ihr wahres Beste halten, was diese über sie fügt,
und sich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>, zufrieden mit <pb edRef="#b" n="65"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index><hi>Gott</hi>, <app>
<lem>beruhigen.</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>beruhigen.s</sic>
<corr type="editorial">beruhigen.</corr>
</choice></rdg>
</app> Folglich entspricht ein Vortrag der Religion nur <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> seinem wirklichen <app>
<lem>Zweck,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zwecke</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="58"/> die Menschen glücklich zu machen, wenn er so
eingerichtet ist, daß er die Menschen wirklich <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>bessern</term>
</index><hi>bessern</hi>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>beruhigen</term>
</index><hi>beruhigen</hi>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app>. In jener <app>
<lem>Absicht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Absicht</rdg>
</app> könnte man ihn <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>rührend</term>
</index><hi>rührend</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>rührend</hi></rdg>
</app> oder bessernd, <hi>im engern Verstande</hi>, in <app>
<lem>dieser,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieser</rdg>
</app> ihn <hi>beruhigend</hi> nennen.</p>
<note place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> Es scheint wegen des Folgenden, und um allen Mißverstand zu verhüten,
nöthig, zu bemerken, daß, was wir hier <hi>rührend</hi> nennen, keinesweges
mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Interessantes</term>
</index><hi>Interessanten</hi>
<app>
<lem>(§. <app>
<lem><ref target="#section_3_37">37</ref>) einerley sey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_37">37.</ref>)
einerlei sei</rdg>
</app>. Alles</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">einerley <pb edRef="#a" n="643"/> sey;
alles</rdg>
</app> Rührende muß interessant <app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seyn;</rdg>
</app> aber es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> etwas interessiren, ohne mich zu rühren. Schon <app>
<lem>alles</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Alles</rdg>
</app>, was <app>
<lem>ich denken kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mir Stoff zum Denken giebt</rdg>
</app>, interessirt mich, weil es meine Vorstellungen bereichert, oder meine
Thätigkeit beschäftigt: ich habe dann immer eine, wenn gleich oft nur
dunkle, Vorstellung von einer Beziehung, in der das Erkannte auf mich steht.
Je näher diese Beziehung ist, oder je stärker ich sie mir <app>
<lem>denke: je</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">denke, desto</rdg>
</app> lebhafter <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> das Vergnügen über die Betrachtung dieser Sache, und <app>
<lem>je</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desto</rdg>
</app> stärker das Interesse werden. – Aber deswegen <index indexName="subjects-index">
<term>begehren</term>
</index><hi>begehre</hi> ich die Sache noch nicht. Ich <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> durch einen Satz oder durch eine Handlung in einer wahren oder
erdichteten Geschichte sehr angezogen werden, und mit großem Vergnügen <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> verweilen, ohne jenem folgen, oder so werden zu wollen; wie dieses
der Fall <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen Sätzen und Handlungen ist, die <hi>Anstrengung</hi> und
<hi>Aufopferung</hi> erfordern, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem>Satz</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Satze</rdg>
</app>, daß ich durchaus auf Gott <pb edRef="#b" n="66"/> vertrauen, daß ich
nicht Böses mit <app>
<lem>Bösen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bösem</rdg>
</app> vergelten <app>
<lem>soll, <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">soll <choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</rdg>
</app> und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem>erhabnen Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">erhabenen Beispiel</rdg>
</app> eines <app>
<lem>vernünftigen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Märtyrers <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">für Recht und Wahrheit</rdg>
</app>. Soll ich also nicht bloß bewundern, hochachten, lieben, mich woran
vergnügen, es auch wohl zu besitzen wünschen, sondern <app>
<lem>wirklich,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirklich</rdg>
</app> so zu werden und zu <app>
<lem>handeln,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">handeln</rdg>
</app>
<hi>begehren</hi>: so muß ich die Sache ohne Zweifel in einer noch näheren
Beziehung auf mich ansehen, <hi>theils</hi>
<app>
<lem>in sofern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">insofern</rdg>
</app> sie <hi>mir möglich</hi>, und meine <hi>Anstrengung</hi> nicht
vergeblich, <app>
<lem><hi>theils</hi> in sofern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">theils insofern</rdg>
</app> sie werth ist, daß <hi>ich</hi> ein <app>
<lem>andres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderes</rdg>
</app> Gut darüber <app>
<lem><hi>verleugne</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>verläugne</hi></rdg>
</app>, <pb edRef="#c" n="59"/> und lieber ein Uebel übernehme, als diese
erkannte Sache entbehre. Jenes, daß ichs als <app>
<lem><hi>mir</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">mir</rdg>
</app>
<hi>möglich</hi> ansehe, scheint noch zur <hi>Ueberzeugung</hi> zu gehören,
zu der ich oben <app>
<lem>(§. <app>
<lem><ref target="#section_3_41">41</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_41">41.</ref></rdg>
</app>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> das Ausführbare gerechnet habe, denn ohne diese Einsicht ist <hi>für
mich</hi> die Sache nicht wahr oder gut. Dieses aber, der erkannte <pb edRef="#a" n="644"/> so <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Werth der Sache, der mir Aufopferung abdringt, dieses, sag' ich,
scheint eigentlich das zu seyn, was mich nöthigt, es wirklich zu
<hi>wollen</hi>, meine <hi>Gesinnungen</hi> und <hi>Handlungen</hi>
<app>
<lem>danach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">darnach</rdg>
</app>
<hi>abzuändern</hi>. <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
</app> ist doch offenbar mehr, als wenn ich bloß sage, daß mich eine Sache
<hi>interessire</hi>. Ein solches wirkliches <hi>Wollen</hi> und
<hi>Begehren</hi> im <hi>eigentlichsten</hi> Verstande beruht ohne
Zweifel auf der <hi>Vergleichung</hi> mehrerer Güter der Welt mit einander,
und auf der lebhaften Vorstellung, daß, was ich begehre, weit mehr für mich
gut und nothwendig ist, als das, was ich darüber <app>
<lem>verleugnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verläugnen</rdg>
</app> muß. <app>
<lem>In so fern</lem>
<rdg wit="#a #c" type="pp">Insofern</rdg>
</app> nun der Vortrag <hi>dieses <index indexName="subjects-index">
<term>Wollen</term>
</index>Wollen</hi> hervorbringt, nenne ich ihn <hi>rührend</hi>; und
sollte es <pb edRef="#b" n="67"/> scheinen, daß ich mich hierin von dem
gewöhnlichen Sprachgebrauch <app>
<lem>entfernte:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entfernte,</rdg>
</app> so wird man mir diese Abweichung in <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einer</rdg>
</app> Sache zu gute halten, wo die Verschiedenheit der Begriffe bisher noch
nicht genug mit <app>
<lem>angemeßnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angemessenen</rdg>
</app> Worten bestimmt zu seyn scheint. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Allerdings weicht diese Auffassung des
Begriffs des Rührenden von dem angenommenen Sprachgebrauch ab, und
möchte sich kaum rechtfertigen lassen. Wenn die <index indexName="subjects-index">
<term>Rührung</term>
</index><hi>Rührung</hi> immer das <hi>Wollen</hi> zur Folge hätte,
so müßte man von vielen Vorträgen, welche mit großer Rührung
angehört werden, eine ganz andere Wirkung gewahr werden.}</rdg>
</app></note>
</div>
<div n="44" type="section" id="section_3_44">
<head><app>
<lem>44</lem>
<rdg wit="#a" type="v">546</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn nun durch den rührenden <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index>Vortrag nicht bloß <hi>Wohlgefallen</hi> am Guten und Mißfallen am
Bösen soll hervorgebracht werden, sondern auch <index indexName="subjects-index">
<term>Willigkeit</term>
</index><hi>Willigkeit</hi>, jenes zu <app>
<lem>thun,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">thun</rdg>
</app> und dieses zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, oder eigentlich Gewohnheit, <pb edRef="#c" n="60"/> immer so zu
handeln: so muß ein solcher Vortrag so eingerichtet seyn, daß 1) der Zuhörer
durch die gemachten Vorstellungen genöthigt werde, das Erkannte, welches für
ihn anziehend ist (ihn interessirt), <hi>auf sich</hi> ziehe, zu <hi>seiner
<index indexName="subjects-index">
<term>Angelegenheit</term>
</index>Angelegenheit</hi> mache, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> einsehe, <hi>so</hi>
<pb edRef="#a" n="645"/> müsse er <hi>werden</hi>, und das Gegentheil
<hi>ablegen</hi>, jenes sich <app>
<lem>an-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">an-,</rdg>
</app> und dieses sich abgewöhnen, jenes <hi>thun</hi> und befördern, dieses <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> und verhüten. <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
</app> würde sogleich, nach der Natur der menschlichen Seele, von selbst
erfolgen, <app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sobald</rdg>
</app> nur der Vortrag ihn, auf die oben beschriebene Art, überzeugte,
interessirte, und ihm die <app>
<lem>Möglichkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Möglichkeit,</rdg>
</app> es <app>
<lem>auszuführen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auszuführen,</rdg>
</app> einleuchtend machte, wenn nicht in dem Menschen selbst Hindernisse
lägen, welche diese <app>
<lem>Entschließung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Entschliessung</rdg>
</app> zurückhielten. Diese liegen unstreitig in der <index indexName="subjects-index">
<term>Gewohnheit</term>
</index><hi>Gewohnheit</hi>, <index indexName="subjects-index">
<term>Böses</term>
</index>Böses, und in der <hi>Ungewohnheit</hi>, Gutes zu thun, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> weil ihm die Vorstellungen von dem mit dem Bösen <pb edRef="#b" n="68"/> vermischten Nutzen oder Vergnügen, und von den mit Ausübung des
Guten verknüpften Uebeln oder Mißvergnügen geläufig, hingegen die
Vorstellungen des aus dem Bösen für ihn entspringenden <app>
<lem>Schadens,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schadens</rdg>
</app> und der mit Ausübung des Guten verbundenen <app>
<lem>Seligkeit,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Seligkeit</rdg>
</app> ihm nicht geläufig sind, folglich die dadurch geleiteten Neigungen
ihn vom Guten <app>
<lem>ab-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ab-,</rdg>
</app> und zum Bösen <app>
<lem>hinziehen;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hinziehen:</rdg>
</app> kurz, es liegt die Schuld an dem <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index><hi>Geschmack</hi> und <app>
<lem><hi>Hang</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Hange</hi></rdg>
</app> zum Bösen, und an dem <app>
<lem>Mangel des Geschmacks</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Mangel des Geschmacks</hi></rdg>
</app> und Hanges zum Guten. Soll also der Vortrag rühren, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> wirklich Besserung <app>
<lem>hervorbringen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hervorbringen,</rdg>
</app> so müssen 2) <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Zuhörern a) die reitzenden Einbildungen von dem Bösen und die
davon abhängende Lust dazu geschwächt; hingegen die Vorstellungen von dessen
traurigen Folgen mit der daraus entstehenden Unlust gestärkt; und eben so b)
in Absicht auf das Gute, die bessern Vorstellungen von dessen <pb edRef="#c" n="61"/> seli<pb edRef="#a" n="646"/>gen Folgen, nebst der dadurch
gewirkten Neigung dazu, immer mehr erweckt und vermehrt, im Gegentheil die
Einbildungen oder <app>
<lem>übertriebnen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">übertriebenen</rdg>
</app> Vorstellungen von <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> mit dem <app>
<lem>Guten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Guten,</rdg>
</app> verknüpften Uebeln und Schwierigkeiten, nebst der daher entstehenden
Abneigung vom <app>
<lem>Guten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Guten,</rdg>
</app> geschwächt werden.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<app>
<lem>Mehreres über die</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">mehreres der</rdg>
</app> hier <app>
<lem>geäusserten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geäußerten</rdg>
</app> Grundsätze in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_44_1"/><app>
<lem><app>
<lem>meinem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> Buch <hi>über</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">meiner Schrift: <hi>Ueber</hi></rdg>
</app>
<hi>den Werth der Moral</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> 2te <app>
<lem>Auflage<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253mj"/></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Auflage,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 76 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 2)</rdg>
</app> Aus dem ersten Stück des §. erhellt, warum es, <app>
<lem>ausser dem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausserdem</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">außer dem,</rdg>
</app> was oben über die Besserung der Erkenntniß gesagt ist, keiner
besondern Bemü<pb edRef="#b" n="69"/>hung bedürfe, den Zuhörer zu bewegen,
daß er das so Erkannte auch wirklich <hi>wolle</hi>, und daß <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> nur darauf ankomme, die <index indexName="subjects-index">
<term>Hindernisse</term>
</index><hi>Hindernisse</hi> des Wollens zu heben. Gleichergestalt werden
die <hi>Neigungen</hi> somit schon gebessert, als die falschen Vorstellungen
vom Werth des Guten und Bösen verbessert, und die bessern Vorstellungen
lebhafter als jene gemacht werden.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_44_1">
<label>meinem Buch über den Werth der Moral etc. 2te Auflage S. 76
f.</label>
<p>Laut Inhaltsverzeichnis der aus dem Jahr 1783 (vgl. II § 203) stammenden
zweiten Auflage gibt Nösselt auf den betreffenden Seiten eine
<hi>Beyläufige Erklärung was Geschmack am Bösen und Hang dazu
sey?</hi> (aaO 74–78).</p></note>
</div>
<div n="45" type="section" id="section_3_45">
<head><app>
<lem>45</lem>
<rdg wit="#a" type="v">547</rdg>
</app>.</head>
<p><hi>Erstlich</hi> in Absicht auf das <index indexName="subjects-index">
<term>Böses</term>
</index><hi>Böse</hi>, woran der Mensch hängt, und <app>
<lem>wobey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> er seine Rechnung zu finden glaubt, würde ihm zu zeigen <app>
<lem>seyn:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn</rdg>
</app> 1) wie falsch die Vorstellungen <app>
<lem>seyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seien</rdg>
</app>, die er sich <hi>theils</hi> von seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glücke <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>, <hi>theils</hi> von seiner vermeinten guten Gemüthsbeschaffenheit
und Verhalten macht; – wie nichtig also, wie unbefriedigend und verbittert,
wie vergänglich das <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, was er für sein Glück halte; – und wenn es auch wahre Güter sind,
wonach er trachtet, <pb edRef="#a" n="647"/> wie wenig gleichwohl es immer
von <hi>ihm</hi> abhänge, dieses Glück zu erlangen, wie <app>
<lem>viele</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app> unverantwortliche Handlungen er sich dieserwegen erlauben müsse; wie <app>
<lem>und</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>nnd</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app> wodurch er sich selbst den Zugang zu solchem Glück <app>
<lem>ver<pb edRef="#c" n="62"/>schließe</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verschliesse</rdg>
</app>, oder sich wieder darum bringe; wie sehr er sich durch seine
Gesinnung und Betragen <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> Stand setze, es recht zu <app>
<lem>genießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniessen</rdg>
</app>, und damit zufrieden zu seyn; wie gar keine, oder armselige, oder
unbeständige Tugenden das <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seien</rdg>
</app>, worauf er sich verläßt, oder wie so ohne Grund er sich wirkliche
Tugenden einbilde. – 2) Wie traurig die Folgen <pb edRef="#b" n="70"/>
<app>
<lem>seyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seien</rdg>
</app>, die er sich durch seine Gemüthsbeschaffenheit und Verhalten
zugezogen habe, oder zuziehen müsse, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> – wie und wodurch er sich, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> aus Unachtsamkeit, oder falschen Vorstellungen, oder Trägheit, oder <app>
<lem>Leidenschaften,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Leidenschaften</rdg>
</app> oder <app>
<lem>üblen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übeln</rdg>
</app> Gewohnheiten, selbst unglücklich mache, und wie groß das daraus
entstehende Elend <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>; – wie er eben dadurch, auch wenn sein Unglück unverschuldet <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, es vermehre, oder sich <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> Stand <app>
<lem>setze</lem>
<rdg wit="#c" type="v">setze,</rdg>
</app> es zu ertragen, oder zu seinem Besten anzuwenden; und, wenn er auch
auf einer Seite einsehe, in welches Unglück er sich stürze, und er das Böse <app>
<lem>gerne <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gern lassen</rdg>
</app> möchte, um diesem zu entgehen, auf der andern aber, wie wohl ihm seyn
würde, <app>
<lem>wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sobald</rdg>
</app> er besser wäre und handelte, <app>
<lem>und,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und</rdg>
</app> wenn er es deswegen auch gern möchte, wie ohnmächtig er gleichwohl
und wie stark sein Hang zum Bösen und die Macht der Gewohnheit <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="46" type="section" id="section_3_46">
<head><pb edRef="#a" n="648"/>
<app>
<lem>46</lem>
<rdg wit="#a" type="v">548</rdg>
</app>.</head>
<p><hi>Eben</hi> so müßten ihm, in Absicht auf das <index indexName="subjects-index">
<term>Gutes</term>
</index><hi>Gute</hi>, 1) die seligen und weitreichenden Folgen deutlich
gemacht werden, welche aus wahrer <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend und <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit entspringen; – wie recht man alsdann erst alles Gute,
was uns begegnet, schätzen und <app>
<lem>genießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniessen</rdg>
</app>, es weit herzlicher und dankbarer empfinden, und zu seinem wahren
Besten anwenden lerne; – wie sehr selbst unverschuldete Leiden uns dadurch
erträglich, <app>
<lem>wie diese</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die beste Schule, im Guten zu <pb edRef="#c" n="63"/> wachsen, eine
Quelle von vielem erst hinterher sich zeigenden Glück, <pb edRef="#b" n="71"/> eine nähere Vorbereitung auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit einer bessern Welt, werden; – wie sehr wir uns
dadurch die Herrschaft über <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Neigungen, wie viele Verdienste um Andere, wie viel Vertrauen und
Liebe von andern Menschen erwerben, wie zufrieden und dankbar gegen Gott,
und ihm immer ähnlicher werden. 2) <app>
<lem>Allein</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Und, – weil</rdg>
</app> die meisten Menschen <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">so</rdg>
</app> sehr falsche Begriffe von <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und <app>
<lem>Tugend. Sie machen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Tugend haben, daß sie</rdg>
</app> sich <hi>entweder</hi>
<app>
<lem>die Tugend zu</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">dieselbe sehr</rdg>
</app> leicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">machen</rdg>
</app>, und <app>
<lem>ziehen</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> sie sehr ins Kleine <app>
<lem>zusammen. Sie setzen sie</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zusammenziehn,</rdg>
</app> in <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> fromme Empfindung oder <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg