<div xml:id="st_chapter_I" type="chapter">
  <head type="main" xml:id="st_I_head_a"><pb edRef="#a" n="8" type="sp"/>
    <pb edRef="#b" n="9" type="sp"/>
    <pb edRef="#c" n="9" type="sp"/>
    <pb edRef="#d" n="8" type="sp"/> Erster Abschnitt.</head>
  <head type="sub" xml:id="st_I_head_b">
    <choice>
      <orig>Ueber den Begrif der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit.</orig>
      <supplied reason="toc-title">Erster Abschnitt. Ueber den Begrif der
                            Seligkeit</supplied>
      <supplied reason="column-title">Erster Abschnitt</supplied>
    </choice>
  </head>
  <div type="section-group" xml:id="st_I_1-5">
    <div type="section" xml:id="st_section_1">
      <head>§. 1.</head>
      <p>So wenig deutliche Sacherklärungen man von dem <app>
          <lem>Begrif</lem>
          <rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
              <term>Begriff</term>
            </index>Begriff</rdg>
        </app> der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit <app>
          <lem>in theologischen Vorträgen</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> antrift, so leicht lassen sich doch aus den ohngefehren
                        Beschreibungen und mancherley uneigentlichen Ausdrücken, welche in <app>
          <lem>Predigten</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">den <index indexName="subjects-index">
              <term>Kirchen</term>
            </index>Kirchen</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>christlichen <index indexName="subjects-index">
              <term>Lehrbücher</term>
            </index>Lehrbüchern</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">theologischen Schriften</rdg>
        </app> häufig zur Bezeichnung derselben gebraucht werden, die Vorstellungen
                        samlen, welche die mehresten sich von der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit bilden. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b9"/>Der allergemeinste Begrif ist wol <app>
          <lem>dieser:</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">dieser,</rdg>
        </app> daß die <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit ein Zustand einer <app>
          <lem>süssen</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">süßen</rdg>
        </app> Ruhe nach dem Tode sey, wo wir frey von allen <index indexName="subjects-index">
          <term>physische Uebel</term>
        </index>physischen <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebel</term>
        </index>Uebeln im <app>
          <lem>Zusammenfluß</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Zusammenflusse</rdg>
        </app> mannigfaltiger <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
        </app>, jetzt noch ungedenkbaren Annehmlichkeiten, Gott Ewigkeiten hindurch
                        preisen würden. Uebrigens stellet man sich unter dem Namen des <index indexName="subjects-index">
          <term>Himmel</term>
        </index>Himmels einen besondern Ort vor, wo diese Annehmlichkeiten uns
                        vorbereitet sind, und <app>
          <lem>schränkt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">schränket</rdg>
        </app> die hier genießbare <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit blos auf das Tröstliche, welches die <index indexName="subjects-index">
          <term>Hofnung</term>
        </index>Hofnung zur <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit nach <pb edRef="#a" n="9"/> dem Tode darbietet, ein. Wer
                        sich die <pb n="10" edRef="#b"/>
        <pb edRef="#c" n="10"/>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit auf diese Art denket, findet keine Schwierigkeit, ferner
                        anzunehmen, daß Gott den Menschen allerley willkührliche Bedingungen, unter
                        welchen er ihnen die <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit schenken <app>
          <lem>oder sie in den <index indexName="subjects-index">
              <term>Himmel</term>
            </index>Himmel aufnehmen</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> wolle, vorschreiben <app>
          <lem>könne;</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">könne,</rdg>
        </app> und überredet sich leicht, daß in der Lehre <index indexName="persons-index">
          <term>Jesus Christus</term>
          <term type="alternative">Christus</term>
        </index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> wirklich
                        dergleichen angetroffen werden. Wie ausgebreitet aber der Einfluß dieser
                        unrichtigen <index indexName="subjects-index">
          <term>Begriffe</term>
        </index>Begriffe auf die gesamte Anweisung zur Glückseligkeit <app>
          <lem>sey,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">sey;</rdg>
        </app> und wie weit der menschliche <pb edRef="#d" n="9"/>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Witz</term>
        </index>Witz, wenn er einmal etwas willkührliches in der <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion <app>
          <lem>voraussetzt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">voraus setzt</rdg>
          <rdg wit="#d" type="v">voraussetzet</rdg>
        </app>, in <index indexName="subjects-index">
          <term>abergläubisch</term>
        </index>abergläubische <app>
          <lem>Erfindungen</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Erfindungen,</rdg>
        </app> sich <app>
          <lem>Gott,</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Gott</rdg>
        </app> so gar durch <index indexName="subjects-index">
          <term>Selbstquälung</term>
        </index>Selbstquälung, angenehmer zu machen, verfallen <app>
          <lem>kann</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
        </app>; verdienet in der <index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte</term>
        </index><index indexName="subjects-index">
          <term>Geschichte des Christenthums</term>
        </index>Geschichte des Christenthums und der <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirche</term>
        </index>Kirche wohl bemerket, und zur Warnung beherziget zu werden.</p>
      <note place="end">Eine förmliche Widerlegung und Berichtigung des Irrigen in der
                        angeführten <app>
          <lem>herrschenden</lem>
          <rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
              <sic>herrscheuden</sic>
              <corr type="editorial">herrschenden</corr>
            </choice></rdg>
        </app> Vorstellung von der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit ist hier nicht möglich und auch nicht nöthig, da die
                        folgende genauere <index indexName="subjects-index">
          <term>Entwickelung</term>
        </index>Entwickelung des wahren Begrifs, Berichtigung und Widerlegung
                        desselben zugleich ist. Allein <app>
          <lem>dis</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
        </app> bitte ich, theureste Amtsbrüder, lassen Sie uns die üblen Folgen der
                        falschen Vorstellungen von der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit nicht in dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrbegrif</term>
        </index><app>
          <lem>Lehrbegrif</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Lehrbegriffe</rdg>
        </app> fremder <index indexName="subjects-index">
          <term>Kirchen</term>
        </index>Kirchen allein, sondern ein jeder von uns in seinem <app>
          <lem>eignen Glaubenssystem</lem>
          <rdg wit="#d" type="pp">eigenen Glaubenssysteme</rdg>
        </app> sorgfältig aufsuchen: diese Folgen sind ausgebreiteter und
                        erheblicher, als man es der ersten Hinsicht nach glaubt.</note>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_2">
      <head>§. 2.</head>
      <p>Die <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit ist kein <app>
          <lem>äusserer</lem>
          <rdg wit="#a #d" type="v">äußerer</rdg>
        </app>, sondern ein <app>
          <lem>innrer</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">innerer</rdg>
        </app> Zustand der Seele. Sie ist der Zustand einer fortdaurenden <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit und des herrschenden <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügtseyn</term>
        </index>Vergnügtseyns unsres <index indexName="subjects-index">
          <term>Gemüth</term>
        </index>Gemüths. Bedarf es noch eines <app>
          <lem>Beweises, daß</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">Beweises für</rdg>
        </app> diese <app>
          <lem>Erklärung den Begrif der <index indexName="subjects-index">
              <term>Seligkeit</term>
            </index>Seligkeit erschöpfe? Kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">Erklärung? Kann</rdg>
        </app> man wol selig seyn, wenn man unzufrieden und mißvergnügt ist? oder <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app> dem noch etwas zu seiner <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit fehlen, in dessen Seele <index indexName="subjects-index">
          <term>Heiterkeit</term>
        </index>Heiter<pb edRef="#a" n="10"/>keit, <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufrieden<pb n="11" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="11"/>heit und
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen wohnet? Wird nicht alles, wornach wir uns bestreben, nur
                        darum begehrt, weil wir durch Erlangung desselben zufriedner und vergnügter
                        zu werden hoffen? Ich besorge demnach keine Einwendung gegen diese
                        Erklärung, <app>
          <lem>sie wird auch bereits von den mehresten zugestanden;</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> und es <app>
          <lem>komt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
        </app> also nur <app>
          <lem>vornemlich</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> darauf an, weiter zu erforschen, wie <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit und <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen in menschlichen Seelen erzeuget, genährt und fortdaurend
                        unterhalten werden <app>
          <lem>können</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>.</p>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_3">
      <head>§. 3.</head>
      <p>Die <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit erwächset aus dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Bewußtseyn</term>
        </index>Bewußtseyn des <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht der Vollkommenheiten</term>
        </index>Uebergewichts <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c #d" type="pt"><index indexName="subjects-index">
              <term>Uebergewicht des Guten</term>
            </index>des Guten oder</rdg>
        </app> der <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheiten</term>
        </index>Vollkommenheiten <pb edRef="#d" n="10"/> unsres gesamten Zustandes
                        über die <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#d" type="pt"><index indexName="subjects-index">
              <term>Uebel</term>
            </index>Uebel und</rdg>
        </app> Unvollkommenheiten desselben, besonders in Beziehung auf die <index indexName="subjects-index">
          <term>Zukunft</term>
        </index>Zukunft. Diese Erklärung ist ausnehmend fruchtbar, und <app>
          <lem>verdient</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">verdienet</rdg>
        </app> die sorgfältigste <app>
          <lem>Aufmerksamkeit</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Aufmerksamkeit,</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>weitere</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">weitre</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Entwickelung</term>
        </index>Entwickelung. Zuvörderst stimmet sie mit dem allgemeinen <index indexName="subjects-index">
          <term>Sprachgebrauch</term>
        </index><app>
          <lem>Sprachgebrauch</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Sprachgebrauche</rdg>
        </app> überein. Man frage einen Mann, der ein Amt <app>
          <lem>bekleidet</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">begleitet</rdg>
        </app>, ob er mit seiner Lage zufrieden sey? Er wird sogleich die
                        Annehmlichkeiten und die Unannehmlichkeiten seiner <app>
          <lem>Verhältnisse</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Verhältniße</rdg>
        </app> zu berechnen anfangen, und <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> uns <app>
          <lem>sagen:</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">sagen,</rdg>
        </app> ich habe zwar viele Arbeit, sie wird mir aber sehr reichlich belohnt; <app>
          <lem>oder</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">oder,</rdg>
        </app> ich habe zwar viele Mühe und Verdruß, auch nur geringe Einnahmen bey
                        meinem jetzigen <app>
          <lem>Amt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Amte</rdg>
        </app>, dabey aber die <app>
          <lem>sichre</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">sichere</rdg>
        </app> Erwartung, durch meinen Fleiß in <app>
          <lem>demselben</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">denselben</rdg>
        </app> eine der ansehnlichsten Versorgungen in kurzem zu verdienen, und <app>
          <lem>dis</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
        </app> veranlasset mich, mit meiner Lage zufrieden zu seyn. <app>
          <lem>Hieraus erhellet, daß zum Zufriedenseyn nicht der Inbegrif alles
                                einem Geiste möglichen Guten, sondern nur die Vorstellung <app>
              <lem>des <index indexName="subjects-index">
                  <term>Uebergewicht des Guten</term>
                </index>Uebergewichts</lem>
              <rdg wit="#d" type="pp">von dem Uebergewicht</rdg>
            </app> des <app>
              <lem>vorhandnen</lem>
              <rdg wit="#d" type="v">vorhandenen</rdg>
            </app> Guten über die bösen Bestimmungen unsres Zustandes
                                gehöre.</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> Unzufriedenheit entstehet dagegen, wenn wir mehr auf die
                        Unvollkommenheiten unsres Zustandes sehen, und insonderheit, wenn wir
                        schlechte <index indexName="subjects-index">
          <term>Hofnungen</term>
        </index>Hofnungen für die <index indexName="subjects-index">
          <term>Zukunft</term>
        </index>Zukunft <pb n="12" edRef="#b"/>
        <pb edRef="#c" n="12"/> darinnen wahrnehmen. Hieraus folget nun zunächst,
                        daß es eine <app>
          <lem>wahre, gegründete</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">wahre gegründete,</rdg>
        </app> und eine <app>
          <lem>eitle,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">eitle</rdg>
        </app> vorübergehende <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit geben müsse. <app>
          <lem>Unsere</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Unsre</rdg>
        </app> Zufriedenheit ist gegründet, wenn in unserm Zustande das <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht des Guten</term>
        </index><app>
          <lem><choice>
              <sic>Ubergewicht</sic>
              <corr type="editorial">Uebergewicht</corr>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Uebergewicht</rdg>
        </app> des Guten über das Böse wirklich so und in dem Grade vor<pb edRef="#a" n="11"/>handen ist, wie wir uns solches <app>
          <lem>vorstellen;</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">vorstellen,</rdg>
        </app> und sie ist dagegen <app>
          <lem>vorübergehend</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="pp">bloß träumerisch</rdg>
        </app>, wenn wir uns <app>
          <lem>übertriebene</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">übertriebne</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Begriffe</term>
        </index>Begriffe von dem <app>
          <lem>Uebergewicht</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Uebergewichte</rdg>
        </app> der <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheiten</term>
        </index>Vollkommenheiten unsres Zustandes bilden, und uns mit <app>
          <lem>eiteln</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">eitlen</rdg>
        </app> Erwartungen in Absicht der <index indexName="subjects-index">
          <term>Zukunft</term>
        </index>Zukunft schmeicheln. Ferner <app>
          <lem>fliesset</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">fließet</rdg>
        </app> hieraus, daß je mehr <app>
          <lem>die <index indexName="subjects-index">
              <term>Vollkommenheiten</term>
            </index>Vollkommenheiten</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="pp">das Gute</rdg>
        </app> unsres Zustandes die Unvollkommenheiten desselben <app>
          <lem>überwiegen</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">überwieget</rdg>
        </app>, desto <app>
          <lem>grössere</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">größere</rdg>
        </app> und reinere <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit des <index indexName="subjects-index">
          <term>Gemüth</term>
        </index>Gemüths auf eine gegründete Art <app>
          <lem><hi>statt finden könne</hi>;</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">statt finden könne,</rdg>
        </app> daß sie aber erst <app>
          <lem>alsdenn</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">alsdann</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem><hi>wirklich in uns empfunden werde</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">wirklich ins uns empfunden werde</rdg>
        </app>, <pb edRef="#d" n="11"/> wenn das <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht des Guten</term>
        </index>Uebergewicht des vorhandenen Guten von uns gehörig <app>
          <lem>bemerkt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">bemerket</rdg>
        </app> und <index indexName="subjects-index">
          <term>anschauend</term>
        </index>anschauend vorgestellet wird. Daher kommt es, daß viele Menschen in
                        den vortheilhaftesten Umständen, in welche sich tausend <app>
          <lem>andere</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">andre</rdg>
        </app> versetzt zu sehen wünschen, in fortdaurender Unzufriedenheit leben,
                        weil sie entweder das Gute darin zu wenig beahnden und schätzen, oder die
                        kleinern <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebel</term>
        </index>Uebel und Unbequemlichkeiten derselben sich durch Einbildung <app>
          <lem>vergrössern</lem>
          <rdg wit="#a #c #d" type="v">vergrößern</rdg>
        </app>, und dadurch ihre Aussichten in die <index indexName="subjects-index">
          <term>Zukunft</term>
        </index>Zukunft verdunkeln.</p>
      <note place="end">Noch weiter in der Zergliederung zu gehen, und zu entwickeln,
                        was an sich und in Beziehung auf den Menschen gut oder böse in den
                        Bestimmungen seines Zustandes sey, erlaubt und erfordert mein Zweck für
                        jetzt nicht; doch rathe ich jungen <index indexName="subjects-index">
          <term>Gottesgelehrte</term>
        </index>Gottesgelehrten diese Untersuchung mit Hülfe der <index indexName="subjects-index">
          <term>metaphysisch</term>
        </index>metaphysischen <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrbücher</term>
        </index>Lehrbücher bis zur Erlangung einer vollständigen Deutlichkeit über
                        die verschiedenen Gattungen des Guten und Bösen fortzusetzen. <app>
          <lem>Im folgenden <app>
              <lem>Abschnitt</lem>
              <rdg wit="#d" type="v">Abschnitte</rdg>
            </app> werden jedoch die Hauptgattungen der menschlichen Güter und
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>Uebel</term>
            </index>Uebel <app>
              <lem>angeführt</lem>
              <rdg wit="#d" type="v">angeführet</rdg>
            </app> werden.</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app></note>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_4">
      <head><pb edRef="#b" n="13"/>
        <pb edRef="#c" n="13"/> §. 4.</head>
      <p>Aus diesen Betrachtungen folget nun auch, daß man auf eine dreyfache Art
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit bey Menschen hervorbringen, unterhalten und verstärken
                        könne.</p>
      <p><app>
          <lem>Erstlich,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Erstlich;</rdg>
        </app> wenn man thätig das <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht der Vollkommenheiten</term>
        </index>Uebergewicht <app>
          <lem>der <index indexName="subjects-index">
              <term>Vollkommenheiten</term>
            </index>Vollkommenheiten ihres Zustandes</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="pp">des Guten in ihrem Zustande</rdg>
        </app> zu vermehren und zu erhalten, die Mängel und <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebel</term>
        </index>Uebel desselben aber zu verringern <pb edRef="#a" n="12"/> sucht, <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> in Absicht des <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">äußern</rdg>
        </app> Zustandes, wenn man <app>
          <lem>jemand seinen täglichen Unterhalt reicht, oder ihm freye Wohnung
                                giebt</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">Kranke heilet, dürftigen Brodt verschaft</rdg>
        </app>, so befördert man offenbar <app>
          <lem>desselben</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ihre</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit.</p>
      <p><app>
          <lem>Zweitens,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Zweitens;</rdg>
        </app> wenn wir Menschen belehren, wie sie ihren innern und <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
        </app> Zustand verbessern können, ihnen dazu Gelegenheit und Veranlassung
                        geben, und sie zur Benutzung derselben aufmuntern. So <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app> man <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice>
        <app>
          <lem>einen</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">einem</rdg>
        </app> Menschen, der sich in Verlegenheit befindet, seine verlorne <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit durch <app>
          <lem>blosse</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">bloße</rdg>
        </app> Rathgebung, wie er sich aus derselben helfen könne, wieder
                        verschaffen.</p>
      <p><app>
          <lem>Drittens,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Drittens;</rdg>
        </app> wenn man <app>
          <lem>Unachtsame oder Unzufriedene und Bekümmerte</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">seine Zuhörer</rdg>
        </app> auf das in ihrem Zustande schon <app>
          <lem>vorhandne</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">vorhan<pb edRef="#d" n="12"/>dene</rdg>
        </app> Gute aufmerksam macht, den wahren Werth desselben ins <index indexName="subjects-index">
          <term>Licht</term>
        </index>Licht <app>
          <lem>setzt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">setzet</rdg>
        </app>, ihre Aussichten in die <index indexName="subjects-index">
          <term>Zukunft</term>
        </index>Zukunft daraus erheitert, und ihnen den Ungrund ihres Kummers und
                        ihrer Besorgnisse darthut. Dieses ist für <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrer</term>
        </index>Lehrer das fruchtbarste <app>
          <lem>Mittel</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Mittel,</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit <app>
          <lem>bey ihrer Gemeine</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> zu befördern.</p>
      <note place="end">Die ganze Ausdehnung des <app>
          <lem>Gebrauchs</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Gebrauches</rdg>
        </app> dieser Mittel werden wir nur <app>
          <lem>alsdenn</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">alsdann</rdg>
        </app> erst zu übersehen im Stande seyn, wenn wir die Empfänglichkeit und
                        Anlagen des Menschen zur <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit im folgenden Abschnitt entwickelt haben werden.</note>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_5">
      <head>§. 5.</head>
      <p>Das <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen ist nicht so <app>
          <lem>wol</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">wohl</rdg>
        </app> der Gattung als dem Grade nach von der <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit unterschieden. Beides sind <index indexName="subjects-index">
          <term>angenehme Empfindungen</term>
        </index>angenehme <index indexName="subjects-index">
          <term>Empfindungen</term>
        </index>Empfindungen der Seele; das Ver<pb edRef="#b" n="14"/>gnügen aber
                        ist lebhafter und mit merklichern Bewe<pb edRef="#c" n="14"/>gungen der
                        Lebensgeister im Körper begleitet. Es entstehet aus der <index indexName="subjects-index">
          <term>anschauend</term>
        </index>anschauenden Vorstellung des <index indexName="subjects-index">
          <term>Anwachs</term>
        </index>Anwachses <app>
          <lem>unsrer <index indexName="subjects-index">
              <term>Vollkommenheiten</term>
            </index>Vollkommenheiten</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="pp">des Guten oder aus der Empfindung
                                vortheilhafter Veränderungen unsres Zustandes</rdg>
        </app>. So sind selbst die Vergnügungen, welche wir durch <index indexName="subjects-index">
          <term>sinnliche Empfindungen</term>
        </index>sinnliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Empfindungen</term>
        </index>Empfindungen erhalten, nichts anders als klare Vorstellungen von
                        angenehmen Veränderungen des Zustandes <app>
          <lem>unsres</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
        </app> Körpers <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> wenn wir den Hunger stillen, den Durst löschen, unser Ohr durch
                        die Har<pb edRef="#a" n="13"/>monie der Töne angenehm <app>
          <lem>gerührt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">gerühret</rdg>
        </app> wird. Eben so verhält es sich mit dem geistigen <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen. Nur die Neuheit der Gegenstände unsrer Vorstellungen
                        bringt die Lebhaftigkeit des angenehmen Zustandes unsres <index indexName="subjects-index">
          <term>Gemüth</term>
        </index>Gemüths hervor, den wir <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen nennen. Ein neuer Anwachs von <app>
          <lem>Erkentnissen</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Erkenntnissen</rdg>
        </app>; eine eben verrichtete gute Handlung, <app>
          <lem>die</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
        </app> den Keim neuer <index indexName="subjects-index">
          <term>Hofnungen</term>
        </index>Hofnungen <app>
          <lem>von guten Folgen</lem>
          <rdg wit="#d" type="om"/>
        </app> enthält; eine neue Entdeckung von der Achtung oder <index indexName="subjects-index">
          <term>Liebe</term>
        </index>Liebe, <app>
          <lem>die</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
        </app> andre für uns <app>
          <lem>haben;</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">haben,</rdg>
        </app> macht uns in hohem Grade vergnügt. Man gebe nur auf sich selbst acht,
                        wenn man <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c #d" type="pt">sich freuet oder</rdg>
        </app> vergnügt wird, ob es nicht allemal aus der Bemerkung <app>
          <lem>irgends</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">irgend</rdg>
        </app> einer vortheilhaften Veränderung unsres Zustandes und also des
                        Anwachses der Vollkommenheit desselben <app>
          <lem>entspringt:</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">entspringt,</rdg>
        </app> und ob nicht gegenseitig in allen Fällen, wo wir merkliches <index indexName="subjects-index">
          <term>Mißvergnügen</term>
        </index>Mißvergnügen oder Ver<pb edRef="#d" n="13"/>druß empfinden, die
                        Entdeckung einer schon vorgegangenen oder noch bevorstehenden
                        Verschlimmerung unsres Zustandes die Quelle davon ist. Es <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app> daher kein <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen bey dem Menschen in einerley Grade der Lebhaftigkeit
                        fortdauren, und was uns anfänglich die <app>
          <lem>gröste</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">grösste</rdg>
        </app> Freude verursachet hat, rühret uns in einiger Zeit nur wenig,
                        obgleich der fernere Besitz desselben zu unsrer <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit mitwirken wird.</p>
      <note place="end">Man prüfe diesen Begrif vom positiven <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen und <index indexName="subjects-index">
          <term>Mißvergnügen</term>
        </index>Mißvergnügen, aus welchem wir nachher sehr praktische Folgerungen
                        ziehen werden, durch Anwendung auf allerley Fälle. <pb edRef="#b" n="15"/>
        <pb edRef="#c" n="15"/> Es ist <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> ein <app>
          <lem>lebhaft</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">lebhaftes</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen den Hunger zu stillen, so bald wir aber gesättiget sind,
                        höret das <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen auf, und verwandelt sich in <app>
          <lem>blosse</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">bloße</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit. Man freuet sich lebhaft, wenn man unerwartet ein
                        ansehnliches Geschenk erhält, oder von einer schmerzhaften Krankheit <app>
          <lem>genest</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">geneset</rdg>
        </app>, aber bald lässet die <app>
          <lem>Lebhaftigkeit</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Intension</rdg>
        </app> der angenehmen Gemüthsbewegungen nach, und wir besitzen nachher das
                        geschenkte Gute, und die wieder erlangte Gesundheit Jahre lang, ohne ein <app>
          <lem>merklich</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">positives</rdg>
          <rdg wit="#d" type="v">merkliches</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen <app>
          <lem>oder Freude</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> darüber zu empfinden; bis wir eins oder das andere verlieren, da <pb edRef="#a" n="14"/> sogleich das <index indexName="subjects-index">
          <term>Mißvergnügen</term>
        </index>Mißvergnügen sich unsrer bemächtiget durch die hervorgebrachte
                        lebhafte Vorstellung, daß unser Zustand verschlimmert worden <app>
          <lem>ist</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">sey</rdg>
        </app>.</note>
    </div>
    <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b9">
      <label>Der allergemeinste Begrif [von der Seligkeit] ist wol dieser: daß die
                        Seligkeit ein Zustand einer süssen Ruhe nach dem Tode sey</label>
      <p>Zwar erlauben die allgemein gehaltenen Ausführungen keine eindeutige
                        Zuordnung, doch dürfte auch hier die augustinische Vorstellung der Seligkeit
                        als Schau Gottes (<hi>visio ac fruitio Dei</hi>) und Konstitution eines
                        „Gottesstaats“ für Steinbart im Mittelpunkt stehen, da sie rein jenseitig
                        gedacht ist und sich von der philosophischen Lehrmeinung, der Mensch könne
                        die Seligkeit eigenmächtig und innerweltlich erwerben, entschieden abgrenzt
                        (vgl. Augustin, <hi>De civitate Dei</hi> [contra Paganos], 413–426).</p>
    </note>
  </div>
  <div type="section-group" xml:id="st_I_6-10">
    <div type="section" xml:id="st_section_6">
      <head>§. 6.</head>
      <p>Es giebt auch ein <app>
          <lem>falsches</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">wahres</rdg>
        </app> und ein <app>
          <lem>wahres</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">falsches</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen, so wie ein gegründetes <app>
          <lem>und</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">oder</rdg>
        </app> ungegründetes <index indexName="subjects-index">
          <term>Mißvergnügen</term>
        </index>Mißvergnügen, nachdem nemlich unsre Vorstellungen von den guten und <app>
          <lem>übeln</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">üblen</rdg>
        </app> Veränderungen unsres Zustandes mit der wahren Beschaffenheit <app>
          <lem>derselben</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">desselben</rdg>
        </app> übereinkommen oder nicht. Hiernächst finden unzählige <index indexName="subjects-index">
          <term>Grade</term>
        </index>Grade der <app>
          <lem>Grösse,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Größe</rdg>
          <rdg wit="#d" type="v">Größe,</rdg>
        </app> so wol in Absicht der Lebhaftigkeit, als der Dauer des <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügens und <index indexName="subjects-index">
          <term>Mißvergnügen</term>
        </index><app>
          <lem>Mißvergnügens</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">Misvergnügens</rdg>
        </app> statt. Die körperlichen oder sinnlichen sind von der kürzesten Dauer,
                        können aber ausnehmend lebhaft werden, so daß sie die <index indexName="subjects-index">
          <term>Selbstthätigkeit</term>
        </index>Selbstthätigkeit der Seele eine Zeitlang gänzlich einschränken. Die
                        geistigen sind um so dauerhafter, je <app>
          <lem>mehr</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">mehrere</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>und je mannigfaltigere gute Erwartungen</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp"><index indexName="subjects-index">
              <term>Mannigfaltigkeit</term>
            </index>Mannigfaltigkeit guter Erwartung</rdg>
        </app> daraus entwickelt werden <app>
          <lem>können</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>, und je länger daher die Seele mit <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Entwickelung</term>
            </index>Entwickelung</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Entwickelungen</rdg>
        </app> derselben sich beschäftigen, und <pb edRef="#d" n="14"/> neue
                        Aussichten daraus eröfnen <app>
          <lem>kan,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann;</rdg>
          <rdg wit="#c #d" type="v">kan;</rdg>
        </app> und sie sind um so lebhafter, je <index indexName="subjects-index">
          <term>anschauend</term>
        </index>anschauender die guten Folgen derselben und je mehrere auf einmal
                        sich dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Gemüth</term>
        </index><app>
          <lem>Gemüthe</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Gemüth</rdg>
        </app> darbieten.</p>
      <note place="end">Da alle <index indexName="subjects-index">
          <term>Schmerzen</term>
        </index>Schmerzen des Körpers zu dem positiven <index indexName="subjects-index">
          <term>Mißvergnügen</term>
        </index>Mißvergnügen gehören, so bedarf es keines Beweises, daß sinnliche
                        Veränderungen des <app>
          <lem>Körpers</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Körpers,</rdg>
        </app> einen solchen Grad der Wirk<pb edRef="#b" n="16"/><pb edRef="#c" n="16"/>samkeit oder Lebhaftigkeit erhalten können, daß die Seele
                        gezwungen wird, nur diese Veränderungen des Körpers allein zu denken. Es <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>, wie die <index indexName="subjects-index">
          <term>Erfahrung</term>
        </index>Erfahrung lehret, ein Mensch durch heftige <index indexName="subjects-index">
          <term>Schmerzen</term>
        </index>Schmerzen ganz verstandlos und ohnmächtig werden. Angenehme
                        Veränderungen des Körpers sind zwar ihrer Natur nach <app>
          <lem>gemässigter</lem>
          <rdg wit="#a #d" type="v">gemäßigter</rdg>
        </app>, doch <app>
          <lem>benimt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">benimmt</rdg>
        </app> auch die <index indexName="subjects-index">
          <term>Empfindung</term>
        </index>Empfindung derselben zuweilen der Seele <app>
          <lem>auf kurze Zeit</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> das <index indexName="subjects-index">
          <term>Bewußtseyn</term>
        </index>Bewußtseyn aller übrigen Bestimmungen ihres Zustandes.</note>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_7">
      <head><pb edRef="#a" n="15"/> §. 7.</head>
      <p><index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app> nun <app>
          <lem>ebenfals</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">ebenfalls</rdg>
        </app>, wie die <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit, auf eine dreyfache Art in einem Menschen erwecket
                        werden:</p>
      <p>Erstlich, durch jede thätige <index indexName="subjects-index">
          <term>Mittheilung</term>
        </index>Mittheilung eines neuen Guten oder <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#d" type="pt">durch</rdg>
        </app> merkliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Verbesserung</term>
        </index>Verbesserung des innern oder <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
        </app> Zustandes eines Menschen, insonderheit, wenn sie ihm unerwartet <app>
          <lem>ist;</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
        </app> desgleichen durch Versprechungen, <app>
          <lem>die</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
        </app> ganz neue Aussichten in eine angenehme <index indexName="subjects-index">
          <term>Zukunft</term>
        </index>Zukunft eröfnen.</p>
      <p><app>
          <lem>Zweitens,</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Zweitens</rdg>
        </app> durch Anweisung und guten Rath, wie jemand sich einen neuen Zuwachs
                        der Vollkommenheit verschaffen könne. <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt"><choice>
              <abbr>Z. B.</abbr>
              <expan>Zum Beispiel</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Man entdecke <app>
          <lem><choice>
              <abbr>z. B.</abbr>
              <expan>zum Beispiel</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> einem arbeitsamen Manne, <app>
          <lem>der</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
        </app> mit vieler Mühe wenig erwirbt, wie er mit weniger Mühe viel erwerben
                        könne; wie vergnügt wird er darüber seyn, und wie oft wird <app>
          <lem>dis</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen sich bey jedem <app>
          <lem>merklichern</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">merklichen</rdg>
        </app> Anwachs seines <index indexName="subjects-index">
          <term>Wohlstand</term>
        </index>Wohlstandes erneuern!</p>
      <p>Drittens, durch Erweckung der Aufmerksamkeit auf den von jemand nicht
                        beahndeten Anwachs des Guten in seinem Zustande, und durch <index indexName="subjects-index">
          <term>Aufklärung</term>
        </index>Aufklärung der guten Folgen, <app>
          <lem>die</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
        </app> er davon zu erwarten berechtiget ist. Es hat <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> jemand eine edle und großmüthige Handlung verrichtet; ich eröfne
                        ihm, wie sehr er sich dadurch die Achtung und Liebe derer, von welchen sein
                            <pb edRef="#b" n="17"/>
        <pb edRef="#c" n="17"/>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Glück</term>
        </index>Glück abhängt, erworben habe, oder wie vortheilhaft überall davon <app>
          <lem>geurtheilet</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">geurtheilt</rdg>
        </app> worden sey; so <pb edRef="#d" n="15"/> wird ohnfehlbar ein inniges
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen ihn beleben, und <app>
          <lem>sein <index indexName="subjects-index">
              <term>Gemüth</term>
            </index>Gemüth wird durch</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> eine Menge <app>
          <lem>angenehmer</lem>
          <rdg wit="#d" type="om"/>
        </app> neuer <index indexName="subjects-index">
          <term>Hofnungen</term>
        </index>Hofnungen <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">werden sein <index indexName="subjects-index">
              <term>Gemüth</term>
            </index>Gemüth</rdg>
        </app> auf das angenehmste mehrere Tage hindurch <app>
          <lem>beschäftiget werden</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">beschäftigen</rdg>
        </app>.</p>
      <note place="end">Die Zufriedenheit beruhet mehr auf der Vorstellung von den <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c #d" type="pt">schon <hi>vorhandenen</hi></rdg>
        </app>
        <hi>fortdauernden</hi> guten Bestimmungen <app>
          <lem>unsres</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
          <rdg wit="#d" type="v">unseres</rdg>
        </app> Zustandes, in so fern wir sie als Gründe guter Folgen betrachten; das
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen <app>
          <lem>entspringt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">entspringet</rdg>
        </app> dagegen aus der Vorstellung eines <hi>neuen</hi> Guten oder eines
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>Anwachs</term>
        </index><hi>Anwachses</hi> der Vollkommenheit, folglich aus den <app>
          <lem><hi>Veränderungen</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Veränderungen</rdg>
        </app> des Zustandes. Hieraus <pb edRef="#a" n="16"/> erhellet nun, wie die
                        Mittel <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit zu <app>
          <lem>befördern,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">befördern</rdg>
        </app> und die Mittel <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen zu erwecken, theils mit einander übereinkommen, theils von
                        einander verschieden sind. Jedes neue Gute, was dem Menschen zu Theil wird,
                        erweckt bey der ersten Wahrnehmung <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen. Ist nun <app>
          <lem>dis</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
        </app> Gute etwas fortdaurendes, wie <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> wenn jemand ein Amt bekomt, davon er mit Bequemlichkeit leben <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>; so wird <app>
          <lem>dis</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
        </app> auch nachher, wenn die erste lebhafte Freude über die Erlangung
                        desselben vorüber ist, ein Grund der Zufriedenheit bleiben, weil es das
                        Uebergewicht der bleibenden <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheiten</term>
        </index>Vollkommenheiten seines Zustandes vermehrt; ist aber das Gute blos
                        vorübergehend, so daß es im ersten <index indexName="subjects-index">
          <term>Genuß</term>
        </index><app>
          <lem>Genuß</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Genusse</rdg>
        </app> selbst verschwindet, so trägt es nichts zur fortdaurenden
                        Zufriedenheit bey. <choice>
          <abbr>Z. B.</abbr>
          <expan>Zum Beispiel</expan>
        </choice>
        <app>
          <lem>wenn</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Wenn</rdg>
        </app> ein Armer nicht mehr <app>
          <lem>empfängt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">erhält</rdg>
          <rdg wit="#d" type="v">empfänget</rdg>
        </app>, als sich nur einmal zu sättigen <app>
          <lem>hinlänglich ist</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>, so <app>
          <lem>verliert</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">verlieret</rdg>
        </app> sich das <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen mit dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Genuß</term>
        </index><app>
          <lem>Genuß</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Genusse</rdg>
        </app>, und das wiederkehrende Bedürfniß verstattet keine lange Fortdauer
                        der Zufriedenheit.</note>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_8">
      <head>§. 8.</head>
      <p>Nachdem wir aus einander <app>
          <lem>gesetzt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">gesetzet</rdg>
        </app> haben, worin eigentlich die Zufriedenheit und das <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen im Menschen bestehe, wie sich solche erzeugen, und wie
                        viele <pb edRef="#b" n="18"/>
        <pb edRef="#c" n="18"/>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Grade</term>
        </index>Grade bey denselben statt finden können, so wird sich nun <app>
          <lem><hi>der Begrif der</hi>
            <index indexName="subjects-index">
              <term>Seligkeit</term>
            </index><hi>Seligkeit</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">der Begrif der Seligkeit</rdg>
        </app> selbst mit wenigen <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#d" type="pt">Worten</rdg>
        </app> deutlicher und bestimter angeben lassen. Niemand wird denjenigen für
                        selig erklären, in dessen <index indexName="subjects-index">
          <term>Gemüth</term>
        </index><app>
          <lem>Gemüth</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Gemüthe</rdg>
        </app> Zufriedenheit und <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen seltener, oder nur eben so oft als Unmuth und <index indexName="subjects-index">
          <term>Mißvergnügen</term>
        </index>Mißvergnügen angetroffen werden. <app>
          <lem>Wolten</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Wollten</rdg>
        </app> wir aber die <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit blos nach dem höchsten Grade derselben erklären, und
                        darauf einschränken, daß nur blos derjenige selig zu nennen sey, in dessen
                        Seele eine ganz unvermischte reine <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit und eine ununterbrochne Reihe <app>
          <lem>der</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">des</rdg>
        </app> man<pb edRef="#d" n="16"/>nigfaltigsten <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index><app>
          <lem>Vergnügen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Vergnügungen</rdg>
          <rdg wit="#d" type="v">Vergnügens</rdg>
        </app> ohne die geringsten Anwandlungen des Unmuths fortwalteten, so würde
                        die <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit über<pb edRef="#a" n="17"/>all kein Loos der Sterblichen
                        seyn. Da aber die heiligen Schriften versichern, daß wahre Christen schon
                        hier selig sind, ob sie gleich eine noch <app>
          <lem>grössere</lem>
          <rdg wit="#a #d" type="v">größere</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit erwarten, so müssen wir unsre Erklärung ihrem <index indexName="subjects-index">
          <term>Sprachgebrauch</term>
        </index><app>
          <lem>Sprachgebrauch <app>
              <lem>gemässer</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">gemäßer</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#d" type="pp">Sprachgebrauche gemäßer</rdg>
        </app> einzurichten versuchen. Es giebt, wie wir schon <app>
          <lem>gezeigt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">gezeiget</rdg>
        </app> haben, ungemein viele <index indexName="subjects-index">
          <term>Grade</term>
        </index>Grade der <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit und des <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügtseyn</term>
        </index>Vergnügtseyns, so wol der innern <index indexName="subjects-index">
          <term>Empfindung</term>
        </index>Empfindung als der Fortdauer nach, und daher wird es schwer, genau
                        zu bestimmen, bey welchem Grade man anfangen <app>
          <lem>soll</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">solle</rdg>
        </app>, die niedrigste Staffel der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit anzusetzen. Wir können aber nun schon so viel sicher
                        behaupten, daß ein Mensch um so seliger sey, je <app>
          <lem>mehr</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">mehr,</rdg>
        </app> oder je fortdaurender und lebhafter er sich des wachsenden <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht der Vollkommenheiten</term>
        </index>Uebergewichts der <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheiten</term>
        </index>Vollkommenheiten seines gesamten Zustandes über die
                        Unvollkommenheiten desselben bewußt ist.</p>
      <note place="end">Je mehr der Mensch sich des <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht des Guten</term>
        </index>Uebergewichts des Guten seines Zustandes bewußt ist, desto <app>
          <lem>zufriedner</lem>
          <rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
              <sic>zufridner</sic>
              <corr type="editorial">zufriedner</corr>
            </choice></rdg>
        </app>, und je mehr des Anwachses desselben er sich bewußt ist, desto
                        vergnügter ist er.</note>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_9">
      <head><pb edRef="#b" n="19"/>
        <pb edRef="#c" n="19"/> §. 9.</head>
      <p>Diese Erklärung von der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit ist auf alle endliche Geister, von deren Existenz eine
                        unaufhörliche Folge von Veränderungen des innern und <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
        </app> Zustandes nicht abgesondert werden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>, in jeder gedenkbaren Scene ihres Daseyns ohne Ausnahme anzuwenden.
                        Wir lehren nemlich hierdurch vollständig: <list>
          <item><label>1.</label> Daß keine <app>
              <lem>gegründete</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">wahre</rdg>
            </app>
            <index indexName="subjects-index">
              <term>Seligkeit</term>
            </index>Seligkeit in einem <index indexName="subjects-index">
              <term>endlicher Geist</term>
            </index>endlichen Geiste <app>
              <lem>statt finden</lem>
              <rdg wit="#a" type="pp">angetroffen werden</rdg>
            </app> könne, in dessen <app>
              <lem>gesamtem</lem>
              <rdg wit="#a #d" type="v">gesamten</rdg>
            </app> Zustande nicht wirklich <list>
              <item><label>a)</label> ein <index indexName="subjects-index">
                  <term>Uebergewicht des Guten</term>
                </index>Uebergewicht des Guten über das Böse,</item>
              <item><label>b)</label> insonderheit mehr Gründe zu guten als <app>
                  <lem>übeln</lem>
                  <rdg wit="#d" type="v">üblen</rdg>
                </app> bevorstehenden Veränderungen,</item>
              <item><label>c)</label> ein <index indexName="subjects-index">
                  <term>Wachsthum der Vollkommenheiten</term>
                </index>Wachsthum der <index indexName="subjects-index">
                  <term>Vollkommenheiten</term>
                </index>Vollkommenheiten, wodurch die Gründe zu neuen guten
                                        Erwartungen zugleich vermehret werden, vorhanden sind. <pb edRef="#a" n="18"/>
                <pb edRef="#d" n="17"/></item>
            </list></item>
          <item><label>2.</label> Daß aber <app>
              <lem>die</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">wahre</rdg>
            </app>
            <index indexName="subjects-index">
              <term>Seligkeit</term>
            </index>Seligkeit nur <app>
              <lem>alsdenn</lem>
              <rdg wit="#d" type="v">alsdann</rdg>
            </app> erst wirklich entstehe, wenn wir uns dieser vortheilhaften
                                Beschaffenheit unsres Zustandes bewußt werden: folglich wenn wir <list>
              <item><label>a)</label> das Uebergewicht der guten <app>
                  <lem>Bestimmungen</lem>
                  <rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
                      <term>Bestimmung</term>
                    </index>Bestimmung</rdg>
                </app> unsres Zustandes <index indexName="subjects-index">
                  <term>anschauend</term>
                </index>anschauend erkennen,</item>
              <item><label>b)</label> aus den <app>
                  <lem>vorhandnen</lem>
                  <rdg wit="#d" type="v">vorhandenen</rdg>
                </app> Gründen erfreuliche <index indexName="subjects-index">
                  <term>Hofnungen</term>
                </index>Hofnungen wirklich herleiten, und klar uns
                                        vorstellen,</item>
              <item><label>c)</label> den <index indexName="subjects-index">
                  <term>Wachsthum</term>
                </index>Wachsthum unsrer <index indexName="subjects-index">
                  <term>Vollkommenheiten</term>
                </index>Vollkommenheiten, und die sich uns <app>
                  <lem>eröfnende neue</lem>
                  <rdg wit="#d" type="pp">eröfnenden neuen</rdg>
                </app> Aussichten in eine noch bessere <index indexName="subjects-index">
                  <term>Zukunft</term>
                </index>Zukunft wirklich bemerken.</item>
            </list></item>
          <item><label>3.</label> Daß demnach die <index indexName="subjects-index">
              <term>Grade</term>
            </index>Grade der <index indexName="subjects-index">
              <term>Seligkeit</term>
            </index>Seligkeit bestimt werden <list>
              <item><label>a)</label>
                <app>
                  <lem>den Gründen nach</lem>
                  <rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">materialiter</foreign></rdg>
                </app> oder <app>
                  <lem><foreign xml:lang="lat">objectiue</foreign>,
                                                theils</lem>
                  <rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">objectiue</foreign></rdg>
                </app> durch die <app>
                  <lem><app>
                      <lem>Grösse</lem>
                      <rdg wit="#d" type="v">Größe</rdg>
                    </app></lem>
                  <rdg wit="#a" type="pp">Größe, theils</rdg>
                </app> des Uebergewichts der fortdaurenden <index indexName="subjects-index">
                  <term>Vollkommenheiten</term>
                </index>Vollkommenheiten unsres Zustandes über die <pb edRef="#b" n="20"/>
                <pb edRef="#c" n="20"/> Unvollkommenheiten desselben, theils <app>
                  <lem>durch die Menge</lem>
                  <rdg wit="#a" type="pp">des öftern wirklichen
                                                Zuwachses</rdg>
                </app> neuer <app>
                  <lem>nach und nach hinzukommender</lem>
                  <rdg wit="#a" type="om"/>
                </app>
                <index indexName="subjects-index">
                  <term>Vollkommenheiten</term>
                </index>Vollkommenheiten oder <app>
                  <lem>angenehmer und vortheilhafter</lem>
                  <rdg wit="#a" type="pp">des angenehmen und
                                                vortheilhaften in unsern</rdg>
                </app> Veränderungen.</item>
              <item><label>b)</label>
                <app>
                  <lem>der <index indexName="subjects-index">
                      <term>Empfindung</term>
                    </index>Empfindung nach</lem>
                  <rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">formaliter</foreign></rdg>
                </app> oder <app>
                  <lem><foreign xml:lang="lat">subjectiue</foreign>,</lem>
                  <rdg wit="#a" type="v"><foreign xml:lang="lat">subjectiue</foreign></rdg>
                </app> theils durch den Grad der Lebhaftigkeit, womit wir
                                        uns das Gute unsres Zustandes vorstellen; theils durch die
                                        Fortdauer unsres <index indexName="subjects-index">
                  <term>Bewußtseyn</term>
                </index>Bewußtseyns von dem <app>
                  <lem>Uebergewicht</lem>
                  <rdg wit="#d" type="v">Uebergewichte</rdg>
                </app> und <index indexName="subjects-index">
                  <term>Anwachs</term>
                </index><app>
                  <lem>Anwachs</lem>
                  <rdg wit="#d" type="v">Anwachse</rdg>
                </app> unsrer <index indexName="subjects-index">
                  <term>Vollkommenheiten</term>
                </index><app>
                  <lem>Vollkommenheiten:</lem>
                  <rdg wit="#d" type="v">Vollkommenheiten;</rdg>
                </app> indem unsre <index indexName="subjects-index">
                  <term>Seligkeit</term>
                </index>Seligkeit jedesmal unterbrochen wird, so oft wir
                                        unsre Aufmerksamkeit mehr auf die Schranken und Mängel oder <app>
                  <lem>kleinere</lem>
                  <rdg wit="#d" type="v">kleineren</rdg>
                </app> Verschlimmerungen unsrer Lage, als auf das
                                        überwiegende Gute unsres Zustandes und unsrer <index indexName="subjects-index">
                  <term>Hofnungen</term>
                </index>Hofnungen richten.</item>
            </list></item>
        </list></p>
    </div>
    <div type="section" xml:id="st_section_10">
      <head>§. 10.</head>
      <p>Um sich von der <app>
          <lem>Wahrheit</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Richtigkeit</rdg>
        </app> und allgemeinen Anwendbarkeit dieser Erklärung: daß die <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit oder Glück<pb edRef="#a" n="19"/>seligkeit endlicher
                        Geister in dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Bewußtseyn</term>
        </index>Bewußtseyn des <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">wachsenden</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht der Vollkommenheiten</term>
        </index><app>
          <lem>Uebergewichts</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Uebergewichtes</rdg>
        </app> der <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheiten</term>
        </index>Vollkommenheiten ihres Zustandes über die <app>
          <lem>Unvollkommenheiten, mit wahrscheinlicher <index indexName="subjects-index">
              <term>Hofnung</term>
            </index>Hofnung der Fort<pb edRef="#d" n="18"/>dauer und des fernern
                                Anwachses desselben</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">Unvollkommenheiten</rdg>
        </app> bestehe, noch mehr zu <app>
          <lem>überzeugen,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">überzeugen;</rdg>
        </app> darf man sich nur <hi>zuvörderst</hi> deutlich machen, daß kein
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>endlicher Geist</term>
        </index>endlicher Geist jemals in einen Zustand, <app>
          <lem>darin</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">in welchem</rdg>
        </app> gar keine <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebel</term>
        </index>Uebel oder Mängel statt fänden, versetzt werden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>. So wol jede einzelne Vollkommenheit eines endlichen Dinges, als auch
                        die Summe des mannigfaltigen Guten, welche es zugleich besitzen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>, ist nothwendig eingeschränkt und endlich. Diese Schranken und Mängel
                        eines <app>
          <lem>höhern</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">höheren</rdg>
        </app> Grades der Vollkommenheit sind aber wahre <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebel</term>
        </index>Uebel; und die meisten <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebel</term>
        </index>Uebel, worüber sich Menschen beklagen, sind nichts anders als Mängel
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>höhere Grade</term>
        </index>höherer <index indexName="subjects-index">
          <term>Grade</term>
        </index>Grade des Guten, wovon sie zu wenig zu besitzen glauben. Hieraus <pb n="21" edRef="#b"/>
        <pb edRef="#c" n="21"/> erhellet die Wahrheit <hi>des ersten Theils unsrer
                            Erklärung</hi>, daß zur <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit nicht die Vorstellung von lauter <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheiten</term>
        </index>Vollkommenheiten, sondern nur vom <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebergewicht der Vollkommenheiten</term>
        </index><app>
          <lem><hi>Uebergewicht</hi></lem>
          <rdg wit="#d" type="v"><hi>Uebergewichte</hi></rdg>
        </app> derselben über die Unvollkommenheiten erfordert werde, und daß <app>
          <lem>man</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">man,</rdg>
        </app> um zufrieden zu seyn, sich nur das Gute seines Zustandes klärer und
                        lebhafter als die Mängel und <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebel</term>
        </index>Uebel desselben vorstellen müsse. <hi>Hiernächst</hi> versuche man <app>
          <lem>selbst</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">selbst,</rdg>
        </app> den allerglückseligsten Zustand, in welchen man sich versetzt zu
                        sehen wünschet, völlig auszumalen, und man wird bemerken, daß so bald man
                        denselben als unveränderlich fortdaurend denket, oder auch nur eine gewisse
                        Gleichförmigkeit und Einerleyheit in irgends einer Beziehung <app>
          <lem>annimt</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">annimmt</rdg>
        </app>, aller <app>
          <lem>Reiz</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Reitz</rdg>
        </app> sich <app>
          <lem>verliert</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">verlieret</rdg>
        </app>. Wir müssen Gelegenheit <app>
          <lem>haben,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">haben</rdg>
        </app> uns und unsern Zustand <app>
          <lem>vollkomner</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
        </app> zu machen, wenn wir vergnügt seyn sollen. <app>
          <lem>Dis</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">Dies</rdg>
        </app> erfordert der Grundtrieb aller selbstthätigen Geschöpfe, deren
                        Existenz durch eine Reihe auf einander folgender Abänderungen ihres innern
                        und <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">äußern</rdg>
        </app> Zustandes <app>
          <lem>bestimt</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">bestimmt</rdg>
        </app> wird. Denn selbstthätig leben <app>
          <lem>heißt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">heißet</rdg>
        </app> nichts anders, als zur <index indexName="subjects-index">
          <term>Verbesserung</term>
        </index>Verbesserung seines Zustandes wirken. Hierdurch wird die Wahrheit
                            <hi>des zweiten Theils unsrer Erklärung</hi>, <pb edRef="#a" n="20"/>
                        daß ein <index indexName="subjects-index">
          <term>Bewußtseyn</term>
        </index>Bewußtseyn des <index indexName="subjects-index">
          <term>Anwachs</term>
        </index><hi>Anwachses</hi> unsrer <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheiten</term>
        </index>Vollkommenheiten zur <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit nöthig sey, <app>
          <lem>bestätigt:</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">bestätigt,</rdg>
          <rdg wit="#d" type="v">bestätiget:</rdg>
        </app> und daraus <app>
          <lem>folgt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">folget</rdg>
        </app> zugleich, daß es auch in <app>
          <lem>dem</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
        </app> allerglückseligsten Zustande eines <index indexName="subjects-index">
          <term>endlicher Geist</term>
        </index>endlichen Geistes noch immer Bedürfnisse geben müsse, <pb edRef="#d" n="19"/> die unsre Wirksamkeit unterhalten, und dem Grundtriebe aller
                            <index indexName="subjects-index">
          <term>Selbstthätigkeit</term>
        </index>Selbstthätigkeit, sich <app>
          <lem>vollkomner</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
        </app> zu machen, immerfort Nahrung und <app>
          <lem>süsse</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">süße</rdg>
        </app> Befriedigung verschaffen. Es ist nun zu zeigen, theils in wie weit
                        überhaupt der Mensch Empfänglichkeit und Anlagen <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit zu erhalten habe, theils in welchem Grade dieselbe im
                        gegenwärtigen Zustande bey uns statt finden <app>
          <lem>können</lem>
          <rdg wit="#c #d" type="v">könne</rdg>
        </app>.</p>
      <note place="end"><pb n="22" edRef="#b"/>
        <pb edRef="#c" n="22"/> Auch Hindernisse unsrer Bestrebungen nach
                        Vollkommenheit sind dem <index indexName="subjects-index">
          <term>Wachsthum</term>
        </index><app>
          <lem>Wachsthum</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">Wachsthume</rdg>
        </app> der Kräfte förderlich, weil ohne solche der volle Gebrauch und die
                        Anstrengung der Kräfte, wodurch sie sich verstärken müssen, nicht gedacht
                        werden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
        </app>. In dem glückseligsten Zustande jedes <index indexName="subjects-index">
          <term>endlicher Geist</term>
        </index>endlichen Geistes sind daher <app>
          <lem>innre</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>äußre</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">äußere</rdg>
        </app> Hindernisse und Widrigkeiten, der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seligkeit</term>
        </index>Seligkeit unbeschadet, und selbst zur Beförderung derselben
                        anzunehmen: wie solche denn auch aus den physischen Einschränkungen
                        endlicher Geister in jedem Zustande nothwendig folgen. Wenn nur die Aussicht
                        und <index indexName="subjects-index">
          <term>Hofnung</term>
        </index>Hofnung vorhanden ist, sie nach und nach zu besiegen, so schwächen
                        sie die <index indexName="subjects-index">
          <term>Zufriedenheit</term>
        </index>Zufriedenheit nicht, und jeder Triumph über dieselbe <app>
          <lem>bringt</lem>
          <rdg wit="#d" type="v">bringet</rdg>
        </app> das lebhafteste <index indexName="subjects-index">
          <term>Vergnügen</term>
        </index>Vergnügen hervor.</note>
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