<div xml:id="st_chapter_V" type="chapter">
<head type="main" xml:id="st_V_head_a"><pb edRef="#a" n="88"/>
<pb edRef="#b" n="94"/>
<pb edRef="#c" n="94"/>
<pb edRef="#d" n="84"/> Fünfter Abschnitt.</head>
<head type="sub" xml:id="st_V_head_b">
<choice>
<orig>Von den willkührlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen, welche den Einfluß des Christenthums auf die
Glückseligkeit verhindern.</orig>
<supplied reason="toc-title">Fünfter Abschnitt. Von den willkührlichen
Hypothesen, welche den Einfluß des Christenthums auf die Glückseligkeit
verhindern.</supplied>
<supplied reason="column-title">Fünfter Abschnitt</supplied>
</choice>
</head>
<div type="section-group" xml:id="st_V_41-45">
<div type="section">
<head>§. 41.</head>
<p>Die göttliche Kraft des <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangeliums alle diejenigen, welche es als einen von <app>
<lem>Gott <app>
<lem>bekanten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekant gemachten</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">GOtt bekannten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht annehmen, zu immer höherer <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Glückseligkeit</term>
</index>moralischer Glückseligkeit zu erheben, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> sich nur in so fern <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
</app>, als der Vortrag desselben nach seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung zur Erweckung Gott ähnlicher Gesinnungen gerichtet wird.
Die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche und Völker lehret, daß solches nicht immer geschehen <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sey</rdg>
</app>. Schon <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b94"/><index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> klaget <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Tim:1:4" to="f"><app>
<lem>1 Tim. 1, 4 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction"><choice>
<sic>1 Tim. 1. 4 f.</sic>
<corr type="editorial">1 Tim. 1, 4 f.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange></bibl> daß sich <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche einfänden, welche mehr auf Grübeleyen und ins <app>
<lem>unendlich</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">unendliche</rdg>
</app> gehende <app>
<lem>spekulative</lem>
<rdg wit="#a" type="v">speculative</rdg>
</app> Fragen, als auf die wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Erbauung</term>
</index>Erbauung der Gläubigen dächten, dabey aber den ganzen Endzweck der
Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe von reinem <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen, von gutem <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen und ungeheuchelter Treue zu befördern, verfehlten, und bey
ihrem gelehrt scheinenden <app>
<lem>Geschwätz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geschwätze</rdg>
</app> doch selbst nicht wüßten, was sie sagten, oder behaupten <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">wollten</rdg>
</app>. Er warnet den <index indexName="persons-index">
<term>Timotheus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cr">Timotheus</persName>
<app>
<lem>wiederhohlentlich</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wiederholentlich</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:4:7">1 <choice>
<abbr>Br.</abbr>
<expan>Brief</expan>
</choice>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app> 4, 7.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:6:4 1Tim:6:5 1Tim:6:20"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 6, 4. 5. 20.</citedRange></bibl> so wie den <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Tit:3:9"><index indexName="persons-index">
<term>Titus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cs">Titus</persName>
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, 9.</citedRange></bibl> vor allem gelehrten
Schulgezänke; und dennoch hat solches bald nachher unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrern der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche überhand genommen, so daß sie ganz des <app>
<lem><app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">großen</rdg>
</app> Gebots</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">großen Gebotes</rdg>
</app> der Liebe vergessen, und sich über Fragen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> keiner zu beantworten <app>
<lem>verstund</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verstand</rdg>
</app>, über geständliche Geheimnisse, aufs <app>
<lem>äusserste</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">äußerste</rdg>
</app>
<app>
<lem>gehaßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehasset</rdg>
</app> und <app>
<lem>verfolget</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verfolgt</rdg>
</app> haben. Diese Zänkereyen über blos <app>
<lem>spekulative</lem>
<rdg wit="#a" type="v">speculative</rdg>
</app> gelehrte <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen hoben <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indeß</rdg>
</app> noch nicht gerade zu die beseligenden Wirkungen der praktischen
Lehren des <pb edRef="#a" n="89"/>
<pb n="95" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="95"/> Christenthums auf, sie änderten dieselben auch nicht
<pb edRef="#d" n="85"/> merklich, sondern schwächten nur die
Aufmerksamkeit auf dieselben, und den Eifer auf ihre Anwendung und Uebung zu
dringen. Aber <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b95"/>in der
ersten Hälfte des 5ten Jahrhunderts gelang es einem afrikanischen Rhetor und
Bischof, <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName>, sein aus
Vermischung des <index indexName="subjects-index">
<term>Manichäismus</term>
</index>Manichäismus und der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift entstandenes <index indexName="subjects-index">
<term>Privatsystem</term>
</index>Privatsystem in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche einzuführen, und mit Gewalt zur herrschenden Lehre der <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">lateinischen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche zu machen. Durch dieses wurde nun <app>
<lem>gerade zu</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">geradezu</rdg>
</app> alle Wirkung des Christenthums auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität der Menschen, und auf die Beförderung der daraus
entstehenden <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höheren Glückseligkeit gehemmet. Da dieser Mann so wol in der
römischen, als in beyden <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Kirchen</term>
</index><app>
<lem><choice>
<sic>prostestantischen</sic>
<corr type="editorial">protestantischen</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">protestantischen</rdg>
</app> Kirchen noch in einem solchen Ansehen stehet, daß obgleich der <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größere</rdg>
</app> Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen in allen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrif verwirft, dennoch jeder sich <app>
<lem>scheuet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">scheuet,</rdg>
</app> ihm <app>
<lem>gerade zu</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">geradezu</rdg>
</app> zu widersprechen, und sich nur bemühet, seinen Worten einen gelindern
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn beyzulegen; so will ich erst zeigen, wie wenig <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> die geringste
<index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche zu haben <app>
<lem>verdienet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verdiene</rdg>
</app>; und <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dann</rdg>
</app> es beweisen, daß alle von ihm aufgebrachte Lehren den gesamten
Einfluß des Christenthums auf die menschliche Glückseligkeit aufheben.</p>
<note place="end">Bey allen theologischen <index indexName="subjects-index">
<term>Streitfragen</term>
</index>Streitfragen muß man sich zuvörderst deutlich machen, was die
Bejahung oder Verneinung derselben für einen Einfluß auf unsre <app>
<lem>Gesinnungen</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Gesiunungen</sic>
<corr type="editorial">Gesinnungen</corr>
</choice></rdg>
</app> haben würde. Wird Gott uns nicht liebenswürdiger, unser <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu ihm nicht <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größer</rdg>
</app>, unsre Betriebsamkeit ihm wohlgefällig zu werden nicht <app>
<lem>verstärkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verstärket</rdg>
</app>, wenn wir die eine oder die andre <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung <app>
<lem>annehmen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">annehmen,</rdg>
</app> so können wir die ganze Frage unentschieden lassen, und kaltblütig
oder vielmehr <app>
<lem>mittleidsvoll</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">mitleidsvoll</rdg>
</app> den Federkriegen zusehen, und uns glücklich schätzen, wenn man uns <app>
<lem>erlaubt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erlaubt,</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>neutral</term>
</index>neutral zu bleiben. Hat aber die <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Beantwortung einer Streitfrage einen unmittelbaren Einfluß auf die
Gesinnungen, so muß <pb edRef="#a" n="90"/> man <app>
<lem>entscheiden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">entscheiden</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="96"/>
<pb edRef="#c" n="96"/> und dasjenige freymüthig und standhaft sagen und
behaupten, was man als Wahrheit erkennet. Zur letztern Art gehören <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehrmeinungen</rdg>
</app>.</note>
</div>
<div type="section">
<head>§. 42.</head>
<p><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b96"/><index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> hat uns selbst
seine Lebensgeschichte in seinen <index indexName="classics-index">
<term>
<persName>Augustin von Hippo</persName>
<title>conf.</title>
</term>
</index><foreign xml:lang="lat">libris confessionum</foreign> aufgezeichnet.
Ich übergehe, daß er <pb edRef="#d" n="86"/> nach seinem <app>
<lem>eignen Geständniß</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eigenen Geständnisse</rdg>
</app>
<app>
<lem>sehr heftige Leidenschaften gehabt, und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in seiner Jugend sich den aller lüderlichsten Ausschweifungen
überlassen, <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und</rdg>
</app> seine Aeltern, wo er nur <app>
<lem>gekont</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gekonnt</rdg>
</app>, bestohlen und betrogen hat; <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> hat nur einen entfernten Einfluß auf seine Lehren. Allein folgende
von ihm erzählte Umstände, verdienen unsre größte Aufmerksamkeit: <list>
<item><label>a)</label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b96_2"/>Daß er
einen beständigen Widerwillen gegen die <app>
<lem>griechische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grichische</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache gehabt, und solche durchaus nicht erlernen <app>
<lem>gewolt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewollt</rdg>
</app> hat. Daher ist es nun gekommen, daß er das <index indexName="subjects-index">
<term>neues Testament</term>
</index>neue Testament nur blos in der lateinischen Uebersetzung,
die Schriften der <app>
<lem>griechischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grichischen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenväter</term>
</index>Kirchenväter aber gar nicht gelesen hat, folglich sich auch
keine gründliche Erkentniß von dem, <app>
<lem><hi>was bisher in der ältern</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>griechische Kirche</term>
</index><hi>griechischen Kirche</hi>
<app>
<lem><hi>gelehrt</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>gelehret</hi></rdg>
</app>
<hi>worden war</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">was bisher in der ältern grichischen
Kirche gelehrt worden war</rdg>
</app>, zu verschaffen im Stande gewesen ist.</item>
<item><label>b)</label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b96_3"/>Daß er die
Gelegenheiten, welche seine Aeltern ihm zum studiren machten, gar
nicht benutzet, sondern sich in <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">allem</rdg>
</app> auf sein <app>
<lem>eigen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenes</rdg>
</app> Genie allein verlassen, und daher auch alle <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app> Einfälle ohne lange Prüfung behauptet, und mit seinem
lebhaften <index indexName="subjects-index">
<term>Witz</term>
</index>Witz wahrscheinlich zu machen gesucht hat: wie besonders
seine elenden <app>
<lem>Kommentarien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Commentarien</rdg>
</app> über die <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift zeigen.</item>
<item><label>c)</label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b96_4"/>Daß er
eine geraume Zeit die Rhetorik zu <app>
<lem>Karthago</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Carthago</rdg>
</app>, Rom und Milan gelehret hat, und daher in allen <app>
<lem>Klopffechterkünsten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Klopfechterkünsten</rdg>
</app>, eine <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung durchzusetzen und andre davon zu überreden, geübt
gewesen ist.</item>
<item><label>d)</label>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b96f"/>Daß er, ehe
ihn <index indexName="classics-index">
<term>Ambrosius</term>
</index><persName ref="textgrid:2sx6x">Ambrosius</persName>
<app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app> hat, das Christenthum anzunehmen, sich zum <index indexName="subjects-index">
<term>manichäisch</term>
</index>manichäischen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index><app>
<lem>Lehr<pb edRef="#b" n="97"/><pb edRef="#c" n="97"/>begrif</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehrbegriffe</rdg>
</app>
<app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> hat. Da dieser Umstand das meiste <pb edRef="#a" n="91"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht über sein nachmaliges <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System vom Christenthum verbreitet, so muß hierüber
folgendes <app>
<lem>bemerkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bemerket</rdg>
</app> werden. <index indexName="persons-index">
<term>Mani</term>
</index><persName ref="textgrid:40xjt">Manes</persName> war ein
persischer Gelehrter, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> das alte philosophische Lehrgebäude der Magier <app>
<lem>oder Sabier</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> unter den Christen einzuführen suchte, und zu diesem <app>
<lem>Zweck</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zwecke</rdg>
</app> sich für den größten der <app>
<lem>Apostel,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Apostel</rdg>
</app> oder für den <foreign xml:lang="grc">παρακλητος</foreign>,
welchen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Chri<pb edRef="#d" n="87"/>stus</persName> an <app>
<lem>seine</lem>
<rdg wit="#d" type="v">seiner</rdg>
</app> Statt zu senden versprochen hatte, ausgab, und vermöge dieser
höhern Gesandtschaft der übrigen Apostel Schriften verbessern <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte</rdg>
</app>. Ob nun gleich nachher <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> gegen die
<index indexName="subjects-index">
<term>Manichäer</term>
</index>Manichäer geschrieben<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">hat</rdg>
</app>, in so fern sie die heiligen Bücher veränderten und allerley
schwärmerische Lehren mit dem <app>
<lem>Christenthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthume</rdg>
</app> vermischten, so behielt er doch im Grunde das philosophische
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System der Magier bey. Nach demselben war zwar nur ein Gott,
als das <index indexName="subjects-index">
<term>principium</term>
</index><foreign xml:lang="lat">principium</foreign> des Guten,
unter dem Bilde <app>
<lem>eines</lem>
<rdg wit="#d" type="v">des</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Lichts, welches sich immerfort auszubreiten <app>
<lem>sucht;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sucht,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">suchet;</rdg>
</app> zugleich aber auch ein <app>
<lem>objektives</lem>
<rdg wit="#a" type="v">objectives</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>principium</term>
</index><foreign xml:lang="lat">principium</foreign> der Materie
unter dem Bilde der Finsterniß, welches die Ausbreitung des <app>
<lem>Lichts hinderte</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Lichtes hindere</rdg>
</app>, und woraus alles <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel in der Welt <app>
<lem>entstünde</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entstehe</rdg>
</app>, angenommen. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b97"/>Da nun schon <index indexName="classics-index">
<term>Tertullian</term>
</index><persName ref="textgrid:2v8z2">Tertullian</persName> und die
meisten damaligen afrikanischen Kirchenlehrer die Seele für
materiell hielten, und lehreten, daß sie <foreign xml:lang="lat">per
traducem</foreign> aus Partikeln der Seele der Aeltern
entstünde, so mußte nun <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> nach
seiner Philosophie ganz natürlich auf das <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System kommen, daß die Seele durchaus zu <app>
<lem>allem Guten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">allen guten</rdg>
</app> unthätig sey, und Gott alles <app>
<lem>übernatürlich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in ihr wirken <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müsse</rdg>
</app>. Hieraus sind denn weiter alle übrige Lehren desselben von
<index indexName="subjects-index">
<term>Prädestination</term>
</index>Prädestination und Verwerfung; von willkührlichen Handlungen
Gottes; von <app>
<lem>unwiderstehlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unwiderstehligen</rdg>
</app> Wirkungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> geflossen, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_12">
<sic>welcher</sic>
<corr type="authorial">welche</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>allen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Fleiß in der Gemüthsbesserung und <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend und alles kindliche <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu Gott bey den Menschen vernichten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gewisser maßen ein <foreign xml:lang="lat">fatum immorale</foreign> eingeführt
haben</rdg>
</app>.</item>
</list></p>
<note place="end"><pb edRef="#b" n="98"/>
<pb edRef="#c" n="98"/> Die Auflösung der Frage, woher das Böse in der Welt
komme, wenn man nur ein <app>
<lem>höchst gütiges</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">höchstgütiges</rdg>
</app> und unendlich <pb edRef="#a" n="92"/> mächtiges Wesen zum <index indexName="subjects-index">
<term>Urheber</term>
</index>Urheber derselben <app>
<lem>annimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">annimmt</rdg>
</app>, hat von je her die scharfsinnigsten Weisen in Verlegenheit <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesetzet</rdg>
</app>. Man glaubt mehrentheils allgemein, daß die <app>
<lem>Magier</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Magier,</rdg>
</app> um den Ursprung des Bösen zu <app>
<lem>erklären</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erklären,</rdg>
</app> ein doppeltes <app>
<lem>effektives</lem>
<rdg wit="#a" type="v">effectives</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>principium</term>
</index>Principium oder einen guten und einen bösen Gott angenommen hätten,
welche mit fast gleicher Kraft gegen einander wirkten, woraus die Mischung
des Guten und Bösen in der Welt entstünde. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b98"/>Gewiß ist, daß die Juden ihre Theorie vom <index indexName="subjects-index">
<term>Teufel</term>
</index>Teufel zu Babylon daraus erlernet haben. Man darf nur <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Sam:24:1"><app>
<lem>2 Sam. 24, 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>2 Sam, 24, 1.</sic>
<corr type="editorial">2 Sam. 24, 1.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange></bibl> mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Chr:21:1">1 Chron. <app>
<lem>22 (21),</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">22, (21,)</rdg>
</app> 1.</citedRange></bibl> vergleichen, um sich davon zu
überzeugen. Nach einer fast allge<pb edRef="#d" n="88"/>meinen Vermuthung
sind die Bücher <index indexName="persons-index">
<term>Samuel</term>
</index><persName ref="textgrid:3phsq">Samuels</persName> vor der
babylonischen Gefangenschaft aufgesetzt oder <app>
<lem>vielmehr</lem>
<rdg wit="#d" type="v">doch</rdg>
</app> aus vorher geschriebenen Nachrichten <app>
<lem>excerpirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ausgezogen</rdg>
</app> worden. Damals hatte das jüdische Volk noch zu <app>
<lem>wenig</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wenige</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kultur</term>
</index>Kultur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Cultur</rdg>
</app>, es <app>
<lem>anstössig</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">anstößig</rdg>
</app> zu finden, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Jehova</term>
</index>Jehovah willkührlich handeln, und auch zu moralisch bösen Handlungen <app>
<lem><choice>
<sic>jemaud</sic>
<corr type="editorial">jemand</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">jemand</rdg>
</app>
<app>
<lem>reizen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">reitzen</rdg>
</app> könne. Es wird daher <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Sam:24:1">2 Sam. 24, 1.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>gesagt,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gesagt:</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Jehova</term>
</index>Jehova wäre <app>
<lem>ergrimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ergrimmt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">ergrimmet</rdg>
</app>, und hätte den <index indexName="persons-index">
<term>David</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t1">David</persName>
<app>
<lem>gereizt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gereitzt</rdg>
</app> das Volk zu zählen. Dagegen wird in den Büchern der Chronike, welche
unläugbar nach der babylonischen Gefangenschaft geschrieben worden sind,
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Chr:21:1">1 <choice>
<abbr>B.</abbr>
<expan>Buch</expan>
</choice> 22, 1.</citedRange></bibl>
eben
dieselbe <app>
<lem>Anreizung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Anreitzung</rdg>
</app> des <index indexName="persons-index">
<term>David</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t1"><app>
<lem>Davids</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Davids,</rdg>
</app></persName> das Volk zu zählen, dem Satan zugeschrieben, welchen
nun die Juden, als das dem guten <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gotte</rdg>
</app> entgegen wirkende, jedoch etwas schwächere Wesen in Chaldäa kennen <app>
<lem>gelernt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gelernet</rdg>
</app> hatten. Mir <app>
<lem>scheint</lem>
<rdg wit="#d" type="v">scheinet</rdg>
</app> es aber höchst wahrscheinlich, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b98_2"/>daß die alten persischen Weisen, so wol von den
Juden, als von ihren spätern und minder scharfsinnigen Gegnern nicht recht
verstanden worden sind, und daß sie in ihrer Bildersprache schon eben das
zur Erklärung über den Ursprung des Bösen in der Welt gelehret haben, was in
neuern Zeiten <app>
<lem>vom</lem>
<rdg wit="#d" type="v">von</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Leibniz, Gottfried Wilhelm</term>
</index><persName ref="textgrid:327kf">Leibnitz</persName> und von andern
christlichen Vernunftweisen deutlicher und <app>
<lem>bestimter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmter</rdg>
</app> behauptet worden ist. Nemlich es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> schlechthin kein endliches Ding <pb edRef="#c" n="99"/> unendlich
vollkommen werden, denn sonst <pb edRef="#a" n="93"/> würde es Gott: <pb edRef="#b" n="99"/> folglich <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> jedes endliche Ding nur einen gewissen Grad der <index indexName="subjects-index">
<term>Realität</term>
</index>Realität oder des Guten erhalten, und daher wird die <index indexName="subjects-index">
<term>Mittheilung</term>
</index>Mittheilung des Guten an die <app>
<lem>Objekte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Objecte</rdg>
</app> durch derselben wesentliche Schranken <app>
<lem>begrenzt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begränzt</rdg>
</app>. Da nun aus den wesentlichen Schranken der Dinge ihre natürliche
Mängel und Unvollkommenheiten, so wol die physischen, als moralischen
entstehen; so erhellet, daß Gott zwar der <index indexName="subjects-index">
<term>Urheber</term>
</index>Urheber aller Realitäten und alles Guten, nicht aber der
Hervorbringer irgends eines Bösen sey, als welches blos etwas <app>
<lem>Negatives</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">verneinendes oder mangelndes</rdg>
</app> ist, welches aus der innern nothwendigen Beschaffenheit des Endlichen <app>
<lem>entsteht. Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">entstehet. Dieses</rdg>
</app> scheinen mir die alten <index indexName="subjects-index">
<term>chaldäisch</term>
</index>chaldäischen Weisen eingesehen zu haben, indem sie eigentlich nur <app>
<lem><hi>ein</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">ein</rdg>
</app> höchst mächtiges und gutes Wesen zum <hi>wirkenden</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>principium</term>
</index><foreign xml:lang="lat">principio</foreign> unter dem Bilde des <app>
<lem>Lichts</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lichtes</rdg>
</app>, was sich immer auszubreiten sucht, angenommen haben, welches aber
durch das gleichfals ewige und von <app>
<lem>jenem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gott</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>abhängende</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hervorgebrachte</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">abhängende,</rdg>
</app> an sich unthätige <index indexName="subjects-index">
<term>principium</term>
</index><app>
<lem><foreign xml:lang="lat">principium</foreign></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><foreign xml:lang="lat">principium</foreign>,</rdg>
</app> der <app>
<lem>objektiven</lem>
<rdg wit="#a" type="v">objectiven</rdg>
</app> Beschaffenheit der Materie oder der endlichen Dinge, <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welches</rdg>
</app> sie als eine das Licht <app>
<lem>begrenzende</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begränzende</rdg>
</app> Finsterniß dachten, in seinen Wirkungen <app>
<lem>eingeschränkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eingeschränket</rdg>
</app> werde. Ich überlasse indes diese meine Vermuthung der weitern Prüfung
der Gelehrten. Was nun des <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> kirchliches
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System betrift, so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> man <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> als <app>
<lem>die Urquelle aller Unrichtigkeiten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">das <foreign xml:lang="grc">πρωτον
ψευδος</foreign></rdg>
</app> in demselben ansehen, daß er Natur und <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade als ent<pb edRef="#d" n="89"/>gegengesetzte <foreign xml:lang="lat">principia</foreign> der Handlungen und Veränderungen im
Menschen gedacht hat. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> war eine natürliche Folge der <index indexName="subjects-index">
<term>manichäisch</term>
</index>manichäischen Philosophie. Nirgends wird in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade der Natur entgegengesetzt, sondern überall heißt <foreign xml:lang="grc">χαρις</foreign> nach dem gemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index><app>
<lem>Sprachgebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sprachgebrauche</rdg>
</app>, so viel als Gunst oder <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlwollen</term>
</index>Wohlwollen, und <foreign xml:lang="lat">metonymice</foreign> im <app>
<lem>Gegensatz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gegensatze</rdg>
</app> eines verdienten <app>
<lem>Lohns</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lohnes</rdg>
</app>, was aus freier <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte oder umsonst gegeben <app>
<lem><app>
<lem>wird,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wird;</rdg>
</app> so <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erkläret</rdg>
</app> es <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> auf das
bestimteste <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:11:6">Röm. 11, 6.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wird.</rdg>
</app> Das ganze <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium wird daher ein Gnadengeschenk <app>
<lem>genant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">genannt</rdg>
</app>, im <app>
<lem>Gegensatz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gegensatze</rdg>
</app> der jüdischen <app>
<lem>Einbildung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Einbildungen</rdg>
</app>, als ob sich die <index indexName="subjects-index">
<term>jüdische Nation</term>
</index>jüdische <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation ein Vorrecht durch vorhergegangne Verdienste zu dem<pb edRef="#c" n="100"/>selben er<pb edRef="#a" n="94"/>worben hätte, und
demnach die Heiden von dessen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß auszuschliessen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Genusse auszuschließen</rdg>
</app> wären. Hiergegen lehret <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:3">Röm.
3.</citedRange></bibl>
<pb edRef="#b" n="100"/> daß die Juden eben so lasterhaft als die Heiden <app>
<lem>gelebt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gelebet</rdg>
</app> hätten, <app>
<lem>und ihnen also</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_13">
<sic>und also</sic>
<corr type="authorial">und ihnen also</corr>
</choice></rdg>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index><app>
<lem>Glück</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Glück,</rdg>
</app> selig oder Christen zu <app>
<lem>werden</lem>
<rdg wit="#d" type="v">werden,</rdg>
</app> von Gott allein aus freier Güte ganz umsonst ohne Rücksicht auf <app>
<lem>vorhergegangne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorhergegangene</rdg>
</app> Werke und Verdienste <app>
<lem>zugetheilet</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zu Theil</rdg>
</app> würde.</note>
</div>
<div type="section">
<head>§. 43.</head>
<app>
<lem><p><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b100"/>Die neuen
bisher in der <index indexName="subjects-index">
<term>ältere Kirche</term>
</index>ältern Kirche unbekanten Lehren, welche <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName>
aufbrachte und allgemein zu machen suchte, sind hauptsächlich
folgende: <list>
<item><label>1.</label> Daß alle Menschen schon in <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>
gesündiget hätten, und daher kleine Kinder, wenn sie, ohne
die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade der <index indexName="subjects-index">
<term>Taufe</term>
</index>Taufe erlangt zu haben, verstürben, ewig verdamt
blieben, wenn sie gleich selbst noch keine Sünden begangen
hätten.</item>
<item><label>2.</label> Daß die ganze Natur des Menschen durch
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> Fall
durchaus verdorben und zu allem Guten völlig untüchtig sey,
so daß der Mensch gar nichts Gutes denken, reden oder thun <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, sondern nur aufs Böse zu <app>
<lem>dichten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">tichten</rdg>
</app> durch seine Natur gedrungen <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#d" type="v">werde</rdg>
</app>: und überall keinen <index indexName="subjects-index">
<term>freier Wille</term>
</index>freien <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen habe.</item>
<item><label>3.</label> Daß daher die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes jeden einzelnen guten Gedanken und jede
einzelne gute Bewegung des <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens selbst im Menschen wirken müsse, ohne daß
der Mensch weder durch Vorbereitung noch durch Mitwirkung
dabey förderlich seyn <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, sondern sich bloß leidentlich und unthätig verhalten
müsse. <pb edRef="#d" n="90"/></item>
<item><label>4.</label> Daß Gott eine gewisse Anzahl der
Menschen ausgesondert habe, die er selig machen wolle. Nur
für diese sey <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>
gestorben, nur diese erhielten die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade, sie möchten sie haben wollen oder nicht; denn
sie wirke unwiderstehlich. Alle <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andere</rdg>
</app> Menschen blieben elend und verdamt und könten nicht
gut werden, sie möchten sich darnach bestreben wie sie
wolten. Gott habe diese nur <app>
<lem>erschaffen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erschaffen,</rdg>
</app> um an ihnen zu zei<pb edRef="#c" n="101"/>gen, was
der <index indexName="subjects-index">
<term>freier Wille</term>
</index>freie <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Wille des Menschen für eine ohn<pb edRef="#b" n="101"/>mächtige Sache sey, wenn ihm die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade <app>
<lem>versagt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">versaget</rdg>
</app> würde.</item>
</list>
</p></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app type="structural-variance">
<lem><p xml:id="st_43_a"><app>
<lem>Solche harte Lehren konte <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indeß</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">konnte seine neue bisher in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche unerhörte Lehren</rdg>
</app> nicht so leicht <app>
<lem>in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> einführen. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b101"/>Die <app>
<lem>ersten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ersten</rdg>
</app>
<app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> ihm <app>
<lem>widersprachen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">widersprachen</rdg>
</app> waren <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> und
<index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Cälestius</persName>, ein paar <index indexName="subjects-index">
<term>Privatchristen</term>
</index>Privatchristen (<foreign xml:lang="lat">monachi</foreign>),
die kein <index indexName="subjects-index">
<term>öffentliches Lehramt</term>
</index><app>
<lem>öffentlich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">öffentliches</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehramt</term>
</index>Lehramt <app>
<lem>begleiteten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bekleideten</rdg>
</app>, aber so wol wegen ihrer schon durch Schriften gezeigten
Gelehrsamkeit, als wegen der strengen Untadelhaftigkeit ihres Lebens
vom <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> selbst
bisher sehr <app>
<lem>gelobt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gelobet</rdg>
</app> worden waren. <app>
<lem>Diese behaupteten gegen jene Sätze <app>
<lem>desselben</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>desselbn</sic>
<corr type="editorial">desselben</corr>
</choice></rdg>
</app>: <list>
<item><label>1.</label> Die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde sey ein Vergehen des <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens, was vermieden werden <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, nicht aber ein Naturfehler. Die Seelen der
Kinder wären nicht aus Theilchen von den Seelen der
Vorältern zusammengesetzt, sondern kämen unmittelbar
von Gott. Es könten daher die Kinder nicht schon an
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> Sünde Theil genommen haben, und
wenn sie ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Taufe</term>
</index>Taufe verstürben, deshalb nicht verdamt
werden, weil <app>
<lem>sie dafür nichts könten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">das getauftwerden von
ihnen nicht abhänge</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">das Getauftwerden von
ihnen nicht abhange</rdg>
</app>.</item>
<item><label>2.</label> Der Mensch habe zwar von Natur
keine Erkentnisse von Gott und dem wahren Guten und
bedürfe daher der <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade des <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterrichts; er habe aber gute natürliche
Vermögen des <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes, die ihm bekantwerdende
Wahrheiten sich vorzustellen, sie zu fassen und zu
benutzen.</item>
<item><label>3.</label> Es müsse daher der Mensch von <app>
<lem>seinen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">seinem</rdg>
</app> natürlichen Vermögen Gebrauch machen, und
sich selbst <app>
<lem>bestreben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestreben,</rdg>
</app> im <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkenntnisse</rdg>
</app> und in der Ausübung der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion immer vollkomner zu <app>
<lem>werden:</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">werden;</rdg>
</app> wozu die Schrift ihn durch so viele
Ermahnungen auffordere. <pb edRef="#d" n="91"/></item>
<item><label>4.</label> Gott wolle alle Menschen selig
haben und habe alle durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> erlösen lassen; biete auch
allen hinlängliche Mittel zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung dar: wer demnach unselig <app>
<lem>bliebe</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bleibe</rdg>
</app>, sey selbst durch den Nichtgebrauch der <pb edRef="#b" n="102"/>
<pb edRef="#c" n="102"/> von Gott ihm natürlich und
durchs <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium noch <app>
<lem>ausserordentlich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">außerordentlich</rdg>
</app> verliehenen Kräfte, schuld an seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben.</item>
</list></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></p>
<p xml:id="st_43_b"><milestone edRef="#a" type="structure" unit="no-p"/><app>
<lem>Was nun die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten betrift, so entspannen sich solche
zuerst dadurch, daß</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a94"/><index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">tadelte zuerst</rdg>
</app> gegen einen Bischof in Rom die vom <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> in seinen
Gebeten so oft gebrauchte <app>
<lem>Formel: <hi>Gieb, Herr, was du befielst, und dann befiel,
was du</hi>
<app>
<lem><hi>wilst</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>willst</hi></rdg>
</app>! getadelt hatte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Formel, <foreign xml:lang="lat">Domine
da, quod jubes, & jube, quod vis</foreign></rdg>
</app>. Er behauptete, es sey ganz <app>
<lem>widersinnisch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">widersinnig</rdg>
</app> zu lehren, daß Gott etwas befehlen <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>, was uns zu thun unmöglich wäre, da kein vernünftiger Vater
von seinen Kindern etwas unmögliches <app>
<lem>verlangte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verlangte,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">verlange;</rdg>
</app> und noch <app>
<lem>widersinnischer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">widersinniger</rdg>
</app>, daß Gott, was er uns geben <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte</rdg>
</app>, uns befehlen würde. <app>
<lem>Dieser Tadel eines Privatchristen ward vom <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName>
für ein Verbrechen gegen die bischöfliche <index indexName="subjects-index">
<term>Würde</term>
</index>Würde angesehen; er suchte daher zuvörderst die hohe
Geistlichkeit in Afrika gegen denselben aufzubringen, und
nun wurden von diesen gemeinschaftlich <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName>
und dessen <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde überall <app>
<lem>verfolgt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verfolget</rdg>
</app>.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b102"/><index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Cälestius</persName>, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> in <app>
<lem>Karthago</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Carthago</rdg>
</app> Priester werden <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>, ward im <app>
<lem>Jahr</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Jahre</rdg>
</app> 412 vor einer dortigen Synode angeklagt und <app>
<lem>verdamt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verdammt</rdg>
</app>, appellirte aber an den Bischof zu Rom. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b102_2"/>Im <app>
<lem>Jahr</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Jahre</rdg>
</app> 415 ward <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> vor dem <app>
<lem>Patriarchen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Patriarch</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Johannes II.</term>
</index><persName ref="textgrid:40xjx">Johannes</persName>
zu <index indexName="subjects-index">
<term>Jerusalem</term>
</index>Jerusalem <app>
<lem>auf Anklage der <index indexName="subjects-index">
<term>Afrikaner</term>
</index>Afrikaner</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> verhört, und für <index indexName="subjects-index">
<term>rechtgläubig</term>
</index>rechtgläubig erklärt: und noch einmal in demselben <app>
<lem>Jahr</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Jahre</rdg>
</app> zu Diospolis (ehedem Lydda) von einer Versamlung von 14
Bischöfen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> ihn auch für orthodox <app>
<lem>erkanten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erkannten</rdg>
</app>. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b102f"/>Das Jahr darauf wurden zu <app>
<lem>Karthago</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Carthago</rdg>
</app> und <app>
<lem>Mileve</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_14">
<sic>Milere</sic>
<corr type="authorial">Mileve</corr>
</choice></rdg>
</app> Synoden gehalten, welche die dem <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> schuld <app>
<lem>gegebene</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gegebenen</rdg>
</app> Irrthümer <app>
<lem>verdamten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verdammten</rdg>
</app>, und dem <app>
<lem>Bischof</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bischofe</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Innozenz I.</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk0">Innocentius</persName> nach
Rom zur Bestätigung zuschickten. <pb edRef="#a" n="95"/> Aus dessen
Antworten an beyde Synoden erhellet, daß dem <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName>
fälschlich aufgebürdet worden, er lehre: der Mensch bedürfe gar
keiner Hülfe von Gott, <pb n="103" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="103"/> weil er mit <pb edRef="#d" n="92"/>
hinlänglicher <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit des Willens</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens versehen sey. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b103"/>In dieser Voraussetzung ward <app>
<lem>er</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">er,</rdg>
</app>
<app>
<lem>ohne gehört zu seyn,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> vom <index indexName="persons-index">
<term>Innozenz I.</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk0">Innocentius</persName>
verurtheilt, wiewol dieser <app>
<lem>sehr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">noch</rdg>
</app> weit von <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index>Lehrsätzen <app>
<lem>entfernt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entfernet</rdg>
</app> war. Da sich nun viele Bischöfe der <index indexName="subjects-index">
<term>griechische Kirche</term>
</index>griechischen Kirche, besonders in <index indexName="subjects-index">
<term>Palästina</term>
</index><app>
<lem>Palästina,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Palästina</rdg>
</app> des <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> und
<index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Cälestius</persName>
annahmen, so verlangte der römische Bischof, daß sie sich zur nähern
Untersuchung nach Rom stellen <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app>. Endlich ward unter dem folgenden <app>
<lem>Bischof</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bischofe</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Zosimus</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk7">Zosimus</persName> zu Rom ein <app>
<lem>feyerlich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">feyerliches</rdg>
</app> Synodalverhör über den <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> und
<index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Cälestius</persName>, welche
ihren Lehrbegrif schriftlich <app>
<lem>eingereicht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eingereichet</rdg>
</app> hatten, <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich gehalten, und <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a95"/>
<index indexName="persons-index">
<term>Zosimus</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk7">Zosimus</persName> erklärte
hierauf durch ein im Namen der ganzen römischen <app>
<lem>Klerisey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Clerisey</rdg>
</app> nach Afrika abgelassenes Schreiben: <app>
<lem><index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName>
und <index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Cälestius</persName>
sind vor dem apostolischen <app>
<lem>Stuhl</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Stuhle</rdg>
</app> erschienen. Freuet euch, diese Männer, welche von
falschen Angebern verläumdet waren, nun für solche zu
erkennen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sich nie von <index indexName="subjects-index">
<term>unsre Kirche</term>
</index>unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche oder von der allgemeinen Rechtgläubigkeit
entfernet haben.</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl"><foreign xml:lang="lat"><index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> & <index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Caelestius</persName> apostolicae sedi praesto sunt
– sit vobis gaudium, eos, quos falsi indices
criminabantur, agnoscere, a nostro corpore &
catholica veritate nunquam suisse
diversos.</foreign></rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a95_2"/>Uebrigens
nennet <index indexName="persons-index">
<term>Zosimus</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk7">Zosimus</persName> und die
römische <app>
<lem>Klerisey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Clerisey</rdg>
</app> mit Recht die <index indexName="subjects-index">
<term>Streitfragen</term>
</index>Streitfragen über <app>
<lem>die Fortpflanzung der Seele</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">traducem
animae</foreign></rdg>
</app>, über die <index indexName="subjects-index">
<term>Erbsünde</term>
</index>Erbsünde, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">über</rdg>
</app> die Art und Weise der Gnadenwirkungen, in diesem <app>
<lem>Schreiben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schreiben,</rdg>
</app>
<app>
<lem>verfängliche Fragen und läppische <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten, welche mehr Zerrüttung als <index indexName="subjects-index">
<term>Erbauung</term>
</index>Erbauung veranlassen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">tendiculas
quaestionum & in epta certamina, quae non aedificant
sed magis destruunt</foreign></rdg>
</app>. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b103_2"/>Hieraus ist nun <index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index>historisch gewiß, daß <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> Lehre
nicht nur in der <index indexName="subjects-index">
<term>griechische Kirche</term>
</index><hi>griechischen</hi> Kirche als etwas unerhörtes angesehen
worden ist, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>uud</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app> daß des <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> und
seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde Behauptungen für den bisherigen altchristlichen
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben von derselben erkläret worden sind; sondern daß auch <app>
<lem><hi>die lateinische</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die lateinische</rdg>
</app> und besonders <app>
<lem><hi>die römische Geistlichkeit</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die römische Geistlichkeit</rdg>
</app>, die vom <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> und
<index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Cälestius</persName> gegen
des <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
Neuerungen <app>
<lem>behauptete</lem>
<rdg wit="#d" type="v">behaupteten</rdg>
</app> Wahrheiten für <index indexName="subjects-index">
<term>rechtgläubig</term>
</index>rechtgläubig und <index indexName="subjects-index">
<term>katholisch</term>
</index>katholisch <app>
<lem>erkläret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erklärt</rdg>
</app> habe. Man hat also blos Afrika als die Mutter und Pflegerin
der sämtlichen damals <app>
<lem>aufgekomnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufgekommnen</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">aufgekommenen</rdg>
</app> Lehren von der Na<pb edRef="#a" n="96"/>tur <pb n="104" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="104"/> und <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade, der <index indexName="subjects-index">
<term>Prädestination</term>
</index><app>
<lem>Prädestination</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Prädestination,</rdg>
</app> und allen <app>
<lem>übrigen,</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">übrigen</rdg>
</app> damit zusammenhängenden <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen anzusehen.</p></lem>
<rdg wit="#a" type="varying-structure"><join target="#st_43_a #st_43_b" result="p" scope="branches"/></rdg>
</app>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_44">
<head><pb edRef="#d" n="93"/> §. 44.</head>
<p>Die <index indexName="subjects-index">
<term>afrikanische Kirche</term>
</index>afrikanische Kirche beruhigte sich <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indeß</rdg>
</app> nicht bey <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">dem Ausspruch</rdg>
</app> des römischen Bischofs <index indexName="persons-index">
<term>Zosimus</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk7">Zosimus</persName>
<app>
<lem>Ausspruche</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>, sondern hielt in den Jahren 417 und <app>
<lem>418.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">418</rdg>
</app> abermals Synoden auf welchen beschlossen ward, daß die erste von der
<index indexName="subjects-index">
<term>römische Kirche</term>
</index>römischen Kirche durch den <index indexName="persons-index">
<term>Innozenz I.</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk0">Innocentius</persName> gegebene
Erklärung, welche doch ohne Untersuchung, auf die <app>
<lem>blosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloße</rdg>
</app> Angabe der <index indexName="subjects-index">
<term>Afrikaner</term>
</index><app>
<lem>Afrikaner, ertheilet</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Afrikaner erschlichen</rdg>
</app> worden war, gültig <app>
<lem>seyn;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn,</rdg>
</app> die <app>
<lem>zweite</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">zweyte</rdg>
</app> (des <index indexName="persons-index">
<term>Zosimus</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk7">Zosimus</persName>) aber verworfen,
und nun weiter nicht über das Meer appelliret werden <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>. Sie setzten acht Anathematismen gegen alle <index indexName="subjects-index">
<term>pelagianisch</term>
</index>Pelagianisch denkende auf, liessen 214 Geistliche unterschreiben, <app>
<lem>legten des <index indexName="persons-index">
<term>Innozenz I.</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk0">Innocentius</persName>
erschlichnes Gutachten bey,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und schickten <app>
<lem>solches</lem>
<rdg wit="#a" type="v">solche</rdg>
</app> an den <app>
<lem>kaiserlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">käyserlichen</rdg>
</app> Hof, als ob es das Urtheil der ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Kirche</term>
</index><app>
<lem>christlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche wäre. Hierauf ward auf Ansuchen der <index indexName="subjects-index">
<term>Afrikaner</term>
</index>Afrikaner ein <app>
<lem>kaiserlich</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kayserlich</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">kaiserliches</rdg>
</app> Edikt von den Prätoren <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> gemacht, nach welchem jeder <app>
<lem>berechtigt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">berechtiget</rdg>
</app> seyn <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">sollte</rdg>
</app>, <index indexName="subjects-index">
<term>pelagianisch</term>
</index>Pelagianisch gesinnte <app>
<lem>gerichtlich anzugeben</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zu <foreign xml:lang="lat">denunciiren</foreign></rdg>
</app>, und diese <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">sollten</rdg>
</app> mit <app>
<lem>Konfiskation</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Confiscation</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Einziehung</rdg>
</app> des Vermögens und <app>
<lem>unwiederruflicher</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unwiderruflicher</rdg>
</app> Landesverweisung überall <app>
<lem>bestrafet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gestraft</rdg>
</app> werden. Hierüber <app>
<lem>frolockt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">frohlocket</rdg>
</app>
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> in seinen <app>
<lem>Briefen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Briefen,</rdg>
</app> und da <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> und dessen <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde baten, man möchte sie doch durch gelehrte Männer ordentlich
verhören lassen, ehe man sie verjagte, so widersetzte sich <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd"><app>
<lem>Augustin,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Augustin</rdg>
</app></persName> unter dem <app>
<lem>Vorwande</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vorwand</rdg>
</app>, daß es den <index indexName="subjects-index">
<term>weltlich</term>
</index>weltlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Fürsten</term>
</index>Fürsten nicht zukäme, wo die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche schon entschieden hätte, zweifelhaft zu bleiben, sondern ihre
<index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht sey <app>
<lem>blos,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blos</rdg>
</app> ihre Gewalt <app>
<lem>zu</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zur</rdg>
</app> Unterdrückung der von der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche <app>
<lem>Verurtheilten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verurtheilten</rdg>
</app> anzuwenden. <app>
<lem>Der Bischof</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Zosimus</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk7">Zosimus</persName> zu Rom mußte
selbst nachgeben, um seine <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität nicht auf immer in Afrika zu verlieren, und <app>
<lem>überlies</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">überließ</rdg>
</app> alles dem <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen der afrikanischen Bischöfe. Noch nicht <app>
<lem>genung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genug</rdg>
</app>, man <app>
<lem>erschlich ferner</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">extrahirte noch</rdg>
</app> einen <app>
<lem>kaiserlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kayserlichen</rdg>
</app> Befehl, <pb n="105" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="105"/> darin allen afrikanischen Bischöfen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="97"/> auf den <app>
<lem>Karthaginensischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Carthaginensischen</rdg>
</app> Synoden nicht gegenwärtig gewesen waren, aufgegeben ward, bey Strafe
der Absetzung und Verjagung das Verdammungsurtheil <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">über die</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Pelagianer</term>
</index>Pelagianer zu unterschreiben. Die meisten thaten es aus <pb edRef="#d" n="94"/>
<app>
<lem>Furcht;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Furcht,</rdg>
</app> doch achtzehn der rechtschaffensten und gelehrtesten Bischöfe faßten
das <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz, sich zu widersetzen, und forderten in einem Schreiben an den
Bischof zu Thessalonich die <index indexName="subjects-index">
<term>morgenländisch</term>
</index>morgenländische Kirche auf, daß diese sich der Profanität der <index indexName="subjects-index">
<term>Manichäer</term>
</index>Manichäer widersetzen <app>
<lem>möchten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">möchte</rdg>
</app>, als welche <app>
<lem>lehreten:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lehreten,</rdg>
</app> daß kein Mensch, wenn ihm nicht Gott wider seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen, und gegen sein Widerstreben die Geneigtheit gut zu handeln
aufdränge, nicht einmal irgends etwas unvollkommen Gutes verrichten oder
wollen <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>. Hieraus erhellet nun, <app>
<lem><hi>daß diese</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>augustinisch</term>
</index><hi>Augustinische Lehre vermittelst willkührlicher</hi>
<app>
<lem><hi>Gewalt</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>Gewalt,</hi></rdg>
</app>
<choice corresp="#st_b_corr_5">
<sic><hi>der</hi></sic>
<corr type="authorial"><hi>die</hi></corr>
</choice>
<app>
<lem><app>
<lem><hi>ältern</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>älteren</hi></rdg>
</app>
<hi>christlichen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>ältere christliche</hi></rdg>
</app>
<hi>Lehren, welche</hi>
<index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> und
die Griechen</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt"><hi>ja selbst die Römische
Geistlichkeit</hi></rdg>
</app>
<hi>behaupteten, verdrungen hat</hi>.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß die <index indexName="subjects-index">
<term>augustinisch</term>
</index>Augustinische Lehre vermittelst willkührlicher Gewalt die
ältern christlichen Lehren, welche Pelagius und die Griechen
behaupteten, verdrungen hat.</rdg>
</app> Es ist desto unverantwortlicher vom <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName>, daß er sich
solcher unchristlichen Mittel zur Ausbreitung seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen bediente, da nach seinem <app>
<lem>eignen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriff</term>
</index>Begrif</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eigenen Begriffe</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Pelagianer</term>
</index>Pelagianer nicht dafür <app>
<lem>konten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">konnten</rdg>
</app>, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes in ihnen nicht die angeblich bessern Einsichten des
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> wirkte, und sie
sich solche nicht selbst geben konnten. Allein man <app>
<lem>siehet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sieht</rdg>
</app> hieraus, daß <foreign xml:lang="lat">in praxi</foreign>
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> wohl gewußt hat,
daß ein Mensch Freyheit habe, ob er es gleich in der Theorie läugnete.</p>
<note place="end">Man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> hierüber des Herrn <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b105"/><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds"><choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice> Semlers</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index>historische Einleitung vor dem 3ten Bande der Baumgartenschen
Polemik §. <app>
<lem>102.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">102</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> nachlesen, wo alles hier angeführte ausführlicher aus
Originalquellen erwiesen wird. Um sich von der Gelehrsamkeit und Einsicht
der Afrikanischen Bischöfe, welche auf den <app>
<lem>Koncilien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Concilien</rdg>
</app> die nachmals in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche geglaubte Lehrmeinungen aufgebracht haben, einen Begrif zu
<pb edRef="#b" n="106"/> ma<pb edRef="#c" n="106"/>chen, darf man nur
den 6ten <app>
<lem>Kanon</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Canon</rdg>
</app> des 3ten <app>
<lem>Karthaginensischen Konciliums</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Carthaginensischen Conciliums</rdg>
</app> lesen. In demselben wird für gut befunden festzusetzen, daß man den <app>
<lem>Todten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Toden</rdg>
</app> nicht <pb edRef="#a" n="98"/> ferner das <index indexName="subjects-index">
<term>Abendmahl</term>
</index><app>
<lem>Abendmahl</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Abendmal</rdg>
</app> reichen <app>
<lem>wolle,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wolle</rdg>
</app> und <app>
<lem>beygefügt,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beygefügt:</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b106"/><foreign xml:lang="lat">cavendum quoque ne mortuos etiam baptizari posse fratrum (<choice>
<abbr>i. e.</abbr>
<expan>id est</expan>
</choice> episcoporum) infirmitas <app>
<lem>credat</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>oredat</sic>
<corr type="editorial">credat</corr>
</choice></rdg>
</app>, cum evcharistiam mortuis non dari animadvertit.</foreign> Wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> man nun solchen Leuten noch immer zutrauen, daß sie die reine <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre Jesu aus der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index><choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift <app>
<lem>schon eruirt</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">richtig erkannt</rdg>
</app> haben, und wie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">kann</rdg>
</app> man solcher schwachen Bischöfe Aussprüche für heilig halten?</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_45">
<head><pb edRef="#d" n="95"/> §. 45.</head>
<p>Ob nun gleich <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> das <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück gehabt hat, sein Ansehen in der <index indexName="subjects-index">
<term>abendländische Kirche</term>
</index>abendländischen Kirche dergestalt zu befestigen, daß man auch nach
seinem Tode sich gescheuet hat, ihm <app>
<lem>gerade zu zuwidersprechen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">geradezu zu widersprechen</rdg>
</app>, so hat doch immer der <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größere</rdg>
</app> Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche, und insonderheit die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b106_2"/>Schule der <app>
<lem>Skotisten</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Scotisten</rdg>
</app> seine Lehren von einer absoluten <index indexName="subjects-index">
<term>Prädestination</term>
</index>Prädestination und dem gänzlichen Mangel der <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app> beym Menschen verworfen. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b106_3"/>Das <index indexName="subjects-index">
<term>Koncilium zu Trient</term>
</index><app>
<lem>Koncilium zu Trient</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">Concilium
Tridentinum</foreign></rdg>
</app> hat auch, indem es <index indexName="persons-index">
<term>Calvin, Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:24h4b"><app>
<lem>Kalvins</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Calvins</rdg>
</app></persName> Lehren <app>
<lem>verdamte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verdammte</rdg>
</app>, bey aller <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
</app> Ehrerbietigkeit gegen <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> im Grunde den
Lehrbegrif desselben über die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade zugleich <app>
<lem>verdamt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verdammt</rdg>
</app>; und <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> ist von der <index indexName="subjects-index">
<term>römische Kirche</term>
</index>römischen Kirche aufs neue durch <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b106_4"/>Verwerfung des <index indexName="subjects-index">
<term>Jansenismus</term>
</index>Jansenismus geschehen. Denn wer nicht auf <app>
<lem>Worte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Werke</rdg>
</app>, sondern auf <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe sieht, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> nicht einen Augenblick zweifeln, daß <index indexName="persons-index">
<term>Calvin, Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:24h4b"><app>
<lem>Kalvin</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Calvin</rdg>
</app></persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Jansenius, Cornelius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xjz">Jansenius</persName>
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System und noch <app>
<lem>überdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überdies</rdg>
</app> mit <app>
<lem>einiger</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>einigner</sic>
<corr type="editorial">einiger</corr>
</choice></rdg>
</app> Milderung und <app>
<lem>grösserem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größerem</rdg>
</app>
<app>
<lem>Anschein</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Anscheine</rdg>
</app> der Wahrheit vorgetragen haben. Selbst wo das <app>
<lem>Koncilium</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Concilium</rdg>
</app> zu Trient den Worten nach mit dem <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> übereinzustimmen <app>
<lem>scheint</lem>
<rdg wit="#d" type="v">scheinet</rdg>
</app>, ist oft eine <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verschiedenheit</term>
</index>Verschiedenheit der <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe, besonders in dem <app>
<lem>Wort</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Worte</rdg>
</app>
<app>
<lem><foreign xml:lang="lat">Iustitia</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign xml:lang="lat">Justitia</foreign></rdg>
</app>, und man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> es daher als den immer <index indexName="subjects-index">
<term>katholisch</term>
</index><app>
<lem>katholisch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">catholisch</rdg>
</app> gebliebenen <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche <pb n="107" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="107"/> ansehen, daß Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade und hülfreiche Veranstaltungen allgemein sind, und es von der
<index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app> der Menschen <app>
<lem>abhange</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">abhänge</rdg>
</app>, wie sie solche <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gebrauchen</rdg>
</app> wollen.</p>
<app>
<lem><note place="end"><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b107"/>Mit Recht wird übrigens in dem <index indexName="subjects-index">
<term>Augsburgisches Bekentniß</term>
</index>Augsburgischen <index indexName="subjects-index">
<term>Bekentniß</term>
</index><app>
<lem>Bekentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bekentnisse</rdg>
</app> der Satz: daß der Mensch blos durch eigne Kräfte ohne höhere
Hülfe sich völlig bessern könne, verworfen, es ist aber <index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index>historisch <app>
<lem>unrichtig</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>uurichtig</sic>
<corr type="editorial">unrichtig</corr>
</choice></rdg>
</app>, daß <index indexName="classics-index">
<term>Pelagius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkf">Pelagius</persName> diesen
Satz gelehret <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#d" type="v">habe</rdg>
</app>.</note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b94">
<label>Paulus [...] warnet den Timotheus [...] so wie den Titus [...] vor allem
gelehrten Schulgezänke</label>
<p>Waren der erste und zweite Timotheusbrief (1/2Tim) sowie der Titusbrief (Tit)
bereits vor der Entstehung der <hi>Glückseligkeitslehre</hi> unter der
Bezeichnung „Pastoralbriefe“ zusammengefasst worden (vgl. Paul Anton,
<hi>Exegetische Abhandlung der Pastoral-Briefe Pauli an Timotheum und
Titum</hi>, 2 Bde., 1753/55), wurde die paulinische Verfasserschaft ab
dem 19. Jahrhundert zunehmend in Frage gestellt. Die historisch-kritische
Exegese geht davon aus, dass die Briefe einige Jahrzehnte nach seinem Tod
unter seinem Namen verfasst worden sind und die beiden Adressaten Timotheus
und Titus, zwei wichtige Mitarbeiter des Paulus, zur Abfassungszeit schon
verstorben waren. Steinbarts Warnung „vor allem gelehrten Schulgezänke“
(b94) scheint davon allerdings nicht abzuhängen.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b95">
<label>in der ersten Hälfte des 5ten Jahrhunderts gelang es einem afrikanischen
Rhetor und Bischof, Augustin, sein aus Vermischung des Manichäismus und der
Geschichte der heiligen Schrift entstandenes Privatsystem in der Kirche
einzuführen, und mit Gewalt zur herrschenden Lehre der Kirche zu
machen</label>
<p>Der Name des Kirchenvaters Augustin (354–430) wird an dieser Stelle erstmals
explizit genannt. Sein theologisches Werk ist zentraler Gegenstand der
Auseinandersetzung bei Steinbart und wird im Folgenden wiederholt
referenziert, sodass an dieser Stelle lediglich der Verweis auf den
Manichäismus erläutert sei: Diese auf den persischen Gelehrten Mani
(216–277) zurückgehende christliche Sekte erschien dem jüngeren Augustin
v.a. deshalb attraktiv, weil sie rationale Antworten auf seine Frage nach
dem Ursprung des Bösen versprach und mit der Gelehrtheit ihrer „Erwählten“
(<hi>electi</hi>) lockte. Gegen die Kirche propagierten die Manichäer
die Entweltlichung durch metaphysische Spekulation und radikale Askese, die
das mit der körperlichen Materie identifizierte Böse hinter sich lassen und
zum Aufstieg in die Lichtwelt des Geistes führen sollte. Wenngleich sich
Augustin später von seiner mehrjährigen Anhängerschaft distanzierte, legt
ihm die aufklärerische Kirchengeschichtsschreibung nicht selten zur Last,
seine „manichäische“ Sündenlehre im Kontext des pelagianischen Streites
weiter ausgebaut zu haben (vgl. Semler, Historische Einleitung, in:
Baumgarten, <hi>Untersuchung theologischer Streitigkeiten</hi> III, 1–332,
insb. 277–312 [= § 102f.]).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b96">
<label>Augustin hat uns selbst seine Lebensgeschichte in seinen libris
confessionum aufgezeichnet. Ich übergehe, daß er nach seinem eignen
Geständniß sehr heftige Leidenschaften gehabt [...] dis hat nur einen
entfernten Einfluß auf seine Lehren.</label>
<p>Augustins mehrbändige <hi>Confessiones</hi> (13 Bde., 397–401) gelten mit
ihrer maßgeblichen Kombination von autobiographischen, theologischen sowie
historischen Elementen als eines der wichtigsten Werke des Kirchenvaters und
seiner Zeit. Es entstand während seiner Tätigkeit als Bischof von Hippo
Regius in der römischen Provinz Numidien und beschreibt seinen Weg der
Bekehrung zur römischen Kirche: Im Mittelpunkt stehen das Bekenntnis der
eigenen Sündhaftigkeit und Schuld im Suchen nach der <hi>beata vita</hi>
sowie der Lobpreis der Gnade und die barmherzige Führung Gottes in der
Umwandlung des eigenen Wesens. Zentral ist auch die Lehre von der
Konkupiszenz, die Augustin als triebhaftes Genießen sinnlicher Erfahrungen
dem Glauben entgegenstellt. Mit seiner Verbindung von existentieller
Reflexion und Paulusexegese wurde Augustin für das Mittelalter zum
<hi>doctor gratiae</hi>, für die Reformation zum Wahrheitszeugen und
Kontinuitätsgaranten und für den Neuprotestantismus zur ambivalenten Figur
der spätantiken Kirchen- und Dogmengeschichte. Wenige Jahre vor der
Entstehung der <hi>Glückseligkeitslehre</hi> nahm sich beispielsweise
Rousseau das Werk zum Vorbild, als er seine Lebensbeichte betitelte (vgl.
Rousseau, <hi>Confessions</hi>, 2 Bde., 1782/89). Steinbarts Hinweis auf das
Geständnis Augustins bzgl. seiner „sehr heftige[n] Leidenschaften“ (b96)
bezieht sich v.a. auf Aug. conf. II. (vgl. aber die im Folgenden aufgelösten
Verweise).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b96_2">
<label>Daß er einen beständigen Widerwillen gegen die griechische Sprache
gehabt, und solche durchaus nicht erlernen gewolt hat</label>
<p>Vgl. Aug. conf. I, 14.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b96_3">
<label>Daß er die Gelegenheiten, welche seine Aeltern ihm zum studiren machten,
gar nicht benutzet, sondern sich in allen auf sein eigen Genie allein
verlassen, und daher auch alle eigne Einfälle ohne lange Prüfung behauptet,
und mit seinem lebhaften Witz wahrscheinlich zu machen gesucht hat: wie
besonders seine elenden Kommentarien über die heilige Schrift
zeigen.</label>
<p>Vgl. Aug. conf. I, 3. 16. sowie II, 3. – Neben den Auslegungen und
Kommentaren zu alttestamentlichen (vgl. etwa <hi>Enarrationes in
Psalmos</hi>, 392–420 oder <hi>De Genesi ad litteram</hi>, 401–414) bzw.
neutestamentlichen Schriften (vgl. etwa <hi>Expositio quarundam propositionm
ex epistula apostoli ad Romanos</hi>, 394–395) ist auf Augustins
Hermerneutik hinzuweisen, die nach dem vierfachen Schriftsinn konzipiert
war, gegen die Manichäer das Alte Testament als legitimen Teil der Bibel
verteidigte und darüber hinaus ein umfassendes Bildungsprogramm entfaltete
(vgl. <hi>De doctrina christiana</hi>, 397–426).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b96_4">
<label>Daß er eine geraume Zeit die Rhetorik zu Karthago, Rom und Milan gelehret
hat, und daher in allen Klopffechterkünsten, eine Meinung durchzusetzen und
andre davon zu überreden, geübt gewesen ist.</label>
<p>Vgl. Aug. conf. V, 13. Augustin war seit 376 Rhetoriklehrer in Karthago, ging
als solcher 383 nach Rom und kurze Zeit später nach Mailand. – Klopffechten
bezeichnet ursprünglich eine im Mittelalter entstandene, auf Schaukampf
ausgelegte Variante der Fechtkunst mit stumpfen Schwertern, allerdings wird
der Begriff wie hier auch für die abfällige Beurteilung von Kontroversen
gebraucht (vgl. etwa Grimm, „Klopffechterei“ sowie „Klopffechterkunst“).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b96f">
<label>Daß er, ehe ihn Ambrosius bestimt hat, das Christenthum anzunehmen, sich
zum manichäischen Lehrbegrif bekant</label>
<p>Vgl. Aug. conf. V, 14. Nachdem Augustin dem Manichäismus einige Jahre lang
als Hörer gefolgt war, distanzierte er sich als Rhetoriklehrer in Karthago
nach einer enttäuschenden Begegnung mit dem Manichäerbischof Faustus von
Mileve (genaue Lebensdaten unbekannt; gest. vor 400) zunehmend. In Rom
wandte er sich nach erneutem Cicero-Studium einem gemäßigten Skeptizismus
zu, ohne gleichwohl dadurch seine geistige Krise überwinden zu können. In
dem Mailänder Bischof Ambrosius (339–397) begegnete Augustin einer ihm
imponierenden geistigen Autorität und einem glänzenden Repräsentanten der
römischen Kirche. Er hörte 385 und 386 regelmäßig dessen Predigten und kam
unter Aufnahme der allegorischen Exegese zu einem Verständnis Gottes als
höchstes Sein und Gut. Auch in der Frage nach dem Ursprung des Bösen machte
er sich die Lehren des Ambrosius zu eigen, indem er das Böse als defektiven
Seinsmodus begriff und auf die menschliche Willensfreiheit (<hi>liberum
arbitrium</hi>) zurückführte. Seine Hinwendung zur Askese schloss als
„eigentliche“ Bekehrung einen längeren Umorientierungsprozess ab. Zu Ostern
387 ließ er sich von Ambrosius taufen und wurde damit Christ im Vollsinne
(vgl. Aug. conf. IX, 6 sowie <hi>De Genesi adversus Manicheos</hi>, 2 Bde.,
389).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b97">
<label>Da nun schon Tertullian und die meisten damaligen afrikanischen
Kirchenlehrer die Seele für materiell hielten, und lehreten, daß sie per
traducem aus Partikeln der Seele der Aeltern entstünde</label>
<p>Diese Vorstellung des sog. Traduzianismus wurde von unterschiedlichen Lehrern
der Alten Kirche vertreten, beispielsweise von dem christlichen
Schriftsteller Quintus Septimius Florens Tertullianus (kurz: Tertullian, ca.
150–220; vgl. auch b279f.) in seinem in seinem Werk <hi>De testimonio
animae</hi> (ca. 198). Steinbarts Urteil bezieht sich auch hier auf
Semler, der in Pelagius’ Ablehnung des <hi>tradux peccati</hi>-Gedankens,
wie er vor allem in Nordafrika verbreitet war, eine weitere Ursache für die
Eskalation des pelagianischen Streites sieht (vgl. Semler, Historische
Einleitung, in: Baumgarten, <hi>Untersuchung theologischer
Streitigkeiten</hi> III, 280–282).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b98">
<label>Gewiß ist, daß die Juden ihre Theorie vom Teufel zu Babylon daraus
erlernet haben. Man darf nur 2 Sam. 24, 1. mit 1 Chron. 22 (21), 1.
vergleichen, um sich davon zu überzeugen</label>
<p>Während in 2Sam 24,1 der Zorn JHWHs als Auslöser für die Volkszählung
erscheint, wird David in 1Chr 21,1 (in der Lutherbibel 1545 aufgrund einer
Verschiebung: 1Chr 22,1) vom „Satan“ dazu verleitet. Das Nomen bezeichnet im
Alten Testament normalerweise nicht ein gottesfeindliches Wesen auf der
Ebene JHWHs, sondern vielmehr einen schwächeren oder gar menschlichen
Ankläger im Dienste Gottes (vgl. Ijob 1,6f. oder Sach 3,1). Lediglich an der
genannten Stelle steht das Wort ohne Artikel und möglicherweise als
Eigenname, weshalb es als erstes Anzeichen für eine Verselbständigung der
Gestalt verstanden werden kann. Diese Deutung ist jedoch in der
alttestamentlichen Exegese ebenso umstritten wie die Frage, ob und inwiefern
die Satansvorstellung vom persischen Dualismus (s.u.) beeinflusst ist (vgl.
zeitgenössisch: Johann Gottfried Eichhorn, <hi>Einleitung ins Alte
Testament</hi>, Bd. 2, 1781, 541. 640).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b98_2">
<label>daß die alten persischen Weisen [...] in ihrer Bildersprache schon eben
das zur Erklärung über den Ursprung des Bösen in der Welt gelehret haben,
was in neuern Zeiten vom Leibnitz und von andern christlichen Vernunftweisen
deutlicher und bestimter behauptet worden ist</label>
<p>Steinbarts Hypothese einer Verbindung zwischen 1Chr 21,1 und der
neuzeitlichen Theodizee erscheint vor dem Hintergrund der exegetischen
Unklarheiten (s.o.) und des durchgehenden Tun-Ergehen-Zusammenhangs in der
Geschichtsphilosophie des Chronisten fraglich, auch wenn diese
vergleichsweise positiv gestimmt ist und die Hervorbringung des Bösen durch
JHWH in der Tat abgeschwächt wird. – Die Anspielung auf Leibniz bezieht sich
auf dessen bekannte These, nach der Gott in seiner Weisheit diejenige Welt
geschaffen habe, die – alles jemals Wirkliche und jede Form des
metaphysischen, physischen und moralischen Übels eingerechnet – die beste
aller möglichen Welten sein würde (vgl. Leibniz, <hi>Théodicée</hi>,
1710).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b100">
<label>Die neuen bisher in der ältern Kirche unbekanten Lehren, welche Augustin
aufbrachte und allgemein zu machen suchte</label>
<p>Hatte sich Augustin in seinen frühen Schriften bis 395 noch gegen den
Determinismus gewandt und die Möglichkeit, dem göttlichen Gesetz zu
entsprechen, vertreten (vgl. <hi>De libero arbitrio</hi>, 3 Bde., 387–395),
sollte sich sein Verständnis von Willensfreiheit und Sünde unter dem
Einfluss seiner intensivierten Römerbriefexegese entscheidend wandeln: Nun
verdichtete sich jene Sündenlehre, die er seit 411 in den Schriften gegen
die Pelagianer vortrug und zur Grundlage seiner Geschichtstheologie machte
(vgl. <hi>De civitate Dei</hi> [contra Paganos], 413–427). In seinen
Spätschriften gegenüber den sog. Semipelagianern unterstrich er darüber
hinaus den Zusammenhang der Sündenlehre mit der Gnade Gottes und seiner
Erwählung (vgl. <hi>De gratia et libero arbitrio</hi>, 425 sowie <hi>De dono
perseverantiae</hi>, 429). Spätestens hier ging seine Theologie von der
Annahme aus, dass im Fortpflanzungsprozess Leib und Seele in ihrem
Verdammungszustand weitergegeben werden und die Menschheit als <hi>massa
damnata</hi> nur noch durch Gottes Erwählungshandeln gerettet werden
kann.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b101">
<label>Die ersten, die ihm widersprachen, waren Pelagius und Cälestius, ein paar
Privatchristen (monachi), die kein öffentlich Lehramt begleiteten, aber so
wol wegen ihrer schon durch Schriften gezeigten Gelehrsamkeit, als wegen der
strengen Untadelhaftigkeit ihres Lebens vom Augustin selbst bisher sehr
gelobt worden waren.</label>
<p>Pelagius (ca. 350–420), Asket und theologischer Autor aus Britannien, lehrte
vor 410 in Rom und begab sich 411 anlässlich der Einnahme Roms durch die
Goten nach kurzem Aufenthalt in Nordafrika nach Palästina. Sein
Pauluskommentar (<hi>Expositiones XIII epistularum Pauli</hi>, ca. 406–409)
kann als Hauptwerk gelten. Gegen die manichäische Theorie des substanziellen
Übels entfaltete er die These, dass die grundsätzliche Willensfreiheit und
Möglichkeit zur Sündlosigkeit unverfügbar zum Wesen des Menschen gehöre, was
scharfe Kritik von Augustin provozierte. – Hinsichtlich der verschiedenen
Ursachen, die zum Ausbruch des Streites geführt haben, folgt Steinbart
weitgehend Semlers historischen Arbeiten (vgl. Semler, Historische
Einleitung, in: Baumgarten, <hi>Untersuchung theologischer
Streitigkeiten</hi> III, 279–284 sowie das Folgende).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a94">
<label>Pelagius tadelte zuerst gegen einen Bischof in Rom die vom Augustin in
seinen Gebeten so oft gebrauchte Formel, Domine da, quod jubes, & jube,
quod vis</label>
<p>Die erste Auflage der <hi>Glückseligkeitslehre</hi> gibt das lateinische
Originalzitat wieder (vgl. Aug. conf. X, 29 [CSEL 33, 256,24]), ab der
zweiten Auflage wird dieses ins Deutsche übersetzt. Es steht in
repräsentativer Weise für die kritisierte augustinische Gnadenlehre. Die
genauen inneren Motive und Entwicklungen der Lehre des Pelagius waren
Gegenstand der kirchenhistorischen Diskussion im 18. Jahrhundert (vgl.
Baumgarten, <hi>Geschichte der Religionspartheyen</hi>, 490f.). Semler
bezieht sich auf den Bericht von Pelagius’ frühzeitigem Widerspruch
gegenüber dem Zitat in Rom, um aufzuzeigen, dass auch die Lehrmeinung zum
freien Willen Anfang des fünften Jahrhunderts noch keineswegs festgelegt war
(vgl. Semler, Historische Einleitung, in: Baumgarten, <hi>Untersuchung
theologischer Streitigkeiten</hi> III, 279f.; anders zur gleichen
Thematik etwa: Christian Wilhelm Franz Walch, <hi>Entwurf einer
vollständigen Historie der Kezereien, Spaltungen und
Religionsstreitigkeiten bis auf die Zeiten der Reformation</hi>, Bd. 4,
1768, 519–846).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b102">
<label>Cälestius, der in Karthago Priester werden solte, ward im Jahr 412 vor
einer dortigen Synode angeklagt und verdamt, appellirte aber an den Bischof
zu Rom.</label>
<p>Den pelagianischen Streit löste nicht Pelagius aus, sondern sein Schüler
Caelestius (Geburtsjahr unbekannt; gest. n. 431), der – vor den Goten aus
Rom geflüchtet – in Karthago 411 die theologische Legitimität der
Kindertaufe und damit die Erbsündenlehre bestritt. Die dadurch angestoßenen
Diskussionen führten zu einer Verurteilung auf der Synode in Karthago im
Jahr 411/412, an der Augustin sich nicht direkt, wohl aber literarisch
beteiligte (vgl. Augustin, <hi>De peccatorum meritis et remissione et de
baptismo paruulorum ad Marcellinum</hi>, 3 Bde., 411/412). Der nach
Palästina übergesiedelte Pelagius äußerte sich zu der Kontroverse u.a. im
sog. <hi>Demetriasbrief</hi> (414), der auf der grundsätzlichen Möglichkeit
der menschlichen Natur, dem Willen Gottes nachzukommen, beharrte und
daraufhin von Augustin publizistisch wirkungsvoll als Häresie bekämpft wurde
(vgl. die von Semler erstellte und kommentierte, wenige Jahre vor der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> erschienene Ausgabe: <hi>Pelagii Sancti et
eruditi Monachi Epistola ad Demetriadem cum Aliis Aliorum Epistolis</hi>
[...], hg. von Johann Salomo Semler, 1775).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b102_2">
<label>Im Jahr 415 ward Pelagius vor dem Patriarchen Johannes zu Jerusalem auf
Anklage der Afrikaner verhört, und für rechtgläubig erklärt: und noch einmal
in demselben Jahr zu Diospolis (ehedem Lydda) von einer Versamlung von 14
Bischöfen, die ihn auch für orthodox erkanten</label>
<p>Gemeint ist Johannes II. (ca. 356–417), der von 387 bis zu seinem Tod Bischof
von Jerusalem war, als solcher den geflüchteten Pelagius aufnahm und auf der
Synode in Lydda dessen Rechtgläubigkeit feststellen ließ. Diese Verlagerung
des pelagianischen Streits auf die kirchenpolitische Ebene führte zu einer
erheblichen Zuspitzung des Konflikts und nicht zuletzt zum Briefwechsel mit
Augustin, der Johannes’ Vorgehensweise auf sprachliche Mißverständnisse
zurückführte.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b102f">
<label>Das Jahr darauf wurden zu Karthago und Mileve Synoden gehalten, welche
die dem Pelagius schuld gegebene Irrthümer verdamten, und dem Bischof
Innocentius nach Rom zur Bestätigung zuschickten. Aus dessen Antworten an
beyde Synoden erhellet, daß dem Pelagius fälschlich aufgebürdet worden, er
lehre: der Mensch bedürfe gar keiner Hülfe von Gott, weil er mit
hinlänglicher Freiheit des Willens versehen sey.</label>
<p>Die im Herbst 416 in Karthago und Mileve zusammengetretenen Bischöfe folgten
der Strategie Augustins, das Verhalten des Pelagius in Diospolis als
bewusste Irreführung der Synode darzustellen und die Theologie des Pelagius
zu kritisieren. Sie verfassten ein Schreiben an den römischen Bischof
Innozenz I. (Amtszeit: 402–417) mit der Aufforderung, sich der
Lehrverurteilung anzuschließen.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b103">
<label>In dieser Voraussetzung ward er ohne gehört zu seyn, vom Innocentius
verurtheilt, wiewol dieser sehr weit von Augustins Lehrsätzen entfernt
war</label>
<p>Innozenz stimmte im Januar 417 widerstrebend zu und versuchte dabei, sich
selbst als die zu Recht angerufene oberste Lehrinstanz zu präsentieren.
Pelagius und Caelestius wurden jedoch zunächst nicht persönlich
verurteilt.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a95">
<label>Zosimus erklärte hierauf durch ein im Namen der ganzen römischen Clerisey
nach Afrika abgelassenes Schreiben: Pelagius & Caelestius apostolicae
sedi praesto sunt – sit vobis gaudium, eos, quos falsi indices
criminabantur, agnoscere, a nostro corpore & catholica veritate nunquam
suisse diversos</label>
<p>Nachdem sich Pelagius durch Übersendung eines Glaubensbekenntnisses und einer
Apologie gegen die Anschuldigungen zur Wehr gesetzt hatte, bewirkte der
inzwischen aus Ephesus nach Rom zurückgekehrte Caelestius bei Innozenz’
Nachfolger Zosimus (417–418) eine Neuverhandlung der Angelegenheit. Dieser
erklärte im Spätsommer 417 aufgrund einer Synodalentscheidung Caelestius und
Pelagius für orthodox (s. Steinbarts Zitat), was die Nordafrikaner unter
Verweis auf Innozenz anfochten. – Steinbart zitiert mit geringfügigen
Abweichungen den Brief des Zosimus an die Bischöfe Afrikas vom 21. September
417 (vgl. CSEL 35/1, 103–108, hier 104, 26f.: „Pelagius Caelestiusque
apostolicae sedi in litteris suis et confessionibus praesto sunt“; sowie aaO
107, 20–22: „sit nobis [sic] gaudium eos, quos falsi indices criminabantur,
agnoscere a nostro corpore et catholica caritate numquam fuisse diuulsos
[sic]“). Auch bei diesem Zitat orientiert sich Steinbart an: Semler,
Historische Einleitung, in: Baumgarten, <hi>Untersuchung theologischer
Streitigkeiten</hi> III, 294. </p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a95_2">
<label>Uebrigens nennet Zosimus und die römische Clerisey mit Recht die
Streitfragen über traducem animae, über die Erbsünde, und die Art und Weise
der Gnadenwirkungen, in diesem Schreiben tendiculas quaestionum & in
epta certamina, quae non aedificant sed magis destruunt</label>
<p>Vgl. CSEL 35/1, 99–103, hier 102, 8f. sowie Semler, Historische Einleitung,
in: Baumgarten, <hi>Untersuchung theologischer Streitigkeiten</hi> III,
294.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b103_2">
<label>Hieraus ist nun historisch gewiß, [...] daß auch die lateinische und
besonders die römische Geistlichkeit, die vom Pelagius und Cälestius gegen
des Augustins Neuerungen behauptete Wahrheiten für rechtgläubig und
katholisch erkläret habe</label>
<p>Es ist hinzuzufügen, dass die (vorübergehende) Rehabilitierung der Pelagianer
kaum theologisch motiviert war. Vielmehr wollte Zosimus damit seinen
Anspruch auf den Lehr- und Jurisdiktionsprimat unterstreichen. Bereits 418
wurde Zosimus von der Synode in Karthago zum Widerruf seines Urteils und
damit zur Verwerfung des Pelagianismus gezwungen (vgl. <hi>Epistula
tractoria</hi>, DH 231).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b105">
<label>Semlers historische Einleitung vor dem 3ten Bande der Baumgartenschen
Polemik</label>
<p>Wie an mehreren Stellen deutlich wird, greift Steinbart in seinen
dogmengeschichtlichen Paragraphen auf Semlers Untersuchungen zurück (vgl.
Semler, Historische Einleitung, in: Baumgarten, <hi>Untersuchung
theologischer Streitigkeiten</hi> III, 1–332, insb. 277–312 [= §
102f.]), ohne gleichwohl mehrfach darauf hinzuweisen. Semler hat sich zu
dieser Aneignung seiner Augustin-kritischen Studien später geäußert: „Die
Untersuchung und Beurtheilung des africanischen oder seit Augustino
besonders aufgekomnen kirchlichen Lehrbegrifs, kann [ich] für viele Leser
recht gut heissen; ohne daß ich hiemit meine Arbeit vorzüglich in Andenken
bringen wolte, die ohnehin lange nicht den allgemeinen Beifall bekommen hat;
[...] Ich habe eben diese Freymütigkeit gehabt, diese africanische Theologie
für mich zu verwerfen; ich bin auch nicht der erste“ (Semler,
<hi>Zusätze</hi> [über Steinbarts System], 150). Gegen allzu einseitige
Beurteilungen der augustinischen Erbsündenlehre wird allerdings hinzugefügt,
dass „Augustinus zwar seine Theorie in Africa nun empor gebracht, aber sie
freilich nicht erfunden oder gar aus dem Manichäismus entlenet hatte;
Tertullian und Cyprian haben dieselben Grundsätze, nur sie nicht so weit
entwickelt“ (aaO 152; Hervorhebungen gelöscht).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b106">
<label>cavendum quoque ne mortuos etiam baptizari posse fratrum (i. e.
episcoporum) infirmitas credat, cum evcharistiam mortuis non dari
animadvertit</label>
<p>Steinbart zitiert nach eigenen Angaben den sechsten Kanon der Dritten Synode
von Karthago, die am 28. August 397 stattfand. Auf dem Konzil wurde u.a. die
sog. Totentaufe untersagt: Nach 1Kor 15,29 ließen sich korinthische Christen
stellvertretend für ungetauft Verstorbene erneut taufen, um ihnen ebenfalls
die Heilswirkung der Taufe zu vermitteln. Auch die in Nordafrika hitzig
diskutierte Frage, ob Neugeborene bereits von Geburt an der Ursprungssünde
verfallen, wird von Semler zu den Konfliktfaktoren des pelagianischen
Streits gezählt (vgl. zu Steinbarts Zitat: Semler, Historische Einleitung,
in: Baumgarten, <hi>Untersuchung theologischer Streitigkeiten</hi> III,
282).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b106_2">
<label>Schule der Skotisten</label>
<p>Der Scotismus bezeichnet eine spätscholastische Schulbildung im Anschluss an
Johannes Duns Scotus (ca. 1265–1308), dessen Akzeptationslehre nicht selten
mit dem Pelagianismusvorwurf belegt worden ist: Sie geht davon aus, dass der
Mensch gute Werke grundsätzlich mit freiem Willen tut, auch wenn sie erst
dadurch verdienstlich werden, dass Gott sie in seiner Güte frei akzeptiert
(<hi>potentia Dei ordinata</hi>), was er nach seiner absoluten Macht
(<hi>potentia Dei absoluta</hi>) eigentlich nicht tun müsste (vgl. die
Sentenzenkommentare in: Opera omnia, Ed. Lucas Wadding, 1639, v.a. Bd. 12:
<hi>Quodlibet</hi>). Ohne mit konkreten Namen verbunden zu werden,
erscheint der Scotismus bei Steinbart als repräsentatives Beispiel für die
Abkehr von der Prädestinationslehre.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b106_3"><label>Das
Koncilium zu Trient hat auch, indem es Kalvin Lehren verdamte, bey aller
äussern Ehrerbietigkeit gegen den Augustin im Grunde den Lehrbegrif
desselben über die Gnade zugleich verdamt</label>
<p>Das am 13. Dezember 1545 in Trient eröffnete und am 4. Dezember 1563
abgeschlossene Konzil war von der Theologie Augustins durchaus noch stark
beeinflusst: So verurteilte das Dekret über die Ursünde die Vorstellung, die
durch Fortpflanzung übertragene Sünde Adams könne durch Kräfte der
menschlichen Natur oder andere Heilmittel als Christi Versöhnungstod
hinweggenommen werden (vgl. DH 1511–1513). Allerdings war der
Rechtfertigungsartikel, nach dem bei der Rechtfertigung des (erwachsenen!)
Sünders der Mensch – aufgrund der zuvorkommenden Gnade Gottes – mitwirke
(vgl. DH 1525f. 1542f.), mit einer strengen Erbsünden- bzw.
Prädestinationslehre nicht mehr vereinbar. Der Genfer Reformator Johannes
Calvin (1509–1564) kritisierte die tridentinischen Dekrete über Erbsünde
bzw. Rechtfertigung und forderte, dass nicht die Kirche unfehlbar genannt
werden und Autorität haben dürfe, sondern ausschließlich die Schrift (vgl.
Calvin, <hi>Acta synodi Tridentinae cum antidoto</hi>, 1547).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b106_4">
<label>Verwerfung des Jansenismus</label>
<p>Der Jansenismus war eine im 17. und 18. Jahrhundert besonders in Frankreich
und den Niederlanden verbreitete theologische Lehre und
innerkatholisch-oppositionelle Reformbewegung im Gefolge von Cornelis Jansen
(1585–1638), die unter Berufung auf die augustinische Gnadenlehre politisch
und kulturell große Wirkung entfaltete und als häretisch verfolgt wurde. Sie
räumte ebenfalls der menschlichen Freiheit und ihrem Zusammenwirken mit dem
göttlichen Willen einen verhältnismäßig geringen Stellenwert ein, ging dabei
jedoch nicht so weit wie die Prädestinationslehre, sondern sah in der
„wirksamen Gnade“ (<hi>gratia efficax</hi>) eine Möglichkeit zur aktiven
Überwindung des Bösen im Menschen. 1642 verurteilte Papst Urban VIII.
(1568/1623–1644) Jansens <hi>Augustinus</hi> in der päpstlichen Bulle <hi>In
eminenti</hi> als Irrlehre, nicht zuletzt weil das ohne päpstliche
Genehmigung gedruckte Werk Gedankengut des bereits 1567 unter Pius V.
(1504/1566–1572) verurteilten Löwener Theologieprofessors Michael Bajus
(1513–1589) enthielt. Die Verurteilung als Häresie wurde 1653 von Innozenz
X. (1574/1644–1655) in der Bulle <hi>Cum occasione</hi> bekräftigt. – Der
Jansenismus gilt als die bedeutendste innerkatholische Oppositions- und
Reformbewegung nach dem Tridentinum. Seine kirchenkritische Haltung weist
gewisse Parallelen zum Puritanismus und Pietismus auf. In der neueren
Forschung wird insbesondere das Verhältnis des späteren Jansenismus zum
Barockkatholizismus und zur katholischen Aufklärung untersucht.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b107">
<label>Mit Recht wird übrigens in dem Augsburgischen Bekentniß der Satz: daß der
Mensch blos durch eigne Kräfte ohne höhere Hülfe sich völlig bessern könne,
verworfen, es ist aber historisch unrichtig, daß Pelagius diesen Satz
gelehret hat</label>
<p>Vgl. CA XXVI: „Darümb haben die unsern nicht aus frevel odder verachtung
geistlichs gewalts von diesen sachen gelert, Sondern es hat die hohe not
gefoddert, unterricht zuthun von ob angezeigten irthumen, welche aus
misverstand der tradition gewachsen sind, denn das Evangelium zwinget, das
man die lere vom glauben sol und müsse inn kirchen treiben, <hi>welche doch
nicht mag verstanden werden, so man vermeint, durch eigene erwelte werck
vergebung der sunden zu verdienen</hi>“ (BSELK 154,19–25; Hervorhebung
M.S.). Der hier von Steinbart angeführte Artikel behandelt entgegen seiner
Überschrift („De discrimine ciborum“) nicht nur Speisevorschriften und
Fastenregeln, sondern auch Askese und kirchliche Zeremonien, die nicht
grundsätzlich, aber doch als Heilsmittel gegenüber der stellvertretenden
Genugtuung Christi abgelehnt werden (vgl. zeitgenössisch auch: Anton
Friedrich Büsching, <hi>Allgemeine Anmerkungen über die symbolischen
Schriften der evangelisch-lutherischen Kirche, und besondere
Erläuterungen der augsburgischen Confeßion</hi>, <hi rend="superscript">2</hi>1771, 134–136).</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_V_46-50">
<div type="section" xml:id="st_section_46">
<head><pb edRef="#a" n="99"/> §. 46.</head>
<p><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b107_2"/>Daß <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Lutherus</persName>, als ein
ehemaliger Augustiner Mönch für desselben Lehre sehr eingenommen gewesen
ist, <app>
<lem><app>
<lem>beweißt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beweist</rdg>
</app> seine</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">beweiset desselben</rdg>
</app> Schrift <foreign xml:lang="lat">de servo arbitrio</foreign>: es ist
aber auch <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app>, daß <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48"><app>
<lem>Melanchton</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Melanchthon</rdg>
</app></persName> die allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade und die <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit des Willens</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens behauptet, und selbst <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthern</persName> nach und nach dazu <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app> hat, <app>
<lem>wenigstens</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wenigens</rdg>
</app> von der eifrigen Behauptung <pb edRef="#d" n="96"/> der harten <index indexName="subjects-index">
<term>Prädestinationslehre</term>
</index>Prädestinationslehre nachzulassen, und die allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes zu lehren. <app>
<lem>Indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Indeß</rdg>
</app> ist <app>
<lem>dennoch</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_15">
<sic>demnach</sic>
<corr type="authorial">dennoch</corr>
</choice></rdg>
</app> von <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> anderweitigen
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen noch <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vieles</rdg>
</app> unausgemerzt geblieben, und wenn ich <app>
<lem>freimüthig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freymüthig</rdg>
</app> sagen <app>
<lem>soll,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">soll</rdg>
</app> wie es ist: wir haben noch alle <index indexName="subjects-index">
<term>Prämissen</term>
</index>Prämissen von <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
<foreign xml:lang="lat">Fato</foreign> und läugnen nur die Folgerungen. Wir
würden <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indeß</rdg>
</app> hierüber bald mehr <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index><app>
<lem>aufgekläret worden</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">aufgeklärt geworden</rdg>
</app>
<app>
<lem>seyn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn;</rdg>
</app> wenn nicht der sanfte <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48"><app>
<lem>Melanchton</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Melanchthon</rdg>
</app></persName> und dessen sanfte Schüler von einigen <index indexName="subjects-index">
<term>Eiferer</term>
</index>Eiferern unter den ersten Schülern <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName> in den <index indexName="subjects-index">
<term>synergistische Streitigkeiten</term>
</index>synergistischen <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten unterdrückt worden wären. Es <app>
<lem>geht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gehet</rdg>
</app> aber gewöhnlich so, daß die kleine Anzahl der <app>
<lem>Männer <app>
<lem>von deutlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">welche deutliche</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Männer, welche deutliche</rdg>
</app> Einsichten in die <app>
<lem>Wahrheiten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wahrheit,</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Wahrheit haben und</rdg>
</app> bey welchen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">daher</rdg>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index><app>
<lem>Gemüth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gemüthe</rdg>
</app> ohne <app>
<lem>Leidenschaft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Leidenschaften</rdg>
</app> bleibt, von dem <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">großen</rdg>
</app> Haufen derer überschrieen werden, welche wegen Verworrenheit der <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkentnisse</rdg>
</app> sich <app>
<lem>erbossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">erboßen</rdg>
</app>, daß sie die Wahrheit ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index>Lehrsätze nicht so deutlich darthun können, als sie solche zu fühlen <app>
<lem>glauben.</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>glauben,</sic>
<corr type="editorial">glauben.</corr>
</choice></rdg>
</app></p>
<note place="end"><pb n="108" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="108"/> Wie richtig <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48"><app>
<lem>Melanchton</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Melanchthon</rdg>
</app></persName> schon gedacht, erhellet unter andern aus der <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b108"/>Stelle, welche in
der <app>
<lem>letzten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">lezten</rdg>
</app> Wittenbergischen Ausgabe seiner <foreign xml:lang="lat"><app>
<lem>Loc<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Loc.</rdg>
</app> theol.</foreign> vom <app>
<lem>Jahr</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Jahre</rdg>
</app> 1543 unter dem Artikel <foreign xml:lang="lat">de humanis
viribus <app>
<lem>seu de</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_16">
<sic>Stude</sic>
<corr type="authorial">seu de</corr>
</choice></rdg>
</app> libero arbitrio</foreign>, zu finden ist: <foreign xml:lang="lat">Praeterea si nihil agit liberum arbitrium, interea donec sensero fieri
illam regenerationem, de qua dicitis, indulgebo diffidentiae
et aliis vitiosis affectibus. Haec
Manichaea imaginatio horribile mendacium est, et ab hoc errore mentes
abducendae sunt et docendae, agere omnino aliquid liberum <app>
<lem>arbitrium</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">arbitrium.</rdg>
</app> – Nec ad<pb edRef="#a" n="100"/>mittendi sunt Manichaeorum
furores, qui fingunt aliquem esse numerum hominum – qui
converti non possint. – Si tantum expectanda esset illa infusio
qualitatum sine ulla nostra actione sicut Enthusiastae et Manichaei
finxerunt, nihil opus esset ministerio evangelii; – nulla etiam lucta in
animis esset etc.</foreign> Wie handgreiflich wahr ist <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> alles für jeden noch <app>
<lem>ungelähmten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">unbefangenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_47">
<head>§. 47.</head>
<p>Die <app>
<lem>Schweitzerischen <index indexName="subjects-index">
<term>Reformatoren</term>
</index>Reformatoren</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">ersten <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer unter den Reformirten</rdg>
</app> waren auch nicht einerley <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Meynung</rdg>
</app>. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b108_2"/><app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Zwingli, Ulrich</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0qc">Zwinglius</persName></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="persons-index">
<term>Bullinger, Heinrich</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk6">Bullinger</persName></rdg>
</app> war für die Lehre der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift, <index indexName="persons-index">
<term>Calvin, Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:24h4b"><app>
<lem>Kalvin</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Calvin</rdg>
</app></persName> aber für die <index indexName="subjects-index">
<term>augustinisch</term>
</index><app>
<lem>Augustinische,</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Augustinische,,</sic>
<corr type="editorial">Augustinische,</corr>
</choice></rdg>
</app> jedoch dabey ein besserer Logikus als die <index indexName="subjects-index">
<term>Lutheraner</term>
</index>Lutheraner, indem er nicht <pb edRef="#d" n="97"/> blos die <index indexName="subjects-index">
<term>Prämissen</term>
</index>Prämissen, sondern auch ihre Folgerungen annahm und lehrete. So groß
indes das Ansehen dieses verdienstvollen Mannes in der <index indexName="subjects-index">
<term>schweitzerische Kirche</term>
</index>Schweitzerischen Kirche und <app>
<lem>den von dort aus</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">denen daselbst</rdg>
</app> unterrichteten englischen <index indexName="subjects-index">
<term>Presbyterianer</term>
</index>Presbyterianern gewesen ist, so hat dennoch <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> Lehre auch in
dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche niemals einen allgemeinen Beyfall gefunden. In Holland brach
darüber zwischen dem <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b108_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Arminius, Jacobus</term>
</index><persName ref="textgrid:40vg1">Arminius</persName>
und <index indexName="persons-index">
<term>Gomarus, Franciscus</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk2">Gomarus</persName> ein <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlicher Zwist aus, welcher die <index indexName="subjects-index">
<term>Synode zu Dortrecht</term>
</index>Synode zu Dortrecht veranlaßte, auf welcher abermals mit Hülfe der
<index indexName="subjects-index">
<term>weltlich</term>
</index>weltlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Obrigkeit</term>
</index>Obrigkeit <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> Lehre die
Oberhand behielt, da man doch nicht hätte disputiren, sondern abwarten
sollen, bis die <pb edRef="#b" n="109"/>
<pb edRef="#c" n="109"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">in</rdg>
</app> den Arminianern bessere Einsichten <app>
<lem>infundiret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">infudirt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">hervorgebracht</rdg>
</app> hätte. Allein auch diese Synode ist nicht überall, und insonderheit
auch nicht in den Brandenburgischen Landen <app>
<lem>von</lem>
<rdg wit="#d" type="v">in</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>reformirte Kirchen</term>
</index>reformirten Kirchen angenommen <app>
<lem>worden,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">worden;</rdg>
</app> und in England ist im Jahre 1662 der weise königliche Befehl
ergangen: daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger ihre Zeit und Fleiß nicht in Untersuchung der tiefen und <app>
<lem>spekulativen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">speculativen</rdg>
</app> Dinge, ins <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">besondere</rdg>
</app> solcher, welche die <app>
<lem>verborgene</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verborgenen</rdg>
</app> Fragen von der ewigen Gnadenwahl und <app>
<lem>Verwerfung;</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Verwerfung,</rdg>
</app> die unbegreifliche Weise, wie Gottes <app>
<lem>freie</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freye</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="101"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade, und des Menschen <index indexName="subjects-index">
<term>freier Wille</term>
</index><app>
<lem>freier</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freyer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Wille bey einander bestehen <choice>
<abbr>u. <app>
<lem>d<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">d.</rdg>
</app> g.</abbr>
<expan>und der gleichen</expan>
</choice> betreffen, verschwenden sollen.</p>
<note place="end"><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b109"/>Man
findet diesen königlichen Befehl aus dem <index indexName="persons-index">
<term>Benthem, Heinrich Ludolf</term>
</index><persName ref="textgrid:40vg2">Benthem</persName> gezogen
in <index indexName="persons-index">
<term>Alberti, Georg Wilhelm</term>
</index><persName ref="textgrid:40t90">Alberti</persName>
Briefen den neuesten Zustand der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in England <app>
<lem>betreffend</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betreffend.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Th.</abbr>
<expan>Theil</expan>
</choice> 3. <choice>
<abbr>Br.</abbr>
<expan>Brief</expan>
</choice> 39.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_48">
<head>§. 48.</head>
<p>Aus dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte von der Entstehung, <app>
<lem>Ausbreitung,</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Ausbreitung</rdg>
</app> und Erhaltung der <index indexName="subjects-index">
<term>augustinisch</term>
</index>Augustinischen <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen erhellet nun offenbar, daß sich kein Wahrheit suchender
christlicher Theologe durch das noch immer, blos wegen mangelhafter Kentniß
der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index><app>
<lem>Kirchengeschichte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchengeschichte</rdg>
</app> bisher fortdaurende Ansehen <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> abhalten lassen <app>
<lem>muß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müsse</rdg>
</app>, in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift selbst zu forschen.</p>
<p>Man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> sicher behaupten, daß <app>
<lem>jetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">jezt</rdg>
</app> der ungleich grössere Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen in der römischen und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">in</rdg>
</app> beyden <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Kirchen</term>
</index><app>
<lem>protestantischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Protestantischen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen die <index indexName="subjects-index">
<term>manichäisch</term>
</index><app>
<lem>manchäischen</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">manichäischen</rdg>
</app> Schwärmereyen von <pb edRef="#d" n="98"/> magischen und
überwältigenden Einwirkungen Gottes in den Menschen verwirft: zumal
denselben unser <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstgefühl</term>
</index>Selbstgefühl und die tägliche <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung widerspricht. Ein jeder wird sich bewußt, wie viel er
selbst zu seinen guten <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschließungen</rdg>
</app>
<app>
<lem>beyträgt</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_17">
<sic>beträgt</sic>
<corr type="authorial">beyträgt</corr>
</choice></rdg>
</app>, und keiner der <app>
<lem>frömsten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">frömmsten</rdg>
</app> Christen <app>
<lem>zeigt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zeiget</rdg>
</app> übermenschliche Tugenden, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> eine <app>
<lem>übernatürliche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">übernatürliche,</rdg>
</app> durch ihn wirkende Kraft erwiesen, und sich nicht aus der moralischen
Wirkung der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religi<pb edRef="#b" n="110"/><pb edRef="#c" n="110"/>onswahrheiten <app>
<lem>aufs</lem>
<rdg wit="#d" type="v">auf unser</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth nach <index indexName="subjects-index">
<term>psychologische Naturgesetze</term>
</index>psychologischen Naturgesetzen völlig erklären <app>
<lem>liessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ließen</rdg>
</app>. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a101"/>Allein es
ist von <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><app>
<lem>System</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Systeme</rdg>
</app> fast in alle Artikel der <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik etwas übergegangen, und ehe dieses nicht alles weggeschaft
und das lautre Christenthum wieder hergestellet wird, ist gar nicht daran zu <app>
<lem>dencken</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">denken</rdg>
</app>, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> die volle Wirkung zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung der Moralität</term>
</index>der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität und Glückseligkeit der Menschen <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">äußern</rdg>
</app> werde. Es ist daher nöthig, die vornehmsten <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index>Lehrsätze, welche diese wohlthätige Wirkungen noch gerade zu
hindern, ins Licht zu setzen und den gan<pb edRef="#a" n="102"/>zen
afrikanischen Brast der willkührlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbestimmungen</term>
</index>Lehrbestimmungen gänzlich aus der Philosophie des Christenthums oder
dem <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index>dogmatischen <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><app>
<lem>System</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Systeme</rdg>
</app> herauszuwerfen. <app>
<lem>Hiedurch</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Hierdurch</rdg>
</app> allein <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenverbesserung</term>
</index>Kirchenverbesserung vollendet werden.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_49">
<head>§. 49.</head>
<p>Wenn man <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index>Lehrsätze nach der Ordnung, in welcher sie gewöhnlich in <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index>dogmatischen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbücher</term>
</index>Lehrbüchern unter <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Artikeln aufgestellet werden, nach einander prüfen will, so würde der
erste Satz seyn: <hi>daß alle Menschen schon in</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb"><hi>Adam</hi></persName>
<hi>gesündiget haben, und ihnen daher desselben erste Vergehung von Gott
zur</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index><hi>Schuld angerechnet</hi>
<app>
<lem><hi>wird</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>werde</hi></rdg>
</app>. Die Afrikaner <app>
<lem>konten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">konnten</rdg>
</app>
<app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> lehren, da sie <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5:12">Röm. 5, <app>
<lem>12.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">12</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<app>
<lem>in ihrer lateinischen <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel an statt: <hi>weil sie</hi> alle gesündiget haben,
lasen: <hi>in welchem</hi>, nemlich <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>, sie alle
gesündiget haben (statt <foreign xml:lang="grc">ἐφ’ ὡ</foreign>,
<foreign xml:lang="lat">in quo</foreign>):</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">statt <foreign xml:lang="grc">ἐφ’ ὡ</foreign> im
Lateinischen lasen <foreign xml:lang="lat">in quo omnes
peccaverunt</foreign>,</rdg>
</app> und <app>
<lem>dieses stimte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">dis stimmte</rdg>
</app> mit <app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen von der <index indexName="subjects-index">
<term>Materialität der Seele</term>
</index><app>
<lem>Materialität</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Moralität</sic>
<corr type="editorial">Materialität</corr>
</choice></rdg>
</app> der Seele und deren Fortpflanzung <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><foreign xml:lang="lat">per
traducem</foreign></rdg>
</app> überein. Denn sind unsere Seelen Partikeln <app>
<lem>der Seele</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> gewesen, so haben
wir allerdings sämtlich zu seinen Vergehungen <app>
<lem>mitge<pb edRef="#d" n="99"/>wirkt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">cooperirt</rdg>
</app>. Nachmals, da man <app>
<lem>die Körperlichkeit und Erzeugung der Seele aus Bestandtheilen der
Aeltern verwarf, mußte man zu einem neuen willkührlichen <app>
<lem>Satz</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Satze</rdg>
</app> seine Zuflucht nehmen, um das Forterben der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde begreiflich zu machen. Zu <pb edRef="#b" n="111"/>
<pb edRef="#c" n="111"/> diesem <app>
<lem>Behuf</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Behufe</rdg>
</app> nahm man an:</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">traducem &
materialitatem animae</foreign> verworfen, hat man den</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>
<app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> als <app>
<lem>Haupt des <index indexName="subjects-index">
<term>menschliches Geschlecht</term>
</index>menschlichen Geschlechts unser aller Repräsentant oder
<index indexName="subjects-index">
<term>Stellvertreter</term>
</index>Stellvertreter gewesen, und habe</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">Caput repraesentativum
totius generis humani</foreign></rdg>
</app> in aller <app>
<lem>seiner Abkömlinge</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Menschen</rdg>
</app> Namen <app>
<lem>gehandelt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sündigen lassen</rdg>
</app>, und <app>
<lem>also sey nichts unbilliges darin zu finden, daß uns seine <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde mit angerechnet würde. Denn Gott habe <app>
<lem>eine Art des <choice>
<sic>stillscheigenden</sic>
<corr type="editorial">stillschweigenden</corr>
</choice> Vergleichs</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">einen Vergleich</rdg>
</app> mit ihm errichtet gehabt, nach welchem, wenn er gehorsam
bliebe, alle seine Nachkommen glücklich seyn; wenn er aber
ungehorsam würde, auch seine sämtlichen Abkömlinge mit ihm dem <app>
<lem>Elend</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Elende</rdg>
</app> preiß gegeben werden solten.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daraus die <index indexName="subjects-index">
<term>Billigkeit</term>
</index>Billigkeit der <index indexName="subjects-index">
<term>Imputation</term>
</index>Imputation hergeleitet.</rdg>
</app> Diese <index indexName="subjects-index">
<term>Einkleidung</term>
</index>Einkleidung ist aber eine <app>
<lem>blosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloße</rdg>
</app> Erfindung des menschlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Witz</term>
</index><app>
<lem>Witzes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Witzes,</rdg>
</app> ohne biblischen Grund, voller <app>
<lem>Widersprüche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Widersprüche,</rdg>
</app> gegen sich selbst, gegen die reinen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von <app>
<lem>Gott,</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Gott</rdg>
</app> und gegen das Christenthum, auch nach ihren Folgen der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität der Menschen <app>
<lem>äusserst</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sehr</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußerst</rdg>
</app> nachtheilig: denn <list>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>1)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1.</rdg>
</app></label> jemand eine Handlung imputiren <app>
<lem>oder <app>
<lem>zurechnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zurechnen,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> heißt, ihn für die <app>
<lem>freie</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freye</rdg>
</app> wirkende Ursache <app>
<lem>oder den Miturheber</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> derselben erkennen und <app>
<lem>erklären;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erklären,</rdg>
</app> es ist daher widersprechend von Gottes höchstem <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstande zu denken, daß in demselben alle Nachkommen <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> als <index indexName="subjects-index">
<term>Urheber</term>
</index>Urheber seiner Vergehung <app>
<lem>vorgestellt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorgestellet</rdg>
</app> werden <app>
<lem>könten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnten</rdg>
</app>, da sie es doch nicht sind. <pb edRef="#a" n="103"/></item>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>2)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2.</rdg>
</app></label>
<app>
<lem>Daß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">daß</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName> in unsrer
aller <app>
<lem>Namen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Natur</rdg>
</app> gehandelt, wird nirgends von der Schrift behauptet, und da
wir ihm keinen Auftrag deshalb gemacht <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, so würde es willkührlich und ungerecht von Gott gehandelt
seyn, wenn er <app>
<lem>uns, die wir doch eigentlich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app> Kinder <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> darum hassen <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">wollte</rdg>
</app>, weil <app>
<lem>wir</lem>
<rdg wit="#a" type="v">er sie</rdg>
</app> durch <app>
<lem>solche Mittelspersonen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">einen Stammvater</rdg>
</app> in die Welt <app>
<lem>gesetzet worden sind, an deren <app>
<lem>üblen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">üblem</rdg>
</app> Verhalten wir nicht schuld sind, ja die er <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> selbst, nicht aber wir, zu Stammältern unsres
Geschlechts erwählet hat</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">setzen lässet, mit dem er nicht
zufrieden war</rdg>
</app>. <pb edRef="#d" n="100"/></item>
<item><label>
<app>
<lem>3.</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Es ist kein Grund vorhanden, warum <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName> nur beym <app>
<lem>Sündigen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sündigen</rdg>
</app>, und nicht auch bey Erduldung der <pb edRef="#b" n="112"/>
<pb edRef="#c" n="112"/> Strafe das <index indexName="subjects-index">
<term>menschliches Geschlecht</term>
</index>ganze menschliche Geschlecht vorgestellet <app>
<lem>haben <app>
<lem>soll</lem>
<rdg wit="#d" type="v">solle</rdg>
</app>. Denn ist er wirklich unser Repräsentant oder <index indexName="subjects-index">
<term>Stellvertreter</term>
</index>Stellvertreter gewesen, so muß uns <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#d" type="v">alles,</rdg>
</app> nicht nur was er gethan, sondern auch was er <app>
<lem>dafür</lem>
<rdg wit="#d" type="v">davor</rdg>
</app> gelitten hat, als in unsrem Namen erduldet,
zugerechnet werden. Es würde also <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> doppelte Ungerechtigkeit seyn, wenn uns nicht nur
eine fremde <index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld zugerechnet würde, sondern wir auch dafür
abermals, nachdem sie schon an <app>
<lem>unserm</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unsrem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Stellvertreter</term>
</index>Stellvertreter bestraft und abgethan worden, doch
noch einmal büssen solten. <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
sagt <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:15:22">1 Cor. 15, 22.</citedRange></bibl>
auch: Gleichwie sie alle in <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>
sterben, also werden sie in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>
alle lebendig gemacht werden. Niemand verstehet diese Worte
so unrecht, daß er dabey an eine <index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung des Todes <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>
denken solte, in welchem wir als schon Gestorbene von Gott
angesehen würden; sondern man ist einig, daß hierdurch nur
gesagt <app>
<lem>werde;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">werde:</rdg>
</app> so wie alle Menschen von ihrem Stammvater an, als
Adamiten oder Menschen sterben müssen, so sollen alle als
Christen zum Leben und zur Glückseligkeit gelangen. Eben so
muß man <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulum</persName>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5">Röm.
5.</citedRange></bibl> verstehen, wo er eigentlich
lehret: lange vor <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName> und
<index indexName="persons-index">
<term>Abraham</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6sz">Abraham</persName>
wäre <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde da gewesen, und habe sich schon von <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName> an
über alle Menschen verbreitet, und nun solte <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_6">
<sic>eben allgemein</sic>
<corr type="authorial">eben so allgemein</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">eben so
allgemein</rdg>
</app> ohne Rücksicht auf Abkunft von <index indexName="persons-index">
<term>Abraham</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6sz">Abraham</persName>
oder auf <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7"><app>
<lem>Moses</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Mosis</rdg>
</app></persName> Gesetz <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> durchs Christenthum <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit über alle Sünder <app>
<lem>verbreiten</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">verbreitet werden</rdg>
</app>.</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">hat, und demnach offenbar ungerecht,
daß wir nochmals dafür büßen sollen, wofür <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>
schon, als unser gemeinschaftlicher Stellvertreter gebüßet
hat. Wenn man aus <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName>
Worten <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5:12">Röm. 5, 12.</citedRange></bibl>
herleiten will, daß wir alle in <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>
gesündiget haben, so folgt aus <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:15:22">1
Cor. 15, 22.</citedRange></bibl> daß wir auch schon
alle in <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName> unsre
Strafe gelitten haben, und in ihm schon einmal gestorben
sind. Folglich wäre es nun doppelt ungerecht, wenn wir noch
einmal dafür büßen sollten.</rdg>
</app></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>4.)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>5)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">4.</rdg>
</app></label> Es würde <app>
<lem>sonst aus</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">weiter <foreign xml:lang="lat">ad
analogiam</foreign></rdg>
</app> der <app>
<lem>gemeinen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Erklärung von <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName> Worten
folgen, daß eben so allgemein alle Menschen in <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName> gesündiget <app>
<lem>hätten</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, eben so allgemein würden auch alle in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> gerecht
und selig, <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:5:15" to="Röm:5:19"><app>
<lem>Röm.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Röm</rdg>
</app> 5, 15–19.</citedRange></bibl> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">daß</rdg>
</app> so wie Gott allen Menschen durchgängig <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde, sie mögen nun davon etwas wissen oder nicht, selbige
genehmigen oder nicht, <pb edRef="#b" n="113"/>
<pb edRef="#c" n="113"/> dennoch zur Verdammung <app>
<lem>imputire</lem>
<rdg wit="#a" type="v">imputirt</rdg>
</app>, Gott auch auf gleiche Art allen Menschen ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied, sie mögen darein willigen oder nicht, <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<pb edRef="#d" n="101"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit zur Seligmachung zurechnen <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müsse</rdg>
</app>. Soll aber eine Ergreifung und Zueignung des Verdienstes
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> erst
nöthig seyn, ehe es dem Menschen zu statten <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">kommt</rdg>
</app>, so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">kann</rdg>
</app> auch niemand <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde eher <app>
<lem>imputirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">imputiret</rdg>
</app> werden, bis er diese ergreift, und sich zueignet. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> wird aber wol nicht leicht <app>
<lem>von</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> jemand <app>
<lem>geschehen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">thun</rdg>
</app>. Man <app>
<lem>sieht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">siehet</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="104"/> hieraus, was ein einziger willkührlicher
Satz für <app>
<lem>Verwirrung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verwirrungen</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>uod</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">und</rdg>
</app> Widersprüche im <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><app>
<lem>System <app>
<lem>erzeuget,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erzeugt:</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Systeme erzeuge,</rdg>
</app> und wie blind die <index indexName="subjects-index">
<term>Schulgelehrsamkeit</term>
</index>Schulgelehrsamkeit oft den natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand <app>
<lem>macht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mache</rdg>
</app>, daß die gröbsten Widersprüche nicht <app>
<lem>bemerkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bemerket</rdg>
</app> werden.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>5.)</sic>
<corr type="editorial">5.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">5.</rdg>
</app></label>
<app>
<lem>Will man zur Vertheidigung der <index indexName="subjects-index">
<term>Billigkeit</term>
</index>Billigkeit des Gott angedichteten Verfahrens, in
<index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde des <app>
<lem>Stamvaters</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Stammvaters</rdg>
</app> an alle Nachkommen, sich auf gemeine Fälle des <index indexName="subjects-index">
<term>bürgerlich</term>
</index>bürgerlichen Rechts berufen, <app>
<lem>wonach</lem>
<rdg wit="#d" type="v">nach welchem</rdg>
</app> Kinder an den <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen der Verdienste ihrer Vorfahren, eben so
wie an den üblen Folgen ihrer Vergehen, überall <app>
<lem>theil</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Theil</rdg>
</app> nehmen müssen; so</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Es</rdg>
</app> ist <app>
<lem>doch</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> kein Grund vorhanden, warum nur eine und nicht alle Sünden
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>; kein Grund,
warum nur <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> und nicht
aller unsrer Vorältern Sünden; kein Grund, warum nur die Sünden und
nicht auch das Gute unsrer Vorältern uns <app>
<lem>imputirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">imputiret</rdg>
</app> werden <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">sollte</rdg>
</app>. Da nun die Schrift so wol ausdrücklich und ausführlich im
<index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten <app>
<lem>Testament</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Testamente</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ez:18:1" to="f">Ezech. 18, <app>
<lem>1. <choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></citedRange></bibl> und an vielen Orten im <index indexName="subjects-index">
<term>neues Testament</term>
</index>neuen <app>
<lem>Testament,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Testament</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Testamente,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:2:6">Röm. 2,
6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:5:10">2 Cor. 5,
10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:6:4 Gal:6:5">Gal.
6, 4. 5.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erkläret</rdg>
</app>, daß jeder <app>
<lem><hi>nur für seine</hi>
<app>
<lem><hi>eigne</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>eigene</hi></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nur für seine eigne</rdg>
</app> Handlungen Gott Rechenschaft geben <app>
<lem>solle</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>: als auch alle <index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung einer fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit, welche die <index indexName="subjects-index">
<term>Pharisäer</term>
</index>Pharisäer <app>
<lem>lehrten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lehreten</rdg>
</app>, gänzlich verwirft, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:3:9">Matth. 3, 9.</citedRange></bibl>
verglichen mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:8:32" to="f">Joh. 8, 32 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl> so folgt, daß überhaupt der
Begrif einer willkührli<pb edRef="#b" n="114"/><pb edRef="#c" n="114"/>chen <index indexName="subjects-index">
<term>Imputation</term>
</index>Imputation fremder Handlungen und Gesinnungen ohne
biblischen Grund <app>
<lem>sey;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sey,</rdg>
</app> wie denn auch solche Vorstellungen die richtigen <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen des <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens verwirren, die Aufmerksamkeit von uns selbst
entfernen, und dem <index indexName="subjects-index">
<term>Fortgang</term>
</index>Fortgange wahrer <app>
<lem>moralischen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">moralischer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung eines <app>
<lem>Volks</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volkes</rdg>
</app> höchst hinderlich sind. Es ist demnach <app>
<lem>im</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_18">
<sic>ein</sic>
<corr type="authorial">im</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>Gegensatz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ge<pb edRef="#d" n="102"/>gensatze</rdg>
</app> gegen <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
Behauptung und deren spätere <app>
<lem>Maskirungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verkleidung</rdg>
</app> zu lehren, daß Gott jeden Menschen ohne <app>
<lem><choice>
<sic>Rüsicht</sic>
<corr type="editorial">Rücksicht</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Rüksicht</rdg>
<rdg wit="#a #d" type="typo-correction">Rücksicht</rdg>
</app> auf irgends einen <app>
<lem>andern,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">andern</rdg>
</app> sich so <app>
<lem>vorstellt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorstelt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">vorstellet</rdg>
</app>, wie er wirklich in seinen eignen innern Gesinnungen und nach
seinem Verhalten beschaffen ist, und ihm nach dieser innern
Empfänglichkeit das möglichste Gute nach seiner allgemeinen
Vaterliebe zutheilt.</item>
</list></p>
<note place="end">Ueber die allegorische Erzählung <app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName></lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> vom <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Falle</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> ist <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:1:13 Jak:1:14 Jak:1:15">Jakobi 1, 13. 14. 15.</citedRange></bibl> der authentische <app>
<lem>Kommentarius</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Commentarius</rdg>
</app>, aber nicht <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Weish:2:24"><choice>
<abbr>B.</abbr>
<expan>Buch</expan>
</choice> Weish. 2, 24.</citedRange></bibl></note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_50">
<head><pb edRef="#a" n="105"/> §. 50.</head>
<p>Der zweite Satz des afrikanischen Systems ist, <hi>daß durch</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb"><hi>Adams</hi></persName>
<hi>Fall die Natur des Menschen verdorben worden sey,</hi> und diese
Verderbniß dergestalt forterbe, daß die menschliche Seele bereits mit
wirklicher <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde behaftet, und mit einem positiven <app>
<lem>Hang</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Hange</rdg>
</app> zum Bösen zur Welt komme. Diese Lehren flossen <app>
<lem>ebenfals</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ebenfalls</rdg>
</app> natürlich aus den Vorstellungen einer materiellen Fortpflanzung der
Seelen. Denn ist die Seele der Kinder aus Theilen von den Seelen der Aeltern
zusammengesetzt, so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> eine innere Verderbniß derselben, so wie Gicht und <app>
<lem>Schwindsucht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schwindsucht,</rdg>
</app> ganz natürlich auf die Kinder forterben. Allein so bald man die Seele
für eine unkörperliche einfache Substanz oder Kraft in engerer Bedeutung
erkennet, so können die afrikanischen Lehrmeinungen ohne Widerspruch mit
Schrift und <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft nicht angenommen werden. <pb edRef="#b" n="115"/>
<pb edRef="#c" n="115"/> Man mag nun entweder die <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese, daß bey der Zeugung des Körpers die Seele erst von Gott
geschaffen werde, <app>
<lem>welches die <index indexName="subjects-index">
<term>Pelagianer</term>
</index>Pelagianer glaubten;</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> oder die wahrscheinlichere <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung, daß die einfache Substanz der Seele durch harmonische
Verbindung mit körperlichen <app>
<lem>Organen,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Organen</rdg>
</app> zu Vorstellungen von <app>
<lem>aussen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">außen</rdg>
</app> allererst veranlasset werde, da sie solche aus sich selbst ohne
solche Veranlassung von <app>
<lem>aussen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">außen</rdg>
</app> nicht erzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, annehmen; so erhellet, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde auf sie nicht forterben könne, wenn man nicht die grobe Idee
hat, daß sie in den <app>
<lem>Saamentheilchen oder <app>
<lem>Keim</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dem Keime</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">primis
staminibus</foreign></rdg>
</app> des Körpers schon wohne. In diesem <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Falle</rdg>
</app> aber würde nicht die Seele, <pb edRef="#d" n="103"/> sondern blos der
Körper der <index indexName="subjects-index">
<term>Erbsünde</term>
</index>Erbsünde wegen strafbar seyn. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a105"/>Sehr richtig und stark hat daher schon <index indexName="classics-index">
<term>Julian von Aeclanum</term>
</index><persName ref="textgrid:40xjw">Julianus</persName> mit Beyfall der
<index indexName="subjects-index">
<term>griechische Kirche</term>
</index>altgriechischen Kirche gegen den <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> geschrieben: <app>
<lem>Es ist keine aus den apostolischen Zeiten her überlieferte oder
sonst gegründete <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenslehre</term>
</index>Glaubenslehre, sondern in den Zusammenkünften der
Bösewichter erdacht, vom <index indexName="subjects-index">
<term>Teufel</term>
</index>Teufel eingeblasen, vom <index indexName="persons-index">
<term>Mani</term>
</index><persName ref="textgrid:40xjt">Manes</persName> vorgetragen, und vom
<index indexName="classics-index">
<term>Marcion</term>
</index><persName ref="textgrid:40xjs">Marcion</persName> ausgebreitet, was man
in den <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen jetzt predigen will: daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde eine solche Macht habe, daß sie bereits vor Ausbildung
der <app>
<lem>Gliedmassen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gliedmaßen</rdg>
</app>, vor dem Entstehen und der Ankunft der Seele, über den
Saamentheilchen bey der Empfängniß herflattre, in das Innerste des
mütterlichen Leibes eindringe, und die zu Verbrechern mache, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> noch erst geboren werden sollen: und auf diese Weise die
<index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde früher als der Mensch vorhanden seyn und schon da
sitzen soll, die Ankunft der Seele zu <app>
<lem>erwarten.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erwarten. –</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="ppl"><foreign xml:lang="lat">non est haec fides
antiquitus tradita atque fundata nisi in conciliis malignantium,
inspirata a diabolo, prolata a Manichaeo, celebrata a Marcione,
in ecclesiis praedicare, tantam vim esse peccati, ut ante
membrorum formam, ante <pb edRef="#a" n="106"/> initium
adventumque animae, jactis seminibus supervolans in secretum
matris invadat & reos faciat nascituros: ortuque ipso
antiquior exspectet culpa substantiam.</foreign></rdg>
</app> Es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">muß</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app> auch ein jeder es bey sich selbst fühlen, daß der Gedanke: meine
Seele würde gut seyn, wenn Gott nicht durch die Einrichtung, daß sie durch
sündliche Aeltern in sündliches Fleisch eingekerkert worden <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="om"/>
</app>, sie hätte verdorben werden <app>
<lem>lassen;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">lassen,</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von der göttlichen heiligsten <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte sehr <app>
<lem>umwölkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">umwölket</rdg>
</app>. Dergleichen Vorstel<pb edRef="#b" n="116"/><pb edRef="#c" n="116"/>lungen schwächen die <app>
<lem>Wirkung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wirkungen</rdg>
</app> des natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens, indem der Mensch seine Vergehungen <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dann</rdg>
</app> nicht sich selbst, sondern der Verdorbenheit seiner Natur, wofür er
selbst nichts <app>
<lem>kan, zur Last <app>
<lem>legt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">leget</rdg>
</app>,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kann, imputirt,</rdg>
</app> auch es für vergeblich hält, auf seine <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung Mühe zu verwenden. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b116"/>Richtig sagt daher <index indexName="classics-index">
<term>Caelestius</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk5">Cälestius</persName>: <app>
<lem>Man entfernt sich sehr weit von dem <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index><app>
<lem>Sinn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sinne</rdg>
</app> der allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Kirche</term>
</index>christlichen Kirche, wenn man eine <index indexName="subjects-index">
<term>Erbsünde</term>
</index>Erbsünde durch Fortpflanzung behauptet. Denn die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde wird nicht mit dem Menschen geboren, sondern von ihm
erst nachmals begangen: indem man ja deutlich <app>
<lem>lehrt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lehret</rdg>
</app>, daß Sünden Vergehungen des <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens und nicht der Natur sind. Dieses muß man vorher wohl
festsetzen, damit man nicht bey der Lehre von der Nothwendigkeit und
dem <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der <index indexName="subjects-index">
<term>Taufe</term>
</index><app>
<lem>Taufe</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Taufe,</rdg>
</app> dem Schöpfer zum <app>
<lem>Vorwurf</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vorwurf,</rdg>
</app> auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung verfalle, die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde würde dem Menschen, ehe er sie begehe, schon durch die
Natur <pb edRef="#d" n="104"/> überliefert.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<foreign xml:lang="lat">Longe a <app>
<lem>catolico</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">catholico</rdg>
</app> sensu alienum <app>
<lem>est,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">est</rdg>
</app> peccatum ex traduce affirmare: quia peccatum non cum homine
nascitur, quod postmodum exercetur ab homine, quia non naturae delictum
sed voluntatis esse demonstratur; hoc praemunire necesse est, ne per
mysterii (baptismi) occasionem ad creatoris iniuriam, malum antequam
fiat ab homine tradi dicatur homini per naturam.</foreign></p>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b107_2">
<label>Daß Lutherus, als ein ehemaliger Augustiner Mönch für desselben Lehre
sehr eingenommen gewesen ist, beweißt seine Schrift de servo
arbitrio</label>
<p>Es wird von Steinbart als bekannt vorausgesetzt und nicht weiter vertieft,
dass Luthers Schrift eine Reaktion auf die optimistische Anthropologie des
niederländischen Humanisten Erasmus (1466–1536) von Rotterdam (vgl. Erasmus,
<hi>De libero arbitrio diatribé sive collatio</hi>, 1524) darstellte:
Die von diesem um der Moralität willen aufrechterhaltene Vorstellung eines
freien Willens schien Luther allenfalls auf weltliche Dinge, nicht aber auf
das Gottesverhältnis zuzutreffen, weshalb er mit Paulus bzw. Augustin
entschieden an der Alleinwirksamkeit der Gnade in Bezug auf das menschliche
Heil festhielt und dabei andere Kirchenväter wie Origenes (ca. 185–254) oder
Hieronymus (347–420) kritisierte, weil sie in seinen Augen als Gewährsmänner
der Humanisten eine Mitschuld an den Fehlern des Erasmus trugen (vgl.
Luther, <hi>De servo arbitrio</hi>, 1525). Auf die Schrift beriefen sich
auch die von Matthias Flacius angeführten Gnesiolutheraner als sie
Melanchthons Annäherung an Erasmus (s.u.) mit der schroffen These
entgegentraten, der Mensch verhalte sich bzgl. der Gnade Gottes rein passiv
wie ein Holzklotz und Stein (<hi>truncus et lapis</hi>). Bei Steinbart ist
dementsprechend die Rede „von einigen Eiferern unter den ersten Schülern
Luthers in den synergistischen Streitigkeiten“ (b107).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b108">
<label>Wie richtig Melanchton schon gedacht, erhellet unter andern aus der
Stelle [...] in der letzten Wittenbergischen Ausgabe seiner Loc. theol. vom
Jahr 1543</label>
<p>In der dritten Auflage erreichten die <hi>Loci</hi> ihre vorläufige
Endgestalt: Im Unterschied zu früheren Versionen zeigte Melanchthon hier
eine größere Offenheit hinsichtlich der menschlichen Willensfreiheit, die er
v.a. gegen die Annahme einer rein passiven Wiedergeburt im Glauben
profilierte (vgl. zur Stelle: Melanchthon, <hi>Loci praecipui
theologici</hi>, <hi rend="superscript">3</hi>1543, CR 21, 601–1106,
652–665 [= De humanis viribus seu de libero arbitrio], hier 658f.). Da
Steinbart die zitierten Textteile nicht übersetzt, sei folgende Übersetzung
vorgeschlagen: „Wenn außerdem das freie Urteilsvermögen nichts bewirkt,
werde ich einstweilen, bis ich gefühlt haben werde, dass jene Wiedergeburt
geschieht, von der ihr sprecht, dem Misstrauen und anderen bösartigen
Neigungen nachgeben. Diese manichäische Vorstellung ist eine schreckliche
Lüge, und von diesem Irrtum müssen die Gemüter weggeführt und gelehrt
werden, durchaus freie Entscheidungen zu treffen. Man sollte auch die
Rasereien der Manichäer nicht akzeptieren, die vorgeben, es gebe eine Anzahl
von Menschen, die nicht bekehrt werden können. [...] Wenn nur jene Eingebung
von Qualitäten ohne unser Zutun zu erwarten wäre, wie es sich die Schwärmer
und Manichäer ausdenken, hätte das evangelische Amt keine Arbeit. Es würde
auch kein Ringen in den Gemütern geben usw.“ – Steinbarts Zitat ist ein
Beispiel für die besondere Nähe vieler Neologen zu Melanchthon mit seiner
humanistisch-naturrechtlichen Prägung (vgl. auch die würdigende Darstellung
der <hi>Loci</hi> in ihrer Entwicklung bei Semler, Historische Einleitung,
in: Baumgarten, <hi>Evangelische Glaubenslehre</hi> II, 148–155).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b108_2">
<label>Zwinglius war für die Lehre der heiligen Schrift, Kalvin aber für die
Augustinische</label>
<p>Der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli (1484–1531) wurde aufgrund seiner
Kenntnis und Wertschätzung der Antike, seines praxisorientierten Denkens und
seiner Abgrenzung vom lutherischen Abendmahlsverständnis (vgl. etwa Zwingli,
<hi>De vera et falsa religione commentarius</hi>, 1525) im Kontext der
Aufklärungstheologie deutlich positiver rezipiert als der Genfer Reformator
Johannes Calvin, der aufgrund seiner Mitwirkung bei der Hinrichtung Michael
Servets und der strengen Prädestinationslehre (vgl. Calvin, <hi>Institutio
Christianae Religionis</hi>, Dritte Fassung 1559, Buch III) in keinem
guten Licht stand. Es ist bemerkenswert, dass in der vierten Auflage der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> der Name Zwingli durch dessen Nachfolger
als Vorsteher der Zürcher Kirche, Heinrich Bullinger (1504–1575), ersetzt
wird, der zu den frühen Vertretern wissenschaftlicher Historiographie gehört
und mit seinem federführenden Mitwirken bei der Entstehung der „Confessio
Helvetica“ (1536 [„prior“] bzw. 1566 [„posterior“]) den schweizerischen
Protestantismus maßgeblich geprägt hatte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b108_3">
<label>Arminius und Gomarus [...] Synode zu Dortrecht</label>
<p>Auf der zwischen November 1618 und Mai 1619 in Dordrecht tagenden
Generalsynode der reformierten niederländischen Gemeinden wurden unter
Beteiligung internationaler Gesandter theologische und kirchenpolitische
Auseinandersetzungen beendet, die seit den 1580er Jahren um den politischen
Verbindlichkeitsstatus der reformierten Bekenntnisse geführt worden waren
und sich im Konflikt zwischen Anhängern der Theologen Jacobus Arminius
(1560–1609; „Remonstranten“) und Franciscus Gomarus (1563–1641;
„Kontraremonstranten“) dramatisch zugespitzt hatten. Die Synode setzte eine
antiarminianische Prädestinations- und Versöhnungslehre durch, zerschlug
damit die kirchlich-politische Opposition der Remonstranten und machte im
Zuge des politischen Zusammenbruchs der Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg
die Niederlande zur theologisch führenden Landschaft des europäischen
Calvinismus. Da Augustins Lehre hier, wie Steinbart meint, „mit Hülfe der
weltlichen Obrigkeit [...] die Oberhand behielt“, fällt seine Beurteilung
der Dordrechter Synode ambivalent aus, wenngleich hervorgehoben wird, dass
die Reformierten „auch nicht einerley Meinung waren“ (b108) und etwa Zwingli
im Vergleich zu Calvin der biblischen Wahrheit deutlich näher gekommen
sei.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b109">
<label>Man findet diesen königlichen Befehl aus dem Benthem gezogen in Alberti
Briefen den neuesten Zustand der Religion in England betreffend</label>
<p>Der von Steinbart als Beleg für die nur eingeschränkte Zustimmung zur
strengen Prädestinationslehre angeführte königliche Befehl stand im Kontext
der Auseinandersetzung der englischen mit der römischen Kirche und dem
Calvinismus, die sich in den 1563 unter Leitung des Erzbischofs von
Canterbury, Matthew Parker (1504–1575), zusammengestellten „Neununddreißig
Artikeln“ dokumentiert. Laut Georg Wilhelm Alberti (1723–1758) lasse das
Glaubensbekenntnis auf den ersten Blick vermuten, die englische Kirche habe
sich in der Lehre von der Gnadenwahl der reformierten und im
Abendmahlsverständnis der lutherischen Theologie angenähert. In der
kirchlichen Praxis sei jedoch festzustellen, dass es „gerade umgekeret“ ist:
Denn schon 1662 seien die Prediger auf königlichen Befehl ermahnt worden,
„daß sie ihre Zeit und Fleiß nicht zubringen sollen in Untersuchung der
Tiefen, und speculativischen Dinge, insbesondere solchen, welche die
verborgene Stücke von der ewigen Gnadenwal und Verwerfung, die
unbegreifliche Weise, wie GOttes freye Gnade und des Menschen freyer Wille
bey einander bestehen, und dergleichen bereffen. Und wenn ja die Sache und
Gelegenheit davon etwas zu reden erfordern solte, so sollten sie sich nicht
unterstehen, darin etwas zu bestimmen“ (Alberti, <hi>Briefe betreffend den
allerneusten Zustand der Religion und der Wißenschaften in
Groß-Brittanien</hi>. Dritter Teil, 1752, 672–678 [= 39. Brief], hier
673 zit. n. Heinrich Ludolf Benthem, <hi>Neu-eröffneter Engeländischer
Kirch- und Schulen-Staat. Zum Nutzen, aller nach diesem Königreich
Reisenden, auch anderer, insonderheit der Theologie Beflissenen</hi>,
1732, 1208).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a101">
<label>Allein es ist von Augustins System fast in alle Artikel der Dogmatik
etwas übergegangen, und ehe dieses nicht alles weggeschaft und das lautre
Christenthum wieder hergestellet wird, ist gar nicht daran zu denken, daß
die Lehre Jesu die volle Wirkung zur Verbesserung der Moralität und
Glückseligkeit der Menschen äussern werde</label>
<p>Gegenüber Steinbarts dogmenkritischer Intention, die reine Philosophie des
Christentums wiederherzustellen, meint Semler: „Da [...] die eigene
gewissenhafte Anname des Christentums <hi>unaufhörliche subjectivische</hi>
Ungleichheit und Verschiedenheit behält: so kann niemand sich anbieten, er
wolle das lautre Christenthum wieder herstellen; es ist niemalen verloren
worden“ (Semler, <hi>Zusätze</hi> [über Steinbarts System], 157). Der Kritik
an der augustinischen Sündenlehre stimmt Semler aber weitgehend zu, nachdem
er in seiner <hi>Historischen Einleitung</hi> selber den pelagianischen
Streit rekonstruiert und in ähnlicher Weise beurteilt hatte: „Mit den
Beschreibungen der africanischen Lehrsätze bin ich, wie gesagt, meist selbst
einstimmig; aber es ist wahrlich nicht meine Idee, daß alsdenn die
Kirchenverbesserung würde vollendet werden, wenn diese lateinische
africanische Theologie, ganz und gar verlassen wird. [...] [S]ehr viele
verstehen diese africanische Theologie ohnehin nicht, und um so weniger ist
es unsre“ (aaO 160; Hervorhebungen gelöscht).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a105">
<label>Sehr richtig und stark hat daher schon Julianus mit Beyfall der
altgriechischen Kirche gegen den Augustin geschrieben: [...] non est haec
fides antiquitus tradita atque fundata nisi in conciliis malignantium,
inspirata a diabolo, prolata a Manichaeo, celebrata a Marcione, in ecclesiis
praedicare [...]</label>
<p>Julian von Aeclanum (ca. 386–455) war Bischof und führender Theologe des
Pelagianismus. Steinbart zitiert (in der ersten Auflage lateinisch, danach
in deutscher Übersetzung) aus dessen Werk <hi>Ad florum</hi>, von dem nur
noch Fragmente in Augustins <hi>Contra Iulianum opus imperfectum</hi> (CSEL
85,1/2) überliefert sind. Das Zitat folgt Semler, Historische Einleitung,
in: Baumgarten, <hi>Untersuchung theologischer Streitigkeiten</hi> III,
280f. Steinbart übergeht aber den Hinweis auf die Zusammensetzung des Zitats
aus zwei verschiedenen Stellen im Original. Nachweis: CSEL 85/1, 55f. (bis
„Marcione“) und 168 (ab „in ecclesiis“).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b116">
<label>Richtig sagt daher Cälestius: [...] Longe a catolico sensu alienum est
[...]</label>
<p>Zitiert wird Caelestius’ <hi>Libellus fidei</hi>, von dem ebenfalls nur
Fragmente überliefert sind in Augustins <hi>De gratia Christi et de peccato
originali</hi> (CSEL 42, 125–206). Hier heißt es, geringfügig
abweichend: „[Caelestius dicit:] in remissionem autem peccatorum baptizandos
infantes non idcirco diximus, ut peccatum ex traduce firmare uideamur. quod
longe a catholico sensu alienum est, quia peccatum non cum homine nascitur,
quod postmodum exercetur ab homine, quia non naturae delictum, sed
voluntatis esse monstratur. et illud ergo confiteri congruum, ne diuersa
baptismatis genera facere uideamur, et hoc praemunire necessarium est, ne
per mysterii occasionem ad creatoris iniuriam malum antequam fiat ab homine
tradi dicatur homini per naturam“ (CSEL 42, 170, 12–22; vgl. auch hier
Semler, Historische Einleitung, in: Baumgarten, <hi>Untersuchung
theologischer Streitigkeiten</hi> III, 280 sowie Steinbarts Übersetzung
ab der zweiten Auflage).</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_V_51-55">
<div type="section" xml:id="st_section_51">
<head>§. 51.</head>
<p>Da indes <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Schriftstellen die Lehrmeinung von einer allgemeinen Verdorbenheit
der <index indexName="subjects-index">
<term>menschliche Natur</term>
</index>menschlichen Natur zu begünstigen scheinen, so ist hierüber noch
folgendes zu <app>
<lem>merken.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bemerken.</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">merken:</rdg>
</app></p>
<p>Erstlich <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> Brief an die Römer
als die eigentliche Hauptquelle der herrschenden <app>
<lem>Lehrmeinungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehrmeinung</rdg>
</app> angesehen werden. Hier <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app> es nur blos auf eine aufrichtige Untersuchung der Frage <app>
<lem>an:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">an,</rdg>
</app> ob der Zweck <app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">des Apostels</rdg>
</app> sey, von einer <hi>Verderbniß der Natur</hi> auch bey <app>
<lem>Kindern;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kindern,</rdg>
</app> oder nicht vielmehr von <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">einer</rdg>
</app>
<hi>Verderbniß</hi>
<pb edRef="#b" n="117"/>
<pb edRef="#c" n="117"/>
<hi>der damaligen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index><hi>Nationen in Absicht der unter ihnen herrschenden
Grundsätze,</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index><hi>Gottesdienstlich</hi><pb edRef="#a" n="107"/><hi>keiten und
Laster</hi>
<app>
<lem>zu <app>
<lem>reden.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">reden?</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>zu reden?</hi></rdg>
</app> Es ist offenbar das letzte sein Zweck, denn er beweiset in den zwey
ersten <app>
<lem>Kapiteln</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Capiteln</rdg>
</app> die unter den Heiden herrschende Verderbniß nicht aus der Abkunft von
<index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>, sondern aus den
unter ihnen im Schwange gehenden Lastern. Noch mehr, er <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erkläret</rdg>
</app> ausdrücklich die Natur für gut, und behauptet, daß die Heiden durch
ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft Gott hätten erkennen, und nach ihrem <index indexName="subjects-index">
<term>natürliches Gewissen</term>
</index>natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen auf den Weg wahrer <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart geleitet werden können; da sie aber die in ihnen <app>
<lem>vorhandne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorhandene</rdg>
</app> Wahrheit in Lügen selbst verwandelt hätten, so wären die traurigen
Folgen ihrer Lasterhaftigkeit als <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen des Mißbrauchs ihrer gehabten hinlänglichen Naturkräfte <app>
<lem><app>
<lem>anzusehen.</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">anzusehen, <choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:1:18 Röm:1:25">1, 18.
25.</citedRange></bibl></rdg>
</app> Ja <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:2:13" to="Röm:2:15"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 2, 13–15.</citedRange></bibl> behauptet <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> ganz
bestimt, daß <app>
<lem>alle Heiden Einsichten in das göttliche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die Heiden ohne ein geoffenbartes</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">die Heiden, ohne ein geoffenbartes</rdg>
</app> Gesetz <app>
<lem>und einen Gewissenstrieb solche zu befolgen ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung oder <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade durch die Naturkräfte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu haben, doch bey dem Gebrauch</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">zu haben, doch bey dem Gebrauche</rdg>
</app> ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft <app>
<lem>wirklich hätten, und viele unter ihnen die <index indexName="subjects-index">
<term>Werke des Gesetzes</term>
</index>Werke des Gesetzes thäten, oder</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">zu richtigen moralischen Einsichten
gelangten und einen Ge<pb edRef="#d" n="105"/>wissenstrieb
von Natur empfänden,</rdg>
</app> sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">darnach</rdg>
</app> in ihrem Verhalten <app>
<lem>, zur Beschämung der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu bestimmen; ja daß viele derselben dem
göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen gemässer lebten, als die</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">zu bestimmen; ja daß viele derselben dem
göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen gemäßer lebten, als die</rdg>
</app> Juden, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app>
<app>
<lem>ihr geoffenbartes Gesetz vernachlässigten, darnach
richteten.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">sich eines vom <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel geoffenbarten und ihnen schriftlich
überlieferten Gesetzes rühmten.</rdg>
</app> Nachher <app>
<lem>beweißt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">beweiset</rdg>
</app> er ausführlicher</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Auf gleiche Art beweiset er</rdg>
</app>, daß die Juden, ob sie gleich mehrere <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app> Erweckungen und Hülfsmittel gehabt, doch der ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation nach, nichts besser als die Heiden wären. Die ganze Stelle
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:3:10" to="f">Röm.
3, 10. <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> handelt daher nicht von einer
Bösartigkeit, womit die Juden geboren worden sind, sondern von der
Lasterhaftigkeit und Verdorbenheit der <app>
<lem>Nationaldenkart</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Nationaldenkungsart</rdg>
</app>, die unter den <app>
<lem>erwachsenen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Erwachsenen</rdg>
</app> geherrschet hat. <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:3:19"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, 19.</citedRange></bibl></rdg>
</app> Es ist daher auf ähnliche Art die Stelle <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:3">Eph. 2,
3.</citedRange></bibl> wo <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> nach <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName> Uebersetzung sagt:
wir führten unsern Wandel in Lüsten des <index indexName="subjects-index">
<term>Fleisch</term>
</index>Fleisches, und thaten den <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen des Fleisches und der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index><app>
<lem>Vernunft,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vernunft:</rdg>
</app> und waren auch Kinder des <pb edRef="#c" n="118"/> Zorns von Natur
gleichwie die andern; dem Zusam<pb n="118" edRef="#b"/>menhange und <app>
<lem>Zweck</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zwecke</rdg>
</app> nach dahin zu erklären: So wie die Heiden nach dem unter ihnen
herrschenden <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geiste</rdg>
</app> der <app>
<lem>Immoralität</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Unsittlichkeit</rdg>
</app> sich allerley Ausschweifungen ergeben haben, so haben wir Juden <app>
<lem>ebenfals</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ebenfalls</rdg>
</app> uns durch sinnliche Lüste und <app>
<lem>thörichte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">thörigte</rdg>
</app> Einfälle leiten lassen, und sind der <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation nach nicht minder strafwürdige Leute als andre Völker. Es ist
also die Lehre der Schriften <index indexName="subjects-index">
<term>neues Testament</term>
</index>neuen Testaments, und der <index indexName="subjects-index">
<term>älteste Kirche</term>
</index>ältesten <app>
<lem>Kirche:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirche,</rdg>
</app> daß die Natur, womit wir geboren werden, gut ist, daß aber der
unterlassene Gebrauch der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, des <index indexName="subjects-index">
<term>natürliches Gewissen</term>
</index>natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens, und der übri<pb edRef="#a" n="108"/>gen <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußern</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußeren</rdg>
</app> Gelegenheiten <app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zu</rdg>
</app> bessern <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkentniß,</rdg>
</app> bey Heiden und Juden ein herrschendes Nationalverderben
hervorgebracht <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#d" type="v">habe</rdg>
</app>: folglich solches nicht aus <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>
<app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Falle</rdg>
</app> herzuleiten sey<app>
<lem>: obgleich mit <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName> erster
<index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde in die Welt gekommen ist, und alle erwachsene
Nachkommen desselben ihm nachgeahmt haben</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>.</p>
<note place="end"><p>Daß <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b118"/><foreign xml:lang="grc">τα θεληματα των διανοιων</foreign>
<app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nicht,</rdg>
</app> den <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, sondern der Einbildungen, Einfälle und mit <choice corresp="#st_b_corr_7">
<sic><foreign xml:lang="grc">της σαρκως</foreign></sic>
<corr type="authorial"><foreign xml:lang="grc">της
σαρκος</foreign></corr>
</choice> zusammen, das was <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unsren</rdg>
</app> sinnlichen unter einander laufenden Einbildungen nach uns
beliebte, zu erklären sey, bedarf für Sprachkundige keines Beweises. Daß
aber <foreign xml:lang="grc">φυσις</foreign>
<app>
<lem>selbst</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> in <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf"><app>
<lem>Paulus</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Pauli</rdg>
</app></persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache die <pb edRef="#d" n="106"/> Herkunft oder die <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation bedeute, erhellet aus <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:2:15">Gal. 2, 15.</citedRange></bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:2:14 Röm:2:27">Röm. 2, 14 <choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice> 27.</citedRange></bibl></rdg>
</app> und daß es solches hier bedeute aus dem Zusammenhange; indem
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> nicht von
angebornen, sondern von wirklich begangenen Sünden, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> unter den Juden, wie unter <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>ander</sic>
<corr type="editorial">andern</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>Völkern,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Völkern</rdg>
</app> Mode geworden waren, redet.</p>
<p>Daß die <index indexName="subjects-index">
<term>ältere Kirche</term>
</index>ältere Kirche <app>
<lem>schriftmässig</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">schriftmäßig</rdg>
</app> gelehret <app>
<lem>habe</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, dafür will ich blos eine Stelle anführen. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b118_2"/><index indexName="classics-index">
<term>Clemens von Alexandrien</term>
</index><persName ref="textgrid:30gp0"><app>
<lem>Clemens</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Clemens.</rdg>
</app> Alex.</persName>
<index indexName="classics-index">
<term>
<persName>Clemens von Alexandrien</persName>
<title>strom. VII.</title>
</term>
</index><foreign xml:lang="grc">στρωματεων</foreign> Libr. 7. sagt: Die <app>
<lem>Quelle</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Quellen</rdg>
</app> aller Sünden sind Unwissenheit und Schwachheit, an <app>
<lem>beiden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beyden</rdg>
</app> sind wir <app>
<lem>schuld</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schuld,</rdg>
</app>
<hi>in so fern wir uns nicht bemühen</hi> zu lernen, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden zu besiegen.</p></note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_52">
<head><pb edRef="#b" n="119"/>
<pb edRef="#c" n="119"/> §. 52.</head>
<p>Der dritte <index indexName="subjects-index">
<term>augustinisch</term>
</index>Augustinische Hauptsatz ist, <hi>daß der Mensch schlechterdings ganz
unvermögend sey, etwas zu seiner</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index><hi>Besserung beyzutragen</hi>, und Gott daher jeden einzelnen guten
Gedanken, jede gute Handlung allein in uns wirken müsse; daher niemand durch
alles sein aufrichtiges Bestreben sich forthelfen könne, sondern nur
derjenige, den Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade <app>
<lem>ergreife</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ergriffen</rdg>
</app>, gebessert würde, er <app>
<lem>möchte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">möge</rdg>
</app> wollen oder nicht. Diese Sätze waren natürliche <app>
<lem>Folgen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Folgen,</rdg>
</app> der zum Grunde liegenden philosophischen <index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien. Man hat in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche solche zu mildern gesucht, weil es in die Augen fiel, daß sie <app>
<lem>gerade zu</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">geradezu</rdg>
</app> allen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Fleiß in der <index indexName="subjects-index">
<term>Heiligung</term>
</index>Heiligung, wozu wir <pb edRef="#a" n="109"/> so oft in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift aufgefordert werden, ersticken. In der <index indexName="subjects-index">
<term>lutherische Kirche</term>
</index>lutherischen Kirche hat man den <app>
<lem>Satz:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satz,</rdg>
</app> Gott müsse alles und der Mensch könne nichts zu seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung <app>
<lem>thun;</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">thun,</rdg>
</app> beybehalten, <app>
<lem>jedoch,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jedoch</rdg>
</app> um den natürlichen harten Folgerungen zu entgehen, dabey angenommen,
daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes den Menschen nicht wider seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen bekehre, sondern der Mensch <hi>widerstehen</hi> könne. Aber
auch diese menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese, von <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> die Schrift nichts enthält, löset sich von selbst <app>
<lem>aus einander</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auseinander</rdg>
</app>, so bald man <app>
<lem>frägt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fräget</rdg>
</app>, was denn der <hi>Nichtwiderstand</hi> des Menschen sey? ob nicht ein
Entschluß des Menschen erfordert werde, nicht widerstehen zu wollen? ob der
Mensch sich durch eigne Ueberlegung zu diesem <app>
<lem>Entschluß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschlusse</rdg>
</app> bestimmen könne? ob der Mensch die Bestimmungsgründe zu dem
Entschlusse, nicht zu widerstehen, durch eigne Kräfte in sich <app>
<lem>hervor bringen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">hervorbringen</rdg>
</app> könne? ob <pb edRef="#d" n="107"/> nicht ein <app>
<lem>natürlich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">natürliches</rdg>
</app> Vermögen, das <app>
<lem>Gute</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gute,</rdg>
</app> was <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_8">
<sic>nicht</sic>
<corr type="authorial">ihn</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c #d" type="v">uns</rdg>
</app> zum <app>
<lem>Entschluß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschlusse</rdg>
</app> bestimmen soll, als etwas Gutes einzusehen, und eine <app>
<lem>freiwillige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freywillige</rdg>
</app> Aufmerksamkeit und Nachdenken darüber erfordert werde? ob also der
Mensch nicht viele Handlungen vornehmen <app>
<lem>muß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müsse</rdg>
</app>, die durchaus sein <app>
<lem>eignes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenes</rdg>
</app> Werk sind? denn wenn sie es nicht sind, so <app>
<lem>hängt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">hänget</rdg>
</app> auch der <pb n="120" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="120"/> Nichtwiderstand von ihm selbst nicht ab. Sehet da,
<index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde der Wahrheit, wie <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">viele</rdg>
</app> Verwirrung menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion hervorgebracht haben, und wie der übertriebne Scharfsinn
der Gelehrten, wenn einmal falsche <index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien zum Grunde liegen, die leichte Einsicht in die Wahrheit
erschweren <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_53">
<head>§. 53.</head>
<p>Ehe wir vergleichen, was aus der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift für oder wider die gemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese vom gänzlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Unvermögen</term>
</index>Unvermögen der <app>
<lem>Menschen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Menschen</rdg>
</app> etwas zur Förderung ihrer Glückseligkeit beyzutragen, <app>
<lem>angeführt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">angeführet</rdg>
</app> zu werden pflegt, müssen wir erst das Vorurtheil entkräften, als ob
Gott <pb edRef="#a" n="110"/> oder desselben <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> desto mehr
verherrlichet würde, je verdorbner und unvermögender die menschliche Natur
vorgestellet wird. <app>
<lem>Hierher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hieher</rdg>
</app>
<app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehört:</rdg>
</app>
<list>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1.</rdg>
</app></label> Alle <index indexName="subjects-index">
<term>Realität</term>
</index>Realität und alles Gute <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app> von Gott. Von ihm erhalten wir die Kraft zu denken, Wahrheit
und Irrthum, Gutes und Böses, Recht und Unrecht zu erkennen, und zu
<index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterscheiden. Er <app>
<lem>bleibt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bleibet</rdg>
</app> der eigentliche Vater <app>
<lem>unsres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
</app> Geistes, wenn wir gleich durch unsre Aeltern den <index indexName="subjects-index">
<term>organisch</term>
</index>organischen Körper, durch welchen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe in uns erweckt werden, überkommen: ja auch <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> ist seine Einrichtung; er bildet uns ohne unsrer Mutter
<index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn, ja ohne daß diese weiß, was dazu <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehöret</rdg>
</app>, zu unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung. Die <app>
<lem>Gesetze</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gesetze,</rdg>
</app> nach welchen sich unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe formen, nach welchen diese auf unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden wirken, nach welchen wir uns zu vernünftigen
moralischen Wesen entwickeln, sind <app>
<lem>ebenfals</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ebenfalls</rdg>
</app> von Gott, und nur nach diesen Gesetzen können wir denken und
wollen. Auch die <app>
<lem><app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">äußern</rdg>
</app> Objekte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">äußern Objecte</rdg>
</app>, und die Wirkung, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wel<pb edRef="#d" n="108"/>che</rdg>
</app> sie auf uns machen, wodurch die Reihen unsrer Vorstellungen
und <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app> werden, sind von Gott <app>
<lem>hervorgebracht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">hergebracht</rdg>
</app> und in das Verhältniß gegen uns <app>
<lem>gestellt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gestellet</rdg>
</app>, nach welchem sie auf uns wirken. Und in dieser Beziehung <pb n="121" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="121"/> ist es unläugbar allgemein wahr, daß
ursprünglich alles Gute von Gott <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">komme</rdg>
</app>, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">daß</rdg>
</app> der Mensch nicht die geringste reelle Bestimmung in sich
erschaffen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, wozu ihm nicht die Kraft so wol als der Stof von Gott
dargeboten <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#d" type="v">werde</rdg>
</app>. Wenn man nun <app>
<lem>annimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">annimmt</rdg>
</app>, daß die Kräfte und die Veränderungsgesetze der <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Talente</term>
</index>Talente von Natur schlecht sind, und nichts zu unsrer
Bestimmung beytragen können, sondern Gott unmittelbar andre Kräfte
darreichen, oder den natürlichen Gang der Gedanken, wider die <app>
<lem>ursprüngliche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ursprünglichen</rdg>
</app> selbst <app>
<lem>gemachte <index indexName="subjects-index">
<term>psychologische Gesetze</term>
</index>psychologische</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">gemachten psychologischen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Gesetze,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesetze</rdg>
</app> alle Augenblicke abändern müsse, so <app>
<lem>umwölkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">umwölket</rdg>
</app> man seine <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit, <pb edRef="#a" n="111"/> und beschuldiget sie
offenbar einer <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großen</rdg>
</app> Unrichtigkeit oder Mangelhaftigkeit in ihrem ersten <app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Plane</rdg>
</app>. Es ist wenigstens klar, daß man Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre auf dieser Seite allemal so viel <app>
<lem>entzieht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entziehet</rdg>
</app>, als man <app>
<lem>ihm</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ihr</rdg>
</app> auf der andern beylegen will.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2.</rdg>
</app></label> Auch verdunkelt man <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Verdienste
um uns und die durch die Sendung desselben geoffenbarte <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte und <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit Gottes ungemein, wenn man <app>
<lem>annimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">annimmt</rdg>
</app>, daß Gott auch bey denen Menschen, welchen die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> vorgetragen
wird, alle <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkentnisse</rdg>
</app>, alles Wollen, und alles Vollbringen des Guten noch durch
unmittelbare Wirkung hervorbringen oder ergänzen müsse. Aber <app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">alsdann</rdg>
</app> wird die <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit Gottes in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>
verherrlichet, wenn die Anweisungen desselben <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unserm</rdg>
</app> schwachen Erkentnißvermögen genau <app>
<lem>angemessen, und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">angemessen sind, wenn</rdg>
</app> die Beweggründe der Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Jesu,</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Jesu</rdg>
</app></persName> nach den natürlichen Veränderungsgesetzen
unserer Seele <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>gute Gesinnungen und Thätigkeiten hervor zu bringen,
hinlänglich <app>
<lem>sind;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind,</rdg>
</app> wenn Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe auch <app>
<lem>unsren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsern</rdg>
</app> schwachen Augen in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Leben und
Lehre so <app>
<lem>reizend</lem>
<rdg wit="#a" type="v">reitzend</rdg>
</app>
<app>
<lem>erscheint</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erscheinet</rdg>
</app>, daß wir ihn wieder zu lieben und uns ihm ganz zu widmen <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">bestimmet</rdg>
</app> werden. Dann <app>
<lem>harmonirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">harmoniret</rdg>
</app> Gott in der Natur, in seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung <pb n="122" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="122"/> und in sei<pb edRef="#d" n="109"/>nen
<index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarungen</term>
</index>Offenbarungen durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> mit sich
selbst, und sein Plan ist vollkommen, ohne daß er denselben <app>
<lem>augenblicklich nachzubessern</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">immerfort nachzubessern,</rdg>
</app> nöthig hat.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">3.</rdg>
</app></label> Der Mensch wird auch durch die Lehre, daß seine <app>
<lem>natürlichen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">natürliche</rdg>
</app> Kräfte zu seiner Glückseligkeit mitwirken müssen, gar nicht
stolz werden. So bald man nur den manichäischen Irrthum, als ob
<index indexName="subjects-index">
<term>Natur und Gnade</term>
</index>Natur und <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade entgegenstehende <index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien wären, fahren <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lässet</rdg>
</app>, so <app>
<lem>zielt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zielet</rdg>
</app> alles zu Verherrlichung Gottes und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> weit
sichtbarer ab. Die ganze Natur des Menschen ist ja auch ein
Gnadengeschenk Gottes, da unsre ganze Existenz solches ist. Gott <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> also unmöglich mit sich <pb edRef="#a" n="112"/> selbst
streiten, und durch unsre Natur uns von demjenigen <index indexName="subjects-index">
<term>Ziel</term>
</index><app>
<lem>Ziel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ziele</rdg>
</app> abziehen, zu welchem er uns durch unmittelbare Wirkungen <app>
<lem>hin <app>
<lem>zu ziehen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zuziehen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">hinzuziehen</rdg>
</app> sucht. Ist aber alles, was ich auch natürlich Gutes vermag,
Gottes Gabe, wie <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app> ich darauf stolz werden? Und <app>
<lem>überdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überdieß</rdg>
</app>, was <app>
<lem>heißt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">heißet</rdg>
</app> denn tugendhaft seyn anders, als <app>
<lem>in vollem <app>
<lem>Maasse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Maaße</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">im vollen Maaß</rdg>
</app> das Gute <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießen</rdg>
</app>, was Gott von allen Seiten der <index indexName="subjects-index">
<term>thierische Natur</term>
</index>thierischen, geistigen und <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Natur</term>
</index>moralischen Natur des Menschen aus <app>
<lem>freier</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freyer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte darbietet? So bald man also die Menschen von den <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen, als ob wir Gott dienen <app>
<lem>könten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnten</rdg>
</app>, und als ob es willkührliche göttliche Vorschriften <app>
<lem>gäbe</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gebe</rdg>
</app>, durch deren Beobachtung wir selbst nicht glücklicher würden, <app>
<lem>entwöhnet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">entwöhnt</rdg>
</app> hat, so wird ein Mensch sich so wenig auf seinen Fleiß in der
<index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend etwas einbilden, als es je <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#d" type="v">einen</rdg>
</app> Menschen einfallen wird, darauf stolz zu werden, daß er
selbst Speise und Trank durch seine Naturkräfte <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießen</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, ohne daß erst eine unmittelbare Einwirkung Gottes ihn zum
jedesmaligen <app>
<lem>essen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Essen</rdg>
</app> und <app>
<lem>trinken</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Trinken</rdg>
</app> geschickt machen muß.</item>
</list></p>
<note place="end">Es verhält sich mit den Augen des <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes, wie mit den Augen des Körpers. Wer nicht blind geboren
wird, hat das <app>
<lem>Vermögen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vermögen,</rdg>
</app> alle sichtbare Objekte zu erkennen: allein <pb n="123" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="123"/> wirklich siehet er wegen dieses <app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßen</rdg>
</app> Vermögens noch nichts. Es müssen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">die</rdg>
</app> Objekte von <app>
<lem>aussen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">außen</rdg>
</app> sich dem Auge in der Nähe und in gerader Linie darbieten, und es muß
ein <app>
<lem>äusseres</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußeres</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht darüber verbreitet <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">seyn wenn das Auge sie wahrnehmen soll</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">seyn, wenn das Auge sie wahrnehmen soll</rdg>
</app>. Eben so hat jeder <pb edRef="#d" n="110"/> nicht blödsinnig geborne
Mensch das <app>
<lem>Vermögen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Vermögen,</rdg>
</app> alle gedenkbare Wahrheiten einzusehen; wir sehen aber durch das <app>
<lem>blosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloße</rdg>
</app> Vermögen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">des <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes</rdg>
</app> noch nichts wirklich ein, sondern es müssen uns erst <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">objective</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von <app>
<lem>aussen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">außen</rdg>
</app> dargeboten werden. Was uns aber näher <app>
<lem>vorgelegt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorgeleget</rdg>
</app> wird und mit hinlänglicher Klarheit erscheint, das sehen wir wirklich <app>
<lem>ein</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ein,</rdg>
</app> ohne weitere Hülfe. Durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> sind die zu <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unserm</rdg>
</app>
<app>
<lem>Wohl</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wohle</rdg>
</app> zu erkennen <app>
<lem>nöthige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">nöthigen</rdg>
</app> Objekte erhellet, und nahe vor <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">die</rdg>
</app> Augen <app>
<lem>ge<pb edRef="#a" n="113"/>legt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geleget</rdg>
</app> worden. <app>
<lem>Solten</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Sollten</rdg>
</app> wir nun doch noch nichts verstehen und <app>
<lem>einsehen</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>einseheu</sic>
<corr type="editorial">einsehen</corr>
</choice></rdg>
</app> können, so müßte Gott die Augen des <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes nicht so gut als die Augen des Körpers <app>
<lem>formiret</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gebildet</rdg>
</app> haben. Nach <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> Vorstellung ist
aller Menschen<index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index> Vernunft mit dem <app>
<lem>Staar</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Staare</rdg>
</app> behaftet, und Gott muß <app>
<lem>zu jedem einzelnen <app>
<lem>Blick</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Blicke</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">ad actus
singulos</foreign></rdg>
</app>, wenn <app>
<lem>dem Menschen eine Wahrheit einleuchten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ein Mensch etwas einsehen</rdg>
</app> soll, den Staar durch <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> unmittelbare Wirkung <app>
<lem>zurücke ziehen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">zurückeziehen</rdg>
</app>, und <app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">sobald</rdg>
</app> Gott damit <app>
<lem>nachläßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">nachlässet</rdg>
</app>, ist der Staar wieder <app>
<lem>vor den</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">vorn</rdg>
</app> Augen. Ob diese Vorstellung Gott verherrliche, mag jeder selbst
beurtheilen.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_54">
<head>§. 54.</head>
<p>Alle <app>
<lem>Schriftstellen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schriftstellen</rdg>
</app> welche man zum <app>
<lem>Behuf</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Behufe</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>augustinisch</term>
</index>Augustinischen Lehre vom gänzlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Unvermögen</term>
</index>Unvermögen der Menschen etwas Gutes zu erkennen, zu <app>
<lem>wollen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollen</rdg>
</app> und zu vollbringen anführet, beweisen <app>
<lem>blos:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blos,</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b123"/><hi>daß kein
einzelner seinen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Naturtriebe</term>
</index><hi>Naturtrieben</hi>
<app>
<lem><hi>überlaßner</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>überlassener</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>Mensch,</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mensch</rdg>
</app>
<hi>so wenig als eine ganze in</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aberglaube</term>
</index><hi>Aberglauben und Lasterhaftigkeit versunkene <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation sich selbst zu richtigen Einsichten in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, und zu wahrer</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index><hi>Tugend</hi>
<app>
<lem><hi>ohne</hi>
<app>
<lem><hi>äussere</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>äußere</hi></rdg>
</app>
<hi>Hülfe</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<hi>erheben könne.</hi> In dieser Beziehung wird daher das <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium als eine göttliche Kraft, welche die Menschen <app>
<lem>umschaft</lem>
<rdg wit="#d" type="v">umschaffe</rdg>
</app>, einen neuen Geist in ihnen <app>
<lem>hervorbringt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">hervorbringe</rdg>
</app> und sie zu <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken tüchtig <app>
<lem>macht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mache</rdg>
</app>, beschrieben. Nirgends aber wird <pb edRef="#b" n="124"/>
<pb edRef="#c" n="124"/>
<app>
<lem>gelehret</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelehrt</rdg>
</app>, daß nun die <app>
<lem>Christen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Christen;</rdg>
</app> welche diesen Geist oder diese neue Einsichten und <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> dadurch verbesserte Denkungsart überkommen haben, noch zu jedem
einzelnen guten Gedanken, <app>
<lem>Entschluß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschlusse</rdg>
</app> oder Vollbringen der Vorsätze eine anderweitige Einwirkung der Kraft
Gottes erwarten <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">sollen</rdg>
</app>. In eben den Stellen, welche den Worten <app>
<lem>nach</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nach,</rdg>
</app>
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> Lehre am meisten
begünstigen, werden die Menschen aufgefordert ihre Kräfte zu brauchen. Das
müssen nothwendig <pb edRef="#d" n="111"/> Kräfte seyn, deren Gebrauch von
ihnen <app>
<lem>abhängt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">abhänget</rdg>
</app>, indem Gottes Kraft nicht unter der <app>
<lem>Disposition</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_19">
<sic>Dispotion</sic>
<corr type="authorial">Disposition</corr>
</choice></rdg>
</app> der Menschen stehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>; folglich eigne zur Natur des Menschen gehörende <pb edRef="#a" n="114"/> Kräfte. Gott ists, sagt <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:2:13">Phil. 2,
13.</citedRange></bibl> der in euch wirket, so wol das Wollen als
das Ausüben; darum <app>
<lem>bearbeitet euch</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">arbeitet</rdg>
</app> recht stark <app>
<lem>(<foreign xml:lang="grc">κατεργαζεσθε</foreign>),</lem>
<rdg wit="#a" type="v">(<foreign xml:lang="grc">κατεργαζεσθε</foreign>)</rdg>
</app> mit größter Sorgfalt und <app>
<lem>Vorsichtigkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vorsichtigkeit</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Vorsichtigkeit dahin, um</rdg>
</app> glücklich zu werden; wie ihr denn auch bisher schon (der Lehre)
folgsam gewesen seyd. <app>
<lem>Könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Könnte</rdg>
</app> die Schrift so reden, wenn blos <app>
<lem><hi>der Nichtwiderstand</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">der Nichtwiderstand</rdg>
</app> vom Menschen gefordert würde? <app>
<lem>Könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Könnte</rdg>
</app> sie den Christen <app>
<lem>wol</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wohl</rdg>
</app> befehlen: <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Petr:1:6" to="f">2 Petr. 1, 6 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Petr:1:10">10.</citedRange></bibl> Wendet allen euren Fleiß, die möglichste
Anstrengung (<foreign xml:lang="grc">σπουδην πασαν</foreign>) dazu an,
vermittelst der bessern Religionseinsichten nun alle Tugenden zu üben: oder
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:4:8">Phil. 4,
8.</citedRange></bibl> denket selbst nach, ihr Christen, was
ruhmwürdig, anständig <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> ist, und das <app>
<lem><app>
<lem>thut.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">thut?</rdg>
</app> Müßten</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">thut? Müssen</rdg>
</app> nicht alle unzählige Aufforderungen, Ermahnungen und Befehle, welche
die <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift an die Menschen richtet, wenn <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> richtig <app>
<lem>lehrte</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">lehrete</rdg>
</app>, an die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes und nicht an die Menschen gerichtet werden, und <index indexName="persons-index">
<term>Petrus</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t8">Petrus</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
<app>
<lem>sagen:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sagen,</rdg>
</app> verhaltet euch nur ganz ruhig und leidentlich, ihr Christen, suchet
nicht selbst zu denken oder etwas zu wirken, denn Gott hat seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade befohlen, in euch alle Gedanken, <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschließungen</rdg>
</app> und Handlungen ohne euer Zuthun oder Mitwirken hervorzubringen?</p>
<note place="end"><pb edRef="#b" n="125"/>
<pb edRef="#c" n="125"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b125"/><index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> lehret <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:2:14">1 Cor. 2,
14.</citedRange></bibl> nicht daß, wie <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luther</persName> übersetzt, ein
<hi>natürlicher</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Menschenverstand</term>
</index>Menschenverstand die höhere Religionserkentnisse nicht fassen könne,
sondern <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#d" type="v">nur,</rdg>
</app> daß ein <app>
<lem>seelischer oder Seelenmensch (<foreign xml:lang="grc">ψυχικος</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="grc">ψυχικος</foreign></rdg>
</app> das <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ist,</rdg>
</app> ein an blos sinnliche Vorstellungen besonders in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion gewöhnter Mensch es nicht könne, sondern daß ein <app>
<lem>Geistesmensch <app>
<lem>(<foreign xml:lang="grc">πνευματικος</foreign>)</lem>
<rdg wit="#d" type="v">(<foreign xml:lang="grc">πνευματικος</foreign>),</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="grc">πνευματικος</foreign></rdg>
</app> das <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> ein <app>
<lem>gesetzter</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesetzter,</rdg>
</app> im vernünftigen Nachdenken geübter <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand dazu gehöre: wie der unläugbare <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch der Worte <app>
<lem>Seelenmensch und Geistesmensch (<foreign xml:lang="grc">ψυχικος</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="grc">ψυχικος</foreign></rdg>
</app> und <app>
<lem><foreign xml:lang="grc">πνευματικος</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><foreign xml:lang="grc">πνευματικος</foreign></rdg>
</app> unter den jüdischen Gelehrten es mit sich bringt. <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="ptl">Und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:5:8 Eph:5:9">Eph. 5, 8. 9.</citedRange></bibl> heißet
es: ihr (Heiden) waret ehedem Finsterniß, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion unwissende und unsittliche Leute, nun aber seyd ihr
ein Licht in dem Herrn, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> als unterrichtete Christen <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index>aufgeklärte Leute, von eigenen hellen Einsichten, und diesen
höhern Einsichten handelt nun gemäß.</rdg>
</app></note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_55">
<head><pb edRef="#d" n="112"/> §. 55.</head>
<app type="structural-variance">
<lem><p xml:id="st_55_a">Der <app>
<lem><hi>vierte</hi> den praktischen Glückseligkeitslehren des
Christenthums sehr nachtheilige</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">vierte in der <index indexName="subjects-index">
<term>afrikanische Kirche</term>
</index>afrikanischen Kirche gleichfals zuerst aufgekommne
und nachher auf mancherley Art ge<pb edRef="#a" n="115"/>formte</rdg>
</app> Lehrsatz ist: <hi>daß</hi>
<app>
<lem><hi>Gott uns</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christi</hi></persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index><hi>Gerechtigkeit zurechne</hi>, wenn wir sie im
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben ergreifen, oder daß uns Gott <app>
<lem>so dann</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">sodann</rdg>
</app> in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>,
als eben so gerechte Leute, wie <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>
selbst ansehe. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b125_2"/>Ob man nun <app>
<lem>wol</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wohl</rdg>
</app> (nach <index indexName="persons-index">
<term>Chyträus, David</term>
</index><persName ref="textgrid:40xk4">Chyträus</persName>
<app>
<lem>Geständniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geständnisse</rdg>
</app>) <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthern</persName>
für den ersten <index indexName="subjects-index">
<term>Urheber</term>
</index>Urheber des Satzes: daß der seligmachende <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube sich eigentlich mit Ergreifung der <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
beschäftige, zu halten hat; so ist er doch eine ganz
natürliche Folge aus <app>
<lem><choice>
<sic>dem</sic>
<corr type="editorial">den</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">den</rdg>
</app> afrikanischen Auslegungsregeln und Grundsätzen. Denn
nach eben den <index indexName="subjects-index">
<term>Principien</term>
</index>Principien, nach welchen aus <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5">Röm.
5.</citedRange></bibl> eine <index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adams</persName>
herausgebracht wird, ist auch die Zurechnung der <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
darin gegründet: und nach eben den Rechtsgründen, nach
welchen eine fremde <index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld uns <app>
<lem>imputirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">imputiret</rdg>
</app> wird, soll uns auch eine fremde <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit zugeeignet werden. Diese Sätze, von
Zurechnung fremder Verdienste, werden in der <index indexName="subjects-index">
<term>römische Kirche</term>
</index>römischen Kirche noch weiter ausgedehnt, so daß
jemand auch andrer Menschen <app>
<lem>überflüssige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überflüßige</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>gute Werke sich erhandeln und vor Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Gericht</term>
</index>Gericht gegen seine eigne Sünden verrechnen, oder
durch Einklei<pb n="126" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="126"/>dung in die Ordenskutte eines frommen <app>
<lem>Mönchs</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Mönches</rdg>
</app> im <app>
<lem>sterben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sterben,</rdg>
</app> vor Gott sich angenehmer machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">kann</rdg>
</app>.</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl"><hi>der seligmachende</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index><hi>Glaube der Christen sich eigentlich mit der
Ergreifung und Zueignung der <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> beschäftige</hi>, und Gott dem,
welcher zuversichtlich glaubt <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>
habe für ihn alles gethan, die <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
zurechne, oder sich denselben so gerecht als <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>
selbst vorstelle.</rdg>
</app> Da <app>
<lem>nun</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> bey <app>
<lem><app>
<lem>diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index>Lehrsätzen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diesem Lehrsatz,</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">diesem Lehrsatze,</rdg>
</app> von der <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">gläubigen</rdg>
</app> Ueberkleidung mit einer fremden <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index><app>
<lem>Gerechtigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gerechtigkeit,</rdg>
</app> auf einer Seite</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">diesem Lehrsatz</rdg>
</app> so ausnehmend <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">viele</rdg>
</app>
<app>
<lem>verworrene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verworrne</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe zum Grunde liegen, und so viele <app>
<lem>verführerische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verführische</rdg>
</app> Mißdeutungen gewöhnlich <app>
<lem>sind;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind,</rdg>
</app> auf der andern Seite aber ein <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großer</rdg>
</app> Theil der Geistlichen denselben als <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b126"/>den rechten
<index indexName="subjects-index">
<term>Kern</term>
</index>Kern <app>
<lem>und Stern</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> des gesamten Christenthums betrachtet, ob er gleich niemals <app>
<lem>in der <index indexName="subjects-index">
<term>ältere Kirche</term>
</index>ältern Kirche geglaubt, noch selbst</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in <index indexName="subjects-index">
<term>unsre Kirche</term>
</index>unsrer Kirche symbolisch geworden ist, so ist, wenn nicht
der ganze Zweck der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion Jesu</term>
</index>Religion <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> verfehlet
werden soll, eine deutliche <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung des wahren und des irrigen in demselben
nothwendig.</p>
<p xml:id="st_55_b"><milestone edRef="#a" type="structure" unit="no-p"/><app>
<lem>Die Urquelle der Verwirrung</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Das <foreign xml:lang="grc">πρωτον
ψευδος</foreign>
</rdg>
</app> in der ganzen Lehre von der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Imputation</term>
</index>Imputation</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Zurechnung</term>
</index>Zurechnung</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<app>
<lem>liegt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lieget</rdg>
</app> in der fal<pb edRef="#d" n="113"/>schen oder doch <app>
<lem>undeutlichen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verworrenen</rdg>
</app> Vorstellung von dem Grunde und der Absicht der göttlichen
Anforderungen an die Menschen, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">in</rdg>
</app> der damit verknüpften Vermischung allgemeiner <index indexName="subjects-index">
<term>göttliche Gesetze</term>
</index><app>
<lem>göttlichen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">göttlicher</rdg>
</app> Gesetze mit den <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaischen Satzungen. Diese Verwirrung zu heben müssen wir
erst die wahre Beschaffenheit der <index indexName="subjects-index">
<term>göttliche Gesetze</term>
</index>göttlichen Gesetze untersuchen. Alle Vorschriften, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> Gott den Menschen und jeder Vater seinen Kindern ertheilen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, sind entweder blos <app>
<lem><hi>väterliche Rathgebungen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">väterliche Rathgebungen</rdg>
</app>, durch deren Befolgung die Kinder selbst <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
</app> und glücklicher werden, oder es sind <index indexName="subjects-index">
<term>Dienstforderungen</term>
</index><app>
<lem><hi>Dienstforderungen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Dienstforderungen</rdg>
</app>, deren Erfüllung den Kindern selbst zu keinem <app>
<lem>Vortheil</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vortheile</rdg>
</app> gereicht.</p></lem>
<rdg wit="#a" type="varying-structure"><join scope="branches" result="p" target="#st_55_a #st_55_b"/></rdg>
</app>
<p>1. Die Gesetze der <app>
<lem><hi>ersten Klasse</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ersten Classe</rdg>
</app>, welche die Kinder blos belehren, wie sie sich vor Schaden hüten und
sich Vortheile und <index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen verschaffen können, müssen nothwendig von den Kindern
selbst <app>
<lem>befolgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">befolget</rdg>
</app> werden, und es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> ihnen durchaus nichts helfen, wenn sie ein Dritter für sie erfüllen <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>. So <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> zum Beyspiel der äl<pb edRef="#a" n="116"/>teste Sohn nicht für seine
unartigen Geschwister Arzney <app>
<lem>ein<pb edRef="#b" n="127"/><pb edRef="#c" n="127"/>nehmen,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">einnehmen</rdg>
</app> oder <app>
<lem>studieren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">studiren</rdg>
</app>, <app>
<lem>weil</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">weil,</rdg>
</app> wenn auch der Vater dessen gute Handlungen den jüngern Söhnen zu gute
rechnen <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte</rdg>
</app>, diese doch offenbar dabey krank und ungeschickt bleiben würden.
Gleiche <app>
<lem>Bewandniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bewandtniß</rdg>
</app> hat es nun mit allen göttlichen Anweisungen über unser rechtes
Verhalten zur Glückseligkeit, <app>
<lem>indem ihre</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">deren</rdg>
</app> Befolgung uns selbst <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
</app> und glücklicher macht. Es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> uns gar nichts helfen, wenn es auch möglich wäre, daß Gott uns <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<app>
<lem>Mässigkeit</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Mäßigkeit</rdg>
</app>, <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu ihm, Geduld unter den Leiden, <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> zurechnen <app>
<lem><app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wollte</rdg>
</app>; weil</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wollte, indem</rdg>
</app> so lange wir selbst noch von <app>
<lem>Unmässigkeit</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Unmäßigkeit</rdg>
</app>, Mißtrauen zur göttlichen Vorsicht, und ungestümer Ungeduld geplaget
werden, unser moralisches Elend immer fortdauret. Es ist aber auch nicht
gedenkbar, daß Gott sich uns einen Augenblick anders als wir wirklich sind
vorstellen <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>, indem solches theils an sich ein Irrthum in Gottes Erkentniß wäre,
theils uns selbst zum Schaden gereichen würde. Denn wenn Gott sich uns in
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> als moralisch
vollkommen denken <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>, so würde er sich uns in demselbigen als selige Leute vorstel<pb edRef="#d" n="114"/>len, und doch blieben wir die <app>
<lem>kranken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kranken</rdg>
</app> und mit uns selbst im <app>
<lem>Widerspruch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Widerspruche</rdg>
</app> lebenden Geschöpfe. <app>
<lem>Ueberdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ueberdies</rdg>
</app> schwächet diese Art der Einbildungen nach ihren natürlichen Folgen
alle reelle <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen. Ist es an sich möglich, daß Gott sich mich anders <app>
<lem>vorstellt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorstellet</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">vorstellet,</rdg>
</app> als ich wirklich bin, so wird er mich vielleicht im Grabe lassen, und
sich vorstellen, als wäre ich in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> auferstanden und
lebte in demselben höchst glückselig. Um diesen falschen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen vorzubeugen, lehret daher die Schrift in eben den Stellen,
darin sie <app>
<lem>sagt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">saget</rdg>
</app>, daß wir in und mit <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> gestorben <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sind,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5:6">Röm. 5, <app>
<lem>6.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">6.,</rdg>
</app></citedRange></bibl> daß <app>
<lem>wir</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">wir,</rdg>
</app> um mit ihm zu leben, nun selbst der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde absterben und uns der <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit und der Tugenden <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<app>
<lem>befleissigen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">befleißigen</rdg>
</app> sollen, weil eben das wahre Leben hier und in <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">alle</rdg>
</app> Ewigkeiten nur aus den moralisch <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guten Gesinnun<pb edRef="#a" n="117"/>gen, wodurch wir <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und Gott ähnlich
werden, <pb n="128" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="128"/> erwächst. Es ist also unläugbar, daß jeder Christ
nicht nach dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Maaße</rdg>
</app>, nach welchem er sich <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit zurechnet, oder sich versichert hält, daß Gott sie ihm <app>
<lem>zurechne;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zurechne,</rdg>
</app> sondern nur nach dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Maaße</rdg>
</app>, als er selbst <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn und Denkungsart <app>
<lem>annimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">annimmt</rdg>
</app> und demselben in seinem ganzen Verhalten <app>
<lem>nachahmt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">nachahmet</rdg>
</app>, glückselig werde. Nur hierdurch werden wir selbst <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
</app>. Ja da auch <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Vorschriften</term>
</index>moralische Vorschriften, und das ist <index indexName="subjects-index">
<term>göttliche Gesetze</term>
</index>göttliche <app>
<lem>Gesetze</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesetze,</rdg>
</app>
<app>
<lem>beobachten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">beobachten,</rdg>
</app> nichts anders ist, als mit sich selbst in <index indexName="subjects-index">
<term>Harmonie</term>
</index>Harmonie kommen und alles von Gott dargebotene Gute in <app>
<lem>vollerm <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Maasse</rdg>
</app> geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">vollerem Maaße genießen</rdg>
</app>, <app>
<lem>wie §. <ref target="#st_section_19">19.</ref>
<app>
<lem>gezeigt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gezeiget</rdg>
</app> worden,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> so <app>
<lem>folgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">folget</rdg>
</app> unmittelbar, daß weil wir nicht einen andern für uns <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießen</rdg>
</app> lassen können, auch kein andrer für uns Gottes väterliche <app>
<lem>Anweisungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Anweisung</rdg>
</app> befolgen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">könne</rdg>
</app>.</p>
<p>2. Die Gesetze der <app>
<lem><hi>zweiten Klasse</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zweiten Classe</rdg>
</app> sind eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Dienstforderungen</term>
</index>Dienstforderungen, deren <app>
<lem>Leistungen</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Leistung</rdg>
</app> demjenigen, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> sie erfüllet, mehr nachtheilig als vortheilhaft ist: als wenn zum
Beyspiel ein Vater von seinem Sohne <app>
<lem>verlangt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verlanget</rdg>
</app>, daß er einen Brief bey ungestümen Wetter an einen entfernten Ort überbringen<app>
<lem>, oder seinen ermüdeten kleinern Bruder auf <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> Arm nehmen und nach Hause tragen</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> soll. Dergleichen befohlne Handlungen können von einem dritten
übernommen werden, und da gilt die <app>
<lem>Rechtsregel: was jemand durch einen andern leisten <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">läs<pb edRef="#d" n="115"/>set</rdg>
</app>, wird so angesehen als ob er es selbst gethan habe;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Rechtsregel <foreign xml:lang="lat">quod quis
per alium facit ipse fecisse putatur</foreign>,</rdg>
</app> insonderheit wenn die Genehmigung des Gesetzgebers dazu <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app>. Es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> also in dem angeführten <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Falle</rdg>
</app> ein Fremder den Brief<app>
<lem>, oder das ermüdete Kind</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> an den <app>
<lem>bestimten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmten</rdg>
</app> Ort überbringen. Nun <app>
<lem>frägt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">fräget es</rdg>
</app> sich, ob es dergleichen <index indexName="subjects-index">
<term>Dienstforderungen</term>
</index>Dienstforderungen Gottes an die Menschen gegeben hat und noch giebt?
Hier ist nun <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7"><app>
<lem>Moses</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Mose</rdg>
</app></persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> wohl zu <index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterscheiden. <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName> Gesetz enthält
unstreitig eine Menge solcher <index indexName="subjects-index">
<term>Dienstforderungen</term>
</index>Dienstforderungen. <app>
<lem>Allein <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7"><app>
<lem>Moses</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Mose</rdg>
</app></persName> hat eigentlich ein Gesetzbuch für die <index indexName="subjects-index">
<term>bürgerlich</term>
</index>bürgerliche <index indexName="subjects-index">
<term>Staatsverfassung</term>
</index>Staatsverfassung der Juden in <index indexName="subjects-index">
<term>Palästina</term>
</index>Palästina liefern wollen: und da Gott unter dem Namen Je<pb n="129" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="129"/>hova <app>
<lem>zugleich</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> als das <index indexName="subjects-index">
<term>bürgerlich</term>
</index>bürgerliche Oberhaupt des israelitischen <index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index><app>
<lem>Staats</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Staates</rdg>
</app>, oder als der Landesherr <app>
<lem>derselben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desselben</rdg>
</app> in den <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaischen Gesetzbüchern <app>
<lem>erscheint</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erscheinet</rdg>
</app>, dessen Residenz die Stiftshütte und nachmals der Tempel war,
so kommen im <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName> viele zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion gar nicht, sondern blos zur Aufrechterhaltung des
<index indexName="subjects-index">
<term>jüdischer Staat</term>
</index>jüdischen <index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index><app>
<lem>Staats</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Staates</rdg>
</app> erforderliche Gesetze von Abgaben, Lieferungen und
Dienstleistungen beym Hoflager des <index indexName="subjects-index">
<term>Jehova</term>
</index>Jehova vor. Da nun aber die Juden das, was zur <index indexName="subjects-index">
<term>Staatsverfassung</term>
</index>Staatsverfassung und zur eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion gehörte, nicht unterschieden, so ward nun von
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und den
Aposteln dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied, so viel es nach den geringen Fähigkeiten der
Juden geschehen konte, ihnen deutlich gemacht, wie ich dieses <app>
<lem><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b129"/>in
den <hi>Bestätigungen meines Systems gegen die Einwürfe
einiger Gelehrten</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">im 6ten Abschnitt §. <ref target="#st_section_87">87</ref>
bis <ref target="#st_section_90">90.</ref>
</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">im 6ten Abschnitte §. <ref target="#st_section_87">87</ref>
bis <ref target="#st_section_90">90.</ref>
</rdg>
</app> ausführlicher <app>
<lem>darthue</lem>
<rdg wit="#c" type="v">thue</rdg>
</app>. In dieser Beziehung lehrete daher <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>:</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">Es haben einige Gelehrten berechnet, daß allein
das, was zur Unterhaltung der Hofstaat des <index indexName="subjects-index">
<term>Jehova</term>
</index>Jehova an den Tempel und die Priester jährlich geliefert <pb edRef="#a" n="118"/> werden müssen, über ein Fünftheil der
Einkünfte eines jeden Juden betragen hat, wie viele andre
willkührliche Vorordnungen enthält nicht der <index indexName="subjects-index">
<term>Israeliten</term>
</index>Israeliten Gesetzbuch, deren Befolgung weder ihren innern
noch äußern Zustand verbessern konnte. <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> lehret
daher ausführlich:</rdg>
</app> daß durch die Beobachtung des <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisches Gesetz</term>
</index>mosaischen Gesetzes, weil es selbst an <index indexName="subjects-index">
<term>Sinnlichkeit</term>
</index>Sinnlichkeit gekränkelt <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">habe</rdg>
</app>, keine <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höhere Glückseligkeit <app>
<lem>habe</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> befördert werden <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, und kein Mensch durch dergleichen <app>
<lem>Wercke</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Werke</rdg>
</app> willkührlicher Verordnungen zu wahrer <app>
<lem>moralischen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">moralischer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte der Gesinnungen gelange: daß aber <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> nun alle, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> unter diesem Gesetze seufzeten, <app>
<lem>erlöset;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erlöset,</rdg>
</app> alle solche den Menschen nicht beseligende Vorschriften <app>
<lem>abgeschaft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">abgeschaffet</rdg>
</app>, und eine völlige <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app> von allen <index indexName="subjects-index">
<term>Dienstforderungen</term>
</index>Dienstforderungen der Gottheit seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche versichert <app>
<lem>habe.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">habe<supplied>.</supplied></rdg>
</app> Folglich hat auch von dieser Seite <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> nichts für uns, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName> Gesetz nichts
angegangen <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">ist</rdg>
</app>, leisten dürfen, was uns <app>
<lem>zugerechnet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">imputirt</rdg>
</app> werden <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>; aber <app>
<lem>befreiet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">befreyet</rdg>
</app> hat er uns auf immer von dem <index indexName="subjects-index">
<term>Aberglaube</term>
</index>Aberglauben, <pb edRef="#d" n="116"/> als ob Gott von uns Dienste
geleistet haben <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">wolle</rdg>
</app>. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8">Röm.
8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:5">Gal.
5.</citedRange></bibl></p>
<note place="end">Daß es weder von der ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>lutherische Kirche</term>
</index><app>
<lem>lutherischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Lutherischen Kirche</rdg>
</app> noch in einem <index indexName="subjects-index">
<term>symbolisches Buch</term>
</index>symbolischen Buche derselben, noch in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift gelehret worden sey, <app>
<lem><hi>daß</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christus</hi></persName>
<hi>durch Erfüllung des Gesetzes uns erlöset habe</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> durch
Erfüllung des Gesetzes uns erlöset habe,</rdg>
</app> oder <app>
<lem><hi>daß sein thuen</hi><pb edRef="#b" n="130"/><pb edRef="#c" n="130"/><hi>der</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gehorsam</term>
</index><hi>Gehorsam uns statt</hi>
<app>
<lem><hi>eigner</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>eigener</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index><hi>Gerechtigkeit angerechnet werde</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß sein thuender <index indexName="subjects-index">
<term>Gehorsam</term>
</index>Gehorsam uns imputirt werde,</rdg>
</app> hat schon <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b130"/>mein verehrungswerther <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer und Amtsvorgänger <index indexName="persons-index">
<term>Töllner, Johann Gottlieb</term>
</index><persName ref="textgrid:24kqv"><choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice> Töllner</persName> mit seiner <app>
<lem>bekanten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannten</rdg>
</app> scharfsinnigen Genauigkeit in einem <app>
<lem>eignen Buch:</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eigenen Buche,</rdg>
</app> der thätige Gehorsam <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> betitelt, sehr
ausführlich dargethan.</note>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b118">
<label>τα θεληματα των διανοιων [...] της σαρκος</label>
<p>Vgl. Eph 2,3.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b118_2">
<label>Clemens Alex. στρωματεων Libr. 7 sagt: Die Quelle aller Sünden sind
Unwissenheit und Schwachheit, an beiden sind wir schuld in so fern wir uns
nicht bemühen zu lernen, und die Begierden zu besiegen</label>
<p>Clemens von Alexandrien (ca. 150–215) war ein frühchristlicher Philosoph und
theologischer Autor. Seine unter dem Titel <hi>Stromata</hi> („Teppiche“)
veröffentlichte Sammlung theologischer Abhandlungen fragte nach den
Wechselwirkungen griechischer, jüdischer und christlicher Traditionen,
betonte aber auch die Einheit der Schrift und die Rolle der Kirche als
Hüterin der christlichen Lehre, die sie polemisch gegen Angriffe realer oder
fiktiver Gruppen verteidigte. Steinbart führt Clemens als Beispiel dafür an,
„[d]aß die ältere Kirche [hinsichtlich der menschlichen Natur] schriftmässig
gelehret habe“ (b118), wobei die angegebene Quelle paraphrasiert wird.
Nachweis: Clemens von Alexandrien, <hi>Stromata</hi> VII, in: Ders., Werke
III, hg. von Otto Stählin, <hi rend="superscript">2</hi>1970, 1–80, hier 12.
Vgl. auch Ders., Teppiche. Wissenschaftliche Darlegungen entsprechend der
wahren Philosophie (Stromateis). Buch VII. Aus dem Griechischen übersetzt
von [...] Otto Stählin, 1938, 22, § 16,2: „Als die Ursache des Bösen kann
man aber die Schwachheit der menschlichen Natur und die unbedachten Triebe
der Unwissenheit und die sinnlosen, aus unserem Unverstand erwachsenden,
zwingenden Gewalten ansehen“, sowie aaO § 16,3: „Über all dies gewinnt der
Gnostiker durch sein Lernen wie über wilde Tiere die Oberhand und tut nach
Kräften des Menschen, die willig sind, Gutes und ahmt so den Willen Gottes
nach“.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b123">
<label>daß kein einzelner [...] erheben könne</label>
<p>Die Texthervorhebungen in diesem Satz fehlen in der ersten Auflage
vollständig, was an dieser Stelle allerdings aufgrund des redundanten
Textbestands nicht als (längere) Paraphrasierung im Fließtext wiedergegeben
wird. Vgl. die <hi>Editorische[n] Hinweise und Siglen</hi> in dieser
Ausgabe.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b125">
<label>Paulus lehret 1 Cor. 2, 14. nicht daß, wie Luther übersetzt, ein
natürlicher Menschenverstand die höhere Religionserkentnisse nicht fassen
könne</label>
<p>Die Luther-Übersetzung (1545) zu 1Kor 2,14 lautet: „Der natürliche Mensch
aber vernimpt nichts vom geist Gottes / Es ist jm eine torheit / vnd kan es
nicht erkennen / Denn es mus geistlich gerichtet sein.“</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b125_2">
<label>Ob man nun wol (nach Chyträus Geständniß) Luthern für den ersten Urheber
des Satzes: daß der seligmachende Glaube sich eigentlich mit Ergreifung der
Gerechtigkeit Christi beschäftige, zu halten hat</label>
<p>Der Rostocker Theologe, Historiker und Schulorganisator David Chyträus
(1530–1600), Mitarbeiter der Konkordienformel und führender Vertreter des
frühneuzeitlichen Luthertums, äußerte sich in seinem ursprünglich nicht für
den Druck bestimmten, allerdings posthum edierten Briefwechsel (im Gegensatz
zu seinen Lehrern Melanchthon und Luther, dessen Genesisvorlesung er noch
gehört hatte) recht deutlich zur Differenz zwischen der augustinischen und
der protestantischen Rechtfertigungslehre: So konnte er beispielsweise mit
Verweis auf eine öffentliche Rede des Tübinger Theologieprofessors Erhard
Schnepf (1495–1558) anerkennen, dass im ganzen Werk Augustins von einer im
Glauben imputierten Gerechtigkeit Christi keine Rede sei (vgl. Chyträus,
Brief an Jakob Monau, in: Ders., Epistolae, 1613, 1109–1117, hier 1113). –
Vor diesem Hintergrund bemerkte Semler gegenüber Steinbarts Kritik an der
Imputationslehre, dass weder Augustin noch die lateinische Kirche nach ihm
eine „iustitiam per imputationem“ gekannt oder gelehrt hätten: „Ich will aus
den Briefen Chyträi, die klare Geständnisse nicht abschreiben. Augustin
lehrt von <hi>Iustificatio</hi> völlig wie die <hi>römische</hi> Kirche im
16[.] Jahrhundert. Was aber die dawider gemachten Einwendungen betrift, so
beweisen sie des Herrn Verfassers [Steinbarts] eigene Urtheile; und weiter
gar nichts“ (Semler, <hi>Zusätze</hi> [über Steinbarts System], 162).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b126">
<label>den rechten Kern und Stern des gesamten Christenthums</label>
<p>Eine Anspielung auf die Handkonkordanz zur Lutherbibel von Wenzel
Niederwerfer (vgl. Ders., <hi>Biblischer Kern und Stern. Darinnen als in
einer bequemen Hand-Concordantz Die haupt-sprüche der gantzen heiligen
Schrifft [...] gefunden werden</hi>, 1714) ist möglich, aber nicht
sicher. Als Redewendung ist „Kern und Stern“ wohl noch älter (vgl. Grimm,
„Stern“ [bei Nr. 9]). – In der vierten Aufgabe der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> wird der Begriff „Stern“ von Steinbart
gelöscht, sodass es nur noch heißt: „den rechten Kern des gesamten
Christenthums“ (d112). Vgl. bereits Luthers Anmerkungen in seiner
Übersetzung des Neuen Testaments von 1522: „Aus disem allen kanstu nu recht
urteylen unter allen buchern, und unterscheyd nehmen, wilchs die besten
sind. Denn nemlich ist Johannis Evangelion unnd Sanct Paulus Epistelln,
sonderlich die zu den Romern, und sanct Peters erste Epistel der <hi>rechte
kern und marck</hi> unter allen buchern, wilche auch billich die ersten
seyn sollten“ (WA.DB 6, 10,9–13).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b129">
<label>in den Bestätigungen meines Systems gegen die Einwürfe einiger
Gelehrten</label>
<p>Gemeint sind Steinbarts <hi>Philosophische Unterhaltungen zur weitern
Aufklärung der Glückseligkeitslehre</hi>, 3 Hefte, 1782–1784. Vgl. Anm.
131 in der <hi>Einleitung</hi> dieser Edition.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b130">
<label>mein verehrungswerther Lehrer und Amtsvorgänger D. Töllner mit seiner
bekanten scharfsinnigen Genauigkeit in einem eignen Buch: der thätige
Gehorsam Christi</label>
<p>Johann Gottlieb Töllner wirkte in Frankfurt/Oder von 1756 bis zu seinem Tod
1774 als ordentlicher Professor der Philosophie und Theologie, bevor
Steinbart in seine Nachfolge trat. Hier erwarb er sich bleibende Verdienste,
u.a. mit seinen Beiträgen zur aufklärungstheologischen Umformung der
christlichen Versöhnungslehre: Gegen die orthodoxe Satisfaktionstheorie
beschränkte er das Versöhnungswerk Christi auf den im Leiden und Sterben
bewiesenen passiven Gehorsam, um so das <hi>vere homo</hi> des irdischen
Jesus zu akzentuieren, der hinsichtlich seiner menschlichen Natur als ein
frei handelndes Subjekt gedacht werden müsse und als solches zu tätigem
Gehorsam gegen das Gebot Gottes verpflichtet gewesen sei (vgl. Töllner,
<hi>Der Thätige Gehorsam Jesu Christi</hi>, 1768). Töllners behutsame,
biblisch-theologisch argumentierende Umformung der Versöhnungslehre
entsprach dem aufklärerischen Interesse an einer Vorbild-Christologie, die
sich in der von Johann August Eberhard 1772 vollzogenen Kritik des
orthodoxen Satisfaktionsdogmas bald radikalisierte und auch bei Steinbart im
Mittelpunkt steht.</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_V_56-60">
<div type="section" xml:id="st_section_56">
<head>§. 56.</head>
<p>Es <app>
<lem>frägt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fragt</rdg>
</app> sich nun <app>
<lem>zweitens</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zweytens</rdg>
</app>: In wie <app>
<lem>fern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ferne</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Leiden uns von
Gott zur Strafe für unsre Sünden angerechnet werden, oder was für <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> an unserer Statt
habe übernehmen und <app>
<lem>erdulden</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>erdnlden</sic>
<corr type="editorial">erdulden</corr>
</choice></rdg>
</app> können? Um <pb edRef="#a" n="119"/> hierüber helle Einsichten zu
erhalten, muß man sich vor allen Dingen recht deutlich <app>
<lem>auseinander</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aus einander</rdg>
</app> setzen, was eigentlich <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen sind. Man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>
<app>
<lem>gewisser maßen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">gewissermaßen</rdg>
</app> sagen, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b130_2"/>daß
alle Verwirrungen in der gesamten <index indexName="subjects-index">
<term>praktische Religion</term>
</index>praktischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion aus der Verworrenheit des Begrifs der göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen entstehen, und daß daher durch eine richtige <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung dieses <app>
<lem><choice>
<sic>Begrifs,</sic>
<corr type="editorial">Begrifs</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Begrifs</rdg>
</app> auf einmal <app>
<lem>die meisten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">alle</rdg>
</app> Mißverständnisse in der Lehre von <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und der von ihm
gestifteten Versöhnung ihre Auflösung <app>
<lem>erhalten;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erhalten,</rdg>
</app> und hiermit zugleich die Hindernisse, welche den praktischen Einfluß <app>
<lem><choice>
<sic>den</sic>
<corr type="editorial">des</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">des</rdg>
</app> Christenthums auf das <index indexName="subjects-index">
<term>natürliches Gewissen</term>
</index>natürliche <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen der Menschen hemmen, weggeräumet werden. Ich will also <app>
<lem>versuchen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">versuchen</rdg>
</app> ob ich nicht auch für solche Leser, die keine geübte <index indexName="subjects-index">
<term>Metaphysiker</term>
</index>Metaphysiker sind, einen Weg bahnen <app>
<lem>könne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, auf welchem sie sich aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Labyrinth</term>
</index><app>
<lem>Labyrinth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Labyrinthe</rdg>
</app> der hierüber <app>
<lem>vorhandnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorhandenen</rdg>
</app> in einander laufenden <app>
<lem>gelehrten <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">theologischen <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen</rdg>
</app> heraus helfen können. Man bemerke also hierüber zuvörderst folgendes: <list>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>1)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1.</rdg>
</app></label> Bey allen <app>
<lem>freien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freyen</rdg>
</app> Handlungen muß man das physische (<foreign xml:lang="lat">materiale</foreign>) der Handlung von dem moralischen (<foreign xml:lang="lat">formali</foreign>) derselben <index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterscheiden. Das physische bestehet in der <app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßen</rdg>
</app> Anwendung der Kraft, eine Veränderung <pb edRef="#d" n="117"/> hervorzubringen, oder in der <app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßen</rdg>
</app> Handlung selbst. Das moralische ist die Beziehung, welche die
Handlung auf ein <app>
<lem>bekantes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekanntes</rdg>
</app> Gesetz hat. <choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> Zwey <pb edRef="#b" n="131"/>
<pb edRef="#c" n="131"/> Kinder gehen eine Meile; das eine Kind thut
es auf Befehl seines Vaters, das andre wider ein <app>
<lem>ausdrücklich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ausdrückliches</rdg>
</app> Verbot seiner Aeltern. Hier ist die <index indexName="subjects-index">
<term>physische Handlung</term>
</index>physische Handlung bey beyden einerley; sie gehen einen Weg
und gleich weit: aber die <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Beziehung ihrer Handlung auf ihnen <app>
<lem>bekante</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannte</rdg>
</app> Gesetze macht den moralischen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied aus; das eine <app>
<lem>Kind</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> leistet eine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht, das andre <app>
<lem>begehet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begeht</rdg>
</app> einen Ungehorsam.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>2)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2.</rdg>
</app></label> Das physische so <app>
<lem>wol,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wol</rdg>
</app> als das moralische der Handlung hat jedes seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app> besondre Folgen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> wohl von einander <index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterschieden werden müssen. <pb edRef="#a" n="120"/>
<list>
<item><label>
<app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>a.)</sic>
<corr type="editorial">a)</corr>
</choice></rdg>
</app></label>
<hi>Die</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Folgen des physischen</term>
</index><hi>Folgen des physischen</hi> in der Handlung sind
diejenigen, welche die Handlung haben würde, wenn auch kein
Gesetz darüber vorhanden wäre, und welche daher so wol bey
denen statt finden, die durch die Handlung eine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht zu leisten suchen, als bey denen, welche
dadurch einen Ungehorsam <app>
<lem>beweisen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">begehen</rdg>
</app>. In dem gegebenen <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Beyspiele</rdg>
</app> von den mit einander einerley Weg wandernden Knaben
sind die Folgen der physischen Handlung gleich, so wol die
natürlichen als die zufälligen. Beyde werden ermüdet; <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> ist die <app>
<lem><hi>natürliche</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">natürliche</rdg>
</app> Folge. Beyde werden, wenn sie ein Ungewitter <app>
<lem>überfällt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überfället</rdg>
</app>, gleich <app>
<lem>naß;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">naß,</rdg>
</app> beyde bekommen, wenn sie schwächlich sind, ein Fieber
davon; <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> sind <app>
<lem><hi>zufällige Folgen der blos physischen
Handlung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zufällige Folgen der blos
physischen Handlung</rdg>
</app>, welche keine Beziehung auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Gehorsam</term>
</index>Gehorsam oder Ungehorsam haben, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> die Kinder dadurch beweisen.</item>
<item><label><app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>b.)</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></rdg>
</app></label>
<hi>Die</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Folgen des moralischen</term>
</index><hi>Folgen des moralischen</hi> der <app>
<lem>Handlung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Handlung,</rdg>
</app> entstehen aus der Beziehung derselben auf ein <app>
<lem>bekantes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekanntes</rdg>
</app> Gesetz. Man theilet solche in natürliche und
willkührliche ein. <list>
<item><label><app>
<lem>1)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Die <app>
<lem><hi>natürlichen Folgen der</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index><hi>Moralität</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">natürlichen Folgen der
Moralität</rdg>
</app> einer Handlung sind blos innerliche, welche
aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn recht oder unrecht gehandelt zu
haben er<pb edRef="#d" n="118"/>wachsen. In <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unserm</rdg>
</app> Exempel sind die natürlichen <pb edRef="#b" n="132"/>
<pb edRef="#c" n="132"/> Folgen der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität bey dem ungehorsamen Kinde, daß es
über sich selbst <app>
<lem>verdrießlich</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verdrüßlich</rdg>
</app> wird, sich ohne Noth Ermüdung, Verderbung der <app>
<lem>Kleider</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kleider,</rdg>
</app> und Krankheit zugezogen zu haben, daß es sich
schämet und <app>
<lem>ängstiget</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ängstet</rdg>
</app> vor dem Vater zu erscheinen, und die
Ausbrüche seines Unwillens fürchtet: bey dem <app>
<lem>gehorsamen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_20">
<sic>gesamen</sic>
<corr type="authorial">gehorsamen</corr>
</choice></rdg>
</app> Kinde <app>
<lem>dagegen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, daß es innerlich ruhig ist, sich <app>
<lem>freuet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">freuet,</rdg>
</app> dem Vater gefällig geworden zu seyn, und neue
desto <app>
<lem><app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größere</rdg>
</app> Liebeserweisungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">größre
Liebeserweisung</rdg>
</app> zur <app>
<lem>Vergütigung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vergütung</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Vergütigungen</rdg>
</app> der <app>
<lem>überstandnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überstandenen</rdg>
</app> Unbequemlichkeiten frölich erwartet. <pb edRef="#a" n="121"/></item>
<item><label><app>
<lem>2)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Die <app>
<lem><hi>willkührlichen Folgen der
Moralität</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">willkührlichen Folgen der
Moralität</rdg>
</app> der Handlung sind die, welche der Gesetzgeber
über den Thäter <app>
<lem>verhängt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verhänget</rdg>
</app>: <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Als</rdg>
</app> wenn in <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unserm</rdg>
</app>
<app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Falle</rdg>
</app> das ungehorsame Kind vom Vater <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">mit der</rdg>
</app> Ruthe <app>
<lem>bekomt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekommt</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="pp">gezüchtiget wird</rdg>
</app>, und die <app>
<lem>verdorbene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verdorbne</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">verdorbenen</rdg>
</app> Kleider zu seiner Beschämung <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich tragen <app>
<lem>muß;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">muß,</rdg>
</app> das <app>
<lem>gehorsame</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gehorsame</rdg>
</app> dagegen geliebkoset und <app>
<lem>gelobt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelobt</rdg>
</app> und noch schöner als vorher neu gekleidet
wird.</item>
<item><label><app>
<lem>3)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Nur diejenigen Folgen, welche
<hi>das moralische</hi> einer Handlung hat, sind
<index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen und <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen, und niemals müssen die Folgen <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>der</hi></rdg>
</app>
<hi>physischen Handlung</hi> darunter gerechnet
werden. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> wird im gemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index><app>
<lem>Sprachgebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sprachgebrauche</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>beobachtet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beobachtet</rdg>
</app> und eben <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieß</rdg>
</app>, daß man die Folgen der physischen Handlung
auch als <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen und <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen ansiehet, ist eine Hauptquelle der
Verwirrung in der Lehre von den göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen und von der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Genungthuung</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>. Man wird im gemeinen Leben zu
einem ungehorsamen Kinde, welches wider den <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen seines Vaters eine Meile gelaufen und
davon krank geworden ist, sagen: <app>
<lem>siehe,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">siehe</rdg>
</app> das ist die Strafe der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index><app>
<lem>Sünde</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sünde,</rdg>
</app> und deines Ungehorsams. Daß aber <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> offenbar unrichtig sey, erhellet daraus, daß
eben <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> Kind, wenn es denselben Weg auf Befehl des
<pb n="133" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="133"/> Vaters gegangen <app>
<lem>wäre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wäre</rdg>
</app> und also einen <index indexName="subjects-index">
<term>Gehorsam</term>
</index>Gehorsam geleistet hätte, unläugbar eben so
krank geworden seyn würde. <app>
<lem>Aber <pb edRef="#d" n="119"/> das ist seine
<index indexName="subjects-index">
<term>natürliche Strafe</term>
</index>natürliche Strafe, daß es sich als den
<index indexName="subjects-index">
<term>Urheber</term>
</index>Urheber seines Uebelbefindens selbst
ansehen muß.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></item>
</list></item>
</list></item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_57">
<head>§. 57.</head>
<p>Da <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>die</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Folgen des physischen</term>
</index><app>
<lem><hi>Folgen des physischen in unsren Handlungen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Folgen des physischen in unsern Handlungen</rdg>
</app> nicht zu den <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen gehören, so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> auch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> dieselbe nicht
für uns übernommen haben. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> beweiset nun auch die <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung. Ein Mensch, der sich durch <app>
<lem>Unmäßigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unmässigkeit</rdg>
</app> Armuth und Krankheit zugezogen, oder durch Betrug und Thorheiten die
Achtung seiner Mitbür<pb edRef="#a" n="122"/>ger verscherzet hat, erhält
durch den <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben an die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">in Christo,</rdg>
</app> Vermögen, Gesundheit und <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre nicht wieder; sondern nur wenn und in so <app>
<lem>fern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ferne</rdg>
</app> er durch die <app>
<lem>Regelmäßigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Regelmässigkeit</rdg>
</app> seines Verhaltens sich solche aufs neue erwirbt. Mit dem Tode hören
auch nur diejenigen üblen <index indexName="subjects-index">
<term>physische Folgen</term>
</index>physischen Folgen unsrer Handlung auf, welche den Körper und den <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
</app> Zustand betreffen, und <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> ist bey allen Menschen, bekehrten und lasterhaft sterbenden gleich. <app>
<lem>Der, welcher seine Gesundheit oder Vermögen seinen Pflichten
aufgeopfert hat, und der, welcher beides durch lasterhafte
Ausschweifungen verlor, werden durch den natürlichen Tod auf gleiche
Art von <app>
<lem>Schmerz</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Schmerzen</term>
</index>Schmerzen</rdg>
</app> und <app>
<lem>dem Druck</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">vom Drucke</rdg>
</app> des Mangels <app>
<lem>befreiet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befreit</rdg>
</app>.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Aber die <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">inneren</rdg>
</app> oder mehr <app>
<lem>geistige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geistigen</rdg>
</app> Folgen bleiben dieselben. Wer hier verabsäumet hat Erkentnisse
einzusamlen, und gute Fertigkeiten durch Uebung zu erhalten, der bleibt in
alle <index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit <app>
<lem>unvollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unvollkommner</rdg>
</app>, als wenn er zeitiger angefangen <app>
<lem>hätte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hätte</rdg>
</app> sich gut zu <app>
<lem>verhalten:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verhalten,</rdg>
</app> und in alle <index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit muß jede Rückerinnerung an <app>
<lem>begangne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">begangene</rdg>
</app> Thorheiten uns unangenehm bleiben, und das Andenken an edle
Handlungen unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit vermehren. Hieraus <app>
<lem>folgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">folget</rdg>
</app>, daß die Zueignung des Verdienstes <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> die natürlichen
üblen Folgen unsrer Handlungen nicht <app>
<lem>ab<pb edRef="#b" n="134"/><pb edRef="#c" n="134"/>ändert</lem>
<rdg wit="#d" type="v">abändere</rdg>
</app>, und in dieser <app>
<lem>Beziehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Absicht</rdg>
</app> sich unser <app>
<lem>innrer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innerer</rdg>
</app> und <app>
<lem>äusserer</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußerer</rdg>
</app> Zustand nur in so <app>
<lem>fern verbessert</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">ferne verbessere</rdg>
</app>, als wir selbst so handeln, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>physische Folgen</term>
</index>physischen Folgen uns vortheilhaft werden. <app>
<lem>Die größte Wohlthat, welche <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> dem
<index indexName="subjects-index">
<term>menschliches Geschlecht</term>
</index>menschlichen <app>
<lem>Geschlecht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geschlechte</rdg>
</app> gewähret <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">hat</rdg>
</app>, ist also darin zu setzen, daß wir durch <pb edRef="#d" n="120"/> seine Lehre die <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index><app>
<lem>Weisheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Weißheit</rdg>
</app> überkommen, alle Handlungen zu vermeiden, deren <index indexName="subjects-index">
<term>physische Folgen</term>
</index>physische Folgen uns elend und unglücklich machen: das ist,
daß er von der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde selbst eine <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung oder Befreiung gestiftet hat. Denn die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde ist, ohne <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen der Gottheit, schon an sich der Leute <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Spr:14:34">Sprw. 14, 34.</citedRange></bibl><app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:1:15">Jak. 1,
15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:3:4" to="1Joh:3:10">1 Joh. 3, 4–10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:1:7"><choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 1, 7.</citedRange></bibl></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_58">
<head>§. 58.</head>
<p>Nun ist weiter zu untersuchen, von was <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor</rdg>
</app> üblen Folgen der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität oder des <foreign xml:lang="lat">formalis</foreign> unsrer
Handlungen, als welche nur eigentlich <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen sind, uns <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> befreiet habe?
Hierbey müssen wir uns nun deutlich entwickeln, <app>
<lem><hi>theils was für natürliche, theils was für <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen die Sünden gegen Gott in Absicht ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität nach sich ziehen.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">theils was für natürliche, theils was für <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen die Sünden gegen Gott in Absicht ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität nach sich ziehen.</rdg>
</app> Was nun erstlich <app>
<lem><hi>die natürlichen Folgen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die natürlichen Folgen</rdg>
</app> der Thorheiten und Bosheiten betrift, welche <app>
<lem>unmittelbar</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unmittelbar,</rdg>
</app> aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn schlecht gehandelt zu haben erwachsen, so sind solche von
einer <app>
<lem>doppelten</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>doppel-pelten</sic>
<corr type="editorial">doppelten</corr>
</choice></rdg>
</app> Art: <pb edRef="#a" n="123"/>
<list>
<item><label>
<app>
<lem><choice>
<sic>1)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1.</rdg>
</app></label> Ohne Rücksicht auf den Gesetzgeber, <app>
<lem>bringt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bringet</rdg>
</app> schon die Bemerkung, daß wir selbst Urheber der
Verschlimmerung unsres Zustandes sind, in uns Verdruß gegen uns
selbst hervor. Dieser <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app> Verdruß ist allezeit genau der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität der Handlung proportionirt. Je wichtiger die üblen
physischen Folgen einer Handlung sind, je mehr daher die Handlung
unsre vorläufige Ueberlegung <app>
<lem>verdient</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verdienet</rdg>
</app>
<app>
<lem>hätte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hätte,</rdg>
</app> je mehr wir Zeit und Veranlassung hatten, solche vor der
Verrichtung derselben <app>
<lem>anzustellen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anzustellen,</rdg>
</app> und je leichter wir die <app>
<lem>begangne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">begangene</rdg>
</app> Thorheit hätten vermeiden <app>
<lem>können;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">können,</rdg>
</app> desto heftiger ist <pb n="135" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="135"/> der innre Unwille und Verdruß gegen uns
selbst. Diese üble Folge jeder Handlung gegen unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und gegen uns mögliche bessere Einsichten findet
ohne Ausnahme bey allen Menschen statt, auch wenn sie von keinem
Gott, oder von keinen göttlichen Vorschriften etwas wissen. <app>
<lem>Je verständiger und klüger <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indeß</rdg>
</app> ein Mensch ist, desto empfindlicher ist das <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Mißvergnügen</term>
</index>Mißvergnügen über sich selbst bey <app>
<lem>ihm;</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ihm,</rdg>
</app> wenn er <pb edRef="#d" n="121"/> sich eine Thorheit
begangen zu haben bewußt wird.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Es ist aber diese <index indexName="subjects-index">
<term>natürliche Strafe</term>
</index>natürliche Strafe etwas wohlthätiges, indem jeder dadurch zu <app>
<lem>grösserer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größerer</rdg>
</app> Vorsichtigkeit, und <app>
<lem>besserm <app>
<lem>Gebrauch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gebrauche</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">besserem Gebrauche</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft <app>
<lem>erweckt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erwecket</rdg>
</app> wird. <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> hat uns
auch daher von <app>
<lem>dieser Strafe</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">derselben</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>befreien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">befreyen</rdg>
</app> können, und auch der <app>
<lem>gebesserte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gutdenkende</rdg>
</app> Mensch empfindet dieselbe noch bey jeder Uebereilung zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung. Die tägliche <index indexName="subjects-index">
<term>Reue</term>
</index>Reue oder <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index><app>
<lem>Busse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Buße</rdg>
</app> bey der Gewissensprüfung erfordert <app>
<lem>sogar</lem>
<rdg wit="#a" type="v">so gar</rdg>
</app>, dieses moralische <index indexName="subjects-index">
<term>Mißvergnügen</term>
</index>Mißvergnügen über sich selbst möglichst zu erwecken und zu
unterhalten.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>2)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2.</rdg>
</app></label> In Absicht auf den Gesetzgeber, entstehen mit dem
<index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn, denselben <app>
<lem>beleidiget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beleidigt</rdg>
</app> zu haben, sehr unangenehme Vorstellungen, welche aber von
sehr <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Art seyn können, nachdem wir uns desselben <app>
<lem>Charakter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Character</rdg>
</app> mehr oder weniger fürchterlich oder liebenswürdig denken. <list>
<item><label><app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>a.)</sic>
<corr type="editorial">a)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Wenn wir uns den Gesetzgeber als einen
Tyrannen <app>
<lem>vorstellen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denken</rdg>
</app>, der harte Dienste fordert, und jedes Versehen, jede
geringe Verabsäumung mit unbarmherzi<pb edRef="#a" n="124"/>ger Strenge <app>
<lem>bestraft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ahndet</rdg>
</app>, so wird eine <app>
<lem>sklavische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sclavische</rdg>
</app> Furcht mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn ihn beleidiget zu haben entstehen, welche
mit ängstlicher <app>
<lem>Bemühung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bemühung,</rdg>
</app> ihm zu entfliehen, oder uns doch möglichst lange vor
ihm zu verbergen, verbunden seyn wird. Einen solchen
Despoten werden wir von ganzem <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen hassen, uns gegen seine Peinigungen
verhärten, oder in Ver<pb n="136" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="136"/>zweifelung gerathen, wenn wir kein Mittel ihm
zu entrinnen und kein Ende der Quaalen absehen können. Das
ist die Traurigkeit des <index indexName="subjects-index">
<term>Judenthum</term>
</index>Judenthums, die den Tod <app>
<lem>wirket,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wirket</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:7:10">2
Cor. 7, 10.</citedRange></bibl><app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:2:14 Hebr:2:15">Ebr. 2, 14.
15.</citedRange></bibl></rdg>
</app></item>
<item><label><app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>b.)</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Wenn wir uns aber den Gesetzgeber als
einen gütigen und einsichtsvollen Vater denken, welcher bey
seinen <app>
<lem>Vorschriften</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Befehlen</rdg>
</app> nur zur Absicht hat, daß wir durch ihre Befolgung
glücklicher werden sollen, und der es weit besser als wir <app>
<lem>verstehet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">versteht</rdg>
</app>, was zu <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unserm</rdg>
</app> wahren Besten gereicht, so werden ganz andre <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen in uns <app>
<lem>erregt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erreget</rdg>
</app> werden. Zwar werden wir uns bis <app>
<lem>ins</lem>
<rdg wit="#d" type="v">in das</rdg>
</app> innerste der <app>
<lem>Seele</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Seelen</rdg>
</app> vor ihm <app>
<lem>schämen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">schämen, wenn wir uns ei<pb edRef="#d" n="122"/>ner Vergehung gegen seine
Vorschriften bewußt werden</rdg>
</app>; aber ihn dennoch lieben, uns nicht fürchten, daß er
uns noch elender machen werde, als unsre Thorheit uns schon
gemacht hat: wir werden zu ihm eilen, uns demüthigen, von
ganzem <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung angeloben, und uns <app>
<lem>bestreben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestreben,</rdg>
</app> durch vermehrten Eifer in Befolgung seiner
Vorschriften ihm wohlgefällig zu werden. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Dieses</rdg>
</app> ist die Traurigkeit, die zu Gott <app>
<lem>führt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">führt.</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">führet,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:7:10">2
Cor. 7, 10.</citedRange></bibl><app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:15:18" to="Lk:15:24">Luc. 15,
18–24.</citedRange></bibl></rdg>
</app>
<lb/>Nun können wir das <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app> Werk der <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
erklären: <list>
<item><label>I.</label>
<app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#d" type="v">In</rdg>
</app> Absicht der Juden. Dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation erschien in der <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaischen <index indexName="subjects-index">
<term>Gesetzgebung</term>
</index>Gesetzgebung der <index indexName="subjects-index">
<term>Jehova</term>
</index><app>
<lem>Jehova</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jehovah</rdg>
</app> nicht als ihr Schöpfer und Vater, sondern als
ein strenger Gesetzgeber, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> sein Recht, daß Israel ihm dienen mußte, auf
die Eroberung dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation von den <index indexName="subjects-index">
<term>Egypter</term>
</index>Egyptern oder auf die Loskaufung derselben
aus ih<pb edRef="#a" n="125"/>rer egyptischen <app>
<lem>Sklaverey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sclaverey</rdg>
</app> zu einem ihm nun eigenthümlich zugehörigen <app>
<lem>Volk</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Volke</rdg>
</app>
<app>
<lem>gründete,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gründete.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ex:20:2 Ex:20:5">2 Mos. 20, 2.
5.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Dtn:5:6">5 Mos. 5, 6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:8:9">Ebr. 8, 9.</citedRange></bibl> der
seine Dienstforderungen mit den schrecklichsten
Verfluchungen gegen die Uebertreter <app>
<lem>unwiederruflich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unwiderruflich</rdg>
</app> verpönt <app>
<lem>hatte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hatte.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Dtn:28:15" to="f">5 Mos. 28, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#a" type="v">15.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Dtn:29"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 29.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:10">Gal. 3, 10.</citedRange></bibl> und
welcher <pb edRef="#c" n="137"/> nach den zu <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Zeiten herrschenden
Lehrmeinun<pb n="137" edRef="#b"/>gen der <index indexName="subjects-index">
<term>Pharisäer</term>
</index>Pharisäer, die <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen derjenigen <app>
<lem>Sünden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sünden</rdg>
</app> für welche geopfert <app>
<lem>wurde</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wurde,</rdg>
</app> nur aufschob, solche aber im Tode durch den
Satan oder <index indexName="subjects-index">
<term>Asmodäus</term>
</index>Asmothi, der im Sterben dem Menschen
leibhaftig erschien, vollziehen ließ: daher der Jude
lebenslang <app>
<lem>die <app>
<lem>sklavischte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sclavischte</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">sklavische</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eine sklavische</rdg>
</app> Furcht und Angst vor dem Tode hatte, indem
sterben und ins Reich des Satans überliefert werden,
ihm gleichbedeutend waren. Diese <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation der Juden erkaufte und erlösete nun
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Christus,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Christus.</rdg>
</app></persName>
<list>
<item><label><app>
<lem>1)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>1.)</sic>
<corr type="editorial">1)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Von dem gesamten <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaischen Frohndienste und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">von</rdg>
</app> allen <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Anforderungen</term>
</index>willkührlichen Anforderungen Gottes an
sie, daß sie sich nicht mehr als Knechte des
<index indexName="subjects-index">
<term>Jehova</term>
</index><app>
<lem>Jehova</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jehovah</rdg>
</app>, sondern als Kinder des Vaters im <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel betrachten <pb edRef="#d" n="123"/>
<app>
<lem>durften,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">durften.</rdg>
</app>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:4:4" to="Gal:4:7">Gal. 4,
4–7.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:4:24"><app>
<lem wit="#d">Gal. 4, 24.</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Gal. 4. 24.</sic>
<corr type="editorial">Gal. 4, 24.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:5:1">5, 1.</citedRange></bibl></rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName> selbst war nur ein Knecht im
Hause Gottes gewesen, und ihm waren die Juden
während der Kindheitsjahre als einem Zuchtmeister
überlassen worden, dagegen versetzte sie nun
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> als der <index indexName="subjects-index">
<term>Sohn Gottes</term>
</index>Sohn Gottes in die völlige <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app>, und in den völligen <index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß des ihnen <app>
<lem>bestimten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmten</rdg>
</app> Guten, und erklärte sie für volljährig, so
daß sie nun nach ihren <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Einsichten zu handeln berechtiget wurden,
ohne sich an ihres ehemaligen Hofmeisters
Vorschriften weiter kehren zu <app>
<lem>dürfen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dürfen.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:3:5 Hebr:3:6">Ebr. 3, 5.
6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:8:36">Joh. 8, 36.</citedRange></bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:4:24" to="f">Gal. 4, <app>
<lem>24</lem>
<rdg wit="#a" type="v">24.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:23">Gal. 3, 23.</citedRange></bibl>
<app>
<lem wit="#d">
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Gal:4:1" to="Gal:4:7">4,
1–7.</citedRange>
</bibl>
</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction">
<choice>
<sic>
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4 1–7</sic>
<corr type="editorial">
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, 1–7</corr>
</choice>
</rdg>
</app>
</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:5:1" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 5, 1 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> denn der ganze
<index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienst</term>
</index>Gottesdienst nach <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName> Einrichtung war ein
unfruchtbarer Dienst, der nichts dazu <app>
<lem>beytrug</lem>
<rdg wit="#d" type="v">beytrug,</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höhere Glückseligkeit <app>
<lem>
<choice>
<sic>zubeförden.</sic>
<corr type="editorial">zu befördern,</corr>
</choice>
</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction">
<choice>
<sic>zu befördern.</sic>
<corr type="editorial">zu befördern,</corr>
</choice>
</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">zu
befördern,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:18">1 Petr. 1, 18.</citedRange></bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:3:6">2 Cor. 3, 6.</citedRange></bibl></rdg>
</app> indem durch <pb edRef="#a" n="126"/>
denselben die Juden nur an sinnliche <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion gewöhnt wurden, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:3">Röm. 8, 3.</citedRange></bibl> (<app>
<lem><foreign xml:lang="grc">ησθενει</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_21">
<sic><foreign xml:lang="grc">ηθενει</foreign></sic>
<corr type="authorial"><foreign xml:lang="grc">ησθενει</foreign></corr>
</choice></rdg>
</app>) und daher zu keinen höhern Einsichten,
welche die Anwendung der obern <app>
<lem>Seelenkräfte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Selenkräfte</rdg>
</app> erfordern, gelangen <app>
<lem>konten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">konnten</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:2:14">1 Cor. 2,
14.</citedRange></bibl> (<foreign xml:lang="grc">ψυχικος</foreign>.) Die <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaischen Dienstforderungen waren eine
Last, <pb edRef="#c" n="138"/> welche die Juden
nie hatten ertragen <app>
<lem>können,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">können.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:15:10">Apostg. <pb n="138" edRef="#b"/> 15,
10.</citedRange></bibl> wodurch sie in lauter
Angst und Elend versetzt <app>
<lem>wurden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wurden</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:3:6 2Kor:3:7">2 Cor. 3, 6.
7.</citedRange></bibl> ja welche in ihnen
Widrigkeit und feindselige Gesinnungen gegen Gott <app>
<lem>erregten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erregten.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:14:15">Röm. 14, 15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:3 Röm:8:15"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 8, 3. 15.</citedRange></bibl> hiervon
erlösete und erkaufte <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> sie auf immer. <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Hebr:9:12" to="f">Ebr. 9, 12 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:18">1 Petr. 1, 18.</citedRange></bibl>
und wer sich nun abermals durch Annehmung der
Beschneidung in <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app>
<app>
<lem>sklavische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sclavische</rdg>
</app> Joch der <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaischen Dienstforderungen gefangen
nehmen ließ, dem half alles, was <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> gethan und gelehret <app>
<lem>hatte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hatte</rdg>
</app> nichts, <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:5:1" to="f">Gal. 5, <app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#a" type="v">1.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> weil eben darin die
durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>
<app>
<lem>offenbarte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geoffenbarte</rdg>
</app> göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade und desselben Verdienst um die
Menschen zu setzen ist, daß er <hi>allen <index indexName="subjects-index">
<term>Aberglaube</term>
</index>Aberglauben, als ob Gott etwas</hi>
<app>
<lem><hi>anders</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>anderes</hi></rdg>
</app><hi>, als vernünftige Bestrebung nach</hi>
<app>
<lem><hi>Glückseligkeit</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Glückseeligkeit</hi></rdg>
</app>
<hi>von</hi>
<pb edRef="#d" n="124"/>
<hi>uns</hi>
<app>
<lem><hi>forderte</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>fordere</hi></rdg>
</app>
<hi>, aufgehoben hat</hi>, so daß nur ein einziges
göttliches allgemeines Gebot für uns gültig
bleibt; unsre Mitmenschen als uns selbst zu <app>
<lem>lieben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lieben.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:6:4 Gal:6:7 Gal:6:9">Gal. 6, 4. 7.
9.</citedRange></bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:13:34">Joh. 13,
34.</citedRange></bibl></rdg>
</app></item>
<item>
<label><app>
<lem>2)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>2.)</sic>
<corr type="editorial">2)</corr>
</choice></rdg>
</app></label>
<p>Von der <app>
<lem>sklavischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sclavischen</rdg>
</app> Furcht, daß die Vergehungen wider <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName> Gesetz an ihnen im Sterben
gerochen, und sie durch den Tod dem Satan zur
Vollziehung aller Verfluchungen überliefert werden
würden. <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Tod ist erfolgt zur <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung von allen Uebertretungen des
alten <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaischen Bundes, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:9:15">Ebr. 9, 15.</citedRange></bibl> zur
Versicherung der <index indexName="subjects-index">
<term>Vergebung</term>
</index>Vergebung für alle Sünden, für welche bis
dahin die <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen von Gott <app>
<lem>aufgeschoben</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_22">
<sic>aufgehoben</sic>
<corr type="authorial">aufgeschoben</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>waren,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">waren</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:3:25">Röm. 3, <pb edRef="#a" n="127"/>
25.</citedRange></bibl> nicht für Sünden der
Christen, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:10:26">Ebr. 10,
26.</citedRange></bibl> und er hat also alle von
dem <app>
<lem>Zorn, den</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Zorne, welchen</rdg>
</app> man als noch bevorstehend dachte, erlöset
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Thess:1:10">1 Thess. 1,
10.</citedRange></bibl> Er hat durch seinen Tod <app>
<lem>die Idee von einem Gewalthaber des Todes
(<foreign xml:lang="hbo">עזמות</foreign>, <foreign xml:lang="grc">κρατος εχων του θανατου</foreign>)
vernichtet, so</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den <index indexName="subjects-index">
<term>Asmodäus</term>
</index>Asmothi (<foreign xml:lang="grc">κρατος
του θανατου</foreign>) aufgehoben,</rdg>
</app> daß <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">nun</rdg>
</app> alle von der <app>
<lem>sklavi<pb edRef="#c" n="139"/>schen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sclavischen</rdg>
</app> Furcht vor <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> Todesengel oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">dem</rdg>
</app> Fürsten <pb n="139" edRef="#b"/> der
Finsterniß befreiet <app>
<lem>worden sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">werden.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:2:14 Hebr:2:15">Ebr. 2, 14.
15.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>verglichen mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Tob:3:8">Tob. 3, 8.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:1:10">1 Tim. 1, 10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:1:13 Kol:1:14">Col. 1, 13.
14.</citedRange></bibl> ja indem er sein Leben
durch einen gewaltsamen Tod am <app>
<lem>Holz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Holze</rdg>
</app> beschlossen, so hat er alle Verfluchungen
des Gesetzes <app>
<lem>vereitelt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vereitelt.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:13">Gal. 3, 13.</citedRange></bibl>
</p>
<p><app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> ist also die Lehre der Schrift. Jeglicher
Jude <app>
<lem>ward,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ward</rdg>
</app>
<app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">sobald</rdg>
</app> er glaubte, <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> sey der Christ, der Sohn des
lebendigen Gottes, sogleich hierdurch selig, oder
errettet von der niederdrückenden Last der
Zwangsdienste, und den Verfluchungen des <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisches Gesetz</term>
</index>mosaischen Gesetzes, und zu einer
lebendigen <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnung</term>
</index>Hofnung <app>
<lem>wiedergeboren,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wiedergeboren.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Petr:1:3" to="f">1 Petr. 1, 3 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Tim:1:10">2 Tim. 1, <app>
<lem>10.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">10,</rdg>
</app></citedRange></bibl> er bekam einen <index indexName="subjects-index">
<term>kindlicher Geist</term>
</index>kindlichen <app>
<lem>Geist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Geist</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:15">Röm. 8, <app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#a" type="v">15.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> und <app>
<lem>konte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">konnte</rdg>
</app> sich <app>
<lem>nun</lem>
<rdg wit="#d" type="v">nun,</rdg>
</app> ohne weiter der Vermittelung eines
Hohenpriesters zu bedürfen, und ohne Gaben und
<index indexName="subjects-index">
<term>Opfer</term>
</index>Opfer zu bringen, überall <app>
<lem>zu Gott,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gott</rdg>
</app> seinem Vater unmittelbar nahen. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5:1 Röm:5:2">Röm. 5, 1.
2.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:18">Eph. 2, 18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:3:12">3, 12.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Hebr:10:14" to="Hebr:10:24">Ebr. 10,
14–24.</citedRange></bibl> Frägt man weiter, wie
denn eigentlich <pb edRef="#d" n="125"/> der Tod
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> die <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung der Juden <app>
<lem>bewirkt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bewirket</rdg>
</app> habe, so <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erkläret</rdg>
</app> die Schrift uns dieses ganz anders, als
unsre <index indexName="subjects-index">
<term>kirchliche Lehrbücher</term>
</index>kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbücher</term>
</index>Lehrbücher. Der <app>
<lem>Jude,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jude</rdg>
</app> sagt <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><app>
<lem><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName></rdg>
</app> ist ans Gesetz gebunden so lange er <app>
<lem>lebt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">lebet</rdg>
</app>, durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Taufe</term>
</index>Taufe wird er in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Tod <app>
<lem>getauft,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">getauft</rdg>
</app> und ist also mit ihm den Satzungen
abgestorben, er lebt nun nicht mehr als ein
Mitbürger der Judenwelt, sondern indem er aus dem
Taufwasser <app>
<lem>heraussteigt</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice corresp="#st_a_corr_23">
<sic>heraussteige</sic>
<corr type="authorial">heraussteigt</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">heraufsteiget</rdg>
</app>, wird er zu einem neuen Leben mit <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Chri<pb edRef="#a" n="128"/>sto</persName> auferwecket,
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:7:1" to="f">Röm. 7, 1 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:6:3" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 6, 3 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Kol:2:11" to="f">Col. 2, 11 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:14:15">14, 15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Kol:14:20" to="f">20 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Kol:3:1" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, 1 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> Das Sterben <app>
<lem>hört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">höret</rdg>
</app> nun auf als eine Ueberlieferung in Satans
Reich zu erscheinen, da <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> gestorben <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:2:14 Hebr:2:15">Ebr. 2, 14.
15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Tim:1:10">2 Tim. 1, 10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:15:55 1Kor:15:57">1 Cor. 15, 55.
57.</citedRange></bibl> Alle Verfluchungen des
Gesetzes sind <pb edRef="#c" n="140"/> vereitelt,
da <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> sein Leben an einem Pfahle
<pb n="140" edRef="#b"/> beschlossen, <app>
<lem>denn sonst würde</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">und also</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Sohn Gottes</term>
</index>Sohn Gottes auch ein <app>
<lem>Verfluchter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verfluchter</rdg>
</app> seyn <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">würde</rdg>
</app>, wenn man <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosen</persName> noch hören <app>
<lem>wolte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">wollte;</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:13">Gal. 3, 13.</citedRange></bibl> so
hat also <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> die Handschrift, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> gegen die Juden war, mit sich ans <app>
<lem>Kreuz</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kreutz</rdg>
</app> geheftet und vertilget. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:2:14 Kol:2:15 Kol:2:20"><app>
<lem>Col. 2, 14.</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Col. 2, 14,</sic>
<corr type="editorial">Col. 2, 14.</corr>
</choice></rdg>
</app> 15. 20.</citedRange></bibl></p></item>
</list></item>
<item><label>II.</label> In Absicht der Heiden erwähnt
die <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift keiner <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung von <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><app>
<lem>Strafen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Strafen,</rdg>
</app> denn <app>
<lem>diese hatten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">unter diesen
herrschten</rdg>
</app> die fürchterlichen Vorstellungen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">nicht</rdg>
</app>, welche <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName>
<app>
<lem>Gesetz,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesetz</rdg>
</app> oder vielmehr die pharisäische <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung desselben zu <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Zeiten, von bevorstehenden
willkührlichen göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen im <app>
<lem>Reich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Reiche</rdg>
</app> des Satans bey den Juden erweckte<app>
<lem>, nicht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>. Gott hat die Zeit der Unwissenheit
übersehen, sagt <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName><app>
<lem>, in Absicht der Heiden,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:17:30 Apg:17:31"><app>
<lem>Apostelg.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Apostg.</rdg>
</app> 17, 30. 31.</citedRange></bibl> nun aber
bietet er durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> einen <app>
<lem>bessern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">höheren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht dar, und <app>
<lem>verlangt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verlanget</rdg>
</app>, daß alle ihre <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Gesinnungen</term>
</index>moralische Gesinnungen bessern sollen; denn
durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> sind die <app>
<lem>menschenfreundliche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">menschenfreundlichen</rdg>
</app> Gesinnungen Gottes <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> gemacht worden, daß alle Völker von den sie
elend machenden Thorheiten, Aberglauben und Lastern <app>
<lem>befreiet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">befreyet</rdg>
</app>, und durch göttliche Gesinnungen und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">durch</rdg>
</app> Thätigkeit im Guten ganz neue glückselige
Menschen werden können. <pb edRef="#d" n="126"/>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Tit:2:11" to="Tit:2:14">Tit. 2,
11–14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:1:13 Eph:1:14">Eph. 1, 13. <app>
<lem>14,</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">14.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 2.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:1:21 Kol:1:22 Kol:1:28">Col. 1, 21. 22.
28.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:16:18">Apostelg. 16,
18.</citedRange></bibl></item>
<item><label>III.</label> In Absicht der Juden und
Heiden im <app>
<lem>Verhältniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verhältnisse</rdg>
</app> gegen einander und gegen <app>
<lem>Gott,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gott</rdg>
</app> wird <app>
<lem>gelehrt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gelehret</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">gelehret,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:1:30">1 Cor. 1, 30.</citedRange></bibl>
daß alle <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen im <app>
<lem>Christenthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthume</rdg>
</app> das fänden, was sie auf verschiedenen <index indexName="subjects-index">
<term>Wege</term>
</index>Wegen vergeblich <app>
<lem>ge<pb edRef="#a" n="129"/>sucht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gesuchet</rdg>
</app> hätten, nemlich die Griechen, die nach <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit geforschet hätten, göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit, einen wahren göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht, wie man zur Glückseligkeit
gelangen könne, so daß man mit Recht fragen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">kan,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:1:20"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 20.</citedRange></bibl> wo sind die
Weisen? was sind gegen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> alle heidnische <app>
<lem>Götter-</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Götter</rdg>
</app> und Tugend<pb n="141" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="141"/>lehrer? Die Juden, welche
durch Beobachtung ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index>Gottesdienstlichkeiten und Gebräuche gerecht
werden <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">wollten</rdg>
</app>, viel mit Reinigungen und Abwaschungen zu
thun hatten, und auf eine wunderthätige <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung aus den Händen ihrer Feinde, wie
ehemals aus Egyptens <app>
<lem>Sklaverey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sclaverey</rdg>
</app> warteten; wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit oder <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index><app>
<lem>Rechtschaffenheit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Rechtschaffenheit</rdg>
</app> wodurch man Gott wohlgefällig <app>
<lem>wird,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wird;</rdg>
</app> wahre Reinigung von Sünden durch <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung der <app>
<lem>Gesinnungen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Gesinnungen,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Gesinnungen;</rdg>
</app> und die herrlichste <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung von <app>
<lem>sklavischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sclavischen</rdg>
</app> Frohndiensten und eitlen Befürchtungen, zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app> und Freudigkeit, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> erwachsenen Söhnen <app>
<lem>im Verhältniß</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> gegen den gütigsten Vater <app>
<lem>zukomt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zukommt</rdg>
</app>, so daß man mit Recht fragen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:1:20"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 20.</citedRange></bibl> wo sind die
Schriftgelehrten? was ist hiergegen alle jüdische
Rechtsgelehrsamkeit? Beide Juden und Heiden, welche
so wol um der mosaischen Gesetze willen in
Feindschaft unter einander, als auch wegen
schlechter Erkentnisse von den gütigen Gesinnungen <app>
<lem>Gottes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottes</rdg>
</app> in beständiger Furcht und ängstlicher
Erwartung göttlicher Verhängnisse und <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnung</term>
</index>Hofnung, ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu Gott, und daher in Feindschaft
gegen denselben lebten, sind durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Tod nun unter einander und mit
Gott ausgesöhnet worden, und werden durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> und desselben Gesandten nun <app>
<lem>gebeten, doch</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">aufgefordert,</rdg>
</app> sich <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_9">
<sic>aussöhnen lassen</sic>
<corr type="authorial">aussöhnen zu lassen</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">aussöhnen zu lassen</rdg>
</app>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> alle fürchterliche <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von willkührlichen Behandlungen
Gottes aufzugeben, und <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen und Freudigkeit zu ihm zu fassen,
<pb edRef="#d" n="127"/> und nunmehro gern <pb edRef="#a" n="130"/> seinen väterlichen <app>
<lem>Rathgebungen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Rathgebnngen</sic>
<corr type="editorial">Rathgebungen</corr>
</choice></rdg>
</app> zu folgen. <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Kol:1:15" to="Kol:1:20">Col. 1,
15–20.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Kor:5:18" to="2Kor:5:21">2 Cor. 5,
18–21.</citedRange></bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:2:12" to="Eph:2:18">Eph. 2, 12–18 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5:12">Röm. 5, 12.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:5:5" to="Röm:5:11">5–11.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">(<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Kol:1:15" to="f">Col. 1,
15</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>) <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:15">Röm. 8,
15.</citedRange></bibl></rdg>
</app></item>
</list></item>
</list></item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_59">
<head>§. 59.</head>
<p>Da die <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift nirgends lehret, daß Gott habe versöhnet, oder zu
bessern Gesinnungen gegen <pb n="142" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="142"/> uns gebracht werden müssen, sondern überall <app>
<lem>sagt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">saget</rdg>
</app>, daß er durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> die Welt mit
sich, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen unter einander ausgesöhnet, das ist, gegen sich geneigter
gemacht habe; ja da auf allen Blättern des neuen Bundes die ganze Sendung
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Christi,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Christi</rdg>
</app></persName> als der größte Beweis der ewig unveränderlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe Gottes zu den Menschen, ob sie gleich feindselig gegen ihn
gesinnet waren, vorgestellet <app>
<lem>wird;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:5:8">Röm. 5,
8.</citedRange></bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:3:16">Joh. 3,
16.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> so ist es fast unbegreiflich, wie dem ohngeachtet unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen die ganz widerchristliche Theorie von einer <index indexName="subjects-index">
<term>satisfactio vicaria</term>
</index><foreign xml:lang="lat">satisfactione vicaria</foreign> oder <app>
<lem>vertretenden</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>vertretenben</sic>
<corr type="editorial">vertretenden</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> habe aufkommen
können, als ob Gott durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> sich selbst erst
habe besänftigen müssen. Kläglich ist es zu bemerken, daß so gar <app>
<lem>noch</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> in <app>
<lem>unsren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsern</rdg>
</app> mit so vielen Hülfsmitteln der <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung versehenen Zeiten, eine so sehr <app>
<lem>widersinnische</lem>
<rdg wit="#d" type="v">widersinnige</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese noch immer als eine Lehre der <app>
<lem>Schrift,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schrift</rdg>
</app> oder doch als eine altchristliche <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Meynung</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>älteste Kirche</term>
</index><app>
<lem>ältesten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ersten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche eifrigst vertheidiget, und alle <index indexName="subjects-index">
<term>Liebenswürdigkeit</term>
</index>Liebenswürdigkeit Gottes in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> dadurch verdunkelt
wird. <app>
<lem>Dennoch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Demnach</rdg>
</app> sind alle <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von einer vertretenden <app>
<lem>Genungthuung, die</lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung, welche</rdg>
</app> um Gottes willen nöthig gewesen wäre, ein sehr später Auswuchs der
<index indexName="subjects-index">
<term>augustinisch</term>
</index>Augustinischen privat <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b142"/>Erst gegen das Ende des <app>
<lem>elften</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Elften</rdg>
</app> Jahrhunderts brachte <index indexName="persons-index">
<term>Anselm von Canterbury</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6dh"><app>
<lem>Anselmus</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Anselmus,</rdg>
</app> Bischof von Canterbury</persName>, ein eifriger Anhänger <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>, diese <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese auf, und gründete solche nicht auf <app>
<lem>Schriftstellen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schriftstellen,</rdg>
</app> denn dergleichen finden sich <app>
<lem>nirgends;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nirgends,</rdg>
</app> sondern auf einen Beweis <index indexName="subjects-index">
<term>a priori</term>
</index><foreign xml:lang="lat">a priori</foreign>. Seine Schlußfolgen waren
diese: in Gott ist alles nothwendig, dessen Gegentheil etwas unschickliches
(<foreign xml:lang="lat">inconveniens</foreign>) ist; nun ist nichts
unschicklicher und weniger in der <pb edRef="#a" n="131"/> Ordnung der Dinge
zu dulden, als wenn ein Geschöpf dem Schöpfer die <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre <app>
<lem>raubt;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">raubt,</rdg>
</app> Gott <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>
<pb edRef="#d" n="128"/> also ohne <app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app> solches nicht <app>
<lem>vergeben;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vergeben,</rdg>
</app> und da das Geschöpf nicht selbst für die <app>
<lem>Grösse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Größe</rdg>
</app> seines Verbrechens hinlänglich <app>
<lem>genungthun</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genugthun</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, so ist nothwendig <pb n="143" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="143"/> gewesen, daß ein göttlicher Erlöser eine volle
<index indexName="subjects-index">
<term>Satisfaktion</term>
</index><app>
<lem>Satisfaktion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satisfaction</rdg>
</app> leistete, sonst hätte Gott keinen Menschen begnadigen oder selig
machen können.</p>
<p>Diesem unphilosophischen <app>
<lem>Geschwätz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geschwätze</rdg>
</app> widersetzten sich damals und in <app>
<lem/>
<rdg wit="#a #c #d" type="pt">den</rdg>
</app> folgenden Jahrhunderten die <app>
<lem>grösten</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen, und vornemlich selbst der Gelehrteste unter <index indexName="persons-index">
<term>Anselm von Canterbury</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6dh">Anselms</persName>
<app>
<lem>Schülern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schülern,</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b143"/><index indexName="persons-index">
<term>Abaelard, Petrus</term>
</index><persName ref="textgrid:367m2">Petrus Abälard</persName>, welcher <app>
<lem>behauptete,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">behauptete:</rdg>
</app> es sey keine <app>
<lem>Satisfaktion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satisfaction</rdg>
</app> für die Sünden der Menschen nöthig gewesen, sondern <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> sey nur darum im
<index indexName="subjects-index">
<term>Fleisch</term>
</index><app>
<lem>Fleisch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Fleische</rdg>
</app> erschienen, um uns zu <app>
<lem>unterrichten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unterrichten</rdg>
</app> und uns durch seinen Tod die <app>
<lem>Grösse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Größe</rdg>
</app> seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen uns zu bezeigen. (Centur. Magdeburgicae saec. <app>
<lem>XII.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">XII</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Cap.</abbr>
<expan>Capitel</expan>
</choice> 5.) Seit dem sind bis zu den <index indexName="subjects-index">
<term>Zeiten der Reformation</term>
</index>Zeiten der <index indexName="subjects-index">
<term>Reformation</term>
</index>Reformation die <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen darüber getheilt geblieben, doch hat nach und nach mit
<index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index><app>
<lem>Lehrbegrif</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lehrbegriffe</rdg>
</app> auch diese dazu passende <index indexName="subjects-index">
<term>anselmisch</term>
</index>Anselmische Theorie die Oberhand über die Schrift gewonnen. Es
liegen nun bey dieser ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese sehr <app>
<lem>verworrne</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verworrene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen, welche Gott über Sünder verhängen müsse, zum Grunde; so
bald man sich daher deutlich aus einander <app>
<lem>setzt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">setzet</rdg>
</app>, was <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen sind, und was solche für <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Absichten haben können, so <app>
<lem>fällt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fället</rdg>
</app> auch das ganze <app>
<lem>unschriftmässige</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">unschriftmäßige</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>anselmisch</term>
</index>Anselmische Lehrgebäude über den Haufen. Ich will <app>
<lem>versuchen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">versuchen,</rdg>
</app> dieses zu bewirken.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_60">
<head>§. 60.</head>
<p>Es ist schon §. <ref target="st_section_56"><app>
<lem>56.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">56</rdg>
</app></ref>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<app>
<lem>gezeiget</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gezeigt</rdg>
</app> worden, daß die üblen natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Folgen des physischen</term>
</index>Folgen des physischen unsrer Handlungen nicht zu den göttlichen
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen gehören, und also von <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> nicht haben
übernommen werden <app>
<lem><app>
<lem>können;</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">können,</rdg>
</app> und <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">daher</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">können, daher</rdg>
</app>
<app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auch bey den Bekehrten fortdauren; daß ferner die na<pb edRef="#a" n="132"/>türlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Folgen des moralischen</term>
</index>Folgen des moralischen, welche in den Vorwürfen des <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens bestehen, in so fern sie auf richtigen Erkentnissen von
der <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte der Gesetze beruhen, Verbesserungsmittel sind, und <app>
<lem><app>
<lem>daher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">demnach</rdg>
</app> auch</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">demnach</rdg>
</app> durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Vermittelung <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">auch</rdg>
</app> nicht haben <pb edRef="#d" n="129"/> aufgehoben wer<pb edRef="#c" n="144"/>den <pb n="144" edRef="#b"/>
<app>
<lem>können,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">können;</rdg>
</app> daß aber die Angst und Furcht, welche aus <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Vorstellung einer tyrannischen Härte des <app>
<lem>Gesetzgebers,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesetzgebers</rdg>
</app> und <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#d" type="v">der</rdg>
</app> von ihm zu besorgenden grausamen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen <app>
<lem>entsteht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">entstehet</rdg>
</app>, durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> aufgehoben, und
wir durch ihn hiervon erlöset worden sind. Nun <app>
<lem><app>
<lem>frägt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fräget</rdg>
</app> sichs</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">fraget es sich</rdg>
</app> also, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b144"/><hi>ob
diese</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index><hi>Erlösung dadurch geschehen sey, daß er uns blos von den</hi>
<app>
<lem><hi>gütigen nachsichtsvollen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>gütigen, nachsichtsvollen,</hi></rdg>
</app>
<hi>väterlichen Gesinnungen Gottes durch Lehre, Leben, Leiden, Tod und</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Auferstehung</term>
</index><hi>Auferstehung vergewissert habe, oder dadurch, daß er solche
grausame</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index><hi>willkührliche</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen, dergleichen <app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName></rdg>
</app> nach der pharisäischen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index><app>
<lem><hi>Auslegung,</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Auslegung</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Auslegung</hi></rdg>
</app>
<hi>als noch im Tode bevorstehend angedrohet, und</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Anselm von Canterbury</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3r6dh">Anselmus</persName></hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>a priori</term>
</index><hi><foreign xml:lang="lat">a priori</foreign> ausfindig machen
wollen, selbst übernommen und ausgestanden habe.</hi> Um <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> einzusehen, muß man sich nun die <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Absichten, welche bey <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen statt finden können, recht deutlich machen. <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>Willkührliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen überhaupt sind <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, welche der Gesetzgeber mit dem <app>
<lem>Ungehorsam</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ungehorsame</rdg>
</app> gegen seine Befehle <app>
<lem>verknüpft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verknüpfet</rdg>
</app>, oder über die Verbrecher blos wegen ihres Ungehorsams <app>
<lem>verhängt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verhänget</rdg>
</app>, und welche sonst an sich keine <app>
<lem>natürliche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">natürlichen</rdg>
</app> Folgen der Handlung seyn würden. <choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> Ein König <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lässet</rdg>
</app> einen, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> verbotene Waaren heimlich eingebracht hat, auf die Festung setzen; <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> ist eine blos willkührliche Strafe, die nur vom Belieben des
Gesetzgebers abhängt. Dergleichen <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen haben entweder eine wohlthätige Absicht oder nicht. Haben
sie eine <app>
<lem><hi>wohlthätige Absicht</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wohlthätige Absicht</rdg>
</app>, so ist diese entweder <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index><app>
<lem><hi>Güte gegen den Verbrecher selbst</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Güte gegen den Verbrecher selbst</rdg>
</app>, um denselben zu bessern und von <app>
<lem>grössern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größern</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">größeren</rdg>
</app> Vergehungen gegen sein Wohl abzuhalten, wie alle väterliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen, und <app>
<lem>denn heissen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">dann heißen</rdg>
</app> sie <app>
<lem><hi>Züchtigungen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Züchtigungen</rdg>
</app>; oder sie haben weise <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index><app>
<lem><hi>Güte gegen das Ganze</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Güte gegen das Ganze,</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="133"/> oder die <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index>Gesellschaft zum Grunde, um andre von ähnlichen Vergehungen
abzuschrecken und die <app>
<lem>Motiven</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bewegursachen</rdg>
</app> zum Gehorsam zu vermehren, <pb n="145" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="145"/>
<app>
<lem>alsdenn <app>
<lem>heissen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">heißen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">alsdann heißen</rdg>
</app> sie <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><app>
<lem><hi>Strafen zum Exempel</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Strafen zum Exempel</rdg>
</app> für andere. Haben sie aber <app>
<lem><hi>keine wohlthätige Absicht</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">keine wohlthätige Absicht</rdg>
</app>, sondern <pb edRef="#d" n="130"/> zielen blos zum <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben der Verbrecher ab, so ist es <app>
<lem><hi>selbstsüchtige Rache</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">selbstsüchtige Rache</rdg>
</app>, welche gewöhnlich aus Schwäche und Furcht des Gesetzgebers vor dem
Verbrecher entsteht. Nun wollen wir untersuchen, welche Art dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen Gott zieme, und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">habe</rdg>
</app> für uns <app>
<lem>habe erdulden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dulden</rdg>
</app> können.</p>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b130_2">
<label>daß alle Verwirrungen in der gesamten praktischen Religion aus der
Verworrenheit des Begrifs der göttlichen Strafen entstehen</label>
<p>Steinbarts religionspädagogische Umformung der christlichen Versöhnungslehre
wird in zentralen Dogmatikkompendien des nachkantischen Rationalismus
aufgegriffen (vgl. etwa Julius August Ludwig Wegscheider, <hi>Institutiones
theologiae christianae dogmaticae. Scholis suis scripsit addita
singulorum dogmatum historia et censura</hi>, <hi rend="superscript">6</hi>1829, 448f. sowie die deutsche Übersetzung: <hi>Lehrbuch der
christlichen Dogmatik</hi>, übers. v. Franz Weiß, 1831, 435f.). Eine
Nennung findet sich auch bei dem kirchlichen Rationalisten Karl Gottlieb
Bretschneider (vgl. Ders., <hi>Systematische Entwickelung aller in der
Dogmatik vorkommenden Begriffe nach den symbolischen Schriften der
evangelisch-lutherischen Kirche und den wichtigsten dogmatischen
Lehrbüchern ihrer Theologen</hi>, <hi rend="superscript">2</hi>1819,
622). Darüber hinaus sicherten einschlägige Werke zur christlichen
Versöhnungslehre Steinbarts <hi>Glückseligkeitslehre</hi> einen Platz in der
neueren Theologiegeschichtsschreibung (vgl. Ferdinand Christian Baur,
<hi>Die christliche Lehre von der Versöhnung in ihrer geschichtlichen
Entwicklung von der ältesten Zeit bis auf die neueste</hi>, 1838,
507–511 sowie Albrecht Ritschl, <hi>Die christliche Lehre von der
Rechtfertigung und Versöhnung</hi>, Bd. 1: Die Geschichte der Lehre
[1870], <hi rend="superscript">3</hi>1889, 404–408).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b142">
<label>Erst gegen das Ende des elften Jahrhunderts brachte Anselmus Bischof von
Canterbury, ein eifriger Anhänger Augustins, diese Hypothese auf</label>
<p>Der 1060 ins Kloster Bec (Normandie) eingetretene und 1093 zum Erzbischof
gewählte Anselm von Canterbury (1033–1109) begründete die Satisfaktionslehre
in seinem Werk <hi>Cur deus homo</hi> (vermutlich zwischen 1094 und 1098).
Anselm versucht darin die Notwendigkeit der Menschwerdung Gottes in Christus
mit den Mitteln der Vernunft zu beweisen, um die Möglichkeit einer Erlösung
der Menschheit zu erklären. Jesu Tod kompensiert danach die menschliche
Verletzung der gerechten Weltordnung und damit der göttlichen Ehre. Nachdem
Anselms Erlösungslehre erst im 14. Jahrhundert stärker rezipiert wurde und
im Mittelalter grundsätzlich umstritten war, wirkte sie stark auf die
reformatorische Theologie, wo der Satisfaktionsbegriff in der Lehre vom
priesterlichen Amt Christi wiederkehrte (vgl. etwa CA IV, BSELK 99).
Bedeutsam wurde insbesondere die in der Aufklärung kritisierte Auffassung,
dass sowohl dem aktiven Gehorsam Christi (Gesetzesbefolgung) als auch seinem
passiven Gehorsam (Leiden und Kreuzestod) eine satisfaktorische Bedeutung
zukommt. Steinbart bezieht sich im Folgenden vor allem auf das erste Buch in
Anselms Werk. – Seiler bietet am Ende seiner Gegenschrift einen kurzen
Auszug aus Anselms Werk und kommt gegen Steinbart zu dem Ergebnis: „Daß aber
diese Lehre keine Ausgeburt der afrikanischen Theologen, und kein Einfall
eines blöden Kopfs in den mittlern Zeiten, sondern die reine Lehre der heil.
Schrift und der ältesten christlichen Kirche durch alle Jahrhunderte gewesen
sey, das ist, deucht mir, mit so starken Gründen bewiesen, daß alle Gegner
derselben biß an den jüngsten Tag sie nicht umstossen werden“ (Seiler,
<hi>Ueber den Versöhnungstod</hi> II, 1779, 179).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b143">
<label>Petrus Abälard [...] Centur. Magdeburgicae saec. XII. Cap. 5.</label>
<p>Der französische Theologe Petrus Abaelardus (1079–1142) vertrat bereits lange
vor der Aufklärung den Primat der Vernunft nicht nur in der Philosophie,
sondern auch in Glaubensfragen, und wandte sich u.a. gegen die dogmatische
Lehre, dass Gott durch den Kreuzestod dem Teufel die Rechte am sündigen
Menschen wieder abgekauft habe (vgl. etwa Petrus Abaelardus, <hi>Theologia
summi boni</hi>, 1119/20), weshalb er in der
<hi>Glückseligkeitslehre</hi> als „der Gelehrteste unter Anselms
Schülern“ (b43) gewürdigt wird. Es ist bemerkenswert, dass Steinbart als
Beleg die „Magdeburger Centurien“ angibt, die auf der Grundlage umfassender
Quellenkritik die lutherische Konfessionsbildung legitimierten und in diesem
Zusammenhang Petrus Abaelardus unter dem Titel „De Haeresibus“ aufführten,
gerade weil er u.a. Christus auf seinen sittlichen Vorbildcharakter
reduziert habe (vgl. <hi>Duodecima Centuria Ecclesiasticae Historiae</hi>
[...], 1569, 832–857, hier 848–851 [= „Abelardi haeresis“] sowie zur
Erlösung aaO 849: „Passionem Christi ad nihil aliud prodesse, quam ad
exemplum virtutum“). Dass der Frühscholastiker auch in dem reformatorischen
Geschichtswerk zu den christentumsgeschichtlichen Schlüsselfiguren gezählt
wird, die die Kirche mit ihrer Denkweise in Unruhe versetzt und zum Umdenken
veranlasst haben, ändert nichts an der Tatsache, dass die Inanspruchnahme
der Reformation in Steinbarts „Philosophie des <hi>Christenthums</hi> und
nicht des <hi>Lutherthums</hi>“ (bXXXV) weitgehend auf die humanistischen
und traditionskritischen Anliegen beschränkt ist.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b144">
<label>ob diese Erlösung dadurch geschehen sey, daß er [...] habe.</label>
<p>Die Texthervorhebungen in diesem Satz fehlen in der ersten Auflage
vollständig, was an dieser Stelle allerdings aufgrund des redundanten
Textbestands nicht als (längere) Paraphrasierung im Fließtext wiedergegeben
wird. Vgl. die <hi>Editorische[n] Hinweise und Siglen</hi> in dieser
Ausgabe.</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_V_61-65">
<div type="section" xml:id="st_section_61">
<head>§. 61.</head>
<p>Zuvörderst müssen wir die Frage untersuchen, ob ein gütiger und weiser Vater
über seine Kinder, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> er angelegentlichst wünscht nach und nach zu immer <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer Glückseligkeit zu leiten, jemals <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel oder <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben verhängen könne, ohne die Absicht dabey zu <app>
<lem>haben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben</rdg>
</app> sie zu <app>
<lem>bessern,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bessern</rdg>
</app> und vor <app>
<lem>grösserer</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größerer</rdg>
</app> Verschlimmerung zu bewahren? Diese Frage wird jeder Theologe <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">außer</rdg>
</app> dem <app>
<lem>System</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Systeme</rdg>
</app> ohne Bedenken verneinen: denn jeder menschliche Vater, der seine
Kinder durch <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen unglücklicher <app>
<lem>macht</lem>
<rdg wit="#a" type="v">macht,</rdg>
</app> und nicht zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung züchtiget, <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_10">
<sic>wird für von</sic>
<corr type="authorial">wird von</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">wird von</rdg>
</app>
<app>
<lem>jedermann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jederman</rdg>
</app> für einen Barbaren oder wenigstens für einen sehr unverständigen Mann <app>
<lem>erkläret</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erklärt</rdg>
</app> werden. Aber diese richtige <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe werden uns durch die Künste einer <index indexName="subjects-index">
<term>transcendent</term>
</index>transcendenten Sophisterey <app>
<lem>wegpraktisirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wegpraktisiret</rdg>
</app>, wenn wir uns nicht an die <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">an</rdg>
</app> unser <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstgefühl</term>
</index><app>
<lem>Selbstgefühl</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Selbgefühl</rdg>
</app> halten, und uns durch menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen auch nur einen Schritt
weit davon abführen lassen. Die <app>
<lem>neuere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">neueren</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Augustinianer</term>
</index>Augustinianer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Augustianer,</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Anselmianer</term>
</index>Anselmianer haben <app>
<lem><app>
<lem>uns einen</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>unseinen</sic>
<corr type="editorial">uns einen</corr>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrif überliefert, welcher</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">uns aus ihrem kranken Gehirn eine neue <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung geliefert, welche</rdg>
</app> unglücklicher Weise als <app>
<lem>eine göttliche höhere</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">einer göttlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit zum <app>
<lem>Nachtheil</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Nachtheile</rdg>
</app> der einfachen leicht verständlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche <app>
<lem>angenommen, jedoch niemals darin für allgemeine Christenthumslehre
erkläret</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">geglaubt</rdg>
</app> worden ist. Sie haben es erfunden, daß in Gott Eigenschaften sind,
welche seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte gerade zu entgegen wirken; daß in ihm Ge<pb edRef="#a" n="134"/>rechtigkeit und Heiligkeit ganz etwas <app>
<lem>anderes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anders</rdg>
</app> sey, als die weiseste <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte; und daß eben die Handlungsart, welche bey menschlichen Vätern
leidenschaftliche Unver<pb n="146" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="146"/>nunft
und grausame Härte seyn würde, bey Gott die vollkommenste <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit und Heiligkeit sey. Sie <app>
<lem><choice>
<sic>letzren</sic>
<corr type="editorial">lehren</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">lehren</rdg>
</app>, Gott wolle nach seiner unendlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte zwar alle Menschen glückselig machen, ihnen bey ihren
Fehltritten gern aufhelfen, die <pb edRef="#d" n="131"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, welche sie sich durch Thorheiten zuziehen, gern <app>
<lem>verringern;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verringern,</rdg>
</app> aber seine eben so unendliche Heiligkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <app>
<lem>erlaubte dis</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">erlaube dieses</rdg>
</app> nicht, sondern <app>
<lem>forderte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fordere</rdg>
</app>, daß er jedes Vergehen gegen seine Gesetze, weil seine unendliche
Majestät dadurch verunehret werde, auch unendlich strafen, folglich seine
Kinder unendlich verderben müsse. Da haben wir nun das gute und böse <index indexName="subjects-index">
<term>principium</term>
</index>Principium der <index indexName="subjects-index">
<term>Manichäer</term>
</index>Manichäer in <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unserm</rdg>
</app>
<app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gotte</rdg>
</app> vereint: zwey mit gleicher Unendlichkeit wider einander strebende
Eigenschaften, nach welchen Gott seine <app>
<lem>strauchelnde</lem>
<rdg wit="#a" type="v">strauchelnden</rdg>
</app> Kinder vermöge der einen zu verbessern und <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
</app> zu machen, vermöge der andern ins Elend und <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben zu stürzen gleich stark <app>
<lem>gedrungen wird</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">geneigt ist</rdg>
</app>. Also ist in Gott selbst ein ewiger Widerspruch! Um diesen innern
Widerspruch in sich selbst zu heben, hat nun Gott, wenn wir die menschliche
Vernünfteley weiter hören, eine <index indexName="subjects-index">
<term>menschliche Natur</term>
</index>menschliche Natur in die Gottheit aufnehmen müssen, um vermittelst
derselben zwischen seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte <index indexName="subjects-index">
<term>Frieden</term>
</index>Frieden zu stiften: diese <index indexName="subjects-index">
<term>menschliche Natur</term>
</index>menschliche Natur hat dadurch die Empfänglichkeit zu unendlichen
Quaalen überkommen, welche die <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit über sie ausgeschüttet hat, und dadurch hat die <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte erst freie Hand erhalten, die Menschen ohne verderbende <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen zu begnadigen und glücklich zu machen. Ja man gehet in den
<index indexName="subjects-index">
<term>metaphysisch</term>
</index>metaphysischen Grübeleyen noch weiter, und <app>
<lem>läßt Gott</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">lässet Gott,</rdg>
</app> zum <app>
<lem>Behuf</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Behufe</rdg>
</app> dieser menschlichen <app>
<lem>Theorie nun</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Theorie,</rdg>
</app> in der Bemühung sich selbst zu beruhigen, verschiedene Personen
vorstellen, so daß <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gott,</rdg>
</app> in so fern er <app>
<lem>ungezeugt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ungezeuget</rdg>
</app> ist, von sich, in so fern er von sich selbst <app>
<lem>gezeugt</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">gezeuget</rdg>
</app> worden <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>, und <pb edRef="#a" n="135"/>
<app>
<lem>zu seiner</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">in seine</rdg>
</app> Persönlichkeit einen Menschen <app>
<lem>mit</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>aufgenommen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufgenommen,</rdg>
</app> und in demselben unendlich gelitten hat, in <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Martern und Tode
besänftiget worden sey.</p>
<p><pb edRef="#b" n="147"/>
<pb edRef="#c" n="147"/> Saget mir, <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, wo <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> unser Herr und Meister oder seine Schüler jemals gelehret haben, und
wie es möglich ist, daß eine so ungesunde Philosophie statt der göttlichen
mit der edelsten <index indexName="subjects-index">
<term>Simplicität</term>
</index>Simplicität vorgetragenen Anweisung <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> zur
Glückseligkeit, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sich an <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">den</rdg>
</app> natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenverstand</term>
</index><app>
<lem><app>
<lem>Menschenverstande</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Menschenverstand</rdg>
</app> so gleich</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Menschenverstand sogleich</rdg>
</app> als Wahrheit rechtfertiget, bey euch die mindeste <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität haben <app>
<lem><app>
<lem>kan.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann:</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">kan?</rdg>
</app> Warlich <app>
<lem>wir</lem>
<rdg wit="#c" type="v">die</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">kan? Warlich, <pb edRef="#d" n="132"/> die</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen sind es, welche die Göttlichkeit des Christenthums durch
dergleichen <index indexName="subjects-index">
<term>metaphysisch</term>
</index>metaphysische Geschwätze in den Augen aller Vernünftigen verächtlich
machen; <app>
<lem>wir</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">sie</rdg>
</app> sind es, welche <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe und <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu Gott, die Grundlage aller Glückseligkeit hindern, <app>
<lem><hi>indem</hi>
<app>
<lem><hi>wir</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>sie</hi></rdg>
</app>
<hi>Gott nur halb</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><hi>als</hi></rdg>
</app>
<hi>gut und halb als grausam vorstellen, daß die Christen ungewiß
bleiben müssen, ob sie ihn mehr lieben oder mehr fürchten
sollen.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">indem wir Gott nur halb gut und halb als grausam
vorstellen, daß die Christen ungewiß bleiben müssen, ob sie ihn mehr
lieben oder mehr fürchten sollen.</rdg>
</app> Lasset uns <app>
<lem>zurückkehren,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">zurückkehren</rdg>
</app> und aufs neue aus der Schrift lernen, so werden wir die durch <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm"><app>
<lem>Luthern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Luthern,</rdg>
</app></persName> und andre <index indexName="subjects-index">
<term>Reformatoren</term>
</index>Reformatoren unter so vielen Gefahren <app>
<lem>erstrittne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erstrittene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit</rdg>
</app>, selbst aus <index indexName="subjects-index">
<term>Gottes Wort</term>
</index>Gottes Wort unsre Einsichten zu schöpfen, ihrer Absicht gemäß
dankbar benutzen. Diese Männer thaten, was sie bey ihren <index indexName="subjects-index">
<term>exegetische Hülfsmittel</term>
</index>exegetischen Hülfsmitteln und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">ihrer</rdg>
</app> Philosophie thun <app>
<lem>konten;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">konnten,</rdg>
</app> wir treten auf ihre Schultern und haben mehr Hülfsmittel, es ist
<index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht für uns, weiter zu sehen; <app>
<lem>Pflicht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Pflicht,</rdg>
</app> das Christenthum immer mehr von aller in finstern Zeiten angestaunten
menschlichen Philosophie zu reinigen, da unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation nunmehro klare <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe und nicht geheimnißvolle Kunstwörter in religiösen
Anweisungen zur Glückseligkeit von uns zu erhalten verlangt.</p>
<app>
<lem><p><app>
<lem>Ueberdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ueberdieses</rdg>
</app> haben auch schon die Stifter der <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Kirchen</term>
</index>protestantischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen alle diese gelehrte spekulative
Untersuchungen über die Art und Weise der durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>
gestifteten Versöhnung der Menschen mit Gott, als <app>
<lem>müssige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müßige</rdg>
</app> Gelehrsamkeit von den eigentlichen, allen Christen zu wissen
nöthigen, Seligkeitslehren abgesondert. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b147"/>Im zwei<pb n="148" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="148"/>ten Artikel und der
Erklärung <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName>
<app>
<lem>darüber, geschieht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">darüber geschiehet</rdg>
</app> keine Erwähnung von einer zur Besänftigung der <index indexName="subjects-index">
<term>Strafgerechtigkeit</term>
</index>Strafgerechtigkeit Gottes nothwendigen Erduldung der <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><app>
<lem>Strafen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Strafen,</rdg>
</app> oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">von</rdg>
</app> einer vertretenden <app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app>. Es wird darin blos gesagt: <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> habe uns
verlorne und verdamte Menschen erlöset, erworben, gewonnen von allen
Sünden, vom Tode und von der Gewalt des <index indexName="subjects-index">
<term>Teufel</term>
</index>Teufels, damit wir sein eigen seyn, und in seinem <app>
<lem>Reich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Reiche</rdg>
</app> unter ihm leben und ihm dienen solten in <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit, Unschuld und <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit. Und so viel <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gehöret</rdg>
</app> auch nur zum beruhigenden und bessernden <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben, daß <pb edRef="#d" n="133"/>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> uns durch
Lehre, Leben, Leiden und Tod von allen sündlichen Grundsätzen, allen
daraus entstehenden <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebeln, aller Furcht vorm Tode, und aller Angst vor bösen
Geistern befreiet, und es allgemein möglich gemacht <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#d" type="v">habe</rdg>
</app>, bessere religiöse Gesinnungen und hiermit <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit zu überkommen. Was in andern <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Schriften der ersten <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Lehrer</term>
</index>protestantischen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> noch eine <index indexName="subjects-index">
<term>Wiedervereinigung</term>
</index>Wiedervereinigung mit den <index indexName="subjects-index">
<term>Katholiken</term>
</index>Katholiken hoften, aus damaliger <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie beybehalten worden, ist von ihnen selbst nicht zur
christlichen Glückseligkeitslehre gerechnet worden.</p></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<note place="end">Nur das ist richtiger <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand der Vorträge <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Jesu</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jesu,</rdg>
</app></persName> und seiner Gesandten, was die ersten Zuhörer dabey
haben denken sollen und können. Unmöglich haben sie die <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe unsres <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">kirchlich <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index>dogmatischen</rdg>
<rdg wit="#d" type="pt">kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index>dogmatischen</rdg>
</app> Systems, worin die philosophischen <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen so <pb edRef="#a" n="136"/> vieler <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen und Jahrhunderte in einander <app>
<lem>gewebt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gewebet</rdg>
</app> sind, <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> schon zur Erklärung der Worte <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> und der Apostel
denken können, und da die <app>
<lem>ersten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">meisten</rdg>
</app> Zuhörer und Leser meist unstudirte Leute waren, so ist der einfachste
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn der <app>
<lem><choice>
<sic>Schriftstellen</sic>
<corr type="editorial">Schriftstellen,</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Schriftstellen,</rdg>
</app> zu dessen Einsicht damals keine Gelehrsamkeit und Scharfsinn gehöret
hat, allezeit der <index indexName="subjects-index">
<term>hermeneutisch</term>
</index><app>
<lem>hermenevtisch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hermenevtisch</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">hermeneutisch</rdg>
</app> wahreste.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_62">
<head>§. 62.</head>
<p>Hören wir die Schrift, so versichern schon die Schriftsteller des alten
Bundes, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">nach</rdg>
</app> welchen Gott doch bey <pb n="149" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="149"/>
<app>
<lem>weiten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">weitem</rdg>
</app> nicht in seiner ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Liebenswürdigkeit</term>
</index>Liebenswürdigkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade erschien: Barmherzig und gnädig sey Gott, geduldig und von <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#d" type="v">großer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade: er vergebe gern <app>
<lem>Missethat</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Missethat, Uebertretung</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index><app>
<lem>Sünde:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sünde;</rdg>
</app> er wolle den Tod des Sünders nicht, sondern daß er sich bekehre,
(nicht <index indexName="subjects-index">
<term>Satisfaktion</term>
</index><app>
<lem>Satisfaktion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satisfaction</rdg>
</app> leiste) und lebe: er sey feind allen <index indexName="subjects-index">
<term>Opfer</term>
</index>Opfern und <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußern</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußeren</rdg>
</app> Versöhnmitteln, sondern wolle wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung der Gesinnungen, und wer diese zeige, dem freue er sich
zu <app>
<lem>vergeben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vergeben.</rdg>
</app>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jes:1:10">Jes. 1,
10.</citedRange></bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Jes:1:10" to="f"><choice>
<sic>Jes. 1, 10. 10.</sic>
<corr type="authorial">Jes. 1, 10 f.</corr>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
<rdg wit="#c" type="pp"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ez:18:21" to="Ez:18:23">Ez. 18,
21–23.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ez:33:10" to="Ez:33:19">33, 10–19.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Jes:1:11" to="Jes:1:18">Jes. 1, 11–18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ps:103:8" to="Ps:103:18">Ps. 103, 8–18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:145:8 Ps:145:9">Ps. 145, 8. 9.</citedRange></bibl></rdg>
<rdg wit="#d" type="pp"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ez:18:21" to="Ez:18:23">Ezech. 18,
21–23.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ez:33:10" to="Ez:33:19">33, 10–19.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Jes:1:11" to="Jes:1:18">Jes. 1, 11–18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ps:103:8" to="Ps:103:18">Ps. 103, 8–18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:145:8 Ps:145:9">Ps. 145, 8. 9.</citedRange></bibl></rdg>
</app> Nirgends aber wird <app>
<lem>behauptet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">behauptet</rdg>
</app> die Heiligkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <app>
<lem>Gottes hindre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hindert</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">hindere</rdg>
</app> seine <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte, den sich bessernden Sünder ohne <app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app> zu begnadigen. Alle <index indexName="subjects-index">
<term>Opfer</term>
</index>Opfer waren nur für <app>
<lem><app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">äußere</rdg>
</app> Unreinigkeit und Unordnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">äußere Unordnung</rdg>
</app>, nicht für böse Gesinnungen verordnet. Unter den <app>
<lem><app>
<lem>unzählichen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">unzähligen</rdg>
</app> Versicherungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">unzähligen Versichrungen</rdg>
</app>
<pb edRef="#d" n="134"/> des <choice>
<abbr>N. T.</abbr>
<expan>Neues Testament</expan>
</choice> von der allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade und Barmherzigkeit Gottes gegen die Sünder, welche durch keine
andre Eigenschaft <app>
<lem>eingeschränkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">eingeschränket</rdg>
</app> wird, will ich nur <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">diejenigen</rdg>
</app> wählen, welche am wenigsten bisher beahndet worden. <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> stellet <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">uns</rdg>
</app> seinen Vater <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> ohne Einschränkung zur <index indexName="subjects-index">
<term>Nachahmung</term>
</index>Nachahmung <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vor.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:6:35 Lk:6:36">Luc. 6, 35.
36.</citedRange></bibl> Er <app>
<lem>versichert</lem>
<rdg wit="#d" type="v">versichert,</rdg>
</app> Gott sey gütig über die undankbaren und boshaften, daher <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app> wir nicht blos <app>
<lem>lieben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lieben</rdg>
</app> die uns <app>
<lem>liebten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">liebten,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:6:32"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 32.</citedRange></bibl> sondern auch <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unsren</rdg>
</app> Feinden gutes thun, und eben so barmherzig seyn, eben so gelinde
richten, eben so großmüthig ohne Genungthuung verzeihen, <pb edRef="#a" n="137"/> wie unser Vater, wenn wir seine Kinder seyn <app>
<lem>wolten. Solte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wollen. Sollte</rdg>
</app> es nun Heiligkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit in Gott seyn, <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">nichts</rdg>
</app> ohne volle <index indexName="subjects-index">
<term>Satisfaktion</term>
</index><app>
<lem>Satisfaktion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satisfaction</rdg>
</app> zu vergeben, so <app>
<lem>müßten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müssten</rdg>
</app> auch wir weder <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unsren</rdg>
</app> Kindern und <app>
<lem>Untergebenen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Untergebenen,</rdg>
</app> noch <app>
<lem>unsern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unsren</rdg>
</app> Feinden ohne völlige Genungthuung je etwas übersehen, um dem Vater im
<index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel ähnlich zu <app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden,</rdg>
</app> oder <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#a" type="v">er</rdg>
</app>
<app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müsse</rdg>
</app>
<app>
<lem>derselbe</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> kein <app>
<lem>vollkommenes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommen</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">volkommenes</rdg>
</app> Muster für uns <app>
<lem>seyn;</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">seyn,</rdg>
</app> und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>, der aus des
Vaters Schooß kam, ihn weniger <app>
<lem><app>
<lem>gekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gekannt</rdg>
</app> haben,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gekannt haben</rdg>
</app> als <index indexName="persons-index">
<term>Anselm von Canterbury</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6dh">Anselmus von <app>
<lem>Canterbury,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Canterbury</rdg>
</app></persName>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:5:44" to="f"><app>
<lem>Matth.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Matth<supplied>.</supplied></rdg>
</app> 5, <app>
<lem>44.</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">44</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:6:12"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 6, 12.</citedRange></bibl> Ja <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> ver<pb edRef="#c" n="150"/>sichert, daß der ganze <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel über jeden <app>
<lem><choice>
<sic>znrückkehren<pb n="150" edRef="#b"/>den</sic>
<corr type="editorial">zurückkehren<pb n="150" edRef="#b"/>den</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">zurückkehrenden</rdg>
</app> Sünder sich freue, und Gott sich gegen uns verhalte, wie der Vater
gegen den ungerathenen Sohn bey seiner Rückkehr, der an keine <index indexName="subjects-index">
<term>Satisfaktion</term>
</index><app>
<lem>Satisfaktion dachte,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Satisfaction dachte</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:15">Luc.
15.</citedRange></bibl> Endlich stellet die <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift auf allen Blättern die gesamte Sendung <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, und <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#d" type="v">alles,</rdg>
</app> was er gethan hat, <app>
<lem><hi>nicht als die Ursache</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nicht als die Ursache</rdg>
</app>, sondern <app>
<lem><hi>als die Wirkung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">als die Wirkung</rdg>
</app> und <app>
<lem><hi>den Beweis der allgemeinen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index><hi>Gnade und</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index><hi>Menschenliebe Gottes</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den Beweis der allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade und <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe Gottes</rdg>
</app> gegen alle <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index><app>
<lem>Nationen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Völker</rdg>
</app> vor, und lehret nicht mit einer Sylbe, daß Gott habe besänftiget oder <app>
<lem>versöhnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">versöhnet</rdg>
</app> werden müssen. Sie saget <app>
<lem>nicht:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nicht,</rdg>
</app> also hat Gott die Welt gehasset, daß erst sein Sohn dieselbe vom <app>
<lem>Zorn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zorne</rdg>
</app> erkaufen <app>
<lem>mußte; sondern:</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">mußte, sondern</rdg>
</app> so hat er sie geliebet, daß er seinen Sohn <app>
<lem>sandte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sandte</rdg>
</app> um alle, welche nicht in Finsterniß und Unwissenheit bleiben wollen,
zu höherer Einsicht und Glückseligkeit durch ihn zu leiten. Sie saget
nirgends, Gott hat uns eben so nach seiner Heiligkeit <app>
<lem>gehasset,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gehasset</rdg>
</app> als nach seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte geliebet, daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> zwischen <pb edRef="#d" n="135"/>
<app>
<lem>beiden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beyden</rdg>
</app> Eigenschaften <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Frieden</term>
</index>Frieden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Friede</rdg>
</app> stiften müssen. Sie <app>
<lem>saget vielmehr:</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sagt</rdg>
</app> ein Mittler könne nicht gedacht werden, wo nicht zwey <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Partheien</term>
</index>Partheien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
</app> vorhanden wären, Gott aber wäre einig, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:20">Gal. 3,
20.</citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:6:6">Ebr. 6,
6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Hebr:9:15" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 9, 15 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Hebr:10:16" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 10, 16 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> folglich durfte Gott nicht <app>
<lem>als</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> eine doppelte Person bey der <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung <app>
<lem>handeln</lem>
<rdg wit="#a" type="v">agiren</rdg>
</app>, nicht mit sich selbst ausgesöhnet werden, sondern wir Menschen <app>
<lem>mußten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mussten</rdg>
</app> von seinen guten Gesin<pb edRef="#a" n="138"/>nungen und <app>
<lem>seiner</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade gegen <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Sünder <app>
<lem>besser</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> unterrichtet und <app>
<lem>stärker</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> vergewissert werden. Darum fordern nun die Apostel <app>
<lem>jedermann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jederman</rdg>
</app> auf, sich mit Gott zu versöhnen, das <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ist,</rdg>
</app> erfreulichere <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von ihm zu fassen, <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Kor:5:18" to="f">2 Cor. 5, 18 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl> In <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> ist die
Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes im vollen <app>
<lem>Glanz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Glanze</rdg>
</app> erschienen, und Gott preiset daher seine <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu uns, daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> für uns gestorben
ist, da wir noch feindselig gegen ihn gesinnet waren. Wäre die
philosophische Theorie des <index indexName="persons-index">
<term>Anselm von Canterbury</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6dh">Anselmus</persName> gegründet, so
müßte es <app>
<lem>heissen:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">heißen,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">heißen:</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="151"/> Gott preiset seine Heiligkeit, daß er alle <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen der <pb n="151" edRef="#b"/> Sünden <app>
<lem>vollkommen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">volkommen</rdg>
</app> an <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>
<app>
<lem>vollzogen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">volzogen</rdg>
</app>
<app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
</app> aber davon weiß die ganze <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heilige Schrift nichts.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_63">
<head>§. 63.</head>
<p><ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b152"/>Seit <index indexName="persons-index">
<term>Grotius, Hugo</term>
</index><persName ref="textgrid:25k75">Grotius</persName> Zeiten hat nun
schon ein <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großer</rdg>
</app> Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesgelehrte</term>
</index>Gottesgelehrten diese unchristliche und <app>
<lem>widersinnliche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">widersinnische</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">widersinnige</rdg>
</app> Theorie verlassen. Man sahe ein, daß man nicht zwey einander entgegen
wirkende Eigenschaften in Gott annehmen <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, nach welchen er <app>
<lem>gleich stark</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> seine fehlende Kinder zu begnadigen, und auch zu verderben <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="pp">gleich stark gedrungen</rdg>
</app>
<app>
<lem>würde;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">würde,</rdg>
</app> da bey diesem <app>
<lem>innern Widerspruch</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">inneren Widerspruche</rdg>
</app> Gott selbst höchst unselig seyn <app>
<lem>müßte:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müßte,</rdg>
</app> und man nahm also ganz richtig an, daß Gott allerdings ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen begnadigen könne, und keine <app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app> nöthig sey; daß wenn er <app>
<lem>strafte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">strafte</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">strafe,</rdg>
</app> solches nicht um seinetwillen, sondern nur zur Verhütung <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eines</rdg>
</app>
<app>
<lem>grössern</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eines größeren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderbens und also in wohlthätiger Absicht geschehen <app>
<lem>könne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müsse</rdg>
</app>. Nun aber brachte <index indexName="persons-index">
<term>Grotius, Hugo</term>
</index><persName ref="textgrid:25k75">Grotius</persName> die neue <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese
auf, daß die Leiden und der Tod <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> nothwendig gewesen
wären, um das Ansehen der <index indexName="subjects-index">
<term>göttliche Gesetze</term>
</index>göttlichen Gesetze aufrecht zu erhalten, <app>
<lem>welches,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">welches</rdg>
</app> wenn alle <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen erlassen worden wären, sehr <pb edRef="#d" n="136"/>
gelitten haben würde. Diese <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese verdunkelt allerdings bey <app>
<lem>weiten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">weitem</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebenswürdigkeit</term>
</index>Liebenswürdigkeit Gottes nicht so sehr, als die erste: allein
genauer <app>
<lem>betrachtet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">betrachtet,</rdg>
</app> ist sie eben so <app>
<lem>wol</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wohl</rdg>
</app> wie jene gegen Schrift und <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft. Alles <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app> hierbey <pb edRef="#a" n="139"/>
<app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_11">
<sic>drauf</sic>
<corr type="authorial">darauf</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">darauf</rdg>
</app> an, sich deutliche und <app>
<lem>bestimte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmte</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von der Heiligkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit in Gott zu verschaffen.</p>
<p>Die Heiligkeit in Gott ist keine besondere wirkende Vollkommenheit, sondern
vielmehr die Abwesenheit aller Mängel und Fehler seines <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes und seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte, und wenn die Schrift uns <app>
<lem>auffordert,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auffordert</rdg>
</app> heilig zu werden, wie Gott heilig ist, so wird von uns gefordert, daß
wir Thorheiten und schlechte Gesinnungen ablegen <app>
<lem>sollen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollen</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:13 1Petr:1:14 1Petr:1:15">1 Petr. 1, 13. 14.
15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:1:22">Col. 1,
22.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:5:26 Eph:5:27"><app>
<lem>Ephes.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Eph.</rdg>
</app> 5, 26. 27.</citedRange></bibl>
<pb n="152" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="152"/> Es ist also eine Erklärung der Heiligkeit Gottes,
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b152_2"/>wenn <index indexName="persons-index">
<term>Jakobus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cz">Jakobus</persName> sagt, es können
keine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andere</rdg>
</app> als gute und <app>
<lem>vollkomne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommne</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">vollkommene</rdg>
</app> Gaben von dem Vater aller richtigen Einsichten herkommen, denn in ihm
ist kein Wechsel des <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Lichts und der <app>
<lem>Finsterniß,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Finsterniß;</rdg>
</app> er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> nicht in der Wahl der besten Mittel zu den besten Zwecken fehlen, und
in ihm <app>
<lem><app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> nie Unwillen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">können niemals leidenschaftliche Anwandlungen
des Unwillens</rdg>
</app> und <app>
<lem>Zorn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zorns</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Zornes</rdg>
</app> die gütigsten Entwürfe der Wohlthätigkeit stören.</p>
<p><index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index><hi>Gerechtigkeit</hi> ist <app>
<lem>ebenfals</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ebenfalls</rdg>
</app> keine die <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte einschränkende Eigenschaft, sondern eine der Empfänglichkeit
der <app>
<lem>Objekte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Objecte</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Personen</rdg>
</app> proportionirte oder weise <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte. Der <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch und die allen Menschen <app>
<lem>bekante</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannte</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe können uns hier aus der Verwirrung der gelehrten
<index indexName="subjects-index">
<term>Hypothesen</term>
</index>Hypothesen, so bald wir ihnen nur nachgehen, ohne Schwierigkeit heraus
führen. Man muß nur dabey nicht an die <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit solcher <app>
<lem><hi>untergeordneten Richter</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">untergeordneten Richter</rdg>
</app> denken, welche an willkührliche Gesetze höherer Obrigkeiten gebunden <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">die</rdg>
</app> nach <app>
<lem>denselben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denselben</rdg>
</app>
<app>
<lem>oft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">theils</rdg>
</app> wegen Mängel dieser Gesetze selbst, <app>
<lem>öfters</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">theils</rdg>
</app> aus Mißverstand bey Anwendung <app>
<lem>derselben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">derselben,</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">auf einzelne Fälle zum öftern</rdg>
</app> sehr harte, <app>
<lem>ungütige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ungültige,</rdg>
</app> und unweise Urtheile fällen. <app>
<lem><hi>Die</hi> <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index><hi>Gerechtigkeit eines höchsten</hi>
<app>
<lem><hi>Gesetzgebers</hi>,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>Gesetzgebers</hi></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Die Gerechtigkeit eines höchsten
Gesetzgebers,</rdg>
</app> oder <app>
<lem><hi>eines Vaters</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">eines Vaters</rdg>
</app> ist das, wovon wir <index indexName="subjects-index">
<term>analogisch</term>
</index>analogisch den Begrif von der <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit des allgemeinen Monarchen und Vaters der Welt bilden
müssen. Nun <pb edRef="#d" n="137"/> können wir zeigen, daß alle
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <app>
<lem>weise</lem>
<rdg wit="#d" type="v">weise,</rdg>
</app> proportionirte <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte sey.</p>
<p><pb edRef="#a" n="140"/>
<app>
<lem>1) <hi>Bey der Austheilung des Guten</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">1.) Bey der Austheilung des Guten</rdg>
</app> handelt ein Vater <app>
<lem>gerecht gegen</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>gegen</sic>
<corr type="editorial">gerecht gegen</corr>
</choice></rdg>
</app> seine Kinder, nicht wenn er jedem einerley und <app>
<lem>gleichviel Gutes giebt</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">gleichvieles Gute zutheilet</rdg>
</app>, sondern wenn er jedem das schicklichste ihm brauchbarste Gute giebt.
Er <app>
<lem>läßt mehrern</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">lässet mehreren</rdg>
</app> Söhnen von <app>
<lem>verschiedner <app>
<lem>Grösse</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Größe</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">verschiedener Größe</rdg>
</app> Kleider nach Proportion ihres Körpers verfertigen, so daß sie ihnen
<hi>gerecht</hi> oder anpassend sind; es würde unweise <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte, und daher keine <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit seyn, wenn er den kleinen eben
so <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">große</rdg>
</app> Kleider machen <app>
<lem>liesse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ließe</rdg>
</app>, als den er<pb n="153" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="153"/>wachsenen.
Also ist <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte hier der Grundbegrif, und durch <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit <app>
<lem>modificirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geleitet</rdg>
</app> wird sie <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit.</p>
<p><app>
<lem>2) <hi>Bey der</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gesetzgebung</term>
</index><hi>Gesetzgebung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">2.) Bey der Gesetzgebung</rdg>
</app> ist ein Vater und Monarch gerecht, wenn er seine Vorschriften so
einrichtet, daß dadurch das Wohl aller Kinder und <index indexName="subjects-index">
<term>Unterthanen</term>
</index>Unterthanen möglichst befördert <app>
<lem>wird; so</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">wird. So</rdg>
</app> bald einiger Wohl ganz <app>
<lem>gestört</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gestöret</rdg>
</app> wird, und sie ohne anderweitigen Ersatz leiden, so sind die Gesetze
ungerecht: und dann ist entweder Mangel allgemeiner <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index><app>
<lem>Liebe,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Liebe</rdg>
</app> oder Mangel der <app>
<lem>Klugheit,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Klugheit</rdg>
</app>
<app>
<lem>Kollisionen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Collisionen</rdg>
</app> zu verhüten, der Grund davon. Also beruhet die Vollkommenheit der
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit auf der <index indexName="subjects-index">
<term>Gleichheit</term>
</index>Gleichheit der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen alle, und auf der <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index><app>
<lem>Weisheit</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Weisheit,</rdg>
</app> das Wohl aller einzelnen ohne Nachtheil der andern möglichst zu
befördern.</p>
<p><app>
<lem>3)</lem>
<rdg wit="#a" type="v">3.)</rdg>
</app> Auch die <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit <app>
<lem><hi>beym Strafen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">beym Strafen</rdg>
</app> ist weise <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte; so bald mehr <app>
<lem>gestraft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gestrafet</rdg>
</app> wird, als zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">zur</rdg>
</app> Verhütung <app>
<lem>größrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">grösserer</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">größerer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel nöthig ist, so <app>
<lem>schreiet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schreyet</rdg>
</app> man über Härte und Ungerechtigkeit. Alle <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen müssen daher gütige Absichten haben, wenn sie gerecht seyn
sollen, und sie müssen wahre proportionirte Mittel zur Erreichung des <app>
<lem>Zwecks</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Zweckes</rdg>
</app> seyn. Folglich ist durchaus <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit allgemeine durch <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit geleitete <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte. Bey allen Uebertretungen der Gesetze <app>
<lem>besteht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestehet</rdg>
</app> die Beleidigung gegen den Gesetzgeber blos in dem <app>
<lem>Ungehorsam</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ungehorsame</rdg>
</app>, folglich ist die Beleidigung des Gesetzgebers gleich groß, es mag
die Handlung wider das Gesetz wichtige oder geringe Folgen <app>
<lem>haben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:2:10 Jak:2:11">Jak. 2,
10. 11.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>Solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sollten</rdg>
</app> nun die Stra<pb edRef="#a" n="141"/>fen sich lediglich auf <pb edRef="#d" n="138"/> die dem Gesetzgeber widerfahrende Beleidigung
beziehen, oder zur Aufrechthaltung der <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität der <index indexName="subjects-index">
<term>Gesetzgebung</term>
</index>Gesetzgebung nothwendig seyn, so würde folgen, daß alle wissentliche
Vergehungen gegen alle Gesetze ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index><app>
<lem>Unterschied</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unterschied,</rdg>
</app> gleich hart <app>
<lem>bestraft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bestrafet</rdg>
</app> werden müßten: denn durch jede Uebertretung wird der Gesetzgeber auf
einerley <app>
<lem>Art</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Art,</rdg>
</app> nemlich blos durch <app>
<lem>Ungehorsam, beleidiget,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Ungehorsam beleidiget</rdg>
</app> und die <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität der Gesetze auf einerley Art gehöhnt. <pb n="154" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="154"/> Wer würde aber nicht über Ungerechtigkeit <app>
<lem>schreien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schreyen</rdg>
</app>, wenn ein Monarch auf alle Vergehen gleiche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen setzte, und zum <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Beyspiel,</rdg>
</app> den, welcher ein Pfund <app>
<lem>Kaffee</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Coffee</rdg>
</app> unveracciset eingebracht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">hätte</rdg>
</app>, eben so hart als einen Mordbrenner bestrafen wolte? wer würde einen
Vater nicht der Grausamkeit beschuldigen, der sein Kind, wenn es wider sein
Verbot in den Garten gegangen wäre, eben so strenge <app>
<lem>bestrafte</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">bestrafen wolte</rdg>
</app>, als wenn es eine ansehnliche Summe Geldes gestohlen hätte? Hieraus
erhellet also, daß alle <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen sich auf das Beste derer, welchen Gesetze ertheilet worden
sind, <app>
<lem>beziehen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beziehen,</rdg>
</app> und proportionirte <index indexName="subjects-index">
<term>Beförderungsmittel</term>
</index>Beförderungsmittel der <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung seyn <app>
<lem>müssen,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">müssen;</rdg>
</app> und daß alle <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, welche ohne diese Absicht verhangen und dazu nicht nothwendig
erfordert werden, <app>
<lem>aus</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von Ungerechtigkeit zeugen, die</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">von Ungerechtigkeit zeugen, welche</rdg>
</app> Mangel der <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index><app>
<lem>Güte oder der Macht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Güte,</rdg>
</app> oder der <app>
<lem>Klugheit entstehende Ungerechtigkeiten sind</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Klugheit, oder der Macht zu ihrer Quelle
hat</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_64">
<head>§. 64.</head>
<p>Nun können wir den wesentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied, welcher zwischen der menschlichen und zwischen der
göttlichen heiligsten <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit statt findet, deutlich aus einander setzen. Es beruhet
derselbe auf der unendlich <app>
<lem>höhern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">höheren</rdg>
</app> Vollkommenheit der göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte, Macht und <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit, <app>
<lem>in <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_12">
<sic>Vergleichung der Güte</sic>
<corr type="authorial">Vergleichung mit der Güte</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Vergleichung der Güte</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">Vergleichung mit der Güte</rdg>
</app>, dem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">über die Güte das</rdg>
</app> Vermögen und <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> Klugheit der Menschen.</p>
<p><app>
<lem>1. <hi>Die</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index><hi>Güte und das</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wohlwollen</term>
</index><hi>Wohlwollen der Menschen ist</hi>
<app>
<lem><hi>eingeschränkt</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>eingeschränket</hi></rdg>
</app>
<hi>und vielen Abwechselungen unterworfen.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">1<supplied>.</supplied> Die <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte und das <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlwollen</term>
</index>Wohlwollen der Menschen ist eingeschränkt und vielen
Abwechselungen unterworfen.</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="142"/> Die besten Väter werden oft <app>
<lem>ungeduldig</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ungeduldig,</rdg>
</app> und verfahren nach leidenschaftlichem Unwillen. Selten ist ihre
<index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe ganz <app>
<lem>unpartheiisch,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheiisch</rdg>
</app> und <pb edRef="#d" n="139"/> sehr oft <app>
<lem>zieht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ziehet</rdg>
</app> eins der <app>
<lem>Kinder,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kinder</rdg>
</app> durch seine glücklichere Bildung oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">durch</rdg>
</app> schmeichelhafteres <app>
<lem><app>
<lem>äusseres</lem>
<rdg wit="#d" type="v">äußeres</rdg>
</app> Betragen,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">äußeres Betragen</rdg>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz der Aeltern zum <app>
<lem>Nachtheil</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Nachtheile</rdg>
</app> der übrigen Geschwister an sich. Und welche obrigkeitliche Personen
haben nicht ihre <app>
<lem>Favoriten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Günstlinge</rdg>
</app>, für welche sie zum <app>
<lem><app>
<lem>Präjudiz</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Präjuditz</rdg>
</app> andrer unproportionirte</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Nachtheile anderer übermäßige</rdg>
</app>
<pb n="155" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="155"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte beweisen. Aber <app>
<lem><hi>Gottes</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index><hi>Güte ist die heiligste, allgemeinste,
unwandelbarste</hi>. Gott</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gottes Güte ist die heiligste, allgemeinste,
unwandelbarste. GOtt</rdg>
</app> wird durch keine partheiische <app>
<lem>Prädilektion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Prädilection</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Vorliebe</rdg>
</app> geleitet, und <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> nie zu leidenschaftlichem <app>
<lem>Zorn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zorne</rdg>
</app> gereizet werden, sondern bleibt immer gleich stark geneigt, jedem
seiner Kinder nach dem Grade seiner innern Empfänglichkeit das <app>
<lem>möglichst</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> größte <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">ihm zuträglichste</rdg>
</app> Gute mitzutheilen, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:7:11">Matth. 7, 11.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:2:11">Röm. 2,
11.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:1:17"><app>
<lem>Jac.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jak.</rdg>
</app> 1, 17.</citedRange></bibl></p>
<p>2. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b155"/><hi>Das Vermögen
der</hi>
<app>
<lem><hi>Menschen</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>Menschen,</hi></rdg>
</app>
<hi>Gutes zu thun und zu</hi>
<app>
<lem><hi>belohnen</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>belohnen,</hi></rdg>
</app>
<hi>ist eben so wie ihre</hi>
<app>
<lem><hi>Macht,</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Macht</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>Vergehung</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>Vergehungen</hi></rdg>
</app>
<hi>gegen Gesetze zu hindern, und die Uebertreter zu</hi>
<app>
<lem><hi>strafen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>bestrafen</hi></rdg>
</app>
<hi>, eingeschränkt.</hi>
<app>
<lem>Dis <app>
<lem>veranlaßt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">veranlasset</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Dieses veranlasset</rdg>
</app>, daß sie nicht immer so milde und gerecht seyn können, als sie <app>
<lem>wünschen.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">es wünschen. –</rdg>
</app> Ein Vater hat 5 Söhne, welche alle gleiche <index indexName="subjects-index">
<term>Talente</term>
</index>Talente und Begierde haben zu studiren: sein Vermögen <app>
<lem>reicht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">reichet</rdg>
</app> aber nur dazu hin, einen derselben studiren zu lassen: er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> also nicht gegen alle <app>
<lem>gleich gütig</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gleichgültig</rdg>
</app>
<app>
<lem>seyn.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">seyn. –</rdg>
</app> Gern möchte der König allen für das Vaterland blessirten <app>
<lem>Officiren</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Officieren</rdg>
</app> und Soldaten einen gemächlichen Unterhalt zur Belohnung <app>
<lem>anweisen:</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">anweisen,</rdg>
</app> allein die Einkünfte des <index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index>Staats reichen nicht hin: er muß aus <index indexName="subjects-index">
<term>Unvermögen</term>
</index>Unvermögen partheiisch seyn, weil er nicht <app>
<lem>allen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allen</rdg>
</app> sondern nur einigen helfen <app>
<lem>kan.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann.</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">kan. –</rdg>
</app>
<hi>Aber Gottes Vermögen wird durch Austheilung des</hi>
<hi>Guten nicht verringert, er</hi>
<app>
<lem><hi>kan</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>
<hi>also jedem einzelnen</hi>
<app>
<lem><hi>Geschöpf</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>Geschöpfe</hi></rdg>
</app>
<hi>ohne Nachtheil der übrigen im vollesten</hi>
<app>
<lem><hi>Maaß</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>Maaße</hi></rdg>
</app>
<hi>das schicklichste Gute</hi>
<app>
<lem><hi>zutheilen.</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>zutheilen.</hi> –</rdg>
</app> Oft muß der gütigste Monarch einen <app>
<lem>Ausreisser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Ausreißer</rdg>
</app> bey der <app>
<lem>Armee</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Arme</rdg>
</app>, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welchen</rdg>
</app> er gern begnadigte, am <pb edRef="#a" n="143"/> Leben strafen, weil
es ihm an Macht <app>
<lem>fehlt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">fehlet</rdg>
</app>, auf <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andere</rdg>
</app> Art der fernern Desertion vorzubeugen. <app>
<lem><hi>Gott befindet sich niemals in der Verlegenheit, aus Schwachheit
grausamer und</hi>
<pb edRef="#d" n="140"/>
<hi>härter zu strafen, als der Verbrecher es zu seiner</hi>
<app>
<lem><hi>eignen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>eigenen</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index><hi>Besserung bedarf;</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gott befindet sich niemals in der Verlegenheit
aus Schwachheit grausamer und härter zu strafen, als der Verbrecher
es zu seiner eignen Besserung bedarf;</rdg>
</app> weil es ihm nicht an Mitteln fehlen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, seine Absichten an allen ohne Verletzung der <app>
<lem><choice>
<sic>heilig<pb n="156" edRef="#b"/><pb n="156" edRef="#c"/>ligsten</sic>
<corr type="editorial">heilig<pb n="156" edRef="#b"/><pb n="156" edRef="#c"/>sten</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #d" type="typo-correction">heiligsten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte <app>
<lem>gegen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">in Absicht</rdg>
</app>
<app>
<lem>irgends</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">irgend</rdg>
</app> eines seiner Kinder zu erreichen.</p>
<p><app>
<lem><app>
<lem>3)</lem>
<rdg wit="#d" type="v">3.</rdg>
</app>
<hi>Die Einsichten der Menschen sind eingeschränkt:</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">3.) Die Einsichten der Menschen sind
eingeschränkt:</rdg>
</app> sie können nur nach dem <app>
<lem><app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußern</rdg>
</app> Anschein</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">äußeren Anscheine</rdg>
</app> urtheilen, selten die <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität der Handlungen erforschen, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Zukunft</term>
</index>Zukunft nicht übersehen. Hieraus entstehen die Mängel der
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit der gütigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Fürsten</term>
</index>Fürsten und Väter. <list>
<item><label><app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>a.)</sic>
<corr type="editorial">a)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Bey <app>
<lem><hi>der</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertheilung des Guten</term>
</index><hi>Vertheilung des Guten</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">der Vertheilung des Guten</rdg>
</app> und <app>
<lem><hi>den</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index><hi>Belohnungen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den Belohnungen</rdg>
</app> werden zum öftern verdienstlose Heuchler den würdigern und
verdientern Personen aus Irrthum vorgezogen; oft denen, welche
vorzüglich begünstiget werden sollen, solche Wohlthaten erwiesen,
wodurch sie unglücklich werden. Jener <app>
<lem>Sohn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sohn</rdg>
</app> von welchem der Vater <app>
<lem>hoft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">hoffet</rdg>
</app>, er werde die Stütze der Familie <app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">werden,</rdg>
</app> auf welchen er daher den größten Theil seines Vermögens
verwendet, wird durch diese vorzügliche <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte zu Ausschweifungen <app>
<lem>veranlaßt,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">veranlasset</rdg>
</app> und verdirbt: der Vater hat also gegen die übrigen Kinder
ungerecht gehandelt, nicht aus Mangel der <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte, sondern aus Mangel der Einsicht in die <index indexName="subjects-index">
<term>Zukunft</term>
</index>Zukunft. Dieser Mann, welchem der König <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Talente</term>
</index>Talente, <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit und Diensteifer zutrauet, wird vielen
andern, die sich bereits verdient gemacht haben, vorgezogen; aber
diese Begünstigung ist sein Unglück. Er <app>
<lem>bekomt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekommt</rdg>
</app>
<app>
<lem>Gelegenheiten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gelegenheit</rdg>
</app> zu <app>
<lem>Betrügereien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Betrügereyen</rdg>
</app> von Erheblichkeit, seine schwache <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> nicht widerstehen, er wird ein Verräther des Vaterlandes, und
stirbt als Missethäter. <app>
<lem><hi>Gottes</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index><hi>Güte kan</hi>
<app>
<lem><hi>nie</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>niemals</hi></rdg>
</app>
<hi>ungerecht handeln, weil sein</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index><hi>Verstand nicht irren kan.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gottes Güte kann nie ungerecht handeln,
weil sein <index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand nicht irren kann.</rdg>
</app> Er wird nicht <app>
<lem>durchs</lem>
<rdg wit="#d" type="v">durch das</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="144"/>
<app>
<lem>Aeußre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußre</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Aeußere</rdg>
</app> hintergangen, er <app>
<lem>kennet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kennt</rdg>
</app> die Gedanken und innersten Gesinnungen der Menschen, und <app>
<lem>übersieht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">übersiehet</rdg>
</app> im voraus alle Folgen seiner Wohlthätigkeit bey jedem <app>
<lem><app>
<lem>Subjekt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Subjekte</rdg>
</app>. Alles,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Subject. Alles</rdg>
</app> was er <app>
<lem>zutheilt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">zutheilet</rdg>
</app>, ist daher dem Empfänger in Beziehung <pb edRef="#d" n="141"/> auf seine ganze <pb n="157" edRef="#b"/><pb n="157" edRef="#c"/>
Dauer wahrhaftig gut. So <app>
<lem>erhellet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erhellet</rdg>
</app> wie seine <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte durch die vollkommenste <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit geleitet, die heiligste und gerechteste Güte <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sey</rdg>
</app>.</item>
<item><label><app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>b.)</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Bey <app>
<lem><hi>der</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gesetzgebung</term>
</index><hi>Gesetzgebung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">der Gesetzgebung</rdg>
</app>
<app>
<lem>veranlaßt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">veranlasset</rdg>
</app> die eingeschränkte <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit der Menschen, daß bey der gütigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung des Gesetzgebers doch oft das Wohl einzelner
Personen dem <app>
<lem>Wohl</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wohle</rdg>
</app> des Ganzen ohne Ersatz aufgeopfert werden muß, und es <app>
<lem>giebt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">giebet</rdg>
</app> fast kein positives menschliches Gesetz, worunter nicht
einzelne Personen bisweilen leiden <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app>. So wohlthätig <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die Unterhaltung einer <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">stehenden</rdg>
</app> Armee für die Sicherheit und Ruhe eines ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index><app>
<lem>Staats</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Staates</rdg>
</app> ist, so leiden doch offenbar viele einzelne Personen, welche
zu dieser Art <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Dienste fürs Vaterland gezwungen werden, darunter. Viele
derselben verlieren ein <app>
<lem>grösseres</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größeres</rdg>
</app> ihnen mögliches <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück, oft auch Gesundheit und Leben, ohne dafür eine <app>
<lem>Vergütigung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vergütung</rdg>
</app> vom Vaterlande erhalten zu können. <app>
<lem><hi>Gottes Gesetze sind dagegen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gottes Gesetze sind dagegen</rdg>
</app>, vermöge seiner uneingeschränkten <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit, <app>
<lem><hi>so vollkommen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">so vollkommen</rdg>
</app>, und seine <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Regierung</term>
</index>moralische Regierung so mängelfrey, <app>
<lem><hi>daß</hi>
<app>
<lem><hi>nie</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>niemals</hi></rdg>
</app>
<hi>ein Theil um der übrigen willen ohne Ersatz leiden
darf</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß nie ein Theil um der übrigen willen
ohne Ersatz leiden darf</rdg>
</app>, und die anscheinenden Leiden zum besten <app>
<lem>andrer selbst</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">anderer</rdg>
</app> nur die Empfänglichkeit zu <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer Glückseligkeit bey den Leidenden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">selbst</rdg>
</app> vermehren.</item>
<item><label><app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>c.)</sic>
<corr type="editorial">c)</corr>
</choice></rdg>
</app></label><p>
<app>
<lem>Daß <app>
<lem><hi>bey</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">bey Strafen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Bey den <hi>Bestrafungen</hi>
handeln</rdg>
</app> oft die besten Väter und <index indexName="subjects-index">
<term>Fürsten</term>
</index>Fürsten, wegen ihrer eingeschränkten Erkentniß ungerecht <app>
<lem>handeln</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>, weil sie theils die <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität der Vergehen nicht immer genau durchschauen,
theils nicht vorher wissen können, wie die <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und Verhütung <app>
<lem>neuer Vergehen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">fernerer Ausschweifungen</rdg>
</app> einzurichten <app>
<lem>sind, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sind,</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">sind;</rdg>
</app> daher <pb edRef="#a" n="145"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">sie</rdg>
</app> oft den Zweck verfehlen. Nicht selten lügt sich der
Bösewicht und Verführer von der Strafe los, und der einfältige
Verführte wird hingerichtet. Nicht selten wird das durch sanfte
Mittel leicht zu bessernde Kind durch eine unweise Züchtigung, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> für sein Ner<pb n="158" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="158"/>vengebäude zu heftig war, ungesund, oder zur
Rachgier erboßt. Aber Gott erkennet die Moralität aller
Handlungen nach ihrer kleinsten <pb edRef="#d" n="142"/>
<app>
<lem>Gradation</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Abstufung</rdg>
</app>; er kennet die Mittel genau, welche zur Züchtigung und
Besserung eines jeden <index indexName="subjects-index">
<term>Individuum</term>
</index><app>
<lem>Individuums</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Einzelnen</rdg>
</app> die wirksamsten sind: und <app>
<lem><hi>es ist also unmöglich, daß er den Zweck der
Besserung bey seinen Bestrafungen verfehlen
könte</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">es ist also unmöglich, daß er den
Zweck der Besserung verfehlen könnte</rdg>
</app>.</p>
<p>Nur derjenige Gesetzgeber muß einige zum Schrecken <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">anderer</rdg>
</app>
<app>
<lem>härter,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">härter</rdg>
</app> als es zu ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung nöthig <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> strafen, welchem es an Mitteln <app>
<lem>fehlt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fehlet,</rdg>
</app> einen jeden einzelnen zu bessern. Daher muß ein Monarch,
der Millionen regieren soll, aus Mangel des Vermögens auf alle <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Individuen</term>
</index>Individuen</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> gleiche Aufmerksamkeit zu beweisen, oft gegen einzelne
grausam handeln, und sie zum Besten des Ganzen aufopfern; aber
ein Vater wird solches <app>
<lem>nie</lem>
<rdg wit="#d" type="v">niemals</rdg>
</app> thun, weil er seine Kinder übersehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>; niemals wird er ein <app>
<lem>Kind</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Kind,</rdg>
</app> um den übrigen seine <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">seinen</rdg>
</app> Ernst sichtbarer zu machen, auf immer verderben und
tödten. Hieraus <app>
<lem>folgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">folget</rdg>
</app> demnach, <app>
<lem><hi>daß Gott</hi>
<app>
<lem><hi>nie</hi></lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><hi>niemals</hi></rdg>
</app>
<hi>ein einziges Geschöpf stärker strafen könne, als es
zu desselben</hi>
<app>
<lem><hi>eignen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>eigenen</hi></rdg>
</app>
<hi>Besserung nöthig ist</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß Gott nie ein einziges Geschöpf
stärker strafen könne, als es zu desselben eignen
Besserung nöthig ist</rdg>
</app>, und daß alle <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen zum Exempel für andere, in so fern sie aufhören
Wohlthat für <app>
<lem>den,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app> welcher sie <app>
<lem>erduldet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erduldet</rdg>
</app> zu seyn, nur aus der Schwäche menschlicher Regenten, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> nicht alle <app>
<lem>Individuen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Untergebene</rdg>
</app>
<app>
<lem>beobachten</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>beabachten</sic>
<corr type="editorial">beobachten</corr>
</choice></rdg>
</app> können, herrühren. Folglich giebt es keine <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andere</rdg>
</app> göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen als <app>
<lem><app>
<lem>Züchtigung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Züchtigungen</rdg>
</app> zu</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Züchtigungen zur</rdg>
</app> Besserung derer, welche sie erleiden; und diese müssen,
weil Gott in der Wahl der Mittel nicht irren <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, allemal dadurch gebessert werden.</p></item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_65">
<head><pb edRef="#a" n="146"/> §. 65.</head>
<p>Hier bitte ich nun meine <app>
<lem>Leser</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Leser,</rdg>
</app> den noch wenig ins Licht gesetzten unterscheidenden <app>
<lem>Charakter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Character</rdg>
</app> der heiligsten <pb n="159" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="159"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit Gottes, welchen wir derselben vermöge der unendlichen
<index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit des höchsten Wesens zuschreiben müssen, im <app>
<lem>Gegensatz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gegensatze</rdg>
</app> aller eingeschränkten <app>
<lem>Gerechtigkeit,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gerechtigkeit</rdg>
</app> wohl zu bemerken. Er <app>
<lem>besteht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bestehet</rdg>
</app> darin: daß Gott sich <app>
<lem>niemals</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nie</rdg>
</app> in der Verlegenheit befinden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, das Wohl <app>
<lem>irgends</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">irgend</rdg>
</app> eines einzigen seiner Kinder oder vernünftigen Geschöpfe zum <app>
<lem><app>
<lem>grössern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größern</rdg>
</app> Wohl</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">größern <pb edRef="#d" n="143"/> Wohle</rdg>
</app> des Ganzen oder der übrigen Geister <app>
<lem><hi>auf immer und ohne vollen Ersatz</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">auf immer und ohne vollen Ersatz</rdg>
</app> aufzuopfern. Denn wenn unmittelbar aus dem <app>
<lem>Begrif</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Begriff</term>
</index>Begriffe</rdg>
</app> der heiligsten oder uneingeschränktesten <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte <app>
<lem>folgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">folget</rdg>
</app>, daß Gott sich aller seiner Werke erbarme, <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> alle zu dem größten Grade, der nach ihrer wesentlichen
Empfänglichkeit bey ihnen möglichen <app>
<lem>Glückseligkeit</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Glückseligkeit,</rdg>
</app> führen <app>
<lem>wolle</lem>
<rdg wit="#a" type="v">will</rdg>
</app>, so <app>
<lem>folgt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">folget auch</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
</app> nothwendig, daß seine <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit <app>
<lem>begrenzt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begränzt</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">begrenzet</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">begränzet</rdg>
</app> seyn müßte, wenn er keine Mittel ausfinden <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>, <app>
<lem>diese</lem>
<rdg wit="#d" type="v">die</rdg>
</app> Absichten seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte <app>
<lem><hi>an allen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">an allen</rdg>
</app> zu erreichen. Offenbar würde sonst Gott in Absicht derer, welche er
dem <app>
<lem>Wohl</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Wohle</rdg>
</app> der übrigen aufopferte, nicht die heiligste <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte zeigen; indem diese Ausnahme Schranken und <app>
<lem>Partheilichkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheylichkeit</rdg>
</app> in derselben beweisen würde. Und hier ist nun der Ort, wo wir den
richtigen Begrif von der göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre, <app>
<lem>welcher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">welche</rdg>
</app> gewöhnlich in fürchterliche Dunkelheit <app>
<lem>eingehüllet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eingehüllt</rdg>
</app> wird, ins <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht setzen <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>konnen</sic>
<corr type="editorial">können</corr>
</choice></rdg>
</app>. Nur <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dann</rdg>
</app> wird das ganze Geisterreich aus voller <app>
<lem>innern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innerer</rdg>
</app> Empfindung <app>
<lem>ausrufen:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausrufen,</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b159"/>heilig, heilig,
heilig ist Gott, alle Lande sind seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre voll, ihm gebühret ewiger Dank und Preiß! wenn <app>
<lem>erkennet</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">von allen <index indexName="subjects-index">
<term>anerkennen</term>
</index>anerkant</rdg>
</app> wird: <list>
<item><label>1.</label> Daß Gott alle seine <app>
<lem>vernünftigen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vernünftige</rdg>
</app> Geschöpfe gleich durch ohne alle Ausnahme mit gleicher <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe <app>
<lem>umfaßt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">umfasset</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">umfasse</rdg>
</app>, und alle zur <app>
<lem>möglichsten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">größten ihnen möglichen</rdg>
</app> Glückseligkeit führen wolle.</item>
<item><label>2.</label> Daß es der göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit nicht an Mitteln <app>
<lem>fehle,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fehle</rdg>
</app> diese gütige Absichten aufs vollkommenste, mithin <pb edRef="#a" n="147"/> bey allen, ohne die mindeste <app>
<lem>Kollision</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Collision</rdg>
</app> und Ausnahme zu erreichen. <pb n="160" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="160"/></item>
<item><label>3.</label>
<p>Daß die göttliche Macht <app>
<lem>nie</lem>
<rdg wit="#d" type="v">niemals</rdg>
</app>
<app>
<lem>anders,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anders</rdg>
</app> als nach der weisesten <index indexName="subjects-index">
<term>Güte</term>
</index>Güte handle, und den Plan derselben wirklich ohnfehlbar
ausführe, so daß jeder Geist zu der ihm <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_13">
<sic>möglich</sic>
<corr type="authorial">möglichen</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">möglichen</rdg>
</app> größten Glückseligkeit wirklich <app>
<lem>gelangt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gelange</rdg>
</app>.</p>
<p>Ein jeder frage sein <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstgefühl</term>
</index>Selbstgefühl, ob nicht <app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">alsdann</rdg>
</app> Gott ihm am anbetungswürdigsten und in dem <app>
<lem><choice>
<sic>ererfreulichsten</sic>
<corr type="editorial">erfreulichsten</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">erfreulichsten</rdg>
</app> Glanze erscheine, wenn <hi>alles</hi> glückselig ist, und
ob nicht dagegen der Gedanke, daß auch nur <app>
<lem><hi>ein einziges Geschöpf</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ein einziges Geschöpf</rdg>
</app> unglücklich und <app>
<lem><hi>ewig</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">ewig</rdg>
</app> elend bleibt, allen <app>
<lem>weichgeschaffnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">weichgeschaffenen</rdg>
</app> Seelen die ganze Selig<pb edRef="#d" n="144"/>keit des
<index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmels verderben, und dem <app>
<lem>Geisterreich</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geisterreiche</rdg>
</app> den Vater der Welt weit minder <app>
<lem>liebens-</lem>
<rdg wit="#a" type="v">liebens</rdg>
</app> und ehrwürdig darstellen <app>
<lem>würde. Ueberdis</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">müsse. Ueberdies</rdg>
</app> hilft alles übrige erfreuliche der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion mir nichts, so lange ich glaube, daß es zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre Gottes oder <app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Beförderung des allgemeinen <app>
<lem>Wohls</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Bestens</rdg>
</app> nöthig <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sey</rdg>
</app>, daß einige Geister ewig <app>
<lem>gequälet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gequält</rdg>
</app> werden müssen; denn da keine <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung diese Unglücklichen namentlich <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> macht, so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> ich niemals gewiß werden, ob <app>
<lem><hi>ich nicht vielleicht selbst</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ich nicht vielleicht selbst</rdg>
</app> unter diese Schlachtopfer einer eben so unendlich
grausamen, als gütigen Gerechtigkeit gehöre.</p></item>
</list></p>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b147">
<label>Im zweiten Artikel und der Erklärung Luthers darüber, geschieht keine
Erwähnung von einer [...] vertretenden Genungthuung</label>
<p>Vgl. Luthers Auslegung des Artikels von der Erlösung im Kleinen Katechismus:
„Ich gleube, das Jhesus Christus warhafftiger Gott, vom Vater in ewigkeit
geboren und auch wahrhafftiger Mensch, von der Jungfrauen Maria geboren, sey
mein Herr, der mich verlornen und verdampten Menschen erlöset hat, erworben
und gewonnen von allen Sünden, vom Todt und von der gewalt des Teuffels
nicht mit Golt oder Sylber, Sondern mit seinem heiligen, theuren Blut und
mit seinem unschuldigen leiden und sterben, auff das ich sein eigen sey und
in seinem Reich unter im lebe und im diene in ewiger gerechtigkeit,
unschuldt und seligkeit, gleich wie er ist aufferstanden vom todt, lebet und
regieret in ewigkeit. Das ist gewislich war“ (BSELK 852–910, hier 872,
1–10).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b152">
<label>Seit Grotius Zeiten hat nun schon ein grosser Theil der Gottesgelehrten
diese unchristliche und widersinnliche Theorie verlassen</label>
<p>Die in die reformatorische Theologie eingeflossene klassische
Versöhnungslehre provozierte bereits im späten 16. und frühen 17.
Jahrhundert vielfältige Kritik: So vertrat schon Fausto Sozzini (1539–1604)
die Auffassung, Christus bewirke nicht selber die Versöhnung, sondern führe
als Wegweiser über das rechte Verhalten des Menschen zu ihr (vgl. Sozzini,
<hi>De Jesu Christo servatore</hi>, 1594). Dagegen versuchten die
Arminianer, die Lehre von der objektiven Gültigkeit der Versöhnung mit der
Lehre vom Gehorsam seitens der Versöhnten zu verbinden. Der bedeutende
Jurist und Theologe Hugo Grotius (1583–1645) verstand die Strafe Gottes
nicht mehr als Vergeltung, sondern als Strafexempel zur Aufrechterhaltung
des göttlichen Gesetzes und Förderung der menschlichen Sittlichkeit (vgl.
Grotius, <hi>De satisfactione Christi adversus Faustum Socinum</hi>, 1617).
Reformkonservative Aufklärungstheologen machten sich diese Figur zu eigen,
um angesichts des offensichtlichen Plausibilitätsverlusts der
Satisfaktionstheorie noch an der Göttlichkeit des Heilswerks Christi
festhalten zu können. Neben Seiler (vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_bXLVI"/>) hat u.a. Johann Jakob Griesbach (1745–1812)
in diese Richtung argumentiert und darauf hingewiesen, dass „krasse
Vorstellungen“ über göttliche Gesetze und Bestrafungen zwar „einen höchst
schädlichen Einfluß auf Religion und Moralität haben“, aber „in unsern
Zeiten“ auch Theorien darüber aufgestellt werden, die „mit der erweislichen
Schriftlehre von der Erlösung Christi u. s. w. schwerlich zu vereinigen“
sind (vgl. Griesbach, <hi>Anleitung zum Studium der populären Dogmatik</hi>,
<hi rend="superscript">1</hi>1779–<hi rend="superscript">4</hi>1789, hg.
von Marco Stallmann [BdN III], 97).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b152_2">
<label>wenn Jakobus sagt, es können keine andre als gute und vollkomne Gaben von
dem Vater aller richtigen Einsichten herkommen</label>
<p>Mit Blick auf die Angabe „Jakobus, ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus
Christus“ im Präskript des Jakobusbriefes wurde traditionell Jakobus, der
„Bruder des Herrn“, als Verfasser angenommen. Steinbart scheint dieser
Annahme zu folgen. Die neuere historisch-kritische Forschung hält den
Jakobusbrief überwiegend für eine später entstandene pseudepigraphische
Schrift. In das Register dieser Ausgabe wird deshalb der biblische Autor
aufgenommen. Inhaltlich gibt Steinbart Jak 1,17 wieder, ohne die Stelle zu
nennen. Eine ähnlich freie, aufklärungstheologische Inanspruchnahme der
Bibelstelle in dem Sinne, dass Gott der Vater alles Glücks und der Geber
jedes Guten ist, findet sich auch bei Gottfried Leß (vgl. Ders.,
<hi>Sontags-Evangelia</hi> [BdN IV], 144).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b155">
<label>Das Vermögen der Menschen Gutes zu thun und zu belohnen ist eben so wie
ihre Macht, Vergehung gegen Gesetze zu hindern, und die Uebertreter zu
strafen, eingeschränkt.</label>
<p>Die Texthervorhebungen in § 64 fehlen in der ersten Auflage vollständig, was
an dieser Stelle und bei dem Satz „<hi>Aber Gottes Vermögen wird durch
Austheilung des Guten nicht verringert</hi> [...]“ (b155) aufgrund des
redundanten Textbestands nicht als (längere) Paraphrasierung im Fließtext
wiedergegeben wird (vgl. die <hi>Editorische[n] Hinweise</hi> in dieser
Edition). Alle textbezogenen Abweichungen werden im kritischen Apparat
dargestellt.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b159">
<label>heilig, heilig, heilig ist Gott, alle Lande sind seiner Ehre voll, ihm
gebühret ewiger Dank und Preiß!</label>
<p>Vgl. Jes 6,3.</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_V_66-70">
<div type="section" xml:id="st_section_66">
<head>§. 66.</head>
<p>Aus allen <app>
<lem>diesen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dieser</rdg>
</app> Betrachtungen, welche der ungesunden <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophie</term>
</index>Philosophie der <index indexName="subjects-index">
<term>Afrikaner</term>
</index>Afrikaner und <index indexName="subjects-index">
<term>Anselmianer</term>
</index>Anselmianer entgegen <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesetzet</rdg>
</app> worden sind, <app>
<lem>fließt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">fließet</rdg>
</app> nun, daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> keine vertretende <app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app> zur Besänftigung der <index indexName="subjects-index">
<term>Strafgerechtigkeit</term>
</index>Strafgerechtigkeit, <app>
<lem>Heiligkeit</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Heiligkeit,</rdg>
</app> oder verletzten <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre Gottes habe leisten dürfen, sondern <app>
<lem>daß er</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> uns nur durch seinen Tod auf immer <app>
<lem><hi>von aller Furcht einiges</hi>
<app>
<lem><hi>Zorns</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>Zornes</hi></rdg>
</app>
<hi>oder</hi>
<app>
<lem><app>
<lem><hi>vorbestehender</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>bevorstehender</hi></rdg>
</app>
<hi>willkührlichen</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>bevorstehender
willkührlicher</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen Gottes erlöset</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">von aller Furcht einiges Zorns oder
bevorstehender <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen Gottes erlöset</rdg>
</app>, und eine allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe und <app>
<lem>Bereitwilligkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bereitwilligkeit,</rdg>
</app> des Vaters aller <app>
<lem>Geister</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Geister,</rdg>
</app> uns unsere Fehltritte ohne einige <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Satisfaktion</term>
</index>Satisfaktion</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Satisfaction</rdg>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="148"/> oder <app>
<lem>Büssungen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Büßungen</rdg>
</app> gern zu <app>
<lem>verzeihen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verzeihn</rdg>
</app>, so bald wir nur erkennen, daß wir uns selbst dadurch seiner
Wohlthaten unempfänglich <app>
<lem>machen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">machen,</rdg>
</app> und <pb n="161" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="161"/> aufrichtig uns zu bessern suchen, versichert habe.
Da nun die Menschen durchgängig geneigt sind, von ihrer <app>
<lem>eignen <index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index><app>
<lem>Denkart,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denkart</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eigenen Denkungsart,</rdg>
</app> auf <app>
<lem>andre,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andre</rdg>
</app> und auf den <app>
<lem>Charakter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Character</rdg>
</app> Gottes zu <app>
<lem>schliessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">schließen</rdg>
</app>, und daher alle Völker, wie die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index><index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte der Religionen</term>
</index>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionen</term>
</index>Religionen unter denselben <app>
<lem>lehret</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lehrt</rdg>
</app>, darauf gekommen sind, Gott durch Geschenke, <index indexName="subjects-index">
<term>Opfer</term>
</index>Opfer und <app>
<lem>äußre Demuthsbezeigungen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">äußere Demuthsbezeugungen</rdg>
</app> und Peinigungen zu besänftigen; weil sie sich selbst von ihren <app>
<lem>Beleidigern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Beleidigungen</rdg>
</app> nicht anders begütigen lassen: so <app>
<lem>bleibt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bleibet</rdg>
</app> es ein höchst beruhigender Satz für <app>
<lem>jederman</lem>
<rdg wit="#d" type="v">jedermann</rdg>
</app> und zu allen <app>
<lem>Zeiten: <hi>daß durch</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christi</hi></persName>
<hi>Tod alle</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Zeiten, daß durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Tod
alle</rdg>
</app> dergleichen <app>
<lem><hi>selbstgewählte Besänftigungsmittel der Gottheit für</hi>
<pb edRef="#d" n="145"/>
<app>
<lem><hi>überflüssig</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>überflüßig</hi></rdg>
</app>
<hi>erkläret worden sind</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">selbstgewählte Besänftigungsmittel der Gottheit
für überflüßig erkläret worden sind</rdg>
</app>, und <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">da</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b161"/>Gott, der seines <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Sohnes nicht verschonet, sondern ihn für uns alle dahin gegeben hat,
uns gewiß mit ihm alles <app>
<lem>zu</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> schenken <app>
<lem>geneigt sey</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, und nichts von uns <app>
<lem>fordere</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">fordern werde</rdg>
</app>, als daß wir das von ihm dargebotene Gute <app>
<lem>annehmen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nun nur annehmen,</rdg>
</app> und mit <app>
<lem>freudigem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freudigen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießen</rdg>
</app>
<app>
<lem>sollen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Und so hat <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> daher nicht nur
die Juden, sondern alle Menschen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> an ihn gläuben, von der größten moralischen Unglückseligkeit, die aus
den peinigenden Vorstellungen einer über uns zürnenden Gottheit <app>
<lem>entsteht,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">entstehet, durch seinen Tod</rdg>
</app> auf immer <app>
<lem>durch seinen Tod</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>befreiet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">befreyet</rdg>
</app> und errettet, daß wir nichts weiter zu fürchten haben, als <app>
<lem><hi>die</hi>
<app>
<lem><hi>natürlichen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>natürliche</hi></rdg>
</app>
<hi>Folgen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die natürlichen Folgen</rdg>
</app> unsrer Thorheiten, wodurch wir uns wider Gottes Plan selbst elend und
höherer Segnungen unfähig machen: so wie er uns zugleich durch seine Lehren
den Weg zu immer <app>
<lem>höhern Stafeln</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">höheren Staffeln</rdg>
</app> der Glückseligkeit <app>
<lem>bezeichnet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bezeichnet</rdg>
</app> und auf <app>
<lem>demselben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denselben</rdg>
</app> durch seinen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Wandel vorgeleuchtet hat.</p>
<app>
<lem><note place="end">*) Meine Hauptabsicht, in welcher ich hier so
ausführlich darzuthun <app>
<lem>gesucht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesuchet</rdg>
</app> habe, daß eine vertretende <app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">die</rdg>
</app> Erduldung unendlicher Leiden an unsrer Statt, zur
Befriedigung der <index indexName="subjects-index">
<term>Strafgerechtigkeit</term>
</index>Strafgerechtigkeit Gottes, nicht in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift gelehret <app>
<lem>wird</lem>
<rdg wit="#d" type="v">werde</rdg>
</app>, gehet eigentlich dahin, den einsichtsvollen denkenden
Menschen das größte Hinderniß, <pb n="162" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="162"/>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Lehre als
göttlich zu erkennen, wegzuräumen. <app>
<lem>Denn,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Denn</rdg>
</app> wer reine <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von einer <app>
<lem>höchstvollkomnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">höchstvollkommenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit hat, kan unmöglich beredet werden, daß der
Vater der Welt andre Strafübel, als welche zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung nothwendig sind, über jemand verhängen könne. Es
ist aber deshalb weder nöthig noch rathsam, auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzeln</term>
</index>Kanzeln die gemeine Theorie zu bestreiten. Man bleibe in
<index indexName="subjects-index">
<term>öffentliche Vorträge</term>
</index>öffentlichen Vorträgen bey der einfachen Lehre der Schriften
des <index indexName="subjects-index">
<term>neues Testament</term>
</index>neuen Testaments: daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> alle erlöset
und ihnen die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes, <index indexName="subjects-index">
<term>Vergebung</term>
</index>Vergebung der Sünden, wenn sie sich bessern, zu <app>
<lem>finden</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erlangen</rdg>
</app>, durch seinen Tod vergewissert habe. Man lasse sich aber gar
nicht über die in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift <app>
<lem>unentschiedne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unentschiedenen</rdg>
</app> Fragen ein: warum <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> so <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vieles</rdg>
</app> habe leiden und warum er <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">habe</rdg>
</app> sterben müssen? ob <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> um Gottes oder der Menschen willen nöthig gewesen <app>
<lem><choice>
<sic>sev</sic>
<corr type="editorial">sey</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c #d">sey</rdg>
</app> wie eigentlich <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> der Welt
Sünden getragen habe? in wie <app>
<lem>fern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ferne</rdg>
</app> seine Leiden eigentlich vertretend gewesen sind? Gehörte eine
vollständige Erkentniß hiervon zur <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit, so würde es in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift so deutlich <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erkläret</rdg>
</app> worden seyn, daß keine <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten darüber entstehen könten.</note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_67">
<head><pb edRef="#d" n="146"/> §. 67.</head>
<p>Die Streitfrage zwischen der <index indexName="subjects-index">
<term>römische Kirche</term>
</index>römischen und den <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Kirchen</term>
</index>protestantischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen, ob die <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben allein entstehe, oder ob auch <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>gute Werke dazu nothwen<pb edRef="#a" n="149"/>dig erfordert werden, <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">läßet</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">lässet</rdg>
</app> sich bey Voraussetzung der bisher entwickelten <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe nun leicht entscheiden. Der Vortrag der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift selbst ist hierüber ganz deutlich, so bald man nur
die Ausdrücke <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube, Werke, <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit, <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit so <app>
<lem>verstehet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">versteht</rdg>
</app>, wie sie von den ersten Lesern der apostolischen Briefe, dem
damaligen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index><app>
<lem>Sprachgebrauch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Sprachgebrauche</rdg>
</app> und dem <app>
<lem>Zweck</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Zwecke</rdg>
</app> der heiligen Schriftsteller gemäß, im Zusammenhange verstanden werden
müssen. <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Jakobus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cz">Jakobus</persName> widersprechen sich
nur, in so <app>
<lem>fern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ferne</rdg>
</app> man die <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe des <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>Systems von Werken, <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube und <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index><app>
<lem>Seligkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Seeligkeit</rdg>
</app> den Ausdrücken der Apostel <app>
<lem>unterschiebt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unterschiebet</rdg>
</app>. <pb edRef="#b" n="163"/><pb edRef="#c" n="163"/>
<list>
<item><label>1.</label>
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> hat im
Briefe an die Römer und Galater augenscheinlich zur Absicht, die
pharisäisch gesinnten Irrlehrer, welche nach <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:15:5"><app>
<lem>Apostg.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Apostelg.</rdg>
</app> 15, 5.</citedRange></bibl> das Gesetz <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosis</persName>
<app>
<lem>ausserhalb <index indexName="subjects-index">
<term>Palästina</term>
</index>Palästina</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">noch</rdg>
</app> von allen Christen, auch den ehemaligen Heiden, beobachtet
wissen <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollten</rdg>
</app>, zu widerlegen. Es war so leicht <app>
<lem>nicht,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nicht</rdg>
</app> den Juden, wenn sie auch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesum</persName> für den <app>
<lem>verheissenen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verheißenen</rdg>
</app> Christ <app>
<lem>erkanten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erkannten</rdg>
</app>, den so fest eingewurzelten <index indexName="subjects-index">
<term>Nationalstolz</term>
</index>Nationalstolz zu benehmen, nach welchem sie sich <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">große</rdg>
</app> Vorrechte vor andern Völkern in Absicht auf Gott zueigneten;
die höhere <app>
<lem>Verheissungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verheißungen</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, als <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen ihrer durch Beobachtung des <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisches Gesetz</term>
</index>mosaischen Gesetzes erlangten Verdienste <app>
<lem>ansahen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ansahen,</rdg>
</app> und daher die Heiden nicht anders daran Theil nehmen lassen <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollten</rdg>
</app>, als in so fern sie sich auch beschneiden und dadurch <app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zu</rdg>
</app> Befolgung des jüdischen Gesetzes verpflichten liessen.
Hierwider lehret nun <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>, daß die
Juden durch ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Werke des Gesetzes</term>
</index>Werke des Gesetzes, das ist, durch die <index indexName="subjects-index">
<term>mosaisch</term>
</index>mosaische <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index>Gottesdienstlichkeiten, nicht eine wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Gerechtigkeit</term>
</index>Gerechtigkeit oder wahrhaftig religiöse Gesinnungen, wodurch
man Gott allein angenehm würde, hätten erhalten können, sondern <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> das sittliche Nationalverderben unter ihnen eben so groß <pb edRef="#d" n="147"/> als unter den Heiden gewesen sey, und sie
daher eben so wol <app>
<lem>Sünder,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sünder</rdg>
</app> und eben so sehr einer <index indexName="subjects-index">
<term>Vergebung</term>
</index>Vergebung derselben aus <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnaden bedürf<pb edRef="#a" n="150"/>tig wären als andre <app>
<lem>Völker,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Völker.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:2:3"><app>
<lem>Röm. 2, 3.</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Röm. 2. 3.</sic>
<corr type="editorial">Röm. 2, 3.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange></bibl> Ferner daß nicht blos das
Ceremonialgesetz, sondern das ganze durch <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosen</persName>
<app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">bekannt</rdg>
</app> gemachte Gesetz die Juden nur mit einem <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geiste</rdg>
</app> der Furcht vor <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#a" type="v">GOtt</rdg>
</app> erfüllet <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">habe</rdg>
</app>, wobey keine wahre Freudigkeit zu <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#a" type="v">GOtt</rdg>
</app>, und kein <app>
<lem>freiwilliges</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freywilliges</rdg>
</app> Bestreben ihm wohlgefällig zu werden, in ihnen hätte <app>
<lem>entstehen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>enstehen</sic>
<corr type="editorial">entstehen</corr>
</choice></rdg>
</app> können; um so mehr, da es die Menschen zu sehr ans sinnliche
beym <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienst</term>
</index><app>
<lem>Gottesdienst</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gottesdienste,</rdg>
</app> und nicht an höhere geistigere Vorstellungen <app>
<lem>gewöhnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gewöhnet</rdg>
</app>
<app>
<lem>hätte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hätte,</rdg>
</app> daher es ein Gesetz, welches nur Zorn <app>
<lem>anrichtet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anrichtet,</rdg>
</app> ein <pb n="164" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="164"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Buchstabe</term>
</index><app>
<lem>Buchstabe,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Buchstabe</rdg>
</app> der da tödtet, <app>
<lem>genant</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">genannt</rdg>
</app> wird <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:7">Röm. <app>
<lem>7</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">7.</rdg>
</app></citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8">8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:4:15"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, 15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:2:5">Gal. 2,
5.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Kor:3:6" to="f">2
Cor. 3, 6 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl> Dagegen wird nun das
Christenthum unter den <app>
<lem>synonymischen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">synonimischen</rdg>
</app> Benennungen, <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube, Geist, Gesetz des Glaubens, <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Christus,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christus;</rdg>
</app></persName> dem <app>
<lem><app>
<lem>Gesetz</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesetze</rdg>
</app> schlechthin</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Gesetze schlechthin,</rdg>
</app> oder dem <app>
<lem>Gesetz</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gesetze</rdg>
</app> der Werke, des <index indexName="subjects-index">
<term>Fleisch</term>
</index>Fleisches, der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde, des Todes entgegen <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesetzet</rdg>
</app> und behauptet, daß <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">das Christenthum oder die innre <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">das Christenthum oder die innere
Religion</rdg>
</app> ohne Beymischung der <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">äußern</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>mosaische Religion</term>
</index>mosaischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion beselige, mit Freudigkeit zu Gott und einem <index indexName="subjects-index">
<term>kindlicher Geist</term>
</index>kindlichen <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geiste</rdg>
</app> erfülle, und zu allen <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken geschickt mache. <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:1:16 Röm:1:17">Röm.
1, 16. 17.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:3:22" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, 22 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:7:6"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 7, 6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:23">Gal. 3,
23.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:8"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:5:24"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 5, 24.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:1:17">Joh. 1,
17.</citedRange></bibl> Selig werden, <app>
<lem>heißt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">heißet</rdg>
</app> nun oft nur so viel als ein Christ werden, und hiermit aus
dem <app>
<lem>bisherigen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bißherigen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aberglaube</term>
</index>Aberglauben und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">der</rdg>
</app> ängstlichen Gottesdienstlichkeit errettet und zu lebendigen
<index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen wiedergeboren werden. Und in dieser Absicht wird
die <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit oder das <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück ein Christ zu werden, für ein <app>
<lem>freies</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freyes</rdg>
</app> Gnadengeschenk Gottes, <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">welches</rdg>
</app> Juden und Heiden ohne Rücksicht auf ehemalige Verdienste zu
theil <app>
<lem>werde, beschrieben,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">werde beschrieben.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:8 Eph:2:9"><app>
<lem>Eph.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Eph<supplied>.</supplied></rdg>
</app> 2, 8. 9.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:2:13"><app>
<lem><choice>
<sic>Phil. 2. 13.</sic>
<corr type="editorial">Phil. 2, 13.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Phil. 2. 13</sic>
<corr type="editorial">Phil. 2, 13.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">Phil. 2, 13.</rdg>
</app></citedRange></bibl> verglichen mit <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:10:12 Röm:10:15">Röm. 10, 12. 15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:11:5" to="f"><app>
<lem><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>k.</sic>
<corr type="editorial">K.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>K,</sic>
<corr type="editorial">K.</corr>
</choice></rdg>
</app> 11, 5 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl></item>
<item><label>2.</label> Nun darf man nur in <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName> Schriften
auf den von ihm überall beobachteten <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied zwischen Werken schlechthin oder <index indexName="subjects-index">
<term>Werke des Gesetzes</term>
</index>Werken des Gesetzes <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7"><app>
<lem>(Mosis),</lem>
<rdg wit="#a" type="v">(Mosis)</rdg>
</app></persName> und zwischen <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten <app>
<lem>Werken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Werken,</rdg>
</app> oder Erweisungen wahrer Tu<pb edRef="#a" n="151"/>gend
aufmerk<pb edRef="#d" n="148"/>sam seyn, so siehet man sogleich,
wie er mit <index indexName="persons-index">
<term>Jakobus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cz">Jakobo</persName>, <index indexName="persons-index">
<term>Petrus</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t8">Petro</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> selbst
aufs genaueste übereinstimmet; <app>
<lem>so sagt er:</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:2:7 Eph:2:10">Eph. 2, 7. 10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Tit:3:5 Tit:3:8">Tit.
3, 5. 8.</citedRange></bibl> nicht aus <app>
<lem>vorhergegangnen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vorhergegangenen</rdg>
</app>
<hi>Werken</hi>, sondern aus <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnaden gelanget jeder zu dem <app>
<lem>Glück</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Glücke</rdg>
</app> ein Christ zu werden, aber durchs Christenthum wird er zu
<index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index><hi>guten Werken</hi> zubereitet und verpflichtet. Gott wird
einem jeden nach seinen Werken geben, <app>
<lem><choice>
<sic>nnd</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">und</rdg>
</app> nur denen, die <hi>in</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index><hi>guten Werken</hi> standhaft beharren, das <index indexName="subjects-index">
<term>ewiges Leben</term>
</index>ewige Leben, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:2:6 Röm:2:7">Röm. 2, 6. 7.</citedRange></bibl>
Ueberall <app>
<lem>dringt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dringet</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pau<pb n="165" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="165"/>lus</persName> auf Fleiß in <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten <app>
<lem>Werken,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Werken.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Kor:9:8">2 Cor. 9,
8.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:6:4">Gal. 6,
4.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:1:10">Col. 1,
10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Thess:2:17">2 Thess.
2, 17.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="2Tim:2:21">2 <app>
<lem>Tim.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Tim</rdg>
</app> 2, 21.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Tit:2:14">Tit. 2,
14.</citedRange></bibl> und also lehret er eben das, was
<index indexName="persons-index">
<term>Jakobus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cz">Jakobus</persName> lehrt, daß
ein <app>
<lem>blosses</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßes</rdg>
</app> Erkentniß und ein <app>
<lem>müssiger</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">müßiger</rdg>
</app> Beyfall gegen die Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> den
Menschen nicht glückseliger mache, sondern nur <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="om"/>
</app> wahre Thätigkeit im <app>
<lem>Guten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Guten</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Jak:2:14" to="Jak:2:26">Jak. 2, 14–26.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Jak:1:22" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 1, 22 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<index indexName="persons-index">
<term>Jakobus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cz">Jakobi</persName> Brief ist
daher nicht strohern, wie <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luther</persName> als
Augustiner glaubte, denn eben das hat <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> selbst <app>
<lem>gelehret,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelehrt</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:7:22" to="f">Matth. <app>
<lem>7,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">7.</rdg>
</app> 22 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl> und das künftige entscheidende
Urtheil für die <index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit soll nach den Werken <app>
<lem>erfolgen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erfolgen</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:25:35 Mt:25:36 Mt:25:40 Mt:25:42 Mt:25:43 Mt:25:45">Matth. 25, 35. 36. 40. 42. 43. 45.</citedRange></bibl>
jeder wird ein desto <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">grösseres</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">größeres</rdg>
</app> Maaß der Kräfte und <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit erhalten, <app>
<lem>je mehr und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">je</rdg>
</app> treuer</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nachdem</rdg>
</app> er hier mit <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> anvertraueten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Talente</term>
</index>Talenten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Talent mehr</rdg>
</app>
<app>
<lem>gewuchert;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gewuchert,</rdg>
</app> und desto reichlicher <app>
<lem>erndten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erndten</rdg>
</app> je reichlicher er hier gesäet <app>
<lem>hat,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:19:23" to="f">Luc. 19, 23 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Kor:9:6" to="f">2
Cor. 9, <app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#c" type="v">6.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl> Man lese auch <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:1:7">1 Joh. 1,
7.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:2:4" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 2, 4 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:2:29"><choice>
<abbr>v.</abbr>
<expan>Vers</expan>
</choice> 29.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:3.3" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 3, 3 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:4:7" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, <app>
<lem>7</lem>
<rdg wit="#a" type="v">7.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl></item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_68">
<head>§. 68.</head>
<p>Wer die Streitschriften der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen und <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophen</term>
</index>Philosophen mit einer ganz unbefangenen <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, das ist, ohne im voraus zu glauben oder zu wünschen, daß
diese oder jene <index indexName="subjects-index">
<term>Parthey</term>
</index>Parthey Recht haben möchte, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> mit <app>
<lem>Nachdenken</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Nachdenken,</rdg>
</app> durchlieset, der wird finden, <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a151"/>daß fast immer beyde streitende <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Partheien</term>
</index>Partheien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
</app> gewisser <app>
<lem>massen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">maßen</rdg>
</app> Recht haben, oder daß die Wahrheit zwischen ihnen getheilet ist. Ich
nehme <pb edRef="#a" n="152"/> diejenigen <app>
<lem>spekulativen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">speculativen</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>transcendent</term>
</index>transcendenten Fragen aus, die ganz über den Gesichtskreiß <app>
<lem>unsres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index><app>
<lem><choice>
<sic>Verstan- hinausgehen</sic>
<corr type="editorial">Verstandes hinausgehen</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">Verstandes hinausgehen</rdg>
</app>, und worüber <pb edRef="#d" n="149"/> daher keiner etwas gegründetes <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> behaupten können; sonst mache ich mich anheischig, von allen übrigen,
besonders den kirchlichen Zwistigkeiten darzuthun, daß die Wahrheit niemals
ganz auf einer Seite allein gewesen <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sey</rdg>
</app>. Nirgends aber fället <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">diese</rdg>
</app> mehr in die Augen, als bey den <index indexName="subjects-index">
<term>Streitigkeiten</term>
</index>Streitigkeiten über die Lehre vom <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">von</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken, wo offenbar jede Kir<pb n="166" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="166"/>che aus einem besondern <app>
<lem>Gesichtspunkt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesichtspunct</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Gesichtspunkte</rdg>
</app> einen Theil des Ganzen richtiger als die <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andern,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">andre</rdg>
</app>
<app>
<lem>erkant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erkannt</rdg>
</app> hat, und <app>
<lem>blos</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloß</rdg>
</app> Mißverständnisse der Worte die vollständigere Einsicht in den
Zusammenhang des gesamten <app>
<lem>Plans</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Planes</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion <app>
<lem>erschweret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erschwehret</rdg>
</app> haben. Ich will in Beziehung auf diese noch obwaltende <index indexName="subjects-index">
<term>Streitfragen</term>
</index>Streitfragen hier die wahre Theorie liefern, worüber im Grunde und
den Sachen nach alle <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen einig seyn werden, so bald die gewöhnliche Lehrformeln,
welche die <app>
<lem>Mißverständnisse</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Mißverständnissr</sic>
<corr type="editorial">Mißverständnisse</corr>
</choice></rdg>
</app> veranlassen, an die Seite <app>
<lem>gelegt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geleget</rdg>
</app> werden.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_69">
<head>§. 69.</head>
<p>Die <app>
<lem>Ordnung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ordnung</rdg>
</app> in welcher ein Mensch <app>
<lem>durchs</lem>
<rdg wit="#a" type="v">durch</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>Chrithenthum</sic>
<corr type="editorial">Christenthum</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">Christenthum</rdg>
</app> zu <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer Glückseligkeit <app>
<lem>gelanget,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelangt</rdg>
</app> ist folgende:</p>
<p><app>
<lem><hi>Erstlich</hi>:</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Erstlich</hi>.</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a152"/>Die Wahrheit, daß
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> der Christ, der
höchste Gesandte und <index indexName="subjects-index">
<term>Sohn Gottes</term>
</index>Sohn Gottes sey, und daß also seine Anweisungen einen göttlichen
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht über den Weg zur Glückseligkeit enthalten, ist die
Grundlage des gesamten <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens eines <app>
<lem>Christen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Christen</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:5:1">1 Joh. 5,
1.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:4:16"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, 16.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:17:3 Joh:17:16 Joh:17:36"><app>
<lem>Joh.</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Joh. Joh.</sic>
<corr type="editorial">Joh.</corr>
</choice></rdg>
</app> 17, 3. 16. 36.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Apg:2:36" to="Apg:2:38">Apostelg. 2, 36–38,</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:4:12"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, 12.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:16:30 Apg:16:31"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 16, 30. 31.</citedRange></bibl> Auf diesen Satz wurden die
Juden, welche den einigen Gott schon <app>
<lem>erkanten, bey ihrem <app>
<lem>Eintritt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Eintritte</rdg>
</app> in die Gemeine der Christen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">erkannten,</rdg>
</app> getauft, <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:8:16"><app>
<lem>Apostg.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Apostelg.</rdg>
</app> 8, 16.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:10:48"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 10, 48.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:19:4 Apg:19:5"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 19, 4. 5.</citedRange></bibl> und hiermit selig gemacht
oder <app>
<lem>errettet,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">errettet</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:10:9">Röm. 10,
9.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:10:10" to="f">10 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Dieses</rdg>
</app> ist der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube <hi>an</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem><hi>Christum</hi>;</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Christum</hi>,</rdg>
</app></persName> und in so fern hat die <index indexName="subjects-index">
<term>lutherische Kirche</term>
</index><app>
<lem>lutherische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lutherische</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche recht, daß sie <app>
<lem><hi>das</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index><hi>Vertrauen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">das Vertrauen</rdg>
</app> in den Begrif des Glau<pb edRef="#a" n="153"/>bens <app>
<lem>aufnimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufnimmt</rdg>
</app>. Wer an den Namen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<app>
<lem>glaubt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">glaubet</rdg>
</app>, der eignet ihm die höchste <index indexName="subjects-index">
<term>Autorität</term>
</index>Autorität in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion zu, und hat also ein völliges <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu desselben <app>
<lem>Anweisungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Anweisung</rdg>
</app>. So bald nun <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Jude oder Heide dieses <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>
<app>
<lem>faßten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">faßte</rdg>
</app>, <pb edRef="#d" n="150"/> so <app>
<lem>ging</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gieng</rdg>
</app> eine <foreign xml:lang="grc">μετανοια</foreign> oder Veränderung der
<index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index><app>
<lem>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Denkungsart</rdg>
</app> in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in ihnen vor. Ihre bisherige <index indexName="subjects-index">
<term>abergläubisch</term>
</index>abergläubische <index indexName="subjects-index">
<term>Vorurtheile</term>
</index>Vorurtheile verloren alle Gewalt über sie; die Heiden thaten den
ersten Schritt aus <pb n="167" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="167"/> der Finsterniß zum <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index><app>
<lem>Licht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Lichte</rdg>
</app>, aus der Gewalt des Satans zu Gott, <app>
<lem>das ist, von der Abgötterey zu richtiger Erkentniß und Verehrung
des wahren Gottes, und von</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">aus</rdg>
</app> der Lasterhaftigkeit zu bessern <app>
<lem>Gesinnungen:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesinnungen;</rdg>
</app> die Juden aus der <app>
<lem>Sklaverey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sclaverey</rdg>
</app>
<app>
<lem>beschwerlicher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beschwehrlicher</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index>Gottesdienstlichkeiten und <app>
<lem>beständiger</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beständigen</rdg>
</app> Todesfurcht zur <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><app>
<lem>Freiheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freyheit,</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der <index indexName="subjects-index">
<term>Kinder Gottes</term>
</index>Kinder Gottes</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">zu</rdg>
</app> den erfreulichsten Aussichten. So wurden <app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sie</rdg>
</app> errettet oder selig, ob sie gleich von dem ganzen <app>
<lem>Inhalt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Inhalte</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterrichts <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> noch <app>
<lem>gar keine vollständige Einsichten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wenige entwickelte <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe</rdg>
</app> hatten, und solche erst nachher durch <app>
<lem>fernern <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">fernere Belehrungen</rdg>
</app> erhalten <app>
<lem>mußten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mußten.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:12:1">Röm. 12,
1.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Röm:12:2" to="f">2 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:4:15" to="Eph:4:32">Eph. 4, 15–32.</citedRange></bibl> und andern Orten. Allein mit
diesem <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben, daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> ein göttlicher
<index indexName="subjects-index">
<term>Wegweiser</term>
</index>Wegweiser zu <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer Glückseligkeit sey, <app>
<lem>entstund</lem>
<rdg wit="#d" type="v">entstand</rdg>
</app> unmittelbar die <app>
<lem>Begierde</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Begierde,</rdg>
</app> seine <app>
<lem>Anweisungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Anweisung</rdg>
</app> nun anzuhören, und <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>Bereitweitwilligkeit,</sic>
<corr type="editorial">Bereitwilligkeit,</corr>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#a">Bereitwilligkeit</rdg>
<rdg type="typo-correction" wit="#c #d">Bereitwilligkeit,</rdg>
</app> solche zu befolgen. So wie nun ein Kind schon <app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">alsdann</rdg>
</app> gutartig ist, und sich auf dem Wege zu seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart befindet, wenn es geneigt ist, sich in <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">allem</rdg>
</app> nach seines Vaters <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen zu <app>
<lem>erkundigen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erkundigen,</rdg>
</app> und denselben zu befolgen, <app>
<lem>wenn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ob</rdg>
</app> es gleich noch nicht den ganzen Plan des Vaters übersiehet, und erst
nach und nach solchen verstehen lernen <app>
<lem>muß;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">muß,</rdg>
</app> so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann also</rdg>
</app> auch ein Christ bey dem <app>
<lem>blossen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">bey</rdg>
</app> der allgemeinen Geneigtheit seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht in <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">allem</rdg>
</app> zu befolgen, Gott wohlgefällig <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> auf dem Wege zum Leben seyn, wenn er gleich noch sehr mangelhafte
Erkentnisse von <app>
<lem>den Anweisungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">der Anweisung</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> hat. Hieraus erhellet
in wie fern die <index indexName="subjects-index">
<term>Katholiken</term>
</index>Katholiken Recht haben, wenn sie <app>
<lem>ein <app>
<lem>ausführlich</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ausführliches</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">das</rdg>
</app> Erkentniß der gesamten <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nicht zum seligmachenden <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben für nothwendig halten, sondern <app>
<lem>behaupten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">behaupten</rdg>
</app> daß <pb edRef="#a" n="154"/> schon <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b167"/><index indexName="subjects-index">
<term>fides implicita</term>
</index><foreign xml:lang="lat">fides implicita</foreign> bey denen
hinlänglich sey, deren geringe <app>
<lem>Verstandskräfte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verstandeskräfte</rdg>
</app> und <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußre</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußere</rdg>
</app> Umstände ein deutliches und <app>
<lem>vollständiges</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausführliches</rdg>
</app>
<app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app>
<app>
<lem>der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht verstatten.</p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_70">
<head><pb edRef="#b" n="168"/>
<pb edRef="#c" n="168"/>
<pb edRef="#d" n="151"/> §. 70.</head>
<p><app>
<lem><hi>Zweytens</hi>:</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Zweitens</hi>.</rdg>
</app> Aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben an den <app>
<lem>Namen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Nahmen</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, das ist, aus der
Ueberzeugung, daß <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> ein <index indexName="subjects-index">
<term>göttlicher Lehrer</term>
</index>göttlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer sey, <app>
<lem>entsteht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">entstehet</rdg>
</app> nun unmittelbar die Begierde von <app>
<lem>ihm</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihn</rdg>
</app> zu lernen, und <app>
<lem>seine wohlthätige Vorschriften</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">seiner wohlthätigen Anweisung</rdg>
</app> zu befolgen. Der Inhalt der Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> ist theils
theoretisch, theils praktisch. Hier ist die Frage entstanden, ob nur die
erstere oder beyde Arten der Wahrheiten den eigentlichen Gegenstand des
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens ausmachen. Aus Mißverstand einiger <index indexName="subjects-index">
<term>paulinisch</term>
</index><app>
<lem>paulinischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Paulinischen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Stellen darin</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Stellen, in welchen</rdg>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Gesetz und Glaube</term>
</index>Gesetz und der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube einander entgegen <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gesetzet</rdg>
</app> werden, hat man die <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium und Gesetz <app>
<lem>eingetheilt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eingetheilet</rdg>
</app>, und nur die Gnadenversicherungen unter dem Namen des <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangeliums mit <app>
<lem>Ausschliessung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ausschließung</rdg>
</app> der <app>
<lem>Anweisungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Anweisung</rdg>
</app> über unser <app>
<lem>Verhalten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verhalten,</rdg>
</app> für den Gegenstand des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erkläret</rdg>
</app>. Allein <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>
<app>
<lem>setzt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">setzet</rdg>
</app> offenbar <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Gal:3:23" to="f">Gal. 3, 23 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange></bibl> und in allen ähnlichen Stellen nicht
zwey Theile der Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> unter dem Namen des
Gesetzes und des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens einander entgegen, sondern er verstehet unter <app>
<lem>Gesetz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dem Gesetze</rdg>
</app> die ganze <index indexName="subjects-index">
<term>mosaische Religion</term>
</index>mosaische <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, und unter dem <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Glauben,</rdg>
</app> die ganze christliche <app>
<lem>Lehre;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehre,</rdg>
</app> daher auch <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> als synonymische
Ausdrücke statt <index indexName="subjects-index">
<term>Gesetz und Glaube</term>
</index>Gesetz und <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube <app>
<lem>gebraucht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gebrauchet</rdg>
</app>
<app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden:</rdg>
</app> und das Christenthum als ein Gesetz des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens ausdrücklich von dem Gesetze der <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index>Gottesdienstlichkeiten oder der Werke unterschieden <app>
<lem>wird,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:3:27">Röm. 3,
27.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:1:17">Joh. 1,
17.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:8:9 Hebr:8:10">Ebr. 8,
9. 10.</citedRange></bibl> Die Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> ist demnach ein
unzertrennbares <app>
<lem>Ganze</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Ganzes</rdg>
</app> und durchaus <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium. In ihr erscheinen die göttlichen Vorschriften über unser
Verhalten nicht als Anforderungen eines Gebieters, sondern als Rathgebungen
eines Vaters. Wie nun ein Vater seine Kinder nur halb glücklich machen <pb edRef="#a" n="155"/> würde, wenn er ihnen blos seine <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe versicherte, und vieles Gute verspräche und schenkte, sie aber
nicht zugleich unterrichtete, wie sie solches <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gebrauchen</rdg>
</app> und aufs beste benutzen und <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießen</rdg>
</app>
<app>
<lem>solten:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten,</rdg>
</app> so würde auch die <pb n="169" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="169"/> Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> uns durch alle
Versicherungen von der <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade Gottes nicht wirklich zu seligen Leuten machen, wenn sie uns
nicht <pb edRef="#d" n="152"/> auch durch ihre moralische Anweisungen
belehrte, wie wir aufs weiseste alles von Gott kommende Gute anwenden und <app>
<lem>aufs fruchtbarste</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">auf das fruchtbareste</rdg>
</app> benutzen <app>
<lem>sollen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app>. Der Christ muß demnach eben so <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vieles</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu den praktischen Anweisungen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, als zu desselben
Gnadenversicherungen <app>
<lem>beweisen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beweisen:</rdg>
</app> und jene <app>
<lem>so wol</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sowohl</rdg>
</app> wie diese erkennen und glauben.</p>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b161">
<label>Gott, der seines eignen Sohnes nicht verschonet, sondern ihn für uns alle
dahin gegeben hat, uns gewiß mit ihm alles zu schenken geneigt sey</label>
<p>Vgl. Röm 8,32.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a151">
<label>daß fast immer beyde streitende Partheyen gewisser maßen Recht haben,
oder daß die Wahrheit zwischen ihnen getheilet ist.</label>
<p>Dieser Punkt wird von Semler unterstrichen und auf die laufende Debatte um
Steinbarts <hi>Glückseligkeitslehre</hi> übertragen: Im aufgeklärten
Religionsdiskurs könnten theologische Richtungen kaum einseitig als wahr
oder falsch beurteilt werden. Daraus ergibt sich für ihn jedoch gerade die
Notwendigkeit eines bekenntnisgebundenen, landesherrlichen Kirchenregiments:
„[N]ur hat man eben darum, weil durch einzele Urtheile der Gelerten ganze
Parteien nicht beruhigt werden können, über die da gewesenen Streitigkeiten
diese öffentliche obrigkeitliche, oder landesständische Entscheidungen, die
entschiedenen Bestimmungen, festgesetzet“ (Semler, <hi>Zusätze</hi> [über
Steinbarts System], 168; Hervorhebungen gelöscht). Steinbarts irenische
Neuinterpretation der christlichen Heilsordnung (§§ 69–73) verweist in
Semlers Augen auf ein gut gemeintes, aber in Wirklichkeit kaum
realisierbares Projekt: „Wer gar eine neue Religion aufstellen will zur
Vereinigung aller Christen, und zu lauter Wachstum des Christentums für alle
Zeitgenossen: muß sich sehr viel zutrauen. Die ganze Abhandlung in diesen §.
69 folgg. ist sehr reich an guten Sachen; aber [...] muß man doch jedem
Lehrer, es frey lassen, ob sie diesen Inhalt in ihrer Lage so gut öffentlich
nutzen können“ (Semler, aaO). Steinbart selbst hat den Gedanken einer
relativen Wahrheit in seinen <hi>Philosophische[n] Unterhaltungen</hi> (Heft
2) vertieft und sich von dem Vorwurf einer normativen Verabsolutierung
seiner <hi>Glückseligkeitslehre</hi> distanziert.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a152">
<label>Die Wahrheit, daß Jesus der Christ, der höchste Gesandte und Sohn Gottes
sey, und daß also seine Anweisungen einen göttlichen Unterricht über den Weg
zur Glückseligkeit enthalten, ist die Grundlage des gesamten Glaubens eines
Christen</label>
<p>Der Satz und die daran anschließenden biblischen Belegstellen werden von
Semler gegen Lavaters Deismusvorwurf gegenüber Steinbart angeführt (vgl.
Semler, <hi>Zusätze</hi> [über Steinbarts System], 133).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b167">
<label>fides implicita</label>
<p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="#st_comm_bXXVII"/>.</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_V_71-75">
<div type="section" xml:id="st_section_71">
<head>§. 71.</head>
<p><app>
<lem><hi>Drittens:</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Drittens.</hi></rdg>
</app> Je mehr nun der an <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> glaubende Mensch
den <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht desselben verstehen <app>
<lem>lernt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">lernet</rdg>
</app>, und je mehr sich seine Einsichten in die Gesinnungen und den Entwurf
Gottes über uns erweitern und <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufklären, <app>
<lem>je mehr</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">jemehr</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit entstehet <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nun</rdg>
</app> hiermit in seiner Seele. Da die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche sich hierüber fast in lauter <app>
<lem>allegorischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allegorische</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>mystisch</term>
</index><app>
<lem>mystischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mystische</rdg>
</app> Ausdrücken <app>
<lem>erkläret</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erklärt</rdg>
</app>, und diese <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app> Veränderung der <index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart <app>
<lem>des</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">der</rdg>
</app> Menschen, welche der lebendige <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube <app>
<lem>bewirkt</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>hewirkt</sic>
<corr type="editorial">bewirkt</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="v">bewirket</rdg>
</app>, Wiedergeburt, Geburt aus Gott, neue Schöpfung, Vereinigung mit Gott
und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>, Hervorbringung
eines neuen Geistes und <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzens, <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtfertigung</term>
</index>Rechtfertigung und <index indexName="subjects-index">
<term>Heiligung</term>
</index><app>
<lem>Heiligung,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Heiligung</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> zu benennen <app>
<lem>pflegt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">pfleget</rdg>
</app>, wodurch blos schwankende und <app>
<lem>verworrene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verworrne</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe, zum Theil auch nur Worterkentnisse <app>
<lem>, wie ich aus eigner <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung weiß,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> selbst bey <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen veranlasset und unterhalten <app>
<lem>werden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">worden</rdg>
</app>, so will ich mich <app>
<lem>bemühen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bemühen,</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>anschauend</term>
</index>anschauendere Sacherkentnisse von dem, was in dem <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index><app>
<lem>Gemüth</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gemüthe</rdg>
</app> des Menschen in seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung vorgehet, hier zu erwecken. <list>
<item><label>a)</label> Der natürliche durch <app>
<lem>höheren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">höhern</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht über die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion noch nicht erleuchtete Seelenmensch beurtheilet <pb edRef="#a" n="156"/> die Dinge nach dem sinnlichen <app>
<lem>Eindruck</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Eindrucke</rdg>
</app>, welchen sie auf ihn machen. Ihm erscheinet daher sehr vieles
als Unvollkommenheit und <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel in der Welt, <app>
<lem><choice>
<sic>wie wie</sic>
<corr type="editorial">wie</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">wie</rdg>
</app> die unaufhörlichen Klagen der Menschen über das <pb n="170" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="170"/> Elend dieses Lebens solches beweisen.
Ueberall findet er Hindernisse und Schranken bey dem Bestreben seine
<index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden zu befriedigen, und seine klügsten Entwürfe werden
bald durch <app>
<lem>Unglücksfälle,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unglücksfälle</rdg>
</app> bald durch die <app>
<lem>Hinterlist</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hinderlist</rdg>
</app> böser Menschen vereitelt. Hierbey <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> nun keine wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit in seiner Seele wohnen; denn ihm <app>
<lem>scheint</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">scheinet</rdg>
</app> in seiner Lage <pb edRef="#d" n="153"/> das Böse ein <app>
<lem>grosses</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großes</rdg>
</app> Uebergewicht über das Gute zu haben. Richtet er seine Blicke
in die <index indexName="subjects-index">
<term>Zukunft</term>
</index>Zukunft, so ist sie in fürchterliches Dunkel vor ihm
verhüllet. Sorgen, <app>
<lem><choice>
<sic>Kummer</sic>
<corr type="editorial">Kummer,</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kummer und</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">Kummer,</rdg>
</app> ängstliche Befürchtungen bemächtigen sich nothwendig von Zeit
zu Zeit <app>
<lem>eines</lem>
<rdg wit="#c" type="v">seines</rdg>
</app> Geistes, der seine Ruhe und sein <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück in Dingen <app>
<lem>sucht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">suchet</rdg>
</app>, die ihrer Natur nach unaufhörlichen Abwechselungen
unterworfen sind, so wie es unser Körper <app>
<lem>selbst ist</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>selbst</sic>
<corr type="editorial">selbst ist</corr>
</choice></rdg>
</app>, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> schon im männlichen Alter zur endlichen Zerstörung sich
aufzulösen beginnt. Vermischen sich mit diesen trüben Vorstellungen
noch einige <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von einem allgewaltigen Wesen, welches die Welt
beherrscht, so wird das moralische Elend noch <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größer</rdg>
</app>. Der sinnliche Mensch <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> eine Gottheit nicht lieben, von welcher er <app>
<lem>glaubt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">glaubt</rdg>
</app> schon hier verwahrloset und in ein Jammerthal <app>
<lem>gesetzet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesetzt</rdg>
</app> zu seyn. Daher tadeln und lästern rohe Menschen die
Einrichtung der Dinge, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Wege</term>
</index>Wege der Vorsicht. Aber der Gedanke, daß man sich der
Obermacht dieses furchtbaren Wesens nicht entziehen könne, daß man
es beleidiget habe, daß es <app>
<lem>zürne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">zürne,</rdg>
</app> und vielleicht im Tode seine Rache noch über uns ausschütten
werde, <app>
<lem>fällt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fället</rdg>
</app> in den Stunden des Tiefsinns und der Kränklichkeit <app>
<lem>schwer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">schwehr</rdg>
</app> auf das <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth des <app>
<lem>hoffnungslosen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">hofnungslosen</rdg>
</app> Sünders, daß Zittern und Zagen ihn ergreift und in seinem
Busen eine wahre <pb edRef="#a" n="157"/> Hölle entbrennt. Dann
hascht der sinnliche Mensch nach <index indexName="subjects-index">
<term>abergläubisch</term>
</index>abergläubischen Rettungsmitteln, und <app>
<lem>quält</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">quälet</rdg>
</app> sich durch willkührliche <app>
<lem>Büssungen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Büßungen</rdg>
</app>, oder vergräbt sich lebendig in Einöden schwermüthiger <app>
<lem>Gottesdienstlichkeit</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gottesdienstlichkeit,</rdg>
</app>
<pb n="171" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="171"/> und <app>
<lem>entsagt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">entsaget</rdg>
</app> dem gesellschaftlichen geschäftigen Leben, <app>
<lem>welches dagegen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">das</rdg>
</app> für uns ein Paradies Gottes wird, so bald das <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht des <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangeliums seinen <app>
<lem>himlischen</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">himmlischen</rdg>
</app> Glanz darüber verbreitet. Denn bey den Erleuchtungen der
Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> verschwindet <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">das</rdg>
</app> furchtbare <app>
<lem>Dunkelheit, welche</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Dunkel, welches</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebenswürdigkeit</term>
</index>Liebenswürdigkeit Gottes den Augen blos sinnlicher Menschen
verbirgt. Wir erblicken auf dem Throne der Welt einen Vater, der nur
wohlthätig und nachsichtsvoll gegen uns <app>
<lem>denkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">denket</rdg>
</app> und handelt: der uns auf dieser Erde im ersten Kind<pb edRef="#d" n="154"/>heitsalter <app>
<lem>unsres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
</app> Daseyns zu <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer <app>
<lem>Glückseligkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Glückseligkeie</sic>
<corr type="editorial">Glückseligkeit</corr>
</choice></rdg>
</app> vorbereitet und mannigfaltige Freuden für die Sinne <app>
<lem>darbietet;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">darbietet,</rdg>
</app> nicht um uns <app>
<lem>darin</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">daran</rdg>
</app> zu sättigen, und in <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index><app>
<lem>Genuß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Genusse</rdg>
</app> unsere höchste <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart zu suchen, sondern <app>
<lem>daran</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> nur einen Vorschmack <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">daran</rdg>
</app> zu haben, was für <app>
<lem>erhabnere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erhabne</rdg>
</app> Freuden uns, wenn wir Gott <app>
<lem>lieben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lieben</rdg>
</app> in einem männlichen Alter des zukünftigen Lebens erwarten. So
betrachtet nun der glaubende Christ alle von ihm nicht abhängende <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_14">
<sic>Geränderungen</sic>
<corr type="authorial">Veränderungen</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Veränderungen</rdg>
</app> auf seiner <app>
<lem>Wallfart</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Wohlfahrt</sic>
<corr type="editorial">Wallfahrt</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>hienieden;</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">hienieden,</rdg>
</app> alle glückliche und unglückliche Ereignisse seiner <app>
<lem>Tage;</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Tage,</rdg>
</app> als Führungen eines gütigen weisen Vaters, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> ihn auf <app>
<lem>unbekanten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unbekannten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wege</term>
</index>Wegen zu Scenen <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Seligkeit</term>
</index>höherer und dauerhafterer <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit hinüber <app>
<lem>führt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">führet</rdg>
</app>. Und hierbey nehmen Ruhe, <index indexName="subjects-index">
<term>Heiterkeit</term>
</index>Heiterkeit, <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit und getroster Muth in dem <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen des Christen ihre beständige Wohnung. Der lebendige
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube an die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> hat demnach
die Kraft selig zu <app>
<lem>machen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">machen,</rdg>
</app> indem er alle fürchterliche Vorstellungen von Gott, von
willkührlichen Forderungen, oder willkührlichen nicht zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung abzielenden <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen desselben, und von der Nothwendigkeit eigener
Büßungen und beschwerlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index>Gottesdienstlichkei<pb edRef="#a" n="158"/>ten <app>
<lem>völlig</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> verscheucht, und die Ueberzeugung <app>
<lem>hervorbringt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">hervorbringet</rdg>
</app>, daß alle von uns nicht abhängende Bestimmungen und
Veränderungen unsres Zustandes uns gut sind, und ein immer fortge<pb n="172" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="172"/>hender <index indexName="subjects-index">
<term>Wachsthum</term>
</index>Wachsthum unserer <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten von Gott veranstaltet wird. Daß aber dieses
herrschende <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn des wachsenden <index indexName="subjects-index">
<term>Uebergewicht des Guten</term>
</index><app>
<lem>Uebergewichts</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Uebergewichtes</rdg>
</app> des Guten in <app>
<lem>unsrem</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">unserm</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">unserem</rdg>
</app> Zustande ganz eigentlich die menschliche Glückseligkeit <app>
<lem>bestimme</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app>, ist bereits im ersten <app>
<lem>Abschnitt <app>
<lem>erwiesen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ins Licht gesetzt und dargethan
worden</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Abschnitte ins Licht gesetzet und
dargethan worden</rdg>
</app>.</item>
<item><label><app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>b.)</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></rdg>
</app></label>
<app>
<lem>Der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> sinnliche sich selbst <app>
<lem>überlassene</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überlaßne</rdg>
</app> Mensch setzet sein größtes <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index>Glück in dem <app>
<lem>Besitz</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Besitze</rdg>
</app> der <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
</app> Vortheile dieses Lebens. Indem er <app>
<lem>demselben <app>
<lem>nachjagt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">nachjaget</rdg>
</app>,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">denselben nachjagt</rdg>
</app>
<app>
<lem>wählt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wählet</rdg>
</app> er <app>
<lem>sehr oft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">zum öftern</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wege</term>
</index>Wege, die zum <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben führen. List und Gewaltthätigkeit scheinen <app>
<lem>ihm</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ihn</rdg>
</app> näher zum <index indexName="subjects-index">
<term>Ziel</term>
</index><app>
<lem>Ziel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ziele</rdg>
</app> seiner Wünsche zu führen, als Redlichkeit und mühsame <app>
<lem>Verdienste;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verdienste,</rdg>
</app> indem aber andere eben so denkende Menschen, <pb edRef="#d" n="155"/> oft mit <app>
<lem>mehrerm <index indexName="subjects-index">
<term>Glück</term>
</index><app>
<lem>Glück</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Glück,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">mehrerem Glücke</rdg>
</app> ihm entgegen arbeiten, so <app>
<lem>entsteht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">entstehet</rdg>
</app> in seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index><app>
<lem>Gemüth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gemüthe</rdg>
</app> Eifersucht, Neid, <app>
<lem>Rachsucht</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Rachsucht,</rdg>
</app> und Menschenhaß. Bey diesen Gesinnungen und <app>
<lem>Maaßregeln</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Maßregeln</rdg>
</app> ist der Mensch stets mit sich selbst uneins, verdrüßlich,
ängstlich und in beständiger Unruhe, weil seine <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> nicht mit der allgemeinen Ordnung und dem göttlichen <app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Plane</rdg>
</app> über die menschliche Glückseligkeit <app>
<lem>harmonirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">harmoniret</rdg>
</app>. So bald nun aber der Mensch es <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> glaubt,
daß das einzige wahre <app>
<lem>Mittel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Mittel,</rdg>
</app> sich <app>
<lem><choice>
<sic>möglich</sic>
<corr type="editorial">möglichst</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction">möglichst</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">dauerhaft</rdg>
</app> glücklich zu machen, die redlichste und thätigste <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe sey, nach welcher man einem jeden mit einer
solchen Begegnung zuvor <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app>, als man in ähnlichen Fällen von ihm zu erhalten <app>
<lem>wünscht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">wünschet</rdg>
</app>; so wird er mit sich selbst und mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index><app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Plane</rdg>
</app> Gottes in <index indexName="subjects-index">
<term>Harmonie</term>
</index><app>
<lem>Harmonie</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Uebereinstimmung</rdg>
</app> gebracht. Die menschenfeindlichen Gesinnungen der Mißgunst, <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der</rdg>
</app> Rangsucht und des niedrigen Eigennutzes, an welchen er bisher
gekranket hat, fliehen das durch <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu Gott zur <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe erwärmte und veredelte <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz, und hiermit werden zugleich alle <pb edRef="#a" n="159"/> natürliche Triebe nicht unterdrückt oder geschwächt,
sondern geheiliget, das ist, auf das erhabene <index indexName="subjects-index">
<term>Ziel</term>
</index>Ziel unserer <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung zu höherer <index indexName="subjects-index">
<term>gesellschaftliche Glückseligkeit</term>
</index>gesellschaftlichen Glückselig<pb n="173" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="173"/>keit übereinstimmig gerichtet. Nun <app>
<lem>sucht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">suchet</rdg>
</app> der Mensch seine Ehrliebe nicht mehr dadurch zu befriedigen,
daß er besser scheinen will, als er ist; er denket nun wirklich so
gegen andre, daß <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> seine <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app> Gesinnungen ihm <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre machen, und er der ängstlichen Bemühung überhoben ist,
sich zu verstellen. Der <app>
<lem>Trieb,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Trieb</rdg>
</app> das Eigenthum und die damit verknüpfte Unabhängigkeit zu <app>
<lem>vergrössern bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">vergrößern bestimmt</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">vergrössern, bestimmt</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">vergrößern, bestimmt</rdg>
</app> ihn nicht mehr zu niedrigen Handlungen des Betruges, wodurch
die Ehrliebe gekränket wird; er erwecket ihn <app>
<lem>vielmehr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nun</rdg>
</app> zur Arbeitsamkeit und zum <app>
<lem>Fleiß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Fleiße</rdg>
</app> in seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index><app>
<lem>Beruf</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Berufe</rdg>
</app> und zur Ordnung und Wirthlichkeit im Haushalten. Die Neigung
zu sinnlichen Ergötzlichkeiten, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> ihm vielleicht öfters <app>
<lem>zum</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zu</rdg>
</app>
<app>
<lem>Nachtheil</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Nachtheile</rdg>
</app> seiner Gesundheit, seines Vermögens, und seines Rufes <app>
<lem>zu Ausschweifungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zur Ausschweifung</rdg>
</app> hingerissen hatte, wird nun durch dank<pb edRef="#d" n="156"/>bares Andenken an Gott beym <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Genuße</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Genusse</rdg>
</app> der sinnlichen Annehmlichkeiten, veredelt: und der entgegen
gesetzte <app>
<lem>tyrannische,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">tyrannische</rdg>
</app> den Menschen selbst quälende und <app>
<lem>entehrende,</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">entehrende</rdg>
</app> Trieb zum <app>
<lem>Geitz</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gesetze,</rdg>
</app> wird durch den <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großen</rdg>
</app> Gedanken, daß wir Gott nur durch wohlthätige Gesinnungen
ähnlich werden, und durch Almosen die irdischen <app>
<lem>Güter,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Güter</rdg>
</app>
<app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sonst im Tode zurück bleiben, ins künftige Leben hinüber
retten können, entkräftet und zur weisen Sparsamkeit gemildert. So <app>
<lem>bringt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bringet</rdg>
</app> also der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube an <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> eine <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Harmonie</term>
</index>Harmonie aller <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unserer</rdg>
</app> natürlichen Triebe unter <app>
<lem>einander</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einander,</rdg>
</app> und mit <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index><app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Plane</rdg>
</app> Gottes hervor, und nun wird <app>
<lem>einem jeden</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">jedem</rdg>
</app> die Sache selbst deutlich seyn, was die <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen durch die Ausdrücke sagen wollen: der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube <app>
<lem>heiliget;</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">heiliget,</rdg>
</app> er schaffet ein <app>
<lem>neu</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">neues</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz; er erfüllet mit dem <app>
<lem>Geist Gottes</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Geiste Gottes,</rdg>
</app> oder mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn Christi</term>
</index><app>
<lem>Sinn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Sinne</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>; er
vereiniget den Menschen mit Gott; er macht uns göttlicher Natur
theilhaftig; denn nun will der <pb edRef="#a" n="160"/>
<app>
<lem>Mensch,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Mensch</rdg>
</app> was Gott will, und wirket mit Gott zu einerley <app>
<lem>Zweck</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zwecke</rdg>
</app>, zur allgemeinen <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart und Glückse<pb n="174" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="174"/>ligkeit, wie <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> dazu auf
die verdienstvollste Art gewirket hat.</item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_72">
<head>§. 72.</head>
<app type="structural-variance">
<lem><p xml:id="st_72_a"><app>
<lem><hi>Viertens:</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Viertens.</hi></rdg>
</app> So bald die <app>
<lem>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Denkungsart</rdg>
</app> eines Menschen gottesgeistig geworden ist, so bald er den
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinn Christi</term>
</index>Sinn <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, das ist, <app>
<lem>wahrhaftig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wahrhaftige</rdg>
</app> christliche Gesinnungen, wie sie das Vorbild und die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> erfordern,
angenommen hat, so befindet er sich in dem Zustande der höhern
<index indexName="subjects-index">
<term>moralische Glückseligkeit</term>
</index>moralischen Glückseligkeit oder der <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade bey Gott. Denn nun hat er ein völliges <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu <app>
<lem>Gott,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gott</rdg>
</app> und ist über alle <app>
<lem>Veränderungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Veränderung</rdg>
</app> seines Lebens ruhig und voll der erfreulichsten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Hofnung</term>
</index>Hofnung</rdg>
</app> für die <index indexName="subjects-index">
<term>Zukunft</term>
</index>Zukunft: und da Gott wohlgefällig <app>
<lem><choice>
<sic>zudenken</sic>
<corr type="editorial">zu denken</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">zu denken</rdg>
</app> und zu handeln, das <index indexName="subjects-index">
<term>Ziel</term>
</index>Ziel seiner Wünsche und Bestrebungen ist, so findet in ihm
schon die allgemeine Geneigtheit und der Grundtrieb zu allen
göttlichen und gesellschaftlichen Tugenden statt. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:3:21" to="1Joh:3:24"><choice>
<sic>Joh. 3, 21–24.</sic>
<corr type="editorial">1 Joh. 3, 21–24.</corr>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:3:21" to="1Joh:3:24">1 Joh.
3, 21–24.</citedRange></bibl></rdg>
</app></p>
<milestone edRef="#a" type="structure" unit="no-p"/>
<p xml:id="st_72_b">Nun lässet sich die berühmte Streitfrage zwischen
der <index indexName="subjects-index">
<term>römische Kirche</term>
</index>römischen und der <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Kirche</term>
</index>protestantischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche, <app>
<lem><hi>ob nur der</hi>
<pb edRef="#d" n="157"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index><hi>Glaube allein oder auch die Werke zur</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index><hi>Seligkeit nothwendig sind?</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ob nur der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube allein oder auch die Werke zur Seligkeit
nothwendig sind?</rdg>
</app> ohne Schwierigkeit auflösen.</p></lem>
<rdg wit="#a" type="varying-structure"><join scope="branches" result="p" target="#st_72_a #st_72_b"/></rdg>
</app>
<p>Unter <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken verstehet man entweder selbstgewählte und willkührliche
<index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienstlichkeiten</term>
</index>Gottesdienstlichkeiten und <app>
<lem>Büssungen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Büßungen</rdg>
</app>, als fasten, sich <app>
<lem>geisseln</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geißeln</rdg>
</app>, wallfahrten, Formulargebete hersagen <app>
<lem><choice>
<abbr><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und der gleichen</expan>
</choice></abbr>
<expan>und der gleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> oder die <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app> Erweisungen der innern <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Gesinnungen</term>
</index>christlichen Gesinnungen gegen Gott und den Nächsten. Die <app>
<lem>erste Gattung so <app>
<lem>genanter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">genannter</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sogenante</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">sogenanten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werke <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">der ersten Gattung</rdg>
</app> sind ein Ueberbleibsel des <index indexName="subjects-index">
<term>Judenthum</term>
</index>Judenthums, wogegen <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> so oft im Briefe an
die Römer und Galater eifert, und <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:2:16">Col. 2, 16.</citedRange>
</bibl> ausdrücklich <app>
<lem>einschärft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">einschärfet</rdg>
</app>, lasset euch niemand <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen machen über <app>
<lem>Speise,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Speise</rdg>
</app> oder Trank, oder <app>
<lem>bestimmten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bestimten</rdg>
</app> Feyertagen <app>
<lem><choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice></rdg>
</app> und diese werden daher mit Recht von den <index indexName="subjects-index">
<term>Protestanten</term>
</index>Protestanten für unnöthig, ja unter gewissen Um<pb edRef="#a" n="161"/>ständen für <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Hinderniße</rdg>
<rdg wit="#d" type="pt">Hindernisse</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit <app>
<lem>schädlich <app>
<lem>erkläret</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erklärt</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">erklärt</rdg>
</app>. <pb n="175" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="175"/> Was aber die <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werke nach <app>
<lem><choice>
<sic>den</sic>
<corr type="editorial">dem</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">dem</rdg>
</app> biblischen <app>
<lem>Begrif <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">von denselben</rdg>
</app> betrift</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp"><index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe anlanget</rdg>
</app>, so ist davon zu bemerken: <list>
<item><label>a)</label> Man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>
<app>
<lem>immerfort</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beständig</rdg>
</app> gut gesinnet seyn und eine herrschende Geneigtheit haben,
alle Tugenden auszuüben, ohne jedoch solches immerfort werkthätig <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
</app> zu können. Jede Art der <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werke, als <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app> in die Sinne fallende Handlungen betrachtet, erfordern <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app> Gelegenheiten, sie verrichten zu können. Ich <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> zum Beyspiel so gut gesinnet seyn, daß ich der Vorschrift
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> gemäß meinen
Feind gern speisen und bekleiden würde; allein um <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dieses</rdg>
</app> gute Werk thätig zu verrichten, wird voraus gesetzt, theils
daß ich einen Feind habe; theils daß dieser meiner Unterstützung
bedarf; theils daß ich das Vermögen dazu habe, ihm zu helfen; theils
daß mir seine Dürftigkeit <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> wird; theils daß ich mich mit ihm in einer solchen Lage
befinde, daß meine Wohlthaten bis zu ihm gelangen können; alles
dieses <app>
<lem>hängt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">hänget</rdg>
</app> aber nicht von mir selbst ab. Gleiche Bewandniß hat es mit
allen andern einzelnen Arten der <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werke. Nun würden wir in der That sehr übel daran
seyn, wenn die Verrichtung einer <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_15">
<sic>jeder</sic>
<corr type="authorial">jeden</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">jeden</rdg>
</app> oder doch gewisser <app>
<lem>bestimter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmter</rdg>
</app> Arten <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guter <pb edRef="#d" n="158"/> Werke zur <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit schlechterdings nothwendig wären, da es nicht von
uns <app>
<lem>abhängt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">abhänget</rdg>
</app>, uns die Gelegenheiten dazu zu verschaffen. In dieser
Beziehung <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> also der Satz<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">der Concordienformel</rdg>
</app>: <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>gute Werke sind zur <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit nicht nothwendig, allerdings mit Grunde behauptet
werden, in so fern keine einzelne Gattung derselben zu nennen ist,
deren werkthätige Leistung schlechterdings zum Glückseligseyn
erfordert würde.</item>
<item><label>b)</label> Da aber die <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit nicht ein augenblicklich <app>
<lem>vorübergehender</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorübergehender,</rdg>
</app> sondern fortdaurender Zustand ist, darin der Mensch immerfort <app>
<lem>denkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">denket</rdg>
</app>, wünscht und handelt, und alle diese <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschließungen</rdg>
</app> und Handlungen nothwendig <pb edRef="#a" n="162"/> entweder
gut oder böse sind, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">folglich</rdg>
</app> uns <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
</app> oder <pb n="176" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="176"/>
<app>
<lem>unvollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unvollkommner</rdg>
</app>, Gott wohlgefälliger oder mißfälliger machen, so <app>
<lem>erhellet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erhellet,</rdg>
</app> wie in diesem <app>
<lem>Betracht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Betrachte</rdg>
</app> der Fleiß in <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken zur <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit nothwendig sey. Es muß nemlich der Mensch
nothwendig alle christliche Tugenden werkthätig ausüben, <app>
<lem><hi>so bald sich zu</hi>
<app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_16">
<sic><hi>der-ben</hi></sic>
<corr type="authorial"><hi>derselben</hi></corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction"><hi>derselben</hi></rdg>
</app>
<hi>Verrichtung Gelegenheit darbeut,</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">so bald sich zu derselben Verrichtung
Gelegenheit darbeut,</rdg>
</app> denn der aus Gott <app>
<lem>Geborne <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">geboren, kann</rdg>
</app>, wie <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:3:9">Johannes 1 Br. 3, 9.</citedRange>
</bibl> sagt, nicht sündigen, er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">kann</rdg>
</app> nicht wider sein <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen handeln, noch <app>
<lem>unterlassen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unterlassen</rdg>
</app> was dieses von ihm fordert. <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> selbst <app>
<lem>erklärt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erkläret</rdg>
</app> das <app>
<lem>blosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloße</rdg>
</app> Unterlassen guter Handlungen für den Grund der Unseligkeit.
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:25:42" to="f">Matth. 25, <app>
<lem>42</lem>
<rdg wit="#a" type="v">42.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl></item>
<item><label>c)</label>
<index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>Gute Werke sind nun eigentlich in einer <app>
<lem>dreifachen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dreyfachen</rdg>
</app> Beziehung nothwendig, <list>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>(1)</sic>
<corr type="editorial">1)</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">1)</rdg>
</app></label> als natürliche und unausbleibliche Folgen
guter <app>
<lem>Gesinnungen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:7:18">Matth. 7, 18.</citedRange>
</bibl> an welchen der Mensch erkennen muß, ob er den <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn Christi</term>
</index>Sinn <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
wirklich habe, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:3:10 1Joh:3:14">1 Joh. 3, 10.
14.</citedRange>
</bibl></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>(2)</sic>
<corr type="editorial">2)</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">2)</rdg>
</app></label> als Befestigungsmittel in <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guten <app>
<lem>Gesinnungen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesinnungen,</rdg>
</app> indem nur durch Uebung in der Geduld, im <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen auf Gott, im Nachgeben, in großmüthiger
Wohlthätigkeit, in der Arbeitsamkeit, diese beseligende
Tugenden zu Fertigkeiten werden können.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>(3)</sic>
<corr type="editorial">3)</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">3)</rdg>
</app></label> als <index indexName="subjects-index">
<term>Beförderungsmittel</term>
</index>Beförderungsmittel der <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index><app>
<lem>Wohlfart</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wohlfahrt</rdg>
</app>, indem jede Ausübung einer <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht <app>
<lem>unsren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsern</rdg>
</app> Zustand verbessert. <pb edRef="#d" n="159"/> So oft
ich andern mit Ehrerbietung und Dienstbeflissenheit
zuvorkomme, erwerbe oder vermehre ich ihre Achtung <app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">und</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Freundschaft</term>
</index>Freundschaft gegen mich: so oft ich eine Versuchung
zu Thorheiten überwinde, entgehe ich <app>
<lem>übeln</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">üblen</rdg>
</app> Folgen, die mich beunruhiget haben würden, und
befestige die Herrschaft des Geistes über die <index indexName="subjects-index">
<term>Sinnlichkeit</term>
</index>Sinnlichkeit.</item>
</list></item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_73">
<head><pb edRef="#a" n="163"/> §. 73.</head>
<p><app>
<lem><hi>Fünftens:</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Fünftens.</hi></rdg>
</app> Da das Wort <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index><app>
<lem><hi>Glaube</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Glaube</rdg>
</app>, durch die so sehr von einander <app>
<lem>abweichende willkührliche</lem>
<rdg wit="#a #d" type="pp">abweichenden willkührlichen</rdg>
</app> Definitio<pb n="177" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="177"/>nen der
<index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen so vieldeutig geworden ist, und selbst in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift eine <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sehr verschiedene</rdg>
</app> Ausdehnung hat; es aber bey dem <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erkentnisse</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nicht auf Töne, sondern auf <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe <app>
<lem>ankomt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ankommt</rdg>
</app>: so ist der sicherste <app>
<lem>Weg</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Weg,</rdg>
</app> aus der Verwirrung der Wortstreitigkeiten, und den daraus
entstehenden Mißverständnissen sich heraus zu finden, daß man statt dieses <app>
<lem>Worts,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Worts</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">Wortes,</rdg>
</app> andre Ausdrücke von <app>
<lem>bestimterer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmterer</rdg>
</app> Bedeutung wähle, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> eben die <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe einzeln und <app>
<lem>begrenzt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">begränzt</rdg>
</app> darbieten, welche sonst unter dem <app>
<lem>Wort <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube zusammengefaßt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Worte Glauben zusammengefaßet</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">Worte Glauben zusammengefasset</rdg>
</app> werden. <app>
<lem>Solten</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Sollten</rdg>
</app> nicht alle einsichtsvolle <index indexName="subjects-index">
<term>Theologen</term>
</index>Theologen in allen <app>
<lem>Kirchpartheien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchpartheyen</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Kirchenpartheien</rdg>
</app> darüber <app>
<lem>eins</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">einig</rdg>
</app> seyn, daß der Mensch <app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">alsdann</rdg>
</app> selig wird, wenn er <app>
<lem><hi>den</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinn Christi</term>
</index><hi>Sinn</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christi</hi></persName>
überkomt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den Sinn Christi überkommt</rdg>
</app>, oder gegen Gott und <app>
<lem>Menschen,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Menschen</rdg>
</app> solche Gesinnungen <app>
<lem>annimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">annimmt</rdg>
</app>, wie <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> gegen seinen
Vater und gegen uns gezeiget hat? Denn <app>
<lem>worin</lem>
<rdg wit="#d" type="v">worinn</rdg>
</app>, meine <index indexName="subjects-index">
<term>protestantische Brüder</term>
</index><app>
<lem>protestantische</lem>
<rdg wit="#d" type="v">protestantischen</rdg>
</app> Brüder, wollen wir das Leben des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens <app>
<lem>setzen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">suchen</rdg>
</app>, als in <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">der</rdg>
</app> Wirksamkeit, welche er auf die Gesinnungen <app>
<lem><app>
<lem>äussert</lem>
<rdg wit="#d" type="v">äußert</rdg>
</app>? Kan</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">äußert? Kann</rdg>
</app> wol ein <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube rechter Art seyn, oder selig machen, der das <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz ungeändert läßt? Was <app>
<lem>fehlt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fehlet</rdg>
</app> aber, meine <index indexName="subjects-index">
<term>katholische Mitbrüder</term>
</index><app>
<lem>katholische</lem>
<rdg wit="#d" type="v">katholischen</rdg>
</app> Mitbrüder, demjenigen noch zur <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit, dessen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> dem <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn Christi</term>
</index><app>
<lem>Sinn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Sinne</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> ähnlich ist? Wird
nicht der, welchen dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Geist des Christenthums</term>
</index>Geist des Christenthums <app>
<lem>beseelt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">beseelet</rdg>
</app>, alle Gelegenheiten gutes zu thun freywillig aufsuchen und mit
Emsigkeit benutzen? Ich empfehle daher statt der ewigen Wortanalysen über
den rechten Begrif des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens und des lebendigen <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens, wodurch man einfältigen <pb edRef="#d" n="160"/> Christen
niemals <app>
<lem>bestimte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmte</rdg>
</app> und nutzbare Erkentnisse beybringen wird, auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzeln</term>
</index>Kanzeln lieber zu sagen: Die <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit beruhet auf guten oder <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Gesinnungen</term>
</index>christlichen Gesinnungen. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> wird von jederman so gleich verstanden, und nun <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> man das aus der Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> vortragen, was diese <app>
<lem>Gesinnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung</rdg>
</app> der dankbaren <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe, des <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauens, der <pb edRef="#a" n="164"/> Folgsamkeit gegen Gott, und
der aufrichtigen und wohlthätigen <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe in den Zuhörern zu erwecken am geschicktesten <pb n="178" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="178"/>
<app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ist,</rdg>
</app> und sie <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> weiter anweisen, wie <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christen</rdg>
</app> diese <app>
<lem>Gesinnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung</rdg>
</app> in ihrem ganzen Verhalten <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
</app> und an den Tag legen müssen. So bestehet denn das ganze Werk der
Seligmachung des Menschen durch die <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion darin, daß der Mensch <list>
<item><label>1.</label>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> als einem
<index indexName="subjects-index">
<term>göttlicher Lehrer</term>
</index>göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer <app>
<lem>fasset</lem>
<rdg wit="#a" type="v">faßt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">fasse</rdg>
</app>.</item>
<item><label>2.</label> Den <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht desselben sich <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app>
<app>
<lem>macht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mache</rdg>
</app>.</item>
<item><label>3.</label> Die daraus <app>
<lem>erkanten <app>
<lem>Warheiten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Wahrheiten</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">erkannten Wahrheiten</rdg>
</app> in der Zueignung auf sich selbst <app>
<lem>überdenkt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überdenket</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">überdenke</rdg>
</app>, und hierdurch seine ganze <app>
<lem><app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsart</term>
</index>Gemüthsart</rdg>
</app> umbildet</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Gemüthsart umbilde</rdg>
</app>.</item>
<item><label>4.</label> Durch den <index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Religion Jesu</term>
</index>Geist der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion Jesu</term>
</index>Religion <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> sich nun
weiter in alle Wahrheit und <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend leiten <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lässet</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">lasse</rdg>
</app>, und hiermit seinen innern und <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äußern</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußeren</rdg>
</app> Zustand immerfort <app>
<lem>vollkomner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vollkommner</rdg>
</app>
<app>
<lem>macht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mache</rdg>
</app>, nach allen Gelegenheiten, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sich <app>
<lem>ihm,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ihm</rdg>
</app> gutes zu thun, darbieten.</item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_74">
<head>§. 74.</head>
<p>Die <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung des Menschen durchs Christenthum ist vermöge der
bisherigen <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung eine durchaus erfreuliche Sache. In der ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> findet sich kein
Satz, der den Menschen, welcher sich bessern will, betrübt oder
niedergeschlagen machen <app>
<lem>könte. Wir</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">könnte, wir</rdg>
</app> werden <app>
<lem>sogleich,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sogleich</rdg>
</app> wenn wir diese Lehre <app>
<lem>annehmen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">zu lebendigen <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen</rdg>
</app> wiedergebohren</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">annehmen wiedergeboren</rdg>
</app>, indem wir die <app>
<lem>Grösse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Größe</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">GOttes</rdg>
</app>, der Mildthätigkeit seines <app>
<lem>Plans</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Planes</rdg>
</app> über uns, und einen sichern und angenehmen <app>
<lem>Weg,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Weg</rdg>
</app> unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index><app>
<lem>Wohlfart</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wohlfahrt</rdg>
</app> immerfort Ewigkeiten hindurch zu <app>
<lem>vergrössern,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vergrößern</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">vergrößern,</rdg>
</app> aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index><app>
<lem>Unterricht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Unterrichte</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift kennen lernen; das <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>
<app>
<lem>niemanden</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bey keinem</rdg>
</app> Traurigkeit erwecken. Es muß daher jedem Freunde der Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Je<pb edRef="#d" n="161"/>su</persName> nahe gehen, wenn er gewahr wird, wie blos die
unglückliche Uebersetzung des Worts <foreign xml:lang="grc">μετανοια</foreign> durch <foreign xml:lang="lat">poenitentia</foreign>
<pb edRef="#a" n="165"/> und durch <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße in der <index indexName="subjects-index">
<term>abendländische Kirche</term>
</index>abendländischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche so <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">viele</rdg>
</app> finstere <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index>Lehrsätze erzeuget hat, welche die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebenswürdigkeit</term>
</index>Liebenswürdigkeit der Einladungen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> so sehr
verdunkeln. Der <pb n="179" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="179"/> ganze Artikel von der <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße in unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmatik</term>
</index>Dogmatik und <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral, besonders was von einer Beängstigung des <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens, Zerknirschung, Bußkampf und <app>
<lem>dergleichen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dergleichen,</rdg>
</app> darin <app>
<lem>vorkomt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorkommt</rdg>
</app>, ist aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten <app>
<lem>Testament</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Testamente</rdg>
</app> entlehnt, hat nicht den allermindesten neutestamentischen Grund, und <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> auch schlechthin mit dem <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Geiste</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangeliums nicht bestehen. Ich will dieses etwas umständlicher
erweisen.</p>
<p>1. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b179"/>Ueberall wo
<index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luther</persName> in der
Verdeutschung des <choice>
<abbr>N. T.</abbr>
<expan>Neues Testament</expan>
</choice>
<index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße und <index indexName="subjects-index">
<term>Reue</term>
</index>Reue <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gesetzet</rdg>
</app> hat, stehen im <app>
<lem>Grundtext</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Grundtexte</rdg>
</app> zwey Worte, welche blos eine aus reiflicher Ueberlegung und <app>
<lem>Nachdenken</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Nachdenkung</rdg>
</app> entstehende Veränderung und <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung der <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschließungen</rdg>
</app> und Gesinnungen anzeigen. Eben diese Worte brauchen die
alexandrinischen Uebersetzer selbst von Gott und von der Veränderung seiner
Verfügungen, folglich <app>
<lem>liegt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">lieget</rdg>
</app> darin gar nicht der Begrif des Betrübtseyns oder der Zerknirschung.
Dagegen bedeutet nun <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße und büßen so <app>
<lem>viel,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app> als <app>
<lem>Genungthuung</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Genugthuung</term>
</index>Genugthuung</rdg>
</app> für begangene Vergehungen leisten, es sey durch Geldbuße, oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#a #d" type="pt">durch</rdg>
</app> Erduldung schmerzhafter <app>
<lem>Empfindung</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen</rdg>
</app>. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Esra:7:26">Esr. 7, 26.</citedRange>
</bibl></p>
<note place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>(*</sic>
<corr type="editorial">*)</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> Im hebräischen bezeichnet <foreign xml:lang="hbo">נחם</foreign> auch
ganz allgemein jede Veränderung des Gemüthszustandes und der <app>
<lem>Gesinnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung</rdg>
</app>, so wie <foreign xml:lang="grc">μετανοεω</foreign>, und daher nicht
nur reuen, sondern auch sich trösten und neuen Muth <app>
<lem>fassen:</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">fassen;</rdg>
</app> dagegen büßen ein ganz anderer Begrif ist, der durch <foreign xml:lang="hbo">ענש</foreign> und <foreign xml:lang="grc">ζημιοω</foreign> ausgedruckt <app>
<lem><choice>
<sic>wird.)</sic>
<corr type="editorial">wird.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">wird.</rdg>
</app></note>
<p xml:id="st_74_2a">2. Alle Stellen und Beyspiele, welche aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten <app>
<lem>Testament</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Testamente</rdg>
</app> in diesem Artikel als Erklärungen und Beweise dessen, was bey der
<index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung durchs Christenthum im Menschen vorgehen <app>
<lem>muß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">soll</rdg>
</app>, angeführet werden, sind schlechterdings unbrauchbar. Denn der Geist
des <index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten <app>
<lem>Testaments</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Testamentes</rdg>
</app> war der <index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Furcht</term>
</index>Geist der Furcht und Knechtschaft; <pb edRef="#a" n="166"/> der
Geist des neuen Bundes ist der <index indexName="subjects-index">
<term>kindlicher Geist</term>
</index>kindliche freudige Geist zu <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#a" type="v">GOtt</rdg>
</app>. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:15">Röm. 8, 15.</citedRange></bibl></rdg>
</app> Die jüdischen Schriftsteller waren <pb edRef="#d" n="162"/> unter dem <app>
<lem><app>
<lem>Gesetz</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesetze</rdg>
</app>, das</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Gesetze, welches</rdg>
</app> nur Zorn <app>
<lem>anrichtet,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anrichtet</rdg>
</app> unter dem <index indexName="subjects-index">
<term>Buchstabe</term>
</index>Buchstaben, der da <app>
<lem>tödtet;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">tödet:</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">tödtet:</rdg>
</app> wir sind unter der <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade und einem <pb n="180" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="180"/> lebendigmachenden geistigen <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:4:15">Röm. 4, 15.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:6:14"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 6, 14.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Kor:3:6" to="f">2
Cor. 3, 6 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app> Nur erst durch <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum Jesum</persName> ist <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade und Wahrheit und lebendige <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnung</term>
</index>Hofnung ans Licht gebracht worden. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:1:17">Joh. 1, 17.</citedRange></bibl></rdg>
</app> Wäre jener erste Bund <app>
<lem>untadelich</lem>
<rdg wit="#a" type="v">untadlich</rdg>
</app> gewesen, so hätte es keines neuen Bundes <app>
<lem>bedurft,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bedurft.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Hebr:8:7" to="f">Ebr. 8, 7 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl> Ich betrübe mich allemal, so oft ich in christlichen Versamlungen
die Psalmen <index indexName="persons-index">
<term>David</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t1">Davids</persName> lesen höre, als ob
es vom <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Geiste</rdg>
</app> des Christenthums <app>
<lem>eingegebene</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eingegebne</rdg>
</app> Gebete wären. Was sind sie? es sind <app>
<lem>angstvolle <app>
<lem>Gebete</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gebeter</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">jüdische National-Gebete</rdg>
</app>, worin <app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>David</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t1">David</persName></lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> Gott nicht als <app>
<lem>den allgemeinen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">der allgemeine</rdg>
</app> Vater der Menschen, sondern als <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">der</rdg>
</app> Schutzgott des jüdischen <app>
<lem>Volks,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Volks</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Volkes,</rdg>
</app> der die benachbarten Nationen hasset, <app>
<lem>anruft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">angerufen</rdg>
</app>, und <app>
<lem>dessen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">die</rdg>
</app> Ehrliebe <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">er</rdg>
</app>
<app>
<lem>zum öftern auffordert</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">desselben aufgefordert wird</rdg>
</app><app>
<lem>, sich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> seines Volkes <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">sich</rdg>
</app> um seines Namens willen, weil er sich den Gott Israels nenne,
anzunehmen und andre Völker zu <app>
<lem>verderben:</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verderben;</rdg>
</app> zum Beyspiel <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ps:79"><app>
<lem>Ps. 79.</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Ps. 79,</sic>
<corr type="editorial">Ps. 79.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ps:44">44.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ps:46">46.</citedRange>
</bibl>
</bibl>
<app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> worin <app>
<lem>er</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="persons-index">
<term>David</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t1">David</persName></rdg>
</app> bey dem <app>
<lem>Anblick</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Anblicke</rdg>
</app> der Zerrüttung und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der</rdg>
</app>
<app>
<lem>Meuthereien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Meuthereyen</rdg>
</app>, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> seine Vielweiberey, schlechte Kinderzucht, und andre Vergehungen in
seiner Familie und in dem <index indexName="subjects-index">
<term>Staat</term>
</index><app>
<lem>Staate veranlasset</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Staat veranlasst</rdg>
</app> hatten, sich in dem größten <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">äußern</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">äußeren</rdg>
</app> Bedrängniß befindet, und Gott mit Gelobung der <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung um Rettung gegen seine Feinde, und um Hülfe zu ihrer
Untertretung <app>
<lem>anflehet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fleht</rdg>
</app>, <app>
<lem><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:2">Ps.
2.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Ps:5:9" to="f">5, 9 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ps:6"><app>
<lem>Ps. 6.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Ps. 6,</sic>
<corr type="editorial">Ps. 6.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ps:7">7.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:13">13.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:22">22.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:27">27.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:43">43.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:51">51.</citedRange></bibl></rdg>
</app> und in vielen andern. Wie ist es möglich, daß solche <app>
<lem>Gebete</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gebeter</rdg>
</app>, darin so gar nichts von dem christlichen göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Liebe</term>
</index>Geiste der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu spüren ist, noch von Christen nachgebetet werden können?
<milestone edRef="#a" type="structure" unit="no-p"/></p>
<p xml:id="st_74_2b">Ich muß hierbey von dem <app>
<lem>Verhältniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verhältniße</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Verhältnisse</rdg>
</app> der Schriften des <index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten Testaments zum <app>
<lem>Christenthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthume</rdg>
</app> eine allgemeine Bemerkung einschalten. Die <index indexName="subjects-index">
<term>jüdische Nation</term>
</index>jüdische <index indexName="subjects-index">
<term>Nation</term>
</index>Nation war durch <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosen</persName> und die Propheten,
als durch Knechte <app>
<lem>Gottes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">GOttes</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gottes</rdg>
</app> in ihrem Kindheitsalter oder in der Zeit ihrer rohen unkultivirten
<index indexName="subjects-index">
<term>Sinnlichkeit</term>
</index>Sinnlichkeit gehofmeistert und in strenger <pb edRef="#a" n="167"/>
Zucht durch eine Menge einzelner Gesetze und <index indexName="subjects-index">
<term>willkührliche Strafen</term>
</index>willkührlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen gehalten <app>
<lem>worden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">worden.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:3:5 Hebr:3:6">Ebr. 3, 5. 6.</citedRange>
</bibl> Gal. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:3:23">3, 23.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Gal:4:1" to="f">4, 1 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl> nun erschien <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> als der <index indexName="subjects-index">
<term>Sohn Gottes</term>
</index>Sohn <app>
<lem>Gottes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottes</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="181"/> und hob alle <pb n="181" edRef="#b"/>
<app>
<lem>Ver<pb edRef="#d" n="163"/>ordnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verordnung</rdg>
</app> der Vormünder auf, verbesserte die ganze <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">moralische Denkungsart</rdg>
</app> der Juden und erklärte sie für <app>
<lem>freie</lem>
<rdg wit="#a" type="v">freye</rdg>
</app> und volljährige Söhne, die keines Gesetzes mehr <app>
<lem>bedürften,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bedürften.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gal:3:23 Gal:3:24">Gal. 3, 23. 24.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Gal:4:1" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 4, 1 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:8:6 Hebr:8:17">Ebr. 8, 6. 17.</citedRange>
</bibl> Nun mußten die Apostel allerdings die Juden, welche an ihre
bisherige Pfleger, <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mosen</persName> und die Propheten <app>
<lem>gewöhnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gewöhnet</rdg>
</app> waren, überführen, daß diese <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Kindheit</term>
</index>Kindheit nicht das Gegentheil von dem <app>
<lem>Inhalt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Inhalte</rdg>
</app> des Christenthums vorgetragen hätten, sondern daß ihre Anweisungen
auch schon zu eben dem <app>
<lem>Zweck</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zwecke</rdg>
</app> abgezielet, aber nur wegen der kindischen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> des <app>
<lem>Volks</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Volkes</rdg>
</app> sehr sinnlich, und daher unvollkommenes Schattenwerk gewesen <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">wären</rdg>
</app>, und daß <app>
<lem>jene vorzügliche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">diese</rdg>
</app> Männer auch selbst eine noch bevorstehende <app>
<lem>größre</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">größere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung der Religionseinsichten <app>
<lem>vorher verkündiget hätten,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">vorherverkündiget hätten.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Kol:2:16 Kol:2:17">Col. 2, 16. 17.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Hebr:8:5" to="f">Ebr. 8, 5 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Hebr:9:9" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 9, 9 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl> Daher <app>
<lem>sagt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">saget</rdg>
</app> nun <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> selbst <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:11:9 Mt:9:11">Matth. 11, 9. 11.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:7:26" to="f">Luc. 7, 26 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl>
<index indexName="persons-index">
<term>Johannes der Täufer</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t2">Johannes</persName> sey bereits <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">größer,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">größer</rdg>
</app> denn alle Propheten, welche vor ihm gewesen wären, und nur auf die
Zeiten des neuen Bundes gedeutet hätten, aber der geringste <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer des Christenthums sey <app>
<lem>grösser</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größer</rdg>
</app> denn <index indexName="persons-index">
<term>Johannes der Täufer</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t2">Johannes</persName>, das ist,
übertreffe bey <app>
<lem>weitem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">weiten</rdg>
</app> alle Propheten des <index indexName="subjects-index">
<term>altes Testament</term>
</index>alten <app>
<lem>Testaments</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Testamentes</rdg>
</app> an Richtigkeit, Deutlichkeit und Vollständigkeit der Einsichten in <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">den</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index>Plan Gottes über die Glückseligkeit der Menschen. Wie undankbar
handeln wir demnach gegen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName>, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> unser einziger Meister seyn soll, daß wir in die Kinderschule der
Juden zurückkehren, und in derselben die <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe, was zur <app>
<lem><hi>christlichen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">christlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung <app>
<lem>gehöre,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gehört</rdg>
</app> erlernen wollen; aber wir werden auch dafür bestraft, indem wir aus
derselben Aengstlichkeit, Hammerschläge des Gesetzes, Zerknirschung,
Bußkampf, heilsam seyn sollende Verzweifelung, und andre den Geist einer
kindischknechtischen Furcht einhauchende <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe unausbleiblich zurück bringen. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:23:8" to="f">Matth. 23, 8 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:5:1">Gal. 5,
1.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:1:17 Joh:1:18">Joh. 1, 17. 18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:11:11">Matth. 11,
11.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:4:18">1 Joh. 4,
18.</citedRange></bibl></rdg>
</app></p>
<p><pb edRef="#a" n="168"/>
<app>
<lem>3.</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>3.)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>3)</sic>
<corr type="editorial">3.</corr>
</choice></rdg>
</app> Im ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>neues Testament</term>
</index>neuen <app>
<lem>Testament</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Testamente</rdg>
</app> findet sich nicht eine <pb edRef="#c" n="182"/> einzige Stelle, <app>
<lem>darin</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">in welcher</rdg>
</app>
<app>
<lem>gelehret</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelehrt</rdg>
</app> werde, daß zur Verbesse<pb n="182" edRef="#b"/>rung des menschlichen
<index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index><app>
<lem>Gemüths</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gemüthes</rdg>
</app>
<app>
<lem>durchs</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>durch</sic>
<corr type="editorial">durchs</corr>
</choice></rdg>
</app> Christenthum eine vorläufige Beängstigung des <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens, oder wehmuths<pb edRef="#d" n="164"/>volle mit Thränen
begleitete tiefe Betrübniß vorgängig erfordert werde. Die Stellen, welche
man <app>
<lem>hieher</lem>
<rdg wit="#d" type="v">hierher</rdg>
</app> zu ziehen <app>
<lem>pflegt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">pfleget</rdg>
</app>, handeln offenbar nicht von der christlichen Umbildung zu Gott
ähnlichen Gesinnungen. Der Zöllner, welcher im Tempel betet, betet unläugbar
als <app>
<lem>Jude,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jude</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:18:13" to="f">Luc. 18, 13 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl> und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> stellet ihn gar
nicht in der Lage vor, wie er durchs <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium wiedergeboren wird, sondern <app>
<lem>setzt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">setzet</rdg>
</app> nur die demüthige Aufrichtigkeit eines Zöllners, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">welche Leute</rdg>
</app> von den Juden schlechthin als <app>
<lem>verworfne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verworfene</rdg>
</app> Sünder angesehen wurden, der stolzen Heucheley eines <index indexName="subjects-index">
<term>Pharisäer</term>
</index>Pharisäers, welche das Volk für Heilige hielt, entgegen. Wenn <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:12:17">Ebr. 12, 17.</citedRange>
</bibl> nach <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName> Verdeutschung <app>
<lem>gesagt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gesaget</rdg>
</app>
<app>
<lem>wird:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird,</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Esau</term>
</index><persName ref="textgrid:3rrpb">Esau</persName> fand keinen Raum zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße, wiewol er sie mit Thränen suchte, so wird doch wol niemand
behaupten, daß hier von einer <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung des <index indexName="persons-index">
<term>Esau</term>
</index><persName ref="textgrid:3rrpb">Esau</persName> durchs Christenthum
zu Gott die Rede <app>
<lem>sey;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sey:</rdg>
</app>
<app>
<lem>überdis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überdieses</rdg>
</app> aber ist der eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn dieser Stelle: <index indexName="persons-index">
<term>Esau</term>
</index><persName ref="textgrid:3rrpb">Esau</persName>
<app>
<lem>konte</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">konnte</rdg>
</app> seinen Vater selbst durch Thränen nicht <app>
<lem>bewegen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bewegen</rdg>
</app> seine Gesinnungen zu ändern, daß er den vorzüglichen dem <index indexName="persons-index">
<term>Jakob</term>
</index><persName ref="textgrid:3rp6k">Jakob</persName> ertheilten Segen <app>
<lem>zurück genommen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zurückgenommen</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">zurückgenommen,</rdg>
</app> und auf ihn übertragen hätte. Die scheinbarste Stelle ist <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="2Kor:7:8" to="f">2 Cor. 7, 8 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl> worin von einer Traurigkeit, welche religiöse <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung <app>
<lem>wirket</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wirkt</rdg>
</app>, geredet wird. Allein der Zusammenhang beweiset, daß hier nicht von
einer <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung der Corinther zu <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>, und von einer
Traurigkeit über ihren vorigen lasterhaften Zustand die Rede sey; sondern
daß ihre Betrübniß daher entstanden war, weil <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> der ganzen Gemeine
harte Vorwürfe <app>
<lem>darüber</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> gemacht hatte, daß sie einen Menschen in ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>kirchliche Gesellschaft</term>
</index>kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index>Gesellschaft duldeten, der seine Stiefmutter <app>
<lem>geheirathet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geheyrathet</rdg>
</app> hatte. Die <app>
<lem>Wirkungen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wirkungen</rdg>
</app> welche dieser Betrübniß zugeschrieben werden, <app>
<lem>sind nach <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:7:11">Vers <app>
<lem>11.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">11,</rdg>
</app></citedRange>
</bibl> Verantwortung, Furcht, Verlangen, Eifer, <pb edRef="#c" n="183"/> Rache. Diese Wirkungen aber</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> passen <pb edRef="#a" n="169"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">auch</rdg>
</app> gar nicht zu der <pb n="183" edRef="#b"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index>dogmatischen Theorie von der <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße; indem die Corinther <app>
<lem>nur,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nur</rdg>
</app> um sich gegen <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulum</persName> zu rechtfertigen,
ihren Zorn<app>
<lem>, Eifer und Rache</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> gegen den Verbrecher und dessen etwannige Beschützer ausgelassen
hatten.</p>
<p><pb edRef="#d" n="165"/>
<app>
<lem><choice>
<sic>4)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>4.)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>3)</sic>
<corr type="editorial">4.</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">4.</rdg>
</app> Will jemand über den Begrif der <index indexName="subjects-index">
<term>Sinnesänderung</term>
</index>Sinnesänderung mit mir philosophiren, und daraus <index indexName="subjects-index">
<term>a priori</term>
</index><foreign xml:lang="lat">a priori</foreign> es etwa herleiten, daß
doch <app>
<lem>nothwendig</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">nothwendig,</rdg>
</app> so oft man seine Gesinnungen ändert und sich zu einem neuen <app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Plane</rdg>
</app> des Lebens <app>
<lem>entschließt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">entschließet</rdg>
</app>, eine Mißbilligung der bisherigen Maaßregeln vorhergehen <app>
<lem>müsse,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müsse;</rdg>
</app> so gebe ich dieses überhaupt zu; läugne aber die Folge, daß aus
dieser Mißbilligung des vorhergehenden Verhaltens ein <foreign xml:lang="lat">praedominium</foreign> oder Uebergewicht des <app>
<lem>Affekts</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Affects</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Affektes</rdg>
</app> der Traurigkeit über <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den Affect des</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügen</term>
</index>Vergnügen, welches <app>
<lem>durch</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die Aussicht in <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">die</rdg>
</app> glücklichen <app>
<lem>Erfolg</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Folgen</rdg>
</app> der neuen <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Entschliessung</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Entschließung</rdg>
</app>
<app>
<lem>veranlasset wird</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">veranlaßt</rdg>
</app>, in einem sich bessernden <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth entstehen müsse. Wir können hierbey drey Fälle <index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterscheiden. <list>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>a.</sic>
<corr type="editorial">a)</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">a)</rdg>
</app></label> Wenn ein Mensch <app>
<lem>gewissenhaft,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewissenhaft</rdg>
</app> aber aus Mangel richtiger Erkentnisse fehlerhaft gedacht und
gehandelt <app>
<lem>hat,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app> und nun zu bessern Einsichten in sein wahres Wohl <app>
<lem>gelanget</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelangt</rdg>
</app>, so findet bey dem <app>
<lem>Entschluß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Entschluße</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Entschlusse</rdg>
</app> zu einem neuen <app>
<lem>Plan</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Plane</rdg>
</app> des Lebens blos Freude und keine Betrübniß statt. In diesem <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Falle</rdg>
</app> befanden sich fromme Juden und gutherzige Heiden bey der
ersten Einladung zum <app>
<lem>Christenthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthume</rdg>
</app>. Ihr Uebergang aus der Finsterniß zum <app>
<lem>Licht;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Licht,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Lichte;</rdg>
</app> aus einer knechtischen <app>
<lem>Gottesdienstlichkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gottesdienstlichkeit,</rdg>
</app> zur <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index>Freiheit; aus dem Schatten des Todes zu den <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnungen</term>
</index>Hofnungen ewiger <app>
<lem>Glückseligkeit;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Glückseligkeit,</rdg>
</app> war eine durchaus angenehme Umwandlung ihrer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemüthsfaßung</rdg>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsfassung</term>
</index>Gemüthsfassung</rdg>
</app>.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>b.</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">b)</rdg>
</app></label> Wenn ein Mensch wider <app>
<lem>beßre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bessere</rdg>
</app> Einsichten und wider sein <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen <app>
<lem>ausgeschweift</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ausgeschweifet</rdg>
</app> hat, und dann in ein Elend hineingeräth, aus welchem er noch
keinen Ausgang gewahr werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>; so bemächtiget sich allerdings seines <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index><app>
<lem>Gemüths</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gemüthes</rdg>
</app> Schwermuth, bittre <index indexName="subjects-index">
<term>Reue</term>
</index>Reue und <pb edRef="#c" n="184"/> Verdruß gegen sich selbst,
welche so lange <app>
<lem>fortdauren,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">fortdauren</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="170"/>
<pb n="184" edRef="#b"/> als es ihm noch ungewiß <app>
<lem>scheint</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">scheinet</rdg>
</app>, ob er errettet werden könne. So war die Angst <index indexName="persons-index">
<term>David</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t1">Davids</persName> nach dem <app>
<lem>begangnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">begangenen</rdg>
</app> Verbrechen des Ehebruchs und <app>
<lem>Mords, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Reue</term>
</index>Reue des verlornen <app>
<lem>Sohnes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sohns</rdg>
</app>, ehe er gewiß war, ob ihn der Vater wieder annehmen
würde,</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Mordes</rdg>
</app> beschaffen: und von dieser Art ist die <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße der meisten Christen auf dem Sterbebette und der
verurtheilten <app>
<lem><choice>
<sic>Missethäthäter</sic>
<corr type="editorial">Missethäter</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">Missethäter</rdg>
</app>, daher man solche gewöhnlich und mit Recht eine Galgenbuße, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">welche nur</rdg>
</app>
<pb edRef="#d" n="166"/> aus <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">der</rdg>
</app> Furcht vor noch bevorstehenden <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen <app>
<lem>erzeuget</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erzeugt</rdg>
</app> wird, zu nennen pflegt.</item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>c.</sic>
<corr type="editorial">c)</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">c)</rdg>
</app></label>
<p>Wenn ein Mensch zwar überhaupt Gelegenheit zu guten <app>
<lem>Erkentnissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erkenntnissen</rdg>
</app> und einige allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von dem Wege zur Glückseligkeit gehabt, solche
aber theils aus Leichtsinn, theils wegen mancher <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel dagegen unbenutzt gelassen, und nach <app>
<lem>blossem</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßem</rdg>
</app> Gutdünken <app>
<lem>gelebt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gelebet</rdg>
</app>
<app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
</app>
<app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">alsdann</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">aber</rdg>
</app> durch <app>
<lem>irgends</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">irgend</rdg>
</app> etwas veranlasset <app>
<lem>wird,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird</rdg>
</app> mehr Aufmerksamkeit und Nachdenken darauf zu wenden, und
etwa so glücklich <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ist,</rdg>
</app> eine <index indexName="subjects-index">
<term>Predigt</term>
</index>Predigt voll Salbung zu <app>
<lem>hören,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hören</rdg>
</app> und dadurch mit dem wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Religion Jesu</term>
</index><app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Geiste</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion Jesu</term>
</index>Religion <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>
<app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">bekannt</rdg>
</app> zu werden: so wird der <app>
<lem>Entschluß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschluß,</rdg>
</app> den ganzen Plan des Lebens zu <app>
<lem>ändern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ändern,</rdg>
</app> mit einem doppelten <app>
<lem>Affekt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Affect</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Affekte</rdg>
</app> begleitet seyn. Auf einer Seite wird er bedauren, nicht
früher zu solchen beseligenden Gesinnungen gelanget zu seyn; auf
der andern Seite aber wird die erfreuliche <app>
<lem>Vorstellung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vorstellung,</rdg>
</app> nun endlich zu der längst vergeblich gesuchten Ruhe des
<index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüths und <app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Zufriedenheit</term>
</index>Zufriedenheit des Lebens zu <app>
<lem>gelangen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gelangen,</rdg>
</app> ihn frölich machen, und gewiß wird dieser angenehme <app>
<lem>Affekt das Uebergewicht in der Seele <app>
<lem>so fort</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sogleich</rdg>
</app> erhalten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Affect prädominiren</rdg>
</app>. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> ist der gemeinste Fall, <app>
<lem>worin</lem>
<rdg wit="#d" type="v">in welchem</rdg>
</app> unsre von Jugend auf in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion unterrichtete Christen sich befinden, wenn sie
in männlichen Jahren <app>
<lem>zu der lebhaften</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die lebhafte</rdg>
</app> Ueberzeugung <app>
<lem>gelangen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erhalten</rdg>
</app>, daß nur allein <pb edRef="#c" n="185"/> das
gewissenhafte <app>
<lem>Bestreben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bestreben</rdg>
</app> Gott wohl zu gefallen, uns <app>
<lem>ruhig</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>rühig</sic>
<corr type="editorial">ruhig</corr>
</choice></rdg>
</app>, weise und glücklich machen könne.</p>
<p><pb edRef="#a" n="171"/>
<pb n="185" edRef="#b"/> Es ist demnach gewiß, daß alle durchs
Christenthum bewirkte <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung der Gesinnungen, von den angenehmen Aussichten
in wahre Glückseligkeit<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">anfängt</rdg>
</app>, welche durch dasselbe uns eröfnet werden, <app>
<lem>anfängt,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg wit="#c #d" type="v">anfange,</rdg>
</app> und nicht von <app>
<lem>Gewissensangst</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gewissenangst</rdg>
</app> und Zerknirschung. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_a171"/><index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm"><app>
<lem>Lutherus</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Luther</rdg>
</app></persName> fühlte auch die Uebereinstimmung dieser
<index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe mit dem wahren <app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Geiste</rdg>
</app> des <app>
<lem>Christenthums</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthums,</rdg>
</app> und ward nur durch den Mangel <app>
<lem>genungsamen Spracherkentnisses</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">genungsamer Sprachkentnisse</rdg>
</app> abgehalten, es deutlicher aus der Schrift <app>
<lem>herzuleiten;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">herzuleiten:</rdg>
</app> denn er schreibt in einem seiner Briefe an <index indexName="persons-index">
<term>Staupitz, Johann von</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkb">Staupitz</persName>: <app>
<lem>Es war mir, als wenn ich eine Stimme vom <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel hörete, da du lehrtest: <pb edRef="#d" n="167"/> es sey keine <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße (oder <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung) rechter Art, wenn sie nicht aus <app>
<lem>innrer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innerer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu Gott und dem Guten ihren Ursprung
hätte.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">te velut e <choice>
<sic>coelo</sic>
<corr type="editorial">caelo</corr>
</choice> sonantem excepimus, quod vera poenitentia
(resipiscentia) non est, nisi quae ab amore
justitiae & dei incipit etc.</foreign></rdg>
</app> Möchte man doch, da jetzt allgemein <index indexName="subjects-index">
<term>anerkennen</term>
</index><app>
<lem>anerkant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anerkannt</rdg>
</app> wird, daß <foreign xml:lang="grc">μετανοια</foreign>
nicht <app>
<lem>Buße,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Buße</rdg>
</app> sondern <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung der Gesinnungen heißt, einen solchen
Hauptbegrif in der gemeinen Uebersetzung ändern, und nicht aus
Anhängigkeit an Menschen so gleichgültig gegen das richtige <app>
<lem>Erkentniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erkenntniß</rdg>
</app> der Anweisungen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>
<app>
<lem>seyn.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">seyn!</rdg>
</app></p></item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_75">
<head>§. 75.</head>
<p>Ich will diese ganze Lehre noch durch ein Gleichniß erläutern, welches auf
die gewöhnliche Bekehrungsgeschichte unsrer Christen genau passet. <app>
<lem>Gesetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gesetzt,</rdg>
</app> der König <app>
<lem>liesse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ließe</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich von den <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzeln</term>
</index>Kanzeln <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> machen, daß <app>
<lem>alle,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alle</rdg>
</app>
<app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sich und die ihrigen nicht ehrlich zu nähren <app>
<lem>wüßten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wüssten</rdg>
</app>, sich in einer gewissen Gegend einfinden <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app>, wo ihnen Gelegenheit zu reichlichem <app>
<lem>Erwerb</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Erwerbe</rdg>
</app> angewiesen werden <app>
<lem><app>
<lem>sollte;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sollte:</rdg>
</app> gesetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">solte: gesetzt,</rdg>
</app> daß viele, die bisher höchst kümmerlich <app>
<lem>gelebt hätten, so gleich</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">gelebet hatten, sogleich</rdg>
</app> auf die erste <app>
<lem>Bekantmachung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bekanntmachung</rdg>
</app> sich entschlössen, die Einladung anzunehmen, so ist offenbar, daß von
diesen die <app>
<lem>Entschliessung</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Entschließung</rdg>
</app> zur Veränderung des ganzen Plans ihres Lebens <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">durchaus</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="186"/> mit <app>
<lem>Freuden</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">froher <index indexName="subjects-index">
<term>Hofnung</term>
</index>Hofnung</rdg>
</app> gefaßt werden würde, weil sich ihnen die Aussicht in <app>
<lem>beßre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bessere</rdg>
</app> Tage eröfnet; <pb n="186" edRef="#b"/> und daß sie über ihr
bisheriges Verhalten keine Betrübniß oder <pb edRef="#a" n="172"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Reue</term>
</index>Reue empfinden würden, weil sie vorher nicht gewußt <app>
<lem>hätten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">haben</rdg>
</app>, wie sie sich besser helfen <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app>. In diesem <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Falle</rdg>
</app> befanden sich Juden und Heiden, da ihnen das <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium zuerst verkündiget <app>
<lem>ward;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ward:</rdg>
</app> und darin befinden sich in unsern Tagen noch alle diejenigen gebornen
Christen, welchen lauter unverständlicher Wörterkram statt Christenthum von
Jugend auf vorgetragen <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> ist, wenn sie das erstemal <app>
<lem>eine</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">einen</rdg>
</app> wirklich <app>
<lem>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Predigt</term>
</index>Predigt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">christlichen Vortrag</rdg>
</app> hören<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">oder lesen</rdg>
</app>. Gesetzt <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">aber,</rdg>
</app> daß andre Einwohner, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> eben so sehr der gnädigen Hülfe des Landesvaters <app>
<lem>bedürften</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bedürfen</rdg>
</app>, die erste Einladung nicht benutzten, weil sie überhaupt nicht recht
darauf acht <app>
<lem>gehabt,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gehabt</rdg>
</app> und sie nicht völlig verstanden hätten, oder weil sie ein Mißtrauen
gegen die <app>
<lem>Bekantmachung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bekanntmachung</rdg>
</app> hegten, ob sie auch wirk<pb edRef="#d" n="168"/>lich vom Könige sey;
ob sie auch ihre Person angehe; ob ihnen auch alle gute Versprechungen
würden gehalten werden; oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">endlich</rdg>
</app> weil sie die Reise für allzu beschwerlich <app>
<lem><app>
<lem>hielten;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hielten,</rdg>
</app> oder endlich weil sie</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">hielten,</rdg>
</app> zu sehr an den Ort ihres bisherigen Aufenthalts <app>
<lem>gewöhnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gewöhnet</rdg>
</app> wären, und sich an demselben <app>
<lem>beßre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bessere</rdg>
</app> Zeiten für die <index indexName="subjects-index">
<term>Zukunft</term>
</index>Zukunft versprächen. Gesetzt ferner, daß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">dann</rdg>
</app> einer dieser nachgebliebenen in immer dürftigere Umstände geriethe,
durch die mühseligsten Arbeiten nicht mehr <app>
<lem>genungsames</lem>
<rdg wit="#a" type="v">genugsames</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Brodt</term>
</index>Brodt für die Seinigen erwerben <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>, schon zum Stehlen seine Zuflucht genommen hätte, dabey aber
ergriffen und ins Gefängniß <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">geworfen</rdg>
</app> worden wäre, so daß er keinen Ausgang des <app>
<lem>Elends</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Elendes</rdg>
</app> mehr vor sich erblicken <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>. Gesetzt endlich, daß unter diesen Umständen ein königlicher <app>
<lem>Kommissar</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Commissar</rdg>
</app> diesem <app>
<lem>Mann</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Manne</rdg>
</app> nochmals die <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade des <app>
<lem>Königs</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Königes</rdg>
</app> anböte, ihm völlige Verzeihung wegen seines bisherigen <app>
<lem>Aussenbleibens</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Außenbleibens</rdg>
</app> und seiner Vergehung wider die Gesetze versicherte, die angenehmste
Beschreibung von der blühenden <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart derer machte, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> der Einladung <app>
<lem>des Monarchen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>gefolgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">sogleich gefolget</rdg>
</app> wären, ihm alle etwannige <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel <app>
<lem>darüber</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> benehme und <pb edRef="#c" n="187"/> endlich ihm <app>
<lem>sogar</lem>
<rdg wit="#a" type="v">so gar</rdg>
</app> königlichen Vorspann <app>
<lem>und <app>
<lem>Gelder,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gelder</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> und <pb n="187" edRef="#b"/> alle Erleichterung bey der Reise
verspräche: was, fraget euch selbst <pb edRef="#a" n="173"/> meine Leser,
was werden wol für Gemüthsbewegungen in diesem <app>
<lem>Mann</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Manne</rdg>
</app> vorgehen, so bald er dem königlichen Boten glaubt? wird nicht der <app>
<lem>Gedanke:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gedanke,</rdg>
</app> was bin ich für ein Thor gewesen, daß ich mich so lange <app>
<lem>gequält</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gequälet</rdg>
</app> und nicht sogleich den gnädigen Einladungen des <app>
<lem>Königes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Königs</rdg>
</app>
<app>
<lem>gefolgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gefolget</rdg>
</app> bin, die Seele gleichsam nur obenhin berühren, und von der freudigen <app>
<lem>Vorstellung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vorstellung</rdg>
</app> nun Ketten und Kerker verlassen zu können, und sich künftig im <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlstand</term>
</index>Wohlstande <app>
<lem>zu</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>zn</sic>
<corr type="editorial">zu</corr>
</choice></rdg>
</app> befinden, völlig verdrungen werden? Genau so gehet es mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">derjenigen</rdg>
</app> Christen, welche von <index indexName="subjects-index">
<term>Kindheit</term>
</index>Kindheit an <index indexName="subjects-index">
<term>unsre Kirchen</term>
</index><app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unsere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchen</term>
</index>Kirchen <app>
<lem>besucht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">besuchet</rdg>
</app> haben; wenn sie zu klaren und praktischen Einsichten in die
wohlthätige Beschaffenheit der <app>
<lem>himlischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">himmlischen</rdg>
</app> Berufung des <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangeliums gelangen. So bald ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel gehoben sind, aus denen allein Schwermuth und Traurigkeit
entstehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, bemächtiget sich ihrer ein freudiger und <index indexName="subjects-index">
<term>kindlicher Geist</term>
</index>kindlicher Geist, und die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe Gottes wird in ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen <pb edRef="#d" n="169"/> ausgegossen, bey welcher keine Pein,
keine Aengstlichkeit, keine andre Thränen als Thränen der dankbaren Freude
statt finden können. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:1:1" to="Eph:3:19">Eph. 1,
3–19.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Eph:2:1" to="Eph:2:18"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 2, 1–18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Petr:1:3" to="f">1 Petr. 1, 3</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app></p>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b179">
<label>Ueberall wo Luther in der Verdeutschung des N. T. Buße und Reue gesetzt
hat, stehen im Grundtext zwey Worte, welche blos eine [...] Veränderung und
Verbesserung der Entschliessungen und Gesinnungen anzeigen.</label>
<p>Teller zeigt mit Blick auf Luthers Bibelübersetzung, inwiefern das deutsche
Wort Buße, „welches eigentlich eine Genugthuung anzeigt“, den Sinn des
griechischen Originaltextes nicht richtig ausdrückt: „Nur zweymal hat er
[Luther] dafür das bequemere Reue gewählt 2 Cor. 7, 9. 10. Allein noch
genauer würde man übersetzen müssen <hi>Sinnesänderung, Besserung</hi>“
(Teller, <hi>Wörterbuch</hi> [BdN IX], 100). Im populartheologischen Diskurs
des späten 18. Jahrhunderts erwies sich eine gesinnungsethische Umformung
der Lehre von der Buße selbst bei konservativeren Neologen als konsensfähig:
Wenige Jahre nach der <hi>Glückseligkeitslehre</hi> stellte beispielsweise
Griesbach den Begriff der „Sinnesänderung“ – durchaus an Steinbart
anknüpfend – ins Zentrum seiner Populardogmatik, weil er daran erinnere,
„Gott habe nicht nach despotischer Willkühr, sondern nach seiner höchsten
Weisheit und Güte den in der Bibel vorgezeichneten Weg zur Besserung
vorgeschrieben“ (Griesbach, <hi>Anleitung</hi> [BdN III], 161 [zit. n. <hi rend="superscript">2</hi>1786]).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_a171">
<label>Lutherus [...] in einem seiner Briefe an Staupitz: [...] te velut e caelo
sonantem excepimus, quod vera poenitentia (resipiscentia) non est, nisi quae
ab amore justitiae & dei incipit etc.</label>
<p>Steinbart zitiert Luthers Begleitschreiben zu den <hi>Resolutiones</hi> an
Johann von Staupitz (ca. 1468–1524) vom 30. Mai 1518. Luther verweist hier
auf ein früheres, für ihn wichtiges Gespräch der beiden über die rechte Buße
(zum Originalzitat vgl. WA 1, 525–527, hier 525,10–12: „te velut e caelo
sonantem excepimus, quod poenitentia vera non est, nisi quae ab amore
iustitiae et dei incipit“). Der Brief wird von Steinbart herangezogen, um
die These zu begründen, „daß alle durchs Christenthum bewirkte Besserung der
Gesinnungen, von den angenehmen Aussichten in wahre Glückseligkeit [abhängt
...] und nicht von Gewissensangst und Zerknirschung“ (b185). Die Stelle ist
ein repräsentatives Beispiel für die aufklärungstheologische Inanspruchnahme
der Theologie Luthers: Zwar dürfte dieser in der Vergegenwärtigung der
Barmherzigkeit tatsächlich von Staupitz beeinflusst worden sein, doch ist
diese Entwicklung ohne die verzweifelte Anfechtung im monastischen
Vollkommenheitsstreben kaum zu verstehen. Allerdings legt Steinbart seine
Denkvoraussetzung selbst offen: Es werde „jetzt allgemein anerkant [...],
daß <foreign xml:lang="grc">μετανοια</foreign> nicht Buße, sondern Besserung
der Gesinnungen heißt“ (b185; s.o.).</p>
</note>
</div>
<div type="section-group" xml:id="st_V_76-79">
<div type="section" xml:id="st_section_76">
<head>§. 76.</head>
<p>Ueber die Frage: ob ein Christ den Tag und die Stunde seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung wissen könne und müsse? will ich meine <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung noch mit <app>
<lem>wenigen Worten</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>wenigen</sic>
<corr type="editorial">wenigen Worten</corr>
</choice></rdg>
</app> eröfnen. Wenn man unter der <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung die <app>
<lem>Umbildung</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Revolution der Denkart</term>
</index>Revolution</rdg>
</app> der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der</rdg>
</app> Gesinnungen eines Menschen <app>
<lem>versteht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verstehet</rdg>
</app>, wobey in demselben der allgemeine <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">und</rdg>
</app> feste Entschluß <app>
<lem>gefaßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gefasset</rdg>
</app> wird, durchaus rechtschaffen und gewissenhaft zu denken und zu
handeln, und das Wohlgefallen Gottes zum höchsten <index indexName="subjects-index">
<term>Ziel</term>
</index><app>
<lem>Ziel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ziele</rdg>
</app> aller Bestrebungen zu setzen, so sind zwey Fälle zu <index indexName="subjects-index">
<term>unterscheiden</term>
</index>unterscheiden. <list>
<item><label>1.</label>
<p>Wenn ein Mensch, der im <app>
<lem>Christenthum</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Christenthume</rdg>
</app> von Jugend auf unterrichtet ist, (denn von einem solchen
ist hier <pb edRef="#c" n="188"/> nur die <app>
<lem>Frage,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Frage</rdg>
</app>) eine geraume Zeit hindurch gänzlich ge<pb n="188" edRef="#b"/>wissenlos und in offenbaren Ausschweifungen der
Un<pb edRef="#a" n="174"/>gerechtigkeit, Völlerey, Unzucht <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. g.</abbr>
<expan>und der gleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>gelebet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gelebt</rdg>
</app> hat, und <app>
<lem>denn</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dann</rdg>
</app> auf einmal in ihm die Vorstellung lebhaft wird, wie
dieser Weg ihn zum <index indexName="subjects-index">
<term>Verderben</term>
</index>Verderben führe und er dagegen durch Befolgung der
Vorschriften der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion zu wahrer Glückseligkeit gelangen könne, so
wird allerdings auf eine so auffallende und <app>
<lem>feierliche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">feyerliche</rdg>
</app> Art seine ganze <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsart</term>
</index>Gemüthsart</rdg>
</app> umgeschaffen, daß nicht nur er selbst, sondern auch
andre, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> sein Betragen beobachten, die Zeit seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung wissen können.</p>
<p><app>
<lem>Indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Indeß</rdg>
</app> ist auch hierbey zu bemerken, daß wenn gleich bey <app>
<lem>einigen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">einem</rdg>
</app> Christen die <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung schnell und auf einmal zu <app>
<lem><app>
<lem>folgen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erfolgen</rdg>
</app> scheint</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">erfolgen scheinet</rdg>
</app>, solche dennoch lange vorher und <app>
<lem>allmählig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allmälig</rdg>
</app> vorbereitet worden ist. Die Sache verhält sich
folgendergestalt: Der Mensch samlet nach und nach Einsichten und
Beweggründe <app>
<lem>zum <app>
<lem>rechtmässigen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">rechtmäßigen</rdg>
</app> Verhalten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">des rechtmäßigen Verhaltens</rdg>
</app> ein: bald wird ihm <app>
<lem>diese,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">diese</rdg>
</app> bald jene <app>
<lem>Warheit</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Wahrheit</rdg>
</app> theils durch <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht, theils aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung klärer und gewisser. Es entstehen daher von
Zeit zu Zeit Beun<pb edRef="#d" n="170"/>ruhigungen über sein <app>
<lem>regelloses</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>regellosses</sic>
<corr type="editorial">regelloses</corr>
</choice></rdg>
</app> Verhalten und einige Wünsche und schwache <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vorsätze</rdg>
</app> sich zu bessern. <app>
<lem>Dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dieses</rdg>
</app> ist das, was die Mystiker in ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache gute Rührungen oder das Anklopfen der <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade an das <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz der Menschen zu nennen pflegen. So lange <app>
<lem>indes</lem>
<rdg wit="#d" type="v">indeß</rdg>
</app> die Beweggründe zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung sich nur einzeln darbieten, und das <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth noch durch sinnliche Zerstreuungen im ernsthaften
Nachdenken <app>
<lem>gestört</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gestöret</rdg>
</app> wird, so kommen die Vorsätze nicht zur Kraft. Wenn nun
aber das <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz eines solchen Menschen durch irgend eine <app>
<lem>äussere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußere</rdg>
</app> Veranlassung, zum Beyspiel durch Unglücksfälle, <app>
<lem>merkwürdige Errettungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">merkwürdiger Errettung</rdg>
</app>, Krankheit, <app>
<lem>schreckenvolles</lem>
<rdg wit="#d" type="v">schreckensvolles</rdg>
</app> Ende eines geliebten Gefährten der <app>
<lem>Ausschweifungen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Ausschweifungen,</rdg>
</app> oder <app>
<lem>sonst</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">durch</rdg>
</app> einen andern begünstigenden Vorgang in die Lage ge<pb edRef="#c" n="189"/>bracht <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">wird,</rdg>
</app> daß es stillen Selbstbetrachtungen nachzu<pb n="189" edRef="#b"/>hängen sich schon <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app> findet, und dann ein Buch oder <pb edRef="#a" n="175"/>
eine <index indexName="subjects-index">
<term>Predigt</term>
</index>Predigt oder das Zureden eines redlichen Freundes alle
in der Seele schon <app>
<lem>vorhandne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorhandene</rdg>
</app> Triebfedern zum Guten in Bewegung setzt, <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und</rdg>
</app> die <app>
<lem>einzelen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">einzeln</rdg>
</app> eingesamleten <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe und Motiven zur <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung <app>
<lem><app>
<lem>belebt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">insgesamt belebet</rdg>
</app> werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sich herzudrängen, und mit vereinter Kraft auf das <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth wirken, so <app>
<lem>erfolgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erfolget</rdg>
</app> auf eine auffallende Art die <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Revolution</term>
</index>Revolution auf einmal. Hierin ist demnach nichts
magisches, wunderthätiges oder übernatürliches anzutreffen,
sondern alles <app>
<lem>erfolgt den <app>
<lem>psichologischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">psychologischen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entwickelt sich
psychologischen</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">entwickelt sich den</rdg>
</app>
<app>
<lem>Veränderungsgesetzen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verändrungsgesetzen</rdg>
</app>
<app>
<lem>völlig</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">der Seele ganz</rdg>
</app> gemäß.</p></item>
<item><label>2.</label> Wenn ein Mensch von Jugend auf ehrbar, nach den
durch die Erziehung in ihn gebrachten Fertigkeiten und nach
natürlicher Ehrlichkeit und Gutherzigkeit gehandelt hat, so <app>
<lem>erfolgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erfolget</rdg>
</app> die höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Verbesserung</term>
</index>Verbesserung seiner moralischen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> nur <app>
<lem>allmählig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allmälig</rdg>
</app> und nach dem <app>
<lem>Maaß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Maße</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Maaße</rdg>
</app>, <app>
<lem>nach welchem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daß</rdg>
</app> seine Einsichten in die wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit sich <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufklären und <app>
<lem>vervollkomnen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vervollkommnen</rdg>
</app> und ein solcher Mensch <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> also keinen besondern Zeitpunkt seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Bekehrung</term>
</index>Bekehrung angeben. In diesem <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Falle</rdg>
</app> befinden sich die meisten unsrer Christen, deren <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen durch das Fehlerhafte in ihren Gesinnungen aus
Mangel genungsamer <pb edRef="#d" n="171"/> Sachbegriffe von der
<index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nicht beunruhiget wird, und die sich immer für gut
genung halten, ob sie gleich sich mancherley Ausnahmen von den
<index indexName="subjects-index">
<term>Regeln der Ordnung</term>
</index>Regeln der Ordnung und <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit erlauben, bis sich nach und nach ihre
Einsichten verbessern, wenn sie so glücklich <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#d" type="v">sind,</rdg>
</app> gesunde <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Predigten</term>
</index>moralische Predigten <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">öfters</rdg>
</app> zu hören.</item>
</list></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_77">
<head>§. 77.</head>
<p>Die Mißdeutung des Lehrsatzes, daß allein der <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaube und die Ergreifung des Verdienstes <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> auch ohne <app>
<lem>Wercke</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Werke</rdg>
</app> gerecht und selig mache, hat nun in der <index indexName="subjects-index">
<term>lutherische Kirche</term>
</index><app>
<lem>lutherischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lutherischen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche den Fleiß im gutes thun ungemein <app>
<lem>ge<pb n="190" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="190"/>schwächt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geschwächt</rdg>
</app> und die beseligenden Wirkungen des Geistes der <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion auf vielerley Art eingeschränkt und <pb edRef="#a" n="176"/> verhindert. <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Lutherus</persName> eiferte zwar sehr
wider die <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werke der <index indexName="subjects-index">
<term>römische Kirche</term>
</index>römischen Kirche, aber wo er nicht <app>
<lem>polemisirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">polemisiret</rdg>
</app>, dringt er überall auf wahre Geschäftigkeit im Guten; und es <app>
<lem>scheint,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">scheint</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">scheinet,</rdg>
</app> als ob er die unglücklichen Mißdeutungen seiner Nachsprecher vorher <app>
<lem>besorgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">besorget</rdg>
</app> hätte und ihnen zuvorkommen wollen, indem er mehr denn hundertmal die
Nothwendigkeit der <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werke in seinen Schriften behauptet hat. Man lese darüber nur
seinen <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b190"/><app>
<lem>Kommentar</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Commentar</rdg>
</app> über den Brief an die Galater. Im 4ten <app>
<lem>Tom.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Tom<supplied>.</supplied></rdg>
</app> der lateinischen <app>
<lem>jenensischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jenensischen</rdg>
</app> Ausgabe seiner Werke, <app>
<lem>Blat</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Blatt</rdg>
</app> 109 schreibt er: <app>
<lem>Man muß von den <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken nur nicht sagen, daß man durch sie die <index indexName="subjects-index">
<term>Vergebung</term>
</index>Vergebung der Sünden bey Gott verdiene, sonst <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">kann</rdg>
</app> man nicht groß und rühmlich genung von <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken sprechen und sie nicht angelegentlich genung
empfehlen.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">Extra <choice>
<sic>caussam</sic>
<corr type="editorial">causam</corr>
</choice> justificationis nemo potest bona opera a Deo praecepta
satis magnifice commendare.</foreign></rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b190_2"/>Desgleichen Blatt
165. <app>
<lem>Es ist nothwendig, daß <app>
<lem>rechtschafne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">rechtschaffene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger die Lehre von den <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken eben so sorgfältig einschärfen, als die Lehre
vom <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><foreign xml:lang="lat">Necessarium est, ut pii
doctores tam diligenter urgeant doctrinam de bonis operibus,
quam doctrinam de fide.</foreign></rdg>
</app> Dem ohnerachtet ist bald nachher die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion als ein <app>
<lem>blosser</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloßer</rdg>
</app> Gegenstand des <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glaubens oder vielmehr der <app>
<lem>Spekulation</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Speculation</rdg>
</app> behandelt, und auf allen <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzeln</term>
</index>Kanzeln über theoretische gelehrte <index indexName="subjects-index">
<term>Streitfragen</term>
</index>Streitfragen <app>
<lem>polemisirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">polemisiret</rdg>
</app> worden. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b190_3"/>Als hierauf der ehrwürdige <index indexName="persons-index">
<term>Spener, Philipp Jakob</term>
</index><persName ref="textgrid:2shbv">Spener</persName> und seine Gehülfen
die Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> wiederum als eine
Sache fürs <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz <app>
<lem>vorstellten</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vorstelleten</rdg>
</app>, und nach und nach alle <app>
<lem>kordate</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gute</rdg>
</app> Leute auf ih<pb edRef="#d" n="172"/>re Seite traten, verfielen ihre
minder gelehrte und minder redliche Nachtreter auf eine <index indexName="subjects-index">
<term>mystisch</term>
</index>mystische <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache und auf Tändeleyen mit dem Körper <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, wodurch sinnliche
<index indexName="subjects-index">
<term>Gefühle</term>
</index>Gefühle <app>
<lem>erregt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erreget</rdg>
</app>, aber der Geist des Menschen wenig erleuchtet und gebessert ward.
Nachher hat man sich in den Predigten in einem engen Zirkel von
Worterklärungen über die theologischen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von <index indexName="subjects-index">
<term>Buße</term>
</index>Buße, <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben und <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>guten Werken, <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtfertigung</term>
</index>Rechtfertigung, Wiedergeburt, Natur und <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade <choice>
<abbr>u. d. g.</abbr>
<expan>und der gleichen</expan>
</choice> herumgedreht, <pb n="191" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="191"/> so daß <app>
<lem>in einem</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">im</rdg>
</app> ganzen Jahrgange oft nicht eine einzige umständliche und deutliche
Anweisung zu irgends einer <index indexName="subjects-index">
<term>christliche Tugend</term>
</index>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend anzutreffen <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">gewesen</rdg>
</app> ist, wie so viele gedruckte Postillen und Andachtsbücher beweisen.
Seit etwa 30 Jahren hat man <app>
<lem>hin und wieder</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">hier und da</rdg>
</app>
<app>
<lem>angefangen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angefangen</rdg>
</app> sich über mehrere <pb edRef="#a" n="177"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten in den <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Reden zu verbreiten, auch <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Vorschriften</term>
</index>moralische Vorschriften <app>
<lem>ausführlich</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">ausführlicher</rdg>
</app> vorzutragen. Allein noch finden sich viele zum Theil es recht gut
meinende Männer, welche <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Predigten</term>
</index>moralische Predigten für unchristliche auch wol gar für heidnische
Reden erklären. <app>
<lem>Solten</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Sollten</rdg>
</app> einige dieser Männer diese Schrift gewürdiget haben, sie bis <app>
<lem>hieher</lem>
<rdg wit="#d" type="v">hierher</rdg>
</app> zu lesen, so hoffe ich, daß wir uns hierüber mit einander
verständigen <app>
<lem>wolten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollten</rdg>
</app>. Zuvörderst bin ich mit euch, gutdenkende fromme Männer, vollkommen
darüber einig, daß aller Vortrag einzelner Pflichten dem Menschen keine
Kraft darbieten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, solche vollständig auszuüben, und daß also die <app>
<lem>blosse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bloße</rdg>
</app> Vorschriften der <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral keine <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit hervorbringen, sondern daß vorher die ganze <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gemüthsart</term>
</index>Gemüthsart</rdg>
</app> eines Menschen umgeändert oder der <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn Christi</term>
</index>Sinn <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> in ihm
hervorgebracht seyn muß, wenn er christliche <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>gute Werke verrichten soll. Ich gestehe ferner zu, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Geist des Christenthums</term>
</index>Geist des Christenthums oder wahre <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp"><index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu Gott</rdg>
</app> nur eigentlich durch die theoretischen Wahrheiten von den durch
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> uns <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekannt</rdg>
</app> gemachten guten Gesinnungen Gottes gegen uns, und von der
Wohlthätigkeit aller seiner Vorschriften <app>
<lem>überhaupt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überhaupt</rdg>
</app> in den Menschen <app>
<lem>erweckt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erwecket</rdg>
</app> werden könne: denn es <app>
<lem>läßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lässet</rdg>
</app> sich nicht die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu Gott durch einen Befehl erzwingen, sondern sie muß aus
<index indexName="subjects-index">
<term>anschauend</term>
</index>anschauender Erkentniß der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebenswürdigkeit</term>
</index>Liebenswürdigkeit Gottes entstehen. <pb edRef="#d" n="173"/> Allein <app>
<lem><app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">solte</rdg>
</app> denn</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">solte dann</rdg>
</app> nicht, <app>
<lem>wenn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wann</rdg>
</app> wir mehrere Jahre hindurch diese erfreuliche Wahrheiten geprediget
haben, endlich ein oder der <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">andere</rdg>
</app> unter <app>
<lem>unseren</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unsren</rdg>
</app> beständigen Zuhörern sich finden, der <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">nun</rdg>
</app> wirklich von der <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe Gottes <app>
<lem>überzeugt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">überzeuget</rdg>
</app> worden wäre, <app>
<lem>selbst dankbare <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen Gott empfände,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und nun von <pb n="192" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="192"/> ganzem <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen <app>
<lem>wünschte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wünschte</rdg>
</app> Gott durch sein <app>
<lem>gesamtes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gesammtes</rdg>
</app> Verhalten wohl zu gefallen, und <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> ähnlich zu werden?
Und wenn ohnstreitig <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">sich</rdg>
</app> dergleichen <app>
<lem>Personen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in allen christlichen Gemeinen <app>
<lem>anzutreffen sind</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">finden</rdg>
</app>, ist es denn nun nicht nöthig, daß wir sie ausführlicher
unterrichten, wie sie in jeder Beziehung handeln müssen, um Gott zu
gefallen? Wird denn ein Kind <pb edRef="#a" n="178"/> schon dadurch weise
und glücklich, wenn es <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu seinem Vater hat und geneigt ist, ihm in allen zu
folgen? Was hilft alle seine Bereitwilligkeit zum <app>
<lem>Gehorsam</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gehorsame</rdg>
</app>, so lange es nicht weiß, was es von Stunde zu Stunde zum Wohlgefallen
des Vaters thun und wie es sich in allen Beziehungen verhalten soll? <app>
<lem>Sehet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sehet,</rdg>
</app> da, meine <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde, darum sind <index indexName="subjects-index">
<term>moralische Predigten</term>
</index>moralische Predigten nothwendig, um den <index indexName="subjects-index">
<term>Kinder Gottes</term>
</index>Kindern Gottes, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> durch die <app>
<lem>Rathgebungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Rathgebung</rdg>
</app> ihres Vaters gern weiser und vollkommner werden möchten, solche nun
umständlicher <app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">bekannt</rdg>
</app> zu machen, damit sie in allen besondern Verhältnissen ihres Lebens
ihm wohlgefälliger werden, und sich seiner höhern Wohlthaten immer
empfänglicher machen <app>
<lem>können,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">können.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:12:2">Röm. 12,
2.</citedRange></bibl> Eben dahin zielen die vielen praktischen
Anweisungen und <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">einzelnen</rdg>
</app> Lebensregeln in den Reden <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, und in den Briefen
seiner Apostel ab; und nach <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Gal:1:8">Gal. 1, 8.</citedRange></bibl>
<ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b192"/>ist es doch
unmöglich, daß <index indexName="persons-index">
<term>Amsdorf, Nikolaus von</term>
</index><persName ref="textgrid:40vg0">Amsdorf</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Musculus, Andreas</term>
</index><persName ref="textgrid:40xjp">Muskulus</persName> ein <app>
<lem>ander</lem>
<rdg wit="#d" type="v">anderes</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangelium zu verkündigen, von Gott bevollmächtiget gewesen seyn <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app>.</p>
<p><milestone type="structure" edRef="#a" unit="no-p"/>Bey dieser Gelegenheit
fühle ich mich gedrungen, die <index indexName="subjects-index">
<term>Wunden unserer Kirche</term>
</index>Wunden <index indexName="subjects-index">
<term>unsre Kirche</term>
</index>unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche aufzudecken, nicht um ihrer zu spotten, sondern meine <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_17">
<sic>Mitbrüdern</sic>
<corr type="authorial">Mitbrüder</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Mitbrüder</rdg>
</app>
<app>
<lem>aufzufordern,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufzufordern</rdg>
</app> sich zur <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_18">
<sic>Heiligung</sic>
<corr type="authorial">Heilung</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #d" type="typo-correction">Heilung</rdg>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Heiligung</sic>
<corr type="editorial">Heilung</corr>
</choice></rdg>
</app> derselben zu ermannen. Die Verächtlichkeit, womit man über moralische
Predigten hergefahren ist, hat es <app>
<lem>veranlaßt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">veranlaßet</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">veranlasset</rdg>
</app>, daß selbst von den <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigern <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b192_2"/><app>
<lem><hi>das Studium der christlichen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index><hi>Moral</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">das Studium der christlichen Moral</rdg>
</app> unglaublich <app>
<lem>vernachlässigt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vernachläßigt</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">vernachlässiget</rdg>
</app> worden <pb edRef="#d" n="174"/> ist: obgleich in neuern Zeiten
verschiedene <app>
<lem>grosse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">große</rdg>
</app> Männer in <index indexName="subjects-index">
<term>unsre Kirche</term>
</index>unsrer Kirche vortrefliche Systeme darüber geschrieben haben.
Niemand <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>
<app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app>
<pb n="193" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="193"/> so sehr gewahr werden, als wer ein Theologe von
Profession ist, was für <app>
<lem>unbestimte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unbestimmte</rdg>
</app>, <app>
<lem>verworrne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verworrene</rdg>
</app>, und zum Theil ganz falsche <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe über viele der wichtigsten Pflichten des Christenthums in
den <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Lehrvorträgen angetroffen werden. Soll zum Beyspiel die
<index indexName="subjects-index">
<term>Demuth</term>
</index>Demuth empfohlen werden, so wird sie als eine Geneigtheit
beschrieben, sich für den größten unter den Sündern, und für ganz
nichtswürdig zu halten. Man <pb edRef="#a" n="179"/> beruft sich auch wol
dabey auf <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName> Urtheil über sich <app>
<lem>selbst,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">selbst</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:1:15">1 Tim. 1,
15.</citedRange></bibl> wo er sich den vornehmsten unter den Sündern <app>
<lem>nennet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nennt</rdg>
</app>. Wenn man aber diese Stelle <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">nur</rdg>
</app> mit dem vorhergehenden <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> im <app>
<lem>Zusammenhange,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Zusammenhange</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">mit</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:15:10">1 Cor. 15,
10.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>damit</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> vergleichen <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte</rdg>
</app>, so würde man erkennen <app>
<lem>lernen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lernen</rdg>
</app> daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Demuth</term>
</index>Demuth nicht <app>
<lem>darin besteht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">darinnen bestehet</rdg>
</app>, sich für schlechter zu halten, als man <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> sondern daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Demuth</term>
</index>Demuth eine <app>
<lem>Fertigkeit</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Geneigtheit</rdg>
</app> sey, sich seiner Unvollkommenheiten bewußt zu seyn, ohne die <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten, die man hat, zu verkennen. Denn <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName>, welcher sich darum
den größten Sünder und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">den</rdg>
</app> geringsten unter den Aposteln <app>
<lem>nennet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nennt</rdg>
</app>, weil er vorher den Namen <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> verlästert und die
Apostel verfolget hatte, verringert theils selbst die anscheinende <app>
<lem>Grösse</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Größe</rdg>
</app> seiner Vergehung dadurch, daß er bemerkt, er habe es aus Unwissenheit <app>
<lem>gethan;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gethan,</rdg>
</app> theils <app>
<lem>erwähnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">erwähnet</rdg>
</app> er auch seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Talente</term>
</index>Talente und des treuen <app>
<lem>Gebrauchs</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Gebrauches</rdg>
</app> derselben, daß er mehr gearbeitet <app>
<lem>habe,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">habe</rdg>
</app> als alle übrige Apostel. In was für Aengstlichkeit <app>
<lem>versetzt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">versetzet</rdg>
</app> man aber nicht den Christen, wenn man es ihm zur <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht macht, sich für den nichtswürdigsten unter den Menschen zu
halten, und dieses <index indexName="subjects-index">
<term>Demuth</term>
</index>Demuth <app>
<lem>nennet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nennt</rdg>
</app>: da es doch der Fehler der Niederträchtigkeit ist, wenn man seinen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Werth verkennet. So <app>
<lem>geht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gehet</rdg>
</app> es nun fast mit allen Pflichten; theils werden sie zum <app>
<lem>Nachtheil</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Nachtheile</rdg>
</app> andrer Pflichten übertrieben, theils aus ganz falschen
Gesichtspunkten <app>
<lem>vorgestellet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorgestellt</rdg>
</app>, überall aber solche schwankende <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe davon dargeboten, daß bey <app>
<lem>Kollisionen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Collisionen</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">dem anscheinenden Streite der Pflichten,</rdg>
</app> der Christ mit aller Gewissenhaftigkeit oft thöricht und wider seine
<pb n="194" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="194"/>
<app>
<lem>Wolfart</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wohlfahrt</rdg>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart</rdg>
</app> zu han<pb edRef="#d" n="175"/>deln veranlasset wird. Unbeschreiblich
groß ist der hieraus täglich entstehende Nachtheil für die Christen. Man
stelle sich nur eine Anzahl Kinder vor, welchen man täglich vorpredigte, wie
gütig ihr Vater gegen sie gesinnet sey, wie sehr sie aus <index indexName="subjects-index">
<term>Dankbarkeit</term>
</index>Dankbarkeit ihm in <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">allem</rdg>
</app> zu folgen verpflichtet wären, und wie glücklich sie dabey werden
würden; denen man <app>
<lem>aber,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aber</rdg>
</app> wenn sie nun begierig wären zu wissen, wie und wodurch sie ihrem <pb edRef="#a" n="180"/> Vater wohlgefällig werden <app>
<lem>könten</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">könnten</rdg>
</app>, die väterlichen Vorschriften <app>
<lem>desselben</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> entweder gar nicht <app>
<lem><app>
<lem>bekant</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bekannt</rdg>
</app> machte,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">bekannt machte</rdg>
</app> oder <app>
<lem>ihnen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> falsche und mangelhafte Erklärungen darüber <app>
<lem>gebe</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ertheilte</rdg>
</app>: würden diese Kinder wol täglich weiser und <app>
<lem>vollkommner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vollkomner</rdg>
</app> werden können? Wären unsre gemeine Christen selbst die Weisheitslehre
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> zu erfinden
geschickt, wozu bedürfte es einer <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung? wozu wären so viele Ermahnungen zu einzelnen Pflichten
in jeder Beziehung des Lebens in den apostolischen Schriften <app>
<lem>verzeichnet?</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verzeichnet.</rdg>
</app></p>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_78">
<head>§. <app>
<lem><choice>
<sic>64.</sic>
<corr type="editorial">78.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #d" type="typo-correction">78.</rdg>
</app></head>
<p>Ein <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">anderer</rdg>
</app> sehr <app>
<lem>grosser</lem>
<rdg wit="#d" type="v">großer</rdg>
</app> Fehler der <app>
<lem>theologischen <index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart und der</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Lehrvorträge, welcher dem Zwecke <app>
<lem>unsres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
</app> Amtes überaus nachtheilig wird, ist <app>
<lem><app>
<lem><hi>die</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v">die</rdg>
</app>
<hi>fast allgemeine Gewohnheit auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzeln</term>
</index>Kanzeln immer zu</hi>
<app>
<lem><hi>tadeln</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>tadlen</hi></rdg>
</app>
<hi>und niemals zu loben.</hi> Da,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die fast allgemeine Gewohnheit auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzeln</term>
</index>Kanzeln immer zu tadeln und niemals zu loben. Da</rdg>
</app> so viel ich <app>
<lem>weiß,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">weiß</rdg>
</app> diese üble Gewohnheit und ihr verderblicher Einfluß noch nicht <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlich gerüget worden ist, so will ich ausführlicher zeigen, wie <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">solches</rdg>
</app> theils auf ganz falschen Gründen beruhe, <app>
<lem>theils</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>thelis</sic>
<corr type="editorial">theils</corr>
</choice></rdg>
</app> wider das Beyspiel <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> und der Apostel sey;
theils dem Christen die <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">großen</rdg>
</app> innern <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index><app>
<lem>Belohnungen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Belohnungen</rdg>
</app>
<app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> Gott mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index><app>
<lem>Bewußtseyn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bewustseyn</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guter Gesinnungen zur Aufmunterung in der <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend <app>
<lem>verknüpft</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verknüpfet</rdg>
</app> hat, beraube; theils auf mehr denn eine Art die volle Wirkung des
<index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangeliums und unserer Amtsbemühungen hindre.</p>
<p>1. Es liegen ganz <app>
<lem>verworrne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verworrene</rdg>
</app> und falsche <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe bey der üblichen Tadelsucht zum Grunde. Alle unsre <index indexName="subjects-index">
<term>gute Werke</term>
</index>gu<pb n="195" edRef="#b"/>ten <app>
<lem><choice>
<sic>Werken</sic>
<corr type="editorial">Werke</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Werke</rdg>
</app> sind unvollkommen, das ist <app>
<lem>wahr;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wahr,</rdg>
</app> aber <pb edRef="#c" n="195"/> Gott fordert auch so wenig, als irgends
ein menschlicher <app>
<lem>Vater,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vater</rdg>
</app> von schwachen unmündigen <app>
<lem>Kindern,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kindern</rdg>
</app> mehr als aufrichtigen <pb edRef="#d" n="176"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen und treuen Gebrauch der <app>
<lem>vorhandnen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vorhandenen</rdg>
</app> Kräfte, Einsichten und Gelegenheiten. Selbst fehlerhafte und
verunglückende Versuche eines <app>
<lem>Kindes,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kindes</rdg>
</app> gut zu <app>
<lem>handeln,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">handeln</rdg>
</app> sind väterlichen Augen bereits angenehm, und werden von vernünftigen
Aeltern mit Beyfall <app>
<lem>bemerkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bemerket</rdg>
</app> und belohnt. <app>
<lem>Man</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Ja man</rdg>
</app> mag <app>
<lem>nun</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> in <pb edRef="#a" n="181"/> Absicht der natürlichen Kräfte des
Menschen die Lehre des <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> oder die Lehre
der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">in <choice>
<sic>seinen</sic>
<corr type="editorial">seinem</corr>
</choice>
<index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System</rdg>
<rdg wit="#d" type="pt">in seinem Systeme</rdg>
</app> annehmen, so <app>
<lem>folgt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">folget</rdg>
</app> aus <app>
<lem>beiden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beyden</rdg>
</app>, daß wir <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#d" type="v">alle,</rdg>
</app> auch noch so mangelhafte <app>
<lem>Aeusserungen</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Aeußerungen</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>guter Wille</term>
</index>guten <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens unsrer <app>
<lem>Zuhörer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zuhörer,</rdg>
</app> loben müssen. <list>
<item><label><app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>a.</sic>
<corr type="editorial">a)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Glaubt man mit <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName>, daß Gott
alles Gute in dem Menschen in Absicht jeder Handlung wirken müsse:
so ist es ja die größte Undankbarkeit gegen Gott, wenn man das Gute,
was er im Menschen <app>
<lem><app>
<lem>hervorbringt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">hervorbringet</rdg>
</app>, verkennet</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hervorbringet, verkent</rdg>
</app> oder für geringschätzig hält; und man ehret und preiset <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">dagegen</rdg>
</app> Gott und seine <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade selbst, wenn man alle <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>gute Gesinnungen, Vorsätze, Versuche und Handlungen der
Christen in <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihren</rdg>
</app> wahren <app>
<lem>Werth</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Werthe</rdg>
</app> vorstellet und <app>
<lem>rühmet</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">rühmt</rdg>
</app>. Doch vielleicht wird der Mensch nur getadelt, weil er den
Wirkungen Gottes nicht <app>
<lem>genungsam</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genungsamen</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">gnugsamen</rdg>
</app> Raum giebt, weil er <app>
<lem>widersteht.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">widerstehet?</rdg>
</app>
<app>
<lem>Allein,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Allein</rdg>
</app> meine <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde, wisset ihr denn gewiß, daß alle eure Zuhörer immer
widerstehen, und <app>
<lem>solten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollten</rdg>
</app> nicht wenigstens alle, in so fern sie nicht widerstanden und
daher Gutes gethan haben, gelobet werden? Ich will mich einmal ganz
in <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> Theorie <app>
<lem>hineindenken,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hineindenken</rdg>
</app> und die Sache durch ein passendes Gleichniß ins <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht setzen. Man nehme an, daß ein Kind schreiben lernen <app>
<lem>solte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">soll;</rdg>
</app> der Vater <app>
<lem>verlangt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verlanget</rdg>
</app>
<app>
<lem>nun,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nun</rdg>
</app> es soll ihm nur seine Hand lediglich überlassen und nicht
widerstehen. Er <app>
<lem>faßt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">fasset</rdg>
</app> also die Hand des Kindes und <app>
<lem>führt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">führet</rdg>
</app> sie: allein das Kind macht mit seiner Hand widerwärtige Be<pb n="196" edRef="#b"/>wegungen und daher geräth kein <index indexName="subjects-index">
<term>Buchstabe</term>
</index>Buchstabe. Nach <pb n="196" edRef="#c"/>
<app>
<lem>öftern</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">öfterm</rdg>
</app> Erinnern und fehlgeschlagenen Versuchen <app>
<lem>überläßt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überläßet</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">überlässet</rdg>
</app> endlich das Kind seine Hand so ziemlich der Regierung des
Vaters, und nun <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app> ein zierlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Buchstabe</term>
</index>Buchstabe zum Vorschein. Sagt mir nun, <index indexName="subjects-index">
<term>Freunde</term>
</index>Freunde, was würdet ihr in diesem <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Falle</rdg>
</app> zu eurem Kinde sagen? <pb edRef="#d" n="177"/> Etwa: mein
Sohn sey ja nicht stolz darauf, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Buchstabe</term>
</index>Buchstabe so schön gerathen ist, du hast gar <pb edRef="#a" n="182"/> nichts dazu beygetragen, du <app>
<lem>kanst</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kannst</rdg>
</app> nichts, dein Vater hat ihn ganz allein durch seine
Geschicklichkeit <app>
<lem>hervorgebracht;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hervorgebracht,</rdg>
</app> blos das Fehlerhafte daran ist deine <index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld, weil du hast <app>
<lem>mitschreiben</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mit schreiben</rdg>
</app> wollen. Oder würde nicht jeder vernünftige Vater sagen:
Siehe, mein Sohn, wie schön der <index indexName="subjects-index">
<term>Buchstabe</term>
</index>Buchstabe aussiehet, <app>
<lem>dismal</lem>
<rdg wit="#d" type="v">diesmal</rdg>
</app> hast du es recht gemacht; so schön wirst du bald selbst
schreiben lernen, wenn du nur aufmerksam bist und mit deiner Hand
immer meiner Führung <app>
<lem>folgest</lem>
<rdg wit="#a" type="v">folgst</rdg>
</app>, es wird jedesmal <app>
<lem>immer noch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">noch immer</rdg>
</app> schöner gerathen. <app>
<lem>Wolan,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wolan</rdg>
</app> so redet denn auch eben so zweckmäßig auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Kanzeln</term>
</index>Kanzeln und saget wenigstens: Ich danke Gott allezeit,
lieben Brüder, eurentwegen, so oft ich euer gedenke in meinem <index indexName="subjects-index">
<term>Gebet</term>
</index>Gebet, daß ihr seine <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade nicht vergeblich empfahet. Ich bemerke unter euch
rechtschaffene Väter und Mütter, redliche Kaufleute, gutgesinnte,
treue und <app>
<lem>fleissige</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">fleißige</rdg>
</app> Dienstboten <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> es <app>
<lem>geschieht</lem>
<rdg wit="#d" type="v">geschiehet</rdg>
</app> täglich in allen <app>
<lem>Häussern</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Häusern</rdg>
</app> so <app>
<lem>viel Gutes</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">vieles Gute</rdg>
</app>, so <app>
<lem>viele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">viel</rdg>
</app> unter euch geben die unverdächtigsten Beweise, daß sie sich
vom <index indexName="subjects-index">
<term>Geist Christi</term>
</index>Geiste <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> regieren,
und Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Gnade</term>
</index>Gnade in sich wirken lassen. Seyd dankbar gegen diese <app>
<lem>innre</lem>
<rdg wit="#d" type="v">innere</rdg>
</app> göttliche Wirkungen auf euch, und überlasset euch immer mehr
denenselben. <app>
<lem><app>
<lem>Solte dis</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Sollte dieses</rdg>
</app> nicht mehr Aufmunterung veranlassen, als das ewige
Tadeln? und kan man fehlen, wenn man dem Apostel
nachspricht? <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Thess:1:2" to="f">1 Teßl. 1, 2 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Thess:1:3" to="f">2 Teßl. 1, 3 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></item>
<item><label><app>
<lem><choice>
<sic>b.</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">b)</rdg>
</app></label> Doch, meine Brüder, warum <app>
<lem>wolt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollt</rdg>
</app> ihr euch vom <index indexName="classics-index">
<term>Augustin von Hippo</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName> länger
die Augen verbinden lassen, wenn ihr <pb n="197" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="197"/> die Kanzel <app>
<lem>besteigt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">besteiget</rdg>
</app>? denn in der That sehet ihr, so bald ihr die Augen eures
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstandes nur öfnet, mit völliger Gewißheit ein, daß der
Mensch zu seinen guten Handlungen sich selbst bestimmen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> und muß, und <app>
<lem>darüber</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
<rdg wit="#d" type="pp">daß er</rdg>
</app> das Lob <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">darüber</rdg>
</app> so wol <app>
<lem>verdient</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verdienet</rdg>
</app>, als über seine Vergehungen den Tadel. Ich habe Predigten <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehöret</rdg>
</app>, in welchen auf das strengste und ausführlichste erwiesen
ward, der Mensch könne gar nichts zu seinen guten <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><choice>
<sic>Entschlies<pb edRef="#d" n="178"/>ßungen</sic>
<corr type="editorial">Entschlie<pb edRef="#d" n="178"/>ßungen</corr>
</choice></rdg>
</app> beytragen, alles was wir selbst wirkten sey verwerflich, und
daher müßten wir alles <app>
<lem>Gute</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gute,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Gute,</rdg>
</app> was wir <pb edRef="#a" n="183"/> etwa thäten, Gott allein
zuschreiben, und uns von allem Selbstruhm und Mitwirken ausleeren.
Allein gleich nach vollendetem Beweise dieser Sätze und noch am <app>
<lem><app>
<lem>Schluß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schluße</rdg>
</app> derselben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schluße derselbigen</rdg>
</app> Predigt <app>
<lem><app>
<lem>offenbarte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">offenbarete</rdg>
</app> sichs</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">offenbarete es sich</rdg>
</app>, daß der Redner von allem, was er erwiesen hatte, im Grunde
nicht überzeugt war; so sehr er sich überredet haben <app>
<lem>mochte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">mochte</rdg>
</app> es selbst zu glauben. Er dankte seiner Gemeine für einige <app>
<lem>freiwillige</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">freywillige</rdg>
</app> Geschenke, womit <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_19">
<sic>sie re</sic>
<corr type="authorial">sie ihre</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">sie ihre</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe und Erkentlichkeit gegen seine Bemühungen <app>
<lem>um sie,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> in der <app>
<lem>verfloßnen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verflossenen</rdg>
</app> Woche an den Tag <app>
<lem>gelegt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">geleget</rdg>
</app> hatten. Hierbey ward <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">nun aber</rdg>
</app> gar nicht gesagt, daß Gott allein das Gute gethan, und <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">die Zuhörer</rdg>
</app> nichts dazu beygetragen <app>
<lem>hätten;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">hätten:</rdg>
</app> es wurde nichts davon erwähnt, daß alle ihre <app>
<lem>eigne Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">eigene Entschließungen</rdg>
</app> verwerflich wären; auch keine <app>
<lem>Warnung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Warnungen</rdg>
</app> gegen den <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">geistlichen</rdg>
</app> Stolz und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">die</rdg>
</app> Selbstgenügsamkeit <app>
<lem>beygefügt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">beygefüget</rdg>
</app>; sondern aller Dank und <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre ward den gutgesinneten Leuten lediglich und allein
zugeeignet, und ihnen noch <app>
<lem>oben ein</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">überdis</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">überdies</rdg>
</app> eine gewisse Belohnung dafür von Gott versprochen. Warum
veränderte sich hier die <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache des <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigers so sehr? Gewiß nicht aus Mangel der Redlichkeit,
denn es war ein sehr gewissenhafter Mann, sondern weil er nun nicht
mehr ans <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index>System dachte, sondern seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft <app>
<lem>brauchte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gebrauchte</rdg>
</app>, die ihm sehr richtig <app>
<lem>sagte: <hi>um die Menschen im</hi>
<app>
<lem><choice>
<sic><hi>Guschen</hi></sic>
<corr type="editorial"><hi>Guten</hi></corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction"><hi>Guten</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>aufzumuntern</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>aufzumuntern,</hi></rdg>
</app>
<hi>muß</hi>
<pb edRef="#c" n="198"/>
<hi>man jede</hi>
<app>
<lem><hi>Auesserung</hi></lem>
<rdg wit="#d" type="v">Aeußerung</rdg>
</app>
<pb n="198" edRef="#b"/>
<hi>des guten</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index><hi>Willens, jeden auch</hi>
<app>
<lem><hi>unvollkomnen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>unvolkomnen</hi></rdg>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>unvollkommnen</hi></rdg>
</app>
<hi>Versuch gut zu seyn, loben.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sagte, um die Menschen im Guten
aufzumuntern muß man jede Aueßerung des guten <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willens, jeden auch unvollkommnen Versuch gut zu
seyn, loben.</rdg>
</app> So lasset euch denn, meine Brüder, nicht mehr durch
menschliche Lehrformeln verblenden, sondern brauchet euren gesunden
<index indexName="subjects-index">
<term>Verstand</term>
</index>Verstand und eure <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app> natürliche <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft so ganz und völlig im <app>
<lem>Dienst</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dienste</rdg>
</app> eures Gottes, wie ihr sie mit <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen in den Angelegenheiten eures eignen Interesse
anwendet.</item>
</list></p>
<p>2. <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName> und die Apostel
haben jede gute <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung und jede <app>
<lem>Aeusserung</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">Aeußerung</rdg>
</app> derselben gelobt. <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>
<pb edRef="#a" n="184"/> rüh<pb edRef="#d" n="179"/>met viele wegen ihres
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index><app>
<lem>Vertrauens</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vertrauen</rdg>
</app> gegen <app>
<lem>ihn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihn</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:8:10">Matth. 8,
10.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:15:28"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 15, 28.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:9:22"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 9, 22.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mk:10:52">Marc. 10,
52.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:7:50">Luc. 7,
50.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:8:48"><app>
<lem><choice>
<sic>K. 8, 48,</sic>
<corr type="editorial">K. 8, 48.</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">K. 8, 48.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:17:19"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 17, 19.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:42"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 18, 42.</citedRange></bibl> den <index indexName="persons-index">
<term>Nathanael</term>
</index><persName ref="textgrid:3rrtp">Nathanael</persName> wegen seiner
<index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index><app>
<lem>Rechtschaffenheit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Rechtschaffenheit</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:1:47">Joh. 1,
47.</citedRange></bibl> die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b198"/><index indexName="persons-index">
<term>Maria (von Bethanien)</term>
</index><persName ref="textgrid:3vr8d">Maria</persName> wegen <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> Erweisung ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen <app>
<lem>ihn,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihn</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mk:14:6">Marc. 14,
6.</citedRange></bibl> den <index indexName="persons-index">
<term>Petrus</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t8">Simon</persName> wegen
seiner <app>
<lem>Freimüthigkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Freymüthigkeit</rdg>
</app> und <app>
<lem>Standhaftigkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Standhaftigkeit</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:16:17 Mt:16:18">Matth. 16,
17. 18.</citedRange></bibl> wenn die Jünger sich wegen ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guten Gesinnungen und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">um</rdg>
</app> deren <app>
<lem>Beweisen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Erweisungen</rdg>
</app> rühmten, tadelt er sie deswegen nicht, sondern versichert ihnen <app>
<lem>Belohnung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Belohnung</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:19:27">Matth. 19, <app>
<lem>27.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">27. <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app></citedRange></bibl> und wenn auch das Vollbringen der guten
Vorsätze fehlte, lobet er doch den <index indexName="subjects-index">
<term>guter Wille</term>
</index>guten <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen und entschuldiget, anstatt zu <app>
<lem>schelten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schelten</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:26:41">Matth. 26,
41.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mk:10:17" to="f">Marc. 10,
17 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mk:12:34"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 12, 34.</citedRange></bibl>
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Paulus</persName> lobt durchaus die <app>
<lem>Gemeine</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gemeinen</rdg>
</app> zu Philippen und zu Thessalonich, wie auch den <index indexName="persons-index">
<term>Timotheus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cr">Timotheus</persName>, <index indexName="persons-index">
<term>Titus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r6cs">Titus</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Philemon</term>
</index><persName ref="textgrid:40xkd">Philemon</persName>, in den an sie
gerichteten <app>
<lem>Briefen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Briefen,</rdg>
</app> und in allen seinen Schriften rühmet er das vorzügliche Verhalten
einiger Glieder der Gemeine namentlich, ohne eine Warnung <app>
<lem><app>
<lem>vor <app>
<lem>geistlichem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geistlichen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">gegen den geistlichen</rdg>
</app> Stolz</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gegen den geistlichen Stoltz</rdg>
</app> dabey für nöthig zu halten. <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b198_2"/>Eben <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dieses</rdg>
</app> thut der Verfasser des 2ten und 3ten <app>
<lem>der Briefe, die dem <index indexName="persons-index">
<term>Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t3">Johannes</persName>
zugeeignet worden</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Briefes Johannes</rdg>
</app>.</p>
<p>3. Man <app>
<lem>raubt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">raubet</rdg>
</app>
<app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app> Christen die unmittelbare eigenthümliche Belohnung, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> Gott mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guter <app>
<lem>Gesinnungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung</rdg>
</app> zur Aufmunterung in der <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend <app>
<lem>verknüpft</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verknüpfet</rdg>
</app> hat, wenn man statt das Gute zu loben, nur <pb n="199" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="199"/> auf die Mängel desselben <app>
<lem>sieht</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">siehet</rdg>
</app> und diese immerfort tadelt. Was ist denn das Zeugniß des Geistes
Gottes im <index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herzen? ist es nicht die aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Bewußtseyn</term>
</index>Bewußtseyn Gott <app>
<lem>wohl gefälliger</lem>
<rdg wit="#a #d" type="pp">wohlgefälliger</rdg>
</app> Gesinnungen entstehende Zuversicht zu ihm? Der Beyfall <app>
<lem>unsres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens und die daraus erwachsende Werthschätzung unsrer selbst
ist die eigenthümliche natürliche Belohnung, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> Gott der <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend <app>
<lem>bestimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestimmt</rdg>
</app> hat. Wie soll aber der Christ diese <app>
<lem>geniessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genießen</rdg>
</app>? Wie soll in ihm <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">die</rdg>
</app> Versicherung, daß er ein Kind Gottes sey, entstehen, wenn wir
immerfort alles für <app>
<lem>schlecht,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schlecht</rdg>
</app> für nichtswürdig erklären, was er thut? Aus den Früchten, sagt <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>, soll die Gü<pb edRef="#a" n="185"/>te des Baums <app>
<lem>erkant</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">erkannt</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>werwerden</sic>
<corr type="editorial">werden</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">werden</rdg>
</app>, und aus den Erweisungen der <pb edRef="#d" n="180"/> Menschenliebe
sollen, nach <index indexName="persons-index">
<term>Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t3">Johannis</persName> Ausspruch,
Christen von sich selbst wahrnehmen, ob sie mit Gott vereiniget sind. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:3:21 1Joh:3:24">1 Joh. 3, 21.
24.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Joh:2:3" to="f"><choice>
<abbr>K.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 2, 3 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl></rdg>
</app> Tadeln wir unaufhörlich die Früchte, finden wir das Betragen unserer
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchkinder</term>
</index>Kirchkinder immer verwerflich, so rauben wir ihnen alle wahre Gründe
der Freudigkeit zu Gott und allen Muth zur <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend. Lobten wir dagegen jeden Versuch im Guten; <app>
<lem>erweckten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwekten</rdg>
</app> wir sie zur <app>
<lem>Aufmerksamkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Aufmerkmerksamkeit</sic>
<corr type="editorial">Aufmerksamkeit</corr>
</choice></rdg>
</app> auf die erhabene Freude, welche der Beyfall <app>
<lem>unsres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsers</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens gewährt; sprächen wir ihnen mehr Muth durch Billigung
ihrer Bestrebungen ein, warlich wir würden <app>
<lem>bald</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> bessere und seligere Christen haben.</p>
<p>4. Der tadelnde mürrische Ton in Predigten hindert den Zweck <app>
<lem>unsres Amtes</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">unsers Amts</rdg>
</app> auf mehr denn eine Art. Dahin <app>
<lem>gehört</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gehöret</rdg>
</app>: <list>
<item><label><choice>
<sic>a.</sic>
<corr type="editorial">a)</corr>
</choice></label> So oft der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger seinen Vortrag mit allgemeinen <app>
<lem>Verweisen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Beweisen</rdg>
</app> anfängt, und zum Beyspiel <app>
<lem>sagt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">saget</rdg>
</app>: Es ist traurig, wenn man das Betragen unsrer heutigen
Christen beobachtet, so wenig Redlichkeit und thätige Menschenliebe <app>
<lem>wahrzunehmen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wahr zunehmen</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> so <app>
<lem>denkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">denket gewiß</rdg>
</app> keiner der Zuhörer an sich, sondern an irgends einen <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> seiner <app>
<lem>Nachbaren</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Nachbarn</rdg>
</app>, der nach seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung der falsche und lieblose Mensch ist, welcher diesen
Verweis <app>
<lem>ver<pb n="200" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="200"/>dient</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verdienet</rdg>
</app>. So bald aber der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger sagt: ich freue mich, geliebte Zuhörer, daß ich
täglich Beweise von Redlichkeit und christlichen mildthätigen
Gesinnungen <app>
<lem>von</lem>
<rdg wit="#d" type="v">bey</rdg>
</app> vielen unter euch <app>
<lem>wahrnehme;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wahrnehme,</rdg>
</app> und ich zweifle nicht, daß auch manches Gute im Verborgenen
von euch <app>
<lem>ausgeübt</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">ausgeübet</rdg>
</app> wird, was ich nicht erfahre: so wird jeder aufmerksam und
begierig sich so <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vieles</rdg>
</app> von dem Vortrage selbst <app>
<lem>zu <app>
<lem>zueignen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zueignen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">zuzueignen,</rdg>
</app> als er nur <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>; und dann ist es leicht in das sich uns entgegen öfnende
<index indexName="subjects-index">
<term>Herz</term>
</index>Herz den Samen <app>
<lem><choice>
<sic>des</sic>
<corr type="editorial">der</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">der</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend zu streuen, und wo er vorhanden ist, ihn zu
befruchten. Gesetzt auch wir <app>
<lem>äus<pb edRef="#a" n="186"/>serten <app>
<lem>größrers</lem>
<rdg wit="#c" type="v">grösseres</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="pp">äußerten größeres</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unserer</rdg>
</app> Gemeine, als die wenigsten Mitglieder verdienten; so <app>
<lem>lehrt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">lehret</rdg>
</app> doch die <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung, daß kein <app>
<lem>wirksamer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirksameres</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">wirksamers</rdg>
</app> Mittel <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app>
<app>
<lem>Leute</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Leute,</rdg>
</app> die noch <app>
<lem>unschlüßig</lem>
<rdg wit="#d" type="v">unschlüssig</rdg>
</app> sind, wie sie sich bestimmen wollen, zu guten <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Entschließungen</rdg>
</app> aufzumuntern und da<pb edRef="#d" n="181"/>rin zu befestigen,
als <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">wenn</rdg>
</app> man recht <app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vieles</rdg>
</app> Zutrauen zu ihnen <app>
<lem>bezeiget</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">äußert</rdg>
</app>.</item>
<item><label><choice>
<sic>b.</sic>
<corr type="editorial">b)</corr>
</choice></label> So oft wir allgemein oder zu <app>
<lem>unbestimt</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">unbestimmt</rdg>
</app> die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkart</term>
</index>Denkart</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart</rdg>
</app> und das Verhalten unsrer Zuhörer tadeln, machen wir die
besten Gemüther muthlos und schwächen allen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Fleiß in der <index indexName="subjects-index">
<term>Heiligung</term>
</index>Heiligung. Denn wer sich bewußt ist, mit aller Redlichkeit
zu <app>
<lem>handeln,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">handeln</rdg>
</app> und <app>
<lem>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denn</rdg>
</app> doch immer Vorwürfe hören muß, <app>
<lem>verliert</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">verlieret</rdg>
</app> nothwendig alle Lust sich weiter Mühe zu geben. Bey einem
andern <app>
<lem>Theil</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Theile</rdg>
</app> der Zuhörer, welche noch gleichgültig gegen ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen sind, schwächen wir dagegen die Beweggründe sich zu
bessern: indem dergleichen Leute auf die Gedanken kommen, es müsse
doch wol nicht möglich seyn, so gut <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">werden</rdg>
</app> zu <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">können</rdg>
</app> als der <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger es verlange; weil doch noch keiner in der Gemeine
so geworden sey: und nun <app>
<lem>denkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">denket</rdg>
</app> jeder derselben, er habe nicht eben nöthig der erste zu seyn, <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welcher</rdg>
</app> den mühseligen Versuch wagen <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>. Wenn wir dagegen loben, so beweisen wir dadurch zugleich die
Möglichkeit und Wirk<pb n="201" edRef="#b"/><pb edRef="#c" n="201"/>lichkeit wahrer Christen, welche sich der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre Jesu</term>
</index>Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> gemäß
verhalten; und <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> ermuntert andre zu ähnlichen Versuchen. Diejenigen aber,
welchen ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen <app>
<lem>erlaubt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erlaubt</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">erlaubet,</rdg>
</app> sich das Lob des <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigers <app>
<lem>zu zueignen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">zuzueignen</rdg>
</app>, werden aufs neue ermuntert, sich immer mehr <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> ähnlich zu <app>
<lem>bilden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bilden,</rdg>
</app> und überhaupt wird das <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen und die <app>
<lem>Zuneigung</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Zuneignung</sic>
<corr type="editorial">Zuneigung</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Zueignung</sic>
<corr type="editorial">Zuneigung</corr>
</choice></rdg>
</app> einer Gemeine gegen ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer ausnehmend vermehrt, wenn sie <app>
<lem>bemerkt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">bemerket</rdg>
</app>, daß er <app>
<lem>als ein liebreicher Vater</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zu ihren Gesinnungen und Aufmerksamkeit auf das
Gute, was sie zu thun <app>
<lem>suchen,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sich bemühen, als ein liebreicher
Vater</rdg>
</app> beweiset. <pb edRef="#a" n="187"/></item>
<item><label>
<app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a #d" type="typo-correction"><choice>
<sic>c.</sic>
<corr type="editorial">c)</corr>
</choice></rdg>
</app></label> Wenn wir uns an einen mürrischen tadelnden Ton in
unsern <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_20">
<sic>Verträgen</sic>
<corr type="authorial">Vorträgen</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Vorträgen</rdg>
</app> gewöhnen, so verstärken wir bey unsern Zuhörern die
menschenfeindliche Geneigtheit nur immer auf die Fehler des Nächsten
zu sehen, und das Gute desselben zu verkennen. Hiedurch vermehren
wir auch insonderheit bey heuchlerischen Leuten den geistlichen
Stolz, die Verachtung <app>
<lem>anderer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andrer</rdg>
</app> und den Hang zum <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b201"/><app>
<lem>Splitterrichten</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Splittterichten</sic>
<corr type="editorial">Splitterrichten</corr>
</choice></rdg>
</app>, wovon wir leicht selbst, so bald wir ihre <pb edRef="#d" n="182"/> Fehler berühren, der Gegenstand werden. <app>
<lem>Die Tadelsucht ist unter den Christen weit stärker als
unter <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">allen</rdg>
</app> andern Religionsverwandten; unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Protestanten</term>
</index>Protestanten gemeiner und spitzfindiger, als unter
den <app>
<lem>Katholicken</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><index indexName="subjects-index">
<term>Katholiken</term>
</index>Katholiken</rdg>
</app>, und nirgends übertriebener als unter den <index indexName="subjects-index">
<term>Pietisten</term>
</index>Pietisten. Denn jemehr in den <index indexName="subjects-index">
<term>öffentlich</term>
</index>öffentlichen Lehrvorträgen theils die <app>
<lem>Anforderungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anforderung</rdg>
</app> und Vorschriften der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion <app>
<lem>überspannt werden</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">überspannet</rdg>
</app>, theils alle menschliche Handlungen von ihrer
fehlerhaften Seite <app>
<lem>vorgestellt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vorgestellet</rdg>
</app> und <app>
<lem>ihre</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">deren</rdg>
</app> Unvollkommenheiten <app>
<lem>gerügt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">gerüget</rdg>
</app> werden; desto <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#d" type="v">größere</rdg>
</app> und allgemeinere Geneigtheit zum Splitterrichten und <app>
<lem>unbilligen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unbilligem</rdg>
</app> übertriebenen <app>
<lem>Tadel</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Tadeln</rdg>
</app> muß sich in der Gemeine verbreiten.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Wenn wir <app>
<lem>dargegen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dagegen</rdg>
</app> das Gute, so viel wir dessen gewahr <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden;</rdg>
</app>
<app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">(und</rdg>
</app> warlich es ist dessen unglaublich viel mehr als man
gewöhnlich <app>
<lem>bemerkt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bemerkt;</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">bemerkt,)</rdg>
</app> an unsern Zuhörern loben, und <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">sol<pb edRef="#c" n="202"/>ches</rdg>
</app>
<pb n="202" edRef="#b"/> ins <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht setzen, so gewöhnen wir unsere Gemeine zur Fertigkeit
auf das Gute mehr, als auf die Fehler des Nächsten zu <app>
<lem>merken;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">merken,</rdg>
</app> und eben dieses ist die Grundlage der <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe</term>
</index>Menschenliebe und aller göttlichen Tugenden, welche das
Christenthum als das wahre Mittel, zu <index indexName="subjects-index">
<term>gesellschaftliche Glückseligkeit</term>
</index>gesellschaftlicher Glückseligkeit zu gelangen, <app>
<lem>empfielt</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">empfiehlt</rdg>
</app>.</item>
<item><label><choice>
<sic>d.</sic>
<corr type="editorial">d)</corr>
</choice></label> Wenn wir ewig über unsre Gemeine <app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_21">
<sic>Unzufriedeheit</sic>
<corr type="authorial">Unzufriedenheit</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">Unzufriedenheit</rdg>
</app>
<app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">äußern</rdg>
</app>, was sollen, sagt mir theureste Amtsbrüder! die Feinde der
<index indexName="subjects-index">
<term>christliche Religion</term>
</index>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion von ihrer Göttlichkeit und Wirksamkeit <app>
<lem>denken.</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">denken?</rdg>
</app> Wenn ein Ungläubiger in die Predigt eines Mannes <app>
<lem>komt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kommt</rdg>
</app>, der 20, 30, 40 <app>
<lem>Jahre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Jahr</rdg>
</app> an einer Gemeine gestanden hat, und der seine <app>
<lem>beständige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">beständigen</rdg>
</app> Zuhörer doch noch durchaus für schlechte ungebesserte
Menschen erklärt, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> noch keine <app>
<lem>einzige</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend in einigem Grade besitzen, was soll er für <index indexName="subjects-index">
<term>Vertrauen</term>
</index>Vertrauen zur seligmachenden Kraft des <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelium</term>
</index>Evangeliums fassen? Aber lasset ihn einer Predigt beywohnen,
darin wir nach der Wahrheit eine Anzahl rühmlicher Handlungen unsrer
Christen erzehlen; nicht eben heroische, welche die <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b202"/>Posaune des
Gerüchts <app>
<lem>anfüllen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">füllen</rdg>
</app>, sondern die weniger <app>
<lem>bemerkbare edeln</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">bemerkbaren edlen</rdg>
</app> sanften Bestrebungen der <app>
<lem>häußlichen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">häuslichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Frömmigkeit</term>
</index>Frömmigkeit, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">die</rdg>
</app> in den Familien und <pb edRef="#a" n="188"/> Nachbarschaften
stille Glückse<pb edRef="#d" n="183"/>ligkeit des <index indexName="subjects-index">
<term>gesellschaftliches Leben</term>
</index>gesellschaftlichen Lebens verbreiten; wird er <app>
<lem>alsdenn</lem>
<rdg wit="#d" type="v">alsdann</rdg>
</app> sich nicht weit eher <app>
<lem>gereizt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gereitzt</rdg>
</app> finden, ein Mitglied einer solchen Gemeine zu werden, worin
es so gute und ehrwürdige Personen giebt? Ich <app>
<lem>glaube,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">glaube</rdg>
</app> daß hierwider niemand etwas einwenden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, als etwa ein solcher, welcher von <index indexName="subjects-index">
<term>Kindheit</term>
</index>Kindheit an nicht eher sich entschlossen <app>
<lem>hat,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat</rdg>
</app> etwas <app>
<lem>gutes</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">Gutes</rdg>
</app> zu thun, als bis er hart darüber angeredet worden <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> denn bey allen andern muß das <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstgefühl</term>
</index>Selbstgefühl für die Wahrheit meiner Behauptungen
sprechen.</item>
</list></p>
<note place="end">Ich kenne durchaus keine stolzere und selbstsüchtigere Leute,
als <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">die, welche</rdg>
</app> sich einbilden, sie hätten sich von aller Eigenheit und <pb n="203" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="203"/> Selbstwirken ausgeleert. Sie halten ihre <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigene</rdg>
</app>
<app>
<lem>Träumereien</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Träumereyen</rdg>
</app> bis zu den offenbarsten Eigensinnigkeiten für Wirkungen des Geistes
Gottes und <app>
<lem>sich selbst</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> voll <app>
<lem>Eigendünkel</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Eigendünkel,</rdg>
</app> bey dem <app>
<lem>Schein</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Scheine</rdg>
</app> der größten <index indexName="subjects-index">
<term>Demuth</term>
</index><app>
<lem>Demuth</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Demuth,</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">sich selbst überhaupt</rdg>
</app> für unverbesserlich klug und heilig. – Unmöglich ists, den
natürlichen Trieb zur Selbstschätzung und zur <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre <app>
<lem>auszurotten,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszurotten</rdg>
</app> und er ist <app>
<lem>höchst wohlthätig</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">höchstwohlthätig</rdg>
</app>, so bald er geheiliget wird, das ist, die Richtung <app>
<lem>bekomt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bekommt</rdg>
</app>, daß man seine <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre in wahrhaftig ehrwürdigen Gesinnungen und Handlungen setzet. <app>
<lem>Dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denn</rdg>
</app> ist es erlaubt und <app>
<lem>pflichtmässig</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">pflichtmäßig</rdg>
</app> von sich groß zu denken. Nach <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:2:7">Röm. 2, 7.</citedRange></bibl> wird Gott
eben denen, die nach <app>
<lem>Preis, <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Preis Ehre,</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Unsterblichkeit</term>
</index>Unsterblichkeit getrachtet haben, ewige Glückseligkeit
zutheilen.</note>
</div>
<div type="section" xml:id="st_section_79">
<head>§. 79.</head>
<p>Ueber die fehlerhafte Vorstellung der Aussichten in die <index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit würde ich hier gar nichts erwähnen, weil es meine Absicht
nicht <app>
<lem>ist, spekulative</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ist speculative</rdg>
</app> Irrlehren in dieser Schrift zu rügen: wenn nicht <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b203"/>die <app>
<lem>gewöhnliche</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gewöhnliche,</rdg>
</app> Grausen und Entsetzen erregende <index indexName="subjects-index">
<term>Hypothese</term>
</index>Hypothese von ewigen <index indexName="subjects-index">
<term>Höllenstrafen</term>
</index><app>
<lem>Höllenstrafen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Höllenstrafen,</rdg>
</app> so gerade zu dem <app>
<lem>Zweck</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Zwecke</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Geist der Religion Jesu</term>
</index><app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Geiste</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion Jesu</term>
</index>Religion <index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> entgegen wäre, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">dadurch</rdg>
</app> alle reine <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zum Vater der Geisterwelt <app>
<lem>dadurch</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> verhindert würde. Es ist hier unnö<pb edRef="#a" n="189"/>thig alle
Schriftstellen, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#d" type="v">welche</rdg>
</app> dahin gezogen werden, richtiger zu erklären, da schon <app>
<lem>darüber</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> für Leute, die nur sehen wollen, <app>
<lem>genug</lem>
<rdg wit="#d" type="v">genungsames</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">darüber</rdg>
</app> verbreitet ist. Ich beziehe mich also <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">hier bloß</rdg>
</app> auf meine weitläuftige <index indexName="subjects-index">
<term>Entwickelung</term>
</index>Entwickelung der <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe von göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen und deren Absicht, und von der göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Ehre</term>
</index>Ehre, <pb edRef="#d" n="184"/> welche §. <app>
<lem><ref target="#st_section_56">56.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#st_section_56">56</ref></rdg>
</app> bis <app>
<lem><ref target="#st_section_65">65.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v">65</rdg>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>65:</sic>
<corr type="editorial">65.</corr>
</choice></rdg>
</app> in diesem Abschnitte vorgekommen ist, <app>
<lem><choice>
<sic>uud</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c #d">und</rdg>
</app> bemerke nur noch:</p>
<p>1. Wenn man annehmen <app>
<lem>wolte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wollte</rdg>
</app>, Gott würde einige <app>
<lem>Christen</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Menschen</rdg>
</app> alle Ewigkeiten hindurch, <app>
<lem><hi>ohne einige wohlthätige Absicht</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ohne einige wohlthätige Absicht</rdg>
</app>, blos aus <app>
<lem><app>
<lem>innerm</lem>
<rdg wit="#a" type="v">innern</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">innerem</rdg>
</app> Abscheu</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">innerem Abscheue</rdg>
</app> und <app>
<lem>Groll</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Grolle</rdg>
</app> gegen die <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde <app>
<lem>strafen;</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">strafen,</rdg>
</app> weil er durchaus das moralische Böse vor seinen Augen nicht leiden <app>
<lem>könte;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte:</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">könnte;</rdg>
</app> so würde nach der gemeinen Theorie das moralische <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel nicht <app>
<lem><choice>
<sic>veringert</sic>
<corr type="editorial">verringert</corr>
</choice>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verringert</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="typo-correction">verringert</rdg>
</app> sondern <app>
<lem>vermehrt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">vermehret</rdg>
</app> werden, weil man <pb edRef="#c" n="204"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">dabey zugleich</rdg>
</app>
<app>
<lem>annimt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">annimmt</rdg>
</app>, daß sich die <pb n="204" edRef="#b"/>
<app>
<lem>Verdamten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verdammten</rdg>
</app>
<app>
<lem>nie</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">niemals</rdg>
</app> bessern werden; folglich würde Gott sich immer mehr <app>
<lem>darüber</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">über sie</rdg>
</app> ärgern und <app>
<lem>erzürnen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erzürnen</rdg>
</app> und die physischen Kräfte der <app>
<lem>Verdamten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Verdammten</rdg>
</app> immerfort vermehren müssen, damit sie immer <app>
<lem>grössere</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">größere</rdg>
</app> Quaalen aushalten <app>
<lem>könten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnten</rdg>
</app>: und so würde sich die Bosheit der Leute und der Grimm Gottes in
<index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit in einander <app>
<lem>multipliciren,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">multipliciren</rdg>
</app> und Gott, anstatt das Böse und die Gründe seiner innern Beunruhigung
wegzuschaffen, sich immer mehr Verdruß zuziehen. Wer es nicht fühlen oder
nicht einsehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>, wie sehr diese Vorstellung die Majestät Gottes verunehre, dem ist es
zu verzeihen, wenn er sie blindlings für wahr hält.</p>
<p>2. <app>
<lem>Solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sollte</rdg>
</app> Gott <app>
<lem><hi>um des</hi>
<app>
<lem><hi>Beyspiels</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Beyspieles</hi></rdg>
</app>
<hi>willen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">um des Beyspiels willen</rdg>
</app> ewig einige <app>
<lem>Christen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Menschen</rdg>
</app> quälen müssen, so ist nach der gemeinen Theorie abermals nicht
abzusehen, wer durch diese exemplarische <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen gebessert werden <app>
<lem><app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">solle</rdg>
</app>: denn nach der kirchlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Meinung</term>
</index>Meinung soll kein Gottlosverstorbener sich dort mehr
bekehren können, sondern die Gnadenzeit mit diesem Leben verlaufen
seyn: die</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sollte. Die</rdg>
</app> vollendeten Gerechten <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> bedürfen solcher Schreckmittel zur Beharrung in <index indexName="subjects-index">
<term>gute Gesinnungen</term>
</index>guten Gesinnungen, bey welchen sie sich höchst glückselig fühlen, <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nicht;</rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">nicht,</rdg>
</app> und <app>
<lem>sind auch, wie die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche glaubt, vor aller Gefahr des <app>
<lem>Rückfalls</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Rückfalles</rdg>
</app> in Sünden gesichert. Also können ewige exemplarische <index indexName="subjects-index">
<term>Höllenstrafen</term>
</index>Höllenstrafen keinen mehr <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">demnach über all</rdg>
</app> bessern und <app>
<lem>also</lem>
<rdg wit="#c #d" type="om"/>
</app> keine wohlthätige Absichten dabey <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">ferner</rdg>
</app> statt finden. Aber sie können auch nicht die <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend und <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit der vollendeten Gerechten <app>
<lem>vergrössern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">vergrößern</rdg>
</app>; denn</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">überall bringen</rdg>
</app> Beyspiele des Zorns <app>
<lem>und der Rache, welche Gott an unsern Mitbrüdern und seinen <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">eigenen</rdg>
</app> Kindern ausübt und uns zur Schau <app>
<lem>stellt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">stellet</rdg>
</app>, können nur <app>
<lem>Schrecken</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schrek<pb edRef="#d" n="185"/>ken</rdg>
</app> und Schwermuth, niemals aber <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe, Ehrfurcht und Freudigkeit gegen den allgemeinen Vater
der Geister hervorbringen, und müssen nothwendig allen gefühlvollen
sanften Gemüthern ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit ausnehmend vermindern.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gottes nie <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe zu Gott und dem Guten, nie eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend hervor.</rdg>
</app></p>
<p><pb edRef="#a" n="190"/>
<pb n="205" edRef="#b"/>
<pb edRef="#c" n="205"/> 3. Wenn Gott einer Seele gänzlich alles <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlwollen</term>
</index>Wohlwollen entziehen <app>
<lem>solte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sollte</rdg>
</app>, so müßte sie schlechterdings nicht zu verbessern seyn. Es müßte also
die unendliche <index indexName="subjects-index">
<term>Weisheit</term>
</index>Weisheit entweder schon hier alle mögliche wirksame
Verbesserungsmittel bey jedem verloren gehenden Menschen <app>
<lem>erschöpft</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>erfchöpft</sic>
<corr type="editorial">erschöpft</corr>
</choice></rdg>
<rdg wit="#c #d" type="v">erschöpfet</rdg>
</app> haben, welches wider die <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist;</rdg>
</app> oder Gott müßte voraus sehen, daß ein solcher Mensch in keiner
einzigen Verbindung und in keiner <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">möglichen</rdg>
</app> Reihe der <app>
<lem>Veränderung</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Veränderungen</rdg>
</app> moralisch besser werden <app>
<lem>könte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">könne</rdg>
</app>, noch geworden seyn würde, er möchte ihn in welchem Zeitalter, unter
welchen <index indexName="subjects-index">
<term>Nationen</term>
</index>Nationen, und unter was für Umständen man auch immer <app>
<lem>wolle</lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="v">wolle,</rdg>
</app> haben <app>
<lem>gebohren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geboren</rdg>
</app> werden lassen. Hieraus aber würde folgen, daß also in der Natur eines
solchen <app>
<lem><app>
<lem><app>
<lem>Menschen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Menschen,</rdg>
</app> der</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Menschen, welcher</rdg>
</app> unter gar keinerley Bedingung und in keinem Zusammenhange
gebessert werden kan, oder</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Menschen, und</rdg>
</app> in der ursprünglichen <app>
<lem>Beschaffenheit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Beschaffenheit,</rdg>
</app> und dem <app>
<lem>Verhältniß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Verhältnisse</rdg>
</app> seiner Kräfte gegen <app>
<lem>einander</lem>
<rdg wit="#d" type="v">einander,</rdg>
</app> der Grund der Unmöglichkeit einer Ausbesserung anzutreffen wäre;
welches <app>
<lem>abermals,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">abermals</rdg>
</app> da Gott der <index indexName="subjects-index">
<term>Urheber</term>
</index>Urheber der Natur ist, nicht gedacht werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>. Man wende sich <app>
<lem>also,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">also</rdg>
</app> wohin man will, so wird man Widersprüche mit den reinen <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffen von den väterlichen Gesinnungen Gottes antreffen. Nur
denenjenigen, welche an dergleichen Widersprüche in ihrem <index indexName="subjects-index">
<term>System</term>
</index><app>
<lem>System gewöhnt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="pp">Systeme gewöhnet</rdg>
</app> sind, und dadurch gar nicht beunruhiget werden, wenn sie sich Gott
eben so unendlich grausam als gütig denken, können dergleichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index>Lehrsätze mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Geist Christi</term>
</index><app>
<lem>Geist</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Geiste</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Jesus Christus</term>
<term type="alternative">Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> überein zu stimmen
scheinen.</p>
<p>4. Die reine Lehre der Schrift, wie sie sich mir nach aufrichtiger
Untersuchung vorgestellet hat, ist hierüber diese: Nicht nur in dem
gegenwärtigen Leben, sondern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">auch</rdg>
</app> in jeder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c #d" type="pt">andern</rdg>
</app> gedenkbaren Scene des <app>
<lem>Daseyns</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Daseyns,</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> kein <index indexName="subjects-index">
<term>endlicher Geist</term>
</index>endlicher Geist zu <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Glückseligkeit</term>
</index>höherer Glückseligkeit gelangen, wenn er nicht Gott über alles
liebt, das ist, von der Wohlthätigkeit der <pb edRef="#d" n="186"/>
göttlichen Gesinnungen, Absichten und Verfügungen <app>
<lem>überzeugt</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">überzeuget</rdg>
</app> ist, und daher auch <pb edRef="#c" n="206"/> die <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln der Ordnung</term>
</index>Regeln der <pb n="206" edRef="#b"/> Ordnung in dem <index indexName="subjects-index">
<term>Plan Gottes</term>
</index>Plane Gottes genehmiget und befolgt: <pb edRef="#a" n="191"/> denn
so lange <app>
<lem>dis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> nicht ist, bleibt Unzufriedenheit mit dem <app>
<lem>gegenwärtigen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gegenwärtigen</rdg>
</app> und Furcht wegen des zukünftigen der herrschende <app>
<lem>Affekt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Affect</rdg>
</app> des <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüths, und der Mensch handelt seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index><app>
<lem>Wohlfart</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Wohlfahrt</rdg>
</app> zuwider. Eben so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> kein gesellschaftliches Wesen ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Rechtschaffenheit</term>
</index>Rechtschaffenheit und allgemeines <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlwollen</term>
</index>Wohlwollen gegen seines gleichen zu <index indexName="subjects-index">
<term>höhere Wohlfart</term>
</index>höherer <index indexName="subjects-index">
<term>Wohlfart</term>
</index>Wohlfart hinaufsteigen, weil <index indexName="subjects-index">
<term>gesellig</term>
</index>gesellige Geister nur durch gegenseitige liebreiche Begegnung und
wohlthätige Dienstbeflissenheit jeden Ort des <app>
<lem>Aufenthalts</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Aufenhalts</sic>
<corr type="editorial">Aufenthalts</corr>
</choice></rdg>
</app> sich zum <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel anbauen können und müssen. Daher ist für Menschen, welche
durch habituelle Hartherzigkeit und menschenfeindliche Neigungen zu allen
gesellschaftlichen Freuden unfähig sind, nirgends ein <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index><app>
<lem>Himmel,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Himmel;</rdg>
</app> und diese Wahrheiten <app>
<lem>ändert</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ändern</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice corresp="#st_b_corr_22">
<sic>kein</sic>
<corr type="authorial">keine</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c #d" type="typo-correction">keine</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit ab.</p>
<p>5. Uebrigens <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app> ganz rohen <app>
<lem>Leuten,</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">Leuten</rdg>
</app> die moralische Unseligkeit, welche aus Lieblosigkeit und Falschheit
entspringt, freylich nicht anders als <ptr type="editorial-commentary" target="#st_comm_b206"/>unter allerley Bildern eines Feuers, das nicht
verlischt, eines Thal <app>
<lem>Hinnoms</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Himnons</sic>
<corr type="editorial">Hinnoms</corr>
</choice></rdg>
</app> und dergleichen, <index indexName="subjects-index">
<term>anschauend</term>
</index>anschauend gemacht <app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden,</rdg>
</app> welches aber so wenig in der <index indexName="subjects-index">
<term>heilige Schrift</term>
</index>heiligen Schrift nach <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c #d" type="v">dem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Buchstabe</term>
</index>Buchstaben zu verstehen ist, als wenn gesagt wird, daß wir ewig in
<index indexName="persons-index">
<term>Abraham</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6sz">Abrahams</persName>
<app>
<lem>Schoos</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schooß</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Schoß</rdg>
</app> sitzen, oder mit den Altvätern zu Tische liegen werden.</p>
</div>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b190">
<label>Kommentar über den Brief an die Galater. Im 4ten Tom. der lateinischen
jenensischen Ausgabe seiner Werke, Blat 109 schreibt er [...]</label>
<p>Gemeint ist der sog. große Galaterkommentar von 1535, in dem sich Luther bei
der Entfaltung der Rechtfertigungslehre bisweilen Melanchthon annäherte. Die
von Steinbart zitierte Stelle enthält die Marginalie „Commendatio bonorum
operum extra causam iustificationis“ (vgl. Luther, <hi>Commentarius in
Epistolam S. Pauli ad Galatas</hi>, in: Tomus quartus et idem ultimus
omnium operum [...], Jena 1583, 1–191, 107v).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b190_2">
<label>Desgleichen Blatt 165. Necessarium est, ut pii doctores tam diligenter
urgeant doctrinam de bonis operibus, quam doctrinam de fide.</label>
<p>Vgl. aaO 163r.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b190_3">
<label>Als hierauf der ehrwürdige Spener und seine Gehülfen die Lehre Jesu
wiederum als eine Sache fürs Herz vorstellten, [...] verfielen ihre minder
gelehrte und minder redliche Nachtreter auf eine mystische Sprache und auf
Tändeleyen mit dem Körper Jesu</label>
<p>Philipp Jakob Spener (1635–1705) zählt zu den wichtigsten Repräsentanten des
Pietismus: Sein theologisches Reformprogramm zeichnete sich neben seiner
chiliastisch eingefärbten Zukunftshoffnung und der Zurückdrängung
theologischer Kontroversen zugunsten individueller Bibellektüre durch die
Forcierung einer auf Erbauung des Herzens zielenden <hi>praxis pietatis</hi>
aus (vgl. Spener, <hi>Pia Desideria oder Hertzliches Verlangen Nach
Gottgefälliger Besserung der wahren Evang. Kirchen</hi>, 1675). Nicht
zuletzt im Kontext der Herrnhuter Brüdergemeine ging die
Frömmigkeitsbewegung allerdings theologisch bisweilen in eine
körperlich-erotische Christusmystik über: So erklärte etwa Zinzendorf mit
besonderem theologischen Fokus auf den Kreuzestod Christi den dazu führenden
Lanzenstich als Wendepunkt des Erlösungsgeschehens und das „Seitenhölchen“
Jesu zum Anbetungsobjekt und Zufluchtsort der Gläubigen. Dagegen nahmen
protestantische Philosophen und Theologen in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts die Göttlichkeit Christi auf eine hervorragende Menschlichkeit
zurück, wodurch er christologisch zum moralisch überzeugenden Vorbild und in
letzter Konsequenz zum geschichtlich produktiven „Urbild“ avancierte (vgl.
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, <hi>Der christliche Glaube nach den
Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt</hi>,
1821/22).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b192">
<label>ist es doch unmöglich, daß Amsdorf und Muskulus ein ander Evangelium zu
verkündigen, von Gott bevollmächtiget gewesen seyn solten</label>
<p>Der Theologe Nikolaus von Amsdorf (1483–1565), ein Freund Martin Luthers,
wurde von Kurfürst Johann Friedrich I. (Sachsen) gegen die Wahl des
Domkapitels als Bischof von Naumburg-Zeitz und somit erster lutherischer
Bischof im deutschsprachigen Raum eingesetzt und galt als einer der
kompromisslosesten Verteidiger „gnesiolutherischer“ Theologie. – Mit dem
ebenfalls genannten „Muskulus“ könnte Wolfgang Müslin (1497–1563) gemeint
sein, der ab 1531 zu den Hauptakteuren der Augsburger Reformation gehörte.
Vor dem Hintergrund der brandenburgischen Situierung Steinbarts lässt sich
der Name aber eher dem lutherischen Theologen Andreas Meusel (1514–1581)
zuordnen, der sich seit 1544 als Professor in Frankfurt/Oder und ab 1566 als
Generalsuperintendent offensiv für Luthers Erbe einsetzte und die märkische
Kirchenpolitik wesentlich prägte. Aus diesem Grund wird Meusel (und nicht
Müslin) im Sachregister dieser Edition aufgeführt. – Die genannten
lutherischen Theologen dienen Steinbart als Beispiele für die
identitätspolitische Fixierung der Lehre von der Rechtfertigung allein aus
Glauben, aufgrund derer die religiös-ethische Bedeutung „guter Werke“ nicht
selten in den Hintergrund gerückt sei.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b192_2">
<label>das Studium der christlichen Moral unglaublich vernachlässigt worden ist:
obgleich in neuern Zeiten verschiedene grosse Männer in unsrer Kirche
vortrefliche Systeme darüber geschrieben haben</label>
<p>Zu den bedeutenden Konzeptionen ist im Rahmen der Aufklärungstheologie
beispielsweise der Entwurf des Göttinger Universitätspredigers Gottfried Leß
zu zählen (vgl. <hi>Christliche Moral</hi>, 1777, <hi rend="superscript">3</hi>1787), der sich mit diesem neologischen, gleichermaßen auf das
natürliche wie auf das biblische Gesetz rekurrierenden und auf
gesellschaftliches Handeln ausgerichteten Werk einen festen Platz in der
Geschichte der theologischen Ethik sicherte. Vgl. auch Carl Friedrich
Stäudlin, <hi>Geschichte der christlichen Moral seit dem Wiederaufleben der
Wissenschaften</hi> (Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der
Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts
11,2), 1808, 777f.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b198">
<label>Maria wegen der Erweisung ihrer Liebe gegen ihn, Marc. 14, 6.</label>
<p>Die Geschichte von der Salbung in Betanien ist ursprünglich nicht mit Maria
verbunden. Die salbende Frau bleibt in Mk 14,3–9 anonym, wird allerdings im
Johannesevangelium mit Maria identifiziert (vgl. Joh 11,2).</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b198_2">
<label>Eben dis thut der Verfasser des 2ten und 3ten der Briefe, die dem
Johannes zugeeignet worden</label>
<p>Die erwähnten drei Johannesbriefe im Neuen Testament werden seit dem Ende des
2. Jahrhunderts (Irenäus von Lyon, <hi>Canon Muratori</hi>) traditionell dem
Zebedaiden Johannes zugeschrieben, wofür der Text jedoch kaum Anhaltspunkte
bietet. Dem 1Joh fehlt neben dem Präskript jedwede Verfasserangabe, und auch
die Absendernennung der beiden kleinen Briefe („den Presbyter“) lässt von
einem quasi anonymen Schreiben ausgehen. Aufgrund der Namensangabe von
Steinbart wird Johannes (der Evangelist) im Personenregister dieser Edition
aufgeführt.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b201">
<label>Splitterrichten</label>
<p>Vgl. Mt 7,1–6.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b202">
<label>Posaune des Gerüchts</label>
<p>Anspielung auf die römische Mythologie und insbesondere Fama als die Göttin
des Gerüchts und – vor allem in der neuzeitlichen Wahrnehmung – des Ruhmes.
Ihr Attribut ist eine Posaune, mit der sie eine ruhmreiche Tat entsprechend
lautstark verbreitet.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b203">
<label>die gewöhnliche Grausen und Entsetzen erregende Hypothese von ewigen
Höllenstrafen</label>
<p>Vgl. die Glaubensartikel von der Höllenfahrt Christi und vom Jüngsten
Gericht, das die Verdammten ewiger Pein überantwortet (etwa CA II und XVII).
Im Kontext der neologischen Lehrstreitigkeiten wurde die Lehre von den
ewigen Höllenstrafen Gegenstand einer scharfen Dogmenkritik. So hielt schon
Johann August Eberhard im Rahmen seiner <hi>Neue[n] Apologie des Sokrates
oder Untersuchung der Lehre von der Seligkeit der Heiden</hi> (2 Bde.,
1772/1778) nur noch zeitlich befristete Höllenstrafen für überhaupt
vorstellbar, was Steinbart aufnahm: Ihr Ziel sei allenfalls die moralische
Genesung der Bestraften und am Ende müsse die vollkommene Wiederherstellung
der Schöpfung zur ewigen Seligkeit aller stehen.</p>
</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="st_comm_b206">
<label>unter allerley Bildern eines Feuers, das nicht verlischt, eines Thal
Hinnoms und dergleichen, anschauend gemacht</label>
<p>Das vermutlich in der Nähe von Jerusalem gelegene, in seiner konkreten Lage
aber umstrittene Tal Hinnom wurde unter König Hiskia (Regierungszeit ca.
725–697 v. Chr.) zu einer wichtigen Nekropole. Im Tal gab es wahrscheinlich
einen Moloch-Kult und Fälle von Kinderopfern. Schon in Jes 66,24 ist von
abtrünnigen Leichnamen die Rede, deren „Wurm nicht sterben“ und deren „Feuer
nicht verlöschen“ werde. In Mk 9,42–50 wird diese Tradition auf den
griechischen Begriff <foreign xml:lang="grc">γέεννα</foreign> bzw. den
Strafort nach dem jüngsten Gericht bezogen (vgl. diesbezüglich auch Teller,
<hi>Wörterbuch</hi> [BdN IX], 274. 510).</p>
</note>
</div>
</div>