B.

Badder Wiedergeburt und Erneuerung des heiligenGeistesTit. 3, 5. 6. ist eine Beschreibung des reichen Maaßes der Heiligungsgaben; und so wie der Apostel die figürliche Benennung der Wiedergeburt sogleich mit dem eigentlichen Ausdruck, Erneuerung des heiligen Geistes, verwechselt; so erklärt er das Wort Bad, durch, diereichliche Ausgießungdes heiligenGeistes, daß der Sinn der Rede ist: „Wir hatten es wahrhaftig mit unserm unsittlichen Verhalten |c29| im Juden- und Heydenthum (v. 3.) nicht verdient, daß wir solcher Glückseligkeiten und Hofnungen theilhaftig würden. Gott allein hat uns nach seiner Barmherzigkeit dazu tüchtig gemacht, indem er uns völlige Kraft gegeben hat, bessere Menschen zu werden durch Jesum Christum, unsern Heiland (2, 14.) – – – Dringe also bey jeder Gelegenheit darauf, daß deine Gemeine durch gute Werke beweise, sie habe wirklich das ansehnliche Geschenk der Erleuchtungen und Antreibungen des EvangeliumsJesu angenommen.“ s.Werke ,Wiedergeburt ,selig . Einige Ausleger, die diese Worte von der Taufe erklären, scheinen nicht erwogen zu haben, daß, diese Erklärung angenommen, der Apostel im 6ten V. seine eigne Auslegung des 5ten ganz anders hätte fassen und etwa sagen müssen, welchen er uns reichlich durch die Taufe mitgetheilt hat: Allein so schneidet er alle Gelegenheit zu solcher Erklärung ab, wenn er sagt, durchJesumChristum. Die besten Ausleger unter den alten und neuen, wie Theophylact,Piscatoru. a. haben auch an so etwas nicht gedacht.
Bauen (sich) heißt im uneigentlichen Verstande so viel als bessern, imGutenzunehmenundwachsen, in folgenden Stellen:
Apostg. 9, 31. Die Gemeine bauete sich; d. i. sie nahm in allem Guten zu, im Erkenntniß, wie in der Ausübung.
1 Thess. 5, 11. Darum ermahnt euch unter einander und bauet einer den andern; d. i. arbeitet an eurer gegenseitigen Verbesserung.
|c30|1 Petr. 2, 5. Auch ihr, als (nicht die, sondern schlechtweg) lebendige Steine, bauet euch zum geistlichenHause, wachset zu einer vollkommnen christlichen Gemeine – werdet eine solche.
Luther hat schon selbst 1 Cor. 8, 1. für, die Liebe bauet, sehr gut und richtig übersetzt, die Liebe bessert. So auch 1 Cor. 10, 23.14, 3. 4. 5. 17. 26.2 Cor. 10, 8.12, 19.13, 10.1 Tim. 1, 4. Doch könnte man in den meisten dieser Stellen vielleicht noch genauer, nützen, Nutzen, übersetzen, als in der ersten: Ich könnte zwar vieles mir erlauben, aber es ist nicht alles dienlich –
Bedecken die Menge der SündenJac. 5, 20. kann nicht von der Verwahrung für zukünftigen Sünden verstanden werden, da eine zu bedeckende Sache schon als gegenwärtig gedacht werden muß: Der Sinn und die freye Uebersetzung des ganzen Verses ist also: „Wer einen Sünder von seiner verkehrten Lebensart zurückbringt, der kann sich versichert halten, daß er einen Menschen vom Verderben errettet hat, und wird sich dadurch das Verdienst machen, daß er die Menge der vorigen Sünden desselben in Vergessenheit bringt.“Röm. 4, 7. bedarf keine weitere Erläuterung.
Bedeutenkommt zweymal Gal. 4, 24. und 1 Petr. 3, 21. in der Lutherschen Uebersetzung vor; es steht aber jedesmal im Grundtext ein andres Wort und die eigentliche Uebersetzung würde seyn:
in der ersten Stelle; dießkann füglich auf die gegenwärtige Sacheangewendetwerden,für, die Worte bedeuten etwas.
|c31| In der zweyten, das Gegenbild von diesem macht nun auch uns selig, die Taufe, meyne ich u. s. w. Ich mache nemlich ein Unterscheidungszeichen nach selig im Grundtexte, welches aber doch in der Hauptsache nichts verändert.
Paulus will also bloß einenützliche Anwendung machen, wie es die Gewohnheit der jüdischen Lehrer war, und Philo mit Beybehaltung desselben Worts zum Uebergang so oft thut. Eben so gewiß meyntPetrus kein wirklichvorbedeutendes sondern von ihm zur Erläuterung entgegengesetztes Bild. Schöttgen hat daher bey der ersten Stelle sehr richtig bemerkt, daß solche Vergleichungen nur für die damaligen Juden oder Christen aus dem Judenthum eine besondre Beweiskraft gehabt.
Begraben worden seyn mit Christo durch die Taufe in den Tod,Röm. 6, 4.Col. 2, 12. heißt in eigentlichen Ausdrücken, als ein getaufter Christ die vorige sündliche Lebensart verlassen, oder doch sich dazu verpflichtet haben. Die Täuflinge wurden nemlich ganz unter das Wasser getaucht; diesen ihren Zustand vergleicht der Apostel mit dem Begräbniß Jesu. So wie er, will er sagen, in die Erde begraben wurde, so seyd ihr gleichsam in das Wasser der Taufe begraben worden, und so wie auf jenes Begräbniß seine Auferstehung zu einem neuen Leben folgte, so sollet ihr als Getaufte in einem neuen Leben wandeln.
Beharren.Matth. 10, 22.24, 13.kommt beydemal die Redartbis ans Ende beharren, in verschiedenem Verstande vor, wie der jedesmalige Zusammenhang der Rede lehret. Das erstemal |c23[!]| sind die Jüngerund Apostel gemeint und die Umschreibung würde seyn:
Wer von euch, meine geliebten Jünger, unter allen den Widerwärtigkeiten, die von euremBeruf zum Apostelamt unzertrennlich sind, doch demselben treu bleibt, der etc.vergl.Marc. 13, 13.
Das zweytemal wird auf die traurige Lage der Christengegen das Ende der jüdischen Republik gesehen, daß nun die Meinungist.
Wer in der allgemeinen Verwirrung, die ich euch itzt beschrieben habe, sich nicht zu gleichen Sittenverderbnissen oder dem völligen Abfall vom Christenthum mit hinreißen läßt, der etc.
Ob indeß gleich die Genauigkeit im Vortrage es auch für den Prediger nothwendig macht, seinen Gemeinen die nächste Beziehung solcher Aussprüche auf gewisse Zeiten deutlich zu machen; so liegt doch freylich die allgemeine Wahrheit dabey zum Grunde, daß nur allein die Beharrlichkeit in guten Gesinnungen und Handlungen zur Glückseligkeit führe.
Bekannt.Ich bin bekannt den Meinen, sagt JesusJoh. 10, 14.d. i. sie schätzen mich, wissen, was sie an mir haben; und es soll also auch das entgegengesetzte, ich erkenne sie, seine gleiche Werthschätzung in ihrem ganzen Umfang anzeigen.
Bekehren, einen andern, heißt ihn zu rechtschaffnengottgefälligen Gesinnungen zurückbringen; Luc. 1, 16.Jac. 5, 19. 20. (s.bedecken ).Sich |c33|bekehren, bedeutet einmal, zu solchen Gesinnungen zurückkommen, kurz,sich bessern, und in so weit ist es so viel als Buße thun; Matth. 13, 15.Marci 4, 12.Joh. 12, 40.Apostg. 28, 27.3, 19.– dann, als ein Jude oderHeyde,zumChristenthum übergehen, wobey noch an keine wirklich gebesserte Gemüthsart gedacht wird. Mehr muß man also auch nicht bey den folgenden Stellen denken, die einzige genauere Bestimmung ausgenommen, daß der Heyde bey seinem Uebertritt zum Christenthum das Bekenntniß des einzigen wahren Gottes als ein bisheriger Abgötter annahm; der Jude aber, der schon jenes Bekenntniß gehabt hatte, zu einem vernünftigern von Jesu gepredigten Gottesdienst sich bequemte. Daher wird nun eben der Uebergang der Heyden zum Christenthum als eine Bekehrung zu Gott, oder zumLicht beschrieben, Apostg. 14, 15.15, 19.26, 18. (ausgenommen 11, 21.) der Beytritt der Juden aber, als eine Bekehrung zu Christo, 2 Cor. 3, 16.1 Petr. 2, 25. (s.Bischoff ) und jedesmal nicht das Wort gesetzt, welches eigentlich dieSinnesänderung anzeigt, sondern ein andres, welches jede äußerliche Umkehr, die erst der Zusammenhang bestimmen muß, bezeichnet. Endlich wird es von PetroLuc. 22, 32. in dem ganz besondern Verstande der Reue über die vorhergehende Verleugnung gebraucht.
Bekennen,Gott, heißt ihn loben.Röm. 14, 11. nach dem ebräischenSprachgebrauch:Christum, seine Lehre annehmen, Matth. 10, 32.Luc. 12, 8. wie er denn selbst das, ihnnichtbekennen, |c34| anderswo erklärt, sich seiner Worte (s.Wort ) schämen, Marci 8, 38.
Bekenntniß ist daher mit dem Zusatz des EvangeliiJesu Christi, d. i. seiner Lehre, 2 Cor. 9, 13. oder ohne denselben Ebr.4, 14. das christlicheReligionsbekenntniß;Bekenntniß derHofnung, der freudigen Erwartung aller Segnungen durch Christum, und es muß daher Ebr. 10, 23.statt. deutlicher und richtiger übersetzt werden:
Beladen seyn,Matth. 11, 28. heißt, als einrechtschaffnerIsraelit unter den schweren Religionsauflagen seiner Lehrer von so vielen Förmlichkeiten beym Fasten, Betenu. s. w. (Matth. 23.) seufzen, und überhaupt nach einem weniger beschwerlichen,kindlichernGottesdienst sich sehnen. Der Heyland hatte dabey die Vergleichung mit einem Jochin Gedanken, wie man aus dem gleichfolgenden nicht undeutlich erkennen kann, und PetrusundPaulus sie in gleicher Absicht ausdrücklich brauchen, Apostg. 15, 10.Gal. 5, 1.s.Joch .
Bereden,richtiger, überreden, Apostg. 18,4.19, 8. wie Luther schon selbst v. 26. übersetzt hat.
Berufen,Beruf,Berufung:s.Vorsatz ,himmlisch . 1 Cor. 7, 17. ist der Sinn; ein jeder bleibe das in der Gesellschaft, was er vor seinem Uebertritte zum Christenthum gewesen ist.
|c35|Beschließen. In einer etwas zweifelhaftern Bedeutung kömmt dieses Wort vorRöm. 11, 32.Gal. 3, 22.Der beste Theil der Ausleger nimmt es beydemal für erklären, darstellen, und beruft sich auf den Chrysostomus,Theophylact. Es ist wenigstens allezeit der Sinn,Gott (nach der ersten Stelle) oder, die ausdrückliche Erklärung Gottes in der Schrift, (nach der zweyten) macht alle, Juden und Heyden,derSünde(desUnglaubens) schuldig, damit etc.Alle nach der Umschreibung ist beydemal der Verstand, nur das erstemal sollte auch Allefüralles in der Uebersetzung stehen.
Beschneidung. Einmal wird darunter das äußerliche Zeichen verstanden, welches einen Juden an allen Rechten und Freyheiten seiner Nation Antheil verschaft. Die Stellen, die hieher gehören, sind folgende:Joh. 7, 22.Apostg. 7, 8.(welche für sich deutlich sind)
Röm. 2, 25.26. wo der Apostel sagen will: Du heißest zwar ein Jude (v. 17.), weil du beschnitten bist, und ich will das nicht ganz verwerfen; aber die Beschneidung hilft doch weiter nichts, wenn du nicht Gottes Gebote hältst, und die Absicht dieses äußerlichen Unterscheidungszeichens dich zur wahren Verehrung Gottes zu erziehen nicht besser erfüllest. Denn wenn du das nicht thust, so ist deine Beschneidung schon eine Vorhaut worden, so bist du Beschnittener nichts besser als ein Heyde. Und wenn dagegen (die Vorhaut) der Heyde, die Vorschriften des Gesetzes(dieß ist die eigentliche Uebersetzung für, das Recht im Gesetz) erfüllet, wird ihm dann nicht |c36| statt aller äußerlichen Beschneidung seine Vorhaut eben so viel helfen (zugerechnetwerden.)?
Röm. 4, 11. 12. ist nur in Ansehung der etwas verworfnenWortstellung dunkel: Ich denke nemlich, daß die Worte, aufdaßerwürde – – bisnicht allein derer (eigentlich denenv. 12.) im Grundtextin Häkchen müssen eingeschlossen , und dann diese Worte in der Uebersetzung so geordnet werden, daß das Ganze heiße: Das Zeichen aber der Beschneidung erhielt er zur Bestätigung (Siegel) der Gerechtigkeit des Glaubens, den er schon unbeschnitten hatte, nicht allein für die aus der Beschneidung, sondern auch für die, welche wandeln etc., auf daß er wäre ein Vater aller gläubigen Heyden (in der Vorhaut), welchen jene Gerechtigkeit auch zugerechnet werden sollte, und ein Vater der Juden (der Beschneidung).
Hiernächst ist Beschneidung, nach einer bekannten grammatischen Figur, so viel als einBeschnittener, d. i.Jude, und Vorhaut im Gegensatz ein Unbeschnittener, d. i. ein Heyde – hin und wieder in den beyden vorhergehenden Stellen und Röm. 15, 8.Apostg. 10, 45.11, 2.3.Gal. 2, 7. 8. 9. 12.Col. 3, 11.4, 11.Tit. 1, 10. Es soll also
Jesus ist ein Diener gewesen der Beschneidung, so viel seyn, als: Er hat den Juden das Evangeliumgepredigt
Gläubige aus der Beschneidung, so viel gelten, als,Christen aus demJudenthum (s.Gläubige );
|c37|Die aus der Beschneidung sind, Juden; Evangelium an die Beschneidung, die Predigt des Evangelii an die Juden; u. s. w.
Endlich werden darunter, in so weit oft ein Theil für das Ganze gesetzt wird, alle äußerlicheNationalunterscheidungenzwischen Juden und Heyden verstanden, 1 Cor. 7, 19.Gal. 5, 6.6, 15.Vor Gott, ist der Verstand, gilt keinUnterschiedder Nationen undVölker; bey ihm kömmt es darauf nicht an, ob einer ein Jude oder ein Grieche ist (1 Cor. 12, 13.); wer ihn fürchtet und recht thut, der ist ihm angenehm (Apostg.10, 35.).Wie viel müste nicht die Einsicht in das wahre Christenthum dabey gewinnen, wenn nur diese vier, fünf, Schriftstellen genau verglichen, und, was denn aus dieser Vergleichung herauskömmt, willig angenommen würde!
Besessen,Besessener.Da Matth. 4, 24. in dem Verzeichniß von andern Kranken undElenden die Besessenen mit angeführt werden: so ist es ausgemacht, daß es Kranke gewesen sind. Die Art der Krankheit läßt sich eben so leicht bestimmen, da die Evangelisten ihnen alle Kennzeichen der Rasenden beylegen, und sie mit allen gewöhnlichen Ausbrüchen der wütendstenRasereyvorstellen,Matth. 8, 28.Marc. 1, 23.5, 2.f. Luc. 8, 36.auch zuweilen als stumme oder blind und stumm zugleich beschreiben.Matth. 9, 32.12, 22.Daher wird auchdie Redart, er hat den Teufel, Joh. 10, 20. durch den Zusatz eristunsinnig erklärt , und von dergleichen Menschen bey erfolgter Beßerung gesagt , sie wärenwieder vernünftig geworden, Marc. 5, 15.Luc. 8, 35. |c38| Wenn also die Juden auch vom Johannes wegen seiner eingezogenen Lebensart sagten,erhat denTeufel, so sollte dieß eben so viel seyn, als was wir etwa sagen würden,es ist einmilzsüchtiger, melancholischer, leutscheuer Mensch.
Es thut auch wohl nichts zur Sache, daß in so vielen Stellen der evangelischen Geschichte, alsMatth. 10, 1. 8.Marc. 1, 32. 39.3, 15.Luc. 6, 18.7, 21.8, 2.9, 1.die Besessenen von den Kranken unterschieden werden; denn auch wir unterscheiden im genauern Sprachgebrauch Melancholische und Kranke von einander, so fern wir uns bey den erstern mehr eine Gemüthsverwirrung denken. Es mögen also immerhin keineKranke gewesen seyn, wenn es nur erweislich ist, daß es Unsinnige gewesen: und das ist es mir. Ich bin fest überzeugt, daß die Juden alle mit schreckhaften fürchterlichen Zufällen Behaftete, Besessene genannt, und zwar vom Teufel, weil sie während ihres Aufenthalts in Babel die Meinung der chaldäischen Philosophen von den bösen Geistern, als Urhebern gewisser nicht leicht erklärbaren fürchterlichen Krankheiten, angenommen hatten. Man findet daher in den Büchern der jüdischen Gelehrten, die nach der Rückkehr aus Babel geschrieben sind, ein vorher ganz unbekanntes und ungeglaubtesSystem von den bösen Geistern; und so hat es unter uns Zeiten gegeben, wo man auch jeden Wahnwitzigen, stummgewordnenu. s. w. für behext hielt (welches im Grund eben so viel, als einen vom Teufel Beseßenen gelten sollte). Die wundervolle That Jesu bestand also bey Heilung solcher Krankheiten nichtdarinn, daß er einen ei|c39|gentlichen Teufel austrieb (denn das Böse aus dem Herzen und Leben der Menschen, diesen Sittenteufel, wollte er eigentlich vertreiben, s.Werke des Teufels ), sondern daß er die unheilbarsten Krankheiten wegnahm, die das Volk dem Teufel, als einem persönlichen Menschenpeiniger zuschrieb. Und nur den spätern Erleuchtungen des Evangeliums durch die Apostel überließ er es nach seiner Weisheit, diesen Wahn zu zerstreuen. Ganz wie ein guter erfahrner Arzt die Krankheit heilt, und dem Patienten überläßt, was er davon denken will; oder vielmehr, gleich Gott, der alles fein zu seiner Zeit thut, verhielt er sich auch in diesem Fall, und machte die an sich unrichtige Einbildung nur vor der Hand dadurch unschädlich, daß er nie in seinen eigentlichen und von selbst veranlaßten Unterweisungen den Satz behauptete,daß der Teufel über die Gesundheit und das Leben der Menschen jemals einige Gewalt gehabt habe, und vielmehr allezeit unmittelbar auf Gott, als den allmächtigen Regierer unsrer Schicksale, hinwies.
Nach diesen Voraussetzungen wird man es auch nicht unwahrscheinlich finden, daß Matth. 8.vergl. mit Marc. 1.Luc. 8. nicht wirkliche Teufel, sondern die von ihm besessen geglaubtenunter die Heerde Säue gefahren, und deswegen aus ihren Hölenhervorgegangen, wie man eigentlich (und nicht in, nicht sie fuhren aus) übersetzen muß. Die Wahnwitzigen baten sich nemlich in ihrem Unsinn, bey welchem doch immer noch der Nationalabscheu vor den Säuen in ihnen wirkte, aus, unter den Säuen ein Schrecken zu |c40| erregen; diese Foderung schrieben denn die dabey stehenden Juden dem Teufel, ihrer Einbildung gemäß, zu, und es erforderte also die Wahrheit der Geschichte, sie als vom Teufel vorgebracht zu beschreiben.
Da es billig ist, in dergleichen Fragen auch vornehmlich die Einsichten der Aerzte zu Rathe zu ziehen, so verweise ich diejenigen, die von dieser Art der Krankheit noch genauer belehrt seyn wollen, auf des Richard Mead hieher gehörige Abhandlung von den biblischen Krankheiten, die 1749 nach der Londner Ausgabe wieder in Deutschland ist abgedruckt worden.
Besprengen,Besprengung: Ebr.10, 22.sollte man für besprenget inetc. genauer übersetzen, gereinigt im Herzen von dem bösen Gewissen; denn das griechische Wort bedeutet beydes, besprengen und reinigen, welches letzte hier die Redeverbindung erfordert. Dann ist immer noch der Ausdruck in so weit figürlich, in so weit er eine Anspielung auf die gottesdienstlichen Besprengungen der Israeliten, theils mit Opferblut, theils mit Wasser (3 B. Mos. 16, 14.etc.4, 5. 6.2 B. Mos. 29, 4.), enthält; und da nun eben jene eine sinnbildliche Vorstellung der Wegnehmung der Sünden des Volks waren, so heißt gereiniget eben so viel als befreyt.Luther hat daher mit gutem Grund das und los in seiner Uebersetzung eingeschaltet.Besprengung des BlutesJesu Christi1 Petr. 1, 2. ist in gleicher Rücksicht auf jene Besprengungen, als einen kirchlichen Gebrauch der Israeliten, eine uneigentliche Beschreibung der Theilnehmung an der freyen Be|c41|gnadigung Gottes durchJesum, und könnte man freyer übersetzen
Petrus, ein Apostel Jesu Christiden unter den hin und her – – – zerstreuten Juden, nach dem gnädigen Rath Gottes, durch die Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Theilnehmung an der göttlichen Begnadigung durch Jesum Christum erwählten Fremdlingen.
Bestehen, heißt so viel, als gegründetseyn,1 Cor. 2, 5. Die Uebersetzung sollte seyn;damiteuer Glaube gegründetsey. Dannfeststehen2 Tim. 2, 19.der unwandelbare GrundGottes stehtfest; endlich bedeutetdurch jemand bestehen, durch ihn vereiniget, gleichsam zusammen gehalten werdenCol. 1, 17.
Er ist vor allen (der Erste der Gemeine, wie gleich nachher statt vor allenv. 18. der Vorsitzende, wie man es eigentlich übersetzen könnte, gesagt wird) und es besteht alles durch ihn (er hat JudenundHeyden zu einer Kirche vereiniget; welches wieder mit dem gleich folgenden, er ist das Haupt des Leibes, und mit dem, er hat aus beyden eins gemacht, in der ParallelstelleEph. 2, 14. ganz einerley ist). s.Fülle ,Himmel .
Den Gelehrten ist übrigens nicht unbekannt, daß das griechische Wort, welches Luther hier bestehen übersetzt, von einer versammleten Menge gesagt wird.
Besuchen einen andern, bedeutet nach dem allgemeinen Sprachgebrauch der Ebräer und Grie|c42|chen in folgenden Stellen, sich eines annehmen, für ihn sorgen, und sollte gleich in der Uebersetzung deutlicher angegeben werden.
Luc. 1, 68. 78. Er hat sich seines Volks angenommen und ihm eine Errettung verschaft: s.Erlösung – durch welche sich unsrer angenommen hat der Aufgang aus der Höhe.
Jac. 1, 27. Ein reiner – – für Witwen und Waysen in ihrem Elend sorgen u. s. w.
Im letzten Fall konnte, nach den damaligen äußerlichen Umständen der Christen, die eigentliche Hausbesuchung solcher Elenden mehr als itzt zu den besondern Erweisungen einer solchen Fürsorge nothwendig seyn; allein nur aus dem Ausdruck läßt sich so etwas nicht schließen, und armen Verwittweten und Verwayseten möchte in unsern Umständen dieß mehr lästig fallen, auch für den, der es thun wollte, ein zweydeutiges Aufsehen machen. Weit besser ists also, so für sie zu sorgen, daß sie auch Obdach und unter demselben die Nothwendigkeiten des Lebens haben können.
Beten,bitten im NamenJesuJoh. 14, 13.14.15, 16.16, 24. 26. Der Ausdruck, wie der Zusammenhang, beweiset zur Genüge, daß dieß eine besondere Bezeichnung des apostolischen Amtsgebetes sey, und mit andern Worten so viel , alsanChrististatt, als sein Apostel, Gott um irgend etwas zur Verkündigung und Ausbreitung der Religion dienlichesanrufen. So versichert er(Joh. 14, 26.), der Vater werde den heiligen Geist ihnen senden in seinemNamen, an seiner statt: so sollten die Apostel im NamenJe|c43|su, d. i. an seiner statt, Wunder verrichten (Marci 16, 17.): so werden die unredlichen Lehrer vorgestellt, wie sie im Namen Jesu, d. i. an seiner statt, gelehret (Matth. 7,22.): und so versteht sich von selbst, wie Jesus sagen konnte,bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen, weil er bis dahin das Lehramt des Evangelii selbst verwaltet hatte, und nun erst am Ende seines Lebens es ihnen gleichsam abtrat, „ich gehe zum Vater, und was ihr von nun anals meine Apostel bitten werdet“etc.s.Name .Ich will damit niemand die Beruhigung nehmen im Namen Jesu zu beten, und keinem Prediger die Freyheit der Allgemeinheit der Christen, dieses Gebet zu empfehlen, wenn es so viel seyn soll, als gern, oft, unter dem ernsten Bewußtseyn des allgegenwärtigen Gottes mit lebhafter Empfindung seiner eignen Hülfsbedürftigkeit und frohem Zutrauen zu Gott, kurz, als ein erleuchteter Christbeten. Aber in einem Wörterbuch dieser Art, ist es nöthig zu sagen, wasJesusselbst in einer solchen Unterredung mit seinen Aposteln über ihre künftige Amtsführung dabey gedacht habe. Augustin ist der erste mir bekannte Schriftausleger unter den Alten, der diese Aussprüche Jesu nicht bloß auf die Apostel eingeschränkt wissen will. Aber eben die Frage, die er aufwirft und verneint: Sollen wir das bloß von den Aposteln verstehen?dassey ferne!läßt vermuthen, daß dieß die frühere oder doch schon dazumal bekannte Erklärung gewesen. Und so eignenChrysostomus,Apollinarius, dieses Gebet nur den Aposteln zu. Dieser sagt ausdrüklich;Christus thut, wasdie Apostelbitten.
|c44|Betenan allen Orten,1 Tim. 2, 8.d. i.in allenöffentlichen Versammlungen derChristen sollen nur die Männer vorbeten.
Betenmit der Zunge, oder, mit Zungen, 1 Cor. 14, 13. 14. 15.im Geist, imSinn, eben daselbst. Die eigentliche Uebersetzung ist:
13. Wer daher in einer fremden Sprache betet, der bete also, daß er es auch auslege;
14. Denn wenn ich in einer fremden Sprache bete, so betet zwar mein Herz, aber der Sinn, den ich damit verbinde, hilft dem andern (dem meine Sprache unbekannt ist) nichts, vergl.v. 16.
15. Was geziemt sich also? Nemlich; ich will zwar zu meiner Erbauung beten, aber auch so, daß andre (in öffentlicher Versammlung) meinen Sinn fassen: vergl.v. 19.
Der Apostel tadelt nemlich in dem ganzen Capitel die in der damaligen corinthischen Gemeine so sehr eingerißene Unordnung in einer der übrigen Gemeine unbekannten Sprache die gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten.
BetenohneUnterlaß1 Thess. 5, 17.vergl.Luc. 18, 1.Röm. 12, 12. ist von der öftern Gebetsübung zu verstehen: das heißt in allen Sprachen etwas unabläßig thun, wenn man es oft und fleißig thut. s.vertreten .
Beyde,Eph. 2, 14. 16. 18.Juden und Heyden;s.eins machen.
Beybringen,beweisen, darthun, Apostg. 24, 13.vergl.25, 7.
Beugendie Knie; s.anbeten . Eph. 3, 14. zeigt es die besondre göttliche Verehrung an, die durch |c45| die Anrufung geschieht, daß man sogleich übersetzen könnte.
Ich rufe an den Vater unsers Herrn etc.
Bewegen:Luc. 2, 19.Maria – bewegte (diese Erzählung von Jesu) in ihrem Herzen, d. i. sie dachte hin und her darüber nach, was sie zu bedeuten hätte, welches die eigentliche Bestimmung ihres Sohnes seyn möchte u. s. w.In einigen Ausgaben der Lutherschen Uebersetzung steht auch wirklich das deutlichere erwegen; und die ganze Vorstellung ist also eine schöne Veranlassung, das eignestille Nachdenken über die Religion sich und andern zu empfehlen.
Beylage,2 Tim. 1, 12. 14. bedeutet etwas, das bey einem andern zur Verwahrung niedergelegt ist, und so hat Luther dasselbe übersetzt1 Tim. 6, 20. Unter seiner Beylage versteht Paulus entweder sein Leben, welches dazumal (v.8.4, 15–18.) in großer Gefahr war, und versichert sich, daß Gott ihm dasselbe, wenn es sonst sein Wille sey, wohl erhalten könne (s.Krebs in den Anmerkungen über das Neue Testament aus dem Josephus); oder welches ich wegen des, bis anjenen Tag, noch vorziehen möchte, seinenapostolischen Beruf,seinLehramtv. 11., – ich bin gewiß, daß er mich bey dem mir anvertrauten Apostelamt bis ans Ende meines Lebens schützen könne. Dieses Lehramt, oder die Lehre selbst, nennt er nun auch die herrliche Beylage des Timothei. Es ist schwer, zwischen solchen gleich wahrscheinlichen und gleich sprachrichtigen Erklärungen zu wählen, und um so geziemender, jeden für sich wählen zu lassen.
|c46|Beylegen,aufhebenCol. 1, 5.2 Tim. 4, 8. Im Griechischen steht ein von dem gleich vorhergehenden Nennwort unterschiednes Zeitwort.
BildderHerrlichkeitChristi2 Cor. 3, 18. Der Sinn scheint zu seyn (in Verbindung mit dem 13ten v. und die Zwischenrede für eine gelegentliche Erläuterung angenommen): So konnten die Israeliten das Angesicht Mosis nicht ohne Decke sehen; aber wir (Apostel), wie wir die Herrlichkeit und Vortreflichkeit des Evangelii Jesu Christi klar und deutlich erkennen, so werden wir auch immer geschickter, sie andern eben so klar und deutlich zu predigen; werden auch darinnJesu, dessen Geist wir haben, immer ähnlicher.
BildGottes: s.Ebenbild .
Bischof;Aufseher (s.Aelteste ) Apostg. 20,28.1 Tim. 3, 2.Tit. 1, 7.
derSeelen; Seelsorger, wie wir zu sagen pflegen, der sich durch nützliche Belehrungen und Ermahnungen um andre verdient macht: So wird also Jesus1 Petr. 2, 25. recht eigentlich genannt in eben dem Verstand, in welchem er Hirte ,Prophet ,Fürst des Lebens ,Herzog der Seligkeit ,Haupt der Gemeine u. s. w. genannt wird; s. an den gehörigen Orten.
Bitten: Von Jesu wird gesagt, daß er für dieMenschenbitte Ebr.7, 25. und welches gleichgeltend ist, sie vertreteRöm. 8, 34,fürsiespreche1 Joh. 2, 1.Dieß hat er wirklich noch auf die feyerlichste Weise am Ende seines Lebens gethanJoh. 17, 9. 11. 15. (s.Welt ) ff. Allein die Christen aus dem Judenthum, mit denen es die Apostel in den angezeigten Stellen zu thun |c47| hatten, musten zu ihrer völligen Beruhigung wissen, daß wie sie überhaupt keines eigentlichen Hohenpriesters weiter bedurften, so auch die Darbringungen desselben, seine Fürbitten und Segnungen, ihnen weiter nicht nöthig wären. Es wird ihnen daher wegen ihrer fortdauernden Anhänglichkeit an die Aeußerlichkeiten ihres Gottesdienstes versichert, daß ihnen das alles nun entbehrlich sey, da Jesus durch sein Evangelium einen so förmlichensinnlichen Gottesdienst aufgehoben, ihnen den freyen kindlichen Zutritt zu Gott verschaft habe; es so gut sey, als wenn er ihr beständiger sichtbarer Hoherpriester und Fürsprecher wäre.
BittenundFlehenEph. 6, 18.Phil. 4, 6. sollte eigentlich auch am ersten Ort übersetzt seyn, Gebet und Flehen, und zeigt ein herzliches, eifriges Gebet an.
Bitte,Gebet, ist1 Tim. 2, 1. so unterschieden, daß das erste überhaupt alle gute Wünsche, und die Erklärungen derselben, das zweyte, eigentliche Gebete und Anrufungen anzeigt.
Bleiben,in Gott, inJesu, in dem Vater undSohn zeigt entweder eine Pflichterweisung oder eine Neigung an. Im ersten Fall bedeutet inJesubleiben und seinBleibeninunsJoh. 15, 4. 5. 6.1 Joh. 2, 6.3, 6.4, 13. seiner Lehre getreu seyn, in dem Bekenntniß seines Evangelii beharren und durch dasselbe zu allem Guten geleitet werden, nach seiner eignen und der JohanneischenErklärungJoh. 15, 7.2 Joh. 9. Im zweyten Fall, wie Joh. 6, 56.1 Joh. 4, 15. 16. heißt es so viel, als,GottundJesumlie|c48|benund sie gegenseitig zu Freundenhaben. Dieß ist zum Theil wieder die eigne Erklärung Johannis, da er einmal (1 Br. 4, 12.) für das, wir bleiben in Gott, welches der Gegensatz, erfoderte, sagt, seine Liebe istvölliginuns, wir lieben ihn von ganzem Herzen. Nach einer freyen Uebersetzung würde ich also sagen:
Joh. 6, 56 Wer meine Lehre annimmt, und sich recht zu eigen macht, der liebt mich und wird von mir geliebt werden.
1 Joh. 2, 6. Wer da saget, daß er sein Jünger sey, der muß auch wandeln wie er gewandelt hat.
– – 4, 15. Wer nun bekennet, daß Jesus von Gott ist gesendetworden, der hat Gott zum Freunde und er liebet Gott.
Theophylact unter den ältern und Camerarius unter den neuern Auslegern haben diese Ausdrücke in dem Evangelio Johannis schon beynahe eben so erkläret, und der erste bemerkt ausdrücklich, daß Joh. 15, 9. die Erklärung des vorhergehenden enthalte.
Bleibet in meinerLiebeJoh. 15, 9. ist die zärtliche Bitte eines abscheidenden Freundes, ihn nicht zu vergessen: Behaltet mich lieb, würde ich übersetzen – (v.10.) das wird geschehen, wenn ihr meine Gebote haltet – v. 11. Darum bitte ich euch also, damit ihr allezeit, wie ich, ein freudiges Herz haben könnet, und eure Freude so gründlich alslebhaftsey.
Bloß: Ebr. 4, 13.s.Wort Gottes.
BlutdesHerrn1 Cor. 11, 27. ist so viel, als derTodJesu, und man wird ein Mitschuldiger |c49| desselben durch unehrerbietigen Genuß des Abendmahls, indem man bey dieser Gedächtnißfeyer seines Todes mit eben so großer Gleichgültigkeit oder grober Verachtung gegenwärtig ist, als es seine ungerechten Richter bey der Hinrichtung selbst waren.
BlutChristi,Jesu Christi, desTestaments, des ewigen Testaments, der Besprengung, und was von dem einen oder dem andern auf eine sehr erhabne Art in folgenden Stellen Röm. 3, 25.5, 9.Eph. 1, 7.2, 13.Col. 1, 14. 20.1 Petr. 1, 18. 19.1 Joh. 1, 7.Ebr. 9, 13.14.10, 19. 29.13, 12. 20.Offenb. 1, 5.5, 9. behauptet wird, sind Ausdrücke und Redarten, welche die Christen, die ehemals Juden gewesen waren, und die aus dem Heydenthum, die mit ihnen gar zu geneigt waren, oder doch von ihnen verleitet werden konnten, neben dem Bekenntniß des Christenthums ihre eignenblutigen Opfergebräuche fortzusetzen, von einer solchen Vermischung abhalten sollten: „Das ist ja ganz, wollen die Apostel sagen, der Absicht des Christenthums zuwider; dazu ist ja eben Jesus gekommen, daß er durch Einführung einer Religion des Herzens und des Wandels solche knechtische Gottesdienste ganz abschaffen, uns die Ueberzeugung schenken wollte, daß Gott ohne leibliche Gaben und Opfer gegen jeden zurückkehrenden Sohn väterlich gesinnt sey. Denket, daß Jesus sich ja eben deswegen selbst aufgeopfert hat, um euch von einem solchen an sich unkräftigen Gottesdienste zu befreyen (euch zu erlösen voneuremeitelnWandel1 Petr. 1, 18.), alle Völker, die bisher wegen ihrer verschiedenen |c50|Religionsgebräuche, wie ihr Juden und Heyden in bitterer Feindschaft mit einander lebten, durch Eine Religion zu vereinigen (er hat Friede gemachtetc.Col. 1, 20.) und uns ohne alle Opfer einen freudigen Zugang zu Gott in unsern Gebeten, Danksagungen und ganzer Anbetung zu verschaffen (Ebr. 10, 19.). Das überleget, so urtheilet, und bemüht euch übrigens, die Menschen zu werden, die ihr nach seinem Evangelio seyn sollet, so habt ihr Friede mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christum, und sein Tod ist die erfreulichste Bestätigung davon.“ Oder auch nach dem, was gleich gesagt werden soll, er ist statt aller Versöhnopfer.
Also soll freylich das BlutJesu so viel seyn, als der TodJesu, und es ist mit dem Gebrauch jenes Worts, kein grösserer Nachdruck verbunden;aber nur für jüdische Christen, die immer wieder zu ihren blutigen Opfern zurückwollten, und die aus dem Heydenthum nach sich ziehen , war es sinnlicher, mehr das Blut als den Tod zu nennen, und für solche konnte auch im besten Verstande gesagt werden, sein Blut mache reinvon allen Sünden, nemlich die man bey nun erfolgter Besserung ehemals begangen (wie dieß der Zusammenhang erfodert), insofern er durch denselben die Lehre von der Begnadigung bey Gott bestätiget hat. Ich will nicht sagen, daß die Christen, die diese Vorstellung hörten, sogleich auch diese Erklärung dabey dachten. Ich will nicht einmal annehmen, daßPetrus und Johannes sie so deutlich als Pauluseingesehen da es auch bey ihrer Erleuchtung Grade gab und sie wenigstens in den Vordersätzen, die ich |c51| ihnen in den Mund gelegt, dieselbe Einsicht hatten. Aber auf die Erklärung kam es auch nicht an, wenn nur durch die ganze Vorstellung der Zweck, den bessern kindlichen Gottesdienst annehmungswürdig zu machen, erreicht wurde. Da ich bey den Artikeln Erlösung ,Hoherpriester ,Opfer , immer wieder auf diese Vorstellung zurückkommen werde, so erspare ich bis dahin andre Beweise, da ohne dieß die Erklärung aller damit verwandten Ausdrücke erst volles Licht giebt. Es wird indeß dienlich seyn, einige von den angezeigten Stellen besonders durchzugehen, und den Anfang von einer gar ausgelassenen zu machen.
Apostg. 20, 28. ist es nöthig, für Leser, die es anstößig finden möchten, wenn vom Blute Gottes geredet werde, zu erinnern, daß einige alte Bücher statt die GemeineGottes entweder schlechthin die Gemeine, oder, die Gemeine des Herrn lesen, und daß die mittelste Lesart vielen die richtige zu seyn scheint. Das Ganze soll anzeigen,daßJesusdurch eine biszumTodstandhafteVertheidigung der Wahrheit ihrBekenntnisbey andern ausgebreitet.
Ephes. 2, 13. ist der Verstand: Ihr, die ihr ehemals Heyden waret, seydnun, als Christen, mit den Christen aus dem Judenthum vereiniget worden durch den Tod Jesu, welcher damit die Aufhebung aller leiblichen Opfer, die euch von einander trennten, aufs gewisseste bestätiget hat: s.Christus ,ferne seyn .
|c52|1 Joh. 1, 7. So wir als erleuchtete Christen leben (s.wandeln ), wie Gott selbst ein reines und heiliges Wesen ist; so stehen wir und er in dem genauesten und erfreulichsten Verhältniß (das unter einander geht auf Gott und die Guten; mit ihm hatte er vorher gesagt): Und wenn wir uns denn ehemals versündiget haben, da wir noch im Judenthum lebten, so haben wir durch Christum den Trost, daß uns das bey unserm gegenwärtigen gebesserten Zustand nicht weiter von Gott zugerechnet wird, und sein Blut macht uns rein etc.
Diese Stelle ist so beweisend für die Unmöglichkeit göttlicher Begnadigung ohne eine schon wirklich angefangneSinnesänderung, daß wenn sie auch nur die einzige wäre, wie sie es doch nicht ist, die so unedle Vorstellung von der Vergebung der Sünden ohne Heiligung in einem offenbaren Widerspruch damit stehet. Aber gewiß ist die Sache selbst eben so widersprechend.
BlutdesLammes.Apoc. 7, 14.12, 11. Ich halte dies für eine Beschreibung des Märtyrertodes.So beschreibt Ignatius in seinem Brief an die Römerbeym Ruinart den seinigen als eine Aufopferung, sich als ein Opferthier; und die Gemeine zu Smyrna läßt eben daselbst in ihrem Briefe von der Hinrichtung des Policarp diesen unter andern Gott danken, der ihn gewürdigt habe, den Märtyrern zugesellet zu werden, und an dem Kelch Christi, d. i. an seinem Tod, Theil zu nehmen. Der Grund der Beschreibung wäre also darinn zu suchen, daß die Märtyrer um der Wahrheit willen eben so un|c53|schuldig litten, als Jesus vor ihnen gelitten hatte.
desTestaments, des neuen Testaments, des ewigen Ebr. 10, 29. Matth. 26, 28. Marci 14, 24u. s. w.s.Testament .
Blutvergießen.Ebr. 9, 22. ist die Behauptung, ohneBlutvergießen geschieht keine Vergebung, nicht so allgemein zu verstehen, sondern mit der gleich vorhergehenden Einschränkung, nach dem Gesetz, nemlich der mosaischen Gebräuche.
Bösewicht. So sollte1 Cor. 5, 13. nachdrücklicher und kürzer für
Thut von euch selbst hinaus, der böse ist – übersetzt seyn:
Stoßet den Bösewicht aus eurer Gemeine; welches schon v. 7. in bildlichen Ausdrücken war erinnert worden. So hat Luther selbst dasselbe Wort richtig übersetzt1 Joh. 2, 13. 14. wo vielleicht nach 3, 8.der Teufel zu verstehen ist, dem die jüdischen Philosophen auch alles moralische Böse zuschrieben. Eph. 6, 16.s.Herren der Welt .
Bosheit.s.Kinder ,Sauerteig . Sonst bedeutet es Apostelg. 3, 26.1 Cor. 14, 20. alle heydnische Laster überhaupt; hingegen sollte esLuc. 11, 39.Apostg. 8, 22.Eph. 4, 31.Col. 3, 8.Tit. 3, 3.1 Petr. 2, 1. wie es auch der jedesmalige Zusammenhang der Rede beweist, und Luther selbst Röm. 1, 29. übersetzt hat, eigentlicherSchalkheitheißen.
Bothschaft, ist Lehre1 Joh. 3, 11.vergl. mit Es. 28, 9. wo Luther das ebräische Wort, welches |c54| Griechen wörtlich Bothschaft geben, richtig Predigt, und verkündigen, lehren, übersetzt.
Braut,Bräutigam,Joh. 3, 29. ist das Ganze eine sprüchwörtlicheRedart, und eben so wird die Vergleichung Matth. 9, 15.25, 5.22, 2. folg.Marc. 2, 19.Luc. 5, 34.35. nur zu einer gelegentlichen Erläuterung angestellt. Man sollte also Jesum nicht in das Spiel mengen, welches man zuweilen mit der Kirche, als seinerBraut, treibt. Er selbst hat sie nie seine Braut genannt, und am wenigsten ein einzelnes Glied, welches noch weit anstößiger ist. Vielmehr, wenn er einigemal die Vergleichung seiner Person mit einem Bräutigam ergriffen, mäßiget er sie doch so, daß er nur die Freunde desselben (Hochzeitleute, wie Luther übersetzt) in die Vergleichung hineinbringt. Ich bestimme diese Anmerkung besonders Lehrern der Gemeinen, die solchen Tändeleyen mit gewissenhaften Ernst entgegen arbeiten sollten, und nicht die Einbildungskraft ihrer Zuhörer mit Bildern anfüllen, welche von ihnen gar zu leicht auf eine anstößige Weise erweitert werden können, und sehr oft, auch von ganzen Gemeinen, sind erweitert worden.
Brechen. s.Brod ,Sabbath .
Breit,Breite.Matth. 7, 13. heißt der breite Weg, die gemeine Lebensart; s.Pforte ,Weg . BreiteEph. 3, 18. bedeutet, nebst den übrigen Maaßwörtern, Längeetc. den ganzen Umfang, nemlich deschristlichen Erkenntnisses, dessen in dem gleich folgenden Verse gedacht wird, nur daß Luther in der Uebersetzung statt Erkenntniß alleswissensetzt. Der Sinn beyder Verse ist:
|c55|Auf daß ihr mit allen Christen begreifen möget, welches der Umfang der Religion sey; aber auch zugleich euch überzeugt halten, daß die gröste Einsicht noch nicht zureichend ist, und am Ende, Christum lieb haben, besser ist, als alles Erkenntniß.
Man könnte aber auch aus dem vorhergehenden 17ten V. das Wort Liebe wiederholen, und dann wäre der Verstand:
– Und in einer gegenseitigen Liebe recht gegründet zu seyn; daß ihr immer mehr ihren ganzen Umfang einsehen lernet, und vor allen Dingen erkennet, daß Christumlieben weit vortreflicher ist, als noch so große Religionseinsichten haben.
Brief,2 Cor. 3, 2. 3. Hier ist in der Vergleichung selbst der Brief Pauli das Empfehlungsschreiben der Corinther für ihn an andre Gemeinen, und Brief Christi das Empfehlungsschreiben Christi für Paulum an die Corinther. Die Vergleichung selbst leitet er im 1.V. dadurch ein, daß er, wie eigentlich übersetzt werden sollte, sagt:
Wir bedürfen weder, wie einige (falsche Apostel) eines Empfehlungsschreibens an euch, noch von euch; denn (das letztere ist unsre innige und unauslöschliche Liebe zu euch, die uns immer zu eurem Lobe beredt macht) ihr seyd unser Empfehlungsschreiben an andre, geschrieben in unser Herz kenntlich und lesbar allen Menschen: Und dagegen (sind wir euch durch Jesum Christum selbst, der uns zum Apostelamte unter euch berufen und geschickt gemacht hat, genug empfohlen) seyd auch ihr |c56| uns offenbar das beste Empfehlungsschreiben Christi, welches wir selbst an euch abgeliefert haben, nicht mit Dinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens (also eben so unauslöschlich) geschrieben.
Brod,ist überhaupt der Unterhalt des Lebens, z. B. im Vater Unser, wo man genauer übersetzen sollte:
Unsern nothdürftigen Unterhalt gieb uns heute,
s.täglich – Luc. 15, 17.(die ihr reichliches Auskommen haben) 2 Thess. 3, 8.
Haben auch nicht umsonst unsern Unterhalt von jemand genommen – wie viele – die ihr gutes Auskommen haben.
Dann bedeutet es in einem engern Verstande die gewöhnlichen Nahrungsmittel, Speise und Trank, und also nur einen Theil des Unterhalts; Matth. 4, 4.Luc. 4, 4. Der Sinn ist: Gott ist nicht an die ordentlichen Nahrungsmittel in der Erhaltung des Menschen gebunden; er kann es auch auf eine außerordentliche Weise thun.
Im engsten Verstande ist es das eigentliche BrodMatth. 16, 8.Marci 8, 17.
Nach der mittelsten Bedeutung heißt nun,das Brod essen, überhaupt speisen,Matth. 15, 2.vergl.v. 20.Marc. 7, 2. (3. 4.);zu Gastegehen,Luc. 14, 1.; und in der ersten sein eigen Brod essen, 2. Thess. 3, 12.selbst für seinen Unterhalt sorgen, ihn selbst erwerben; eines an|c57|dern Brod essen, Joh. 13, 18.durch ihn versorgt werden, Gutthaten von ihm genießen(Ps. 41, 10.)
Das Brod brechenMatth. 14, 19.15, 36.Marc. 8, 19.Luc. 24, 30.Apostg. 27, 35.1 Cor. 10, 16. und in den Einsetzungsworten bey den Evangelisten und dem Apostel Paulus ist nach den Sitten der Morgenländer, die sich beym Essen keiner Messer bedienen, eben das, was wir das Brod schneiden nennen, und also so viel, als es theilen. Und weil der Genuß des Brods im Abendmahl zu den besondern gottesdienstlichen Feyerlichkeiten der Christen gehörte, so nennen die Apostel diesen Genuß das Brodbrechen im vorzüglichen Verstande, 1 Cor. 10, 16.Apostg. 2, 42.20, 7. Nach der mittelsten Stelle waren also dazumal die vornehmsten Stücke des öffentlichen Gottesdienstes, der Unterricht, der Genuß des Abendmahls, endlich das gemeinschaftliche Gebet; und Gemeinschaftund Brodbrechen ist, nach unsrer Art zu reden, der gemeinschaftliche Genuß desAbendmahls.Die dritte Stelle enthält noch einen besondern Beweis dieses apostolischen Sprachgebrauchs, indem daselbst (nach v. 8. 9. 11.) von einer nächtlichen Zusammenkunft die Rede ist, welche man wohl nicht anstellte, um Brod unter die Armen auszutheilen, wovon einige die Redart haben verstehen wollen. Diesen Verstand hat sie, wie ich glaube, Apostg. 2, 46.; allein hier wird auch durch den Zusatz,hin und her in den Häusern, die Redart anders bestimmt, und durch den Inhalt der beyden vorhergehenden Verse der Leser noch mehr berechtiget, an eine mildthätige Austheilung zu denken: Ganz wie |c58|Es. 58, 7. welches diesen letzten Sprachgebrauch noch mehr bestätiget.
BroddesLebensJoh. 6, 35. 48.vom Himmel, das vom Himmel kommenistv.32. 41. 50.daslebendige Brod vomHimmelv.57.Brod Gottes – das der Welt das Lebengiebt: dieß letztere ist schon eine nähere Erklärung des ersten Ausdrucks, der nun eigentlich so viel bedeuten soll, als das Werkzeug, der Lehrer, Urheber der Glückseligkeit. So ist es in allen Sprachen gewöhnlich, die Nahrungsmittel von dem, was die Seele stärkt und erfreut, zu brauchen, ihr selbst Nahrung und den Genuß derselben zuzuschreiben. Ganz besonders liebten die jüdischen und PlatonischenWeltweisen dergleichen bildliche Vorstellungen, wozu auch nur Sprüchw. 9, 5.Sir. 15, 3. zum Beweise dienen kann. s.Fleisch .
Bruder ist zuweilen ein jeder naherVerwandterMatth. 12, 46.Marc. 3, 31.Luc. 8, 19.Matth. 13, 55.Joh. 2, 12.7, 5.Gal. 1, 19.Dann bedeutet es AmtsgehülfenApostg. 9, 17. 1 Cor. 16, 11.Phil. 2, 25.Col. 1, 1.Philem. 1.Heb. 13, 23.Eph. 6, 21.Col. 4, 7.2 Petr. 3, 15.2 Cor. 11, 26.; drittensMitbürgerMatth. 5, 47. 22. 23. 24.18, 15. 21. und nach diesem letzten unter den Juden üblichen Sprachgebrauch und der eignen Bestätigung desselben unter den Christen durch Jesum, Matth. 23, 8. ist es endlich so viel, als ein Mitchrist, ein Mitbüger der christlichen Gesellschaft. (Eph. 2, 19.) Luc. 22, 32.Joh. 21, 23.Apostg.14, 2.15, 1. 7. 13. 22. 23. 32. 36. 40. 16, 40.17, 10. 14.18, 18. 27.21, 7. 17.28, 14. 15. 21.Röm. |c59| 8, 12.14, 10. 13. 15. 21.1 Cor. 6, 5. 6.7, 12.8, 11. 13.15, 6.Eph. 6, 10.Phil. 1, 14.1 Tim. 4, 6.6, 2.1 Thess. 4, 10.1 Petr. 2, 17.1 Joh. 2, 9. 10. 11.3, 10. 14. 15. 16. 17.4, 20. 21.Jac. 1, 16.Jac. 2, 15.4, 11. – Gal. 6, 10. steht dafür Glaubensgenoßen.
Bruderliebe oder brüderlicheRöm. 12, 10.1 Thess. 4, 9.1 Petr. 1, 22.3, 8.2 Petr. 1, 7.Ebr. 13, 1. ist also zur Unterscheidung der allgemeinen Menschenliebe, die liebreiche Gesinnung gegen Religionsverwandte nebst ihren Erweisungen. In den damaligen Zeiten, in welchen der mitten unter einer ansehnlichen Menge Juden oder Heyden wohnende kleine Hauffen der Christen ganz verlassen würde gewesen seyn, wenn sie sich nicht alle untereinander desto thätiger beygestanden hätten, war diese Bruderliebe eine ganz besondre Pflicht. Nach den gegenwärtigen Umständen der christlichen Gemeinen verlieret sie sich, so zu reden, in der allgemeinen Menschenliebe, und wo intolerante Gemeinen die Oberhand haben, da kann es sogar Pflicht der Religion für den mäßig denkenden Theil unter denselben seyn, die Erweisungen der Menschenliebe der Bruderliebe vorzuziehen. Hier ist nemlich der Fall gegenseitig, der die besondern Uebungen der Bruderliebe in den apostolischen Zeiten nothwendiger machte; hier hat der Mitmensch weniger Beystand, als der Mitbruder, und braucht eben deswegen den meinigen mehr.
Brünstig. Zweymal steht dieses Wort in der Lutherschen Uebersetzung am rechten Ort und drückt das Griechische recht eigentlich aus; nemlich, |c60|Apostg. 18, 25.Röm. 12, 11. Aber 1 Petr. 1, 22.4, 8. sollte das Wort innig in der Uebersetzung gewählt seyn – Habt unter einander eine innige Liebe – Die Frage ist nur noch, was brünstig im Geist seyn soll. Es ist also in der letzten Stelle der Gegensatz von der Trägheit zum Guten, und soll die herzliche Nacheiferung desselben anzeigen; in der ersten aber geht es mehr auf die Lebhaftigkeit des Vortrags und die feurige Beredsamkeit des Apollo.
BuchdesLebensPhil. 4, 3.Offenb. 3, 5.13, 8.17, 8.20, 12.22, 19. Die gleichgeltende Benennung ist das lebendige Buch des LammesOffenb. 21, 27. Es ist nun schon einmal (s.anschreiben ) erinnert worden, daß die Bürgerlisten bey den Juden das Buch der Lebendigen (Ps. 69, 29.) genannt wurden, in welches die Namen aller Israeliten jedes Orts eingetragen waren, und daß daher die mit diesem Gebrauch bekannten Apostel, als ehemalige Juden, Gott gleichsam ein Buch zueignen, in welches das neue Volck der Christen von ihm eingeschrieben werde. In gleicher Rücksicht nennt sie Paulus (Eph. 2, 19.) Bürger; und daher kömmt endlich dieser Ausdruck mit den davon zusammengesetztenRedarten am häufigsten in der Offenbahrung vor, in welcher Sprache, Bilder, Benennungen, alles aus der jüdischen Staatsverfassung übergetragen ist.
Geschrieben seyn in diesemBuch, oder gegenseitig, aus demselben ausgelöscht werden, heißt also soviel, als, im ersten Fall, einwahres Glied der Kirche seyn, im zweyten, aus der christlichen Kirche ausgestoßenwerden, oder |c61| nicht dazu gerechnet werden. Was der Apostel sagt, deren Namen sind imBuchedesLebensPhil. 4, 3. würden wir in unsrer gemeinen Sprache ausdrücken: die rechtschafne Christen sind. Dießüberhebt uns denn auch der so oft aufgeworfnen Frage , wie man wieder aus dem Buche des Lebens könne ausgestrichen werden? bey der man nemlich voraussetzte, daß dies eigentlich so viel sey, als zum ewigen Leben erwähltseyn. Es ist eben so deutlich, daß Moses2.B. 32, 32. 33. sich nicht die Ausschliessung von ewiger Glückseligkeit, sondern die AbnehmungderRegierungslast unter einem solchen Volke wünschte. Er stellet Gott vor, wie er sein Volk namentlich in ein Buch geschrieben hat, und ihn unter dem Titel des Vorstehers desselben eingetragen. In diesem Verhältniß will er also lieber ausgestrichen seyn, als es vor seinen Augen untergehen sehen.
Buchstabe, der kleinste des GesetzesMatth. 5, 18. ist v. 19. das geringscheinendste Gebot:
Der Buchstabe tödtet, 2 Cor. 3, 6. 7.s.Amt .
Die erstenBuchstaben der christlichen Lehre,Ebr. 5, 12. die Anfangsgründe der Religion.
UnterdemBuchstaben der Beschneidungseyn,Röm. 2, 27. buchstäblich, im eigentlichen Verstande, beschnitten seyn:V.29.dieBeschneidung im Buchstaben, die eigentliche sogenannte Beschneidung. Nach einer freyen Uebersetzung würde es heißen:
27. Es wird also der unbeschnittene Heyde, der das Gesetz vollbringt, dich eigentlich beschnittenen Uebertreter des Gesetzes verdammen. 28. Denn der ist nicht ein wahrer Jude, |c62| der es nur äußerlich ist; und eben so wenig das die rechte Beschneidung, die nur äußerlich am Fleische geschieht. 29. Der ist vielmehr der wahre Jude, der es innerlich ist, und die rechte Beschneidung eine geistliche des Herzens, und keinesweges die buchstäbliche des Fleisches.
S.Beschneidung .
Das alte Wesen desBuchstabensRöm. 7, 6. ist nach v.1. 4. 7. das alte geschriebene Gesetz.
Bürgerschaft,Eph. 2, 12. genauer Bürgerrecht, gleichnachher,ohne Christo seyn; s.ohne .
Bund. So übersetzt der sel.Luther1 Petr. 3, 21. ein Wort, welches weder nach dem Sprachgebrauch diese Bedeutung hat, noch in der Zusammensetzung mit dem Worte Gott, wie sie im Text ist, haben kann. Bey andern griechischen Schriftstellern kömmt es zwar in der Bedeutung Frage oder Bitte, vor wie Dan. 4, 14. und beym Thucydides 3, 53. 68. aber nie in einer solchen Redverbindung. Ich vermuthe also mehr, daß es hier die Verpflichtung bedeute, die der Täufling über sich nahm, und nundieVerpflichtung eines guten Gewissens gegen Gott, oder noch genauer, die gewissenhafte Verpflichtung gegenGott, die Uebersetzung seyn sollte. Dies giebt einen sehr verständlichen Sinn, und stimmt auch mit der eigentlichen Bedeutung und Absicht der Taufhandlung überein. Sie ist nicht an sich ein Reinigungsmittel des Herzens und Gewissens; dafür giebt sie auch Petrus nicht aus, weil er sonst im Gegensatz würde gesagt haben – nicht das Abthun des Unflats am Fleisch, sondern |c63|das Abthun der Flecken imGewissen – Der Täufling verpflichtet sich nur zum aufrichtigen Gehorsam gegen Gott, oder andre für ihn (wo der Gebrauch der Kindertauffe eingeführt ist) u. s. w.
Buße. Dieses deutsche Wort, welches eigentlich eine Genugthuung anzeigt, in welcher Bedeutung es auch LutherEsra 7, 26. nimmt, drückt den Sinn der beyden griechischen Wörter, für die er es in der Uebersetzung des Neuen Testaments gebraucht hat, nicht richtig genug aus. Nur zweymal hat er dafür das bequemere Reue gewählt 2 Cor. 7, 9. 10. Allein noch genauer würde man übersetzen müssen Sinnesänderung, Besserung, wie esPhilo (2 B.S.3, 5.) erklärt. So werden beyde griechische Wörter von Gott in der Uebersetzung des alten Testaments in der Bedeutung einer Aenderung seiner Rathschlüsse gebraucht, an allen den Orten, wo Luther auch den Begriff der Reue ausgedrückt hat; eben so braucht Josephus das eine wie das andre von denen, die ihre MeinungenoderEntschließungen ändern, in welcher eingeschränktern Bedeutung es Ebr. 12, 17. vorkömmt, wo es für heißen sollte: Wenn von Menschen die Rede ist, sollte also allezeit in der deutschen Uebersetzung für Buße,Sinnesänderung oder Sinnesbesserung oder Rückkehr stehen, z. E.
Apostg. 20, 21.ich habe geprediget – – |c64|die Rückkehr zu Gottetc.
Röm. 2, 4. Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Besserung leite?
2 Cor. 7, 9. – Daß ihr seyd betrübt worden zur Besserung.
Bußethun, ist daher eben so viel, als sich bessern, sein Leben ändern, und dieser sogleich verständlichere Ausdruck sollte allenthalben in unsrer deutschen Uebersetzung stehen, wo der seligeLuther jenen eingeführt hat. Wenigstens müssen nun die Leser dieser Uebersetzung das dabey denken – bey thutBußeMatth. 3, 2.4, 17.Marci 1, 15.Apostg. 2, 38.3, 19.thue BußeApostg. 8, 22.Offenb. 2, 5. 16.3, 3. 19.Buße thunMarci 6, 12. Luc. 15, 10.16, 30. bessert euch, ändre, beßre dich, sich bessern.
Der Buße nichtbedürfenLuc. 15, 7. ein schon wahrhaftig gebesserter Mensch seyn.
Buße und Vergebung derSünden:Luc. 24, 47.Apostg. 5, 31.Lebensbesserung und Begnadigung.
Buße zur Vergebung derSünden,Marci 1, 4.Luc. 3, 3.Apostg. 2, 38. Besserung zur Erlangung der göttlichen Gnade.
Die Einsicht in die Religion würde an Klarheit und Richtigkeit ungemein viel gewinnen, wenn sich alle ihre Bekehrung nur grade zu mit der Schrift nach allen den vorhergehenden Aussprüchen und Vorstellungen als eine Besserung dächten. Und wenn ein jeder, der sie nöthig hat, sich wirklich nach reifer Ueberlegung dazu entschlösse, so möchten die dabey gehabten unangenehmen Empfindungen der Mißbilligung sein |c65| selbst und einer schamvollen Reue noch so unmerklich und von noch so kurzer Dauer gewesen seyn, die Besserung selbst wäre doch erfolgt, und also der Mensch da, den Gott als einen gebesserten wieder mit Wohlgefallen ansieht. Da brauchen wir also auch als Prediger nicht einen so weiten Umweg zu nehmen, und uns bey weitläuftigen Beschreibungen der Erkänntniß und Bereuung der Sünden aufzuhalten. Alle solche Beschreibungen reichen doch noch lange nicht hindie Menschen und jeden einzelen Menschen auf seine eignen Vergehungen aufmerksam zu machen. Sagen wir ihm aber, beßredich, und er hat Lust es zu thun, so wird er sich am sichersten sagen können, worinnen er dieser Besserung bedarf.