Heilig. In der ebräischen Sprache wird alles das heilig genannt, was entweder an sich und |f303| in seiner Art vorzüglich,vortreflich, ist, oder durch besondre Umstände auch eine besondreäußerliche Würdeerhält. Die Sache selbst, von der es gebraucht wird, muß also jedesmal entscheiden, welches Wort man in seiner Muttersprache eigentlich damit zu verwechseln hat, und dann ist es Pflicht des Uebersetzers, dieses zu wählen. Also ist
Heilig, von Gott gesagt, so viel, als
majestätisch,herrlich,vollkommenJoh. 17, 11.Luc. 1, 49.1 Joh. 2, 20.Offenb. 3, 7.4, 8. Die Uebersetzung sollte seyn –
Allerhöchster Vater! erhalte sie
etc.
– des Name
herrlich ist – Ihr habt die Salbung von dem
Vollkommensten und wisset alles – das saget der
Höchste, der
etc.
–
herrlich
, herrlich, herr
|c234|lich ist Gott
etc.
– Und das ist wieder, er ist der
Höchste, Vollkommenste, Anbetungswürdigste. Wo es nun aber auf
|d299| |e299| die
besondre Erweisung
|a227| |b227| der göttlichen Vollkommenheit, die wir im gemeinen
Sprachgebrauch die
Heiligkeit nennen, eingeschränkt wird, da muß denn auch dieses Wort in der Uebersetzung beybehalten werden, und also 1 Petr. 1, 15.Offenb. 6, 10.16, 5.
Der
HeiligeApostg. 3, 14. der
Heilige GottesMarc. 1, 24.
vergl.
Ps. 106, 16. (wo Moses in gleicher Bedeutung so genannt wird) von Jesu
gesagt, ist so viel, als
Messias, sollte auch gleich so übersetzt werden, und
Apostg. 4, 27. 30. beydemal deinen
herrlichen SohnJesum
. Wenn nun aber eben derselbe in einem ganz andern
Zusammenhang Ebr.7, 26.
heilig genannt wird, so behält das Wort seine uns geläufigere Bedeutung.
|f304|Heilige StadtMatth. 4, 5.27, 53.
ist
eine Benennung Jerusalems, die auch beym
Philo vorkömmt, und
auf gut deutsch die
Königsstadt, weil sie als die Residenz Gottes und der Tempel in derselben als sein
Pallast angesehen
wurde:s.
Matth. 5, 35.
Heilige, oder besser, unverletzliche StätteApostg. 21, 28. der Tempel.
Das
Heilige ist
Ebr. 9, 25., erst so viel, als das
Allerheiligste,
v.
3. oder der Theil des Tempels, der, so zu reden, das Cabinet Gottes vorstellte, welches kein Mensch betreten durfte, und in welches selbst der Hohepriester nur ein einzigesmal im Jahr, und das nicht ohne Furcht und Zittern, eingehen durfte. Da Gott nemlich
als |c235| der unmittelbare
|a228| |b228| Monarch seines Volks
gedacht wurde, so
ward er auch vorgestellt, wie er sein
eignes Land, in demselben seine Residenz, und
|d300| |e300| in dieser seinen Pallast hat. Und dieser Pallast, der Tempel, war nun wieder nach orientalischen Sitten so eingerichtet, daß er einen
Vorhof,
einHeiliges und ein
Allerheiligstes hatte. In den ersten war der Eingang einem jeden erlaubt, der gleichsam
etwas bey Gott
f√ zu suchen hatte; in das zweyte kamen
nur die
Priester,
ab√ die Staatsbedienten, und dann die
Leviten ,
ab√ die Hofbedienten Gottes, menschlicher Weise zu reden; und in das dritte durchaus niemand, als, wie gesagt, der Hohepriester, der oberste Staatsbediente Gottes, einmal im Jahre. Welche Aufklärung schon bloß durch diese Bemerkung der ganze Brief an die
Ebräer erhält, werde ich bey
Himmel ,Priester , noch deutlicher machen. Ich
|f305| erinnere nur noch, daß
Philo diese Erklärung des
allerheiligst von dem Ort gesagt, wo Gott als wohnend gedacht wurde, sehr schön erläutert, wenn er den Berg den
allerheiligsten nennt, auf
welchemMoses
Gottes Befehle erhielt, weil sich niemand demselben nähern durfte;
im 2.B.
der
Lebensbeschreibung desselben
ab√. Im
Lateinischen könnte man das Wort
augustissimus damit
verwechseln, und allezeit muß man in einem solchen Zusammenhang nichts weiter dabey denken, als die
äußerliche Würde, wie
Ebr. 9, 1.
die Uebersetzung seyn sollte.
Das
Heilige im Gegensatz
Ebr. 9, 12. 24.10, 19. ist nun der
Himmel, und dieser die ganze christliche Kirche
in ihrer ewigen Fortdauer:
s.
Himmel .
|c236|Heilige Güter
Ebr. 8, 2. wird gleich erklärt durch
himmlischev.
5.9, 23. oder
zukünftige, nemlich im
Alten Testament9, 11. und das sind
|d301| |e301| denn, nach unserm
Sprachgebrauch,
Religionssachen, alles, was die christliche Religion Gutes und Erfreuliches
enthält. Davon ist Jesus
der
HohepriesterEbr. 9,
11. nach jüdischem Sprachgebrauch; nach einem schon allgemeinern der
PflegerEbr. 8,
2.; und nach dem für uns verständlichsten,
das Hauptseiner Kirche;
s.Herr .
HeiligeBrüder1 Thess. 5, 27.Ebr. 3,
1. und die
Heiligenf√Apostg. 9, 13. 32. 41.26, 10.Röm. 1, 7.
8, 27.12, 13.15, 25.
16, 2. (Eph. 5, 3.
Tit. 2, 3.) 15.1 Cor. 1, 2.6, 1.14, 33.16, 1. 15.2 Cor. 1, 1.8, 4.9, 1. 12.Eph. 1, 1. 15. 18.2, 19.3, 8. 18.4, 12.6, 18.Phil. 1, 1.4, 21. 22.Col. 1, 2. 4. 12. 26.3,
|f306| 12.1 Thess. 3, 13.2 Thess. 1, 10.1 Tim. 5, 10.
Philem. v. 5. 7.
1 Petr. 2, 5. 9.3, 5.Jud.
v.
3. 14.Offenb. 13, 10.sind
allezeit
Christen,Mitchristen, und
sollte man zur Vermeidung aller Zweydeutigkeit, jedesmal
so übersetzen, oder auch Religionsbekenner. Die Apo
|a230| |b230|stel nahmen
hierbey ihre Rücksicht auf die gleiche Benennung der Israeliten, als der vormaligen Bekenner der wahren Religion,
z. E.
Ps. 50,5. wobey auch nur auf die äußerlichen Vorzüge gesehen wurde.
Heiliger, genauer,vortreflicher, herrlicher, Beruf 2 Tim. 1, 9. Bund Luc. 1, 72.
Die allgemein bekannte Bedeutung, nach der es den
moralischen Werth einer Sache und also die christliche Rechtschaffenheit,
|c237|Frömmigkeit
u. s. w.
anzeigt, behält es Röm. 6, 19. 22.Eph. 1, 4.5, 27.Tit. 1, 8.1 Petr. 1, 15.
und sollte daher Röm. 7, 12. übersetzt werden –
|d302| |e302| das Gebot ist
vollkommen, recht und
vortreflich: siehe
Gut .